Divine, Insane, Vunable, Awsome, Special - Oder einfach DIVAS von Mir_Rage (Wie eine Piratenbande entsteht) ================================================================================ Kapitel 1: Auf der Baraccuda Eye -------------------------------- Der Wind blies stetig von Nordwest. Die Segel waren straff gespannt und das Schiff machte gute Fahrt. Die "Baraccuda Eye" schnitt geschmeidig durch die Wellen, stets ihrem Kurs folgend. Zwischen den Rahen des Dreimasters sprang und flitze ein blauhaariges Etwas quirlig hin und her. Amber schlug einen Salto nach dem anderen, schraubte sich in die Tiefe, hangelt sich dann wieder geschickt an einem Seil in die Höhe und übte die Schrittfolge von Neuem. Beim letzten Überschlag allerdings verschätzte sie sich und knallte heftig auf das Mitteldeck. "AUA! Verdammt noch mal!" "Hast du dir was getan?" "Nein, Crys. Alles im grünen Bereich. Hab nur den Schwung falsch eingeschätzt!" "Und den Winkel gleich mit, was? Das war gerade lebensgefährlich!" Anfangs fehlten der Kleinen die Worte, dann aber pustete sie bockig die Haare beiseite. "Du hast ja gar nicht hingesehen!" Crystal antwortete nicht. Ihr Blick wanderte über den Himmel und blieb dann am Bug hängen, wo die dritte im Bunde stand. Die dunkelhäutige Frau seufzte einmal tief, dann rief sie: "Am, übernimm du doch mal kurz das Steuer!" "Ich? Ich kann das doch nicht!" "Dann lernst du’ s jetzt eben. So schwer is’ es auch nicht. Sieh’ einfach zu das die Kompassnadel immer auf Südost bleibt. Ich bin gleich wieder da!" "Was hast du...?" wollte das Mädchen noch fragen, aber sie konnte es sich bereits denken. Schweigend nahm sie ihren Platz ein und beobachtete wie Crys nach vorne ging. Die Brise spielte übermütig mit den ebenholzfarbenen Locken und ließ sie übermütig auf und ab tanzen. Die Miene der jungen Frau wirkte aber alles andere als übermütig. In sich gekehrt und stumm stand sie da und blickte dem Horizont entgegen. Crystal beobachtete sie einen Moment, bevor sie trocken meinte: "Hat er’ s also geschafft!" "Was?" Verwirrt blinzelte die andere sie an. "Ich muss nicht wie meine Mutter Gedanken lesen können, um deine zu erraten. Du hast dich in ihn verliebt, stimmt’ s?" "Ich...ähem..." Verlegen wand sie den Blick ab. "So war er schon immer. Man kann ihm einfach nicht widerstehen, meiner rothaarigen Spottdrossel." "Er... er hat... er hat mit keiner Silbe je erwähnt. Ich ähmm" "Ist schon gut. Ich mache dir keinen Vorwurf. Und ihm auch nicht! Zwölf Jahre sind ne lange Zeit. Das bringt selbst die festeste Beziehung ins Wanken. Es ist ja nicht so, das ich ihn mit voller Absicht verlassen habe." Nachdenklich legte Crystal den Kopf in den Nacken. "Komisch, dabei hab ich immer gedacht, dass... Ach Schwamm drüber! Es ist nun mal passiert." Aufmunternd fuhr Crystal der jungen Frau über die Schulter. Die linste scheu zu ihr hinüber. "Ehrlich!" fragte sie ungläubig. "Das war... vermutlich mein Denkzettel!" "Denkzettel, in wie fern." Wieder seufzte Crystal tief. Verschiedene Emotionen schwappten in ihr auf und ab. Erinnerungsfetzen wurden mal klarer mal undeutlicher. "Es ist im Moment nicht so wichtig. Jetzt zählt erst mal jemand anderes. Da sind wir uns doch einig, oder?" Ihr Blick wanderte zu Am, die sofort mit entschlossener Miene nickte. "Ich... ich denke schon. Obwohl..." stimmte auch die Schwarzhaarige zu. "Ach Schluss jetzt mir der Depri- Stimmung und der Grübelei über ungelegte Eier, Raya! Das klären wir drei wenn’ s soweit ist." Im Stillen fügte eine bitterböse Stimme ein // Und ich hoffe der Schuft hat ne gute Entschuldigung vorzubringen!// Crys letztem Satz bei. Es war später Nachmittag als Raya endlich ihren Posten am Bug verließ. Gedankenverloren streifte sie an der Reling entlang, den Blick auf die unendliche Weite der Grand Line gerichtet. Tat sie das Richtige? War das wirklich der Weg, der ihr vorbestimmt war? Hatte sie einen Fehler gemacht als sie sich ... „Vorsicht!!“ kam es plötzlich von oben. Im nächsten Moment schlug etwas vor ihren Füßen auf. Ein kleiner Gegenstand kullerte munter die Planken entlang. „Tut mir leid, die Schnur ist gerissen und das Teil hat sich selbstständig gemacht!“ Amber baumelte kopfüber an der untersten Rahe des Großmasts und blickt Raya entschuldigend an. Die setze ein versöhnliches Lächeln auf. „Ist schon okay. Hast mich ja nicht erwischt!“ Neugierig beäugte sie den Gegenstand auf den Planken. „Das ist...“ „...ein Jojo. Ist ne Spezialanfertigung von mir.“ Mit einem dumpfen Laut landete das Mädchen unweit von Raya. „Damit willst du allen Ernstes kämpfen!! Gegen die Marine!!“ „Klaro!“ Fassungslos blickte Raya hinter der Kleinen her, die flink Anlauf nahm und dann einen Salto nach dem anderen längsschiffs über das Mitteldeck schlug. „Das war toll! Du bist wirklich gut.“ Begeistert applaudierte die junge Frau. Amber lächelte daraufhin übers ganze Gesicht. Ihre Lebensfreude war direkt ein Segen für Raya. Gleichzeitig aber wuchs in ihr die Sorge. Sie... sie konnte doch nicht... nicht zulassen. „He, ähem...“ „Amber!“ „Ja genau, hättest du... ich meine würdest du gern... Wie wäre es, wenn wir beiden gemeinsam trainieren?“ „Meinst du das echt!“ Die bernsteinbrauen Augen funkelten vergnügt. „Türlich! Wir legen uns schließlich mit der Marine an. Das bedeutet wir müssen in Höchstform sein. Oder wie siehst du das?“ „Worauf warten wir denn noch! Los, greif mich an!“ „Schön, aber mach dich drauf gefasst. Ich werde...“ DONG! „Autsch! He das war unfair.“ Wütend blickte Raya nach oben. Doch Amber kichert nur schadenfroh. „Ich glaub kaum, dass die unformierten Heinis „fair“ mit uns umspringen werden. Stimmt’ s, Crys. Hast du doch auch gesagt!“ „FAIR!“ Die dunkelhäutige Frau lachte bitter auf. „Das ist ein Fremdwort für die!! Sobald wir da drin sind, gibt es nur eine Devise und die heißt: //Nach allen Seite wird getreten , geschlagen und geschossen! Und zwar mit allem was wir haben!//“ „Genau!“ stimmte Amber zu und schlug einen Salto quer über die Rahe, auf der sie gerade noch balancierte. Als sie das Ende erreicht hatte, machte das Mädchen einen weiten Satz und mit einem dreifachen Salto und einer dreiviertel Drehung tauchte sie im Wasser ein. //Was hat sie denn jetzt vor?// überlegte Raya noch, da teilten sich plötzlich die Wellen und ein riesiges Etwas tauchte aus den Fluten auf. „Los, Dolly! Auf sie mit Gebrüll!“ „Hey Moment mal! So war das...“ Doch das Seekönig-Baby setzte bereits zur ersten Attacke an. Ein Wasserstrahl schoss mit unge-heuerem Druck aus seinem Maul und riss alles mit sich was sich auf seinem Weg befand. Mit einer Ausnahme! „Sag mal, spinnst du?? Das ist ja lebensgefährlich. Sei froh das ich das Wasser umlenken konnte. Na warte, das lass ich mir doch nicht bieten! Wie schmeckt dir das hier.“ Blitzschnell schossen zwei meterhohe Wassersäulen aus den Wellen empor, direkt auf Amber gerichtet, die immer noch auf Dolly’ s Kopf saß. Schweigend beobachtete Crystal das ganze Szenario, das nun über das Mitteldeck hereinbrach. Mit einem verstohlenen Grinsen zog sie an ihrer Zigarillo und blies einen Kringel in die Luft. „Genau wie damals. Eigentlich ein Wunder das von dem Schiff noch was übrig blieb.“ kicherte sie leise in sich hinein. Und ihre Erinnerungen trugen sie zurück in die Vergangenheit. Zu einer Zeit, die man am ehesten als unbeschwerte Kindheit bezeichnen würde. „Hier friss das, du Nervensäge!“ „Tss, das kratz mich ja nicht mal.“ „Aua, hör auf damit! Nein, nicht. Spucken ist unfair!“ „Pfff, ist mir doch egal!“ „Crystie, geh runter von mir. Du wirst mir zu schwer!“ „WIIEEEE BITTTEEE! Fängt der auch noch an mich zu beleidigen. Ich dreh dich durch den Wolf, du rothaariges Elend. Bleib gefälligst hier und kämpfe. Verdammter Waschlappen!! Hier geblieben!!“ Lärmend rannten die beiden halben Portionen über das Mitteldeck. Die anderen Mannschaftsmitglieder schüttelten entweder seufzend den Kopf oder aber sie grinsten nur schadenfroh. „Ohh, diese zwei! Irgendwann reißt mir noch mal der Geduldsfaden!!“ meinte einer, der auf dem Achterdeck stand und das Treiben beobachtete. Der andere neben ihm grinste nur. „Jetzt beruhig dich. Sie sind jung und haben nun mal nichts als Flausen im Kopf!! Das gibt sich eher als ihnen recht sein wird. In diesen Zeiten müssen Kinder wie sie schnell erwachsen werden. Leider!!“ „Hhhmm, das klingt ja fast so als würdest du es bereuen erwachsen geworden zu sein.“ „Natürlich! Immer wenn ich die drei da unten toben sehe, merke ich plötzlich wie alt ich doch plötzlich geworden bin.“ „Käpt’ n, nimm’ s mir jetzt bitte nicht übel, aber du bist nach wie vor ein Kindkopf.“ Ein breites Grinsen trat in das sonnengebräunte Gesicht. „Verbindlichsten Vize. Verbindlichsten!“ Mit einem lauten Pfiff lenkte der Käpt’ n schließlich die Aufmerksamkeit der Streithähne auf sich. „Crystie! Es reicht jetzt wieder. Lass von dem Bengel noch was übrig! Oder willst du für zwei arbeiten!“ „Neee! Aber der hat kein Recht mich einen übergeschnappten Wildfang zu nennen!“ „Stimmt!“ kam es plötzlich von oben „Der Name wird dir auch mit nichts gerecht!“ „Halts Maul Buggy!!“ kam es postwendend von den beiden und mir nichts dir nichts kletterten die Kinder an den Wanden in die Höhe und jagten ihren Kameraden durch die Takelung. Crystal schmunzelte amüsiert als sie sich an diese Szene aus ihrer Kindheit zurückerinnerte. Wie viel Zeit war doch vergangen? Von wie viel geliebten Menschen hatte sie Abschied nehmen müssen? Schmerzhaft Abschied nehmen. Der eine brannte ihr immer noch wie ein glühendes Stück Eisen in ihrem Herzen. Und sie hatte vor ihr letztes gegebenes Versprechen einzuhalten. Komme was da wolle! Obwohl... „Am, Raya! Kommt mal her! Lagebesprechung!“ Etwas verblüfft hielten die beiden Frauen im Training inne. Schließlich aber stiegen sie aufs Achterdeck hinauf. Crys hatte auf einer Klappe eine Seekarte ausgebreitet und diese mit einem Kompass beschwert. Nachdenklich fuhr sie mit dem Finger einige Routen nach, als sie die beiden aus dem Augenwinkel heraus bemerkte. „Also...“begann sie ohne auf zu sehen „... wir befinden uns im Moment etwas westlich von dem Cresent- Atoll. Wenn das Wetter weiter so gut mitspielt sollten wir in acht Tagen das Sabaody Archipel erreichen.“ „WAS! Da willst du hin? Ich dachte, wir wollten...“ „...deinen Bruder retten?! Aber ja doch, werden wir. Doch dafür brauchen wir... noch etwas Unterstützung.“ „Und die willst du im Sabaody Archipel finden?? Crys, ich weiß zwar nicht viel über die Grand Line, aber das es an diesem Ort von Verbrechern und Halsabschneidern nur so wimmelt, zählt zur Allgemeinbildung. Allein bei dem Gedanken an die Menschenhändler krieg ich ne Gänsehaut!“ „Dann sag deinem Schatz schon mal Lebe wohl!“ „CRYSTAL!“ Amber riss entsetzt und verärgert die Augen auf. Gleich darauf zog sie eine beleidigte Schnute. „Das mein ich ernst! Wenn du dir vor diesem Ort schon in die Hosen machst, dann bleib Marine Ford besser fern. Unter all den Verbrechern und Halsabschneidern fühl ich mich ehrlich gesagt sicherer als in der Nähe eines Marine Schiffs.“ „Nicht jede von uns hat wie du ihr Leben unter Piraten verbracht. Mir passt das auch nicht!“ Raya lehnte sich gegen die Reling, die Arme vor der Brust verschränkt. „Schön, da hab ich ja ne feine Crew! Dann macht mal Gegenvorschläge!! Bitte ich höre!“ Betreten blickten die Mädchen sich zunächst gegenseitig an und dann zu Boden. „Mädels, ich weiß das das hier für euch nicht einfach ist. Und es wird ganz bestimmt nicht leichter. Und wenn... wenn ich nicht mein Leben lang diesen Weg gegangen wäre, dann... dann hätte ich auch Angst wie ihr. Aber das hier ist nun mal meine Lebensroute. Ein Pirat wird man nicht; man ist es oder man ist es nicht. Glaubt mir, ich hätte nie im Leben zugelassen das ihr mitkommt wenn ich nicht ganz genau wüsste, das ihr das packt!! Aber ihr müsst an euch arbeiten! Hart arbeiten! Ihr werdet an eure Grenzen gehen müssen um diese überschreiten zu können.“ Es folgte ein kurzer Moment der Stille, den Crys kurz darauf mit einem entnervten Aufstöhnen durchbrach. „Oh Gott, ich klinge ja schlimmer als jeder Lehrer!! Vergesst die Nummer schnell wieder! Vergesst es einfach!“ Albern kichernd verließ die dunkelhäutige Frau die Brücke und lief an der Reling entlang. Am und Raya blieben etwas verlegen und verwirrt zurück. „Was war denn das für eine Nummer!!“ meinte die Kleine schließlich und blickte zu Raya auf. „Keine Ahnung du kennst sie länger als ich!“ Kapitel 2: Alte und Neue Tränen ------------------------------- Der Rest der Tagespassage verlief weitgehend ruhig. Amber und Raya hatte noch etwas miteinander trainiert. Aber immer wieder hingen die Worte von Crystal wie eine stumme Mahnung in der Luft Was wenn sie nun recht hatte? Was wenn die beiden Mädchen ihre Fähig- und Fertigkeiten über-schätzen? Steuerte sie etwa in den sicheren Tod?? Crys hatte sich derweil ins Krähennest zurückgezogen, wo sie sich schon seit Stunden den Wind um die Nase wehen ließ. Die tristen Gedanken in ihrem Kopf aber wichen keinen Zentimeter. //Ich kann so was nicht. Ich bin keine Anführerin!! Ich kann Befehle geben! Ja! Aber ich schieße immer übers Ziel hinaus, werde persönlich!! Ach zum Kuckuck, wie hat der Käpt’ n das früher immer hingekriegt??// Eine Lösung kam ihr nicht in den Sinn, wohl aber mal wieder eine Erinnerung an eine bestimmte Szene. Damals saß sie auch an der obersten Stelle eines Schiffes und tat etwas für sie recht untypisches. „Du weinst ja immer noch!“ „Ja und?! Hab ich etwa keinen Grund dafür!“ Das kleine Mädchen blies beleidigt die Backen auf, im nächsten Moment kullerten ihr wieder die Tränen über die Wangen. „Ich hasse diesen Mistkerl!!“ „Ich weiß!“ Seufzend ließ sich der Mann neben der Kleinen nieder. Der rote Mantel wallte im Abendwind. Auffordernd streckte er den Arm nach ihr aus. Anfangs hielt das Mädchen noch trotzig den Kopf in den Wind, dann aber schmiegte sie sich eng an ihn und ließ den Tränen freien Lauf. „Ich hasse ihn! Ich hasse ihn! Ich hasse ihn!“ stieß sie immer wieder aus. „Ist ja gut. Aber du kannst an der Tatsache leider nichts ändern. ER ist dein Vater!“ „Ist er nicht!! Kein Vater... kein Vater der Welt... sagt so etwas!! Er ist so ein mieser Sack!!“ „... und dein Vater. Crystie, es ist nun mal eine Tatsache.“ „Verflucht, warum kannst du nicht mein Vater sein? Mit dir komm ich wenigstens aus!“ „Erstens weil man sich seine Eltern nicht aussuchen kann, zweitens weil „mit dir auskommen“ kein Prädikat für einen guten Vater ist und drittens weil ich zu der Vaterchose nicht tauge.“ „Echt?“ Erstaunt hob das Mädchen den Kopf „Finde ich nicht. Warum?“ „Kleines! Du weißt es doch am besten. Wie glaubst du würde das Leben dieses Kindes aussehen?“ „Warum? Es hat doch mich als große Schwester!! Ich kenn alle Gefahren und pass schon auf!!“ versetzte die Kleine schlagfertig. Zuerst blieb dem Mann die Sprache weg und dann grinste er nur. „Du verrücktes Gör!! Stimmt auch wieder!! Du gehst ja selbst auf Marine Offiziere los! Egal ob sie doppelt so groß oder dreimal so alt wie du sind!“ Crystie grinste genau so schelmisch zurück. „Je größer der Kerl...“ „...desto tiefer fallen sie. Gott, ich muss wirklich mehr aufpassen wenn ich in deiner Gegenwart was sage!!“ Einen Moment schwiegen die beiden in trauter Eintracht. „Wie geht’s der Spottdrossel?“ „Er wird’s überleben!! Mach dir keine Vorwürfe.“ „Mach ich aber. Das ist wie damals als der Verrückte auf mich los ist und Moe...“ „Ich weiß. Und ich weiß das dich das immer noch quält, aber du kannst es nicht ändern. Es wird immer Menschen geben die...“ „Aber warum hat er das gemacht?? Ich meine, wir streiten doch nur und beleidigen uns gegenseitig. Ich gehe ihm doch immer absichtlich auf den Wecker und jetzt macht er so was!!!“ „Vielleicht weil für ihn der Gedanke, dich zu verlieren genauso schlimm ist wie für dich. Er mag dich Kleines!!“ Wieder war es einen Moment lang still. Mit einem Satz war Crystie plötzlich auf den Beinen, wischte sich die Tränen von der Wange und schwang sich in die Wanten. „Wo willst du hin?“ „Na ja, ich denke... er verdient da doch mindestens ein Dankeschön!!“ Die Nacht war über die „Baraccuda Eye“ hereingebrochen. Jeder der drei Mädels hing ihren Gedanken nach. Während Crystal Ruderwache hielt, lag Amber draußen im Bugnetz und ließ sich vom Wellengang einlullen. „Am, bist du wach?“ Das Mädchen öffnete verdutzt ein Auge. „Raya, was gibt’s denn. Hat Crys wieder nach uns gerufen??“ „Nein, ich... ich muss mit jemanden reden. Darf zu dir runterkommen?“ „Mit mir... ich meine zu mir... ähem ja klar. Natürlich.“ Es quietschte und knarzte als Raya über die Seilknoten balancierte. Mit einem Seufzen ließ die junge Frau sich in den Schneidersitz fallen. Nachdenklich blickte Raya zum Himmel auf. „Die Sterne sind heute nacht verdammt schön.“ „Im Impel Down sieht man sie nicht. Das liegt unter Wasser.“ Am drehte sich zur Seite und rollte sich wie eine Katze zusammen. „Du denkst an ihn?