Childhood Dream von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 1: Azkaban ------------------ Sirius stöhnte, als er wieder zu sich kam. Ja, Askaban war ein widerliches Drecksloch! Aber warum hatte man ihn hierher gebracht?! Schon lange vergammelte er hier drin, man sagte doch allen Ernstes, dass er, gerade er, seinen besten Freund umgebracht haben sollte! Warum hätte er das tun sollen?! Nicht er war der Geheimniswahrer! Er hatte abgelehnt, damit James nichts passieren würde, er war einfach eine zu offensichtliche Wahl! Mühsam richtete Sirius sich auf, rieb seine Stirn – und sah sich verwirrt um. Das hier war nicht seine kleine Zelle, in der er die letzte Zeit verbracht hatte. Wie lang wusste er nicht mehr. Sie hatte kein Fenster und hier gab es nichts, was ihm die Tageszeit gesagt hätte. Er vermutete, dass er hier schon Jahre war, so fühlte er sich zumindest. Aber nun saß er in einem Bett. Sein Erstes, seit er hierher gebracht worden war. Nicht das Bequemste, aber angenehm weich im Gegensatz zu den immer feuchten Steinen, die nur mit etwas gammeligem Stroh bedeckt gewesen waren. Wo war er gelandet? Vielleicht in der Krankenstation? „Sirius! Du bist wieder wach!“ Noch verwirrter, als er ohnehin schon war, wandte Sirius sich um. „Remus?“, fragte er. „Was tust du in Askaban? Was ist hier los? Warum habe ich keinen Prozess?! Die Wachen sagen, ich wäre verurteilt!“ „Das warst du,“ erklärte Remus traurig. „Besser gesagt, das bist du noch, aber du wirst heut befragt werden und glaub mir, es hat uns Einiges gekostet, das hin zu bekommen! Die wollten keinen Prozess, weil Alles angeblich so klar wäre!“ „Aber... wieso? Ich würde James nie etwas tun! Oder Lils und Klein Harry! Remus! Sag mir, dass du das nicht auch glaubst!“ „Ich wäre nicht hier, würde ich das glauben,“ beruhigte der Werwolf den aufgebrachten Mann, drückte ihn auf das Bett zurück. Sirius mochte wieder auf der Höhe sein, rein körperlich, aber man musste es ja nicht herausfordern. „Aber ich habe lange gebraucht, bis ich Verbündete hatte, die mir zugehört haben, du weißt, ein Werwolf hat nichts zu sagen, niemand wollte auf mich hören!“ In dem Moment fiel Sirius erst was auf. „Wer ist wir?“, fragte er vorsichtig. „Das klären wir nach der Befragung,“ erklärte Remus. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es dir nicht gefallen wird und du wirst viel über Bord werfen müssen, was wir alle mal geglaubt haben.“ „Harry!“, rief Sirius auf ein Mal. Er erinnerte sich, wie er den kleinen Jungen, mit aufgerissener Stirn, blutend und weinend aus dem Haus gebracht hatte. „Was ist mit Harry!? Wo ist der Kleine?! Wer kümmert sich denn um ihn?!“ „Ruhig!“, befahl Remus knapp. „Hör zu, sobald sie dich befragt haben, müssen sie dich gehen lassen und du hast das Recht, ihn zu dir zu nehmen, ich sorge dafür, dass du ihn heut Abend bei dir hast. Aber...“ „Aber was?!“ „Siri, du kannst erst mal nicht mit ihm allein bleiben, du warst drei Jahre in Askaban, der Kleine ist vier Jahre alt und kennt dich nicht, außerdem bist du auch noch nicht wieder fit, du musst zu uns...“ „Zu wem?“, bohrte Sirius weiter. Er würde Harry sicher nicht jedem aussetzen! Aber ganz sicher nicht! Sein Kleiner...! Was?! Drei Jahre?! Die hatten ihn drei Jahre hier vergammeln lassen?! Oh, er würde sich rächen! Aber bitterlich! Es war eigentlich generell verboten, Jemanden ohne Befragung überhaupt den Dementoren auszusetzen! Oh, er würde den Stuhl seiner Familie annehmen, den Schuldigen finden und ihn ausräuchern!! Remus seufzte. Er wusste, Sirius würde bohren, bis er die Wahrheit wusste. „Severus Snape,“ erklärte er. „Ich lebe bei ihm. Er und Lucius haben mir geholfen, sonst hätten wir dich nicht aus der Zelle bekommen. Oder den Kuss abwenden, also bitte schrei nicht, mach erst das hier mit, lass uns Harry holen und dann erklär ich dir Alles...“ „Snape... und Malfoy?“, fragte Sirius erschüttert. Er hatte mit Allem gerechnet, aber nicht damit. Wo waren die Namen, die er erwartet hatte?! Weasley oder Mc Gonagall und Dumbledore?! Warum hatten sie seine Schuld einfach hingenommen?! Und.. hatte er das richtig verstanden?! Er hätte sterben sollen für etwas, dass er nicht getan hatte?! Warum?? „Ja,“ nickte Remus. Er half Sirius, sich aufzurichten. Sie hatten ihn vor einer Woche aus der Zelle geholt, da war er nicht mehr bei Bewusstsein gewesen. Sie hatten ihn auf der Krankenstation gewaschen und rasiert, ihn aufgepäppelt und mit Nährtränken abgefüllt. Es hatte Remus einiges gekostet, Sev zum helfen zu bewegen, aber es hatte manchmal auch Vorteile, der Alpha zu sein. „Bitte, bleib ruhig, sie kommen gleich, um dich zu holen, es ist eine absolute Ausnahme, dass ich überhaupt hier sein darf. Ich erkläre dir wirklich alles, aber in Ruhe... heut Abend...“ Sirius wollte etwas sagen, doch dann hielt er sich zurück. Er wusste, Remus war meist ruhig und versuchte, sich zu erklären, doch das machte er wirklich nicht immer. Er konnte auch ganz anders. Er setzte sich ganz auf, sah auf die, in seinen Augen schon, verboten luxuriöse Decke. Er hatte also drei Jahre lang gebibbert. Erschöpft strich er über sein Gesicht, stellte erleichtert fest, dass es sich glatt anfühlte. Kein Gestrüpp mehr! „Hast du was, das mich wacher macht?“, fragte er daher nur. Ausrasten konnte er später. Vorerst reichte es Sirius, dass nicht alle ihn im Stich gelassen hatten, wie er es befürchtet hatte. Ja, er hatte schon aufgegeben. Er hatte nur noch für Harry durchgehalten. Und das war das Einzige, was er wollte, seinen Kleinen zurück! Ja, er hatte den kleinen Jungen schon immer geliebt und ihn gern gesittet. „Nein, das würde sich nicht mit dem Veritas vertragen. Aber wenn du fertig bist,“ versprach Remus, lächelte etwas und hielt Sirius frische Kleidung hin, die er hatte anfertigen lassen. Der Andere hatte abgebaut, seit er hier war – sehr. Die Alten hätten ihm nicht mehr gepasst. Das würde noch einige Wochen brauchen. „Hauptsache, wir bekommen dich erst mal hier raus,“ erklärte der Werwolf freundlich. „Wo ist Harry?“; fragte Sirius erneut. Er hatte das Gefühl, dass ihm etwas verschwiegen wurde. „Das weiß Niemand und wir werden es erst erfahren, wenn du freigesprochen bist,“ gab Remus ruhig zurück. „Und jetzt reg dich nicht auf, wir haben zwei Wochen gearbeitet, um dich wieder auf die Beine zu bekommen! Heut Abend ist er bei uns. Bitte, Siri... ich will nur dein Bestes.“ Sirius musterte seinen Freund, denn das war Remus offensichtlich geblieben. Allerdings konnte er die Antworten für den Abend kaum erwarten. Er nahm die Kleidung, stand auf und stellte erleichtert fest, dass seine Beine ihn trugen. „Wo kann ich mich umziehen?“, fragte er, vor Allem, als er sah, was für ein lächerliches Hemdchen er trug. Nun, das war immer noch um Einiges besser, als die Lumpen, in denen er offensichtlich etwa drei Jahre verbracht haben musste. Er schauderte, als er auch nur daran dachte. „Da hinten ist ein Bad, nicht so luxuriös, wie in deiner Familie, aber immerhin für dich allein.“ Remus lächelte etwas. Er hatte die Zelle gesehen, in die sie Sirius gepfercht hatten, sicher war er schon für das hier dankbar. Er beobachtete, wie Sirius verschwand, aber schon nach kaum zehn Minuten wieder auftauchte. „Du siehst besser aus,“ nickte Remus zufrieden. Der Andere trug nun Muggelschlaghosen und ein einfaches, weißes Hemd. Sirius lächelte etwas, er hatte sich nur oberflächlich gewaschen. Das hier wollte er so schnell wie möglich hinter sich bringen, da draußen wartete sein Kleiner auf ihn, den zu betreuen er sich und seinem besten Freund geschworen hatte! „Also los!“, bat er. „Ich will endlich zu Harry!“ Remus nickte, er ging zu einer der Türen und klopfte dagegen, bis sie sich öffnete, er wechselte einige Worte mit dem Wächter, der schon wartete, bevor ein Teil des Wizgamonts, zusammen mit einigen Auroren und einem Richter, sowie Severus eintraten. Sirius musterte die Leute, vor Allem seinen ehemaligen Schulfeind, doch er hielt sich zurück. Immerhin wollte er hier raus! Und das schnell! Wenn Snape der Weg dazu war, gut. Er hatte in der Zeit hier in der Zelle eingesehen, dass es Wichtigeres gab, als dumme Streitereien. „Bringen wir das hinter uns, ich bin der Luft hier drin wirklich überdrüssig!“ Severus knurrte nur, sah zu Remus. Wieder mal fragte er sich, warum er sich da hatte rein ziehen lassen! Aber nein, er hatte ja seine Klappe nicht halten können! Er trat vor, packte Black am Kinn und fand es fast schade, dass er nicht handgreiflich wurde, sondern seinen Mund auch noch freiwillig öffnete. Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn Black noch zwei, drei Tage hier verbracht hätte. Ja, er war nachtragend, manchmal. Aber vor Allem wirklich in seiner Ehre gekränkt. Nur würde Remus ihm so was nicht verzeihen. Er träufelte Black einige Tropfen auf die Zunge, wartete, bis die Augen sich verklärten und die Pupille fast untertassengroß wurde. „Er ist bereit,“ knurrte der Tränkemeister, trat zu Remus. „Und das war das letzte Mal, dass ich mich die die Verrücktheiten von Herumtreibern einmische,“ zischte er diesem ins Ohr, doch der hatte auch noch die Frechheit, zu grinsen! Ja, er war verratzt... „Name.“ „Sirius Orion Black,” antwortete der Andere dumpf. „Erlernter Beruf.“ „Auror.“ Die Richterin nickte. „Haben Sie die Potters verraten oder umgebracht?“ „Nein.“ Remus blickte um sich, während die Leute im Wizgamont, die Lucius überzeugen konnte, hierher zu kommen, miteinander tuschelten. Aufgeregt und ungläubig. Immerhin hatte man ihnen gesagt, dass nur Black der Mörder und Verräter sein könnte! Und bis vor einem halben Jahr hatte niemand Zweifel gehabt und auch, wenn sie inzwischen nicht mehr so sicher waren, konnten sie immer noch nicht fassen, dass ausgerechnet Dumbledore einen Unschuldigen hierher gebracht hatte! In den schlimmsten Teil des grausamsten Gefängnisses! Sie waren verstört. „Warum waren Sie dann am Tatort?“ „James hat mir eine Kette gegeben, die mir sagen sollte, wenn etwas nicht stimmt, als sie heiß geworden ist, bin ich los, aber als ich kam, fand ich nur die Leichen von James und Lily, ich habe Harry genommen, um ihn in Sicherheit zu bringen, dann wurde ich verhaftet.“ „Wer war der Geheimniswahrer?“, warf ein anderes Mitglied des Wizgamonts ein. „Peter Peddigrew.“ Remus versteckte seine Augen mit seiner Hand, zwang sich, tief zu atmen. Ja, Peter war eine Ratte gewesen. In mehr als einer Hinsicht. Oh, wenn der ihm je begegnen würde!! Er wandte sich zu der Richterin, als er sich wieder im Griff hatte. „Sirius Black ist offensichtlich unschuldig,“ sprach er erzwungen ruhig. „Er hat ein Anrecht auf eine hohe Entschädigung und wir wollen sofort die Adresse, an der sich Harry Potter aufhält, denn er ist der einzige Erziehungsberechtigte! Ohne, dass Dumbledore informiert wird!“ Er musterte jedes einzelne Mitglied im Raum, während Severus seinem besten Freund das Gegenmittel verabreichte. „Natürlich,“ nickte die Richterin knapp. Sie wusste es besser, als etwas Falsches zu sagen. Dieser Mann hatte umsonst gelitten und man hatte ihm sein Mündel entzogen. „Ich werde Albus Dumbledore erst in zwei Tagen informieren und wegen Falschaussage anklagen,“ erklärte sie, gab Black, der sie musterte, einen Zettel. „Das ist die Adresse,“ erklärte sie. „Und...es tut mir leid. Wie es zu diesem Irrtum kommen konnte, werde ich persönlich herausfinden.“ Leise wimmerte er wieder, drückte sich ganz an den Rand des Schrankes. Er wusste, er würde noch richtig Ärger bekommen für den verbrannten Speck, aber die Pfanne war so schwer gewesen! Sie war ihm aus der Hand gerutscht und Tante hatte ihn auch noch gezwungen, das heiße Fett aufzuwischen. Er schniefte etwas, kniff die Augen fester zu. Er wusste, sie würde alles dem Onkel erzählen und der würde wieder seinen Gürtel aus der Hose ziehen und ihn verhauen, weil er so böse war. Aber was sollte er denn tun?! Warum hatten sie ihn nur nicht lieb? Sie konnten doch auch anders, sie waren immer lieb zu Dudley, selbst, wenn er log und dumme Sachen erzählte! Harry versuchte immer, ein lieber Junge zu sein, doch nie hatten sie auch nur ein nettes Wort für ihn übrig. Und er durfte nur hier sein, in dem alten Abstellschrank. Er weinte weiter, hörte die schweren Schritte von Onkel. Er wusste, Onkel würde nun ins Wohnzimmer gehen und Tante würde ihm etwas zu Essen geben, dann würde sie ihm alles erzählen und er war wieder dran. Dabei tat ihm noch alles weh von der Tracht von gestern. Er konnte sich kaum noch bewegen. Harry schniefte, auf seinen zitternden Körper achtete er kaum. Es brachte ja doch nichts. Es würde kommen wie immer. Wenn er doch nur was tun könnte, dass sie ihn lieb haben würden. Nur mal in den Arm nehmen. Aber sie schubsten ihn herum, als würde er ganz doll stinken. Er war nur Freak. Er wusste, Harry war sein Name, aber so riefen sie ihn nie. Er war eben Freak. Aber dann hörte er es klingeln. Ein Freund von Dudley vielleicht? Erkaufte ihm das Zeit? Vielleicht vergaß seine Tante, ihn zu verpetzen, wenn sie mit der Mutter von Dudleys Freund Kaffee trank! Er lauschte, wie Tante den Flur entlang eilte, die Tür öffnete. Im Winter knarzte sie immer ein Bisschen. „Wir kaufen nichts und....!“ Oh nein! Hausierer machten Tantes Laune nur noch schlechter! Nein, nein, nein! Doch auf ein Mal begann Tante zu schreien, wie nie zuvor. Es klang nicht wütend, sondern als habe sie Angst. Was Harry nur noch mehr dazu bewog, sich in sich zusammen zu rollen und sich weiter in das Eck seiner Kammer zu schieben. „Freaks! Vernooooooooooooooooon! Sie sind da! Tu was! Diese Freaks.....!“ Sirius starrte auf die Frau, die aussah, als habe sie zu lang nichts gegessen. Er war entsetzt. Schon, seit er das Klingelschild gelesen hatte. Lils Schwester. Sie selbst hatte ihnen erzählt, dass Petunia eifersüchtig auf sie gewesen war und dass sie Magie hasste, dass sie besonders gläubig sei und immer Bibelsprüche zitiert hatte, in denen es hieß, Hexen müssen brennen. Sie hatte ihnen immer gesagt, dass egal, was passieren würde, dass hier der Ort war, an dem Harry nicht landen durfte! „Wo ist mein Kleiner?!“, bellte er, sah sich um. „Wo ist Harry?! Ich will ihn haben! Sofort!“ Nur Remus’ Griff hinderte ihn daran, auf die Frau loszugehen, die sie wüst beschimpfte. „Hier gibt es keine Freaks wie euch! Verschwindet aus meinem Haus!“, röhrte in dem Moment ein Mann, der aussah, als sei er mit einem Nilpferd verwandt. Wobei – das beleidigte eigentlich das Tier. Harry hörte das, doch er hielt sich verzweifelt die Ohren zu, er wusste, diese Nacht würde furchtbar werden. Onkel würde ihn schlagen, lang. So schlecht, wie seine Laune auf ein Mal war. Ja, er wusste nicht, ob er es morgen schaffen würde, sich überhaupt zu bewegen, um Frühstück zu machen. Aber es wurde noch schlimmer. Trotz der krampfhaft zugehaltenen Ohren hörte er, wie es immer lauter wurde, Fremde schrien, dann, auf ein Mal, wurde es regelrecht unheimlich leise. Als wäre niemand mehr da. Doch er hörte Schritte. Da waren noch Leute. Es gab auch eine Erschütterung, so heftig, als wäre Onkel hingefallen, ein Mann rief etwas, das Harry nicht verstand. „Sirius, nein! Du bringst sie nicht um! Du bist frei, aber von Freischüssen war nie die Rede! Such den Kleinen und komm! Den Rest regelt Severus vor Ort! Nicht du! Oder willst du gleich wieder dahin zurück wo du hergekommen bist?! Glaubst du vielleicht, dann kann der Junge woanders bleiben?! Hierher werden sie ihn zurückbringen!“ Das war es, was Sirius von seinem Opfer abbrachte, er ließ den Fettsack wieder fallen, selbst der Boden beschwerte sich über dessen Gewicht. In einem Schrank! Sie hatten seinen Kleinen in einem Schrank! Doch Remus hatte Recht. Nein, erst musste er sich um Harry kümmern, dann konnte er immer noch Rache bekommen! Er stiefelte auf die schräge, kleine Tür in der Treppe zu, öffnete sie – und erstarrte. Er konnte nicht fassen, was er da sah. Da saß ein Junge. Er war wirklich hier drin. Auf einigen schäbigen Decken, in der absoluten Dunkelheit, beide Hände schützend vor das Gesicht gelegt, so, dass er sehen konnte, dass die Handflächen bluteten, zitternd und vollkommen verängstigt. „Harry,“ flüsterte er erschüttert. Harry wimmerte, als die Tür sich öffnete. Oh weia! Jetzt würde Onkel wütend sein! Und er konnte nichts dagegen tun! Er drängelte sich immer weiter gegen die Wand, obwohl er wusste, dass es nichts brachte. Onkel würde ihn raus zerren, wie immer. Er presste die Augen fest aufeinander. Er wollte nur woanders sein. Egal, wo. Er erschrak fürchterlich, als er angefasst wurde, es tat weh, direkt auf einer der Wunden von gestern. Wimmernd zuckte er zurück, doch es war zwecklos. Er wurde raus gezogen, wie immer. Ängstlich wartete Harry nun darauf, losgelassen zu werden und das Geräusch zu hören, wenn Onkel den Gürtel zog, doch das passierte nicht. Im Gegenteil. Er wurde hochgehoben. Und erst da fiel Harry auf, dass die Finger zu dünn für Onkel, zu dick für Tante und zu groß für Dudley waren. Das hier war nicht seine Familie! Vorsichtig, ganz vorsichtig machte er seine Augen ein bisschen auf, doch er erkannte kaum etwas, nur dunkle Haare. Aber viel wichtiger war, dass noch immer keine Schläge folgten. Das war das Einzige, was wirklich zählte. So vorsichtig wie nur eben möglich hatte Sirius das kleine Kind aus dem Schrank gehoben, drückte es nun schützend an sich. Er merkte, wie steif Harry erst war, als wolle er wegrennen. Der Kleine hatte schreckliche Angst. Doch dann, nach einer Weile, ließ er sich fallen wie ein Sack Kartoffeln, als habe er aufgegeben. Mit wutverzerrtem Gesicht starrte er auf den fetten Mann, der immer noch auf dem Rücken lag, wie ein umgekippter Käfer. Oh, er wollte...! Doch Remus hatte Recht, Harry ging vor! „Rem!“ Der Werwolf, der bisher die Frau allein mit wütenden Blicken in Schach gehalten hatte, um weitere Dummheiten zu vermeiden, wandte sich um – und wurde bleich. Sirius hatte Harry gefunden und drückte ihn an sich. Das Kind war klein, kleiner als Draco, der schon nicht übermäßig groß war, es zitterte – und es roch nach Blut. Es schien ihm zu dürr und vollkommen verängstigt. Krank. In einem Besenschrank! Wie konnte man nur!? Er musste sich zurückhalten, nicht zu tun, was er Sirius verboten hatte, sah zu Severus, der mit eisiger Mine in der Tür stand. „Sev, kümmere dich,“ würgte er hervor. „Ich muss Sirius und den Kleinen hier weg bringen! Ruf Auroren!“ Damit packte er seinen besten Freund, zog ihn aus dem Haus und apparierte sie drei. Sirius hielt Harry einfach nur fest, strich immer wieder über dessen Rücken, er war erschüttert. Das ging weit über das hinaus, was er verstehen konnte. Ein Kind! Ein kleines Kind! Fast noch ein Baby so zu behandeln! Und das noch drei Wochen vor Weihnachten! Er wickelte Harry in den Umhang ein den er selbst trug, hob den Blick erst, als sie landeten – und hob eine Augenbraue. Es war ein Landgut. Eines, das teuer wirkte und groß. Durchaus etwas, das er auch den Malfoys zugetraut hätte. Im Stil der Südstaaten und mit Park. Doch dann schüttelte er den Kopf. Erst Harry, dann Erklärungen, dann eine Tour. Er folgte Remus, der schnell voran ging und ihn schließlich in ein großes, luftiges, helles und einladendes Zimmer brachte. „Das hier ist dein Zimmer,“ erklärte Remus, als sie angekommen waren. „Da ist das Bad, hinter dem Bad ist ein Kinderzimmer. Zieh ihn aus, wasch ihn vorsichtig und dann komme ich mit Salben und Tränken.“ Sirius nickte, doch er setzte sich erst mal aufs Bett, seine kostbare Last immer noch fest im Arm. „Harry,“ sprach er leise, strich über die wirren, verschwitzten schwarzen Locken. „Harry, Kleiner, du bist in Sicherheit,“ versuchte er eine Reaktion zu bekommen. Was...? Was ging hier vor?! Harry verstand nicht! Er wurde nicht losgelassen, sondern der Mann, der ihn aus dem Schrank geholt hatte, hielt ihn weiter fest. Er wusste nicht, was geschah, ihm wurde etwas schlecht, schlechter, als ohnehin schon, doch dann war es vorbei und wurde auch wieder besser. Er wusste nicht, was geschah, nur, dass der Mann, der ihn hielt, sich setzte, ohne ihn los zu lassen. Harry überlegte, ob er sich wehren sollte, aber wer wusste, was der Mann dann machen würde. Sein Onkel schlug ihn und war mit ihm verwandt! Was würde dann ein Fremder tun? Remus musterte Sirius, der versuchte, auf den Kleinen einzureden, der immer noch zitterte. Merlin, wie sollte der Junge auch verstehen?! Er war Vier und auf ein Mal aus der einzigen Umgebung gerissen, die er zumindest gekannt hatte und einschätzen konnte! „Sirius, er ist verletzt und kalt, so, wie er bibbert. Bring ihn doch ins Bad, ich lasse warmes Wasser ein, mit einem Heilgemisch. Dann taut er vielleicht auch uns gegenüber auf.“ „Ja, ja natürlich!“, gab der aufgebrachte Sirius zurück. Er folgte Remus ins Bad, Harry weiterhin fest in seinen Armen. Erst im Bad setzte er den Kleinen auf einen Tisch, den er einfach leer fegte. Es klirrte, aber das war ihm absolut gleich. „Harry,“ sprach er so ruhig wie möglich, während er den Kleinen aus seinem Mantel schälte. „Du brauchst keine Angst haben, hörst du? Ich setze dich in eine Wanne, dann werde ich deine Wunden versorgen, damit dir nichts mehr weh tut, ja, du musst dich nicht fürchten, ich schütze dich...“ Doch das beruhigte Harry nicht im Geringsten. Vor allem, als er das Wasser hörte und merkte, wie er aus seinen Klamotten geschält wurde, die er festzuhalten versuchte, aber die Männer mussten zu Zweit sein, denn wo einer ihn auszog, hielt der Andere ihn fest und redete immer noch auf ihn ein. Doch er wollte nicht ins Wasser! Nein, das tat immer weh und sicher würde es heiß sein, da das mit den Verletzungen richtig weh tat! Als er hochgehoben und zur Wanne getragen wurde, begann er, richtig zu weinen, zog seine Beine immer weiter an, nur um nicht mit dem Wasser in Kontakt zu kommen. Was aber nichts brachte, der Mann, der ihn hielt, war viel stärker, setzte ihn in die Wanne. Doch da merkte Harry, dass es gar nicht heiß oder kalt war. Es war... in Ordnung, es tat nicht weh, nicht mal, als die Wunden mit Wasser in Berührung kamen, also hörte er auf, sich gegen den Griff zu wehren, denn er wurde noch nicht mal mit dem Kopf unter Wasser gedrückt, er sollte wohl einfach nur da sitzen... Sirius war erleichtert, als der Kleine endlich aufhörte, blind und voller Angst um sich zu schlagen. Er hatte absolut nicht in die Wanne gewollt, dabei war er bis dahin, ja sogar relativ ruhig gewesen. „Schh,“ er setzte sich an den Rand der Wanne, ließ sich einen Schwamm geben. „Es ist doch alles gut,“ redete er weiter auf seinen kleinen Patensohn ein. „Ich will dich nur waschen, ich beeile mich auch.“ Remus beobachtete, wie Sirius sanft und unendlich vorsichtig mit dem kleinen, verängstigten Jungen umging, ihn schnell aber gründlich vom Schmutz und dem Staub befreite, in dem er ja gelegen hatte, als sie ihn gefunden hatten. Schließlich gab er Sirius das Handtuch, froh, dass ein Teil der Verletzungen und Abschürfungen schon geschlossen war. Harry sah immer noch katastrophal aus, mit den Striemen und den verbrannten Händen. Gut, dass sie heut gekommen waren. Wer wusste, was die sonst noch Alles mit dem Kind getan hätten? Ruhig gab er Sirius die Salben und Binden an, dann die Kleidung. Sirius lächelte, als Harry einen einfachen, etwas zu weiten, aber kindgerechten Schlafanzug an hatte, er hob den Kleinen wieder hoch, brachte ihn wieder in sein Schlafzimmer. Den Jungen allein zu lassen kam ihm gar nicht in den Sinn. Und zumindest weinte der Kleine nicht mehr. Er setzte Harry so, dass der Junge ihn ansehen musste, strich über dessen Haare, spielte mit den kleinen, verbundenen Händen. „Weißt du, wer ich bin?“, fragte er leise. Harry schüttelte den Kopf, klammerte sich an die Wäsche, die er bekommen hatte. Sie war gar nicht kaputt und nicht so groß, wie die Sachen, die er sonst so hatte. Und ihm war angenehm warm, selbst seine Hände waren verbunden worden. Niemand hatte ihn gehauen oder bestraft, obwohl er doch so rumgezappelt hatte. Der Mann, der ihn hielt, da war was, aber er konnte sich nicht erinnern. „Ich bin Sirius,“ erklärte der Animagus geduldig. „Dein Onkel Sirius. Und ab heute passe ich auf dich auf. Niemand wird dich je wieder anfassen, hörst du? Wenn man wir weh tut, werd ich diese Leute bestrafen!“ Er strich vorsichtig über Harrys eingefallene Wange. Merlin, ein Kind musste doch ein rundes Gesicht haben! „Aber jetzt gibt es erst mal was zu Essen,“ erklärte er daher. Harry verstand das nicht. Onkel? Er hatte noch einen anderen Onkel? Und bei dem würde er jetzt bleiben? Warum? Er wusste nicht, was er tun sollte, aber er hatte schrecklichen Hunger. Daher nahm er nur zu gern, was der Andere ihm gab, auch, wenn er doch erst gestern was bekommen hatte. Aber er war eben so hungrig! Und so nahm er das Tellerchen, das ihm gegeben wurde, nur zu gern. Und er strahlte. Es war nicht seine übliche Scheibe Brot, die irgendwie grünlich war und komisch roch, es war ein ganz weißes Brot, wie Dudley es oft bekam, mit Salat, Salami und Tomate. Hastig sah er sich noch mal um, dann begann er, das Brot in sich hinein zu stopfen. „Langsam, langsam Kleiner,“ versuchte Sirius den Jungen dazu zu bewegen, nicht so zu schlingen, doch es war wohl sinnlos. Nun, Harry war auch ziemlich schnell fertig, sah ihn immer noch ein wenig ängstlich an. Ängstlich – und müde. Er drückte sein Patenkind an sich, küsste ihn auf den Kopf. „Komm, schlaf,“ flüsterte er. „Ich bin da, ich passe auf.“ Harry wollte nicht einschlafen! Er wusste immer noch nicht, was hier vorging und hier war nirgends ein Schrank, in den er kriechen konnte! Doch er fühlte sich auch vollkommen erschöpft. Vor Allem, als sich auch noch eine schwere Decke um ihn legte. Gegen seinen Willen schlief er schließlich doch ein. Sirius starrte nur auf das so klein wirkende Bündel in seinem Arm, das einmal ein fröhliches, lachendes und geliebtes Kleinkind gewesen war. Immer wieder zupfte er die Decke etwas zurecht, bevor er regelrecht anklagend zu Remus blickte. „Wie?! Erklär mir, wie das passieren konnte?“, zischte er, so leise, wie nur eben möglich, da er Alles versuchte, um den Kleinen still zu halten. „Das weiß ich nicht,“ gab Remus zurück. „Es hieß überall, dass Harry ein liebevolles Zuhause bei Verwandten gefunden hat.“ „Liebevoll?!“, erst, als Harry zuckte, beruhigte sich Sirius, drückte den Kleinen an sich. „Liebevoll?“, er deutete auf die fest verbundenen Hände. „Wenn das hier deren Liebe ist, will ich nicht wissen, das passiert, wenn die Leute ihn gehasst hätten!“ Ja, Remus konnte den Anderen verstehen. Der Werwolf hatte mit Tränen des Kindes gerechnet, aber eher, weil sie den Kleinen aus seiner liebevollen Umgebung holen wollten, doch mit so was hier, nein, das hatte er nicht mal in seinen Alpträumen erwartet. „Siri, ich wusste es nicht und...ich dachte, wenigstens um ihn müsste ich mir keine Sorgen machen! Du warst meine Priorität!“ Sirius seufzte. Es hatte doch keinen Sinn, Remus anzuschreien! Der Mann war doch mindestens so schockiert, wie er selbst! Er atmete tief durch. „Es.. tut mir leid..“ „Schon gut, der Tag war lang und du... bist auch nicht so gut beieinander. Warum lassen wir den Tag nicht Tag sein? Ich kann dir Alles auch morgen noch erklären, Harry und du, ihr solltet in Ruhe schlafen. Morgen sieht es dann schon besser aus, Harrys Wunden sind geschlossen und wir können anfangen, ihm zu helfen. Ich weiß, dass du Antworten willst, aber die rennen dir nicht weg.“ Der Werwolf musterte seinen Freund, der das Kind so sanft und zärtlich hielt, wie er es schon früher immer getan hatte. Es war ein langer Tag gewesen. „Ich komme morgen und wecke dich.“ „Ist Snape hier?“ „Da wir uns auf seinem Grundstück befinden würde ich sagen, dass die Chancen groß sind. Und es waren immerhin seine Salben, die Harry geholfen haben. Und er hat geholfen, dich raus zu holen. Ohne ihn wäre Harry immer noch bei den Dursleys.“ Sirius seufzte etwas. Er merkte, wie erschöpft er selbst war, nun, wo Harry gut versorgt hier lag und schlief. „Morgen will ich Antworten, “ bestand er aber. „Morgen,“ nickte Remus. „Und jetzt geh schlafen. Du hast den Kleinen bei dir, wenn er Probleme bekommt und du Hilfe brauchst, egal, weswegen, w... ich bin den Flur runter die große Doppeltür auf der rechten Seite, ich kann dann sofort kommen.“ Sirius nickte, sanft legte er den Kleinen auf eines der vielen Kissen, zog die Decke zurecht, zog sich um und legte sich neben Harry, zog ihn wieder in seine Arme. Er musste den Jungen einfach halten! Es ging nicht anders, er musste sicher sein, dass sein Patenkind in Ordnung war! Kapitel 2: Antworten -------------------- Remus hingegen war aus dem Raum gegangen, als Sirius begonnen hatte, sich umzuziehen. Er lief in das Zimmer, in das er vor zwei Jahren eingezogen war, sah auf den Tränkemeister, der schon im Bett lag, ein Buch in der Hand und eine Lesebrille auf der Nase, wobei er Letztere ablegte, das Buch mit einem Lesezeichen versah und ordentlich auf den Nachtschrank legte. „Nun?“, fragte Severus ruhig. Oh, auch er war erschüttert über das, was man einem Kind antun konnte, selbst, wenn es das Kind von Potter war. Aber er hatte sich viele seiner spitzen Kommentare schon vor einer Weile abgewöhnt. „Ich konnte seine Fragen nicht beantworten, wir mussten Harry besorgen und dann hat Sirius’ Trank nachgelassen. Ich habe ihn überredet, die Ausfragenummer auf morgen zu verschieben. Merlin, Sev! Wie kann man nur! Ein Kind! Harry Hände waren eine einzige Brandwunde und sein Rücken! Er ist so klein! Draco ist einen ganzen Kopf größer und er hat solche Angst! Und Siri... ist auch nicht gesund...“ Severus verdrehte die Augen. „Wunden können heilen, Kinder vergessen und nun ist der Kleine bei seinem Patenonkel! Es gibt also keine Gründe mehr, sich aufzuregen! Black wird eher wieder auf den Füßen sein, als mir lieb ist, vor Allem, wenn er sich morgen aufregt, wenn er die ganze Geschichte erfährt und ich bin mir sicher, Potter wird schnell mindestens so frech sein, wie Draco! Es gibt keinen Grund, sich selbst verrückt zu machen! Beweg deinen Hintern ins Bett! Du wirst morgen deinen letzten Nerv noch brauchen! Und ich hab genug Tränke für so ziemlich Alles auch da!“ Remus seufzte, zog sich ebenfalls um und legte sich hin, starrte an die Decke. „Ich habe mit so was nicht gerechnet,“ murmelte er. „Ich dachte, wir hätten ein heulendes Kind hier, dass nicht von da weg wollte, wo es ist, aber... nicht das! Als wäre das mit Siri nicht schon schlimm genug gewesen!“ Severus verdrehte die Augen. Manchmal fragte er sich wirklich, ob das der Alpha sein sollte, der er war. Denn so, wie er sich jetzt aufregte... nun, aber er hatte Recht. Ohne Verurteilung hatte man Black in den schlimmsten Trakt geworfen, sie hatten zwei Wochen gebraucht, um ihn wieder zu Bewusstsein zu bekommen. Er war in schauerlichem Zustand gewesen und auch noch lang nicht wieder richtig fit. Aber das würde schon wieder kommen. „Beruhige dich, die Leute vom Wizgamont werden den Alten zur Rede stellen, abwählen und ihm keinerlei Gehaltserhöhungen mehr geben. Das ist für ihn schlimmer, als alles Andere.“ Remus nickte. Er seufzte leise. „Es ist nur... ich habe nicht...!“ „Niemand hat damit gerechnet,“ knurrte Severus. „Diese unmöglichen Leute sind im Gefängnis, sie bekommen ihre Strafe, so wie alle Anderen! Und jetzt beruhige dich! Oder ich setz dich unter Tränke, das schwör ich dir! Ich will morgen fit sein, wenn Black ausrastet! Und glaub mir, das wird er! Mehrfach!“ Remus seufzte, packte den Anderen und küsste ihn. Er wusste, diese harsche Art von Severus war einfach nur dessen Art zu zeigen, dass auch er entsetzt war. Sonst würde der sich gar nicht so aufregen. „Also schlafen wir,“ murmelte er, deckte sie beide zu. Severus knurrte nur, er war doch kein Kuschelbär! Aber er wurde nicht gefragt. Na ja, er hatte sich in den letzten beiden Jahren daran gewöhnt, als Werwolfteddy zu dienen und wenn er ehrlich war, mochte er es auch. Auch, wenn DAS sicher niemals laut zugeben würde. Remus lächelte, er merkte, wie schnell der Tränkemeister einschlief. Er konnte es immer noch nicht fassen, zu was der Kampf um Sirius’ Entlassung geführt hatte. Er hatte Sev endlich für sich bekommen, nach all dem, was in der Schule geschehen war. Er hatte hart kämpfen müssen, aber er hatte gewonnen und wenn er Severus bezwingen und überzeugen konnte, dann würden Sirius und Harry auch klar kommen. So schwer konnte es gar nicht sein! Sirius murrte leise, als er erwachte – durch einige Strahlen in seinem Gesicht. Strahlen? Wie in Sonne? In Askaban?? Das konnte doch gar nicht sein! Automatisch riss er seine Augen auf. Nein, definitiv nicht Askaban. Keine Zelle, kein Stroh, kein Gestank. Und damit kam alles langsam zu ihm zurück. Die Befragung, Remus, Snape – und Harry! Er sah auf, atmete dann aber aus. Da lag der Kleine, sicher in die Decken eingekuschelt, in seinen Armen. Sein Junge! Sanft strich er über die wirren, dunklen Locken, das dünne Gesicht. Er sah so friedlich und klein aus, wie er da lag. Nur der Verband, der beide Hände bedeckte, zeigte, dass nicht alles so gut war, wie es jetzt aussah. Wobei Sirius eiskalt einige Dinge kamen. Was sollte er dem Jungen anziehen?! Er hatte keinerlei Kleidung! Halt! Vielleicht doch! Das Kinderzimmer! Rasch stand er auf, ging erst mal zu dem Schrank, der hier stand, erleichtert, auch hier Kleidung zu finden. Er nahm eine Jeans und ein Hemd, zog Beides an und zauberte es etwas enger, immerhin hatte er gestern seinen Zauberstab zurückerhalten, man hatte ihn zum Glück nicht zerbrochen, denn er liebte ihn wirklich. Erst dann ging er durch das Bad, um wenigstens mal einen Blick in das Kinderzimmer zu werfen. Es war hübsch eingerichtet, hell und freundlich. Ein kleines Kinderbett mit Vorhängen, ein Kindertisch mit bunten Stühlen und ein Schreibtisch. Zwei hübsche Schränke, es war wirklich ein gutes Zimmer, über das man nicht meckern konnte. Rasch durchsuchte Sirius den Schrank, der tatsächlich gefüllt war mit kleinen Roben aber auch mit Muggelsachen. Er beschloss, dass Harry erst mal eine kleine Latzhose und einen dicken Pullover anziehen würde. Mit den frischen Sachen ging Sirius zurück zu seinem Zimmer, setzte sich auf die Matratze und sah auf die Uhr. Es war neun. Zeit, dass der arme Junge was zu Essen bekam. Er war ohnehin schon so dürr! „Harry, Kleiner, “ lockte Sirius. „Komm, wach auf...“ Das tat Harry auch. Vollkommen verschreckt schoss er hoch, sah sich nervös um und nahm seine leicht verschwommene Umgebung nur sehr langsam wahr. Er erinnerte sich. Gestern. Da waren Männer gekommen! Er... war nicht mehr bei Onkel, einer von den Fremden hatte gesagt, er wär auch ein Onkel! „Ruhig,“ sprach Sirius sanft, strich über die Haare des Kleinen, der sich panisch umsah und vollkommen desorientiert wirkte. Und vermutlich nicht nur so wirkte. Er war es wohl. „Du bist sicher, es ist Alles gut. Erinnerst du dich? Ich bin dein Onkel Sirius. Ich sorge für dich. Hast du gut geschlafen?“ Verwirrt zwinkerte Harry, sah den Mann an, der immer noch ganz ruhig sprach und seine Hände hielt, die gar nicht mehr so doll weh taten, sondern nur noch etwas zwickten und die ordentlich verbunden waren. Überhaupt ging es ihm besser, sein Kopf war gar nicht mehr so schwer und es hatte nicht weh getan, sich zu bewegen. Und im Gegenteil zu Onkel lächelte der Mann ihn freundlich an, strich ihm sogar durch die Haare. Sollte er Frühstück machen oder so? Sirius war erleichtert, dass Harry heute nicht, wie gestern, begann, um sich zu schlagen. Er schien zumindest verstanden zu haben, dass er ihm nichts Böses wollte. „So,“ erklärte er. „Jetzt bring ich dich ins Bad, dann helf ich dir beim Anziehen und wir suchen mal, wo wir hier was zu Essen finden,“ erklärte er sein weiteres Vorgehen, bevor er Harry wieder hochhob, er liebte einfach das Gefühl, ihn zu tragen. „Und jetzt,“ lächelte er, stellte seinen Kleinen vor dem Klo ab. „Husch, aufs Töpfchen!“ Verwirrt sah Harry auf, doch da der Mann seine Befehle nicht widerrief, ging er zum Klo, zog sich nach verrichtetem Geschäft an und griff nach dem Lappen, um anschließend gleich zu putzen. Doch sofort wurde der ihm wieder abgenommen. Er zuckte regelrecht zusammen, nicht wissend, was er nun falsch gemacht hatte. „Harry! Du sollst doch nicht putzen!“, rief Sirius entsetzt, als ihm klar wurde, was der Kleine da gerade tun wollte. „Kleine Kinder putzen doch nicht!“ Er hob Harry hoch, setzte ihn auf den Klodeckel und stupste dessen Nase an. „Das machen hier Andere.“ Er nahm eine der kleinen Hände, machte den Verband ab und lächelte. Frische, heile, noch etwas rote Haut. Sehr gut. Er half Harry, der einfach noch so klein war, zu klein, um selbst dran zu kommen, sich die Hände zu waschen. Der Kleine schien selbst fasziniert von seinen Händen zu sein, die er immer wieder hin und her drehte. „Sie sind wieder heil, fühlt sich doch besser an, oder?“, fragte er sanft. Verwirrt sah Harry tatsächlich auf seine Hände, die nur noch etwas rot waren, aber ohne Blasen und Blut. Nachdem er sich die Hände gewaschen hatte, mit einer Seife, die ganz toll roch, bekam er noch eine Creme, dann ging es wieder in das andere Zimmer, wo der komische Mann ihm sogar noch half, sich anzuziehen. Aber was für Sachen!! Sie waren ganz neu! Da war Harry sich sicher. Und ganz warm! Dicke Socken, die nicht zu weit waren, ein dicker Pullover auf dem ein Bild war, das er nicht genau erkennen konnte und eine Hose ohne Löcher, eine Latzhose! Sirius lächelte, er beobachtete, wie der Kleine fasziniert auf die Kleidung sah, dann strahlend zu ihm aufblickte, als sei er ein Gott und kein ehemaliger Sträfling. Er beugte sich zu Harry, auf Augenhöhe, strich sanft über dessen Wange, hob ihn dann einfach hoch und dieses Mal... dieses Mal ließ der Kleine sich nach einem kurzen Moment gegen ihn sacken. „Gefallen dir die Sachen?“ Harry sah wieder schüchtern zu dem Mann auf, nickte aber. Ja, die Sachen waren toll und warm, da würde er nicht mal im Schrank frieren! Er kuschelte sich sogar gegen den Mann, der ihn hielt. Denn bisher hatte der ja auch nichts getan. Und es fühlte sich so gut an, einfach mal gehalten zu werden! Sirius hielt seinen Kleinen, strich ihm sanft über den Rücken und verließ das Zimmer, rief eine Hauselfe und bat Diese, ihn in den Speisesaal zu bringen, was der Kleine auch sofort tat. Es dauerte zwar eine Weile, doch dann hatten sie den Raum erreicht. Es war nicht der große Saal, sondern ein kleiner, heimeliger Raum und sie Beide waren nicht die Ersten. Da saß... Snape. Mit einer Zeitung vor der Nase, die aber herunter wanderte, als die Tür sich öffnete. Nein, nicht schreien, sagte er sich selbst vor. Das würde Harry nicht gut finden, nun, wo der Kleine gerade still geworden war. Allerdings versteckte er auch das Gesicht an seiner Brust, als er den Fremden sah. „Snape,“ nahm Sirius ihn daher widerwillig zur Kenntnis. Severus blickte auf, als er die Tür hörte, in Erwartung von Remus, immerhin war es Zeit für das zweite Frühstück und wenn er mal nicht kam, wurde er immer mit Gewalt aus seinem Labor gezerrt, doch es war nicht der Werwolf. Es war... „Black“, gab Severus ausdruckslos zurück. Er sah auf das verschüchterte Kind, das grausig muggel gekleidet war. „Die Stühle und das Essen sind nicht vergiftet.“ Sirius musste sich erneut zusammenreißen, doch sein armer, kleiner Harry hatte so schon genug Angst, also setzte er sich, den Kleinen auf dem Schoß. Er küsste ihn auf den Kopf, wandte dessen Kopf dem Tisch zu. „Kuck mal, was es da alles gibt,“ sprach er leise. „Was magst du haben? Du kannst dir aussuchen, was immer du willst.“ Severus beobachtete eine Weile, wie die Blicke des Kindes hin und her huschten, ungläubig und unsicher. Der Kleine sagte noch immer nichts, während Black verzweifelt auf eine Antwort zu hoffen schien. Idiot! Rasch füllte er einen kleinen Teller mit Rührei, legte zwei Scheiben Speck und etwas geröstetes Weißbrot dazu. „Gib ihm das, Black!“ Sirius zog die Augenbrauchen zusammen. „Er kann...!“ „Der Junge hat mehr Schiss als Gottvertrauen! Er wird nichts sagen! Und jetzt gib ihm das Essen und eine Tasse heiße Schokolade!“ Sirius sah zu Harry, der sofort das Zittern begonnen hatte, als Snapes Stimme lauter geworden war. Er knurrte den Anderen an, hatte gute Lust auf einen Streit, doch er hielt sich zurück, nahm den Teller. „Und das da.“ Damit schob Severus zwei Phiolen rüber. „Eine er, eine du.“ „Warum?!“ ‚Ruhig, ganz ruhig Sev,’ betete er sich selbst vor. „Dachtet ihr, ihr würdet nicht kotzen, wenn ihr das erste Mal seit Wochen oder Jahren versucht, normal zu essen?!“ Oh. Daran hatte Sirius gar nicht gedacht. Na ja, er hatte schon immer einen Magen wie ein Eisenfass gehabt, da ging Alles rein, aber Harry war noch so klein. Er entstöpselte eines der Fläschchen. „Hier, Kleiner.“ Er hielt dem Jungen die Phiole an die Lippen, froh, dass der sie schließlich trank, sogar ohne das Gesicht zu verziehen. Scheinbar schien das Zeug nicht ganz so eklig zu schmecken, wie sonst. Was ein gutes Zeichen war. Dann schob er Harry auch tatsächlich den Teller hin, gab ihm eine Gabel. „Und jetzt musst du was essen, damit du groß und stark wirst...“ Verdattert starrte Harry auf den Teller. So viel! Und... und Alles nur für ihn?! Hektisch sah er sich um, doch niemand schien vorzuhaben, ihm was wegzunehmen, auch nicht der Mann, der ihm gegenüber saß und der ihn musterte. Leise trat Remus wieder in den Saal ein. Er hatte Lucius und Narcissa gebeten, mit Draco rüber zu kommen, damit Harry gleich Jemanden zum Spielen haben würde, wenn Sev und er mit Sirius reden mussten. Denn der Andere wollte Antworten. Allerdings blieb er in der Tür stehen, beobachtete die Anwesenden. Eigentlich hatte er gedacht, Sirius wecken zu müssen, doch der saß schon da, Harry auf dem Schoß, er redete mit dem Kleinen, schien ihn zu loben, für jeden Bissen, den der Kleine nahm. Der Junge dagegen schien nervös und ängstlich, aber er sah auch einfach putzig aus in der Kleidung, die Sirius gefunden hatte. Was Remus aber überraschte, war Severus’ wachsamer Blick, mit dem er Beide im Auge zu behalten schien. Statt sich hinter seiner Zeitung zu verbarrikadieren, wie sonst, wenn er essen sollte, passte er auf. „Guten Morgen,“ machte er die Anderen schließlich auf sich aufmerksam. „Rmpf,“ gab Severus nur zurück. „Remmy!“, lächelte Sirius, brachte Harry vorsichtig dazu, den Werwolf zur Kenntnis zu nehmen. „Harry, das da ist dein Onkel Remus. Komm schon! Setz dich zu uns!“ Remus lächelte, setzte sich und strich Harry kurz über die Wange. Der Kleine allerdings reagierte... verstörend, wollte sich halb über seinen noch nicht leeren Teller werfen und sah aus, als würde er gleich weinen. „Harry, ganz ruhig, “ lächelte Sirius, strich dem Kleinen über die Hände. „Remus nimmt dir doch dein Essen nicht weg! Es ist noch genug für ihn auf dem Tisch.“ Er ließ sich nicht anmerken, wie erschüttert er über diese Reaktion war, beruhigte Harry erst so weit, dass er langsam und vorsichtig weiter aß, Remus aber nicht aus den Augen ließ. Harry war erleichtert, dass man ihm das Essen nicht wegnahm, wobei er ja eigentlich unverschämt war, immerhin hatte er erst gestern was bekommen und noch immer nichts dafür tun musste, aber er hatte doch immer solchen Hunger! Er behielt die beiden Männer, die gegenüber saßen, genau im Auge, während der Andere ihn festhielt und immer wieder streichelte. Als sein Teller und die Tasse leer waren, kuschelte Harry sich sogar an den Mann, auf dessen Schoß er saß, wandte sich von den Anderen ab. Sirius strich sanft über Harrys Rücken, als der Kleine fertig war, während er selbst noch aß, er war einfach glücklich, dass sein Patenkind entschieden zu haben schien, dass er Sirius trauen konnte. Er begann ein leichtes Gespräch über Quiddich mit Remus, der ihn etwas auf den neuesten Stand bringen wollte. Nach dem Essen allerdings nahm Sirius den Anderen ins Visier. „Ich will jetzt endlich die ganze Geschichte.“ „Warte noch kurz,“ bat Remus. „Ich habe Lucius und Narcissa gesagt, dass sie mit Draco kommen sollen, ich denke nicht, dass Harry das mitbekommen sollte, du rastest immer so schnell aus und würdest dem Kleinen....“ „Malfoys?!“, fragte Sirius drohend. „Was denkst du eigentlich, wer die Leute vom Wizgamont auf deine Seite gebracht hat, Black?!“, zischte Severus aufgebracht. „Und wer geregelt hat, dass man dir Potter sofort übergeben wird?! Natürlich Lucius!“ Sirius wollte wieder was Gemeines sagen, doch er merkte, wie Harry wieder zu zittern begann. Merlin, er musste ruhig bleiben! Er machte seinem Kleinen Angst! Rasch nahm er den Jungen anders, zwang sich, ruhig zu bleiben. Er wusste nicht, was geschehen war, er musste abwarten, erst dann konnte er sich ein Urteil bilden, das war das Wichtigste. Und wenn Malfoy geholfen hatte... „Harry, nicht weinen,“ bat er sanft. „Es ist Alles gut, ich streite mich nur gern mit dem da,“ erklärte er, deutete auf Severus. „Und nachher kommt ein Junge, der so alt ist wie du. Mit den kannst du spielen, ja?“, er wischte Harry die Tränen von den Wangen. Spielen? Wie Dudley? Mit einem anderen Jungen?! Er?? Aber er musste doch putzen! Erneut versuchte Harry, etwas zu sagen, aber es war, als würde seine Stimme sich weigern, überhaupt wieder in Erscheinung zu treten. Er kuschelte sich einfach nur fester an den Mann, der ihm heut schon so viel gegeben hatte. „Und weißt du was? Bis dahin zeig ich dir schon mal dein Zimmer,“ erklärte er. „Da, wo ihr spielen könnt...“ Er hob Harry hoch, nickte den Anderen abrupt zu und ging zurück, zeigte dem Kleinen das erste Mal sein eigenes Reich, nahm aber dann lieber ein Buch, setzte sich mit Harry in eine Ecke und begann, ihm vorzulesen, da der Kleine sich nicht traute, sich umzusehen... Erst, als es klopfte, hörte Sirius auf. Er merkte, wie Harry wieder zu zittern begann. „Ganz ruhig,“ lächelte er, küsste den Kleinen und setzte ihn so wieder auf eines der Kissen, gab ihm das Buch. „Ich bin gleich wieder da, bleib schön hier, ja?“ Harry zuckte zusammen, als es klopfte, scharf und kurz, zwei Mal. Doch der liebe Mann beruhigte ihn, setzte ihn auf das Kissen und gab ihm sogar das Buch mit den vielen Bildern, aus dem ihm bis jetzt vorgelesen worden war. Er versuchte, sich in der mit Kissen ausgelegten Ecke fast unsichtbar zu machen. Ruhig öffnete Sirius die Tür, hob eine Augenbraue. Nein, nicht schreien, erinnerte er sich selbst. „Malfoy, “ stellte er fest, sah zu Harry, trat auf den Gang und zog die Tür hinter sich bis auf einen Spalt zu. So einfach würde er, auch, wenn er nicht wusste, was in den letzten Jahren geschehen war, niemand zu seinem Kleinen lassen! „Sirius,“ lächelte Narcissa, trat vor. „Sei doch nicht so unhöflich, du Griesgram! Immerhin haben wir dir geholfen, Cousin, Draco, das da ist dein Onkel, sag artig guten Tag.“ Sirius’ Blick wanderte nach unten, wo tatsächlich ein kleiner, blonder Junge stand, mit süßen Engelslocken und den klassischen grauen Malfoyaugen. Er war einen guten halben Kopf größer, als Harry, strotzte nur so vor Selbstbewusstsein und war in eine Miniaturrobe gehüllt, wie auch Lucius sie vermutlich getragen hätte. „Guten Tag, Onkel,“ grüßte Draco den Mann brav, den er gleichzeitig kritisch musterte. Immerhin hatte er Onkel Sev oft über eben Diesen fluchen hören. In den buntesten Farben. Ja, da hatte er die tollsten Worte gelernt! Aber er freute sich auch, weil seine Mom ihm versprochen hatte, dass er heut einen neuen, kleinen Freund kennen lernen sollte. Einen Jungen, der öfter da sein konnte, als seine anderen Freunde, die nie sehr oft kamen, weil ihre Eltern, wie Seine auch, oft unterwegs waren. Aber er konnte im Gegensatz zu den Meisten, auch zu Onkel Sev gehen und da bleiben, statt mit zu müssen, was immer sooooooo langweilig war! „Hallo,“ gab Sirius ruhig zurück, sah dann zu Lucius. „Weiß der Junge, dass er vorsichtig zu sein hat?“, fragte er lauernd. Er würde kein tobendes, verzogenes Vollblutkind zu seinem kleinen, verstörten Jungen lassen! Lucius verdrehte die Augen. Wäre es nicht reine Notwendigkeit gewesen, Black zu befreien, um auch mehr Einfluss auf Potter zu nehmen und somit sein Bild in der Öffentlichkeit zu wahren und zu bessern, er hätte sich spätestens jetzt in den Hintern gebissen. „Remus und Severus haben uns gestern noch aufgeklärt,“ erklärte er schließlich. „Und heut Morgen haben wir uns noch mal was anhören dürfen,“ fügte Narcissa amüsiert hinzu. „Keine Sorge, Draco wird sich benehmen, ich werde bei den Jungen bleiben, um eingreifen zu können, Lucius wird mit dir und den anderen Dreien alles besprechen,“ erklärte die Blonde, die sehr wohl verstand, wie Sirius sich fühlen müsste. Würde irgendwer Hand an ihr Kind legen, sie würde diesen Jemanden umbringen. „Ich passe auf, es wird ihm nichts passieren, Sirius. Ich verspreche es,“ wiederholte sie ernst. Sirius musterte die beiden Erwachsenen erneut, bevor er abrupt nickte. Er wusste, er konnte Harry nicht unbeaufsichtigt lassen, aber ihn zu der Besprechung mitnehmen war auch nicht weise. Der Kleine würde Angst haben, sobald es laut werden würde. Doch erst mal trat er zurück in das Kinderzimmer, wo Harry zu versuchen schien, in den Kissen zu verschwinden. Sanft hob er den Kleinen hoch, küsste ihn und deutete auf seine Gäste. „Harry, sieh mal, das da sind Lucius Malfoy, seine Frau und Draco. Der ist so alt wie du. Und er ist hier, um mit dir zu spielen.“ Harry war gar nicht begeistert, als auf ein Mal so viele Leute kamen, schon wieder fremde Gesichter! Er klammerte sich an Onkel Sirius fest, versteckte erst mal sein Gesicht an dessen Hals. „He, sie sind gar nicht so schlimm!“, log Sirius das Blaue vom Himmel. „Ich wette, meine liebe Cousine da hat sicher auch Süßigkeiten irgendwo versteckt!“ Er deutete auf Narcissa. „Und noch besser,“ grinste die, stellte sich zu dem Kleinen, der ihr in dem Moment nur unendlich Leid tat. „Ein kleines Geschenk.“ Sie hob eine kleine Schachtel. „Auch, wenn ohnehin bald Weihnachten ist, es ist auch nur eine Kleinigkeit.“ Geschenk?! Er und ein Geschenk?! Er bekam nie was, weil er ein Freak war! Aber... das sah so... er hatte schon immer mal eins haben wollen! Doch er traute sich nicht, danach zu greifen. Er fixierte es nur mit den Augen. „Ah, es scheint ihn zu interessieren,“ lächelte Sirius, der froh war, dass Harry begann, sich ein wenig zu öffnen, auch, wenn er immer noch nichts sagte. Vorsichtig setzte er Harry auf das Bett, kniete sich vor ihn. „Ich muss kurz zu Onkel Remus und zu dem anderen Stinkstiefel,“ erklärte er. „Und Stinkstiefel Nummer drei nehm ich auch mit. Du kannst Narcissa ihre heiß und innig geliebten Klamotten versauen, dich mit Süßigkeiten voll stopfen und dir von Draco zeigen lassen, wie die Spielsachen funktionieren, ja? Und wenn du zu mir willst, dann bringt Narcissa dich zu mir. Gut?“ Was?? Sirius wollte gehen?! Und ihn hier allein lassen?! Am liebsten hätte Harry geweint, doch er wusste, Weinen würde nicht gut tun. Und... vielleicht kam der Andere ja auch wieder! Nein, er würde nicht weinen, stattdessen nickte er, wie es wohl erwartet wurde. „Das ist gut,“ lächelte Sirius, küsste den Kleinen erneut auf die Stirn. „Dann bin ich so schnell wie möglich wieder da. Also – dann bis gleich...“ Hastig verließ er den Raum, nur, um nicht wieder zurück zu rennen, um den Jungen mitzunehmen, stürmte voran, dicht gefolgt von Lucius. Er riss die Tür zu dem Zimmer auf, in dem sie gegessen hatten, lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme: „Und jetzt will ich endlich Antworten!“, herrschte er aufgebracht. „Von euch allen!“ Severus, der hier geblieben war, wohl wissend, was nun geschehen würde, verdrehte die Augen, sah zu Remus, der neben ihm saß und ebenfalls las. Na ja, nun nicht mehr, er hatte sein Buch beiseite gelegt. „Sirius, schrei doch nicht so rum,“ konterte Remus, deutete auf die Sessel. „Setz dich, dann...“ „Ich denke, ich stehe lieber. Also... erzählt mir BITTE, was hier los ist! Warum war ich so lang in Askaban, was hast du mit den Slytherins zu schaffen und warum war... Harry untergebracht, wo er war??!“ „Wie immer, Black,“ stellte Lucius nur fest, der sich setzte und seinen Gehstock neben sich abstellte. „Keinerlei Eleganz, immer gleich zum Punkt. So... Gryffindor...“ „Ich hab ein Recht auf...!“ „Und du bekommst deine Antworten,“ versprach Remus. „Gleich jetzt. Wenn du mich mal reden lassen würdest. Du bist verhaftet und nie befragt worden. Aus einem einfachen Grund: du standest Dumbledore im Weg. Wärest du am Leben geblieben, hätte er keine Kontrolle über Harry gehabt. Und bevor du fragst, ja, er hat sich die magische Vormundschaft übertragen lassen, da du ja in Askaban und als verurteilter Schwerverbrecher zu einer Entscheidung im Sinne eines Kindes oder gar DIESES Kindes in der Lage wärest. Ich habe den Alten angebettelt, dir eine Chance zu geben, eine Verhandlung! Aber der Alte hat sogar versucht, meine Gedanken zu manipulieren, um mich von deiner Schuld zu überzeugen! Dumm nur, dass er außer acht gelassen hat, dass ein Wer nicht so leicht zu beeinflussen ist...“, Remus sah sofort, wie sein Freund zu einer Antwort ansetzte, unterbrach ihn aber, indem er die Hand hob. „Siri, bitte. Lass mich erzählen. Dann kannst du Fragen stellen. Ja, ich bin zu Dumbledore gegangen, aber wie gesagt, er hat nicht daran gedacht, was zu tun. Im Gegenteil, er ist es, der dich nur noch als ein Monster hingestellt hat. So... konnte ich nicht weiter kommen. Also... habe ich mit anderen Leuten Kontakt aufgenommen. Mit... Severus, um genauer zu sein. Er wurde selbst lang von dem Alten drangsaliert. Nein, Albus Dumbledore ist kein guter Mann, er will nur Macht, Geld und Einfluss. Mehr nicht. So traurig, wie es nun mal ist! Ich musste... Severus lang bearbeiten, aber dann hat er mir geholfen und mit Lucius geredet, der hat dann etwa ein Jahr gebraucht, um eine neue Befragung einzufädeln. Den Rest kennst du. Seither bist du hier... und jetzt... stell deine Fragen. Aber bitte – schrei nicht so! Wir sind alle nicht taub!“ Sirius öffnete den Mund, schloss ihn wieder, bevor er endlich was raus setzte. „Warum?“, fragte er. „Warum hat der Alte das getan?! Was hat Harry, was hab ich ihm getan?!“ Remus seufzte. Es war nicht die Frage, die er erwartet hatte, aber wenigstens blieb das Geschrei noch aus. Was immerhin was. „Der gesamte Krieg, die Geschichte mit Voldemort, alles scheint zusammenzuhängen. Und es dient nur einem Zweck. Der Alte will wieder mehr Macht, er will wiederholen, was er schon ein Mal bei Grindelwald geschafft hat, wie ist ihm egal. Und dann war es nicht er, sondern Harry, der den Lord außer Gefecht gesetzt hat. Die einzige Möglichkeit war es, die Hände an den Jungen zu bekommen. Ich glaube, er arbeitet auf einen neuen Krieg hin, ich weiß nur nicht wie und... Harry sollte sein Bauernopfer sein. Aber um ein williges Bauernopfer zu haben, muss man es entsprechend erziehen. Was eignet sich besser, als ein schwer misshandelter Junge, dem man scheinbar hilft?“ „Und darum musste ich weg, weil er wusste, dass ich es nicht zulasse,“ biss Sirius. Ja, es war die einzige Erklärung, die irgendwie Sinn machte. Denn nie hätte er erlaubt, dass Harry geopfert oder benutzt werden würde. Nicht sein Kleiner! Niemals! „Ja, Black,“ knurrte Severus. „Darum bist du nach Askaban gewandert. Und Potter zu seinen ihn liebenden Verwandten.“ Ja, selbst er war bereit, in diesem Fall ein wenig Mitgefühl zu zeigen, auch, wenn es ihn Überwindung kostete. Er war ohnehin froh, dass es bisher so friedlich lief. Er hätte jetzt schon mit Schlimmerem gerechnet. Sirius rieb sich über das Gesicht, bevor er die Slytherins ansah. „Und was wird mich das kosten?“, fragte er ruhig. Die Schlangen machten nie etwas umsonst. Lucius grinste etwas, während Severus ein seltsames Geräusch von sich gab. „Nun,“ meinte er nur. „Du solltest – zu deiner und Harrys Sicherheit – deinen Titel als Lord Black annehmen und ins Wizgamont kommen. Und... deine Entscheidungen mit mir absprechen, damit wir den Alten untergraben können!“ „Also Einfluss,“ gab Sirius kühl zurück. „Was hab ich auch Anderes erwartet?“ Lucius zuckte mit den Schultern. „Keine Sorge, ich will nur den Alten los werden, der bedroht uns alle und es ist in deinem Interesse. Und dass du frei bist, dürfte den Alten so ärgern, dass es das schon wieder wert war.“ Kapitel 3: Sprechen? -------------------- Guten Morgen. Hier ist das neue Kapitel und gleich um eines festzustellen: das hier wird KEINE HarryxDraco-Geschichte. Diese BEiden sind bei mir nur Freunde, nicht mehr, das wird sich auch im Verlauf der Geschichte nicht ändern *Kekse hinstellt* Mata ne, ADE _________________________________________________________________________________________ Narcissa wartete, bis Sirius weg war, sie sah die Tränchen, die sich zu bilden drohten, kniete sich zu Harry und legte ihm das Päckchen auf den Schoß. „Du musst es noch auf machen,“ erklärte sie, lächelte ermutigend. „Und keine Sorge, er kommt ganz bald wieder.“ Harry musterte die Frau ein weiteres Mal, sah dann zu dem anderen Jungen, der ihn angrinste. Erst dann hob er den Deckel von dem bunten Päckchen – und musste lächeln. Da drin lag ein Kuscheltier! Ein, in seinen Augen, großer Eisbär! Ganz flauschig, mit weichem Fell und großen, schwarzen Knopfaugen! Harry traute sich nicht mal, es anzufassen. Narcissa lächelte, nahm den Teddy, es war extra kein magischer Teddy, sondern ein ganz einfacher – und gab ihn Harry in die Hand. „Ich hoffe, du magst ihn,“ erklärte sie. „Er war ganz allein in einem dunklen Eck im Laden und hat auf einen kleinen Jungen gewartet, der sich etwas um ihn kümmert...“ Verdattert sah Harry das Tier, dass nun in seinen Armen lag, strich über das weiche Fell – und strahlte. Er wollte sich bedanken, wirklich, doch... er bekam einfach kein Wort raus! Er...er...! Er wollte doch...! Narcissa runzelte die Stirn. Sie merkte, dass Harry was sagen wollte, sich bedanken mit Sicherheit, irgendwie so was, doch es kam kein Wort aus dessen Mund. Was dazu führte, dass die Unterlippe fast schon angstvoll zum Beben brachte, der Kleine drückte den Teddy, zuckte, als sie sich bewegte, er schien panische Angst zu haben. „He, nicht weinen,“ lächelte sie freundlich und strich über Harrys Locken. Sie musste mit Sirius über dieses Problem reden. Dringend. „Mami...?“, Draco musterte den Jungen, der viel kleiner aussah, als er selbst und der offensichtlich ja noch mit Teddies spielte, was er natürlich nicht tat! Aber er fand ihn süß. Nur... warum sagte der Kleine nix? Narcissa lächelte ihrem Sohn zu. „Gleich, mein Kleiner,“ erklärte sie, sah dann wieder zu Harry. „So, und jetzt solltet ihr Beide spielen!“, forderte sie Harry auf, setzte den Kleinen vorsichtig auf den Boden. „Und Draco, sei lieb zu ihm.“ Draco grinste, sah sich um und fand ein tolles Puzzle. Nach einigen Momenten bekam er Harry, der den dummen Bären weiterhin mit einem Arm umklammert hielt, sogar dazu, mit zu machen, auch, wenn Harry sich sehr ungeschickt anstellte, wie Draco fand. Dabei waren die Puzzleteile doch wirklich groß! Immer wieder sah Harry sich nervös um. Draco war zwar in Ordnung, doch er wollte mehrfach sagen, dass er die Puzzleteile nicht deutlich sah, jedes Mal blieb ihm aber wieder das Wort im Hals stecken. Früher hätte es nicht so viel ausgemacht, immerhin war es ihm verboten gewesen, was zu sagen, aber...er hatte sich nicht mal bedanken können! Er wollte zurück! Zu Sirius! Der schien ihn auch so immer zu verstehen! Denn so nett, wie die Frau war, sie... wollte ihn nicht aus dem Zimmer lassen! Dabei... musste er doch ganz dringend aufs Klo! „Mami, warum weint er so?“, fragte Draco, der versuchte, Harry zu trösten. „Tut ihm was weh?!“ Narcissa seufzte verzweifelt auf. Sie wusste nicht, was sie noch tun sollte. Streicheln, gute Worte, nichts wollte helfen, immer wieder rannte Harry zu der Tür, durch die dessen Vormund verschwunden war. Blieb nur zu hoffen, dass die Stunde gereicht hatte, um die Fronten zumindest grob zu klären. Der Junge konnte nichts für sein Benehmen, für ihn war hier alles fremd, aber es nahm sie auch mit, nicht helfen zu können. „Ich glaub, er vermisst Sirius,“ erklärte sie. „Komm, Draco. Bringen wir ihn wieder zu ihm.“ „Ist Onkel Sirius sein Daddy?“, fragte Draco. „So was Ähnliches,“ murmelte Narcissa, die den weinenden Jungen an die Hand nahm und aus dem Zimmer brachte. Sie klopfte an dem Zimmer, in dem sie die Männer vermutete, öffnete und atmete erleichtert aus. Sie spürte, wie Harry sich los riss, hastig zu Sirius lief, der wohl gerade zu einer sehr lauten Erwiderung angesetzt hatte, die aber sofort von Diesem geschluckt wurde. „Harry!“, rief Sirius entsetzt. Er hatte vor allem mit Lucius Kleinigkeiten lautstark diskutiert, nicht bereit, so einfach gegen Slytherins nachzugeben, als es geklopft hatte und Narcissa, mit seinem vollkommen verweinten Patenkind, im Zimmer stand, wobei Harry in einer Hand verzweifelt ein Stofftier umklammerte, das halb über den Boden schleifte. Hastig nahm er Diesen hoch, drückte ihn an sich. „Was war los?“, fragte er ruhig. Da Draco zwar betroffen, aber nicht schuldig wirkte und Narcissa es besser wusste, als ein Kind zu verletzen, ging er davon aus, dass es was Anderes sein musste. „Ich weiß es nicht,“ verteidigte Narcissa sich. „Er hat mehrfach versucht, durch die Tür zu laufen und dann einfach begonnen, bitterlich zu weinen! Ich hab ihn sofort hierher gebracht!“ Sirius sah zu Harry, der versuchte, wieder auf den Boden zu kommen, runzelte dann die Stirn. Tür. In seinem Zimmer gab es zwei Türen. Abrupt wandte er sich zu Remus. „Wo ist hier das nächste Klo?“ „Öh...“, der Werwolf sah den Anderen etwas verdattert an. „Zwei.. Türen weiter?“ Kaum hatte er das gesagt, war Sirius auch schon weg. Er wandte sich an Narcissa. „Hat er denn nichts gesagt?“ „Nein;“ schüttelte Narcissa. „Ich denke, er wollte was sagen, mehrfach, aber er hat es nicht geschafft. Ihr solltet einen Kinderheiler informieren. Ich denke, da stimmt was nicht. Er hat im wahrsten Sinne des Wortes keinen Ton raus bekommen!“ „Nix gesagt hat er!“, bekräftigte Draco, schüttelte weise sein greises Kinderhaupt und sah zu seinem Vater. „Vielleicht tut ihm der Hals weh! Onkel Sev muss nachgucken!“ „Ich bin doch kein Heiler,“ knurrte der Tränkemeister ungnädig. „Und schon gar nicht für kleine Gören!“ Dass er sich selbst schon Gedanken gemacht hatte, wusste nur Remus. Und so hatte es auch zu bleiben! Remus nickte. „An so was hatte ich schon gedacht, das kläre ich gleich. Ich bin nur gespannt, ob Sirius richtig geraten hat... wundern würde es mich nicht mal...“ Lucius rieb sich nur den Kopf. Im Grunde hatte er gerade zehn Minuten damit verbracht, Sirius klar zu machen, dass Dieser nur weiter kommen würde, wenn er den Titel der Blacks annahm und tat, was er ihm sagte. Doch selbst, wenn Black nun so weit war, sein Erbe anzutreten, so war er nicht bereit, auf Leute zu hören, die mehr Erfahrung hatten, vielleicht hatte er auch einfach Angst, noch mal so verraten zu werden. Aber eine Zusammenarbeit war unerlässlich. Nun, ein magischer Eid würde Black vielleicht klar machen, dass er wirklich helfen wollte. „Wie lief es bisher?“, fragte Narcissa schließlich, nachdem sie Draco mit einem kleinen Buch abgelenkt hatte, in dem er herum kritzeln konnte. „Back ist stur,“ knurrte Severus. „Und er überstrapaziert meine Trommelfelle und meine Gastfreundschaft!“ „Sev,“ murmelte Remus, strich dem Anderen kurz über den Nacken. „Er hat viel mitgemacht und er hat es eigentlich noch richtig gut genommen, sogar die Nachricht, dass er mindestens ein halbes Jahr unter unserer Aufsicht bleiben muss, damit wir sicher gehen können, dass er keine Folgeschäden von Askaban davongetragen hat.“ „Warum? Nur weil er beim Drohen geblieben ist, was das Brechen meiner ohnehin hässlichen Nase angeht?“, schnaubte Severus. „Och, armer Sev, als ob du Probleme mit deinem Selbstbewusstsein hättest,“ konterte Remus, der den Anderen kurz küsste. Er wusste, ewig konnten sie ihre Beziehung nicht verstecken. Was vermutlich auch noch mal richtig Streit geben würde. Severus knurrte nur, vor Allem, als die Tür sich öffnete und Sirius wieder kam, Harry auf dem Arm. Der Kleine hielt noch immer den Teddy, sein Kopf lag auf der Schulter von Black, man sah noch immer, dass er geweint hatte, aber er hatte sich offensichtlich wieder beruhigt und sah eher so aus, als würde er im Stehen einschlafen können. „Und?“, fragte Remus neugierig. Sirius setzte sich, er spürte, wie der Griff des Kleinen sich verstärkte, er küsste ihn auf den Kopf, positionierte ihn neu auf seinem Schoß und hob den Teddy so, dass Harry ihn bequemer fassen konnte. „Dass ihm nicht die Blase geplatzt ist, war auch schon Alles,“ gab er nur zurück. Er strich beruhigend über die schwarzen Locken. „Aber jetzt hat sich das auch erledigt.“ Dass Narcissa nicht auf diese Idee gekommen war... Harry hörte gar nicht zu, er fühlte sich einfach nur erleichtert, dass Nichts in der Hose gelandet war, kuschelte sich an den Mann, dem er wirklich vertraute und hielt seinen Teddy fest, während der Andere ihn immer noch streichelte. Siri hatte ihn beruhigt, ihn aufs Klo gebracht und ihm versichert, dass Alles in Ordnung war. Er merkte kaum, wie er schließlich wieder wegdöste. „Sirius...“ Der Angesprochene sah auf. Er hatte ganz fasziniert beobachtet, wie Harry, seinen neuen Bären fest umklammert, gegen ihn gekuschelt eingeschlafen war. Armer Junge. „Was?“, fragte er nur. „Du musst Harry untersuchen lassen, von einem Profi. Mir ist gestern schon aufgefallen, dass er nichts gesagt hat, Narcissa und Draco haben gemeint, er wollte reden, hat aber keinen Ton raus bekommen und ich denke, er hat immer noch leicht erhöhte Temperatur,“ erklärte der Werwolf. „Lucius kann sicher einen Heiler vorbei schicken.“ Was?! Fieber?! Sein Kleiner war krank?! Nein! Das wollte er nicht! Da würde er sogar Hilfe von Malfoy annehmen! „Ja, ja natürlich! Aber ich will nur den Besten! Harry hat genug durchgemacht!“ „Ja, ja natürlich,“ nickte Lucius. Er kniete sich zu Sirius, musterte den Kleinen, der sein neues Spielzeug nicht mal im Schlaf loslassen wollte. Und ja, er war etwas warm, sah auch durch seine Dürre kränklich aus. „Ich schicke euch direkt Dracos Heiler vorbei, der ist auf Kinder spezialisiert. Und unsere Diskussionen... verlegen wir auf ein anderes Mal. Nächste Woche, dann habt ihr etwas Zeit,“ fügte er an. „Und Weihnachten können wir ja zusammen feiern.“ Sirius wollte widersprechen, doch Draco kam ihm zuvor. „Ja!“, strahlte der kleine Junge. „Und Harry und ich bekommen ganze viele Geschenke! Und ich zeig ihm, wie man richtig puzzelt!“ „Sieht so aus, als wäre das entschieden,“ grinste Remus, der nichts dagegen hatte. Für ihn war Sirius ein Teil seines Rudels, so, wie Harry nun auch. Und Severus. Allerdings auch Draco und Lucius. In den letzten beiden Jahren war eben doch Einiges passiert. Sirius gab nach. Er hatte scheinbar eine Schwäche für Kinder entwickelt, die noch nicht mal vor Malfoy Junior Halt machte, der begeistert von seinem neuen Freund erzählte, dem er Alles beibringen wollte. Allerdings wurde der nun eingepackt und trotz seiner Proteste und die Malfoys zogen ab, mit dem Versprechen, dass der verschwiegene, zuverlässige Arzt von Draco gleich kommen würde. „Ich bring den Kleinen zu mir,“ erklärte Sirius. „Wenn der Heiler da war, werde ich Kontakt mit Gringotts aufnehmen und die Lage der Dinge besprechen, wegen dem Titel und der anderen Sachen.“ Es war jetzt schon heraus gekommen, dass der Alte sich bei den Potters bedient hatte, doch da Remus die Gobblins schon informiert hatte, waren sie dabei, diese Lage zu revidieren. Remus nickte verstehend. „Ich komme mit, ich will wissen, was er hat,“ erklärte der Werwolf aber entschieden. „Sev?“ Der Tränkemeister grummelte, doch er stand ebenfalls auf. Ja, er wollte wissen, warum Potter nicht sprach. Und was für Tränke er warum herzustellen hatte. Es war ja doch wieder er und bevor Lupin ihn bat, konnte er es auch gleich selbst machen. Sirius lief wieder ins Zimmer zurück, setzte sich. Er wollte Harry auf das Bett legen, doch der wimmerte, also ließ er den Kleinen, wo er war. Auf seinem Schoß. Da lag er ja auch gut. Warum also sich aufregen? „Warum kann er nicht mehr sprechen?“, fragte Sirius schließlich. Das verstand er nicht. Wirklich nicht. „Das werden wir schon erfahren,“ beruhigte Remus. „Es kann Vieles sein, wir wissen nicht, was bei diesen Leuten alles passiert ist.“ Die drei Erwachsenen saßen einfach da, bis eine Hauselfe schließlich einen etwas älteren Herrn herein führte, der aussah, als habe man ihn gerade von einem Picknick geholt und nicht mit Arbeit gerechnet. „Sirs?“, fragte der Heiler ruhig. Er war gerade von Lucius Malfoy hierher geschickt worden, zu Lord Black. Und er wusste es besser, als einer solchen Bitte, die eher ein Befehl war, nicht nachzukommen. „Wo befindet sich mein Patient?“ Außerdem war ihm klar, dass das hier ein neuer, großer Auftrag werden könnte. „Hier,“ gab Sirius zurück, deutete auf seinen Schoß. „Harry Potter und was geschieht, wird diesen Raum niemals verlassen!“ „N...n...n...natürlich, Sir,“ brachte der Mann heraus, als er erkannte, dass es nicht irgendein entfernter Verwandter der Blacks war, sondern deren ältester Sohn, der eigentlich in Askaban hätte sein sollen. Er schien da Irgendwas verpasst zu haben... „Gut,“ nickte Sirius, innerlich höchst amüsiert, was für eine Angst er nun Menschen wohl machen konnte. Das eröffnete gleich ganz neue Möglichkeiten! „Harry hat sehr viel mitgemacht, er hätte Angst, wenn er das hier mitbekommen würde. Er wurde misshandelt,“ fügte Sirius dunkel an. „Die meisten oberflächlichen Wunden haben wir gestern Nacht versorgt, er scheint aber Fieber zu haben und er bekommt keinen Ton raus!“ Der Heiler nickte, stellte seine Tasche ab und musterte das kleine Kind in den Armen des eigentlich verurteilten Mannes, der den Jungen aber mit so viel Vorsicht hielt... Harry James Potter, Held seiner Welt. Doch er sah gar nicht heldenhaft aus, sondern viel zu dünn und ja, er schien warm, als er die Hand auf dessen Stirn legte. Allerdings zuckte der Kleine bei der Berührung zurück. Unter den wachsamen Augen von drei Männern, die alle nicht aussahen, als wäre gut Kirschen mit ihnen zu essen, machte er sich an seine Arbeit. Snape kannte er, der Mann war alles andere als harmlos, Black war ihm unheimlich und der Andere, den konnte er gar nicht einschätzen. Rasch begann er, die üblichen Sprüche herunter zu beten, während eine magische Diktatfeder seine Befunde notierte. „Und?“, fragte Sirius besorgt, froh, dass der Heiler Harry nicht anfassen musste. „Warum zum Henker kann er nicht sprechen?!“ „Er... hat eine Kehlkopfverletzung, die durch Würgen entstanden ist,“ murmelte der Heiler, teils geschockt, vor Allem aber verständnislos. „Diese Verletzung mag zum Großteil abgeheilt sein, aber sie kann eine psychologische Sperre ausgelöst haben. Ich werde Ihnen nachher noch den Namen einer auf Sprachprobleme spezialisierten Heilerin geben,“ fügte er an. „Sie kann raus finden, ob und wie er wieder sprechen wird und sie kann ihm beibringen, sich bis dahin zu verständigen. Eine bessere Nachricht kann ich Ihnen z u diesem Zeitpunkt nicht geben.“ „Aber... wie bitte soll er dann das Zaubern lernen?“, fragte Severus. „Es gibt Möglichkeiten, wenn nur seine Magie stark genug ist,“ gab der Heiler zurück. „Auch das kann die Heilerin mit ihm üben.“ Remus atmete aus. Er hatte nicht mal bemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. Das war nicht, was er erwartet hatte und es kostete alle Mühe, seinen inneren Wer zu beruhigen. Er ahnte, dass noch mehr kommen würde und er wusste, es würde Alles noch schwerer werden, als er gedacht hatte. „Was noch?“ „Er scheint einen leichten Infekt zu haben, daher die leicht erhöhte Temperatur, es ist nichts Tragisches, ein, zwei Stärkungstränke sollten vollkommen ausreichend zur Behandlung sein. Was mir mehr Sorgen bereitet, ist das Untergewicht und die Tatsache, dass der Junge vor nicht allzu langer Zeit einen Schädelbruch gehabt haben muss. Ich habe geheilt, was ich gefunden habe. Er muss aber beobachtet werden, um Folgeschäden ausschließen zu können.“ „Ich bring diese Leute um!“, zischte Sirius voller Hass und Verachtung in der Stimme, während er seinen Kleinen schützend nur noch fester in die Arme schloss. Schädelbruch, Kehlkopfverletzungen, gebrochene Knochen, Verbrennungen und die Zeichen einer Auspeitschung. Merlin, Harry war doch ein vierjähriger Junge! Wie konnte man?! Wie konnte man einem so süßen, kleinen Kind so was antun?! Der Kleine konnte in seinem Leben nicht böse genug sein, um das auch nur irgendwie zu verdienen! „Du magst frei sein, von Freischüssen war bei der Entlassung keine Rede, Black,“ konterte Severus kühl. „Um diese Leute wird sich gekümmert werden und das hier wird Alles dazu beitragen, dass der Alte sicher nicht beliebter sein wird.“ Er ließ sich von dem Arzt die Liste der erforderlichen Medikamente geben und trottete in Richtung seines Labors. Besser jetzt gleich anfangen, als sich mit diesem Irren zu zoffen. Remus legte Sirius die Hand auf die Schulter. „Harry braucht dich,“ erinnerte er den Anderen. „Er braucht uns. Hier. Nicht bei einer kopflosen Racheaktion. Mach lieber, was Lucius gesagt hat, nimm den Titel und lass dir von ihm genau sagen, was du tun musst. Dann bekommst du den Verursacher da, wo es ihm besonders weh tut und du kannst das Urteil gegen die Dursleys beeinflussen. Denk immer daran, dass es da draußen Dinge gibt, die weitaus schlimmer sind, als der Tod.“ Sirius knurrte etwas, nickte aber und gab nach. Er würde Harry nicht in Gefahr bringen. Nicht so unnütz. Seine Rache würde er sich schon noch anders holen. Und wenn er sich, wie gesagt, dabei auch noch auf Lucius Malfoy verlassen musste. „Remus, sag Malfoy, ich gehe auf sein Angebot ein.“ Überrascht hob Remus eine Augenbraue, doch er konnte es auch verstehen. Ja, vielleicht war das das Beste. Sirius musste arbeiten, aber Auror kam nicht mehr in Frage. Damit hatte man keinen Einfluss und es war zu einfach Jemanden in der Stellung einfach mal eben verschwinden zu lassen. „Komm,“ sprach er leise zu Severus, der im Türrahmen stehen geblieben war, wandte sich wieder zu Sirius. „Du solltest den Kleinen wieder wecken, er hatte seine Stunde Schlaf und es ist Zeit fürs Mittagessen: Kommt einfach nach...