Dr. Samantha McQueen und die Computerspielhelden von Cibo ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Dr. Samantha McQueen und die Computerspielhelden Anmerkung: Leider Gottes kann ich auf meiner alten Schraddelkiste keine neuen Spiele spielen, deshalb musste ich mich bei der Beschreibung Sam Fishers aus Splinter Cell ganz auf meine Fantasie, das Internet und einen Testbericht in der PC Games verlassen. Auch erscheint die Wahl von Cutter Slade vielleicht nicht ganz glücklich, da Outcast sicherlich für die damalige Zeit viele Innovationen hatte, das Spiel aber längst nicht so bekannt ist wie z.B. Deus Ex, GTA, Max Payne, No one lives forever oder Hitman, deren Hauptdarsteller auch in die Geschichte gepasst hätten. *seufz* Aber da ich fast alle dieser Spiele nie gespielt habe, habe ich sie außen vorgelassen, um mir nicht allzu viel aus den Fingern saugen zu müssen und letztendlich passte Slade ganz vorzüglich in die Geschichte. Da demnächst neue Teile von Dark Project und Tomb Raider erscheinen, kann man wenigstens die anderen Charaktere als aktuell erachten. Für irgendwelche fälschlichen Angaben der Spielinhalte möchte ich mich von vorneherein entschuldigen. Eine gewisse ungefähre Kenntnis der Computerspiele Splinter Cell, Dark Project, Tomb Raider und Outcast (und gewisser Playstation 2 Spiele *g*) sollte man zum Verständnis dieser Zeilen allerdings schon mitbringen. Starring: Dr. Samantha McQueen, Diplom Küchenpsychologin Sam Fisher, Topagent, bekannt aus Splinter Cell Garret, Meisterdieb, bekannt aus Dark Project Lara Croft, Archäologin und Abenteurerin, bekannt aus Tomb Raider Cutter Slade, Ex-Navy und Ulukaï, bekannt aus Outcast Copyright auf die Charas liegt bei den jeweiligen Firmen, nicht bei mir. Außer Samantha McQueen, das ist meine. :P Und für die Schleichwerbung bekomme ich kein Geld. ;) Ort: Eine kleine Psychiaterpraxis, im Wesentlichen bestehend aus Flur, Vorzimmer, Toilette, Besenkammer, einer kleinen Küche und dem eigentlichen Beratungsraum Das Geschehen spielt sich im Beratungszimmer ab. Es war ein düsterer Februarnachmittag, graue Wolken jagten über den Unheil verkündenden Himmel. Es schien, als habe sich die Sonne absichtlich verborgen, um dem Grauen, das sich gleich abspielen sollte, den richtigen Rahmen zu geben. Ich wusste von Anfang an, es würde nicht einfach werden. Jeder ernstzunehmende Bekannte hatte mir von einem solchen Unterfangen abgeraten. Ich, Dr. Samantha McQueen, renommierte Diplom Küchenpsychologin, liebte nun mal den Nervenkitzel, die Herausforderung. Und nun gab es kein Zurück mehr. Um 16 Uhr sollten sie alle hier versammelt sein, ihren Fuß über die Schwelle meiner bescheidenen Psychiaterpraxis setzen, die Großen, die Größten, die markantesten Persönlichkeiten der jüngeren Computerspielgeschichte. Die Aufregung jagte mir leise Schauer über den Rücken. Endlich würde ich Lara Croft, Meisterdieb Garret, Agent Sam Fisher und Cutter Slade persönlich kennen lernen. So unterschiedliche Charaktere sie auch waren, sie alle litten an psychologischen Problemen, die ihre Entwickler veranlasst hatten, sie zu mir in die Praxis zu schicken. Ich hielt eine Gruppentherapie für das Beste, da alle vier etwas gemeinsam hatten: sie alle hatten unzählige Abenteuer mit immer neuen hinterlistigen Fallen und Gegnern überwunden und schreckten vor keiner noch so großen Herausforderung zurück. Obwohl sie letztendlich alle die Welt gerettet hatten (manche sogar mehrmals), hatten sie aus ganz unterschiedlichen Motiven gehandelt. Während Lara Croft die Gier nach neuen Schätzen und die an Besessenheit grenzende Suche nach neuen Herausforderungen antrieb (ich als Psychologin wusste natürlich, dass da weit mehr dahinter steckte), ging Sam Fisher mehr oder minder seinem normalen Agentenberuf nach, wenn er Anschläge vereitelte oder mal eben den Dritten Weltkrieg abwendete. Auch Cutter Slades Auftrag lautete von Anfang an, die Zerstörung der Erde und die der Parallelwelt Adelpha aufzuhalten. Herr Garret wiederum handelte als Dieb aus rein eigennützigen Motiven und war eher zufällig in zwei Verschwörungen hineingezogen worden, die er dann auch erfolgreich vereitelt hatte. Während ich in Gedanken noch einmal die Akten der vier durchging, zischte eine Kugel knapp an meinem Kopf vorbei und zerstörte mit einem dezenten Knall die Glühbirne der Deckenlampe über mir. Verschreckt suchte ich hinter meinem geliebten Ohrensessel Schutz, doch fürchtete ich, dass mir das nichts nützen würde, wenn es ein professioneller Scharfschütze auf mich abgesehen hatte. Da