“ „Ständig! Immer wenn ich die Augen zumache, dann... sehe ich ihn vor mir. Sehe wie er mir zum Abschied zuwinkt. Und im selben Moment hab ich wieder die Vision. “ Die Tränen kullerten stumm über Am’ s Wangen. Eisern versuchte die Kleine sich gegen die Trauer zu wehren, aber vergeblich. Es war als würde sich jeder noch so kleine Erinnerungsfetzen sich wie ein Messer in ihr Herz bohren. Und die Frau an ihrer Seite machte alles noch schlimmer. In Raya’ s Augen zu blicken hieß in seine Augen zu blicken. Ihr Lachen war sein Lachen, ihre Trauer war seine Trauer. Ihr Leid... Amber hielt inne als die Hand sacht ihre Schulter berührte. „Es... es tut mir leid. Ich kann... verstehen... Es muss furchtbar schmerzhaft sein.“ „Der Schlimmste den ich kenne. Und ich habe schon unendlich viel Leid erlebt. Ich war jahrelang wie tot, hab Spott und Häme über mich ergehen lassen und es stumm hingenommen. Aber Ace, er... er hat wieder einen Lebensfunken in meinem Herz entzündet. Ich darf ihn jetzt nicht im Stich lassen, egal wie gefährlich es auch sein mag. Ich verliere lieber mein Leben als ihn.“ „Amber!! Weißt du was du gerade sagst!“ Raya hatte entsetzt die Augen aufgerissen. „Mein Herz spricht. Und es spricht einzig und allein die Wahrheit.“ Wieder stockte der schwarzhaarigen Frau der Atem. Dieses Mädchen, noch ein halbes Kind, hatte vor ihr Leben zu riskieren. Für eine Liebe, von der sie nicht einmal wusste ob sie je erwidert werden würde. DAS war... Raya’ s Gedanken hielten plötzlich inne, als sie es bemerkte. Es war wie bei ihr! Nichts anderes tat sie selbst. Sie lief einem Traum hinterher, von dem sie nicht wusste ob er je wahr werden konnte. Nein, sie wusste bereits das er unerfüllbar war. Sie hatte es gesehen. In den Augen von Crystal und in seinen. Die beiden, ihre Herzen schlugen immer noch für den anderen. Und sie würden nie für einen anderen schlagen. Und trotzdem... Raya wollte nichts sehnlicher als ihn noch einmal wiederzusehen. Seine Stimme zu hören. Den Schalk in seinem Gesicht aufblitzen sehen. Das Gefühl in ihrem Herzen erneut aufflammen lassen. //Es war ein Fehler!// hatte er damals gesagt. Nein! Sie hatte vor ihm zu beweißen, dass er sich geirrt hatte. Es war kein Fehler gewesen. Weder die Geschehnisse von damals wie die heutigen. Kapitel 3: Auf Kurs!! --------------------- „Crystal! Crystal! Bist du noch wach?“ Zum dritten Mal klopfte Raya an die Kajütentür. Doch noch immer tat sich nichts dahinter. Natürlich, es war spät und die dunkelhäutige Frau hatte sich nach dem Ende ihrer Ruderwache zurückgezogen. Aber Raya musste sich die Sache einfach von der Seele reden. „Crys! Ich... ich muss mit dir reden! Jetzt! Bitte!“ Da endlich hörte sie die rauchige Stimme antworten: „Komm schon rein!“ Sie klang nach reichlich Alkohol. „Hör zu, es gibt da etwas das ich...iekkkk“ Die schwarzhaarige Frau erstarrte pikiert zu Salzsäule. Crys lag nur in ihrer Unterwäsche auf dem Diwan, die Arme hinterm Kopf verschränkt. Auf dem Boden reihten sich einige Falschen hochprozentiger Strohrum aneinander. Mit einem breiten Grinsen zog die Piratin an ihrer Zigarillo und blies eine dichte Rauchwolke über sich. Schließlich wandte sie sich Raya zu. „Na wenn das nicht unsere kleine Prinzessin ist.“ giggelte Crys beschwipst vor sich hin. „Erst schnappst du mir meinen Titel weg, dann mein Herzblatt... was kommt als nächstes? Hhhmm, sag’s mir.“ Raya brachte immer noch keinen Piep heraus. Völlig verdattert musterte sie Crystal immer wieder von oben bis unten. Die fing urplötzlich zu lachen an. „Na was ist denn mit dir? Willst du mir jetzt sagen, das du bei meinem Anblick rote Ohren bekom-mst!! Hihihihihiiiii! Oh Kindchen, du musst noch viel übers Piratenleben lernen. Ein bisschen blanke Haut, egal ob nun von Mann oder Frau ist so normal wie das Salz in der See. Und es stört sich kaum jemand daran. Glaub mir ich, weiß wovon ich rede.“ Ein Funkeln trat wieder in Crystals eisblaue Augen als sie sich zurückerinnerte. An Deck des Schiffes war es ruhig, die Mannschaft ging ihren üblichen Arbeiten nach. Doch der Friede wurde von lautem Gerumpel beendete. „Bahn frei!“ „SHANKS!! ICH BRING DICH UM !!! Gib mir auf der Stelle den BH wieder!! Ich warne dich. Ich finde das nicht witzig!!“ „Aus dem Weg. Macht Platz!“ Stürmisch hastete der junge Mann an seiner Besatzung vorbei und kletterte an den Wanden in die Höhe. Doch der wütende Derwisch mit der wehenden schwarzen Mähne blieb ihm stets auf den Fersen. Selbst als er sich an den Seilen von Rahe zu Rahe schwang. „Gib ihn auf der Stelle her!“ brüllte Crys ihm zornig hinterher. „Ich denk ja nicht daran!“ versetzte Shanks grinsend. „Jagdbeute gibt man nicht aus den Händen. Solltest du doch wissen!“ „Ich weiß nur eins- Ich werd’ dich lynchen, wenn ich dich zu fassen kriege!!“ So ging das noch Minutenlang hin und her, dann aber drehte sich das Blatt. Aus einem Winkel, aus dem er sie nicht erwartet hatte, schnellte Crystal plötzlich auf Shanks zu und so endete die Verfolgungsjagd mit einem lauten Klatschen im Wasser. Gischt spritzte in die Höhe und weiße Schaumkronen tänzelten übermütig auf den Welle hin und her. Neugierig hing die komplette Mannschaft an der Steuerbordseite und starrte auf die Oberfläche. Doch von den beiden fehlte jede Spur, selbst als das Wasser sich wieder beruhigt hatte. „Hey, denkst du die beiden sind okay? Das war schon ein ordentlicher Sturz von da oben.“ „Keine Ahnung. Die beiden können doch schwimmen, oder?“ „Macht euch mal keinen Kopf. Die tauchen schon wieder auf.“ Mit einer schon übernatürlichen Ruhe lehnte der Vize an der Reling und zog an seiner Kippe. „Bist du sicher Beckman?“ „Sicher. Die werden genau....“ In dem Moment als er „jetzt“ sagte, tauchte ein feuerroter Schopf aus den Fluten auf. Nach einigem Pusten und Spucken brüllte Shanks los:„CRYSTAL, DU BIEST! LASS DEN BLÖDSINN! Rück sie wieder raus. SOFORT!!! Ich kann doch nicht...“ „Was denn?“ Erschrocken fuhren die Männer auseinander als plötzlich ein Schatten von hinten an die Reling trat. Crystal war triefnass, grinste aber breit übers ganze Gesicht. „Willst du etwa die hier??“ Triumphierend hatte sie sich den nassen Stoff wie eine Stola um die Schultern gelegt und wedelt mit einem Hosenbein durch die Luft. „Gib sie her!“ „Eeheeheeh! Jagdbeute gibt man nicht her. Schon vergessen?“ Schallendes Gelächter stimmte in das von Crystal ein. „Hat sie dich mal wieder erwischt, Käptn?“ „Mann, man sollte meinen du lernst endlich, dass man deine bessere Hälfte besser nicht ärgert. Selbst du nicht!“ „Aber wenigstens wird’s uns so nie langweilig.“ „Verfluchte Bande! Auf wessen Seite steht ihr eigentlich?“ „Shanks du magst vielleicht der Käptn sein, aber Crystal ist diejenige die das letzte Wort hier an Bord hat.“ //So war es, ist es und wird es auch wieder sein, wenn ich wieder bei dir bin. Verlass dich drauf, Spottdrossel!// ging es Crystal noch durch den Kopf als sie sich wieder Raya zu wand. Die nächsten Tage vergingen ohne besonderen Zwischenfälle. Auffällig war lediglich das Crystal Raya aus dem Weg ging. Amber, die im Moment gerade im Krähennest saß, beobachtete schweigend von oben die Szene auf Deck. Beide Frauen hatten die größtmöglichste Distanz zwischen sich gelegt. Raya hatte im Moment die Ruderwache inne und war auf dem Achterdeck. Crystal hingegen saß draußen auf der Galionsfigur und blickte starr auf das Meer hinaus. //Was zum Kuckuck war neulich nacht nur los? Das Geschrei hat man ja noch bis in den Kielraum gehört!! So gebrüllt hat Crystal nur nach Ace Verlade. Und ich dachte... lauter ginge es nicht mehr. Da hab ich mich wohl geirrt.// Nachdenklich legte sie den Kopf auf die Arme. Ihr Blick wanderte gemächlich über das Deck und dann auf das Blau des Ozeans. Irgendwann blieben ihre Augen am Horizont hängen. „Hey!!! Land in Sicht, Ladies!!“ Im Moment war es nur ein dicker Strich in der Ferne. Doch je näher die Baraccuda Eye ihm kam, desto mehr wuchs er in die Höhe. „Ist es das, dass ich denke das es ist?“ Raya blickte zu Amber hinüber, die den Kopf über der Seekarte hatte. „Hmm, also wenn die Karte und unsere Position stimmen, dann ja. Das ist das Sabaody- Archipel. Leider.“ Amber seufzte bitter. Das ungute Gefühl in ihrer Magengegend meldete sich mal wieder zu Wort. Gottlob war es bis jetzt nur ein Gefühl. Wenn es zu einer Vision werden sollte... Im nächsten Moment riss das Mädchen die Augen auf und sank auf die Knie hinab. „Na dann, auf ins Ungewisse. Hmm Am. Am??“ Raya wand sich erst jetzt zu ihrer Kameradin um. „Am... AM, hey was ist los mit dir? AMBER, sag was!!“ Bestürzt kniete sich die junge Frau zu der Kleinen hinab. Doch die reagierte nicht mal als Raya sie heftig an der Schulter schüttelte. Sie starrte weiter wahllos auf einen Punkt in der Ferne. „CRYS! CRYS! Verdammt Crystal!! Lass endlich mal das Geschmolle und komm her. Mit Amber stimmt was nicht.“ „Reg dich wieder ab! Das hier kann man bei der Kleinen fast schon als „normal“ bezeichnen.“ Erschrocken wirbelte die junge Frau herum. Die weißhaarige Piraten war wie aus dem Nichts neben ihr erschienen. „Wie um alles...? Du warst doch gerade...? Wie hast du das...?“ Raya war völlig durch den Wind, aber Crystal schien sich an der Reaktion nicht weiter zu stören. Sie hatte sich vor Amber hingekniet, beide Hände auf die zarten Schultern gelegt und blickte aufmerksam in Ambers wirbelnde Augen. „Am... Amber... was siehst du? Sag mir was siehst du? Am... Amber... was erkennst du? Sag mir, was erkennst du?? Am...“ „Was zur Hölle soll der Quatsch!“ „Shhhht, halt den Rand zum Donnerwetter! Sonst hält die Vision an und kommt immer wieder. Und das hält Am nicht auf Dauer aus! Am... Amber, sag mir was...“ „Rad, hölzernes Rund. Dreht sich schnell, dreht sich schneller. Weiße Kugel... leuchte hell. Durch schlägt das Herz der Kreuzgekrönten. Feuer wallt empor. Kugeln, neun an der Zahl. Gelb, Blau und Rot; Pink, Orange und Grün; Braun, schwarz und Weiß. Ein Dreieck das zerfällt. Rauch und Feuer... Rauch und Feuer... Zwei Schatten... entfernen sich kommen näher... Entfernen sich... Bleibt bei uns!“ Im nächsten Moment blinzelte Amber verwirrt. „Was... was zum Kuckuck? Ohhh, etwa das übliche??“ „Jupp.“ nickte Crystal düster. „Aber keine Sorge, der Mist ist raus aus deinem Kopf.“ „Wollen wir’ s hoffen. Das schlägt mir nämlich dermaßen auf die Nerven. Oiiii! Und auf den Magen! Aus dem Weg!!“ Mit schnellen Schritten flitze die Kleine an den Frauen vorbei und hing kurz darauf über der Reling. „Junge, Junge... man könnte ja fast glauben, das sie... Na, du weißt schon.“ „Tja, aber nur wenn alle 2000 Jahre eine Jungfrau schwanger wird.“ „Bist du sicher?“ „Ach Blödsinn, dafür hätten die zwei...“ Crystal hielt plötzlich inne. Es hatte eine kurzen Moment gegeben, in denen sie die beiden allein gelassen hatte. Was wenn...? //ACH DU GRÜNE NEUNE!!! Wenn dem so ist, dann... dann kann sich dieses Unschuldsbübchen auf ne Abreibung gefasst machen!! Nee- chan hin oder her!!// Kapitel 4: Landgang ------------------- Dennoch behielt Crystal ihren bitterbösen Verdacht noch für sich. Im Moment waren andere Dinge dringender. „Also Mädels, wir gehen hier im Grove 41 vor Anker. Das ist so was wie der Besuchereingang. Sprich, hier streut so alles mögliche an Gestalten herum. Und was wollen wir drei unter keinen Umständen?“ „AUFFALLEN!“ echoten Raya und Amber im Chor. Beide verdrehten entnervt die Augen. „Das heißt, Ray behalt unter allen Umständen die Tarnung auf. Selbst wenn wir nicht auf Marineleute treffen, es gibt auch einige Piraten die die Ähnlichkeit bemerken könnten.“ „Du hast leicht reden! Du musst nicht wie eine Schleiereule durch die Gegend laufen.“ beschwerte sich die junge Frau. Crystal hatte sie in der Tat eingewickelt wie ein Paket. Unter dem Orangenen Stoff war nicht eine der schwarzen Locken mehr zu sehen. Und über die verräterischen Sommersprossen hatte sie eine ihrer Sonnenbrillen mit verspiegelten Gläser geschoben. Raya sah aus wie eine Filmdiva inkognito. „Ich tue das nur, weil’s nötig ist! Amber, so leid es mir tut, aber dein „Glücksbringer“ muss hier bleiben!!“ „WAS!“ Empört umfasste Amber die Knochenfibel um ihren Hals. Seit sie ihn im zerstörten Banaroo- Island gefunden hatte, hatte sie sich kaum von dem Hut getrennt. Selbst beim Schlafen lag er stets in Griffweite. Er ihr einziges Erinnerungsstück. Daher fiel die Antwort auch eindeutig aus „VERGISS ES, CRYSTAL! Der Hut bleibt wo er ist, basta!“ Die dunkelhäutige Frau stutzte zunächst erstaunt, dann kniff sie das Gesicht zu einer Grimasse zusammen. „ acht, neun, zehn.... Keep cooooooooooooooooool!“ murmelte sie leise und knirschte dumpf mit den Zähnen. Schließlich wand sie sich wieder zum ihren Kameradinnen um. „Amber,...“ begann sie mit gezwungen ruhiger Stimme „... hast du wirklich vor „russisch Roulette“ zu spielen?“ „Ich dachte du willst unsere Fähigkeiten testen? Deshalb sind wir doch überhaupt hier! Oder willst du immer noch behaupten, wir würden hier Verbündete finden!! Das glaubst du doch selbst nicht! Wer würde sich freiwillig unserm Himmelsfahrtkommando anschließen?? Und wenn warum??“ „Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst nicht vorschnell ein Urteil fällen. Nicht überall wo Eigennutz und Selbstsucht zu herrschen scheint, ist nicht selten auch etwas Hilfsbereitschaft und Aufrichtigkeit zu finden. Man muss allerdings etwas suchen. Das geb ich zu. Aber man ist auf jeden Fall nicht so lebensmüde und provoziert den ganzen Haufen!! Der Hut bleibt hier. BASTA!!!“ Ehe die Kleine sich versah, hatte Crystal ihr den orangen Hut vom Rücken gezogen und mit Schwung in die Luft gepfeffert. Nun baumelte er am Ende einer Rahe hoch über den Köpfen der Mädchen. „Los, jetzt! Abmarsch!“ Ohne auf Ambers wütendes Gesicht zu achten, schwang sich Crystal auf die Reling und sprang an Land. „Also langsam nimmt ihre „Ich-bin-der-Boss“- Tour bedenkliche Ausmaße an. Oder war sie früher auch schon so?“ Raya schielte fragend über den Rand der großen Brille. „Mir egal! Wenn das so weiter geht, such ich mir alleine meinen Weg zum Marine- Ford.“ „Du sprichst mir aus der Seele, aber andererseits... zwei Greenhorns wie wir!! Wie weit denkst du würden wir ohne Hilfe kommen?“ „Lass uns doch mal die Probe aufs Exempel machen!! Meine Vision war ein Zeichen! So viel steht fest. Und meine Prophezeiungen treffen zu 99,995% immer ein. Also sollten wir uns auf die Suche nach den beiden Personen machen.“ „Schön und gut, aber wo sollen wir nach ihnen suchen??“ „Ich hätte da vielleicht schon einen Einfall.“ Wenige Minuten darauf schlenderten die beiden Mädels ungeniert durch die Straßen von Grove 43. Ein Souvenir- Shop reihte sich hier an den anderen oder wurde von einer Fressbude unterbrochen. „Denkst du hier finden wir die beiden?“ „Nicht direkt hier. Aber wie schon gesagt... ich hab so ne Vermutung. Meine Visionen sind vielleicht immer verschlüsselt, aber wenn ich etwas den Grips anstrenge... komme ich früher oder später schon drauf.“ „Und...“ Raya legte den Kopf in den Nacken. Nachdenklich blickte sie den aufsteigenden Blasen hinterher. „... hast du schon eine Idee?“ „Könnte sein.“ meinte Amber verschwörerisch. „Wenigstens hat uns Crystal ohne zu meckern von der Leine gelassen!! War fast schon wieder zu einfach.“ „Ehrlich gesagt, mich brächten keine zehn Pferde in die gesetzlose Zone!! Aber wenn unser Boss unbedingt dorthin muss, meinetwegen. Ist ihr Problem wenn sie Ärger mit Menschenhändlern kriegt.“ Amber grinste „Ich glaub eher den Ärger kriegen die Idioten, wenn sie Crys wirklich nerven!!“ „Auch wieder wahr. Und wohin führt uns beide das prophezeite Schicksal, meine Liebe?“ „Dorthin!“ Das blauhaarige Mädchen streckte den rechten Arm aus und deutete auf eine großes Gebäude. Mit den unzähligen blinkenden Lichtern sah es mehr aus wie ein überdimensionales Geburtstags-geschenk. Auf dem Dach dreht sich eine gigantische Roulettescheibe. //Rien ne vas plus// - Nichts geht mehr. „Ein Casino? Bist du sicher?“ Raya verdrehte fragend die Augen. „Wenn das Schicksal winkt, sollte man besser nicht wegschauen!“ Ohne zu Zögern ging das Mädchen auf das Spielcasino zu. Das sie dabei noch eine Brücke, eigentlich mehr ein wackliger Steg, überqueren mussten, bemerkte allerdings weder sie noch Raya. Und leider stand auch nirgends „Achtung! Sie betreten den ungesetzlichen Teil des Sarabody Archipels!“ Anfangs streiften Amber und Raya noch unschlüssig um das Gebäude. Nachdenklich beobachteten sie das übertriebene Gefunkel der blinkenden Lichter. „Warst du schon einmal in einem Casino?“ fragte die Kleine die schwarzhaarige Frau an ihrer Seite. „Wo denkst du hin! Meine Stiefmutter hätte mich gelyncht, wenn ich es solches „Etablissement“ auch nur angesehen hätte. Das heißt... einmal musst ich Sarah aus einem rausholen, bevor sie alles Geld verzockt hätte. Und hat sie es mir gedankt?“ „Ich schätze einmal... Nein!“ „Right!“ Amber legte den Kopf in den Nacken um sich das ganze Spektakel genauer zu betrachten. „Tja, wenn’s nur um das Äußerliche geht, dann hat das Ganze fast schon Ähnlichkeit mit meinem Zirkus. Aber ich glaub nicht das sie da drinnen Vorstellungen nach meinem Geschmack machen.“ „Ditto. Willst du immer noch da rein?“ „Irgendwo müssen wir ja mit unserer Suche anfangen oder nicht?“ „Auch wieder wahr. Wie sieht’ s aus? Hast du Kleingeld dabei? Man fällt schnell auf wenn man nicht mindestens ein Spiel macht.“ „Pfff, wie denn?“ Amber zog eine Schmollschnute. „Ich hab ja nicht mal meinen Glücksbringer!“ „Wer sagt das!“ Plötzlich verschwand Raya’ s Gesicht und eine orangen Krempe schob sich vor Am’ s Augen. „Aber das ist ja...Wie hast du..? Das ist ja... Danke!