Carpe Noctem von Teiou (ZoSan) ================================================================================ Kapitel 8: Maledicta -------------------- Okay, jetzt wird's langsam ernst! Fühlt es sich an, als würden wir uns dem Ende nähern? Diesmal ist das Kapitel Action-geladen und mein Gefühl, dass die FanFic verstaubt ist gänzlich verschwunden! Das hab' ich dein fleißigen Kommi-Schreibern zu verdanken. Das letzte Mal kamen noch ein paar neue Gesichter dazu, das freut mich! ♥ Ein herzlichstes Dankeschön an: , , , , und . Ihr habt mich wirklich motiviert! So! Und jetzt geht's weiter! Kapitel 8 Maledicta „Zoro, pass auf!“ Mit einem dumpfen Aufstöhnen prallte der Schwertkämpfer hart auf, schloss vor Schmerz die Augen und rutschte einige Meter mit dem Rücken auf dem modrigen Boden entlang. Mit dem Kopf war er fest aufgeschlagen und so war sein Blick, als er seine Augen wieder öffnete, kurz getrübt. In der Ferne hörte er seine Freunde rufen, dann konzentrierten sich all seine Sinne auf die Gestalt, die in seinem Blickfeld auftauchte und so einen Schatten auf ihn warf. Der Himmel war wieder verdunkelt und Donner grollte bedrohlich hinter dem Rücken des jungen Kochs, der nun mit geweiteten und erschreckend kalten Augen auf den keuchenden Zoro herab sah. Dieser schmeckte nun Blut und spürte, wie sich ein Rinnsal davon den Weg aus einem seiner Mundwinkel bahnte. In seinen Händen fest umgriffen hielt er immer noch zwei seiner Schwerter und nun richtete er sich auf, den Blick fest auf Sanji gerichtet. Dieser wich nicht zurück. Er stand ganz ruhig da, wankte nicht einmal, obwohl sie nun bereits eine Weile miteinander kämpften. Nur seine Schultern bebten ein wenig. „Komm zu dir, du Holzkopf.“, knurrte Zoro und spuckte das Blut in seinem Mund neben seine mit Schlamm bespritzten Schuhe. Er atmete tief ein, stützte sich dann mit einer Hand ab und stand auf. Erneut grollte es in den schwarzen Wolken über ihnen und ein kalter Windstoß brach zwischen den Bäumen des finsteren Waldes hervor, riss kurz an ihrer Kleidung und fegte dann heulend über das alte Dorf hinweg. Die Bewohner und der Rest der Strohhutbande befanden sich in einiger Entfernung am Rande des Dorfes. Sie beobachteten die beiden wachsam und wagten kaum sich zu rühren. Der Kapitän der Piratenbande lag bei ihnen auf dem Boden und bewegte sich nicht. Chopper kniete neben ihm. Zoros Augen waren wachsam und sein Blick war fest und entschlossen. Blut rann ihm seine Schläfe hinab, vorbei an seinem rechten Auge und tropfte schließlich von seinem Kinn. In seinem Kopf dröhnte es, der Schmerz erschien ihm fremd. Während er in das in Schatten gelegte Gesicht des jungen Kochs blickte, kam es ihm vor, als versuchte etwas in seinen Geist einzudringen. Als föchte er einen Kampf gegen etwas im Inneren seines Kopfes, was sein Bewusstsein trübte. Und dieser Kampf trug unerträgliche Schmerzen mit sich. Der Blonde ihm gegenüber strahlte etwas Böses und Unheimliches aus. Das übliche Gefühl, das ihm so vertraut war, wenn er ihn ansah, war jedoch nicht gänzlich verschwunden. Es war, als würde es unterdrückt werden. Plötzlich regte sich Sanji und im selben Moment erhob Zoro seine Schwerter. Ein harter Tritt prallte auf die gekreuzten Klingen Shuusuis und Kitetsus und sofort spürte er, wie der Druck sich sofort unermesslich auf eben diese verstärkte. Energisch biss er die Zähne zusammen und verengte die Augen zu Schlitzen, als er seine Muskeln anspannte, um seine Verteidigung aufrecht zu erhalten. Die Blicke der beiden Kämpfenden trafen sich. Zoro konnte keine Veränderung in der Miene des Blonden erkennen. Der