“ Sirius nickte, er wartete, bis die anderen Beiden weg waren, betrachtete dann den Kleinen, der so vertrauensvoll in seinen Armen lag, mit einem etwas roten Gesicht, aber vollkommen entspannt. Fast wie ein normales Kind. Doch nur zu deutlich sah er vor seinem inneren Auge noch die blauen Flecken am Hals, als sie ihn gefunden hatten. Eine nicht ganz so schlimme Verletzung, wie er gedacht hatte. So viel dazu. Leicht strich er über den Hals. Er hatte sich nichts dabei gedacht, dass Harry nicht gesprochen hatte, er hatte instinktiv gewusst, was der Kleine brauchte und er hatte gedacht, dass der Junge einfach Probleme mit dem Sprechen an sich hatte, dass er stotterte oder so. Aber das hier... es war Horror. Aber er würde einen Weg finden, so oder so!! „Harry, komm, wach auf, mein Kleiner,“ lockte er sanft. „Das Essen ist gleich fertig und deinem Bärchen knurrt auch schon der Magen…“ Harry runzelte die Stirn, rieb sich dann aber die Augen. Wann war er eingeschlafen und...? Oh Gott! Ohgottohgottohgott! Er musste doch..! Er wollte hoch schießen, doch dann merkte er, wie ein Arm ihn hielt, sackte zurück. Onkel Sirius, erinnerte er sich. Seit der Andere ihn geholt hatte, hatte er noch nicht mal gesehen, wo die Putzlappen sich versteckten. Er hatte spielen dürfen! Mit einem anderen Jungen! Und... und...! Der Teddy! Er sah herunter und tatsächlich, da war der Eisbär, immer noch. Glücklich drückte Harry den Bären, sah dann zu seinem neuen Onkel auf, der seine Nase anstupste. Aber ganz vorsichtig. „Na du?“, lächelte Sirius sanft. „Bist du jetzt wach?“, es hatte doch etwas gedauert, bis Harry begriffen zu haben schien, wo er war. Er stand auf, Harry weiterhin auf dem Arm. „Jetzt gehen wir los und holen uns was zu essen und ich glaub, du musst noch ein paar eklige Sachen trinken, aber das ist nur, damit du gesund bleibst.“ Er lief einfach los, ging zurück in den Speiseraum. „Was?!“, donnerte Albus aufgebracht, als die Auroren, in Begleitung der Gobblins, begannen, ihn zu beschuldigen! Er konnte es nicht fassen! Das Alles! Seine.... all seine Pläne! Sie gingen gerade den Bach runter! Black frei und der Potterbengel bei ihm! Die Arbeit von Jahren für die Katz! Kingsley erhob sich, lächelte kühl. Sein Respekt vor diesem Mann war flöten gegangen, nachdem er die Bilder und Berichte studiert hatte. Darum hatte es ihn besonders gefreut, dass er es war, der dem Alten diese Dinge mitteilen konnte. Und noch mehr genoss er es, zu sehen, wie der ach so tolle Mann seine Fassung verlor. Auch er hatte Dumbledore einmal vertraut und verehrt, aber das hatte sich in den letzten beiden Tagen verändert. Seither wühlten seine Leute mit ihm im Dreck der Vergangenheit. Doch der Mann schien seine vollkommen gelöscht zu haben. Erst im Ausland hatten die Ersten was gefunden und das waren keine sehr schmeichelhaften Dinge gewesen, die sich noch auf den Krieg von Grindelwald bezogen. Eindeutige Pamphlete. „Das können Sie nicht tun!“ „Ich habe es auch nicht getan,“ gab Kingsley nur zurück. „Ich teile Ihnen nur den Entschluss des Wizgamont mit. Und der ist unumstößlich. Sie sind Ihres Stuhles und Ihrer Stimmen enthoben, es wird erneut geprüft, ob Sie den Merlinorden zu Recht tragen, da Sie mehrerer Verbrechen beschuldigt werden. Auch sind Sie ab Sofort nur noch ein einfacher Lehrer, da man Jemandem, der beschuldigt wird, ein Kleinkind bewusst in eine brutale Familie gegeben zu haben, keine weiteren Kinder derart anvertrauen wird. Und auch Ihr Lehramtsberuf wird auf Suspension gesetzt, bis die Sachlage sich geklärt hat.“ Oh, es war zu schön zu sehen, wie der Alte jegliche Farbe verlor und tiefer in den Sessel sank, in dem er bis eben noch sündhaft teuren Tee aus schier unbezahlbarem Porzellan getrunken hatte. Nichts, was er sich bei seinem Gehalt leisten können sollte, nur so nebenbei bemerkt. „Das kann niemand tun! Ich habe diesen Sitz auf..:!“ „Nein, Sie haben ihn nicht auf Lebenszeit bekommen, wir haben nachgesehen. Außerdem haben auch die Gobblins begonnen, das unrechtmäßig genommene Geld aus allen Ecken und Enden wieder einzufordern, so, wie die Artefakte, die Sie entwendet haben.“ Kingsley lächelte süffisant. „Ein Kind beklauen...“ Damit wandte er sich abrupt an und verließ, mit alle Mann, das Haus. Nun ja, es war eher ein Palast, doch den würde er sicher nicht mehr lang halten können. Es war nur eine Frage der Zeit. Albus konnte nichts Anderes tun, als den Leuten hinterher zu starren, er zitterte am ganzen Körper und ihm war eisig kalt, während der Schweiß ihm den Rücken in Strömen herunter lief. Es war, wie damals als Kind, wenn man ihn bei etwas ertappt hatte, nur tausend Mal schlimmer. Ja, er war ertappt worden. Bei etwas, dass er über einen Zeitraum von zwanzig Jahren mühsam geplant hatte! Aber nein, alle mussten ihn ja stören! Erst wagte der Potterbengel es zu überleben und nachweislich Tom umgebracht zu haben, dann wurde er nicht geehrt, sondern der verfluchte Bengel zum Helden und zu guter Letzt schafften dessen Verwandte es nicht mal, den dummen Freak umzubringen!! Es hatte ihn einiges gekostet, Blacks Verhandlung zu sabotieren! Oh, wenn er den erwischen würde, der diese Arbeit zunichte gemacht und diesen Irren entlassen hatte! Er wusste, er musste sich vorsehen! Denn Black war gefährlich! Wenn nicht, bevor er nach Askaban gekommen war, dann mit Sicherheit jetzt. Albus war nicht dumm. Er wusste, er konnte es sich jetzt nicht leisten, zu fluchen und zu toben, das musste er verschieben. Erst mal... musste er entkommen, bevor sie kommen würden, um ihn zu verhaften. Doch so einfach nicht! Selbst wenn sein eigentliches Ziel in weite Ferne gerutscht war, war da immer noch eines: Rache!! Und die würde er sich noch holen, egal wie!! „Na?“, fragte Sirius sanft, strich über Harrys Hand. Der Kleine hatte gerade seine Medikamente genommen, war dafür mit einem reichhaltigen Frühstück belohnt worden. Danach hatte er ihn in eine dicke Jacke gepackt und war mit ihm raus gegangen, wo es zu schneien begonnen hatte. Es war zwar kalt, aber der Junge dürfte nicht frieren. Und wie schon gestern hielt er auch heut seinen neuen Teddy immer fest an sich gedrückt. „Wollen wir einen Schneemann bauen?“ Harry blickte misstrauisch auf das Weiß. Schnee. Ja, er kannte Schnee. Ihn wegzuräumen war ein Horror, eben weil er zu klein war, um die Schneeschaufel zu halten. Nur aus der Ferne hatte er beobachten können, wie Dudley im Schnee gespielt hatte, erst vor ein paar Tagen hatte er das getan. Beim ersten Schnee. Es war neu für Harry, dass ihm nicht kalt war. Er war dick in eine Jacke eingemummelt worden und hatte sogar Handschuhe über seinen Fingern. Also protestierte er nicht, als Sirius ihn auf seine Beine stellte. Er bückte sich, hob vorsichtig etwas von dem weißen Zeug auf und formte es zu einer kleinen Kugel, die er dem Älteren hinhielt. Sirius lachte etwas, als er das sah. Er strich dem Kleinen über die Wange und machte ebenfalls eine Kugel, rollte sie über den Schnee, so, dass sie noch größer wurde. Er war begeistert, als der Junge es ihm nachmachte und schließlich sogar lächelte. Rasch hatte er seine Kugel richtig groß, verankerte sie mit weiterem Schnee fest im Boden. „Na, dann wollen wir mal deine Kugel mit drauf setzen!“, erklärte er, während er die kleinere Kugel hochhob. Wobei die für Harrys Körpergröße selbst schon erstaunlich groß geworden war. Mit der Hilfe des Kleinen und mit massig Schnee gaben sie dann den beiden Kugeln eine eindeutige Figur. „Guck mal, Harry,“ grinste er, selbst wieder Kind. „Nun sieht er schon fast echt aus!“, schnell packte er die Nüsse aus, drückte sie als Knöpfe in die Mitte. Auch Augen bekam der Schneemann, dann hob er Harry hoch, gab ihm die Karotte. „So, und jetzt musst du ihm die Nase geben!“ Harry kicherte, er hatte in der Zeit selbst vergessen, was Alles um ihn herum geschehen war. Er war vollkommen von dem Schnee gefesselt gewesen. Und jetzt steckte er dem Kopf die Mohrrübe auf, strahlte Sirius an. Das hatte solchen Spaß gemacht! „Na du? Du siehst vielleicht fertig aus,“ stellte Sirius fest, drückte Harry wieder an sich. Er hatte selbst nicht bemerkt, wie viel Zeit vergangen war. Aber trotz seiner Bedenken war es das Richtige gewesen, den Kleinen mit raus zu nehmen. Wie Remus es gesagt hatte. Es hatte seinem Süßen richtig gut getan. Er sah ihn mit roten Wangen an und strahlte. „Komm, drin wartet eine heiße Schokolade und das Mittagessen auf uns,“ erklärte er. „Und dann gucken wir mal, was wir zwei Beide anstellen!“ Mit dem kleinen Jungen auf den Armen lief Sirius wieder an das Haus, von dem er immer noch nicht fassen konnte, dass es Snape gehörte. „Ah,“ lächelte Remus, als die Tür sich öffnete und sein bester Freund wieder rein kam. „Ich sehe, der Vormittag war erfolgreich? Ich kann mich gerade nicht entscheiden, wer von euch schlimmer aussieht.“ Sirius lachte nur, stellte Harry auf einem Tischchen ab und begann, die dicke Winterjacke zu lösen, nachdem er sich den Weg zum Reißverschluss frei gegraben hatte. Er half Harry, sich aus den ungewohnt dicken Sachen zu befreien, erst die Jacke, dann Handschuhe und Mütze. Der Kleine war vollkommen trocken und warm geblieben, dank der wasserabweisenden Zauber, was für ihn besonders wichtig war. Nicht, dass Harry sich noch erkältete, er hatte so schon zu kämpfen. Zuallerletzt wurden auch die Stiefel ausgezogen und mit putzigen Hausschuhen ersetzt, die aussahen, wie Katzenpfoten. Severus beobachtete es mit seinem üblichen, indifferenten Gesicht, doch innerlich prüfte er, ob der Kleine auch wirklich trocken geblieben war. Er wusste, das Geschrei würde von allen Seiten, inklusive Narcissa, groß sein, wenn der Bengel auch nur das Niesen beginnen würde. Außerdem hatte er gerade erst zwei Tage im Labor verbracht, um Tränke für Potter zu brauen. Er legte keinen gesteigerten Wert darauf, noch mal von seinen Forschungen geholt zu werden, wegen solch profanen Dingen, die eigentlich Jeder machen konnte. Harry lächelte, ließ sich nur zu gern zum Tisch führen. Er fand es hier einfach toll! Unglaublich, aber er bekam wirklich jeden Tag was zu essen! Ohne auch nur ein Mal gewischt zu haben! Nichts hatte er getan! Und doch gab man ihm hier so viel! Vor allem bei Sirius, der die ganzen drei Tage, die ihm immer noch wie ein Traum vorkamen, hatte er auf dessen Schoß sitzen dürfen und er war gestreichelt worden. Keine Schläge, keine bösen Worte. Er hatte sogar in Sirius’ Armen schlafen können. Auch jetzt wurde ihm wieder ein Teller vorgesetzt. Suppe. Dicht gefolgt von Gemüse, Reis und ein wenig Fleisch. Zum Nachtisch gab es sogar Kekse, die aussahen, wie Weihnachtsbäume. Nach dem Essen kroch Harry wieder auf den Schoß neben sich, wo er auch sofort wieder in die Arme geschlossen wurde. Das hier, es war wie eines der Märchen, die Tante immer Dudley vorgelesen hatte. „Da ist Jemand anhänglich,“ stellte Remus amüsiert fest. Harry tolerierte keinerlei Annäherung von ihm oder von Sev, der das aber auch nicht versuchte. Sobald er merkte, dass man sich ihm näherte und das auf mehr als zwei Armeslängen, rannte der Junge, was haste was kannste, zu seinem Patenonkel. Nur der durfte ihn anfassen. Aber das würde sich wohl auch geben mit der Zeit. Der Kleine war noch keine Woche bei ihnen, alles konnte sich noch finden, es brauchte nur etwas Geduld. Wenn Harry merkte, dass sie nicht versuchten, ihm was zu tun oder ihn von seiner neuen Bezugsperson zu trennen, dann würde er sich schon öffnen, denn der Werwolf wusste, selbst Sev hatte gegen seinen Willen Gefallen an dem Kleinen gefunden. Sirius zuckte nur mit den Schultern, er küsste den Kleinen auf seinem Schoß auf die Stirn. Er hatte Harry gern auf seinem Schoß oder in seinen Armen. Es lenkte ihn ab, es gab ihm immer was zu tun. Denn auch er kämpfte. Er war erst seit einigen Tagen außerhalb von Askaban und er musste sich erst wieder an alles gewöhnen, außerdem aufholen, was er verpasst hatte, sich darauf vorbereiten, Lord Black zu sein. Doch da er sich auch noch um Harry kümmern musste, hatte er nicht die Zeit, sich den Kopf zu zerbrechen und wohlmöglich depressiv zu werden. „Er sitzt hier gut und er kann etwas körperliche Nähe wirklich gebrauchen,“ gab er nur zurück. „Das meinte ich nicht,“ gab Remus zurück. „Ich find es nur süß, dass er dir so vertraut.“ Sirius lächelte, strich über Harrys Wange. „Er wird sich auch an euch gewöhnen,“ meinte er nur, rief mit einem Zauber eine Schachtel vom Regal. Ein Kinderspiel, das sie schon oft gespielt hatten, als sie selbst klein gewesen waren. Es war einfach, mit großen, bunten Steinen. „Harry, guck mal,“ erklärte er. „Wollen wir nicht spielen? Mit Remus und Griesgram?“ Harry sah auf, er wusste, die hatten wohl über ihn geredet, aber da niemand versucht hatte, ihn von Siri zu trennen, war es ihm gleich gewesen. Nun musterte er die anderen Beiden, nickte dann aber. Die Zwei waren auch irgendwie immer da. Der Dunkelhaarige, der irgendwie immer böse guckte, gab ihm auch immer so komische Sachen, ihm und Siri, aber sie halfen gegen sein Kopfweh. Er begann sogar wieder, klarer zu sehen. Was toll war. Also nickte er. Allerdings würde er sich nicht von seinem Platz bewegen. Remus baute das Spiel auf, verteilte die Figuren. Auch an Severus, der ihn entsetzt und ungläubig ansah. Der Nachmittag wurde lustig, auch, wenn Harry beim Spielen einschlief. Severus auf jeden Fall war froh darum und ließ das Spiel, Spiel sein. Sirius nahm den Kaffee, den eine Hauselfe kurz danach brachte, Harry sicher und bequem in seinen Armen. Er hatte sich schon gedacht, dass der Kleine wohl einen Mittagsschlaf brauchte. „Habt ihr schon was gehört?“, fragte er ruhig. Er selbst war nervös, einfach wegen all der Dinge, er wusste, Dumbledore würde reagieren und man würde versuchen, ihm seinen Kleinen wieder wegzunehmen. „Über was?“, fragte Remus, der sich selbst statt Kaffee Tee nahm. Das hatte er sich angewöhnt, seit er Severus kannte. „Der Alte,“ knirschte Sirius aufgebracht, wurde aber wie immer ruhig, als er merkte, wie Harry sich beruhigte. Die eine Woche in der Freiheit war schön gewesen, vor allem, da er seinen Kleinen bei sich hatte. Aber auch deswegen war er kaum zu etwas gekommen. Harry brauchte rund um die Uhr Betreuung, eben weil außer ihm niemand zu verstehen schien, was der Junge brauchte, der nicht sprechen konnte. In zwei Tagen hatten sie auch erst den ersten Termin mit der Therapeutin. Severus musterte Black, sah, wie er fast die Beherrschung verlor, aber sofort wieder ruhig wurde, als der Junge sein Gesicht verzog. „Er sucht Potter – und dich. Und lang wird das hier nicht geheim bleiben. Die Höflichkeit gebietet es, dass ich ihn rein lassen muss. Allerdings hat er keinerlei rechtlichen Anspruch – und wie gesagt, den Vormund hast du.“ Sanft strich Sirius über Harrys Wange. „Ich habe auch nicht vor, das aufzugeben! Meinem Kleinen wird niemand was tun!“, fügte er aggressiv an. Er sah Harry nicht als ein fremdes Kind, das war ihm nach der zweiten Nacht klar geworden, als der Junge nach einen schlechten Traum weinend aufgewacht war und er über eine Stunde gebraucht hatte, diesen zu beruhigen und wieder zum Schlafen zu überreden. Er sah in Harry sein Kind, seinen Sohn. Seinen Erstgeborenen. Der Kleine war der Grund, warum er in Askaban den Verstand nicht verloren hatte. Remus seufzte leise, sah Severus strafend an, legte Sirius eine Hand auf den Arm. „Niemand wird ihm was tun oder ihn dir wegnehmen,“ wiederholte er. „Wir haben nur Tatsachen festgestellt und du kennst die Regeln, unter denen wir leben zum Teil besser, als ich. Der Alte wird frei sein, bis er was Drastisches im Auge der Öffentlichkeit tut, denn hier kann und wird er Alles abstreiten und als Träger dieses verdammten Ordens wird man ihm vorerst glauben, denn er hat nie Hand gegen den Jungen erhoben. Das Einzige, was wir bisher haben, ist der dir verweigerte Prozess. Der wird dem Alten schaden, aber ihn nicht vernichten.“ „Oh, ich werde...!“ „Ja, du kannst,“ konterte Severus genervt. „Aber doch nicht jetzt! Reiß dich einfach zusammen, Black und überlass Lucius das Feld! Bring lieber Potter ins Bett.“ Kapitel 4: Unerwünschter Besuch ------------------------------- „Komm, Kleiner!“, lachte Sirius, fing seinen Patensohn auf und wirbelte ihn herum. Sie hatten fangen gespielt. Seit zwei Wochen waren sie nun zusammen, seit zwei Wochen war er frei. Harry war inzwischen wieder gesund. Rein körperlich zumindest. Noch immer konnte er nicht sprechen, doch er wusste, was der Kleine brauchte. Auch die Therapeutin war das erste Mal da gewesen. Eine Frau, die nur drei Jahre jünger war, als er selbst. Mary-Ann Howel. Sie war sehr geduldig gewesen, hatte sich Harry langsam genähert, so, dass sie ihn hatte untersuchen können. Sie war es auch gewesen, die festgestellt hatte, dass Harrys körperliche Probleme behoben waren, der Hals war ganz abgeheilt. Aber noch immer wollte einfach kein Ton aus Harrys Mund kommen, obwohl der Kleine es versucht – und dann bitterlich geweint hatte. Das war dann auch der Punkt gewesen, wo Sirius für den Tag unterbrochen hatte. Aber Mary hatte ihm zugestimmt. Sie würden versuchen, mit Harry einfache Übungen zu machen und ihm einige Zeichen in der Gebärdensprache beizubringen. Ihm, Remus und auch Severus, der wohl künftig auch fest dazu gehören würde, wie Sirius festgestellt hatte. Nun, die Beiden versuchten, zum Teil krampfhaft, es zu verstecken, doch Sirius ahnte, dass die Kellerassel und sein bester Freund was laufen hatten. Erst hatte er sich aufregen wollen, doch dann hatte er die Schultern gezuckt. In der Schulzeit hatte Remus eine Beziehung, trotz seiner Beliebtheit, krampfhaft vermieden, aus Angst, irgendwann mit seinem Geheimnis raus rücken zu müssen. Auf seine Art hatte Remus sein Askaban somit in der Schulzeit gehabt. Und auch, wenn Snivvelus es ihm nicht zutraute, Sirius war gereift. Und zumindest hatte dessen Landsitz keine schreienden Gemälde an der Wand kleben, die einen beleidigten. Ja, Sirius war gern hier und er wusste, Harry gefiel es. Der Kleine war zwar immer noch krankhaft schüchtern und ängstlich, aber gerade, wenn sie miteinander spielten, wie jetzt, dann schien all das vergessen. Dann war sein Kleiner ein Kind wie Draco auch. Er lachte, er strahlte, er spielte und jagte durch den Schnee. Und Sirius war sich sicher, dass Harry auch wieder gesund werden würde. Es brauchte eben einfach etwas Zeit und er war willens, dem Jungen so viel davon zu geben, wie er brauchte. „Na du?“, fragte er, küsste Harry auf die Stirn. „Hat es denn Spaß gemacht? Du kleiner Renner?“ Harry strahlte seinen Onkel an, umarmte ihn ganz fest und nickte enthusiastisch. Ja, für ihn war alles hier toll. Bis heute hatte er nicht ein Mal arbeiten müssen und trotzdem bekam er jeden Tag drei Mal richtig groß was zu Essen und immer wieder zwischendurch mal was. Sogar Obst und Süßigkeiten! Und rund um ihn rum passierten lustige Sachen! Er war einfach nur im Paradies gelandet! Auch mit Onkel Remus und Severus kam er inzwischen gut aus, doch er mochte es lieber, wenn Siri auch da war. Und vor zwei Tagen war auch Draco mit seinen Eltern hier gewesen und sie hatten eine Schneeballschlacht gemacht, Siri er und Remus gegen die Malfoys. Wobei das aber ausgeartet war. Draco und er hatten irgendwann nur noch kopfschüttelnd am Rand gesessen und waren letztendlich sogar rein gegangen, wo der immer irgendwie knurrige Severus, der sich geweigert hatte, mitzumachen, sie mit köstlicher, heißer Schokolade versorgt hatte. Sirius küsste seinen Kleinen, sah auf den nun verlassenen Schlitten, der mitten im Schnee stand. Es war Zeit, wieder rein zu gehen, einfach, weil zwei Stunden genug waren und Harry noch immer leicht krank werden konnte, was niemand wollte. Und es war meist Snape, der ihn daran erinnerte. Na ja, er hatte gelernt, über alte Streitereien hinweg zu sehen. Er konnte sich mit Jedem abfinden, solang derjenige Harry nicht weh tat und zu seinem Erstaunen war es eher so, dass der Mann einen Narren am Kind seines schlimmsten Schulfeindes gefressen hatte. „Gehen wir wieder rein,“ meinte er, stupste Harrys Nase an. „Es ist Zeit für das Abendessen, dann wirst du geschrubbt und ins Bett gesteckt.“ Harry klammerte sich automatisch an seinen Onkel. Vor einigen Tagen hatten sie ihn das erste Mal in sein eigenes Bett gebracht, aber er hatte gar nicht gut geschlafen. Es war so schlimm geworden, dass er in den Schrank in seinem Zimmer gekrochen war, wo man ihn erst am Morgen gefunden hatte. Es war der Tag gewesen, wo die Frau gekommen war, die ihm gesagt hatte, dass er doch sprechen konnte. Dabei brachte er auch keinen Ton raus! „Keine Sorge,“ lächelte Sirius. Wie immer wusste er einfach, was der Kleine dachte. „Du schläfst wieder bei mir.“ Er war der festen Überzeugung, der Junge würde von selbst in sein Bett gehen, wenn er sich sicherer fühlte. Er wollte ihn aber nie wieder suchen und dann endlich vollkommen verstört in einem Schrank wiederfinden! Er merkte sofort, wie der krampfhafte Griff sich wieder etwas lockerte, lächelte beruhigend. Merlin, er liebte dieses Kind! Nie, niemals würde er je freiwillig auf so einen kleinen Süßen verzichten! Mit Harry auf seiner Hüfte trat er wieder in das Landgut, wo ihm sofort eine Hauselfe entgegen wuselte und ihm und dem Kleinen Hausschuhe brachte, ihnen die schneebedeckten Mäntel abnahm. „So, kleiner Mann,“ lächelte er. „Gleich ist Abendessen. Wollen wir mal zu den Anderen und Gruffy ärgern!“ Ja, das machte immer noch Spaß! Auftauchen, wenn Remus und Snape beim Knutschen waren und so tun, als habe er das nicht mitbekommen, wohl wissend, dass der Mann genervt war und dann immer versuchte, seine Klamotten zu richten. Harry lächelte einfach und kuschelte sich wieder auf Sirius’ Arm zurecht, auf seinem Stammplatz eben. Das war ihm viel lieber, als selbst laufen. Und er musste nicht mal drum bitten, der Andere hatte ihm aus den Klamotten geholfen und wieder hochgehoben. Er sah, wie die Tür sich öffnete, doch zeitgleich setzten so laute Stimmen ein, dass er zu zittern begann. Denn eine, sie klang so, wie die seines Onkels. Harsch, hart und kalt. Automatisch presste er seine Augen zusammen, umklammerte den Hals seines Onkels und versteckte sein Gesicht noch an dessen Schulter. Gut gelaunt öffnete Sirius die Esszimmertür – und erstarrte im selben Moment. Seine gute Laune war verschwunden und sein Gesicht nahm einen maskenhaften Zug an, der seine Gedanken vollkommen verbarg. So, wie er es, als Kind einer reinblütigen Adelsfamilie immer gelernt hatte. Er hatte gewusst, dass er es nicht ewig würde raus zögern können, doch wenigstens auf nach Weihnachten hatte er durchaus gesetzt. So viel Dazu. Automatisch verstärkte Sirius den Griff um den kleinen Körper, starrte den Mann mit nun tiefschwarz wirkenden Augen an, der sich zu ihm umgewandt hatte, während er zeitgleich Harry vor dessen Blicken zu schützen versuchte. „Was tut er hier?“, fragte er mit eisiger, aber vollkommen ruhiger Stimme. Er sah, wie Remus zu ihm trat, sich neben ihn stellte. Zu wessen Sicherheit auch immer er das tat. „Aber Sirius, mein Junge...!“, setzte Dumbledore an. Er war immer noch sauer, dass er Potter nicht vor Black erwischt hatte, doch er hatte vor, alles wieder in die Bahnen zu lenken, die er gern hätte. Es war ihm ja schon in der Schulzeit leicht gefallen, das schwarze Schaf der Blackfamilie zu manipulieren! „Ich habe Ihnen nicht erlaubt, mich zu duzen,“ knurrte Sirius. „Ihnen ganz sicher nicht! Für Sie bin ich Lord Black!“ Er merkte, wie Harry immer mehr zitterte. „Kleiner,“ flüsterte er. „Ich geb dich Onkel Remus, ich muss den bösen Mann verjagen, ja?“ Harry sah kurz zu Sirius auf, dann zu dem Mann mit dem Bart, der ihm unheimlich war. Nun wollte er die Arme seines Beschützers erst Recht nicht verlassen, doch er ließ sich weiter geben, auch, wenn er nun weinte. „Aber mein Junge! Ich habe...!“ „Sie haben meinen Prozess vereitelt!“, brüllte Sirius. „Und wir beide wissen, dass Sie Harry mit Absicht zu diesen Muggeln gebracht haben! Ich sollte Ihnen aus dem Weg sein, damit Sie Harry verschwinden lassen können!“ Albus wurde schneeweiß. Er wusste nicht, wie der Andere ihn hatte durchschauen können! „Der Junge muss zurück!“, blaffte er, nun auch keinerlei Versuch mehr machend, freundlich zu sein. „Er muss zurück in den Blutschutz seiner Familie! Er hat da draußen immer noch Feinde! Und du kannst ihm nichts bieten! Du bist nichts als das schwarze Schaf einer durch geknallten Familie und ein Exsträfling! Ich werde jeden Kampf um die Vormundschaft gewinnen, denn außer die Ernennung zum Paten hast du nichts!“ Nun sah Sirius rot. Feuerrot! Wie konnte der es wagen...!? Er sah im Hintergrund, wie Snape aufstand, doch er war schneller. Er packte eines der Messer, die auf dem bereits gedeckten Tisch verteilt waren, schnitt sich quer über die gesamte, rechte Handfläche. „Beim Blut meiner Familie und meiner Vorfahren! Hiermit bestimme ich, dass Harry James Potter, verwaistes Kind ohne Heimat, von Stund an mein erstgeborener Sohn sein wird, verbunden mit mir, in Geist, Seele und Blut! Erbe der altehrwürdigen Familie Black und Potter! Geschützt durch die alten Zauberwälle und mein Blut!“ Ja, es war etwas mit dem er schon lang gespielt hatte, schon, seit er Harry das erste Mal friedlich schlafend im Arm gehalten hatte. Harry zu seinem Kind zu machen. Er wusste, die Chancen waren ohnehin groß, dass Askaban ihn unfruchtbar gemacht hatte. Und er liebte das Würmchen, dass gerade in Remus’ Armen seine Seele ausschluchzte. Doch so etwas Übereiltes hatte er nicht tun wollen und vor Allem nicht mit Blutmagie, die als nicht rückgängig machbar galt. Nicht, weil er es wiederrufen wollte, sondern weil er Harry die Wahl hatte lassen wollen. Doch er wollte dem Alten den Wind aus den Segeln nehmen. Durch die letzten Gespräche mit Malfoy wusste er, dass die Chance, dass man ihm Harry wegnehmen konnte, fast nonexistent war, doch allein dieses entsetzte Gesicht, das wütende Zittern in den Händen des Gichtgreises, allein das war es wert! Er ließ einige Tropfen der roten Flüssigkeit auf Harrys Gesicht fallen, spürte, wie die uralte Blutmagie den Kleinen an ihn und seinen Stammbaum band, fest und unwiderruflich. Severus, der den alten Mann hatte rauswerfen wollen, nun, wo er es wegen der Unfreundlichkeit tun konnte, sah nur mit Entsetzen, wie Black nach dem Messer schnappte. Er hatte seinen eigenen Stab erhoben, um den Mann von einem Mord abzuhalten, doch in dem Moment schnitt der sich auch schon selbst die gesamte Hand aus – und sprach ein uraltes Blutritual, dass eigentlich nur noch am Rande der Legalität vor sich hin dümpelte. Das einfach nicht mehr verwendet wurde. Offiziell zumindest. Doch es gab ihm eine unheimliche Befriedigung, zu sehen, wie der Alte immer bleicher wurde, quietschte und... nun, im Zimmer herum tobte, sogar eine Tasse gegen die Wand warf. „Jetzt reicht es!“, brüllte Severus daher. „Verlassen Sie mein Haus! Sie haben meine Gastfreundschaft ausgenutzt und randaliert! Menschen unter meinem Schutz und Dach beleidigt, bedroht und bedrängt! Ich war die längste Zeit Ihr Verbündeter! Sie ruinieren jeden! Hier will niemand was mit Ihnen zu tun haben! Sie können versuchen, den Jungen legal an sich zu reißen! Doch der ist nun eng mit den Malfoys verwandt und ich will zu gern sehen, wie Sie alle umbringen, nur um seiner wieder habhaft zu werden! Machen Sie, dass Sie verschwinden! Wir sehen uns beim Prozess! Und ich werde Anzeige erstatten!“ „Das wirst du nicht!!“, donnerte Albus aufgebracht. Oh nein! Sein Tränkemeister, sein persönlicher Sklave, hatte sich nicht aufzulehnen! Nicht gegen ihn! Nicht gegen den Helden zweier Kriege und Träger des Merlinordens! Alle, alle hatten zu tun, was er sagte und befahl! Vor allem die kleine Ratte da hinten, die heulte, wie ein Schlosshund und der es doch viel zu gut ging! Die wurde zu oft gefüttert und immer mehr verwöhnt! Er würde sich seine Waffen nicht einfach so nehmen lassen! „Ich, Severus Snape, Lord Prince, befehle, dass Sie augenblicklich mein Anwesen verlassen;“ gab Severus ruhig, kalt und lächelnd zurück. „Ich verhänge den alten Blutkrieg zwischen Albus Dumbledore und mir, sollte er mir ein Mal schief kommen, habe ich das Recht,ihn zu töten,“ erklärte er, als würde er mit einem Muggel sprechen. Er hob seine Hand, spürte, wie die alte Macht, die das Anwesen umgab, sich sammelte und Sekunden später war der Bärtige verschwunden. Erst dann trat er zu seinem Kamin und rief ruhig einige Auroren. „Harry!“, rief Sirius, als er sah, wie die Gefahr verschwand, hob den Kleinen hastig wieder auf seine Arme, ohne auf seine Wunde zu achten, wischte dem Jungen das Blut aus dem Gesicht. „Harry, es ist alles in Ordnung,“ murmelte er, wiegte den stumm weinenden Jungen, der sich sofort wieder an ihn klammerte, hin und her. „Niemand kann dich wegbringen,“ murmelte er leise. „Niemand. Ich beschütze dich,“ versprach er leise. „Beruhig dich, mein Kleiner, du bist hier vollkommen sicher und der Mann kommt nie wieder in deine Nähe...“ Harry starrte nur auf die Menschen, der Mann schrie, dass er zu Onkel und Tante sollte, dass er hier nicht bleiben durfte und all so was, dann schrie Sirius, dass der Mann ihm nichts zu sagen habe, er hatte einfach nur Angst. Er wollte hier nicht wieder weg, nicht zurück! Nein! Nein, das wollte er nicht! Das konnten die nicht machen! Er wollte nur bei Onkel Siri bleiben! Und dann... schnitt der sich, richtig tief, mit viel Blut, sagte Sachen, die er nicht verstand, er sah nur mit Entsetzen das Blut, einige Tropfen kamen sogar auf sein Gesicht. Erst eine Ewigkeit später so schien es Harry, spürte er, wie sein Onkel ihn wieder in die Arme nahm, ihn ganz fest hielt. Er klammerte sich an Sirius, schluchzte lautlos. Nur nicht weg müssen! Ruhig nahm Remus die verletzte Hand seines Freundes, heilte sie mit einem einfachen Zauber und rief einen Hauself, der das Blut, das herunter getropft war, vom Boden wischen sollte. „War das nicht etwas irrational, Sirius?“, fragte er schließlich nach einer Weile. „Ich meine, das lässt sich nie wieder rückgängig machen und...!“ „Ich habe nicht vor, es rückgängig zu machen,“ knurrte Sirius nur aufgebracht, er ließ sich aber in den Sessel an der Wand fallen, zu dem er geführt wurde, küsste Harry immer wieder. „Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, ihn zu adoptieren und ich wusste, damit kann der Alte mich mal kreuzweise! Und es hat ihn geärgert! Ich lasse nicht zu, dass er meinem Kleinen was tut! Egal auf welche Weise! Und diese Adoption hat dazu geführt, dass Harry mit sämtlichen hochmagischen, hochadeligen Familien auf ein Mal verwandt ist! Selbst, wenn mir was passieren sollte, kann der Alte den Kleinen nicht mehr zurück schicken! Das ist das Einzige, was von Bedeutung ist!“ Er hob Harrys Kopf, strich über dessen tränenüberströmte Wangen, küsste ihn auf die Nasenspitze. „Nicht weinen,“ bat er leise. „Es ist alles gut und niemand kann dir je wieder was tun, ich verspreche es... Niemand kann dich von mir weg holen. Und weißt du was? Ich bin nicht mehr Onkel Sirius, ich bin ab heute dein Daddy...“ Harry schniefte, als sein Kopf gehoben wurde, sah den Älteren an – und konnte es nicht fassen. Sein Daddy? Er hatte einen Daddy? Wie Draco?! Ohne nachzudenken, klammerte er sich nur noch fester an den Anderen, während seine Lippen lautlos das Wort formten. Es war ihm alles gleich, solang er nur bei diesem bleiben durfte! Dann würde er alles tun! So einfach war es auch schon! Severus beobachtete das Ganze, nachdem er den Auroren Bericht erstattet hatte. Er ahnte allerdings, dass der Alte sich nun verdrückt hatte und dass man ihn so leicht nicht finden würde. Er kannte Albus zu gut, der Mann würde wirklich alles tun, um seine Macht nicht zu verlieren. Oder um eine Chance zu bekommen, sie wieder aufzubauen. Später würde er noch Lucius bescheid sagen, dass er Onkel eines Vierjährigen geworden war. Das würde sicher noch mal lustig werden... Erst, als Harry sich ansatzweise beruhigt zu haben schien, deutete er zum Tisch, wo die Elfen aufgetragen hatten. „Essen, “ merkte er an. „Und der Bengel muss seine Tränke nehmen.“ Wobei man inzwischen leider deutlich hörte, dass das Wort ‚Bengel’ inzwischen mehr Liebkosung als Beleidigung war. Sirius nickte, er stand auf, setzte sich dann mit Harry wieder an den Tisch, hielt ihn, wie an den ersten Tagen nur auf dem Arm. „Kleiner, du musst was essen, wegen deiner Medikamente,“ erklärte er, wischte seinem neuen Sohn sanft mit dem Taschentuch die Tränen aus dem Gesicht. Er füllte Harry einen Teller mit Nudelauflauf, gab ihm Besteck und beobachtete, wie der Kleine aß, eher lustlos im Vergleich zu sonst, doch immerhin genug, um die Tränke nehmen zu können. Danach rollte Harry sich wieder auf seinem Schoß ein und versteckte sein Gesicht. Er wollte nicht von den anderen Beiden gesehen werden, ahnte Sirius, der Harry nur über die Haare strich, während er selbst aß. Toll, stellte Remus fest. Dabei war der Tag doch bis dahin so gut gelaufen. Auch ihm war, wie wohl Allen, der Hunger vergangen. Er hatte gewusst, zumindest geahnt, dass Sirius mit dem Gedanken spielte, Harry zu adoptieren, noch nie hatte er gesehen, dass sein bester Freund so an Jemandem hing, aber sicher war es nicht auf diese Art geplant gewesen. Und Harry... der Kleine sah immer noch vollkommen verstört aus. Er war sich sicher, diese Nacht würde keiner der Beiden gut schlafen. „Ihr solltet ins Zimmer, ein Bad würde euch gut tun. Und vielleicht solltet ihr früh ins Bett. Ich werde Lucius über diese... neuen Umstände informieren.“ Sirius nickte, er trank noch seinen Wein aus, hob Harry hoch und verschwand mit ihm. Auch er wollte mit seinem Kleinen eine Weile allein sein. Weil er wusste, dass der Junge sich dann beruhigen würde. Ein kleines Märchen, ein Stück Schokolade im Bett und nach dem Zähne putzen. Mit Harry im Arm ließ er das Wasser einlaufen, erst dann zog er den Jungen aus, setzte sich mit ihm in die Wanne und sah den Kleinen an. „Es ist Alles wieder gut,“ versicherte er seinem Sohn. „Das wird auch nie wieder passieren.“ Erst, als sie wieder allein waren, hob Harry seinen Kopf. Er mochte Onkel Remus und Sev, aber er hatte Angst gehabt, dass er bei einem der Anderen hatte bleiben müssen. Nun aber entspannte er sich langsam. „Daddy“, formte er wieder lautlos mit den Lippen, es nicht wirklich fassen könnend. „Ja, Schatz,“ lächelte Sirius einfach. „Ich bin dein Daddy und das kann niemand mehr ändern.“ Er spielte etwas mit Harry, der langsam wieder ruhiger wurde, sogar am Ende mit Wasser spritzte und wieder spielte. Doch nicht so fröhlich, wie sonst. Daher beendete Sirius das Bad auch recht früh, brachte Harry in sein Zimmer und nahm das Märchenbuch, das vor zwei Wochen Einzug auf seinem Nachtschrank gehalten hatte. Er las dem Kleinen eine weitere Geschichte vor. Es dauerte auch nicht allzu lange, bis Harry schließlich, eng an ihn gekuschelt, eingeschlafen war. Er selbst tat sich wesentlich schwerer... Kopfschüttelnd erhob Lucius sich wieder vom Kamin, trat in das Nebenzimmer, wo Narcissa mit Draco saß. Sie hatte für Harry ein besonderes Geschenk besorgt. Eines, was sicher nicht bei Jedem ankommen würde, denn er wusste, dass zumindest Sev eine Katzenhaarallergie hatte. Aber gut. Er selbst fand die Idee eigentlich toll. Er hätte einen Hund bevorzugt, aber ein Tier ohne Sprache zu erziehen, war nicht wirklich leicht. Nun, da hatte Sev mal einen Grund zu meckern. „Luc?“, fragte Narcissa, die gerade ein paar kleine Näpfe und ein Halsband in eines der Kistchen legte. Sie kannte ihren Mann. Zu gut, um nicht zu wissen, dass etwas geschehen war und ob und inwiefern es gut war, das blieb noch abzuwarten. „Draco,“ sprach Lucius ruhig, ohne auf seine Frau einzugehen. Sein Sohn, schon in seinem Schlafanzug, sah auf. Er hatte offensichtlich, mal wieder gehofft, übersehen zu werden. Aber das hier war kein Gespräch, dass er vor seinem Sohn zu führen gedachte. „Komm her, Kleiner, du gibst mir jetzt meinen gute Nacht Kuss und lässt dich von Dobby ins Bett bringen. Aber ärgere ihn nicht! Ich muss mit deiner Mommy was Geschäftliches besprechen! Los! Husch!“ Draco schmollte, doch er wusste es besser, als so kurz vor dem Wintersonnwendfest Stunk zu machen. Er wollte schließlich all die Sachen, die er sich gewünscht hatte und mit Harry feiern! Also lief er zu seinem Dad, küsste und umarmte ihn und tat dasselbe bei seiner Mutter, bevor er sich durchaus ein wenig unwillig von Dobby – ausgerechnet Dobby, der immer alles so ernst nahm – in sein Bett bringen ließ. Denn der Hauself ließ ihn einfach nie heimlich lauschen! Das war voll gemein! „Lucius?“, fragte Narcissa erneut, nachdem sie selbst einen Stillezauber gespannt hatte, nur für den Fall, dass ihr Kind es doch wieder schaffte, auszubüchsen und zu lauschen. Draco war für sein Alter manchmal beängstigend. Der Blonde ließ sich in den Sessel fallen und rieb seine Stirn. „Der Alte ist bei Sev aufgekreuzt,“ erklärte er. Narcissa wurde bleich. „Und?“, fragte sie vorsichtig. „Harrys voller Name ist seit ein, zwei Stunden Harry James Potter Black.“ „Bitte... was?“, fragte Narcissa irritiert. „Sirius hat in einer Kurzschlusshandlung, nachdem der Alte ihm vorgeworfen hat, Harry dem einzig wirkungsvollen Schutz, den er hat, zu entziehen, dem Blutschutz – und daraufhin hat Black ein uraltes Ritual angewandt und Harry zu seinem Sohn und Nachfolger ernannt- Er steht unter Blutschutz...“ „Unter dem von Sirius und damit auch unter dem von uns,“ stellte Narcissa ruhig fest. „Sirius hat sicher gestellt, dass dem Kleinen nicht wieder so was geschehen kann, selbst, wenn er stirbt. Denn dann...“ „Würde der Junge zu uns kommen,“ stellte Lucius fest und sah nach oben, nicht wirklich überrascht, einen blonden Schatten zu sehen, der hastig hinter einer der großen Bodenvasen in Deckung ging. Allerdings konnte sein Sohn ohnehin nichts hören. Vermutlich würde er den überdrehten Jungen nachher schlafend hinter selbiger vorklauben und ins Bett tragen. Narcissa strich ihre langen, blonden Strähnen zurück. „Sirius und seine Kurzschlussreaktionen, die haben schon immer zu Komplikationen geführt. Er halt also ein Blutritual durchgeführt, dass am Rande der Legalität ist... und er ist Vater eines verstörten Vierjährigen, kaum, dass er selbst aus Askaban raus ist!“ „Das fasst es ziemlich gut zusammen,“ nickte Lucius ruhig. „Und Remus und Severus meinen, dass es Sirius dank Harry wieder sehr gut geht, aber dass der Kleine sich zu stark an nur eine Person bindet.“ „Und?“, fragte Narcissa. „Der Junge ist vier, da darf er noch auf eine Person fixiert sein. Ihr Männer seid alle so gleich! Man, ihr müsst ihm Zeit geben! Draco hat auch gefremdelt! Sogar dir gegenüber! Harry hat es eben nur etwas später!“ „Schon, aber was, wenn....“ „Jedes Kind wird irgendwie selbstständig,“ erklärte Narcissa. „Einige brauchen einfach nur länger. Hört auf, den Jungen jetzt schon unter Druck zu setzen! Gebt ihm etwas Zeit und seid froh, dass er sich für eine Kontaktperson entschieden hat!“ Lucius seufzte etwas. Er hielt nichts davon, aber in der Hinsicht hatte seine Frau wohl mehr Erfahrung. „Nun, auf jeden Fall muss es bekannt gemacht werden,“ erklärte er. „Und Sirius muss wirklich in der Öffentlichkeit als Lord Black auftreten – angefangen bei seiner Kleidung. Das heißt, dass wir gleich nach Weihnachten einkaufen gehen müssen. Black braucht ein viel härteres Auftreten und eher eine Garderobe wie meine...“ „Für den Kleinen wird er das sicher machen,“ meinte Narcissa nur und lächelte. „Außerdem sieht er nicht schlecht aus und gerade die Geschichte mit seiner Haft wird ihn nur noch gefürchteter machen. Und jetzt hör auf, so was zu denken, denk lieber an Weihnachten.“ Lucius verdrehte die Augen: „Genau das hab ich eigentlich versucht zu vermeiden...“ Sirius lächelte, als er den Kleinen in seinen Armen schlafen sah. Immer noch ganz ruhig. Seit dem Zwischenfall mit Dumbledore vor ein paar Tagen hatte der Kleine ihn schlicht nicht mehr aus den Augen gelassen oder sich überreden lassen, in seinem eigenen Bett zu bleiben. Aber er hatte überhaupt nichts dagegen. Ganz im Gegenteil, er genoss es, das Harry bei ihm bleiben wollte. Und heut... heut würde ihr erstes gemeinsames Weihnachten sein. Midwinter mit seinem Sohn. Mit seinem kleinen Jungen. Und in zwei, drei Tagen würden sie alle zusammen das erste Mal in die Winkelgasse gehen. Lucius bestand auf eine neue Garderobe und er war alles andere als abgeneigt. Denn er wollte durchaus Rache an der magischen Gesellschaft, die so Hirn- und Kopflos alles, aber auch wirklich Alles geglaubt hatte, mit einer schier unglaublichen Leichtgläubigkeit, die seinen Kleinen fast das Leben gekostet hatte. Aber dann schob er diese Gedanken von sich. Nicht heute. Heut sollte für Harry ein wundervoller Tag werden, was Anderes zählte gerade nicht. Der Kleine hatte wohl auch erst vor drei Tagen, kurz nachdem der Alte verschwunden war, wirklich gemerkt, dass Magie um ihn war, er hatte erst verängstigt reagiert, dann aber auch hochinteressiert. Wie jedes kleine Kind, das einem Geheimnis seiner Umgebung auf die Schliche gekommen war. „Harry,“ lockte Sirius seinen Kleinen aus der Traumwelt. „Komm schon, mein Kleiner, heut ist ein ganz besonderer Tag.“ Es war auch nicht mehr früh am Morgen, es war schon kurz vor dem großen Frühstück und sicher waren Lucius und seine Familie schon da. Draco hatte bestimmt nicht lange geschlafen. Und nun... von den Geschenken her, die sich für den kleinen, verwöhnten Jungen unter dem vorbereiteten Baum stapelten, hatte er wohl auch allen Grund zur Aufregung. Langsam wachte Harry auf, rieb sich seine Augen und lächelte seinen Daddy an. Allerdings wusste er nicht, warum der so aufgeregt war. Für ihn war ein Tag wie jeder Andere auch. Aber offensichtlich war es das doch nicht, denn Daddy war furchtbar aufgeregt. Er blinzelte – und stellte fest, dass überall bunte Kettchen blinkten. Mit Sicherheit nicht wegen Strom, sondern wegen Magie. Die es entgegen der Behauptungen von Onkel doch gab. Und wie! Jeder, der hier wohnte, konnte zaubern! Auch sein Daddy! Und sie hatten ihm versichert, dass er das auch eines Tages können würde, obwohl er bisher keinen Ton raus bekommen hatte. „Guten Morgen!“, strahlte Sirius, packte den Kleinen, hüpfte aus dem Bett und wirbelte ihn herum, bevor er Harry auf die Beine stellte. „Los, los! Auf! Ab ins Bad! Und ich leg dir deine Klamotten für heut raus! Die Anderen warten sicher schon auf uns!“ Als Harry wieder aus dem Bad trat, wurde er auch sofort von Sirius angezogen, an die Hand genommen und zum Essen gebracht. Aber nicht in das kleine Zimmer wie sonst, sondern in einen großen Raum, der verziert war mit lauter Girlanden aus Tannenzweigen, goldenen Glöckchen und roten Schleifen. Es sah aus, wie... „Weihnachten?“, fragte er unsicher und wie immer, ohne, dass wirklich was über seine Lippen gekommen wäre. Sirius grinste und nickte. „Genau!“, lobte Sirius, wirbelte den Kleinen erneut herum. „Midwinter! So nennt es sich in der magischen Welt! Und ja, es ist heut! Heut gibt es Geschenke und den ganzen Tag so viel ungesundes Essen, wie man mag!“ Remus hob eine Augenbraue. Nicht nur, dass Sirius länger geschlafen hatte, als sonst, wenn es was zu feiern gab, der Andere überraschte ihn auch immer wieder mit der Art, wie er mit Harry umging und diesen verstand. Dessen Blicke und sein gesamtes Verhalten. „Ich würde vorschlagen, nicht zu viel Süßes zu essen – das gilt für euch Beide. Ich glaub nicht, dass ich Severus dazu überreden kann, noch mehr Tränke gegen Magenprobleme zu machen..:“ „Kannst du nicht,“ knurrte Severus ungnädig, der heute mehr als unsanft aus seinem Bett geworfen worden war. Und seither saß er hier, da Black offensichtlich doch das frühe Aufstehen verlernt hatte. Eine Stunde lang hatten sie warten müssen, nur um jetzt zu sehen, wie der Mann das Kind durch die Gegend warf – und das noch nicht mal den Anstand besaß, zu greinen. „Oh, der Grinch ist auch noch unter uns!“, lachte Sirius nur und setzte sich mit Harry auf dem Schoß an den Tisch, der, im Gegensatz zu sonst, sehr festlich gedeckt war. Sogar das Brot hatte die Form von Mistelkränzen, Glocken oder Tannenbäumen und Geschenken. Er füllte Harrys Tellerchen, dann seinen Eigenen. „Erst essen, dann Geschenke!“, bestimmte er und schlug selbst herzhaft zu. Severus knurrte nur, doch auch ihm wurde ein lächerlicher Teller übergeben. Wie seine Hauselfen an so was gekommen waren, wusste er nicht und er war nicht begeistert! Hatte er doch fest geglaubt, dass er diese Sachen aus seinem Haus verbannt hatte! Aber nein, seine verräterischen Elfen hatten einen Narren an dem Bengel gefressen und er durfte es mal wieder ausbaden! Dass er sich auch selbst bei dem Geschenk für das Kind nicht hatte lumpen lassen, verdrängte er, wie immer, gekonnt. Immerhin konnte er sagen, dass das Geschenk sinnvoll war. Harry dagegen sah fasziniert auf all das Essen und wie es aussah. Weihnachten war für ihn bisher nur ein Fest gewesen, dass er aus der Ritze seines Schrankes beobachten konnte, oder bei dem er sah, dass Dudley Spielzeug in Hülle und Fülle bekam und er gar nichts. Außer einer extra Ohrfeige. Also hatte er den Tag meist nur mit Weinen verbracht. Nun, aber hier fing er ja gleich ganz anders an und er wusste, sein neuer Daddy würde ihn nicht schlagen. Dann hätte er es eher getan. Geschenke erwartete er nicht, er war so schon mehr als zufrieden. Sein Geschenk war die neue Familie, auch, wenn sie nur aus Männern bestand und keine Frau dabei war. "So,“ grinste Sirius, packte Harry und ging, mit ihm auf den Arm, zu den Geschenken, setzte sich. „Fangen wir an!“ Severus gab nur wieder ein Geräusch von sich, das seinen Unmut kund tat. Doch er wurde von Remus mit gezerrt, hin zu dem lächerlich bunten Baum, den er sicher so nicht hatte haben wollen! Über und über mit lauter ungesundem Zeugs behangen! Eklig! Keine schönen Glas oder Kristallfiguren, nur, weil heute zwei Kinder herum hüpften! Na ja, eigentlich ja eher drei, denn Black benahm sich ja nicht viel besser. Im Grunde benahm der sich gerade schlimmer, als Potter selbst, der sich der Sache hier gar nicht so sicher zu sein schien. Der Bengel sah eher sehr, sehr unsicher aus... Harry verstand das alles nicht. So viele Sachen! Alle, wirklich alle hatten ihm was mitgebracht! Kuscheltiere, eine Eisenbahn, Holzbausteine, Märchenbücher, Malbücher, Stifte und ein Kindertränkeset. Alles für ihn! Und dann... waren noch die Malfoy gekommen. Weihnachten, das er früher immer gefürchtet hatte, war zu einem Traum geworden. Dracos Eltern packten weitere Geschenke aus, setzten sich dazu und der Blonde erzählte Harry, was er bekommen hatte. Bei einem Geschenk hatte Harry einen richtigen Schreck bekommen – ein Besen. Er hatte fegen wollen, doch sein... Daddy hatte ihm erklärt, dass der nicht zum Sauber machen sei, dass er doch gar nicht putzen musste, sondern, dass der zum Fliegen wäre. Das würden Zauberer machen und es wäre auch wirklich lustig... Und dann... bekam Harry sein letztes Geschenk von Tante Narcissa, die ihn anzwinkerte, während Onkel Sevvus begann, zu niesen wie ein Wahnsinniger. Vorsichtig öffnete er den Karton – und strahlte. Er hob die Katze hoch, drückte sie an sich, dann lief er zu seinem Daddy, hielt sie ihm hin. Und Sirius lachte. Er strich über Harrys Kopf, kraulte die Katze kurz und musterte Severus, der immer wieder zu etwas ansetzen wollte, doch das immer heftiger werdende Niesen machte ihm genau das vollkommen unmöglich. Ja, es sah so aus, als würde das Leben doch noch richtig gut werden. Immerhin hatte Sirius nun einen Sohn, den er über alles liebte und der ihn ebenso zurück liebe, einen besten Freund, der an ihn geglaubt hatte, neue Verbündete und sogar Snape schien ihm inzwischen erträglich. Und er fand es lustig, wie Remus und der Miesepeter krampfhaft ihre Beziehung versteckten. Kapitel 5: Animagus! -------------------- Schon seit einer Stunde saß Harry auf dem Boden, spielte mit der kleinen Katze, indem er immer wieder das Bällchen warf und das Tier es durch den Raum schoss. Lucky hatten sie es genannt, nachdem es sich um ein Haar selbst aus dem Fenster befördert hätte, sie es aber noch retten konnten. Noch immer musste er an Weihnachten denken. Es war einfach toll gewesen, noch schöner, als er es sich in seinen Träumen seinem Schrank immer ausgemalt hatte. Er hatte sooooo viel bekommen! Und immer gab es Jemanden, der sich mit ihm beschäftigte. Meist war es sein Daddy. Ja, er, Freak, hatte einen Daddy, bei dem er immer sein durfte! Der ihn noch nie angeschrien, oder auch nur geschimpft hatte und das, obwohl er immer noch nicht sprechen konnte, dabei arbeitete eine Frau doch mehrmals in der Woche mit ihm, aber es schien ihm sinnlos. Es kam einfach nichts mehr aus seinem Mund. Dafür lernte er, wie er den Anderen trotzdem erklären konnte, was er brauchte, wenn er zum Beispiel wieder aufs Klo musste und Siri nicht da war, um zu erraten, was er brauchte. Aber auch die anderen Beiden waren nett. Onkel Remus machte tolle Spiele mit ihm und hatte ihm sogar schon die ersten Buchstaben gezeigt, so, dass er sicher auch bald lesen konnte, er sollte ja demnächst in eine Schule kommen, auf die er sich gar nicht freute. Er wäre viel lieber immer hier gewesen, doch Sirius hatte gemeint, er würde sicher Freunde finden, die mit ihm spielen würden. Dabei hatte er doch Draco, das reichte ihm! Aber da waren die Erwachsenen unerbittlich. Nicht zu vergessen, dass er, wenn es um das Thema ging, nicht viel mehr tun konnte, als den Kopf zu schütteln. Aber es war ja immer noch Winter und vor dem Sommer musste er nicht in die Schule, die außerdem ganz in der Nähe sein sollte... Nach einer Weile stand Harry auf, sah sich um und musste feststellen, dass nur Onkel Sevvus da war. Daddy redete wohl immer noch mit der Frau, die ihm half. Aber er hatte doch Durst! Unsicher blickte er zu dem dunklen Mann, der ihm irgendwie noch immer unheimlich war. Dann aber nahm er seinen Mut zusammen, trat zu dem Tränkemeister, der vollkommen in seine Lektüre vertieft zu sein schien und zupfte vorsichtig an dessen Hemd. Severus hatte nicht wirklich in der Zeitung gelesen, es stand ohnehin immer nur Dasselbe drin – Verleumdungen und Lügen, die immer dreister wurden. Doch die Tatsache, dass er sich an dem Papier festgehalten hatte, hatte es ihm ermöglicht, sich die Predigt dieser Frau zu sparen, die meinte, alles besser zu wissen! Es war schlimm genug, dass Remus das glaubte, aber er hielt nichts von all den Sachen. Potter, der für ihn auch immer ein Potter bleiben würde, würde eben nicht mehr reden. Und er lernte ja die dummen Zeichen! Mehr konnten die Anderen nicht mehr verlangen! Allerdings wurde er aus den Gedanken gerissen, als er das zaghafte Zupfen fühlte, er sah an sich herunter, zu dem Jungen mit den großen, grünen Augen, die ihn vorsichtig, sprungbereit ansehen und sofort nachdem der Kleine seine Aufmerksamkeit hatte, sprang er weit genug zurück, um im Notfall flüchten zu können. Es würde wohl noch eine ganze Weile brauchen, bis er begreifen würde, dass wirklich niemand ihn mehr schlagen würde. „Was?“, fragte er, knapp, aber nicht übermäßig unfreundlich. Sev musterte den Jungen, der starrte auf den Mann, doch dann machte er sich selbst Mut. Daddy hatte gesagt, der Onkel guckte eben immer griesgrämig, aber er war gar nicht so. Also deutete er auf den Tisch, auf das Glas, das dort stand, machte dann eine Trinkbewegung und sah Severus hoffnungsvoll an. Der Andere schien ihn zu verstehen, ihn aber auch gern hinzuhalten. „Durst?“, hakte Severus nach, der bezweifelte, dass Harry wirklich seinen starken Tee wollte, der nicht mal Remus schmeckte. Es wunderte ihn nicht, dass der Kleine was zu Trinken wollte, nach den Übungen wäre selbst er durstig, doch selbst eine halbe Stunde nach dem Unterricht hatte er ja noch nichts verlangt. Harry nickte. Ja! Durst! Trinken! Er beobachtete, wie Severus eine Hauselfe rief und kurz danach tauchte eine Flasche auf. Limonade! Er beobachtete, wie das Glas gefüllt wurde, stürzte es ich vollständig herunter und sofort ging es ihm besser. ‚Danke’, zeige er dem Anderen an, setzte sich dann auf den Stuhl und wartete... Severus musterte den Jungen nur, bevor er wieder hinter der Zeitung verschwand. Er war aber froh, dass der Kleine sich getraut hatte, auch ihn zu fragen. Denn so ungern er es zugab, er begann, den Grünäugigen zu mögen, eben weil er anders war, als er es immer erwartet hatte. Ein süßes Kind eben. Der Tränkemeister wusste, dass Black den Jungen in den nächsten Tagen mit in die Winkelgasse nehmen wollte, er persönlich hielt gar nichts davon. Jeder würde wissen, wer sich da an den Idioten klammerte und den schüchternen Jungen noch mehr verängstigen. Aber wie gesagt, es war sinnlos mit Sirius zu diskutieren, wenn der eine Meinung gefasst hatte. Wie mit der Einschulung. Der Junge hätte genauso gut mit Draco zu Hause unterrichtet werden können. Aber nein, eine normale Grundschule würde ihn mehr an Muggel gewöhnen und Zauber könne er immer noch von ihnen lernen! Pah! Denken war bei Black wirklich Glückssache! Sirius lächelte. Er war mal wieder mit Harry im Garten, aufgrund von Severus’ dauerndem Gemecker hatte er den Ausflug mit dem Kleinen noch mal verschoben, in den Frühling. So hatte er noch einige Wochen mehr Zeit, sich an Alles zu gewöhnen. So war es bisher dabei geblieben, dass die Malfoys von Zeit zu Zeit vorbei gekommen waren, aber nicht mehr. Und sein kleiner Sohn machte Fortschritte. Er war nicht mehr ganz so ängstlich und inzwischen durfte auch Remus mit ihm spielen und ihn hoch nehmen, ja, sogar Severus. Auch wenn der die gemeinsame Zeit damit verbrachte, den armen Jungen mit ins Labor zu nehmen, was dem aber auch noch gefallen zu schien. Gerade im Moment begann der Schnee, sich zu verabschieden. Die ersten Schneeglöckchen hatten mutig ihre kleinen Köpfchen aus dem Schnee gesteckt, um den Frühling zu begrüßen und Harry war begeistert gewesen, hatte ihn mit raus gezerrt, um die kleinen Blümchen zu bewundern. Auch heute waren sie im Freien, wo die Elfen bald beginnen würden, einen Spielplatz aufzubauen. Mit Schaukel, Rutsche und Sandkasten. Lustigerweise sprang auch die kleine Katze mit ihnen herum, mit der sich auch Snape hatte abfinden müssen. Das Tier sah aber auch drollig aus, wie es einigen Staubkörnern hinterher hüpfte. Noch viel süßer allerdings war Harry, der gerade am tief hängenden Ast eines Baumes hing und strahlte. Wie jeder Junge in seinem Alter es tun sollte, versuchte er, seine Umgebung zu erobern. Ja, es wurde wirklich immer besser. Der Kleine kam endlich aus seinem Schneckenhaus. Einziges Problem war und blieb, dass es Harry einfach nicht gelingen wollte, wieder zu sprechen, obwohl er es doch immer so hart versuchte. Sirius war es egal, ob er sprechen konnte, oder nicht, aber er sah ja, wie es den Kleinen selbst belastete. Wie der manchmal sprechen wollte und es einfach nicht klappte. Und auch, wenn inzwischen selbst die Malfoys einige der Zeichen lernten, so war es doch schwer, sich mit Anderen zu verständigen, auch in der Schule und wo Harry noch gar nicht schreiben konnte. Aber Sirius weigerte sich, das intelligente Kind in eine Behinderteneinrichtung zu schicken. „Na komm, du!“, grinste er, hob Harry ganz auf den Ast. „Versuch es ruhig, weiter hoch zu kommen! Ich bin immer direkt hinter dir!“, er schwang sich ebenfalls ohne Probleme auf den tief hängenden Ast. „Erobern wir den Baum!“ Remus trat aus dem Haus, sah zuallererst Severus’ neuen Lieblingsfeind. Die Katze, die den Armen immer zum Niesen brachte und der Tränkemeister hatte bis jetzt noch keinen Trank gefunden, um die Allergie zu unterdrücken. Er brauchte eine Weile, bis er die Beiden fand und konnte nur den Kopf schütteln. Es war erstaunlich, mehrere Jahre Askaban und Sirius hatte immer noch nur Mist im Kopf! Auf Bäume klettern! Wo es noch so kalt und glitschig war! Das war nun wirklich kein Wetter für solche Stunts! Aber was sollte er tun? „Sirius!“ Überrascht blickte Sirius nach unten, hielt Harry dabei aber sicher fest. „Remus, was gibt es?“, fragte er amüsiert, vor allem, als er sah, dass der Werwolf wieder mal Knutschflecken hatte, die er wie immer nicht erklären können würde. Da die Beiden weiterhin versuchten, so zu tun, als hätten sie nichts miteinander. „Was macht ihr Beide in dem Baum?!“ fragte der Werwolf sofort. „Es ist kühl, nass und glitschig! Ihr könntet fallen!“ „Och, Remmy, ich halt ihn doch fest und...“ „Sirius! Du wärest doch eben selbst fast gefallen! Klettern könnt ihr, wenn die Sonne wirklich scheint! Also bewegt euch wieder runter! Es ist Zeit fürs zweite Frühstück!“ Sirius verdrehte die Augen, setzte sich Harry auf den Rücken: „Festhalten!“, grinste er, morphte in Padfood und sprang einfach auf die Erde, bellte glücklich und leckte dem Kleinen über das Gesicht. Erst vor einigen Tagen hatte er dem Kleinen gezeigt, was er konnte und seither strahlte Harry jedes Mal, wenn er des auch machte. Harry klatschte begeistert, als sein Vater sich wieder in den riesigen Hund verwandelte, den er so toll fand. Einziger Nachteil – Daddy begann dann immer, seine Katze zu jagen, die das nicht ganz so toll fand. Er wollte das auch können! Wollte sich auch verwandeln und das letzte Mal hatte er gefühlt, dass er es fast geschafft hatte! Er wollte ebenfalls so ein toller Hund werden können, so groß und gefährlich wirken! Dann konnte er sich sicher auch verteidigen, besser, als im Moment, wenn was passierte... „Sirius!“, tadelte Remus nur erneut. Doch er wusste, der Andere hätte Harry nicht in Gefahr gebracht. Trotzdem, er fand so was einfach zu riskant, vor Allem mit einem Kind wie dem Kleinen mit seinen porösen Knochen, die leicht brechen konnten. Konnte man so was nicht um ein Jahr verschieben, wenn die neue Ernährung und die Tränke endlich ihre Wirkung voll entfaltet haben würden? Der Andere morphte sich wieder zurück, lachte dann. „Och, komm schon Remmy! Du weißt, dass ich vorsichtig bin und nicht zulasse, dass dem Kleinen was... Kleiner?!“, verdattert starrte er auf das Kind, dass in dem Moment vor seinen Augen zu schrumpfen begann, während der Körper sich mit smaragdgrün schillernden Schuppen überzog und das Gesicht immer länglicher wurde. Auch Remus starrte sprachlos auf das Kind, dass sich vor ihren Augen veränderte, bis auf ein Mal ein... Minidrache vor ihnen saß und sie beide stolz ansah! „Damit stellt sich die Frage nicht mehr, ob er vielleicht mal ein Animagus wird, “ stellte der Werwolf fest, als er seine Sprache wiedergefunden hatte. Sirius hingegen strahlte regelrecht, packte den Kleinen und drückte ihn an sich. Immerhin war er ja keine Schlange und das war das Wichtigste. „Mein Kleiner!“, rief er, küsste Harry auf die Schnauze. „Ein kleiner Drache bist du! Und was für ein Süßer! Remus, hast du das gesehen?!“ „Es war nicht zu übersehen,“ gab der Werwolf trocken zurück und war froh, dass Severus paranoid genug war, sein Grundstück besser abzusichern, als Hogwarts es je gewesen war. Wenn das Irgendwer gesehen hätte! Was für eine Macht musste in dem Jungen stecken, wenn er so etwas in dem Alter schon schaffte?! „Bleibt nur das Problem, dass er zurückmorphen muss und da bin ich keine Hilfe, ich bin kein Animagus...“ Sirius zuckte mit den Schultern. „Aber ich,“ meinte er nur. „Der Kleine wird es sich bei mir abgeguckt haben.“ Er sah zu dem kleinen Drachen, trug ihn dann ins Innere, einfach nur stolz, wie stark sein kleines Sohn war, stellte ihn dann auf den Esstisch, wo Snape erst mal einen Gang rückwärts einlegte. „Was...?!“ „Harry,“ erklärte Remus hastig, der nur sah, wie der Kleine zu zittern begann. „Sirius hat sich gemorpht, das muss ihn wohl fasziniert haben, er muss sich gewünscht haben, das auch zu können. Das ist das Ergebnis und nein, er ist keine Trankzutat, ich sehe, was zu denkst!“ Severus knurrte kurz, wandte sich dann wieder dem Problem und Black zu. „Und was jetzt?“ Sirius setzte sich auf einen Stuhl, strich leicht über Harrys schuppenbesetzten Körper. „Kleiner, das hast du toll gemacht, aber das reicht jetzt. Du musst wieder zu meinem Harry werden,“ sprach er leise. „Denk daran, wie du aussiehst und versuch, deine Form anzunehmen.“ Ja! Ja, er hatte es geschafft!, stellte Harry stolz fest. Er hatte sich auch verändert! Aber schon der nächste Blick war eine Enttäuschung. Alle um ihn herum waren viel, viel größer und er war immer noch winzig! Und außerdem hatte er Schuppen, wie... ein Fisch?! Und einen Schwanz mit kleinen Dornen. Was war er?! Er wollte fragen, hörte sich aber selbst nur zischeln, mit der ein wenig gespaltenen Zunge, die außerdem auch komisch in seinem Mund zu liegen schien. Ja, er wollte ja wieder aussehen wie sonst! Aber wie??! Als Sirius es ihm erklärte, schloss er die Augen, versuchte es, doch es wollte und wollte einfach nichts werden! Er spürte, wie das Wasser in seine Augen trat. Sein Dad musste doch eine Lösung wissen! Sirius seufzte etwas. Es konnte sehr gut sein, dass Harry einfach zu erschöpft war. Das war nicht gut. Ja, es gab einen Spruch, der dem Kleinen helfen würde, aber angenehm war der halt auch nicht. „Ich kann etwas machen, aber das wird weh tun...“ Harry nickte einfach. Es war ihm alles egal. Er wollte nur wieder zwei Beine haben! Severus knurrte, stieß Black aus der Bahn und hob seinen Zauberstab. „So, wie du es machst, würde es auch ein Metzger machen,“ knurrte er einfach, schwang den Zauberstab – und beobachtete, wie aus dem seltenen Animagus wieder das vierjährige Kind wurde, dass es eigentlich sein sollte. Harry wimmerte lautlos, es tat etwas weh, aber viel mehr war er enttäuscht, dass er nur so klein war, wo sein Dad doch soooo groß war, wenn er sich verwandelte! Aber... vielleicht war das auch nur, weil er eben noch so jung war? Dann müsste er ja doch noch wachsen! Sofort schloss Sirius den Kleinen in die Arme, wenig begeistert, dass man ihn weggeschubst hatte, aber der Andere war schon immer besser in Zauberkunde gewesen, das stellte er nicht in Zweifel. „Schhh,“ murmelte er, strich dem Kleinen über den Rücken: „Alles wieder gut.“ Dann blickte er auf seinen Sohn, der heftig gestikulierte – und musste lachen. „Oh, Harry! Du magst etwas kleiner sein, als ich, du bist aber auch viel, viel jünger! Und außerdem bist du was ganz Besonderes! Ich war zehn Jahre älter, als ich das das erste Mal geschafft habe.“ Er wuschelte durch Harrys Haare, setzte sich. Und gab das Getränk weiter, das man ihm gab. „Aber das mach mal so schnell nicht wieder, erst muss ich dir wirklich erklären, wie man sich dann zurückmorphen kann. Versprochen?“ Harry nickte nur, noch immer nicht ganz glücklich mit der Antwort. Doch er war glücklich, weil sein Daddy so stolz klang, das war ihm mehr als genug. Er merkte kaum, wie er schließlich doch langsam wegdämmerte. Denn er war wirklich, wirklich müde, es hatte weh getan, als er wieder er selbst geworden war und das Streicheln animierte ihn nicht wirklich dazu, wach zu bleiben. Remus beobachtete, wie Harry langsam einschlief, sah dann zu Severus. „Das darf absolut Niemand, unter keinen Umständen, erfahren,“ erklärte er. „Das würde eine Katastrophe werden.“ „Wie gut, dass er sich nicht verplappern kann,“ knurrte Severus nur, der seinen Stab wieder weg packte und auf den Jungen blickte, der auch noch richtig süß aussah, wie er da lag. „Jetzt fehlt uns nur noch, dass er mal vor Schreck morpht!“ Remus zuckte mit den Schultern. „Das bekommen wir in den Griff,“ meinte er nur. „Dafür gibt es entsprechende Zauber. Und zumindest wissen wir, dass genug Magie in ihm ist, um auch ohne Sprache zu zaubern. Besser geht es doch gar nicht.“ „Das hätte uns auch ein einfacher Test sagen können!“, knurrte Severus nur erneut zurück. Er hielt vorn all dem gar nichts, doch er hielt sich – mal wieder – zurück. „Und hätte Black nicht immer so angegeben, wäre er gar nicht auf diese Idee gekommen!“ Sirius knurrte kurz, strich dann aber schnell wieder über Harrys Seite, als der Kleine unruhig wurde. Er brachte es einfach nicht über sich, den Jungen abzulegen, er wollte ihn auf dem Arm behalten. „Besser, es ist heut und versteckt passiert, als tatsächlich mal aus Schreck mitten in der Winkelgasse! Jetzt wissen wir, dass er es kann und können es verstecken!“, dann wurde er ruhiger, strahlte Remus an. „Mein Kleiner, er ist so stark, dass er das geschafft hat. Er ist einfach ein kleines Wunder!“ „Eines, dass uns noch viel, viel Ärger bringen wird,“ murrte Severus nur. Kapitel 6: Futsch ----------------- Sirius lächelte etwas, als er aufsah. Draußen tobte Harry, seine Katze hatte sich in Sicherheit gebracht und es war herrlich warm. Es war inzwischen ein gutes halbes Jahr vergangen und Herbst geworden. Man hatte ihm bescheinigt, dass er keinerlei Schäden davon getragen hatte und im Vollbesitz all seiner geistigen Fähigkeiten war. Er allein hatte nun die volle Verantwortung für seinen Kleinen und hätte ihn überall mit hin nehmen können. Doch er hatte es nicht getan, er war bei Remus und Severus geblieben. Er hatte sich an die Beiden gewöhnt und ganz ehrlich – er fühlte sich nicht wirklich wohl damit, wieder in das Haus zu ziehen, das er schon als Kind gehasst hatte. Im Gegenteil, nicht mal der Umbau, der im Moment lief, würde all die negativen Erinnerungen wirklich löschen können, weswegen er das Haus zwar richtete, damit sein Sohn es einmal haben konnte, ohne den Ärger zu haben, aber umziehen kam nicht in Frage. Sehr zu Snivvies Frust, doch auch der war Harry so zugetan, dass aus dem Protest nur ein leidvolles Stöhnen geworden war. Außerdem musste Sirius zugeben, dass er einfach nicht mehr gern allein war, nach den Jahren in Askaban war das für ihn ein persönlicher Horror. Und selbst jetzt, wo er die Beiden schon in Flagranti erwischt hatte, versuchten sie immer noch, ihr Verhältnis miteinander so diskret wie möglich zu halten. Aber auch er hatte seinen Spaß. Wenn auch nicht so ganz bedenkenfrei, wie Snape sich schon aufgeregt hatte. Da Harry inzwischen auch ohne Probleme bei Remus blieb, hatte er dessen Sprachtherapeutin einfach mal zum Essen ausgeführt. Und er mochte sie wirklich. Sie beeindruckte ihn, weil sie eben nicht so leicht beeindruckt war. Auch in der Politik hatte er inzwischen Fuß gefasst, mit Lucius’ Hilfe, mit dem er inzwischen eine gute Freundschaft führte, die auf erstaunlich vielen Gemeinsamkeiten beruhte, die sie gefunden hatten, vor Allem, dass sie alles tun würden, um ihren Söhnen eine gute Zukunft zu geben, eine Sichere, ohne Krieg... Allerdings hatte auch Dumbledore schon viele Probleme bereitet, die nicht angenehm gewesen waren und dann... war er einfach verschwunden, Sirius wusste, das war das Gefährlichste von Allem, doch er hatte eben auch keine Ahnung, was er tun sollte, um den Alten zu finden. Aber dann schob er auch den Gedanken von sich. Schließlich war der Tag einfach viel zu schön für trübe Stimmung. Stattdessen sah er wieder zu seinem Kleinen, der gerade auf der Schaukel war die sie aufgebaut hatten. Er hatte noch Monate gewartet, es war Oktober und Zeit für Harry, das erste Mal unter andere Zauberer zu kommen. Es war ein kurzer Ausflug in die Winkelgasse geplant, nur Remus, Harry und er. Um den Kleinen wieder an Menschen zu gewöhnen. Denn sein Sohn hatte immer noch panische Angst vor Fremden, dass man ihn von Zuhause weg zerren könnte und das er wieder bei den Dursleys landen könnte. Darum hatte er schon zwei Mal Weinkrämpfe bekommen, als sie mit ihm weggewollt hatten. Aber dieses Mal hatten sie ihn überreden können. Vielleicht fand er ja noch einen anderen Spielkameraden, als ausgerechnet Draco. Irgendwen, der etwas anders war, damit er sah, dass es viele Arten von Kindern gab. Auch, wenn er schon froh war, dass der Kleine mit Irgendwem spielte. Es war eben nicht leicht, dadurch, dass Harry nicht sprechen konnte. Es erforderte Geduld von seinem Gegenüber und die hatte eben nicht Jeder. Er selbst sah damit kein Problem: Er musste nur die Augen seines Sohnes sehen, um zu wissen, was in ihm vor ging, wie er sich fühlte oder was er brauchte. Etwas, das langsam auch Remus lernte. „Harry, Schatz!“, rief Sirius und sah, wie der Kleine mit dem Kinderbesen in der Hand auf ihn zugerannt kam. Nun, immerhin war sein Sohn fünf geworden, da hatte er nicht gespart. Und selbst Severus, der Miesepeter hatte sich nicht lumpen lassen und dem Jungen einen ganzen Spielplatz aufstellen lassen, mit Rutsche, Schaukel, Sandkasten und sogar einer Wippe! Mit der Begründung, dass der ‚Bengel’ sich nun mal bewegen müsse, um wieder Muskelmasse aufzubauen. Harry wandte sich um, lächelte und lief zurück, auch, wenn er sich nicht wirklich froh fühlte. Er wusste ja, dass es heut weg gehen sollte. In die Stadt, in der Alles magisch war. Eigentlich wollte er nicht. Er war sich sicher, dass was passieren würde, er hatte Angst. Er hatte auch Wochen gebraucht, um nicht mehr jedes Mal vor Schreck zu einem Minidrachen, Wywern genannt, zu werden, wenn etwas in seiner Nähe ihn verschreckte, eben weil er sich damit fast überall verkriechen konnte. Doch er hatte es seinem Daddy versprochen. Ihm, Onkel Remus und Sevvie. Sie hatten ihm erzählt, dass es lustig sein würde, dass es einen Laden gäbe, mit ganz vielen Quiddichsachen und Besen und ein Eisgeschäft, in dem es ganz viele Sorten gäbe, oder den Süßigkeitenladen, in dem es auch viel Auswahl gab. Er wollte wirklich nicht, aber sie hatten Alle gesagt, dass er sich nicht immer verstecken konnte, in einem Jahr musste er ja auch in die Grundschule gehen, um noch mehr zu lernen. Da könne er doch keine Angst mehr vor Menschen haben. Er müsse es eben lernen. Harry wusste, es würde was Dummes passieren und auch, wenn die Anderen immer so lieb waren, noch immer hatte er Angst, dass man ihn am Ende doch weggeben würde, weil er schwierig war. Doch sein Daddy hatte ihn gebeten, also würde er hin gehen. In diese Winkelgasse. Immerhin waren sie auch darum da, weil Draco in drei Monaten Geburtstag haben würde. Im Januar, weil Draco ein halbes Jahr älter war. Und dann musste er ja ein Geschenk bekommen, das sollte er heut aussuchen. Das war auch wichtig. Immerhin hatte Draco ihm erst die tolle Katze und dann noch zu Weihnachten ein großes Puzzle geschenkt! Und er liebte Beides! Da wollte er was Tolles für den Blonden finden. Dafür würde er sogar in die Stadt gehen, aber er würde Daddy sicher nicht los oder aus den Augen lassen! Sirius lächelte, als sein Kleiner kam, warf ihn hoch und wirbelte ihn fröhlich herum. „Na du?“, fragte er nur liebevoll. „Los geht’s! Auf in die Stadt mit uns! Ich wette, es wird lustig! Mach dir keine Sorgen, ich achte auf dich!“ Harry lächelte nur schüchtern, umarmte den Anderen und kuschelte sich an dessen Schulter zurecht, während der los ging, vor die Tür von dem riesigen Haus, in dem sie nun schon so lange lebten und in dem er immer noch nicht geputzt hatte. Das machten hier Hauselfen, wie er inzwischen wusste. Süße, liebe Kreaturen mit ganz langen Ohren, die ihm auch immer wieder heimlich Sachen zusteckten. Er mochte sie. Er war auch gern bei ihnen in der Küche und sie mochten ihn auch. Nun aber ging es zu Remus und Severus, die schon vor der Tür warteten, der Eine in einer Jeans und einem Hemd, Sevvie wie immer in einem ganz schwarzen Ding, dass man wohl Robe nannte und das ihn irgendwie doch an ein Kleid erinnerte. Er wusste inzwischen auch, dass Beide in einer magischen Schule arbeiteten, in die er auch mal gehen sollte und sogar Daddy war immer mal wieder da, weil er und ein paar Andere dafür verantwortlich waren, dass da alles so lief, wie es das sollte. Daddy schien ohnehin wichtig zu sein, immer wieder kamen Leute hierher, um mit ihm zu reden, über dringende Sachen. Dann hatte Daddy auch immer besonders gute Sachen an, die aussahen, wie von Onkel Lucius. „So, da sind wir,“ erklärte Sirius, grinste Remus zu, der sich seinen Umhang einfach über seine Jeans geworfen hatte. Ein einfaches Kleidungsstück, das bei Weitem nicht so schäbig war, wie die anderen Sachen, die er vorher immer getragen hatte. Seit der Alte verschwunden war und sein Freund auch in der Schule arbeitete, hatte der aufgehört, vorzugeben, weniger zu sein, als er war... Remus musterte seinen besten Freund, der sich im letzten halben Jahr wirklich gemacht hatte. Er hatte wieder zugenommen und trug edle Kleidung, wie es seinem Status entsprach, doch trug er nicht so dick auf, wie Lucius es aus purer Gewohnheit tat. Was nichts hieß, denn in der kurzen Zeit, in der Sirius wieder da war, hatte er erstaunlich viel Einfluss gewonnen. Es war schon richtig unheimlich. Aber wenn der Andere was gewollt hatte, hatte er sich schon immer seinen Weg gebahnt und im Moment sann Sirius eben auf Rache. Rache an denen, die ihn nach Askaban gebracht hatten, um ihre Profite daraus zu ziehen und um sein Patenkind, nun seinen Sohn, zu schädigen. Etwas, dass er nicht tolerieren konnte, so wenig, wie Remus ein bedrohtes Mitglied seines Rudels. „Na endlich,“ knöterte Severus von hinten. Er hasste es zu warten, doch trotz seines Alters war er offensichtlich nicht in der Lage, die Uhr zu lesen! Dabei hatte er, nun, wo die Schule wieder stattfand, kaum ein paar Stunden Zeit für sich und da hatte er eigentlich was Besseres zu tun, als mit Black und einem Kind in die Winkelgasse zu schleifen! Vor Allem, da durchaus die Gefahr bestand, von Schülern gesehen zu werden, denn Mehrere hatten auch die Erlaubnis, am Wochenende mit ihren Eltern nach London zu gehen. Nicht zu vergessen, dass besagtes Kind mit Sicherheit, wie schon der Vater, ein Magnet für Ärger war und außerdem auch noch vermutlich zu Paniktransformationen neigte! Sirius zuckte mit den Schultern, hob seinen Kleinen hoch und grinste. „Er wollte eben noch ausschaukeln! Und jetzt los! Damit ihr wieder zur Schule könnt!“ Er griff nach dem Portschlüssel, den Remus ihm hin hielt, nur, um kurz darauf auch das Ziehen zu spüren, nur einen Augenblick später landeten sie sicher direkt in der kleinen Gasse vor der Wand, die den Eingang bildete. Harry sah nur ungern auf, er hatte wieder dieses Ziehen gespürt, so, wie damals, als sein Daddy ihn von den bösen Leuten weggeholt hatte. Aber er mochte das Gefühl gar nicht, es dauerte mehrere Minuten, bevor er nicht mehr das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen. In der Zeit sah er, wie Sev mit seinem Stab gegen die Wand klopfte und diese zur Seite sprang, den Weg auf eine Straße frei gab. Eine, auf der heftiges Treiben herrschte, in den Augen des kleinen Jungen. Ihm war das schon zu viel, vor Allem, da viele stehen blieben, sich umsahen und gerade an ihnen hängen zu blieben schienen, einige blieben sogar, wenn auch nur für einen Moment, stehen. Sirius hingegen fühlte sich sofort wohl, er hatte die Winkelgasse schon immer gemocht, vor Allem, wenn die Schule schon losgegangen war und die Zahl der herumtobenden Kinder sich doch um einiges reduziert hatte. Allerdings zeigte er im Moment ein eher hartes Gesicht, während er Harry hielt, auch, um die Leute auf Abstand zu behalten, sie Alle wussten, dass er nur ein Kind so tragen würde und er wollte vermeiden, dass sie seinen Kleinen gleich überfallen würden. Denn so würde der Junge seine Scheu nie ablegen. Daher hielt er Harry noch eine Weile, bevor er diesen auf die Stirn küsste und ihn sanft auf den Boden stellte, ihn aber an der Hand behielt. „So,“ grinste Sirius. „Dann erkunden wir mal die Umgebung, junger Mann! Es wird Zeit, dass du dich mal etwas umguckst! Hier kann man soooo viel anstellen!