“ Überschwänglich schlang die Kleine ihre Arme um ihre Freundin und wirbelte sie wild umher. „Am!! AMBER! Krieg dich wieder ein! Ich freu mich ja, dass du dich freust! Aber das ist noch lange kein Grund mir die Luft abzudrehen! Jetzt komm, lass uns reingehen.“ Kapitel 5: Alles auf... Fight!!! -------------------------------- Keine zwei Minuten später schlenderten die beiden zwischen den Spieltischen hindurch. Aufmerksam versuchte jede einen möglichen Hinweis auf die Personen aus Ambers Vision zu entdecken. „Was genau hab ich noch mal von mir gegeben?“ wisperte das blauhaarige Mädchen nachdenklich vor sich hin. „Was fragst du mich? Du hattest doch die Vision oder nicht?“ „Das schon, aber ich kann mich nur selten konkret daran erinnern. Deshalb ist es so wichtig, dass mich jemand während der Vision ausfragt. Hmmmm, ich kann mich noch an so etwas wie verschieden-farbige Bälle erinnern, richtig?“ Raya nickte und legte dann die Stirn in Falten. „Und ich glaub, eine Roulettescheibe kam noch drin vor und so etwas wie die... warte mal wie hast du es genannt. Die Kreuzgekrönte... Wer oder was soll das sein.“ „Na ne Königin ist ne Gekrönte... aber mit ner Krone und nicht nem Kreuz.“ „Vielleicht sollten wir dann besser in ner Kirche suchen!“ „Nein... wir sind hier richtig. Das sagt mir mein... Bauchgefühl!“ „Soso, dein Bauchgefühl!“ „Das zu 99,9995% immer zutrifft!“ verteidigte sich Amber gekränkt, als ein lautes Klackern sie aufhören ließ. Neugierig ging das Mädchen dichter auf den Tisch zu. Die drehende Scheibe zog sie geradezu magisch an. Das Geräusch, das die kleine Elfenbeinkugel machte, die wie ein weißer Pfeil sich in dem Rund drehte. „So, alles auf Schwarz!“ „Madame, sind sie sicher? Es kam jetzt viermal hintereinander schwarz. Rein rechnerisch...“ „Es ist eine reine fifty-fifty Chance!! Und mit schwarz bin ich noch immer gut gefahren! Und das in jederlei Hinsicht.“ Die Frau, die das gesagt hatte, saß Amber genau gegenüber und kicherte gerade noch düster. Der Croupier zuckte resignierend, dann schob er einen Berg Chips auf das Feld //Schwarz//. „So Herrschaften, neues Spiel neues Glück. Machen sie ihre Einsätzen. Nutze sie die Gelegenheit und packen sie das Glück beim Schopf...“ Blitzschnell war die Frau aufgesprungen und hatte den dürren Mann am Hemdkragen gepackt. Lauernd taxierte sie ihn mit ihre eindrucksvollen Augen. „Sag mal, Alterchen, hast du Staub auf der Brille??? Siehst du hier noch jemanden außer mir? Ich hab meinen Einsatz gemacht, also komm gefälligst zu Potte und schwafel mich nicht zu!! Kapische?!“ Giftig verzog sie ihre vollen Lippen. „Äh..Ähem... Sofort Madame!“ Zufrieden ließ sich die Fremde zurück auf ihre gepolsterten Stuhl fallen und schlug die Beine übereinander. Die leuchtenden rosafarbenen Augen funkelten vergnügt in dem Schummerlicht des Saals. Amber konnte nicht sagen, was es war aber etwas an der Spielerin zog ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Unauffällig versuchte sie ihr Gegenüber zu mustern. Die starrte wie gebannt auf die sich drehende Scheibe. Der Croupier hüstelte nervös während er die Kugel in der Hand hin und her spielte. „Ähem... Ri... Rien ne vas plus, nichts geht mehr! Das Rad dreht sich, das Spiel nimmt seinen Lauf.“ Mit einem lauter Klackern warf er die Kugel in das Rund. „Los, los, los, los, looooooos. Mach Mami glücklich, kleines Bällchen!“ feuerte die Spielerin lautstark das Ganze an. Langsam erhob sie sich immer mehr und schob sich dichter an die Roulettescheibe. „Komm, komm, komm, komm!“ Etwas blitze als sie ihre langen schwarzen Strähnen zurückschob. Ein silberner Ohrring funkelte wie ein Stern. Es war... ein Kreuz. „Die Kreuzgekrönte.“ wisperte Amber leise vor Erstaunen. Die Kugel wurde langsamer, stieß an den Beschlägen an und schließlich... „Ja, ja, ja, ja?????“ ... fiel sie in eine Kuhle „NEIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNNN! VERDAMMT noch mal! Zum Teufel mit dieser Höllenmaschine! Das war Beschiss!! Genau!! Die Kugel hätte sich eigentlich noch länger drehen müssen!! Du hast mich beschissen, du elender Dreckskerl!“ Aufbrausend und tobend riss die Frau etwas unter ihrem Stuhl hervor. Das Geschoss war um einiges kürzer aber dafür wuchtiger als Crystal’ s Flinte. Und Amber wusste nur zu gut, welche Durchschlagskraft //Long Silver// hatte. Daher war es keine große Frage, wie viel Schaden die Waffe der Spielerin verursachen mochte. Dennoch zögerte Amber keinen Augenblick. „Halt warte bitte! Lass doch den Mann in Ruhe! Das Ganze ist doch kein Grund gleich so...“ Im nächsten Moment spannte sich der Abzugshahn. „Hab ich dich um deine Meinung gefragt, Herzchen? Kann mich nicht entsinnen.“ „Bitte! Es gibt doch sicher eine bessere Lösung als das hier!“ Amber schluckte innerlich, denn die andere Frau schien sich durch ihre Worte kaum beeindrucken zu lassen. Dennoch versuchte sie weiter in den Lauf der Flinte zu blicken ohne mit der Wimper zu zucken. „Natürlich gibt es die. Ich kann ein Loch durch dich und diesen Gauner dahinten durch jagen.“ „Und welchen Sinn hätte das?“ „Sinn? Oh, Kleines was hat schon Sinn in dieser Welt? Nichts, nichts und wieder nichts! Einzig und allein dein Überlebenswille zählt. Und mit deinem scheint es ja nicht sehr weit her zu sein. Oder bist du mit dem alten Knacker verwandt?“ „Nein!“ „Warum zum Donner riskierst du dann hier Kopf und Kragen? Kannst du mir darauf eine sinnige Antwort geben?“ „Weil ich mit dir reden muss, Kreuzgekrönte!“ Die Fremde zuckte erstaunt zusammen, verblüfft verzog sie erst das Gesicht und dann begann sie mit einem Mal lauthals zu lachen. „Junge, Junge, mir ist ja schon so einiges untergekommen, aber du topst so ziemlich alles, Kleine. Kreuzgekrönte! Das muss ich mir echt merken! Das läuft der „Kreuzdame“ oder „reina del les trébols“ ja fast den Rang ab. Wer bist du, Herzchen?“ „Pass nur auf das es nicht gleich die Gekreuzigte heißt, Katzenauge Dulacre!“ „ACHTUNG!“ Doch noch bevor Amber nach einem ihrer Jojos greifen konnte, schoss etwas quer durch den Raum und fegte die drei Angreifer von den Beinen. Wie ein Derwisch teilte die Frau nach allen Seiten aus. „Du warst schon immer eine unverbesserliche Nervensäge, Melville!! Zum letzen Mal, lass mich endlich in Ruhe oder ich vermöbel’ dich und deine Speichellecker immer wieder!“ Der Angesprochene lachte nur dröhnend und hielt sich die fette Wampe. Trotz des feinen Zwirns, den er trug, schimmerte immer noch der ungehobelte Pirat darunter hervor. Mit einem zufriedenen Grollen stütze er sich auf den goldbeschlagenen Stock, der in seinen fetten Pranken mehr wie ein großer Zahnstocher aussah. „Du spuckst verdammt große Töne, Wildkatze! Ob das wohl daran liegt, das du dich jetzt einer Bande angeschlossen hast. Oder sind die Geschichten über Trefalgar und dich nur wilde Gerüchte.“ „Selbst wenn, was geht es dich Windfurz an!!“ „Weiß dein Boss von deinen Spielschulden bei mir?? Vermutlich nicht!! Dann solltest du ihm möglichst bald verklickern, dass ich auch notfalls bei ihm kassieren werde!!“ „Aber sonst bist du noch ganz frisch in der Rübe!“ „Bei 200 Millionen Berry Kopfgeld solltest selbst du deine Skrupel überwinden. Dein Bruder hat da mehr Grips!“ „Lass gefälligst dieses dreimal verfluchte und gerupfte Suppenhuhn aus dem Spiel. Mit dem verbindet mich nur noch der Name. Und selbst diesen Umstand werde ich demnächst ändern! Soviel ist sicher!“ „Ach neee! Du willst allen Ernstes heiraten!!“ Wieder lachte der Casinobesitzer grollend. „Weiß Trefalgar schon von seinem Glück? Oder haste vor den Ärmsten auf’ s Kreuz zu legen wie du es mit jedem Kerl machst?“ „Ich hab es dir schon einmal gesagt!! Das geht dich einen feuchten Kehricht an!“ Mürrisch kniff die Fremde die Augen warnend zusammen, ihre funkelnden Katzenaugen taten ein übriges um ihre Gereiztheit zu verdeutlichen. Doch der unsympathische Casinobesitzer grinste sie nur weiter abfällig an. Scheinbar beiläufig hob er den wulstigen Zeigefinger der rechten Hand an. Das versteckte Signal aber blieb nicht unbemerkt. Zwei seiner Schläger gingen auf die grimmig dreinblickende Frau los. Fauchend schlug die einen Haken und legte ihre Waffe mit spielerischer Leichtigkeit an. Zwei Schüsse durchschnitten die Stille der Spielhalle. „Verflucht daneben!“ knurrte sie gereizt, als der Eine auf sie zuschnellte und ihr mit einem gezielten Schlag die Waffe aus der Hand schlug. Als Dank dafür handelte er sich einen schmerzhaften Tritt in die untere Region ein. Und zwei weitere in die obere. Doch viel Zeit zum Luft holen blieb der jungen Frau nicht, denn im nächsten Moment kamen aus einer Seitentür weitere Schläger heraus und stürmten auf sie los. „Bist du wirklich sicher das sie die „Kreuzgekrönte“ ist?“ wisperte plötzlich eine Stimme hinter Amber. Die fuhr erst mal erschrocken zusammen. Dann aber nickte sie ernst. „Denkst du das selbe wie ich, Ray?“ „Schätze schon. Zeit eine kleine Übungsrunde einzulegen.“ Gerade als einer der Schläger die Fremde hinterrücks angreifen wollte, schoss Amber auf ihn zu. Das Mädchen ging in die Hocke und schlitterte mit voller Fahrt in ihn hinein. Der Kerl fluchte und rang verzweifelt um sein Gleichgewicht. Als er wild mit den Armen ruderte, packte Am ihn just da am Handgelenk und schleuderte den Kerl über sich hinweg auf den Boden. „Hey, du Miststück! Was mischt du dich hier ein! Dir werd’ ich helfen!“ „ACHTUNG BOMBE!“ Im nächsten Moment zerbarst eine der riesigen Standvasen im lautem Klirren. Einer Springflut gleich ergoss sich das Wasser über den Dielenboden. Davon kurz abgelenkt blickte die angreifenden Kerle kurz nach unten ... und im nächsten Moment gingen ihnen die Lichter aus. Raya hatte noch im Wurf Anlauf genommen, einen schnellen Überschlag gemacht und den Schlägern ihr Absätze mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen. „Klasse! Geniale Nummer, Raya!“ grinste Amber ihrer Kameradin zu als diese sich neben ihr abrollte. „Ach, was. Das war doch erst zum Aufwärmen. Dahinten kommt schon der nächste Gang. Willst du?“ „Alter vor Schönheit!“ Raya beantwortete den frechen Spruch mit gespielt beleidigter Miene. Dann wand sie den Blick wieder ihren Gegnern zu. Gelassen streckte sie die rechte Hand aus und bewegte die Finger wellenförmig auf und ab. Das Unglaubliche geschah. Zuerst stiegen nur einzelne Tropfen auf, dann aber plötzlich schoss die komplette Wasserfläche nach oben. Und wie als hätte man ihnen ein Teppich unter den Füßen weggezogen, knallten die Angreifer auf die Nase. Im nächsten Moment katschten ihnen die Wassermassen wie nasse Handtücher um die Ohren. Und wie das Meer im Sturmwind kam Raya mit jeder Bewegung mehr in Fahrt, holte stärker aus und schlug heftiger zu. Und tatsächlich schlich sich ein freches Grinsen auf ihr Gesicht. Nie hätte sie gedacht, das ihr das hier Spaß machen könnte. „Na warte du Hexe jetzt haaaaa...“ Doch bevor der Angreifer sie erwischen konnte, war Amber zur Stelle und dieses Mal sirrte es bereits in ihrer Hand. Vier ihrer acht Jojo’ s flogen mit atemberaubendem Tempo durch die Luft und es zischte als würde das Mädchen mit einer Peitsche zuschlagen. Und die Wirkung war vergleichbar. Mit wütendem Geschrei wichen die Kerle zurück. Amber verschwendete keinen Augenblick und trieb sie weiter vor sich her, dabei wirbelten ihre Jojos ständig um sie herum. Einen Nachteil hatte dieser Kampfstil allerdings, den das Mädchen bis jetzt noch nicht bemerkt hatte. In einer Drehung merkte Amber das sich eins ihrer Jojos an etwas zu verkanten drohte, also zog sie mit etwas mehr Kraft an der Schnurr. Im nächsten Moment segelte etwas über ihren Kopf hinweg. Kapitel 6: Flirte nicht mit Katzenaugen- Die Krallen sind nie weitentfernt -------------------------------------------------------------------------- „Nein! Ace Hut!“ entfuhr es ihr unglücklicherweise. Merville ging mit breitem Grinsen auf den Hut zu. „Dachte ich es mir doch, das ich das Ding hier irgendwoher kenne. Jetzt sag bloß, du Unschuld vom Lande bist sein Mädchen!“ Gerade als er sich hinunterbeugen wollte, schnellte etwas nach vorne und schlug dem fetten Casinobesitzer den Stock, auf den er sich stützte, weg. „Wenn ihn auch nur einer von euch anfasst, säbel ich ihm den Schädel ab!“ Amber versuchte so grimmig und düster, wie sie nur konnte, dreinzublicken. Aber wie so oft misslang ihr der Versuch. Ihr Gesicht war einfach nicht zum Einschüchtern geschaffen. „Und wenn nicht sie, dann ich!“ Erstaunt hoben alle die Köpfe. Ein Klacken war zu hören, dann schlug mit dumpfen Schlägen eine unscheinbare Kugel auf dem Dielenboden auf. „HEY DU! Die Billardkugeln werden nur auf dem Tisch ge...“ Weiter kam der Kerl nicht. Im selben Moment als die Kugel ausgerollte war, brach ein wahrer Miniblizzard in dem Casino aus, der auch die letzten Gäste in die Flucht trieb. Allein bis auf eine. Mit überkreuzten Beinen saß ein Mädchen auf einem der Poolbillard-Tische und ließ den Queue, den Billardstock, in ihrer Hand auf und ab tanzen. „Das Ding hat mich damals meine ganzes sauer erspartes Geld gekostet. Also Griffel weg, oder ich werd wirklich unfreundlich.“ meinte sie mit einem unschuldigen Grinsen. Die grasgrünen Augen sprachen allerdings eine andere Sprache. „Wer zum Kuckuck bist du jetzt wieder!!!“ Katzenauge hatte gerade die letzten Angreifer abgefertigt, da hielt sie inne und machte ein zwei Schritte auf Amber und Raya zu. „Gehört die zu euch?“ „Nicht das ich wüsste!“ Auch Amber zuckte nachdenklich mit der Schulter. Zwei Dinge aber beschäftigen das blauhaarige Mädchen. War jene Frau etwa... die Zweite aus ihrer Vision?? Und wieso hatte sie so eine Interesse an Ace Hut? Amber musterte die Fremde heimlich von oben bis unten. Sie war vielleicht gerade mal einzwei Jahre älter als sie und auch nicht viel größer. Aber anders als Am besaß sie genügend Nachdruck um den Schlägern Respekt einzuflössen. Die giftgrünen Augen funkelten wie die einer fauchenden Katze. Und genauso geschmeidig sprang das Mädchen vom Tisch herunter und kam langsam näher. Schließlich ließ sie sich vor dem Hut in die Hocke gleiten und hob ihn auf. Nachdenklich dreht sie Ace Markenzeichen, das Amber in Banaroo Island gefunden hatte, hin und her bevor sie es dem blauhaarigen Mädchen hin hielt. „Ich kann mir zwar nicht denken, dass du wirklich sein Typ bist. So viel Ähnlichkeit haben wir beide augenscheinlich ja nicht. Es ist allerdings auch möglich, dass sich der Geschmack von der alten Schnarchnase in den letzten zwei Jahren etwas gedreht hat. Jedenfalls hat mich das gute Stück einiges gekostet. Daher...“ Im Satz wand sie den Kopf den Schlägern zu und zog warnend die Augenbrauen zusammen. „... hab ich was dagegen wenn ihr Tölpel drauf herumtrampeln wollt!“ „Wer zum Kuckuck bist du!!“ polterte Melville erneut zornig. Doch das Mädel lachte nur übermütig und stachelte damit seine Wut nur noch mehr an. „Moment mal!“ meldete sich plötzlich einer der Kerle zu Wort, „du bist doch diese Sängerin, von der zur Zeit alle so lauthals schwärmen. Sunny Jade!“ „Bist ein helles Kerlchen!“ versetzte das Mädchen mit kessem Grinsen. „Und was hast du Flittchen mit diesem Piratenpack zu schaffen?“ versetzte Melville spitz, doch die Kleine zuckte nur unberührt mit der Schulter. „Na ja, ich kann den Typen, dem ich den Deckel hier geschenkt hab, recht gut leiden. Verdammt gut sogar. Man wird ja schließlich nicht täglich mit „Engelchen“ angesprochen. Außerdem...““ Wieder wirbelte sie den Queue wie einen Taktstock in der Hand hin und her. „... hab ich was dagegen, wenn sich ein Rudel Kerle auf gerade mal drei Mädels stürzen. Nennt es meinetwegen weibliche Solidarität!“ „„Du bist...? Du und Ace, ihr ...!“ “ stammelte Amber noch verblüfft, als plötzlich Melvilles hämische Lache den Saal erfüllte. „Das darf doch wohl nicht wahr sein. Macht einen auf Marine- Starlett und hängt dabei lieber mit Gesockse herum. Wissen deine unzähligen uniformierten Fans eigentlich, dass in der Brust ihres Idols ein Piratenherz schlummert? Wenn nicht, dann solltest du aber gut daran tun, dass davon nichts nach außen dringt.“ Die Miene des Alten war nicht zu missdeuten. Er hatte vor sich sein Schweigen teuer von der Kleinen zu erkaufen. Und wenn man seinen Blick richtig verstand, dann hatte er nicht vor Berries von dem Mädchen zu fordern. „Deine widerliche Visage bringt mich eines schönen Tages noch mal zu kotzen!“ Mercy sprach aus was die anderen nur dachten. „Was du nicht sagst, Princessa Dulacre. Oh pardon ich vergaß, deine Familie hat ja ihren Adelstitel verloren. Was war’ s noch gleich... ah ja die Spielsucht deines alten Herren.“ Das Fauchen, das Mercedes nun ausstieß machte jeder Raubkatze Ehre. „NEIN! Ein hinterhältigen Buchmacher wie du, diese scheinheiligen Weltaritokraten und ihrer Marinebande!! Und ihr solltet euch vorsehen! Die Schicksalsmühlen der Gerechtigkeit mahlen zwar langsam aber beständig. Eines Tages wird’s ordentlich rumsen und dann steht kein Stein mehr auf dem anderen!!“ „Was für eine Drohung! Kaum zuglauben das unter all dem Leder und der billigen Aufmachung noch immer eine wohlerzogene Dame schlummert.“ „Die wohlerzogene Dame tritt dir gleich die Eier platt!! Sofern du so was überhaupt besitzt!