kalte Blick durchbohrte ihn und ein stechender Schmerz drang erneut in seinen Kopf. Die Umgebung um ihn her schien sich kaum merklich zu verdunkeln und zu verschwimmen. Dann spürte er kurz, einen weiteren Druck auf seine Schwerter und im nächsten Moment war Sanji mit einem Satz über ihn hinweg und hinter ihn gesprungen. Der Schwertkämpfer schaffte es nur knapp, sich herum zu drehen und einem weiteren Tritt auszuweichen. Ein nächster folgte unmittelbar. Schlag auf Schlag parierte er immer mit einem Klirren seiner Schwerter einen neuen Angriff. Doch schieres Abwehren brachte ihn nicht weiter. Er musste es schaffen den anderen zu Boden zu bringen. Und das so schnell wie möglich. Ein kalter Regentropfen landete auf seiner Wange. Er spürte, wie er langsam über seine Haut glitt und wie weitere Tropfen folgten. Die beiden Piraten starrten einander an. Das Hemd des Kochs war schmutzig und an einigen Stellen zerrissen. Die Binden darunter schimmerten an einigen Stellen durch die Löcher hindurch. Sein Brustkopf hob und senkte sich nun schwer. Zoro hatte früh bemerk, dass die dunklen Male inzwischen unter den Verbänden hervorgekrochen waren und sich bis über die Finger des Smutjes zogen. Er konnte es nicht genau sagen, doch es kam ihm vor, als bewegten sie sich kaum merklich, als pulsierten sie. Während sie getrennt waren musste sich der Zustand des Smutjes noch weiter verschlechtert haben. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Und als hätte der andere dies bemerkt, machte er erneut einen Satz auf den Schwertkämpfer zu. Diesmal war dieser besser vorbereitet und konterte den Angriff mit einem gezielten Schwerthieb. Diesem wich der Blonde blitzschnell aus, indem er in die Knie ging und sich auf die Hände stützte. Fast augenblicklich taumelte Zoro. Ein fester Tritt hatte seine Beine getroffen und für einen Moment hatte er seine Deckung vernachlässigt. Noch ein weiterer Tritt traf ihn in die Magenkuhle. Von der Wucht des Angriffs wurde er erneut nach hinten geschleudert, konnte sich jedoch abfangen und rutschte kurz einige Meter weit. Ein weiteres Donnern grollte über ihren Köpfen. In den Augenwinkeln bemerkte er ein Blitzen und als sein Blick auf Kitetsu fiel weiteten sich seine Augen. Blut schimmerte auf der Klinge. Er musste, beim Versuch den letzten Angriff des Kochs zu parieren, diesen verletzt haben. Als er den Blick zu dem Blonden hinüber gleiten ließ, sah er sofort den Einschnitt in dessen Hosenbein und ein seltsames Gefühl von Schuld kam in ihm auf. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Es war kein richtiger Kampf. Etwas brachte seinen Kameraden dazu ihn anzugreifen. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er wollte nicht gegen den blöden Koch kämpfen, doch es blieb ihm keine andere Wahl. Langsam, ganz langsam drehte er die Schwerter in seinen Händen bis die stumpfe Seite beider Schwerter auf der Angriffsseite waren. Sanji ging nun langsam auf ihn zu. Die vom Regen nassen Haarsträhnen hingen ihm tief ins Gesicht. „Ich mache Ernst“, sagte Zoro nun mit fester und drohender Stimme, den anderen nicht aus den Augen lassend. „Du hast es nicht anders gewollt.