Thanks for the Memories! von Miizu (Wenn das was wirklich zählt, die Erinnerungen sind!) ================================================================================ Kapitel 2: Hello Stranger! -------------------------- Für Ray schien die Welt stehen zu bleiben. Er nahm alles um sich herum nicht mehr wahr, und so ließ er geschockt den Hörer fallen, während er immer noch mit weit gerissenen Augen und offenen Mund ins Leere starrte. Die Worte des Mannes auf der anderen Leitung, wiederholten sich immer wieder in seinen Kopf. Egal wie sehr er sich wünschte es nicht zu tun, er konnte nichts dagegen machen. Sie hatte einen schweren Unfall! Sein Herz fing an zu rasen. ...einen schweren Unfall! Sein Gesicht wurde Kreide Bleich. ...schweren Unfall! „D-Das kann nicht wahr sein... Natsu...“, begann er verzweifelt sich einzureden bevor er entsetzt aufschrie. „NEEEEEIN!“ Tränen folgten seinen Schrei. Er hätte niemals geglaubt, er würde je wieder weinen. Niemals! Wieso musste ihm das Schicksal so einen Streich spielen? Wieso ausgerechnet ihm? Tränen der Verzweiflung und des Entsetzens verließen seine Augen, wanderten seinen Gesicht herab und landeten auf den kalten Parkettboden. Immer noch geschockt, wusste er nicht mehr was er machen soll. Er wusste gar nichts mehr. Sein Verstand machte einen Kurzschluss und ließ ihm in Stich. Jedoch fasste er sich schnell wieder zusammen, griff nach dem Hörer und tippte eine Nummer. Es ist eine halbe Stunde vergangen, als der junge Schwarzhaarige schwer atmend vor der Tür des OP-Saals stand und wie verrückt darauf hämmerte. Eine Krankenschwester weiter abseits hatte ihn sofort bemerkt und rannte schnell zu ihm rüber um ihn zurückzuziehen. „Hey Junge! Bitte belästigen Sie nicht die Ärzte da drinnen. Wie Sie oben sehen, sind sie mitten in einer OP!“, begann die Blondine streng. „Suchen Sie jemanden bestimmten? Ist diese Person vielleicht da drinnen?“ Ray hörte nur mit halbem Ohr zu. Seine Gedanken waren immer noch zu durcheinander. „Natsu...Ich..Ich suche nach Natsuki Lockster!“, sagte er immer noch leicht außer Puste und sah die besorgte Krankenschwester verzweifelt an. Er hoffte inständig, dass es ihr gut ginge! Er betete förmlich. Im nächsten Moment erschien um die Ecke ein Mann, Ende dreißig, schwarzes Haar, wobei seitlich ein paar graue Haare zu sehen waren. Ein Dreitagebart umschmeichelte sein Gesicht und verdeckten die paar Falten. In seinem Mund befand sich eine Zigarette, während er seine Hände in seinem langen braunen Mantel steckte. Auf den ersten Blick, könnte man meinen er wäre ein Draufgänger. Lässig ging er die paar Schritte auf Ray zu und musterte ihn kurz, ehe er seufzte. „Du bist Ray, nicht wahr?“ Der schwarzhaarige sah mit leichter Skepsis den Mann vor ihm an, ehe er leicht perplex nickte und einen ernsten Gesichtsausdruck legte. „Mr. Conelly? Wo ist sie?“ Er hoffte inständig, dass er nicht auf den OP-Saal zeigte. Der Mantelträger schaute kurz über Rays Schulter und schüttelte leicht seinen Kopf, ehe er sich umdrehte. „Komm mit!