“ Die Fremde mit dem Queue und Raya grinsten breit und giggelten verstohlen, Amber traute sich nicht so recht. Aber die gepfefferte Antwort saß. „Ich werd dir unverschämten Katze gleich das Fell abziehen!“ „Versuchs doch mal!“ Gerade als wieder eine Handvoll Schläger auf Mercy losstürmten, zog sie etwas unscheinbares aus dem Gürtel. Es sah wie ein etwas zu wuchtig geratener Schlagring aus. Ein Schlagring mit zwei Mündungsrohren, von dem eine Kette aus silbernen Stahlgliedern baumelte. Das stielartige Gewicht am Ende pendelte ein zwei mal hin und her, dann drehte es sich wie von selbst in eine Richtung und schwebte scheinbar knapp über dem Boden. Etwas Großes rutschte plötzlich über die Dielen und warf dabei zwei der herannahenden Kerle um. Mercy duckte sich blitzschnell und bekam ihre Gewehr wieder zu fassen. Mit einem leisen Klicken schob sie den magnetischen Stift der Kette in eine versteckte Halterung am Schaft der Waffe. „Na dann kommt mal! „Fatman“ und „Little Boy“ erwarten euch schon!“ Von dem ganzen Trubel und der Aufregung, die gerade im //Rien ne vas plus// von statten ging, ahnte Crystal im Moment noch nichts. Das hieß... Da war so ein verdächtiges Grummeln in ihrer Magengegend, das die dunkelhäutige Piratin kurz inne halten ließ. //Oder ist das nur der ganze Rum von gestern?// überlegte sie noch, als sich ein "Bäuerchen" lautstark den Weg nach draußen bahnte. "Upsalla!" Ohne mit der Wimper zu zucken aber mit nicht minder breitem Grinsen, ging die Piratin weiter. Aus den vorwurfsvollen Blicken, die man ihr für diesen //Foi pas// nach warf, scherte Crys einen feuchten Kehricht. //Tja! Wer gut säuft, der laut rülpst!// dachte sie kess grinsend // Oder geht der Spruch anders rum!// Während sie noch überlegte, blieb Crystal mit einem Mal stehen. Die kristallblauen Augen (die ihr den Namen gegeben hatten) wanderten überrascht hin und her, aufmerksam wurde die Nase in den Wind gehalten und geschnuppert. //Das... das kann doch nicht sein!// Kapitel 7: Drama meets Chaos ---------------------------- Wie ein Spürhund hatte Crystal Witterung aufgenommen und lief (teilweise rannte sie auch) immer hastiger durch die Straßen und Gassen der einzelnen Grooves. Das sie sich längst im "Düsteren Teil" des Archipels befand, wusste sie a)längst und b) kümmerte sie das einen Sch... Ihresgleichen hielt sich nun mal hier auf, im anarchistischen Teil. Oder vielmehr man verbannte sie in diesen Teil. Crystal schnaubte. // Von wegen!! Wenn die Marine "Recht und Ordnung" ist, dann nennt mich Anarchie und fürchtet mich!!// dachte sie düster. Dann aber hielt sie wieder die Nase witternd in den Wind. Da war er wieder der Geruch! - Unverkennbar! Mit einem breiten Grinsen eilte die dunkelhäutige Piratin weiter. Schließlich gelangte sie an den Ursprung des Geruchs. Ein älterer, reichlich runtergekommener Lagerschuppen, dessen beste Tagen ewig zurückliegen schienen. Die Ziegel klapperten lautstark im Wind. Der heulte ohnehin durch jede Ritze. Alles an dem Gebäude war wackelig und schien ein deutlichen "Rechtsknick" zu haben. Es "klebte" ja regelrecht an dem rechten Nachbargebäude. Eigentlich kein Ort zu leben, aber Crystal' s Nase irrte sich nicht. Sie war am rechten Platz. //Sieht ihr zwar nicht ähnlich... Aber andererseits... ich hab mich ja auch zwei Jahre in der //Drauned Maiden// verkrochen. Aber warum ...?// Während Crys noch grübelte, öffnete sich im ersten Stock des windschiefen Schuppens eine Tür und ein "recht ungewöhnliches" Duo kam die schwankende Fassadentreppe herunter. "DAS... DAS ist absolut unter meiner Würde. Meiner Ehre. Meiner Männlichkeit! Mich!! Wie einen Dienstbolzen wegzuschicken!! Und wofür?? Um für Madame die Einkäufe zu erledigen!! Was bildet sich die Krähe eigentlich ein?! Die hat dochn Ei am Wandern!!" machte sich der Kleinere der beiden lautstark Luft. Immer noch wild grummelnd steckte er sich eine neue Kippe an. Seinen "Kumpel" kratzte das Gebrüll und Gefluche herzlich wenig. Dafür war er zu sehr mit seinem Spiegelbild beschäftigt. Abpudern, Wimpern tuschen, Lidstrich nachziehen, Lippen glossen. "Gali will nur deine beschränkten Möglichkeiten nicht überfordern." meinte er schließlich knochentrocken, als er den Spiegel zuklappte und ihn in den weiten Falten seines Kaftan verschwinden ließ. "WAS!" Der Kleinere ging hoch wie eine Rakete. "Hast du heut morgen mal wieder zu heiß geduscht, alte Obertusse! Seit wann quatschst du unserer Vize nachm Schnabel? Du bist doch immer der Erste der hinter ihrem Rücken über die Mädels lästert!" "Och, manchmal hat das Wechselbalg doch ganz brauchbare Ideen. Meinetwegen hätten wir auch..." "BLOSS NICHT!" fiel ihm da der andere ins Wort. Schnaubend stolperte der Kürzere voran, der lange Blonde lachte nur hämisch. Beide steuerten direkt auf Crystal zu, während sie sich weiter mit "Nettigkeiten" überhäuften. Die dunkelhäutige Frau war stehengeblieben und ließ das "Gespann" mehr und mehr auf sich zukommen. "Hey Jungs!" meinte Crys schließlich und ließ ihr "Haifischgrinsen" unter der Hutkrempe aufblitzen. "Wenn's möglich wäre... beendet doch mal für fünf Minuten euren "Ehekrach" und sagt eurem Boss das Besuch da wäre!" "Sag mal, war das wirklich nötig, Gali?" Die Angesprochene hob kurz den Kopf und blickte in ein besorgtes honiggoldenes Augenpaar. "ES war nötig, Reiko!!" erwiderte sie dann kurz. "Aber Hien war auch so schon kurz vorm Explodieren. Ihn jetzt auch noch mit Alan los zu schicken, halte ich für eine tickende Zeitbombe. Der Stuhl quietschte und ächzte als Gali ihre Stiefel auf den schiefen Tisch wuchtete. Lässig schlug sie die Arme hinterm Kopf zusammen und blickte durch das kleine Loch in der Decke, durch das beständig die vom Boden aufsteigenden Blasen sich hinausdrängelten. "Ach weißt du..." meinte schließlich an das Mädchen mit dem schwarzen Pferdeschwanz gerichtet "... so ersparen wir uns das Gebrüll und die Schreierei hier in der Hütte. Und das Aufräumen danach. Wenn ich das Geplärr der beiden noch länger ertragen müsste, dann hätte ein wild gewordener Eisbär mit den Nervensägen kurzen Vierzehn gemacht. Draußen müssen die Chaoten sich am Riemen reißen, um nicht aufzufallen. Das sollte ihnen die großen Mäuler stopfen." Gali grinste zufrieden vor sich hin und wippte auf dem Stuhl vor und zurück. "Schließlich wollen unsere beiden Helden ja nicht der Marine oder gar den Menschenhändlern in die Griffel geraten." fügte sie hinzu. "Aber es war doch wirklich nicht nötig die beiden zuschicken. Ich hätte doch genauso gut.." "NEIN!" schnitt die junge Frau dem Mädchen brüsk das Wort ab. Demonstrativ war sie nach vorne geschnellt und visierte nun Reiko warnend an. "Weder du noch Ruki geht mir da alleine raus! Verstanden! Wenn, dann nur die Jungs oder Akuma. Das... ist ein ausdrücklicher Befehl!" Reiko schluckte kurz unsicher dann aber erwiderte sie Galis Blick trotzig. "Ach, etwa deiner?" "Nein, meiner!" kam es aus dem hinteren Teil des Raumes. Die Dielen knarrten und knarzten als sich die Dritte dem Tisch der beiden Frauen näherte. Erneut quietschte ein Stuhl, Ellenbogen wurden mit einem Stoßseufzer auf der Tischplatte abgestellt und ein wahrer Teppich an roten, sand- und sepiafarbenen Locken ergoss sich über die Hände. „Alles in Ordnung?“ erkundigte sich Gali. „Hmmm, sie schläft endlich. Wollen wir hoffen, dass ihr wenigstens ein zwei Stunden Frieden beschieden sind. Sie hat die letzten Tage kaum geschlafen.“ Die Vize der Berry Hunter nickte kurz, gefolgt von einem zornigen Knurren. „Ich würde Phoebe liebend gern...“ „Ich glaube, dass brauchst du nicht mehr. Sie hat sich damit wohl selbst mehr weh getan als sonst jemandem. Wer hätte auch gedacht das die Kleine...Oh Gott Ruki, was machst du auch für einen Scheiß.“ Der wilde Lockenkopp sank mehr und mehr noch vorn, bis er dumpf auf der Tischplatte aufschlug. Lara’ s Laune war seit Wochen am Tiefpunkt aller Tiefen angelangt. Nach langer Jagd hinter Phoebe und ihrer „Verbündeten“ Luna hatte sie ihr „Nesthäkchen“ wieder, doch um welchen Preis? „Haben wir was zu trinken da?“ „Lara, nicht. Lass dich nicht schon wieder so gehen. Du hast die letzten Tage schon...“ versuchte Reiko ihren "Boss" zuzureden, doch sie stieß auf taube Ohren. „Weils das Einzige ist das mich im Moment vergessen lässt“ Langsam drehte sich der Kopf zu Seite. Müde pustete Lara einige Strähnen beiseite. „Wo is Aku?“ „Keine Ahnung, vermutlich unten.“ „Hmmmhmmm, und die Krawallbrüder.“ „Hab sie rausgeschickt, um Nachschub zu holen.“ „Nur deshalb?“ Gali verdrehte ertappt die Augen. „Und weil ich ne Auszeit brauchte! Das Gekeife hat mich wahnsinnig gemacht.“ Lara beließ es bei einem kurzen Schnauben. „Bleibt zu hoffen das die Hornochsen sich beeilen. Lange...“ Mit einem lauten Krachen flog plötzlich die Tür auf und ließ die drei Frauen alarmiert in die Höhe schnellen. „Was zu Hölle noch eins...?“ „Hien, was ist denn?“ Der Angesprochene reagierte erst gar nicht auf die besorgte Stimme von Reiko. Mit zornesrotem Kopf und pochenden Adern schoss er wieder in die Höhe und nahm Anlauf. "DIESE VERFLUCHTE BIEST! DIE KAUF ICH MIR JETZT!" Er kam allerdings nicht weiter als ein zwei Schritte, da riss ihn ein "Geschoss" von den Füssen, ein blondes Geschoss. Erst die mehr oder weniger stabile Wand bremste den "unfreiwilligen Flug" der beiden. "Ich habs euch gleich gesagt, ihr Spinner! NERVT- MICH- NICHT und tut was ich gesagt habe. Dann kommen wir alle glänzend miteinander aus!" meldet sich eine neue Stimme zu Wort. Crystal stand mit breitem Grinsen im schiefen Türrahmen und warf einen Blick auf die versammlte Gesellschaft. Am Käptn der Berry Hunters blieben ihre eisblauen Augen schließlich hängen. "Ein Geruch als wenn n Iltispelz zulange inner Kiste Mottenkugeln gelegen hätte und dabei noch mit Hanf gerächert wurde. Ich hab dir schon immer gesagt, wechsel endlich mal das Parfüm, DRAMA QUEEN!" Kapitel 8: Die Grandline- Prinzessinnen --------------------------------------- „Wer zum Kuckuck bist du Weibsstück?! Und was soll dieser... Chaotenauftritt? Suchste etwa Streit?“ Gali spielte bereits angriffslustig mit ihrer Peitsche. Reiko hatte einen Ausfallschritt gemacht und lauerte geduckt wie eine Raubkatze; ihr Schwert saß locker und griffbereit in der Scheide. Die Einzige, die immer noch da stand wie vom Donner gerührt, war Lara. Die grünen Augen starrten ungläubig auf den „ungebetenen Gast“, der auf ihrer Schwelle stand (bzw. lehnte) und sie kess angrinste. „Hey kannste nicht antworten?“ „Kann ich schon... wenn mir der Sinn danach steht, Schätzchen.“ erwiderte das lange dunkelhäutige Übel und zog ungerührt an ihrer Kippe. „Falls du wegen der beiden Flachzangen dahinten den Aufstand probst: Die zwei sind selbst Schuld! Es ist verflucht „ungesund“ mir eine Bitte abzuschlagen! Unwissenheit mag ja keine Schande sein, aber Unvernunft endet mitunter tödlich. Besonders bei mir! Die beiden können von Glück reden, das sie unter der Flagge eures „Cheffchens“ segeln. Sonst wäre ich wirklich zickig geworden!“ „Richtig zickig??? Ich werde dir gleich zeigen, wer hier zickig wird!“ brodelte Gali noch, wobei sich bereits ein erstes leichtes Meckern in ihre Stimme schlich. Die Fremde begann daraufhin lauthals zu lachen. „Kannst es ja gerne wieder einmal versuchen, Chai Gali, aber eins kann ich dir prophezeien: Das endet wieder genauso wie vor knapp zwölf Jahren!!“ „Hääääh“ Verwundert hielt die Angesprochene in der Bewegung (und damit auch in der Verwandlung) inne. Gali sah nun mehr wie ein verunglückter Gothic-Faun aus. „Wohäääer...kääänst...“ Widerwillig schüttelte Gali den Kopf und wechselte damit in ihre Menschengestalt zurück. „Woher kennst du meinen Namen, du weißhaarig Kratzbürste!“ Wieder erntete die Vize der Berry Hunter nur ein breites selbstgefälliges Grinsen. Langsam (mit laut klickenden Absätzen) scharwenzelte Crystal ins Innere des Raumes, ließ dabei aber weder die Mädels noch die beiden stöhnende Rangen im Hintergrund aus den Augen. „Ich hab dich was gefragt, Herrgottnochmal!“ fauchte Gali erneut. Diese widerliche Selbstgefälligkeit brachte sie schier zur Raserei. „Lara! Nun sag doch auch mal was! Wer ...“ „CHAOSQUEEN!“ Lara’s fassungslose Stimme unterbrach Reiko und ließ diese ebenfalls verwundert herumfahren. //Chaosqueen?! Den...den Namen hatte sie doch schon einmal, bei anderer Gelegenheit gehört. Von... von Vater! Aber wieso...// „Crystal, Little C, bist... bist du’s wirklich? Bist du wirklich... wirklich...?“ piepste Lara immer noch tonlos, als sie hinter dem Tisch hervor trat und der anderen Frau entgegenkam. Die war stehen geblieben und legt mit keckem Augenzwickern eine nachdenkliche Miene auf. „Hmmm, wollen mal sehen. 1, 79m geballte Weiblichkeit, vorne wie hinten!“ Demonstrativ strich sie über die beiden Argumente in ihrer Bluse und gab sich selbst n Klaps. „Gepaart mit der scharfzüngigsten Schnodderschnute westlich von Rivers Montain, den verquersten Dickschädel und der Sarkasmus ...“ Das „in Person“ ging in dem Freudenjuchzer, mit dem sich der bunte Lockenkopf auf Crystal stürzte, unter. „Du altes Scheusal!“ „Obertusse!“ „Egozicke!“ „Dramaqueen!“ „Chaosschnepfe!“ Munter schlugen sich die beiden Frauen weiter immer phantasievollere Beschimpfungen um die Ohren. Dabei mischte sich Freudenjuchzen mit tränenschweren Schluchzen. Schließlich hielten die beiden sich nur noch einfach fest. „Du... du bist wieder da! Wir haben dich wieder, altes Ekel!“ schniefte Lara „Jupp, damit werdet ihr nu wohl oder übel leben müssen!“ „Aber wie... wie ist das nur möglich? Ich dachte, du... du seist... Ich meine, als Shanks damals in Logue Town in meiner Kneipe auftauchte, da hab ich...“ „VERSCHON MICH MIT DER ROTHAARIGEN LANDPLAGE!!!!“ fiel Crystal Lara harsch ins Wort. „Dieses vorwitzige Großmaul, der sein Hirn weder beim Saufen noch bei anderen Weibern benutzt, kann mir meinetwegen nochmal zehn Jahre gestohlen bleiben. Meinetwegen auch zehnmal zehn Jahre. Wenn der das nächste Mal in mein Kielwasser gerät, verpass ich seiner großen Klappe ne Faust und seiner Hose n Vorhängeschloss!“ „Huuu, herrscht etwa mal wieder dicke Luft bei unserem „Traumpaar“. Kaum zurück und schon wieder bei den Freuden des triesten Beziehungsalltags angelangt, was Schwesterherz?“ „Treffender kann mans nicht formulieren, Big L!“ Crystal gab einen launischen Schnauber von sich als sie sich einen der Stühle heranzog und richtlings darauf Platz nahm. Schließlich kramte sie in ihren Taschen und steckte sich eine neue Kippe an. „Seit wann bist du denn unter die Raucher gegangen?“ „Wieso? Ist das hier der Nichtraucherbereich?“ Wieder grinsten die beiden Frauen einander an. Crystal zog genüsslich an der Zigarillo zwischen ihren Lippen und hauchte einen Rauchkringel in die Luft. „Naja sagen wir mal das hier ist notgedrungen entstanden.“ meinte sie mit einem breiten Grinsen. Lara, die ihr gegenüber Platz nahm, blickte Crystal schief an. „Notgedrungen?!“ fragte sie skeptisch „Du machst mir Spaß! Darf ich dich an unser kleines „Nikotinexperiment“ vor 20 Jahren erinnern? Und dessen Ausgang?“ Die beiden Frauen sahen sich kurz in die Augen und wieherten dann ungestüm los. „Gott noch eins, was haben wir uns damals die Seele aus dem Leib geko... gehustet.“ „Gerade noch mal gerettet, altes Schandmaul!“ „Jo, mir ist glücklicherweise noch rechtzeitig eingefallen, dass du ja „rote Ohren“ kriegst, wenn man mal etwas deutlicher wird!“ Beleidigt blies die rothaarige Piratin die Backen auf und bedachte ihr Gegenüber mit einem entrüsteten Blick. „Die roten Ohren kriegst gleich du, du nervtötende... du... Ach Mist, pechschwarze Nebelkrähe kann ich nicht mehr sagen. Wirst dich künftig mit kalkweißem Schneehuhn begnügen müssen.“ Crystal verdrehte grinsend die Augen. „Auch nicht sonderlich besser! Wenn’ s um Schimpfnamen geht, warste ja noch nie sehr kreativ.“ „Liegt wohl daran das ich im Gegensatz zu anderen noch so etwas wie Erziehung genossen habe!“ konterte Lara mit bissigem Tonfall. In ihren grünen Augen glitzerte allerdings der versöhnliche Schalk. „Erziehung? Was war das noch mal genau?“ Der Stuhl quietschte erneut als sich die dunkelhäutige Piratin vor Lachen schüttelte. Ihre „Schwester“ stimmte munter in das hemmungslose Gewieher ein. Die beiden waren sich wie so oft mal wieder einig. Wer brauchte schon Erziehung wenn man dabei war die Welt für sich zu erobern. „Wenn ihr zwei doofen Hühner endlich ausgegackert habt, hättest du dann vielleicht die Güte mir dieses Biest vorzustellen, Käptn?!“ Hien schob angriffslustig das breite Kinn vor. Sein angeschlagenes Ego verlangte eine Revanche. „Ich will wissen, welchen Namen ich auf den Grabstein ritzen muss!“ „Hinten anstellen, Gnom. Zuerst wird das Miststück mit mir ein Tänzchen wagen!“ „Wie hast du mich gerade genannt, du Behelfs- Zollstock!“ „Verwenden wir neuerdings die Petersilie als Ohrstöpsel, Käptn Fischstäbchen?“ „Ich schieb dir gleich deine Puderquaste sonst wohin!“ „Versuchs doch!“ Vergessen war mit einem Mal der Gedanke, dass beide Crystal eine Abreibung verpassen wollten. Dafür waren Alan und Hien wieder viel zu schnell in ihrem gewohnten Zankmuster. Das Bild, dass sich der DIVA und der restlichen Berry Hunter- Mannschaft nun bot, war schlichtweg unbezahlbar! Alan, der Hien sicher um drei Köpfe überragte, hatte seine Hand einfach gegen dessen Stirn gestemmt und hielt den wetternden Smutje so einfach wie ein bockiges Kind auf Abstand. Das allerdings schürte nur noch mehr Hiens Zorn, und er fuchtelte, schlug und trat nur noch wilder. Alles in allem: Ein Bild für die Götter! „Gütiges Schicksal! Lernen die es eigentlich nie!