bemerkte ich im schummrigen Halbdunkel ein schwaches Rütteln am Lüftungsschacht. Behutsam, fast geräuschlos wurde das Gitter aus den Angeln gehoben und ins Innere des Schachs gezogen. Gleich darauf ließ sich eine dunkle, muskulöse Gestalt vom Schachtrand hinab und landete sanft auf dem Boden meines Beratungszimmers. Gespannt hielt ich den Atem an, was wohl als nächstes passieren würde, da huschte der Mann (soviel hatte ich bisher erkannt), an mir vorüber und nahm in einem der Sessel Platz, die ich für meine Patienten bereitgestellt hatte. Schnell wurde mir alles klar. "Sam Fisher, ich hab sie gesehen!" rief ich zu ihm hinüber. "Och, Mist..." murmelte der Mann enttäuscht und knipste daraufhin freundlicherweise eine Taschenlampe an. "Ach, übrigens", unterbrach Fisher meine Gedanken, "im Keller bin ich auf einen gewissen Solid Snake gestoßen, der dort an einer Textur festhing." (Deshalb war der Kerl also nicht zu unserer letzten Sitzung erschienen, dachte ich.) "Um Gottes Willen, haben sie ihn befreit?" "Die Konkurrenz? Niemals!" Ich nahm mir vor, gleich nach dieser Sitzung in den Keller zu laufen und den Ärmsten aus seiner misslichen Lage zu erlösen. Aber was zum Geier wollten Fisher und Snake eigentlich im Keller? Auch so eine Anschleich-Angewohnheit von Topspionen? Meine Überlegungen wurden unterbrochen, als etwas klirrend die Scheibe meiner Praxis durchschlug und scheppernd zu Boden krachte. Als das Ding den Bruchteil einer Sekunde später über den mit Glassplittern übersäten Boden auf das Fenster zuschoss, entpuppte es sich als einer mit Enterhaken und Schnurr versehener Pfeil- ideal um sich daran hochzuziehen. Tatsächlich fand der Haken am Fenstersims ruckartig Halt. Sam Fisher stürzte, Verzeihung, schlich mit hoher Geschwindigkeit und gezückter Pistole zum Fenster und lugte vorsichtig hinunter. "Da, da ist jemand auf der Straße!" raunte er mir zu. "Bleiben Sie in Deckung, ich regle das schon. Jetzt klettert er die Wand an dem Seil hoch. Ich könnte es einfach durchschneiden..." "Um Gottes Willen!" Energisch gebot ich dem übereifrigen Agenten Einhalt. Ich hatte natürlich schon längst erkannt, wessen Handschrift diese Vorgehensweise trug: niemand anderes als der Meisterdieb Garret konnte es sein, der da versuchte, die Wand des Bürogebäudes, in dem meine Praxis untergebracht war, zu erklimmen. Ich beugte mich also so weit aus dem Fenster wie möglich und schrie zu der vermummten Gestalt, die nun ungefähr auf der Höhe des dritten Stocks war, so laut ich konnte hinunter: "Sie wissen aber schon, dass das 12 Stockwerke sind, Herr Garret! Nehmen Sie doch bitte die Tür!" Der Mann unter mir hielt daraufhin kurz inne, entschloss sich dann aber, weiterzumachen, wo er stehen geblieben war. Seufzend zog ich mich vom Fenster zurück. Dasselbe Leid wie bei Fisher, nur dass bei Garret erschwerend Verfolgungswahn und Wahnvorstellungen hinzukamen. Allmählich dämmerte mir, dass es anscheinend doch keine gute Idee war, gleich vier von dieser Sorte einzuladen. Doch es sollte noch schlimmer kommen... "Aiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiih!" Der markerschütternde Schrei meiner Sekretärin ließ mich zusammenzucken. Als Fisher und ich zur Tür rannten, um im Vorraum nach dem rechten zu sehen, wurde diese bereits abrupt aufgestoßen. Hätte mich Fisher nicht im letzten Augenblick gepackt und sich und mich mit einem Hechtsprung in Sicherheit gebracht, wäre ich sicherlich von der schwungvoll aufkrachenden Tür frontal getroffen worden. (Hach, solche starken Arme haben schon was für sich...) Und wer stand da auf der Schwelle, gleich zwei Pistolen im Anschlag? Niemand anderes als die berühmt- berüchtigte Lara Croft, ihres Zeichens Archäologin und Abenteurerin, Superbabe und Popikone. Der erste Eindruck gestaltete sich jedoch ernüchternd: Tiefe Schatten lagen unter ihren Augen, eklige Schweißflecke hatten sich auf ihrem knappen schwarzen T-Shirt unter den Achseln gebildet und ihre Beine in den verschmutzten Shorts sahen aus, als hätte sie länger vergessen, sie zu rasieren. Schwer atmend durchstreiften ihre irren, alles durchbohrenden Blicke den Raum. Als ich schon dachte, mein letztes Stündlein habe geschlagen, fragte sie plötzlich unvermittelt: "Ich bin doch hoffentlich nicht zu spät, bin ich? Und dabei ich war in so eine Eile.", ganz höfliche Engländerin. Zwar hatten die Programmierer von Core-Design von einer schweren Identitätskrise gesprochen, dass sie derart massiv wäre, hätte ich allerdings nicht gedacht. Anscheinend war sie verrückt geworden, in der Zeit, die sie