“ Er bekam keine Antwort. Der Regen prasselte nun stark auf sie herab. Unter ihren Füßen bildeten sich große Pfützen und Blitze zuckten über den dunklen Himmel. Die Luft war kühl und bis auf das Rauschen des Regens und das Grollen des Donners waren alle übrigen Geräusche wie ausgestorben. Sowohl die Bewohner des Dorfes als auch die übrigen Piraten der Strohhutbande schwiegen gleichermaßen. Zoro ignorierte den stärker werdenden Schmerz in seinem Kopf und richtete all seine Sinne auf die sich ihm langsam nähernde Person. Regenwasser rann ihm das Gesicht herab. Er durfte nicht mehr zögern. Sanji griff an. Seine Tritte schienen stärker als zuvor. Zoro parierte die Angriffe blitzschnell mit seinen Schwertern, bis er eine winzige Lücke zwischen den Attacken des anderen fand. Die Klinge schnellte blitzend auf den blonden Koch zu und plötzlich erstarrte Zoro für den Bruchteil einer Sekunde. Sanji hatte seinen linken Arm gehoben und Kitetsu somit gebremst. Zwar hatte die stumpfe Seite ihn getroffen, doch waren Zoros Hiebe auch ohne todbringende Klingen effektiv. Blut besprenkelte beide Kämpfenden und rann nun über und unter den Mullbinden des Kochs dessen Arm hinab. Der Blonde reagierte nicht auf die Verletzung, er blinzelte nicht einmal. Der Schwertkämpfer fühlte sich kurz wie gelähmt. Dunkle Augen blitzten zwischen den blonden Haarsträhnen hindurch und einen Augenblick später riss es Zoro von den Beinen. Das kalte Wasser einer Pfütze sickerte in seine Kleidung und wieder schmeckte er Blut als er mit voller Wucht auf den Boden prallte. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Er spuckte Blut. Vor seinem inneren Auge fand er sich in einer Szene wieder, in der der blonde Koch vor ihm stand. Die Hände in den Hosentaschen, eine Zigarette im Mundwinkel. Er sagte etwas zu ihm, doch das Dröhnen der Schmerzen in seinem Kopf ließ ihn nicht verstehen, was der Koch erzählte. Seine Finger verkrampften sich um die Griffe seiner Schwerter und der Regen prasselte auf ihn nieder, spülte das Blut aus seinem Haar und ließ es ihm über sein Gesicht laufen. Er wusste, was der Koch damals in diesem einen Moment zu ihm gesagt hatte, er brauchte es nicht noch einmal zu hören. Er kannte den anderen gut und er kannte seinen Kampfstil, seine Techniken und seine Philosophie. Und er wusste, dass sein Kamerad nie, niemals, die Hände in einem Kampf einsetzen würde. Blut und Wasser tropften von seiner Nasenspitze, seinem Kinn und seinen Haaren in die Pfütze unter ihm, als er sich aufstützte. Wut keimte in seinem Magen auf. Er biss die Zähne zusammen und warf einen Blick über die Schulter. Sanji war auf ihn zu getreten, betrachtete ihn. Noch immer rann das Blut in großzügiger Menge seinen Arm herab und tropfte von seinen Fingerspitzen. Lag Spott in seiner Miene? Die Schmerzen im Kopfe Zoros wurden von glühender, zunehmender Wut verdrängt. Langsam und bedrohlich richtete er sich wieder auf, das Regenwasser auf den Klingen Kitetsus und Shuusuis wusch Dreck und Blut ab und ließ sie scharf und kalt aussehen. Seine Zähne waren fest zusammengebissen. Der junge Koch wich nicht zurück, als Zoro auf ihn zutrat, die Schwerter erhoben. Die Miene Sanjis veränderte sich mit einem Mal. Ein Mundwinkel zog sich langsam nach oben und gab den Blick auf glänzende Zähne frei. Zoros Gesicht verfinsterte sich. Es war Spott! Mit durchnässten Kleidern standen sie sich nun erneut gegenüber. Doch diesmal sollte es das letzte Mal sein. Langsam weiteten sich die Augen des Smutje und gleichzeitig hob er die Hand, an der das Blut unablässig herab rann. Wachsam und mit noch immer zusammengebissenen Zähnen folgten Zoros Augen wachsam der Bewegung. Das Grinsen des Blonden wurde noch breiter. Doch es war nicht Sanji. Etwas anderes verspottete den Grünhaarigen durch seine Augen, kontrollierte den Körper seines Kameraden und verschandelte ihn zugleich. Er provozierte ihn, er wusste, was in ihm vorging. Ruckartig machte er nun eine Bewegung mit dem Arm und durch die Wucht spritzten einzelne Blutstropfen durch die Luft, benetzten die Haut Zoros und hinterließen rote Flecken auf dessen weißem Hemd und in seinem Gesicht. „Bastard!