Babysitting?! von abgemeldet (I'm here for you) ================================================================================ Kapitel 10: Step 10 ------------------- Am nächsten Morgen riss mich ein dumpfes Dröhnen in meinem Kopf aus dem Schlaf. Aus reinem Reflex hob ich einen Arm und presste mir die Hand auf die Stirn. Autsch. Die Realität erwies sich wieder einmal als Arschloch. Ich brauchte einige Zeit, bis ich die Ereignisse des Abends rekonstruiert hatte, um diesen höllischen Kopfschmerzen einen Grund zuordnen zu können. Alkohol, ganz klar. Und dann auch noch zu viel davon. Prima. Die Rechnung, Axel plus Alkohol gleich Kater, war mal wieder aufgegangen. Erneut nahm ich mir vor, dieses Teufelszeug nie wieder in meinem Leben anzurühren. Natürlich wusste ich jetzt schon, dass ich mich nicht dran halten würde. Verflucht, warum musste das Zeug auch so gut schmecken? Erst jetzt bemerkte ich, dass neben mir etwas freudig vor sich hin dudelte. Moment, der Ton kam mir mehr als bekannt vor. Es dauerte noch etwas, bis ich den Ton als meinen Handyklingelton identifizieren konnte. Mit einem leise Murren tastete ich nach meiner Hose, fand das Teil sogar relativ nahe bei mir und kramte, mit nach wie vor geschlossenen Augen, nach dem Störenfried. Schnell war dieser gefunden und ich nahm das Gespräch an: „Mhm?“, war alles, was ich zur Begrüßung zustande bekam. „Mhm? Was heißt hier ‚mhm‘? Hast du eine Ahnung, wie viel Uhr wir haben, mein Lieber? Hatten wir uns nicht verabredet? Wann hast du gedacht hier aufzutauchen?“, wurde ich sofort angezickt und ich verzog schmerzlich das Gesicht. Das war alles andere als förderlich für meinen Kopf. „Sorry, Süße, aber geht das auch ein wenig leiser? Ich hab Kopfschmerzen…“, murmelte ich in dem Versuch, sie ruhiger zu stimmen. Leider hatte dies genau das Gegenteil bewirkt. „Nichts da leiser! An den Kopfschmerzen bist du wahrscheinlich selbst Schuld, also warum sollte ich mich drum kümmern? Krieg ich jetzt wenigstens eine Antwort?“ Antwort? Worauf noch gleich? „Jess, bitte ich bin gerade erst aufgewacht, drück dich deutlicher aus…“, bat ich meine Freundin ein wenig gequält und hatte das starke Bedürfnis sofort wieder aufzulegen. Stille. Oh, du geliebte Stille. So sehr ich dich auch in diesem Moment genossen hätte, war es mir unheimlich, dass Jess so urplötzlich die Klappe hielt. „Schatz, du bist gerade erst aufgewacht?“, fragte sie dann verwirrt und ich gab nur einen bestätigenden Laut von mir. „Wie lang habt ihr gestern bitte gemacht? Hast du mal einen Blick auf die Uhr geworfen?“, forschte sie nach und ich stockte kurz. Nein, hatte ich nicht. Daran hatte ich bis jetzt auch noch keinen wirklichen Gedanken verschwendet. „Sekunde…“, bat ich sie und hob das Handy von meinem Ohr weg, blickte auf den Display. 17.24 Uhr leuchtete in den weißen Ziffern in der oberen Ecke auf. Diese Uhrzeit verwirrte mich. Sie verwirrte mich zu sehr. Da konnte was nicht stimmen. „Verdammt…“, fluchte ich leise und widmete mich wieder meinem Handy. „Jess, ich bin gegen halb sieben bei dir.