Shitsui no Jidai von Aoiyuki (Findest du aus der Vergangenheit?) ================================================================================ Kapitel 18: Sommer gefolgt von Sonnenschein? -------------------------------------------- Hier ist wieder ein neues Kapitel :) Und ich bedanke mich herzlichst an alle Reviewschreiber!! Danke für die tollen Reviews!!! Sie ging an den Klippen entlang. Tatsächlich. Alexis mit Zane. Über was redeten die beiden? Mochte Alexis nicht Jaden? Was hatte das nur zu bedeuten? „Ich glaub nicht, dass das ein Date ist“, hörte sie eine Stimme sagen. „Chazz?!“ Er stellte sich neben sie, beide Arme verschränkt. „Ich habe das auch zuerst gedacht, aber Atticus meinte, dass da wahrscheinlich nichts läuft. Es heißt sowieso, dass Zane nur ‚in das Duellieren verliebt ist‘ und…“ „Wie meinst du das, nur ‚in das Duellieren verliebt‘?“, unterbrach sie ihn ungeduldig. Ihr Herz schlug schnell gegen ihren Brustkorb. Sie erinnerte sich an das Gespräch, das sie mit Zane am Abend vor dem Abschlussduell hatte. „Na das sieht man doch. Er hat noch keine einzige Freundin. Ich hab gehört, dass am Anfang des Schuljahres ein Mädchen namens Blair Zane ihre Liebe gestanden hat. Sie kam aus der fünften Klasse der Mittelschule, glaube ich. Sie hat den ganzen Weg auf sich gebracht, um zu Zane zu kommen. Und weißt du, was er gemacht hat?“ Mio schüttelte den Kopf. „Sie ganz kalt abgewiesen. Er liebe nur das Duellieren, so hieß es.“ Für die Schwarzhaarige war es wie ein Stechen in der Brust. Sie taumelte zwei Schritte nach hinten. „Das… das stimmt nicht! Das ist nicht wahr!! Du hast dich verhört! Und außerdem… vielleicht war das Duellieren ihm wichtiger als alles andere… vielleicht hat er sich auch nicht für Mädchen interessiert…doch das hat sich bestimmt geändert!!“ „Und wieso hat er bis jetzt keine Freundin?“ Sie schüttelte energisch den Kopf. „Was weiß ich!! Aber… Zane ist nicht so!! Bestimmt!“ „Das bringt nichts.“ „Doch!! Das wird es, ich…“ Sie versuchte, ihre Worte zu finden. „Ich werde es versuchen. Bei Zane. Vielleicht habe ich wirklich Chancen. Und hör auf, mir die Hoffnung zu zerstören! Du weißt doch auch, wie es sich anfühlt! Hast DU etwa bei Alexis aufgegeben??“ Chazz erwiderte darauf nichts. „Nein? Na also! Dann.. lass mich mit deinen Klugheiten in Ruhe, okay?“ Sie lief mit schnellen Schritten davon und ließ Chazz alleine stehen. Wie sie es schon so oft getan hatte. Der Schwarzhaarige beobachtete das Spiel der Wellen. „Aufgeben…? Ich weiß es nicht“, murmelte er mit leiser Stimme. Er war sich selbst überhaupt nicht mehr über seine Gefühle im Klaren. Mio warf sich wütend auf ihr Bett und krallte ihre Finger in ihr Kissen. „Dieser blöde Chazz!! Warum muss er bei mir immer alles zerstören?“ Sie drehte sich unruhig auf die andere Seite und starrte an ihre Decke. Zane interessierte sich nicht für Mädchen. Er ließ jede abblitzen. War das wirklich so? Wenn solch ein gutaussehender Typ wie er noch keine Freundin hatte.. doch das bedeutete nichts! Sie durfte nur nicht aufgeben, jawohl! Wenn Alexis so viel Zeit mit ihm verbrachte und sie kein Date mit ihm hatte, konnte ihre Freundin ihr bestimmt ein paar hilfreiche Tipps geben. Einfach ausprobieren, dachte sich Mio. Es klappte bestimmt. Vielleicht. Sie erhob sich schwermütig von ihrem Bett und begann, ihren