“ Ein heftiger Schlagabtausch folgte, in dem Zoros Schwerthiebe um einiges an Geschwindigkeit und Härte dazugewonnen hatten. Er parierte die Angriffe des Kochs und drängte ihn langsam zurück. Einige Male verfehlte er seinen Gegner nur um Haaresbreite, dann entging er nur knapp einem Triff des anderen. Kitetsus Klinge streifte die Wange des Kochs und dieser stieß ein Knurren aus, täuschte einen Angriff mit dem rechten Bein vor und stieß Zoro eine Sekunde darauf während einer Drehung überraschend mit dem Ellenbogen unter sein Kinn. Der Grünhaarige keuchte schmerzverzerrt auf und während er fiel, gelang es ihm, den Blonden zu packen und mit sich nach unten zu ziehen. Kaum war er mit dem Rücken aufgeschlagen, verlagerte er sein Gewicht, warf sich auf den aufkeuchenden Sanji und drückte ihn auf den Boden. Im nächsten Moment legte sich Kitetsus kalte Klinge an den Hals des Blonden. Beim Aufprall war dreckiges Wasser aufgespritzt, welches nun über das blasse Gesicht des Kochs rann. Ihre Brustkörbe hoben und senkten sich schwer und noch immer prasselte der Regen auf sie nieder. Zoros Griff um sein Schwert war fest und ruhig, die nasse Klinge ruhte bewegungslos an der Kehle des Smutjes und spiegelte Zoros Gesicht wieder. Es wurde ungewöhnlich still. Ihre Bewegungen waren langsam. Alles kam für einen kurzen Moment zum Stillstand. Sanji blickte ihn kalt an. Das spöttische Grinsen war verschwunden. Er wirkte, als würde er warten. Abwarten, was geschehen würde. Blut quoll aus der Wunde auf seiner Wange und auch aus dem Mundwinkel des jungen Kochs während sein kühler Blick ununterbrochen dem Zoros standhielt. Auf einmal spürte der Schwertkämpfer ein Brennen auf der Haut seines rechten Arms und er zuckte zusammen. Sofort huschte sein Blick hinüber. Sanji hatte langsam und unbemerkt seine Hand auf den Arm Zoros gelegt. Nun wurde das Brennen stärker, wurde zu stechendem und brennendem Schmerz. Er fühlte sich an, als fräße sich etwas in seine Haut. Glühende kleine Zähne. Entsetzt stellte er fest, dass kleine schwarze Adern auf seinem Arm erschienen waren. Dort, wo Sanjis Hand über seine Haut gestrichen war. Während er hastig die Hand des Kochs mit seiner anderen, freien Hand auf den Boden pinnte traf sich sein Blick wieder mit dem des anderen und ein Schaudern überkam ihn. Die Augen des Blonden waren weit aufgerissen und starrten ihn durchdringend an. Tiefe Schatten lagen unter ihnen und seine Mundwinkel waren erneut nach oben gezogen. Unheimlich. „Was soll das?!“, knurrte Zoro. Seine Stimme klang nicht mehr so fest, wie er sich eben noch gefühlt hatte. Ebenso war sie schmerzverzerrt. Der Anblick des Smutjes jagte ihm wahrhaftig Angst ein. Sein Herz raste. Gerade noch rechtzeitig bemerkte er, wie sich der andere Arm seines Gegners ebenfalls langsam gehoben hatte und ihn fassen wollte. Sein Schwert hatte er losgelassen und auch die andere Hand mit der seinen auf den Boden gepinnt. Die Haut an seinem Arm brannte entsetzlich, doch davon musste er nun absehen. Er hatte es geschaffen Sanji festzunageln, doch was nun? Wie konnte er ihn wieder zu Bewusstsein zwingen. Wie konnte er das, was sich seiner angenommen hatte, wieder vertreiben, ihn wieder normal machen, ihn aufwecken- oder was auch immer? Im Eifer des Kampfes hatte er keine Zeit oder Gelegenheit gehabt, sich darüber Gedanken zu machen. Nun fühlte er sich hilflos. Just in diesem Moment hörte Zoro platschende Fußschritte eilig näher kommen. Zwei Dorfbewohner, die stark mitgenommen aussahen, traten an seine Seite. Sanji warf den Kopf in den Nacken und starrte die beiden Männer an, schweigend. Zoro spürte, wie sich der Körper unter ihm aufbäumte und versuchte sich zu befreien. Doch auf eine seltsame Art und Weise. Langsam und geschwächt, als hätte er es nicht besonders eilig damit, sich aus dem Griff des Schwertkämpfers zu befreien. „Hat er dich berührt?