Desiderosa von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Misstrauen --------------------- Anmerkung: Ab hier werde ich die FF gemeinsam mit fortführen, da diese ja auf unserem RPG basiert und unsere Postings meistens nahtlos ineinander übergehen - ihr werdet den Unterschied kaum bemerken ^^. Ich schneide also unsere Postings zusammen, sodass es einen fließenden und in sich schlüssigen Text ergibt =) Jet schlich sich durch das Unterholz. Stets darauf achtend, Zukos Rastplatz weitläufig zu umgehen, stahl er sich durch das Dickicht und hielt die Augen nach Kräutern und kleinen Waldtieren offen. Es lag mehr als einen Tag zurück, dass er etwas gegessen hatte. Sein Magen knurrte. Am besten wäre es, wenn er einen Hasen fangen könnte, doch gleich darauf erinnerte er sich daran, dass er kein Feuer machen konnte. Zuko würde sonst zu einfach auf ihn aufmerksam werden. Also beließ er es bei ein paar Kräutern. Manche von ihnen stoppten den Hunger, wenn man sie lange genug kaute. Dadurch, dass er selbst die meiste Zeit seines Lebens im Wald verbracht hatte, kannte er sich gut aus und wurde auch fündig. Er machte einen großen Bogen um Zuko, überquerte den Fluss an einer seichten Stelle und schlich sich von der anderen Seite an. Er wollte nur kurz schauen, was Zuko trieb, doch seltsamerweise war auch dieser nicht mehr an seinem Platz. Jet wurde nervös. Der Aalhund war noch da, doch von Zuko war nichts mehr zu sehen. Hatte er ihn bemerkt? Konzentriert blickte er sich auf der kleinen Lichtung um. Das leise Knacken, das sich hinter ihm erhob, bemerkte er dabei nicht. Ein Tier, ging es ihm durch den Kopf, während er seiner Beobachtung treu blieb, doch plötzlich hörte er das Knacken eiliger Schritte hinter sich und fuhr herum. Zuko?! Nein, es war ein älterer Mann, der plötzlich zu ihm gestürzt kam und mit einem alten Schwert nach ihm schlug. Im letzten Moment rollte sich Jet zur Seite. Er entging dem Schlag nur knapp, zog sein Schwert und trat zurück. "Was willst du!" Er war bereit für einen Kampf! Seine heilige Mission ließ er sich nicht durch ein paar Meuchelmörder und Räuber vermiesen. Ohne etwas zu sagen, stürzte sich der Mann schon wieder auf ihn und so kam es zu einem kurzen Kampf. Jet meinte, ihn unter Kontrolle zu haben, doch es dauerte nicht lange, bis zwei weitere Männer aus den Gebüschen sprangen und sich auf ihn stürzten. Jet kämpfte verbittert. Gegen den einen zu bestehen, war kein Problem gewesen, doch drei Gegner stellten schon eine gewisse Schwierigkeit dar. Er versuchte sich Platz zu schaffen. Die Bäume bereiteten ihm Schwierigkeiten. Er konnte nicht weit ausholen, sich nicht viel bewegen und so führte er die Räuber zu einer etwas größeren, freien Stelle. Er hatte sich umgedreht und war gerannt und selbstverständlich war man ihm gefolgt. Verbissen ging er in die Offensive, schlug auf die drei Räuber ein und bemerkte doch immer wieder Schatten, die sich durch das Unterholz flüchteten. Scheinbar waren diese drei nicht alleine. Es musste noch mehr von ihnen geben und dass dies stimmte, erfuhr er kurz darauf am eigenen Leib. Schweratmend und der Erschöpfung immer näher, stolperte er gegen einen Baum. Er traf auf die Rinde, kehrte ihr den Rücken und nur für eine Zehntelsekunde hörte er das Surren eines großen Pfeils. Er schoss aus dem Dickicht und sofort stolperte Jet zurück und lehnte an dem Baum. Drohend näherten sich ihm die drei Räuber und nicht zuletzt trat auch der Schütze ins Freie. Er ließ einen Langbogen und grinste triumphierend. Zuerst verstand Jet es nicht so recht. Sofort wollte er sich von dem Baum lösen, doch zu spät bemerkte er einen dumpfen Schmerz und ließ den Kopf sinken. Aus seiner Schulter ragte ein großer Pfeil, der ihn geradewegs