“ „Ja,“ knurrte Severus. „Rede ihm nur gleich Dummheiten ein, auf das er nie vernünftig werden kann.“ Doch er blieb leise genug, um nicht von Black gehört zu werden, sah sich dann um. Natürlich war das einzige Geschäft, das er brauchte, in der Nokturngasse, wo sie sicher nicht hin gehen würden. Na ja, musste er gleich einen Abstecher machen. Mit Lupin, da der Laden auch für Diesen einige interessante, gerade noch so legale Dinge anbot. Black würde ja wohl dann in der Lage sein, für ein, zwei Stunden allein auf seinen chaotischen Nachkommen zu achten! Remus hob eine Augenbraue, doch er grinste amüsiert, während sie langsam los liefen, um Harry genug Zeit zu geben, sich umzusehen. Wobei es kaum mehr als verborgene Blicke hinter Sirius’ Hosenbein waren, da ihn die Menschen um ihn herum wirklich zu ängstigen schienen. Harry war nicht begeistert, er fühlte sich hier einfach nicht sicher, so, wie in dem Haus, dass er, seit er dorthin gebracht worden war, nicht wieder verlassen hatte. Und von ihm aus hätte es auch so bleiben können. Auch die Anderen hatten ihn nie raus gelassen, nur in den Garten, um den zu pflegen, aber sonst nicht. Aber nun war er hier, mitten in dieser Straße mit den irgendwie windschief wirkenden Häuschen, die aussahen, als könnten sie jeden Moment in sich zusammenfallen. Überall liefen die Menschen herum, die ganz anders angezogen war, als er es kannte, eher so, wie Onkel Severus und einige wenige auch wie Onkel Lucius. Und viel zu Viele von ihnen blieben stehen, starrten ihn mit großen Augen an. Einzig die Hand seines Daddys verhinderte, dass er wirklich weglief, denn Harry war das hier gar nicht geheuer. Er klammerte sich an dem Anderen fest, versuchte, so wenig wie möglich aufzusehen. So, dass er erst beim Klingeln bemerkte, dass sie in eines der Häuser gegangen sein mussten. Langsam hob er den Blick – und kam aus dem Staunen nicht heraus. Der gesamte Raum war voll mit Süßigkeiten! Bis zur Decke hoch reichten sie und alle sahen lustig aus! Nicht so abgepackt, wie er sie kannte, sondern in großen Glasschalen zum Herausnehmen. So viel! Das konnte doch gar nicht alles echt sein! Ja, Alle brachten ihm immer ein kleines Tütchen mit, doch noch nie hatte er so viel Süßes auf ein Mal gesehen und die meisten Sachen kannte er nicht mal! Das konnte man doch nie im Leben Alles probieren, oder? Sirius grinste. Hatte er doch gewusst, dass das hier der perfekte Anfang für einen kleinen Ausflug war! Denn ohne es selbst zu merken, kam Harry hinter seinen Beinen hervor, ging einige Schritte auf die ersten Regale zu und sah sie mit offenem Mund staunend an. Seine Angst war vollkommen vergessen, zu sehr war sein Kleiner fasziniert. „Ich hab dir doch gesagt, hier gibt es viel zu entdecken. Guck mal, das ist eine große Tüte, du darfst sie voll machen. Und du darfst die Sachen probieren, wenn du sie nicht kennst. Also auf, das kann dauern.“ Strahlend machte Harry sich ans Werk. Er war in seinem ganz persönlichen Himmel. Der Mann, dem der Laden gehörte, ließ ihn tatsächlich Alles probieren, auf das er zeigte und nur zu schnell füllte sich seine Tüte – wobei er aber Bertie Botts Bohnen vollkommen ausließ, weil er die eklig fand. Er hatte drei probiert und zwei davon waren eklig gewesen. Da doch lieber die lustigen Schokobonbons, die auf der Zunge hüpften oder die Zuckerfedern, die ganz schmal waren und wunderbar schmeckten. Es dauerte eine gute Stunde, bis Harrys Tüte sich endlich gefüllt hatte und sie den Laden wieder verlassen konnten. Dieses Mal war der Kleine so mit seinem Schatz beschäftigt, dass er gar nicht merkte, wie sie liefen, er trottete an Sirius’ Hand hinterher, seine Zuckertüte immer im Auge. Erst, als die Anderen stehen blieben, sah auch Harry wieder auf. Und runzelte die Stirn. Sie standen auf einem Spielplatz. Auf dem auch schon Kinder waren. Er wollte wieder verschwinden, doch sein Daddy hielt ihn fest. „Harry, du musst nicht wegrennen,“ erinnerte Sirius den Kleinen sanft, strich über dessen Haare und nahm die Tüte an sich. „Guck, ich bin die ganze Zeit hier und passe auf. Da sind andere Kinder, die so alt sind, wie du. Warum gehst du nicht zu ihnen und guckst, ob du mitspielen kannst? Das macht Spaß. Wie mit Draco auch!“ Harry wollte nicht, er wollte nicht ausgelacht werden, weil er nicht reden konnte und er wusste ja, wie gemein Kinder sein konnten, das wollte er gleich noch viel, viel weniger. Doch andererseits.... Daddy sah ihn so erwartungsvoll an. Er sah sich um, schlich sich schließlich zur Schaukel, die im Moment unbesetzt war und setzte sich, während er die Anderen beobachtete. Er sah, dass er zu den Kleinsten gehörte, aber wohl eher nicht zu den Jüngsten. Und dass es ziemlich viele Kinder mit roten Haaren hier gab. Zwei davon sahen auch noch aus, wie Spiegelbilder voneinander. Und Niemand schien ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, was Harry aber gar nicht mal so unrecht war. Sirius beobachtete seinen Kleinen, lächelte dann aber, als der in Ruhe schaukelte und einfach nur da saß. Das war doch ein gutes Zeichen. Sicher würde er auch bald den Mut haben, sich zu den Anderen zu stellen. „Lord Black!“ Überrascht wandte Sirius sich um – und lächelte. „Miss Howell,“ stellte er fest, als er die Therapeutin von Harry erkannte, an der er ja ohnehin einen Narren gefressen hatte, so, wie sie an dem Kind, wie sie ihm bei einem gemeinsamen Kaffee erzählt hatte. Mary-Ann lachte, blickte dann suchend über den Spielplatz, bis sie den kleinen Jungen entdeckte, dem sie zu helfen versuchte. Es hätte sie auch wirklich gewundert, Sirius hier ohne ihn zu finden. Der Mann tat alles für das Kind, das einmal sein Patensohn gewesen war und das er zu seinem Nachfolger ernannt hatte. Und er war ja auch ein süßer Kleiner, lieb, ruhig, etwas verschüchtert und überängstlich, aber auch herrlich sanftmütig und geduldig. Nur zu schnell waren sie Beide in ein Gespräch vertieft... Unsicher blickte Harry weiter um sich, als ein kleines, rothaariges Mädchen an ihm vorbei schoss, dicht gefolgt von einem Jungen, der so alt sein musste, wie er selbst, der aber abrupt stehen blieb, als er ihn sah. Automatisch sprang er von der Schaukel, um keinen Streit zu provozieren, wollte weg. Doch schon hatte der Andere ihn einfach geschubst! Und er konnte nicht mal was sagen! „Baby!“, rief Ron, als der kleine Junge, der jünger wirkte, als seine Schwester, ihn aus großen, grünen Augen verheult ansah, nur, weil er diesen in den Sand geschubst hatte. Pah! Seine Brüder machten viel schlimmere Sachen mit ihm und er heulte nicht! Nein, entschied Ron, den da mochte er gar nicht und der hatte hier auch gar nichts zu suchen! Er wollte nach dem Kleinen treten, doch der war schnell etwas weiter weg gekrochen, noch immer ohne einen Laut von sich zu geben. Pah! Mit so was konnte man ja nicht spielen! Wimmernd versuchte Harry, den Rückzug anzutreten, doch der andere Junge ließ ihn einfach nicht in Ruhe! Und auf ein Mal schien es, als wären die anderen Kinder alle außer Sichtweite – und Daddy auch. Bis zu der Hecke mit den Dornen ließ Harry sich treiben. Weg! Er wollte weg von dem Jungen und...! Oh nein! Daddy hatte ihm doch gesagt, dass das nicht passieren durfte! Doch er konnte es nicht aufhalten! Er spürte, wie er schrumpfte, schaffte es gerade noch so unter den Busch. Und schon war er wieder klein und geschuppt... Daddy würde so enttäuscht sein! Harry wusste nicht, was er tun sollte! Auf den Spielplatz zurück konnte er nicht, niemand sollte ihn so sehen, das hatten sie Alle gesagt! Und... und... da war auch der Junge, der weg gegangen war, nachdem er ihn nicht mehr gefunden hatte! Aber allein fand er doch auch nicht heim! Verzweifelt sah Harry sich um. Alles um ihn herum wirkte riesig, die Büsche, die Bäume und alles Andere. Schließlich streckte er seine Flügelchen, nutzte einen kleinen Moment und flog etwas höher, nachdem er aus dem Busch gekrochen war, hinein in einen der Bäume, schon, um mehr sehen zu können. Doch was er sah, machte ihm nur noch mehr Angst. Er hatte doch gewusst, dass er nicht raus wollte! Scheinbar waren fast alle Kinder, wie Dudley. Wie sollte er da die Schule durchstehen?! Schließlich fand Harry sich in einem Ast wieder, nicht weit vom Spielplatz entfernt. Dort rollte er sich zusammen, so nah am Stamm, wie möglich. Er versuchte auch, in seinen eigenen Körper zurück zu kommen, doch was er sonst eigentlich konnte, war ein riesiges Problem. Wie sollte er das Daddy erklären?! Er hatte doch versprochen, dass das nicht passieren sollte!! Er hatte seinen Daddy enttäuscht... Es dauerte eine Weile, bis Severus endlich Alles hatte, was er suchte. So war es aber immer, wenn er seine Vorräte auffüllen musste. Es war eine leidige Arbeit und im Gegensatz zu den gängigen Sachen waren einige Dinge zu sensibel, um sie in eine Sammelbestellung zu packen, ohne, dass sie ihre Reinheit verloren. Allerdings war er wenig begeistert, als er auf dem Spielplatz nahe der Winkelgasse vor Allem eine Herde Rotschöpfe fand, auch Bill und Charlie. Warum auch immer die an diesem Tag Ausgang von der Schule hatten bekommen müssen! Er sah auch den Rest der roten Brut, inklusive des Mädchens, das gerade ihren fast gleichaltrigen Bruder ziemlich malträtierte und ihn anschrie, dass er ein Idiot wäre. Vielleicht doch ein sympathisches Weasley? Sein Blick glitt weiter und noch während er die Geräte absuchte, spürte er dieses vertraute Ziehen und Ziepen in seiner Magengegend, was er immer hatte, kurz bevor sich ernstliche Magenprobleme einstellten. Potter. Harry, Lilys Kind, das Einzige, was von seiner Freundin übrig geblieben war, der Junge war nicht zu sehen. Dafür aber ein flirternder und knutschender Black, der kurz davor zu stehen schien, es an Ort und Stelle mit der Therapeutin des Kleinen zu treiben!!! Mit wallender Robe und so dunklem Blick, dass die Kinder erschrocken zurückwichen und selbst Molly Weasley ein Mal ihre Stricknadeln ruhig hielt, lief er auf Black zu, zerrte ihn von der Frau weg. „Wo ist der Bengel?“; knurrte er. Überrascht sah Sirius auf. „Meine Güte, geht das nicht freundlicher?“, fragte er, deutete dann vage in Richtung Schaukel.“ Er war bis eben auf der Schaukel, also...“ „Dann zeig ihn mir, Black!“, biss Severus, deutete auf die Schaukel, auf der gerade zwei identische Rotschöpfe saßen. Er zwang den Anderen, sich wirklich umzusehen. „Und wenn du jetzt sagst, du hättest ihn nicht gehört!“, er war kurz davor, wirklich zu brüllen, „Werd ich dafür sorgen, dass du nie wieder das Bett mit Irgendwem teilen kannst!!“ Ein stummes Kind aus den Augen zu lassen! So leichtsinnig konnte wirklich nur Black sein! Na gut und Potter selbst, aber der hatte ja aufgrund seiner schlechten Menschenkenntnis schon das Zeitliche gesegnet. Verwirrt über das Theater sah Sirius auf – und wurde bleich. „Harry!“, rief er, ließ Mary los, die selbst zu suchen begann. „Harry, Schatz! Wo bist du??!“ Severus starrte dem Mann hinterher, lief dann schnurstracks auf Molly Weasley zu, die ihn die gesamte Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte. „Ein Kind, schwarze Haare, grüne Augen, so groß,“ er deutete Harrys Höhe an. „Wo ist er?!“ Molly hatte immer mal wieder aufgesehen, sie hatte auch den kleinen Jungen und seinen Sohn streiten sehen, doch sich nichts dabei gedacht, Kinder brauchten ihre kleinen Freiheiten. Und sie war es von ihren Kleinen gewohnt, dass sie sich durchsetzen konnten, sie ging immer davon aus, dass Andere das auch konnten. Allerdings sah sie sich doch besorgt um, als der aufgeregte Tränkemeister vor ihr stand. Sie kannte Severus immerhin gut. Er war, wie sie, ein Mitglied im Orden und sie mochte den Mann im Grunde, der schon genug für seine Fehler gebüßt hatte. Sie sah keinen Grund, ihn wie die Anderen es taten, weiter auszuschließen. Wobei... sie fragte sich, seit sie die Berichte über ihr einstiges Oberhaupt gelesen hatte, ob der Andere es nicht gewesen war, der die besseren Entscheidungen getroffen hatte. „Ron!“, rief sie, wartete, bis der Junge kam. „Du hast eben mit einem kleinen Jungen gespielt, wo ist er?“ Ron blickte auf seine Mutter, sah dann zur Seite. Oh, er wusste, er sollte Andere nicht schlagen, aber er war so frustriert, denn seine Brüder hielten sich nie an so was, sie ärgerten ihn dauernd und immer nur ihn, nie seine Schwester! Da hatte er es eben an dieser Heulsuse ausgelassen. „Weiß nich, is weggerannt.“ „Und wohin?!“; donnerte Severus, riss den Bengel herum. „Was hast du mit ihm gemacht, Bengel?!“ „Severus, was...?!“ Severus starrte Molly an. “ICH kenne den Kleinen, er wäre nicht einfach so abgehauen! Du hast ihn geärgert und dich über ihn lustig gemacht! Nicht wahr, du....?“, nein, das Ratte verbiss er sich mit aller Macht. „Ronald Bilius Weasley!“, schaltete sich nun auch Molly ein:„ Hast du den kleinen Jungen etwa geärgert?! Er war doch viel kleiner als du! Ich habe dich besser erzogen!“ Sie wusste, ihr Sohn war frustriert, als der Jüngste der Söhne immer Ziel der Anschläge vor Allem der Zwillinge zu sein, aber das er sich darum an Kleineren vergriff... hatte sie ihn wirklich so falsch erzogen?" Ron starrte seine Mutter nur trotzig an. „Er is’n Baby! Hat Geheult und ist auf ein Mal futsch gewesen!“ Severus war kurz davor, den Bengel zu erwürgen. „Großartig!“, brüllte er diesen stattdessen an. „Der kleine Junge, den du zum Wegrennen gebracht hast, kann nicht sprechen! Was, wenn er jetzt entführt oder verletzt wird?! Im Gegensatz zu dir mit deiner großen Klappe kann er nicht auf sich aufmerksam machen! Warte nur, bis du in der Schule bist!“, versprach er düster, stürmte dann hinterher. „Ronald Bilius Weasley,“ setzte auch Molly an. „Ich bin schwer enttäuscht!“, sie sprach einen schnellen Zauber. „Du wirst nicht mehr spielen! Wir werden den Jungen suchen und dann wirst du Hausarrest bekommen, bis du weißt, wie man sich benimmt! Bill! Charlie! Fred! George, Percy!”, rief sie ihre Ältesten zusammen. Hastig erklärte sie ihnen, was passiert war und dass der Junge wohl nicht reden konnte, schickte sie los, den Kleinen suchen. Auch Sirius war vollkommen aufgebracht, lief allerdings mehr herum, wie ein kopfloses Huhn und ja, er hatte Schuldgefühle. Warum hatte er seinen Kleinen nur aus den Augen gelassen?! Er hatte doch gewusst, dass Harry Angst hatte! Was, wenn ihm was passiert war?! Nein, er musste ihn finden und sich entschuldigen! Er hätte da sein sollen! Kapitel 7: Mein Drache! ----------------------- Harry wusste nicht, wie lang er schon weinend in der Astgabel saß, nur, dass es langsam wirklich kühl wurde und auch dunkler. Aber er traute sich einfach nicht mehr raus, er hatte es immer noch nicht geschafft, wieder zurückzumorphen und auch selbst traute er sich nicht, runter zu klettern. Die Äste standen zu nah, um die Flügel zu strecken und er war viel zu hoch über dem Boden, um heil nach unten zu kommen. Und das Schlimmste – er hatte seinen Daddy und die Onkels ganz doll enttäuscht... „Man, man, man,“ murrte Charlie ärgerlich. Er hatte doch eigentlich in den Quiddichladen gehen wollen! Sicher, er konnte sich nichts leisten, er wusste, seine Eltern hatten nicht viel Geld, aber wenigstens gucken! Aber nein, jetzt musste er einen kleinen, verängstigen Jungen suchen, den sein Bruder vergrault hatte. Oder auch Schlimmeres. Er wusste, Ron konnte sehr roh sein und brutal, einfach, weil er sich oft nur so gegen die Anderen durchsetzen konnte, aber dass er so gegen einen Jungen war, der etwas Jünger und viel kleiner war, als er selbst, das fand er wirklich nicht gut! Aber noch dümmer fand er, dass er nun wegen der Dummheit seines fünfjährigen Bruders einen anderen Fünfjährigen im Gestrüpp suchen musste. Er hatte den Kleinen kurz gesehen, er hatte dunkle Haare, aber mehr wusste er auch nicht. Mit einem Stock hob Charlie die Zweige eines Busches hoch aber auch da war kein Kind drunter. Zu rufen versuchte er gar nicht, er hatte von seiner Ma erfahren, dass der Kleine nicht nur stumm, sondern auch noch überschüchtern war. Mit einer schnellen Bewegung schwang Charlie sich schließlich auf den Baum, dessen Ast relativ tief hing. Vielleicht würde er ja von oben mehr Übersicht bekommen. Der Kleine sollte einen hellblauen Umhang tragen, der müsste ja ganz gut zu sehen sein. Rasch erklomm er die Äste doch sehen tat er nichts. Nun, er sah schon was, das ihn faszinierte, aber es war kein Junge, der sich versteckte, es war was viel, viel besseres und seine Suche war schlagartig vollkommen vergessen! Da, in einer Astgabel ein ganzes Stück weit oben... saß ein Drache! Ein Minidrache! Und vermutlich auch noch ein ganz, ganz Junger! „Wow,“ flüsterte Charlie, verhielt sich so ruhig wie möglich in der Hoffnung, dass der Kleine nicht gleich nach seinen Eltern schreien würde. Wobei... war denn niemandem aufgefallen, dass mitten in der Winkelgasse auf ein Mal Drachen nisteten? „Hast du dich verlaufen, Kleiner?“, fragte er, streckte seine Hand aus. Erschrocken wich Harry zurück, als er den Rotschopf sah, der aussah, wie der Andere, nur viel, viel größer und mit etwas längeren Haaren. Doch der da tat ihm nichts, er legte ihm nur die Hand auf den Kopf und streichelte ihn etwas. Also wich Harry nicht weiter zurück. Was ohnehin nicht ging, weil hinter ihm ein Ast in die Höhe ragte. Und der große Junge war lieb und vorsichtig. Charlie grinste, als der Kleine sich etwas zu entspannen schien, ihn aber weiterhin aus riesigen, aus irgendeinem Grund grünen Augen, groß ansah. Schon immer hatte er Drachengeschichten geliebt und sich für Drachen interessiert und er liebte es, die Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste und den für die magischen Kreaturen nach Drachen zu löchern. Er wusste, er würde mal Drachenzähmer werden! Darum strengte Charlie sich auch so an. Denn die Drachenreservate nahmen nur die Besten und sie hatten sehr viele Bewerber. „Ich werde Drachenzähmer,“ erklärte Charlie dem Winzling in der Astgabel entschieden. Er streichelte den Kleinen. „Und dann komm ich und find dich wieder,“ erklärte er entschieden. „Du wist mein Drache!! Du bist der Hübscheste, den ich je gesehen hab, auch, wenn du so klein bist... Aber wenn ich ausgebildet bin, wirst du sicher größer sein! Selbst Minidrachen wie Wywern werden mindestens fast so groß wie Kaltblutpferde, wusstest du das? DU bist eben noch ein ganz kleiner Drache. Eigentlich würden seine Eltern dich nicht....“, verwirrt sah Charlie sich um, als er unter sich etwas Rotes leuchten sah... seine Mom. Na toll. „Charlie!“ “Ja, Mom, ich bin hier!”, rief der Rotschopf, ließ sich kopfüber vom Ast hängen. „Charlie, was machst du denn da? Du solltest den Kleinen suchen!! Wer weiß, wo der arme Junge ist! Was machst du da oben??!“ „Ich dachte, ich seh seinen Umhang von hier aus, “ gab Charlie zurück. „Und?!“ „Nix,“ musste der Rotschopf zugeben. „Dann komm da runter und such weiter! Der arme Kleine ist irgendwo da draußen, es wird dunkel und es ist schon kalt!“ Charlie seufzte, schwang sich wieder auf den Ast auf. „Ich find dich wieder, Kleiner, das versprech ich,“ erklärte er dem kleinen Drachen entschieden. „Und dann wirst du mein Drache!“, damit kletterte Charlie wieder vom Baum, nur um Sekunden später, na ja, einige Meter von dem Drachenkind entfernt, ausgerechnet mit SNAPE zusammenzukrachen. Na großartig! „Haben Sie den Jungen gefunden?!“, knurrte Severus aufgebracht. Denn auch, wenn er es wirklich nicht zugeben wollte, er machte sich Sorgen um Harry, es war inzwischen dunkel, es wurde kalt und der Kleine hatte keine Ahnung von seinem Umfeld. „N...n...nein,“ nuschelte Charlie. „Er... war nirgends zu sehen...“ Severus zog seine Augenbrauen zusammen. Er wusste, der Junge sagte die Wahrheit und doch verschwieg er etwas. Schnell und vorsichtig drang er in dessen oberflächliche Gedanken ein, ohne, dass der es bemerken konnte. ‚Nur nichts von dem kleinen Drachen sagen, der ist in der Lage, und macht Trankzutaten aus ihm und er gehört doch mir!’ Na sieh einer an! Es war also genau das passiert, was Severus vorher gesagt hatte. Der Bengel hatte, um sich zu schützen, Form gewechselt und saß irgendwo versteckt herum! „Verschwinden Sie und sagen Sie ihrer Mutter, sie soll gehen! Wir finden den Kleinen auch allein! Ihre Familie hat für einen Tag mehr als genug angerichtet!“ Ohne sich noch mal umzudrehen, lief er in die Richtung, aus der der Weasley gekommen war. Pah! Gehören! Drache! So weit würde es noch kommen! Aufmerksam beobachtete Severus die Umgebung und hob ein, zwei Sträucher, bevor ihm einfiel, wie gern Potter, Black, wie auch immer nun mal flog. Also richtete er seinen Blick nach oben – und sah aus der halb entlaubten Krone etwas Blaues hängen. „Na toll, jetzt muss ich auch noch klettern,“ schimpfte der Tränkemeister in seinen Bart. Das hatte er schon als Kind nur bedingt gern getan. Doch erst mal hatte er keine Wahl. Mit schnellen Bewegungen erklomm er den Baum – und sah ein paar Meter über die Erde in erschrockene, große, grüne Augen. Rasch packte Severus den kleinen vollkommen kalten Wywern, steckte ihn in seine große Umhangtasche. Schimpfen konnte man immer noch später. Erst musste er den Bengel wieder heim bringen und sie mussten ihn zurückzaubern, er war zu kalt um das selbst zu schaffen, da war er sich sicher. „Black!“ Hektisch sah Sirius auf, er rief immer noch verzweifelt Harrys Namen, doch die Suche war erfolglos verlaufen. Und ja, er war inzwischen panisch! Sein Kleiner war weg, nur weil er ein paar Minuten nicht aufgepasst hatte! Dabei hatte er doch gewusst, dass dieser Angst gehabt hatte! „Hast... Merlin, du hast ihn!!“ Severus knurrte nur, zerrte Black beiseite. „Und dein Verdienst war es sicher nicht,“ gab er eisig zurück. „Ruf Remus und kommt zurück, ich versorge ihn!“, ohne ein einziges Wort der Erklärung aktivierte Severus seinen Portschlüssel, der auch hier in der Winkelgasse funktionierte und hastete anschließend in das Bad zwischen Blacks und Harrys Schlafzimmer. Dort holte er das zitternde Bündel aus seiner Tasche, verwandelte ihn zurück. Harry bibberte und er hatte Angst, auch, wenn Onkel Sev ihn nun wieder gefunden hatte und ihn zurückbrachte. Auch, als sein Körper sich veränderte fühlte er sich nicht besser. Mit großen Augen sah er den Dunkelhaarigen an, er hatte wirklich Angst... Severus seufzte, als er den Blick sah, zog Harry vorsichtig ganz aus und setzte ihn in die Wanne, die eine Hauselfe schon gefüllt hatte. „Dummer Junge, “ stellte er fest, strich leicht über dessen Haare. „Du hättest doch nur zu einem von uns kommen müssen,“ erklärte er. „Oder du hättest diesem dummen Jungen einen Tritt verpasst.“ Harry starrte den Anderen an. Er wollte aber doch nicht schlagen! Das wollte er nicht! Er wusste doch, wie es war, geschlagen zu werden... Allerdings zuckte er heftig zusammen, als auf einmal die Tür aufflog und Daddy und Onkel Remus in der Tür standen... und die Frau, die ihm Zeichensprache bebrachte. Er wollte sich noch kleiner machen, doch schon hatte Daddy ihn gepackt und an sich gedrückt. Obwohl er patschnass war. „Harry, Merlin, Harry, du bist in Ordnung! Wo warst du denn? Ich hab mir ganz schreckliche Sorgen um dich gemacht! Ich dachte schon, du bist verletzt oder Irgendwer hätte dich einfach mitgenommen!!“ Harry schniefte nur, er verstand nicht, dass Daddy nicht wirklich sauer zu sein schien, war aber mehr als dankbar, kuschelte sich an diesen, merkte kaum, wie sich ein Handtuch um ihn legte. Remus atmete leise aus, als er kein Blut wahrnehmen konnte. Keine Verletzungen. Harry wirkte einfach nur verschreckt und müde und ganz offensichtlich war ihm wohl auch ziemlich kalt. Rasch nahm er ein Handtuch, legte es dem Kleinen um, sah dann zu Severus, der auf dem Wannenrand saß. „Wo war er?“, fragte er leise. Denn Sirius hatte ihn erst viel zu spät geholt. Er hatte Harry noch riechen können, doch gerade, als er die Fährte gefunden hatte, war auch schon sein Geliebter mit dem Jungen aufgetaucht, den er nicht gesehen hatte. Vermutlich, weil er gerade klein und blau gewesen war. Severus zuckte mit den Schultern. „Hat sich im Baum versteckt. Zum Glück an einer dummen Stelle, an der keine Blätter mehr waren,“ fügte er an. „Ich geb ihm nachher was vorbeugend gegen eine mit Sicherheit fällige Erkältung. Ich hoffe, du redest mit diesem Irren, dass man ein verstörtes Kind, dass nicht sprechen kann, nicht aus den Augen lässt,“ fügte er genervt an. „Sonst passiert das nämlich immer wieder!“ Remus seufzte etwas. „Du weißt, dass er niemals absichtlich etwas tun würde, das den Kleinen verletzt, er hat einfach nur ein Mal nicht hin gesehen und das hat dummerweise bei Harrys Zustand gravierendere Folgen, als bei Anderen. Ich werde etwas besorgen, bei den Muggeln, damit wir ihn das nächste Mal schneller finden, die haben sicher etwas, das man da benutzen kann.“ Der Tränkemeister knurrte düster, blickte auf Black, der seinen Sohn gerade ins Schlafzimmer brachte, vermutlich um ihn umzuziehen und hinzulegen. „Ich..:!“ „Du machst dir nur Sorgen, ich weiß,“ nickte der Werwolf, amüsiert, als er sah, wie rot der Andere wurde. Wenn Severus etwas hasste, dann zuzugeben, dass gerade der Sohn seines Erzfeindes für ihn wie ein eigenes Kind geworden war. „Wir müssen zur Schule zurück,“ murrte Severus unwillig, wenig begeistert, dass zumindest Einer wusste, dass er mindestens so panisch gewesen war, wie Black selbst. Remus nickte, stand auf und betrat das Zimmer seines besten Freundes, der gerade vorsichtig seinen Jungen zudeckte, zusammen mit der Therapeutin. Severus würde begeistert sein, wenn die auch noch bei ihm Einzug halten würde, aber der Werwolf war sich ziemlich sicher, dass es letztendlich darauf hinauslaufen würde. „Sirius...“ Sirius wandte sich um. „Was gibt es?“, fragte er leise, ohne aufzuhören, Harry zu streicheln. Er zitterte selbst noch und das sicher nicht wegen der Kälte, er machte sich schreckliche Vorwürfe, sein Kleiner, auf den er doch hatte aufpassen wollen hatte sich stundenlang geängstigt, ganz allein, wo auch immer er gewesen war, das hatte der Kleine ihm natürlich nicht sagen können, auch, weil er ja schon schlief... „Wir müssen zurück zur Schule,“ erklärte Remus ruhig. „Vergiss nicht, dass du morgen ein Treffen mit Lucius hast.“ Er hob einen Trank. „Und gib dem Kleinen das hier, damit er nicht noch richtig krank wird. Es ist von Sev.“ Er hatte aufgehört, die Beziehung vor dem Anderen krankhaft zu verstecken. Sirius nickte, stellte den Trank auf den Nachtschrank, rückte die Decke um seinen Kleinen zurecht. Merlin, er machte sich solche Vorwürfe!! „Miss Howel, soll ich Sie noch raus bringen?“, fragte Remus höflich. „Ich denke, Sirius möchte hier bleiben. Sie sehen die Beiden ja ohnehin übermorgen.“ Mary lächelte Sirius an. Auch sie war erleichtert, dass der Kleine wieder aufgetaucht war, auch, wenn er sehr verstört ausgesehen hatte. Kurz küsste sie den Anderen auf die Wange. „Ja, wir sehen uns dann,“ erklärte sie, denn ja, auch sie fühlte sich etwas schuldig. „Bis dann,“ hauchte sie und folgte dem Werwolf. Sirius sah ihr lange hinterher, blickte dann auf das bleiche, verzogene Gesichtchen seines verängstigten Kindes. Merlin, er hätte sich nicht ablenken lassen dürfen!! Sein Kleiner war doch so sehr auf ihn angewiesen! Und er hatte sich ablenken lassen, ohne daran zu denken, wie grausam Kinder sein konnten! Und dieser Weasley-Bengel brachte ihn jetzt noch zum Toben! „Schlaf mein Kleiner,“ hauchte er, zauberte sich seinen Schlafanzug an und kroch ebenfalls unter die Decke, hielt seinen Sohn fest an sich gedrückt. „Ab jetzt pass ich besser auf dich auf, ich verspreche es...“ Ruhig blickte Lucius seine Frau an, die gerade erst ihren Sohn zu Bett gebracht hatte. Er hatte mit einem aufgebrachten Severus geredet und versucht, ihm klar zu machen, dass Kinder nun mal unberechenbar seien, egal, wie gut man sie bewachen würde. Auch sein eigener Junge war mal weggekrabbelt, mitten im Ministerium und hatte sich dann zum Schlafen in der Garderobe zusammengekuschelt, während er Alle rund gemacht hatte, um den Kleinen wiederzufinden. Was auch nur sechs Stunden gedauert hatte, weil Draco sich nach dem Aufwachen im Schrank viel zu sehr amüsiert hatte, um sich zu zeigen. Und auch, wenn Severus es nicht mal vor Lupin zugeben wollte, das was geschehen war, war ihm so unter die Haut gegangen, dass er einfach nicht wieder runter kommen konnte. Etwas, das er von seinem Freund nicht kannte. Vor Allem nicht in Bezug mit etwas, das mit einem Potter zu tun hatte, der nun zu allem Überfluss auch noch Black hieß. Daher war er auch nicht dazu gekommen, Severus von anderen Neuigkeiten zu erzählen, Dinge, die er auch nicht unbedingt an Black weitergeben wollte, wenn er so darüber nachdachte, nun noch weniger, als sonst. Der Mann würde noch tagelang durch den Wind sein, wie er aus eigener Erfahrung wusste und er war sich auch ziemlich sicher, dass er den Kleinen die nächsten Tage mit ins Ministerium bringen würde, statt ihn wie sonst bei Narcissa und Draco zu lassen. „Schatz?“, fragte Narcissa. „Ich frage ja nur ungern, aber warum bitte war ausgerechnet Sev gerade hysterisch? Hatte Harry Nasenbluten?“ Ja, das war in ihren Augen alles, was den sonst so harten Mann aus der Fassung bringen konnte, der kleine Junge, der dessen Herz heimtückisch und leise erobert hatte. Alternativ auch, wenn Lupin etwas geschehen wäre, aber das hätte selbst sie schon mitbekommen. „Nein, er war verschwunden,“ erklärte Lucius. „Eines der Weasleykinder hat gemeint, dass es sich an dem Jungen vergreifen müsste, Harry hat sich versteckt und nicht mehr vor getraut, sie haben ihn stundenlang gesucht und erst vor reiner Stunde gefunden. Severus war außer sich, weil Black ihn wohl für ein paar Sekunden aus den Augen verloren haben muss. Er hat stundenlang über Unzuverlässigkeit gejammert.“ Narcissa hob eine Augenbraue. „Ich kenn da noch Jemanden,“ meinte sie trocken. „Und das ist auch noch keine drei Jahre her...“ Lucius grinste etwas. „Schon, aber wir reden hier immer noch von Sevvie,“ erinnerte er. „An ‚Ich habe aus Prinzip keine Gefühle und hasse Kinder-Snape’“ „Auch wieder wahr,“ stimmte Narcissa zu. „Aber über was hast du dich heut Mittag so aufgeregt? Ich mein, dass der Alte entkommen ist, ist ja nichts Neues.“ „An sich nicht, aber er hat zwei Leute umgebracht und ... er bekommt wieder Boden,“ erklärte Lucius düster. „Einige Extremisten haben sich ihm angeschlossen, gesagt, dass all das, was er getan hat, gerechtfertigt war und dass das Schicksal des Jungen unwichtig sei, dass... der Alte zu Ende bringen soll, was er begonnen hat. Er sei der Nachfahre Merlins und habe ein Recht, die gesamte Welt zu beherrschen und wenn er den Jungen dazu brauche, würde man ihm Diesen beschaffen.." Narcissa, die gerade hatte trinken wollen, verschluckte sich, stellte hastig das Glas ab. „Gut, dass die drei DAS nicht vor Harrys Verschwinden wussten,“ stellte sie nur fest, denn dann hätten alle Drei einen auf Panik gemacht, unter den Umständen. Und sie gleich mit dazu, wenn sie so darüber nachdachte, denn sie hatte den Kleinen wirklich lieb gewonnen, auch, wenn er eben schüchtern und etwas komplizierter war, als Draco. „Allerdings. Ich fürchte, keiner von den Anderen wird gut darauf reagieren. Wir brauchen einen Weg, den Kleinen zu finden, auch, wenn er sich nicht melden kann...“ Denn er glaubte nicht wirklich, dass Harry wieder zu sprechen beginnen würde. Auch, wenn der Heiler gesagt hatte, dass er es theoretisch wieder können müsste, wenn er im letzten Jahr nichts gesagt hatte, würde er jetzt nicht mehr damit beginnen... „Nun, ich beneide dich sicher nicht darum, diese Nachricht überbringen zu dürfen,“ gab Narcissa ernst zurück, während sie ihren Saft gegen etwas Whiskey austauschte, auch ihrem Mann etwas davon gab. „Ich mich auch nicht,“ murmelte Lucius, kippte das Glas auf ein Mal herunter, seufzte dann. „Aber gut, machen wir weiter, viel mehr bleibt ja doch vorerst nicht zu tun...“ Unwillig kroch Harry näher an die Wärme heran. Sein Kopf fühlte sich schwer an und ihm war sofort kalt geworden, als Seine Decke es gewagt hatte, sich zu bewegen. „Schatz,“ murmelte Sirius, strich leicht über Harrys Stirn. Der Kleine hatte sich natürlich erkältet. All die Stunden allein da draußen, wo auch immer Severus ihn zum Glück gefunden hatte, hatten seinem immer noch nicht wieder wirklich guten Immunsystem nicht gefallen. Der Kleine hatte etwas Fieber, aber dafür hatte er ja schon den Trank da. „Komm, wach auf mein Süßer,“ köderte er seinen Sohn. Daddy? Da war Daddys Stimme.... Langsam und widerwillig öffnete Harry die Augen, als ihm wieder einfiel, was gestern passiert war, er streckte Daddy die Arme entgegen, froh, hochgehoben zu werden. Mehrfach zeigte er dem Älteren, dass es ihm wirklich Leid tat, das er keinen Ärger hatte machen wollen. „Schhh,“ lächelte Sirius nur, strich über die warmen Wangen und brachte Harry erst mal dazu, den Trank zu trinken, hob dann seinen Kopf. „Es ist alles gut,“ versprach er nur. „Ich war Schuld, ich hab dich aus den Augen verloren, wenn ich besser aufgepasst hätte, hätte ich diesen Bengel von dir wegzerren können, bevor er dich dazu gebracht hat, zu transformieren,“ erklärte er, drückte den Jungen an sich. Es würde wohl noch dauern, bis der Kleine aufhören würde, sich für Alles zu entschuldigen. „Noch mal passiert mir das nicht,“ versprach er hoch und heilig. „Und jetzt komm, ich helf dir Anziehen, dann essen wir eine Kleinigkeit. Ich muss ja arbeiten,“ fügte er seufzend hinzu. Er spürte sofort, wie die Arme um seinen Hals sich verkrampften. „Soll ich dich ausnahmsweise mitnehmen?“, schlug er leise vor, spürte, wie Harry nickte. Merlin, er war erleichtert! Daddy erlaubte ihm, bei ihm zu bleiben! Eigentlich mochte er Draco und seine Mommy wirklich, aber im Moment wollte er nur bei Daddy bleiben, das war das Einzige, was zählte. Er ließ sich aus dem Bett helfen und anziehen, aß auch brav sein kleines Frühstück mit süßem Haferbrei und Früchten. Sirius packte schnell einen kleinen Rucksack mit Spielsachen, Papier, Stiften und einem Buch. Denn auch wenn er Harry mitnehmen würde, musste er doch auch arbeiten und er wusste, dass der Kleine es liebte, zu lesen und zu malen. Also hatte er entsprechende Sachen gepackt. Auch etwas Obst und ein, zwei Süßigkeiten, er wusste nur zu gut, dass es auch länger dauern konnte und auch, wenn er Jemanden schicken konnte, was zu Essen zu holen, was Obst und gerade was Süßes anging, war Harry doch wählerisch. Er selbst zog sich um, während Harry wieder auf dem Bett saß und seine Katze streichelte. Schwarze Hose, dunkelblaues Seidenhemd, schwarze Weste mit silbrigen Stickereien. Dazu sündhaft teure Schuhe und einen sehr, sehr edlen Umhang mit einer Spange, auf der das Familienwappen prangte. Die Haare band er sich straff zurück. Er wusste, so hatte er eine große Ähnlichkeit zu Lucius, allein von der Art her, die er ausstrahlte, Unnahbarkeit und Härte. Nichts, was er gern vorgab, doch der Blonde hatte ihm erklärt, dass ihm im Grunde doch gar keine andere Wahl blieb. Doch im letzten dreiviertel Jahr hatte er gelernt, diesen Eindruck, den er hinterließ, zu lieben. Niemand stellte ihn in Frage, niemand wagte es mehr, Harry zu bedrohen, was man zu Beginn noch versucht hatte und selbst der Minister kuschte, wenn er übel gelaunt eine Augenbraue hob. Harry beobachtete seinen Daddy, der in den Klamotten schon mal gleich ganz anders aussah. Doch er hatte keine Angst, nicht vor ihm, denn selbst, wenn er so aussah, war Daddy immer lieb und noch immer war kein böses Wort wegen gestern gefallen und er durfte den Tag über bei dem Anderen bleiben, was ihn wirklich beruhigte. Vielleicht musste er auch so schnell nicht wieder zu diesem Spielplatz oder diesen Jungen sehen. Wobei... der Andere mit den roten Haaren, der auf den Baum gekommen war, der war gar nicht mal so böse gewesen, sogar richtig lieb. Er hatte ihn gestreichelt und war eine Weile geblieben, weder hatte er Angst gehabt, noch hatte er versucht, ihm was zu tun. Scheinbar waren nicht alle schlecht. Aber dem anderen Jungen wollte er trotzdem nicht noch mal begegnen!! Er streckte Sirius seine Arme entgegen, froh, dass der ihn auch hochhob und ihn auf die Stirn küsste. „Also, dann woll’n wir Beide mal! Da kann ich dir auch zeigen, wo Lucius und ich arbeiten.“ Er trat nach draußen und apparierte von dort aus, da er wusste, dass Harry das besser vertrug, als Flooreisen, die seinem Magen nicht so gut taten. Ohne auf die Blicke seiner Kollegen zu achten, lief er anschließend durch das Gebäude, wohl wissend wie scharf die alle eigentlich waren, Harry und vor allem seine Narbe zu Gesicht zu bekommen. Aber sein Sohn hatte seinen Kopf automatisch an Sirius’ Halsbeuge versteckt und weigerte sich strikt, aufzusehen. Sein eigenes Auftreten trug sein Übriges dazu bei, dass Niemand sie aufhielt. Ja, den Aristokraten raus hängen zu lassen hatte wahrlich seine Vorzüge. Rasch lief er an seiner Sekretärin, einem jungen, ein wenig verängstigten Ding, vorbei in sein Büro, stellte Harry sanft auf seine Beine. „So, da wären wir,“ erklärte er, gab dem Kleinen Zeit, sich in dem durchaus komfortablen Raum umzusehen. Wie hatte Lucius es so schön gesagt? Der Raum musste luxuriös sein, man selbst musste die Kälte ausstrahlen, die ihn für alle Anderen unbequem wirken ließ. So hatte Sirius es dann auch gehalten. Er hatte ein gut gelegenes Büro, etwas Schlechteres hätte man sich ihm nicht anzubieten getraut, es hatte hohe Fenster mit hellen Gardinen und einigen Topfpflanzen. Ein heller, runter Teppich lag vor dem Mahagonischreibtisch, an dem er arbeitete. Vor dem Schreibtisch standen zwei hochlehnige, gepolsterte Stühle, nicht zu bequem, aber edel. Im hinteren Teil des Raumes, abgetrennt durch einen asiatischen Wandschirm, befand sich aber noch eine bequeme, durchaus einladende Sitzecke, wo er meist auch mit Lucius Alles besprach und sein Essen genoss. Da brachte er Harry nun auch hin. „So, hier kannst du malen und lesen,“ erklärte er, küsste seinen Jungen. „Und wenn was ist, komm einfach vor zu mir, egal, was ist. Der Minister kann warten, wenn du kommst.“ Harry nickte, er sah sich um, kuschelte sich noch etwas an den Anderen, ließ sich aber dann aufs Sofa setzen. Sein Rucksack wurde neben ihn gestellt, zusammen mit seiner bunten Trinkflasche, in der sich verdünnter Saft befand. Sirius wartete, bis Harry seine Sachen zurecht gelegt hatte, wie er es immer tat, mit einer Ernsthaftigkeit, die bei einem so kleinen Kind einfach nicht passte. Wie der Junge langsam seine Stifte einzeln aus dem Mäppchen nahm und aufreihte, den Spitzer daneben stellte, sein Malbuch aufschlug und seine leeren Papierseiten daneben legte. Sein Kleiner war ein besonderes Kind und er hätte ihn fast verloren, so nachlässig wie er gewesen war. Er musste wirklich, wirklich besser auf Harry achten! Ein Flirt... durfte ihn nicht derart ablenken! Er konnte seinen Sohn nicht verlieren! Er setzte sich noch mal zu Harry, zog ihn zu sich in die Arme: „Ich lass dich nie wieder aus den Augen,“ murmelte er. „Dann passiert so was auch nie wieder!“ Harry blickte überrascht auf, lächelte aber und kuschelte sich nur zu gern an seinen Daddy. ‚Ich pass auch besser auf’, versprach er mit seinen Händen, sah aber verwirrt auf, als er es klopfen hörte. Sirius lächelte nur. „Na los, Süßer. Mal was oder üb ein bisschen Schreiben, wie du willst. Ich muss ein paar dienstliche Sachen regeln.“ Damit stand er auf, wartete aber noch, bis Harry vor dem Tisch kniete und nach einigem Überlegen nach seinem Märchenbuch griff. Das nahm er immer, wenn er Lesen übte. Was er jetzt schon fast beherrschte, wie Remus überrascht festgestellt hatte. Der Junge sog Wissen auf, wie ein Schwamm, dabei war er noch keine Sechs! Aber dann riss er sich von diesem Anblick los, setzte sich und betätigte einen Knopf, der die Tür aufschwingen ließ. Er war nur mäßig überrascht, als der Minister vor ihm stand, der allen Ernstes dachte, er würde ihm Harry vorführen, wie einen dressierten Bären. Er warf den Mann achtkant wieder raus und begann dann, mit seiner eigentlichen Arbeit, achtete aber immer auf die Geräusche und die Silhouette hinter dem Raumtrenner. Es kamen noch ein paar Leute rein, die tatsächlich den Nerv besaßen, seinen Kleinen begaffen zu wollen, wie eine mehrköpfige Sphinx, doch die warf er noch weit unflätiger wieder auf den Gang, als er es mit dem Minister getan hatte. Als es klopfte, hob er den Kopf. „Hier gibt es niemanden zu begaffen!“, knurrte er. „Das hatte ich auch nicht vor, “ konterte Lucius, als er eintrat. „Ich bilde mir ein, schon ziemlich gut zu kennen, was die Meisten sehen wollen,“ fügte er an, hielt seine Tasche hoch: „Mittagessen,“ erklärte er, sah in dem Moment was kleines Schwarzes auf sich zu rennen und fing Harry mit dem freien Arm auf. „Hi, Kleiner. Hab schon von Onkel Sev gehört, dass du allen einen gehörigen Schreck eingejagt hast,“ grinste er, während der Andere ihm das Zeug abnahm und aufbaute. Der Blonde war wenig überrascht gewesen, als er gehört hatte, dass Black nicht allein, sondern mit seinem Schützling gekommen war. Die Meisten wussten auch nichts von der Adoption oder wollten sie nicht wirklich wahr haben, denn in der Zeitung war es ja erschienen. Aber ein Waisenkind war nun mal leichter auszuschlachten als das selbst adoptierte Kind einer derartigen Reinblutfamilie wie den Blacks. „Ach, du bist es nur,“ stellte Sirius erleichtert fest und begann, an dem Teil des Tisches, den Harry nicht veranschlagt hatte, das Mittagessen aufzustellen, froh, dass Lucius es gebracht hatte. Er hätte ohnehin in der nächsten halben Stunde Jemanden schicken müssen und so blieb ihm das auch noch erspart. „Du hast keine Ahnung, wie diese Irren sich heute benehmen! Stehen alle Nase lang vor meiner Tür und wollen mein Kind begaffen, mit so tollen Ausreden, wie dass es ihr gutes Recht wäre, den Helden der magischen Welt sehen zu können! Verdammt, er ist ein Kind!“, automatisch nahm er Harry, der sichtlich nichts verstand, in die Arme, küsste ihn sanft auf die Stirn. Lucius nickte. Er wusste, sein eigener Sekretär hatte sich heimlich weggeschlichen, nur um wie ein getretener Hund zurückzukommen und irgendwie hatte ihm einfach das Mitleid mit dieser Klatschbase gefehlt. Und er musste Sirius immer noch erzählen, wie hoch die Gefahr nun war, dass Harry wirklich entführt werden würde. Harry sah Onkel Lucius an, er spürte, dass da was war, war aber auch froh, dass Daddy all die Leute weg schickte, die ihn sehen wollten. Er verstand ohnehin nicht, was ihn von Anderen unterschied, abgesehen davon, dass er dünner, kleiner und schwächer war. Aber Alle wollten ihn immer angucken, vor allem die Narbe, die er auf der Stirn hatte. Dabei war die richtig hässlich. „Ich muss noch mit dir reden, Sirius,“ erklärte Lucius, lächelte aber dann. „Zuerst wird aber gegessen! Sonst wird uns noch alles kalt!“ „Hast du Wärmezauber verlernt?“, fragte Sirius nur amüsiert, nickte aber und ließ einige Teller auf den Tisch schweben, zusammen mit Besteck. Erst dann öffnete er die Packungen, holte das Essen heraus und schnitt dem Kleinen sein Steak klein. Er liebte es zu beobachten, wie der Kleine reinhaute. Denn zu Beginn hatte er ja schreckliche Angst gehabt, bestraft zu werden, wenn er zu viel essen würde. Lucius verdrehte die Augen. „Die verderben das gesamte Essen,“ konterte er nur. Auch er musterte Harry, der fröhlich seinen Teller leerte und sich dann von Sirius nach einem kleinen Lob und einer Kuscheleinheit aufs Sofa legen ließ. Offensichtlich hatte er seinen Ausflug nicht ganz unbeschadet überstanden. Denn er schlief auch sehr, sehr schnell ein. „Er ist krank?“ „Nur eine leichte Erkältung, er hat schon einen Trank bekommen, es wird nichts passieren, ich habe ihn versorgt, in zwei Tagen ist alles wieder in Ordnung.“ Sirius deckte den Kleinen mit einer leichten Decke zu, sah dann auf. „Was ist?“, fragte er direkt. „Den Ausdruck kenn ich. Was ist nun schon wieder schief gelaufen?“ Lucius seufzte, blickte auf den Kleinen, zog dann Sirius mit sich. „Harry soll entführt werden, der Alte hat einen Preis auf ihn ausgesetzt.“ Schlagartig verlor Sirius jegliche Farbe, stand abrupt wieder auf und lief zurück hinter den Wandschirm, wo sein Sohn lag und friedlich schlief, in seine Decke gewickelt. Merlin! Wie knapp waren sie eigentlich durch seine sekundenlange Unaufmerksamkeit einer Katastrophe entkommen?! „Ist... es gefährlich, ihn einzuschulen?“, verlangte er zu wissen. „Nun... ich würde sagen, er sollte mit Draco zu Haus unterrichtet werden, dann sind Beide nicht allein und außerdem werden auch oft Blaise, Pansy und einige andere Kinder von höher stehenden Familien dabei sein, er wird auch so lernen, Kontakt zu Anderen aufzubauen, aber eben ohne die Gefahr, dass er allein in einer Muggelgegend ist und er lernt gleich, was er braucht, um bei uns zu überleben. Ich weiß, du willst, dass er Toleranz lernt, aber das tut er auch so und er hat genug andere Kinder, um sich an Gleichaltrige zu gewöhnen. Und er wäre in den Schutzkreisen von Malfoy Manor wesentlich sicherer, als in einer leicht zugänglichen Muggelgrundschule.“ Sirius rieb sich den Kopf. Es war alles so gut abgesprochen gewesen, doch er wusste, das hatte alles keinen Wert mehr. Denn er würde seinen Jungen so einer Gefahr nicht aussetzen. Sanft strich er Harry die Strähnen zurück, so, dass seine Narbe sichtbar wurde. Er war in viel zu großer Gefahr. Nein, er konnte dieses Risiko nicht eingehen. „Ich denke... dann sollte er doch besser mit Draco unterrichtet werden...“ „Gute Entscheidung,“ nickte Lucius. „Und wir können ja Exkursionen mit den Kleinen machen. Aber so ist es einfach vorerst sicherer... auch für eure Nerven, denn in einer Muggelschule kann Keiner von euch einfach mal so eben bleiben.“ Sirius nickte. „Lieber auf Nummer sicher,“ bestimmte er leise. Er wollte nicht, dass seinem Sohn etwas passierte, der Junge hatte mehr als genug durchgemacht. „Weißt du eigentlich inzwischen, wo Harry sich gestern verkrochen hat?“, fragte Lucius. Sirius deutete einfach auf die erstaunlich akkurate Zeichnung eines Baumes. „In einem Baum würd ich mal sagen.“ Kapitel 8: Hogwarts ------------------- Es war acht Uhr morgens und Harry sprang schon aufgeregt herum, er konnte es kaum abwarten! Ab heut sollte er mit Draco lernen! Latein und Lesen und rechnen und so! Oh, das würde so toll werden! Und er musste doch nicht in die komische Muggelschule, er konnte bei seinen Freunden bleiben! Sogar Tante Cissy würde immer bleiben! Sirius hob eine Augenbraue, als er seinen Kleinen beobachtete, der solche Angst vor der Schule gehabt hatte und sich nun freute. Auf das Lernen mit Draco und den anderen Kindern. Es war auch ziemlich einfach gewesen, die Anderen zu überzeugen, da Niemand von ihnen wollte, dass Harry entführt werden würde. Das hatte ihm definitiv einen Vorteil verschafft, den er voll und ganz ausgenutzt hatte. Gerade Severus selbst hatte am lautesten geschrien, dass der Junge dann eben nicht in eine dumme Muggelschule gehen würde, er könne auch von Black alles Überflüssige über diese Leute lernen. Nun, das würde er ihm auch beibringen. Denn wie gesagt, Muggel waren durchaus zu etwas gut. Zum Beispiel waren nun in Harrys gesamte Kleidung kleine Sender genäht, die lustigerweise noch nicht mal von Magie beeinflusst wurden. Und sie alle hielten Kontakt mit Handys und Sirius hatte darauf bestanden, dass Elektrik in Severus’ Haus einzog, sehr zu dessen Frust. Nun allerdings erkannte auch der Tränkemeister einige Vorteile. Zum Beispiel, dass die Feuergefahr doch gehörig gesenkt war und auch das Telefon tat seinen Knien besser, als der Kamin. „Wir müssen los! Wir müssen doch pünktlich sein!’, gestikulierte Harry aufgeregt, während er seinen Schulranzen fest umschloss und auf und ab hüpfte. Er freute sich so, wie vorher selten. Ja, er wollte lernen und mit Draco und dessen Freunden würde es sicher auch lustig werden, da würde bestimmt kein Dudley oder kein rothaariger, gemeiner Junge warten! Sirius lachte nur, hob Harry auf die Arme und drückte ihn nur. „So, so, du hast es ja eilig,“ stellte er fest, nickte aber dann. „Dann sollten wir wohl los,“ stimmte er zu. Es würde sich ja im Grunde nichts ändern, sein Sohn würde seine Tage weiterhin in Malfoy Manor verbringen, nur, dass er eben nicht mehr nur spielen, sondern auch lernen würde. Hoffentlich genug, um wirklich vorbereitet zu sein, wenn er nach Hogwarts musste. Noch brachte Sirius es auch nicht über sich, dem Kleinen zu sagen, dass er doch irgendwann wieder in eine Schule musste und das in der auch noch der Junge sein würde, der ihn so gemein behandelt hatte. Er hoffte, dass Harry langsam aufblühen würde, so, wie er es ja schon tat, damit er sich auch in einer Schule behaupten konnte. Ja, Harry hatte sich immer weiter entwickelt. Er war weiterhin wirklich schüchtern und ging jedem Streit nach Möglichkeiten aus dem Weg, doch er war nicht mehr so verängstigt, wie bei seinem ersten Besuch in der Winkelgasse. Gestern hatte sein Kleiner ihm sogar einen harmlosen Kleinjungenstreich gespielt, über den er sich richtig gefreut hatte, weil es zeigte, dass Harry nicht mehr fürchtete, wegen so was von ihm bestraft zu werden. „Dann woll’n wir mal,“ erklärte er. Harry strahlte und ließ sich durch den Kamin bringen, wie immer froh, auf dem Arm zu sein, denn ihm war das mit dem in den Flammen stehen gar nicht geheuer. Auf der anderen Seite wartete schon Draco und er war nicht allein. In dem Zimmer standen sechs kleine Tische und da waren noch andere Kinder, Blaise und Pansy kannte er ja, das hieß, dass die anderen Beiden Crabbe und Goyle sein mussten. „Ri!“, rief Draco. Er lief zu seinem kleinen Freund, wartete ungeduldig, bis dessen Dad ihn abgesetzt hatte. „Na endlich! Die Anderen sind alle schon da, nur du bist zu spät!“ Harry zuckte mit den Schultern und zeigte beschuldigend auf seinen Dad. Er selbst war schon seit Stunden fertig! Nur der Andere hatte getrödelt und das schon beim Aufstehen!! Und das machte er Draco auch deutlich, bevor er von seinem Dad den Zauberstab bekam, den er nur unter Aufsicht benutzen sollte. Und heut Nachmittag konnte er nicht nur Daddy alles erzählen, sondern auch Mary-Ann, die kommen würde, um ihm mehr Zeichensprache beizubringen. Narcissa lächelte, als ihr Cousin ankam. Sirius hatte sich, im Gegensatz zu früher gemacht. Der Lord Black stand ihm besser, als er es selbst zugeben wollte und er hatte gelernt, die Vorzüge dieses Auftretens auch zu genießen. Er war nicht mehr wie früher, ganz und gar nicht. Stattdessen war Sirius selbstbewusster, auf eine andere Art und das erste Mal stellte er etwas über seinen Spaß. Seinen Sohn. Harry war für ihn das größte Geschenk überhaupt und das konnte man klar erkennen. „Keine Sorge,“ meinte sie nur zu Sirius. „Sie werden schon ihren Spaß haben und noch was dabei lernen...“ Sirius zuckte mit den Schultern und beobachtete einfach, wie Harry sich auf seinem Platz breit machte. „Ich hab da keine Bedenken, er ist sehr klug und im Grunde... er kann lesen und etwas schreiben, Snape und Remmy haben ihm das schon beigebracht...“ „Und er lernt hier auch, dass er sich mit anderen Kindern verständigen kann,“ versprach Narcissa, lächelte beruhigend. „Sieh ihn dir an, er ist schon mittendrin. Und jetzt hör auf, dir Sorgen zu machen,“ fügte sie an. „Na los, du musst zur Arbeit...“ Harry liebte den Unterricht in Malfoy Manor. Die Lehrer waren gut und brachten ihnen viel bei, manchmal, wenn er schneller war, als Andere, dann bekam er etwas Anderes, das er austüfteln sollte und sie bekamen so viele Sachen beigebracht! Die ersten Zauber zum Beispiel, die ihm nach kurzer Zeit auch keine Probleme mehr bereiteten, auch, wenn er eben nichts sagen konnte. Daher waren seine Zauber zu Beginn schwächer gewesen, aber nun konnte er es so gut, wie die Anderen auch. Dazu kam Latein, damit sie verstanden, was sie sagten, wie die Lehrer es so schön nannten, Griechisch, zumindest ein Bisschen, und natürlich Schreiben und Lesen, sowie Mathe, wie es auch in Muggelschulen unterrichtet wurde. Und sie machten Ausflüge, alle zusammen, damit sie lernten, was die Muggelwelt alles bot. Am tollsten hatte er den Ausflug in den Zoo gefunden, wo er erfahren hatte, dass er Parsel reden konnte, mit Schlangen. Mit denen konnte er sogar richtig reden, obwohl er sonst noch immer nicht sprechen konnte. Das war der Punkt, der Harry am meisten zu schaffen machte, nun, kurz vor Schulbeginn in Hogwarts. Dass er es einfach nicht schaffte, zu reden, dabei sagten ihm alle immer wieder, dass er es sicher irgendwann wieder können würde. Was half ihm das denn?! Er wollte es jetzt können! Aber gut, er musste es eben nehmen, wie es kam und im Moment konnte er es nicht. In den ersten Tagen musste er sich damit wohl an die Anderen halten, die ihn verstanden, bis auch die wichtigsten Personen ihn verstanden. Wobei – inzwischen kannte er einen Zauber, der eine Art Sprechblase über seinem Kopf entstehen ließ und so Anderen mitteilte, was er dachte, auch, wenn sie Zeichensprache nicht beherrschten. Auch ließ Harry sich so leicht keine Angst mehr machen. Er ging Ärger aus dem Weg, da es wirklich schwer war, sich zu streiten, wenn man nicht reden konnte, aber er hatte keine Angst mehr und sein Dad hatte ihm mehr als einen Zauber gezeigt, mit dem er sich rächen und gleich ziehen konnte. Onkel Remus hatte ihm sogar etwas Kämpfen beigebracht. Genug, um sich wehren zu können. Daher hatte Harry auch wenig Bedenken vor Hogwarts, auch, weil Onkel Sev und Remmy ja auch da sein würden. Er hatte also immer Jemanden in der Nähe. Aber seinen Dad würde er trotzdem schrecklich vermissen. Denn bis heut hatte er manchmal schlechte Träume und schlich, wenn auch nicht mehr regelmäßig, zu dem Anderen ins Bett. Wär auch dumm, denn manchmal lag da seine Therapeutin mit drin und dann wurde Dad immer schrecklich rot und stotterte. Was vor Allem Onkel Sev beim ersten mal so richtig amüsiert hatte. Und jetzt war es soweit. Harry war kein Kind mehr, so hatte Remus es erklärt, darum war seine Zeit nur zu Haus nun vorbei und er sollte nach Hogwarts, auch, um selbstständiger zu werden. Den Grund fand er richtig dumm, so, wie die Tatsache, dass er nicht in seinem Zimmer bleiben konnte, sondern sich den Schlafsaal mit Anderen würde teilen müssen. Die ganze Zeit. Wo er doch so an sein Zimmer gewöhnt war! Andererseits freute Harry sich aber auch darüber, bald noch mehr zu lernen, denn er hatte den Eindruck, dass die Lehrer, die sie bisher unterrichtet hatten, ihm nicht mehr wirklich was beibringen konnten, das taten schon seit einem Jahr eigentlich nur noch Siri, Remus und Sev, weswegen er im Unterricht die Zeit meist mit dem Lesen alter Bücher verbrachte. Oder mit Muggelschulbüchern, die er auch interessant fand. Er hatte mehrere davon auch im Koffer und mit viel Betteln hatte er zwei Fächer mehr nehmen dürfen, auch, wenn er erst im ersten Jahr war. Die Anderen hatten schon Wetten abgeschlossen, wo er wohl landen würde, wobei das für Harry klar war. Ravenclaw. Er war kein Löwe, konnte aber auch nicht denken, wie Slytherins. Nein, er war ein Rabe und er fand es auch gut so. Vor allem wegen einer Tatsache. Der Junge von damals, auf dem Spielplatz, der ihn geschubst hatte, würde vermutlich nach Gryffindor kommen. Und den mochte er bis heut nicht. Er wusste, der würde ihn nicht in Ruhe lassen, spätestens, wenn der Idiot erfahren würde, dass er eine Narbe auf der Stirn hatte. Einzig dessen Bruder, der, der zu ihm auf den Baum geklettert war, den würde er gern wieder sehen. Er hatte sogar von dem Anderen geträumt, aber gerade der Weasley schien die Schule schon verlassen zu haben. Was Harry richtig gemein fand. Aber gut, so war es eben. Und sicher würde der Junge sich auch gar nicht mehr an ihn erinnern... „Harry!“ Der Grünäugige sah auf, lächelte und winkte, als er Draco über den Bahnsteig kommen sah, sah dann zu seinem Dad auf. Er wollte nicht, dass der Andere nun gehen würde, doch er wusste, er hatte keine Wahl, er musste diesen gehen lassen. Er konnte nicht mit zurück. Dad hatte immer wieder gesagt, wie lustig es in der Schule sein konnte und dass er ihn bald besuchen kommen wurde, ihn dann mit ins Dorf bringen wollte, zum Honigtopf. Und um Streiche zu kaufen. Außerdem waren es auch ‚nur’ drei Monate bis zu den Weihnachtsferien. Doch trotzdem wäre Harry lieber bei seinem Dad geblieben. Doch er winkte Draco zu. „Na los, Kleiner,“ lächelte Sirius, der Harry ungefähr so gern gehen ließ, wie dieser gehen wollte, doch er wusste, es war gerade für seinen Sohn ein wichtiger Schritt, das hatten ihm Remus und Severus und selbst Lucius immer wieder bestätigt. Es ging hier nicht einfach nur um Schule, es war für seinen Kleinen ein sehr, sehr wichtiger Schritt in ein selbstständiges Leben. Dabei fand er Harry mehr als selbstständig genug, wobei er auch nichts dagegen hätte, wenn der Kleine ewig bei ihm bleiben würde, doch die Anderen fanden das nicht ganz so. Also hatte er nachgegeben. Aber auch nur, weil Remus und Severus auch in der Schule unterrichteten denn noch immer war die Gefahr groß, dass man Harry entführen konnte, daran hatte sich in all den Jahren nichts geändert und es hatte auch mehrere Versuche gegeben, drei, die Harry selbst mitbekommen hatte, sechs weitere, bei denen sie rechtzeitig eingegriffen hatten, bei einem hatte sogar seine Geliebte eingegriffen. Ja, er hatte sich trotz seines anfänglich schlechten Gewissen, dazu entschlossen, die Beziehung zur Therapeutin des Kleinen weiter zu verfolgen, die seit zwei Jahren auch mit bei ihnen lebte. Er selbst hatte zwar sein eigenes Haus wieder herrichten lassen, doch er verband so viele schlechte Erinnerungen mit Grimmaulds Place, dass auch eine noch so dicke Schicht Farbe daran nichts würde ändern können. Also blieb er, wo er war. Die Anderen hatten nichts dagegen und so konnten sie auch besser auf Harry achten. Sechs Augen sehen mehr als nur zwei. Und acht mehr als vier. Es war aber auch frustrierend! Der Alte schien über ihre Schritte informiert zu sein! Jeder Schritt, den sie unternahmen, wurde fast auf der Stelle blockiert! Es schien sinnlos, auch nur Irgendwas zu unternehmen, ohne, dass es sofort in die Hose ging. Darum war Sirius ja auch noch derart auf seinen Sohn fixiert, er hatte einfach Angst, da Harry immer noch Hauptziel des Alten war und nun, wo er praktisch schutzlos in der Schule war... er hatte ein wirklich, wirklich schlechtes Gefühl, würgte es aber ein Mal mehr herunter. Er wusste, er hing auch einfach ungesund heftig an seinem Sohn. Aber Harry war nicht nur sein Patenkind und Kind seines besten, toten Freundes, es war auch das einzige Kind, das er je haben würde, denn ja, Askaban hatte ihm gar nicht gut getan, er konnte keine eigenen Nachkommen mehr zeugen. Und er hing unheimlich an seinem kleinen Schatz. Sicher, Harry war selbstständiger geworden und ein fröhliches, normales Kind, doch immer wieder sah er auch noch das zitternde Bündel Elend vor Augen, dass er damals aus dem Schrank geholt hatte. Er wusste, wie schnell Harry auch wieder Angst bekommen und sich verkriechen konnte. Oder das er immer noch durchaus unsicher war und andere Probleme hatte. „Es wird Zeit... du musst in den Zug, Kleiner.“ Er drehte Harry zu sich, nahm ihn noch mal in den Arm und er hatte doch gewisse Probleme, ihn auch wieder los zu lassen. „Und denk dran, in drei Wochen komm ich zu Besuch und hol dich ab.“ Harry nickte wenig begeistert, drückte seinen Dad noch mal und ließ sich dann von Draco mitzerren, der im Gegensatz zu ihm gar keine Probleme damit hatte, nicht mehr zu Haus zu sein und der sich aus ganz anderen Gründen auf die Schule freute. Er sah noch mal zu Sirius, der winkte, dann war er auch schon in der alten Dampflock und wurde von Draco in eines der Abteile gezerrt, wo auch schon Pansy und Blaise saßen. Die anderen Beiden würden sicher auch bald auftauchen, sie waren auch schon auf dem Bahnhof gewesen. „Hach, ich freu mich schon!“, grinste Draco. „Ich werde der Prinz von Slytherin!“ ‚Slytherin? Und da bist du dir sicher?’, fragte Harry ruhig zurück. „Natürlich!“, gab Draco selbstbewusst zurück. „Dad sagt, ich bin die perfekte Schlange! Und du? Was meinst du? Hoffentlich kein Gryffindor! Dad sagt, die machen nur Ärger!“ ‚Mein Dad würd es gern sehen, wenn ich dahin komm, ich glaub es aber nicht,’ gab Harry zurück. ‚Ich denk, ich werd ein Rabe...’ „Du und deine Bücher,“ grinste Draco nur, winkte ab und sah aus dem Fenster, verzog dann das Gesicht. „Weasleys, “ stellte er nur fest, deutete nach draußen. Automatisch richtete Harry sich auf, nicht mehr aus Angst sondern aus Neugier und weil er wissen wollte, ob auch der wieder da war, der zu ihm auf den Baum geklettert war. Er wusste, es musste Charles sein, nur der hatte damals das richtige Alter gehabt und diesen Ausdruck im Gesicht, sogar auf dem Zeitungsfoto, auf dem alle Rotschöpfe gewesen waren. Doch er wurde enttäuscht. Kein Charles, nur die Zwillinge, die gerade lachten und miteinander spaßten, ein etwas älterer Junge mit der Nadel des Hausaufsehers, die er stolz vor sich her zu schieben schien, das Mädchen, Ginny, und ... Ronald. Der Junge, der ihn damals fast verprügelt hätte. Angewidert wandte Harry sich ab, holte sein Buch heraus und schlug es auf. Er wollte dem Anderen am liebsten gar nicht begegnen, denn er glaubte nicht, dass der sich geändert hatte. Er fürchtete ausschließlich, dass der sich nun an ihn ran machen würden, weil er der berühmte Harry Potter war. Potter, ein Nachname, der ihm fremd war. Für sich selbst war er Harry Black. Seine Eltern, so sehr sie ihn auch geliebt haben mochten, waren für ihn kaum ein Begriff, aber sein Daddy, der war es. Darum versteckte er seine Narbe immer gewissenhaft unter seinen langen Haarsträhnen. Ja, er hatte seine Haare ein wenig auswachsen lassen, genug, um es in den Griff zu bekommen, so, dass es nicht mehr ganz so wild abstand und so, dass er seinem Dad noch ein ganzes Bisschen ähnlicher sah. Er wusste, ein Teil davon war wegen der Blutadoption, an die er sich sogar noch erinnerte. Und an die Angst von damals, als das Blut auf ihn getropft war und Dumbledore da gewesen war, der ihm noch wochenlang Alpträume beschert hatte. Es dauerte nicht lang, als auf ein Mal ihre Tür aufgerissen wurde. Abrupt hob Harry den Kopf – und verdrehte die Augen. War ja klar gewesen, Weasley. „Ist hier noch...?“ „Nein!“, knurrte Draco ungehalten. „Offensichtlich nicht! Verschwinde!“ „Du hast mir gar nichts zu sagen, du Sohn eines Todessers!“ ‚Du bist auch nicht besser!’, ließ Harry sofort in seiner Sprechblase über dem Kopf erscheinen, während er automatisch gestikulierte. ‚Draco hackt wenigstens nicht auf Kleineren und Schwächeren rum!’ Ja, Ron war erstaunlich groß für sein Alter, aber nett wirkte er nicht wirklich. Immer noch genauso ein Ekel wie früher. Wie... Dudley. Auch, wenn er sich an den nur noch sehr verschwommen erinnerte. Er wollte sich auch gar nicht so genau erinnern. „Was willst du denn?“, fragte Ron sofort. „Rede gefälligst wie ein normaler Zauberer,“ hämte er, denn ihm war klar, dass der Junge das wohl eher nicht konnte, wenn er es nicht tat. Aber he, auch er war nur ein Mensch und er wurde immer von seinen Brüdern untergebuttert. Er hatte sich fest vorgenommen, dafür Andere genauso zu behandeln und er hatte gerade beschlossen, dass er sein Lieblingsopfer soeben gefunden hatte. Harry verdrehte nur die Augen. So ein Idiot. Er war nur wirklich dankbar, als Crabbe und Goyle ihn aus dem Weg stießen, ihm die Tür vor der Nase zu schlugen und sie so wieder ihre Ruhe hatten. Was für ein Beginn in die Schulkarriere. Das war Harrys erster Gedanke. Er ahnte, dass das noch Folgen haben würde... „Die letzten ruhigen Minuten“, stellte Remus leise fest, als er seinen neuen Umhang überwarf. Er blickte zu seinem Geliebten, der, wie immer am ersten Schultag, griesgrämig seine Robe schloss. „Die letzten ruhigen Minuten für mindestens sieben Jahre,“ knurrte der Tränkemeister zurück, der in diesem Schuljahr schreckliches vermutete. Ein Potter hier, nach so vielen einigermaßen friedlichen Jahren und dann noch dieser! Sicher, er hieß jetzt Black, doch das hatte nichts zu sagen, das machte es bestenfalls noch schlimmer! Dazu kam... dass er diesen Bengel ja auch noch mochte. Auch, wenn er sich eher die Zunge abbeißen würde, als das auch tatsächlich zu SAGEN. Remus lächelte nur, er wusste, wie es gemeint war und es zeigte nur, wie besorgt der Andere über Harry war, denn Sev versuchte, wie alle Anderen in ihrer kleinen, seltsamen Familie, den Jungen abzuschirmen, denn immer wieder gab es Zwischenfälle. Die Presse wollte dauernd Bilder, die Öffentlichkeit war auf dem Trip ein Recht zu haben, den Kleinen zu sehen und dann noch diese namenlose Bedrohung, die einfach nicht gehen wollte, die dauernd da war, was immer man auch tat. Denn noch immer galt das Kopfgeld auf Harry, der weiterhin der Schlüssel war, für Jeden, der Macht wollte. Fudge konnte sich im Moment nur aus einem Grund im Amt halten: weil Sirius ihn unterstützte, auf Lucius’ Anraten hin. Denn den Mann konnte man leicht einschätzen und manipulieren und die Leute waren schon lang nicht mehr in der Lage, eine wirkliche Entscheidung zu treffen, die auf dem Wohl der Gesellschaft basierte. Das hatten Andere übernommen. „Komm, gehen wir,“ merkte Remus an, lief dann voran in die Halle, wo man schon jetzt die ersten Stimmen hörte, Kinder, die über ihre Ferien diskutierten – und darüber, dass Harry Potter von nun an bei ihnen sein würde. Es gab wilde Spekulationen über das Haus, in das er kommen würde, dabei würde es Remus wirklich wundern, wenn der Junge woanders hin geschickt werden würde, als zu den Raben, bei dessen Leselust und Lernliebe. Severus folgte dem Anderen mit verkniffenem Gesicht, schon von Weitem konnte er die Gören gröhlen hören. Seine schönen Ferien, wieder mal vorbei! Und übrig blieb nichts als graue Haare, die er bestimmt trotz seiner Jugend sehr bald bekommen würde, wenn man bedachte, dass schon wieder ein Weasley und wie gesagt, Harry, dieses Schuljahr beginnen würde. Er war schon gespannt, wie oft er sein Klassenzimmer dieses Mal würde renovieren dürfen. „Das Elend beginnt, “ knurrte er, als er seinen Platz zur Rechten der Direktorin einnahm. Ja, Mc Gonagall leitete nun die Schule, streng aber immerhin fair. Und etwas Strenge tat diesen bekloppten Kindern sicher nichts. Dumm nur, dass die Frau die Löwen immer noch etwas bevorzugte und bei Slytherins einfach gar kein Nachsehen hatte, zu geprägt war sie von ihrem ehemaligen Boss. Er merkte auch, wie die Schüler stiller wurden, als er erschien, automatisch, weil sie wussten, dass er niemand war, der ihnen alles durchgehen ließ. Wenigstens hatten diese dummen Kinder verstanden, dass er sie nicht mochte! Professor Flitwick, der an Mc Gonagalls Stelle die Sortierung übernommen hatte, stand gerade auf und so setzten auch Remus und Severus sich etwas aufrechter und aufmerksamer hin, immerhin würden nun die Erstklässler kommen und genau in dem Moment gingen die Tore zur großen Halle auf und da kamen sie, in ordentlichen Zweierreihen, mit noch einfarbigen Umhängen. Was nichts daran änderte, dass man sofort einen Weasley erkannte und in dem Moment wussten sie Beide, dass es wohl wieder Ärger gegeben hatte, denn Harrys Gesicht war angespannt und er sah aus, als würde er sich nur mühsam beherrschen und er schien mal wieder extrem frustriert darüber, nichts sagen zu können. Also hatte es schon im Zug begonnen... Severus ahnte, die nächste Zeit würde wohl die Hölle werden und er hoffte, dass Harry nicht in Gryffindor landen würde. Einfach, weil der Rotzbengel da landen würde, der dem Kleinen jetzt schon wieder scheele Blicke zuwarf. Der verfluchte Bastard würde dem Jungen das Leben zur Hölle machen, sollten sie in einem Haus landen und ein Weasley war nun mal immer in Gryffindor, schien eine Familienkrankheit zu sein. Denn noch immer war Harry im Durchschnitt einen Kopf kleiner als die Anderen. Es gab Dinge, die ließen sich auch durch Tränke nicht wieder richten und allein die ersten Jahre bei diesen schrecklichen Menschen hatten Harrys Körper so mitgenommen, dass er nie so groß sein würde, wie einer seiner Väter. Er würde froh sein können, wenn er zumindest Lilys Größe erreichen würde. „Sev?“, fragte Remus, der merkte, wie intensiv der Andere ihren Kleinen musterte, der in der Schlange derer stand, die den Hut aufbekamen. „SLYTHERIN!“, verkündete der gerade und schickte, wenig überraschend, Draco in das Haus, in dem schon sein Vater gewesen war. Nur noch vier Schüler vor dem Grünäugigen. „Ich habe mich nur gerade gefragt, ob ich mit den Forschungen weiter komme, um die Wachstumsstörung bei Harry wieder in den Griff zu bekommen. Er ist viel kleiner, als die Anderen und dabei ist er nicht der Jüngste seines Jahrganges.“ Mit einem dunklen Schatten im Gesicht sah nun auch der Werwolf genauer hin, schüttelte dann aber den Kopf. „Wir haben schon alles versucht und viel erreicht, bedenkt man, wie er vorher aussah, Sev. Ich denke nicht, dass sich noch viel machen lässt, er wird damit zu leben lernen, immer etwas kleiner zu sein. Das ist nicht das Schlimmste. Wenigstens sind seine Organe in einem wesentlich besseren Zustand als früher, damit hast du wirklich viel geschafft.“ Denn auch das war nur Severus’ Hartnäckigkeit zu verdanken gewesen, denn Harrys gesamter Körper hatte durch den Nahrungsentzug und die harten Strafen schwere Schäden gehabt, die die neu entwickelten Tränke fast vollkommen zu beheben vermocht hatten. Severus gab einen kurzen Knurrer von sich, sah wieder zu den Kindern. Ein blondes Mädchen mit irgendwie sehr weit weg wirkenden Augen war die Nächste. Luna Lovegood. Sie wurde nach Ravenclaw geschickt, zusammen mit einem Mädchen namens Hermine Granger. Ein weiterer Junge, Neville Longbottom, bei dem der Tränkemeister im vorab Magengeschwüre bekam, landete in Gryffindor und dann... „Harry James Potter Black! “, rief Professor Flitwick. Harry verdrehte die Augen, als er all die Blicke sah, lief nach vorn und setzte sich. Die Fahrt war schon schlimm genug gewesen und Hagrid, der ihm im Boot immer erzählt hatte, wie Leid ihm das mit seinen Eltern tat. Er wusste ja von Remus, dass der Halbriese nett war, aber dadurch, dass Ron so unhöflich gewesen war, war seine Laune ohnehin schon am Boden gewesen und jetzt noch die dumme, ungläubige Starrerei und mehr als einmal hörte er den dummen Kommentar, dass man sich ihn größer vorgestellt habe. ‚Ahhhh, dich habe ich schon erwartet’, begann der Hut, der sich selbst auf seinem Kopf zurecht ruckelte, was Harry doch ein wenig irritierte. ‚Ein großer Geist in einem kleinen Körper,’ fuhr der Hut fort, ohne sich beeindrucken zu lassen, werde von seiner Ungeduld noch von der Tatsache, dass er wirklich, wirklich genervt war. ‚Ein so großes Schicksal erwartet dich, Großes kannst du vollbringen und die Schlangen wären ein Weg zur Unterstützung, doch hast du nicht den Willen, dich hervor zu tun, auch willst nicht in der ersten Reihe stehen. Kein Gryffindor hätte ich gesagt, nein, das passt nicht’, der Hut schien nachzudenken, während er immer weiter auf Harry Kopf herum ruckelte. ‚Treu bist du bis in den Tod, doch auch lernen liebst du.’ Ja, der Hut nutzte es wirklich, wirklich aus, dass Harry nicht sprechen konnte, was er wirklich, wirklich unfair fand! ‚Ich denke, das Beste für dich wäre....’ „RAVENCLAW!“ ‚Na endlich!’, dachte Harry genervt, er beobachtete, wie das Innenfutter seines Umhangs blau wurde und das Wappen des eben auf seiner Brust das Zeichen von Hogwarts ersetzte, während Applaus losbrach. Na ja, nicht jeder applaudierte, Gryffindor schien eingeschnappt, aber auch das war ihm gleich. Er war nur froh, endlich nicht mehr so offensichtlich im Mittelpunkt zu stehen, setzte sich neben das brünette und das blonde Mädchen, die ihm Platz machten. „Na, wenigstens nicht Gryffindor,“ murrte Severus nur. „Und Sirius wird sicher gerade sagen zum Glück nicht Slytherin,“ steuerte Remus amüsiert bei, sah dann zu Mc Gonagall, die Alle willkommen hieß und die Regeln verlas, bevor das Essen auftauchte. Kapitel 9: Back home -------------------- Am nächsten Tag erwachte Harry sehr früh. Er war es einfach nicht gewohnt, mit Anderen in einem Zimmer zu schlafen und das mehr oder weniger leichte Schnarchen, das Herumwerfen der Anderen hatte ihn aufschrecken lassen. Dabei war es kaum fünf und er sehnte sich danach, zu Haus zu sein. Na ja, wenigstens war seine Katze mit hier, die hatte er mitnehmen dürfen. Sie erhob sich gerade, sah ihn seltsam an, weil er so früh wach war, rieb sich an ihm, drehte sich zwei Mal um sich selbst und legte sich wieder in die Kuhle in der Decke. Langsam stand Harry auf, nahm seine Schuluniform und lief ins Bad, duschte sich, erleichtert, allein zu sein und zog sich dann an, musterte sich selbst im Spiegel. Erst, als seine Haare nicht mehr wirr waren, gab er sich zufrieden, er wusste, Onkel Sev mochte es gar nicht, wenn sie in alle Richtungen standen. Angezogen lief er zurück, holte seine neue Schultasche heraus. Es war ein Muggelrucksack, den er von seinem Dad bekommen hatte, er war lustigerweise blau mit einem Raben drauf. Er selbst hatte ihn sich aussuchen dürfen, kurz nachdem sein Hogwartsbrief eingetroffen war. Darin war ein Block und sein Federmäppchen, sowie die Bücher, die er heut brauchen würde, er hatte die Tasche nach dem Stundenplan gepackt, wobei seiner ein wenig anders war, als der der Meisten, er war eher wie der von Draco, mit einigen Zusatzstunden. Die bekam Harry, weil er einen Test gemacht hatte, nachdem die Hauslehrer ihn unterrichtet hatten. Er durfte jetzt schon einige Fächer nehmen, die Andere frühestens im nächsten Jahr wählen konnten und er wusste auch, dass Tränke nicht sehr interessant werden würde, denn er hatte mit Onkel Sev schon Tränke für das dritte Jahr gebraut. Es war sicher nicht sein stärkstes Fach, aber er war gut genug. So konnte er sich auf andere Sachen konzentrieren, auf die Grundlagen von Arthimetik und Runik sowie auf Schwerttechniken, das Sev ihm nebenbei beibringen würde, da die Anderen wollte, dass er sich viel bewegte, um seine Muskeln zu stärken, mehr, als es zum Beispiel Quiddich konnte. Mit all seinen Sachen ging Harry wieder in den Gemeinschaftsraum, überrascht, dass nun auch die beiden Mädchen vom Abendessen bei ihm saßen. Er grüßte sie mit einem Lächeln, setzte sich in einen der Sessel und wollte sein Buch heben, als die Eine ihn fragte. „Bist du wirklich dieser Harry Potter?“, Hermine konnte sich die Frage einfach nicht verkneifen. Sie hatte, seit sie wusste, dass sie Hexe war, einiges über die magische Welt gelesen und immer wieder war sie über diesen Namen gestolpert. Harry verdrehte die Augen, nickte dann aber. Es war eine nette Frage von einem offensichtlich muggelgeborenen Mädchen. Es war kein böser Kommentar. „Und... du kannst nicht reden?