“, sagte einer der Männer. Der andere presste dem sich nun windenden Sanji ein dunkles Tuch auf die Augen. Zoros Blick ruhte auf dem Blonden, dessen Bewegungen langsam erstarben, als er nickte. Der Widerstand des Kochs verebbte allmählich. „Hier am Arm.“, sagte der Mann, der Zoro am nächsten war. „Du hast Glück. Das ist gar nichts, wir können dir gleich helfen, ohne dass du dich infizierst. Deinen Freund da hinten hat es schlimmer erwischt.“ Der Kopf des Schwertkämpfers hob sich ruckartig. ‚Luffy!‘ Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sich über den Zustand ihres Kapitäns zu informieren. Die Jäger, die die anderen zu ihnen gebracht hatten, hatten schwer mit ihrem Smutje zu kämpfen gehabt, als sie beim Dorf angekommen waren. Luffy hatte allem Anschein nach bereits zuvor das Bewusstsein verloren gehabt. Also hatte Sanji etwas damit zu tun. Hatte er ihren Kapitän infiziert? Lag der Fluch nun auch auf ihm? „Hab ihr es geschafft?“ Usopp kam zu ihnen herüber gelaufen. „Ist alles in Ordnung?“ Die Miene des Schützen war besorgt und er klang verzweifelt. „Ist er k.o.?“ Er beugte sich über seine beiden Mitstreiter und musterte beide prüfend. Zoro wusste nicht genau, was er antworten sollte. In was für einem Zustand befand sich der Koch gerade? Er regte sich langsam, sagte jedoch noch immer nichts, wehrte sich aber auch nicht mehr. „Wenn so etwas passiert, müssen wir versuchen, ihm alle visuellen Informationen, die ihn beeinflussen, zu nehmen.“, sagte der Mann, der Sanji noch immer das Tuch auf die Augen drückte, als hätte er Zoros Gedanken gelesen. „Durch den Fluch wird alles, was um euch geschieht für einen Infizierten verändert. Und zwar so, dass beängstigende und surreale Situationen entstehen. Also nehmen wir ihm hiermit die Informationen von der Seite der Realität, versteht ihr?“ „Aber jetzt sieht er ja nur noch Dunkelheit. Ist das nicht viel gruseliger?“, sagte Usopp leise, der scheinbar auf Anhieb verstanden hatte, was der Dorfbewohner gerade erklärt hatte. Zoro betrachtete den reglosen Koch unter ihm nachdenklich. „Wie sehr muss sich die Realität für einen verändern, dass man nicht einmal mehr seine Kameraden erkennt?“, sagte er dann mit einem Unterton, der verhieß, dass er dem eben Gehörten nicht ganz glaubte. „Das eben war nicht der bescheuerte Kochlöffel, irgendetwas hat ihn befallen und kontrolliert.“ „Aber nein.“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Das, was ich eben erklärt habe, ist die Tücke, mit der euer Freund im Zaum gehalten wird. Ich habe bereits gehört, wie lange ihr schon mit dem Fluch zu kämpfen habt und wie lange er offenbar durchgehalten hat. Das bedeutet, dass er sich permanent zur Wehr setzt. Hiermit gebe ich ihm eine Chance, zu Bewusstsein zu kommen. Wenn er es schafft, dem Übel, das versucht, ihn zu kontrollieren zu entkommen, kann er wieder die Oberhand gewinnen und zu sich kommen.“ Usopp, der offenbar vergessen hatte, dass er übergangen wurde, nickte nun mit dem Kopf. „Achso. Jetzt verstehe ich.“, sagte er und schlug mit der Faust in die flache Hand. Zoro starrte nun finster vor sich hin, pustete einige Regentropfen, die ihn kitzelten, von seiner Nasenspitze. Also hatte dieser Fluch dem psychischen Zustand des blöden Kochs so sehr zugesetzt, dass er schließlich die Macht über seinen Geist hatte und versuchen konnte, sich weiter auszubreiten. ‚Nennt man das nicht schizophren.