Koffer zu packen. Sechs Wochen würde sie hier nicht sein. Ganz schön lange. Dabei hatte sie sich hier so gut eingelebt. Sie war bei ihren Freunden. Ihrer Familie. Sie kniff ihre Augen zusammen. Wie würde sie die Wochen alleine überstehen? Sie hätte niemals gedacht, dass es so schwer werden könnte… Sie wusste, dass ihr Duellgeist bei ihr sein würde, ja, aber sie würde ihre Freunde trotzdem sehr vermissen. Sie packte ihre letzte Jacke ein und verschloss den Koffer. Alles fertig. Am nächsten Tag herrschte großer Trubel. Nach einem letzten Frühstück trafen sich die Schüler am Hafen an und warteten auf ihre Fähre, welche sie zum Hafen von Tokyo beförder würde. „Juhu, endlich Ferien!“, rief Jaden laut und stellte seine Koffer neben die von Mio. „Naja, ich wär eigentlich lieber hier“, erwiderte sie leise. „Hier? Echt?“ Sie nickte. In diesem Moment kam die Fähre. „Wieso muss ich, Chazz Princeton, meine Koffer ALLEINE zu diesem kleinen Boot schleppen?“, meckerte Chazz hinter ihr, während sie die Fähre betraten. „Also ich finde es hier sehr komfortabel“, meinte das Mädchen und suchte ihre Kabine. Sie traf dabei auf Alexis. „Ach, Alexis“, sagte Mio. Die Blondhaarige drehte sich zu ihr. „Hey, Mio. Was gibt’s?“ „Also.. kann ich gleich mal mit dir unter vier Augen reden?“, fragte sie. „Äh.. okay, einen Moment.“ Die Mädchen verstauten ihr Gepäck und gingen ans Deck. Obwohl der Himmel ein wenig bewölkt war, schien die Sonne warm auf sie hinunter. Mio lehnte sich an die Reling und hatte ihre Füße gegen das Deck gestemmt. „Ich habe gehört, du fährst in die Karibik?“, fragte die Schwarzhaarige. „Ja, für fünf Wochen.“ Alexis trat neben sie. „Aber das ist unwichtig, hab ich recht?“ Das Mädchen seufzte. „Also… gestern habe ich dich mit Zane am Leuchtturm gesehen.“ Alexis hob eine Augenbraue. „Ja?“ Mio sah ihr direkt in die Augen. „Ihr… seid doch nicht zusammen, oder?“ Einen Moment herrschte zwischen den beiden Stille, bis Alexis in Gelächter ausbrach. „Was ist so lustig?!“, fragte Mio wütend. Lachte sie ihre Freundin da gerade aus? Die Blondhaarige beruhigte sich langsam. „Tut mir leid… aber du bist so süß, wenn du eifersüchtig wirst!“ Mio blieb die Sprache weg. „E-e-e-e-e-e-eifersüchtig?!!“, stieß sie aus. Alexis nickte. „Ja, eifersüchtig.“ Die Schülerin sah zum Meer hinaus und blinzelte gegen die Sonne. „…Aber du hast nicht meine Frage beantwortet!“ Alexis lächelte. „Keine Sorge. Zane ist wie ein älterer Bruder für mich. Er war für mich da, als Atticus verschwunden war. Aber zwischen uns läuft nichts. Ehrlich.“ Mio nickte leicht. Es war eigentlich logisch, sonst würde sie nicht so sehr für Jaden schwärmen. „Und wir treffen uns eben oft am Leuchtturm. Heute war es das letzte Mal.“ Die Blondine ließ ihren Blick traurig über das Meer schweifen. „Ich finde es schade, dass er geht.“ Mio seufzte auf. „Du scheinst Zane ziemlich gut zu kennen, oder?“ Alexis bejahte. „Kannst du mir dann… sagen, worauf ich achten soll?“ „Achten? Worauf denn?“ Mios Wangen färbten sich rot. „A-also… Zane hat mir seine Nummer gegeben… und ich weiß nicht, wann ich mich melden soll.“ Ungläubig sah Alexis sie an. „Zane hat dir seine Nummer gegeben?!!“ Wer hätte gedacht, dass Mio an Zane so sehr interessiert war, dass sie seine Nummer haben wollte. „Du scheinst ihn doch ziemlich zu mögen, oder?