“ Ohne etwas zu erwidern, folgte er schweigend dem alten Mann vor ihm. Am Telefonat hat er ihm mitgeteilt, dass er ein Polizist bzw. Detektiv sei. Zwei Etagen abwärts, blieben sie vor einem Fenster in dem sich auf der anderen Seite ein Raum befand stehen. In Rays Augen lag pure Besorgnis. Seine Hand legte sich auf die kalte Scheibe, als wolle er durch sie hindurch. Ein weißer Raum erstreckte sich vor ihm. In der Mitte ein Bett, indem sich eine junge Frau befand. Überall hatte sie einen Verband und an einem ihrer Beine ein Gips. Sie sah ihn diesem Moment so zerbrechlich aus, das es Ray fast in den Wahnsinn trieb. „Wie...Wie geht es ihr?“, fragte er besorgt, während sein Blick weiterhin auf die Braunhaarige haftete. Er hörte wie der Mann neben ihm seufzte und sich kurz am Kopf rieb. „Wie gesagt... sie hatte einen schweren Unfall...“, begann er nüchtern und lehnte sich an die Wand, während der Rauch der Zigarette beim Reden nur so hinausströmte. „Aber sie wird durchkommen...“, sagte er ohne jegliches Interesse und warf die schon aufgebrauchte Zigarette auf dem Boden, ehe er mit seinem Fuß ihm den Rest gab. „Außer einem gebrochen Bein und ein paar Prellungen, ist sie ziemlich heil da raus gekommen. Nicht jeder hat so viel Glück!“, sagte er ungehindert weiter. Der Schwarzhaarige drehte sich fassungslos um. Sie hatte gerade einen Unfall und er nannte das Glück? War das sein Ernst? Doch bevor er etwas erwidern konnte, fuhr der Detektiv fort. „Ihre äußerlichen Wunden werden heilen, und es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass keine Narben erhalten bleiben...“. Ray zog eine Augenbraue. Was meinte er mit »äußerlichen Wunden«?? „Aber?“, fragte der Schüler stirnrunzelnd, worauf der Mantelträger wieder seufzte. „Aber sie liegt momentan im Koma... Zwar besteht ebenfalls die große Wahrscheinlichkeit das sie bald aufwachen wird, aber was danach passiert wissen wir nicht...“. Rays Mund blieb offen, ehe er das was Mr. Conelly gesagt hatte verdaute. „Wie...wie meinen Sie das?“ „Nun ja... Es stellte sich bei der Analyse fest, dass sie ebenso eine leichte Gehirnerschütterung erlitten hat...“, das war viel zu viel für den Schwarzhaarigen. Sein Kopf fing an zu schmerzen, seine Hand legte sich um seine Stirn und drückte diese ganz fest, um die Schmerzen zu unterdrücken. Er war fix und fertig. „Verdammt! Natsu...“, flüsterte er in einem verzweifelten Ton und drehte sich zum Fenster um. Er durfte jetzt nicht durchdrehen. Immerhin wird Natsuki durchkommen. Das allein zählte! Der Mann neben ihn, musterte Ray durchdringend an, ehe er sich von der Wand abstütze und ihm den Rücken kehrte. „So. Meine Arbeit ruft. Wenn es etwas gibt, dann ruf mich an. Und bevor ich es vergesse...“, sagte er ernst und drehte seinen Kopf leicht zu Ray, bevor sich ihre Blicke trafen. „...Mach dich besser auf alles bereit!“, und schon verschwand er in der nächsten Ecke. Ray blieb ganz allein am Gang zurück. Jedoch war es genau das was er im Moment brauchte. Nämlich Ruhe! Er musste den ganzen Tag und all ihre Ereignisse verdauen. Sein Blick fiel wieder auf Natsuki die seelenruhig schlief und den ganzen Tumult kaum mitbekam. Er spielte mit dem Gedanken, dort reinzugehen und einfach sitzen zu bleiben, bis sie aufwacht. Ohne groß darüber nachzudenken, setzte er seine Gedanken in die Tat um und öffnete leise die Tür. Leise schritt er auf sie zu, versuchte dabei nicht laut zu sein und schaffte es sich an einem Stuhl das neben dem