an den Baum nagelte. Grinsend traten die Räuber näher. Plötzlich wurde Zuko klar, was hier nicht stimmte: Die Vögel ... hier auf dieser Lichtung hatte er noch keinen einzigen gehört, was für diese Jahreszeit eher untypisch war und er sah seinen Verdacht, dass er nicht alleine war, bestätigt, als er mit einem mal das Aufeinanderprallen von Schwertern vernahm. Hastig versuchte er die Richtung auszumachen, aus welcher der Tumult kam und folgte dieser dann, natürlich darauf bedacht unbemerkt zu bleiben. Er hörte noch aus der Entfernung das Schnellen einer Bogensehne und das unangenehme Geräusch, wenn ein Pfeil sein Ziel erreichte und im nächsten Moment war er auch nah genug, um das Geschehen im Blick zu haben. Er brauchte nicht lange, um zu realisieren, dass sich zum einen sein Verdacht bestätigt hatte und zum Anderen Jet, um es einmal platt auszudrücken ziemlich in der Scheiße saß. Nun hieß es handeln. Zuko zählte etwa sieben bewaffnete Männer, Bändiger schienen keine unter ihnen zu sein, denn selbige waren gewöhnlich nicht bis an die Zähne bewaffnet. Einer der Männer begann zu sprechen: "Wir mögens gar nicht, wenn man in unser Gebiet eindringt, Junge ... vor allem, wenn man dann nichts bei sich hat um dieses Versäumnis auszugleichen..." Im nächsten Moment jedoch schoss ihm scheinbar aus dem Nichts ein kurzer heißer Feuerstrahl entgegen, welche in kürzester Zeit das Schwert so erhitzt hatte, dass er es mit einem überraschten und schmerzhaften Schrei fallen ließ. "Und ich kanns nicht leiden, wenn man deutlich in der Überzahl auf einen Wehrlosen losgeht!", sagte Zuko daraufhin mit lauter Stimme, während er rasch sein Versteck verlassen hatte und nun eine Angriffsposition einnahm. Die restlichen Mitglieder der Räuberbande taten es ihm natürlich gleich, woraufhin ihr Anführer wutentbrannt schrie, "Wo kommt der verdammte Feuerbändiger plötzlich her?", sich daraufhin wieder an Zuko wandte, "Du wirst es noch bereuen, dich in unsere Angelegenheiten eingemischt zu haben - Macht ihn fertig!" Offenbar schienen diese Männer die Philosophie zu vertreten, dass Quantität wertvoller war, als Qualität und genau das war der Fehler. Es dauerte nicht sonderlich lange, drei von ihnen zogen sich starke Verbrennungen zu, was zwei der anderen Kameraden wohl so stark einschüchterte, dass sie es wohl für besser befunden, die Flucht zu ergreifen und bei dem Letzten musste er nichtmal sein Feuer einsetzen, ein Schlagabtausch mit den Schwertern reichte, denn der Andere schien darin nicht sonderlich geübt. Wenig später sah Zuko dem letzten leise keuchend nach, als dieser verschwand, ehe ihm blitzschnell was einfiel und er sich umdrehte um zu jenem Baum zu hasten, wo man Jet sozusagen gepfählt hatte. "Hey", sagte er laut, wollte ergründen, ob dieser noch ansprechbar war und fühlte gleichsam den Puls. Schwach zwar, aber er war noch fühlbar. "Bekommst du Luft?" Zuko war einen Moment unschlüssig. Mit Heilkunde kannte er sich nicht sonderlich gut aus, er wusste nur, dass es passieren konnte, zog er den Pfeil einfach raus, dass irgendein Blutgefäß aufriss und der Andere elendig verblutete - aber so lassen konnte er ihn auch nicht. Nur verschwommen bekam Jet mit, was kurz darauf geschah. Der schiere Schmerz schien ihn ein wenig zu betäuben und das einzige, was er schaffte, war, sich an sein Schwert zu klammern. Der Pfeil steckte fest. Nur zögerlich versuchte er sich zu bewegen, hatte jedoch gleichzeitig das Gefühl, das Bewusstsein zu verlieren. Er hörte das Lodern von Flammen, das Klirren von Schwertern und kurz darauf trat auf der Lichtung Stille ein. Jets Lider waren schwer geworden, doch spätestens, als jemand seinen Hals berührte, fuhr er in die Höhe. Zuerst nur verschwommen, dann deutlicher