Aus einem ewigen Leben von Alix ================================================================================ Kapitel 1: Schrift Eins: Begegnung ---------------------------------- Müde streckte ich meine Beine von mir und sah mich auf der Lichtung um. Es wurde langsam dunkel und ich hatte das Gefühl, dass etwas passieren würde. Ein sehr ungutes Gefühl. Ich versuchte nicht daran zu denken, was passieren würde wenn sie mich fanden. Sie waren die Menschen der Stadt, in der ich bis vor ein paar Tagen gearbeitet hatte. Ich mochte den Job nicht, aber er wurde gut bezahlt. Das einzigeste worauf es ankam. Wenn das Geld stimmte tat ich fast alles. Nachdem ich noch ein wenig gelauscht hatte, holte ich mir ein Stück Brot aus meiner Tasche. Das hatte ich mir hart erarbeitet. Immer noch müde biss ich hinein. Gott schmeckte das gut! Ich hatte schon seit Tagen nichts Richtiges mehr gegessen. Recht schnell war das Brot aufgegessen und auch schon vergessen. Mit menschlicher Nahrung hatte ich es nicht so, aber Dee hat immer gesagt, dass ich auf meine Ernährung achten solle. Ich lehnte mich gegen einen der Bäume und schloss die Augen. Diese Ruhe war einfach himmlisch und so entspannend. Ich merkte, wie ich immer müder wurde, wie ich langsam in meiner Traumwelt versank und, wenn ich Pech hatte, nie wieder heraus kam. Ich war schon weit weg, längst nicht mehr auf der kleinen ruhigen Lichtung, als ich das leise Gelächter eines Mädchens wahrnahm. Nur widerwillig kam mein Geist zurück in meinen Körper. Langsam öffnete ich meine Augen, immer bereit aufzuspringen und wegzulaufen. Was ich sah, verstand ich nicht. Zwei Mädchen, eine Frau und ein kleiner Junge saßen auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung und aßen und tranken. Sie hatten mich wohl noch nicht gesehen, und das war gut. Gut für mich. Ich hatte keine Lust auf Ärger oder ähnliches. Vorsichtig rutschte ich rückwärts und verschwand kurz darauf im Wald. Ein Glück für mich, das Menschen so Ich-bezogen waren. Aber trotzdem hatte ich jetzt ein Problem. Ich konnte nicht wieder in die Stadt, von dort wurde ich ja erst am Morgen verjagt und in die nächste Stadt gehen ging auch nicht. Dafür hätte ich die ganze Nacht laufen müssen. Keine sehr schöne Vorstellung. Also hieß es wohl im dunklen Wald schlafen. Nicht das ich damit ein Problem hätte, aber es war nicht schön die ganze Zeit nur von Bäumen umgeben zu sein, gut das wäre ich auf der Lichtung auch, aber da hatte ich Luft zwischen den Bäumen. „He, du da!“. Verwirrt drehte ich mich um. Das eine Mädchen von der Lichtung stand nur wenige Schritte hinter mir und strahlte mich an. Ob mit der etwas nicht in Ordnung war? Vorsichtshalber blieb ich erst einmal auf Abstand. „Ja?“. Meine Mutter und Dee hatten mich gut erzogen, und diese Erziehung gab ich auch niemals auf. „Willst du mit uns zusammen essen?“. Sie legte den Kopf schief und sah mich weiterhin freundlich an. Irgendwie traute ich ihr nicht. Sie hatte etwas Komisches an sich. Ganz vorsichtig schüttelte ich den Kopf. Man konnte Menschen grundsätzlich nicht trauen und wer es tat, der war dumm. Sie machte einen Satz nach vorne und stand plötzlich vor mir ehe ich reagieren konnte. „Komm schon. Du siehst hungrig aus!“. „Lari! Wo zum Teufel steckst du?“. Ich vermutete, dass Lari das Mädchen vor mir war und dass die Stimme von dem zweiten Mädchen kam. „Kelly, ich hab jemanden gefunden der mit uns essen will!“, brüllte Lari zurück. Dann packte sie mich am Arm und zerrte mich hinter ihr her. Wenig später stand ich dann auch schon vor den anderen Leuten auf der Lichtung. „Setz dich doch!