“ Und damit legte ich auf. Mir war klar, dass sie jetzt tobte, weil ich sie verschob. Aber so wie ich die Sache einschätzte, war ich noch nicht wieder ganz nüchtern, und konnte deswegen nicht den Wagen nehmen, was schon mal eine Halbestunde kosten würde, um zu ihr zu kommen. Und dann musste ich ja auch noch die Zeit zurechnen, die ich nun sicherlich brauchen würde, um mich halbwegs wieder klar zu kriegen. Und ich wollte noch etwas liegen bleiben, bevor ich mich auf die Beine quälen würde. Mein Handy landete neben mir auf dem Boden und ich rieb mir über die Schläfen. So viel Stress am frühen… Nachmittag, war nicht gesund für mich. Ich vergrub eine Hand in meinen Haaren und starrte an die Decke. Die Kopfschmerzen machten keinerlei Anstalten mich in Ruhe zu lassen. So ein Mist. Nach gefühlten zehn Minuten war mein Kopf dann wieder halbwegs klar, zumindest konnte ich so langsam meine Umgebung wieder genauer und vor allem bewusst registrieren. Und erst jetzt bemerkte ich, dass irgendwas Schweres auf mir lag. Ich runzelte die Stirn und senkte den Blick, um zu schauen, was mich denn da so belastete. Augenblicklich stockte mir der Atem, als ich einen blonden Strubbelkopf erblickte, der definitiv nicht dahin gehörte. Sofort drückte ich mich mit den Armen etwas hoch, was dem Strubbelköpfchen ein leises Murren entlockte und er sich an mich kuschelte. Oh. Mein. Gott. Wieso lag Roxas auf mir? Und wieso zur Hölle hatten wir beide nicht so besonders viel an? Eine böse Vorahnung machte sich in mir breit. Nein, das durfte nicht sein. Das konnte doch nicht… Argh! Verloren ließ ich meinen Blick durchs Zimmer gleiten. Demyx und Marluxia schliefen noch seelenruhig in Demyx‘ Bett. Zexion allerdings war von der Couch verschwunden, seine Sachen mit ihm. Verdammt, also konnte ich niemanden fragen. Kurz entschlossen setzte ich mich auf, schob den kleinen Blondschopf von mir runter, darauf bedacht ihn nicht zu wecken. Meine Kopfschmerzen waren mit einem Mal das geringste Problem, mit dem ich zu kämpfen hatte. So schnell ich konnte, zog ich mich an und ging zu Demyx’ Bett, rüttelte leicht an dem blonden Musikliebhaber. „Dem, verdammt wach auf!“, knurrte ich leise und schien sogar Erfolg mit meinem Tun zu haben. Wow, sonst schlief er doch so tief, dass man ihn nicht so leicht wach bekam. Mein Glück also. Fragend blinzelte der Ältere mich an und rieb sich über die Augen. „Was’n los…?“, fragte er leicht gequält, was mich zu dem Entschluss führte, dass auch er nicht so ganz von dem Kater verschont geblieben war. Aber darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. „Was ist gestern Abend passiert, nachdem ich ausgestiegen bin?“ Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme leicht zitterte. Ich konnte mir nicht helfen, aber ich hatte Angst, dass ich jetzt das zu hören bekam, was ich nicht hören wollte. Demyx runzelte kurz die Stirn und überlegte. Dann schüttelte er leicht den Kopf. „Weiß nich‘…“, murmelte er und setzte sich auf. „Wieso?“ „Weil ich verdammt noch mal nicht dran gewöhnt bin, aufzuwachen und halbnackt unter Roxas zu liegen!“, knurrte ich hilflos und mein Freund musterte mich fragend, ehe ihm scheinbar ein Licht aufging. Ein verstehendes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Keine Panik, da lief nichts. Wir haben Flaschendrehen gespielt und Roxas musste dich deswegen Küssen.“, ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, „Und dann hast du den Jungen gar nicht mehr gehen lassen. Aber viel weiter als ein bisschen Rumgeknutsche seit ihr nicht gekommen, weil ihr beide eingepennt seit.“ Gut, das beruhigte mich zumindest etwas. Aber auch wirklich nur etwas. „Verdammt, wie kommt ihr dazu mich in ein Spiel einzubinden, bei dem ich gar nicht mitgemacht habe?