“ Mio nickte leicht. „Ich kenne ihn aber noch nicht so gut. Deshalb… habe ich vor, ihm zu schreiben.“ Alexis legte nachdenklich einen Finger auf ihre Lippen. „Hm… dabei dachte ich, dass Chazz…“ „Was? Was ist mit diesem Snob?“ „Äh.. schon okay. Vergiss es einfach. Also was wolltest du wissen?“ „Wann ich mich melden soll und was ich schreiben soll“, sagte sie ungeduldig. „Okay… jetzt sofort auf jeden Fall noch nicht, das ist sonst zu…“ „Hey, Lex!!“ Die Mädchen drehten sich um. „Hi, Jaden“, begrüßte Alexis ihn lächelnd. Mio derweil ärgerte sich, dass sie unterbrochen wurden. „Lust, ein wenig ‚Mensch-Ärgere-Dich-Nicht‘ zu spielen?“, bot er an. Alexis blickte zu Mio. Mio blickte zu Alexis. „Äh, also… wir kommen gleich nach, ja?“ Jaden schaute verwundert. „Worum geht’s denn?“ „Ach, nichts Besonderes. Fangt ruhig an, wie gesagt, wir kommen schon noch.“ Damit ging Jaden wieder zurück. „Danke, Lex“, murmelte Mio. „Kein Problem. Es sind sowieso Syrus, Chazz und die anderen bereits da. Wir kommen ja noch nach. Naja..“, sie verschränkte ihre Arme. „Jedenfalls würde ich ihm im Laufe der Ferien schreiben. Einfach mal so fragen, wie es ihm geht.“ „Aha.. und wird er antworten?“ „Natürlich. Wir reden hier immerhin von Zane.“ „Na gut.. hoffentlich klappt das.“ Alexis sah sie aufmunternd an. „Bestimmt.“ Doch innerlich konnte es die Blondine immer noch nicht fassen, dass Mio an Zane Gefallen gefunden hat. Klar, er war ein Schulschwarm, aber das passte irgendwie nicht zu Mio. Der kühle Zane und die aufgeweckte Mio? Er war nicht ihr Typ. Aber sie wollte sich auch nicht in ihre Angelegenheiten einmischen. Ihre Freundin musste das schon selbst herausfinden. Und wenn alles schiefgehen würde, wäre sie für Mio da. Zusammen gesellten sie sich zu den anderen und spielten Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Dabei stellte man fest, dass Jaden und Alexis sich gegenseitig verschonten und Mio und Chazz sich regelrecht ein hartes Gefecht lieferten. „Ha!! Rausgeworfen!“, rief Mio triumphierend. In der nächsten Runde schlug allerdings Chazz zurück, sodass die Schwarzhaarige im Nachteil war. Sie wäre auf ihn losgegangen, wenn Jaden sie nicht zurückgehalten hätte. Atticus, der auch unbedingt mitmachen wollte, beobachtete die beiden aufmerksam. Das war wirklich interessant… sein Kopf begann angestrengt zu arbeiten. Die Freunde spielten die ganze Fahrt über, bis es langsam Zeit war, seine Sachen zusammenzupacken. „Och, schade…“, jammerte Mio traurig. Sie hätte so gerne noch länger mit ihnen die Zeit verbracht! Trübselig holte sie ihren Koffer und sah zu, wie das Schiff anlegte. Man sah bereits einige Eltern der Studenten, die ihre Schützlinge abholten. Ihre Hände verkrampften sich. Sie schüttelte ihren Kopf. Darüber war sie doch schon längst hinweg! Es war selbstverständlich, dass niemand auf sie warten würde. Sie hätte sich damit abfinden sollen, aber es fiel dem Mädchen nach wie vor schwer. „Ciao, Mio!!“ Alexis umarmte ihre Freundin fest. Mio wurde es warm ums Herz. Es war schön, die Nähe eines Menschen zu fühlen. Sie hoffte, der Moment würde niemals mehr aufhören. „Ich wünsch dir schöne Ferien! Vielleicht können wir nächstes Mal zusammen Urlaub machen!“ Ihre Miene hellte sich auf. „Ehrlich? Meinst du das ernst?!“ „Klar doch! Also, mach’s gut! Und alles Gute mit Zane!