verschüttet in der Pyramide hatte zubringen müssen. Was war nur aus der schönen, jungen Dame geworden, die sich, ohne mit der Wimper zu zucken, in jede Gefahr stürzte, um ein kostbares Artefakt den Klauen fieser Gestalten mit Weltherrschaftsambitionen zu entreißen? Ein psychotisches Wrack! "Nein, nein, setzen sie sich nur!" presste ich beim Aufrappeln hervor. Die nächste Hürde bestand darin, meinen Patienten klar zu machen, sich nicht gegenseitig als Bedrohung zu betrachten und die Waffen niederzulegen. "Darf ich vorstellen, Frau Croft, Herr Fisher, Herr Fisher, Frau Croft. Sie wissen doch, die Gruppentherapie... Sie sind doch Kollegen!" Trotzdem umkreisten die beiden einander weiterhin wie Raubtiere, bereit jederzeit zu zuschlagen, ab und an unverständliche Grunzlaute von sich gebend. "Wenn sie nicht sofort die Waffe niederlegen, sehe ich mich gezwungen, dazwischenzutreten." sagte ich laut und vernehmlich und versuchte, dabei soviel zu Überzeugungskraft in die Stimme zu legen, wie nur irgend möglich. Langsam senkten sie die Pistolen. Eine unbewaffnete Zivilistin zu erschießen, brachten sie dann doch nicht fertig. Ich gebot den Beiden sich zu setzen und sich zu entspannen, da kein Anlass zur Beunruhigung bestünde. Gerade als ich dachte, die Situation würde sich allmählich entspannen, schnellten die Schießeisen wieder hervor, wurden diesmal aber auf das Fenster ausgerichtet, wo sich gerade eine behandschuhte Hand krampfhaft um das Fensterbrett klammerte. "Aber das ist doch nur Herr Garret, er gehört wie Sie zur Therapiegruppe!" rief ich aus "Am Ende töten sie noch jemanden!" Eine Vorahnung, mit der ich nicht ganz Unrecht haben sollte. Fisher und Croft blieben weiterhin misstrauisch, während ich dem Ächzen und Stöhnen vor dem Fenster entnehmen konnte, dass da jemand so seine Schwierigkeiten mit dem Hereinkommen hatte. Ich bat meine Patienten inständig um Hilfe, für zwei durchtrainierte Sportskanonen und passionierte Weltretter wie sie solle so etwas doch kein Problem darstellen. Wie fast allen Berühmtheiten gefielen ihnen meine Schmeicheleien und sie erklärten sich großzügig bereit, ihre Zwistigkeiten für einen Moment beizulegen und den unglücklichen Garret aus seiner peinlichen Lage zu befreien. Mit vereinten Kräften wuchteten sie den völlig entkräfteten Dieb ins Zimmer, jedoch ohne dabei Rücksicht darauf zu nehmen, er könne sich an den Glasscherben auf dem Boden verletzen. Wie ein nasser Sack krachte er schließlich auf mein geschundenes Parkett und blieb dort erst einmal schwer keuchend an die Wand unter dem Fenster gelehnt sitzen. Während Fisher seine Waffe ausnahmsweise stecken ließ, richtete die gute Lara eine ihrer Pistolen drohend auf das Haupt des Neuankömmlings, wovon sie sich trotz meiner erneuten Beschwichtigungen nicht abbringen ließ. Garret wiederum starrte mit seinen seltsam stechenden Augen reichlich dumpf vor sich hin, bevor er sich nach schier endlosen 30 Sekunden zu seinem ersten, mühsam hervor gestoßenen Satz durchrang: "Scheiß moderne Architektur!" Um ihm die Peinlichkeit der Situation etwas zu erleichtern, pflichtete ich ihm bei, was mir aber nur einen Blick der Marke "tödlich" einbrachte. "Fisher, durchsuchen Sie ihn nach Waffen!" bellte Lara Croft plötzlich. "Wieso ich? Es ist doch Ihre Idee, oder?" entgegnete der missmutig. Offensichtlich hatte er keine sonderliche Lust, einen verschwitzten, schlecht rasierten Typen in einer abgetragenen Kutte nach irgendwelchen vermutlich vorsintflutlichen Gerätschaften abzusuchen. Und wieso eigentlich durchsuchen? Der Typ trug seinen Bogen auf dem Rücken und sein Schwert an der Seite, auffälliger ging es eigentlich nicht mehr. Wie hatte es so ein Wicht bloß auf den Status eines Meisterdiebes gebracht, lautloser als eine Katze und gerissener als ein Fuchs? "Ja, genau, lasst sie das Durchsuchen übernehmen" grinste Garret dreckig. Sicherlich wäre jetzt Blut geflossen, wenn in dem Moment nicht jemand an den Türrahmen geklopft und die Aufmerksamkeit Laras und der anderen von dem am Boden Sitzenden abgelenkt hätte. "Was ist denn hier los? Und warum ist das Licht aus?" brummte ein kerniger Bass und im Zimmer erschien Cutter Slade, der letzte Computerspielheld in der Runde. Auf den ersten, flüchtigen Blick sicherlich der Normalste von ihnen, litt er jedoch an starken Minderwertigkeitskomplexen, weil die Produktion seines nächsten Spieles überraschend eingestellt worden war und er fürchtete, in Vergessenheit zu versinken. Deshalb weigerte er sich auch, das orangenfarbene Hemd mit dem Zeichen des Retters, des so