“ Ich? Sauer? Niemals! Wie kommt man nur auf die Idee? Ich unterdrückte ein Winseln, als meine Kopfschmerzen sich wieder in den Vordergrund schieben wollten. Nein, böse Kopfschmerzen. Um euch kann ich mich später kümmern. „Das war Marlus Idee, frag ihn.“, gab Demyx nur zurück und kuschelte sich an eben diesen. Unweigerlich flammte in mir das Bedürfnis auf, den rosahaarigen Designer im Schlaf zu erdrosseln, aber ich konnte es im Keim ersticken. Es war ja nichts weiter passiert, also brauchte ich mich nicht unnötig aufregen. Zumindest glaubte ich das. „Darf ich jetzt weiterschlafen?“, forschte der Musikliebhaber dann und ich schüttelte nur den Kopf. „Es ist halb Sechs, Dem. Raus aus den Federn!“ Ein enttäuschtes Jammern war seine Antwort, ehe ich mich wieder von dem Bett abwandte und die Rollladen öffnete. Mit einem Mal wurde ich von beiden Seiten her angeknurrt, ich solle das Licht ausmachen, was mir ein Grinsen auf die Lippen zwang. „Nix da. Aufstehen, Schlafmützen. Der Tag ist gleich schon wieder um.“, verkündete ich den drei jammernden Jungen und erntete daraufhin drei Blicke, die Potenzial zum Töten hatten. Oh, Yes. Das war die Rache. Warum ich Roxas miteinbezog? Ganz einfach: Er hatte bei dem Scheiß mitgespielt. Der kleine Blondschopf setzte sich, etwas Unverständliches knurrend, auf und rieb sich die Schläfen. Ups. Hätte ich bei ihm vielleicht doch ein wenig Rücksicht nehmen sollen? Immerhin war das sicherlich das erste Mal, dass Roxy mit alkoholbedingten Kopfschmerzen aufwachte. Ich war mir eigentlich sogar ganz sicher, dass es das erste Mal für den Jüngeren war. Seine Eltern hielten den Alkohol bestimmt immer Kilometer weit von ihm entfernt, oder in einem Safe mit dreihundertsechzig Schlössern. Naja, konnte man jetzt auch nichts mehr dran ändern. Da musste er nun durch. „Kommt schon. Sonst habt ihr nichts mehr vom Tag.“, versuchte ich die drei zerknirschten Teenager etwas zu motivieren, doch schlug der Versuch deutlich fehl. Marluxia drehte sich lediglich auf die andere Seite und knurrte etwas davon, dass es ihm egal sei, ob er den Tag nun nutzen, oder nicht nutzen würde. Demyx schloss sich dem in etwa an, allerdings quälte er sich aus dem Bett und tapste grummelnd in das anliegende Badezimmer. Ich konnte nur den Kopf über diese Trägheit schütteln, mit dem Wissen, dass ich für gewöhnlich auch nicht besser war. Aber das Adrenalin am Morgen… Oder eher Mittag, hatte schon seine Arbeit getan und ich war hellwach, wenn auch die Kopfschmerzen noch nicht ganz verschwunden waren. Aber das hätte an ein Wunder gegrenzt. Apropos Kopfschmerzen, die Viechern versuchten schon wieder überhand zu nehmen. Konnten die nicht einmal auf mich hören? Was das zu viel verlangt? Als mein Blick wieder zu Roxas wanderte, sammelte dieser sich, mit dem Elan einer Schnecke, seine Klamotten zusammen. Er wirkte wirklich nicht so, als könnte man ihn guten Gewissens zurück zu seinen Eltern schicken und sagen, dass alles okay sei. Nein, dann würden seine Eltern durchdrehen und uns zum Teufel jagen. So wie ich seine Mutter einschätzte, würde sie Roxas nach dieser Aktion nie wieder raus lassen. Also mussten wir es entweder schaffen, den Jungen noch bis heute Abend hier bei Demyx zu behalten, oder ihn innerhalb der nächsten Stunde weitestgehend wieder aufpushen. Ersteres war die deutlich einfachere Variante. Und wenn wir uns