“ Harry schüttelte den Kopf, ermahnte sich selbst zur Geduld. Er wollte den Mädchen nicht vor den Kopf stoßen, nur, weil er schlecht geschlafen hatte. Das hatte Onkel Remus immer gesagt, dass es am Besten war, immer freundlich zu sein, so konnten die Wenigsten sehen, wie er sich wirklich fühlte. „Woher kommt das?“ Harry zuckte nur mit den Schultern. Er würde Fremden sicher nicht seine Lebensgeschichte erzählen! So weit kam es noch! Allerdings hob er seinen Zauberstab, rief seine Sprechblase: ‚Ich komm auch ohne Stimme klar,’ erklärte er den Mädchen, lächelte dabei freundlich. ‚Ich geh jetzt runter,’ kündigte er noch an, dann erhob er sich und verschwand in Richtung Halle, er wusste von Onkel Sev, dass die Hauselfen ab sechs Uhr tatsächlich Frühstück bereit hatten und er wollte einfach noch etwas für sich sein. Er vermisste seinen Dad mehr, als er gedacht hätte, das auf jeden Fall. Er nickte den Mädchen noch mal zu, nahm seine Sachen und lief los, in den großen Saal. Kaum, dass er sich setzte, erschien tatsächlich etwas zu Essen, doch er knabberte nur nebenbei daran, vollkommen vertieft in sein Buch, so, dass er regelrecht aufschreckte, als eine Hand durch seine Haare wuschelte – die er gerade erst sauber gekämmt hatte. Er sah auf, lächelte dann aber. „Guten Morgen Welpe,“ sprach Remus leise, setzte sich. Er hatte schon vermutet, dass das hier für Harry nicht einfach war und er ahnte, dass auch Sirius die Nacht sicher nicht so gut geschlafen haben dürfte. Die Beiden hingen unglaublich aneinander und vielleicht war der Besuch der Schule sogar ein nötiger Abnabelungsprozess für die Beiden. Für einen Elfjährigen hing Harry zu sehr an seinem Vater. Auch, wenn es natürlich verständlich war, aber der Kleine musste auch lernen, dass er allein zurechtkommen musste. Er würde nicht ewig bei seinem Vater bleiben können und wollen und da war eine langsame Abnabelung sicher das Beste. Harry musterte den Werwolf, der sich neben ihn setzte. Nun, es war ja eh Keiner da. ‚Ich hab nicht so gut geschlafen...’ „Du bist es nicht gewohnt, mit Anderen in einem Zimmer zu sein, ich weiß,“ sprach Remus. „Aber keine Sorge, in einer Woche ist das ganz anders. Aber wie gefällt es dir in deinem Haus?“ ‚Geht schon,’ wich der Grünäugige aus. Er wusste noch nicht, was er von seinem Haus halten sollte, noch fühlte er sich schlicht ziemlich verloren, da alle Anderen, die er kannte, nun mal in Slytherin gelandet waren. Remus musterte den Jungen. Er mochte Harry wirklich, doch irgendwie... gerade in Zeiten wie diesen schien er einfach keinen Zugang zu dem Kleinen zu finden, da war selbst Sev erfolgreicher, was richtig frustrierend war. „Keine Sorge, Sirius kommt bald dich besuchen. Du kannst ihm auch schreiben, er hat dir ja sogar eine Eule mitgegeben. Und er wird sich sicher über einen Brief freuen.“ Ja, das wusste Harry auch selbst. Doch er wollte, dass sein Dad da war! Das war einfach nicht dasselbe, wie ihn zu sehen! Er wusste, es war nicht fair gegenüber Remus, doch er war es so gewohnt, zu seinem Dad zu können, wenn er wollte. Es war so schwer, nicht zu ihm zu können, denn Dad verstand ihn eben auch ohne Zauber oder Zeichensprache, wusste von seiner doch ein wenig peinlichen Angst vor der absoluten Dunkelheit und davon, dass er manchmal nun mal schlecht träumte. Der Werwolf sah schon, dass er vorerst keinen Erfolg haben würde, Harry konnte nämlich erstaunlich stur sein, das hatte er von seinen Vätern mindestens so sehr wie von seiner rothaarigen Mutter. „Dann lies einfach etwas,“ meinte er, stand wieder auf. „Wir sehen uns in der fünften Stunde im Unterricht. Du findest sicher Freunde und lass dich von Niemandem ärgern.“ Harry sah dem Werwolf eine Weile hinterher, bevor er die Seite umdrehte. Er mochte Remus, aber im Moment eher weniger, er wusste, der war es gewesen, der vor Siri am lautesten dafür plädiert hatte, ihn hierher zu schicken und das passte ihm gerade gar nicht. Schließlich lief er schon los, in das entsprechende Zimmer, die ersten beiden Stunden hatten sie mit den Huffelpuffs Zauberkunde, anschließend Tränke und dann bei einem neuen Lehrer Verwandlung, da Mc Gonagall, nun da sie Direktorin war, keinen Unterricht mehr gab... Drei Wochen waren vergangen, seit Harry in die Schule gekommen war und er hatte sich eingefügt, auch, wenn es ihm nur sehr bedingt gefiel. Er hatte Freunde gefunden, unter Anderem eben Hermine und Luna, aber dafür hatte er auch Feinde. Nun ja, Ron hatte sie so genannt und das Schlimmste war, dass dem auch so war. Der dumme Rotschopf und seine Gang hatten ihn dauernd im Visier! Sein einziger Vorteil bisher war, dass er genug Sprüche kannte, um sich selbst zu schützen. Sprüche, die der Dummkopf noch nicht beherrschte. Aber es war nicht lustig, sich dauernd umsehen zu müssen! Darum war er meist mit Draco unterwegs, wenn es möglich war. Mit ihm und seinen Slytherinfreunden. Denn das gab ihm einen gewissen Grad an Sicherheit. Und heut freute er sich besonders, Dad würde ihn heut abholen und mit ihm nach Hogsmeade gehen, ein Dorf, dass ganz in der Nähe vom Schloss sein musste. Er hatte seinen Dad ein paar Stunden für sich, mehr brauchte es nicht. Vielleicht konnte er dann ja mal mit dem Anderen über die Gemeinheit von Ron reden und ihn fragen, was er tun sollte. Denn langsam konnte er wirklich nicht mehr, es wurde ihm alles zu viel, nicht sprechen zu können, das war hier wirklich alles Andere als leicht. Ach, er würde vieles tun, um zu erreichen, dass der Ältere ihn wieder mitnehmen würde, doch er wusste, dann würde Remus ihnen wieder rein reden und dann musste er weiter hierher gehen. Oh, er hatte gelauscht und nur zu oft das Wort Abnabelung gehört. Das er zu hassen gelernt hatte. Er wollte nicht von Dad weg! Aber wer fragte schon ihn? Dad ließ sich nur zu gern überzeugen. Da spielte es kaum eine Rolle, dass er sich oft so allein im Turm fühlte, weil nur wenige der Kinder die Geduld hatten, seine Sprechblase zu lesen, wo Andere doch reden konnten. Nur Hermine und Luna, selbst eher Außenseiter, nahmen sich manchmal die Zeit. Aber das war nicht Dasselbe wie mit Draco und den Anderen, die kaum noch Zeit hatten, weil Slytherins von den Lehrern immer so viel Extraarbeit bekamen, vor allem, wenn sie sich mal wieder mit den Gryffindors gezankt hatten. Vor allem fehlte es ihm, zu Dad ins Bett zu kriechen, sonntags morgens, wenn der auch mal Zeit hatte. Weil er bei dem nicht mal reden musste, damit der verstand, was er wollte. Dad hatte ihn schon immer ohne Worte verstanden. Und hier? Hatte er nur seinen Teddy und die Katze, denn zu Onkel Sev konnte er nicht so oft, immerhin war der hier Lehrer und hatte einen Ruf zu verlieren und auf Remus... war er immer noch sauer. Der Werwolf war immer nett, aber es fiel Harry schwer, mit ihm zurecht zu kommen, eben weil er wusste, wie sehr der immer auf Einhaltung von Plänen und Regeln pochte, wie der, ihn hier in die Schule zu schicken. Darum saß Harry hier, die Katze im Arm, schon seit einer Stunde und wartete, dass Dad endlich auftauchen würde. Er wollte mit dem Anderen mit, auch zurück nach Hause, nicht das Wissen haben müssen, nach Weihnachten zurückkehren zu müssen, wo Ron ihn änderte und ins Lächerliche zog, nur weil er stumm war und eben der Held der magischen Welt war, wegen etwas, an das er sich noch nicht mal erinnern konnte und wo er kaum Anschluss fand... „Harry!“, rief Sirius, als er seinen Kleinen da sitzen sah, allein, mit der Katze auf dem Arm. Er hatte sich von Remus überreden lassen, mehr als einen Monat mit dem ersten Treffen zu warten, damit Harry sich eingewöhnen konnte, doch nach den letzten beiden Briefen hatte er auf die Meinung Anderer gepfiffen. Er wusste, der Kleine fühlte sich nicht wohl und er würde Harry fürs Erste zu Weihnachten aus der Schule nehmen, sollte es sich nicht bald bessern, egal, was Remus sagte. Der Kleine war elf Jahre alt und er hatte noch Zeit! Das sagte sogar Mary! Wenn er mit Dreizehn wiederkommen würde, sollte es mehr als genug sein. Er konnte so lang daheim weiter lernen und in der Pubertät war man da auch eher bereit, sich von den Eltern zu trennen und wer wusste – vielleicht fand Harry ja auch seine Stimme wieder. Das würde ihm Einiges erleichtern. Abrupt sah Harry auf – und strahlte. ‚Dad!’, formte er mit den Lippen, rannte auf den Anderen zu und warf sich in dessen Arme. Ja, hier fühlte er sich doch glatt gleich wieder besser. Sicher und unbeobachtet. Nicht mehr all den Blicken ausgesetzt. Er kuschelte sich an den Älteren, seufzte zufrieden auf, doch schon jetzt hatte Angst, wenn sein Dad wieder nach Hause gehen würde. „Na komm, du!“, strahlte Sirius, drückte Harry noch mal und setzte ihn auf den Boden, nahm aber seine Hand. „Gehen wir los und genießen ein Eis. Dann kannst du mir erzählen, wie es so ist und welche Streiche du schon gespielt hast, du Rabe du!“ Er brachte Harry zu der kleinen Eisdiele im Dorf, wo nicht viel los war, einfach, weil eigentlich kein Hogsmeade Wochenende war. Er hatte eine Sondergenehmigung erzwungen, sehr zu Remus’ Frust, der gegrummelt hatte, dass auch Harry keine Ausnahmen bekommen sollte, doch das interessierte ihn nicht. Manchmal bestand der Werwolf einfach zu sehr auf Regeln, dabei sollte gerade er wissen, dass Ausnahmen eben diese bestätigten und die Augen seines Sohnes sagten ihm, dass er richtig gehandelt hatte. In dem Eiscafe angekommen setzte er sich, wenig überrascht, dass Harry sich sofort gegen ihn lehnte, ohne seine Hand loszulassen. Er bestellte für seinen Sohn, der allerdings statt einem Eis nur eine heiße Schokolade wollte. Das war sicher nicht, was ein normales Kind gewählt hätte, aber das zeigte nur, dass sein Kleiner im Moment wohl auch schlecht aß, wie immer, wenn er unter Stress stand, man sah es auch, er sah dünner aus, als zu Beginn der Schule. Ja, er vermutete, dass er Harry wirklich vorerst noch mal von der Schule nehmen und zu Haus unterrichten lassen würde. Er würde sich mit Severus unterhalten und dann weitersehen, der Tränkemeister schien ihm manchmal ein wenig zugänglicher als Remus, in dieser Sache. Und es war schließlich nichts Außergewöhnliches. Viele Kinder wurden von Privatlehrern unterrichtet, gerade die aus reinblütigen Familien und sie gingen erst ab der fünften Klasse in Schulen und auch das oft nur halbtags. Was eine andere Möglichkeit wäre. Dass Harry täglich heim kommen durfte. Dazu gab es doch Floowege oder Portschlüssel. Denn so konnte es nicht weitergehen. Er wollte nicht, dass Harry so litt und sich so schwer tat, nur, weil er nicht einfach zu seinem Vater kommen konnte, wenn er Diesen brauchte, denn offensichtlich war der Kleine nicht bereit, zu Remus zu gehen, wenn er Sorgen hatte. Oder z u Severus und Gleichaltrige... das war eben so eine Sache... „Harry...“ Langsam sah Harry auf. Er hatte an der Schulter seines Vaters tatsächlich ein klein wenig gedöst, weil er in der letzten Zeit schlecht geschlafen hatte, immer wieder schreckte er hoch, wenn Jemand schnarchte oder nachts mal aufs Klo musste. Er war es nicht gewohnt, dass da noch mehr Leute waren und in den letzten Wochen war es nicht besser, sondern eher schlimmer geworden. Sirius wartete geduldig, bis der Blick des Jüngeren wirkte, als wäre er wach und bereit, etwas aufzunehmen. „Du magst es in der Schule nicht, oder?“, fragte er sehr direkt. Harry war eben anders, als er selbst. Aber er war ja auch in der Schule vor dem Rest seiner bekloppten Familie geflohen, während sein Sohn sich verzweifelt an die einzige Familie klammerte, die ihm Sicherheit gab – was vor allem er selbst war. Oh, sein Kleiner war auf seine Weise selbstständig, lernte viel und gern, war zuverlässig und hilfsbereit, aber er brauchte eben einfach noch Nähe. Lange sah Harry seinen Dad an. Er wusste, der hatte seine Schuljahre geliebt, erzählte er doch heut noch von all den Streichen und der Gemeinschaft. Aber er... er schaffte es einfach nicht, sich einzufügen! Also schüttelte er den Kopf, nicht bereit, seinen Dad zu belügen. Und er fühlte sich nun mal nicht wohl! Nicht mit Weasley im Nacken! Sirius nickte einfach nur, nahm seinen Kleinen schließlich auf den Schoß. „Was hältst du davon, wenn ich mit Remus und Sev rede und dafür sorge, dass du nach dem Unterricht heim kannst?“, fragte er, strich über Harrys Wange. „Und morgens vor der Schule wiederkommst. Wie in einer Muggelschule. Würde dir das besser gefallen?“ Überrascht sah Harry auf, dann strahlte er. ‚Wirklich?’, fragte er seinen Dad, konnte er endlich wieder heim? „Ja, “ versprach Sirius. „Ich werde mit Mc Gonagall reden, weißt du, ich als ehemaliger Gryffindor hab eh leichtes Spiel mit ihr und da sie dich auch ganz putzig findet, hat sie sicher nichts dagegen. Meine Bücherei ist auch so groß genug, damit du deine Hausaufgaben machen kannst.“ ‚Kann... ich gleich mit dir heim?’, fragte Harry sofort hoffnungsvoll, vor allem als er so die Aussicht bekam, endlich wieder friedlich zu schlafen, vielleicht sogar in den Armen von seinem Dad. Dass er heut Nacht nicht allein in seinem Bett sitzen musste, mit Katze und Teddy und leise vor sich hin weinen würde, weil er so müde war, aber einfach keine Ruhe fand, da die anderen Jungs schnarchten oder unruhig waren und Dad so weit weg. „Das weiß ich nicht,“ gab Sirius zu. „Aber ich frage sie, versprochen,“ erklärte er. „Na los, trink deine Tasse aus, dann stürmen wir ihr Büro.“ Das ließ Harry sich nicht zweimal sagen. Nur zu gern trank er nun die halbe Tasse wogegen er sich eben noch gesträubt hatte, aus Angst, Siri würde verschwinden, in dem Moment, wo der Kaba nun mal getrunken sein würde. ‚Fertig!’ „Ich sehe es,“ lachte Sirius leise, legte einige Münzen auf den Tisch, stand auf und lief mit Harry an der Hand zurück, auch er fühlte sich besser, nun, wo er wusste, dass er seinen Kleinen bald wieder bei sich haben würde, denn auch er hatte sich schwer getan, den Jungen gehen zu lassen. Er verstand, warum die Weasleys so viele Kinder hatten. So war das Haus auch nicht ganz leer, wenn die Kinder in der Schule waren. Doch das war für ihn keine Option, auch, weil er eben keine weiteren Kinder bekommen konnte und auch nicht darauf scharf war, welche zu adoptieren, einfach, weil es ohnehin nicht fair wäre. Immerhin konnte er gar niemanden so lieben, wie seinen Kleinen. Denn Harry hatte auch ihm geholfen, weil der Junge ihn gebraucht hatte, darum hatte er sich nie hängen lassen können, dürfen oder auch nur wollen. Dadurch hatte er Askaban besser überstanden... Harry sah auf, als Dad schließlich dem Gargoyl befahl, beiseite zu gehen. Sie waren da, bei Mc Gonagall. Er kannte die Frau nicht so gut, er hatte sie nur ein, zwei Mal gesehen. Daher flüchtete er automatisch hinter den Älteren, als die Tür sich öffnete und sie vor dem Schreibtisch der Rektorin standen. „Sirius!“, rief Minerva überrascht, als einer ihrer ehemaligen Lieblinge vor ihr stand. „Mit dir hab ich ja gar nicht gerechnet, was kann ich für dich tun?“ Sirius lächelte der Frau freundlich zu. „Ich habe ein Anliegen, es geht um Harry.“ „Was ist mit ihm?“, fragte Minerva, sah nun auch den Kleinen hinter Sirius, der sich versteckte. Nun, dass er schüchtern war, hatte sie schon aus der Ferne sehen können. Er wirkte immer ein wenig allein und einsam, tat sich schwer, Anschluss zu finden, hatte aber überall nur Bestnoten. Weswegen es für sie keinen Grund gab, den Jungen zu sich zu rufen. „Ich möchte ihn zu einem Tagesschüler machen,“ erklärte Sirius, setzte sich und zog Harry auf seinen Schoß. „Ich denke, für ihn ist es einfach zu früh, im Internat zu bleiben. Er tut sich schwer, er schreibt oft, dass er kaum was Anderes macht, als zu lernen und neue Freunde in seinem Haus hat er auch kaum gefunden. Die Meisten in seinem Alter haben nicht die Geduld, mit ihm zu reden, weil er nicht antworten kann und Draco und der Rest seiner Freunde ist leider meist zu beschäftigt.“ Minerva sah überrascht auf. Ja, es war nicht so unüblich, wie man denken würde, dass Kinder aus reichen Familien später zur Schule gingen oder sie eben nur halbtags besuchten, doch diesen Grund hatte sie einfach noch nicht gehabt. Aber gut, sie hatte bisher auch noch keinen stummen Schüler gehabt. „Gut,“ stimmte sie daher zu. „Ich denke, das ist machbar, er ist nicht der einzige Tagesschüler, der hier ist, es sind nicht viele, aber ein Paar.“ Sie nahm ihren Zauberstab, begann, einige Sprüche auf ihren Schüler zu murmeln, sah dann wieder auf: „Ich habe einige Zauber auf Harry gesprochen, nichts Schlimmes, aber das lässt ihn durch den Flooweg in der großen Halle,“ erklärte sie hastig, als sie die zusammengekniffenen Augen des Anderen sah. „Ah,“ nickte Sirius, der nun inne hielt, denn automatisch war seine Hand zu seinem Zauberstab gewandert. „Dann ist ja gut. Irgendein Passwort?“ „Der Zauber, der auf ihm liegt, er muss nur dem Feuer klar machen, dass er nach Hogwarts in die große Halle will. Kann er das, ohne zu sprechen?“ Harry verdrehte die Augen. Ja, er konnte. Niemand traute ihm was zu, obwohl er selbst kaum etwas nicht konnte – außer sprechen eben. Seine Magie schien dem Feuer zu sagen, wo er hin musste. Also nickte er. „Erstaunlich für Jemanden, der nicht sprechen kann..“, murmelte Minerva. Auch ihr war klar, was für eine Magie in dem Kleinen stecken musste. Doch wen überraschte das? Nicht mal der, dessen Name nicht genannt werden durfte, hatte dem Kleinen was entgegen zu setzen gehabt. Auch Sirius war kurz davor, die Augen zu verdrehen. Warum unterschätzte nur jeder seinen Keinen? Und warum konnte man ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Doch er beherrschte sich. „Ich werde ihn direkt mit nach Haus nehmen.“ Minerva nickte. „Natürlich.“ Das reichte dem Kopf des Hauses Black auch schon. Er verließ mit seinem Kleinen das Büro, wandte sich um, als sie wieder beim Gargoyl angekommen waren. Erst dort ging er in die Knie, um mit Harry auf Augenhöhe zu sein, lächelte den Kleinen an. „So, nun geht es heim, “ erklärte er. „Aber du solltest Garfield holen, oder?“ ‚Und Eisi!’ „Ja, und deinen Teddy,“ nickte Sirius amüsiert. „Komm dann einfach zu dem Quartier von Onkel Remus und Severus. Ich will den Beiden Bescheid sagen.“ Harry nickte, doch er hatte Bedenken. Hoffentlich schaffte Remus es nicht, Dad davon zu überzeugen, ihn doch hier zu lassen! Er musste nur ganz, ganz schnell wieder da sein! Rasch rannte er zurück in den Ravenclaw-Turm, froh, dass niemand ihm begegnete, schlüpfte in den Schlafsaal, schnappte seine Schultasche, legte den Teddy in eine Tüte und rief Garfield, der eher unwillig vom Baldachin des Bettes hüpfte. „Komm!“, rief er, hob das Tier auf seinen Arm. „Wir gehen heim!“ Mit den Worten stürmte Harry weiter, wieder runter in den fünften Stock, wo die Lehrer ihre Zimmer hatten. Doch noch bevor er überhaupt das Passwort sagen konnte, stockte er. Der Streit war bis hier zu hören... „... nicht immer nachgeben! Er ist ein Kind! Er weiß nicht, was...!“ „Verdammt noch mal, Remus! Gerade von dir hätte ich wirklich, wirklich mehr erwartet! Ich habe nicht um deine verfluchte Erlaubnis gebeten! Ich habe dich über eine Tatsache in Kenntnis gesetzt! Er ist mein Sohn und ICH habe die volle Erziehungsgewalt über ihn!“ „Er muss sich abnabeln! Verdammt, er benimmt sich wie...!“, auf ein Mal verstummten die Stimmen, die Tür öffnete sich, Harry spürte von Hinten eine Hand auf seiner Schulter. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er hier wie eine Salzsäule gestanden haben musste. Onkel Sev? Wo war der denn her gekommen? Gerade jetzt wollte er da wirklich nicht rein! Doch er wurde bestimmt vorwärts und in den Raum gedrängt. Doch kaum, dass die Tür sich wieder schloss, ging es nahtlos weiter! „Sirius, sieh ihn dir an! Du hast wieder nachgegeben! Ein Kind muss konsequent erzogen werden! So wird er immer seinen Willen bekommen, wenn er dir ein paar weinerliche Briefe schreibt! Du kannst nicht...!“ „Verdammt, “ zischte Sirius aufgebracht, hob Harry automatisch hoch, als er sah, dass der Kleine wieder zu weinen begann. „Er hat keine weinerlichen Briefe geschrieben! Ich habe einen Schock bekommen, als ich ihn heute gesehen habe! Verdammt! Du hast versprochen, auf ihn zu achten! Warum ist er dann so verdammt dürr?! Oder warum hat er solche Augenringe?! Es geht ihm nicht gut und ich habe entschieden zu lange gewartet, um nach ihm zu sehen! Er spielt nichts vor! Er ist einfach noch nicht bereit dafür! Er ist nicht James! Und gerade du hättest es wissen sollen!“ „Du... machst einen Fehler!“, röhrte Remus, der einfach der Ansicht war, dass Sirius zu weich war. Harry würde schon essen, wenn er Hunger hatte und kein Kind konnte nicht schlafen. Und manchmal... musste man hart sein, um ein Kind ans Leben zu gewöhnen. Darum hatte er sogar den ein oder anderen Brief unterschlagen... „Dann ist es meiner und ich mache ihn gern!“ „Du verbaust dem Jungen...!“ „Remus, es reicht,“ schaltete sich nun, zum ersten Mal, Severus ein. Nun wurde es wirklich lächerlich. Ja, auch er war der Meinung, ein Kind musste dazu erzogen werden, lebensfähig zu sein, doch manchmal sah Remus nicht, dass er keinen Hund vor sich hatte, sondern ein Kind, dass ohnehin mentale Probleme hatte, die manchmal noch auf ihre Art hoch kamen. Wenn auch bei Weitem nicht so stark wie früher. „Ich wollte Sirius selbst anschreiben und ihm vorschlagen, den Jungen vorerst zu Haus zu unterrichten. Er ist noch nicht soweit und er spielt auch nicht.“ „Du... du fällst mir auch noch in...?!“ Severus schüttelte den Kopf, hob die Hand. „Black, mach, dass du verschwindest, ich werde mich um den Werwolf kümmern. Remus muss einsehen, dass es ein Unterschied ist, einen Wer oder ein Kind vor sich zu haben.“ Sirius nickte knapp, verstärkte seinen Griff um den Kleinen, der zitternd und bleich auf seinem Arm saß, die Katze in der Hand, schulterte die Tasche des Jungen und machte sich auf den Weg, doch ein wenig enttäuscht von Remus. Warum verstand der Andere nur nicht? Sah er denn nicht, dass Harry einfach noch etwas brauchte? Für Harry war Hogwarts nicht, wie für sie damals, ein willkommener Schutz vor der Familie, denn der Kleine hatte zum Glück nicht das Bedürfnis, sein Zuhause zu verlassen. Und er war eben... anders. Harry hatte so viel mitgemacht und wollte nicht das Wenige verlieren, dass er hatte. Ruhig und mit nach außen wie immer hartem Gesicht lief er bis zur Appariergrenze der Schule, apparierte dann von da aus direkt ins Haus zurück. In das, in dem er aufgewachsen war und das er in den letzten Jahren umgestaltet hatte, so, dass man da auch tatsächlich wohnen konnte. Sicher legte er noch oft bei Severus und Remus, doch da die Beiden im Moment in der Schule waren und er mit Remus sauer war, konnte er genauso gut hier bleiben. Harry war es egal. „So, wir sind daheim,“ erklärte Sirius leise. Er küsste den Kleinen, stellte ihn ab. Harry sah sich um, strahlte und umarmte seinen Dad nur noch mal. Wirklich! Er war zu Haus! Er konnte heut Nacht wohl sicher schlafen! Oh, das war toll! Und Essen, ohne das alle auf ihn starrten und versuchten, seine Narbe zu sehen, oder mit Essen nach ihm zu werfen! ‚Daheim’, wiederholte er erleichtert. Sirius lächelte nur, wuschelte seinem Sohn durch die Haare. „Hast du noch Hausaufgaben zu machen?“ Als der Kleine den Kopf schüttelte, stellte er die Tasche in der Halle ab und nahm Harry an die Hand, brachte ihn zum Esszimmer. „So, dann bekommst du erst mal was zu Mittag, danach muss ich etwas arbeiten, du kannst ja in deinem Zimmer was machen und heut Nachmittag machen wir einen kleinen Spaziergang...“ Kapitel 10: Ein neuer Lehrer ---------------------------- Guten Morgen! Ich hab ein paar Sachen, die gesagt werden wollen: 1) danke für die vielen tollen Kommentare 2) ja, meine Beta hatte einen Fehler übersehen - nämlich, dass HArry scheinbar spricht, am Ende des letzten Kapitels. Das tut er natürlich nicht 3) Viele verstehen nicht, was mit REmus los ist. Ich habe mich an Wölfen orientiert, um sein Verhalten zu erklären. Echte Wölfe verstoßen ihre Jungen beim ersten Anzeichen der Pubertät, die bei Menschen tatsächlich etwa mit 10 bis 12 JAhren einsetzt. Die meinen es nicht böse, es ist eine Instinktsache bei ihnen. So, nun genug gelabert: viel Spaß beim Lesen! ____________________________________________________________________________________ Albus starrte auf die Wand. Er hasste es, er war aufgrund seiner Sicherheit außerhalb von England und konnte so bald nicht zurück. Denn nichts, aber auch gar nichts lief nach Plan! Nicht mal ein dummes, kleines, hilfloses und obendrein noch offensichtlich stummes Gör konnten seine Leute entführen! Dabei hatten sie den Bengel tagtäglich vor der Nase! Aber nein, selbst dazu waren sie zu dumm! Von wegen, sicheres Hogwarts! Es gab mehrere Orte, von denen aus man eindringen, sich einen stummen Schüler schnappen und wieder abhauen konnte! Zwei! Zwei Lehrer hatte er da drin und Keiner von ihnen war in der Lage, zu tun was nötig war! Mehrfach war er selbst am Überlegen gewesen, hinzugehen, doch er wurde inzwischen zu fieberhaft gesucht. Denn Black ließ nicht locker. Der dumme Junge verstand die Notwendigkeiten seines Tuns nicht, er wollte nicht sehen, dass Alles, was er getan hatte, nun mal in ein großes Ganzes passen musste. Und dass er nun mal im Weg war! Aber nein, statt auf ihn zu hören, hetzte er ihm Schwadronenweise Auroren auf den Leib! Aber das würde er sich merken! Er würde sich rächen! Denn er würde wieder an die Macht kommen! In ein, zwei Jahren! Und dann... Gnade seinen Gegnern Merlin, denn er würde es ganz, ganz sicher nicht tun! Oh, er würde Tote fordern und es würde Blut geben! Er würde die Themse rot werden lassen! Und er würde es genießen! Niemand, niemand machte ihm Pläne, an denen er mehr als fünfzig Jahre gearbeitet hatte, einfach so ungestraft kaputt! Dann lächelte Dumbledore. Gerade bekam er eine Idee. Ein Kind. Sollte doch ein Kind den Bengel entführen. Wenn er Potter in der Hand hatte, hatte er alle in der Hand. Jeder würde ihm dann gehorchen, immerhin hingen diese Idioten an dem Bengel über jedes Maß an Vernunft hinaus. Und wenn er Black und Malfoy in der Politik unschädlich gemacht hatte, konnte er zurückkommen und die Anderen bluten lassen – und er würde sich schrecklich rächen! Dafür, dass er in einer zweitklassigen Wohnung vor sich hinvegetieren musste, weil selbst die Polizei und die Auroren auf dem Festland es wagten, nach ihm zu suchen!!! ‚Dad?’, gestikulierte Harry, er war erschöpft, hatte wieder einen Alptraum gehabt und war, erleichtert, als er gesehen hatte, nicht in der Schule zu sein, einfach weil er wusste, dass er wieder zu seinem Dad gehen konnte. Er sah, wie der Ältere sich aufrichtete. ‚Dad, darf ich...?’ Langsam richtete Sirius sich auf, sah zur Tür. Was war denn nun los? Wer bitte war im Haus?! Mary wollte erst morgen kommen und Harry war in... Harry! Schnell öffnete er die Augen, blickte auf seinen kleinen Sohn, der da in der Tür stand, mit verweintem Gesicht und Teddy in der Hand, ein wenig bibbernd. „Schatz,“ stellte er leise fest, hielt seine Decke hoch und wartete, bis der Kleine zu ihm kroch, deckte Harry zu und nahm ihn in die Arme. „Was ist denn los?“, fragte er leise. „Was hast du geträumt?“ ‚Der... der Mann, ’ flüsterte Harry, während er sich an seinen Daddy kuschelte, der ihm die Tränen aus dem Gesicht wischte. ‚Ich... hab ihn gesehen, der mit dem hässlichen Bart, er... er hat gelacht und ... und wollt dir und Onkel Lucius was tun!’ Kurz zogen sich Sirius’ Augen zu Schlitzen zusammen, er zog Harry näher an sich, strich über dessen Haare. Dumbledore. Der Alte verfolgte Harry selbst jetzt noch, nach all den Jahren, in den Träumen! Wobei... manchmal war er sich da gar nicht so sicher, er hatte eher den Eindruck, dass sein Sohn mehr sah und wusste, als es möglich sein sollte, dass er eher das Talent zu haben schien, Dinge zu sehen, die noch nicht geschehen waren. „Er wird uns nichts tun,“ versprach er seinem Kleinen, brachte ihn dazu, sich wieder hinzulegen. „Und jetzt schlaf noch etwas, du bist ganz müde und ich will, dass deine Augenringe wieder verschwinden. Und morgen kommt auch Mary wieder, du willst doch nicht, dass sie denkt, dass du krank bist, oder?“, lenkte er den Kleinen vom Thema ab. Und es klappte, es dauerte nur noch Sekunden, bis sein Kleiner schließlich erschöpft wieder einschlief, den Teddy locker im Arm. Was hatte Harry nur in der Schule gemacht, wenn ihn die Träume wieder so verfolgt hatten? Nicht geschlafen vermutlich. Nur so ließen sich bei einem Elfjährigen solche Augenringe erklären, so einfach war es. Er strich dem Jungen weiter über die Haare, während er nachdachte. Er musste die Sicherheitsvorkehrungen im Ministerium ein weiteres Mal anheben, denn auch, wenn Remus es sicher als lächerlich ansehen würde, er nahm die Träume seines Kindes ernst. Einfach, weil er so ein Gefühl hatte, das ihn im Zusammenhang mit Harry noch nie getrogen hatte. Oft schien es ihm, als wolle sein Kleiner ihn vor etwas warnen und wenn er sich daran hielt, was sein Sohn sagte, sah er, dass es auch stimmte. Und wenn Harry ihn so deutlich warnte, dass Lucius und ihm was geschehen sollte... würde er eben ein weiteres Mal das Sicherheitspersonal im Ministerium erhöhen und wieder nach Spionen in den eigenen Reihen suchen. Wobei er zwei Leute im Besonderen im Auge hatte. Einer von ihnen war Arthur Weasley. Der Mann kam ihm seltsam vor, zu duckmäuserisch für das Reinblut, das er war, zu arm für die Möglichkeiten, die man dann hatte und nicht zu vergessen – es war dessen Sohn, der seinem Kleinen in der Schule das Leben zur Hölle machte und der schon als Kind auf Harry losgegangen war! Aber das war nicht der einzige Kandidat, den er da so hatte. Es gab noch zwei, drei Leute, die sich auffällig benahmen und auf die niemand wirklich achtete. Leute, die er bemerkte, nicht nur, weil er mal als Auror gearbeitet hatte, sondern auch, weil er nach den Jahren in Askaban einen sehr empfindlichen Sinn für Menschen entwickelt hatte. Einen, der ihn immer wieder warnte, vor Allem vor der Vorzimmerschnepfe von Fugde, die sich immer wieder an ihn ran machte und extrem freundlich war. Nicht zu vergessen, dass er mit Lucius reden musste, der auch der Meinung war, dass es so was wie den sechsten Sinn geben musste, auch, wenn seine Frau ihn nicht so besaß, wie Harry offensichtlich. Lächelnd blickte Sirius an sich herunter, wo, nach langen Wochen endlich wieder sein Kleiner lag und nun ruhig schlief. Leise rief er eine Hauselfe, bat die, ihn am Morgen nicht zu wecken und auch Mary, sollte sie da sein, erklären, dass er ausschlafen wolle, vor Allem, damit sein Sohn es auch mal tat. Denn der hatte es ja wohl offensichtlich nötig. Sein armer Kleiner... und das alles nur, weil Remus wieder mal seinen Alpha raushängen lassen musste. Als wäre Harry ein Hund, der erzogen werden musste! Sicher, der Werwolf meinte es gut, das tat er immer, doch er wollte auch nicht sehen, dass Harry einfach eine andere Zeit brauchte, als andere Kinder. Er lernte schnell und leicht und war im Grunde von sich aus sehr, sehr selbstständig, trotz seiner momentanen Behinderung, er beherrschte Zauber wortlos, die weit über sein Alter hinaus gingen, unter Anderem sogar einen Patronus. Merlin, er konnte sogar seine Animagusform vollkommen kontrollieren, aber er kuschelte eben gern! Was also sprach dagegen, den Kleinen einfach machen zu lassen und ihn vorerst als Tagesschüler zu halten? Immerhin ging er in die Schule, statt, wie einige der anderen Reinblutkinder, erst noch eine ganze Weile zu Haus unterrichtet zu werden. Aber da kam dann der Wolf in Remus durch und wollte, dass alles so lief, wie er es wollte. Und bei Welpen war es nun mal so, dass sie in dem Alter ihre Selbstständigkeit hatten und nur noch nachts zum Schlafen kamen oder so. Und oft ja nicht mal mehr das. Harry galt als Wolf schon als halbstark, doch in Sirius’ Augen war er noch weit davon entfernt, der Kleine brauchte Körpernähe. Mit der Erkenntnis schlief Sirius dann auch zufrieden ein. Er erwachte erst, als das Licht ihm direkt ins Gesicht fiel und er das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Automatisch zog er Harry näher zu sich, spannte sich an und öffnete ein Auge, nur einen kleinen Spalt breit. Denn er hatte gelernt, wie er zu reagieren hatte. Doch dann entspannte er sich, lächelte, setzte sich etwas auf. „Hi du,“ lächelte er, als er Mary erkannte, die wohl schon seit einer Weile in der Tür stand. „Wie spät ist es?“ „Weit nach elf,“ grinste Mary. „Und du hast einfach zu putzig ausgesehen. Du und dein Kleiner.“ Sie trat ins Zimmer, setzte sich auf das Bett und küsste ihren Geliebten. Sie hatte immer gewusst, dass Sirius nur zu zweit zu haben war und sie mochte den Kleinen. „Nur... sollte er nicht in der Schule sein?“ „Ich war gestern da,“ erklärte Sirius leise. „Ich habe ihn abgeholt, eigentlich nur für einen Trip nach Hogsmeade, ein Eis und ein Gespräch, aber... Mary, er war so am Ende! Er war bleich, hat abgenommen und er hat Augenringe gehabt! Er muss seit seiner Ankunft in der Schule nicht richtig geschlafen haben! Und statt mir bescheid zu sagen, meinte Remus, das wär nur, um Mitleid zu erregen! Aber dafür ist er nicht der Typ, “ endete Sirius, der beim letzten Teil sichtlich Mühe hatte, ruhig zu bleiben. In der Hinsicht war er das erste Mal so richtig sauer auf den Werwolf. Mary seufzte leise, sah zu Harry, der sich tiefer in der Umarmung seines Vaters verkroch, aber weiter schlief. Ja, er sah dünner aus und bleich und angespannter, als sie ihn bisher gesehen hatte. „Ich habe gesagt, es könnte Probleme geben,“ erinnerte sie. „Du hast richtig gehandelt, wir wussten, er ist traumatisiert und auch, wenn er es gut überwunden hat, kann es immer mal wieder vorkommen, dass er Rückfälle hat und er hängt so sehr an dir, du bist für ihn das bisschen Familie, das er hat. Du bist seine Sicherheit und auch, wenn er rational versteht, dass die Schule wichtig ist und viele dahin gehen, hat er doch Angst, dass das ein Weg ist, ihn los zu werden, weil er dich zu sehr einengt. Das ist eine Furcht, die er vielleicht noch lang nicht überwinden wird.“ Sirius strich leicht über Harrys Haare. „Ich hätte gleich auf mein Gefühl hören sollen, ich dachte mir, dass es zu früh ist, aber Remus...“ „Ist ein Alpha und würde Harry erziehen, wie einen Hund, nicht, weil er es böse meint, sondern, weil sein innerer Wolf nichts Anderes zulässt, auch, weil der Kleine trotz seines Aussehens beginnt, Hormone zu entwickeln, die ihm signalisieren, dass Harry rein körperlich erwachsen wird. Und das bedeutet in einem Rudel, dass die Schonfrist der Kinderzeit um ist und ein Kind sich seinen Platz erstreiten muss. Nur vergisst Remus dabei, dass Harry, auch wenn er rein körperlich langsam zu reifen beginnt, seelisch in einigen Dingen seinen Altersgenossen um vier Jahre hinterher hinkt.“ „Als wäre Harry ein Tier,“ knurrte Sirius unwillig. Für ihn zeigte Harry noch nicht ein Zeichen zum Verlassen der Kindheit! Kein Wachstum von Intimhaaren und sei es nur unter den Achseln, immer noch riesige Augen und er war sehr, sehr anhänglich. „Remus kann nun mal auch nicht immer gegen seine Instinkte an und je näher der Vollmond rückt, umso schwerer tut er sich, “ schränkte Mary ein. Auch sie hielt nicht viel von dem Verhalten des Werwolfes, doch sie wollte nicht, dass an einem Missverständnis eine so langjährige und gute Freundschaft zerbrach. „Ich denke, Severus wird schon mit ihm reden und ihm seinen Fehler erklären...“ Sirius seufzte. Es stimmte. Auch in der Schulzeit war Remus, einige Tage vor Vollmond, extrem aggressiv geworden. „Ich hoffe, er kriegt sich ein, “ meinte er nur, küsste Harry dann und wuschelte durch dessen Haare. „Komm schon,“ ermutigte er seinen Sohn. „Wach auf, mein Kleiner, es wird Zeit zum Essen, es ist fast Mittag.“ Nur langsam driftete Harrys Verstand wieder an die Oberfläche. Er hatte Jemanden reden gehört, aber die Worte nicht wirklich verstanden, er hatte nur schlafen wollen. Wo er sich so sicher fühlte, nun aber wollte sein Dad, dass er aufwachte. Also schlug er die Augen auf, froh, wirklich daheim zu sein. Allerdings merkte er da, dass noch eine Hand auf dem Bett lag und die war zu schmal für Dad! Er sah hoch, erkannte Mary – und lächelte ein wenig. Er wusste ja, dass Siri sie wirklich mochte und er mochte sie auch. „Na, wieder wach?“, fragte Sirius nur, half Harry aus dem Bett. „Und jetzt marsch ab, anziehen und runter kommen, dann gibt es ein spätes Frühstück!“ Lucius seufzte, sah auf seinen angeheirateten Cousin, der immer noch im Büro auf und ab ging. Würde der so weiter machen, würde er bald einen neuen Boden brauchen. Er rieb sich kurz seine Stirn, ein Zeichen von Genervtheit, dass er sich auch nur erlaubte, weil niemand ihn sehen konnte, nicht mal Sirius, der viel zu aufgeregt auf und ab lief. Seit der Mann hier heut Morgen rein gestürmt war, ging das schon so. Der Blonde war kurz davor, den Mann in eine Ganzkörperklammer zu stecken. Andererseits – das, was Sirius erzählte, war auch besorgniserregend, auch, wenn ein Kind im Alter seines eigenen Sohnes die Quelle dieser Neuigkeiten zu sein schien. Er war überrascht gewesen, als Sev ihm gestern Abend erzählt hatte, was geschehen war und dass Harry nun nur noch Tagesschüler in Hogwarts war. Aber es wunderte ihn auch nicht so sehr, wie das Verhalten des Werwolfes. Harry war nun mal anders und verschlossener als Draco, gerade bei Gleichaltrigen, schon allein, weil der Junge sich kaum mit Gleichaltrigen verständigen konnte. Nun, die Zeit würde zeigen, wann Harry dann bereit war, wirklich auch mental erwachsener zu werden. Vielleicht in drei, vier Jahren, wenn er begriff, wirklich begriff, dass man ihn nicht allein lassen würde, nicht nur mit dem Verstand, sondern auch in seinem Unterbewusstsein. Interessant war nur Sirius’ Behauptung, dass Harry entweder einen extrem gut ausgeprägten sechsten Sinn haben musste, oder, wovon Black eigentlich ausging, dass er zumindest ansatzweise seherische Fähigkeiten hatte. Nun ja, Lucius selbst wusste nicht so genau, was er davon halten sollte. Nun, es war schon seltsam, dass ein kleiner Junge, auch in Harrys Alter, von solchen Dingen träumte, selbst, wenn man ihm anrechnete, was für eine Vergangenheit er hatte. Doch trotzdem... sie befanden sich mitten im Ministerium, was sollte hier denn schon passieren? Sie waren umgeben von Auroren und Wachen, Lucius hatte die Sicherheit im Ministerium nach Sirius’ Befreiung schon um ein Wesentliches erhöht. Und jetzt noch mal? Nun, wenn ihm das seinen Boden erhielt, von ihm aus. „Wir können die Sicherheitsstufen noch mal Erhöhen, aber viel mehr fällt mir nicht ein, es gibt kein Gesetz, dass ich so weit beugen kann, dass wir alle unter Veritas fragen können, ob sie für den Alten spionieren, versuchen uns zu schaden oder sonst was!“ Sirius knurrte, hielt kurz inne und betrachtete Lucius. Denn im Grunde war es genau das, was er sich erhofft hatte. Eine eingehende Befragung und dann eine Welle an Rausschmissen und Prozessen. Aber nein, es musste ja mal wieder schwierig werden! „Ich will den Verräter! Sicher, die wollen vor Allem erst mal uns um die Ecke bringen, aber verdammt noch mal! Harry ist noch immer der Hauptgefährdete! Er ist ein wehrloses Kind! Ich könnte ihn nicht mal schreien hören, wenn Irgendwer ihn sich krallt!“ Gut, das war allerdings ein Alptraum, das gab Lucius nur zu gern zu. Würde es um Draco gehen, er würde vermutlich auch den Boden durchlaufen. Denn das erinnerte nur zu sehr an die Situation in der Stadt, als Ron Weasley Harry so weit getrieben hatte, dass der sich transformiert hatte und niemand ihn gefunden hatte, weil er ja nicht auf sich aufmerksam machen konnte. Es war mehr als wahrscheinlich, dass die Versuche, den Kleinen zu entführen, drastisch zunehmen könnten, immerhin war er nun in der Schule. Neue Lehrer, ältere Schüler, für Jeden wäre es ein Leichtes, den schmächtigen Jungen zu schnappen und ihn zu verschleppen. Denn auch, wenn Harry mächtig war, er war auch ein Kind das sich leicht ängstigte und Angst lähmte nur zu stark. „Nun, er ist nur noch im Unterricht und sonst bei dir, was die Gefahr um Einiges mindern dürfte,“ erinnerte Lucius. „Und auch, wenn Remus bockt, würde er nie zulassen, dass dem Jungen während seiner Aufsicht was passiert.“ Sirius rieb sich die Stirn. Er hatte Harry am Morgen verabschiedet, nachdem der Junge mit ihm gefrühstückt hatte. Sein Sohn hatte sich erholt und in Ruhe geschlafen, er hatte auf jeden Fall besser ausgesehen, als zwei Tage vorher. „Ich weiß,“ murmelte er. „Ich weiß. Aber... ich machte mir trotzdem Sorgen! Wir... müssen uns was einfallen lassen, denn sollte mir was passieren... das würde der Kleine nicht verkraften.“ Lucius nickte knapp. Er wusste, der Andere hatte vorgesorgt, sein Testament war eingereicht, darin war vor Allem auch Harrys Unterbringung in seinem Todesfall geregelt. Remus und Severus oder er selbst waren die Ersten auf der Liste. Doch das änderte nichts daran, dass der Kleine das nicht verkraften würde. „Dann komm, gehen wir alle Vorkehrungen noch mal durch.....“ Es vergingen drei Jahre, die relativ friedlich verliefen. Es gab immer wieder Zwischenfälle, von denen Harry selbst kaum etwas mitbekam, weil Andere diese stoppten. Inzwischen übernachtete er auch immer mal wieder in der Schule, er hatte sich, zu Severus’ Entsetzen, ausgerechnet mit einem Hufflepuff, mit Cedric Diggory befreundet, mit dem sie in den Ferien auch beim Weltcup gewesen waren, in einer privaten Kabine mit den Malfoys. Auch Remus hatte gelernt, Harry nicht unbedingt als Jugendlichen zu sehen, zwar war das Verhältnis der Beiden immer etwas angespannt, aber sie konnten Beide inzwischen gut damit umgehen. Auch, weil Harry inzwischen begann, wie Draco zu werden. Also er schlief kaum noch bei seinem Vater, seit diesem Jahr war er regulär im Internat untergebracht und auch, wenn er stumm war, war er doch in seinen Jahrgang integriert, auch, weil die Gleichaltrigen auch langsam geduldiger wurden und merkten, dass Harry seine Vorzüge hatte. Ruhig saß Harry auf seinem Platz am Tisch, neben ihm Hermine, eine seiner besten Freundinnen. Er kam bei den Mädchen richtig gut an, nicht als fester Freund, aber als Kummerkasten, Geheimniswahrer und Tippgeber. Aber das machte ihm nichts, er hatte schon vor einer Weile festgestellt, dass sein Interesse am anderen Geschlecht recht gering war. Nicht wie Draco, der gerade Allem nachjagte, was einen Rock hatte und einigermaßen ansehnlich war. Er hatte sogar mal mit seinem Dad darüber geredet, der nur mit den Schultern gezuckt und gemeint hatte, dass das Interesse noch kommen würde, oder das er eben auf Kerle stand, was Beides nicht schrecklich sei, immerhin wären Sev und Remus ja auch schwul und sie befanden sich damit in guter Gesellschaft. Die magische Welt hatte nicht viel dagegen. Natürlich gab es die, die schrien, aber es hielt sich in Grenzen, da die freie Wahl der Partner oft mit der Kompatibilität der magischen Kräfte zusammenhing. Na ja, Harry fand es ohnehin recht früh, um Torschlusspanik zu schieben, für ihn war die Liebe etwas Besonderes. Oft hatte er gesehen, mit wie viel Liebe sein Dad und Mary miteinander umgingen, oder wie Remus und Sev agierten. Putzig auf ihre eigene Weise, bereit, instinktiv auf den Anderen und seine Bedürfnisse einzugehen. So was wollte er auch. Aber er wollte es nicht finden, indem er es wie Draco überall probierte. Er hatte Zeit. So sah er es zumindest. Es war nur wichtig zu reagieren, wenn man sein Glück sah. Das war es, wovor er Angst hatte. Viele dachten noch immer, er sei behindert oder unfähig, weil er nicht sprechen konnte. Immer noch nicht. Dabei war er einer der Stärksten hier in der Schule. Nur... das Alles schien nichts mehr zu bedeuten, nur, weil er eben nicht reden konnte. Er hörte auch kaum zu, als die übliche Rede gehalten und die Schüler sortiert wurden. Er starrte kurz zu Draco, der mal wieder begeistert mit Blaise und den Anderen redete. Ach, er wäre jetzt viel lieber am Slytherintisch! Denn mit den Jungs konnte er ohne seine Sprechblase reden! Aber nein, er hatte sich ja nach Ravenclaw schicken lassen... Auch die Ankündigung des Turniers ließ Harry kalt, es interessierte ihn einfach nicht. Natürlich hatte er Training bekommen, im Kampf, mit Zaubern, die weit über das gingen, was hier unterrichtet wurden und er hatte viel gelesen, doch er hasste Wettbewerb und dann auch noch einer, bei dem man sterben konnte. Nein, das war sicher nichts für ihn. Nicht mal die Schüler aus den anderen Schulen konnten ihn beeindrucken. Viktor kannte er. Er hatte ihn nach dem Quidditchturnier kennen gelernt und sich gut mit ihm unterhalten. Die Krums waren auch irgendwie entfernt mit den Malfoys verwandt, durch die Hochzeit eines Cousins dritten Grades mit einem Krum vor etwa dreihundert Jahren. Aber wer in der magischen Welt war nicht irgendwie mit Irgendwem verwandt? Er mochte Viktor und der Andere hatte sich nicht über seine Behinderung lustig gemacht. Erst, als ein neuer Lehrer aufgerufen wurde, zuckte sein Kopf nach oben – und wurde bleich. Aufgrund von dem Turnier und den damit verbundenen Aufgaben waren weitere Sicherheitskräfte erforderlich, unter Anderem einer mit halblangen, orangeroten Haaren, der nun grinsend aufstand und sich ein wenig spöttisch in Richtung der Schüler verbeugte. Und ja, Harry erinnerte sich an damals. Als Ron ihn das erste Mal gegängelt hatte und er in mehrfacher Sicht geflüchtet war – in seine Animagusform und in einen Baum. Und ja, er erinnerte sich immer noch an das, was der Rotschopf damals gesagt hatte, dass er ihn als seinen Drachen haben wollte. Aber Harry war sich auch sicher, dass Weasley das inzwischen vergessen hatte. Noch ein Weasley in der Schule. Als wären Ron und Ginny nicht mehr als genug. Die Beiden brachten wirklich nur Ärger. Noch immer taten die alles, um ihm das Leben schwer zu machen. Sie und die Gang, die sie um sich herum gegründet hatten. Die Löwen – wie einfallsreich. Das einzige, was Harry etwas ermutigte, war, dass er nicht der Einzige war, den sie auf dem Kieker hatten. Sie waren gegen Jeden, dessen Eltern sich offen gegen den Dumbledore stellten. In Gryffindor herrschte nämlich ein seltsames Klima, diese Leute glaubten, dass der Alte nur das Beste wollte, dass sein Dad eingesperrt gehörte, die Malfoys böse waren und er eine Gefahr darstellte. Daher verging Harry der Hunger, als er einen Weasley unter den Lehrern entdeckte, denn er wusste, er würde das Glück haben, in dessen Kursen zu landen und er selbst hatte entschieden, dass er dieses Jahr auch im Internat bleiben wollte. Natürlich, Dad würde ihm auch wieder erlauben, heim zu kommen, doch er wusste, langsam wurde es wirklich Zeit, gehen zu lassen. Er hatte drei Jahre länger gehabt, als die Meisten. Drei Jahre, die er auch gebraucht hatte. Letztes Jahr war er nur noch an den Wochenenden heim, dieses Jahr wollte er es auf die Ferien beschränken. Seine Träume, und er wusste inzwischen, sie konnten auch tatsächlich die Zukunft zeigen, hatte er inzwischen so weit im Griff, dass er darum nicht mehr wochenlang wach blieb. Es reichte ihm, wenn er sie seinem Dad per Brief erzählen konnte und der sorgte dann dafür, dass sie nicht wahr werden würden. Das war ihm oft das Wichtigste. Seit er nicht mehr so klammerte, kam er auch wieder etwas besser mit Remus aus, was ihm gerade im zweiten Jahr sehr, sehr schwer gefallen war. Nun verstand er diesen langsam, doch er tat sich immer noch schwer. Als die meisten noch aßen, stand Harry schließlich auf, verließ den Saal und ging schnell in seinen Schlafsaal zurück, wo auch sein Koffer stand und darauf wartete, ausgepackt zu werden. Garfield lag, wie immer, schon auf dem Kopfkissen. Also begann Harry, seine Sachen auszupacken, froh, dieses Jahr nur einen anderen Jungen mit im Zimmer zu haben. Seit er Stillezauber beherrschte, fühlte er sich auch nicht mehr ganz so gestört von seinen Mitbewohnern. Blieb nur abzuwarten, was Weasley unterrichtete und was dieses Jahr bringen würde. Er hoffte einfach nur keine Toten, denn das Turnier war nun mal sehr brutal und Harry hatte über die letzten beiden Jahre immer mal wieder Träume gehabt, die gerade jetzt, wo er noch Ruhe hatte, auf ein Mal einen Sinn ergaben. Krum, die Blondine, die mit den anderen Schülerinnen aus Frankreich gekommen war, der Rothaarige, all die Dinge. Und dann noch sein Traum von Drachen, von einem Labyrinth – und von Blut und Dumbledore. Ja, er war noch sehr, sehr jung gewesen, als er den Alten gesehen hatte, aber er hatte immer noch Alpträume von dieser Begegnung und auch damals war Blut geflossen, auch, wenn es damals darum ging, ihn zu adoptieren. Seit damals vertrug er den Anblick der roten Flüssigkeit kaum noch. Noch heute bekam er Herzrasen, wenn er daran dachte, wie viel Angst er in dem Moment gehabt hatte, als der Alte forderte, dass er von seinem Dad weg sollte, dem ersten Menschen, der damals lieb zu ihm gewesen war... ‚Irgendwie glaub ich, dass dieses Jahr die Hölle wird,’ stellte Harry für sich fest, streichelte die Katze. Er fühlte es. Etwas würde geschehen, sich verändern und Alles umwerfen, was bisher gewesen war, alte Strukturen aufbrechen und Probleme bringen, Unsicherheiten. Das war wohl die Bedeutung seiner Träume – laut der Bücher, die er gelesen hatte. Denn mit dieser Scharlatanin, die hier Traumkunde und Wahrsagen unterrichtete, wollte er nichts zu tun haben. Sie hatte sein Leben versaut! Also war er auch nicht zu ihr in den Unterricht gekommen. Er hatte sich das Meiste selbst beigebracht. Na ja, er musste abwarten. Er konnte nichts tun, als das Jahr auf sich zukommen zu lassen. Denn noch verstand er die Träume nicht. Er wusste, das Turnier würde kommen, er wusste, Viktor war einer derer, die mit Sicherheit daran beteiligt sein würden. Wer noch? Er wusste es nicht. Na ja, erst mal wollte er sich am nächsten Tag mit Cedric treffen, sie lernten oft zusammen oder gingen joggen. Irgendwas machten sie immer wieder. Es machte ihm Spaß und er liebte es, dass der Ältere ein Auge auf ihn hatte und ihm öfter mal unter die Arme griff, wenn die Gryffindors wieder mal auf Ärger aus waren. Sie hatten sich im letzten Jahr kennen gelernt, als Ron und seine Gruppe wieder mal hinter ihm her gewesen waren. Cedric hatte ihn raus gepaukt und ihn gescholten, weil er sich, obwohl er es gekonnt hätte, nicht gewehrt hatte. Und seither trafen sie sich eigentlich immer ein Mal die Woche... Kapitel 11: Das Turnier ----------------------- Charlie war begeistert gewesen, wieder nach Hogwarts zu kommen. Das war damals das erste Mal gewesen, dass er von seinen jüngeren Geschwistern Ruhe gehabt. Vor Allem vor Ron und Ginny, die ihn inzwischen so richtig nervten. Die Beiden waren nur mäßig, Ron war sogar schlecht in der Schule, sie brachten nichts auf den Weg und bildeten sich doch ein, was Besseres zu sein, warum auch immer. Na ja, nun war er hier, in einem der Gastquartiere und voraussichtlich auch nur für dieses Jahr, wegen des Turniers, von dem er hoffte, dass so wenig wie möglich Schüler teilnahmen, denn das, was verlangt werden würde, war in seinen Augen purer Wahnsinn. Man hatte ihn nicht ohne Grund geholt – er betreute heimlich, im verbotenen Walt sechs Drachen, einige, genauer gesagt drei davon sollten die erste Aufgabe bilden. Einfach nur verantwortungslos, aber wer fragte ihn schon nach seiner Meinung? Er hatte nur die Klappe zu halten, womit auch durch einen Zauber gesorgt worden war, die Tiere versorgen, für das Turnier aggressiv machen und die Schüler mit unterrichten. Seufzend blickte Charlie in seinen magischen Spiegel, der nur eine von vielen Überwachungsmaßnahmen war, die er betroffen hatte. So konnte er auch nachts die Gehege im Auge behalten. Aber es war Alles friedlich. Die Drachen schliefen, wenn auch unruhig durch den langen Transport und sei waren Allesamt missgelaunt – mit einer Ausnahme. Er blickte zu dem grünen Drachen. Er war einer der Größten, aber auch der Friedlichste von ihnen und am menschenfreundlichsten, was daran lag, dass der schuleigene Halbriese, Hagrid, ihn heimlich mehr als ein halbes Jahr lang per Hand aufgezogen hatte. Was eigentlich auch verboten war, aber Mc Gonagall, die das damals entdeckt und ihn gerufen hatte, hatte es großzügig übersehen, weil wirklich nichts geschehen war und niemand es mitbekommen hatte. Immerhin hatte Hagrid schon immer eine Schwäche für alle magischen Wesen und Tiere generell gehabt. Daran erinnerte sogar Charlie selbst sich. Aber so gern er Norbert hatte – es war seit Jahren ein anderer Drache, der in seinen Gedanken spukte. Einer mit blau schimmernden Schuppen. Er erinnerte sich noch zu gut daran. Denn damals erst war sein Entschluss, Drachenzähmer zu werden, endgültig gefallen. Vorher hatte er auch noch mit Auror und Fluchbrecher geliebäugelt – bis zu dem Tag, als Charlie mithelfen musste, einen stummen Jungen zu suchen, den Ron gegängelt hatte. Doch statt dem Jungen hatte er damals den Babydrachen gefunden. Ein winzig kleines Ding, dessen Rasse er bis heut nicht hatte bestimmen können, denn es kamen drei oder vier in Frage. Er müsste den Kleinen noch mal sehen, um sicher zu sein. Und das war einer der Gründe, warum er sich freiwillig zu dieser Aufgabe gemeldet hatte. Er wollte die Chance, den kleinen Drachen von Früher wieder zu finden, egal wie gering die auch sein mochten. Denn dieser blaue Drache mit den riesigen grünen Augen... das Bild hatte sich in sein Hirn gebrannt. Er lächelte etwas, lehnte sich zurück. Vielleicht fand er den Kleinen hier ja wirklich wieder und konnte ihn mitnehmen. Wobei der Drache wirklich vorsichtig sein musste, bedachte man, dass noch Niemand ihn je gesehen hatte. Manchmal glaubte er selbst, dass er geträumt haben musste, doch dann war er auch wieder vom Gegenteil überzeugt. Vielleicht, weil er dieses Wesen wirklich, wirklich wiedersehen wollte. Nun, aber die Suche nach dem Kleinen musste erst mal warten, im Moment musste er daran denken, die Schüler zu unterrichten und die Drachen zu versorgen. Aber die Wochenenden waren der Schule vorbehalten. Denn mit seinen Geschwistern hier wollte er nichts zu Tun haben. Ron und Ginny gingen ihm auf die Nerven, mit ihrer Angeberei und ihrem Geschrei, dass Dumbledore ja soooo gut war! Wer auch immer ihnen das eingeredet hatte. Vielleicht ihr Vater, der bar jeden Verstandes diesem Kerl treu war. Der Mann, der das magische England um ein Haar in den Ruin getrieben hatte. Nun, wo er im Ausland gearbeitet hatte, wusste er auch, wie viel Black und Malfoy zu verdanken war, denn nur dank den Beiden war das Ausland generell wieder bereit, die Engländer anzuerkennen und neue geschäftliche Beziehungen einzugehen. Aber um das zu erkennen, musste man offensichtlich erst ins Ausland gehen. Denn innerhalb von England war niemand bereit, auch nur mal darüber nachzudenken, was diese beiden Politiker für England getan hatten, denn die galten hier weiterhin als extrem unbeliebt. Sirius Black wurde hinter vorgehaltener Hand weiterhin als Mörder, Verbrecher und als Kinderschänder gerufen, dabei war für jeden ersichtlich, dass er den kleinen Jungen, den er auch adoptiert hatte, abgöttisch liebte. Na ja, die Engländer schienen irgendwie immer einen Sündenbock zu brauchen und warum nicht die, die sich anboten, weil sie offensichtlich nicht bereit waren, sich in die Karten sehen zu lassen? Der Alte hatte die Kunst beherrscht, so zu tun, als würde er Jeden wissen lassen, was genau er eigentlich tat. Die Manipulation dahinter – die zu sehen hatte Charlie erst in der Ausbildung in Bulgarien erfahren. Nun, er würde seinen Geschwistern das Leben hier sicher nicht noch leichter machen, die waren ohnehin schon zu schlecht in der Schule, mit den Noten hatten sie keine Chance auf eine gute Ausbildung. Er wusste, Ron und Ginny erwarteten, dass er es ihnen einfach machen würde, doch das sah Charlie gar nicht ein. Bill, die Zwillinge, Percy und er, sie hatten auch hart gearbeitet für ihre Zeugnisse. Sollten die Beiden sich auch auf ihre Hintern setzen, denn niemand von ihnen hatte vor, die Beiden ein Leben lang durchzufüttern. Kurz blickte Charlie auf die Liste der Schülergruppen, die er Hagrid abnehmen sollte. Nun, wenigstens nicht sein Bruder. Ginny war schon mehr als genug für die Nerven. Allerdings musste er etwas lächeln, als er den Namen Harry Black entdeckte. Er wusste inzwischen, dass der Kleine ein guter Schüler war, er hatte ihn auch in der Halle etwas beobachtet. Allerdings tat er ihm auch etwas leid, denn er schien immer irgendwie ausgeschlossen und er wusste auch warum. Harry galt in dieser Welt als defekt, als stumm. Auch, wenn er die Macht hatte, Zauber ohne Worte zu sprechen, galt er damit als ein ungewollter Mensch. Etwas, das Charlie nicht verstand. Nun, vielleicht konnte er sich ja etwas näher mit dem Jungen beschäftigen und dessen Klasse beibringen, ihn etwas mehr zu integrieren. Etwas würde ihm schon einfallen, er hatte auch einen Kollegen, der eine Behinderung hatte. Der war blind und man merkte es nicht mal, wenn man ihn nicht kannte, denn er war auch einer der besten Duellanten, die Charlie je getroffen hatte... „Wir wollen mitmachen!“, jammerten die Zwillinge, doch nach der Sache mit dem Kreis um den Pokal näherten sie sich noch nicht mal mehr dem Zimmer und heut war es ohnehin zu spät. Sie hätten so gern teilgenommen! Und das ließen sie die gesamte Schule wissen. Doch nur die Ältesten der Schüler sollten teilnehmen und es war vielleicht eines der letzten Turniere, da viele Eltern inzwischen dagegen war, da schon mehrere Kinder gestorben oder so schwer verletzt worden waren, dass sie schwere Behinderungen zurückbehalten hatten. Harry, der das hörte, schüttelte nur den Kopf. Um nichts in der Welt wollte er bei diesem Wahnsinn dabei sein. Er hatte sich mal angesehen, was in den letzten Jahren so geschehen war. Und nein, das wollte er nicht machen, daran hatte er wirklich kein Interesse. Er wollte nicht durch Dreck gejagt werden, in Sümpfen von Dementoren verfolgt werden oder sonst was in der Art. Daher saß er nur ruhig da, während die Anderen heftig diskutierten. Er selbst machte sich nur Sorgen. Er wusste, dass Cedric teilnehmen wollte und würde. Das machte ihm schon mehr als genug Sorgen. Er sah zu Hermine, die wieder mit Luna kicherte. Sie hatten auch versucht, ihn mit in das Gespräch einzubeziehen, aber er hatte auch ein wenig abgeblockt. Er war... nervös, er hatte wieder so ein klammes Gefühl im Magen. Die letzten beiden Wochen waren irgendwie komisch gewesen. Er hatte begonnen, manchmal Angstzustände zu haben, wie früher. Ein schlechtes Zeichen. Etwas würde geschehen und das passte ihm gar nicht. Er hatte sich an dem Wochenende mit Dad getroffen, mit ihm geredet und der hatte nur gemeint, dass es nichts gab, was sie nicht zusammen schaffen würden. Auch an den Unterricht musste er denken. An die Lehre der magischen Geschöpfe mit Weasley. Der Rotschopf faszinierte ihn irgendwie. So, wie damals. Er hatte noch tagelang an den Älteren denken müssen und auch in all den Jahren in denen er den nicht gesehen hatte, hatte er immer wieder an ihn zurückgedacht. Und jetzt war er da, in der Schule, als Lehrer und er war auch noch richtig gut. Geduldig, konnte erklären und Interesse wecken, mit Tieren umgehen. Und er behandelte Harry zu seiner großen Überraschung weder wie ein Kleinkind noch wie einen Aussätzigen, sondern so herrlich normal, wie es sonst nur Onkel Sev tat, ihm so das Gefühl gab, normal zu sein. „He!“ Überrascht wandte Harry sich um, lächelte, als er Draco erkannte. ‚Was gibt es?’, fragte er, überrascht, dass der Slytherin an den blauen Tisch gekommen war, kurz vor Beginn der Zeremonie. Draco grinste etwas, wuschelte dem Kleineren durch die Haare. „Ich wünschte, ich könnt auch mit machen,“ gestand er schließlich, sah sehnsüchtig zu dem Pokal, der inzwischen von zwei Hauselfen vor Mc Gonagall gebracht worden war. ‚Es gibt angenehmere Arten, ins Gras zu beißen, als sich von Lindwürmern zerfetzen zu lassen,’ konterte Harry trocken, was Hermine und Luna, die ihm gegenüber saßen, wieder mal zum giggeln brachte. ‚Und du solltest dich setzen, es geht gleich los,’ fügte er schließlich an, da in dem Moment die Direktorin, flankiert von den Rektoren der anderen Schulen, den Saal betrat. Das ließ Draco sich nicht zwei Mal sagen, rannte zu seinem Tisch zurück. Harry selbst schüttelte nur den Kopf, sah dann nach Vorn, wo die Direktorin sich erhob und ihre Arme ausstreckte. Es ging wohl los. „Meine lieben Schüler, dieses Jahr findet das Turnier bei uns statt und heute, nach zwei Monaten Zeit, sich zu entscheiden, ob ihr teil nehmen wollt, werden wir die Favoriten wählen, die tatsächlich das Turnier bestreiten werden!“ Sie machte eine strategische Pause, musterte die Schüler, bevor sie rief: „Für Bobardeux..!“, ein Zettel schoss aus dem Pokal. „Fleur Delacour!“ Das Mädchen erhob sich, strahlte und verbeugte sich, bevor sie sich wieder setzte. „Für Durmstrang", wieder schoss ein Zettel aus dem Pokal. „Viktor Krum!“ Tosender Applaus ertönte und auch Harry klatschte höflich mit, während er mit seiner Panik kämpfte. Er wusste nicht, was los war, nur, dass es immer schlimmer wurde und er eigentlich gerade nur noch wegrennen wollte. „Und nun für uns, für Hogwarts..!“, ein neuer Zettel schoss aus dem Pokal. „Cedric Diggory aus Hufflepuff, herzlichen...!“, in dem Moment ploppte es erneut und ein weiterer Zettel schoss in die Hand der Direktorin, die verwirrt auf den magischen Gegenstand starrte und das zerkrümpelt wirkende Papier entfaltete. „Harry Potter Black,“ las sie mit tonloser Stimme unwillig vor. Entsetzt starrte Harry nach vorn. Das musste ein Traum sein, ein Alptraum, aus dem er gleich aufwachen musste. Die Halle, sie war so still, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Bis Harry so abrupt aufstand, dass sein Stuhl auf dem Boden aufschlug. Er konnte nicht mehr, er wollte nicht, er rannte, ohne sich umzusehen, ohne auf das Rufen von Draco zu achten, ohne auf den nun explodierenden Lärm der großen Halle zu achten, er rannte einfach nur weiter, bis er im Astronomieturm angekommen war. Es war eisig kalt hier oben und niemand war da. Hektisch sah Harry sich um, bevor er einen Schrank sah, er wusste, hier waren mal astronomische Messinstrumente aufbewahrt worden, nun aber war der Schrank leer. Er öffnete die Tür, kroch hinein, nutzte mehrere Zauber, unter Anderem einen, der seinen Geruch verdeckte, damit auch Remus ihn nicht finden würde. Am liebsten hätte er sich in seinen Drachen verwandelt, aber in der Form war er zu groß, man hätte ihn gefunden und es hätte Panik ausgelöst. Wortlos zog Harry die Beine an sich, während die Tränen seine Wangen herunter liefen. Was war nur geschehen? Er hatte sich dem verdammten Kelch nie auch nur auf zehn Meter genähert! Wer hatte seinen Namen da rein befördert und warum? Er wollte nicht mitmachen! Niemals! Er hasste Gewalt und Kampf! Das hatte er immer wieder gesagt! Und warum hatte der dumme Kelch seinen Namen dann raus gespuckt?! Er war doch ohnehin weit unter der Altersmindestgrenze! Und er hatte Angst, Harry hatte Angst, mitzumachen. Er wollte nicht, er wollte auf gar keinen Fall. Er wollte nur seine Ruhe haben! In dem Moment wünschte Harry sich, wieder fünf Jahre alt zu sein und von Dad in die Arme genommen zu werden, sich sicher zu fühlen und nicht mehr erwachsen sein zu müssen. Weit weg von England zu sein. Denn er wusste, das hier war erst der Anfang. Er würde teilnehmen müssen und es würde etwas passieren, etwas, das er nicht wollte, etwas, das ihm schon jetzt Angst machte. Es würde mit dem Mann zusammenhängen, den er schon so lange so sehr fürchtete... „... nicht erklären! Um den Kelch lagen Ringe, er hätte...!“ „Harry hätte nie auch nur versucht, da irgendwas rein zu werfen,“ röhrte Sirius aufgebracht. „Der Junge hasst Gewalt! Ich will wissen, welches neunmalverfluchte Arschloch ich durch seine nächsten hundert Leben zu avadarn habe! Und wehe, irgendwer versucht, meinem Jungen die Schuld an diesem Debakel zu geben! Wo bei Merlins verfluchtem Hinkefuß ist er?!“ Remus starrte auf seinen besten Freund, der vollkommen außer sich war, wie er ihn nicht mehr erlebt hatte, seit Harry im Park damals verschwunden war. Die Magie des Anderen knisterte und es sah aus, als würde eine Vase bald draufgehen. Was ihn so störte, war, dass er selbst Harrys Spur verfolgt hatte, ihn aber nicht hatte finden können. Die Spur war einfach auf ein Mal verschwunden. „Wie sollte der Name sonst in den Kelch gekommen sein?“, ereiferte Minerva sich, die von dem Jungen doch irgendwie enttäuscht war. „Meine Güte, Frau!“, zischte Severus, der nicht zugeben wollte, welche Sorgen er sich machte, weil Harry nun schon seit achtzehn Stunden unauffindbar war. „Jeder verdammte Schüler in der sechsten oder siebten Klasse hätte so einen Fetzen in den Kelch werfen können!“, er warf den Zettel, der einfach nur armselig aussah, auf den Schreibtisch. „Und das hier ist nicht Potters Schrift! Außerdem hat der Junge Panik vor Kämpfen und vor Blut, er würde viel tun, aber sicher nicht an so einem Irrsinn teilnehmen, Weib!“ Langsam atmete Minerva durch, Die drei Männer schrien schon seit einer Weile auf sie ein und auch, wenn sie nicht gänzlich überzeugt war, so zog sie es inzwischen wirklich in Betracht, dass Jemand den Namen einfach so in den Kelch geworfen hatte, den sie ja eigentlich auch wirklich gut gesichert hatte. „Wer soll es gewesen sein?“, fragte sie die logischste Frage. „Das werde ich schon raus finden,“ blaffte Sirius, „Und dann Gnade diesem jemanden Merlin, denn ich werde es sicher nicht tun! Meinen Jungen in so was rein zu ziehen! Als hätte er nicht schon mehr als genug mit dem er zurechtkommen muss! Und verschwunden ist er auch noch!“ Remus legte dem Anderen die Hand auf die Schulter. „Wir sollten ihn suchen, langsam aber sicher muss er doch höllischen Durst haben.“ Er verstand nicht, warum er, ausgerechnet er, die Geruchsspur verloren hatte. Auf der einen Seite war er mehr als stolz, dass der Junge es in das Turnier geschafft hatte, doch er wusste, Harry dachte anders darüber. Er sah noch immer, wie der Junge gestern alle Farbe verloren hatte und sekundenlang hatte er gedacht, dass der Kleine zusammenklappen würde. Das brachte Sirius dazu, seine Wut vorerst runter zu schlucken. Er bedachte die Lehrerin ein weiteres Mal mit einem vernichtenden Blick, bevor er los stürmte. „Remus, hast du nicht noch die Karte...?“, fragte er. Abrupt blieb der Werwolf stehen, schlug sich mit der Hand vor den Kopf. Die Karte... Merlin, dass er daran nicht gedacht hatte. „Nein,“ musste er dann aber zugeben. „Aber ich denke, ich weiß, wo ich sie finden könnte,“ fügte er grimmig an. „Ich hole sie!“ „Und ich...werde in der Zeit weitersuchen,“ murmelte Sirius, lief durch die Schule, an die er sich nur zu gut erinnerte. Er lief die alten Gänge entlang, bis zu dem Ort, an dem er selbst sehr viel Zeit verbracht hatte, gerade, nachdem James Lily gefunden hatte und nicht mehr so oft mit ihm in Richtung Küche zum plündern gezogen war. Der Astronomieturm, wo oft niemand war, seit Trellawney hier unterrichtete und das Fach ins Lächerliche zog. Nur noch wenige versuchten sich seither in dem Fach und man hatte hier in der Regel seine Ruhe, um zu brüten. Einer der wenigen Orte, wo kaum Jemand hin ging, denn hier war es das gesamte Jahr über eisig kalt, Hogwarts lag hoch, hier war es immer kalt, man war mehr oder weniger Kopf an Kopf mit den schneebedeckten Gipfeln und hier war nichts, dass die Kälte fern hielt, außer guten Klamotten. Immerhin war das hier um die Sterne zu beobachten. Alles, was zwischen dem Himmel und einem selbst stand, wäre dabei wohl mehr als hinderlich. „Harry, wo bist du?“, sprach Sirius leise, wobei seine Stimme von dem immer pfeifenden Wind weggetragen wurde. „Schatz, ich mach mir Sorgen um dich...“, er sah sich um, stockte dann aber. Er wandte sich um, sah zu dem Schrank, der in der Ecke zur Treppe stand, der einzige Ort, wo der Wind nicht mit voller Gewalt blies. Konnte es sein...? Als Harry klein gewesen war und wenn er Angst hatte und dachte, allein zu sein, war er immer in seinen Kleiderschrank gekrochen! Hastig riss er die Tür auf – und stockte. Merlin! Da saß er! Eng in sich selbst zusammengerollt, mit vor Kälte bläulich angelaufenen Lippen, er war eingeschlafen, ohne zu wissen, wie gefährlich das hier werden konnte! Aber noch atmete er, was der weiße Nebel zeigte, der immer wieder vor seinem Mund auftauchte. Sich selbst zwingend, ruhig zu bleiben, hob Sirius den Jungen hoch, sah in dessen bleiches Gesicht – und stürmte los, direkt in die Krankenstation. „Poppy! Poppy, schnell! Er ist vollkommen unterkühlt und atmet ganz flach!“ Die aufgescheuchte Schwester wollte einen bösen Kommentar über Lautstärke und nachts ablassen, doch dann sah sie nicht nur den aufgebrachten Lord Black sondern vor allem den bläulich angelaufenen Jungen in der Schuluniform. Okay, die Panik war gerechtfertigt, stellte sie fest. Sie lief zu dem Bett, in das Sirius seinen Sohn gelegt hatte, sprach einige Zauber. „Ich könnte anfangen mit Wärmflaschen und Zaubern, aber das Wirkungsvollste ist ein lauwarmes Bad, dass langsam wärmer wird,“ erklärte sie. „Sobald er wieder eine einigermaßen normale Körpertemperatur hat, muss ich ihn untersuchen, ich denke, er könnte sich zumindest eine heftige Erkältung geholt haben.“ Sirius knurrte. Oh, wenn er den Verantwortlichen finden würde! Er würde...! Nein, erst mal nicht. Er musste seinen Kleinen versorgen. Vorsichtig hob er Harry wieder hoch. „Ich bin in Lupins Quartier, kommen Sie in zwei, drei Stunden dahin!“, forderte er in hartem Ton, bevor er wieder von der Station stürmte, direkt zum Quartier seines besten Freundes. Er bellte dem Portrait das Passwort entgegen, stürmte in die Wohnung, vorbei an einem vollkommen verblüfften Snape. Hastig brachte Sirius seinen Kleinen in das großzügige Bad, drehte die Wasserhähne auf und wandte sich um. Schnell riss er seinen eigenen Umhang ab, zusammen mit dem teuren Jackett, er krempelte seine Ärmel auf, in dem Moment, als Severus herein stürmte. „Hilf mir, ihn auszuziehen, er muss ins warme Wasser,“ befahl er, löste den Knopf, an dem sogar keine Eiszapfen waren und zog Harry vorsichtig den Mantel der Uniform aus, die ihn vermutlich gerettet hatte. „Wo zum Henker hast du ihn gefunden, Black?“, fragte Severus entsetzt, der nach dem schwachen Puls gefühlt hatte, nun die Krawatte löste und den Pullover vorsichtig von dem Körper zog. „Er ist ja ein Eiszapfen!“ „Auf dem Astronomieturm, er hat sich in einem Schrank eingeschlossen, ich hab ihn zerlegt,“ erklärte Sirius knapp, riss seinem Kleinen das Hemd vom Körper, nicht die Geduld habend, sich mit den Knöpfen auseinander zu setzen. Ein dummes Hemd war schnell ersetzt, Harrys Leben ganz sicher nicht! „Dummer Junge,“ murmelte Severus, der schnell die Schuhe aufschnürte und Harry die Socken vom Körper zog. Er beobachtete, wie Sirius Harry auch noch die Hose auszog, den Jungen wieder hochhob und ihn vorsichtig in das nur lauwarme Wasser gleiten lies. Doch das schien schon zu reichen. Der Junge bäumte sich auf, japste, sichtlich mit Schmerzen, doch aufwachen schien er trotzdem nicht. „Was...?!“ „Black, halt ihn ihm Wasser,“ befahl Severus, riss sich selbst seine Lehrroben vom Leib, stieg mit in die Wanne, setzte sich auf den Rand und begann, einen der zuckenden Arme vorsichtig zu massieren. „Das ist vollkommen normal, der Bengel ist eiskalt, seit Stunden, da ist es, als würde man ihm Messer in den Körper jagen, selbst, wenn das Wasser noch nicht wirklich warm ist! Massier seinen anderen Arm und halt ihn über Wasser.“ Ausnahmsweise stellte Sirius das nicht in Frage. Er wusste, als Tränkemeister hatte Snape auch eine Grundausbildung zum Heiler absolvieren müssen und er wollte seinem Kleinen nur helfen. Schnell setzte er sich an das Kopfende der Wanne, Harrys Körper manövrierte er so, dass er ihn zwischen seine Beine klemmen konnte, er nahm den anderen Arm, massierte Diesen vorsichtig. „Es ist gut,“ redete er leise auf seinen Kleinen ein. „Ich weiß, es tut weh, aber es muss sein...“ Severus sagte gar nichts, er war zu beschäftigt damit, nun auch die Beine zu bearbeiten. Merlin, dieser Bengel... nur Probleme... Er sah erst auf, als die Tür aufgerissen wurde und Remus rein stürmte. „Hilf uns,“ befahl er knapp, gerade, als Harry sich wieder aufbäumte, weil das Wasser etwas wärmer wurde, Tränen strömten über das weiße Gesicht, doch scheinbar schlief Harry nicht, sondern hatte das Bewusstsein verloren. „Was....? wo habt ihr ihn gefunden?! War er etwa die gesamte Zeit...?!“ „Nein, er hat sich nicht hier verschanzt, Wolf, “ knurrte der Tränkemeister missgelaunt. „Wo hätte er sich denn hier so eine Unterkühlung holen sollen?!“ Sirius ging dazu über, seinen Sohn einfach nur zu halten, während Remus das Massieren übernahm. „Er war im Astronomieturm, die gesamte Zeit.“ „Ich hab ihn nicht gefunden!“, bestand Remus. „Ich war aber da oben! Mehrfach!“ „Remus, Harry ist ein guter Zauberer, er kann seinen Geruch überdecken, wenn er nicht gefunden werden will und wer weiß, wie lang er schon ohne Bewusstsein ist?“, sprach Severus so ruhig wie möglich, um den Anderen nicht noch mehr zu stressen. „Das mit dem Turnier war einfach zu viel des Guten.“ Er ließ den Arm los, den er bis dahin massiert hatte, sah auf den Körper, der nun unkontrolliert zu zucken schien. „Black, das ist Alles, was wir im Wasser erreichen werden. Ich werde ihn raus holen und abtrocknen, er muss ins Bett, mit Wärmflaschen und mindestens zwei Decken. Und Körperwärme. Im Gästezimmer hier. Du musst dich abtrocknen, ich bringe ihn dir gleich vorbei.“ Sirius nickte, überließ den Jungen nur ungern den anderen Beiden, doch er musste das Bett vorbereiten. „Severus?“, fragte Remus vorsichtig. Der Tränkemeister sah auf. „Halt den Jungen,“ befahl er, ließ dann heißes Wasser laufen. Der Kleine bäumte sich sofort heftig auf, den Mund zu einem stummen Schrei verzogen und nie waren die beiden Männer so froh gewesen, dass Harry stumm war. Erst eine ganze Weile später hob Severus den Kleinen tatsächlich aus der Wanne, trocknete ihn ab und zog ihm eine frische Boxer sowie einen dicken Schlafanzug und mehrere Paar Socken übereinander an. „Black hätte das unterbrochen,“ erklärte er dem Werwolf nur. „Aber es musste sein.“ Dass er selbst sich fast nicht hatte überwinden können, es durchzuziehen, verschwieg er allerdings wohlweislich. „Was ich nachvollziehen kann,“ gab Remus leise zurück, strich über das bleiche Gesicht. „Achtzehn Stunden in der Kälte! Dass er überhaupt heil da raus gekommen ist...“ Er war noch immer schockiert, vor Allem, da es keine Möglichkeit gab, Harry von diesem Turnier auszuschließen. Der Junge würde teilnehmen müssen... Severus zuckte mit den Schultern, hob den Jungen auf seine Arme. „Ich bringe ihn zu Black, mach das Bad sauber, wir müssen auch schlafen...