erkannte er Zuko und das einzige, was er tat, war, matt sein Schwert zu heben und es Zuko entgegenzustrecken. "Komm nicht näher...", brachte er fast Stimmlos hervor, bevor ihm das Schwert aus der Hand rutschte. Es fiel einfach zu Boden, "... du verfluchter ... Ich töte dich..." "Natürlich", sagte Zuko abwesend, als er bemerkte, wie der Blick des Anderen verschwamm und er das Bewusstsein verlor. Nun hieß es schnell handeln. Er hatte zwar zur größten Not das nötigste Verbandszeug dabei, aber er war nunmal kein Heiler ... Wobei alles besser war, als gar nichts zu versuchen und so packte er den Pfeil und rüttelte ganz vorsichtig daran, dass er noch im Baum steckte, machte die Sache dabei nicht unbedingt einfacher. Ihm brach leicht der Schweiß aus, er hatte solche Friemelarbeit schon immer gehasst, vor allem, wenn es nur so langsam voranging. Irgendwann hatte er den Pfeil jedoch soweit, dass er zumindest nicht mehr im Holz steckte und ihm der Körper des jungen Mannes, wie ein nasser Sack entgegen fiel. Während er ihn vorsichtig stützte, steckte er sich die Finger zwischen die Lippen und pfiff einmal laut, sodass wenige Augenblicke später sein Aalhund treu angetrabt kam, welcher ihm helfen sollte, Jet zurück zu seinem Lager zu schaffen. Wenig später besah er sich die Wunde noch einmal genauer und entschied sich dann einfach nach dem Motto Augen zu und durch zu handeln - etwas anderes blieb ihm kaum übrig. Zur Not musste er die Wunde ausbrennen, um die Blutung zu stillen, aber die Schmerzen blieben Jet glücklicherweise dank der Ohnmacht erspart. So hielt er den Oberkörper des jungen Mannes leicht in der Aufrechte, während er mit der anderen Hand vorsichtig den Pfeil durchstieß - herausziehen wäre wohl wegen der Widerhaken der Pfeilspitze eine denkbar schlechte Idee - und während er ihn auf der anderen Seite gänzlich herauszog, bestätigte sich seine Vermutung, als sich ein erheblicher Schwall Blut aus der Wunde ergoss. Daraufhin ließ Zuko einen winzigen gebündelten und sehr heißen Feuerball kurz über seiner Handfläche erscheinen, mit welchem er die Wunde auf beiden Seiten sorgsam ausbrannte, sodass der Blutfluss zurückging. Wenig später hatte er die Verletzung verbunden und dem anderen ein provisorisches Ruhelager gemacht, welches aus seinem Umhang, einer dünnen Decke und der Satteldecke seines Reittieres bestand, mehr konnte er momentan nicht tun. Erschöpft ließ sich der junge Feuerlord mit dem Rücken gegen einen Felsen sinken und betrachtete einen Moment lang müde die beinahe entspannten Züge Jets. Schlafen tat er besser nicht, wer wusste, ob diese Räuber es sich nicht anders überlegten und mit Verstärkung zurückkamen, allerdings war es jetzt auch schon zu spät um weiterzureisen. Jet wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war, doch irgendwann öffnete er wieder die Augen und blinzelte im Sonnenlicht. Er fühlte sich erschöpft und matt, auch Schmerzen quälten ihn und doch galt sein erster Gedanke seinem Schwert. Ein urinstinktiver Impuls. Hektisch streckte er den Arm von sich und begann neben sich zu tasten. Doch sein Schwert lag nicht bei ihm und so wandte er das Gesicht in die andere Richtung, nur, um auf Zukos direkten Blick zu treffen. Mit geweiteten Augen starrte er ihn an und versuchte zu begreifen, was hier geschah. Der Pfeil steckte nicht mehr in ihm, die Wunden in seiner Brust auf seinem Rücken waren verbunden und es dauerte nicht lange, bis er begriff, wer sein Retter war. Er stieß ein lautes Ächzen aus und schloss die Augen. Was für eine Schmach ... was für eine Pein. Der, den er hatte töten wollen, hatte ihm doch wirklich das Leben gerettet! Diese Tatsache fügte ihm eine Wunde zu, die niemals mehr heilen würde. Zuko hatte mittlerweile