“ Während ihre Besucherin sich köstlich über die Szene amüsierte, pustete Lara genervt eine Haarsträhne beiseite. „Gali, würdest du bitte für Ordnung sorgen! Das Theater ist ja nicht mehr zum aushalten!“ Doch bevor sich die Vize auch nur anschicken konnte aufzustehen, grollte plötzlich eine weitere, dunkel Frauenstimme: „Nicht nötig, die beiden... werden sich jetzt benehmen! Oder ICH regele die Angelegenheit!“ „Ach, nicht nötig Akuma- san. Siehst du, wir sind jetzt ganz artig und vertragen uns wieder!“ Der selbsternannte Arzt der Berry Hunter war ja beileibe kein Hosenschisser, aber gegen einen tobenden Drachen von Akuma’ s Format halfen Mut und Stärke allein nun mal selten. Auch wenn das die Märchenbücher der Welt immer noch munter das Gegenteil behaupteten. Daher war es ratsam die große, rothaarige Frau, die gerade mit schweren Schritten den Raum betrat, zu beschwichtigen. Aku war es, wenn sie wirklich „explodierte“, scheißegal ob oder wie viel um sie herum zu Bruch ging. Hauptsache, sie konnte Dampf ablassen! Selbst wenn das für Alan nun bedeutete, aus dem Schwitzkasten, in dem er Hien gerade hatte, eine „scheinbar“ innige Freundschaftsumarmung zu machen. Hien war davon genauso wenig begeistert wie er. „Auf der Stelle lässt du mich los, du fliederfarbener Duftsack oder ich....“ „Halt die Fresse oder wir enden als flambiertes Schaschlik!“ Akuma’s Blick auf die beiden Streithammel verhieß nichts gutes. Irgendwann stiefelte die Navigatorin dann doch auf den Weibertisch zu und ließ die Jungs stehen, wie sie waren. //Glück gehabt! Das Unwetter zieht ab!// ging es den beiden durch die Rübe. Die Rothaarige hatte derweil den „Neuzugang“ genauer unter die Lupe genommen. Ein breites Grinsen trat in Akuma’ s Gesicht. „Dacht ich’s mir doch: Die Stimme kennste doch! Lange nicht mehr gesehen, Buccanier!“ „Gleich wohl, Mariniee... oder sollte ich besser EX- Mariniee? Den Schritt immer noch nicht bereut?“ fragte Crystal, während sie in die angebotene Hand zum Gruß einschlug. „Doch, doch! Jeden Tag mindestens fünfmal! Aber im Vergleich hierzu war das Leben als uniformiertes Streifenhörnchen gerade zu sterbenslangweilig. Da musste das ja zwangsläufig so enden!!“ „Wohl wahr, wohl war!“ nickte die weißgekleidete Frau Akuma zu. Schließlich wanderte ihr Blick wieder zu Reiko hinüber, die das ganze Geschehen ungläubig verfolgte. „Sag mal Big L, willste mir dein Töchterchen denn gar nicht vorstellen? Auch wenn ich echt nie gedacht hätte, dass der „alte Stockfisch“ doch noch auf den Geschmack bei dir käme. Aber so kann man sich irren! Selbst Mister Coolness himself ist letzten Endes doch nur ein Kerl. Was bedeutet ... früher oder später kriegen wir sie doch klein!“ „Was im Klartext heißt, DU kriegst die Kerle klein, Miss Nymphoman!“ „Warum auch nicht!“ Lässig schlug Crystal die langen Beine übereinander. Ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen. „Ein lohnendes Abenteuer ausschlagen?! Das ist in meinen Augen eine Verschwendung sondersgleichen! Auch wenn sich das Abenteuer im nachhinein doch nur als verknöcherter Schlappschwanz entpuppt!“ „HEY, RED NICHT SO ÜBER IHN!!!!!“ kam es postwendend von Lara und Reiko im Chor. Die beiden stockten, blickten sich verdutzt an und durchbohrten dann die gackernde Crystal mit bitterbösen Blicken. „Na also!“ verkündete diese giggelnd „Mama und Töchterchen sind sich unumsprochen einig!“ „ICH BIN NICHT IHRE TOCHTER, DU DOOFE KUH!!!“ brauste Reiko brodelnd auf. Mit einem Zischen riss sie ihr Schwert aus der Scheide. Es war daraufhin verdächtig still. So wie sie Crystal kannte, rechnete Lara nun mit einer „lautstarken“ verbalen wie auch manueller Gegenoffensive. Beschützend schob sie sich daher vor die immer noch bebende Reiko. Doch keine ihrer Befürchtungen trat ein. Alles was kam war ein verwundertes: „Wie jetzt?“ Die blauen Augen blinzelten ungläubig von Lara zu Reiko hinüber und blieben dann doch wieder am Käptn der Berry Hunter hängen. „Wenn meine Zeitrechnung noch stimmt, sollte deine Galgenfrist doch längst abgelaufen sein. Oder haste die Suche nach nem geeigneten Bodyguard doch vorzeitig eingestellt. Wenn ja, dann ist dir verliebtem Mondkalb wirklich nicht mehr zu helfen!“ Angriffslustig schob Crystal die Lippe vor. Doch nun war bei Lara auch der Geduldsfaden auf Anspannung. „Siehste hier einen Ring an meinem Finger? Wie also hätte ich dann schwanger werden sollen, Miss Neunmalklug! Mann, Mann, Mann Little C, es hat sich doch wirklich nichts geändert! Dein Schandmaul ist immer noch schneller als dein Spatzenhirn!“ Blitzschnell hatte die launische DIVA etwas aus ihrem Gürtel gezogen. „Sieh dich vor! Mein Mundwerk steht meinem Abzugsfinger in nichts nach!“ „Ja, ich weiß! Und du solltest wissen, was dir blüht, selbst wenn du 2 Meter daneben ballerst!“ „2 Meter? Wovon träumste eigentlich Nachts?“ Die beiden Piratinnen starrten sich einen ungewissen Moment lang giftig an. Schließlich zog Crystal ihren „Ballermann“ mit einem Aufstöhnen wieder ein. „Gott noch eins! Worauf hab ich mich nur eingelassen, als ich deinem Alten geschworen habe auf dich und den ganzen meschuggenen Rest aufzupassen.“ knurrte sie launisch vor sich hin. Das dieser unbedacht ausgesprochene Satz einen größere Tragweite hatte, merkte Crys erst als Lara skeptisch nachfragte: „REST? Welcher Rest?“ Das erste Mal seit langem war die weißhaarige Piratin verlegen und spielte nervös an ihrem Zopf herum. „NA das ganze restliche Chaos, das der alte Quertreiber uns hinterlassen hat. Das große, legendäre Erbe des Piratenkönigs- One Piece! JA eine ein einziges Stück Schei...“ „CRYSTAL!“ „Ist doch wahr! Ein einziges Scherbenmeer hat er uns überlassen, und wir dürfen die Scherben zusammenkehren! Soll froh sein, das er tot ist und ich nicht mehr da unten sitze. Sonst hätte ich mich für die ganzen letzten Jahren Nerverei sofort revanchiert. Der soll mir...“ Immer lauter und heftiger ereiferte Crystal sich nun. Zu laut und zu heftig für Lara’ s Geschmack. Aber wenn sie ihre Schwester nun darauf ansprach, würde das nur wieder mit lautem Getobe und Geschrei enden. Doch verraten würde Crystal sich dann mit nichts. Dafür war sie zu gerissen. Aber ihr ganzes Verhalten ... war verflucht auffällig. Crystal verheimlichte etwas! Mal wieder! Aber wenn Lara die Miene ihrer Schwester richtig deutete, war es kein angenehmes Geheimnis. Ein Grund mehr nicht weiter in der Wunde zu bohren. Wäre da nicht wieder Lara’ s altes Laster: DIE NEUGIER! Die zu bezähmen würde noch etwas dauern. Daher versuchte Lara es mit einer ausweichenden Frage: „Und? Wenn du nicht auf der Suche nach deiner großen Liebe bist (Crystal funkelte sie dafür grimmig an) was treibt dich dann auf das Archipel? Willst du in die Neue Welt übersetzten?“ Die dunkelhäutige Frau zog nachdenklich an der Zigarette. Auch um wieder sich etwas zu beruhigen. „Vielleicht, vielleicht auch nicht!“ Zischend blies sie den Rauch in die Höhe. „Ich überlege noch. Bei dem Affenschwanz den ich nun an der Hacke habe, muss ich genau überlegen was ich anstelle.“ „Affenschwanz? Was meinste damit wieder? Sag mir jetzt nicht, Baker Crys Crystal hat sich doch nach all den Jahren vom Kapitänsposten fangen lassen!“ Dieses Mal war es an Lara sich vor Lachen zu biegen. „Na meine Olle, war wohl doch nix von wegen: //Davon lass ich mich nie fangen!// oder //Käptn ist doch nur n anderes Wort für Depp vom Dienst// oder dein //Wenn ich Befehle geben will dann brauch ich garantiert keinen Mantel dafür!//“ „Haha, äußerst komisch!“ „Tja, was lernen wir darauf fürs große Lebensbuch: So wies innen Wald schallt so schallts doch auch wieder hinaus!“ „Halt’ s Maul! Ich hab mich garantiert nicht darum gerissen! Aber die beiden Jungspunde konnte ich schlecht alleine auf die Grand Line los zu lassen.“ „Natürlich, warst ja schon immer voll das selbstlose Muttertier!“ „SCHNAUZE!!“ Diesmal bremste Crystal ihre Attacke nicht ab und die Ohrfeige schallerte laut durch den Raum. Den Angriff auf ihren Käptn ließ keinen der Berry Hunter kalt. Schlagartig bezog jeder Stellung hinter Lara. Crystal starrte eine Meer aus bösen und zu allem entschlossenen Blicken entgegen. Dennoch blieben die blauen Augen unbeeindruckt giftig. Wortlos erhob sich Crystal und wandte sich zum Gehen. „Höchste Zeit das ich nach meiner Crew sehe. Der Geier allein weiß was die Weiber wieder anstellen wenn ich sie zu lange aus den Augen lasse.“ Ohne einen wirklichen Abschiedsgruss verschwand Crystal wieder, so plötzlich wie sie erschienen war. Lara blickte ihr mit gemischten Gefühlen hinterher. Früher... früher da hatten sie nie voreinander Geheimnisse gehabt. Was war nur in den vergangenen Jahren mit ihnen geschehen? „Gali, folg ihr!“ Sie konnte den fragenden Blick ihrer Vize auf ihrem Rücken fühlen. „Sie weiß irgendetwas. Etwas wichtiges! Am Ende will sie mich mal wieder in Watte packen, die alte Mutter Glucke.“ „Aye Käptn! Bin bei Sonnenuntergang wieder da!“ Binnen weniger Minuten war sie verschwunden. „Also wenn du mich fragst! Egal welches Geheimnis sie auch hüten mag, wir können froh sein das wir die Giftschleuder los sind und...“ Lara’ s Blick war kälter als jeder Eisblock und ließ Hien auch prompt inne halten. „Die „Giftschleuder“ ist und bleibt meine Schwester! Ich kenne sie weit länger als euch alle zusammen und weiß daher nur zu gut wozu sie im Stande ist, wenn es um den Schutz ihrer Liebsten geht. Warum glaubst du wohl trägt Aka Inu, die alte Feuerschleuder dauernd sein Käppie? Weil Crys ihm als Fünfjährige mitm Dolch ’nen Scheitel tief wie ne Felsspalte gezogen hat. Sie ist auf alles los, scheißegal obs größer oder älter war als sie selbst.“ Verblüffte Gesichter gingen reihum. „Auch wenn sie immer bei der Bezeichnung austickt, Crystal ist ein Muttertier sonders gleichen. Aber aus ihrem Beschützerinstinkt heraus macht sie auch gerne mal gewaltigen Murks. Daher will ich wissen, was sie hier treibt. Am Ende... am Ende hat sie Wind von unserem Trip nach Sleepy Island gehört. Und glaubt mir: Wenn dem so ist, dann will ich nicht in Vip’ s oder Luna’ s Haut stecken. Sobald die„Haibraut“ zum Angriff bläst geht man besser in Deckung und betet!“ Kapitel 9: Wie ein Eisbär in Alabasta ------------------------------------- Schnaubend wie ein wütender Ochse stampfte Crystal durch die Gassen. Sämtliche Passanten wich respektvoll vor dem brodelnden weißhaarigen Ungeheuer zurück. Einerseits war sie im Moment nur stinksauer, weil Lara ihr wieder mal ’ne totale Breitseite verpasst hatte. Die Gute hatte es zwar unbeabsichtigt getan, aber es nagte dennoch heftig an Crystal. Einen Vorteil hatte der ganze Murks allerdings gehabt: So konnte sie sich wenigstens nicht weiter vor Lara verplappern. Gott, alleine bei dem Gedanken das sie sich vor ihr verraten hätte... So wie sie ihre „Schwester“ kannte, wäre Lara mit Überschall gen Marine Ford gedüst und hätte sich selbst damit selbst ans Messer geliefert. Und dann... dann wäre es wirklich, wirklich, wirklich... mies geworden!! Ray-chan war ja in dieser Angelegenheit schon kaum zu bremsen gewesen. Hätten die beiden, Lara und Raya sich gesehen, dann Gute Nacht! ZWEI GOL D. auf Krawallkurs und ein vereinenden Gedanke. AUUUUUUUUUUUUUUUUUweia!! „Oh Mann, Käptn! Was hast du mir da nur hinterlassen?? Ein Sack voll Flöhe ist einfacher zu hüten als deine meschuggene Bagage!! Wenn’ s so was wie ein gnädiges Schicksal gibt, dann BITTE!! Halt wenigstens Lara aus dem ganzen Schlamassel raus. Eine Gol D. bei ner Rettungsaktion für ein anderes Familienmitglied zu beschützen ist schon reinste Schwerstarbeit.“ Crystal war durch die Begegnung mit ihrer „Blut- und Wahlschwester“ ohnehin mit ihren Plänen im Zeitverzug. Sie musste jetzt schleunigst Gas geben und den alten Rumtreiber finden. Dabei war sie nicht einmal sicher ob er sich hier aufm Archipel herumtrieb. Andererseits hieß es ja auch: Nirgends ist der Fuchs sicherer vor dem Wolf als in dessen Höhle. Blieb nur die bange Frage ob sich das alte Kamel überhaupt zu ihrem Himmelfahrtskommando überreden ließe. „Ich werde Rayleigh die Klüsen eckig treten, wenn das Aas sich zu drücken versucht!! Es ist verdammt noch mal seine beschissene Pflicht bei...“ Crystal verschlug es die Sprache. Erneut streifte ein altbekannter Duft ihre Nase. Ein Duft nach... nach Stroh... Stroh in der Verbindung mit eingetrocknetem Rum und dem Salz der See. Sämtliche Alarmglocken in Crystal’ s Kopf schrillten laut auf. Aufgeschreckt huschte ihr misstrauischer Blick durch die dichten Reihen der Passanten. Sollten sich ihre Befürchtungen eintreten, dann... //BLOSS NICHT!! Der soll bleiben wo der Pfeffer wächst und mir nicht wieder mit Karacho durch meine Pläne hageln!!// verkündete ihr verletzter Stolz bitterbös. Doch ihr Herz, das treulose Stück, machte mit jeder Sekunde einen höheren „Freudensprung“. Ihr Haut sehnte sich regelrecht danach sich wieder gegen die Kanten und rauen Bartstoppeln zu drücken. Mit jedem Atemzug den vertrauten Duft nach Sonne, Meer und Rum einzuatmen. Den jungenhaften Schalk in den dunkeln Augen funkeln zu sehen. //NEIN!! Zum Kuckuck noch mal!! Dieser rothaarige Bettvorleger kann mich mal kreuzweise!! Ich werde mich garantiert niemals wieder...// In diesem Moment hatte Crystal’ s Eisaugen das erhascht, was sie so sehnlichst gesucht und auch vermisst hatte. Auch wenn ihr Ego sich immer noch standhaft weigert das einzugestehen. Der runde Strohhut in mitten all der Köpfe stach für die dunkelhäutige Frau so deutlich hervor, wie ein Eisbär der durch die Gassen von Arbana spazierte. Doch die Piratenprinzessin erlebte eine unerwartete Überraschung. Der Träger des Strohhuts (von dem sie sicher war das es DER Hut war) hatte nicht mal den Hauch einer Ähnlichkeit mit Shanks. Es war eine mehr oder weniger den Kinderschuhen entwachsene Rotznase, die mit breitem Grinsen durch die Welt stiefelte. Wer zum ...? Die Berichte über Ernies Lobby kamen ihr wieder in den Sinn. Als sie damals davon gelesen hatte, hatte Crystal’ s Misstrauensmelder voll ausgeschlagen und die Heizflamme unter ihrer Galle war angesprungen. Sie kannte ihre rothaarige Schnapsdrossel nur zu gut und wusste das er sich eher den versoffenen Schädel abschlagen lassen würde, als sich von der alten Erinnerungsstück zu trennen. Es sei denn... der alte Schwerenöter hatte einen bestimmten Grund. Und Crystal kannte nur einen Grund. Und wenn dem so war... dann würde sie nach beendeter Aktion auf die Jagd gehen. Auf Wildschweinjagd!! Und zwar auf eine rothaarige Wildsau! Den Blick fest auf den wippenden Strohhut samt seinem Träger geheftet, schlängelte Crystal sich unauffällig durch die Straßen und Gassen des Grooves. Beiläufig unterzog sie dabei die Figuren, die den Rotzlöffel begleiteten, einer genauen Musterung. Wenn ihr Rüssel sie nicht betrog, dann sonderte der Führer der Gruppe den typischen Geruch eines Fischmenschen ab. //Verflucht leichtsinnig// urteilte Crystal im Stillen. Andererseits zollte sie dem Kerl aber auch Respekt. Es war ja schon für einen „normalen“ Menschen mehr als gefährlich sich hier herumzutreiben. Das der Typ so sorglos dahinspazierte und plauderte, ließ vermuten das er sich sehr sicher fühlte. Was wiederum bedeutete das dass Fischchen seiner Haut erwehren konnte. Auch nichts wirklich Neues für die erfahrene Piratin. Sich mit einem Fischmenschen anzulegen, bedeutete stets Krawall. //Aber Krawall ist kalkulierbar. Der Punkt geht dann wohl an mich. Nächster Kandidat!// Bei diesem grübelte Crys lange hin und her. Was hatte frau wohl von dieser schwarzen „Latte“ nebst Afrowuschel, Zylinder und Spazierstock zu erwarten. Unbesonnene Geister würden wohl das johlende Etwas nicht wirklich als Gefahr einstufen. Doch die Erfahrung hatte Crystal etwas anderes gelehrt. Meist bargen genau solche Typen das meiste Risiko. Sprich, sollte sie wirklich einen „Ausfallschritt“ unternehmen, dann war dies nicht von ungefähr. // Soll mir recht sein!// Crystal grinste breit. Wenigstens bekam das ganze damit einen gewissen Anreiz. Wer wollte schon Kastanien aus der Glut angeln ohne Angst um die Finger zu haben? - Sie jedenfalls nicht! //Sooo, bleibt noch der letzte im Bunde... oder was immer das auch ist!// Mit genüsslichem Schmauchen schlenderte Crystal weiter, die wachen Augen auf die kleine Fellkugel gerichtet, die mit fröhlich krähender Stimme mal vorneweg mal hinterher rannte. Das Ding war ........ soooooooooooooooooooooooooo niedlich!!! //Missi! Besinn dich!!!// schalt die dunkelhäutige Piratin sich selbst, nur um im nächsten Moment zu grinsen als das Fellknäul einen neuen Unfug trieb. So was von goldig!! // Das warst du auch mal!! Und erinnere dich was du damals alles anstellen konntest, weil die Deppen dich süß fanden!! Sieh dich vor!// Doch Crystal ignorierte in diesem Fall ihren warnenden Instinkt. Sie schaffte es einfach nicht diese „Flauschi“ etwas Böses auszumachen, geschweige denn ihm etwas derartiges zu zutrauen. //Und wenn doch, dann erhöht es doch nur das Risiko. Und damit den Spass!!