genannten "Ulukaï", das er einst von den Einwohnern Adelphas geschenkt bekommen hatte, abzulegen. Inzwischen war dieses Hemd aber derart verwaschen, abgewetzt und vergammelt, dass ein Umgang mit ihm nicht sehr angenehm war. Von den meisten gemieden und mit stetig schwindender Popularität gestraft, hatte er sich zudem nach langer Abstinenz erneut dem Alkohol zugewandt, was natürlich auch nicht gerade half, seinen Beliebtheitsgrad zu steigern, was ihn wiederum nur noch weiter in die Alkoholsucht trieb. Ein Teufelskreis. Und dazu ein stinkender Teufelskreis, wie mir angesichts seiner nicht gerade vorteilhaften Erscheinung gewahr wurde. Sofort wurden zwei Pistolen, eine mit Schalldämpfer und eine ohne, sowie ein Bogen auf ihn gerichtet. Lara hatte offensichtlich größte Mühe damit, auf zwei Gegner gleichzeitig zu zielen, ihre Hände zitterten bedenklich. In dieser verfahrenen Situation fiel mir auf, was die vier in Wirklichkeit verband. Nicht ihr Heldentum, nicht, dass sie Computerspielfiguren waren, nicht ihre psychischen Probleme, sondern die Tatsache, dass alle dringend einen ordentlichen Rasierapparat nötig hatten. Und die Herren unter ihnen am Besten noch einen Schönheitschirurgen. Jetzt war mein diplomatisches Geschick gefragt. Mutig stellte ich mich zwischen Slade und die anderen und hob zu sprechen an: "Bevor Sie übereinander herfallen, stellen Sie sich bitte eine Frage: Warum sind Sie hier? Um sich gegenseitig zu bekämpfen? Nein, Sie sind hier, um Gleichgesinnte zu treffen, Sie sind hier, weil Sie Probleme haben, mit denen Sie alleine nicht mehr zurecht kommen, Sie sind hier, um zu reden, Sie sind hier, um sich klar zu werden, was für wundervolle Menschen Sie sind, die es nicht nötig haben, ihre inneren Konflikte mit Gewalt zu lösen." Meine Worte hatten tatsächlich Wirkung. Alle Waffen, inklusive Slades aufgerüsteten Leuchtkugelgewehrs UZA-SH, waren jetzt auf mich gerichtet. Na toll. Tief durchatmen. "Hände hoch!" herrschte man mich mehr oder minder gleichzeitig an. "Das ist eine feindliche Spionin aus dem Irak!" platzte es aus Sam Fisher heraus. "Nein, eine Dämonin aus einer anderen Dimension!" kläffte Garret. "Sie ist Französin!" behauptete Lara Croft patriotisch. "Alles falsch, sie ist, äh, was furchtbar böses!" schloss Cutter Slade diese tief schürende Diskussion ab. Mit der letzten Version meiner wahren Natur zeigten sich alle einig - ein Wunder, sie waren sich einig- und so schien mein Schicksal besiegelt. Fieberhaft überlegte ich hin und her. Was hatte ich nur gesagt, was sie so in Rage bringen konnte? Lara brachte es auf den Punkt: "Wir sind nicht verrückt, merken Sie sich das, Misses McQueen! Well, Misses McQueen, Sie sind Schottin, sind Sie nicht?" Ich schürte neue Hoffnung. Wusste ich doch, dass die Schotten zwar eine tief verwurzelte Abneigung gegen die Engländer hegen, es umgekehrt aber nicht der Fall ist. "Und deshalb sie hassen mich, die Engländerin, ich habe Recht, habe ich nicht!" Es wäre auch zu schön gewesen. "Nein, ich bin keine Schottin und ich hasse sie keineswegs." versuchte ich zu beschwichtigen, mir fiel allerdings auf die Schnelle keine plausible Erklärung für das unheilvolle "Mc" vor meinem Nachnamen ein und vor lauter Aufregung stammelte ich: "Mein Urgroßvater ging so gerne zu McDonalds, da hat er den Familiennamen von Queen auf McQueen ändern lassen." Diese Ausrede war so dumm, so unglaublich dumm, dass ich mich am liebsten zu Tode geschämt hätte. Immerhin war sie dermaßen dumm, dass sie meine Kontrahenten in schallendes Gelächter ausbrechen ließ- bis auf Garret, der sich am Kop kratzte und zögerlich fragte, wer oder was denn nun dieses McDonalds sei- etwa ein Bordell? Woraufhin die anderen drei nur noch heftiger lachten. Nun hatte sich die Situation wenigstens etwas entspannt- meinte ich zumindest, doch Lara argwöhnte erneut: "Also sie ist doch Schottin!" Das Gelächter verstummte augenblicklich und eine unheimliche Stille trat ein. Fünf bedrohliche Waffen und vier noch bedrohlicher starrende Augenpaare waren fest auf mich gerichtet, hierbei irritierte mich besonders Garrets künstliches Auge, das ab und zu von einem Lichtstrahl getroffen im Halbdunkel aufblitzte. Auch die Hoffnung, meine Sekretärin könne Hilfe holen, schmolz dahin, denn aus dem Vorraum war kein Laut zu vernehmen, nicht einmal ein Atmen. Entweder war die Gute bei Laras lawinenartigem Auftritt in Ohnmacht gefallen, wofür ihr Schrei und ihre nicht gerade robuste Natur sprachen oder sie hatte sich aus dem Staub gemacht. Hätte sie von außerhalb des Gebäudes Hilfe