Bett lag sich hinzusetzen, ehe er kurz durchatmete und zu ihr rüber blickte. Ihre braunen Haare die seit ihrer Begegnung etwas gewachsen sind, hoben und senkten sich bei jedem ihrer Atemzüge auf ihrem Brustkorb. In diesem Moment schien sie so sorglos. Alle ihre Zweifel die sie in den letzten Monaten hegte... soll all das umsonst gewesen sein? War das fair? Seine Hände formten sich zu Fäusten. Er würde denjenigen dafür bestrafen, für das was er Natsu angetan hat. Dabei formten sich seine Augen zu schlitzen. Er würde sogar bis ans Ende der Welt gehen um nach ihm oder ihnen zu suchen. Das war er Natsuki schuldig! Seit dem Vorfall sind schon einige Tage vergangen. Ray verbrachte die meiste Zeit damit Natsuki im Krankenhaus zu besuchen. Jedoch ist sie immer noch nicht aus ihrem Koma aufgewacht. Seine restliche Zeit verbrachte er damit, nach den Gründen für diesen Unfall zu suchen. Dabei kam er oft mit Mr. Conelly im Gespräch. Nun gingen die beiden nebeneinander her Richtung Krankenhaus. „Okay.. Nochmal. Was war nach dem Unfall?“, fragte Ray mit einer hochgezogenen Augenbraue, während der Mann neben ihn seufzte. „Zum hundertsten Mal. Er begann Fahrerflucht. Bei den Aufzeichnungen, konnten wir leider sein Kennzeichen nicht erkennen, da er geschickt gehandelt hatte. Wir haben die ganze Stadt abgesucht!“, meinte er leicht genervt. Der schwarzhaarige wollte sich immer wieder sicher gehen, er hoffte inständig, dass er etwas ausgelassen hat. Aber egal was, er konnte es einfach nicht herausfinden. Kurz darauf blieben sie vor dem Eingang stehen. „Und wa-?“, wollte Ray weiter wissen, jedoch wurde er von Mr. Conelly unterbrochen. „Ich muss dann. Wenn es etwas Neues gibt, egal wie dringend... bitte... bitte ruf mich NICHT an!“, meinte er zähneknirschend und döste mit seinem Wagen davon. Zwar kannte Ray diesen Detektiven längst nicht so gut, jedoch wusste er eines. Mr. Conelly war keine große Hilfe! „Alter Sack...“, murmelte der schwarzhaarige leise, ehe er sich umdrehte und zu Natsukis Zimmer ging. In ihrem Zimmer angekommen, überkam ihn sofort der Geruch der frischen Blumen, die er jeden Tag mitbrachte um die Alten auszutauschen. Er öffnete leicht das Fenster, sodass frischer Wind hereinwehte und setzte sich dicht neben ihrem Bett. Sein Blick schweifte zu ihrem Gesicht, die friedlich schlief. In diesem Moment, musste er traurig lächeln, ehe er mit beiden Händen nach ihrem griff und sie sanft umklammerte. „Natsu... bitte...wach endlich auf!“, flüsterte er leicht verzweifelt. Er wusste nicht wie lange er da saß. Es schien als vergingen zahllose Stunden. Hin und wieder nickte er ein und schlief eine halbe Stunde. Jedoch wich er nie von ihrer Seite. Die Krankenschwestern betraten ab und zu den Raum um nach den rechten zu sehen und warfen Ray immer wieder mitleidende Blicke, die er jedoch gekonnt ignorierte. Irgendwann am Abend, wollte Ray gerade aufstehen um etwas aus dem Automaten zu kaufen, da er halb am verhungern war, als er dann im nächsten Moment das leichte Zucken ihrer Hand bemerkte und er sie fassungslos anstarrte. Es verging nicht einmal eine Sekunde, da machte er einen großen Schritt auf sie zu hielt ihre Hand und musterte sie genau an. Innerlich hoffte er, dass sie endlich aufwachte. Anscheinend hat man ihn erhört, denn die braunhaarige öffnete einen kleinen Spalt ihre Augen. Rays Gesicht erhellte sich sofort. „Natsu... endlich bist du wach!