// argumentierte sie mit sich selbst. So, blieb zum Schluss nur noch der Rotzlöffel selbst. Auf den ersten Blick hin wirkte der Kerl unscheinbar und auch teilweise so als wäre nicht ganz dicht. Doch Crystal hatte die Berichte über Ernies Lobby gründlich gelesen. Sie wusste das Teufelskräfte im Spiel waren. Allerdings... würde SIE es sein die in diesem Fall am längeren Hebel saß. Es hatten schon genügend Gehirnamputierte ihr Fahrwasser gekreuzt und sich weiß ich wie viel auf ihre Teufelskräfte eingebildet. Aber leider, leider... war sie eine Baker und damit ein natürlicher Gegenpol. Bei dem Gedanken an die perplexen Visagen ihrer einstigen Gegner lachte Crystal unbesonnen laut auf. Die Truppe drehte sich zu ihr um, musterte die weißgekleidete Gestalt kurz und tauchte dann wieder in der Menschenmenge unter. „Verdammmtnochmal!“ brodelte Crys betreten „ Holzkopp!! Denken, dann lachen!! Nicht immer umgekehrt!!“ Kapitel 10: Sachen gibts... --------------------------- Während sich ihre “Leitwöfin“ immer noch über ihren peinlichen Ausrutscher ärgerte, schmetterten Am und Raya den letzten Angreifer vereint auf die Bretter. Grinsend gaben die Mädchen sich einen High Five. Auch die Kleine mit dem Billard- Queue zollte ihnen feigsend Anerkennung. //Na also!// dachte sich Amber zufrieden //So schwer isses doch gar nicht sich zu verteidigen.// Merville’s Aufgebot an Schlägern schien nun gänzlich aufgerieben zu sein. Und langsam aber sicher brach nun dem finsteren Casinobesitzer der Angstschweiß aus. Besonders als er merkte das Katzenauge mit gezückten Waffen auf ihn zuhielt. Schließlich blieb sie nur wenige Milimeter vor seiner fetten Wampe stehen. Lauernd visierte sie ihn an. „Also, mein Dickerchen!! Was machen wir jetzt mit dir? Irgendwelche letzten Wünsche oder Todessehn-süchte?? Ich bin für alles offen.“ Ganz hatte der alte Haudegen allerdings noch nicht aufgegeben. „Du glaubst doch wohl nicht das du so einfach aus der Angelegenheit heraus kommen wirst, du bleichgesichtiges Flittchen! Selbst wenn du jetzt vielleicht grade Oberwasser hast, der Wind dreht sich auch wieder. Ich werde...“ „Du wirst im Moment gar nichts machen, oder ich verpass dir ne neue Tätowierung mit Little Boy. Welche Stelle wäre dir denn genehm. Also,... auf welches Glied darf ich dir eins verpassen? Die restlichen Mädels stand stumm da und beobachteten mit welch diabolischem Vergnügen Mercy den alten Sack weiter einschüchterte. Dabei geizte sie weder mit Worten noch mit Taten. „Findet ihr nicht sie treibt das Spielchen etwas zu weit?“ Amber war die düster wirkende Frau immer noch etwas suspekt. Selbst wenn sie die Gesuchte aus ihrer Vision war. „Ach, der hat’ s doch nicht anders verdient! Solche alten Säcke sollte man doch ohnehin kastrieren!!“ Raya hatte keinen Deut des Mitgefühls für den miesen Casinobesitzer übrig. „Japp, das seh ich genau so!“ stimmte das andere Mädchen zu. „Hey, verpass ihm noch eins von mir für den Erpressungsversuch!“ „Mit größtem Vergnügen!“ zischte Mercy zufrieden. Gerade wollte sie sich weiter ans Werk machen, da viel ein langer, breiter Schatten auf sie. Knurrend blickte sie auf. Die Mädchen schreckte mehr oder weniger erschrocken zusammen. „EIN EIN EIN EIN...“ „Ein BÄR!“ „Ein Eisbär. Ein Eisbär in nem orangefarbenen Overall?! Sachen gibt’s die gibt’s gar nich!“ Das Billardmädel schien am wenigsten perplex zu sein. Und das schwarzgewandete Flintenweib? Die fauchte sofort los: „BEPPO! Was willst du hier? Ich hab gesagt, ich komme wenn ich kommen will. Sag deinem gehirnamputierten Boss, das ich nicht sein dressiertes Tanzbärchen bin. Die Rolle hast doch du schon inne!“ Verlegen kratzte sich der große Wuschel am Ohr. „Aye, Mercy aye. Das weiß ich. Aber ich muss dich doch bitten mit zu kommen, aye. Is wichtig, aye.“ nuschelte er schließlich verlegen. Die Augen von Amber und Raya gingen noch weiter auseinander. „DER ... der ... spricht!“ „Der spricht wirklich!“ Mit einem widerwilligen Laut stand Mercedes schließlich auf und ließ von dem greinenden Merville ab. Doch gerade als der sich wieder in Sicherheit wähnte, verpasste ihr rechter Absatz seinem Allerheiligsten ein deutliches Erinnerungsstück. Jammernd wand er sich daraufhin über den Boden. „Na schön, ich komme. Aber dafür schuldet die Nervensäge mir was.“ grummelte Katzenauge miesgelaunt, dabei fiel ihr Blick auf die drei Mädels. „Ey, und ich hab auch schon ne passende Idee. Mädels, ich lad euch auf was zu Trinken ein und das Aas wird zahlen. Und zwar gründlich, denn ich hab nach der Klopperei nen ordentlichen Brand.“ „Also, wenn’s nach mir geht...“ grinste das Mädchen neben Raya und Amber „... ich hab nie was gegen n Gratisglässchen. Bin dabei. Wie stehts mit euch?“ Etwas ratlos sahen sich die beiden Mädchen an. Sollten sie einwilligen und mitgehen? Aber wohin würde diese „Katze“ sie nur hinschleppen? Und wer war dieser Boss von dem der Bär gesprochen hatte? Es war schließlich Amber, die etwas unsicher vortrat. „Wenn’ s nicht allzu weit ist... dann gerne. Aber lange können wir nicht bleiben.“ „Japp, sonst probt unser Käpt’ n wieder den Aufstand.“ „Ach, der Himmel weiß wo Crystal sich wieder rumtreibt. Warum sollen wir also nicht auch n bisschen...“ „Crystal...?“ fragte da das andere Mädchen hellhörig dazwischen. „Ihr ...ihr redet doch nicht von ...“ „Von Baker Crys Crystal! Selbsternannte Chaosqueen, Piratenprinzessin und unser Sklaventreiber vom Dienst, japp genau die meinen wir. Und du bist?“ Eigentlich hatte Raya nicht weiter darüber nachgedacht, als das gesagt hatte. Aber auch sie hatte nicht mit folgender Antwort gerechnet. „Ihre... ihre Tochter!“ Zur etwa gleichen Zeit als Am und Raya den wohl deftigsten Schrecken aller Zeiten( bis dato) erlebten, polterte ein Paar Plateauschuhe aus weißem Lack laut über die Planken eines Schiffes, das gerade am gleichen Groove vertäut war, auf dem auch jenes Casino lag. //Ich werde noch wahnsinnig auf diesem ... diesem ... als Marineboot getarnten Vergnügungsdampfer. Das kann doch nur ein schlechter Witz sein, dass ich auf diesem Äppelkahn Dienst schieben soll!// Angespannt stieß die Person zum wiederholten Male einen Seufzer aus. Kori fühlte sich hier so fehl am Platz wie ein Fisch in der Wüste. Das konnte nur ein wirklich schlechter Scherz des Schicksals sein, der sie auf eines der Schiffe der Animateur- Einheit, oder kurz der Amüsierflotte abkommandiert hatte. Nichts war peinlich als in diesem Affenstall ... „Oberleutnant!“ In einer eleganten Drehung schwang Kori herum und salutierte vor ihrem Kapitän. Ein Fächer Karte lugte ihr entgegen. „Bitte ziehen sie eine Karte!“ grinste sie ein breites Hollywoodgebiss an. „Käptn Zampaloo!“ „Nein, Käptn Der einzigartige Zampaloo, bitte schön! So viel Zeit muss sein!“ Kori seufzte erneut bevor sie mit knirschenden Zähnen die Anrede wiederholte. „Sie wissen doch das ich mich nicht als Kandidatin eigene und ich auch kein...“ „Muss ich es erst befehlen?“ „Aye Sir.“ Mit gesenktem Kopf streckte Kori vorläufig die Waffen. „Na also geht doch... nun bitte wieder zurück in den Stapel damit und gleich werde ich ihnen sagen welche Karte es war.“ Mit mächtig viel theatralischem Gehabe mischte der Käptn der „Moulin Bleu“ das Kartendeck untereinander. „Es war die hier. Die Pik Neun, nicht wahr?“ Bevor der entnervte Oberleutnant ein erlösendes „Ja“ stöhnen konnte, krähte es von hinten dazwischen: „Käptn das ist die Herz Fünf!“ „Oh!! Wie peinlich!“ Zampaloo sah einen Moment lang aus wie ein begossener Pudel, doch dann grinste er krampfhaft weiter „Nicht verzagen, weitergemacht. Ich finde die Karte schon.“ Wieder begann das Spiel von Neuem. //Gütiger Seegott, lass mich den Schlüssel fürs Spirituosenlager finden. Oder ich dreh hier noch durch!// flehte Kori stumm. Denn ihr geliebter Flachmann war seit Tagen leer. Kunsstück, bei dem Idiotenhaufen!! „Ach, bevor ich’s vergesse. Sunny ist immer noch nicht zurück. Dabei wollten wir in den nächsten Stunden auslaufen. Würden sie sich bitte darum kümmern, das unser kleines Goldkehlchen wohlbehalten und rechtzeitig wieder da ist! Hier, jetzt hab ich die Karte, nicht wahr!“ „Die Kreuz Dame, Käptn!“ erwiderte Kori lau und wandte sich um. Mit schneller werdenden Schritten eilte sie auf das Achterdeck. „Starbuck! Zu mir, aber zügig!“ brüllte sie laut übers Deck. Wenigstens gab es noch einen weiteren hier an Board, der scheinbar fehl am Platze war. Mit einem nicht minder genervtem Gesicht erschien kurz darauf der junge Mann vor ihr. „Maat Starbuck zur Stelle, Sir... ähem M’dme ähmm Oberleutnant!“ Sturr die Augen geradeaus starrte der Kerl direkt... über Koris Haaransatz hinweg. „Kucken sie runter, Mann!“ schnauzte Kori ihn dafür an. „Aye!“ „Starbuck, sie holen umgehend Miss Sunny zurück aufs Schiff. Die Flotte wird so bald sie den Befehl hat, auslaufen. Und der Käptn wünscht, dass die Crew komplett ist. Haben wir uns verstanden!!“ „Aber wo soll ich...?“ „HABEN WIR UNS VERSTANDEN, MAAT!!“ „Aye Aye, zu Befehl, Sir...ähh Miss... ich meine....“ „ABFLUG!“ Und ihre schwarzen Absätze unterstrichen Kori’s letztes Wort deutlichst. Kapitel 11: ------------ „Wo genau willste denn mit uns hin?“ rief Amber der schwarzhaarige Frau, die unfreiwillig die Führung ihres bizarren Rudels übernommen hatte und nun mit dem wuscheligen Eisbären vorneweg lief, zu. „Das kommt drauf an, wo sich das triefäugige Elend im Moment grade wieder rumtreibt. Und was er wieder von mir will. Jeden Tag hat er ne andere Schnapsidee. So was will studiert haben?! Das ich nicht lache! Wenn der auch nur das kleine Latinum hat... dann bin ich eine Intelligenzbestie sondersgleichen!“ „Die müssen sie ja ganz besonders lieben, was?“ kicherte Raya verstohlen. Amber nickte nur stumm. Ihr Blick war wieder auf das Mädchen mit dem Queue, das vor ihnen ging gefallen. Das sollte Crystals Tochter sein?? Nachdenklich beobachtete Am diese Jade immer wieder unauffällig. Ja, sie hatte durchaus Wesenszüge, die sie von Crystal geerbt haben könnte. Aber dennoch ... da gab es auch einiges was nicht soo recht zusammen passen wollte. Amber schätze das Mädchen auf 18 oder gar 19 Jahre. Das müsste doch heißten... Crys wäre 16 wenn nicht sogar 15 gewesen als sie die Kleine bekommen hätte. War zwar nicht unbedingt die Norm, aber auch nicht von der Hand zu weisen. Da sie ihren Captain und Cousine in der Beziehung mittlerweile kannte, wusste das Mädchen nur zu gut das die Gute alles andere als ein „“Blümchen-rühr-mich-nicht-an“ war! Wohl aber ein waschechtes Muttertier, egal wie poltrig, launisch und aufbrausend sie tagtäglich daher kam Warum also? Wieso hatte Crystal sich nicht sofort nach ihrer Rückkehr auf die Suche nach ihrem Kind gemacht, wie nach ihrer großen Liebe. War sie nach der Enttäuschung etwa so resigniert, das sie selbst von ihrer Tochter nichts mehr wissen wollte? Nein! Nein, das wollte so gar nicht in das Bild passen, das Amber von der dunkelhäutigen Frau hatte. Warum also... „Was denkst du?“ Raya schien ähnlichen Gedanken nachzuhängen, denn auch ihr Blick ruhte auf der vermeintlichen Tochter ihres Cheffchens. „Ich glaube nicht, dass sie uns vorhin angelogen hat. Dafür war sie viel zu aufgeregt und glücklich als wir ihr von Crystal erzählt hatten. Erinner’ dich nur an die funkelnden Augen. Aber trotzdem...“ Unruhig ließ Amber eines ihrer Jojos auf und ab tanzen. „... es ist und bleibt komisch! Hat Crys nicht immer wieder ausdrücklich betont, das es für sie nur den Ein und Einzigen gäbe? Und soweit ich weiß, waren ihre Haare vorher mal pechschwarz gewesen. Aus schwarz und rot wird sehr selten ... goldblond! Oder?“ Die junge Frau an Amber’ s Seite verdrehte abfällig die Augen. Das konnte man trotz der abschirmenden Sonnenbrille erkennen. „Denk was du willst, aber ich halte unseren Captain alles andere als treu wie ne Klette. Wer sagt uns denn, das die Kleine von Shanks wäre!“ //Stimmt! Punkt für dich Ray- neechan!// stimmte das Mädchen ihrer Freundin stumm zu. Die blonde Walawala-Mähne, die locker im Nacken zusammengebunden war, passte einfach nicht. Die funkelnden Augen, die einen jadeartigen Touch hatten ... das konnten wahrhaftige Augen einer Baker sein. Moment mal, das müsste doch heißen das...? Amber zögerte kurz dann aber fragte sie doch: „Sag mal, Jade! Wie kommst du eigentlich mit dem Rest von Crystals Verwandtschaft aus? Ihre Verhältnis zu Ma ist ja alles andere als „Friede, Freude, Eierkuchen.“ Statten die Buccanier dir nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit einen ihrer „Höflichkeitsbesuche“ ab?“ Das Mädchen wedelte jedoch nur abwehrend mit der Hand, eine sorglose Miene im Gesicht. „Für gewöhnlich... bin ich der lieben Verwandtschaft mehr oder weniger gleichgültig und sie lassen mich daher in Ruhe! Und selbst wenn den Vollposten doch mal wider Erwarten der Pelz jucken würde, da wo ich bin... sitze ich verdammt sicher!!“ grinste Jade breit. Amber’ s Blick allerdings verdüsterte sich schlagartig. //Ma und dich in Ruhe lassen! In hundert Jahren nicht!! Du könntest hoch oben in einem Elfenbeinturm im Zentrum von Mary Joa sitzen, die alte Hexe würde ihn trotzdem angreifen!// dachte sie bitter. Nur zu gut wusste das Mädchen wie weit ihre düstere Urgroßmutter gehen würde um ihren Willen zu kriegen. Und ein weiblichen Nachkommen mit dem bakerschen Erbe im Blut, das wäre der alten Vettel jedes Risiko wert. „Was is’?“ wollte Raya wissen, der der Stimmungsumschwung bei ihrer Begleiterin bemerkt hatte. „Das stinkt! Das stinkt bis zum Himmel!“ „Wenn du das sagst!“ „Ich weiß, wir haben ihr vorhin blauäugig versprochen sie mit zu Crystal zu nehmen. Aber so langsam kommen mir Zweifel ob das klug war. Es wäre besser Crystal würde einfach so auftauchen und Jade in Augenschein nehmen!“ Darauf hin gab Raya nur einen genervten Laut von sich. „Ehrlich gesagt... kann ich auf das olle Weib noch ne Weile verzichten!“ Eben jenes „olle Weib“ hatte einige Grooves entfernt wieder die Verfolgung aufgenommen. Zwar mit etwas mehr Abstand als zuvor, aber sie hatte die Truppe immer noch fest im Blick. Die spazierte weiter scheinbar sorglos über die Strassen, als könne ihnen nichts und niemand was. Etwas zu fahrlässig, wie Crystal als alter Hase nur zu gut wusste. Gefahren lauerten überall, selbst wenn man sie auf den ersten Blick nicht wahrnahm. Doch ihrem geschulten Auge entging keiner der „Nicht-Piraten“, die rechts und links von ihr liefen, standen und redeten. Und jedes Mal wenn sie eine Marine-Uniform ausmachte, kochte Crystal innerlich die Galle hoch. Diese alte Feindschaft würde wohl durch nichts auf der Welt je gebrochen werden. DURCH GAR NICHTS!! Auch einige Piratenjäger und Buccaniere konnte die dunkelhäutige Piratin ausmachen. Gottlob keine mit ihr verwandten. Darauf konnte Crystal dankend verzichten. Aber so unnütz wie sie als Teenie immer gedacht hatte, war die Ausbildung zur Buccanier doch nie gewesen. All das Wissen, die Tatik, das Know-How... es ließ sich problemlos um 180 ° drehen. Ganz egal auf wessen Fährte du angesetzt warst, der Ablauf änderte sich nie! Ihr aktuelles „Zielobjekt“ war gerade mit seinen Begleitern in einer Bar verschwunden. Nun war ein taktisches BrainStorming angesagt. Rasch suchte Crystal ihre Umgebung nach einem unauffälligen Plätzchen zum Beobachten und Nachdenken ab. Sie entschied sich für eine alte, wackelige Gaslaterne, die windschief am Straßenrand stand. Beiläufig lehnte sich die dunkelhäutige Piratin dagegen und paffte scheinbar weiter an ihrer Zigarillo. In Wahrheit aber ratterte es hinter Crystals Stirn, Dinge wurden überlegt, Gegebenheiten gegeneinander abgewogen. Und schließlich... folgte der Entschluss. Mit einem letzen kräftigen Zug verglimmte die Kippe. Fast schon automatisch fiel sie aus Crystals vollen Lippen hinab zu Boden und wurde dort von ihrem Absatz in den Boden getreten. Mit einem immer schneller werdenden Schlenderschritt hielt Crys auf die Bar zu. Beiläufig steckte sie sich dabei eine neue Kippe an während sie vor sich hinsummte. „Dadammm... Dadamm... Dadamm... Dadamdadamdadamdadammmmm....“ Das ihr schon die ganze Zeit über ein kleiner unscheinbarer Schatten folgte, hatte die weiße Haifischbraut in ihrem Jagdfieber gar nicht bemerkt. Kapitel 12: ------------ Endlich steuerte „Katzenauge“ auf eine mehr oder weniger soliden Kaschemme zu, in der offensichtlich der Punk abging. Lautes Gebrüll, Geschrei und Gelalle empfing die Mädels, als sie in den Dunst der Bar eintauchten. Während Jade sich scheinbar nicht im geringsten an der mehr als ausgelassenen Stimmung störte, holten Amber ihre Tage in der Drauwned Maiden ein. Sie war den kopflosen Trubel zwar gewöhnt aber wirklich wohl war ihr immer noch in der Haut. Besonders dann wenn einer dieser „Schränke“ laut brüllen auf sie zu gewalzt kam. Raya versuchte es zwar hinter ihrer Brille zu kaschieren, aber es war offensichtlich das ihr die Umgebung auch nicht wirklich behagte. Doch sie hatten sich beide freiwillig auf dieses „Spielchen“ eingelassen. Nun hieß es, es auch gemeinsam durchzustehen. Irgendwie. Ihre „Anführerin“ hatte das Trio schon nach wenigen Minuten mehr oder weniger sang- und klanglos verlassen, und war im Gewühl der Menge verschwunden. Aber nicht ohne vorher den Eisbären warnend anzufunkeln: „BEPPO! Ich geh jetzt zu der alten Filzlaus und hör mir an was er will. DU wirst in der Zwischenzeit ein Auge darauf haben, dass es den Kleinen an nichts aber an GAR NICHTS fehlen wird! Kapische! Wehe wenn ich zurückkomme und es ist etwas nicht in Ordnung. Selbst wenn es nur ums Eis im Glas geht.