“ Immerhin waren sie auch seit zwei Tagen wach, ohne geschlafen zu haben. Schnell ging er rüber, wo Sirius schon im Bett saß, auf dem sich Decken regelrecht türmten und auch Wärmflaschen konnte er sehen. Vorsichtig übergab er seine Last. „Er muss im Bett bleiben, er muss wieder warm werden. Erst morgen macht es Sinn, ihn zu untersuchen, aber ich gehe auf jeden Fall von einer saftigen Erkältung aus. Er wird Bettruhe brauchen – und er wird durch den Wind sein...“ Sirius sagte nichts, zog seinen Kleinen nur schützend an sich. Harry war nicht mehr ganz so kalt wie vorhin, aber warm war er auch nicht. Er deckte sie Beide zu, auch, wenn ihm jetzt schon zu warm war, aber um ihn ging es nicht. Er musste seinen Kleinen wieder auf eine normale Temperatur bekommen! „Oh, Harry,“ murmelte er. „Warum bist du nicht einfach zu mir gekommen, statt so was Dummes zu tun...?“ Kapitel 12: Wieder im Unterricht -------------------------------- Genüsslich rieb Ron sich die Hände. Oh, es war gar nicht so leicht gewesen, den Plan seines Meisters umzusetzen, doch er hatte es erfolgreich geschafft. Denn von Black hatte er die Nase mehr als gründlich voll! Oh, es war herrlich gewesen, als er gesehen hatte, wie dem einmaligen Schisser das Herz in die Hose gerutscht war. Dieser Feigling trat ja noch nicht mal für sein Haus in Quiddich an, obwohl er ein guter Flieger war! Und das nur, weil das Baby ja lieber zu Papi heim rannte, als am Wochenende wie jeder andere Schüler in der Schule zu blieben! Oh ja, er hasste den Bengel! Und zwar wahnsinnig! Nur zu gut erinnerte er sich daran, wie seine Mutter ihm den Hosenboden straff gezogen hatte, als der dumme Idiot ihn bei ihrer ersten Begegnung so gereizt hatte, dass er ihn eben etwas gegängelt hatte! Dabei hatte er nichts getan, was seine Brüder nicht auch immer mit ihm taten! Pah! Die konnten ihn mal! Aber eisern! Daher hatte er nur zu gern mitgemacht, als ein älterer Schüler ihn vor zwei Jahren angesprochen und auf Dumbledore aufmerksam gemacht hatte. Und er hatte sofort zugesagt, dem zu helfen, den Idioten in die Finger zu bekommen, den angeblich ach so großen Harry James Potter, der nun Black hieß und dem Alle in den Arsch kriechen würden, würde er als Herr des Turms das zulassen. Oh, aber er hatte gehetzt. So, wie Dumbledore es vorgeschlagen hatte. Und er hatte Erfolg gehabt. Viele redeten über den Behindi, der nicht mal sprechen konnte und es noch wagte, sich über die Anderen hinwegzusetzen, indem er den Anderen unter die Nase reiben musste, wie mächtig er doch war, da er Alles wortlos konnte! Nun, es würde sich zeigen, ob der Idiot jetzt noch lachen würde! Nein, eher nicht. War das Weichei doch weggerannt wie ein Baby statt sich zu stellen und er hatte gesehen, wie wütend Mc Gonagall gewesen war. Der Irre würde die nächsten Jahre in der Schule nie wieder ein freies Hogsmeade Wochenende haben! Na ja, nach diesem Jahr würde der Angeber mit etwas Glück noch nicht mal mehr leben und er durfte mithelfen, Black den Garaus zu machen! Das Recht hatte er sich laut seinem Meister verdient. Ja, doch. Er war zufrieden. Und wer konnte ihm schon was nachweisen? Er war ein Viertklässler, er würde noch nicht mal in die Nähe des Kelches kommen! Nun, aber es war ein Vorteil, wenn man wusste, welche Älteren damit angegeben hatte, sich anzumelden. Einige hatten theatralisch ihre sorgfältig gefalteten Namenszettel im Gemeinschaftsraum liegen lassen. Unter denen hatte er mehrere Zettel mit Blacks Namen verteilt – offensichtlich mir gutem Erfolg. Und jetzt kam der nächste Schritt. Schon seit Black abgehauen war, hatte er weiter gehetzt. Über den Looser, der Diggory die Show stehlen wollte, der nur Aufmerksamkeit wollte und am Ende noch Anerkennung, obwohl er schlimmer und wertloser war, als selbst ein Werwolf. Denn er war ja behindert. Und so Jemand bekam die Ehre an einem Turnier wie diesem teilzunehmen? Es war irgendwie wirklich einfach gewesen, die Anderen aufzuhetzen. Zu einfach fast schon. Na ja, Slytherin traute sich nicht, mitzumachen, auch, wenn Viele hinter vorgehaltener Hand sicher so dachten, wie die Anderen auch. Doch Malfoy, dem sie alle hörig waren, war ja ein Freund von Black und da trauten sie sich nicht, was zu sagen. Noch... Oh, Ron konnte es kaum abwarten, bis Dumbledore diesen Kampf gewinnen würde und dann würde er das seiner Familie erzählen und Alle, wirklich Alle würden zu ihm aufsehen, denn dann würde er es sein, der für seine Leute am wichtigsten war, der, auch wenn er erst so jung war, den größten Einfluss haben würde! Er würde seine Brüder zwingen, sich zu erniedrigen, weil sie ihn immer so fertig gemacht hatten! Oh, Rache war wirklich etwas Tolles! Mit glücklichem Lächeln schloss Ron die Augen. Ja, er konnte es kaum abwarten und er sehnte den Tag herbei, an dem das Turnier enden würde. Am Ende diesen Jahres würde er der Prinz an der rechten Seite des neuen Königs sein... Er fror, er fror schrecklich, als er langsam wieder wach wurde. So schlimm, wie noch nie zuvor. Automatisch kuschelte Harry sich an die Wärmequelle vor ihm, verzweifelt versucht, etwas Wärme in seinen Körper zu bekommen. Nicht zu vergessen, dass sein Kopf schrecklich pochte. Warum war ihm nur so...? Das Turnier. Und mit einem Schlag war alles wieder da. Der Kelch, der seinen Namen ausgespuckt hatte, das starre Gesicht der Rektorin, die sonst doch zumindest manchmal ein Lächeln in den Augen hatte, Remus’ zusammengezogene Augenbrauen – und diese geisterhafte Stille. Er war gerannt. In den Schrank im Astronomieturm. Doch er saß nicht mehr. Langsam, ganz langsam öffnete er seine Augen. Dad. Sein Dad war da und hielt ihn. Ohne nachzudenken, klammerte er sich an diesem fest, begann, verzweifelt zu weinen. Nachdem sein Kleiner sich stundenlang nur gerührt hatte, um zu zittern, trotz all der Decken, Wärmflaschen und Wärmezauber hatte Sirius doch versucht, seinen Sohn wach zu bekommen. Sie hatten ihn nachmittags gefunden, der Tag war vergangen, es war wieder fast Mittag geworden und er schwitzte. Doch noch immer wollte Harry nicht wirklich warm werden. Sein Körper war weiterhin vier Grad zu kalt, wie auch Severus ihm vor einigen Minuten bestätigt hatte. Nur die Stirn war zu heiß... In seiner Verzweiflung hatte Sirius die Decken weggezogen, zumindest für eine Weile. Und es schien zu wirken! Er spürte, wie sein Kleiner näher an ihn heran kroch, lächelte erleichtert. Endlich. Doch was dann kam, traf ihn wirklich. Er sah, wie Harrys Augen kurz aufgingen, Sekunden später begann sein Kleiner, verzweifelt zu weinen. „Schhh,“ versuchte Sirius hilflos, seinen Sohn zu beruhigen. „Ich bin da,“ versprach er, zog die warmen Decken wieder über den von Schluchzern geschüttelten Körper. ‚Ich wollte das nicht,’ leuchtete sofort in einer Sprechblase auf. ‚Ich wollte nie teilnehmen, ich hab meinen Namen da nicht rein geschmuggelt! Bitte, du musst mir glauben! Ich will nicht mitmachen! Kannst du nicht Irgendwas tun? Bitte! Bitte, nicht böse sein...’ „Oh, Harry,“ seufzte Sirius nur, strich über die wirren Haare. „Beruhig dich, du bekommst ja kaum Luft. Ich weiß doch, dass du das niemals getan hättest, du hasst Gewalt und du mochtest nie wirklich an Wettbewerben teilnehmen. Ich hätte dich nie beschuldigt, so was Dummes getan zu haben und Severus und Remus auch nicht. Sie haben dich stundenlang gesucht, als du einfach weggerannt bist...“ Er drückte Harry näher an sich. „Komm, beruhig dich bitte...“ Erleichterung durchströmte Harry, als sein Dad ihm sagte, dass er nie geglaubt hatte, dass er so was Dummes getan hätte. Er klammerte sich an den Anderen, beruhigte sich langsam, spürte, wie es endlich etwas wärmer wurde, als eine Decke sich wieder um ihn legte. Und die Arme hielten ihn immer noch. Doch es dauerte lang, bis er aufhören konnte, zu weinen und noch länger, um wieder etwas besser Luft zu bekommen. „So ist es besser,“ lobte Sirius leise, wischte Harry das Gesicht sauber. Der Junge lag nun an seiner Brust, vollkommen am Ende, aber er war doch etwas ruhiger. „Es wird Alles wieder gut,“ redete er leise auf den Kleinen ein, hielt ihm dann ein Glas an die Lippen, das auf dem Nachtschrank gestanden hatte. „Hier, das hilft sicher.“ Harry trank, am Ende immer gieriger, da er dann erst merkte, wie durstig er eigentlich war. Danach sackte er wieder gegen seinen Dad, schloss die Augen. Er fühlte sich schrecklich, durch den Fleischwolf gedreht, mit schwerem Kopf, ihm war immer noch eiskalt und sein Hals fühlte sich dick an. ‚Ich will nicht am Turnier teilnehmen,’ ließ er über seinem Kopf erscheinen, nicht in der Lage, seine Hände aus der Wärme zu heben. ‚Bitte...’ Er wollte einfach nicht! Sirius seufzte leise. Er hatte Lucius schon auf dieses Thema angesetzt, doch es sah mehr als schlecht aus. Denn der Pokal war generell unverantwortlich – er schuf magisch bindende Verträge, von denen es, ein Mal ausgewählt, keine Möglichkeit mehr zum Zurücktreten gab. Wie sollte er das nur seinem Kleinen beibringen, der ihn so verzweifelt ansah? „Darüber reden wir später,“ sprach er leise. „Erst mal musst du wieder auf die Beine kommen, mein Kleiner.“ Harrys Magen sank in die Knie. Schon jetzt konnte er sagen, was das heißen würde und er wollte einfach nicht. Er klammerte sich fester an seinen Dad, schluchzte trocken auf. Er war vollkommen fertig. Er merkte zwar, wie sich Onkels Severus’ Hand auf seine Stirn legte, doch wirklich registrieren tat er es nicht. Er ließ sich von Dad auch hin und her drehen, trank mehrere Tränke, die vermutlich widerlich sein sollten, doch nicht mal mehr das schmeckte er. Letztendlich spürte er, wie eine Hand über seine Augen glitt. Er kuschelte sich an den Älteren, froh, sich der Realität noch eine Weile entziehen zu können... Sirius biss sich auf die Unterlippe, hielt sich zurück, als er sah, wie sein Kleiner sich verhielt. Es war klar zu erkennen, dass Harry vollkommen abschalten wollte. Er sah erst auf, als Severus ihn antippte. „Ich will ihn untersuchen,“ sprach Severus. Er stand schon eine Weile in der Tür und auch, wenn er es nicht zugeben wollte, er war mitgenommen von den Bitten des Kleinen. Für sich beschloss er, das der Direktorin zu zeigen, wohl wissend, dass das Mc Gonagall wirklich überzeugen und sie dazu bringen würde, den Täter zu suchen. Er wartete, bis Black nickte, begann dann die üblichen Zauber zu sprechen. Ja, natürlich war der Kleine wieder krank, ziemlich sogar. Wobei er auch Glück gehabt hatte, dass er um eine Lungenentzündung gerade mal so eben herum gekommen war. Schnell gab er Black noch Tränke, die er seinen Sohn, der das gar nicht wirklich mitzuschneiden schien, trinken ließ. „Wie geht es ihm?“, verlangte Sirius sofort zu wissen. „Sag ihm, er kann schlafen,“ bat Severus, als er sah, wie Harry blicklos an die Decke starrte. Er wartete, bis die Augen sich erst mal wieder schlossen, sah Sirius’ erwartungsvollen Blick. „Eine schwere Erkältung und eine Bronchitis,“ erklärte er dann, als er sicher war, dass Harry nichts mitbekam. „Und noch etwas zu kühl. Er muss noch im Bett bleiben, die Tränke, die ich nicht habe, werde ich in den nächsten Stunden aufsetzen, damit er nicht zu sehr hustet, dann bis er damit anfängt, ist nur eine Frage der Zeit – und ich rede mit Mc Gonagall, dass du erst mal bleiben kannst. Ihn jetzt allein zu lassen wäre fürchte ich, ziemlich dumm.“ Sirius nickte einfach nur. Er war immer noch müde, er hatte ja auch nicht geschlafen, so wenig wie die Anderen. Doch das würde er jetzt nachholen. Harry war wieder wach und hatte nichts, dass nicht von ein paar Tränken und etwas Ruhe kuriert werden konnte. Also konnte er auch etwas schlafen. Sein Junge brauchte ihn wach, nicht halbtot wegen Müdigkeit. Severus blieb, sah zu, die Sirius sich selbst hinlegte, den Jungen wieder etwas anders legte, ihn zudeckte, an sich zog und selbst wieder zu schlafen begann. Black war ja auch die ganze Zeit wach gewesen, hatte ihm ein Mal mitten in der Nacht geholfen, die Brust des Kleinen mit einer Muggelcreme einzureiben, die stark mentholhaltig war und die ihm wohl das Atmen etwas erleichtert hatte. Er selbst schloss die Tür leise. Nachher würde er der Hauselfe sagen, dass sie leise eine Kanne Tee auf den Nachttisch stellen sollte, mehr konnte er vorerst nicht tun. Er musste noch zur Direktorin... „Lucius hat sich gemeldet...“ Überrascht wandte Severus sich um, runzelte die Stirn, als er seinen Geliebten sah. „Woher...? Streich das. War klar, dass Draco ihm Bescheid sagt. Was wollte er?“ „Wissen, wie es Harry geht und... ausrichten, dass die Namen im Feuerkelch verbindlich sind. Dann nicht teilzunehmen kann schlimme Folgen mit sich ziehen. Die Beste ist noch, nur seine Zauberkraft zu verlieren.“ Auch Remus war besorgt, er verstand immer noch nicht, wie Harry so leichtsinnig hatte sein können, seinen Geruch mit einem Zauber zu tarnen. Es wäre nichts geschehen, hätte er den Jungen rechtzeitig gefunden! Und jetzt... er war zwei Mal in der Nacht bei Sirius gewesen und hatte das Häufchen Elend nur zu genau gesehen. „Das wundert mich nicht,“ gab Severus nur zurück. „Harry wird teilnehmen müssen – auch, wenn er nicht sprechen kann. Ich hoffe nur, sie haben dieses Jahr nicht wieder so wahnsinnige Aufgaben...“ „Und wovon träumst du nachts?“, spöttelte Remus nur, riss sich dann aber zusammen. „Ich will diesen verdammten Fetzen! Ich wird schon rausfinden, wer ihn geschrieben hat!“ „Wie?“, fragte Severus. „Er ist mit zu vielen anderen Zetteln in Kontakt gewesen und mit zu vielen Händen.“ „Ich finde eine Möglichkeit,“ beharrte der Werwolf ruhig. „Na dann...“ Es dauerte am Ende eine Woche, bis Harry wieder einigermaßen gesund war und auch dann fühlte er sich noch vollkommen am Ende. Ihm war dauernd kalt, er hustete noch etwas und er fühlte sich einfach mies. Wollte die meiste Zeit nur seine Ruhe, allein sein mit seinem Dad und niemanden sonst sehen. Doch er wusste, nach diesem Wochenende musste er wieder raus in den Unterricht. Wo Alle ihn anstarren würden. Und wer wusste, was Weasley dieses Mal vorbereitet hatte. Denn es war immer der Rotschopf, der alle mithilfe seiner Schwester aufstachelte. Er starrte in die Flammen, statt auf das Buch, in dem er eigentlich was nachlernen sollte. Dazu hatte er sich noch in eine weitere Decke gewickelt und er hatte immer noch das Gefühl zu frieren. Denn gestern hatte sein Dad ihm gesagt, dass er am Turnier teilnehmen musste. Dass der Feuerkelch hohe Preise für einen Rücktritt forderte, ein Mal war ein Schüler, vor etwa zweihundert Jahren, gestorben, weil er nicht hatte teilnehmen wollen. Das war einfach nicht fair! Er wollte nicht mitmachen, hatte es nie auch nur in Betracht gezogen! Und jetzt... na ja, wenigstens durfte sein Dad dieses Schuljahr hier bleiben. Das war das einzig Gute. Denn das hätte er allein nicht durchgestanden. Schon allein der Gedanke, teilnehmen zu müssen machte Harry Angst. Er hasste es, nicht zu wissen, was ihn erwartete, sich nicht vorbereiten zu können und wenn es wirklich ernst wurde, wenn er ohne Netz und doppelten Boden antreten musste. Blieb nur zu hoffen, dass er keine Aufgaben haben würde, die im Wasser stattfanden, denn die Angst vor diesem Element konnte er nicht überwinden, nicht mal als Drache. Auch, wenn ihm Alle immer sagten, dass er ein Wasserdrache war. Darum hatte er trotzdem Angst! Er wusste noch, wie Dudley ihn untergetaucht und ihn nicht mehr hoch gelassen hatte, die Schmerzen in der Lunge, wie ihm langsam schwarz vor Augen geworden war... Blieb wirklich nur zu hoffen, dass es nicht um eine Aufgabe mit Wasser gehen würde, das höher reichte, als bis zu seinen Knien... Er schrak auf, als eine Hand sich auf seine Schulter legte, sah auf. ‚Dad,’ gestikulierte er nur, klappte das Buch zu, dass ohnehin keinen Sinn mehr hatte und aus dem er heute genau gar nichts mitbekommen hatte. „Was guckst du denn so ins Feuer?“, fragte Sirius, er hatte beobachtet, wie Harry sich eingewickelt hatte. Der Junge fror immer noch schrecklich. Doch laut Severus war das vor allem ein psychisches Problem, kein physisches. Kein Wunder nach dem Zustand, in dem sie den Jungen gefunden hatten. Was allerdings real war, war die Bronchitis, die seinem Sohn das Leben schwer machte. ‚Ich... ich würde am liebsten weg,’ gab Harry zu, wohl wissend, dass das nicht ging. Nicht teilnehmen, wieder in seinem Zimmer sein, das Alles wäre ihm lieber. Die Zeit zurückdrehen und nicht doch darauf bestehen, dieses Jahr normal am Unterricht teil zu nehmen und auch in der Schule zu bleiben... „Ich weiß,“ seufzte Sirius leise, setzte sich und zog seinen Sohn mitsamt seiner Decken zu sich in die Arme, wohl wissend, dass Harry da am wenigsten fror. „Ich würde dich am liebsten hier weg bringen, in Sicherheit, aber das geht nicht.“ Er drückte den Jungen einmal. „Aber du schaffst das, du hast so viel geschafft, das niemand geglaubt hat, du wirst auch das hier packen. Wie immer, du bist ein Stehaufmännchen...“ Harry zuckte mit den Schultern. Er wollte trotzdem nicht. Er wollte kein Stehaufmännchen sein müssen, sondern einfach ein Junge, der in der Menge untergehen konnte, ohne erkannt und belästigt zu werden. Er wollte akzeptiert werden, wie er war, ohne Angst haben zu müssen, raus zu gehen, weil man ihn dann wieder mobbte. Er machte sich keine Illusionen. Sobald er wieder aus der Wohnung musste, weil er gesund war, würde Ron ihm einen warmen Empfang bereiten... Sirius seufzte, strich über Harrys Haare. „Ich weiß, dass es schwer ist und glaub mir, Lucius und ich haben alles versucht, um dich da raus zu bekommen.“ ‚Was, wenn was passiert?’, fragte Harry schließlich. Denn das Turnier war alles Andere als ungefährlich. „Dann wird eingegriffen und abgebrochen, zumindest das konnten wir erreichen,“ erklärte der Ältere. Und allein dieses Zugeständnis, dass das Turnier dieses Mal besser gesichert sein musste, hatte Lucius und ihn schon Einiges gekostes. Es war auch erst umgesetzt worden, als acht andere Länder sich beschwert und Druck ausgeübt hatten, mit der Drohung, sonst dafür zu sorgen, dass England keinerlei Rohstoffe von ihnen bekommen würde. Was schlecht war, da man hier nun mal keine Basilisken, Drachen oder andere magische Tiere züchten konnte, um Trankzutaten zu erhalten. Wenigstens etwas. Denn Harry wusste aus den Regeln, dass es eigentlich keine wirkliche Sicherung für die Teilnehmer gab, sie wurden nicht raus geholt, wenn es kritisch wurde, darum hatte es ja auch schon so viele Tote gegeben. Bei fast jedem zweiten Turnier war ein Teilnehmer gestorben und nach der Rechnung war auch bei Diesem wieder einer fällig... Sirius seufzte wieder etwas, fühlte kurz die Stirn seines Sohnes, die immer noch etwas zu warm war. Er musste kein Genie sein, um zu wissen, dass Harry auch gar nicht gesund werden wollte, doch er hasste es, wenn sein Kleiner krank war. „Und es gibt noch was, “ erklärte er schließlich. „Ich kann hier bleiben. Ich werde vom Ministerium eingesetzt, um die Spiele zu überwachen. Also werde ich für dich da sein. Ich bekomme eine Wohnung neben der hier, du kannst also jederzeit zu mir.“ Erleichtert kuschelte Harry sich an seinen Dad. Ja, das war eine gute Nachricht. Er musste nicht fieberhaft auf ein Wochenende warten, an dem er die Schule verlassen durfte, um mit seinem Vater zu reden. ‚Gut,’ signalisierte er schnell, fühlte sich, wie immer in der Nähe des Anderen, sicher. Er war so erschöpft... und dieses Mal gab er der Müdigkeit nach, schlief einfach in den Armen seines Vaters ein. Es dauerte am Ende noch zwei Wochen, bevor Harry so fit war, dass er sich nicht mehr um den Unterricht drücken konnte. Er hatte lang gebraucht, um sich wirklich zu erholen, hatte auch immer wieder Fieberschübe gehabt, aber dann war auch diese Schonfrist abgelaufen. Auch, dank Severus’ Tränken. Er stand im Flur der Quartiere, die sein Dad vor einigen Tagen bezogen hatte, starrte die Tür in Grund und Boden, die Tasche umklammert, ohne die geringste Lust, durch zu gehen, wohl wissend, was ihn da erwarten würde. Allein Dracos Schweigen und Cedrics dunkler Blick, als die Beiden ihn besucht hatten, hatten für sich gesprochen. Er wusste, egal, was da draußen abging, es würde ihn treffen. Hart und heftig. Und doch durfte er es sich nicht anmerken lassen, egal, wie weh es tun würde. Ja, das waren tolle Aussichten. Wirklich... „Harry, weder geht der Tag rum, noch wird die Tür verschwinden, egal, wie sehr du es dir wünschst,“ merkte Sirius sanft und leise an. Er strich seinem Jungen durch die Haare, öffnete die Tür. „Na los du. Mach dich auf den Weg, du kannst dich hier ja nicht ewig verstecken. Du musst auch mal raus, so schwer es auch fallen mag. Denk dir einfach, sie mögen dich ärgern und versuchen, dich zu verletzen. Aber am Ende werden sie es sein, über die du dich lustig machen wirst.“ Toll, wirklich. Das half ihm aber gerade was! Im Moment war es immer noch er, über den sich lustig gemacht wurde und es tat weh! Was interessierte ihn da, was in ein paar Jahren passieren würde? Und Rons Bruder... würde ihn sicher für lachhaft halten nach dem, was geschehen war. Würde ihn vielleicht nicht mehr so fair behandeln. Und das Schlimmste – genau das war heute seine erste Stunde. Vorwurfsvoll sah er seinen Vater an, doch der lächelte nur ermutigend und schubste ihn vorsichtig auf den Gang. Also hatte Harry keine Wahl, er musste los, ging langsam in Richtung Ausgang, denn der Unterricht fand ja draußen statt, trotz des nicht so tollen Wetters. Er sah die Blicke auf dem Weg nach draußen nur zu deutlich und im Grunde wollte er schon jetzt wieder umdrehen. Gespräche verstummten, wenn er vorbei eilte, man starrte ihn an, es war, als würde man ihn mit Blicken ausziehen! Immer schneller lief Harry, bis er am Ende rannte, an der großen Halle vorbei, froh schon mit Dad gegessen zu haben, direkt nach draußen. Erst dort atmete er erleichtert auf, denn noch waren kaum Schüler da, im Grunde nur Hermine und Luna, die gerade fertig mit dem Essen waren und die schon bei der Hütte standen, nicht ganz ohne Hintergedanken musste man sagen. Fast alle Mädchen hofften auf eine Chance bei dem Drachenzähmer, der in dem Jahr hier unterrichtete. Nun, das war weiter kein Wunder, der Andere sah auch wirklich heiß aus. Er trug die Haare halblang, sie reichten knapp über seine Schultern und waren meist zurückgebunden. Dann noch der durchtrainierte Körper, den der Rotschopf noch mit enger Kleidung unabsichtlich zu betonen schien, die Jeans, die zeigte, wie muskulös dessen Beine sein mussten, das enge Shirt, unter dem man sehen konnte, wo sich etwas bewegte und dann noch die verwegene Lederjacke dazu... Hastig schüttelte Harry den Kopf, doch er wusste, was geschehen war. Er hatte es seit Beginn des Schuljahres befürchtet. Er war zu allem Überfluss dabei, sich in Rons Bruder zu verlieben, eben auch, weil der ihn nie anders behandelte als jeden anderen Schüler auch. Aber ob er das wohl immer noch tun würde? Ein Mal war es in der Vergangenheit sogar vorgekommen, dass Charlie seinem Bruder Punkte abgezogen hatte. Seufzend setzte Harry sich, etwas vom Unterrichtsgatter entfernt, auf einen der Steine. Er wollte nicht, dass Weasley dachte, dass er ein sabberndes Mädchen war, das ihn nur anhimmelte. Er wollte nicht, dass irgendwer merkte, dass er in den Bruder seines schlimmsten Feindes verliebt war. Ganz sicher wollte er Ron nicht noch mehr geben, mit dem sich auf ihm rumhacken ließ. Das würde er nicht auch noch packen. Ron ruinierte ihm schon genug, da sich einige nicht mal trauten, mit ihm zu reden, aus Angst vor dem, was der dann mit ihnen machen würde, denn Ron zog auch über seine Freunde her – zumindest bei denen, bei denen er sich das traute. Was Draco schon mal ausschloss. Aber trotzdem... Er sah zu, wie Charlie Kisten, ähnlich Katzentransportboxen, abstellte, dann aufsah und den Mädchen zulächelte. Nein, ihm hatte das sicher nicht gegolten. Und gerade in dem Moment hörte er es. „Guckt mal! Black der Heuler ist wieder da! Naaaa, konnte Papi dich trösten? Und Lupin und Snape gleich mit dazu? War bestimmt ne Orgie!“ Okay, das war eine neue Beleidigung stellte Harry fest. Eine, die er nicht verstand. Wer bitte schlief mit seinem eigenen Vater? Das war wirklich krank! Er starrte vor sich hin, tat so, als habe er das einfach nicht gehört. Er erwartete nicht, dass der Lehrer ihm in dem Fall half. „Ooooch, müssen wir gleich wieder heul..?!“ „Ron! Halt die Klappe!“, rief Charlie wütend. Er verstand nicht, was sein Bruder gegen den anderen Jungen hatte. Er verstand es wirklich nicht. Harry war ihm nie negativ aufgefallen. Der Junge war, auch, weil er nicht sprechen konnte, still, er war generell schüchtern und zurückhaltend. Und er schien eigentlich wirklich nett zu sein. Er fand den Jungen ungebührlich anziehend, wenn er ganz ehrlich war. Diese stechend grünen Augen, die Ruhe und die Geduld, die der Kleine aufzubringen vermochte, gerade mit Tieren, die er besser zu verstehen schien, als Menschen. Eine Ähnlichkeit, die sie hatten. „Was, Charlie?“, fragte Ron genervt. Warum wagte sein Bruder es, ihm in die Parade zu fahren?! Er wollte Potter, Black, wie auch immer ärgern, ihn fertig machen! „Benimm dich, ich mag dein Lehrer sein, aber ich bin auch dein Bruder und ich habe keine Bedenken, dir vor Allen eine Ohrfeige zu verpassen, wenn ich es für angebracht halte! So geht man nicht mit Klassenkameraden um! Strafarbeiten! Mit Lupin und Snape! Vielleicht lernst du es ja dann! Dein Benehmen ist unerträglich!“ Erschrocken sah Ron auf. Wie konnte Charlie es wagen? Oh, er wusste schon, welcher seiner Brüder sich an seiner Abschussliste gerade auf Stelle eins gesetzt hatte! Das war ja unverschämt!! Und dann auch noch bei den Schulschwuchteln! Nun, das würde er auch für sich ausschlachten, aber es stank ihm! Gewaltig... Überrascht und mit großen Augen sah Harry den Anderen an. Dass der für ihn Partei ergreifen würde, konnte er gar nicht fassen. Doch so sah es wohl aus. Erleichtert lächelte er etwas, blieb aber weiterhin abseits stehen, auch, wenn er die Tierchen, die nun aus den Käfigen kamen, unendlich süß fand. Er blieb den Unterricht über wieder im Hintergrund, vor Allem, um sicher vor den Gryffindors zu sein und auch bei einigen Ravenclaws war er vorsichtig geworden, als er die Blicke bemerkte. Nach dem Unterricht wollte Harry als einer der Ersten gehen, doch zu seiner Überraschung wurde er gerufen. „Harry Black, bitte bleib zurück,“ sprach Charlie nur, während er den Gong bis hier draußen hörte. Er wartete, bis die anderen Schüler gegangen waren. Ihm war aufgefallen, dass der Junge sich wieder ganz hinten versteckt hatte, obwohl er die Tiere durchaus sehnsüchtig beobachtet hatte. Doch er hatte sich sichtlich nicht nach vorn getraut. Gut, der Junge hatte zu Beginn des Jahres schon eher schüchtern gewesen, aber das hier war wohl eher Vorsicht. Der Junge hatte sicher gesagt bekommen, was hier abging und er musste sagen, er schämte sich für seinen eigenen Bruder, der einer der größten Hetzer geworden war. Ron war schon als Kind immer ein wenig aggressiv gewesen und hatte versucht, sich zum Boss über seine älteren Brüder zu machen, doch das, was der hier machte, war Wahnsinn. Oh, Charlie wusste von den Hetzereien. Der Bengel hatte es geschafft, ganz Hufflepuff, Gryffindor und sogar einen Teil von Ravenclaw mit seinen Aussagen anzustecken mit Hass gegen Harry. Doch er glaubte, was Lupin ihm beim Essen eindringlich erzählt hatte – dass der Junge nie im Leben freiwillig hätte teilnehmen wollen. Harry nahm nicht mal am Quiddich teil, obwohl er wohl die Fähigkeiten dazu haben musste, aber der Junge schien generell keine Wettbewerbe zu mögen und Arbeiten ließ er gleich verschwinden, damit niemand seine guten Noten sah. Nein, der Junge wollte nicht, wie Ron immer schrie, Aufmerksamkeit, sondern einfach seine Ruhe, die man ihm nicht lassen wollte. Alle wollten was von ihm, starrten auf seine Narbe. Merlin, wen interessierte denn eine verdammte Narbe? Viel wichtiger waren die schönen, grünen Augen, die er schon öfter richtig verletzt gesehen hatte oder die leichten Zeichen im Gesicht, wenn Harry sich konzentrierte, biss er sich zum Beispiel immer auf die Unterlippe. Oder das Strahlen, das sich bei einem echten Lächeln über sein Gesicht zog. Aber sein dummer Bruder sah nun mal nur, dass Harry nicht sprechen konnte. Aber stumm war er ganz und gar nicht, er teilte sich eben nur anders mit. ‚Sir?’, fragte Harry unsicher, als der Rotschopf nach einigen Minuten immer noch nichts sagte, ihn nur ansah. „Hier,“ lächelte Charlie, der durch die Sprechblase erst aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er setzte das Tier, ein Wesen, das einem Koboldmaki erstaunlich glich, auf Harrys Arm. „Du kannst ruhig auch während des Unterrichts vorkommen, um dir die Tiere anzusehen, darum bringe ich sie mit.“ Er sah zu, wie schnell der Maki Vertrauen zu dem Jungen fasste, sich schließlich nach etwas herumschnüffeln auf dessen Arm zusammenrollte und nach einem herzhaften Gähnen einschlief. Normalerweise taten diese Tiere das nicht bei Schülern, sondern versuchten, das Weite zu suchen. Überrascht sah Harry auf das kleine Wesen, lächelte und legte es am Ende selbst zurück in die Transportbox. ‚Danke’, gab er nur zurück. ‚Aber Tiere mögen es nicht, überfallen zu werden,’ redete er sich heraus. Charlie hob eine Augenbraue, ließ das aber erst mal so stehen. „Was das Turnier angeht,“ er blickte auf den Jungen, der regelrecht zusammenzuckte, als wäre er geschlagen worden. „Wenn ich dir helfen kann, sag mir Bescheid. Ich finde es eine Schweinerei, dass man dich zwingt, mitzumachen.“ Oh, er wusste von der ersten Aufgabe, doch er konnte nichts sagen, er stand unter einem Zauber, der das verhinderte. ‚Danke’, gab Harry nur zurück. ‚Stimmt es, dass ein Drache hier ist?’, fragte er schließlich. „Ja,“ lächelte Charlie. „Norbert, der Drache, der aus dem Ei geschlüpft ist, das Hagrid vor einigen Jahren gefunden und ausgebrütet hat. Erinnerst du dich?“ Oh ja, das tat Harry. Er hatte seinen Dad so lange vollgeheult, bis der eine Möglichkeit gefunden hatte, den jungen Drachen unbeschädigt in eine Kolonie zu bekommen. Wobei es wohl doch nicht unbedeutend war, dass Harry selbst einer war. ‚Ich... würde ihn gern wiedersehen,’ bat er, nicht wissend, ob er damit nicht schon zu weit gegangen war. Er wollte wissen, wo Norbert gehalten wurde, um ihn zu besuchen – als Drache verstand sich. „Das lässt sich sicher machen,“ stimmte Charlie zu. „Ich wollte Norbert ohnehin nehmen, um den Schülern zu erklären, was es mit Drachen so auf sich hat. Aber erst nach der ersten Aufgabe,“ fügte er bedauernd hinzu. Was auch nicht so viel Zeit war, bedachte man, dass die an dem Wochenende stattfinden würde. So hatte der Kelch es bestimmt. Ihm war jetzt schon elend, wenn er an die Gefahr dachte, in die die armen, unwissenden Schüler, allen voran der viel zu junge Harry, geworfen wurden. Harry nickte einfach nur dankbar, lächelte. ‚Ich freu mich schon auf ihn’, gab er nur zurück, wobei er nicht glücklich damit war, daran erinnert zu werden, dass er schon in wenigen Tagen zu etwas antreten sollte, was er nie hatte tun wollen. Er winkte dem Rotschopf noch mal, bevor er weiter stürmte. Er hatte immerhin gleich Unterricht bei Onkel Sev und er wollte nicht mit Unpünktlichkeit glänzen. Charlie sah dem Jungen hinterher. Harry tat ihm nur noch mehr leid. Der Junge war wirklich fast allein, bis auf seinen Vater, den man ihm nicht gönnte und Draco und einige andere Jungs aus Slytherin. Zwar hatte er ein, zwei Freundinnen in Ravenclaw, doch das war es dann leider auch so ziemlich. Na ja, manchmal sah er den Jungen auch mit Diggory, doch wie sich das nun entwickeln würde, wo die Beiden zu Konkurrenten geworden waren, wusste er auch nicht. Er würde ein Auge auf den Kleinen haben. Vielleicht konnte er ja doch was tun, um Diesem zu helfen... Kapitel 13: Der Drache von Damals --------------------------------- „Es wird Alles gut,“ versuchte Sirius seinen Sohn zu beruhigen, der fröhlich vor sich hinzitterte. Sie standen vor dem Zelt, in dem die Teilnehmer sich treffen mussten und die Woche war so schon für seinen Kleinen die Hölle gewesen. Er war von den Gryffindors auf eine Weise gegängelt worden, die zu seinen Zeiten im Schloss nie auch nur von Irgendwem in Betracht gezogen worden wäre. Es gab Anstecker, die verteilt worden waren, auf denen Boshaftigkeiten über seinen Sohn standen, die weder Hand noch Fuß hatten. Der Junge traute sich kaum in den Unterricht oder in den Schlafsaal, da einige der Schüler seines eigenen Hauses ihn auch verfolgten. Dieser verfluchte Ron Weasley hatte gründlich gehetzt. Da hatte es auch nicht wirklich geholfen, dass Cedric sein eigenes Haus zusammengepfiffen hatte und Harry so oft es ihm möglich war, begleitete. Das schien alles sogar nur noch schlimmer zu machen. Der Kleine sah entsprechend immer schrecklich aus, wenn er heim kam. Er wusste nie, ob ihm in einer Ecke nicht wieder was um die Ohren fliegen würde. Nicht mal Strafen brachten etwas oder die Ansprache der schockierten Direktorin, als Harry beim Frühstück von heißer Schokolade überschüttet worden war. Etwas, dass seinen Kleinen schrecklich schockiert hatte. Er selbst war schon im Ministerium gewesen, als das passiert war, man hatte ihm aber gesagt, dass es ausgerechnet Charles Weasley gewesen war, der zuerst da gewesen war, um zu helfen. Selbiger hatte sich auch mehrfach entschuldigt, obwohl man nicht wissen konnte, wer es wirklich gewesen war. Harry blickte auf seinen Dad, er wollte etwas sagen, aber wieder mal war da die Tatsache, dass seine Stimme ihren Dienst verweigerte im Weg. Gut? Wie konnte es gut werden? Er musste in dieses Zelt, allein zu sehen, wie er weiter kam. Und sich der Schule stellen, die ihn wirklich hasste. Sirius seufzte, sah, wie der Direktor von Durmstrang auftauchte, mit sichtlicher Ungeduld. „Harry, du musst los, “ merkte er leise an, küsste seinen Jungen noch mal auf die Stirn. „Ich warte hier auf dich, bis du fertig bist.“ Harry wusste, sein Dad ließ ihn genauso ungern gehen, wie er teilnehmen wollte, er sah dumpf zu dem Mann, ging dann aber rein. Ihm wurde ein Beutel unter die Nase gehalten. Also steckte er seine Hand rein, bekam etwas zu Fassen, zog es raus – und wurde bleich. Ein Drache, ein ungarischer Hornschwanz, wie es aussah. Sollten sie etwa gegen Drachen kämpfen? Waren diese Leute wahnsinnig geworden?? „Nun, nachdem jeder seinen Drachen gezogen hat, werde ich erklären, was verlangt wird,“ erklärte der Mann, den das Ministerium geschickt hatte. „Ihr müsst da raus,“ er deutete auf den anderen Ausgang des Zeltes. „Dort wird sich der Drache befinden, den ihr gezogen habt, sie bewachen Nester, in denen normale Dracheneier sind – und je ein goldenes Ei, das ihr holen müsst. Einziges Hilfsmittel ist euer Zauberstab – und euer Verstand. Nutzt ihn, zwar kann man euch raus holen, wenn es brenzlig wird, doch dann wäret ihr die Lachnummern der ganzen Welt! Vergesst nicht, was für eine Ehre die Teilnahme ist.“ Er musterte die Teilnehmer, blieb an Harry hängen. Er hielt nichts von Behinderten, egal, wie klug die zu sein schienen. „Manche haben diese Ehre unverdienterweise erhalten,“ fügte er kühl an. „Aber nun ist es zu spät. Macht euch auf den Weg. Black, du bist der Erste – und viel Erfolg,“ fügte er trocken an. „Auch, wenn ich Sie nicht gewinnen sehe – seien Sie froh, wenn wir Sie da lebend wieder raus bekommen.“ Harry starrte den Anderen nur düster an, umfasste seinen Zauberstab fester. Er wusste, im Grunde wäre es ganz einfach, doch er durfte nie preis geben, was seine Animagusform war. Das hatte man ihm immer und immer wieder gesagt. Also musste er es anders schaffen, da draußen, vollkommen allein – mit einem ungarischen Hornschwanz. Einem der aggressivsten Drachen, die es je geben würde. Er starrte auf die Zeltplane, während seine Gedanken rasten, doch schon wurde er an der Schulter gepackt und mit Gewalt raus geschubst. Und er wurde empfangen – von absoluter Stille, die nur hier und da von verhaltenem Applaus unterbrochen wurde – so lang, bis auf ein Mal eine Welle von Buhschreien einsetzte, die Harry mehr traf, als er es je für möglich gehalten hätte. Weasley wusste irgendwie immer, wie er ihn treffen konnte. Mit zitternden Lippen sah Harry zu dem Drachen, stellte zu seinem Entsetzen fest, dass es ein Weibchen war – eines mit Eiern, das ohnehin nervös schien wegen all der Menschen und der Tatsache, dass sie hierher gezerrt worden war. Fieberhaft dachte Harry nach, bevor er seine Hand hob. Ohne ein Wort zu sagen, dachte er an seinen Besen. Er wusste, er war wirklich gut im Fliegen, was aber nicht alle wirklich realisierten. Erst hatte man ihn nicht im Team haben wollen, weil er nicht im Internat geblieben war, dann hatte er nicht mehr gewollt. Nun, er war eh nicht auf Quiddich, sondern auf das Fliegen an sich aus. Nur in der Luft würde er sich sicher genug fühlen, um zu tun, was diese Irren von ihm verlangten! Es dauerte nur Sekunden, bis der Besen auf ihn zuraste. Die Buhrufe waren inzwischen verstummt, wie auch immer das geschehen war, denn freiwillig hätte Ron damit sicher nicht aufgehört. Geschickt fing Harry den Besen auf, sah noch mal auf den ungarischen Hornschwanz, der sichtlich nervös war. Nun, das erklärte auch endlich, warum Drachenzähmer hier waren, wie Charlie Weasley einer war und... stopp! Nicht an den Anderen denken! Er musste sich konzentrieren! Sonst... würde das nicht gut gehen! Schnell stieg er auf sein Sportgerät, stieß sich vom Boden ab und begann, den Drachen zu umkreisen, bis er das goldene Ei unter den Anderen gefunden hatte. Er versuchte es mit einem Accio, aber der scheiterte. Entweder waren die Eier gesichert oder die Magie des Drachen machte sein Handeln nutzlos. Blieb nur eines: ein Sturzflug und hoffen, nicht von den Krallen zerfetzt oder von dem Schwanz erschlagen zu werden. Harry schluckte, sah ein letztes Mal auf die Tribüne, ohne wirklich etwas zu erkennen, dann ging er in den Sturzflug über. Er spürte den Schwanz des riesigen Tieres ein Mal, zwei Mal haarscharf an ihm vorbei sausen, dann ein höllischer Schmerz in seinem rechten Arm, doch er verdrängte es, flog weiter, direkt auf das Nest zu. Er schnappte sich das Ei, spürte, wie eine Kralle seine Kleidung zerfetzte und ihn wohl auch noch an der Brust verletzte, doch da war er schon wieder in der Luft, flog, landete auf der Tribüne der Direktoren. Wütend warf er den Leuten das Ei vor die Füße und flog dann zurück in das Zelt, in dem die anderen Teilnehmer warteten. Er wollte nur noch wieder raus, zurück zu seinem Dad, in dessen Quartiere, weg von den Irren, die so was von ihm verlangt hatten! „’Arry!“, rief Fleur, die Halbveela aus Frankreich. „Du blutest! Du.. :!“ Müde sah Harry auf, merkte, wie die Schulschwester auf ihn zueilte – und machte einen weiteren Schritt zur Seite. Er wollte nicht, dass die ihn anfasste! Erst, als eine Hand ihn stoppte, sah er auf. ‚Dad,’ sprachen seine Finger. ‚Bitte, bring mich weg!’ Sirius steckte jetzt noch der Schrecken in den Knochen. Waren diese Leute übergeschnappt? Kinder gegen Drachenweibchen in der Brut antreten zu lassen? Er hatte gedacht, er würde einen Herzinfarkt bekommen! Sein Harry, dieser Gefahr ausgesetzt, da er nicht seine Animagusgestalt annehmen konnte, ohne noch mehr ins Visier zu geraten! Und diese Schweine, die ihn ausgebuht hatten! Und nun, wo er hier war, sah er die Verletzungen seines Kleinen nur zu deutlich. Er blickte zu Poppy, die versuchte, Harry zu helfen, doch sein Sohn wollte nicht. Das war immer so, wenn er sich schlecht fühlte, wollte er niemanden an sich ran lassen, den er nicht kannte. Und im Moment war die Schulkrankenschwester, so gut sie es auch meinen mochte, für ihn nicht weniger eine Bedrohung, als der Drache, der ihn so zugerichtet hatte. „Ich bringe dich zu Severus,“ erklärte er, hielt die Schwester ab, sich Harry zu nähern, hob seinen Sohn hoch und lief los... Charlie hatte all das beobachtet, wie der stumme Junge das Ei vor die Füße der Lehrer geschmissen hatte und trotz seiner Verletzung weiter gegangen war. Mutiger Harry. Sein eigener Bruder hätte sich vor Angst bepisst und wär weggerannt. Er ging zu den Rektoren, hob das Ei auf und machte sich selbst auf den Weg, er würde gleich gebraucht werden, um die Drachen zu beruhigen und dann wollte er dem Anderen das Ei zurückbringen, wohl wissend, dass es essentiell für die nächste Aufgabe sein würde. Auf die Blicke der Anderen achtete er nicht, schon gar nicht auf die seines Bruders. Hatte ein Buhkonzert veranstaltet obwohl Harry nie vorgehabt hatte, hier teilzunehmen! Und bei Merlin, die anderen Teilnehmer waren nicht annähernd so elegant und schienen im Nachhinein auch mehr Verletzungen zu haben als der Jüngste der Runde. Der nicht mal die Verkündung abwartete, die ihn immerhin auf Platz zwei nach Viktor Krum setzte. Und das wohl auch nur wegen des ungehörigen Benehmens. Idioten, Allesamt! Einen so jungen Teenager teilnehmen zu lassen! Überhaupt! Diese Aufgabe mit den Drachen! Das war doch schon annähernder Selbstmord! Aber wen scherte das schon, solang der Unterhaltungsfaktor zu stimmen schien! Nun, er würde zusehen, dass er Harry irgendwie schützen konnte, mehr blieb ihm vorerst nicht übrig – leider. Oh, doch. Eines noch. Mom schreiben, wie Ron sich verhielt. Es war wirklich Zeit für einen der beeindruckenden Heuler, die sie früher immer den Zwillingen hatte zukommen lassen. Apropos... er sah zu seinen Brüdern, die noch immer auf der inzwischen leeren Tribüne saßen. „Was plant ihr denn nun schon wieder?“, fragte er kühl. Fred und George grinsten unschuldig. „Och, nichts Schlimmes. Das Stimme-weg-Pulver hat ja ganz gut funktioniert. Aber wir dachten...“ „.. dass da unten vielleicht ein, zwei Drachenschuppen übrig sind, die wir für unser neues Produkt einsetzen könnten!“ „Ihr habt dafür gesorgt, dass das Geschrei aufhört?“, fragte Charlie überrascht. „Jap! Wir mögen Harry,“ gab George ernst zurück. „Er ist zwar schüchtern und will niemanden bei sich haben...“ „... aber das ist ja vor allem so, weil Ron immer dafür sorgt, dass all seine Freundschaften gleich wieder in die Brüche gehen. Wir haben...“ „... es uns zur Aufgabe gemacht, ein Auge auf den Jungen zu haben und unserem Brüderchen das Leben schwer zu machen,“ erklärte Fred ernst. Denn sie mochten gern Streiche spielen, aber nie, niemals würden sie sich an Jemandem vergreifen, der das einfach nicht aushalten würde! Denn das war wirklich mehr als hinterfotzig! Sie bewunderten den Jungen, der so gut klar kam trotz der Tatsache, dass er stumm war. Harry war magisch so stark, dass er seine Stimme für Zauber offensichtlich nicht brauchte! Etwas, wovon sie nur träumen konnten und dabei waren sie wirklich nicht schwach! Vor allem, wenn sie zu zweit waren! Und doch... sie konnten kaum die Hälfte der Zauber wortlos... Charlie nickte düster. „Das ist gut,“ gab er nur zurück, deutete auf das verlassene Feld. „Holt euch, was ihr finden könnt.“ Er sah in Richtung Schule. „Ich versteh es nicht, Harry ist so ein netter Junge, aber Ron hat ihm wohl solche Angst gemacht, dass er denkt, wir Weasleys sind alle gleich. Warum versucht ihr nicht, euch mit ihm anzufreunden?“ Die Zwillinge sahen ihren Bruder verblüfft an. Das waren mal ganz neue Reden von Charlie, den sonst kaum was mehr interessierte, als Drachen. „Sag mal...“ „... bist du dir sicher, dass du dich nicht...?“ „... mit ihm anfreunden willst?“ Charlie hob eine Augenbraue. „Ich bin hier in diesem Jahr als Lehrer und es ist wohl kaum gut, wenn ein Lehrer sich mit einem Jungen anfreundet, der zehn Jahre jünger ist, oder?“, fragte er, wobei er überlegte, was sein Bruder eigentlich wirklich damit sagen wollte. George tauschte einen amüsierten Blick mit seinem Zwilling, dessen Augen mindestens so begeistert glänzten, wie seine Eigenen. Er wusste, sie dachten dasselbe. Wer hätte das gedacht? Mister ich interessiere mich nur für Drachen schien eine Schwäche für große, grüne Augen entwickelt zu haben. Und ganz ehrlich, was waren schon zehn Jahre Altersunterschied in einer Welt, in der das Durchschnittsalter eines gesunden Zauberers etwa 200 Jahre betrug? Nun, sie hatten schon befürchtet, Charlies Interesse an Drachen würde langsam ungesund werden, doch nun sahen sie die Chance! Nicht zu vergessen, Ron hatte Homophobie. Und was war schöner, als einem Bruder zu helfen und Ron anzupissen? Oh, das war herrlich! Schnell folgte er seinem Zwilling auf das Feld, um nach Drachenschuppen zu suchen. „Der Plan?“, fragte er knapp. „Beobachten, Zettel zuschieben... abwarten, bis die Zeit reif ist,“ grinste der Andere. „Und jetzt komm, mal sehen, was wir noch anstellen können...“ Es dauerte eine ganze Weile, bis Harry wieder aus seinem Schock kam, er sah zu Dad, der neben ihm saß, während Onkel Sev fluchend eine der Wunden behandelte und Onkel Remus mit einer Schale Wasser hantierte. Er konnte es immer noch nicht fassen. Drachen. Man hatte sie gezwungen gegen brütende Drachen anzukämpfen! Er lehnte sich wieder gegen seinen Dad. Den Schmerz von den Wunden begann er erst langsam zu spüren. Sirius sah an seinem Sohn herunter, lächelte erleichtert, als der langsam wieder begann, wohl klarer zu denken und wieder was wahr zu nehmen. Er strich über Harrys wirre Haare. „Es ist gleich vorbei,“ sprach er leise. „Du hast dich toll gehalten.“ Er hatte mit Mc Gonagall geredet, wegen der Buhrufe und ihr gedroht, dass sie, wenn sie das nicht unter Kontrolle bekommen würde, die längste Zeit Rektorin gewesen war. Schon allein, weil das einen wirklich schlechten Eindruck auf die ausländischen Gäste machte. Von der psychischen Belastung für einen Jungen, der ohnehin nicht hatte teilnehmen wollen mal ganz zu schweigen. Wobei wohl bei der Frau das erste Argument mehr gezogen hatte. Leider. ‚Sie...waren so laut,’ gestikulierte Harry erschöpft. Die Schmerzen konnte er verdrängen, die waren noch nie das Problem gewesen. ‚Ich... ich will nicht noch mal antreten! Sie... sie waren so gemein!’ „Sie werden ihre Strafen dafür bekommen,“ gab Severus knapp zurück, er strich leicht über Harrys Gesicht, legte dann einen straffen Verband über die große Fleischwunde. Die würde wohl doch etwas länger dauern, bis sie ganz verheilt sein würde. Hoffentlich schaffte er das bis zur nächsten Aufgabe, denn die würde schon für sich sicher mehr als genug neue Verletzungen bringen. „Das war’s,“ verkündete er dann. Auch Poppy hätte nicht mehr machen können. Er musste die Wunde jeden Tag ein Mal versorgen, dann sollte sie sich rechtzeitig schließen. Theoretisch. „Du solltest was essen und dich schlafen legen, du hast zwar erst übermorgen wieder Schule, aber die Zeit wirst du brauchen und du siehst ziemlich fertig aus.“ Er strich leicht über Harrys Wange. ‚Kann... kann ich morgen Norbert besuchen?’, fragte Harry mit fahrigen Bewegungen, während er sich an seinen Dad kuschelte. Nach Essen war ihm gar nicht, aber schlafen könnte er jetzt vermutlich tagelang, vor allem, da der Arm nun wirklich eklig zu pochen begann. „Den Drachen?“, fragte Sirius, doch ein wenig entsetzt. Nach dem, was heute geschehen war, hätte er selbst im Leben keines dieser Tiere mehr sehen wollen. Aber... er war ja auch kein Drachenanimagus und er ahnte, in welcher Form Harry dahin gehen wollte. „Bitte,“ nuschelte Harry. ‚Es... wär heut gar nix passiert, wenn... ich gemorpht wär... sie hätte mir dann nichts getan. Drachen sind nicht so...’ Sirius seufzte etwas. „Aufhalten kann ich dich doch ohnehin nicht,“ gab er leise zurück. „Lass dich bitte nur nicht erwischen,“ bat er nur. Er strich über Harrys Wange, drückte seinen Sohn näher an sich und beobachtete, wie der letztendlich einschlief. Er sah zu den Anderen, während sein Gesicht wieder hart wurde. „Sev, ich will, dass du sie leiden lässt!“ Der Tränkemeister hob eine Augenbraue, musterte Sirius und zuckte mit den Schultern. „Ich denke, das wird sich machen lassen. Bring den Jungen ins Bett.“ Er sah den Beiden hinterher, als sie nach draußen gingen, Remus hielt Sirius noch die Türen auf. Er selbst setzte sich auf seinen Sessel am Kamin, blickte besorgt in die Flammen und rieb sich sein Nasenbein. Das hier war Selbstmord. Wie konnte man Kinder, dazu noch unreife, sich selbst überschätzende, aber gnadenlos überschätzende Jugendliche auf so ein Turnier loslassen, wo jeder Erwachsene und sei er noch so stark, den Anderen nur einen Vogel zeigen würde! Und dann noch die mit zwingen, die vernünftig genug waren, nicht zu wollen. Das Ergebnis hatte er schon gesehen. Der Arm des Jungen war an einer Stelle regelrecht zerfetzt gewesen. Und es standen noch zwei dieser Wahnsinnsprüfungen bevor! Das war es, was ihm so übel aufstieß. Dass damit zu rechnen war, dass Harry nach jeder Aufgabe so aussah. Nicht zu vergessen, dass die Anderen ihn so ausgebuht hatten, dass es ihm generell schwer fallen würde, wieder in den Unterricht zu gehen. Er seufzte. Gerade hatten sie den Jungen so weit bekommen, dass er endlich bereit war, sich ein wenig von seinem Vater abzukapseln und wie Andere seines Alters im Internat zu wohnen, da musste so was passieren. Da war es ja nur klar, dass es zu einem Rückfall kam! Harry würde nur zu bald wieder in seine alten Schemen zurückfallen und das war auch nicht der Sinn der Sache. Der Andere seufzte leise. Es wäre wirklich leichter, denn der Junge an irgendwem Interesse zeigen würde. Wenn er sich verlieben würde. Dann hätte er was, wofür er wirklich kämpfen musste. Wobei – dumme Idee, am Ende würde er nicht kämpfen und sich noch mehr fertig machen. Er wusste, dass Sirius’ Sohn sich aufgrund der Tatsache, dass er seine Stimme schlicht verloren zu haben schien, für minderwertig hielt, nicht sehend, dass er viel stärker war, als die meisten seiner Klassenkameraden. Er sah auf, als Remus sich zu ihm setzte. „Das hat uns gerade noch gefehlt. Diese Idioten haben fast alles kaputt gemacht, was wir bisher erreicht haben! Wenn sie so weiter machen, wird der bald wieder Schrecktransformationen haben – und dann werden wir richtige Probleme bekommen, denn gemeldet haben wir ihn auch nicht! Nicht, dass ich das nachholen würde. Er wäre schneller ein lebendes Forschungsobjekt, als er gucken könnte...“ Remus nickte düster. Er war von all dem noch weniger begeistert, als der Andere, das war ihm nur zu klar. Er hatte viel mehr kämpfen müssen, um Harry den Weg in das Erwachsenwerden zu zeigen, als die anderen Beiden, wobei er immer irgendwie zum Bösen geworden war und gerade, als endlich ein Erfolg kam, kam das. „Kinder können wirklich grausam sein,“ stellte er nur leise fest. „Und das Schlimme ist, dass wir nicht viel tun können, wir können sie im Klassenzimmer bestrafen, aber nicht in der Freizeit und wir können auch nicht alles mitbekommen.“ Was er ohnehin für falsch hielt, Harry musste auch lernen, dass er sich in solchen Situationen durchsetzte. Auch, wenn es ihm jetzt noch schwer fiel. „Aber das Leben kann man ihnen trotzdem schwer machen,“ gab Severus pikiert zurück, der sah, wie Remus drohte, in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. „Immerhin ist sogar Weasley dabei und macht seinen eigenen Geschwistern das Leben schwer. Scheinbar hat es ihm doch gut getan, im Ausland zu stranden. Ein Mitglied der Familie, bei dem Vernunft durchzuschimmern beginnt. Remus lachte leise. „Ja, das stimmt. Ich denke, es wird sich Alles finden, wenn wir nur nicht zu stark eingreifen, er...“ „Remus, fang bitte nicht wieder an!“, verlangte Severus sofort hart. „Harry ist nicht, wie andere Kinder! Lass ihm seine Anhänglichkeit und seine Kindheit, wenn es ihm Sicherheit gibt! Gerade in diesem Jahr wird er sie brauchen! Und wenn ihr ihm Alle was Gutes tun wollt, würde ich mir überlegen, ob er nicht einen Frühabschluss ablegen darf und vielleicht in einem Dachenreservat arbeiten sollte.“ Überrascht sah Remus den Anderen an. „Und was soll das dann bringen?“, fragte er verwirrt. „Drachen sind etwas, womit er sich wohl recht sicher fühlen dürfte,“ gab der Tränkemeister zurück. „Man muss die Talente, die man hat, auch nutzen. Und er hat ein Großes, eines, das zu verschwenden eine wirkliche Sünde wäre.“ Dann müssten wir Weasley einweihen,“ stellte Remus fest, dem der Gedanke aber auch nicht so wirklich gefiel. „Abwarten. Ich hab so das Gefühl, das findet der im Laufe des Jahres ganz allein raus...“ Seit dem Turnier waren inzwischen vier Tage vergangen und eigentlich hätte er gar nicht hier sein sollen, aber das war Harry egal. Er war erschöpft, die drei Stunden Unterricht waren ihm schon zu viel gewesen, Weasley hatte ihm sogar auf den verletzten Arm geschlagen, so, dass die kaum verheilte, tiefe Wunde prompt wieder zu bluten begonnen hatte. Also hatte er beschlossen, den Unterricht, den er eigentlich am meisten liebte, zu schwänzen. Er wollte absolut nicht noch eine Stunde mit dem Rotschopf, egal, wie gern er dessen Bruder auch beobachtete. Das war es nicht wert. Denn Ron ließ ihn mehr als sonst fühlen, was er von ihm hielt. Und irgendwann konnte er einfach nicht mehr. Also hatte er sich in den Wald geschlichen, wo die meisten Anderen schon gewesen waren, um die Drachen zu begutachten, gegen die Harry, Cedric, Fleur und Viktor schon gekämpft hatten. Nur er selbst war nicht hierher gekommen. Er wollte nicht in der Gruppe dahin, wohl wissend, dass Irgendwer die Gelegenheit nutzen könnte, ihn in Gefahr zu bringen, sein am besten gehütetes Geheimnis zu entschlüsseln. Doch jetzt, wo eigentlich Alle Unterricht hatten, war niemand hier, er konnte sich umsehen, ohne Angst zu haben. Doch die Käfige waren leer. Na ja, es hatte ja geheißen, dass fast alle der Drachen zurück ins Reservat kommen würden – bis auf Norbert, der als der Zahmste und Umgänglichste als Unterrichtsmaterial dienen sollte. Na ja, wenigstens wurde der arme Drache nicht in so einer Kiste gehalten. Dad hatte was von einem Gatter weiter im verbotenen Wald erzählt und Luna und Hermine hatten das auch getan. Nun – Schüler durften da nicht allein hin aber niemand hatte es einem Drachen verboten! Ein letztes Mal sah Harry sich um, bevor er, hinter einigen Bäumen, seine Gestalt veränderte. Irgendwie war Harry erleichtert, dass seine Drachenform so groß nicht war. Er hatte etwa die Höhe eines englischen Kaltbluts erreicht und viel würde er wohl in der Gestalt nicht mehr wachsen. Und durch seine eher geringe Größe konnte er sich gut bewegen, doch er war trotzdem ziemlich stark und er konnte Wasser speien, wie er raus gefunden hatte. In Eisform oder als richtig heiße Fontäne. Aufgeregt, da er seit Norbert keinen anderen Drachen mehr gesehen hatte, tippelte er durch den Wald. Was einige der Zentauren, die ihn beobachteten, dazu brachte, die Häupter zu schütteln. Ein Drache auf Zehenspitzen, der tippelte, um ja keine wirklich lesbaren Spuren zu hinterlassen. Und da hatten sie gedacht, schon alles gesehen zu haben. Nun, es sah so aus, als würden sie nun doch was Neues zu erzählen haben. Harry dagegen hatte inzwischen den Freilauf gefunden, wo Norbert gerade unter der Überdachung lag und eher gelangweilt an einem schlanken Baumstamm kaute, der aussah, wie ein Zahnstocher. Begeistert wedelte Junge mit seinem Schwanz wie ein Hund, musste aber feststellen, dass der erst mal einige der Bäume umgesäbelt hatte. °Upsssssss,° zischelte er Norbert peinlich berührt zu. Vergaß er doch immer wieder dieses zusätzliche Körperteil, dass eine erstaunliche Eigendynamik entwickeln konnte. Doch er strahlte Norbert weiter an, er ahnte, dass der ihn erkannt hatte und machte sich daran, den eigentlich gar nicht so hohen Zaun zu erklimmen. Was wohl recht lustig aussehen musste, bedachte man die Zentauren, die ihm heimlich gefolgt waren und die sich fast totzulachen schienen. °Du weissssst, dasssss du Flügel hasssst?°, fragte Norbert amüsiert. Harry sah auf, musste feststellen, dass der andere Drache sich herrlich über sich zu amüsieren schien. °Dann mach ich nur noch mehr kaputt!°, rechtfertigte er sich, in genau dem Moment, wo er ungeschickt und zum Glück nur mit seinem Hintern voran auf dem Boden auf der anderen Seite des Zaunes aufkam. °Dasssss war dumm,° stellte er zischelnd fest, tippelte dann aber auf Norbert zu, schmiegte sich an ihn. °Bist groß geworden!° Norbert grinste, stupste den Anderen an: °Kann über dich nicht dasselbe sagen, bist immer noch ein Winzling,° diagnostizierte der erwachsene Drache. Harry machte ein Geräusch, das einem Kichern nicht unähnlich war. °Bin ja auch ein Mensssssssch und wachs anderssssss,° gab er nur zurück. °Menssssssschen! Müssssssssssen Allessssss umssssssständlich machen,° stellte der Größere fest, schüttelte weise sein greises Haupt, beschnüffelte Harry dann vollständig. °Macht essssss wie wir. Bringt weniger Ärger!° Harry wollte antworten, stockte aber mitten in der Bewegung, als er Jemanden sah, der vollkommen verdattert am Zaun stand. Oha, JETZT hatte er ein Problem! Verdammt! Er hatte sich erwischen lassen! Von Charlie Weasley! Der starrte nämlich gerade ins Gehege, rieb sich immer wieder die Augen. °Oh, oh...° °Er isss lieb,° nahm Norbert Charlie in Schutz, spannte einen seiner Flügel um den Kleineren. °Er tut dir nichtssssssss.° °Nur mich hier behalten!°, antwortete Harry panisch. Gut, so viel machte ihm der Gedanke auch nicht aus, dann konnte er sich vielleicht vor den letzten beiden Aufgaben drücken, doch das war nur ein Wunschtraum. Man würde ihn finden. Und dann war sein Geheimnis auch bekannt. °Nein, wird er nicht... und wenn ich dir dasssssssss Gehege aufreissssssse,° gab Norbert beruhigend zurück, richtete sich etwas auf. Als Charlie zu ihnen rein kam. Wobei er allerdings verwundert zu Harry sah, als er etwas... roch. Oh, es gab auch eine Drachenart zu grinsen. °Geh zu ihm!° °Sssssssicher nicht!° °Doch,° grinste Norbert, schubste Harry etwas auf den Anderen zu. „Norbert!“, rief Charlie, der immer noch nicht glauben konnte, was er da sah. Er selbst hatte seine Kollegen mit den vier Drachenweibchen verabschiedet. Es war nur noch Norbert hier und auch das war nur möglich, weil der Drache durch die Handaufzucht eine Prägung auf Menschen hatte und zwar eine so starke, dass eine Auswilderung bei ihm auch gar nicht mehr in Frage kam. Das, was er eigentlich wirklich nicht verstehen konnte, war, dass in dem Gehege noch ein Drache saß, der sich auf den Boden gekauert hatte und ihn mehr als misstrauisch musterte, sich nicht bewegen wollte, trotz der Stupser des Anderen. Und nicht nur das, das zweite Tier hatte türkisblaue Schuppen und waldgrüne, große Augen, Farben, die sich sogar irgendwie ziemlich bissen. „Bist... bist du das wirklich?“, fragte Charlie, der mit einem schnellen, eleganten Sprung über die Mauer setzte, ohne auch nur an seine Ausbildung oder an die Gefahren, die von einem Drachen, geschweige denn von zweien ausgingen. Norbert grinste, stupste Harry immer weiter. Mehr, als einen Blick hatte er nicht gebraucht, um zu sehen, wer auf wen stand und er beschloss ganz spontan, dem Kleinen zu helfen, denn der hatte ihm ja auch geholfen. Immerhin war er nicht umgebracht worden, sondern nur in das Drachenreservat gebracht worden. Jetzt konnte er sich endlich mal revangieren! Langsam näherte Charlie sich dem Drachen, den wiederzusehen er langsam nicht mehr geglaubt hatte. Den Kleinen, der letztendlich der Anstoß für ihn gewesen war, den Job zu machen, den er nun hatte. So sehr hatte er gehofft, ihn wiederzusehen, aber im Grunde hatte er schon lange aufgegeben. Bis zu diesem Moment. „Ich hab dich ja seit Jahren nicht mehr gesehen,“ sprach er langsam, trat auf den Kleinen zu, vermutlich wäre er belustigt gewesen, hätte er gesehen, wie Norbert hinter den wohl Jüngeren, zumindest aber kleineren Drachen trat und ihn in seine Richtung schob. Harry wollte nicht! Er wollte wirklich nicht... ach, was sollte es? Sicher würde Charlie im Leben nicht drauf kommen, wer er war. Denn wer konnte sich schon in einen Drachen verwandeln? Also gab er dem Drängeln des Anderen nach, tapste einen Schritt auf Charlie zu und schnüffelte an der Hand, die ihm entgegen gestreckt wurde, wie einem Hund. Hmmm, der Rotschopf roch gar nicht so schlecht! Irgendwie... würzig und vertrauenserweckend, schloss er, was eigentlich, bedachte man die Familie, aus der er stammte, mehr als ungewöhnlich war. Aber wie gesagt, nur, weil zwei Leute von den Weasleys gemein waren, mussten es nicht Alle sein, es gab von denen ja schon mal eine ganze Menge mehr. Charlie lachte leise, als der Drache seine Hand anstupste und seinen Kopf so neigte, dass er ihn kraulen konnte. „Du weißt, dass du kein Hund bist, ja?“, fragte er versuchend, strich aber über die Schuppen, genoss, dass der Kleine ihm so vertraute. „Du bist eine Schönheit,“ erklärte Charlie leise, studierte den Jüngeren interessiert. Er war, was er so sehen konnte, ein perfekter Drache, mit symmetrischem Körper und glänzenden Schuppen. Ohne einen einzigen Fehler – außer vielleicht der Größe, er wirkte, für einen Drachen, eher klein, aber vielleicht gehörte er zu einer Miniart oder er war tatsächlich nicht ausgewachsen. Es gab ganz seltene Exemplare, die nur sehr langsam alterten und erst etwa mit fünfzig Jahren auch fruchtbar wurden. Diese Tiere waren auch erst mit etwa vierzig Jahren ausgewachsen. Das Einzige, was ihm auffiel, war, dass er etwas dünn war. Harry sah den Anderen an und schnaubte etwas abfällig. Er war nicht schön, er hatte Narben, vor Allem die an der Stirn, er wusste, er war als Mensch verdammt klein für sein Alter und dazu kam noch, dass er klapperdürr war, denn immer war das Erste, was er immer verlor, wenn er gestresst war, sein Appetit. Und da er ohnehin nie wirklich viel auf den Rippen hatte, sah er nur zu schnell wieder aus, wie ein Skelett. Doch er sagte nichts, viel zu angenehm war es, die streichelnden Hände zu spüren, etwas, dass er als Mensch sicher nicht erleben würde. Denn wer wollte schon ihn? Wirklich ihn? Nicht die Narbe auf der Stirn, nicht das Vermögen von Dad oder seinen ersten Eltern, sondern ihn? Charlie war wirklich überrascht. Dafür, dass der Drache wohl wild sein musste, schien er erstaunlich handzahm, vor allem jetzt, da dem Rotschopf kam, wie mutig es war, den Blauen so einfach zu streicheln. Etwas, woran er gar nicht gedacht hatte, doch er machte sich wirklich keine Sorgen, er sah in den treuen, wenn auch etwas vorsichtigen Augen, dass er nicht in Gefahr sein konnte. Er merkte nicht, wie die Zeit verging, erst als der Kopf des fremden Tieres wegzuckte, sah er wieder auf. „He, du kannst doch nicht weg! Das ist gef...!“, zu spät, das Tier spannte seine Flügel – und war einfach weg. „Na toll, “ murmelte Charlie. „Da fliegt der Kleine einfach los, weiß er denn nicht, was für eine Panik er auslösen wird?“, fragte er entnervt. Norbert beschränkte sich darauf, die Augen zu verdrehen. So eine Frage von einem Mensch! Dabei sollte doch genau er es besser wissen! Immerhin hatte Harry sich ja vorher kaum erwischen lassen! Warum sollte er es jetzt tun? Na ja, Harry verstand er ja auch nicht, der Junge, der aussehen konnte, wie ein Drache, dachte noch mal ganz anders, sowohl anders als Menschen, als auch als Drachen. Na ja, Menschen dachten auch manchmal echt komisch. Da gingen Hormone von ihnen aus und doch suchten sie sich andere Gefährten! Aber ihnen was erzählen! Na ja, zumindest war Charlie – meist – eine löbliche Ausnahme, auch, wenn er in einigen Dingen nicht minder blind schien, als all die Anderen. Kapitel 14: Verliebt -------------------- ‚... und da bin ich eben nicht zum Unterricht,’ gab Harry mit fahrigen Bewegungen seiner Hand zu. Er hatte geahnt, dass Dad erfahren würde, dass er mehr als sechs Stunden Unterricht geschwänzt hatte, doch es war ihm alles zu viel geworden, also war er mal wieder zu Norbert geflohen. Nun, wo auch noch der Winterball anstand, war es noch mal schlimmer geworden. Und Harry hatte auch nicht vor, dorthin zu gehen, auch, wenn die Teilnehmer des Turniers die Ehrengäste waren, von denen erwartet wurde, dass sie erschienen. Aber er konnte nicht mehr. Der Spott war immer schlimmer geworden und auch, wenn Ron sich zumindest in der Stunde seines Bruders nicht mehr traute zu hetzen. Aber immer wieder fand der neue Mittel und Wege, Harry zu verletzen oder bloß zu stellen. Kleber auf dem Stuhl am Frühstückstisch, verzauberte Heftzwecken, in die er getreten war, die auch noch ein Ravenclaw in die Dusche gelegt hatte. Wenn er schlief, dann nur in dem Quartier seines Vaters. Sirius seufzte leise. Remus und Severus, beide wenig begeistert, dass Harry den Unterricht nun mehr oder weniger seit einer Woche verweigerte, saßen auch da, hörten dem Jungen zu, der ihnen mit gesenkten Kopf einige Schikanen erzählte, wohl aber die Schlimmsten ausließ. Und so betrachtet sah er auch nicht gut aus, als habe er mal wieder abgenommen und er hatte Augenringe. Denn Remus hatte durchgesetzt, dass Harry zumindest unter der Woche im Turm schlafen sollte. Wohl auch etwas, dass nun sein Ende finden würde. Aber in allererster Linie war Sirius wirklich, wirklich sauer. Auf das, was man Harry wieder mal angetan hatte. Er sah, wie schlecht es dem Jungen ging, der ja eigentlich wirklich gern lernte. Doch nicht mal das schien noch Spaß zu sein. Nur noch Quälerei. Und der Kleine konnte noch nicht mal die Schule verlassen, wegen der strengen Turnierregeln. „Du bleibst ab jetzt wirklich hier,“ gab er daher zu wissen. „Hier wühlt niemand in deinen Sachen – und nach diesem Desaster nehme ich dich von der Schule.“ Überrascht sah Harry auf, seine Augen begannen schlagartig zu strahlen. „Wirklich?“, fragte er begeistert. „Ich... ich lern auch daheim und mach alle meine Abschlüsse mit! Ich...!“ „Ich weiß,“ lächelte Sirius, ohne auf den entsetzt wirkenden Werwolf und den verdatterten Tränkemeister zu achten. „Und da kann dir nicht wieder was passieren, was das Allerwichtigste ist. Was den Unterricht angeht – ich werde dafür sorgen, dass du die Hausaufgaben hierher bekommst, damit du die Prüfungen schaffst.“ Harry nickte, ließ sich erleichtert in dem Stuhl zurücksacken, auf den er gedrängt worden war. Da war er auch noch mal glimpflich davongekommen, denn er wusste nicht, ob er einen wirklichen Anschiss noch ausgehalten hätte, er war einfach müde und erschöpft und er fürchtete, einen Zusammenbruch hatte er nur nicht durchgemacht, weil die Zeit mit Norbert ihm doch etwas gegeben hatte. Vor Allem, als Charlie noch dazu gekommen war und mit ihm gespielt hatte. Er hatte den Anderen sogar beim Wettrennen ein Mal gewinnen lassen. Immerhin hatte er mit seinen Beinen doch einen Vorteil – vor allem, seit er durch Dad gelernt hatte, die auch zu koordinieren. Wobei...er würde Charlie vermissen, doch der blieb ja auch nicht in Hogwarts. Vielleicht... sollte er auch eine Ausbildung im Drachenreservat machen. Das wär auf jeden Fall was, das er sich vorstellen konnte, denn im Gegensatz zu Menschen konnte er mit Drachen regelrecht reden. Norbert nannte ihn immer eine Quasselstrippe, er würde schlimmer sein, als ein Weibchen. Und dass er als Mensch stumm war, mochte der Andere immer gar nicht glauben, weil er ja sonst immer viel redete. Sirius beobachtete Harry, der auf die letzte Frage nicht geantwortet hatte. Der sah ihn zwar an, schien aber in Gedanken ganz woanders zu sein oder zumindest zu müde, um dem Gespräch noch zu folgen. Der Jüngere hatte auch dunkel Augenringe, war also wieder mal nicht wirklich wach. Erst, als er seinen Sohn am Knie berührte, sah der ihn an. „Harry,“ sprach er leise. „Geh dich duschen und hier in dein Bett. Du bist ganz fertig.“ Erleichtert verschwand Harry, froh auf die Aussicht, wieder mal wirklich schlafen zu können und mit Erlaubnis seines Dads zu schwänzen. Sirius musterte Remus. „Fang gar nicht erst an, du hast ihn gesehen! Ich lasse nicht zu, dass sie ihn über dieses verdammte Turnier hinaus zum Idioten machen! Er ist nicht dumm und nicht wirklich eingeschränkt, nur, weil er nicht sprechen kann und ich sehe mir nicht mit an, wie er wieder zu einem Skelett wird, nur, weil er sich nicht traut, zu essen! Nicht in diesem Leben!“ „Ist es nicht etwas drastisch, ihn schon wieder von der Schule zu nehmen?“, fragte Severus. „Ich denke, das ist doch nur eine neue Flucht. Ist das wirklich gut?“ „Er hat sich gestellt,“ wand Sirius sofort ein. „Aber was bringt das, wenn so viele sich gegen ihn wenden?! Da kann er nicht gewinnen! Und ich lasse ihn nicht leiden! Ich hab es ihm versprochen! Fest versprochen! Und ja, ich nehme ihn von der verdammten Schule! Wir haben es doch immer wieder gesehen! Es bringt nichts! Jedes Jahr hat es Probleme gegeben! Das lasse ich nicht weiter zu!“ Remus schüttelte einfach nur den Kopf. Er wusste nicht, was sie noch tun sollten und warum es so große Probleme gab. Strafarbeiten, Entzug von Punkten und Privilegien, nichts schien diese Kinder zu stoppen. Es war, als wären sie manisch. Daher war er, bei genauem Überlegen, nicht mal so wirklich dagegen, Harry wieder nach Haus zu lassen, so ungern er es sich eingestand. Doch hier war die Gefahr für das Kind, für den Jugendlichen zu groß und somit war ein Mitglied seines Rudels in Gefahr. Alles, was dazu diente, das Rudel zu schützen, war gut. Der Ball. Charlie hatte diese gesellschaftlichen Anlässe schon zu seiner Zeit nicht gemocht, weswegen er sich rausgeredet hatte. Er wollte lieber zu Norbert oder so. Die ruhige Nacht genießen. Wenn er etwas nicht ertrug, war es, wie sein Bruder versuchte, den Punsch mit Alkohol zu versetzen. Denn wo die Zwillinge intelligent und einfallsreich vorgingen, war Ron plump und Ginny... wirkte in ihrem neuen Kleid, von dem er auch nicht wusste, wo es herkam, wie eine billige Nutte aus der Nokturngasse. Nein, das wollte er nicht sehen. Er wollte verdrängen, wie weit es mit seiner Familie schon gekommen war. Vor Allem, da Ron Harry Black inzwischen so weit getrieben hatte, dass der Junge sich nur noch dann raus traute, wenn die Schüler Alle im Unterricht waren, aus Angst vor weiteren Nachstellungen, die auch immer drastischer wurden und mehr als ein Mal war es nur den Zwillingen zu verdanken gewesen, dass es einigermaßen knapp ausgegangen war. Zwei Mal waren sie sich sicher gewesen, dass Ron sogar versucht hatte, Harry einen Portschlüssel oder so was unterzujubeln, weiß Merlin, wohin, aber sicher wäre es da bestimmt nicht gewesen. Weswegen er den Jungen auch besonders im Auge behielt. Nun, aber im Moment überließ er das Snape und dessen Zorn, der sicher dafür sorgen würde, dass Gryffindor am Ende des Jahres das erste Mal seit Gründung im Minus aus dem Schuljahr gehen würde und der es schaffen würde, dass Ron außer schlafen, lernen und essen nicht mehr wirklich was machen durfte. Es klang vermutlich nicht nur albern, sondern schlichtweg falsch, dass er, ein Erwachsener, Harry im Unterricht vermisste. Sicher, der Junge sagte nie was, war immer still, doch er war auch immer da gewesen, unverrückbar, mit einem freundlichen Lächeln für Jeden und eine Engelsgeduld mit den magischen Tieren. Und jetzt verschanzte Harry sich den gesamten Tag, ohne sich sehen zu lassen. Nur während der Stunden oder abends, wenn die Anderen beim Essen waren ließ er sich blicken. Draußen, am See. Wo er nun stand. Allerdings erschrak er, als auf ein Mal... „Norbert! Bist du wahnsinnig? Wie zum Teufel bist du aus dem gesicherten Gehege raus gekommen?!“ Merlin, hatte er etwa vergessen, die Zauber...? Nein, ganz sicher nicht! Dann aber stockte er, als ein weiterer Kopf strotzend auftauchte. Und zwar so, als wäre derjenige nicht freiwillig im Wasser. Und selbst, wenn es für Drachen unmöglich sein sollte, wischte er sich mit den Vorderpfoten empört die Augen, schien auf Norbert einzuschreien und irgendwie wusste er, wer den großen Drachen aus dem Gehege gelassen hatte, wie auch immer ihm das gelungen war. Nun ja, im Grunde war nichts passiert, da die Beiden wohl nur ein mehr oder weniger freiwilliges Bad zu nehmen schienen und Keiner von ihnen hatte auch nur versucht, das Grundstück zu verlassen, wobei er sich wirklich fragte, wie der Blaue es immer wieder schaffte, abzuhauen. Oder nie erwischt oder gesehen zu werden. Jeden Tag las er die Zeitungen, fragte Kollegen, aber nie hörte etwas von einem frei fliegenden Drachen. Der Kleine musste ungewöhnlich intelligent sein. Langsam näherte er sich den Beiden, beobachtete amüsiert, wie Norbert den Unbekannten anstupste. Wo er es eben noch verdammt eilig gehabt zu haben schien, aus dem Wasser zu kommen, schien er nun kurz davor, den Rückwärtsgang einzulegen. Was aber dank Norbert irgendwie nichts wurde. °Norbert! Ich erzähl dir nie wieder was!° Der Drache stieß einen amüsierten Laut aus. °Geh zu ihm und zeig ihm, wer du bist, du Dummi, du kannst keine Antwort erwarten, wenn er nicht Bescheid weiß! Er mag dich, das rieche ich!° Er fand es zwar immer ganz lustig, wenn die Beiden umeinander herum tanzten, doch er wollte auch helfen, einfach, weil Harry Jemanden brauchte. Er wusste, er würde in die Kolonie zurückgehen, mit Charlie. Aber da war auch eine Schule für die Kinder von denen, die im Reservat arbeiteten – oder für Hochbegabte, die früh lernen sollten, mit Drachen umzusehen. Und Charlie konnte sich um den Menschen in Harry kümmern, sowie um den Drachen. °Ich will nicht! Und ich hab dir auch gesagt, warum! Als Mensch würde er nie....!° °Unsinn! Das kannst du nicht wissen, bevor du gefragt hast,° wiederholte Norbert, der den sich sträubenden Jugendlichen bis zu Charlie geschoben hatte, wo der mit einem abfälligen Geräusch im Gras landete. Und weiter schmollte. °Ich bin ihm viel zu jung und... das wird sicher nie was! Das weiß ich! Sein Bruder hasst mich, seine Schwester will mein Geld und das war es dann auch schon!° Norbert sagte nichts mehr, er beschränkte sich darauf, sich die Pfote vor die Augen zu schlagen. Manchmal war Harry so dumm, wie er schlau war. Aber gut, das würde sich auch noch geben, da war er sich sicher. Er beobachtete, wie Charlie wieder auf den Jüngeren zuging, ihn streichelte. „Hast du dir Norbert einfach aus dem Käfig geholt, um mit ihm schwimmen zu gehen?“, fragte er leise. „Na, wenigstens hast du es gemacht, als niemand es sehen konnte.“ Er machte dem Großen ein Zeichen. „Kommt, ich muss zumindest Norbert weg bringen, wenn euch hier Jemand sieht, dann ist die Hölle los und wie ich zwei Drachen erklären soll, weiß ich wirklich nicht.“ Er war erleichtert, dass Beide ihm folgten, zumindest bis zum Waldrand. Als er sich das nächste Mal umsah, war der Blaue einfach wieder verschwunden. Er seufzte etwas. „Wo ist dein kleiner Freund wohl nun schon wieder hin? Hm?“, er strich über Norberts Schnauze. „Aber da hast du dir wirklich einen hübschen Gefährten gesucht. Auch, wenn ich überrascht bin, dass du dir ein Männchen gesucht hast...