“ Sie blinzelte einige Male, ehe ihr Blick durch den Raum schweifte und sie schmerzverzerrt das Gesicht verzog. „Wo...“, begann sie leise und krächzend, während Ray sie erwartungsvoll anstarrte. Er bemerkte wie sie schwer schluckte und dann fortfuhr. „...bin ich?“ „Du bist im Krankenhaus. Du wurdest vor einer Woche angefahren.“, antwortete der schwarzhaarige leise und mit einem müden Lächeln. Obwohl er innerlich sehr froh darüber war, das sie endlich wieder zu ihm gefunden hat. Ihr lebloser Blick schweifte an sich herunter und haftete an ihrem Bein. „Du...hast dir das Bein dabei gebrochen...“, erklärte er. Sie brauchte noch einen Moment ehe sie realisierte wo sie sich befand. Dann jedoch musterte sie den jungen Mann misstrauisch an, nachdem sein Herz bei ihrem nächsten Satz für einen Moment aufhörte zu schlagen. „Danke. Aber... wer bist du?“ Sein Lächeln gefror augenblicklich, seine Hände ließen ihre los und sanken leblos zurück. Ein Blitz durchfuhr seinen Körper entlang, während sich gleichzeitig ein endloser Schmerz ausbreitete. Leere erfüllte sein Herz. Er wusste nicht was er denken, was er tun, oder was er sagen sollte. Er wusste gar nichts mehr, außer eines... dass er ein Teil seines gewonnen Herzes wieder verloren hat. In diesem Moment dachte er an die Worte des Detektiven nach. Mach dich besser auf alles bereit! Am Anfang wusste er nichts, damit anzufangen, jedoch hat er sich an den nachfolgenden Tagen darauf eingestellt. Aber egal wie gut er darauf vorbereitet war, dieser Moment raubte ihm einfach seinen Atem. Seine Hand, die sich wieder in seiner Jacke verkrochen hatte, glitt langsam über einen wertvollen Gegenstand. Er fühlte jede einzelne Gravur, jeden Umriss, jede Erinnerung. Sein Blick fiel auf die Kette in seiner Hand und Tränen sammelten sich in seinen Augen, die er aber zurückdrängte. Nur langsam, drückte er auf den seitlichen Knopf, bevor sich die Kette öffnete und sich ein altes Foto zu erkennen gab. Sein Blick füllte sich mit Trauer, desto länger er das grinsende Mädchen neben den leicht verlegenden Blick des Jungen betrachtete. Unwillkürlich musste er seine Zähne zusammenbeißen, bevor er aufgeschluchzt hätte. Sein Blick schweifte wieder zu Natsuki die ihn immer noch musterte und er spürte, wie sein Herz immer mehr anfing zu schmerzen. Zum ersten Mal seit Jahren, hatte er eine wichtige Person in seinem Leben gefunden, und im nächsten Moment hat man sie ihm weggenommen. War das Fair? Er war dieser Person in dieser Sekunde so nah... und trotzdem waren ihre Herzen so weit entfernt. In ihrem Blick spiegelten sich ihre Worte wieder. Also... wenn du bis jetzt deine Augen davor verschlossen hast. Dann beginn von neu! Mach einen Neustart und lass Erinnerungen zu! Du kannst von heute an beginnen... mit dieser wunderschönen Erinnerung! Er konnte förmlich das Grinsen der Braunhaarigen sehen, jedoch als er einige Male blinzelte sah er vor sich nur noch ein misstrauisches, junges Mädchen, die immer noch auf eine Antwort wartete. Es wäre vielleicht für sie... wenn nicht auf für ihn besser, wenn er die Vergangenheit ruhen ließ. Er hat jemanden wichtigen verloren, er durfte nicht zulassen, dass das wieder passiert. „Ray...Ich heiße Ray...