- DANN mache ich mir aus deinem Fell einen neuen Bettvorleger!“ „Bett... vorleger?“ Der große Bär blinzelte verlegen, während das schwarzhaarige Flintenweib (welches gerade mal halb so groß wie Beppo war) abfällig mit den Augen rollte und raunzte: „Ich wüsste nicht wozu man deinen verlausten und mottenzerfressenen Mopp sonst verwenden könnte! ALSO! Pass gefälligst auf!“ Mit dieser letzten Warnung stiefelte Katzenauge davon, kickte und schubste ein zwei Schluckspechte, die ihr im Weg waren, mit Karacho in die Horizontale und verschwand in einem Nebenzimmer. Beppo stand immer noch etwas bedröppelt da und zog damit die Blicke und die spöttischen Stimmen der Anderen auf sich. „Hat dich der schwarzhaarige Teufel dieses Mal dran gekriegt, Beppo!“ „Uuuuuhhh, ich möchte nicht mit dir tauschen, Alter. Wenn die nachher noch genauso drauf is... dann gute Nacht!“ „War die je anders als schlecht drauf?“ „Nöööö!- Und wenn sie jetzt beim Käptn is... dann ist die Kacke erst recht am Dampfen!“ „Da kannste einen drauf lassen! Der kleine Teufel wird wieder toben bis die Bude wackelt.“ „Teufel?! Die ist doch zehnmal schlimmer als jeder Teufel! Den letzten Kerl, der ihr blöd kam, hat sie fachmännisch mit nur einem Tritt kastriert! Bammm! Und der Kerl singt seither im Sopran!“ Dreckiges Gelächter erfüllte die Spelunke. „Aber was willst anderes erwarten. BEI der ABSTAMMUNG!!! Ihr Vater muss ja schon so gewesen sein, und ihrem Bruder... dem möchte ich auch zu keiner Tages- und Nachtzeit begegnen!! Wobei... ich glaub im direkten Vergleich mit dem Biest ist Falkenauge das kleinere Übel. Wieder schwoll das laute Gelächter immer mehr an, bis ein gezielter Schuss schlagartig alles zum Verstummen brachte. Mit der Waffe im Anschlag, sah Katzenauge plötzlich wieder auf dem Tresen. „Hat hier sonst noch irgendjemand den dringlichen Wunsch die allerletzte Reise frühzeitig zu buchen?? Nur zu!! Macht nur heiter weiter damit doofe Witze über mich und die alte Schnarchnase zu reißen! Dann leg ich eben nachher einmal Sperrfeuer.“ Die lauernden „Katzenaugen“ wanderten noch einmal warnend durch den Raum, dann raffte das kleine Biest sich wieder auf und schlenderte erneut nach hinten. Amber erkannte dieses Mal die Shilouette eines Mannes, der „Katzenauge“ in Empfang nahm. War das der Käptn, zu dessen Mannschaft alle hier gehörten?? Als die Tür laut in Schloss fiel, kam zwar langsam wieder Stimmung auf. Doch diese war nun deutlich gedämpft. Auch die drei Mädels wechselten beunruhigte Blicke. „Junge, Junge, in Sachen Familienkiste scheint die ja mal gar keinen Spass zu verstehen!“ schnaubte Raya abfällig, doch Amber hielt sofort lautstark dagegen: „Wenn ihr Bruder auch nur halb so ein mieses Ekel ist wie meiner... dann verstehe ich das voll und ganz!“ „Ach ja?“ „Wir haben leider nicht alle dein Glück, Ray- neechan.“ „Ob nun Glück oder nicht... das wird sich noch herausstellen, wenn wir aufeinander treffen. Sollte er ebenfalls über so eine „Ich-weiß- und- kann- alles- als- du!!“- Ader verfügen wie unser Cheffchen... Dann Prost Mahlzeit!! Da bleibe ich lieber Einzelkind! Die Alte mit ihren ständigen Launen reicht mir voll und ganz. „Ach weißt du!“ meldet sich nun Jade zu Wort „Sooo schlimm ist sie ja gar nicht. Sie kann nun mal nicht verhehlen, was sie eben durch und durch ist!“ „So, und was wäre das?“ „Der geborene Leithammel, oder vielmehr das Leitschaf! Dickköpfig, blöckt hi und da, rennt mitunter auch mal mitm Kopp gegen ne Wand... aber letzten Endes hat sie ein Herz aus Gold.“ „So?!“ schnappte Raya „Dann ist das aber verdammt gut versteckt!“ „Türlich!“ kicherte Jade vergnügt „ Wie jeder anständige Piratenschatz!“ Mittlerweile hatte Beppo einen „geeigneten“ Tisch für die Mädchen freigekämpft. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Einige der Suffköppe lagen immer noch stöhnend am Boden. Als sie Platz nahm, bedankte sich Amber mit ihrem strahlenden Lächeln, bei dem ihre Augen zu funkeln begannen und ein rosiger Schimmer auf ihre Wangen kam bei dem großen Bär. Das schüchterne Wesen druckste daraufhin etwas Unverständliches und wandte sich mit roten Backen ab. „Uuuuuhhhh, der steht auf dich Kleines!“ feigste Raya breit. „Aber volle Möhre!“ stimmte Jade zu. „Blödsinn, ich bin doch bloß höflich!“ verteidigte das blauhaarige Mädchen sich sofort eingeschnappt, was das Gegiggel und Gekicher der anderen nur noch mehr anfachte. Beleidigt zog Am einen Flunsch und lehnte sich zurück. „Wollen wir hoffen, das diese... diese... Hmmm, wie war ihr richtiger Name noch mal? Ich hab vorhin nur „Katzenauge“ mit gekriegt. Das im Casino ging so schnell. Oder hast du ihren Namen mit gekriegt, Ray- neechan?“ „Nööö, nicht wirklich!“ meinte die daraufhin. „Ihr wisst gar nicht wer... wer sie ist?“ fragte nun Jade verdutzt. Ihre Tischnachbarn schüttelten nur ahnungslos die Köpfe. „Sollten wir ?“ fragte Raya etwas gelangweilt. „Zumindest wenn du deinen Kopf noch ein Weilchen auf den Schultern tragen willst!“ konterte Jade düster. In dieser Angelegenheit schien das sonst so sorglose Mädchen keinen Spaß zu verstehen. „Wenn du dich mit einem Dulacre anlegst,... dann hast du hoffentlich ein ganzes Batallion an Schutzengeln hinter dir. Oder schon mal einen Sarg nebst Trauerkranz bestellt!“ „Dulacre?“ Amber war hellhörig geworden „Moment mal, ist das nicht der Name von...“ „Von Mihawk „Falkenauge“ Dulacre, einem der sieben Samurai! Allerdings.“ Kapitel 13: ------------ Etwas entfernt von der Spelunke, glimmte die Zigarillo einmal hell auf, eine dünner Rauchfetzen stieg in den Himmel und dann... ging es los. „... Das ist wohl das Glück der Rookies!“ hörte man die dunkle Stimme einer Frau, die das gleiche Laster wie Crys teilte „Das Marinehauptquartier dürfte momentan so sehr mit einem anderen Fall beschäftigt sein, dass sie vermutlich für andere Sachen im Kopf haben.“ Das Quietschen ließ alle erstaunt aufhorchen. „Ist dein Türschloss kaputt, Shakki oder warum geht die Tür einfach so auf?“ fragte Okta die Bardame. Die zog ebenfalls etwas verdutzt die Stirn kraus. „Eigentlich nicht! Ich hab erst vorgestern die Tür neu einsetzen lassen. So ein Holzkopf ist mir dagegen gerannt! Komisch das die schon wieder hin ist. Es wird einfach keine Qualitä...“ Das Klacken von Absätzen, die durch die Schänke wanderten, ließ alle sofort wieder verstummen. Verdutzt drehten sich die Köpfe hin und her. Ruffy schaffte es sogar den Hals dreimal komplett zu verdrehen. Und wie üblich schnalzte dieser sofort wieder zurück, sobald er locker ließ. „Ist... ist da da das etwa ein Gespenst?“ piepste Kamy mit banger Miene und umklammerte Pappag wie ein zu groß geratenes Schmusetier. „Kamy-chan, du erwürgst mich noch!“ beschwerte sich dieser sofort. „Es könnte sich in der Tat um eine arme verlorene Seele handeln!!“ meinte Brook knochentrocken und nippte weiter an seinem Tee. „Cool!“ war Ruffy’ s Urteil. „Das ist ja fast noch besser als die Zombies von der Thriller Bark!“ Seine funkelnden Augen verfolgten wie einer der Stühle quietschtend nach hinten gezogen und in ihre Richtung gedreht wurde. Kamy und Chopper waren anderer Ansicht. Dieses Mal hatten beide einander so fest umarmt, dass Pappags Stimme nur noch gedämpft ertönte: „Laaafftmicchlooffff!!“ „Oktaaaaa, ich hab Angst!“ jammerte die kleine Meerjungfrau ängstlich. Das Holz ächzte so als würde jemand gerade darauf Platz nehmen. „Ist denn ... ist denn jemand...Ist bei dir schon mal jemand... ähem?“ erkundigte sich dieser bei Shakki. „Nööö, nicht solange ich den Laden führe!“ Die bunte Gruppe beobachtete nachdenklich den leeren Stuhl, der hin und wieder laut quietschte. „Was wollten sie gerade noch sagen, Gnädigste?“ Brook war der erste, der dem ganze Geschehen mehr oder weniger egal war. Ruffy konnte allerdings mal wieder konnte die Finger nicht still halten. Langsam schob er sich Satz für Satz näher an den Stuhl heran bis er schließlich dicht davor hockte. Zunächst stupste er nur die Stuhlbeine abwechselnd an, dann wanderten seine neugierigen Augen hinauf zur Sitzfläche. Der Finger war schon auf halbem Weg, da... „Lass die Griffel weg!“ Klatschend traf etwas seine linke Backe und fegte Ruff von den Füßen. Mit ’nem halben Überschlag landete der Käptn der Strohhüte auf seinem Allerwertesten. Verdattert flog sein Kopf herum. „Was war denn das?“ fragte er noch da kam auch schon die Antwort: „Du solltest alt genug sein um zu wissen, dass man eine Frau nicht ungefragt unterhalb der Gürtelschnalle antatscht!“ Quietschend rückte der Stuhl ein Stück nach hinten. „Jemand mal Feuer?“ fragte die Geisterstimme. „Hier! Brauchste auch ne Kippe?“ Shakki war es scheinbar gleich wer ihr Klientel war. Zischend ließ sie ihr Feuerzeug aufflammen. „Nööö! Nur Feuer!“ ertönte es und schon bald darauf stiegen Rauchkringel von einer Zigarillo auf. Allmählich nahm der Rauchkonturen an. „Du bist doch die komische Zopftante von vorhin. Die mit der verrückten Lache!“ „Noch ein Wort, Kurzer!“ warnte Crys und verzog säuerlich das Gesicht. „Und du schließt gleich noch mal Bekanntschaft mit meiner Rechten!“ Doch die Warnung prallte wie so manch anderes an Ruffy ab. „Wieso? Was hab ich denn gemacht?“ Crystal beäugte ihn noch mal grummelnd, dann aber verdrehte sie resignierend die Augen. Schweigend stolzierte sie in ihrem üblichen Raubtiergang zurück zum Stuhl und ließ erneut darauf nieder. „Willst du was bestimmtes, Schwester?“ erkundigte sich Shakki. „ Was zu trinken?“ „Mach dir nicht die Mühe, Shakuyak- neechan. Ich bin nur hier weil ich n paar Dingelchen wissen will. Ist die olle Blindschleiche auch da?, wäre mal das Erste!“ „Rayleigh, nein der ist schon seit fast nem halben...“ begann diese mehr oder weniger auskunftsfreudig. Dann aber stockte sie ungläubig. „Das ist doch nicht möglich! Bist du’s wirklich, Kleines?!“ „Soo klein bin ich schon lange nicht mehr.“ „Das gibt’s doch nicht! Ich dachte,... Ray und ich hatten gehört, das du...“ Shakki schüttelte ungläubig den Kopf, doch die weißhaarige Piratin zuckte nur nichtssagend mit den Schultern. „Man hört so einiges.“ „Stimmt! Mit der weißen Mähne hab ich erst gar nicht erkannt. Steht dir!“ „Danke.“ nickte Crystal mit kessem Grinsen, bevor sie nachhackte: „Dann isser gar nicht da? Na großartig! Kann ich mir wieder nach dem alten Vierauge die Hacken ablaufen.“ Seufzend raffte sich die Piratin auf. „Aber das hatte ich mir schon fast gedacht. Zeig mir den Piraten der einmal freiwillig wo vor Anker bleibt! Na, egal... ich werde den alten Rumtreiber schon aufgestöbert bekommen!“ „Dann viel Vergnügen!“ meinte Shakki noch. „HEY! Du suchst auch den Handwerker-Onkel?“ mischte sich Ruffy mit einem Mal ins Gespräch der beiden Frauen ein. „Und wenn’s so wäre, Kurzer!“ „Du kannst ihn doch mit uns suchen. Wir...“ „NEIN!“ Im Reflex schnalzte Ruffy’ s Kopf vor Crys zurück. Mit so einer brüsken Ablehnung hatte er jetzt nicht gerechnet. „Ich weiß zwar nicht in welcher Beziehung du zu dem alten Herumtreiber stehst, aber ich hab schon eins von Shanks Kuckuckseiern groß gezogen!! Und ich werde mich hüten den gleichen Fehler noch einmal zu machen!!“ Verwunderte Blicke machten die Runde. „Wie jetzt? Du glaubst das ich Shanks Sohn bin?“ „Anders kann ich mir das hier nicht erklären!“ Mit diesen Worten riss Crystal Ruffy den Strohhut vom Kopf. „Hey, lass das! Das ist meiner! Den hab ich von Shanks!“ beschwerte sich der sofort lauthals „Ach nee, da wäre ich jetzt nie drauf gekommen!!“ fauchte Crys zurück. „Dieser gehirnamputierte Suffkopf hätte eher mich gegen n Fass Rum eingetauscht als den Hut! Und das aus gutem Grund! Deshalb will’ s mir nicht in den Kopf , warum er ihn jetzt ausgerechnet an dich weitergereicht hat!“ „Ich werde ihm den Hut wiedergeben, wenn ich Piratenkönig bin!! Das haben wir uns versprochen!“ Lautes Gelächter erfüllte mit einem mal die Spelunke. Crystal bog sich wie eine Weide im Wind hin und her. „Ich lach mich eckig! Spielt der sich wirklich jetzt schon so auf als wäre er die Krönung der Grand- Line? Wird allerhöchste Zeit, dass jemand diese Schnapsdrossel mal wieder erdet!“ Ihrem Gegenüber passte diese Aussage allerdings überhaut nicht. Allmählich ging diese fremde Frau mit ihrer großen Klappe Ruffy gewaltig auf den Senkel. Und dass sie jetzt sogar soweit ging und androhte mit Shanks irgendwas anzustellen, das schmeckt dem obersten Strohhut noch weniger. Das schmeckte ihm ganz und gar nicht! „HEY! Du reißt dein Maul ja gewaltig auf!“ „Und?“ Immer noch spielte und wendelte Crystal provozierend mit dem Hut vor Ruffy’ s Nase hin und her. „Ich warne dich jetzt zum allerletzten Mal! Gib ihn wieder her!“ „Du verschwendest meine Zeit, Strohrübe!“ Ihr kesses Grinsen verfehlte nichts an seiner Wirkung. Damit hatte sie schon früher Shanks und Buggy aus der Reserve gelockt. Wenn der Bengel vor ihr nur halb soviel Grips wie die beiden Schnarchzapfen zusammen hatte, dann war es nur eine Frage der Zeit, bis... „RÜCK SOFORT DEN HUT WIEDER RAUS, DU OLLE QUALMSCHACHTEL!! DAS IST MEINE LETZTE WARUNG!!“ „Gnädigste, es wäre besser für sie wenn sie täten was von ihnen verlangt wird.“ Mischte sich nun auch Brook ein. Auch Chopper ergriff lautstark Partei für seinen Käptn: „GENAU!! Du weißt gar nicht worauf du dich da einlässt. Ruffy ist stärker als du denkst!“ „Ich glaube eher dein Käptn Hohlkopp hat keine Ahnung mit wem er sich anlegt! Aber darin unterscheidet er sich nicht sonderlich von der rothaarige Schnapsdrossel!“ erwiderte Crystal kühl und gähnte gelangweilt. „JETZT REICHTS!“ Zornig starrte der Rotzlöffel sie noch einen Moment lang an, ließ dabei die Fingerknöchel laut knacken und holte schließlich aus. „GumGum... Pistoleeeeeeeaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhh“ Ruffy erlebte eine für ihn bitterböse Überraschung. Für gewöhnlich reichte die Schlagkraft seiner einfachsten Attacke aus um einen ausgewachsenen Seekönig außer Gefecht zusetzen. Die Frau mit der Kippe schien allerdings aus einem ganz anderen Holz geschnitzt zu sein. Statt ihre selbstgefällig grinsende Visage zu treffen, prallte Ruffy’ s Faust direkt in ihre ausgestreckte Handfläche. Und kaum hatten sich die langen Finger um seine geballte Hand geschlossen, da schnurrte Ruff’s Arm unvermittelt auf seine Normallänge zurück. Allerdings ohne das der Gummimensch das gewollt hatte. Daher wurde er mit einem verdatterten Aufschrei genau auf die Frau zu katapultiert. Deren linkes Bein nahm ihn auch prompt in Empfang. „RUFFY!“ Keiner der Anwesenden hatte so recht begriffen, wie und weshalb Ruffy nun mit Karacho durch die Tischreihen krachte. Er selbst am Allerwenigsten. Verwirrt blinzelnd tauchte sein schwarzer Strubbelkopf aus dem Sperrholz wieder auf. „Ey, wie hast du denn das gemacht? Cry’ s Nase zog sich kurz abfällig kraus, ihre funkelnden Augen richteten sich auf die anderen. „Ihr kommt mir jetzt besser nicht auf dumme Gedanken, Leute! Ich segle seit meinem vierten Lebensjahr unter einem Jolly Roger und hab bisher noch alles klein gekriegt, was mich genervt hat!“ „Mit Verlaub Gnädigste, aber sie haben’ s auch herausgefordert!“ „Legst du Wert darauf, dass deine Knochen gleich alphabetisch sortiert werden, Wuschelkopf!“ „Nun ja... nicht wirklich.“ winkte Brook ab. „Ordnung ist an sich etwas Schönes, aber ich mag meine Knochen genau da wo sie grade sind! Liegt wohl daran das ich ganz aus Knochen bin.“ Wie üblich begann der knöcherne Musiker der Strohhüte über seinen Witz zu lachen. „Etwas seicht für meinen Geschmack, aber ich hab schon schlimmere Witze gehört!“ urteilte Crystal, aber sie schien friedlicher zu werden. „Gib nur Acht das dir dein Musikantenknochen nicht abhanden kommt!“ „Das wäre in der Tat eine Tragödie sonders gleichen, meine Gute!“ kicherte Brook amüsiert weiter. Crystal hingegen winkte abwehrend ab. „Da habe ich schon schlimmer Tragödien erlebt. Aber ich glaube, das liegt immer im Auge des Betrachters!“ „In der Tat!“ nickte das Skelett mit dem Afro. „In der Tat!“ „Sag mal, willst du dich mit der anfreunden?“ fragte Chopper verwirrt. Ihm war die komische Frau immer noch äußerst suspekt. Crystal ihrerseits beäugte die Truppe vor sich noch einmal, verzog ihre Schmollschnute zu einem zynischen Grinsen und wandte sich dann wieder der Kneipenwirtin zu. „Machst du mir einen Gefallen, Shakky- neesan? Wenn der alte Rumtreiber wider Erwarten doch auftauchen sollte, dann speer‘ ihn irgendwo ein und gib mir Bescheid. „Falls es tatsächlich eintreten sollte, meinetwegen. Und wo find' ich dich dann, Kleines?“ Die weißhaarige Piratin warf ihre alte Bekannte einem vielsagenden Blick zu bis diese schließlich grinsend nickte: „Stimmt ja, dich findet man immer dort wo der Tumult am größten ist, nicht wahr Chaos- Princess? Obwohl… jetzt müsste ich eher Chaos- Queen sagen.“ „Exakt!“ Mit diesem Wort fiel die Tür quietschend ins Schloss. „WAS für eine Verrückte! Wer war das Shakky?“ meldete sich jetzt Okta, der das ganze mehr oder weniger schweigend verfolgt hatte. Die Kneipenwirtin zog an ihrer Fluppe, während sie den Kopf geheimnisvoll senkte. „Als ich sie das letzte Mal sah, war sie noch keine zwanzig Jahre alt. Ihr Ruf allerdings war schon damals legendär. Sie war nicht nur einfach eine von vielen Rookies. Das ihr Lieben war Baker „Crys“ Crystal, die Piraten- Prinzessin!