eine schöne Lüge überlegten, würden Roxys Eltern auch nichts dagegen sagen können. Aber konnte ich den Jungen wirklich mit Dem und Marlu alleine lassen? Würde er das ohne bleibende Schäden überstehen? Ich war mir nicht ganz sicher. Aber mir blieb nichts anderes übrig. Ich konnte Jess jetzt nicht doch noch absagen. Das würde sie endgültig an die Decke gehen lassen und ich durfte zusehen, wie ich das wieder in Ordnung brachte. Sie konnte ziemlich ausrasten, wenn ihr danach war… Das braucht nun wirklich niemand. Und ich heute vor allem nicht. Innerlich bat ich, dass sie ein paar Asperin für mich parat hatte. Sonst würde ich für den Rest der Zeit wohl zu nichts mehr zu gebrauchen sein. Diesen Gedanken abschüttelnd ging ich zu Roxas hinüber und strubbelte ihm durch die Haare. „Sorry für den groben Weckruf, Roxy. Hab nicht wirklich nachgedacht.“, entschuldigte ich mich und erntete ein leises Grummeln. Uh, böses Foul. Anscheinend nahm der Junge mir das nun wirklich übel. Shit. Egal. Irgendwie würde ich das schon wieder grade gebogen kriegen. „Meinst du, es macht dir was aus, wenn du noch bis heute Abend hier bleibst? Ich glaub nicht, dass du in deiner jetzigen Verfassung bereit für deine Eltern bist.“ Der Jüngere nickte leicht und verzog darauf das Gesicht. „Erinner mich daran, nie wieder irgendwas alkoholisches anzurühren…“, brummte er leise und rieb sich über die Augen. Ich musste lachen. „Das wäre schade. Dann könntest du auch kaum noch Pralinen essen, oder Tiramisu.“ „Mag ich sowieso nicht…“ „Dann hast du noch nie das Tiramisu von Demyx’s Mom gegessen. Das ist einfach Klasse.“ Oh ja. Nichts ging über die selbst gemachte Nachspeisen von Demyx‘ Mutter. Niemand, aber auch wirklich niemand, konnte so geniales Süßzeug zaubern, wie diese Frau. Schade, dass Demyx in Sachen Nachspeisen machen nicht halb so viel Talent hat, wie sie. Aber wenigstens kann er so gut kochen, wie seine Mutter. Roxas blickte mich leicht irritiert an und ich konnte einfach nur Grinsen. Dann schüttelte der Kleine leicht den Kopf und seufzte schwer. „Hoffentlich bekommen meine Eltern das nicht spitz…“ „Wir halten alle die Klappe. Und wenn du bis heute Abend noch hier bleiben kannst, kriegen Dem und Marlu dich schon irgendwie wieder halbwegs aufgebaut. Und wenn’s soweit kommt, dass sie zu Asperin greifen müssen.“, erklärte ich frei weg und richtete mich wieder auf, wuschelte dem Blondschopf noch einmal durch die Haare, ehe ich zum Badezimmer tapste und leise anklopfte. „Dem, beeil dich. Ich muss eher raus als du.“, rief ich durch die Tür und erntete ein „Kann was länger dauern“ ehe ein eindeutiges Würggeräusch ertönte. Ich verzog das Gesicht. Na super. Da würde ich jetzt nicht freiwillig rein gehen. Gut, würde ich eben bei Jess das Bad kurzzeitig beanspruchen, auch, wenn ich kein Fan von ihrem rosa Plüschteppich war. Ein kurzer Blick zu Marlu verriet mir, dass der Gute schon wieder eingeschlafen war. Vermutlich auch besser so. „Dem, ich lass dir den Kleinen hier. Falls seine Eltern anrufen, sag Bescheid, dass er später kommt.“ „Is‘ gut…“, erklang es kleinlaut und ich schüttelte leicht den Kopf. Da hatte es jemand wirklich übertrieben. Demyx wusste eben doch noch nicht so ganz, wo seine Grenzen sind. Aber Hut ab: Er hatte es lange ausgehalten, den Mist zurückzuhalten. Dafür war ich ihm auch ziemlich dankbar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)