“, sagte er trocken und versuchte das Stechen in seinem Herzen zu ignorieren. Das Mädchen schaute ihn unsicher an. „Oh. Muss...Muss ich dich kennen?“, fragte sie zögernd. Diese Frage sorgte für einen weiteren Stich in seinem Herz. „Nein... Wir..kennen uns nur von der Schule.“, flüsterte er so leise, das er es nicht wahrhaben wollte. Ihr Blick wurde trauriger...fast schon verzweifelt. „Ich...Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern!“ Ein weiterer Stich folgte, jedoch erwiderte er nichts. Zu groß war der Kloß in seinem Hals. Bei dem Versuch aufzustehen, verzog sie ihr Gesicht und schrie leise auf. Im nächsten Moment, tauchte eine Krankenschwester auf und versuchte sie zu beruhigen. Ray allerdings nahm das gar nicht mehr mit, sondern verließ leicht benommen den Raum. Als er am Flur angekommen ist, lehnte er sich für einen Moment an einer Wand. Seine Hand fuhr über sein Gesicht und blieb dort haften. Leise schluchzte er, während er über das nachdachte was er gesagt hatte. „Natsu...“, flüsterte er mit einer endlosen Trauer in der Stimme. Er rutschte auf seine Knie und vergrub sein Gesicht in seine verschränkte Arme. Er hat sich noch nie seit seiner Kindheit so schlecht gefühlt. Er dachte er hätte dieses Gefühl wieder vergessen. Doch jetzt... wo sich ein Loch in seinem Inneren bildete, da wusste er, das er dieses Gefühl nie vergessen, sondern nur verdrängt hatte. Er wusste nicht, wie er Natsuki unter die Augen treten konnte, ohne sich dabei so elend wie in diesem Augenblick zu fühlen. Für ihn gab es nur noch einen Gedanken. Man musste sich nicht umschauen, um zu merken, dass der Flur bzw. der ganze Gang leer war. Stille breitete sich aus. Zu dieser Uhrzeit schliefen alle Patienten, jedoch weilte noch immer eine traurige Seele am Gang die bitterlich weinte. Am darauffolgenden Tag begannen die Analysen und Untersuchungen. Mr. Conelly hatte sich nach einer Weile zu Ray gesellt und zündete eine neue Zigarette. „Die Untersuchungen wurden abgeschlossen.“ Der Schwarzhaarige der immer noch leicht mitgenommen ist und träge in seinen Pappbecher, gefühlt mit Kaffee, starrte, hob leicht den Kopf und sah aus dem Fenster. „Und?“, fragte er müde, da er die Nacht kein Auge zugedrückt hatte. Er hörte wie der Raucher, seufzte und sich am Kopf kratzte. „Es stellte sich heraus, dass durch die Gehirnerschütterung, sie...eine Amnesie erlitten hat.“, sagte er vorsichtig aber mit gelassener Stimme und sah Ray bedacht an. Der Schwarzhaarige biss sich unweigerlich auf seine Unterlippe, während seine Hand hinauf zu seinem Hemd fuhr und sich an der Stelle wo sich sein Herz befand krallte. Er hatte es schon erwartet, jedoch wollte er es nicht hören. Was würde er noch alles ertragen müssen? Er wollte Natsuki wieder sehen, mit ihr reden, mit ihr Lachen, aber er wusste, dass diese Zeiten nun der Vergangenheit angehörten. Wenn er sie jetzt in die Augen blicken würde, würden es nicht mehr ihre Augen die vor Freude immer gefunkelt haben sein, sondern nur noch leblose verzweifelte Augen, die nach Antworten suchten. Augen die Sehnsucht nach der Vergangenheit haben werden. Bevor er antworten konnte, spürte er wie jemand an seine Schulter klopfte. Leicht perplex sah er Mr. Conelly an. „Ich weiß das nimmt dich sehr mit, aber mit dieser Einstellung wirst du auch nicht weiter kommen! Du bist der einzige, den sie noch hat. Es ist deine Aufgabe, auf sie aufzupassen.