“ Kapitel 14: ------------ Eben jene Piratin stromerte nun mit ziellosen Schritten durch die Gassen. Crys war nicht sehr glücklich über die Entwicklung, die das ganze Geschehen nahm. Das verfluchte Schicksalsrad hatte wohl mal wieder den Turbo eingelegt und sie, Crystal, hatte nun ihre liebe Not mit ihm Schritt zu halten. Doch Crys wäre nicht Crys, wenn sie sich davon beeindrucken geschweige denn von dem launischen Schicksal hätte einschüchtern lassen. Wenn die Schikse von Schickung sie ärgern wollte, bitte! Der Spieß ließ sich auch herumdrehen. Es war allerhöchste Zeit, die Fakten zu ordnen. Die olle Plage trieb sich also irgendwo auf dem Archipel herum. Bei 50 Inseln würde sie sich ordentlich die Hacken ablaufen müssen. Und die Zeit saß Crystal gnadenlos im Nacken. Die „marinierten Arschgeigen“ würden wohl kaum mit der angesetzten Hinrichtung auf sie warten. IM GEGENTEIL!! Wenn ihre Ohren Crys nicht täuschten, dann hatte „Möwenrübe“ das Ganze sogar wieder vorverlegt. Es klang zumindest an der Ecke vorhin danach. Grimmig zog die Piratin an ihrer Cigarillo. Es würde ihr wohl doch nichts anderes übrig bleiben und die beiden Mädels zu holen, damit die Suche schneller vorankam. Dabei hatte Crystal so inständig gehofft, dass sie es den beiden ersparen könnte. Und sich selbst. Aber es blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Doch die dunkelhäutige Frau erlebte eine bitterböse Überraschung, als sie den verabredeten Treffpunkt erreichte. Denn sowohl von Amber wie auch von Raya fehlte jede Spur. „DAS darf doch wohl…!!“ fluchte Crystal lauthals. Sie hatte es geahnt, verdammt sie hatte es geahnt!! „ICH RIESENHORNOCHSE!!!“ Mit einem ungeahnten Tempo raste die bezopfte Piratin los und suchte dabei hastig die Umgebung ab. Wo in aller Welt konnten diese beiden Rumtreiber nun wieder sein?! Es war eine Schnapsidee, es war von Anfang an eine sch… Schnapsidee gewesen, die beiden nach den Personen aus Ambers Vision suchen zu lassen. Zwei Unbekannte auf Sabaody zu suchen…!!! Verkrampft versuchte Crystal sich an die schleierhaften Worte von Amber zu erinnern. So gut es eben ging. Erst jetzt bemerkte Crys, dass sie der Kleinen nur mit halbem Ohr zugehört hatte. Und das fuchste die sie bis ins Mark. //Ein wahrer Captain weiß immer und jederzeit Bescheid, was und wo sich seine Truppe herumtreibt!// lästerte eine Stimme in ihrem Kopf. Die weißhaarige Frau knurrte daraufhin genervt. Musste denn diese rothaarige Schnapsdrossel eigentlich in allem Recht behalten?! Als ob Shanks jemals genau gewusst hätte wo die anderen waren! Wieder schnaubte die Piratin. Natürlich wusste der Trottel immer Bescheid! Weil sich der Suffkopp immer mitten im Rudel befand! Trotzdem kratzte es gewaltig an ihrem Stolz ihrem ehemaligen Gefährten in irgendetwas unterlegen zu sein. Das würde ihr so schnell nicht wieder passieren! Mit diesem stummen Entschluss hatte Crystal ihre aufgewühlten Gedanken endlich wieder bei der Stange. Jetzt konnte sich ihr Kopf, nebst Nase und Instinkt der Sache annehmen. Und diese waren wie schon oft erwähnt aufs Aufstöbern spezialisiert. Blieb zu hoffen, dass sich keines der Mädchen gerade in der Bredouille befand. Doch dies hier war Sabaody. Hier hieß es nicht „OB“ sondern lediglich „WANN“!! Besagte Mädels waren im Moment noch guter Dinge. Auch wenn beiden die schwarzhaarige Flintenbraut mehr oder weniger geheuer war. Von ihrer ständigen Launenhaftigkeit mal abgesehen, (mit der sie Crystal in nichts nachstand) schien Katzenauge alles in allem ein recht umgänglich zu sein. Man durfte bei ihr „lediglich“ nicht den sprichwörtlichen „roten Knopf“ drücken. //Wobei…// grübelte Am gerade //… in diesem Fall dürfte es sich wohl eher um eine ganze Knopfreihe zu handeln!// „So ihr Hübschen! Auf uns! Und auf unseren Triumph über das alte Aas Merville! Salud!“ rief Katzenauge just in diesem Moment und riss damit die Kleine aus ihren Gedanken. So stimmte sie munter mit Raya und der mysteriösen Jade ein: „Salud!“ an. Gerade als ihre Humpen aneinander schlugen, hob die schwarzhaarige Frau misstrauisch den Kopf. Sie wand den Blick den Nebenzimmern zu. Eine Tür war dort gerade ins Schloss gefallen. Neugierig folgte Amber dem Blick. Aus dem hinteren Teil der Kaschemme, aus dem vor einer knappen Stunde Mercedes mit einem hochroten Kopf und noch mieseren Laune aufgetaucht war, trat nun ein junger Mann. Offensichtlich war er der Kapitän der hier versammelten Piratentruppe, denn fast alle riefen ihm einen freundlichen Gruß oder Spruch zu, den er mit einer stummen Geste erwiderte. Alle außer Katzenauge. Deren, gerade noch so ausgelassene Heiterkeit war schlagartig gefroren wie es gelegentlich bei der Meerenge bei Behe-Ring der Fall war. //Kein gutes Zeichen!// ging es Amber durch den Kopf. Zielstrebig hielt der Kerl nun Kurs auf ihren Tisch. Mercy würdigte ihn anfangs nicht eines Blickes. Trotzig ließ sie sich in ihren Stuhl fallen und präsentierte die kalte Schulter. Der Captain ließ sich davon nicht beeindrucken. Schweigend blieb er direkt hinter ihr stehen so dass sein Schatten auf sie fiel. „Und? Wieder beruhigt?“ Seine, an sich harmlos klingende Frage, war der sprichwörtliche Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte. Ruckartig schnellte zunächst der Kopf und sogleich der drahtige Körper der Flintenbraut in die Höhe. In einer eleganten Drehung lauerte sie nun auf dem Stuhl, ein Bein auf der Lehne. Eine der beiden „Bleispritzen“ richtete sich drohend auf den Sprecher. Es war mit einem Mal mucksmäuschenstill in der Kneipe. „Ich geb‘ dir gleich „beruhigt“!“ fauchte Mercedes giftig „Zum allerletzten Mal: ICH- WERDE- DA- NICHT- MITMACHEN! Und wenn du glaubst mich erpressen zu können, dann hast du dich geschnitten, Trafalgar Law! Geht das endlich in dein verkorkstes Spatzenhirn hinein?!“ Grimmig bleckte sie die Zähne wie ein Raubtier. (Zu ihrem Erstaunen bemerkte Amber das die schwarzhaarige Frau tatsächlich zwei ausgeprägte Eck- oder … man konnte es ruhig zwei Fangzähne nennen, besaß. Mercedes war im wahrsten Sinne des Wortes eine Raubkatze) Entweder war der Mann vor ihnen nun sehr mutig (oder dumm) oder ein erfahrener Katzenkenner, denn er erwiderte in ruhigem Tonfall: „Jetzt stell dich noch nicht soooo an, mein Kätzchen! Ich sagte doch, ich will mir das Spektakel nur ansehen. Mehr nicht!“ Pfeifend zischte die erste Kugel an Law’ s Kopf vorbei. „DEIN KÄTZCHEN… war, bin und werde ich niemals sein! Kapische! Und du kannst mir nicht weiß machen, dass du wie‘ n kleiner Rotzlöffel „NUR GUCKEN“ willst!“ Katzenauge schnaubte verächtlich. „Gib es doch endlich vor der versammelten Meute zu! Du willst…“ Genüsslich hielt Mercy inne um sich in der knisternden Atmosphäre zu baden. „… Du willst dir bei der Menschenauktion einen willigen Sexsklaven ersteigern. Scheißegal ob nun Männlein oder Weiblein!“ „Wenn du Zicke dich weiterhin so anstellst, denk‘ ich wirklich drüber nach.“ Der Kugelhagel, der dieser Provokation folgte, war ebenso atemberaubend wie auch tödlich. Katzenauge’ s geschmeidige Bewegungen glichen mehr einem tödlichen Tanz, während sie abfeuerte was die beiden Waffen in ihren behandschuhten Händen hergaben. Die Kneipenwand hatte danach mehr als eine sorgfältige Renovierung nötig. Andererseits verfügte die Kaschemme nun über ausreichend Lüftungsmöglichkeiten. Mercy’ s anvisiertes Ziel hatte jedoch keine Kugel gestreift. „Sie ist nicht nur cholerisch wie die olle Sabberhexe. Ich wette sie schießt auch besser!!“ raunte Raya Amber gerade mit amüsiertem Grinsen zu, da explodierte völlig unvermittelt der Humpen in ihrer Hand. Verdutzt beäugte der Lockenkopf den kümmerlichen Henkelrest zwischen ihren Fingern, da fuhr sie zusammen als eine nur zu gut bekannte Stimme ertönte: „Ich treffe im Gegensatz, was ich anvisiere!“ Kapitel 15: ------------ Mit selbstsicheren Schritten betrat Crystal die Kneipe. So beiläufig wie sie sich sonst eine Fluppe ansteckte, sicherte die weißhaarige Frau gerade „Long Silver“ die altgediegene Flinte. Kurz darauf wanderte sie an ihren gewohnten Platz an Crystal’ s Schulter. Gelassen blieb sie am Tisch der Mädchen stehen. „Sag mal, HAST DU SIE NOCH ALLE, du OLLE PLANSCHKUH!!!“ empörte Raya prompt „Einfach auf mich zu ballern als wäre ich…“ „SCHALT RUNTER, RAYA! Und das plötzlich! Ich hab keine Bock mir jetzt auch noch deine Kreissäge von Stimme anzutun! Also, Schandluke zu oder ich nagel‘ sie dir zu!“ Die mehr als deutliche Drohung brachte flugs den gewünschten Effekt. Raya klappte nicht nur den offenen Mund zu, nein sie ließ sich auch auf ihre vier Buchstaben fallen. Amber ging es ähnlich. Sie war… sprachlos. So giftig hatte Crystal noch nie reagiert. Und Amber hatte beileibe schon Situation erlebt, da war aus Crys binnen Sekunden ein vor Zorn explodierender Vulkan geworden, der alles und jeden nieder machte. //Aber selbst dann hatte sich ihr Zorn niemals gegen uns beide gerichtet. Jetzt aber… jetzt war Crys definitiv sauer auf Raya und mich!// Allerdings ahnte das Nesthäkchen da noch nicht, was der Auslöser war. Anders als die beiden Rookies ließ sich die scharfzüngige Mercedes nicht so einfach einschüchtern. Dafür war sie im Moment viel zu sehr geladen. Scheinbar gelassen wandte sie sich dem Neuankömmling zu. Die große Frau vor ihr war in fast allen Äußerlichkeiten ihr komplettes Gegenteil. Groß, dunkelhäutig, weißhaarig, mit einem Faible für Weiß, Blau und Silber. Okay, Silber war durchaus auch ihr Fall, aber ansonsten… „Und du bist…?“ fragte sie scheinbar desinteressiert. Ihr Gegenüber erwiderte mit gleichem Tonfall: „ So was wie der Anführer von den beiden da.“ „Ahh, der bekloppte Leithammel von dem sie vorhin sprachen.“ Crystal zuckte nicht mal. Sie hauchte nur den Zigarettenqualm aus. Mercy grinste jedoch süffisant vor sich hin „Und du bist der Ansicht, dass ich schlecht ziele.“ „Sagen wir es mal so: Deine Waffen sind in Top- Zustand, dass sieht selbst ein Laie. Geölte Trommelbüchse, genau justierte Abzüge, gerader Lauf nebst Korn. Ich für meinen Teil würde mit der Schrotflinte und dem Schießprügel alles treffen, selbst in besoffenem Zustand!“ „Also in deiner üblichen Alltagsform!“ lästerte nun von hinten ein Stimme. Raya hatte offensichtlich zu ihrer alten Form zurückgefunden. Amber allerdings war nicht sicher ob es gerade sehr ratsam war, Crystal zu ärgern. Krachend explodierte nun das große Fass, das bisher unbemerkt direkt über Raya‘ s Kopf hing. Das Lästermaul bekam sogleich eine unfreiwillige Dusche, die sie prompt mit lautem Gekeife honorierte. „Hat’s dich jetzt völlig du alte Spinatwachtel! Verflucht nochmal, warum… warum…warum konnte ich denn nicht…“ „Weil Rum nun mal kein Wasser sondern Alkohol ist!“ unterbrach Crystal den verdatterten Redeschwall „ Andernfalls hätte jetzt jemand anderes eine Kugel kassiert.“ Ihr Blick traf den dürren Barman, der sofort mit einem heißeren Aufschrei unter seinem Tresen in Deckung ging. Raya hingegen war noch nicht fertig mit ihrem Gebrüll. „Ach zum Teufel mit dir weißen Latte und deinem ewigen Gezicke!“ „DAS sagt die Richtige!“ erwiderten Crys und Mercy im Chor und starrten sich darauf verblüfft an. Während Katzenauge fauchend eine Flunsch zog, grinste Crystal in sich hinein. // Herz und Schnauze scheint sie zu haben. Und sie ist eine verdammt gute Schützin.// Denn als alter Hase im Geschäft hatte Crystal sehr genau registriert, dass die schwarzhaarige Furie vor ihr in keinsterweise danebengeschossen hatte. Sie wollte nur ausdrucksstark drohen. Doch ihre Erfahrung sagte auch, dass bei dem Kerl hier wohl noch härte Geschütze aufgefahren werden mussten. Geschütze, wie sie nur die Baker- Frauen besaßen. Denn augenscheinlich hatte die lange Latte mit der gefleckten Pudelmütze keinen blassen Dunst, wer vor ihm stand. Rookie eben! Mit herrlicher Selbstsicherheit schob er sich an Crys vorbei, schenkte ihr ein undurchsichtiges Grinsen und wand sich wieder dem schmollenden Etwas zu. //Grins du nur!! Wir werden sehen wer zuletzt grinsen wird.// dachte die Piratin mit erhobener Augenbraue. Wortlos stiefelte sie zum Tresen und tat was sie an jenen Orten immer tat. Flasche her und rein in den Hals mit der Brühe! //Wollen mal sehen, mit was du mir aufwartest.// Amüsiert verfolgte sie das nun folgende Spektakel. Das schwarzhaarige Flintenweib hatte nämlich nicht geringsten vor klein beizugeben. Bockig wie eine Herde Maultiere hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt. Noch versuchte der Kerl es mit der versöhnlichen Schiene. „Jetzt stell dich nicht so an! Hey, wenn‘ s sein muss dann schwör ich dir auch hoch und heilig, dass ich…“ „SCHWÖREN!!! Das ich nicht lache!“ keifte Mercy dazwischen. „Mein Alter hat mir auch mal was geschworen. Und was war das Ende vom Lied? Man hat versucht mich in Ketten vor den Traualtar zu schleifen. NUR um Vaters bankrotte Spesenkasse zu retten. Der Arsch hätte mal lieber seine Spielsucht in den Griff gekriegt, dass hätte einigen Leute den Kopf gerettet. Aber nicht mit mir! Nicht mit Mercdes Dulacre!! Kapische!!“ Energisch straffte sie die schmalen Schultern und schob das Kinn vor. „Bist du jetzt fertig?“ gähnte Law gelangweilt „Die Story von deiner „Zwangsheirat“ hast du jetzt gefühlte hundert Mal zum Besten gegeben. Gehen Seniorina etwa die Argument aus?“ „Zumindest zwei einschlagende Argumente hab ich für dich immer noch parat. Provozierend setzte Mercedes ihre beeindruckende Oberweite in Szene. Offenbar war sie sich deren Wirkung nur zu genau bewusst, denn prompt reckten sich ringsum sämtliche Hälse. Grinsend wackelte die Schwarzhaarige mit ihren „Delikatessen“ und erntete damit bewundernde Pfiffe und Blicke. Der einzige der sich mit schamhaftem Räuspern die Augen zu hielt war Beppo. Doch sein Käptn hatte für das Schaulaufen nur ein laues Gähnen übrig. „Fragt sich nur wie lange du deine „evidencia“ noch hast!“ Die pinkfarbenen Augen verengten sich zu zwei misstrauisch dreinblickenden Schlitze. „Was soll das wieder heißen?“ fragte sie lauernd, da streifte etwas ihre Wange. Irritiert hob die Flintenbraut den Kopf, riss die Augen auf und keifte sofort los: „WAG ES JA NICHT, TRAFALGAR!“ Doch da schnippte dieser abermals beiläufig und Mercy‘ s linkes „Schätzchen“ schwebte wie ein kleiner draller Ballon in die Höhe. „DU ELENDER SCHEIßKERL! AUFHÖREN!! AUF DER STELLE HÖRST DU MIT DIESEM QUATSCH AUF!“ Doch der rührte keinen Finger, anders als die anderen Suffköppe „Eyy Jungs, freifliegende Möpse für Umme! Schnappt sie euch!! Die ersten Wagemutigen hatten sich bereits schwankend erhoben, da kreischte Katzenauge aus vollem Hals: „Ich perforier‘ euch allesamt die Eier wenn ihr die Griffel nicht stillhaltet!!! Und dich zerleg‘ ich gleich nach alle Regeln der Tranchierkunst, wenn du nicht augenblicklich diesen Schwachsinn sein lässt. TRAFALGAR, DAS IST MEINE LETZTE WARNUNG!!“ Doch die Drohung feuerte die besoffene Meute nur weiter an. „Jungs, wer hat Lust auf ne Runde Ballspielen?“ „Ey krass, los gib ab. „Los Alter versenk das Ding. Am besten hier rein.“ „AUFHÖREN, oder ich reiß euch die Ärsche bis ins Genick auf!“ Mit der einen Hand die lockere Korsage umklammert, mit der anderen die erhobene Waffe im Anschlag warf sich Mercy ins Getümmel. Die anderen Mädels saßen immer noch wie vom Donner gerührt da. Schließlich wisperte Amber: „ Sagt mal… sollten …sollten wir ihr nicht helfen. So von wegen weiblicher Solidarität?“ „Kein Bedarf!“ war Raya‘ s kühle Antwort „Ray- chan! Jetzt mach hier nicht einen auf gekränktes Pflänzchen.“ „Nenn‘ mir auch nur einen vernünftigen und stichhaltigen Grund warum ich der Kneifzange da helfen sollte.“ „Wie wäre es mit: Weil sie ein Teil meiner Vision ist.“ „Schnarcht mich sowas von gar nicht an!“ Amber schluckt einmal dann zogen sich ihre Augenbrauen drohend zusammen. „Raya wenn du dich weiterhin weigern solltest, dann werde ich künftig deine gesamten Dessous als Flaggenbetakelung verwenden.“ „DAS wagst du nicht du kleines Biest! So was würde bestenfalls die olle Schrulle machen. Und selbst die rührt keinen Finger. Von wegen weibliche Solidarität!“ Erbost deutet der Lockenkopf auf Crystal, die in der Tat ungerührt weiter am Tresen saß und sich die fünfte Flasche Hochprozentigen einverleibte. Doch das Nesthäkchen ließ sich davon nicht beeindrucken. „Ich werde es machen, darauf kannst einen lassen! Also, was ist jetzt!“ Herausfordernd ließ Amber eins ihrer Jojos vor der Nase ihrer Freundin auf und ab tanzen. Knurrend raffte sich diese tatsächlich auf „Das hab ich gern! Wir dürfen mal wieder die Kastanien aus der Glut fischen und die olle Schachtel säuft sich eins!“ „Vorrecht des Käptns, Schätzchen!“ kommentierte die „olle Schachtel“ den Vorwurf knochentrocken. „Gerede! Außerdem kann ich mich nicht erinnern, dass wir dich olle Knautschvisage zum Kapitän gewählt hätten!!“ Widerwillig setzte der Lockenkopp sich in Bewegung und verpasste dem ersten Kerl, der ihr in die Quere kam, einen Frusttritt ins Allerheiligste. Amber stürzte sich ebenfalls mit einem lauten Aufschrei und wirbelnden Jojos ins Getümmel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)