‘, dachte er und ein Gänsehaut breitete sich in seinem Nacken aus, als vor seinem inneren Auge das Bild des Kochs auftauchte, wie dieser ihn spöttisch angrinste. Als hätte der unheimliche Fluch plötzlich ein hässliches Gesicht erlangt. Mit einem Mal zuckte der Körper des Kochs unter ihm und ein Stöhnen folgte diesem. Alle schwiegen. War Sanji wieder zu sich gekommen, hatte es tatsächlich geholfen, ihm die Sicht zu nehmen? Ein unheimlicher Gedanke kam Zoro. Es war, als würden sie ihren Smutje mit dem spöttisch und kalt grinsenden Etwas einsperren und warten, bis einer von beiden dem anderen den Garaus gemacht hatte. „Sanji?“, sagte Usopp mit zögerlicher und leiser Stimme, doch ihr Smutje gab keine Antwort. Ganz langsam zog der Dorfbewohner mit dem Tuch dieses nun von seinem Gesicht. Seine Miene hatte sich wieder verändert. Seine Gesichtszüge sahen erschlafft aus. Er wirkte unendlich müde und geschwächt. Blaue, trübe Augen blinzelten, ihre Lider waren schwer.„Hey, bist du wach?“ Zoro wurde schwer ums Herz. Für einen Moment entglitten ihm fast seine Gesichtszüge. So blass und kränklich hatte er den anderen noch nie gesehen. Aber diesmal konnte er seine Augen nicht von dem Anblick lösen. Es war paradox. Eben noch, vor wenigen Augenblicken, hatte ihr Koch so stark und lebendig gewirkt. Es war ein harter Kampf gewesen. Nun erschien jegliche Lebensenergie aus seinem Körper gewichen zu sein. Die Übernahme hatte ihm offenbar stark geschadet. Sanji sagte nichts, rührte sich auch nicht. Nur sein Blick glitt langsam über die Gesichter über ihm. Regen und Blut rannen über sein Gesicht. Tropfen landeten darauf. „Wir sollten uns beeilen.“, sagte einer der beiden Männer nun. „Gehen wir rein.“ Und sie erhoben sich. Usopps traurige Miene wandelte sich. Er wirkte entschlossen. „Los Zoro!“ Der Schwertkämpfer sah ihn verwirrt an. Die beiden Männer hatten sich zum Gehen gewandt und Usopp nickte mit dem Kopf zu dem am Boden liegenden Smutje. „Wir gehen rein, hast du nicht gehört?“ Und der Schwarzhaarige wandte sich ebenfalls zum Gehen. „Moment…!“, begann dieser einen Satz, brach dann jedoch ab und räusperte sich. Sein Blick wanderte wieder nach unten, wo ihn Sanji mit einem seltsamen Gesichtsausdruck anblickte. Bildete er es sich ein oder war der halb tote Koch etwa schadenfroh? „Hör auf so zu gucken, oder ich puste dir das Licht aus.“, grummelte Zoro mit trotziger Stimme. „Du hast mir schon genug Ärger gemacht!“ Er ließ Kitetsu und Shuusui wieder in ihre Scheiden, die an seinem Haramaki befestigt waren und dann seinen rechten Arm langsam, ganz langsam unter den Rücken des Kochs gleiten. Dabei wandte er den Blick ab und versuchte sich nicht vorzustellen, wie die Szene wohl für ihre Zuschauer aussah. Sein Herz begann wieder schneller zu schlagen und er spürte, wie er rot anlief. Mit dem linken Arm griff er unter die Beine des anderen und hob diesen dann langsam hoch. Er fühlte sich schlapp und leicht an. Die Kleidung des Kleineren war vollkommen durchnässt und kalt. Seine linke Hand strich kurz über den Einschnitt an der Hose, für den er verantwortlich war. Warmes Blut floss ihm nun über den Arm. Es war ein seltsames Gefühl den Körper des anderen so ruhig an seinem zu spüren. Hastig huschte sein Blick nun in die Richtung, in der er die anderen Personen vermutete, doch alle waren bereits verschwunden. Nur Usopp ging in einiger Entfernung vor ihm. Ein Glück! Langsam setzte er sich in Bewegung. Sein Gang war steif und er