geholt, wäre diese wahrscheinlich längst eingetroffen. Also blieben nur die zwei Möglichkeiten, dass das arme Ding entweder ermattet hinter ihrem Schreibtisch lag oder die Schlampe mich schamlos im Stich gelassen hatte. Darum beschloss ich aufs Ganze zu gehen und appellierte an den gesunden Menschenverstand der durchgedrehten Pixelbrüder und -schwestern, wenn davon wenigstens noch etwas übrig war. "Ich sehe hier vor mir vier Helden, vier Weltretter, die gerade im Begriff sind, eine unbewaffnete Zivilistin zu töten. Ist das nicht weit, weit unter ihrem Niveau? Und was haben Sie alle eigentlich gegen schottische Nachnamen?" sagte ich so ruhig und bestimmt wie möglich. Wenigstens einen konnte ich damit umstimmen. Der Dieb ließ seinen Bogen sinken, allerdings nur um seine Muskeln zu entspannen, wie er sagte, denn er bekäme "langsam einen Krampf im Arm". Fisher kratzte sich an der Nase, am Kinn und an diversen anderen Körperteilen, Lara, die ja keine Hand frei hatte, tippelte von einem Bein auf das andere (entweder war sie unbeschreiblich nervös, etwas juckte sie furchtbar oder sie musste dringend aufs Klo) und Garret machte sich daran, mein Büro nach irgendwelchen einigermaßen wertvollen Gegenständen, die er bei einem Hehler verscherbeln könnte, zu durchsuchen. "Ich krieg Durst" murmelte Slade. Der Alkoholiker in ihm meldete sich. "Ich muss mal..." flüsterte Lara Croft verschämt. "Mein Anzug zwickt." gestand der Agent ein. "Alles nur Ramsch" grunzte Garret verärgert. Womit er nicht ganz Unrecht hatte, denn das Wertvollste in meinem Zimmer war meine Psychologiefachliteratur, die ich nicht um alles in der Welt hergegeben hätte. Während wir so herumstanden, hatte ich genügend Zeit, diese "Helden" etwas näher zu beäugen. Wenn Frau Croft auch etwas verwahrlost war, so blieb sie doch eine ausnehmend schöne Frau mit beeindruckenden sekundären Geschlechtsmerkmalen. Aber warum war ich nur von unattraktiven Männern umgeben? Sam Fisher war zwar noch durchaus akzeptabel, was größtenteils seinem maßgeschneiderten, Körper betonenden Hightechanzug zu verdanken war, aber auch nicht gerade der Typ, den man auf einem Poster in der Fußgängerzone groß abgebildet sehen möchte. Bei den anderen war ich nur heilfroh, dass der eine hinter mir stand, wo ich ihn nicht sehen konnte und der andere eine Kapuze auf dem Kopf trug, die sein groben, fast schon brutalen Gesichtszügen zumindest etwas verdeckte. Wie zur Strafe für meine Gedanken nahm Garret seine Kapuze mit den Worten "Ziemlich heiß hier drin.", ab. Innerlich verfluchte ich die Spieldesigner. Nahmen die denn gar keine Rücksicht auf weibliche Spieler? "Mir tun langsam die Arme weh." meldete ich mich vorsichtig. Ich betete inständig, dass meinen Gegenspielern endlich die Absurdität dieser Situation klar wurde. "Schnauze!" herrschte mich Slade an. Hatte ich da aber nicht eine kleine Unsicherheit in der Stimme vernommen? "Well, eigentlich reicht es ja, wenn drei bewachen sie, dann könnte ich in den bathroom..." murmelte Lara Croft sichtlich zerknirscht. "Gleich die nächste Tür rechts!" sagte ich aufmunternd. "Well, danke." hauchte sie, steckte die Pistolen weg und drückte sich an Cutter Slade vorbei aus der Tür. Ohne diese zwei nervös zitternden Schießprügel vor der Nase fühlte ich mich schon etwas wohler, aber die Gefahr für mich war noch lange nicht gebannt. Wenigstens schien Garret endgültig von mir abgelassen zu haben, denn er lümmelte in einem Sessel unbeteiligt vor sich. "Und wenn das eine Falle ist?" warf Fisher drohend ein, die Hand um seine Pistole verkrampfte sich. Glücklicherweise wurde nebenan bereits die Klospülung gezogen und das sanfte Gurgeln des abfließenden Wassers beruhigte den Mann. Als Lara wieder unversehrt und sichtlich erleichtert in der Tür erschien, überdachte er wohl seine Vorgehensweise mir gegenüber. Er forderte die frisch Eingetroffene auf, mich nach Waffen zu durchsuchen, während er mich weiterhin in Schacht hielte. Zu meiner Überraschung tat sie dies auch, wenn auch etwas widerwillig. Sie tastete mich schnell von oben bis unten ab, dann rupfte sie meinen schönen neuen Blazer reichlich unsanft auf und stieß dabei auf den Kugelschreiber, den ich in meiner inneren Brusttasche immer bei mir trug. "Da, da" kreischte sie, riss das unschuldige Schreibgerät an sich und hielt es in die Höhe, damit es alle gut sehen konnten. "Eine Hightechwaffe, ein Minibetäubungsgewehr!" "Nein, ein Laser!" (Fisher) "Ein FH-GS7!" (Slade) "Ein Bunsenbrenner!" (Garret) "Ein Inkaartefakt!" "Ein Klappmesser!" "Eine Giftspritze!" "Eine