Mühe, sich einigermaßen wach zu halten und als Jet gegen Mittag endlich die Augen wieder aufschlug, hatte er bereits tiefe Augenringe. Das Schwert hatte er morgens irgendwann kurz geholt, war jedoch so umsichtig gewesen, es nicht in der direkten Reichweite des Anderen zu lagern, da dieser so vielleicht auf dumme Gedanken kam und in der Zwischenzeit hatte er auch frisches Wasser in die Feldflasche gefüllt. "Du hast etwas Fieber, du solltest was trinken", murmelte Zuko müde und stand auf um mit der Flasche zu dem Anderen hinüber zu gehen. Jet wusste nicht, was er sagen sollte. Gab es Worte für diese Situation? Er blieb liegen und erspähte sein Hakenschwert. Es lehnte an dem Stein, an dem es sich Zuko gemütlich gemacht hatte. Nur kurz starrte er es an, bevor er wieder zu Zuko blickte. Automatisch wich Jet ein wenig zurück, soweit, wie es ihm eben möglich war. Er wusste, wie verletzlich er in seiner Lage war und wie zerfraß ihn diese Tatsache. Er war verbittert vor Schmerz. Auch sein Herz war verletzt worden und so musterte er Zuko feindselig. "Warum hast du mich nicht sterben lassen?", zischte er, als Zuko bei ihm stehenblieb. "Denkst du, das würde etwas ändern?" Zuko ging neben Jet in die Hocke und piekste mit dem Finger kurz mutwillig gegen die verbundene Verletzung, was dem Anderen ein unterdrücktes Zischen entlockte. "Zeig dich gefälligst ein wenig dankbarer, immerhin hab ich dich vor einem nicht allzu ruhmreichen Ende bewahrt. Wenn du sterben willst bitte, aber dann tu es wenigstens mit Würde, das ist ja nicht mit anzusehen." Dabei blitzten die goldenen Augen leicht auf. Zuko hatte nie sonderlich viel Geduld gehabt, wenn ihm die Müdigkeit in allen Knochen saß. "Da", meinte er schließlich und hielt Jet die Feldflasche hin, "Ist nicht vergiftet." "Ich will nichts trinken!" Verbittert wandte Jet das Gesicht ab. "Und ich brauche außerdem keine Hilfe! Ich komme sehr gut alleine klar!" Sofort versuchte er sich aufzurichten. Er stemmte sich auf die Arme, doch sank sofort auf das Lager zurück. Er war zu schwach, um auf die Beine zu kommen und dennoch versuchte er es weiter. Die Hilfe dieses Mannes konnte er unmöglich annehmen. Auch er hatte seinen Stolz und dieser war bereits mindestens genauso schwer verwundet, wie er selbst. Zuko seufzte innerlich, dann ließ er sich in den Schneidersitz hinplumpsen und beobachtete Jets klägliche Versuche, von selbst auf die Beine zu kommen. Ein wenig erinnerte es ihn an sich selbst. Früher. Stolz bis zum geht nicht mehr und blind für das Wesentliche. Jetzt erst begriff er wirklich, wie strapaziös das damals für seinen Onkel gewesen sein musste, auch wenn dieser es äußerlich mit stoischer Gelassenheit hingenommen hatte. "Bitte, wenn du unbedingt dehydrieren willst...", sagte er schließlich und warf dem Anderen die Feldflasche hin, dann stand er auf und ging zu den Satteltaschen seines Aalhundes, um etwas Proviant zu Tage zu fördern. "Ich schätze mal, dann hast du auch sicher keinen Hunger", fügte er dann arglos hinzu, während er selbst beherzt in ein Stück frisches Kräuterbrot biss. "Ich will nichts essen!", fauchte Jet sofort, während in seinem Magen eine gähnende Leere herrschte. Er knurrte sogar, jedoch zu leise, als dass Zuko es hätte hören können. Finster und angespannt verfolgte Jet, wie es sich Zuko schmecken ließ. Mürrisch verengte er die Augen, spähte zurück zu seinem Schwert und unternahm erneute Versuche, dorthin zu gelangen. Doch seine Muskeln schienen wir gelähmt. "Was hast du mit mir gemacht?", verlangte er zu wissen, als er sich drehte und auf die Ellbogen stemmte. "Hast du mich mit einem deinem Feuerzauber verflucht?" Zuko hielt irritiert inne und schaute für einen Moment etwas dumm aus der Wäsche. Feuerzauber? Seinen