bemühte sich, seinen Blick geradeaus zu halten, nicht nach unten zu sehen, wo der peinliche Koch ihn wahrscheinlich gerade ansah. Noch immer rauschte der Regen auf sie nieder, doch so durchnässt er auch war, kalt war ihm nicht. Die Haut auf seinem brennenden Arm kribbelte bis in seine Fingerspitzen und er fragte sich, ob sich die Male des Smutjes wohl genauso anfühlten. Hatte der andere permanent diese Schmerzen? Nun glitt sein Blick doch langsam nach unten, während er langsam über die Pfützen am Boden stieg. Es hatte inzwischen aufgehört zu donnern. Wider seiner Erwartungen hatte der Koch seine Augen geschlossen. Augenblicklich beschleunigte sich sein Puls noch weiter und ein Schreck fuhr ihm in die Glieder. „Mach‘ die Augen auf, verdammt!“, zischte er und gab dem anderen einen Ruck. Sanji öffnete die Augen. Irgendwie wirkte er nun verärgert auf den Schwertkämpfer, obgleich er keine große Miene verzog. Die unheimliche und bedrohliche Aura, die er vor weniger Zeit ausgestrahlt hatte war gänzlich verschwunden. Dann erreichten sie eine der Hütten, in der sich der Rest ihrer Mitstreiter aufhielt. Brook unterhielt sich allem Anschein nach gerade mit Robin über ihre Teleschnecke. Die Hütte erinnerte vom Aufbau her an eine kleine Krankenstation. Mehrere leere Pritschen befanden sich in ihr, nebeneinander aufgereiht, wenn auch nicht viele. Auch war sie weit größer als diese, in der sie sich kurz mit der alten Frau unterhalten hatten. Auf einer der Pritschen lag Luffy, scheinbar bewusstlos. Nami saß an seiner Seite und blickte nun auf, als Zoro mit ihrem Smutje auf dem Arm in den Raum kam. Ein weißhaariger, alter Mann mit Pferdeschwanz stand samt Chopper nahe bei ihr. Er hatte eine Medizinerkette um den Hals hängen. Der Grünhaarige räusperte sich, blickte sich kurz um, schritt dann mit steifen Schritten auf eine der leeren Pritschen zu. Die Situation war ihm mehr als unangenehm und so ließ er den Blonden etwas unsanft und unbeholfen auf das weiße Laken fallen. Dieser stöhnte leise auf und blieb dann so, wie er aufgekommen war, liegen. Die Augen jedoch auf Zoro gerichtet. Nun sah er wirklich verärgert aus. „Hey! Zoro, nicht so grob!“, rief Chopper, der soeben noch an Luffys Seite gestanden hatte und nun zu den beiden jungen Männern hinüber flitzte. „Und nicht so eilig.“ Usopp, der nun ebenfalls zu ihnen getreten war, klatschte Zoro mit der flachen Rückseite seiner Hand gegen den Arm. „Sei etwas vorsichtiger!“ Zoro grummelte verärgert. Sein nun aufgekommenes schlechtes Gewissen verdrängte er eilig und ließ sich auf einen Hocker fallen, der in einiger Entfernung zur Pritsche des Blonden stand. Sein Blick glitt hinüber zu Luffy. Jetzt fielen ihm die dunklen Stellen auf, die dessen Körper zierten. An den Armen und dem Hals ihres Kapitäns zeichneten sich nun offensichtlich dieselben Male ab, die sie bereits kannten. Doch diese lagen dichter beieinander. Sie waren gebündelt. „Er schläft nur.“, sagte Nami mit heiserer Stimme auf Zoros fragenden Blick hin. „Sie haben ihm etwas verabreicht, das diese Träume blockiert.“ Also hatte der Fluch nun auch Luffy befallen. Unmut stieg in Zoro auf. Dann lenkte ihn Usopp von seinen Gedanken ab. „Nein, nein. Sanji!“, rief er hysterisch. Zoros fuhr herum. „Mach‘ die Augen wieder auf.“ Der Schützte hatte sich über den Blonden gebeugt und schüttelte ihn leicht. Dieser hatte seine Augen wieder geschlossen. Das weiße Laken unter ihm war von seiner schlammigen und blutigen Kleidung befleckt und feucht. „Er schläft ein!“, rief Chopper. Der weißhaarige Mann, der bis eben bei Luffy gestanden hatte, wandte sich nun um und kam zu den beiden verzweifelten Piraten herüber. „Das müssen wir vermeiden.