“ Sie winkte zum Abschied und ging zu Atticus. Dieser machte ebenfalls eine Abschiedsgeste. Das Geschwisterpaar verschwand am Horizont. Mio verabschiedete sich noch von Syrus und machte sich in die Innenstadt auf. Alleine. Mio seufzte. Sie fuhr ihre Stange ihres Koffers aus und zog ihn hinter sich her. „He, Mio!“ Sie drehte sich um. Jaden rannte auf sie zu. „Musst du auch zum Bahnhof?“, fragte er neugierig. Sie nickte überrascht. „Du auch? Wirst du nicht abgeholt?“ „Nee, meine Eltern sind arbeiten.“ Sie war also nicht die Einzige. Welch ein Glück. „Ich muss nach Domino City. Warum konnte die Fähre da nicht anlegen?“ Der Braunhaarige grinste. „Das find ich auch blöd. Denn ich muss noch bei Domino City umsteigen.“ Er legte freundschaftlich einen Arm um sie. „Lass uns zusammen gehen, kay?“ Sie lächelte breit. Jaden war das Beste, was ihr passieren konnte! Kein langweiliger Weg, den sie einsam zum Bahnhof zurücklegen musste. „Na dann los! Hast du eigentlich ’ne Idee, wann, äh, der Zug kommt?“ Er schüttelte ratlos den Kopf. „Ist aber nicht wichtig, oder? Ich meine, wir haben ja genug Zeit. Lass uns noch bei ein paar Karten- oder Zeitschriftenläden vorbeischauen.“ Seit langem lachte sie wieder sorgenfrei. „Super! Dann los!“ Zusammen machten sie eine kleine Shopping-Tour. In dem Moment fuhr eine schwarze Limousine an ihnen vorbei. Dort saß niemand anderes als Chazz Princeton. Als er aus dem Fenster sah, wäre er beinahe vom Sitz gefallen. Mio und Jaden. Das Mädchen lachte. Fröhlich. Unbeschwert. Er schluckte. Ein merkwürdiges Gefühl kam in ihm auf. Chazz konnte es nicht beschreiben. Er fühlte sich so weit von ihr entfernt. Er war in der Limousine und sie war glücklich. Bei Jaden. Und bei ihm? Obwohl er es nicht zugeben wollte; er wäre gerne bei ihr gewesen. Jaden blickte auf. „Hm? Ist das nicht Chazz? Hey, Chazz!“ Er winkte ihm freudig zu. Mio verdrehte die Augen. „War klar, dass jemand wie er persönlich vom Chauffeur abgeholt wird. Mit der besten Limousine, sodass es jeder sehen kann. Typisch.“ Jaden wandte sich zu ihr. „Habt ihr euch wieder gestritten? Was hast du eigentlich gegen ihn?“ Sie ballte ihre Hand zu einer Faust. „Alles! Er ist der arroganteste Mensch, den ich jemals gesehen habe! Der hat keine Ahnung von Moral und seinen Mitmenschen!!“ Abgesehen von jener Nacht. „Aber hat er dir nicht geholfen?“ Sie schnaubte. „Genau das ist es ja!! Ich verstehe ihn nicht. Er behandelt mich wie den letzten Dreck und dann rettet er mich. Ich hasse solche Menschen.“ Der Braunhaarige hob eine Augenbraue. „Du magst ihn nicht? Ich dachte, ihr seid Freunde?“ „Siehst du nicht, wie abfällig er mit mir redet?“ Die beiden marschierten durch eine Einkaufshalle. „Das tut er doch mit jedem. Das ist seine Art. Er ist ein guter Mensch, wirklich.“ Sie schüttelte den Kopf und murmelte so etwas wie: „Wer’s glaubt, wird selig.“ Bei dem Anblick von einem Kartenladen mit neuen Duellmonsterkarten vergaßen die beiden das Thema Chazz und rannten sofort in den Laden rein. Dort verbrachten sie eine ganze Stunde mit dem Inspirieren der Karten. Jaden und Mio kauften sich jeweils ein neues Pack, in dem die eine oder die andere Karte recht brauchbar war. Sie schlenderten noch ein wenig durch die Einkaufsmeile, kauften sich zwei Kugeln Eis und kamen letztendlich am Bahnhof an. Genau rechtzeitig konnten sie den Zug zu Domino City nehmen. Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde. Dabei lehnte sich Mio unbewusst gegen Jadens Schulter, da sie recht müde war. Der Braunhaarige war überrascht, lächelte aber dann leicht. In der Zeit, in der das Mädchen bei ihnen war, hatten sie sich richtig gut miteinander befreundet. Er tätschelte ihr sanft über den Kopf. Neben Alexis war sie seine beste Freundin geworden. Doch wie war es mit Alexis? Bei ihr fühlte er bei jeden Berührungen ein Kribbeln im Bauch. Ganz anders als bei Mio. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Noch nie hatte Jaden Gefühle solcher Art gehabt. Das Anhalten des Zugs ließ Jaden aufschrecken. Sie waren am Ziel angekommen. Er rüttelte Mio, die eingedöst war, wach und stieg mit ihr aus dem Zug aus. Er bemerkte, wie die Schwarzhaarige auf einmal trübselig auf den Boden sah. Er legte eine Hand auf ihre Schulter. „Was ist los, Mio?“ „Weißt du… ich finde es schade, dass wir uns für sechs Wochen nicht mehr sehen. Es war total lustig mit dir und den anderen.“ Jaden runzelte die Stirn. Dann fiel ihm etwas ein: „Komm doch zu mir in den Ferien! Ab der zweiten Woche bin ich da.“ Überrascht sah sie ihn an. „Echt?? Kann ich??“ Er nickte. „Klar doch!! Wir haben ein Gästezimmer und…“ Ehe er weitersprechen konnte, fiel Mio ihm glücklich um den Hals. „Oh wie toll!! Das ist super!!“ Jaden lachte. „Kein Problem. Meld dich einfach, ja?“ Mio nickte eifrig, mit neuem Elan. „Das werde ich! Das wird super!“ Die zwei umarmten sich. Mio konnte Jadens Atem spüren. Sie genoss die Umarmung. Es war schön, die Wärme des anderen Menschen zu fühlen. Sie war froh, einen guten Freund wie Jaden zu haben, Sie mochte seinen sorglosen Lebensstil. In seiner Nähe fühlte sie sich geborgen. Sie lösten die Umarmung. „Also, mach’s gut!“ Jaden winkte ihr und machte sich zu seinem Zug auf. Sie winkte ihm, bis er von ihrer Bildfläche verschwunden war. Dann war es am Bahnhof leer. Tief atmete Mio durch. Das Mädchen würde das schon schaffen. Aber sie fragte sich immer noch, wie sie es damals aushalten konnte, alleine zu leben. Ohne Freunde. Naja, abgesehen von den Mädchen in ihrer Schule. Aber das war auch erst seit Kurzem gewesen. Sie nahm ihren Koffer und trat aus dem Bahnhof. Die vertrauten Häuser erschienen vor ihr. Aber es war nicht ihr Zuhause. Ihr Zuhause war woanders. „Alles okay?“, fragte Feuerprinzessin, die neben ihr erschien. Ihr Blick war besorgt. Mio lächelte leicht. „Keine Sorge. Es geht schon.“ Sie ging in eine abgekommene Gasse rein. Das Viertel, in dem sie wohnte, lag in der Nähe des Bahnhofsviertels. „Gut, dass mir Kaiba eine Wohnung gegen hat“, sagte sie zu Feuerprinzessin gewandt. „Ja, er hätte dir aber eine bessere geben können.“ „Besser als nichts.“ Mio kam an einem Hochhaus an, das im Grunde recht gut erhalten war. Im Gegensatz zu den anderen Bauten. Die Schwarzhaarige betrat das Gebäude und öffnete ihre Wohnungstür, welche im dritten Stock lag. Als sie ihre Wohnung betrat, war alles genauso, wie sie es vor einigen Monaten verlassen hatte. Die Vorhänge waren zugezogen, es schien kaum Licht in den Raum. Überall war Staub und Schmutz, aber das interessierte Mio nicht. Sie ließ ihren Koffer fallen und warf sich auf ihr Bett. „Hach… jetzt bin ich müde.. ich glaub, ich schlaf ne Runde. Mach’s dir gemütlich.