“ Was?! Entsetzt starrte Norbert Charlie an. Waren dem Menschen ein paar Hirnzellen verbrannt? Hatte er Flubberwürmer pur gegessen? Was sollte er denn mit Harry anfangen?! Im Gegensatz zu Charlie stand er auf Weibchen! Und zwar nur auf Weibchen! Nicht, wie der Rotschopf, der sich mit Beidem die Zeit vertrieb! Er verschluckte sich, hustete schockiert, bis er es wieder im Griff hatte. Toll! Menschen! Er ließ sich wieder in sein Gehege bringen, legte sich kopfschüttelnd auf sein Strohlager. Na, da war er ja gespannt, wann diese beiden Torfköpfe endlich mal hinter das kamen, was so offensichtlich war... Kopfschüttelnd sicherte Charlie das Gatter – dieses Mal mit einigen weiteren, scharfen Sprüchen, bevor er zurück auf das Schloss zuging – und stockte. Das war schon die zweite Zufallsbegegnung an einem Abend. Er sah den Jugendlichen an der Nähe von Hagrids Hütte. Harry saß da und sah irgendwie verloren aus. Es war das erste Mal seit der ersten Aufgabe, dass er den Jungen wiedersah. Denn der hatte nach dem Ausbuhen offensichtlich den Unterricht verweigert. Bei allen Lehrern, auch bei Lupin und Snape. Aber Niemand sagte etwas. Man hielt es für besser, wenn Harry in dem Quartier blieb, in dem sein Vater während des Turniers auch leben würde. Denn es sah leider nicht so aus, als würde man ihn einfach nicht in Ruhe lassen – allen voran immer noch sein Bruder. Nicht mal der Heuler seiner Mutter hatte ihn abgeschreckt, im Gegenteil, Ron hatte geschrien, dass er lieber gar keine Familie habe, als die, die nicht sah, wie falsch der Junge wäre, den er immer quälte und dass sie einen politisch falschen Weg gehen würden. Als hätte Ron auch nur die geringste Ahnung von Politik! Der kleine Idiot redete, als wisse er Alles, als würde er aus einem heiligen Buch zitieren und sein Gott hieß offensichtlich Dumbledore. Verblendeter, leichtgläubiger dummer Junge! Harry wusste, er musste sich absetzen, das hatte er getan, als Charlie gerade mit Norbert beschäftigt war. Statt den Anderen zu folgen, war er in seinen Körper zurückgemorpht und hatte sich zu Hagrids Hütte verzogen. Der Halbriese tanzte da drin mit einer der französischen Lehrerinnen, da war er sich sicher, also würde man ihn nicht stören. Dass der Rotschopf ihn sehen würde, glaubte er nicht. Denn es war ein Umweg über die Hütte zum Schloss zu gehen. Er wollte draußen bleiben und etwas nachdenken. Er konnte nur noch selten raus. Entweder waren draußen Andere, oft bis in den späten Abend oder er hatte einfach keine Zeit. Und rausgehen, wenn Jemand da war... das letzte Mal hatten Kinder, die neu Eingeschulten, ihn mit Eiern beworfen. Was hätte er tun sollen?! Sie schlagen? Was machte das für einen Sinn? Dann vergrub er sich lieber hinter seinen Büchern, lernte schneller und schloss die Schule schneller ab. Wie es dann sein würde, wusste er nicht. Aber noch hatte er ja Zeit, sich zu überlegen, was er machen wollte. Zumindest etwas mit Schlangen oder Drachen. Denn mit denen konnte er sprechen. Oft verstanden sie ihn sogar wie es sonst nur Dad tat. Der Gedanke, in England zu bleiben, fiel ihm immer schwerer. Er wusste, Dad hatte Mary und seine neue Stellung, die ihm gefiel. Doch er... er würde dank Ron immer ein Fremder sein. Die Narbe auf seiner Stirn und seine Sprachlosigkeit machten ihn hier zu einem vollkommenen Außenseiter. Und im Moment sah Harry keine Veränderung. Das, was ihn hier hielt, war sein Dad... „Harry,“ sprach Charlie den Jungen an, der ihn nicht zu sehen schien, obwohl er schon eine Weile direkt im Blickfeld des Jungen stand. Hatte er etwa die Drachen gesehen? Nein, dann wäre er vernünftig genug gewesen, Jemanden zu holen und würde nicht so friedlich hier sitzen. Nun, der Junge schien tief genug in Gedanken zu sein, um nicht mal zu merken, wenn neben ihm eine Granate in die Luft gehen würde. Erschrocken sah Harry auf. Was? Weasley hatte ihn doch gefunden? Warum war er nicht einfach weiter gegangen, wie die Meisten es taten? Selbst Lehrer taten es! ‚Sir?’ fragte Harry vorsichtig durch seine Sprechblase. Die meisten Lehrer verstanden keine Zeichensprache und der Zauber war für ihn eine Selbstverständlichkeit, die er eigentlich nur noch ablegte, wenn er bei Dad oder Remus und Severus war. Charlie lächelte etwas: „Ich verstehe auch Zeichensprache,“ erklärte er, bewegte dabei seine Hände. Es sah ein wenig holzig aus, doch es war durchaus gut verständlich. Sein stummer Kollege hatte ihm viel beigebracht, ihm für Einiges die Augen geöffnet. Auch, wie sinnvoll Zeichensprache sein konnte, wenn die Drachen in der Brunft brüllten und man sich verständigen musste. Überrascht hob Harry seinen Blick. Das hatte er nicht erwartet. Er sah kurz auf, in dessen Gesicht, dann aber wieder auf die starken Hände, die mit ihm reden konnten. Er wollte den Anderen nicht ansehen, aus Angst, was er verraten könnte, denn in einem hatte Norbert Recht – er war Hals über Kopf verschossen. Nur half das nichts. Selbst, wenn er es gestehen würde, wer würde ihn schon für voll nehmen? Es würde sein, wie mit Remus, der ihm immer vorhielt, dass er nur ein Kind war, dass er nicht wusste, was das Beste für ihn war. Und dass das nur eine Schwärmerei sein konnte. Doch Harry kannte sich besser, er war anders, er fiel immer aus der Reihe. Denn er hatte früh gelernt, wie das Leben sein konnte und nur zu gut erinnerte er sich an die Angst, wenn er allein in dem Schrank gesessen hatte, wartend, bis der dicke Mann kam, um ihn anzuschreien. Er hatte gelernt, Dinge nicht für selbstverständlich zu nehmen. Und sich nicht von kurzen Stimmungen beherrschen zu lassen. Darum wusste er, dass es ihm ernst war. „Warum bist du nicht im Saal, wie alle Anderen?“, fragte Charlie freundlich, bevor er sich neben den Jüngeren setzte. Es war eigentlich ziemlich kalt, doch Harry saß da nur in einer Jeans und mit Pullover, einen Wärmezauber konnte er auch nicht feststellen. „Es ist doch viel zu kalt hier draußen.“ ‚Ich... bin gern hier, hier ist es so schön still,’ gab Harry zurück, dieses Mal mit den Händen, dann sah er in den Himmel, der sternenklar war. Ja, ihm war etwas kalt, doch das war ihm auch so ziemlich gleich, wenn er ehrlich sein sollte. Er wollte die Zeit, die er hier draußen hatte, genießen. ‚Außerdem bin ich da nicht erwünscht. Ich bin nicht dumm, ich will nicht, dass wieder was passiert.’ Charlie seufzte etwas. Das war harmlos ausgedrückt. Der Junge war wirklich vorsichtig. Er hob Harrys Kinn etwas, sah in die grünen, strahlenden Augen, die meist unter dem etwas längeren Pony versteckt lagen. „Es tut mir Leid, dass meine Geschwister sich so benehmen. Sie begreifen nichts und wollen auch nichts sehen. Sie wissen nicht, wie das große Bild aussieht, wollen sich wichtig machen. Ich habe versucht, das, was sie tun, zu unterbinden, aber da bin wohl nicht nur ich gescheitert...“ Harry lächelte nur traurig. Er zuckte mit den Schultern, wollte nicht über das diskutieren, was schon geschehen war. Denn das war um Einiges mehr, als er Dad oder Irgendwem sonst erzählt hatte. „Du willst nicht mehr hier bleiben, oder?“, fragte Charlie sehr direkt. Harry schüttelte den Kopf. Nein, er wollte nicht bleiben, nicht in Hogwarts, nicht in England. Er würde warten, bis er sicher war, dass sein Dad gut versorgt war, dann würde er eine Ausbildung irgendwo machen, wo Dad ihn oft besuchen konnte, aber wo er endlich etwas Ruhe finden konnte. Ein Ort, wo nicht der erste Blick von Jedem der Narbe auf seiner Stirn galt. „Weißt du schon, was du machen willst? Du bist begabt im Umgang mit magischen Tieren. Hast du schon mal an so was in der Richtung gedacht? Im ersten Schuljahr musst du auch sehr gut mit Norbert umgegangen sein. Es wundert mich, dass du ihn noch nicht besucht hast, zumindest hab ich dich nicht gesehen.“ ‚Ich war da,’ gestikulierte Harry. ‚Als die Anderen im Unterricht waren.’ Das war immerhin keine Lüge. Er mochte den Älteren nicht anlügen. Er war sich nicht mal sicher, ob er das gekonnt hätte. ‚Und... ich hab schon an so was gedacht. Arbeit mit Tieren. Gerade mit... mit Drachen,’ erklärte er weiter. ‚Drachen oder andere Reptilien. Mit denen komm ich meist ganz gut klar.’ „Du kannst auch sehr gut mit anderen Tieren umgehen,“ gab Charlie zurück. „Du wärest zu vielen Dingen geeignet. Aber Drachen sind eine gute Wahl. Ich könnte mir vorstellen, dass mein Boss dich in ein Auswahlprogramm lassen würde.“ Er war lächerlich begeistert, als in dem Moment ein Strahlen über die grünen Augen glitt. „Ich kann keine Zusagen machen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Chef, wenn er sieht wie du mit Tieren umgehst, dich gern ausbilden würde. Wenn es das wirklich ist, was du möchtest.“ Charlie war etwas irritiert, dass der Junge seinem direkten Blick auswich, doch er ließ es durchgehen. Vorerst. Darüber konnte man zu einem anderen Zeitpunkt sprechen. Harry lächelte wirklich. Das war mehr als er erhofft hatte, vor Allem aber war es eine Chance, England zu entkommen, bis die Leute hier ihr Hirn wiederfinden würden. ‚Ich würde das gern tun,’ erklärte er. „Dann rede mal mit deinem Vater drüber,“ lächelte Charlie und am liebsten hätte er dem Anderen durch die Haare gewuschelt, doch das war wohl kaum angebracht. Der Junge war wesentlich jünger als er selbst! Verdammt noch mal, er sollte mal wieder in eines der Freudenhäuser in der Nokturngasse, wenn er es so nötig hatte, dass er schon Kinder die kaum in der Pubertät waren, begaffte! Harry nickte. Ja, das war doch eine Lösung! „Gut, und wenn du das geklärt hast, du weißt ja, ich wohne bei Norbert. Du kannst einfach kommen und mir bescheid sagen. Aber jetzt solltest du wirklich rein gehen, du bist schon ganz kalt...“ ‚Ich... ich möchte noch etwas bleiben,’ gestikulierte der Grünäugige. ‚Ich... komm nicht mehr so oft raus und da...’ Charlie seufzte etwas. Harry so stehen zu lassen war unverantwortlich. Es war richtig kalt, doch er verstand auch, dass der Kleine die wenige Freiheit die er hatte, etwas genießen wollte. Schnell streifte er seine Jacke aus. Nicht irgendeine Jacke, sondern die Drachenzähmerjacke, die er eigentlich nie aus der Hand gab. Er legte sie Harry über die Schultern. Ein einfacher Wärmezauber hätte es vermutlich auch getan, doch er wollte dem Grünäugigen etwas geben. „Gib sie mir irgendwann zurück,“ lächelte er, wuschelte doch durch die Haare seines Schülers und machte sich auf den Weg in seine Hütte. Verdattert starrte Harry dem Älteren hinterher, ließ seine Arme in die weiten, immer noch herrlich warmen Ärmel gleiten. Erst jetzt merkte er, dass es wirklich ziemlich kalt war, doch mit der Jacke ging es. Er lächelte, kuschelte sich in die Jacke ein. Sie roch nach dem Älteren, den er so bewunderte. Kurz atmete er durch, lehnte sich wieder an den Baumstamm. Ja, er war Hals über Kopf verschossen... Remus hob eine Augenbraue. Er beobachtete Harry, der gerade am Fenster saß und nach draußen blickte. Der Jüngere hatte gerade mit ihm Verteidigung beendet und um eine Pause gebeten, was kein Problem war, da Harry mehr als gut in seinem Stoffbereich lag. Er war im Grunde den Meisten zwei Klassen voraus. Doch seit zwei Wochen wollte Harry immer um dieselbe Zeit aus dem Fenster starren. Doch langsam ahnte er auch, warum. Es war die Zeit, in der Charlie praktisch direkt vor dem Fenster Harrys alte Klasse unterrichtete. Zuerst hatte Remus wirklich gedacht, der Junge sei in eine Gleichaltrige verliebt, doch er war auch immer noch sitzen geblieben, auch, wenn die Schüler wieder weg waren. Und je mehr Kleidung der Rotschopf sich auszog umso mehr strahlten die grünen Augen. Harry hatte sich in einen Lehrer verliebt. Richtig. Er schwärmte nicht für den Anderen, es war mehr und er vermutete auch, dass der Junge seine ungewöhnliche Animagusform nicht nur nutzte, um wie er es Allen, auch seinem Vater sagte, mit Norbert zu spielen, sondern auch um sich einige gemeinsame Minuten mit dem Anderen zu stehlen. Etwas, das er sich normalerweise nicht trauen würde, denn eine gewisse, krankhafte Schüchternheit würde der Kleine wohl nie überwinden. Auch, weil er sich selbst nicht hoch schätzte dank dem, was man ihm immer erzählte. Er selbst war misstrauisch, was diese Schwärmerei und Verliebtheit anging, doch andererseits musste er sagen, dass Harry eigentlich recht vernünftig war und wusste, was er wollte. Und er konnte manchmal sogar riechen, wie ernst es Harry mit dem war, was er offensichtlich für den Rotschopf zu empfinden schien. Er musste mal mit Severus und Sirius reden, was man da machen konnte oder sollte, denn ihm war auch die Lederjacke aufgefallen, die Harry trug, wenn er abends, während die Anderen in der großen Halle aßen, nach draußen schlich. Eine Jacke mit dem Logo des Drachenreservats in Bulgarien. Es war nicht schwer zu erraten, von wem er die hatte, da man die nicht kaufen konnte, die wurde einem verliehen. Es würde ihn nur wirklich interessieren, wie zum Henker Harry den Anderen dazu bekommen hatte, sie ihm zu geben! Was nur bedeuten konnte, dass das, was Harry fühlte, nicht einseitig war. Was ihm noch mehr Sorgen machte. Denn Charlie war älter, als der Junge – viel älter und sollte es besser wissen – andererseits – man konnte nicht steuern, in wen man sich verliebte. Bei ihm war es sein ehemaliger Schulfeind, bei Sirius die Therapeutin seines Sohnes. Was ihm Sorgen machte, war einfach, wie jung Harry war – immer noch. Doch wenn der Junge sich sicher war – dann hatte auch die Magie entschieden. Dann hatten sie alle kein Recht, sich einzumischen. Was für Sirius nicht leicht sein konnte. Er musste sich wohl von dem Sohn trennen, den er so liebte, zumindest bis auf einige Besuche. Er ahnte, dass Harry mit dem Gedanken spielte, den Rotschopf ins Ausland zu begleiten. Er hatte Broschüren für eine Ausbildung im Drachenhort entdeckt... „Harry, sag mal, weißt du schon, was du mal machen willst?“, fragte er den Jüngeren schließlich. „Du lernst wie ein Besessener, wenn du nicht gerade wieder mal für Stunden spurlos verschwindest.“ Harry wandte sich um. Aber auch nur, weil Charlie gerade das Unterrichtsgatter verlassen hatte und damit aus seinem Blickfeld verschwunden war. Der Ältere hatte ihm zu Weihnachten die Lederjacke geschenkt, mit der er so oft rum lief – und ihm Broschüren gegeben, die er Dad geben konnte. Und allein die Frage ließ ihn ahnen, dass ihm wohl zumindest einer auf die Schliche gekommen war. ‚Was mit magischen Tieren...’ „In dem Drachenhort, wo der Lehrer her kommt, den du von hier aus am liebsten mit den Augen ausziehen würdest?“ Schlagartig wurde Harry feuerrot, nickte allerdings. Er ahnte, dass Remus es so ähnlich wahrnehmen musste, wie Norbert, das hatte er ihm zumindest erklärt. „Du weißt, dass er älter ist, als du? Dass er...?“ ‚Das ist mir egal!’ „Das hatte ich befürchtet...,“ murmelte Remus nur, hob denn Harrys Kinn. „Hast du ihm das überhaupt schon mal erzählt?“ Da musste Harry den Kopf schütteln. Seit Weihnachten hatte er gar nicht mehr mit Charlie geredet. Ein paar Mal war er bis zu dessen Hütte, hatte sich aber dann in einem Anfall von aufkommender Panik in einen Drachen verwandelt und war zu Norbert geflüchtet, der inzwischen selbst ziemlich entnervt war, da er das hin und her Leid war. Der Drache versuchte immer wieder, ihn aus der Reserve zu locken, doch Harry fand bisher jedes Mal wieder einen Weg, sein Geheimnis zu bewahren. „Weißt du, wenn du nicht mit ihm redest, kannst du keine Antwort erwarten. Oder ist es das, was du fürchtest?“ Wieder nickte Harry nur. Er war schon früher nicht der beste Gesprächspartner gewesen, aber gerade jetzt machte er noch weiter dicht. „Harry, er hat dir seine Jacke überlassen. Und das ist nicht Irgendeine. Ich denke, du bist ihm alles, aber nicht egal. Auch wenn er sich schwer tun wird, immerhin bist du sein Schüler. Das denke ich, ist der Grund, warum er noch nichts gesagt hat. Rede mit ihm, Welpe. Sonst wirst du nie eine Antwort bekommen.“ Harry nickte, er wusste, dass er dabei war, vielleicht seine große Liebe weggehen zu lassen, doch er war nicht mutig, er war kein Löwe, er war kein Gryffindor. Er war ein Ravenclaw, der viele Probleme verdrängte, indem er begann, wie manisch etwas zu lernen. Kapitel 15: Das erste Wort -------------------------- Ron war stinksauer. Wieder mal war ein Hogsmeade Wochenende und nicht nur, dass er nicht ins Dorf durfte, er musste auch noch mit Snape Strafarbeit machen! Die Töpfe schrubben, ohne seinen Zauberstab! Aber er wusste, bald, bald war es geschafft. Es war Frühling und bald würde die zweite Aufgabe beginnen, drei Monate nach der Ersten. Dann war es nur noch kurz, bis auch die letzte Aufgabe beginnen würde und die würde diesen Loosern hier alles nehmen! Mit der konnte er seinen Aufstieg an die Spitze der Gesellschaft beginnen, die ihn bisher noch so ächtete! Oh, er würde denen schon zeigen, was die Stunde geschlagen hatte! In dem Moment, wo er als rechte Hand Dumbledores ausgerufen werden würde, würden die sich alle wünschen, ihm nie begegnet zu sein! Snape... oh, er würde Snape zwingen, sich selbst jedes einzelne seiner fettigen Haare auszureißen und dann... dann würde er dem Mann die hässliche Hakennase brechen, immer wieder, während er diesen auspeitschen würde! Er würde sich den Mann zu seinem persönlichen Sklaven und Stiefellecker machen! Er musste nur aufpassen, diesen nicht umzubringen. Dumbledore hatte nicht unrecht, wenn er sagte, dass es nun mal keinen besseren Tränkemeister gab und sicher keinen Anderen, der den Jungbrunnentrank erfolgreich würde brauen können... „Weasley,“ säuselte Severus, als er sah, wie der Rotschopf aufhörte, zu schrubben und mit einem unheimlichen Lächeln träumend durch die Gegend sah. „Sind Sie etwa schon mit Ihrer Arbeit fertig? Oder wollen Sie morgen weiterschrubben?“ Oh, er wusste, was der Junge dachte. Der Dummkopf dachte so laut, dass es noch nicht mal viel brauchte, um mitzuhören. Er hatte nun mal nicht so lang als Doppelspion überlebt, weil er Leuten vertraute. Aber hey, es war keine Paranoia, wenn sie wirklich hinter dir her waren! Er hatte auch lang gebraucht, bis er Remus vertraut hatte. Vor allem, da er Schwierigkeiten hatte, den Werwolf überhaupt zu lesen, da die Köpfe von Werwölfen anders waren, als die von Menschen. Und ja, er lauschte den Gedanken von Ron Weasley, etwas, das Remus wusste und nicht guthieß, aber so hatte er gehört, dass der Bengel offensichtlich irgendwie Kontakt zu Dumbledore hatte und der seine Machtpläne offensichtlich noch lang nicht aufgegeben hatte. Gerade das mit dem Jungbrunnentrank machte ihm Sorgen. Das Rezept dazu war beim Brand der Bibliothek in Alexandria zerstört worden. Allein die Vorstellung, dass der Alte da ran gekommen sein könnte, machte ihm panische Angst. Das war auch der Grund, warum er die Strafarbeiten dieses unmöglichen Jungen überwachte. Er bekam viel mit, wobei die Foltermethoden, die der Bengel sich ausdachte, immer unheimlicher wurden und allein der Gedanke, dass er vor dem und dem Alten auf Knien rumrutschen musste... nun, diese Idioten wussten nicht, dass das Erste, was er sich als Doppelspion angelernt hatte, ein Spruch war, den er stimmlos und ohne Stab sprechen konnte und der ihn selbst umbringen würde. Es war damals eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen, eine, die er heut noch genauso anwenden würde. Denn nie, niemals würde er vor einem Weasley auch nur ein Knie beugen! Gut, er würde sie akzeptieren, er war nicht blind, er sah ja, wie die Zwillinge Harry den Rücken freigehalten hatten und ihn verteidigten und er war nicht so blind, wie Black. Immerhin dachte dieser Trottel, er würde Harry eine innen ROT gefütterte Jacke mit einem BLAUEN Drachen darauf schenken! So ein Unsinn! Er würde nie, niemals im Leben etwas verschenken, das die Farben von Gryffindor trug, schon allein, weil Harry glücklicherweise nicht auch in diesem impertinenten Haus gelandet war! Ja, Harry, der von einem der Weasleys malträtiert wurde und den Anderen aus dem Weg ging, hatte für den Zweitältesten der Sippe eine ernst zu nehmende Schwäche, die dem Tränkemeister nicht so ganz geheuer war und auch, wenn Remus bis jetzt nichts gesagt hatte, Black am Allerwenigsten, wusste er, dass der es gemerkt hatte. Aber Niemand wollte dem Anderen sagen, dass Harry langsam erwachsen wurde. Aber dann verbannte Severus die Gedanken wieder, sah auf Ron, der wutkochend weiter machte, sich weitere Gemeinheiten ausdachte. Und Einige davon waren recht... phantasievoll. Der Bengel hätte zumindest eine Chance auf einen Schulabschluss würde er ein wenig von der kriminellen Energie umleiten. Aber das war vermutlich zu viel verlangt. Er seufzte, sah aus dem Fenster. Oh, er wusste, um was es in der neuen Aufgabe ging, die in einer Woche stattfinden würde und er wusste, Harry hatte es auch schon raus gefunden. Doch das würde vielleicht für den Jungen das Schlimmste werden. Denn Harry hatte, aufgrund eines frühen Kindheitserlebnisses immer noch, selbst jetzt, panische Angst vor Wasser und allein der Gedanke daran, in den See zu springen hatte den Jungen so panisch gemacht, dass er seit zwei Tagen nur noch mit Hilfe von Tränken überhaupt schlief. Und obwohl er sich nicht einmischen durfte, hatte er dem Jungen durch Dobby Gillyweed-Kraut zukommen lassen. Er wusste, Harrys Panik würde ihn blockieren, eine Lösung zu finden. Dieses Wochenende würde für sie alle die Hölle werden... Automatisch klinkte Severus sich aus den unreifen Gedanken von Ron aus, sah wieder auf die Aufgaben, die er korrigieren musste. Zu früh, wie sich herausstellen würde.... Oh, Ron würde seinen Rachezug beginnen, schon in dieser Woche, um genau zu sein. Er würde seinen ersten Opponenten kalt stellen! Bisher hatte er die in seiner Familie, die immer versucht hatten, ihn klein zu halten, nur still stellen wollen, doch nun war ihm der Kragen geplatzt! Charlie hatte es zu weit getrieben, so einfach war es! Dieser arrogante Schnösel hatte es gewagt, offen gegen ihn, gegen Familie, Stellung zu beziehen! Und zwar wegen einem wertlosen Behindi, der doch ohnehin nur im Weg stand und nichts zustande bekam, außer, mit seinen Glubschaugen dumm durch die Gegend zu gucken! Nun, sein Bruder... nein, das war kein Verwandter mehr! Dieser Mann, der sich erdreistet hatte, sein Leben hier zu zerstören und der ihm in den Rücken gefallen war, würde bezahlen – mit Allem, was er hatte. Mit seinem wertlosen Leben! Er hatte schon einen neuen Zauber vorbereitet und alles soweit fertig. Er musste morgen nur noch auf eine wirklich gute Gelegenheit warten. Dann konnte er seinen ersten Feind vernichten und da ihm ohnehin niemand einen solchen Zauber zutraute, würde er auch noch ungeschoren davonkommen, wie es sich nun mal gehörte! Nicht zu vergessen, dass der Zauber so gut wie nicht nachweisbar war... Zitternd sah Harry nach oben, zu Severus, er war nervlich am Ende, aus irgendeinem Grund war Dad nicht da. Eine angeblich schrecklich wichtige Sache im Ministerium, man hatte ihn von einer Elfe vor einigen Minuten erst holen lassen und nun musste er sich, das erste Mal seit der letzten Aufgabe, wieder den Augen der Schule und der Öffentlichkeit stellen, die da draußen warteten, wie Harypen. Und nicht nur das – er wusste, er würde ins Wasser gehen müssen. Wasser. Diese Angst... er erinnerte sich, seine Tante, sie hatte ihn unter Wasser getaucht, gemeint, sie wolle ihn ersäufen, wie sie es schon mit seiner Mutter hätte tun sollen. Es war eine der wenigen Erinnerungen, die er außer dem Schrank und den Prügeln noch von der Familie hatte, aus der Dad ihn befreit hatte. Er wusste, wie er keine Luft mehr bekommen hatte, die Panik in dem eisigen Wasser, dass über ihm zusammengeschlagen war, wie das Wasser durch Nase und Mund in seine Lungen gekommen war. Damals hatte ihn vermutlich nur ein Ausbruch von kindlicher Magie gerettet, die dafür gesorgt hatte, dass mehrere Kacheln gesprungen waren und seine Tante getroffen hatten. Wofür Vernon ihn fast erwürgt hatte – der Grund warum er nicht mehr sprechen konnte, denn seit damals hatte er es nicht mehr getan. Das war nur eine Woche vor seiner Rettung gewesen... Allein der Gedanke, gleich in den See springen zu müssen... krampfhaft umschloss er das Kraut mit der Hand, er war nicht dumm, er wusste, das war Onkel Sevs Art, ihm zu helfen, doch das änderte nichts daran, dass er ins Wasser musste! Selbst mit Norbert hatte er schreckliche Angst! Fast schon bettelnd sah er zu Severus auf, vor allem, als er die ersten Schüler aus der Ferne sah. Severus schob Harry bestimmt weiter. Auch, wenn er Harry wirklich helfen wollte, es half doch nichts. Der Kleine musste teilnehmen, egal, wie viel Angst er gerade vor dieser Aufgabe haben mochte. Er fand es schrecklich, dass man Black weggeholt hatte, der hätte dem Grünäugigen zumindest den Gang dahin erleichtern können. Denn schon jetzt begannen die ersten Buhrufe – zumindest bis die Schreier auf ein Mal begannen, zu kreischen und sich zu kratzen, wie Wahnsinnig, nun, er musste den Zwillingen doch noch was Gutes tun. Die grinsten Harry an, hoben ihre Daumen hoch. Und dann war er auf ein Mal neben ihm. Harry wäre fast vor Schreck durchgedreht, als Jemand seine Hand umfasste. Als er aufsah, sah er die langen, roten und zusammengebundenen Haare. Charlie?? Der Drachenzähmer schirmte ihn weiter von den Blicken und Rufen um ihn herum ab. „Lass dich nicht von denen fertig machen,“ bat Charlie. Er hatte einfach nicht weiter zusehen können, wie der Junge da mit gesenktem Kopf entlang schlich und sich, zu seiner Überraschung, an der Jacke festklammerte, die er dem Kleinen überlassen hatte. Harry hatte sie ihm wiedergeben wollen, sich aber so an ihr festgehalten, dass er sie ihm einfach nicht hatte wegnehmen können. Also hatte er sie dem Jüngeren gelassen. „Du schaffst das, lass dich von niemandem schlecht machen!“ Langsam nickte Harry, er ließ den Älteren erst los, als er allein, auch ohne Sev, auf die Plattform zu den Anderen gehen musste. Aber wenigstens hatten nicht alle ihn verlassen, Cedric und Viktor nahmen ihn in die Mitte, sahen die Anderen böse an, die die beleidigenden Anhänger wieder raus geholt hatten. Aber nichts machte den Blick auf das für ihn schwarz wirkende Wasser besser, dass da unten in unruhigen Wellen gegen die Pfosten der Tribünen schlug. Es war windig und kühl, eben ein Tag im frühen Frühjahr, gerade, dass das Eis geschmolzen zu sein schien. Dunkel, wie ein Abgrund. Einer, aus dem er nicht wieder hochkommen könnte. Die Ansprache der Veranstalter bekam Harry kaum mit, nur den Startschuss und wie die Anderen ins Wasser sprangen. Er wollte nicht, Kraut hin oder her. Erst ein Stoß in den Rücken, von dem er nicht wusste, wer es gewesen war, brachte ihn dazu, abzutauchen. Im ersten Moment wurde Harry regelrecht von seiner Panik überrollt, er wollte nur wieder hoch, obwohl er unter Wasser atmen konnte, doch dann wurde er noch weiter runter gezogen – von einer Art Meerjungfrau. Erschrocken begann er, sich zu wehren. Ohne zu denken, bis das Wesen durch das Wasser katapultiert wurde. Und dann sah er es – sein Dad! Dad hatte ihn nicht allein gelassen! Man hatte ihn... unter Wasser gebracht! Er lag da in einem Kristallsarg! Das... das konnte doch nicht sein! Nein, nein, das war falsch! Warum hatte man das getan?! Ohne nach rechts oder links zu sehen, schwamm er auf den Sarg zu, trommelte dagegen. Dass sein gesamter Körper regelrecht unter Strom zu stehen schien, merkte er nicht. Auch nicht, dass zwei der Wesen, die versuchten, sich ihm zu nähern, Schläge zu bekommen schienen. Dann, endlich, hatte er den Sarg durch, brachte seinen Dad wieder nach Oben. Wo der ihm abgenommen wurde. Hände griffen auch nach ihm, zogen ihn aus dem Wasser. Ein Handtuch legte sich um seine Schultern, doch er war nur auf seinen Dad fixiert, der in dem Moment aufwachte, sich irritiert umsah – und sich dann den Schiedsrichtern zuwandte und eine Schimpftirade losließ, während er seinen Sohn festhielt. Erst, als Harry die Arme des Anderen fühlte, wurde er wieder ruhiger. Das Geschrei ging über ihn hinweg, er war nur froh, wieder aus dem Wasser gekommen zu sein, in das er nie wieder rein wollte! Er sackte regelrecht in sich zusammen, Dad war ja da und hielt ihn. Doch da stockte er. Was...?! Er sah es, in der Luft blitzend, während der Himmel sich zuzog. Ein Zauber und der... hielt direkt auf Charlie zu. Abrupt riss er sich los, rannte, während das Handtuch flog, auf dem See landete, sich vollsog und am Ende in den dunklen Wellen versank. Er wollte Charlie sagen, dass er sich ducken musste, weg gehen sollte, aus dem Weg! Doch der schien nicht zu verstehen! Das würde er nie schaffen! Und in dem Moment kam es aus seiner Kehle. Es war, als würde ein Fremder sprechen und er würde es nur hören, doch er spürte, wie die Stimmbänder in seinem Hals vibrierten. „Neeeeeeeeeeeeeein!“ Er sah, wie alle ihn verdattert ansahen, er sich vor Charlie schmiss – und spürte, wie etwas seine Schulter durchschlug. Charlie hatte beobachtet, wie man Harry ins Wasser stieß, er hatte die Panik gesehen, schon als er den Jungen vor begleitet hatte. Der Grünäugige schien panische Angst vor Wasser zu haben. Das hatte er auch noch nie... doch dann stockten seine Gedanken. Doch, das hatte er gesehen! Erst vor ein paar Monaten! Grüne Augen, in denen Angst stand! Ein Wasserdrache, ein Miniwyvern, der noch nicht ausgewachsen gewesen war, der trotz Norbert nicht tiefer in den See gegangen war, als bis zum Bauch! Mit denselben Augen... Er starrte zu Snape, der gerade Harry aus dem Wasser half, während Lupin sich um Black kümmerte. Konnte... konnte das wirklich sein?! War... war Harry in der Lage, die Gestalt eines Drachen anzunehmen? War es das, was er übersehen hatte?! Es machte auf ein Mal alles irgendwie Sinn. Dass niemand den blauen Drachen je gesehen hatte, dass der immer hatte verschwinden können, bevor Charlie auch nur einen Ortungszauber hatte sprechen können und es erklärte, wie Norbert aus dem gesicherten Gehege hatte kommen können, warum Harry so gut mit einem so gefährlichen Tier umgehen konnte... Von dieser Erkenntnis getroffen starrte der Rotschopf auf den Jugendlichen, der gerade in ein Handtuch gewickelt, in den Armen seines Vaters hing, sichtlich mitgenommen, zitternd, aber wohl nicht wegen der Temperaturen. Und dann, auf ein Mal, riss der Junge sich los, gestikulierte wild mit den Händen. Etwas von umdrehen, ducken. Aber Charlie war zu schockiert von seiner Entdeckung, um darauf zu reagieren. Bis der Junge auf ein Mal schrie, hinter ihn trat – und noch lauter schrie. Er selbst spürte, wie etwas in sein Schulterblatt eindrang, drehte sich um – und bekam Harry gerade noch so zu Fassen. Aus dessen Schulter drang ein dichter Strom Blut. „Harry?“, fragte er verdattert, sah in die weit aufgerissenen Augen. „Harry was ist los?!” Er verdrängte seine frisch gemachte Entdeckung, hob den Jungen auf seine Arme. „Was war das?“ Es war das Schlimmste, was Harry je gespürt hatte, als dieser Zauber, der aussah, wie eine Wolfskralle, sich in seine Schulter bohrte. Es war, als würde Vernon wieder auf ihn einprügeln. Und schlimmer, es brannte, er spürte, wie seine Beine nachgaben, doch er fiel nicht auf den Boden. Er wurde gehalten. Von starken Armen, die er immer schon bewundert hatte. Danach ging alles ganz schnell. Er spürte, wie er hochgehoben wurde, die Landschaft begann, vor seinen Augen zu verschwimmen, das Letzte was er merkte, war, dass er auf eine weiche Unterlage gelegt wurde, er spürte eine Hand, die über die Seine fuhr, klammerte sich mit aller Macht daran fest... Sirius hörte mitten in seiner Schimpftirade auf, als sein Sohn, der bis eben in seinen Armen gelegen hatte, sich losriss, sah ihm hinterher, musste zusehen, wie der Zauber sich in dessen Schulter bohrte und der Junge dann auf ein Mal in sich zusammensackte. Was...? Wer war das gewesen? Oh, wenn er den in die Finger bekommen würde! Es würde Tote geben! Doch dann riss er sich zusammen. Erst mal musste Harry versorgt werden. Und.. hatte sein Sohn gerade was gesagt...? Oben auf einer Wolke: „Ist er nicht einfach süß?“, fragte Lily ihren Mann begeistert. „Und wie deine Mutter es über dich erzählt hat! Sein zweites, erstes Wort war, wie bei dir: Nein! Muss in der Familie liegen! Und ist er nicht putzig, so verliebt, wie er ist?“ James starrte seine Frau entsetzt an. „Dir ist schon klar, dass er dabei ist, einen Weasley in die Potterlinie zu bringen?! Das geht doch nicht! Das... das...! Er soll ein Mädchen heiraten, viele Kinder bekommen und die Potterlinie weiterführen!“ „Hast du schon wieder verdrängt, dass er jetzt Black heißt?“, fragte Lily trocken. „Und er ist jetzt vor allem ein Black, kein Potter mehr. Wenn er also eine Linie fortsetzen würde, dann wär es die von Sirius. Und jetzt sei still, ich will weiter schwärmen!" „Wo ist eigentlich eine Wand, wenn man sie mal braucht?“, murrte James nur, dem mal wieder klar wurde, was sein bester Freund damals eigentlich getan hatte. Und sein Kleiner war schon wieder verletzt, aber er wusste, Sirius würde die Verantwortlichen finden und selbst, wenn wohl ein Weasley in der Familie enden würde, ein Anderer würde am Ende froh sein, wenn er sein Essen noch durch einen Strohhalm zu sich würde nehmen können! „Und?“, fragte Sirius angespannt. Er saß schon seit Stunden an Harrys Bett in der Krankenstation, da Poppy ihn nicht raus lassen wollte, obwohl er unter dauernder Bewachung stünde. Einfach, weil die Gefahr zu groß war, dass die Wunden wieder aufbrechen und zu bluten beginnen könnten. Und Harry allein lassen kam nicht in Frage. Noch immer wurde ihm übel, wenn er an das Blut dachte, das mit einem Mal aus der Schulter seines Sohnes geschossen war. Remus schüttelte den Kopf. „Wir haben nicht rausfinden können, wer es war, wir haben eine Vermutung, aber das ist nicht genug, um einen Jugendlichen unter Veritas zu befragen.“ Er sah auf das bleiche Gesicht das Jungen, der nur knapp überlebt hatte. Aber er bemühte sich, leise zu sprechen. Charlie, der die Krankenstation auch nicht verlassen hatte, war im Sessel neben dem Bett eingeschlafen. Auch er trug einen straffen Verband um eine Schulter, doch es war nur eine kleinere Fleischwunde. Er konnte es nicht fassen, denn für ihn war die Sache eindeutig: Ron hatte versucht, den Bruder, der ihm widersprach, umzubringen. Und Harry war dazwischen gesprungen. Wenn das kein Beweis dafür war, wie ernst die Gefühle seines Welpen waren...? Sirius’ Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. Er blickte auf seinen Sohn, dessen Leben auf Messers Schneide gestanden hatte. Erst vor einer Stunde hatte Poppy den Rest Gift aus der Wunde ziehen können, so, dass die endlich begonnen hatte, sich wieder zu schließen. Wobei Harry in der Zeit fast verblutet wäre, trotz Druckverbänden, Zaubern und starken Tränken. Er war so unendlich sauer! Schon wieder war es gegen seinen Sohn gegangen. Nun, dieses Turnier hatte es auch mit den jetzigen Regeln das letzte Mal gegeben! Er hatte bereits eine Petition fertig, die sicher stellen würde, dass die Regeln entschärft werden würden, das Alter hoch gesetzt wurde und die Aufgaben nicht mehr so gefährlich gestellt werden konnten. Drachen! Drachen auf halbe Kinder hetzen! Das war unverantwortlich! Oder der Unsinn mit dem See und den Wassermännern, die sehr aggressiv waren, wenn es darum ging, ihr Revier zu verteidigen! Und dann noch bei Harrys Panik vor Wasser! Es war das Einzige, was der Junge nie wirklich überwunden hatte. Alles was über die Höhe seines Badewassers hinaus ging, war für Harry zu viel, nicht mal als Drache traute er sich weiter in die Fluten. Und niemand wusste, warum. Harry hatte es nicht mal ihm erzählen können, damals nicht, weil er sich nicht hatte ausdrücken können, später nicht, weil er es sich vielleicht... nicht traute, er wusste es nicht. Damals hatte es lange gebraucht, bis sein Sohn zumindest vor einer normalen Badewanne keine Angst mehr gehabt hatte. Doch das klappern der Tür ließ Sirius aufstehen. Auch Charlie zuckte, war wohl aber wegen der Tränke selbst zu müde, um aufzuwachen. „Lucius.“ Der Langhaarige nickte. „Mein hysterischer Sohn hat mich hierher beordert und geheult, dass Harry im Sterben liegt, kannst du mir das bitte erklären?“, fragte er Andere ruhig, blickte auf das Bett. Ja, der Junge sah nicht so toll aus, wenn er ehrlich war. „Und was macht ein Weasley hier?“ „Wir können es nicht beweisen, aber wir vermuten, dass der eine den anderen Bruder umbringen wollte. Was Harry geritten hat, dazwischen zu gehen, weiß ich nicht. Es war ein Zauber, die Wunden waren vergiftet, so, dass einfache Zauber nicht geholfen haben, die Blutungen zu stoppen. Er wäre wirklich fast verblutet. Besagter Weasley hat selbst kaum was abbekommen, aber Harry musste sogar mehrere Stunden in Stasis versetzt werden, damit er uns nicht unter den Händen wegstirbt,“ erklärte Sirius leise, nahm die Hand seines Sohnes und streichelte diese. „Erst vor etwa zwei Stunden hat sich sein Zustand stabilisiert und das auch nur, weil der Sprecher des Zaubers das Talent einer ausgenuckelten Milchflasche hat.“ Er blickte wieder zu Lucius: „Sag Draco, Harry kommt in einer Woche wieder aus dem Krankenflügel.“ „Eine... Woche?“, fragte Lucius entsetzt von allem, was er erfahren hatte. Vor allem, da er wusste, wie ungern Harry hier war und das Sirius immer einen Weg fand, den Kleinen bei sich zu behalten. „Es ist zu gefährlich ihn zu weit zu bewegen,“ gab der zurück, strich über die Wangen seines Sohnes. „Und vor in drei Tagen können wir nicht sicher sein, ob es gut ist, ihn aus ärztlicher Aufsicht zu lassen, selbst, wenn Severus und ich da sind. Nein, das ist ein Risiko, dass ich nicht auf mich nehmen werde. So einfach ist es.“ „Merlin,“ murmelte Lucius. „Aber was hat Weasley hier zu suchen?“ „Harry ist zwischen den Zauber und Weasley gegangen. Es ging doch tatsächlich ein Mal nicht gegen ihn.“ „Er ist..?“, Lucius sah zu Charlie, dann wieder zu dem Bett. Merlin, und er hatte gedacht, nur Gryffindors würden nicht nachdenken! Na ja, Harry hatte so seine ganz eigenen Tendenzen, was er auch sehr genau wusste. „Du musst morgen zu der Sitzung, “ merkte er an. „Sonst kann das Alles platzen und du hast so hart daran gearbeitet...“ „Aber ich...!“ „Sirius, es gibt hier genug Leute, die das Bett hüten können, sollte Harry so früh schon aufwachen. Es geht darum, dass kein Kind mehr wie er zur Teilnahme an diesem Mörderturnier gezwungen werden kann. Er würde wirklich wollen, dass du gehst. Du hast das Alles vorbereitet, wie sieht das denn aus, wenn du es dann bist, der nicht da ist? Die Politik erfordert Opfer. Aber ich bin mir sicher, dass Severus sich zu dem Jungen setzt und der Kleine mag ihn und Lupin doch. Außerdem – ich denke nicht, dass er so schnell aufwachen wird. Oder was hat Poppy gesagt?“ „Dass es... bis zu vier Tage dauern wird.“ „Also, ich erwarte dich morgen früh um acht im Ministerium. Wir machen eine letzte Besprechung, dann geht es um neun in den Rat.“ Sirius seufzte, nickte aber dann. Er wusste, es stimmte und er hatte sich krumm gelegt um diesen Idioten klar zu machen, dass auch die Ehre den Tod eines Kindes nicht wieder gutmachte, oder Geld. Nein, denn wer konnte sich wirklich an die Namen der alten Gewinner erinnern oder an die Teilnehmer, die ihren Mut und ihre Selbstüberschätzung nicht überlebt hatten? „Bis morgen,“ versprach er, sah dann wieder zu Harry, wohl wissend, dass Lucius den Weg hier kannte. „Auch eine Art, raus geschmissen zu werden,“ stellte Lucius fest, drückte Sirius die Schulter. „Wenn was ist, sag sofort bescheid,“ bat er, machte sich dann auf den Weg. Er hatte nur sehen wollen, was los war, so etwas vorzufinden hatte er nicht gedacht. Er hatte gedacht, dass Draco übertrieb und er war nicht begeistert, dass sein Sohn Recht behalten hatte. Sirius sah dem Anderen nach, bis auch Severus wieder da war und gerade erst in dem Moment fiel ihm etwas Anderes ein: „Sagt mal... war das eine Sinnestäuschung wegen Allem, was passiert war, oder hat... Harry gesprochen?“, fragte er. Severus blickte zu dem Bett, er hatte aus dem Quartier des Anderen frische Kleidung für Harry geholt, die er diesem nun anzauberte, denn die Krankenhauswäsche musste nun wirklich nicht sein. „Ja, er hat geschrien, wie es sich für einen Black gehört,“ gab er nur zurück. „Und sein erstes Wort war passenderweise nein, wenn ich so darüber nachdenke.“ Er lächelte etwas. „Black, mach dich ab, du musst wenigstens etwas schlafen, wenn du morgen vor dem Rat sprichst, ich bleibe über Nacht bei Harry, er wird ohnehin so bald nicht aufwachen...“ Also hatte Harry doch die Stimme wiedergefunden. Alles, was er selbst versucht hatte, schien sinnlos gewesen zu sein, hatte nicht geholfen, doch gestern... Irgendwas hatte etwas ausgelöst, dass die Stimmbänder wieder zum Schwingen gebracht hatten. Nun, das konnte Harry ihm sicher noch sagen. Wenn er wieder wach war. Er sah zu Severus, wusste, der Andere hatte Recht. Harry würde noch tagelang in einer Art künstlichem Koma liegen, bis die Wunden sich so weit geschlossen hatten, dass sie nicht wieder beginnen würden, stark zu bluten, da das neue Hautgewebe noch sehr instabil war und von den Schmerzen, die Harry wegen des Giftes haben würde, wäre er bei Bewusstsein, wollte er nicht mal anfangen. Es machte keinen Sinn, hier zu sitzen und sein Sohn wäre der Erste, der ihn raus prügeln würde. „Ich gehe,“ gab er nach. Er wusste, auch, wenn Severus noch immer so hart war, Harry hatte ihn schon weich gekocht, da hatte er nicht mal auf Zehenspitzen über die Tischkante gucken können. Bei dem Anderen war er sicher auch in guten Händen. „Bis morgen Nachmittag – und weck Weasley, der Kerl soll ins Bett, er hat morgen auch Unterricht.“ Kapitel 16: Rückendeckung ------------------------- Wütend starrte Albus auf seinen Zweiwegespiegel. Na großartig! Dummer Junge! Das kam davon, wenn man sich auf einen Weasley verließ! Da musste der idiotische Bengel durchticken und aus verletztem Stolz heraus versuchen, seinen Bruder umzubringen! Oh, im Grunde hatte er nichts gegen diesen Schachzug. Er hätte dasselbe getan, hätte sein Bruder den Fehler gemacht, sich ihm in den Weg zu stellen, doch nach dem Tod seiner Schwester und ihrer Eltern, die ihn in seinen Plänen hatten bremsen wollen, war er schlauer gewesen und hatte nichts gesagt – dafür hatte er Aberforth am Leben gelassen, ihm nur einen großen Teil seiner Magie genommen. Aber er hatte sich wenigstens nicht erwischen lassen! Beim Tod seiner Familie hatte er es geschafft, jeglichen Verdacht von sich zu weisen, ohne von den Auroren auch nur befragt worden zu sein! Es war nicht leicht gewesen, doch er hatte das geschafft! Doch Ronald? Der Dummkopf hatte sich zur Hauptzielscheibe gemacht! Zwar hatte er wenigstens einen Zauber benutzt, den er eigentlich nicht hätte kennen sollen und der nicht nachweisbar oder zurück verfolgbar war, doch er war der Hauptverdächtige in der Sache, stand nun unter scharfe Beobachtung – und zwar unter Beobachtung von niemand Anderem als Severus Snape, dem Mann, dem so schnell nichts entging. Er wusste, wenn der Hitzkopf auch nur einen einzigen, weiteren Fehler machen würde, würde der aus dem Rennen ausscheiden. Etwas, das Albus nicht passte! Der Junge war leicht lenkbar und weit schlauer, als die Meisten es ihm zutrauten. Er wäre ein so hilfreiches Werkzeug! Nun, er hatte dem Mittelsmann klare Anweisungen gegeben, wie zu verfahren war, um den Dummkopf aus Schwierigkeiten zu halten. Oh, es würde Strafen geben, immerhin hatte er sich die Mühe machen müssen, neue Pläne zu erarbeiten, die er wirklich gerade nicht brauchte, doch das war kein Grund, auf einen so guten und offensichtlich ambitionierten Bauern zu verzichten. Er wusste, der Junge war nicht dumm genug, zu denken, dass er mal regieren konnte, doch er wusste, dass er, unter seiner, unter Albus’ Anweisung, sicher einen hohen Posten haben konnte. Einen, der ihm seine Rache ermöglichen würde. Nach der Strafe, die so leicht auch nicht ausfallen würde. Ruhig lehnte Albus sich zurück. Bald, die Zeit arbeitete für ihn, bald würde er Potter ausgeschaltet haben! Den größten Fehler in seiner Laufbahn! Es wäre doch so einfach gewesen, das dumme Kind umzubringen! Niemand hätte eine Frage gestellt! Aber nein, in genau dem Moment hatten die Auroren ein Mal pünktlich sein müssen und Black hatte das Blage damals ausgerechnet Hagrid anvertraut, der ja noch nicht mal eine verdammte Spinne zertreten konnte! Oh, er hätte keinerlei Bedenken gehabt, das Kind umzubringen, von dem er gewusst hatte, dass es nur Ärger bringen würde, doch wie gesagt, Black war ihm dazwischen gesprungen! Es war nicht so, dass er sich nicht gerächt hatte, denn nichts Anderes war es gewesen, als eine gut geplante und umgesetzte Racheaktion, den Anderen hinter Gitter zu bringen, doch dummerweise hatte ein verfluchter Werwolf ihm in die Parade fahren müssen! Und mit Blacks Freilassung waren all seine herrlichen, so lang ausgetüftelten Pläne den Bach runter gegangen! Aber gut, in einigen Wochen würde sich alles wieder in die richtige Richtung bewegen und er konnte sich rächen! An Black und Lupin und Snape! Wobei er bei Letzterem vorsichtig sein musste, er brauchte weiterhin einen fähigen Tränkemeister. Aber man konnte auch im Keller nach einigen crucios noch brauen. Er würde Potter zwingen, zuzusehen, wie er die Anderen zu Tode folterte und den Bengel – nun, der war stumm, es war sicher unterhaltsam, einen Stummen beim Schreien zu beobachten, nicht zu vergessen, dass der Bengel ja recht schmal und klein war, so konnte man ihn halten. Mit wenig Nahrung, gerade genug, um nicht zu sterben, würde er sicher lang jung aussehen – und er stand tierisch auf Frischfleisch! Nicht zu vergessen – es würde ihn stark machen! Eine Jungfrau, dazu noch eine Männliche! Ja, er würde es mehr als nur genießen! Zumindest für eine Weile und dann... wollte auch Weasley sich noch austoben. Das würde Potter, der bis dahin schon gründlich gebrochen sein würde, nicht überleben. Dann, wenn sie Beide gelangweilt waren, würden sie ihn noch auf irgendeine tierisch entwürdigende Weise umbringen, einfach, weil er im Weg war und störte! Allein diese Gedanken hielten sein altes Herz herrlich warm, stellte Albus fest. Ja, die Vorstellung allein war schon der halbe Spaß. Und der Rest war eine Belohnung für all seine Mühen und die Arbeit, die er immer in alles steckte, was er besaß und für die er vor nichts zurückschreckte. Er hatte früh gelernt, dass ein gut ausgeführter Mord nicht nachweisbar war und dass man mit Allem durchkam, wenn man nur einen auf freundlich machte. Die Menschen glaubten einfach alles, ja, es stimmte, es waren, zu neunzig Prozent, Herdentiere. Und das konnte man herrlich für sich nutzen!! Gerade, wenn man Jemanden wie Ron hatte, einigermaßen ansehnlich, absolut gehorsam und leicht steuerbar... „Ich kann nicht...!“ „Ich aber auch nicht,“ erinnerte Severus ungehalten. „Ich muss den verdammten Trank machen, falls dir das entfallen sein sollte! Wenn du ihn machst, vergiften wir ihn, nachdem wir ihn endlich einigermaßen gesund bekommen haben! Oder willst du ihm erklären: Sorry, dass dir Alles weh tut und du grausige Narben hast, aber ich konnte nicht bleiben, damit Severus Tränke zubereiten konnte?!“ Remus seufzte etwas, sah auf das Bett. Es waren eineinhalb Wochen vergangen, vor zwei Tagen hatte Poppy den Jungen aus dem künstlichen Koma geholt und nun zeigte er die ersten Zeichen, dass er doch bald erwachen könnte. Ihn nun allein zu lassen stand außer Frage, aber Black war natürlich mal wieder im Ministerium, wegen der letzten Sitzung bezüglich der neuen Turnierbestimmungen, was auch Lucius ausschloss, da der dabei war. Aber Remus hatte Unterricht und war im Moment furchtbar anstrengend, weil es Vollmond war und er selbst... musste dringend einige Tränke brauen, deren Inhalt zur Neige gegangen war, schneller, als das hätte passieren dürfen. „Ich kann hier bleiben.“ Erschrocken fuhren beide Männer herum, überrascht, wer da rein gekommen war, unbemerkt und unerwartet, denn seit dem Tag, als Harry hierher gekommen war, hatte der sich nicht mehr sehen lassen. Charles Weasley. Der irgendwie übernächtigt und fertig wirkte, aber auch ziemlich entschlossen. Charlie hatte lange nachgedacht. Er war verletzt, war auch die ersten beiden Tage nicht zur Arbeit gegangen. Doch er hatte die Zeit auch gebraucht, immer noch schockiert von seiner Entdeckung, dass der Drache, der ihn dazu getrieben hatte, seinen jetzigen Beruf zu erlernen, eigentlich ein Mensch war. Ein Junge außerdem. Einer, den er viel zu süß fand, was für beide nicht gut war. Doch dann hatte er, zu seinem Entsetzen, begonnen, Norbert von alledem zu erzählen. Und der Drache hatte ihn immer wieder geschubst, genickt, als er gefragt hatte, ob er zu dem Jungen gehen sollte, der ihm ja das Leben gerettet hatte. Etwas, das sie von nun an immer verbinden würde, denn im Grunde stand er in der Schuld des Jugendlichen. Und war noch in ihn verschossen. Eine ungute Kombination. Besonders, da er sich sicher war, dass Harry nicht abgeneigt sein konnte. Denn man rettete Niemandem das Leben, den man nicht mochte oder der einem einfach nur gleichgültig war. Und Merlin, was sprach eigentlich dagegen?! Er würde nicht lange Harrys Lehrer sein, wenn er es überhaupt noch war, denn eine Lebensschuld bei einem Schüler wurde als kompliziert angesehen, weswegen Harry wieder in Hagrids Gruppe kommen würde – wenn der überhaupt noch mal in den normalen Unterricht gehen würde. Es gab keine Gesetze gegen eine Beziehung! Nur Vorurteile! Also hatte er beschlossen, Harry doch noch mal zu besuchen, mit dem Jungen zu reden. Denn im Grunde war es nicht fair dem Jüngeren gegenüber, ihn nicht mehr zu sehen, nur, weil er Angst vor sich selbst hatte. Am Eingang des separaten Krankenzimmers hatte er dann das hier mitbekommen. Dass sie darum stritten, wer nun bei dem Jungen bleiben musste. Und im Grunde... es war seine Gelegenheit, etwas mit Harry allein zu sein, statt unter den Augen der Anderen neben dem Jungen zu sitzen, so keine Gelegenheit zu bekommen, wirklich mit ihm zu reden. Severus und Remus tauschten Blicke. Sie hatten schon über diese Situation geredet, sahen sich nun an und blickten wieder zu dem Mann, für den Harry so in die Bresche gesprungen war, dass er seit Wochen hier lag. „Weasley,“ stellte Severus schließlich tonlos fest. Er wusste, der Rotschopf meinte es ehrlich, er würde die letzte Woche Zeit einfach gebraucht haben, um sich mit dieser neuen, ungewohnten Situation abzufinden. Denn eine Lebensschuld war nie eine einfache Sache, vor Allem, wenn man in Denjenigen verliebt war. „Hier bleiben?“, hakte Severus nach. „Ihnen ist klar, dass er vermutlich aufwachen wird?“ „Was muss ich beachten?“, fragte Charlie nur, trat zum Bett und sah auf Harry, der schon ein wenig.... schlecht aussah, immer noch. Bleich und mit angespanntem Gesicht. „Wenn er aufwacht, darf er sich nicht zu stark bewegen, was er aber tun wird, wenn er sieht, wo er ist. Er hasst die Krankenstation. Und er wird Schmerzen haben, da steht ein Schmerztrank, er wird es besser machen, aber er wird mehr brauchen. Halt ihn ruhig und lass Poppy machen. Und sag ihm, dass wir so schnell wie möglich wieder hier sein werden, “ wies Severus knapp und einfach an. Er blickte auf die Uhr. „Ich muss los, Remus, du auch, wir sehen uns später.“ Charlie nickte, er wartete, bis die anderen Beiden weg waren, trat erst dann zu dem Bett, er wollte seine Ruhe, sich auf den Jungen konzentrieren können. Lange sah er einfach nur auf das gespenstig bleiche Gesicht. Er verstand noch immer nicht, warum Harry zwischen ihn und den Zauber gesprungen war. War ihm nicht klar gewesen, dass er dann verletzt sein würde? Stark? Und Harry war fast nackt gewesen, ohne jeglichen Schutz! Langsam streckte Charlie seine Hand aus, strich über die Haut, die sich erstaunlich weich anfühlte. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, das Gefühl von Schuppen vermutlich, doch das war es natürlich nicht. Harry war, trotz seiner Animagusform, ein Mensch. Ein Süßer. Nach kurzem Überlegen setzte Charlie sich auf die Matratze statt auf den Stuhl. Er wusste, es war abnormal, doch er wollte dem Jungen so nah wie möglich sein. Der Kleine hatte ihn so sehr fasziniert, wie es noch nie irgendwer geschafft hatte. Kein Drache, kein Mensch, kein Gegenstand. Etwas, das er nie, niemals verlieren wollte, auch, wenn vielleicht ein langer und unangenehmer Weg vor ihm liegen könnte. Er würde warten müssen, immerhin würde Harry dieses Jahr trotz Allem erst fünfzehn wurde, doch nicht darin sah er das Hauptproblem, sondern er wusste nicht, ob Harrys Vater sonderlich begeistert sein würde... Charlie wusste nicht, wie lang er den Jungen einfach nur ansah, immer mal wieder über dessen Haut strich, als der Jüngere auf ein Mal begann, unruhiger zu werden und sich zu bewegen – heftig. „Ruhig, ganz ruhig,“ murmelte der Rotschopf. „Es ist alles in Ordnung, beweg dich nicht so viel, du verletzt dich nur selbst.“ Er hielt den Grünäugigen an der heilen Schulter nach unten. Charlie! Was war mit Charlie? Das war der erste Gedanke, der zu Harry durchdrang, zusammen mit den ekligen Schmerzen, die durch seinen Körper jagten. Aber... wenn es ihm weh tat, dann... hatte er es geschafft? Er wollte sich aufrichten, doch sofort würde er wieder zurückgedrückt mit spielerischer Leichtigkeit. Irritiert wollte er sich heftiger wehren, er hasste es, wenn Jemand ihn festhielt! Mühsam öffnete er die Augen – und stockte. Das war nicht Dad! Das... das war... oh Merlin! Das war... Charlie! „Charlie?“, flüsterte Harry, erschrocken, als er seine eigene Stimme hörte. Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Sicher nicht, dass tatsächlich etwas zu hören war, doch da kam was aus seiner Kehle! Es war nicht die Stimme, die er noch verschwommen in Erinnerung hatte, piepsig, fast wie die eines Mädchens. Sie war ein ganzes Stück tiefer. Nicht so, wie Dracos oder gar die von Dad und Onkel Sev, aber man konnte wohl erkennen, dass es eine männliche war. „Du... du... bist nicht verletzt?“, setzte er hinterher, überrascht, dass die Stimme wirklich blieb. Vielleicht einfach ein Traum? Überrascht sah Charlie auf. Ja sicher, er hatte sich eingebildet, den Jungen sprechen zu hören, hatte sich ja darum zu diesem umgewandt, doch er hatte nicht erwartet, dass wirklich etwas da gewesen war! Und er musste leise lachen. Zwar klang Harrys Stimme etwas rau, doch sie war irgendwie so, wie er sie sich vorgestellt hatte. Nicht so tief, aber auch nicht kindlich hoch. Ein erstes Zeichen, dass der Grünäugige erwachsen wurde. „Ich bin in Ordnung,“ gab er daher leise zurück. „Seit wann kannst du sprechen?“, fragte er überrascht. „Ich... weiß nicht,“ flüsterte Harry, sah den Anderen an – und stockte. „Du... es hat dich doch erwischt...“ Charlie zog seine Augenbraue zusammen, sah zu der Schulter und lächelte etwas. Die Spitze des Pflasters war am Ausschnitt des Pullovers zu sehen. „Glaub mir, ich hab kaum was abbekommen, du bist derjenige, der in der Krankenstation liegt. Ich hatte nur leichte Fleischwunden.“ Er lockerte seinen Griff. „Ich hole die Schwester, damit...“ „Nein! Nein, bitte nicht!“, verlangte Harry sofort. Nicht im Leben! Wenn Jemand ihn untersuchte, dann nur Onkel Sev! Es ging ihm gut! „Harry, du warst mehr als eine Woche nicht ansprechbar,“ gab Charlie ruhig zurück. „Sie muss dich untersuchen.“ „Ich will nicht,“ flüsterte Harry, wobei seine Hände dieselben Worte formten, wie sein Mund. Er mochte es nicht, wenn man an ihm rumstocherte, egal, wie weh ihm etwas tat. Vor Allem dann, wenn sein Dad nicht da war... „Es muss sein,“ bestärkte Charlie ruhig. „Das sind Anweisungen von Snape und ich hänge an meinem Leben, also werd ich mich daran halten.“ Er lächelte aufmunternd. „Aber ich bleib bei dir, bis der Drache mit dir durch ist.“ Und so lang du willst, fügte er in Gedanken hinzu. „Ich sehe doch, dass du Schmerzen hast, das muss nun wirklich nicht sein.“ Och neee, er wollte nicht! Er wollte es wirklich nicht! Doch er wusste, er hatte keine Chance, denn in dem Moment rauschte schon die gefürchtete Krankenschwester an. Automatisch drückte er sich tiefer in die Kissen. „Ich will nicht!“ Mit großen Augen sah Poppy auf ihren auf ein Mal wieder sprechenden Patienten, doch sie hatte sich nur zu schnell wieder gefangen. „Nun, junger Mann, das ist mir so ziemlich egal!“, erklärte sie nur. „Ich habe dich wieder auf die Beine zu bekommen! Also los, dann wollen wir mal!“ Bettelnd sah Harry zu dem Rotschopf, doch der lächelte nur etwas, half Poppy, ihn vorsichtig aufzurichten. „Keine Sorge, ich bin da und verteidige dich, wenn der böse Poppydrache zu zudringlich wird,“ grinste er. Oh, er fand das Gefühl herrlich, als der zugegeben etwas leichte Körper sich so vertrauensvoll gegen ihn lehnte. Doch dann, als die Schwester den Verband aufmachte, empfand er schlagartig nur noch Hass. Darunter befanden sich immer noch schlimm aussehende Wunden, na ja, eher die entsprechenden Narben, aber auch die sahen nicht wirklich stabil aus, im Gegenteil, es wirkte, als können die Wundern jederzeit wieder aufbrechen. Sie sahen gar nicht gut aus. Was wohl auch Poppy so sah, denn das Stirnrunzeln kannte Charlie noch aus der Zeit, in der er selbst Quiddich gespielt hatte. Oder aus dem Drachenreservat von dem Heiler, der dort beschäftigt war. Harry wandte seinen Blick ab, er konnte zwar Blut sehen, doch wollen tat er das nicht wirklich, er war froh, dass wenigstens Charlie da war. Sicher hatte Dad zum Ministerium gemusst, sonst wäre der nie gegangen. Aber ganz ehrlich – er hatte auch gegen den Ersatz wirklich nichts. Im Gegenteil, es war ein kleiner Traum. Oft hatte er sich gewünscht, sich in den Armen des Älteren verkriechen zu können. Wenn nicht jetzt – wann dann? Allerdings zuckte er heftig zusammen, als der stechende Schmerz ihn durchzuckte. Er schaffte es nicht mal, seinen Schmerzenslaut zu unterdrücken, ohnehin nicht gewohnt, dass man ihn hören konnte. „Schh,“ murmelte Charlie, hielt Harry etwas fester, während er zusah, wie Poppy, ohnehin so vorsichtig, wie sie nur konnte, eine Creme auf der Wunde verteilte. „Es tut weh, aber es ist nötig.“ Er war erleichtert, als ein neuer Verband angelegt wurde. „Ich glaub, das ist vorbei,“ stellte er dann fest, half Harry, das Schlafoberteil wieder zu schließen. „Darf er aus dem Bett?“, fragte er dann. Poppy hob eine Augenbraue. Die Wunde war nicht wirklich so weit weiter verheilt, wie sie es gehofft hatte, doch zumindest war sie nicht aufgeplatzt. „Das hier wird eine unschöne Sache werden,“ erklärte die Krankenschwester. „Ich will nicht, dass du rumläufst, junger Mann! Nicht, bevor die Wunde sich noch ein ganzes Stück weiter geschlossen hat! Ich erlaube nur kurze Ausflüge ins Bad!“ „Ich... will aber nicht hier bleiben...“ „Das wirst du noch eine Weile müssen,“ gab Poppy zurück. „Ein, zwei Tage, danach kann ich dich vielleicht in Severus’ Hände entlassen. Merlin, bist du kompliziert, wenn du widersprechen kannst,“ stellte sie mit einem Lächeln fest. „Und jetzt wird sicher Charlie sich um dich kümmern. Gleich ist Quiddich zu Ende, ich muss wieder in den Hauptraum.“ Charlie nickte, er verstand, was das heißen sollte. Also wartete er, bis Poppy weg war. „Willst du ins Bad?“, fragte er. „Oder erst essen?“ Harry sah auf, als der Schmerz langsam nachließ. „Ich... muss mal,“ nuschelte er, immer noch automatisch gestikulierend. „Gut,“ nickte Charlie, hob Harry auf die Arme und brachte ihn bis zu dem kleinen Klo, das zum Zimmer gehörte. Erst da stellte er den Jüngeren vorsichtig auf die Beine und schon das schien diesen ziemlich anzustrengen. „Ich warte hier,“ erklärte er. „Wenn Irgendwas ist, wenn dir schwindlig werden sollte, sag sofort Bescheid. Ich werde hier warten und in der Zeit den Hauselfen sagen, sie sollen dir eine Suppe bringen.“ Harry nickte. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich zum Klo traute, sich da setzte. Er war so verwirrt. Auf ein Mal konnte er wieder reden und als er aufgewacht war, war ausgerechnet Charlie bei ihm gewesen, der trotz seines Einsatzes doch was abbekommen haben musste. Dabei hatte er sich so bemüht, um den Anderen zu schützen! Als Harry fertig war und seine Hände gewaschen hatte, tapste er wieder aus dem Bad und obwohl er wusste, dass er in der Krankenstation war, war er dankbar, dass er wieder ins Bett konnte, denn jeder einzelne Schritt schien in der Wunde wieder zu hallen und weh zu tun. Er wollte sich gar nicht mehr als nötig bewegen! Umso erleichterter war er, als er auf ein Mal hochgehoben wurde. Er sah auf, lächelte etwas, als er Charlie sah, der ihn zum Bett zurückbrachte, ihn aufrecht setzte und einen Tisch auf seine Beine stellte, darauf eine Suppe, etwas Brot und eine Tasse – mit Tee... „Du solltest was essen,“ erklärte Charlie, strich über Harrys Haare und beobachtete, den Anderen. Er war nicht blind, er hatte gesehen, wie der Junge zuckte und versuchte, sich möglichst nicht zu bewegen. Er beobachtete, wie der Junge etwas von der Suppe löffelte, dann aber wohl aufgab. Erst dann gab er ihm die Tränke, dann sah er ihn an. Da Harry seine Hände nicht benutzen musste, konnte er zumindest fragen: „Warum hast du das getan?“, verlangte er zu wissen. „Warum bist du vor mich gesprungen? Du hättest tot sein können!“ Harry sah den Anderen an. Wie bitte hätte er sonst handeln sollen?! „Aber... wenn ich nichts getan hätte, dann... dann wärest du aber doch tot gewesen, “ flüsterte er, klammerte sich, ohne es zu merken, an Charlies Hand. Zumindest mit seiner Hand, die an seinem gesunden Arm war. „...“, Charlie seufzte etwas. Ja, es stimmte. Einfache Sache. Er strich durch die etwas wirren Haare. „Mach das bitte nicht noch mal,“ bat er einfach. „Du bist so schwer verletzt und da ist immer noch die dritte Aufgabe von dem Turnier...“ Harry zuckte nur die Schultern. „Du... du warst wichtiger,“ gab er leise, aber entschieden zurück, schloss die Augen. Er traute sich einfach nicht zu sagen, was wirklich war. „Harry, warum hast du mir nicht gesagt, dass du der Drache warst?“, fragte er dann. „Ich hab Norbert sogar unterstellt, dass du sein Gefährte bist.“ Das war etwas, das Charlie wirklich wissen wollte. „Ich... ich.... Dad und die Anderen haben gesagt, dass ich es Niemandem sagen darf, weil man mich dann einschließen und Experimente mit mir machen würde,“ gab er zurück. Das war ja nicht direkt eine Lüge. Aber...w er hatte dem Rotschopf bitteschön die Wahrheit gesagt?! Er sicher nicht! „Ah,“ nickte Charlie. Das erklärte tatsächlich Einiges. Es stimmte. Einem Menschen sollte es nicht möglich sein, sich in einen Drachen zu wandeln. Noch etwas, das an seinen Harry besonders machte... sein Harry! Hatte er gerade sein Harry gedacht? Hatte er! Er lächelte etwas, strich über die Haare des Jüngeren, da dem das offensichtlich gefiel. „Du bist mir schon Einer,“ gab er leise zurück. „Und du magst es, gekrault zu werden.“ „Nur... von Dad und dir,“ gab Harry leise und müde zu. „So, so. Nur dein Dad und ich...?“ Er lächelte, strich leicht über Harrys Wange. „Nur dein Dad und ich also... und... du hast geschrien, als etwas auf mich zukam... du hast deine Stimme gefunden, weil du mich unbedingt warnen wolltest, war es nicht so?“ Harry nickte nur an der Brust des Älteren. Er fühlte sich angenehm erschöpft und hatte nicht den Willen und den Nerv, groß über das nachzudenken, was er da gerade tat oder sagte. Einer der Tränke begann wohl gerade zu wirken. „Hab... dich doch so lieb,“ nuschelte er nur. Bis es ihm heiß den Rücken runter lief. Nein! Das hatte er jetzt nicht gesagt! Oder...? Oh Merlin, er würde jetzt sicher gleich allein in diesem Bett liegen... Überrascht sah Charlie auf den Jüngeren, der seinen Kopf an dessen Hemd vergraben hatte. Er spürte, wie sein Herz zu pochen begann. Er lächelte einfach, strich langsam über Harrys Haare. „Dann ist es ja gut, dass ich dich auch mag,“ gab er leise zurück, hielt den Grünäugigen, bis der eingeschlafen war, legte ihn dann vorsichtig in die Kissen, deckte den Jungen zu. Er beobachtete Harry, beugte sich vor, küsste diesen auf den Mund. Nur kurz aber immerhin. Das hatte einfach sein müssen! „Hrhrm!“ Erschrocken blickte Charlie auf – und sah in das amüsiert wirkende Gesicht des Tränkemeisters, der ihn eindeutig erwischt hatte und ihn wohl schon seit einer Weile beobachtete. Aber da er immer noch lebte, konnte es so schlimm wohl nicht sein. Noch. „Er... ist aufgewacht...“ „Das habe ich mitbekommen,“ gab Severus trocken zurück, in seiner Hand einige Phiolen, mit denen er nun zu dem Tisch neben dem Bett trat, um sie abzustellen. „Seit... wann sind Sie da?“, fragte Charlie vorsichtig. „Seit er mit dem Essen fertig ist,“ gab Severus zurück, grinste etwas, als er das Gesicht des Rotschopfes sah. Er hatte erst eingreifen wollen, doch Harry hatte so friedlich gewirkt und glücklich wie schon lange nicht mehr in diesem verdammten Schuljahr. Wie gesagt, er hatte ja schon festgestellt, dass die Beiden sich wirklich lieben mussten, immerhin war Harry ohne zu zögern vor den Anderen gesprungen und enttäuscht gewesen, dass Charlie doch verletzt war. „Und... Sie sind so ruhig..?“, fragte Charlie vorsichtig. Severus verdrehte die Augen. „Merlin,“ murmelte er. „Warum halten uns immer alle für blind? Ich bin nicht Black, ich weiß, wie er dir hinterher geguckt hat! Und du ihm, um es genau zu sagen.“ Er lächelte dünn, sah zu Harry, der sich im Schlaf an den Rücken des Älteren gekuschelt hatte. „Man schmeißt sich auch nicht für Jeden vor einen tödlichen Zauber, falls dir das was sagt.“ „Und... Sie sind nicht sauer?“, fragte Charlie überrascht. „Was würde es mir bringen?“, konterte Severus mit gehobener Augenbraue. „Das hier ist allein Harrys Entscheidung und ich mag sie nicht toll finden, aber ich habe nicht das Recht, mich einzumischen. Für dich hat er zu sprechen begonnen, ich würde mal sagen, dass das etwas ist, was für sich spricht und du bist nicht der schlechteste Weasley, den er erwischen konnte,“ fügte Severus hinzu. „Aber wie gesagt, solltest du ihm weh tun... wirst du dir wünschen, dass dieser Zauber dich allein getroffen hätte. Denn ich bin nicht so moderat, wenn es darum geht, jemanden umzubringen.“ „Danke,“ gab Charlie gerührt zurück. Er wusste, dass das für Snape schon ein sehr, sehr großes Zugeständnis war und immerhin hatte er seinen Kopf noch immer auf den Schultern. Was er nicht erwartet hätte. Gut zu wissen, dass sie ein wenig Rückendeckung haben würden. Denn dass es bei Black so leicht werden würde, das hielt er dann doch für ein Gerücht. Er musste mal mit den Zwillingen reden... Severus zuckte mit den Schultern, sah zu Harry, der friedlich schlief. „Und behalt deinen verdammten Bruder im Auge! Ich will nicht mal, dass der in die Nähe von dem Jungen kommt, ohne, dass noch Jemand dabei ist!“ „Sicher nicht,“ gab Charlie hart zurück. Auch er war sich sicher, wer ihn da so angegriffen hatte, auch, wenn er es nicht beweisen konnte. Doch das hieß nicht, dass er dem Idioten trauen musste! Ganz im Gegenteil! „Dann ist ja gut,“ gab Severus zurück. „Du musst langsam wieder in deine Quartiere zurück.“ „Ich... will ihn nicht allein lassen, er...“ „Ich werde hier bleiben, außerdem ist Black auf dem Weg hierher und morgen ist auch noch ein Tag!“, gab Severus scharf zurück. „Das hier muss nicht eher auffallen, als unbedingt nötig! Noch mehr Öl muss man nun wirklich nicht ins Feuer kippen! Sollen sie Harry auch noch Lehrerflittchen hinterher rufen, wenn er das nächste Mal raus muss?“ „Oh,“ murmelte Charlie. Daran hatte er gar nicht gedacht. Er strich über Harrys Gesicht, lächelte etwas, als der versuchte, sich enger an ihn zu kuscheln. „Ich bin morgen wieder da,“ versprach er leise, küsste den Jüngeren, dieses Mal aber nur auf die Stirn, und ging langsam zum Ausgang. Dort wandte er sich noch mal um, sah, wie Snape sich setzte. Ja, er wollte Harry so bald wie möglich wieder in die Arme schließen... Fred und George grinsten. Sie hatten das alles beobachtet, heimlich und mit einer magischen Kamera, die sie ihrem älteren Bruder hinterher geschickt hatten. Immerhin machten sie sich, seit dem Angriff, wirklich Sorgen. Und auch sie ahnten, wer es gewesen auch. „Isser nicht putzig, unser Bruder?“, grinste Fred. „Och, ich finde, unser neuer Bruder ist viel, viel süßer! Diese riesigen Augen! Einfach zum Auffressen süß! Und er kann ja doch sprechen! Dabei haben wir uns so viel Mühe gemacht, ein paar Handzeichen zu lernen!“ Fred lachte etwas, wurde dann aber wieder ernst. „Wir müssen zusehen, dass Harry wirklich sicher ist,“ sprach er. „Dieses Jahr zumindest noch, wenn Charlie nicht da ist. „Meinst du nicht, es achten genug Leute auf ihn?“ „Und was hat es das letzte Mal gebracht? JE mehr, umso besser, Brüderlein!“ „Was genau hast du vor?“, fragte George. Der um fünf Minuten ältere Zwilling holte grinsend etwas aus seiner Tasche. Es waren einige Kettenanhänger, nichts Besonderes, nur ein paar Silberdrachen in verschiedenen Posen. Doch man spürte sofort, dass Zauber auf ihnen lagen. „Notfallportschlüssel zum Einen,“ erklärte er seinem Bruder. „Und natürlich ein Zauber, der einen Überwachungszauber aktivieren kann. So, dass wir Beide immer im Auge behalten können.“ „Du bist mir einer..:“ Fred grinste nur etwas, gab seinem Bruder einen Nasenstüber. „Einer von uns muss doch die guten Ideen haben!“ „Na warte...!“ Kapitel 17: Fester Freund ------------------------- Als Harry das nächste Mal aufwachte, hörte er in einiger Entfernung leise Stimmen – und es war nicht die von Charlie. Was ihn unendlich enttäuschte. Denn er spürte, dass der Andere nicht da war, er roch es sogar, er hatte eine feinere Nase, als die Meisten. Laut Remus wegen seiner Animagusgestalt. Nachdem Sirius das Verwandeln das erste Mal geschafft hatte, hatte der auch wochenlang mit den neuen Gerüchen zu kämpfen gehabt. Unwillig kuschelte Harry sich in die Kissen, wohl wissend, dass er bald auf sich aufmerksam machen musste, denn die Schmerzen in seiner Schulter wurden immer schlimmer – und ins Bad musste er auch wirklich, wirklich dringend. Außerdem wollte er hier raus! Er wollte wieder in sein eigenes Bett! Er hasste die Krankenstation! „Dad?“, murmelte er, wobei er immer noch den Eindruck hatte, dass ein Anderer redete... Abrupt wandte Sirius sich um, als er das raue, dünne Stimmchen hörte, lief direkt zum Bett, wobei er aber durch einen letzten Blick klar machte, dass dieses Gespräch nur aufgeschoben, nicht aufgehoben war! Er hatte mit Severus gesprochen, warum man überhaupt Jemanden zu Harry gelassen hatte. Dazu noch Weasley! Doch man hatte ihm auch immer wieder gesagt, dass das der Mann war, für den sein Sohn sein Leben riskiert hatte. Gefallen musste es ihm trotzdem nicht – ganz und gar nicht. „Harry, Schatz!“, strahlte der Ältere, setzte sich ans Bett seines Sohnes, so glücklich, dieses Wort endlich von seinem Jungen zu hören. Das Wort, das er sich so oft gewünscht hatte. Nun hatte er es gehört. Er strich durch Harrys Haare. „Ich bin froh, dass du wieder wach bist,“ fügte er an. „Ich hab mir schreckliche Sorgen gemacht. Ich wäre so gern bei dir gewesen, als du aufgewacht bist, aber...“ „Nicht... schlimm,“ nuschelte Harry nur. „Du... hattest bestimmt einen wichtigen Termin.“ Er versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen, alles tat ihm wieder weh – und Charlie war nicht da... Sirius seufzte leise. „Manchmal bist du für dein Alter entschieden zu einsichtig,“ gab er leise zurück, sah dann in das Gesicht des Jungen. „Du hast Schmerzen... Ich rufe Poppy.“ „Ich.. muss ins Bad,“ ging Harry dazwischen. Bitte... und ich... ich will wieder in mein Zimmer, ich will nicht hier bleiben. Bitte?“ Nun musste Sirius doch lachen. Na, wenigstens in etwas war Harry wie jedes andere Kind – er wollte seinen Kopf durchsetzen! „Ich bring dich ins Bad,“ nickte er sofort. „Was das mit dem Zimmer angeht – ich rede mit Poppy, aber deine Wunde gefällt ihr noch gar nicht und du musst im Bett bleiben, du...“ „Das mach ich auch im Zimmer,“ versprach Harry, trotz seines Kopfwehs. „Bitte, ich hasse es hier!“ „Oh, Harry,“ murmelte Sirius leise, zog dem Jungen die Decke weg, hob ihn hoch und brachte ihn ins Bad. Er sah, wie Harry gefährlich schwankte. Er wartete, bis sein Sohn wieder raus kam, brachte ihn sofort zurück ins Bett, wo Poppy schon wartete. Die Schwester öffnete den Verband, stellte wieder frustriert fest, dass die Wunde wieder etwas geblutet hatte, aber sie eiterte nicht mehr, als am Vortag. Es würde besser werden – langsam. Sie versorgte und verband die Wunde neu, gab Harry einige Tränke, deren Einnahme dazu führte, dass er sich etwas entspannte. „Kann Harry unter Aufsicht wieder in sein eigenes Zimmer?“, fragte Sirius schließlich. Er wollte den Jungen bei sich haben. „Da ist er auch gut versorgt.“ Poppy runzelte die Stirn, musterte den bettelnden Jungen, der sie groß ansah. „Von mir aus,“ seufzte sie. „Aber er muss sich ruhig verhalten, sonst schließt die Wunde sich nie! Und sie muss regelmäßig versorgt werden.“ „Das versteht sich von selbst,“ lächelte Sirius, hob Harry auf seine Arme. „Dann ab mit uns.“ Erleichtert sah Harry sich um, nachdem er wieder in seinem eigenen Bett lag, das bequemer und einladender war, in dem Zimmer, das ihn nicht mit sterilem weiß empfing. Und ganz ehrlich – es ging ihm ohnehin so mies, dass er von sich aus nicht aus dem Bett gehen würde – noch. Denn auch, wenn der Schmerz fürs Erste weg war, ihm war klar, dass sie auch bald wieder da sein würden. Er kuschelte sich in seine vertrauten Kissen. Das war viel besser. Fehlte eigentlich nur.... Na ja, er würde sehen, ob Charlie kommen würde, wenn er wusste, dass Harry nicht mehr auf der Krankenstation war. Sirius sah, wie Harry sich erschöpft wieder in die Kissen kuschelte. Er verstand die Ablehnung des Jungen gegen die Krankenstation voll und ganz. „Du solltest das essen, bevor du wieder schläfst,“ erklärte er, strich über die Haut seines Sohnes. „Ein paar Brote, Müsli, Joghurt?“ „Kein Hunger,“ murmelte Harry, doch er wusste, er würde nicht drum rum kommen. Und siehe da, in dem Moment, wo er aufrecht saß, tauchte ein großes Tablett mit Köstlichkeiten auf, das zu ihm geschoben wurde. „Du musst was essen.“ „Dad...“ „Hm?“, fragte Sirius, der es genoss, sich mit seinem Sohn unterhalten zu können. Es war herrlich, dass der Junge nicht mehr stumm war! „Ich... kann... kann... Charlie wieder mal zu Besuch kommen?“, fragte Harry vorsichtig, nachdem er mit dem Essen fertig war. Ein halbes Brötchen und einige Löffel Müsli hatte er zu sich genommen und das war schon verboten anstrengend gewesen. Sirius runzelte die Stirn. „Du nennst deinen Lehrer beim Vornamen?“, fragte er vorsichtig. Was ging denn hier vor? Hatte er irgendwas Entscheidendes verpasst? Das konnte er sich eigentlich nicht wirklich vorstellen! Harry wurde ein wenig rot, nickte aber dann. „Er... hat gesagt, dass ich das darf,“ nuschelte er, sah seinen Dad an. „Er... ist wirklich nett. Er... er hat gemeint, ich könnte Drachenzähmer oder so was werden.