GW-815!" "Ein Toaster!" "Eine Atombombe!" "Ein..." "EIN KUGELSCHREIBER!" brüllte ich. "Herrgottnochmahl, das ist ein stinknormaler KUGELSCHREIBER, ihr verdammten Paranoiker!!" So wütend war ich in meinem ganzen Leben noch nicht gewesen. Sollten sie mich halt erschießen, ich wäre jetzt lieber gestorben, als mir noch länger das Geplärr von diesen Vollidioten anhören zu müssen. Verbittert starrte ich in die Runde, die Runde glotzte zurück und sämtliche Waffen waren wieder auf mich gerichtet. Diesmal zog Lara nur eine Pistole, denn in der anderen hielt sie immer noch krampfhaft diesen elenden Kugelschreiber fest und Garret war vom Bogen auf das handlichere Schwert umgestiegen. Offensichtlich wusste die Truppe nicht, was sie mit mir anfangen sollte. Ich war ein höchst ungewöhnlicher Gegnertyp: Ich war weder bewaffnet, noch zeigte ich irgendwelche übersinnlichen Fähigkeiten, ich griff nicht an, wehrte mich nicht, trug weder Tarnanzug, noch Panzerung, noch Rüstung, noch Uniform und trat schon gar nicht in Massen auf. Im Grunde war ich erschreckend neutral. Als erster meldete sich Cutter Slade:"Ach, das wird mir jetzt auch zu blöd!" maulte er. "Ich hab Durst! Haben Sie was zu Trinken da?" Dunkel erinnerte ich mich an den Whiskey, den mir ein Patient aus Dankbarkeit einmal geschenkt hatte und der jetzt in meinem Schreibtisch ein einsames, verstaubtes Dasein fristete. "Die große Schublade rechts am Tisch, da müsste eine Flasche Whiskey drin sein." half ich weiter. "Na, also" brummte der alte Säufer zufrieden und begab sich zum Schreibtisch, wo er nach kurzem Wühlen tatsächlich fündig wurde. Die anderen starrten ihn entgeistert an, doch er machte sich nichts draus, sondern öffnete die Flasche mit einem geübten Dreh und ließ den gold-gelben Alkohol in großzügigen Schlucken die Kehle hinab rinnen. "Nicht schlecht!" schmatzte er anerkennend. "Das ist ja die Höhe!" entrüstete sich Lara Croft. "Wir stehen hier mit einem Gegner und er säuft." "Ach, mein Leben ist sowieso scheiße, da ist es mir egal, ob diese Gegnertussi da ihm irgendwie ein Ende setzt." grölte Slade und tat sich weiter am Whisky gütlich. "Wieso finden sie denn ihr Leben so schlimm?" versuchte ich einzuhaken, aber Fisher gab mir mit einem kurzen Rucken des Kopfes zu verstehen, dass ich besser meinen Mund halten sollte. "Habt Ihr Gläser da?" fragte Garret plötzlich. "Hä, was, Sie jetzt auch noch?" wunderte sich Fisher. Sollten jetzt etwa alle abtrünnig werden? "Gläser, ja, ich glaub, in der Küche..." sagte ich vorsichtig. "Ach, wenn es sein muss, teil ich mir auch eine Flasche!" rief Slade gut gelaunt aus. "Ihr seid ein Kerl nach meinem Geschmack!" urteilte Garret. Dankbar steckte er sein Schwert weg und wandte sich dem schon leicht angeheiterten Ulukaï zu, der ihm bereits den Whiskey entgegenhielt. Angesichts der vielen Fahnenflüchtigen kam der Spion auf eine glänzende Idee: "Warum fesseln und knebeln wir sie nicht einfach?" "Oder schlagen sie bewusstlos! Für so was habe ich immer einen Knüppel dabei!" warf Garret ein. Zum Glück entschied man sich dann mit drei zu eins Stimmen für ersteres. "Als gut gerüsteter Topspion habe ich immer alles dabei!" triumphierte Fisher, steckte seine Waffe kurz weg und nestelte aus einer der unzähligen Taschen seiner Weste ein paar Handschellen hervor- zum großen Vergnügen der anderen drei waren es Handschellen mit rosa Plüschbesatz. Fisher stieg die Schamesröte ins Gesicht. "Ach, da ist mir doch irgendwas bei meiner Ausrüstung durcheinander geraten" versuchte er sich hastig herauszureden und packte die verräterischen Dinger schnell wieder weg. Ich versuchte die Gunst der Stunde zu nutzen und merkte an, niemand brauche sich für sein Sexualleben zu schämen. Damit war ich natürlich wieder in ein Fettnäpfchen getreten. Entsetzt und peinlich berührt zugleich starrten mich alle an. "Sex-u-al-le-ben? Ich krieg noch nicht mal meine-" setzte Lara an, brach den Satz aber aus verständlichen Gründen frühzeitig ab. Ich hatte nicht bedacht, dass Computerspielcharaktere in der Regel kein oder nur ein sehr rudimentäres Sexualleben hatten. Ab und an stieß man vielleicht noch auf eine verflossene Liebe, eine keifende Ex- oder eine ermordete Ehefrau oder es galt, eine verschollene Prinzessin oder Spionin zu befreien, mit der sich eine zarte Romanze anbahnen konnte, aber alles was auch nur im Entferntesten darüber hinausging, spielte sich fast immer jenseits des Abspanns ab. Es konnte sogar gut möglich sein, dass eine Sexbombe wie Lara Croft noch Jungfrau war. Und plötzlich kam ich mir mit meiner