“ Ihr Duellgeist verzog Anbetracht des Schmutzes ihr Gesicht und verschwand. Das Mädchen schloss die Augen und schlief direkt ein. Irgendwann wachte Mio am späten Nachmittag auf. Sie gähnte und streckte sich ausgiebig. Sie sah sich im Zimmer um. Ihre Wohnung bestand lediglich aus einer kleinen Küchennische, einem kleinen Raum und einem Bad. Es reichte vollkommen für eine Person aus. Sie erhob sich von ihrem Bett. Mio spürte, wie ihr Magen knurrte. Zeit, einkaufen zu gehen. Sie schnappte sich ihre Tasche und ging aus der Wohnung heraus. In der Nähe war ein Konbini* mit günstigen Angeboten. Sie kaufte dort Fertiggerichte, darunter Ramen, O-Bentos und gebratene Nudeln. Wie praktisch, dass es solche Läden gab. Denn Mio hatte überhaupt keine Ahnung von Kochen. Selbst ein einfaches Spiegelei konnte sie sich nicht machen. Ein hoffnungsloser Fall. Die Häuser warfen Schatten auf die Straße. Die untergehende Sonne tauchte die Umgebung in ein kräftiges orange. Auf einmal wurde sie von hinten angesprochen: „Wenn das mal nicht Mio ist. Wie geht’s, Shortie?“ Überrascht drehte sie sich um. „Raiden! Das ist ja eine Überraschung! Ich dachte, du wärst in England!“ Vor ihr stand ein junger Mann, der kurze violette Haare hatte. Er war ungefähr Anfang dreißig. „Lange nicht mehr gesehen. Wie läuft’s so?“, fragte er mit englischem Akzent. „Danke, ganz gut. Ich bin ja jetzt an der Duellakademie.“ Er lachte. „Das hab ich euch nicht anders erwartet. Mit deinem Talent.“ Sie lächelte. „Und was treibst du hier so?“ „Na das Übliche, oder? Meine Geschäfte.“ Sie nickte. Sie und Raiden kannten sich seit mehreren Jahren. Er war ein Trickbetrüger und hatte sich so zum Wohlstand gebracht. Im Untergrund war er überall unter dem Decknamen „Raiden“ bekannt. Seinen wahren Namen wusste niemand. Sie hatten sich dort damals in einem Duell kennengelernt. Daraufhin hatte ihr ein Dach über dem Kopf gegeben. Sie konnte in einem kleinen Raum im Untergrund wohnen. Oft war er nie da gewesen, weil er in England lebte. Doch wenigstens hatten sie Kontakt gehalten. Das war ein kleiner Trost für die siebenjährige Mio gewesen. „Du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dass du jetzt in einer sicheren Wohnung lebst. Bei all den schrägen Gestalten im Untergrund..“ Er machte eine Geste. „Komm, ich lad dich ein. Du hast sicherlich Hunger, oder? Und ich glaube, du wärst froh, nicht dieses abgepackte Zeug essen zu müssen.“ Dabei deutete er auf ihre Einkaufstaschen. Sie hob eine Augenbraue. „Na wenn du meinst… und ja, ich habe wirklich Hunger.“ Er ließ ein Taxi kommen und fuhr mit ihr in ein Luxus-Restaurant. Das Essen schmeckte sehr köstlich. Sie unterhielten sich ein wenig über die Duellakademie. Und über die alten Zeiten. „Also damals hätte ich niemals geglaubt, dass ein kleines Mädchen mich so fertig machen würde“, gab Raiden zu. Mio lächelte. „Ich kenne noch zu gut deinen Gesichtsausdruck.“ Ihre Miene verfinsterte sich. „Und den der anderen.“ Er nickte. „Du hast dich da echt gut durchgeschlagen. Aber du warst ein ganz schönes kleines Biest.“ Sie seufzte traurig. „Das stimmt. Doch ich denke, dass die High School mir gut getan hat. Und die Duellakademie sowieso. Immerhin habe ich jetzt viele Freunde gefunden.“ Der Lilahaarige lachte auf und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Das ist gut, Shortie.