“ Sirius schluckte, er wollte nicht darüber nachdenken, dass sein Kleiner erwachsen werden könnte. Er hing wahnsinnig an seinem Sohn, aber er würde ihm auch nie im Weg stehen. Und was sprach schon gegen eine harmlose Freundschaft mit einem älteren Lehrer? Harry hatte sich schon immer besser mit Leuten verstanden, die älter waren, als er selbst. Weil er seinem Alter nun mal um Einiges voraus war. Vielleicht brauchte er einfach Ältere. „Von mir aus kann er kommen,“ gab Sirius daher nach. „Dann bist du beschäftigt, während du hier rumliegst,“ er grinste etwas, stupste Harrys Nase an. „Aber jetzt musst du was essen, dann deine Tränke nehmen. Danach lass ich dich wieder schlafen...“ Erst, als sein Sohn wieder schlief, sah er auf, merkte, wie sowohl Remus, als auch Severus wohl versuchten, sich das laute Lachen zu verkneifen. „Ihr hättet mir aber auch sagen können, dass er sich mit Weasley befreundet hat!“ „Befreundet...“, wiederholte Severus trocken, doch er hielt sich zurück. So konnte man sich die Sache auch schön reden. Oh, dem Besten stand noch ein richtiges Erwachen bevor! Nun ja, das würde sich auch noch ändern. Spätestens, wenn Sirius die Beiden beim Zungensport überraschen würde, etwas, das mit Sicherheit geschehen würde. Das war unvermeidlich, da war sogar er sich sicher. „Ja, so kann man es ändern,“ meiner der Tränkemeister nur trocken. „Heißt das, ich lasse ihn zu Harry, wenn du im Ministerium bist?“ „Wenn der Junge es unbedingt will...“ Remus und Severus tauschten nur einen Blick. Es war eindeutig, dass Sirius absolut keine Ahnung hatte, zu was er da gerade so bereitwillig zugestimmt hatte. Sie verließen den Raum, wo der Werwolf ganz offen lachte. „Man, Sirius kann so blind sein!“ „Er ist ein Black,“ stellte Severus trocken fest. „Die brauchen immer etwas länger. Und jetzt entschuldige mich, ich habe zu tun, wir sehen uns später wieder.“ Erst zwei Tage später schaffte Charlie es, wieder zu Harry zu gehen, er hatte den Jüngeren eher besuchen wollen, doch da Black die gesamte Zeit bei seinem Sohn gewesen war, hatte er nicht stören wollen – und ganz ehrlich, er hatte auch Angst gehabt, dass der zu schnell mitbekommen würde, dass er abartig genug war, ein halbes Kind zu lieben, dazu noch den Sohn von einem der beiden mächtigsten Politiker des Landes, der nun einen regelrechten Skandal losgetreten hatte – mit der Abschaffung des trimagischen Turniers, dass nach diesem Jahr, so wie es bisher gewesen war, zu existieren aufhören würde. Es würde zwar weiterhin etwas Ähnliches geben, doch sollte das nicht mal mehr halb so gefährlich sein. Er fand es gut, aber er wusste, viele dachten anders, selbst, wenn sie schon ein Kind an diesen Wahnsinn verloren hatte. Zauberer taten sich manchmal lächerlich schwer, Veränderungen zu akzeptieren. Gestern hatte er Norbert von Harrys Aufwachen erzählt, davon, dass der Junge gesagt hatte, dass er ihn wirklich gern haben würde. Dass er sich sicher lächerliche Hoffnungen machte und er hätte schwören können, dass das große Tier an der Stelle tatsächlich die Augen verdreht hatte. Also, Norbert war in einigen Dingen beängstigend menschlich. Doch das war Charlie egal. Es tat gut, zu reden und sei es eben nur mit einem Drachen, denn ob er das seinen Brüdern erzählen wollte, wusste er wirklich nicht. Fred und George waren anders als Ron und Ginny, aber das könnte dann doch Alles überspannen... Vor Allem...er wollte nichts sagen, solang er sich nicht sicher war, was Harry wirklich meinte. In dem Alter... wer wusste, ob der Junge nicht einfach nur einen netteren, älteren Mann in ihm sah? Er sah zur Tür, klopfte leicht und war überrascht, wie schnell ihm geöffnet wurde – von Lupin. „Ah, gut,“ nickte der erleichtert. „Ich muss weg, aber Harry sollte demnächst aufwachen. Er muss seine Tränke nehmen und was essen, auch, wenn er nicht will, außerdem muss die Wunde eingecremt werden, auch, wenn es ihm höllisch weh tun wird. Bekommst du das hin? Sonst musst du Poppy...“ „Das bekomme ich schon hin,“ gab Charlie zurück, überrascht, wie eilig der Werwolf es wohl zu haben schien. „Ich hab mehrere jüngere Geschwister, die versorgt werden mussten, wir mussten immer mithelfen und im Reservat muss man auch reagieren, manchmal reicht die Zeit nicht, um den Heiler zu rufen. Keine Sorge, ich werde das schon hin bekommen.“ Und er würde es mehr als gern tun, denn immerhin gab ihm das eine Ausrede, Harry zu berühren... lächelnd ging er in die Wohnung, während der Andere raus ging. „Ich kümmere mich schon um ihn, keine Sorge.“ „Davon gehe ich aus,“ gab Remus zurück, ging um die Ecke und wartete, bis die Tür sich schloss, bevor er grinsend an der Ecke stehen blieb. Er hatte es nicht wirklich eilig, doch er hatte Charlie freie Bahn geben wollen. Er wusste, Harry würde bald aufwachen und die Beiden hatten Einiges zu klären. Immerhin hatten sie wohl Einiges zu klären und auch etwas Zeit dazu, da Sirius mal wieder im Ministerium war. Denn sein Job machte sich nun mal nicht von selbst. Er war wenig überrascht, als kurz danach Severus zu ihm stieß. „Du hast ihn also rein gelassen und wartest, was passiert?“, fragte er durchaus amüsiert. „Ja,“ gab der Werwolf zurück, der einfach nur froh war, dass das in seinen Augen unnatürliche Klammern des Jungen an seinen Vater langsam aufhörte. Dass er sich dafür an einen Andern klammerte, konnte er schon wieder tolerieren. Sein innerer Wolf war schon seltsam. „Auf das Ergebnis bin ich gespannt,“ murmelte Severus nur. Der wusste, was Remus dachte, doch er selbst.... erste Liebschaften in dem Alter waren wirklich mehr als normal, doch das, was Harry da tat, war weit mehr und er musste sagen, er hielt den Jungen dafür doch für sehr jung... Leise trat Charlie in die Wohnung, nachdem er die Schuhe abgestellt hatte. Sie war edel und geschmackvoll eingerichtet, wie er feststellte und es wirkte nicht so kalt, wie er befürchtet hatte, eher schön heimelig, auch wenn es nur für ein Jahr war, wie er wusste. Man hatte Black erlaubt, die Dauer des Turniers bei seinem Sohn zu bleiben. Danach würde der vermutlich mit Harry die Kurve kratzen und schon der Gedanke daran, den Jungen dann nicht mehr so leicht sehen zu können, sorgte dafür, dass sich mal wieder was in ihm zusammenzog. Die Tür zu einem der Schlafzimmer stand offen und offensichtlich war es das, in das er auch wollte, schon von der Tür aus sah er den dunklen Schopf, trat ein und setzte sich ans Bett. Harry hatte sich zusammengerollt, so, dass er nicht auf der kaputten Schulter lag, er hatte sich tief in die Decken vergraben, am Bett stand ein abgekuschelt aussehender Teddy, ein Eisbär der Farbe nach und daneben hatte es sich ein roter Kater bequem gemacht, der ihn gerade aufmerksam ansah. Nun, dass Harry tierlieb war, hatte er ja schon mitbekommen. Er packte das wenig begeisterte Tier, setzte es zurück auf den Boden. „Na los, jag ne Maus,“ forderte er den Kater auf, kraulte ihn noch mal kurz und setzte sich auf das Bett zu dem Jüngeren, der nur für ihn die Stimme wiedergefunden hatte... Er strich über die helle Haut, beobachtete, wie Harry sich auf den Rücken drehte, wohl versuchte, sich ganz rum zu rollen, doch das unterband er doch lieber. Nicht, dass die Wunden wieder aufbrechen würden. Er lächelte, selbst komisch aufgeregt, als er sah, wie die Augenlider zu flattern anfingen. „Morgen,“ sprach er leise, beobachtete, wie die grünen Augen sichtbar wurden und sich praktisch sofort auf ihn richteten. Etwas war anders als die letzten Tage, das merkte Harry augenblicklich. Es war nicht wie die letzten paar Male aufwachen. Es war... schöner. Finger strichen über seine Wange und es waren nicht die von Dad oder Sev und Remus der ihn ohnehin nicht mehr streichelte, seit er elf war. Es war was ganz Anderes. Etwas, dass er seit Tagen vermisste... „Charlie?“, flüsterte er dösig. Seine Stimme klang nicht mehr ganz so rau, wie am Anfang, nur vollkommen verschlafen. War der Andere wirklich wieder mal da? Hatte der ihn nicht vergessen, nach dem Pflichtbesuch auf der Krankenstation? „Ja,“ lächelte der Rotschopf, strich weiter über die hellen Wangen, die ihn faszinierten. Diese weiche Haut... er könnte Stunden damit verbringen, ihn zu streicheln. Er wollte gar nicht mehr damit aufhören! Es war als wäre er selbst wieder Schüler hier und bei einem heimlichen Stelldichein! Gerade, dass er nicht feuerrot wurde, wenn er den Angebeteten küssten konnte und... Merlin, ging seine Phantasie gerade mit ihm durch... „Wie geht es dir heute?“, fragte er freundlich während er dem Jüngeren vorsichtig half, sich aufzusetzen. „Geht so,“ gab Harry leise zurück. „Das... sprechen wird leichter.“ Noch immer tendierte er dazu, mehr mit den Händen zu reden, als mit dem Mund, einfach, weil er es nicht gewohnt war, so toll es auch war, auf ein Mal reden zu können, es war eine Umstellung, an die er sich erst gewöhnen musste. Charlie nickte verständnisvoll. „Dass du deine Stimme wieder hast, ist eine Umstellung,“ bekräftigte er. „Aber es ist nicht die Schlechteste,“ er grinste etwas, dann aber wurde er ernst. „Ich muss mir die Wunde ansehen. Dein Dad ist wohl schon weg und Lupin... musste auch was erledigen. Oder... soll ich Poppy holen? Ist dir das lieber?“ „Du... würdest das machen?“, fragte Harry erstaunt. War das nur falsche Dankbarkeit...? Nein, so sah es eigentlich nicht aus. Der Rotschopf lachte, strich seine langen Haare zurück. „Ich bin Drachenzähmer, wir haben alle einen Heilerkurs absolvieren müssen! Schon allein, weil manchmal einfach keine Zeit bleibt, einen zu rufen. Keine Sorge, ich hab schon ganz andere Sachen wieder flicken müssen, “ er zog seinen Ärmel hoch, zeigte die leichten Spuren der Verbrennung, die ihm geblieben waren. „Das ist nur eine Erinnerung daran, dass man brütende Drachenweibchen besser nicht herausfordert,“ fügte er an. „Das... sieht nicht so toll aus,“ gab Harry leise zurück. „Das... hat sicher weh getan.“ „Ich habe meine Lehre daraus gezogen,“ gab Charlie nur schulterzuckend zurück. „Es gibt keinen guten Drachenzähmer ohne Narben.“ Er lächelte. „Soll ich mir deine Wunden ansehen?“ „Wenn... du es machen willst,“ nuschelte Harry. „Sicher,“ nickte Charlie, holte all die Sachen zusammen. „Das ist wirklich kein Problem.“ Er half Harry aus dem Oberteil heraus, löste den Verband langsam. „Sag, wenn es zu weh tut, ich bin dann nicht beleidigt und wie gesagt, ich kann auch jederzeit Poppy holen, wenn es zu schlimm wird.“ Er blickte auf die Wunde und wieder kam diese tödliche Wut auf seinen Bruder in ihm auf. Sie sah besser aus, sie schloss sich langsam, aber sie war noch weit davon entfernt, verheilt zu sein Er träufelte vorsichtig etwas von dem Trank auf einen der Wattebällchen, begann, über die Wunde zu fahren. Er hasste es zu sehen, wie der Jüngere zuckte, doch er konnte ihm das nicht abnehmen. Was ihn so irritierte war eben nur, wie still Harry hielt, bis der neue Verband saß. „Wow, ich wäre nicht so ruhig geblieben.“ Der Grünäugige, der sich die gesamte Zeit auf die Lippe gebissen hatte, lächelte etwas. „Ich...halte Einiges aus...“ „Ich merke es,“ gab Charlie beeindruckt zurück, half Harry wieder in das Oberteil und strich leicht über dessen Handrücken. „Ich wäre nicht so stark, glaube ich.“ „Es ist... reine Willenssache,“ gab Harry zurück, lehnte sich an den Rotschopf und genoss die Arme, die sich um ihn legten. „Wird... deine Freundin nicht eifersüchtig, wenn du so lang nicht da bist? Oder dein Freund? Ich... Entschuldigung, das geht mich nichts an,“ fuhr er sich selbst hastig ins Wort. Überrascht sah Charlie auf den Jüngeren, der sich an ihn gekuschelt hatte, sichtlich nicht willens, gerade ans Essen zu denken. Sieh einer an! Hieß das etwa, dass Harry sich Gedanken um ihn gemacht hatte? Merlin, wie süß! Wenn er das Norbert erzählen würde! Oha, mit ihm stimmte aber auch was wirklich nicht, wenn er einen Drachen brauchte, um solche Sachen zu teilen... „Ich bin Single,“ gab er durchaus amüsiert zurück. „Und ich steh mehr auf Kerle, als auf Mädchen, nichts für ungut, ich hab lieber was Handfestes und was, wo ich nicht erst rumrätseln muss, warum sie nun schon wieder beleidigt ist...“ „Oh...,“ stellte Harry fest- „Das.. hätt ich gar nicht geglaubt,“ gab er zu. „Und warum nicht?“, fragte Charlie amüsiert. „Du... du... du bist doch so...,“ er wurde rot. „Ich... kann mir nicht vorstellen, dass Jemand wie du... nicht in... festen Händen ist...“ Das brachte den Rotschopf nur dazu, noch mehr zu grinsen. „Du hast dir Gedanken um mich gemacht?“, fragte er, strich über Harrys Wange. Er konnte einfach nicht mehr anders, er musste den Jungen berühren. Der Grünäugige war zu süß um wahr zu sein. Harry wurde schlagartig noch röter. Merlin! Nun wusste er, dass der Ältere wirklich auf Männer stand! Aber da schien das Problem zu liegen… Männer. Er war kein Mann, er wusste, er galt so gut wie überall einfach nur als Kind. Dabei fühlte er sich oft richtig alt, hatte das Gefühl, dass selbst Sirius sich jünger vorkam, als er selbst. Er lehnte sich in die Berührung, sah dann auf. „Warum... warum bist du hier? Du... du schuldest mir nichts...“ Oh, er wusste von der Lebensschuld, doch man konnte die auch einfach abgeben und er wollte nicht, dass das am Ende der Grund war, warum der Langhaarige hier saß. „Du.. hast sicher was Besseres zu tun.“ Charlie hob eine Augenbraue. Da hatte Jemand wohl nicht mitbekommen, was er da wohl getan hatte. Doch dann verstand er. Das war Harrys unbeholfene Art, eigentlich was ganz Anderes zu sagen. Er hob dessen Kopf, lächelte. „Ich werd dir immer was schuldig sein,“ meinte er nur leise, strich durch die dunklen Haare. „Und dein Dad wird mich umbringen,“ fügte er an. „Warum?“, fragte Harry verwirrt. „Dad is wirklich lieb! Er tut nur manchmal so, als wär er es nicht, das muss er in seinem Job nun mal machen.“ „Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich kastrieren möchte, wenn er weiß, was ich am liebsten mit dir tun würde,“ gab Charlie trocken zurück. Oh, es sah so süß aus, als Harry ihn so verständnislos ansah, nicht wissend, was so schlimm sein könnte, dass sein Vater ihm etwas antun könnte... Er hob Harrys Kinn. „Einige würden mich als Kindesverführer oder noch als viel Schlimmeres bezeichnen, ist dir das klar?“ Sekundenlang strahlten Harrys Augen bei der Aussage auf, er sah den Älteren an, bevor dessen Lippen sich auf die Seinen legten. Und schlagartig fühlte er sich wie im Himmel. Oh, er hatte schon Mädchen geküsst. Das war gar nicht ausgeblieben, denn Viele fanden ihn durchaus lohnenswert. Schon, weil sein Dad so mächtig war. Wie es eben bei Draco auch war und der Blonde hatte gesagt, dass man das durchaus auch mal ausnutzen konnte. Also hatte er sich von einem der Mädchen küssen lassen. Es war feucht gewesen... und irgendwie... ihm hatte es gar nicht gefallen. Er verstand damals nicht, warum Dad und Mary die ganze Zeit knutschen mussten. Nun, er hatte es nicht verstanden – bis jetzt. Denn diese Lippen... sie waren nicht ganz so weich wie die eines Mädchens, sie waren... bestimmender und doch irgendwie sanft, als sie sich auf Seine legten und in dem Moment wo sie sich wirklich berührten, war es, als habe er in eine Steckdose gefasst. Alles kribbelte und es war, als habe er einen ganzen Schwarm Schmetterlinge verschluckt. So gern hätte er seine Arme um den Hals des Anderen geschlungen, doch den einen konnte er, auch dank des Verbandes, kaum bewegen. Klammerte er sich eben nur mit der Anderen fest... Als Charlie merkte, wie der Jüngere reagierte, zog er Harry näher an sich, hielt ihn, während er den Kuss vertiefte. Oh ja, er kam sich gerade wirklich vor, wie ein Kinderräuber, doch er konnte nichts dagegen tun! Es war ein so starkes Gefühl, dass auch er noch nicht gehabt hatte und er hatte schon so Einiges in seinem Bett gehabt! Er hatte etwas gefunden, von dem er bisher nur gehört, es aber noch nie gespürt. Und er wusste, er hatte etwas gefunden, dass unendlich kostbar war und das er um alles in der Welt behalten wollte. Er würde kämpfen, er würde um Harry kämpfen, mit allem, was er zur Verfügung hatte! Niemand sollte es wagen, ihm seinen Schatz wieder zu nehmen! Als sie sich wieder trennen mussten, lehnte Harry sich wieder an die breite Brust des Älteren, schloss mit verträumtem Ausdruck die Augen. Das war einfach nur der Hammer gewesen. Kurz blickte er auf, lächelte etwas. „Ich liebe dich,“ flüsterte er, sprach es automatisch mit den Händen mit. „Ja,“ gab Charlie zurück. „Ich dich auch, wesentlich mehr, als ich sollte,“ fügte er an. Er lächelte etwas, strich weiter über die Haut des Jüngeren, hielt ihn so, dass die Wunde nicht belastet wurde. „Du solltest was essen,“ bat er leise. „Du brauchst es... du hast tagelang nichts gehabt, als du bewusstlos warst, ich will nicht, dass du noch kränker wirst..“ Unwillig sah Harry auf, in Charlies Gesicht. Der Andere sah ihn ernst an. Also gab er nach. „Ich.. hab aber nicht wirklich Hunger...“ „Du musst nicht viel essen, aber etwas. Das ist auch nicht gut für dich, wenn du die Tränke nehmen musst und nichts im Magen hast, das solltest du doch auch wissen. Ich will nicht, dass du hier vor dich hin liegst, ich will dich lieber mit zu Norbert nehmen, ich habe den Eindruck, dass er sich wirklich Sorgen um dich macht und dich vermisst.“ Harry kicherte etwas. „Du hast gedacht, dass er und ich...!“ Charlie verpasste Harry einen spielerischen Nasenstüber. „Na ja, das war doch der logischste Schluss! So, wie Norbert sich dir gegenüber verhalten hat! Was hätte ich denn denken sollen? Ich wusste nicht mal, dass ein Mensch so eine Animagusform haben kann!“, verteidigte er sich, stellte dann aber das Tablett mit dem Frühstück auf Harrys Beine. „Und jetzt iss was. Bitte..:“ Seufzend begann Harry zu essen, nicht viel, aber immerhin doch wesentlich mehr als die letzten Tage, wo er kaum mehr gehabt hatte, als etwas Suppe und Nährtränke. Dann sah er sich wieder um, lächelte Charlie erwartungsvoll an, begeistert, dass es klappte und er tatsächlich einen Belohnungskuss kassieren konnte. „Ich will auch bald wieder zu Norbert, “ gab er dann leise zu. „Ich mag nicht nur im Bett liegen...“ „Das ist gut,“ lächelte Charlie. „Das ist auch gar nicht gesund...“ Er küsste Harry leicht, sah zum Fenster. „Hast du schon überlegt, ob du im Reservat lernen willst?“, fragte er schließlich. Er würde Alles tun, um Harry mitnehmen zu können. Ihn wegbringen zu können von den Leuten, die den Nerv hatten, ihn auszubuhen und anzuschreien. Obwohl Harry nichts getan hatte. So sicher wie er sich war, dass sein Bruder ihn hatte umbringen wollen, so sicher war er sich inzwischen, dass Ron es auch geschafft hatte, den Namen des Jüngeren in den Kelch zu bekommen, wie auch immer das hatte geschehen können. Aber manchmal war der Andere eben doch unerwartet schlau, wenn es darum ging, zu erreichen, was er wollte. Verträumt kuschelte Harry sich zurecht, ignorierte das Pochen in seiner Schulter. „Ich... würd es gern machen,“ gab er zu. „Dad... will nicht, dass ich weggehe, das weiß ich, aber... ich gehöre hier doch nicht hin... Er... er kann nicht weg, er ist wichtig für England. Und er ist nicht allein, aber ich... ich mag nicht mal raus gehen. Immer... werde ich angestarrt. Als Kind... ein Mal war ich mit Dad in seinem Büro, das... das war kurz nachdem ich dich das erste Mal gesehen hab, im Baum, “ er grinste, als er die Überraschung in den Augen des Anderen sah. Doch dann wurde er auch genauso schnell wieder ernst. „Alle sind gekommen, nur um mich anstarren zu können, als wäre ich ein... ein Tier. Das will ich nicht, ich will... irgendwo hin, wo Niemand mich kennt und wo ich mit Tieren arbeiten kann, die ich verstehe.. Und... ich könnte bei dir bleiben,“ gab er leise zu. Das war ja schon vorher ausschlaggebend gewesen. Charlie lächelte: „Das würde mir auch gefallen,“ gab er zurück. In seinem Kopf spielte sich sogar schon sein eigener kleiner Märchenfilm ab. Er könnte mit seinem Chef reden, dass Harry mit in seine Hütte ziehen konnte, wenn Mister Black nichts dagegen hatte, wenn sie bis dahin zumindest verlobt sein würden. Dann hatten sie praktisch schon gewonnen. Er würde seinen kleinen Drachen immer bei sich haben. Wer hätte wohl gedacht, dass seine Leidenschaft einmal so weit gehen würde, dass er sich einen Drachen als Freund und vielleicht sogar als Ehemann anlachen würde? Nun, einige seiner Geschwister würden es ihm zutrauen, aber das. Und dass Harry sich so offensichtlich an ihre erste Begegnung erinnerte... hatte er also doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und in Rumänien im Reservat konnte Harry er selbst sein. Der Junge hatte Recht, hier würde er nicht glücklich werden, er musste immer in den Schatten seiner eigenen Vergangenheit kämpfen ohne eine Chance, sie besiegen zu können. In Rumänien dagegen war er ein Unbekannter, dem man begegnen würde, wie jedem Anderen auch. Mit Neugier und einer gewissen Zurückhaltung, die sich irgendwann in Respekt verwandeln würde. Mit verträumtem Lächeln schloss Harry die Augen. Das war ein toller Traum, doch leider trennte ihn noch eine wahnsinnige Aufgabe des Turniers davon – und die Tatsache, dass er wirklich nicht wusste, wie Dad reagieren konnte, denn manchmal hatte er Angst, dass der ihn nicht gehen lassen wollte. Der Andere hing so an ihm. Er ja auch an seinem Vater, aber er wusste, sie mussten sich irgendwann mal trennen. Er hatte es vielleicht immer geahnt, war darum so anhänglich gewesen. Aber die Aussicht darauf, irgendwo hin gehen zu können, wo man ihn nicht kannte, war für ihn das Beste überhaupt. Und Charlie... bei dem Anderen fühlte er sich so sicher, wie sonst nur bei Dad. Er wusste, der Andere würde immer auf ihn achten. Es war noch immer wie ein Traum, dass der ihn tatsächlich zu lieben schien, sich nicht an seinem Alter störte und ihn ernst nahm. „Du bist müde,“ stellte Charlie leise fest. „Du solltest etwas schlafen. Umso schneller bist du hoffentlich wieder auf den Beinen und wenn es dir morgen etwas besser geht, nehme ich dich mit zu Norbert – solang du versprichst, nichts Dummes zu tun.“ Strahlend nickte Harry. „Und... du bleibst?“, fragte er. „Auf jeden Fall bis du eingeschlafen bist und bis dein Dad wieder da ist und ich verspreche, ich bin morgen wieder da, du kannst dich drauf verlassen.“ „Danke,“ lächelte der Grünäugige, wehrte sich dieses Mal nicht gegen seine schweren Augen. Er schlief schnell ein, umgeben von den herrlich sicheren, starken Armen, die ihn schützend umschlossen... Charlie dagegen beobachtete den Jüngeren. Seinen... festen Freund. Ein seltsamer Gedanke und so ganz wohl war ihm trotz Allem nicht bei dem Gedanken, dass Harry so alt war, wie sein jüngster Bruder. Doch Nichts konnte über diese starken Gefühle hinweg täuschen, die durch seine Adern röhrten, jetzt vielleicht sogar noch stärker, als noch vor einigen Tagen. Er konnte gar nicht aufhören, über Harrys Seite oder seine Haare zu streichen und im Grunde wollte er den Jungen gar nicht mehr allein lassen. Er wollte ihn hochheben und einfach mitnehmen. Ihn vor Allem schützen. Ihn wegbringen von den Buhrufen und dem angestauten Hass der Menschen hier, die nicht in der Lage waren, gerade zu denken. Aber es schien, als hätte er Hilfe, mit der er nicht mal zu rechnen gewagt hätte – ausgerechnet in Gestalt seines ehemaligen miesepetrigen Tränkemeisters. Kapitel 18: Warten ------------------ „Ich will das nicht,“ jammerte Sirius, sah zu Lucius, der vor ihm saß. Sie hatten beide Pause im Ministerium. „Das geht doch nicht! Er ist ein kleiner Junge! Er kann doch nicht allein...!“ Lucius musste sich ein Lachen verbeißen. Er wusste, es war hart für den Anderen, den er wirklich inzwischen als guten Freund sah. Durch Harry hatte Sirius sich damals schneller und besser von seinem langen Aufenthalt in Askaban erholt, als es hätte möglich sein dürfen. Durch diesen kleinen, verstörten Jungen hatte auch er in sein Leben zurückgefunden und er hing sehr an dem Kind seines besten Freundes, dass nun auch das Seine war. „Harry kann nicht ewig ein Kind bleiben,“ erinnerte er Sirius schließlich. Sein eigener Sohn hatte sich früh abgekapselt, um ein Mann zu werden. Draco war in der Hinsicht nun mal anders, als der Dunkelhaarige. Er war ein Malfoy durch und durch, ein würdiger Erbe. „Und für ihn kann England nicht zur Heimat werden. Man würde ihn nie wirklich in Ruhe lassen, Immer würde Irgendwer kommen...“ „Aber... ich bin doch hier,“ begehrte Sirius auf. Er liebte seinen Jungen über Alles, auch außer Landes zu gehen stand nicht außer Frage, doch das Problem war, dass das Land ihn brauchte – und das ihm sein Job eigentlich wirklich Spaß machte, inzwischen. Und er wusste, er war gut, in dem was er tat. „Du bist da und niemand hindert dich, Harry jederzeit zu besuchen, er wird nie weiter als eine Flooreise oder einen Portschlüssel weit von dir entfernt sein,“ erinnerte Lucius. „Und er hat da Jemanden, der auf ihn aufpasst. Dort kennt ihn niemand und man kümmert sich nicht um den Stand, den er hier bekleidet. Er könnte endlich neu anfangen. Diese Leute da, sie hätten ihn auch stumm akzeptiert.“ Ja, das war die Überraschung schlechthin gewesen, zu erfahren, dass Harry zu sprechen begonnen hatte, wo sie alle schon vor Jahren die Hoffnung aufgegeben hatten. Sirius schüttelte den Kopf. Ja, er wusste, Weasley würde da sein, Charlie, der Harry wirklich als einen kleinen Bruder zu sehen schien, angenommen an Ronalds statt, wie er annahm, und er wusste, der Kleine würde gern mit Drachen arbeiten, schon allein, weil er ja im Grunde einen unlauteren Vorteil hatte, aber der Gedanke, ihn gehen zu lassen war so schwer. Er würde nicht mehr in England sein! Es würde nicht sein, als wäre er nur in der Schule, sondern er würde außer Landes gehen. Gestern erst hatte der Grünäugige ihm wieder von seinem Wunsch erzählt und eigentlich konnte er diesem doch ohnehin nichts abschlagen. Der Junge sehnte sich so sehr nach etwas, nach einem Land, wo auch er einfach mal durch eine Geschäftsstraße schlendern konnte, ohne Angst haben zu müssen, wo er unerkannt Freunde finden konnte. Wo man ihn nicht nach Schwächen, sondern eben nach Stärken bewerten würde. Er hatte zugelassen, dass Harry einen Antrag stellte, doch er wusste, sollte der Junge genommen werden, wovon auszugehen war, wenn Weasley mit seinem Chef reden würde, musste er seine Unterschrift leisten. Und seinen Sohn, den er so liebte, weggeben. Ihn auf sich allein gestellt lassen. Weit weg in der Fremde. „Es.. ist so schwer...“ „Sirius,“ sprach Lucius ruhig, legte dem Anderen eine Hand auf die Schulter: „Harry war für dich ein Netz, er hat dich nach Askaban aufgefangen und dir einen Sinn gegeben. Ich verstehe, dass es dir schwer fällt. Aber du hast Fuß gefasst, du hast einen Job und einen Freundin, die sicher langsam mal einen Verlobungsring erwartet. Du hast die Möglichkeit, einem Land zu helfen, das du liebst und vielleicht... wer sagt denn, dass Harry nach seiner Ausbildung dort bleiben wird? Er wäre mit neunzehn schon fertig und könnte sich dann immer noch umentscheiden.“ Nicht sehr wahrscheinlich, wie Lucius sich durchaus im Klaren war. Denn die Menschen hier würden sich sicher nicht ändern. Sie würden Harry immer irgendwie Angst machen. Aber irgendwie musste er Sirius klar machen, dass es an der Zeit war, den Jungen gehen zu lassen, wenn er offensichtlich bereit dazu war. Etwas, dass wohl recht bedeutend bei der Sache war, war eine gewisse Schwäche des Grünäugigen gegenüber einem gewissen Weasley. Etwas, dass Sirius gekonnt nicht nur ignorierte, sondern auch stark herunter spielte, in einem Maße, dass es einem Angst machen konnte. Dabei war es laut Severus nicht zu übersehen. Und der Mann übertrieb nicht, dazu neigte er einfach nicht, da er immer erst von der Dummheit Anderer ausging. Aber ganz ehrlich, nach all den Kleinigkeiten, die er gehört hatte, stimmte er voll und ganz zu ohne zu zögern. Allein, dass Charles Weasley Harry seine Drachenjacke überlassen hatte, eine Jacke, die einem verliehen wurde, für besondere Leistungen noch obendrein, war eine mehr als eindeutige Aussage. Oder das ausgerechnet Harry sich vor den Anderen warf und für ihn seine Stimme wiedergefunden hatte, wo nicht mal der geliebte Vater das vermocht hatte. Nein, selbst für ihn und er war nicht anwesend gewesen, war die Sache eindeutig. Aber Lucius war eben auch klar, dass Sirius langsam an diese Tatsache herangeführt werden musste, eben weil das Verhältnis zu Harry so tief war. Weit tiefer, als das zu seinem eigenen Sohn es noch war. Sekundenlang starrte Sirius den Anderen an, wollte widersprechen, doch es war schlicht die Wahrheit. Er wusste nur zu gut, wie schlecht es ihm nach Askaban gegangen war, wie schwer es ihm oft gefallen war, gute Gedanken zu fassen – außer sein Kleiner war da gewesen, hatte schüchtern gelächelt und ihm auf seine Weise überschwänglich für lächerliche Kleinigkeiten gedankt. Und ja, er hatte sich schon lang mit Mary verloben wollen, aber jedes Mal kam ihm was dazwischen, erst jetzt wieder das dumme Turnier. Und ihm war klar, dass er seinen Job hier nicht unbedingt aufgeben wollte. Vor Allem, da sein Verstand ihm immer wieder versicherte, dass Harry inzwischen auch psychisch durchaus in der Lage war, ohne ihn zurecht zu kommen, solang er nicht unter zu extremen Stresssituationen stand, wie bei dem verfluchten Turnier. „Es... ist so schwer,“ gab er leise zu. „Wenn er weg ist... mein einziges Kind...“ Lucius seufzte etwas. Er wusste, was Askaban mit Sirius getan hatte und im Grunde konnte der Andere schon froh sein, nicht impotent geworden zu sein. „Nun heirate erst mal“, sprach er ruhig. „Mit Harry an deiner Seite. Er mag Mary auch, er wird sicher nichts dagegen haben,“ der Blonde lächelte etwas, strich seine Haare zurück. „Und hast du schon mal daran gedacht, dass ihr immer adoptieren könntet, solltet ihr wirklich noch ein Kind wollen? Das ist keine Ausrede. Im Grunde... ist auch Harry nur adoptiert – wenn auch auf etwas arg rabiate Weise,“ fügte er amüsiert an, dann aber wurde er wieder ernst. „Lass den Dingen ihren Lauf, sie werden auch passieren, wenn du dich gegen sie stellst, aber dann machst du euch Beide unglücklich...“ „Ich... wünschte einfach, dass es auch anders sein könnte,“ erklärte Sirius leise. „Dass... Harry sich hier nicht so schrecklich fühlen muss. Nur wegen einem Irren! Der es noch immer schafft, durch seine dummen Kommentare Menschen aufzuhetzen! Es wäre nie so weit gekommen, wenn die Anderen den Jungen nicht...!“ „Sie würden ihn trotzdem begaffen. Wenn nicht als Hassgestalt des Turniers, dann als Retter der Welt. Harry würde es in England immer schwer haben und würde er dazu neigen, könnte er schon schlimmer drauf sein als Draco mit all der Verehrung, die er bekommen würde. Nein, das Harry in England bleiben würde, glaube ich nicht. Er würde sicher etwas später gehen aber... im Grunde ist es doch auch nicht anders, als wäre er in Hogwarts. Nur ist seine Schule eben etwas weiter weg, “ versuchte Lucius es erneut. Allerdings verstand er inzwischen nur zu gut warum der scheiß Job auf ihn abgewälzt worden war. Was erst los sein würde, sollte Sirius erfahren, wie Charles und sein Sohn zueinander standen, wollte er gar nicht erst so genau wissen. Und dass er dann wieder Blitzableiter würde spielen dürfen bevor Sirius was Dummes machen würde, war ihm schon jetzt klar. Es war wie ein Tanz auf Glasscherben oder rohen Eiern oder so was. Bei Merlin, er hoffte wirklich nur, dass Weasley die Nerven wert sein würde, sonst würde er den Drachenzähmer eigenhändig kastrieren und ihm seine Eier zum Essen servieren! „Willst du deinem Jungen im Weg stehen...?“ „Was...?! Nein! Nein, natürlich nicht!“, beeilte Sirius sich zu versichern. „Aber... kann er nicht noch die drei Jahre warten, bevor er an eine Ausbildung denkt?“ „Er hätte nur Vorteile, wenn er sie jetzt schon antritt.“ „Aber... er muss doch kein Geld verdienen! Er braucht es nicht eilig zu haben! Ich habe doch mehr als...!“ „Sirius!“, fuhr Lucius dem Anderen ins Wort. „Hier geht es doch wohl kaum um Geld! Das bräuchtest du so gesehen auch nicht! Aber ein Leben ganz ohne Arbeit... das ist nichts. Dir macht es hier auch Spaß. Und so wäre es bei Harry auch. Er liebt Tiere, das wissen wir Alle und Drachen im Besonderen. Es wäre ideal für ihn. Er könnte seinen Schulabschluss in Dingen machen, die ihn interessieren. Und den Schulstoff... an sich kann er ihn doch schon. Ich bin mir sicher, dein kleiner Rabe ist auf dem Stand eines Sechstklässlers – mindestens.“ Oh ja, das war sein Harry. Da kam er mehr nach Lily und vor Allem nach Remus und Severus, als nach ihm selbst. Der Junge liebte es zu lernen und neue Dinge herauszufinden. Obwohl er so lang stumm gewesen war, hatte er viele Zauber besser beherrscht, als viele Gleichaltrige, die sprechen konnten. Welche Kraft er nun haben würde, war noch nicht mal abzusehen. Er sah erneut zu den Prospekten von Rumänien. Charlie hatte schon angeboten, dass Harry bei ihm wohnen könnte, statt ins Wohnheim und in den Schlafsaal zu müssen, denn wenn sein Sohn etwas hasste, war es, wenn er sein Bett in einem Raum mit mehr als einer anderen Person stehen hatte. Der Rotschopf hatte ihm die Unterlagen gestern gebracht. In ihnen standen auch die Regeln, die galten, für Schüler und Eltern, wenn ein Kind so früh angenommen werden würde. Und die Chancen, die man hatte, wenn man diese Ausbildung bestehen würde. Nicht, dass Harry das nötig hatte, aber er wusste, der Junge würde sich freuen. Es war, was er gern machte – mit Tieren arbeiten. „Sirius?“, fragte Lucius ruhig. „Bis Ende des Schuljahres,“ erklärte Sirius. „Wenn Harry sich dann immer noch sicher ist – und nur dann... werde ich unterschreiben, “ erklärte er. „Die warten so lang, eigentlich fangen sie erst in den Ferien an, ihre Schüler auszusieben, wenn überhaupt welche in Frage kommen,“ lenkte er unwillig ein. Lucius lächelte erleichtert. „Das ist alles, was Harry und die Anderen wollten,“ erklärte er. „Dass du nicht kategorisch ablehnst.“ Ja, klopfte er sich mental wieder selbst auf die Schultern. Hatte er es mal wieder geschafft. Er war der Einzige, der einen derartigen Einfluss auf Sirius hatte, vielleicht abgesehen von Mary und Harry selbst. Apropos – nun, wo Harry wieder wacher war und es ihm gut genug ging, dass er auch mal auf den Beinen sein durfte, wenn auch nicht für lang, sollte er mal wieder vorbeisehen. Immerhin war er inzwischen Patenonkel ehrenhalber. Es war inzwischen drei Wochen her, dass Harry wieder aufgewacht war und auch, wenn es gedauert hatte – die Wunden hatten sich einigermaßen geschlossen. Er würde wohl immer Narben behalten und noch tat es weh, die Schulter auch nur mit etwas in Berührung zu bringen, doch es war besser, als vorher, wo er nur im Bett hatte liegen können. Und Narben – das machte ihm nichts. Wirklich. Immerhin... er lächelte etwas... hatten die ihm einen Freund gebracht. Seinen Freund. Seinen eigenen, sanften, liebevollen, fürsorglichen und doch so starken Freund. Er kuschelte sich tiefer in die Jacke mit dem Drachen auf dem Rücken. Eine Andere trug er kaum, wenn er raus ging. Die hier war herrlich warm und auch, wenn sie ihm zu groß war, liebte er sie einfach abgöttisch. Sie roch so schön nach Charlie. Für den hätte er Schlimmeres hingenommen, als die vier breiten, noch immer aggressiv rot leuchtenden Narben. Er saß draußen, es dämmerte schon. Doch das liebte Harry so an der Zeit. Niemand war da, es gab ja auch gerade Abendessen und danach würde auch niemand raus kommen, schon gar nicht so nah zum verbotenen Wald, da es regnete. Kleine, kalte Tropfen, die die Meisten nicht mochten. Doch er liebte sie, eben weil sie die Anderen fern hielten und die Jacke verhinderte, dass er nass werden würde. Charlie hatte gesagt, es würde vermutlich spät werden, er solle nicht auf ihn warten, er habe etwas zu tun. Doch Harry wollte warten. Er wollte zu Charlie und wenn es nur einen Moment lang dauern würde. Er brauchte es einfach, ein wenig Nähe, einen Kuss, der ihm sagte, dass das alles kein Traum war. Danach würde er wieder in sein Zimmer gehen können. Und Dad würde auch nichts sagen, der war nämlich nicht da. Harry hatte ihn überredet, mit Mary auszugehen und ihr endlich den Verlobungsring zu schenken, den er zusammen mit dem Anderen ausgesucht hatte. Es war Harry schwer gefallen, seinem Vater von dem Wunsch zu erzählen, das Land zu verlassen, doch er hatte es vor ein paar Tagen getan und heut hatte Dad ihm gesagt, dass er seine Zustimmung geben würde, sollte Harry am Ende des Schuljahres noch den Wunsch haben, seiner Idee nachzugehen. Woran er selbst keine Zweifel hatte. Er wollte einfach nur weg von hier, wo er keine Ruhe finden konnte. Wo er sich Momente stehlen musste, in denen er nicht in Gefahr lief, von Irgendwem angestarrt und verachtet zu werden. Sei es, weil er bisher nicht hatte sprechen können oder weil er angeblich Cedric die Show stahl. Was sicher nicht seine Absicht war. Dass er alles gegeben hätte, nicht teilnehmen zu müssen, das interessierte hier niemanden. Harry schloss die Augen, genoss die kühlen Tropfen auf seinem Gesicht. Er würde mit dem Anderen nach Rumänien gehen, dass stand für ihn fest. So konnte er auch Norbert immer wieder sehen und andere Drachen. Charlie hatte gesagt, dort wurde man nur nach Leistung, nicht nach Aussehen und Name bewertet. Das war ihm das Wichtigste – und er konnte mit dem Rotschopf zusammenbleiben. Lächelnd lehnte Harry seinen Kopf zurück. Sein Charlie. Seit Beginn des Jahres hatte er den Anderen bewundert, so, wie viele Andere auch, Mädchen und Jungen, die fast Alles versucht hatten, um wirklich bei dem durchtrainierten Drachenzähmer zu landen, doch der hatte ihn ausgewählt, ihn unter all den Möglichkeiten, ihn, den dürren, problembeladenen Harry Potter, der nun Black hieß. Trotz des Ärgers, den das bedeuten konnte. Er wusste, hier in England konnten sie richtige Probleme bekommen wegen des Alters. Weil er zu jung war. Egal, wie er es drehte oder wendete, sein Alter schien hier nie richtig zu sein! Entweder er war zu alt, in Remus’ Augen, um zu seinem Dad ins Bett zu kriechen und noch zu Haus zu wohnen, statt wie alle Anderen im Internat oder er war zu jung um eine ernsthafte Beziehung zu führen. Dabei wusste er doch was er fühlte, wie sicher er bei Charlie war, wenn der ihn in die Arme schloss. Er liebte dessen Küsse, die Finger, die über seine Haut strichen, aber nie weiter gingen. Und er wusste, tief in seinem Inneren, es würde immer so bleiben. Das stand außer Frage. Er wusste, er durfte Charlie nicht gehen lassen. Er brauchte den Anderen, er würde ihn immer lieben. Sie waren füreinander bestimmt. Vielleicht schon immer, manchmal hatte er den Eindruck, es schon gefühlt zu haben, als der Andere zu ihm auf den Baum geklettert war, damals im Park, als Ron ihn geschubst hatte und er sich aus Angst transformiert hatte, um einer Prügelattacke zu entgehen. Allerdings war auch Harry inzwischen klar, dass es vielleicht nicht ganz einfach sein würde, das auch Dad zu erklären. Er wusste, wie überbeschützend der ihm gegenüber war und wie ungern der ihn gehen ließ. Doch er wollte Dad nicht belügen und er würde den Anderen nicht allein lassen. Mary würde sich sicher gut um ihn kümmern und er wollte auch nicht, dass Dad das Land verließ, in dem er aufgewachsen war und das er so liebte, für das er inzwischen so viel getan hatte. Nein, Dad gehörte so sehr hierher, wie er hier nichts zu Suchen hatte. Und wer wusste – vielleicht würde er ja doch noch ein Brüderchen oder Schwesterchen bekommen. Nur zu gut wusste er, wie schlecht es ihm bei seinen Muggelverwandten gegangen war. Und Dad brauchte immer Jemanden zum Verwöhnen. Warum nicht ein weiteres Kind, dem es schlecht ging? Dafür hatte Dad ein wahnsinniges Talent. Er konnte jedem Kind wieder ins Leben helfen. Denn Harry merkte nun selbst, dass er für einige Dinge zu alt wurde. Unter Anderem das ständige zu ihm Gerenne, wenn etwas nicht stimmte. Inzwischen... galt sein erster Gedanke oft Charlie. Er hasste es, morgens aufzuwachen und festzustellen, dass der Ältere nicht bei ihm war. So gern würde er in dessen Armen aufwachen, aber das war noch nie geschehen. Leider... Na ja, das würde sicher noch kommen und er wusste, er hatte die Rückendeckung von Onkel Sev und von Remus. Das bedeutete ihm Einiges. Die Beiden hatten auch versprochen, zu helfen, wenn Dad erfahren würde, dass zwischen Charlie und ihm nun mal mehr war, als Freundschaft. Wie auch immer Dad auf diese Idee gekommen war... „Oi, Harry!“ Erschrocken fuhr Harry zusammen. War er doch der festen Einstellung gewesen, dass sicher Niemand raus kommen würde. Und er erschrak durchaus ein Bisschen, als er die roten Haare leuchten sah, bedachte man, dass die nicht zu Vielen gehören konnten. Doch dann beruhigte er sich. Ron würde ihn nie beim Vornamen nennen. Es waren ohnehin zwei. Die Zwillinge. Die ihm bei der zweiten Aufgabe Mut gemacht hatten und die wohl auch unter den Buhrufern ziemlich gemeines Kratzpulver verteilt hatten. Von Charlie hatte er erfahren, dass Poppy teilweise eine Woche gebraucht hatte, um den Schülern gegen den Juckreiz zu helfen. Er lächelte den Beiden aus Gewohnheit einfach nun etwas zu. Daran, dass er tatsächlich sprechen konnte, musste er sich wirklich noch gewöhnen und bei so Kleinigkeiten wie bei Begrüßungen fing es oft an. Fred lächelte dem Jungen zu, der da saß, vor Charlies Hütte, mit tropfnassen Haaren und in die Drachenlederjacke gewickelt, die ihr Bruder dem Jüngeren überlassen hatte. Sie wussten, dass Charlie sie Beide überholt hatte und mit Harry zusammengekommen war, lange bevor sie ihre Pläne hätten in die Tat umsetzen können. Und sie wussten, wie ernst es dem Anderen sein musste, der sonst noch Nie von Irgendwem als festem Freund geredet hatte. Nicht mal während der Schulzeit hatte er das getan. Dabei war er damals schon ein Schwarm beider Geschlechter gewesen. „Aaaaalso,“ grinste George, musterte den Jungen ebenfalls neugierig, den er bisher immer noch nicht hatte kennen lernen können, da Harry es jedes Mal schaffte, abzuhauen. Die Anderen hatten ihn so weit getrieben, dass er, sobald er andere Schüler sah, die Flucht ergriff und auch jetzt hatte es sie trotz der Karte, einige Zeit gekostet, den Jüngeren zu finden. „Wir wollten mal mit dir reden...“ „... da du offensichtlich bald unser neuer Bruder wirst,“ beendete George den Satz seines Bruders und setzte sich neben den Jüngeren. „Da kannst du nicht mehr dauernd vor uns wegrennen,..“ „... denn immerhin gehörst du dann zur Familie.“ Harrys Augen wurden bei der Ansprache immer größer, er blickte zu den Beiden, begann, nervös an einer seiner Haarsträhnen zu knabbern. „Ich... woher...?“ Fred lächelte etwas. „Unser Bruder, alle unsere Geschwister konnte generell nur wenig vor uns verbergen,“ erklärte er, runzelte dann aber die Stirn. „Sag mal...“ „... hast du gerade gesprochen?“ „Wie konnte uns das...?“ „..entgehen?!“, fragte Fred fast schon brüskiert. Sicher, Charlie hatte immer wieder gesagt, dass er mit Harry geredet hatte, doch sie hatten Beide nie gedacht, dass er das wörtlich meinte! Harry lächelte unsicher. Irgendwie... war das doch ganz schön überfordernd für ihn. Erst wollte kaum noch Jemand mit ihm reden und auf ein Mal waren hier gleich noch mehr Brüder von dem Jungen, der ihm am meisten mitspielte. Und die zu den beliebtesten Schülern der Schule zählten, nicht zuletzt wegen der Streiche, die sich die Beiden immer wieder ausdachten. „Ich... spreche... schon länger wieder,“ gab er leise zurück. „Cool,“ grinste George. „Dann wird das hier viel einfacher! Aaaalso,...“ „... ist unser Bruder ein guter Küsser?“, fragte Fred amüsiert. Schlagartig wurde Harry feuerrot, doch er nickte. Immerhin waren die Jungs nett – und sie schienen ohnehin Bescheid zu wissen. „Na dann...“ Fred grinste, als er den Rotton um Gesicht des Jungen sah. Er wirkte wirklich putzig – und auf seine Weise vollkommen unschuldig. Warum sonst wurde man so puterrot wegen nur einem Kuss oder einer harmlosen Knutscherei? Nein, das war einfach nur süß! Eine Unschuld, die sie Beide, er und sein Bruder, schon vor Jahren verloren hatten. Da waren sie weit jünger gewesen, als Harry jetzt. Aber gut, sie waren ohnehin Sonderfälle. Und schon immer frühreif gewesen. „Och, kuck mal, Brüderchen,“ grinste George. „Der Kleine wird ja noch rot!“ „Nicht mehr lang, wenn er mit Charlie zusammen ist,“ prophezeite Fred gelassen, wuschelte Harry durch die feuchte Haare, runzelte aber dann die Stirn. „Sag mal, was tust du eigentlich hier?“ „Auf...“ „Merlin,“ grinste George. „Kuck ihn dir doch an! Er wartet auf unser Brüderchen!“ „Im Regen?“, fragte der Andere ungläubig. „Hat er dir denn keinen Schlüssel gegeben?“ „Ich.. mag den Regen,“ nuschelte Harry, sah auf seine Hände. Ihm war nicht wirklich kalt. Nicht so kalt wie damals, als er sich im Astronomieturm im Schrank eingeschlossen hatte. Etwas kühl, aber nicht Schlimmes. „Und... warum sollte er mir einen Schlüssel geben?“, fragte er irritiert. „So lang kennt er mich doch gar nicht.“ Die Zwillinge sahen einander wortlos an, schüttelten den Kopf. „Komm, du solltest wirklich rein und im Schloss auf ihn warten. „Er wird nicht wollen, dass du krank wirst.“ „Ich.. bleib hier,“ gab Harry stur zurück. „Aber.. ihr könnt gern gehen, wirklich...“ „Kommt gar nicht in Frage!“, gab George postwendend zurück, grinste etwas und hielt Harry eine längliche Schatulle hin. „Von Fred und mir sozusagen als verspätetes Weihnachtsgeschenk – oder Ostergeschenk, such es dir aus,“ er lächelte. „Als Dank, dass du vor unseren Bruder gehüpft bist...“ „Ich... ich das hab ich doch...“, verdattert starrte Harry auf das Geschenk, das Papier hatte hier und da kleine Wellen von der Feuchtigkeit geschlagen. Fred lächelte, nickte Harry zu. „Mach es schon auf!“, bestand er aufgeregt. „Du kommst doch nicht drum rum,“ betonte der Andere. Also packte Harry das Geschenk aus. Es kam eine Schachtel zum Vorschein. Schreiend rot mit goldener Schleife. Man merkte, in welches Haus die Beiden gesteckt worden waren. Blieb nur zu hoffen, dass der Inhalt nicht auch so aussah. Langsam hob Harry den Deckel, vorsichtig, da er durchaus wusste, was die Beiden schon so auf dem Kerbholz hatten, doch dann stockte er. Im Inneren lag... eine Kette? Eine Kette mit einem Drachen der sich um einen geschliffenen Stein schlängelte. „Aber...! Das... das kann ich nicht..:!“ „Oh doch, du kannst,“ gab Fred sofort zurück, während sein Bruder sich die Kette schnappte und sie dem Anderen umlegte. „Und stehen tut sie dir auch hervorragend,“ kicherte George. Sie hatten Stunden damit zugebracht, die Schutzzauber zu sprechen und die Ortungszauber mit dem Silber zu verweben. Sie wussten, Ron mochte vorerst ruhig bleiben müssen und sich öffentlich zurückhalten, doch das würde er nicht immer tun. Und sie wollten Harry helfen, wenn es zu einem Desaster kam. „Und jetzt komm, wir versprechen dir, wir wissen, wenn Charlie kommt, dann sagen...“ „Nicht nötig.“ Alle Drei wandten sich um, sahen auf, als auf ein Mal der Andere vor ihnen stand, mitten im Regen, der um Einiges schlimmer geworden war. Charlie seufzte, als er die Drei, vor Allem aber Harry, da sitzen sah. Er hatte dem Anderen schon vor Tagen die Passwörter zu seiner Hütte geben wollen, es aber dauernd übers Knutschen vergessen und nun saß er da und sah aus, wie ein begossener Pudel. Er musste den Grünäugigen dringend wieder warm und trocken bekommen! „Fred, George, verzieht euch,“ bat er seine Brüder. „Ich weiß, dass es nach der Ausgangszeit ist. Aber ihr findet sicher einen Weg, um unbemerkt rein zu kommen. Ich schreib euch nichts, wenn ihr erwischt werdet, habt ihr es verdient,“ er grinste etwas. Die Zwillinge sahen den Anderen fast ein wenig beleidigt an, doch dann mussten auch sie kichern. Als würden sie sich erwischen lassen! Am Ende noch von so was Dummen wie Miss Norris und Filch! Nicht in diesem Leben! Hastig verabschiedeten sie sich, indem sie Harry kurz drückten, ohne auf den eifersüchtig-süßen Blick des Anderen zu achten und machten sich von Dannen, bevor Charlie sein Wissen über Flüche auspacken konnte. „Charlie,“ lächelte Harry erleichtert, er hatte gar nicht gemerkt, wie dunkel es inzwischen geworden war. Er streckte dem Andere die Arme entgegen. Der Drachenzähmer lächelte, als er diesen hoffnungsvollen Blick sah, zog Harry zu sich und schloss ihn in die Arme. Wobei er merkte, wie nass der Junge war. Das einzig Trockene schien sich unter seiner alten Lederjacke zu verstecken. „Komm,“ erklärte er leise. „Du musst rein, du bist ganz nass. Warum bist du denn hier gesessen?“, fragte er. Schnell öffnete er die Tür, die er nicht nur mit Passwort, sondern auch mit Blutmagie gesichert hatte, vor allem nach dem Stunt, den Ron gezogen hatte, brachte den Jüngeren hinein. „Ich.. wollt doch auf dich warten,“ erklärte Harry, kuschelte sich an die starke Brust, nicht darauf achtend, dass die Jacke, die der Andere trug, auch noch nass war. Er wollte nur kuscheln, immerhin hatte er es gestern schon nicht geschafft, zu dem Anderen zu kommen! Und er hatte sich doch so gefreut, ihn heut zu sehen, wo Charlie zurückkam, von wo auch immer er wohl gewesen war. „Süß von dir,“ lächelte Charlie, küsste Harry kurz, trennte sich aber dann von dem Jüngeren. Erst trocken und warm, dann richtige Begrüßung. Er zog sich den eigenen Umhang aus, trat schnell in sein Schlafzimmer und kam mit einem seiner langen Hemden zurück. „Zieh die nassen Sachen aus, zieh dich um, trockne dich ab,“ bat er, schob Harry in sein Bad. Erst dann zog er sich selbst um. Wobei er nicht sonderlich nass war. Er hatte an Imprägnierungszauber gedacht. Nachdem er es sich etwas bequemer gemacht hatte, er hatte sich, statt nur in Boxern rumzulaufen, sogar eine Schlafhose angezogen, setzte er sich zum Kamin, rief eine Hauselfe, bestellte einen Milchkaffee für sich und eine heiße Schokolade für Harry, sah zum Bad, als die Tür sich öffnete und der Jüngere auf ihn zugeschossen kam. Er lachte leise, fing den Jugendlichen auf, der nichts mehr trug, außer seiner Boxer und dem zu langen und zu weiten Hemd. Zumindest war Harry wieder trocken. Zufrieden kuschelte Harry sich auf dem Schoß des Älteren zusammen, genoss die Wärme und die Nähe. „Hab dich vermisst,“ nuschelte er, sah den Anderen hoffnungsvoll an, genoss es, als die Lippen sich auf seine legten: Darauf hatte er gewartet. Endlich, ein richtiger Kuss! Nicht nur ein schnelles Streifen vor der Tür! „Ich war doch nur einen Tag weg,“ lächelte Charlie, strich aber durch Harrys immer noch feuchte Haare. Na ja, die würden vor dem Kamin sicher auch schnell trocknen. Was er nicht erwähnte, war, dass auch er es hasste, wenn er Harry nicht sehen konnte, zumindest einmal am Tag. Doch es war wichtig gewesen. Er hatte sich mit seinem Chef getroffen, wegen Harrys Antrag, den ja er gestellt hatte. Der Andere hatte wissen wollen, warum er Harry so unterstützte, immerhin hatte er das nicht mal getan, als Ron, dieser Idiot, einen Antrag gestellt hatte, im Gegenteil, damals hatte er dem Anderen dringend abgeraten und gesagt, dass sein Bruder kein Talent hatte, sondern sich nur wichtig machen wollte und das er keine Lust hatte, seinen Job zu verlieren, nur weil der Junge alles durcheinander warf. Er hatte dem Anderen sogar die Erinnerungen von Harry in Drachengestalt gezeigt, um dem Anderen klar zu machen, wie unentbehrlich Harry nur zur schnell sein würde. Dass es das Beste für das Reservat sein würde, wenn sein Kleiner bei ihnen bleiben konnte, nun, bei ihm wohnend verstand sich, unter seinen Fittichen lernend. Er wollte ja auch die volle Verantwortung für den Grünäugigen. Auch sein Chef war erst vorsichtig gewesen, gerade, als er gesehen hatte, wie Charlie schwärmte, aber allein die Tatsache, dass der Junge es wohl offensichtlich ernst meinte, hatte ihn dann überzeugt und er hatte zugesichert, die Antwort schnell zu schicken. Der Beste war nicht dumm, er wusste, was für ein Juwel ihm da gezeigt worden war. „Mag es nich, wenn du nich da bist,“ gab Harry fast schon ein wenig trotzig zurück. Charlies Grinsen wurde um Einiges breiter. Oh, das gefiel ihm, mehr, als er es je zugeben würde! „Dann ist es ja gut, dass ich wieder da bin – aber du musst zurück, sonst häutet mich dein Vater.“ Oh ja, das war noch so was. Denn mit Black musste er ja auch noch reden. Und das würde sicher nicht lustig werden. Sozusagen gar nicht. „Is nich da, kommt heut sicher nich wieder,“ gab Harry siegessicher zurück, kicherte etwas. „Der macht endlich Mary einen Antrag, er kommt bestimmt nicht vor morgen Abend wieder.“ Hoffnungsvoll sah er Charlie an. „Kann... ich nich hier schlafen?“ „Ähhh,“ war Charlies erste, intelligente Erwiderung. Hatte Harry auch nur eine Ahnung, wie er in dem Moment aussah und wie verführerisch er gerade aussah?! Merlin, er würde sich beherrschen müssen, doch allein der Gedanke daran, Harry halten zu können, nicht nur bis er eingeschlafen war, sondern die gesamte Nacht... sie würden ja nichts tun, dazu war der Andere nun wirklich noch zu jung. Das würde warten müssen. Dazu kannten sie sich auch noch nicht lang genug. „Bitte?“, bettelte Harry mit großen Augen, wohl wissend, dass das seine wirkungsvollsten Waffen waren, das hatte er Andere oft genug sagen gehört. Diese Idioten hatten stumm mit taub verwechselt, doch nun nutzte er dieses Wissen großzügig aus. Das brachte Charlie zum Lachen, er küsste Harry erneut, gab dann aber nach und nickte. Er wollte Harry bei dem Wetter ohnehin nicht noch mal vor die Tür und in den Regen jagen, der sich zu einer Art Sturm zu entwickeln schien. Und was tat schon eine harmlose Nacht von der vermutlich niemand was erfahren würde? Nein, das war schon in Ordnung und Harry wollte es doch auch. Er konnte es verstehen, er wusste, wie anhänglich der Jüngere war, wenn er sich einmal entschloss, Jemandem zu trauen und er liebte es, dass er es war, an den der Grünäugige sich gerade klammerte. „Also gut, du kannst heut Nacht hier bleiben,“ gab er nach. „Willst du bei mir schlafen oder auf dem Sofa?“ Verwirrt und fast schon etwas strafend sah Harry den Älteren an. „Bei dir!“, gab er zurück. „Sonst hätt ich gar nicht hierher laufen müssen! Wenn ich allein im Bett liegen will, hätt ich im Zimmer bleiben können!“ Das brachte den Drachenzähmer erneut zum Lachen, er hob Harrys Kinn, fing dessen Lippen erneut ein, erforschte dessen Mund, bis ihnen beiden die Luft ausging, hielt den Jüngeren dann eng an sich gedrückt. „Es war nur eine Frage,“ erinnerte er den Jüngeren. Er nahm die Tasse, die in dem Moment auftauchte, gab sie an Harry weiter. „Hier, heiße Schokolade.“ Harry genoss den Rest des Abends, sie taten Beide nicht viel, nur Kuscheln, Küssen und in die Flammen gucken. Es war herrlich. Keine lauten Stimmen, nur sie Beide und manchmal ein Blitz der den Rest des Zimmers erhellte, der nicht vom Feuer erreicht wurde. Irgendwann, Harry döste eigentlich schon, wurde er hochgehoben und in ein großes, bequemes Bett gebracht, es dauerte auch nicht lang, bis Arme sich wieder um ihn legten und die Decke hochgezogen wurde. „Schlaf,“ lächelte Charlie, strich über Harrys Gesicht. Der Junge war vor dem Kamin schon fast eingeschlafen und auch jetzt richteten sich die kaum noch offenen Augen nur kurz auf ihn, bevor er sich an die Brust des Älteren kuschelte und die Lider ihm wieder zufielen, mit sichtlich zufriedenem Lächeln auf dem Gesicht. Und dieses Mal musste er nicht gehen, er konnte da sein, wenn Harry aufwachte. Morgen war kein Schultag, sie konnten sich Zeit lassen... Kapitel 19: Superdad -------------------- „Wo ist Harry?“, fragte Sirius verwirrt, als er in die Wohnung seines ältesten Freundes kam, in der sich aber gerade nur Severus befand. Erst vor zwei Wochen hatte er Mary einen Antrag gemacht, dem sie begeistert zugestimmt hatte, seither sah er seinen Sohn eher selten. Mehrfach hatte er ihn dann bei den Drachengehegen gefunden oder woanders in den großen Anlagen der Schule. „Wo schon?“, fragte Severus entnervt, der einfach nicht verstand, warum Black die Beiden bis jetzt noch nicht beim Knutschen erwischt hatte, dabei machten sie doch kaum was Anderes! Denn jedes Mal, wenn er die Beiden aus irgendwelchen dunklen Ecken aufschreckte, waren sie beim Zungenmarathon. Und das waren Dinge, die wollte er nicht sehen, es reichte ihm vollkommen, es zu wissen! Aber nein, er musste sie dauernd in Flagranti ertappen! Merlin, war er froh, dass Charlie ihm hoch und heilig versprochen hatte, nicht weiter zu gehen, als zu knutschen, bevor er sich Black gestellt haben würde. Und das Geschrei hörte er jetzt schon bis hierher. Nun... er blickte zu dem Anderen und beschloss, es hinter sich zu bringen. Auch, weil er genau wusste, dass Mary heut frei hatte und Lucius sich im Schloss befand. Bessere Umstände konnte es in dem Moment und für diese Aufgabe nicht geben. Ohne auf den Wer zu achten, der sichtlich versuchte, ihn zum Schweigen zu bringen, deutete er aus dem Fenster. „Er scheint gut beschäftigt.“ „Bist du wahnsinnig?, zischte Remus aufgebracht. „Willst du...?!“ „Er muss es erfahren,“ flüsterte der Tränkemeister nur zurück. „Und heute sind alle da, die ihn beruhigen können – und er kann sehen, dass der Junge es nicht nur freiwillig tut, sondern auch glücklich dabei ist.“ Sirius runzelte die Stirn, was war denn nun los? Warum hampelte Moony so rum? Und was bitte flüsterten die Beiden schon wieder? Das taten sie in letzter Zeit verdammt oft und immer hinter seinem Rücken hatte er so den Eindruck. Meistens dann, wenn es um Harry ging. Nun, das würde er schon noch raus finden. Und er würde den Jungen bitten, dass er, Freundschaft hin oder her, nicht ganz so viel Zeit mit Weasley verbringen sollte. Er sah zu dem Fenster, auf das Snape deutete – starrte raus – und wollte losrennen. Das konnte es doch wohl nicht sein! Das sah er gerade nicht! Oh, er würde dieses Weasley umbringen! Das war....! Harry war ein Kind! Er war ein verdammtes Kind! Und dieser schwachsinnige Rotschopf knutschte mit seinem Jungen! Oh, Lucius hatte wirklich recht! Diese Familie war zu nichts, aber auch zu gar nichts zu gebrachten! Er würde eine Blutvendetta...! „Lass mich los!“, brüllte er, strampelte gegen den eisernen Griff des Werwolfes an, obwohl er eigentlich wusste, wie sinnlos es war. Remus war nun mal Alpha und schon in der Schulzeit war er nicht in der Lage gewesen, den Anderen zu schlagen. Oder ihn auch nur ernsthaft zu verletzen. „Nicht, bevor du nicht anfängst, dich zu beruhigen,“ gab Remus zurück. „Du bist in der Lage und machst wieder was Dummes. Nur weil das damals mit der Blutadoption nicht nach hinten losging, heißt das nicht, dass das, was dir nun im Kopf rum spukt gut ausgeht,“ erklärte er ruhig, starrte aber böse zu Severus, der in dem Moment das Zimmer verließ, fraglos um Lucius auch noch zur Verstärkung hierher zu holen. „Und niemand hat was von einer Blutvendetta oder einem Mord, ich dachte so gut hätte Askaban dir nicht gefallen!“ Sirius wusste, er hatte keine Chance. Er musste – vorerst – nachgeben. Oh, er würde Weasley packen! Und er würde sich sicher nicht erwischen lassen! Das blieb ganz sich er nicht ungestraft! Remus merkte, wie das Toben nachließ, sein Griff wurde etwas lockerer, er zerrte den Andere zu einem Sessel, ließ ihn rein fallen, baute sich aber zeitgleich vor ihm auf, nur um sicher zu gehen, dass der nicht flüchten würde in was für einer Form auch immer, denn auch, wenn er immer stärker war, als Sirius, rennen konnte er außerhalb seiner Wolfsform nicht so schnell wie ein Grimm. „Mein Junge! Er.... er ist .. er hat...!“ „Sirius, er hat nichts getan, was Harry nicht auch gewollt hätte,“ sprach Remus ruhig. „Wie.. kannst du so was sagen? Harry ist vierzehn! Er kann gar nicht wissen, was er da tut, er ist ein Kind! Und wenn du es wusstest, warum habt ihr es dann nicht unterbunden, verdammt noch mal?! Ich dachte, ich kann mich auf euch verlassen!“ „Wir haben uns das lang angesehen und es war für einen Blinden sichtbar,“ entgegnete in dem Moment Severus, der in Begleitung des Blonden wieder ins Zimmer gekommen war. „Wir hätten es nicht zugelassen, hätten wir nicht gesehen, wie ernst es Weasley zu sein scheint. Sagt es dir denn nichts, dass dein Sohn vor ihn gesprungen ist, um diesen verdammten Zauber abzufangen?“, bohrte der Tränkemeister. „Und dass er das erste Mal gesprochen hat, um Weasley zu warnen? Wo nicht mal wir ihn dazu bekommen konnten, ein Wort zu reden? Und du bist es immer, der betont, dass Harry in einigen Dingen seinen Gleichaltrigen weit voraus ist. Er weiß sehr gut, auf was er sich da einlässt.“ „Das... das weiß er nicht! Er ist...!“ „Verdammt, Black!“, knurrte Lucius, er hob einen Spiegel, sprach einen Zauber, so, dass man die Beiden sehen konnte, die gerade in der Nähe des verbotenen Waldes etwas rangelten, wobei Charlie sich in dem Moment mit Harry umdrehte, so, dass er über Diesem lag, ihn ansah und ihn leicht küsste, sie so rollte, dass der Grünäugige auf ihm lag und den Jüngeren einfach drückte, Beide mit seligem Lächeln auf dem Rücken. „Wann hast du ihn in diesem Schuljahr so glücklich gesehen?“, fragte er den aufgebrachten Mann, der immer noch von Lupin in Schach gehalten werden musste. „Solltest du Charlie, so ungern ich irgendeinen Weasley als gut hinstelle, nicht dankbar sein, dass er Harry so glücklich macht? Und ich kann versichern, dass zwischen den Beiden außer einigen Knutschereien noch nichts gelaufen ist. Er kommt aus einer alten Familie, er würde dich zuerst fragen, bevor er einen weiteren Schritt macht.“ „Mein... mein Baby,“ flüsterte Sirius getroffen, bevor er endgültig in den Sessel zurücksackte. Er beobachtete, wie Harry mit Weasley rangelte, sah dieses blendende Lächeln, dass früher nur er bekommen hatte. Diese ehrliche Freude und Liebe in den tiefgrünen Augen. Die von dem Anderen offensichtlich mit selber Stärke erwidert zu werden schien. Denn er sah, wie vorsichtig der Ältere war, immer darauf bedacht, dass Harry sich nicht verletzen konnte oder auf der immer noch wunden Schulter landete, die zwar verheilt war, aber immer noch Probleme machte. „Dein Baby ist vierzehn Jahre alt,“ gab Lucius trocken zurück. „Und nur um es gesagt zu haben, ich habe dich in dem Alter oft genug – und jedes Mal mit einem anderen Mädchen – in irgendwelchen Ecken knutschen gesehen und den Gerüchten zufolge ist es dabei in der Regel nicht geblieben.“ „Ist es auch nicht,“ antwortete Remus, der jedes Mal sofort den Geruch von Sex und einer anderen Person als Sirius in der Nase gehabt hatte. Ja, eine Zeit lang hatte er den Anderen durchaus für eine Art männliche Hure gehalten, bis er gesehen hatte, dass sein bester Freund nur etwas suchte, das er einfach nicht finden konnte, bei keiner seiner Eroberungen. Weswegen ihm bald Sirius mehr Leid getan hatte, als die Anderen. Na ja, jetzt hatte er Mary und das ging ja schon überraschend lange gut. Sirius wurde feuerrot. „Ich bin aber nicht er! Ich war...!“ „Ich hoffe, du beendest diesen Satz nicht,“ gab Severus kühl zurück. „Harry ist in der Hinsicht nämlich verantwortungsbewusster als du,“ er sah zu dem Spiegel, wo Harry sich gerade aufsetzte und an den Älteren kuschelte und auch wenn sie keinen Ton hatten, was seine Lippen formten, war für Jeden zu verstehen. Er sah, wie Charlies Augen leuchteten, er den Jüngeren an sich drückte und dasselbe sagte. „Harry ist, wie du selbst oft genug festgestellt hast, verantwortungsbewusster und erwachsener, als die meisten Anderen, die zehn Jahre älter sind. Er weiß, was er tut, zumindest in diesem Fall.“ Erneut sackte Sirius im Sessel zusammen. Er wusste, die Anderen hatten Recht. Er war damals schlimm gewesen und er wusste, Remus hatte ihn im Streit mal eine männliche Hure genannt. Und er wusste, wie ernst Harry jegliche Form von Zuneigung zu nehmen pflegte. Es war seine Art. Und der Junge brauchte lange, um zu vertrauen. Er gab seine Liebe nicht leichtfertig. Severus und Remus, selbst Lucius und Draco hatten lang gebraucht, sie zu gewinnen. Er war der Einzige, auf den Harry sofort zugegangen war. Und nun saß sein Kleiner da, sagte einem anderen Mann, dass er diesen liebte, kuschelte sich in dessen starke Arme. Und er sah so glücklich dabei aus, wie in diesem gesamten Schuljahr noch nicht. Wie eigentlich generell schon lang nicht mehr. Er beobachtete, wie Weasley Harry eine Strähne aus dem Gesicht strich, ihn küsste, ihm etwas ins Ohr flüsterte, dass den Jüngeren zum Lachen brachte. Die Anderen hatten Recht. Es sah nicht aus, als würde der Ältere die Situation ausnutzen. Eher, als sei er es, der etwas bremste. Wohl doch schlechtes Gewissen, hämte etwas in ihm. Erst jetzt trat Remus einen Schritt zurück, ließ den Spiegel erlöschen. Er wusste, die erste Gefahr war gebannt. Es würde zu keinem weiteren Versuch kommen, was Dummes zu tun. Sirius hatte begonnen, nachzudenken. Das war das Problem. Der Andere handelte immer noch oft, bevor er sein Hirn einschaltete und wer wusste, was er in dem Fall wohl getan hätte. Etwas Dummes, dass sich nicht rückgängig machen würde bei ihrer aller Glück. Etwas, dass die Blutadoption von damals wie einen kleinen Kinderstreich aussehen lassen würde. „Und nun, wo du dich beruhigt hast,“ meinte er nur. „Kannst du was tun, das dich als den tollsten Dad der Welt wirken lässt – indem du den Beiden deinen Segen gibst – nachdem du Charlie nach allen Regeln der Kunst entsprechend bedroht hast, um Frust abzubauen, versteht sich,“ fügte der Wolf amüsiert hinzu, sah noch mal zum Fenster raus. „Denn sei ehrlich – wann hast du ihn das letzte Mal so glücklich gesehen?“ Sirius stand auf, ging zum Fenster, beobachtete die Beiden aus der Ferne und selbst von hier aus sah sein Kleiner einfach nur glücklich aus, auch, wenn er nicht genau sehen konnte, was die Beiden nun schon wieder taten. Er war nicht dumm, er kannte sich selbst zu gut, er wusste, er hätte das hier fast zerstört. Die Anderen dagegen hatten ihm die Gelegenheit gegeben, selbst als Superdad dazustehen. Mal wieder. Er rieb sich die Stirn. „Ist das der Grund, warum er nach Rumänien will?“, fragte Sirius traurig. „Um von mir weg zu sein?“ „So ein Unsinn!“, knurrte Severus unwillig. „Der Bengel hat hier in England einfach kein Leben! Das weiß er! So, wie er weiß, dass du dieses Land liebst und es nicht verlassen willst! Und er sucht etwas, wo er mit Tieren arbeiten kann! Mit Tieren, die er versteht! Weasley ist nur sein persönlicher Bonus! Und deiner auch. Dann hast du Jemanden, dem du ihn anvertrauen und den du für Alles verantwortlich machen kannst. Er wäre so oder so gegangen, nur traut er sich jetzt etwas eher zu gehen. So ungern ich es sage, Weasley hat ihm eine Perspektive gegeben.“ Erneut sah Sirius aus dem Fenster, wohl wissend, dass es stimmte. Harry hatte nur schlechte Erfahrungen mit der Außenwelt gemacht, die erst überfordert gewesen war, als sie erfahren hatte, dass ihr Retter stumm war, dann enttäuscht, dass er sich nicht als schwach erwies. Jedes Mal wenn er draußen gewesen war, war irgendwas schief gegangen. In einem fremden Land hätte er die Chance, dass sich das ändern könnte. Irgendwie. „Harry hat gewartet, bis er sicher war, dass du hier Jemanden hast, den du lieben kannst...“, sprach Lucius schließlich ruhig. „Du bist nicht allein und er auch nicht...“ „Ich hab es verstanden!“, knurrte Sirius, beobachtete seinen Sohn, der nun aufstand und an der Hand des Anderen langsam und wohl doch eher unwillig zurück in Richtung Schloss lief. Er würde sicher gleich hoch kommen. Hoffentlich mit Weasley. Er mochte nicht mehr stocksauer sein, doch einige Regeln wollte er aufstellen – und sei es nur vorerst zumindest eine Verlobung! Denn das würde zumindest die Ehre seines Kleinen hoch halten. Er wusste, viele Magier bestanden auf die alten Regeln, darum geschahen erste Lieben meist im Stillen, außer man meinte es wirklich ernst – dann folgte nun mal eine Verlobung. Die man auch wieder lösen konnte, wenn es gar nicht mehr anders ging. Aber gerade, wenn Harry, wie er fürchtete, darauf bestehen würde, mit Weasley ein Zimmer zu teilen, wollte er, dass der Junge wenigstens vor dummen Gerüchten beschützt sein würde. Toll – wirklich. Musste sein Kleiner sich gerade in die Person verlieben, aus deren Familie der Bengel kam, der versuchte, ihn und einige andere Leute umzubringen! „Geht bitte...“ „Sirius?“, fragte Remus vorsichtig. „Ich will mit meinem Sohn sprechen – ohne euch.“ „Ah, verstehe,“ grinste Lucius. „Er will Superdad sein,“ stellte er fest, packte seinen Spazierstock und ging, dicht gefolgt von Severus und Remus. „Kannst.. du nicht noch mit rein kommen?“, bettelte Harry, sah den Anderen mit großen Augen an. Er war unruhig, denn die letzte Aufgabe des Turniers stand auch kurz bevor, seine Schulter tat ihm weh, er hatte ständig Alpträume und ein so schlechtes Gefühl, wie schon lange nicht mehr. „Ich weiß nicht, ob Dad schon da ist und...“ „Dad ist da,“ gab Sirius in dem Moment zurück, der seinen Sohn gehört hatte und in dem Moment wusste, dass Harry mindestens zwei Tage am Stück wieder nicht geschlafen hatte. Und er hatte ein schlechtes Gewissen. Er wusste, Weasley war die letzten beiden Tage nicht da gewesen und er... auch nicht. „Und er würde gern reden – mit euch Beiden!“ Charlie hatte etwas sagen wollen. Oh, er war nicht blind, schon als Harry auf ihn zugestürzt war, war ihm klar gewesen, dass etwas nicht in Ordnung war und es war nicht schwer zu erraten gewesen, um was es eigentlich ging, mit der letzten Aufgabe des Turniers, die nun lauerte und damit die Tatsache, dass Harry sich wieder Menschen stellen musste. Er hatte den Jüngeren mit einer kleinen Rangelei heute ganz gut abgelenkt, doch dann war es Zeit gewesen, wieder rein zu gehen. Er brachte seinen jungen Geliebten selbst zurück, stockte aber, als auf ein Mal dessen Vater in der Tür stand. Oha, nun würde es Ärger geben, damit rechnete er felsenfest, wobei Charlie schon angenehm überrascht war, nicht mit einem Schneidezauber kastriert worden zu sein oder so was. Denn Black war dafür bekannt, auszurasten in dem Moment, in dem seinem Kleinen was geschah. Das hatte er mehrfach eindrucksvoll bewiesen. Nicht Jeder kippte eine Jahrhunderte alte Tradition, nur um zu verhindern, dass je wieder ein Kind an einem solchen Turnier teilnehmen würde. „Dad!“, strahlte Harry, umarmte den Anderen. „Ich bin froh, dass du wieder da bist,“ nuschelte er, froh, dass seine Umarmung erwidert wurde. „Wie geht es Mary?“ „Gut, sie lässt dich grüßen,“ erklärte Sirius, während er Weasley beobachtete, der in die Wohnung schlich, mit sichtlich hängendem Kopf und einer blassen Ahnung, was wohl auf ihn zugekommen wäre, hätten die Anderen nicht zuerst mit ihm geredet. Er sah wieder zu Harry. „Geh bitte in dein Zimmer, ich muss mit... dem da sprechen.“ „Dad?“, fragte Harry sofort. „Was...?“ „Du kannst nachher wieder kommen,“ versprach Sirius, lächelte, als er die Sorge des Anderen sah. „Ich will ihm nichts tun.“ Nicht mehr, fügte er in Gedanken an. „Du wolltest doch ohnehin noch einen Aufsatz für Onkel Sev fertig machen. Als Vorbereitung für die Prüfung. Ich wette, das hast du noch nicht gemacht.“ Harry seufzte etwas. Er hatte angefangen, aber fertig war er noch nicht. Mit einem letzten Blick zu Charlie, der sich auf das Sofa gesetzt hatte, verschwand er in sein Zimmer. Sirius blickte zu dem Zimmer, sprach dann einen Zauber. Er wusste, wie er früher gewesen war, er hätte gelauscht. Er wusste nicht, ob sein Sohn das auch tun würde, er bezweifelte es sogar irgendwie, doch er wollte nichts riskieren. Erst, als er sicher war, dass das, was gesprochen würde, nur zwischen ihnen bleiben würde, sah er zu dem geknickten Rotschopf, der ihn nichts desto trotz fest ansah. Nun, wenigstens schien er, wenn er mal was angefangen hatte, ein gewisses Rückrat zu haben. „Dir ist schon bewusst, wie alt er ist, oder?“, fragte er daher sehr direkt. Ihn zu siezen wäre in der Situation wohl mehr als dumm. Überrascht sah Charlie den Anderen direkt an. Er wusste nicht so genau, was er erwartet hatte, aber sicher nicht das. „Darum.. habe ich lang gezögert,“ gab er leise zurück. „Er hat mich vom ersten Moment an so fasziniert... ich... normalerweise, ich... ich gebe zu, ich hatte bisher keine Beziehung. Nur Sex, eine Menge davon, wenn mir danach war in einer Nacht mit drei verschiedenen Leuten, Männer oder Frauen, das war mir gleich. Aber.. seit ich hier bin, habe ich Niemanden mehr angesehen. Er ist was Besonderes.“ Na toll! Sollte diese Aussage ihn etwa beruhigen? Der Kerl war ein Weiberheld und... Merlin, der Kerl war so drauf, wie er selbst! Nur schien er etwas eher aufzuhören, als Sirius. Er selbst wusste, wie es war, wenn man jede Wahlmöglichkeit hatte und doch nichts einen zu befriedigen vermochte. Er selbst hatte sein Glück erst in Mary gefunden und in seinen kleinen Sohn. Den er gerade an einen Anderen verlor... „Ich... habe ihn nicht angefasst!“, beeilte Charlie sich zu sagen, als er sah, wie Black zu einer wohl sicher gesalzenen Antwort ansetzte. „Wir haben uns geküsst, weiter bin ich nie gegangen! Ich schwöre es, dazu bedeutet er mir zu viel! Und... ich wollte es nicht... ohne Ihr Wissen tun, ich... wollte... um ihn werben, wie es sich gehört, aber... bis jetzt habe ich den Mut, hierher zu kommen, nicht gefunden. Er... Sie sind nicht für große Milde bekannt, wenn es um Harry geht... und ich wollte ihn nicht verlieren.“ Okay, das nannte man mal Wind aus den Segeln nehmen! Um ihn werben... „Um ihn werben?“, fragte Sirius ruhig. Ohne es zu wollen, schlich sich ein sanftes Lächeln auf Charlies Lippen. „Ich will ihn heiraten, wenn er alt genug ist und es selbst immer noch will,“ gab er leise zurück. „Ich will mit ihm zusammen sein können, ohne, dass man hinter seinem Rücken über ihn lästert. Vor allem hier in England, in Rumänien ist das den Meisten recht egal, zumindest im Reservat. Er hat es verdient, sich sicher zu sein, ich denke oft, dass er fürchtet, ich könnte ihn verlassen, wegen seines Alters. Er... benimmt sich einfach nicht wie Vierzehn. Er ist älter...“ Oh, da schien es Jemand wahrhaftig ernst zu meinen. „Und sein Vermögen hat...?“ „Sein Geld ist mir scheißegal,“ knurrte Charlie. Das war eine Frage, die irgendwie verständlich schien, doch für ihn war sie brüskierend. „Ich verdiene mehr als genug, um eine Familie gut zu ernähren, politischer Einfluss ist mir vollkommen gleich, ich interessiere mich nicht für die Ränkespiele der Macht! Es geht mir einzig und allein um ihn!“ „Das... ist gut zu wissen,“ gab Sirius zurück, erleichtert darüber, dass Harry wirklich mal Glück zu haben schien und er wollte ihm das nicht nehmen. „Wenn.... ich sagte, wenn ich ihm erlaube zu gehen und wenn ich dieser ganzen Geschichte meinen Segen gebe, werde ich dich für Alles verantwortlich machen! Denn du bist da um ihn zu versorgen und ich nicht! Des Weiteren werde ich regelmäßig kommen, um nach ihm zu sehen und ich will nicht, dass ihr Sex habt, bevor er nicht mindestens fünfzehn ist!