“ Ray sah ihn einen Moment lang nur an. Es fiel ihm schwer das zu glauben, aber Mr. Conelly hatte zum ersten Mal recht, was ihn betrifft. Er konnte Natsuki nicht einfach so im Stich lassen. Etwas gefasster nickte er in seine Richtung und trank in einem Zug seinen Kaffee. Zusammen machten sie sich auf dem Weg zu ihrem Zimmer. „Was hast du gesagt, als sie sich nicht an dich erinnerte?“ Sein Körper verspannte sich bei dieser Frage, doch antwortete er trocken: „Das wir uns nur von der Schule kennen...“ Mr. Conelly schien zu überlegen. „Vielleicht ist das auch besser. Sie sollte sich nicht überfördern. Wenn sie jemanden um sich herum hat, denn sie ehemalig kannte, würde sie sich schlecht fühlen.“ Ray hörte ihn stillschweigend zu, antwortete aber nicht, sondern stellte ihm eine Frage. „Wie sieht’s aus? Wird sie wieder ihre Erinnerungen zurück erlangen, oder nicht?“ „Das kann man schwer sagen. Man bedenkt, dass sie wirklich einen schweren Unfall hatte. Aber die Chancen stehen gut. Sie wird sich wahrscheinlich Stück für Stück an etwas erinnern, aber wer weiß ob sie ihre ganze Erinnerung zurückkriegt. Allerdings...kann es sein, dass ihr Gedächtnis sich nie wieder regeneriert.“ Der Schwarzhaarige musste seufzen. Er hat mit so einer Antwort schon gerechnet, aber er würde schon dafür sorgen, dass sie ihre Erinnerung zurück kriegt. Das war er ihr schuldig! Als sie kurz vor der Tür standen, riss jemand von innen plötzlich die Tür auf und schaute sich wie wild um. Dabei blieb sein Blick auf Mr. Conelly haften, ehe er auf ihn zu rannte. „Sie ist weg!“, sagte der Arzt und machte ein langes Gesicht. Der Detektiv sah ihn nur stirnrunzelnd an. „Wer ist weg?“ „Die Patienten! Miss Lockster! Sie ist nicht mehr in ihrem Bett.“ Die beiden tauschten sich untereinander Blicke ehe sie im nächsten Augenblick den Arzt am Gang stehen ließen und Richtung Ausgang rannten. „Verdammt! Soweit kann sie ja wohl nicht gekommen sein!“ Ray antwortete nicht, sondern dachte angestrengt nach. „Du vergisst, dass wir in eine neue Ära leben, indem man überall hinfahren kann...“ „Das ist nicht der Richtige Zeitpunkt um zu scherzen, Bürschchen!“, meinte der alte Mann barsch und fragte ein paar Leute ob sie die Braunhaarige gesehen haben. , dachte sich Ray stirnrunzelnd, als ihm plötzlich ein Lichtlein aufging. Schnell hielt er ein Taxi an. „Hey! Hau nicht ab!“, hörte er von hinten die nervige Stimme des Detektiven. Er verdrehte kurz die Augen ehe er zurückschrie und dann ins Auto einstieg. „Ich hol sie zurück!“ Und schon raste der Wagen davon, während der Mantelträger ihn noch eine Weile hinter her sah. „Was für ein Knirps!