“ Sie verschränkte empört ihre Arme. „Ich.bin.nicht.klein!! Warum sagen das alle?!“ Sie musste unweigerlich an Chazz denken. „Dieser Name passt einfach zu dir, mach dir nichts draus.“ Sie saßen noch im Restaurant bis in den späten Abend. Raiden sah auf die Uhr. „Schon so spät? Morgen muss ich leider wieder weg…“ Mio nickte wehmütig. „Schade, dass wir uns nur so kurz gesehen haben.“ Der junge Mann erhob sich und bezahlte die Rechnung. „Ach was! Das reichte schon genug, um zu sehen, dass es dir soweit gut geht. Und das ist das Wichtigste.“ Die Lippen der Schwarzhaarigen verzogen sich zu einem Lächeln. „Na dann.. ich wünsch dir noch viel Erfolg mit deinen Geschäften.“ Sie gingen nach draußen. „Ich lass dir noch ein Taxi holen, okay? Zu gefährlich, abends rumzulaufen. Selbst für dich.“ Das Mädchen verdrehte ihre Augen. „Du unterschätzt mich. Ich könnte dich jederzeit auf den Boden hauen und in den Würgegriff nehmen.“ Er hob eine Augenbraue. „Ach wirklich?“ „Wirklich. Ich kann Karate. Punkt.“ Ein gelbes Auto mit der Aufschrift „Taxi-Service“ fuhr an den Straßenrand. „Mach’s gut. Ich wünsche dir noch alles Gute. Pass auf dich auf.“ Sie winkte ihm. „Ich komme dich mal irgendwann besuchen, okay? In England.“ Damit trennten sich wieder ihre Wege nach einem kurzen Wiedersehen. In ihrer Wohnung schaltete Mio das Licht ein und warf ihre Einkaufstasche auf den Boden. Dabei fiel ein kleines Paket heraus. Neugierig hob sie es auf und öffnete es. Ihre Augen weiteten sich, als sie einen großen Geldpacken mit jeweils 100.000 Yen darin fand. Dort enthalten waren ebenfalls ein gelber Schlüsselanhänger, der die Form eines Blitzes hatte, und ein kleines Zettelchen. Eine kleine finanzielle Unterstützung! See you later! Raiden Sie schmunzelte. Er war einfach unverbesserlich. Typisch. Doch das Geld würde sie gut gebrauchen können. Zwar hatte sie eine Kontokarte, die sie aber noch nie verwendet hatte. Nur für Notfälle. „Wie großzügig von Raiden“, meinte Feuerprinzessin hinter Mios Schulter. „Jep. Er ist einfach super. Hoffentlich kann ich ihn mal besuchen kommen, in England.“ „Ja.“ Die junge Frau sah skeptisch zu Mios Einkaufstasche. „Mit Hilfe des Geldes könntest du an einem Kochkurs teilnehmen. Diesen fragwürdigen Fraß von dem Supermarkt würde ich niemals anrühren.“ „Das ist kein Fraß! Das ist Essen! Und nein, ich gehe in keinen Kochkurs! Ich kann das nicht.“ Damit schnappte sie sich ihr O-Bento und legte sich auf ihre Couch. Mio schaltete ihren kleinen Fernseher am. Sie seufzte auf. „Bald wird wahrscheinlich Post von Kaiba kommen. Hoffentlich unterstützt er mich weiterhin.“ „Er hat deine Statistiken erhalten… bei den Duellen hast du sehr gut abgeschnitten und in der Prüfung war dein Ergebnis akzeptabel. Ob das Seto Kaiba ausreicht?“ Mio starrte an die Decke. „Keine Ahnung.. ich hätte eigentlich viel besser sein müssen. Ich werde die Ferien nutzen, um vorzuarbeiten.“ Außerdem wollte sie einem gewissen Herrn Princeton beweisen, dass sie genauso schlau wie er war. „Wenn du es bis nach Obelisk Blue schaffst, wird er zufrieden sein.“ „Das denke ich auch. Aber bis dahin muss ich es erstmal schaffen…“ *Konbini= Supermarkt in Japan, der rund um die Uhr geöffnet hat Ich hoffe, es hat euch gefallen.^^ Beim nächsten Kapitel wird's noch interessanter, hehe.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)