“. Die Frau lächelte mich freundlich an. Ich fand die ganze Situation völlig suspekt. Niemand, kein Mensch auf der Welt, war nett zu einem Vampiren und das ich einer war, konnte man nicht übersehen. Meine Haare funkelten in der Abendsonne silbern und meine Augen müssten rot gewesen sein, oder hatten sie ihre Farbe etwa verändert? Himmel nein!Hoffentlich nicht! Das zweite Mädchen in der Gruppe zog mich auf den Platz neben sich. „Bleib wenigstens bis du was gegessen hast. Danach kannst du ja wieder gehen.“. Aha, das musste also Kelly sein. „Ich…“. Gerade als ich etwas erwidern wollte, funkte mir Lira dazwischen. „Vielleicht sollte ich uns mal vorstellen. Also ich bin Hilaria, aber du kannst mich Lira nennen. Das da ist Kelly“ sie zeigte auf das Mädchen neben mir, von dem ich auch schon vermutet hatte, dass es Kelly hieß „das da ist Ebony und der kleine Kerl hier ist Etu!“. War das ein Name? Etu? Klang komisch. „Wie heißt du?“. Alle vier Augenpaare sahen mich erwartungsvoll an. Sie hatten mir ihre Namen genannt und so gerne ich diese freundliche Geste auch erwidern wollte, ich konnte es nicht! „Weiß ich nicht.“. Ehrlichkeit wärt am Längsten. Irgendein schlauer Mensch, einer von der seltenen Sorte, hatte das mal gesagt. Mal sehen ob das stimmte. Ich sah wieder in die Runde. Alle bis auf Ebony sahen mich schockiert an. „Wie alt bist du?“. Sie hatte eine ruhige, sanfte Stimme. Ich mochte sie. Sie konnte bestimmt herrlich singen. „Weiß nicht. Vielleicht 110 Jahre.“. Ebony nickte verständnisvoll. „Hin und wieder vergisst man Dinge, wenn man sie lange nicht mehr gebraucht. Du hast eine ganze Weile, niemandem gesagt, wie du heißt nehme ich an?“. Ich nickte. Es gab nie jemanden, den es hätte interessieren können, wie ich hieß. Lira schaute Ebony eine Weile nachdenklich an. „Dann solltest du einen neuen Namen kriegen. Immerhin können wir dich nicht ständig mit „Vampir“ oder „du da“ anreden!“. Ebony und Etu nickten zustimmend währen Kelly eher sauer wirkte. „Lira, du kannst ihr nicht einfach einen neuen Namen geben! Vielleicht will sie ja nicht mal bei uns bleiben!“: Sie wandte sich mir zu. „Nicht wahr? Du hast bestimmt keine Lust die ganze Zeit mit uns herum zu lungern!“. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass sie mich nicht mochte. Eine Reaktion auf mich mit der ich umgehen konnte. Vorsichtig beantwortete ich ihre Frage mit einem Nicken. Sobald die fertig waren mit essen, würde ich von da abhauen. Dachte ich. „Ach komm schon Kelly, sei nicht so! Sie ist doch ganz alleine!“. Lira sah mich auf einmal mit einem, für mich völlig irritierenden, Blick an, der nichts Gutes zu bedeuten schien. „Ich habs, wir nennen dich Chiyo. Chiyo bedeutet ewig. Passt also zu dir!“. Kelly seufzte einmal tief. Sie war das also schon gewohnt. Das waren sehr, sehr merkwürdige Leute, wenn nicht zu sagen unheimliche Leute. So bekam ich meinen Namen, Chiyo. Den Namen den ich heute noch trage. Der restliche Abend verging relativ ruhig. Nur Kelly und Etu stritten sich wegen einer Sache die ich nicht ganz verstand. Aber das war egal. Ich fühlte mich wohl. Richtig wohl und auch zufrieden. Sie nahmen mich genau wie Dee in ihren Reihen auf. Stellten keine Fragen und verlangten nicht von mir, dass ich irgendetwas tat, was ich nicht wollte. Sie akzeptierten mich. Auch Kelly. Von Etu erfuhr ich, dass sie zu allen so misstrauisch war. Es hatte nichts mit mir zu tun. Irgendwie war ich darüber froh. Ich hatte eine Familie gefunden, einen Ort wo ich bleiben konnte. Ich hoffte, dass ich so lange wie möglich bleiben konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)