“, sagte er ernst. „Euer Freund muss sich zwar erholen, aber ich fürchte, noch einmal aufwachen, wird er dann nicht.“ „Du da!“, er deutete auf Zoro. „Du bist der kräftigste, komm her und setz‘ dich hinter ihn!“ Als Zoro zögerte, blaffte ihn Nami durch den Raum an und er tat, wie ihm geheißen. Die innere Unruhe, die in ihm zu toben begann, ließ er sich nicht anmerken. Kaum hatte er sich hinter den Smutje gesetzt, zog der weißhaarige Mann diesen an den Schultern in eine aufrechte Position. „Rutsch ran!“, sagte er knapp und als Zoro langsam näher rückte, drückte er ihm den Rücken des Blonden gegen die Brust, sodass dieser nun an ihn gelehnt saß. „Halt‘ ihn gut fest!“ Zoros Augenbrauen zogen sich zusammen und er schluckte. Sein Puls begann wieder zu rasen. Was hatte der alte Kauz vor? Nun sah er, dass er etwas, wie einen Nagel mit breitem Kopf, in der Hand hielt. Er reichte Zoro mit der anderen Hand ein weißes Tuch, das sich feucht anfühlte. Im Raum herrschte Totenstille. Keiner regte sich. Alle Augen waren auf die drei Männer gerichtet. Kurz war nur das Prasseln des Regens zu hören, der auf dem Dach der Hütte landete, dann sagte Usopp zögerlich: „Was haben Sie vor?“ „Das werdet ihr gleich sehen.“, sagte der alte Mann, der gerade mit seiner einen Hand das Hemd des Kochs zur Seite zog. „Halt‘ ihm das Tuch auf den Mund und halt‘ ihn ja gut fest.“ „Sagen Sie erst, was Sie vor haben.“, entgegnete Zoro. Ein ungutes Gefühl hatte sich in ihm ausgebreitet. Warum sollte er den anderen fest halten? Würde er, wenn er wieder zu sich kommt, wieder angreifen? Seine Arme glitten zwischen denen des Kochs und seinem Oberkörper hindurch. Eine Hand legte er vorsichtig auf seinen Mund, drückte seinen Kopf dabei leicht in seinen Nacken. „Ich werde ihm Schmerzen zufügen. Etwas anderes wird nicht mehr helfen.“ Usopp hielt den Atem am. Durften sie das zulassen? Auch Chopper war erstarrt. Er sah entsetzt aus. „Bist du bereit?“ Der Alte ging nicht auf ihre Reaktionen ein, setzte die glänzende Spitze des nagelähnlichen Dings auf eines der Male, das sich über den Schulterbereich Sanjis zog. Zoros Herz raste. Adrenalin schoss durch seinen Körper. Dann nickte er und keinen Augenblick später hatte der Mann mit einem Ruck den gesamten Nagel bis zum Kopf in die rechte Schulter ihres Kochs versenkt. Dessen Reaktion war sofort spürbar. Er bäumte sich auf und stieß einen Schrei aus, der durch das Tuch, das Zoro ihm nun fest auf den Mund presste, gedämpft wurde. „Nicht loslassen!“, ermahnte ihn der Alte, der einen Satz nach hinten gemacht hatte. Plötzlich überkam den Grünhaarigen erneut ein Schaudern. Kälte breitete sich in seinem Körper aus. Sanji versuchte mit aller Kraft sich seinem Griff zu entziehen und er selbst musste all seine Kräfte mobilisieren, um ihn festzuhalten. An der Reaktion der anderen und der Atmosphäre, die sich urplötzlich verändert hatte, konnte er erahnen, dass etwas nicht stimmte. „Pass auf das Tuch auf!“, rief der alte nun. „Die Flüssigkeit darin wird ihn wieder- ah gut. Das ging schnell.“ Die Gegenwehr des Blonden ließ nach und er sackte leicht in sich zusammen. Zoro hielt ihn davon ab, nach hinten zu fallen. Augenblicklich schoss ihm das Blut in den Kopf. Die Kälte verschwand und er allseits wurde ein Seufzen ausgestoßen. „Gut gemacht, Zoro.“ Nami grinste. „Gemütlich?“ Fortsetzung folgt… Diesmal kein fieser Clyffhanger, sondern ein wenig "Fanservice"- oder so. Ich freu' mich darauf, euer Meinung zu hören 8D Tschüssi~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)