“ Außer Puste rannte Ray den kleinen Hügel hinauf zu der Bank an dem er schon des Öfteren war. Wie zu erwarten, saß eine junge Frau an einer Bank, die ihre Beine eng an ihrem Körper schmiegte und ihr Gesicht darin vergrub. Er ließ einen Seufzer der Erleichterung hören, ehe er sich ihr näherte. Außer der zwitscherten Vögeln, erklang ein Schluchzen aus ihre Richtung. Ohne es selbst zu merken, beschleunigte er seine Schritte und stand nun keuchend hinter ihr. Er wollte etwas sagen, doch in diesem Augenblick fiel ihm nichts Passendes ein, also stand er stillschweigend da und wartete. Erst nach einigen Sekunden, erhob sich ein brauner Schopf, während sie ihren Kopf in seine Richtung drehte. Ihre Augen waren rot und feucht von den ganzen Tränen. Tiefe Trauer lag in ihre wunderschönen türkisen Pupillen, doch er wagte nicht, sich zu bewegen. „Was...Was willst du hier?“, fragte sie immer noch schluchzend und versuchte ihre Tränen wegzuwischen. Ray hielt leicht seinen Mund zu, da er Angst hatte er würde grinsen. Von so vielen Fragen, war ausgerechnet, diese die erste? „Wieso, bist du ausgerechnet an so einem Ort gekommen?“, stellte er eine Gegenfrage und ging um die Bank herum um sich neben ihr hinzusetzen. Hat sie sich etwa an etwas erinnert, oder war es nur Zufall? Nun blickte Natsuki etwas perplex zu ihm, ehe sich ihr Blick senkte. „Ich...Ich weiß nicht. Ich hatte so ein merkwürdiges Gefühl. Als ob ich hier schon mal gewesen bin...“, sagte sie dann etwas ruhig und sah etwas nachdenklich aus. Stumm nickte er, ehe er aus seiner Tasche ein Taschentuch holte und es der Braunhaarigen gab die sich leise bedankte. „Woher wusstest du eigentlich, dass ich hier bin?“, fragte sie nach einer Weile. Der Schwarzhaarige musste schwer schlucken. Er hatte nicht damit gerechnet. Seine Hand fuhr nachdenklich an seinem Hinterkopf. „Ich weiß nicht... Das war geraten. Du hast schon mal erwähnt, dass du den Ort hier toll fandest...“. Ein trauriges Lächeln bildete sich auf ihrem sonst so fröhlichen Gesicht. „Ach so.“ „Was mich aber interessiert... wie bist du trotz des gebrochenen Beins hierhergekommen?“ Ein trockenes Lachen entwich ihrer Kehle. „Ich hab den Taxi-Fahrer bezahlt...“ „Woher-“ „In meinen Klamotten war ein Portemonnaie mit ein paar Geldscheinen.“, unterbrach ihn sofort Natsuki und sah weiterhin auf ihre Hände, die an ihrem Schoß lagen. Der Schwarzhaarige fuhr sich übers Gesicht. Natsuki war wirklich schlau. Plötzlich hörte er wieder ein Schluchzen. „Weißt du wie es ist, wenn man aufwacht und sich an gar nichts erinnert?“, kam es hysterisch. Ray antwortete nicht, sondern seufzte nur. „Nicht einmal seinen eigenen Namen? Gar nichts? Außer das du einen Unfall hattest und man sich in einem Krankenhaus aufhaltet?“ Es war keine Frage ehe eine bittere Feststellung. „Niemand... hat auf mich gewartet. Niemand hat mich besucht...“, begann sie nach einem erneuten Schluchzen. Der junge Mann neben ihr blickte traurig lächelnd zu ihr. „Niemand.. der meine Hand hält und mir versichert es sei alles in Ordnung!“ „Nie-“, sie wollte gerade fortfahren, als sie eine Hand spürte der ihr beruhigend über ihren Kopf streichelte. „Ist schon gut... Ich kann dir zwar nicht sagen wie es ist einfach so seine Erinnerungen zu verlieren, aber ich kenne dieses Gefühl!“, meinte Ray sanft und versuchte den Schmerz in seinem Brustkorb zu verdrängen. Mit offenem Mund blickte sie zu den Schwarzhaarigen hoch. Ihre Augen leicht geweitet, ehe sie sich an seinem Hemd krallte und weiter weinte. Nach etwa zehn Minuten beruhigte sie sich allmählich. „Geht es?