“ Und das schien ihm schon extrem früh. Doch er selbst hatte schon früh angefangen und wenn es von seinem Sohn ausging... wer war er, dem Anderen den Spaß zu verbieten? Das war es, was Charlie vollkommen aus der Bahn warf. Er hatte mit Allem gerechnet, aber sicher nicht mit einem Segen. „Das... versteht sich von selbst,“ gab er leise zurück. „Ich würde nie auch nur irgendwas tun, das Harry nicht gefällt. Und auf ihn zu achten macht mir Spaß. Im Reservat dürfte ich ihn sogar unter meine Fittiche nehmen, für die meiste Zeit zumindest. Er wäre nie allein und wie gesagt... es würde ein spezieller Portschlüssel gefertigt werden, so, dass Sie jederzeit zu uns kommen könnten...“ „Merlin, Junge,“ knurrte Sirius. „Nenn mich beim Namen oder sonst was! Aber siez mich nicht! Du willst was von meinem Sohn!“ „Danke,“ sprach Charlie nach einer ganzen Weile einfach nur. Sirius grummelte etwas, hob schließlich die Zauber auf. „Ich hoffe nur, ich habe mich deutlich ausgedrückt, denn mach keinen Fehler – sollte Harry wegen dir unglücklich werden und sich wieder in sein Schneckenhaus verziehen wird der Tod dir wie ein Märchen vorkommen!“ Gut, das war wohl eher die typische Warnung, die jeder Vater geben würde. „Ich verspreche, ich werde mich immer um ihn kümmern, oder ich werde mich selbst bestrafen, hart...“ „Abwarten,“ murmelte Sirius nur, während er beobachtete, wie Harry aus seinem Zimmer schoss und den Schoß des Rotschopfes in Anspruch nahm, seinen Dad ansah. „Dad, was war denn los?“ „Ich habe nur mit Charlie über die Arrangements gesprochen, die zu treffen sind, wenn du nach Rumänien gehst,“ erklärte er, lächelte seinem Sohn beruhigend zu. „Und ich denke, er will dir auch noch was sagen." Harry strahlte seinen Vater an. „Ich... darf also wirklich gehen?!“ Sirius seufzte etwas, hob den Brief aus seiner Umhangtasche, nahm einen Kugelschreiber (wie gesagt, einige Muggelgegenstände hatten durchaus so ihre Vorteile) und setzte vor den Augen der anderen Beiden seine Unterschrift unter die Erlaubnis, dass sein Sohn in das Programm für Hochbegabte durfte. Wenn auch erst mal, natürlich, nur auf Probe, für ein halbes Jahr. Den Wisch schob er Charlie zu. „Um den Rest kümmerst du dich – bald, “ verlangte er. „Charlie?“, fragte Harry, nicht verstehend, was sein Vater meinte. „Morgen,“ versprach der Ältere strahlend, steckte den Brief weg, als wäre es ein Schatz, drückte Harry an sich und küsste ihn sanft, aber nur kurz. Er wollte die Ruhe, die Black ausstrahlte, nicht zerstören. Wissen war das Eine, sehen das Andere. Das hatte er schon zu oft erlebt. „Ts, Superdad,“ knurrte Severus, der gerade sein drittes Glas Feuerwhiskey kippte. „Von wegen!“ „Lass ihm doch das Gefühl,“ gab Remus zurück. „Es wird schwer genug für ihn sein, wenn Harry nach dem Jahr nach Rumänien geht.“ „Daran will ich noch nicht mal denken,“ kam es von Hinten. Ja, Lucius konnte sich vorstellen, dass die ersten Wochen die Hölle werden würden. Wie kurz nach Harrys Einschulung. „Ich denke nicht, dass es dieses Mal so schlimm werden wird,“ gab Remus nur zurück. „Er weiß, dass Harry nicht allein ist und er ist nicht blind. Ich bin mir sicher, er wird ruhiger sein und dieses Mal hat Mary ja auch um Einiges mehr mitzureden.“ „Wenn das mal reicht.... Harry ist sein einziges Kind und ich bezweifle, dass er noch eines adoptieren wird.“ Severus blickte in die Runde. „Ihr wisst so gut wie ich, dass er so viel Zeit auch gar nicht mehr hat. Und man kann es nicht verdrängen. Er ist ein Black, ein reinblütiger Magier! Und er hat die ersten, weißen Haare.“ Es war nur eine Feststellung. Die Anderen starrten betreten in ihre Gläser. Sie hatten mal mit Sirius über die Effekte von Dementoren geredet, doch dem war das zu dem Zeitpunkt so ziemlich gleich gewesen. Wichtig war ihm nur gewesen, dass er wirklich genug Zeit haben würde, seinen Sohn aufwachsen zu sehen und ihn versorgt und sicher zu wissen. Oh, er hatte zweifellos noch ein paar Jahre, das war keine Frage, aber viel mehr als zwanzig... wohl eher nicht und er wusste es auch selbst. Kein Trank konnte etwas gegen diese Art Spätfolgen von Askaban ausrichten, dieses Gefängnis schädigte nun mal den Körper, zwang ihn, schneller zu altern. Auch Magie konnte daran nicht viel ändern. Oder Tränke. Vor Allem, da Black das auch gar nicht zu wollen schien. Die Zeit im Gefängnis hatte ihn weit mehr mitgenommen, als er es je zugeben würde. Einsamkeit, Dunkelheit und Kälte, Dinge, die er schon als Kind nicht gemocht hatte, hatten jahrelang sein Leben geprägt. Das Alles holte nun mit ihm auf, es würde noch schneller passieren, wenn Harry mit Weasley in Rumänien sein würde, denn dann war da kein Junge mehr, um den er sich vierundzwanzig Stunden am Tag kümmern musste. Dann war da nur noch er selbst – und all seine Erinnerungen, Frau hin oder her. Zwar würde Sirius nicht in das Loch fallen, in das er unzweifelhaft nach seiner Entlassung geschlittert wäre, wäre da nicht der kleine Junge gewesen, der ihn so dringend gebraucht hatte, doch er würde merken, dass er nicht mehr ganz so nötig war, wie früher und dann würde sein Körper sein Recht fordern. Unmissverständlich. Blieb nur zu hoffen, dass Charlie dass alles nicht ruinieren würde, denn am Ende würde Harry ihn umso dringender brauchen. Denn sonst würde niemand ihn über den Tod seines zweiten Vaters hinweg trösten können. Auch sie nicht. „Wie wäre es, wenn wir nicht an depressive Dinge denken würden?“, fragte Lucius ruhig. „Wir haben noch mehr als genug Zeit und es besteht kein Grund, das Schlimmste anzunehmen.“ Er mochte all die Gedanken nicht, mit denen er sich erst beschäftigen wollte, wenn es an der Zeit war. Dann wenn sie wirklich unabwendbar wurden und dieser Zeitpunkt war noch lange nicht erreicht. Kapitel 20: Das Labyrinth ------------------------- „Charlie?“, rief Harry aufgeregt. Er wollte wissen, was der Ältere ihn fragen wollte, das er sogar schon seinem Dad erzählt hatte. Dafür hatte er sogar den Tag frei bekommen. Denn eigentlich hätte er Unterricht. Und das mit Onkel Sev. Aber sein Dad hatte gesagt, dass es manchmal Ausnahmen gebe und das hier wäre eine. Nun, das machte ihn nur noch neugieriger. Den Abend über hatte er mit seinem Dad geredet, über Charlie, darüber, wann der Andere ihm gesagt hatte, dass er ihn liebte und seit wann er diese Gefühle teilte. Er hatte seinem Vater von der Begegnung vor so vielen Jahren erzählt, im Baum, als er abgehauen war, weil Ron ihn geärgert hatte und wie Charlie zu ihm gekommen war. Das hatte Dad überrascht. Er hatte sogar gelacht. „Charlie, wo..?!“, in dem Moment legten sich Arme um ihn, er wurde an eine breite Brust gedrückt. Harry kicherte etwas, drehte seinen Kopf, sah den Rotschopf an und genoss den Kuss, der folgte. „Was ist...?“ „Neugierig?“, fragte Charlie amüsiert, strich leicht über Harrys Seite. „Du wirst leider noch etwas warten müssen. Wir müssen erst woanders hin. Halt dich gut fest.“ Schnell schloss Harry die Arme um die Taille des Älteren, während er das Ziehen spürte, als sie apparierten. Er sah sich auch sofort um, als sie landeten, blickte zu Charlie. „Wo... sind wir hier?“, fragte er vorsichtig. „In Cornwall, direkt am Meer,“ lächelte Charlie, deutete auf eine Picknickdecke, die er vorbereitet hatte, in einer geschützten kleinen Bucht, fern ab von den Augen von irgendwem, denn man erreichte diese Stelle nur mit Kletterausrüstung. Er selbst hatte sie entdeckt, als er Opfer eines Streiches seiner Brüder geworden war. Diesen Platz aber hatte er immer für sich behalten. Es war sein Geheimnis gewesen, dass er nie hatte teilen wollen – außer mit seinem Drachen. Womit er dieses Versprechen sich selbst gegenüber auch nicht brach. „Cool,“ lächelte Harry, setzte sich auf eines der Kissen und sah hinunter in die Brandung. Wie gesagt, er mochte Wasser – solang es weit genug von ihm entfernt zu sein schien. Und in dem Fall war es das. Es war ein ganzes Stück entfernt, die Wellen schlugen gegen die Klippen auf denen ihre Picknickdecke ausgebreitet lag. Charlie lächelte, setzte sich, nachdem er eine Weile in den Himmel gesehen hatte, wohl wissend, dass er nur noch mit Harry hierher kommen würde, an diesen wunderbaren Flecken Land, mit dem jungen Mann, den er jetzt schon wie wahnsinnig liebte. Und es war der ideale Ort, um den Jüngeren wenigstens etwas von morgen abzulenken. Von der letzten, verdammten Aufgabe. Aber dann trennten wirklich nur noch wenige Wochen sie von einem Rückzug dahin, wo Harry sich auch mal auf die Straße trauen würde. Also setzte auch er sich hinter seinen Geliebten, zog ihn auf seinen Schoß. „Ist es nicht herrlich hier?“, fragte er leise. „Wann immer wir wollen, werden wir hierher kommen. Das ist ab jetzt unser Platz...“ Harry lächelte, schon zufrieden, dass Charlie einfach da war. „Es ist wirklich toll hier“ nickte er. Eine ganze Weile lang saßen sie einfach nur da, lauschten den Wellen. Bis Charlie etwas aus seiner Umhangtasche zog. „Aber das ist nicht der Grund, warum wir heute hier sind,“ erklärte er leise. „Hm?“, fragte Harry, sah auf die Schachtel, die vor ihm schwebte. Er hatte sich schon gedacht, dass Onkel Sev ihn nicht für ein Picknick hatte gehen lassen. „Was ist das?“, fragte er. „Du... musst mir doch nichts schenken.“ Der Ältere lachte leise, küsste Harry in den Nacken. „Ich wollte es dir schon vor einer Weile geben, aber ich musste erst deinen Vater um seine Zustimmung bitten,“ erklärte der Ältere, legte die Schachtel in die Hände des Grünäugigen und hoffte einfach mal, dass der wusste, was er da im Inneren finden würde. Immerhin hatte Harry eine normale Reinbluterziehung genossen... Nach einem weiteren Blick zu dem Drachenzähmer öffnete Harry vorsichtig die Schachtel – und stockte. Da, auf blauem Samt, lagen zwei silberne Reifen. Einer etwas breiter als der Andere, in Beide waren Runen eingearbeitet, die für Schutz und Liebe standen, in dem Schmaleren befand sich ein Saphir, im Anderen ein Smaragd, beide Steine umgeben von dem aufgerissenen Maul eines Drachen, der sie zu halten schien. Es dauerte Sekunden, bis er wusste, was er da vor sich hatte. Ungläubig blickte er zu Charlie. „B...B...Bindungsreifen?“, hauchte er. Nicht mal sein Dad hatte Mary einen gegeben. Es hatte ihr nur einen Verlobungsring nach Muggelart geschenkt. Bindungsreifen waren mit das Teuerste, das es gab, in ihnen wurde viel Magie verwoben und oft dauerte es Jahre, um ein Set anzufertigen. Und diese hier waren ganz neu. „Du... du...? Ich...?!“ Charlie lachte leise, küsste den Jüngeren. „Ja, gab er leise zurück, denn Harrys Hände hatten mal wieder mehr geredet, als dessen Zunge. Nun, er war das Sprechen auch noch nicht so wirklich gewohnt. „Ich will dich,“ erklärte er, drückte den Grünäugigen noch fester an sich. „Immer, ohne dass man uns trennen kann. Diese Bänder... sie wären so was wie eine Verlobung,“ erklärte er. „Die Zeremonien würden nicht stattfinden, bevor du nicht mindestens achtzehn bist. Wenn du das dann immer noch willst, heißt das, “ fügte er vorsichtig an, er wollte Harry klar machen, dass das hier auch keine Falle sein sollte. „Aber bevor ich das fragen konnte... musste ich mit deinem Dad... deinem Vormund sprechen...“ Es dauerte, bis Harry wirklich begriff, was Charlie da gesagt, getan hatte. Zusammen. Immer. Strahlend wandte er sich um. „Ja!“, rief er einfach. „Ja, ja, ja!“ Keine Trennung, gerade wenn Dad zugestimmt hatte! Er musste nicht fürchten, dass Charlie jemand Anderen vorzog, das zeigte, wie ernst es auch dem Anderen war. „Für Immer,“ strahlte er, küsste den Drachenzähmer, kuschelte sich an ihn und schloss glücklich die Augen, genoss die Briese, die über sein Gesicht ging. Charlie nickte, erwiderte den Kuss und genoss das Gefühl, als Harry sich an ihn kuschelte. „Für immer,“ wiederholte er. „Ich geb dich nicht mehr her, mein kleiner Drache,“ er strich dem Anderen durch die Haare. „Und ich will, dass du glücklich werden kannst...“ Mit den Worten streifte er Harry sanft das schmalere Band über, bevor er sich das Breitere anlegte. In den Steinen war ein besonderer Zauber, einer, der wie ein Portschlüssel zum jeweils Anderen fungierte, egal, wie gesichert der Ort eigentlich war. Selbst die Zauber um Hogwarts würden nicht wirken. Denn hier ging es um weit mehr, als nur darum, Irgendwo einzudringen. Es war auch das Einzige, das er Harry für morgen geben konnte, für diese eine, letzte Aufgabe, die zweifellos wieder die Hölle werden würde. Denn sollte etwas schief gehen, konnte er kommen. Dann würde sein Band heiß werden und der Portschlüssel würde sich selbst aktivieren... Strahlend sah Albus sich um, glücklich, endlich wieder da zu sein, wo er hingehörte. Oh ja, das war die Luft von Schottland. Und sie würde nicht mehr lang vom Atem seiner Feinde verpestet werden! Bald, schon sehr bald würde er wieder auf seinem Platz sein, verehrt, mächtig, reich und einflussreich, bekannt überall für seine Weisheit und Gerechtigkeit. Umgeben von Getreuen, die ihm Alles gaben. Und natürlich würde er die belohnen, die all die Zeit über treu geblieben waren oder die erst in dieser schweren Zeit zu ihm gefunden hatten, zu ihm, dem Hirten, der die Menschen lehren konnte, was sie eigentlich nicht fassen würden. Hogwarts würde ein Mal mehr eine Stätte sein, wo er treue Anhänger rekrutieren konnte, die sich willig für ihn opfern würden. Ron hatte sich, trotz Allem, als nützlich und hilfreich erwiesen. Nach seiner Strafe würde er den Jungen zu einem seiner engsten Vertrauten machen, zusammen mit Peter, der ihm auch immer nur nützlich gewesen war. Na ja, er würde die Ratte nicht zu einflussreich werden lassen, aber der Mann würde auf jeden Fall immer mal wieder Frischfleisch bekommen, das er ja so liebte. Angefangen bei dem Potterbengel. Den würde Peter bekommen, wenn er mit diesem durch war! Denn er hatte das Anfangsrecht und den kleinen Bastard wollte er schon deshalb, weil der ihn Alles gekostet hatte! Nun, die kleine Ratte würde sich noch oft wünschen, zu sterben doch er würde es ihm nie erlauben. Er hatte alte Versklavungsrituale gefunden, die den Bengel zwingen würden, jedem Wort zu gehorchen, obwohl er bei vollem Bewusstsein war und doch würde er sich nicht wehren können, nicht mal gegen den Befehl, letztendlich den eigenen, geliebten Vater zu vergewaltigen. Nun, Snape würde er demselben Ritual unterwerfen. Notwendigerweise. Er brauchte einfach dringend einen guten Tränkemeister und ein Sklave konnte ihm nicht zuwider handeln. Ja, nur noch ein paar Stunden! Er konnte seinen Sieg schon schmecken! Diese Süße und die Gewissheit! Alles war so perfekt! Die Fläche war vorbereitet, die meisten seiner Krieger würden morgen in aller Frühe da sein und sie würden sicher nicht lange warten müssen. Daher war seine Ungeduld fast schon die süße Vorfreude eines kleinen Jungen, der den Moment ersehnte, wo er endlich seine Weihnachtsgeschenke aufmachen durfte. Ein Gefühl, dass er gern auskostete, nach der Verbannung und all den Verleumdungen seiner Person. All das, was er durchgemacht hatte, es hatte ihn nur stärker gemacht! Und rachsüchtiger! Es waren bereits grausame Strafen geplant und für die Durchführung bauten einige seiner Krieger bereits Gerätschaften zusammen. Nur noch Stunden. Nicht mehr lange, dann würde er endlich wieder den Platz einnehmen, der ihm immer zugestanden hatte... „Dad,“ flüsterte Harry, krallte sich an die Hand des Anderen, der ihn, mal wieder, mehr hinter sich her zerren musste, als das er ging. Er wusste, etwas würde schrecklich schief gehen. Er fühlte es in jedem seiner Knochen. Jedes Mal war was passiert und gerade jetzt war das Gefühl schrecklich. „Bitte.. bitte nicht...“ Sirius brach fast das Herz, als er seinen Sohn das sagen hörte. Harry hatte die Nacht nicht geschlafen, obwohl nicht nur er, sondern auch Charlie da gewesen war. Der Junge hatte es versucht, aber nur nach einer Stunde und einem horrenden Alptraum, der letztendlich sogar Sev und Remus auf den Plan gerufen hatte, hatte er sich geweigert, noch mal zu schlafen zu versuchen, Traumlostrank hin oder her, der festen Meinung, dass das nicht helfen würde. Was Sirius wieder abrupt an Harrys frühe Kindheit und seine Alpträume damals, die sich immer als richtig rausgestellt hatten, erinnerte. Sein Verdacht damals, dass Harry seherische Tendenzen hatte. Was, wenn wirklich etwas geschehen würde...? Er blieb stehen, kniete sich vor seinen Sohn. „Harry, es ist nur noch heute, dann ist es vorbei, das ist doch das Einzige, das zählt. Das schaffst du, ich weiß es.“ Er drückte Harry eine kleine Münze in die Hand. „Aber wenn was ist, reib an ihr, dann können Sev, Remus und ich zu dir,“ versprach er, sah dann auf, als er Jemanden auf sie zueilen sah. Charlie war kurz zurückgeblieben, um noch was zu holen, er lächelte Harry an, hielt diesem seine Drachenjacke entgegen, die sein Sohn sofort überzog, sich an ihr festklammerte. Sie verdeckte auch den Reif, den er trug. Ja, Sirius war überrascht gewesen, als er ihn gesehen hatte. Er sah teuer aus, teuer und neu. Doch er hatte keinen Knut dazu gegeben. Charlie musste Harry wirklich lieben, um so viel zu opfern. Wäre er nicht schon vorher überzeugt gewesen, das hier hätte es getan. So war es nur eine weitere Bestätigung, dass das, was er entschieden hatte, richtig war, auch, wenn es ihm noch so schwer gefallen war. Merlin, das sagte sich so einfach! Harry sah von seinem Dad zu Charlie. Beide sahen so aus, als wollten sie nicht, dass er teilnahm und doch würde er es wieder müssen, ob er wollte oder nicht. Und er musste auch wieder durch das Spalier der Schreier. Das war so was von gar nicht gut! „Komm,“ seufzte Sirius leise. „Ein letztes Mal...“ „Du schaffst das,“ sprach auch Charlie, verwob Harrys Finger mit seinen. „Es ist das letzte Mal. Wenn du das hinter dir hast, ist es vorbei, kein Turnier mehr und keine undankbaren Idioten, die dir das Leben schwer machen.“ „Ich... versuch es,“ murmelte Harry nur, er versteckte sich zwischen den Erwachsenen, als sie nach draußen traten, versuchte, die gesichtslose Masse der Schüler auszublenden, die mal wieder Zeter und Mordio schrie, als habe er teilnehmen und Cedric die Show stehlen wollen! Am Zelt wandte er sich um, inzwischen war sein Gefühl so schlecht, dass selbst das Wenige, das man ihn gezwungen hatte, zu essen wieder auf dem Weg nach Oben war. „Geh,“ lächelte Sirius. „Und denk dran, sollte Irgendwas nicht stimmen... ruf uns.“ Charlie nickte, auch, wenn er auf andere Weise gerufen werden würde, aber das würden die Anderen früh genug merken. Er starrte eisig auf die Schüler, wohl wissend, dass er der Schwarm schlechthin war. Na, denen würde er die Suppe versalzen! Schnell packte er Harry am Hals, strich leicht über dessen Seite und küsste ihn noch mal, machte sicher, dass so ziemlich alle das sehen würden. Sollten sie ruhig wissen, dass sie mal wieder von dem ausgestochen worden waren, den sie so verachteten! „Und jetzt geh...“ Mit weichen Knien – und dieses Mal vom Kuss statt von seiner Panik – und ohne auf das noch mal angeschwollene, empörte Geschrei zu achten, tapste Harry ins Zelt, wie immer als Letzter. Er blickte zu den anderen Dreien und schlagartig war ihm einfach nur wieder schlecht. „Harry,“ nickte Cedric, der den Jungen musterte, mit dem er eigentlich mal gut befreundet gewesen war, von dem er jetzt aber Abstand hatte nehmen müssen, um nicht selbst allein da zu stehen, weh wie es ihm tat. Viktor hatte ihn deshalb als Feigling bezeichnet, doch er war nun mal nicht so stark wie der Jüngere und sicher wäre er nicht für das Leben eines Lehrers vor einen potentiell tödlichen Zauber gesprungen. Ja, er schämte sich wegen seiner Feigheit, doch er war nicht stark genug, sich gegen so viele zu stellen, schade wie es um diese Freundschaft auch war. Denn er mochte Harry wirklich. Harry musterte den Anderen, zwang sich dazu, etwas zu lächeln, auch, wenn ihm gar nicht danach war. Er verstand warum Cedric sich von ihm abgewandt hatte. Er wusste, wie schwer es war, sich gegen viele zu stellen und er hatte auch nicht erwartet, dass die Freundschaft halten würde. Merlin, selbst Draco und er sahen sich nicht so oft, einfach, weil er seine wenigen Freunde nicht in Gefahr bringen wollte! Der Blonde wusste noch nicht mal, dass er überhaupt mit Charlie zusammen war. Dabei hatten sie sich früher immer alles erzählt. Es war schwer, doch... Harry blickte auf die ordentlich verschlossene Zeltplane. Er hatte Jemanden gefunden, der keine Angst hatte... Er setzte sich nach kurzem Zögern auf eine der Bänke, den Blick wieder gesenkt und wartete. Merlin, bitte! Das hier musste gut gehen, danach konnte es endlich vorbei sein! Doch davor stand ein Kampf. Er wusste es, er wusste es und er wusste, sein Dad glaubte es, denn er und die Anderen hatten an dem Morgen keine normale Kleidung getragen, sondern Kriegskleidung aus schweren, mit Schutzzaubern durchwebten Stoffen und auch er selbst trug so etwas. Die Kette von den Zwillingen lag um seinen Hals, der Bindungsreif, die Münze von Dad, das war Alles, was er neben seinem Zauberstab dabei hatte, mehr war nicht erlaubt. Und sie wussten dieses Mal nicht, worum es gehen würde. Automatisch klammerte Harry sich an die Münze in seiner Hand, bevor er sie wieder in die Tasche seiner Robe gleiten ließ. Stattdessen zog er seinen Zauberstab. Gerade in dem Moment, als die Plane sich hob und die drei Direktoren eintraten, sie alle musterten. „Nun, meine mutigen, jungen Teilnehmer,“ sprach Mc Gonagall nach einem kurzen Moment. „Diese Aufgabe wird unmissverständlich am schwersten sein. Dort draußen, “ sie deutete auf die Planen am anderen Ende. „Wartet ein Labyrinth auf euch. Wenn ihr raus tretet, wird jeder von euch an eine der vier Ecken gebracht werden. Ihr müsst die Mitte erreichen, wo sich ein Portschlüssel in Form eines Gefäßes befindet. Eine Tasse. Der Erste, der ihn aufhebt, hat diese Aufgabe gewonnen, das Labyrinth wird verschwinden und auch die anderen Drei werden zu dem Ort gebracht, wo wir den Abschluss des Turniers feiern werden.“ Sie musterte jeden der vier Teilnehmer eine Weile. „Ich wünsche euch viel Erfolg und viel Glück. Die Aufgabe beginnt jetzt. Macht euch auf den Weg.“ Nur langsam erhob Harry sich von der Bank, beobachtete, wie Fleur als Erste verschwand, dicht gefolgt von Cedric, der ein wenig betroffen verschwunden war. Viktor allerdings ließ ihn vor, lächelte ihm etwas zu. Also schluckte er hart, nahm seinen Mut zusammen und trat durch die Zeltplane, nur um das unangenehme Gefühl zu ertragen, als die Magie ihn transportierte. Ganz kurz konnte er das Labyrinth sehen. Es schien ich riesig, bevor er unsanft auf seinen Knien vor einem der Eingänge landete. Langsam erhob Harry sich, sah hoch. Die Hecken überragten ihn um mehrere Kopflängen, er würde keine Chance haben, drüber zu sehen. Und sie waren dunkel, stockdunkel, als wären die Blätter schwarz, nicht grün und das mitten am frühen Vormittag. Es war hier so dunkel! Ohne es zu wollen, flackerten Bilder in Harry auf. Von früher. Dunkel, bis auf einen schmalen Schlitz auf dem Boden. Das Knirschen über ihm, Staub, der immer auf ihn rieselte und panische Angst. Eine Angst, die zu überwinden ihn Jahre gekostet hatte, doch nun war sie auf dem besten Weg, wieder voll durchzubrechen. Kurz spielte Harry tatsächlich mit dem Gedanken, einfach stehen zu bleiben, wo er war und zu warten, bis ein Anderer die Aufgabe beendet haben würde, doch in dem Moment hörte er ein Geräusch und das letzte Bisschen Licht des frühen Morgens war verschwunden. Langsam, ganz langsam wandte Harry sich um, nur um feststellen zu müssen, dass hinter ihm kein Ausgang mehr war, sondern eine Hecke, die solider wirkte, als eine Steinwand. Es gab kein Zurück! Es gab nur den Weg nach Vorn, um hier raus zu kommen. Denn Warten würde sehr unangenehm werden, stellte Harry fest, als er merkte, wie Boden und Hecken um ihn herum Dornen hervorbrachten. Dornen, die wohl die Unwilligen auch in Bewegung setzen sollten, keine zu lange Rast erlaubend. Eine Versicherung, teilnehmen zu müssen. Mit klammem Gefühl wich Harry vor der Hecke zurück, die ihre Dornen immer weiter nach ihm ausstreckte, lief den Gang entlang, wobei – eigentlich rannte er schon fast. Er hatte einfach Angst! Die Dunkelheit, es schien, als würde sie Alles tun, um ihn wieder in ihre Klauen zu bekommen. Nein! Nein, das durfte nicht passieren! Die Anderen erwarteten, dass er stark war und zurückkommen würde! Er wollte doch zu Charlie! Zu den Drachen! Dass sein Dad stolz sein konnte.... Mit den Gedanken hob er den Zauberstab, sprach leise einen Lumos, der wenigstens etwas Helligkeit in die Finsternis brachte. Nun erst sah Harry sich um und musste feststellen, dass die Blätter der Hecke tatsächlich fast schwarz waren. Automatisch umklammerte Harry seinen Zauberstab fester, ging durch die offenen Gänge, wo er schon nach den ersten beiden Abbiegungen vollkommen die Orientierung verloren hatte. Er konnte nur die Gänge entlang stolpern, von denen Einige sich schlossen, in der Sekunde, wo er an ihnen vorbei ging. Es war, als würde das Labyrinth ihm schon von sich aus den richtigen Weg zeigen! Dazu kamen die seltsamen Schatten, die immer zu verschwinden schienen, wenn er auch nur in die Nähe kam. Als würde ihm Jemand den Weg ebnen – um ihn an einen ganz bestimmten Ort zu locken. Alles in Harry zog sich bei dem Gedanken zusammen, doch in dem Moment, in dem er ihn dachte, wusste er, dass es so war und er wusste, es gab kein Entkommen, denn jedes Mal, wenn er langsamer wurde, sprossen wieder Dornen, Hecken kamen näher... Schon lang hatte der Grünäugige jegliches Zeitgefühl verloren, immer wieder sah er sich um, beobachtete die Schatten, konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass Augen ihm folgten, wo immer er entlang lief. Hastig lief Harry weiter – und blieb abrupt stehen. Ohne zu denken, wirkte er einen Zauber, ohne Worte, ohne Zauberspruch, das Wesen flüchtete und zurück blieb ein halb bewusstloser Cedric. Hastig rannte er zu diesem, half ihm, sich aufzusetzen. „Ist... Alles in Ordnung?“, fragte er leise. „Du...?! Seit wann kannst du sprechen?“, murmelte Cedric verwirrt, während sein Kopf brummte. Er wusste nicht, was los war, er war so nah an der Mitte gewesen, als dieses seltsame Wesen ihn angegriffen hatte, ohne abzulassen! Als wolle es ihn nicht aufhalten, sondern tatsächlich umbringen! Scheiß Turnier! Ja, langsam verstand er, warum Harry reagiert hatte, wie er es getan hatte. Harry lächelte schwach. „Seit einer Weile,“ gab er zurück, musterte seinen bleichen Mitschüler. „Du siehst nicht gut aus, “ stellte er fest. „Du... willst du hier bleiben? Irgendwer wird die dumme Tasse schon finden...“ „Sie... ist ganz in der Nähe,“ erklärte Cedric, wohl wissend, dass Harry es verdient hatte. „Da.. da vorn. Holen wir sie uns zusammen.“ „Wirklich?“, fragte Harry verwirrt. Er hätte gedacht, dass das Labyrinth mehr Schwierigkeiten machen würde. Wie unter Wasser die Meermänner. Dabei war das einzige Vieh, das er gesehen hatte, das, das Cedric angegriffen hatte. Cedric lächelte etwas. „Ich bezweifle, dass das Ding aufgehört hätte, auf mich einzuschlagen wenn ich das Bewusstsein verloren hätte,“ erklärte er, ließ sich von dem Jüngeren aufhelfen. Fragen später, versprach er sich selbst und er würde öffentlich wieder zu Harry stehen, diesem helfen! Das war er ihm wohl mindestens schuldig. „Na gut,“ murmelte Harry, dessen schlechtes Gefühl gerade ins Bodenlose schoss. Portschlüssel. Wo er ohnehin nicht viel von den magischen Arten der Fortbewegung hielt, mit Ausnahme von Besen. „Ich will ohnehin nur, dass das hier schnell vorbei ist...“ Mit Cedric, den er wegen einer Wunde am Bein stützen musste, lief er langsam zu der Tasse, die da stand. Er atmete tief durch, hob den Unterteller, auf dem das zarte Porzellan stand. „Bereit?“, fragte er leise. Cedric nickte entschlossen, seinen Zauberstab wieder fest umklammert. „Bereit!“ Beide Jungs fassten im selben Moment die Tasse an. Harry japste, als er auf dem Boden aufkam. Er konnte selbst kaum aufrecht landen, nun, wo er Cedric stützen musste, war es praktisch unmöglich. Er knickte um, spürte, wie der Schmerz durch seinen Knöchel zog. War ja klar gewesen, dass noch was passieren musste! Und warum war das Gefühl schlimmer, als je zuvor...? Auf ein Mal war es da. Ein Klatschen. Eine einzige Person. Keine Buhrufe und nichts. Und Harrys Magen fühlte sich an, wie eine Eisenfaust. Langsam, ganz langsam sah er auf. Nein! Nein, nein, nein, nein! „Harry, Harry, Harry... nicht mal mit all der Hilfe hast du es in unter einer Stunde hierher geschafft. Ron hat Recht, du bist ein kleiner Versager. Aber mir reichst du als Wärmflasche sicher noch für eine ganze Weile...“ Der Mann. Der Mann von damals. Dumbledore, der ihn zu seinen Verwandten gegeben hatte, damit die ihn umbrachten! Der Dad in den Knast gebracht und dafür gesorgt hatte, dass seine anderen Eltern umgebracht werden würden! Der Mann, der sein Leben hatte ruinieren wollen! Hastig sprang er auf, ignorierte den prompten Schmerz in seinem Knöchel und richtete seinen Zauberstab auf den Mann, sah erst jetzt das volle Ausmaß der Situation. Sie waren nicht alleine... Er stand mitten auf einer Wiese, das Wetter hatte sich verschlechtert, Wolken waren aufgezogen. Doch es war heller, als im Irrgarten und er sah die Leute. Vierzig mindestens, Alle in Kampfroben, Viele mit Kapuzen an den weiten, schwarzen, rot verbrämten Umhängen, die weit ins Gesicht gezogen waren. Doch Einer hatte seine unten – Ronald Weasley. Da waren mehr Gesichter, doch nur das Eine konnte er benennen. Zwei weitere kannte er, einer der Jungen hatte die Schule erst letztes Jahr beendet, der Andere sollte es dieses Jahr machen. Automatisch steckte Harry seine Hand in die Tasche, rieb wie verrückt an der Münze, nicht wissend, wie lang es dauern konnte, bis die Anderen zu ich stoßen würden. „Harry, senk den Zauberstab!“, verlangte Dumbledore mit donnernder Stimme, deutete hinter sich, wo an zwei Bäumen zwei Körper baumelten, bewusstlos, aber wenigstens nicht tot. Sie waren mit Stricken um den Oberkörper gefesselt. Fleur und Viktor. Automatisch stellte Harry sich vor Cedric. Er bekam nicht mal ein Wort raus! Entsetzen schüttelte ihn und seine Hände wurden feucht. So viele! Das waren zu viele! Zu Viele für ihn allein! Das... das konnte er... vielleicht nicht mal als Drache schaffen und er konnte sich doch nicht einfach so verwandeln, denn in der Zeit, die er brauchte, um zu morphen, war er zu verletzlich! Er...! „Ich sagte – runter mit dem Stab, Sklave!“, brüllte Albus, als er keine Reaktion von dem verfluchten Bengel bekam. „Crucio!“ Zufrieden sah er, wie die hässlichen Glubschaugen größer wurden, als würden sie ihm gleich aus dem Gesicht fallen, während der Bengel sich auf dem Boden rollte vor Schmerzen. Harry wimmerte, als er diesen Schmerz spürte, der sein gesamter Körper brannte, es war, als würden seine Knochen sich von Innen heraus langsam zersetzen. Sklave! Der Mann hatte ihn als Sklave und Bettwärmer...! Schlagartig wurde Harry noch schlechter, er merkte, wie sein Magen sich entleeren sollte, nur zu gut erinnerte er sich – an die Blicke seines Onkels, daran, wie der ihn früher angefasst hatte, wenn seine Tante nicht hingesehen hatte. Nein! Nein, das durfte nicht...! Albus lachte höhnisch, wandte sich zu den Anderen um. „Und dieser Bengel, der kaum einen crucio verträgt, ohne zu kotzen und zu jammern, soll mich ersetzen?!“, rief er herausfordernd, seinen Zauberstab schwingend. „Dieser kleine Bastard ist ein Nichts! Krumen unter meinen Schuhen! Nicht würdig, sich in meiner Gegenwart anders fortzubewegen, als kriechend! Ich...! Wer war das?“, zischte er, als auf ein Mal ein roter Strahl knapp an seinem Ohr vorbei zischte. „Charlie?“, fragte Harry entsetzt, als er erkannte, wer auf einmal neben ihm kniete, ihm sanft aufhalf. „Was... was tust du hier?“, fragte er mit rauer Stimme. In dem Moment, als Harry diese unerträglichen Schmerzen hatte, aktivierte sich einer der Zauber in den Bindungsreifen, Charlie wurde zu dem Jüngeren teleportiert, den Zauberstab gezogen. Kaum, dass er landete, überwarf er sie mit starken Schilden, die er nutzte, um aufgebrachten Drachen näher zu kommen und die fast Alles abwehren konnten, abgesehen von den Unverzeihlichen vermutlich. Es schien eine erschreckende Ewigkeit zu dauern, bis sein Verlobter, der halb hinter ihm lag, langsam wieder auf die Beine kam. „Auf dich achten, wie ich es versprochen habe,“ gab er nur zurück, während er hastig weitere Zauber sprach, um die Masse in Bewegung zu halten. Er wusste, es waren zu viele für ihn allein, aber der Junge hinter ihm war immer noch in Schock. „Raaaaaaaaaaaaaaaaaa! Wer von euch hat so geschlampt, dass hier Jemand her findet?!“, donnerte Albus aufgebracht, blickte auf den störenden Rotschopf. Sicherlich, er war ein unerwünschtes Ärgernis, aber sicher kein Hindernis. Seine Getreuen würden ihn schon niedermähen, wie sie es mit all seinen Feinden machten. „Ron,“ knirschte Charlie, als er seinen Bruder sah. „Ich wusste, du wolltest mich umbringen. Wenn wir hier raus sind, wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein!“ „Reiß deine Fresse nicht so auf, Bruder!“, höhnte Ron von hinten, schwang seinen Zauberstab theatralisch. „Du und deine Hure, ihr werdet diesen Tag sicher nicht überleben! Du bist die Schande! Unsere Familie stand immer für das Licht! Du bist es, der sich abgewandt hat!“ „Du Ratte...!“ „Von denen hängen hier ein paar mehr rum,“ stellte auf ein Mal eine weitere Stimme fest. „Nicht wahr, Peter,“ zischte Sirius, der mit den Anderen angekommen war. Hinter ihm liefen Severus und Remus, er hatte länger gebraucht, als ihm lieb war, um zu seinem Sohn zu kommen, doch um diesen Ort herum gab es starke Felder, die Apparation eigentlich blockten. Sie hatten einen Weg drum herum finden müssen. „Raaaaa! Noch mehr Ratten! Bringt sie um! Worauf verdammt noch mal wartet ihr eigentlich?!“ Ablenkung, stellte Charlie erleichtert fest, half Harry auf die Beine. „Harry, fühlst du dich stark genug, um in deine Drachenform zu morphen?“, flüsterte er dem Anderen ins Ohr. Sie wussten, allein würden sie keine Chance haben. Nicht als Menschen. „Wir müssen zusammen kämpfen, so werden wir es nicht schaffen! Und jetzt sind diese Idioten abgelenkt! Sie gucken nicht hin! Sie können während der Wandlung nichts tun!“ Harry antwortete nicht mal, stattdessen begann er, seine Umwandlung einzuleiten. Charlie konnte nur daneben stehen, die Schilde stärken – und Diggory ausknocken. Es war sinnlos, dass der Alles sah. Er war ohnehin keine Hilfe für sie und sollte ihm was passieren würde Harry sich das auch nicht verzeihen. Also sorgte er dafür, dass der Bengel nicht im Weg rumstolperte – und er beobachtete seinen missratenen Bruder, ungläubig, was der seiner Familie angetan hatte. Bis er leicht angestupst wurde. „Harry...“ Wow! Das war nicht nur der Drache, den er immer so bewundert hatte! Um den schlanken, langen Hals... lag das Band! Der Stein leuchtete hell im ersten Blitz des Sommergewitters, das genau diesen Augenblick wählte, um sich zu entladen. Und noch etwas – auf Harrys Rücken befand sich auf ein Mal ein Sattel und er trug einen Halfter? Was sollte das denn? Bis es Charlie kam. Drachenreiter! Merlin, wie sehr vertraute dieser Junge ihm, dass er ihm so etwas anbot? Er konnte es nicht fassen, schwang sich aber zeitgleich auf Harrys Rücken. Für Fragen war später noch Zeit! „Steig auf!“, rief er dem Jüngeren über den Donner hinweg zu. „In die Luft! Es regnet, das ist dein Element! Wasser!“ Harry tat fraglos, was der Andere sagte. Er war verwirrt gewesen, als er die Zügel gesehen und das Halfter gefühlt hatte, doch dann war ihm klar geworden, dass das die beste Lösung war. Charlie würde ihm so besser sagen können, was zu Tun war! Er stieß sich vom Boden ab, brachte sie Beide in die Höhe. „Konzentrier dich,“ bat Charlie. „Nur du kannst alle retten. Wenn du das nicht schaffst, schafft es niemand. Denk an das Feuer, dass einige Drachen spucken können, du müsstest Eis speien können. Tu es! Mitten in die Menge! Setz so viele von diesen Idioten außer Gefecht, wie du kannst! Ich schütze dich in der Zeit!“ Ohne zu zögern riss Harry sein Maul auf. Er hatte das noch nie getan, doch er vertraute Charlie blind, spürte, wie die Magie sich sammelte und ein weißblauer Strahl trat aus seinem Maul, traf auf dem Boden auf. Was dazu führte, dass mehrere der Männer ihr Gleichgewicht einfach verloren und umkippten, denn der Boden unter ihren Füßen war zu einem Eisfeld geworden. Etwas, dass sein Dad und vor allem Severus sofort zu nutzen wussten, denn die, die gefallen waren, kamen nicht mehr auf die Beine, blieben liegen, wo sie gefallen waren und einige Andere folgten ihnen. Weswegen Harry das Ganze noch Mal probierte, dieses Mal mitten in die Menge, wobei er seine Magie zwang, Remus, Severus und seinen Dad auszulassen. Die Magie wählte einen anderen Weg, sie wurde zu Eisspeeren, die auf die Menschen herabregneten, wobei sie einen Bogen um seine Familie und die Schüler zu machen schienen, nur die Angreifer trafen, zwei schafften es sogar durch das Schild des Zauberers, der das alles eingefädelt hatte. „Nein!“, brüllte Albus aufgebracht. „Nein, nein, nein, nein!“ Ein Drache! Wo hatten die auf ein mal einen Drachen her und wo zum Henker war Potter? Er brauchte Potter, um die Anderen zu zwingen, aufzuhören! Oh nein! Er würde sich seine Pläne kein zweites Mal ruinieren lassen! So weit hatte es nicht zu kommen! Er hatte alles so sauber geplant! Nein, dieser Plan durfte nicht ruiniert werden! Sirius wusste nicht, wie lang er mit Flüchen um sich schoss, irgendwann kämpften sie drei Rücken an Rücken, bis nur noch Dumbledore selbst stand, der Bart war bereits vereist und große Wunden klafften an dessen Körper. Doch das war ihm nicht genug! Nicht nach Allem, was der Alte mit seinem Kleinen gemacht hatte! Allerdings wurde er von Remus zurückgehalten, während Severus den Mann außer Gefecht setzte. Das war auch der Zeitpunkt, an dem Lucius endlich zu erscheinen geruhte, in seinem Schlepptau ein Tross Auroren, der alles, was noch lebte, mitnahm. „Harry!“, rief er aufgeregt! „Harry, Schatz, wo bist du?!“ „Er ist hier,“ meldete Charlie sich, trug den Jungen im Arm. Er hatte sein Bestes getan, Harry zu schützen, doch nachdem der Jüngere sich nach dem Kampf in einem unauffälligen Moment zurückgemorpht hatte, war er schlicht vor Erschöpfung und Schmerzen umgekippt. „Er muss dringend versorgt werden...“ Kapitel 21: Was danach geschah... --------------------------------- In der magischen Welt brach Entsetzen aus, als man erfuhr, was geschehen war. Viele hatten trotz allem immer noch gehofft, dass Dumbledore nicht so böse war, wie viele gesagt hatten, aber diese Hoffnung hatte der vollkommen zunichte gemacht. Er hatte sein wahres Gesicht gezeigt. Denn unter dem Einfluss von Veritasserum war er in der Winkelgasse öffentlich befragt worden, auf Druck von Sirius und Lucius, die verhindern wollten, dass irgendwer in dem Alten am Ende noch einem Märtyrer würde sehen können. Und der Alte hatte gesungen. Aber wie. Über das, was er mit Harry hatte tun wollen, darüber, dass der Junge sein Bettsklave hatte werden sollen, dass er hätte gezwungen werden sollen, seine Familie zu töten und dass Jeder ihn hätte benutzen dürfen. Das war dann auch der Punkt gewesen, wo man Sirius Black hatte mit mehreren Auroren zurückhalten müssen, den Mann auf der Stelle umzubringen. Wobei auch Severus Snape kurz davor gewesen war, was Dummes zu tun. Der Werwolf hatte alle Mühe gehabt, wenigstens seinen Tränkemeister festzuhalten, denn sein innerer Wolf hatte den Alten genauso auseinander nehmen wollen. Mit Dumbledore waren Andere gefangen worden, einst große Familien hatten Außenseiter, die sich dem Alten und seinen falschen Versprechen angeschlossen hatten. Unter anderem Ron, der sich an seiner Familie dafür hatte rächen wollen, dass er in seinen Augen immer untergegangen war, als der jüngste von sechs Jungen. Ron hatte, zusammen mit einigen anderen Schülern, eine große Rolle in dem gespielt, was geschehen war. Sie hatten für den Alten spioniert, mit einem gemeinen Trick Harrys Namen in den Kelch befördert und sogar die Portschlüssel ausgetaucht. Ein Mann, der beleidigt gewesen war, weil man ihn im Ministerium bei der Beförderung wieder und wieder übergangen hatte, aufgrund seiner Unfähigkeit und seines geringen Einsatzes für sie Sache hatte aus Rache das Turnier so beeinflusst, dass das Labyrinth Harry direkt zu ihnen geführt hatte, damit sie ihn erst foltern und ihn dann zum Sklaven machen konnten, mithilfe eines Trankes, der seit zwei Jahrtausenden nicht mehr legal war. Ein Trank, der schreckliche Folgen hatte. Man behielt sein volles Bewusstsein, wurde aber abhängig von dem Menschen, der ihn einem einflößte, in dem Fall Dumbledore. Man musste sexuelle Kontakte zu seinem Master haben, um nicht verrückt zu werden, konnte keinen direkten Befehl, nicht mal eine Bitte verweigern und würde zu weniger werden, als ein Tier. Ohne Recht zu leben... Und das nur wegen der unbefriedigten Machtbedürfnisse eines alten, senilen, hässlichen Mannes, der nicht damit klar gekommen war, dass die Welt begonnen hatte, hinter seine Fassade zu sehen. Harry hatte seine Vorräte an Magie in dieser Schlacht fast aufgebraucht, lag seither in seinem Bett in einer Art Koma, während sein Körper versuchte, die dringend benötigten Reserven auf ein Minimum wieder aufzubauen. Doch er hatte, außer einem gebrochenen Knöchel und einem leichteren Nervenschaden im linken Arm keine Schäden davon getragen. Das war das einzig Gute an dem Tag gewesen. Die Verhandlungen gegen die Angreifer hatten gerade erst begonnen, doch man wusste jetzt schon, dass die Urteile grausam ausfallen würden. Bei allen Beteiligten, auch bei Ronald Weasley, dem Jüngsten unter der Meute der aktiven Kämpfer für den senilen alten Sack. Und so schwer es Molly fiel, das auch einzusehen, sie wusste, er hatte es verdient. Arthur hatte seinen Sohn enterbt und aus der Familie ausgeschlossen, beide konnten nicht glauben, in was ihr Junge da hinein geraten war. Auf die Verlobung ihres zweitältesten Sohnes hingegen hatten sie positiv reagiert. Wenigstens Einer, der vernünftig schien. Sie wollten den Jungen kennen lernen, der das Herz ihres wilden Sohnes erobert hatte, doch das musste warten, bis Harry wieder aufwachen würde und er sich besser fühlte. Es war spät, oder auch sehr früh, das konnte man sehen, wie man wollte. Kurz nach Mitternacht, wie ein Blick auf die Uhr an der Wand Charlie verriet. Er war aufgeschreckt, er musste wohl doch eingenickt sein. Kein Wunder, er saß hier schon seit mehr als einer Woche praktisch nonstop. Sein Blick glitt zu Harry, der noch immer nicht aufgewacht war. Sein Verlobter war bleich, aber nicht mehr ganz so schlimm, wie die letzten Tage und ein kurzer Zauber zeigte, dass seine magischen Vorräte wieder um Einiges gestiegen waren. Sie waren nicht mehr lebensbedrohlich tief. Schnell steckte Charlie seinen Zauberstab weg, strich sanft über Harrys Wange. Sein Harry, sein Verlobter, den er noch weniger gehen lassen wollte, denn je. Nur für ihn war der Jüngere bereit gewesen, sich zu binden. Denn in seiner Drachenform einen Sattel zu tragen war nicht normal. Harry hatte ihm so vertraut, dass er ihm die absolute Kontrolle über sich selbst gegeben hatte, ohne auch nur an Folgen zu denken. Was ihn zu einem Drachenreiter gemacht hatte. Der höchsten Stufe, die ein Drachenzähmer je würde erreichen können. Aber all das war nicht wichtig. Wichtig war nur, dass Harry endlich wieder aufwachen würde. Er hatte in diesem Schuljahr wahrlich zu viel Zeit halbtot oder krank verbracht! Oh, war er froh, den Jüngeren von hier wegbringen zu können! Die ersten Tage war auch Black, Sirius, dauernd hier gewesen, dann aber, als klar gewesen war, dass Harry sich erholen würde, war er mit den Anderen gegangen, zu den Befragungen in der Winkelgasse und zum Start der Prozesse. Er hatte seinen künftigen Schwiegervater darum gebeten, einfach, weil er wusste, dass Harry es hasste, wenn man wegen ihm etwas verpasste und Sirius war nun mal einer der beiden einflussreichsten Politiker dieses Landes. So war der dann auch gegangen. Aber er verbrachte abends trotzdem immer Stunden hier, sie redeten. Über die Zukunft, über Besuche im Drachenreservat, darüber, was Harrys Lieblingsfarbe und Essen war. Was Charlie immer noch so zu schaffen machte, war Rons Schuld an Alledem, was geschehen war. Dessen Mitarbeit. Dessen Willen, die eigene Familie zu Sklaven zu machen, ihn zu töten und die Zwillinge zu quälen. Wie hatte Ron nur so dumm und so blind sein können? Der dumme Bengel war gerade erst vierzehn Jahre alt und schon so bösartig! Er wusste, es war sein Bruder, doch er konnte nicht mal Mitleid empfinden, bei der Strafe, die diesem vermutlich bevorstand: Ein Leben in den Ogerminen, dass Menschen nicht lange überleben konnten, vor Allem, wenn man ihnen die Magie entzog. Und Oger waren nicht wählerisch, was ihre Bettpartner anging. Eine andere Idee, den Jungen zu bestrafen war, dass man ihm den Trank gab, den man hatte Harry geben wollen, bevor man ihn in die Mine schickte. Seine Mutter hatte stundenlang geweint und sich gefragt, was zum Henker sie falsch gemacht hatte, vor allem als sie erfahren hatte, dass Ron ihn schon ein Mal fast umgebracht hätte. Das war dann der Punkt gewesen, wo er ihr von Harry und ihrer Verlobung erzählt hatte. Das hatte ihr zumindest etwas geholfen. Sie wollte den Grünäugigen kennen lernen, hatte ihm gratuliert. Aber sie war sicher immer noch am Boden zerstört. Sein Vater hatte Ron aus der Familie geworfen, unwiederbringlich. Dad war wirklich ein freundlicher, sanfter Mensch, aber das war selbst für ihn zu viel gewesen. Langsam wurde Harry wieder etwas wacher. Er war schon ein, zwei Mal bei Bewusstsein gewesen, doch nie hatte er die Stärke aufbringen können, die Augen zu öffnen. Ein Mal hatte er seinen Dad gehört, der mit Charlie geredet hatte, das nächste Mal war da nur die streichelnde Hand seines Verlobten gewesen. Und er war immer noch soooo müde! Er wollte nur weiter schlafen, doch langsam dämmerte ihm, dass er vielleicht doch mal die Augen aufmachen sollte, dass er wohl schon länger geschlafen hatte, als er dachte. Dabei wollte er nur weiter schlafen. Aber er musste doch wissen...! Charlie! Der Zauber! Einer von ihnen hatte den Anderen getroffen, da war er sich sicher! Und Dad! Er musste...! Mit einer schier unglaublichen Anstrengung machte er sich daran, seine Augen aufzureißen, doch weiter als einen schmalen Spalt mochten sie einfach nicht auf gehen und das war schon Qual genug. Charlie schüttelte den Kopf, versuchte, die Müdigkeit los zu werden, die gerade wieder von ihm Besitz ergriff, sauer auf Snape, dass der einfach keine weiteren Pepper-ups rausrücken wollte. Er wollte nicht schlafen! Was, wenn Harry genau dann aufwachen würde, wenn er nicht da war? Nein, das wollte er nicht! Er sah auf die Uhr. Es waren nur zehn Minuten vergangen. Sein Blick richtete sich wieder auf die eng in sich selbst zusammengerollte Gestalt im Bett, er lächelte etwas. Immerhin lag Harry nicht mehr da wie ein Toter. Ein gutes... Moment! Die Augen! Sie... waren offen! Einen Spalt breit! „Harry?“, fragte er, sich selbst zwingend, leise zu bleiben. „Harry, bist du wach? Kannst du mich hören?“ Charlie. Mühsam zwang Harry seine Augen ein weiteres Stück auf. Er wollte nicken, doch sein Körper mochte nicht. Hände heben kam gleich gar nicht in Frage. „Ja, “ brachte er aber dann noch irgendwie raus, genoss die leichten Berührungen. „Du... okay?“, fragte er aber sofort. Merlin, Sprechen konnte so anstrengend sein! Charlie lachte regelrecht vor Erleichterung, als er die raue, schwere Stimme hörte, die schleppend Worte formte. „Es geht mir gut,“ versprach er leise. „Mir und den Anderen, dein Dad hat was abbekommen, aber er ist schon wieder vollkommen geheilt. Du bist der Einzige, der noch nicht wieder auf den Beinen ist. Fleur, Viktor und Cedric sind auch wieder im Unterricht, wenn das deine nächste Frage sein sollte.“ „Dunkel,“ flüsterte Harry. Er konnte kein Licht sehen, keines außer einer einsamen Kerze, die auf dem Nachttisch flackerte. „Es ist mitten in der Nacht,“ lachte Charlie, strich über Harrys Lippen. „Da ist es nun mal dunkel...“ „Du... schlafen,“ bestand Harry augenblicklich. Das gab es doch wohl nicht! Wie konnte Charlie nicht schlafen?! Der Andere würde noch krank werden oder so! Das war nicht gut! Er schaffte es sogar, seine Hand zu heben, auch, wenn sie dann einfach wieder auf die Matratze fiel. Nein, sein Körper war nicht sehr kooperativ. Aber er bekam seine Augen ein Stück weiter auf, sah Charlie bettelnd an. Er wollte die starken Arme des Anderen um sich herum fühlen! „Ich soll mich zu dir legen?“, fragte Charlie, als er verstand, was der Jüngere da gerade von ihm wollte. Und er ließ sich nicht zwei Mal bitten. Nur zu gern streifte er Schuhe, Hose und Pullover ab, hob die Decke und legte sich hinter den Jüngeren, zog diesen an sich. Harry war wach, nun würde Alles gut werden. „Schlaf,“ lächelte er, nun sicher, dass der Grünäugige wieder aufwachen würde. „Ich bin da, wenn du wieder wach wirst, dann kannst du Fragen stellen...“ Ja, das klang gut, bestimmte Harry für sich selbst, als er das angenehme Gewicht von Charlies Arm um seine Taille spürte und den Anderen, der sich unter seinen Kopf schob. Ja, das war gut, entschied er glücklich, kuschelte sich an den warmen Körper soweit sein Eigener willens war, ihm zu gehorchen, schloss dann glücklich die Augen. Charlie lag noch eine Weile lang einfach da, genoss das Wissen, dass Harry es geschafft hatte und dass er nicht hatte allein aufwachen müssen. Automatisch zog er den schmalen Körper näher an sich, amüsiert, als Harry sich umdrehte und sich an seine Brust kuschelte. Er strich über die dunklen Haare, über das Band um dessen Arm... Es war schon später Vormittag, als Sirius sich auf machen konnte, nach seinem Sohn zu sehen. Die Verhandlungen hatten mal wieder bis in die tiefe Nacht gedauert und er hatte seinen Schlaf wirklich gebraucht. Er wusste ja, Harry war nicht allein und in guten Händen. Er musste später auch noch mal mit Severus und Remus reden, aber erst wollte er sehen, dass sein Kleiner einigermaßen wohlauf war und dass seine magischen Vorräte begannen, sich zu regenerieren. Noch immer sah er diese eisblauen Strahlen purer Magie, die ihnen letztendlich das Leben gerettet hatten. Trotz allem wären sie nicht in der Lage gewesen, sich gegen so viele zu wehren – nicht ohne seinen Sohn und nicht ohne Charlie, der ihm wohl gesagt haben musste, was zu tun war, denn nie zuvor hatte Harry Eis gespien oder in seiner Drachengestalt etwas Anderes getan, als zu fliegen. Lautlos öffnete Sirius die Tür zu Harrys Zimmer. Er hatte sich geweigert, den Jungen auf der Krankenstation zu lassen, denn in dem Sinne war sein Sohn ja nicht krank und hier gab es genug Leute, die immer ein Auge auf Harry haben würden, damit die Magie nie zu weit absacken würde. Er musste etwas lächeln, als er das Bild vor sich sah. Charlie lag neben seinem Kleinen, hielt den Jüngeren fest in den Armen und strich immer mal wieder über dessen Wangen. Er war wach und sein Sohn... sah entspannter aus, als die letzte Zeit, er hatte sich an seinen Verlobten gekuschelt und schien immer noch friedlich zu schlafen. Er war froh, dass der Rotschopf wohl endlich nachgegeben und geschlafen hatte, nach Severus’ Drohung ihn unter Tränke zu setzen, wenn er nicht bald Vernunft annehmen würde. „Guten Morgen,“ sprach er. „Wie geht es ihm?“ Überrascht zuckte Charlie hoch, er hatte niemanden gehört! Merlin, wurde er unvorsichtig! Nun, er war auch selbst gerade erst aufgewacht, mit Harry in seinen Armen. Er hatte etwas gedauert, doch dann wusste er wieder, dass sein Kleiner aufgewacht war. Er hatte die Zeit damit verbracht, den Jüngeren beim Schlafen zu beobachten. „Er war heut Nacht kurz wach,“ erklärte er mit einem Lächeln im Gesicht. „Wirklich?!“ Charlie nickte, strich weiter über Harrys Wange. „Ich denke, er ist sogar gerade wieder dabei, wach zu werden.“ Sirius setzte sich in den Stuhl neben dem Bett, beobachtete seinen Sohn. Es war wie früher. Seine Nase zog sich etwas kraus, seine Stirn schlug Falten, seine Hände griffen nach dem Stoff von Charlies Hemd, dass der über Nacht an gelassen hatte. Er strich über Harrys Wange. „Guten Nachmittag, Sohn. Wie geht es dir?“ Langsam erwachte Harry, mit dem herrlichen Gefühl, vollkommen sicher und beschützt zu sein. Er spürte das Gewicht von einem Arm um seine Taille, Hände, die ihn streichelten. Und er fühlte sich nicht mehr ganz so schwer. Er war sich nicht sicher, ob er würde stehen können, wenn er es versuchte, doch dieses Mal bekam er seine Augen problemlos auf. Dad. Sein Dad saß vor ihm. Was hieß, dass Charlie noch nicht aufgestanden war und ihn immer noch hielt. „Schwer,“ nuschelte er. „Müde,“ fügte er an. Was er sich nicht erklären konnte. „Müde? Nach drei Wochen Dauerschlaf?“, fragte Sirius trocken. Oh, er wusste, warum Harry so müde war, doch der vollkommen verdatterte Blick war es mehr als wert. Er lächelte etwas, beobachtete, wie Charlie seinem Sohn in eine aufrechte Position half. Er selbst sprach den Zauber, der ihm zeigte, dass Harrys magische Reserven wieder knapp über dem Minimum lagen. „Wie lange?“, frage Harry entsetzt, sah zu Sirius, dann wandte er sich um, blickte Charlie an. „Drei Wochen!?“ Beide nickten amüsiert. „Drei Wochen,“ bestätigte Charlie, küsste den Jüngeren leicht. „Du hast fast deine gesamte Magie aufgebraucht und bist in ein magisches Koma gefallen. Die ersten beiden Nächte.. waren wir nicht mal sicher, ob du es schaffst...“ Er strich leicht über Harrys Seite. „Du solltest was essen, bevor du wieder einschläfst,“ schlug er leise vor. Nach dem Essen schaffte Harry es sogar ins Bad, bevor sein Vater ihn zurück in sein warmes Nest trug, wo Charlie schon auf ihn wartete, dieses Mal ohne störendes Oberteil, nur in seiner üblichen, langen, tief hängenden Schlafhose. „Was... passiert mit ihnen?“, fragte Harry schließlich leise, wobei er regelrecht Angst vor der Antwort hatte. Er wusste, es war dumm, doch er hatte schon immer das Problem gehabt, nicht sehen zu können, wenn Jemand bestraft wurde, verdient oder nicht. Vor Allem, da Ron ja nun Charlies Bruder war und es sicher nicht der beste Start in eine neue Familie war, wenn einer der Söhne wegen ihm zu Tode kommen würde. Sirius seufzte etwas. Er kannte Harry nur zu gut, er wusste, wie ungern er sich selbst verteidigte. Oder wie wenig er davon hielt, Rache zu bekommen. Doch war es dieses Mal mehr. Das hier hatte nichts mit Rache zu tun, es war eine Notwenigkeit zur Sicherstellung der allgemeinen Sicherheit der Gesellschaft. „Sie stehen vor einem regulären Gericht,“ erklärte er. „Ich habe auf nichts mehr so wirklich Einfluss und Harry,“ er hob das Kinn seines Sohnes. „Egal, was man mit ihnen tun wird, sie haben es voll und ganz verdient. Das, was sie getan haben, es hätte nicht nur dein und unser Leben kosten können, es hätte die gesamte magische Gesellschaft verstümmelt, mit Regeln, die nur zu Unglück und Verzweiflung führen werden. Sie müssen bestraft werden.“ „Aber... aber Ron ist doch dein Bruder,“ flüsterte Harry, sah direkt in Charlies blaue Augen. „Deine Mutter... wird mich hassen!“ „Schhh,“ flüsterte Charlie beruhigend, schloss seinen Verlobten fest in die Arme, da der sich immer mehr in etwas hinein zu steigern drohte. „Harry, sie weiß, was Ron getan hat und ihrem Verhalten nach zu schließen, war er ihr schon eine Weile lang unheimlich. Sie und Dad haben ihn aus der Familie geworfen, Ron ist nicht mehr ihr Sohn, es ist, als wäre er es nie gewesen. Und sie freuen sich, dich kennen zu lernen. Sie wollen mir nur die Ohren lang ziehen, weil ich ihnen vorher nie auch nur ein Wort von dir erzählt habe. Ich kenne niemanden, der dich nicht mögen würde,“ fügte er an. „Du bist sanft, liebevoll und loyal über jede Vernunft hinaus.“ „Dann... geh mal raus,“ murmelte Harry nur, kuschelte sich in die Brust des Anderen. „Und hör dir an, was...“ „Harry!“, knurrte Sirius, hob das Kinn seines Sohnes wieder, wohl wissend, dass er den Bruchteil einer Sekunde schneller reagiert hatte, als Charlie. „Wenn du diese Idioten da draußen für voll nimmst, die dich nicht kennen und nur sehen, dass du jahrelang nicht sprechen konntest, ist das Dummheit! Jeder der dich kennt, mag dich! Fleur und Viktor kommen fast jeden Tag und fragen, ob es dir besser geht und selbst der Diggory-Junge ist immer wieder hier!“ Harry starrte seinen Vater an. Das überraschte ihn, doch er machte sich wenige Illusionen. Die Meisten wollten ihn nicht kennen lernen, das war ihm auch klar. „Sie hassen mich trotzdem,“ gab er leise zurück, vergrub sein Gesicht wieder in Charlies Brust. „Weil sie dumm sind,“ gab der Rotschopf entschieden zurück, lächelte etwas. „Mach dir keine Gedanken, meine Mutter wird dich lieben, die Zwillinge mögen dich jetzt schon und ich denke, mit den Anderen wirst du auch ganz gut klar kommen.“ Er küsste Harry erneut, drückte den Jüngeren an sich. „Und da wir Beide in letzter Zeit nicht viel geschlafen haben, holen wir einfach noch etwas nach...“ Erst eine Woche später hatte Harry seine Aufpasser so weit, dass er aus dem Bett durfte, für etwas Anderes als zum Klo zu rennen, hieß das. Er war immer noch nicht wieder auf der Höhe und Onkel Sev hatte ihm unter Todesstrafe angedroht, irgendwelche Zauber anzuwenden, bis er nicht mindestens wieder fünfzig Prozent seiner Magie wiederhatte. Aber das war ihm gleich. Nur nicht mehr im Bett liegen. Einige Tage danach hatte Charlie ihn mit zu seiner Familie geschleppt, wobei er überraschend warm empfangen worden war – von Allen, außer Ginny, die ihm die alleinige Schuld an Rons Benehmen gab, er wusste, sie hatte an dem Anderen gehangen und seine Einstellungen geteilt, aber sie schien nicht dumm genug, das offen zu sagen. Nicht nach dem, was mit den Anderen geschehen war. Dumbledore war öffentlich für seine Verbrechen zu Tode gefoltert worden, auf eine Art, die selbst einen Dementorenkuss als gnädig wirken ließ, seine beiden erwachsenen und größten Unterstützer waren an Kreuze genagelt worden, einige Andere hatten den Dementorenkuss oder lange Haftstrafen in Askaban bekommen. Ron und die anderen vier Jüngsten dieser Gruppe waren ihrer Magie beraubt worden und sahen ebenfalls harschen Strafen entgegen. Zwei von ihnen würden den Rest ihres Lebens in Alaska in den Ogerminen verbringen, doch da Harry wegen Ron so lang geweint hatte, hatte sein Vater ein Wort eingelegt, so, dass der Jugendliche vorerst nur für einige Jahre in die Hochsicherheitszellen in Askaban kommen würde. Allein, ohne menschlichen Kontakt für die nächsten zehn Jahre, was anschließend von Ron übrig sein würde, würde den Rest des Lebens in Russland in der Verbannung in einem Arbeitslager verbringen. Was ein wahrhaft mildes Urteil war im Gegensatz zu dem, was ihn eigentlich erwartet hätte, immerhin hätte er um ein Haar seinen Bruder und Harry umgebracht, mit vollem Wissen seiner Taten, die ihm noch nicht mal Leid taten! Und dann ging das Schuljahr zum Glück zu Ende, denn leider war die Ablehnung der meisten Schüler dieselbe gewesen, da half es nicht viel, dass er das Turnier gewonnen hatte und das die anderen Teilnehmer ihn immer mitschleppten und schützten. Am Ende des Jahres hatte Harry den Abschluss, den er in der sechsten Klasse erst hätte bekommen sollen – und die Zusage, dass er nach Rumänien durfte, wobei er nicht zu den anderen beiden Stipendiaten in den Schlafsaal musste, sondern mit Charlie in dessen Hütte bleiben durfte. Der Abschied von seinem Vater nach Ende der Sommerferien, die sie in Italien verbracht hatten, fiel Harry trotz Allem nicht leicht, es war auch das erste Mal, dass er Zeichen des Alters bei seinem Dad sah, Zeichen, für die er eigentlich auch zu jung war. Tiefe Falten um Augen und Mund, die weißen Strähnen, die der Andere nicht versteckte. Als wäre Dad nicht etwas über vierzig, sondern schon über Hundert. Es machte ihm Angst, doch er wusste, Mary, die der Ältere in den Ferien geheiratet hatte, Remus und Severus würden immer ein Auge auf Dad haben, so, wie immer, seit der aus Askaban entlassen worden war und sie hatten auch schon den ersten Besuch des Anderen in Rumänien in einem Monat geplant. Der Empfang im Reservat war erfrischend freundlich und warm, der Leiter wusste von Charlie, dass die Beiden mehr waren, als nur verlobt, er wusste, sie waren Drache und Reiter, er wusste von Harrys Talent, auch im menschlichen Körper Parsel reden zu können und Drachen zu verstehen und er wollte den Jungen auch nach Abschluss seiner Ausbildung hier behalten, sowie Charlie, der trotz der kurzen Zeit ohnehin schon einer seiner besten Mitarbeiter war. Die erste Nacht in Rumänien war in vieler Hinsicht ein erstes Mal. Auch im Bett und mit Charlie, der so sanft und doch so leidenschaftlich gewesen war, mit seinem jungen Verlobten. Und Harry wusste, es war die richtige Entscheidung gewesen. Eine Entscheidung, die er nur drei Jahre später mit einer Zeremonie zu untermauern gedachte, die am Tag nach dem Abschluss seiner Ausbildung im Drachenreservat stattfand. Es war eine eher kleine Zeremonie, doch für Harry war sie einer der schönsten Momente in seinem Leben, denn erst jetzt war er sich wirklich sicher, dass niemand ihm Charlie wegnehmen würde, denn versucht hatten es mehrere über die letzten drei Jahre. Natürlich nahm Harry auch die Stelle an, die ihm angeboten wurde, er liebte seine Arbeit und sein Vater kam immer mal wieder vorbei, um ihn zu besuchen. Nur zu bald waren Harry und Charlie DAS Team schlechthin, wenn es um Drachen ging, sie bekamen das Blut, die Schuppen und viele andere Dinge, ohne die Tiere erst betäuben oder gar töten zu müssen. Und sie wurden gerufen, wenn man eine wirkliche Macht brauchte, um Schaden zu verhindern. Ja, wenn es hart auf hart kam und sie gebeten wurden, wurden sie zu Drache und Reiter und kämpften für das Leben von Menschen. Auch fand Harry in Rumänien viel Anschluss und Freunde, nicht wegen seines Namens oder seiner Schatzkammern und dem Erbe, das ihn irgendwann erwarten würde, sondern für das, was er tagtäglich leistete. Doch dann, etwa zwanzig Jahre nachdem er nach Rumänien gekommen war, geschah etwas, das ihn zutiefst erschütterte: Sirius starb. Er war da, als der Andere die Augen das letzte Mal schloss, als sein erster Beschützer, sein Dad, seine Sicherheit für immer einschlief. Er war so schockiert, dass er tagelang im Bett blieb und nur Charlie um sich herum tolerierte, kaum trank, nichts aß und die Zeit mit Weinen verbrachte. Askaban und die Dementoren waren zu viel gewesen, dann der Zauber, der Dad an dem Tag getroffen hatte, als das Turnier vor all der Zeit zu Ende gegangen war, andere kleinere Keilereien, sie Alle hatten den Mann Energie gekostet, die er nach Askaban nicht mehr wirklich hatte. Das war das Schlimme an dem Gefängnis, es zerstörte einen, selbst, wenn man es schon lange hinter sich gelassen hatte. Letztendlich konnten Severus, Remus und Charlie, zusammen mit den Zwillingen und Andrew, einem Freund aus Rumänien, Harry davon überzeugen, dass sein Dad nur deswegen in Ruhe und Frieden gegangen war, weil er wusste, dass sein Sohn in guten Händen und glücklich war und das sie sich ja irgendwann wiedersehen würden. Sicher würde Black, wo immer er nun sei, mit James Unheil stiften und allen Leuten auf den Wecker fallen, seine verlorene Jugend wiederfinden. Das hatte Harry schließlich überzeugt, weiter zu machen. Er hatte Mary das Haus überlassen und Geld, da Dad sein Testament nie geändert hatte und er immer noch der Alleinerbe war. Doch er mochte seine Stiefmutter, half ihr auch, als sie einen neuen Lover fand, doch heiraten würde sie sicher nicht mehr, sie hatte ihre große Liebe verloren, so, wie Harry seinen geliebten Vater. Und dessen Tod hatte etwas Neues in ihm geweckt. Den heißen Wunsch nach einer eigenen Familie. Oh, es wäre leicht gewesen, ein Kind zu adoptieren, wie Dad es mit ihm getan hatte, doch das war es nicht, was er wollte. Er wollte ein eigenes Baby, das er als Mann nun mal nicht haben konnte. Charlie wusste davon, hielt ihn oft, wenn er weinte, doch er brachte das Thema Adoption nicht auf den Tisch. Immerhin mussten sie nur Bill, die Zwillinge oder Percy anrufen und schon waren die nur zu dankbar, mal eines ihrer Kinder in die Ferien zu ihren Onkels zu schicken, denn Kinder hatten die Weasleys weiterhin mehr als genug. Selbst Draco, der inzwischen mit Susan Bones verheiratet war, hatte einen Erben... „Ungh,“ murmelte Harry, als er erwachte. Er hatte absolut keine Idee, was zum Henker los war, doch sein Körper fühlte sich an, als hätte er zu viel gesoffen. So, wie andere Leute ihm immer einen Kater beschrieben. Er selbst konnte Unmengen trinken, ohne je einen Effekt zu spüren. Wohl wegen dieser Drachensache. Mühsam öffnete er die Augen – und stockte. „Was..? Charlie! Charlie, wach auf!“ „Wasch isch...?“, fragte er Rotschopf verschlafen, sah zu seinem Mann, irritiert, dass der nicht, wie sonst, in seinen Armen lag, wo er doch so gut rein passte. Dann aber wurden seine Augen groß. „Was...?“, er starrte auf den Grünäugigen, sah dann wieder auf das bläulich schimmernde Ei, dass zwischen ihnen lag und von dem ein leichtes Glühen ausging. Er wusste, das hier stammte nicht aus einem der Drachengelege aus dem Reservat. Ganz sicher nicht. Harry liebte die Tiere, wie er auch, aber er würde nie ein Ei mit nach Haus bringen, schon gar nicht, ohne ihm vorher bescheid zu sagen! Langsam und vorsichtig berührte Harry die Schale des Eis, strich darüber, fühlte etwas wie einen Puls – und eine Welle der Zuneigung. „Es... es lebt,“ erklärte er leise, dachte an die komischen Magenkrämpfe, die er am Vortag gehabt hatte. Weswegen er, das erste Mal seit mehr als fünfundzwanzig Jahren, nicht zur Arbeit gegangen war, sondern sich mit einer Wärmflasche ins Bett verkrochen hatte. „Oh, Merlin Harry,“ murmelte Charlie, legte seine Hand kurz über die Augen, sah dann erneut zu dem Ei. Ja, mit seinem Ehemann war ihm zumindest nie langweilig, so viel war sicher. Denn gerade eben schien es, als habe er mal wieder alle Gesetze dieser Welt außer Kraft gesetzt. Er strich leicht über die warme Schale des Eis und ja, auch er spürte, dass dort etwas lebte. Er erinnerte sich an etwas, das er gedacht hatte, als er Harry als Drache bei Norbert gesehen hatte, bevor er gewusst hatte, wer sich hinter dem Wyvern verbarg. Dass einige Drachen erst sehr, sehr spät fruchtbar wurden. Und Drachen legten Eier, sie gebaren nicht lebend... Sofort sackte Harrys Stimmung, er sah seinen Mann an. Ja, er hatte in den letzten Jahren mehr Selbstbewusstsein aufgebaut, er wurde respektiert, auch, wenn er kleiner war, als die Meisten und noch immer aussah, als wäre er kaum älter, als zwanzig. Aber immer, wenn er dachte, dass Charlie sauer auf ihn war, brach er zusammen. So, wie beim Tod seines Vaters, als er sich tagelang eingeschlossen hatte und dachte, dass der Rotschopf die Geduld verlieren würde. „Du.. du willst es nicht?“, fragte er leise, seine Arme schlangen sich automatisch um das Ei. „Unser... unser Baby? Du... du bist sauer?“ „Oh, Harry,“ seufzte Charlie nur, zog den Jüngeren und dessen... ihr... Ei... Kind, was auch immer, in seine Arme. „Ich bin einfach nur überrascht, dass du mal wieder ein ehernes Gesetz erschüttert hast,“ erklärte er, küsste seinen Mann. „Ich weiß doch, wie sehr du dir immer ein eigenes Baby gewünscht hast. Nie, hörst du, niemals würde ich es dir wegnehmen! Ich bin einfach nur... geschockt. Ich komme aus einer Großfamilie, ich liebe Kinder und noch mehr, wenn ich weiß... das es unser Eigenes ist.“ Ja, auch er hatte sich ein Baby gewünscht, wenn auch nicht ganz so verzweifelt, wie sein Mann. „Ich wäre nie sauer. Und ich würde es nie verleugnen. Hörst du, Kleines?“, fragte er das Ei amüsiert. „Ich kann es kaum abwarten... ich bin gespannt, wann und wie... sag mal Harry, wie bitte sollen wir das Ei pflegen?!“ Erleichtert sackte Harry gegen seinen Geliebten zusammen. Es war Alles in Ordnung, es war nur die Überraschung gewesen. Er kuschelte sich an seinen Mann, strich über die Eierschale. „Einer... von uns muss... immer bei ihm bleiben,“ erklärte er. „Unser Kleiner will nicht allein sein... ich... ich denke, es ist wie... bei Drachen. Unsere Magie wird ihn wachsen lassen...“ „Ihn?“, fragte Charlie leise. Harry nickte. Er wusste nicht, warum, aber er wusste, da drin lag ihr kleiner Sohn und wuchs vor sich hin. „Dann...“, er legte seine Hand auf das Ei, strich über die warme Schale. Wie das hatte passieren können, ohne, dass er aufgewacht war, wo er doch eigentlich einen wirklich leichten Schlaf hatte, war ihm immer noch ein absolutes Rätsel. „Ich hoffe, ich kann dich bald in den Armen halten Sohn... Und ich denke, es ist ziemlich sicher damit zu rechnen, dass auch du die Gene deines Vaters hast... mein Boss wird begeistert sein,“ fügte er amüsiert hinzu. „Unser Boss,“ gab Harry zurück, strich weiter über das Ei, das etwa so groß war, wie sein Torso, hielt es eng an sich gedrückt. „Und wir müssen mit ihm reden, wir brauchen... ich weiß nicht, Elternzeit? Einer von uns muss immer da sein und...“, er sah zu Charlie, spürte, wie etwas in seinem Inneren sich regte. „Ich.. will nicht, dass du weggehst, zumindest... für ein paar Tage? Bitte...?“ Oh, oh. Diesen Ton kannte Charlie. Aber es war Jahrzehnte her, dass er ihn das letzte Mal gehört hatte. Er küsste Harry. „Ich rede mit Fletcher. Wir arbeiten seit Jahren ohne Urlaub, er soll gefälligst ein paar Tage rausrücken. Oder so viel Zeit, wie wir eben brauchen.“ Diesen Ton hatte Harry immer nur drauf, wenn er Panik bekam. Früher, als man ihn zu den Aufgaben des Turniers hatte schleifen müssen. Oder immer, wenn er dachte, ein Anderer habe Charlies Aufmerksamkeit erregt. „Danke...“ „Nicht dafür, Schatz. Ich glaube eher ich habe zu danken... ein Baby,“ murmelte er, immer noch ungläubig auf das Ei schielend. „Wir... sollten noch etwas schlafen,“ schlug er dann vor, nahm seinem Mann vorsichtig das Ei ab, wickelte es in eine Decke und legte es zwischen sie Beide... Seit der Entdeckung waren fünf Monate vergangen. In der ersten Woche war Harry ungewöhnlich anhänglich gewesen, danach waren sie abwechselnd wieder zur Arbeit gegangen, ohne das Ei je allein zu lassen. Wobei Harry öfter da geblieben war, meist hatte Charlie seinen Mann schlafend im Bett gefunden, das Ei im Arm, neben sich ein Babybuch, aus dem er wohl vorgelesen hatte. Sie hatten ein Wochenende damit verbracht, die Hütte zu erweitern und ein Kinderzimmer zu bauen und zu möblieren. Und sie hatten den Fehler gemacht, es seiner Mutter zu sagen. Das Ergebnis war ein ganzer, großer Korb voller gestrickter und gehäkelter Babykleidung gewesen und die Warnung, dass sie wollte, dass man ihren Enkel vorbeibringen würde. An diesem Morgen hatte Harry ihn gebeten, hier zu bleiben. Sein Mann hatte sich in den letzten Wochen verausgabt, viel zu viel Magie in das Ei gepumpt, es war überraschend schnell gewachsen. Und Charlie hatte nachgegeben, vor Allem, als er gesehen hatte, dass es fast Tränen gegeben hätte und es gab nichts, dass er weniger ertrug, als Tränen in den großen, grünen Augen. „Charlie!!“ Hastig ließ der Rotschopf das Buch fallen, mit dem er es sich gerade im Wohnzimmer bequem gemacht hatte, rannte zurück ins Schlafzimmer. „Charlie, guck! Ich hatte Recht! Schau nur!“ Ja, Harry hatte mit seinem Gefühl und seinen Ahnungen ein Mal mehr Recht behalten. Über die Schale des Eis zogen sich tiefe Risse und es hüpfte in seinem Körbchen, in dem es tagsüber stand, hin und her. Man konnte sogar das kleine Füßchen sehen, dass vehement gegen die Kalkschale schlug. „Da hat es Jemand eilig,“ lächelte der Drachenzähmer, legte seine Hände um Harrys Taille und beobachtete, wie die Schale erzitterte, ein weiterer Splitter heraus brach und der Riss sich wieder vergrößerte. „Gleich,“ flüsterte Harry aufgeregt. „Gleich haben wir unser Baby!“, er sah zu, wie das Ei immer weiter mit Rissen überzogen wurde, bis ein großes Stück der Schale nach außen hin abbrach und der kleine Fuß zu sehen war. Auch der empörte Schrei, dass man ihm nicht half war deutlich zu hören. Schnell trat Harry vor, löste die Splitter der Schale und strahlte, hob das winzige Wesen vorsichtig hinaus ans Licht. Die Haare waren noch feucht, doch man konnte schon sehen, dass sie schwarz und lockig waren, wie seine Eigenen. Das Baby beruhigte sich bei dem Körperkontakt augenblicklich, kuschelte sich an seinen Daddy und machte gurgelnde Geräusche, sah mit seinen strahlend blauen Augen zu seinem anderen Vater. Charlie betrachtete das Kind. Sein Sohn, sprach eine stolze Stimme in ihm. Mit seinen Augen und Harrys Haaren. Sanft nahm er den Kleinen auf, sah in die wachen Augen des Neugeborenen. „Wir sollten ihn waschen und anziehen,“ meinte er leise. „Und den Anderen bescheid sagen. Wie... wollen wir ihn nennen?“ „Ich... Charlie... wenn du nichts...“ „Sirius?“, fragte der Rotschopf amüsiert. Er war nicht überrascht. Im Grunde fand er es selbst eine passende Wahl. Das Neugeborene hatte durchaus etwas von dem Vater seines Mannes. Die ungestüme Art vor Allem. Denn gerade fing der Kleine wieder an zu greinen, bis Harry ihn nahm und hin und her wiegte. „Ja,“ lächelte Harry. „Ich... Dad hätte sich so gefreut und...“, er spürte, wie seine Unterlippe zitterte, fühlte wie Charlie eine Träne wegstrich. „Ich bin mir sicher, egal, wo er gerade ist, er freut sich mit uns und es ist ein guter Name für das Kind. „Sirius Theon Weasley, was meinst du?“ Harry nickte, strich dem Kleinen über die Haare. „Ja, Sirius Theon Weasley...“ Nie, niemals hätte er sich, damals in seinem Schrank, vorstellen können, dass die Zukunft mal etwas Positives für ihn bereithalten könnte. Und doch stand er jetzt hier, glücklich, wie schon lange nicht mehr, mit seinem Sohn in den Armen und einem Mann bei sich, den er über Alles liebte... Auf einer Wolke: „Ich glaub es nicht!“, strahlte Sirius. „Es gibt einfach Nichts, das er nicht schafft! Ein Baby, ein eigenes Baby, und er hat es nach mir benannt!“ James saß schmollend am anderen Ende der Wolke, knurrte etwas Unverständliches vor sich hin. Unfair! So unfair! Es war sein Sohn! Und doch benannte man seinen Enkel nach Sirius! Das war so fies! Lily dagegen verdrehte einfach nur die Augen. Furchtbar! Keiner der Beiden war erwachsen geworden! Schon seit Stunden gab Sirius damit an, der Namensgeber für seinen Enkel zu sein und er erinnerte James immer wieder daran, dass das Baby durch die Adoption in erster Linie die Blacklinie fortführte. Dabei war das in ihren Augen vollkommen klar gewesen, denn so weh es ihr tat, sie hatten nie da sein können, es war immer Sirius gewesen, der da gewesen war. „Er wird sicher noch mehr Kinder bekommen, eines davon wird schon mit deinem Namen gestraft werden!“ „Rmpf! Aber nicht das Erstgeborene...!“ „Nein, das heißt wie ich!“, strahlte Sirius, tanzte auf der Wolke herum.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)