bescheidenen Oberweite und aufkeimenden Cellulitis gar nicht mehr so unattraktiv vor. Schließlich meinte Fisher: "Vielleicht sollten wir sie doch bewusstlos schlagen, bevor sie noch einmal derart den Mund aufreißt!" Das musste ein Alptraum sein. Alles was ich sagte, kehrte sich wider mich. In meiner Karriere hatte ich schon viele Fehler begangen, aber noch keinen, der mich in solche tödliche Gefahr brachte. Vielleicht wäre es sogar das Beste, wenn ich mich ohne Widerstand zusammenschlagen ließe. Wenn ich aufwachte, wären diese Irren verschwunden, ich könnte die Polizei rufen und sie wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung belangen. Aber war es nicht Sam Fishers und auch Garrets Manier, keine Spuren zu hinterlassen? Ging damit nicht auch einher Zeugen, die sie identifizieren konnten, zu beseitigen? Dass sie bei meinem frühzeitigen Ableben zu den ersten Verdächtigen gehören würden, war ihnen hoffentlich klar! Oder war ihnen das egal? Wie viele Menschen mochte eine Lara Croft wohl schon auf dem Gewissen haben? Allmählich schien es jedoch auch in den Gehirnen der Charaktere zu rattern. Slade kratzte sich am Kopf und meinte: "Ey, wenn wir sie über den Jordan schicken- bringt uns das was? Das einzige was die kann, ist doch Scheiße labern. Die hat doch gar nicht das Zeug für irgendwelche Welteroberungspläne." Das war zwar eine Beleidigung, aber wohlweislich verzichtete ich darauf, mich zu verteidigen. "Die hat sogar ein Scheiße-labern-Diplom." sagte er und wies dabei auf meine an der Wand hängende, säuberlich gerahmte, kostbare Doktorurkunde. Ich war zwar Witze über meinen Beruf gewohnt, es war nur eher selten, dass ein erwachsener Mann um die vierzig sich dafür auf das Niveau eines pubertierenden 14- jährigen herabließ. "Ist "Scheiße labern" ein ausreichender Grund dafür, jemanden zu töten?" merkte ich an. Wenn schon alles falsch war was ich tat und damit letztendlich egal, konnte ich genauso gut so sterben, wie ich gelebt hatte: redend. Die vier tauschten viel sagende Blicke untereinander aus, dann nickte Fisher: "Wissen Sie was? Vergessen Sie, dass wir hier waren und wir lassen Sie gehen! Kein Wort, verstanden?" "Aber wir hatten doch einen Termin, hatten wir nicht?" fragte Lara verwundert. "Ich bekam einen Termin bei der Psychologin, weil ich sollte reden über meine Probleme. Dabei ich habe keine Probleme." Garret horchte auf: "Ihr auch? Mir wurde auch gesagt, ich soll hierher kommen, dieses Weib würde mit mir über meine Probleme reden. Aber was für Probleme? Und warum fliegen so viele blaue Teufelchen durch das Zimmer?" Slade pflichtete bei: "Ja, mir ging das genauso, die Leute, die mir dauernd sagen, ich soll das Hemd wechseln, haben mich hierher geschickt. Ich frag mich nur wozu?" Das waren mir die liebsten Patienten, die, die nicht einsehen mochten, dass sie ein Problem hatten. Sollte ich lebend hier rauskommen, würde ich das ZI und die GSG9 auf sie ansetzten. Ob jetzt jemand verstanden hatte, dass ich ihnen nur helfen wollte? Ich legte meine Hoffnungen auf Fisher, denn er schien mir noch der vernünftigste von allen zu sein. Doch auch damit sollte ich mich irren: "Ich hab's! Sie ist eine Selbstmordattentäterin und will sich und uns alle in die Luft sprengen." "Mit Hilfe des Kugelschreibers!" ergänzte Lara leicht hysterisch. "Wir müssen dieses Ding vernichten!" Vom Psychiater zum Selbstmordattentäter- was für eine Karriere! Die vier wurden sichtlich nervös. Wohin mit dem teuflischen Mordwerkzeug? "Das ist doch alles Unsinn! Hören Sie mich doch an! Ich bin eine glückliche, renommierte Psychologin mit gut gehender Psychiaterpraxis und habe kein Interesse daran, mich in die Luft zu sprengen, um vier Helden, die mir nie etwas getan haben und die ich nur vom Hörensagen kenne, zu töten. Und wie bitte soll ein harmloses Schreibgerät wie dieser stinknormale Kugelschreiber eine Explosion auslösen können?" "Vielleicht ist ein Fernzünder drin." mutmaßte Cutter. "Sagen Sie, hören Sie mir überhaupt zu?" entrüstete ich mich. "Man drückt drauf und irgendwo geht eine Bombe hoch. Wie in diesem einen James Bond Film, da gab's auch so was." schloss der Mann seine Überlegungen ab. "Das war doch nur ein Film! Das war nur- Science-Fiction!" versuchte ich gegenzuhalten. "Und das hier ist nur ein Computerspiel, ist es nicht!" keifte Lara. Langsam hatte ich Mühe, die einzelnen Realitätsebenen auseinander zuhalten. "Lasst sie uns zusammen mit dem Schreiber aus dem Fenster werfen und sehen was passiert!" lautete Garrets nächste glänzende Idee. "Da unten könnten aber