“, erkundigte sich der Schwarzhaarige und bekam ein leichtes nicken. „Ich versprech dir... Ich werde dir deine Erinnerungen zurückholen!“, flüsterte er leise in ihr Haar. „Wieso?“, begann sie leicht verwundert, während sich ihre Augen trafen. „Wieso willst du mir helfen? Wir kennen uns doch nicht!“ Wie so oft bildete sich ein trauriges Lächeln auf seinem Gesicht. „Du erinnerst mich an eine alte Freundin.“ Er bemerkte schnell das sie sich nicht damit zufrieden gab und so fügte er noch schnell hinzu: „Ich habe es ihr versprochen! Und damit sie wieder glücklich ist... muss ich mein Versprechen einhalten!“ Sie machte ein leicht erstauntes Gesicht. „Und... Wo befindet sich deine Freundin jetzt?“ Er blickte in den Himmel. „Sie ist... weit weg...“, murmelte er leise. „Oh. Das... tut mir leid!“ „Das muss es nicht... sie wird bald zurückkommen.“ Nun lächelte das Mädchen ein wenig. „Na gut. Wenn du deine Erinnerungen zurück haben willst... dann müssen wir jetzt aber wieder zurück zum Krankenhaus!“, meinte Ray leicht mahnend, während er beobachtete wie Natsuki ihr Gesicht verzog. „Nein! Ich hasse Krankenhäuser!“ Ein weiterer Seufzer entwich seiner Kehle. „Aber wir müssen zurück. Die müssen dich mal durchchecken. Wie wär´s damit... wir gehen noch mal zum Krankenhaus und ich sorg dafür, dass du diesen Kaff so schnell es geht wieder verlassen kannst?“ Anscheinend war sein Vorschlag gar nicht mal so übel, da sich Natsukis Gesicht plötzlich erhellte, im nächsten Moment aber wieder verdüsterte. Er wusste genau was momentan in ihr Vorging. „Du denkst immer noch daran, nicht wahr? Hm. Beginn von neu!“, sagte er plötzlich energisch. Er spürte wie Natsukis verwunderten Augen ihn anstarrten. „Naja.. Nur weil du dich nicht an vorher erinnern kannst, heißt es nicht, dass du ohne jegliche Erinnerungen bleibst. Deshalb beginn von neu... mach einen Neustart und beginn mit dieser wunderschönen Erinnerung!“, zitierte er seine Freundin nach und lächelte die Braunhaarige vor ihn an. Einen Moment lang schien sie zu überlegen, doch wenige Sekunden später erwiderte sie sein Lächeln ebenfalls und nickte. „Du hast Recht!“ „Hallo! Man nennt mich Ray und wie heißt du?“, er spielte weiter Natsukis Rolle während das Mädchen ihn kurz musterte. „Freut mich! Man nennt mich...“ „Natsuki...“, flüsterte Ray leise, als hätte sie ihre Zeile beim Dreh vergessen. „Eh... Na-Natsuki.“, wiederholte sie leicht verunsichert aber lächelte anschließend wieder. Der Schwarzhaarige nickte bestätigend und wandte sich zum gehen. „Na dann... Gehen wir mal zurück!“ „Das würde ich gern machen... aber wie du weißt, benutz ich momentan nur ein Bein!“, meinte sie leicht kichernd, während Ray leicht verlegen sein Hinterkopf kratzte. „Ah ja.. Das hab ich gewusst...“ „Natürlich...“, meinte sie sarkastisch und verdrehte die Augen. Im nächsten Moment nahm er sie Huckepack und so machten sie sich lachend auf dem Weg zurück zum Krankenhaus wo dort Mr. Conelly sie schon erwartete. „Na sie mal einer an. Du hast sie also tatsächlich gefunden“, bemerkte er nebenbei. „Ein Kinderspiel.“, meinte er locker und rümpfte seine Nase. Der Detektiv weilte noch ein wenig, ehe er Kopfschüttelnd ihnen folgte. „Das wird ja noch was werden...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)