Zivilisten vorbeilaufen oder die unteren Stockwerke könnten beschädigt werden!" lenkte Fisher ein. "Dann werfen wir sie aus dem Fenster und behalten den Schreiber." schlug der Dieb stattdessen vor. Fisher hatte einen besseren Einfall: "Wir geben den Kugelschreiber in ein Labor zur Untersuchung. Eine Röntgenbrille habe ich nämlich leider nicht, nur ein Nachtsicht- und ein Wärmebildgerät. Ich werd den Jungs sagen, sie sollen mir bei meinem nächsten Einsatz eine mit einpacken." "Und jetzt werden wir sie erschießen, werden wir nicht?" lechzte Lara. "Nein, wir brauchen sie noch. Wahrscheinlich ist sie Teil eines Terroristennetzwerks von Psychiatern in aller Welt, die seit Jahren die Bevölkerung unterbewusst manipulieren. Möglicherweise kann sie uns zu dem Kopf der Vereinigung, dem mysteriösen und umstrittenen Freud, bringen." sagte Fisher ganz ernsthaft. Angesichts des Todes und so vieler Dummheit auf einen Haufen, brach ich in Tränen aus. "Das nützt Euch auch nichts mehr!" schnauzte mich Garret an. "Das ist nur ein Trick." bestätigte Fisher, was mich nur noch mehr zum Schluchzen brachte. Die gute Misses Croft hingegen schien ihre gefühlvolle Seite zu entdecken, sie drückte dem erschrockenen Fisher den Kugelschreiber in die Hand, verstaute ihre Pistole und reichte mir ein mit ihren Initalien besticktes, seidenes Taschentuch, das ich dankbar entgegen nahm, denn der Rotz lief mir bereits unschön aus der Nase. Wie viel wohl ein Nerd bei ebay für ein original Lara Croft Taschentuch zahlen würde? fragte ich mich, während ich mir die Nase schnäuzte. Das Tuch strömte einen leicht säuerlichen, beißenden Geruch aus, den ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht erklären konnte. Ich würde es waschen und dann viel Geld damit verdienen, haha. "Vielleicht ist sie nicht so böse. Oder habt ihr schon mal gesehen einen Bösen weinend?" verteidigte mich Lara. Sollte sie etwa Vernunft annehmen, wenigstens eine? Doch inzwischen glaubte ich nicht mehr daran, die vier von ihrem Wahn, ich sei ein hinterlistiger Feind, befreien zu können. Ich sah ein, dass ich meine beruflichen Fähigkeiten maßlos überschätzt hatte. Wer war in all den Jahren nicht bei mir ein und ausgegangen? Erfolgreich hatte ich die Ehe von Mr. und Mrs. Pacman gekittet, Duke Nukem von seinen psychologisch bedingten Potenzstörungen befreit und Luigi geholfen, endlich aus dem Schatten seines großen Bruders Mario zu treten. Aber sie alle waren nichts gegen die komplexen Programmroutinen, die sich hier vor mir aufbauten. Vielleicht waren ihre Probleme auch gar nicht psychologischer Natur, sondern schlichte Bugs, die die Programmierer nun auf mich abwälzten, weil sie zu faul für das Programmieren eines Patches waren. Plötzlich wurde mir ganz schwummerig zumute und violette Flecke tanzten vor meinen Augen. Was war nur mit mir los? Lag es am Taschentuch? Dieser Geruch... "Ha ha", lachte mir Lara Croft triumphierend ins Gesicht. "Sie ist darauf gefallen herein! Chloroform wirkt immer wieder wahre Wunder." Mir schwanden die Sinne, ich wankte und krachte unsanft zu Boden. Die letzten Worte, die ich noch vernahm, kamen von Slades knarzigem Bass: "Meint ihr, wir können es wie Selbstmord aussehen lassen?" Dann wurde es Nacht um mich. Langsam kam ich wieder zu mir. Was war geschehen? Ich fand mich in einem merkwürdigen, beklemmenden Raum wieder, in dessen Mitte eine überdimensionale zerbrochene Kopie des Kopfes der Venus von Milo lag. Des Weiteren konnte ich noch ein nahezu leeres Bücherregal und eine kaputte Pendeluhr wahrnehmen, als mich plötzlich eine geheimnisvolle Stimme, die von überall her zu kommen schien, zum Aufstehen aufforderte. Mir schwante übles. "Sei gegrüßt, Eike- ups, Samantha! Du hast entweder die Wahl, hier und jetzt zu sterben oder ich gebe dir die Macht, durch die Zeit zu reisen und du versuchst, dein Schicksal eigenhändig zu ändern. Was wählst du?" Im Hinblick darauf, dass mir um 17:30 Uhr eine Sitzung der imagegeplagten Videospielhelden mit Mario, Sonic, Link und Kirby bevorstand, entschied ich mich spontan für ersteres. Nachwort: Der Schluss ist eine Anspielung auf das Adventure "Shadow of Memories" (PS2/PC). In meiner ersten Fanfic kommt Dr. Samantha McQueen bereits auch vor und erleidet ein ähnliches Schicksal. Wundert euch also nicht, wenn euch dieser Chara in allen möglichen Formen noch öfters begegnen wird. Mit Dank an: - alle Probeleser - die PC Games - alle Spieleschmieden der Welt, die gute Spiele zu Wege bringen - die Leser natürlich ^_~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)