Onkel hätte das sicherlich amüsiert. Nachdem er seinen bissen heruntergeschluckt hatte, schaute er Jet direkt an und sagte: "Ich hab dir deine Wunde ausgebrannt, sonst wärst du verblutet. Der Pfeil hat dich direkt am Baum festgenagelt." Also kein Zauber? Die Schwäche musste wirklich von dieser Verletzung herrühren. Er kannte es nicht, sich in einer solchen Lage zu befinden. Er wurde so selten verwundet und wenn, dann niemals so ernst. Ächzend ließ er sich auf das weiche Lager zurücksinken. "Warum hast du mich gerettet?", verlangte er dann zu wissen. "Sobald ich wieder auf den Beinen bin, werden wir kämpfen!" "Natürlich werden wir das", sagte Zuko achselzuckend und verschwieg die Tatsache, dass er, sobald Jet wieder einigermaßen sicher auf den Beinen war, wieder seiner eigenen Wege ziehen würde. Immerhin hatte er Besseres zu tun, als einem Typen mit einem emotionalen Problem als Zielscheibe für seinen Frust zu dienen. Dann zog er die Augenbrauen in die Höhe. "Gegenfrage, was hätte ich für einen Nutzen davon, dir zu schaden? Wieso sollte ich dir den Gefallen tun und deinen Hass auf die Feuernation noch bestätigen...?" Dann hielt er dem Anderen ein großes Stück von dem Kräuterbrot hin und meinte mit einem unterdrückten Grinsen, "Sicher, dass du keinen Hunger hast? Ist wirklich gut." "Behalte deinen Fraß!" Ruppig wandte sich Jet ab. Eine etwas zu schnelle Bewegung und sofort zuckte der alte Schmerz in ihm auf. Ächzend ließ er sich zurück auf das Lager sinken und schloss kurz die Augen. Dieser Durst wurde allmählich unerträglich. Durch die Wunde war sein Mund noch viel trockener, doch sein Stolz untersagte es ihm, nach dieser Flasche zu greifen. Obwohl ... wenn Zuko nicht hinsah, vielleicht...? Nein! Er durfte es einfach nicht. Während er dort lag, begann er über Zukos Worte zu grübeln. Es stimmte schon. Wenn es ihn an diesem Baum zurückgelassen hätte, hätte er sich nicht gewundert. Es hätte seinen Hass wirklich nur bestätigt, doch dieser Hass schrumpfte auch nicht durch die Tatsache, dass er eben gerade nicht getan hatte und ihm jetzt Wasser und Brot anbot. Da musste etwas dahinterstecken, dessen war er sich sicher. Er öffnete die Augen wieder und musterte Zuko verstohlen. "Was hast du vor?", wollte er nach kurzer Zeit wissen. "Willst du deine Freunde auf mich hetzen?" Er hasste seine derzeitige Verletzbarkeit. In diesem Zustand wäre er jedem ausgeliefert. Eine Lage, in der er sich noch nie befunden hatte. Er wusste nicht, ob er hier bei diesem jungen Feuerbändiger wirklich in Sicherheit war. Zuko stöhnte grottentief auf, so ein Sturkopf. "Das, was du gesagt hast, ist doch total unlogisch!", motzte er schließlich und hätte beinahe mit dem Fuß aufgestampft, dann fügte er übellaunig hinzu: "Denkst du eigentlich manchmal auch nach, bevor du den Mund aufmachst?" Dabei verschränkte er die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück an den Felsen, während der den Anderen nicht aus den Augen ließ. "Ts!" Ganz Recht ... Jet verstand kein Wort von dem, was Zuko sagte. Vielleicht wollte er es aber auch einfach nicht, er wusste es nicht. Sein Misstrauen war unerschöpflich und tief wie der Ozean. Er könnte sich davon nicht so einfach losreißen. Verbittert und wütend wandte er sich ab, stützte seine Brust an der verletzten Stelle mit der Hand und schluckte unter einer schrecklichen Übelkeit, die ihn überkam. Er hatte sich scheinbar ebenso zuviel bewegt, wie er sich auch aufgeregt hatte. Er spürte förmlich, wie weiß er mit einem Mal im Gesicht wurde. Zuko blieb das natürlich nicht verborgen und schließlich meinte er versöhnlich, "Hör zu, was hältst du davon, wenn du dich erstmal erholst und dann mit dem Hassen und dem ganzen Kram weitermachst, wenn du wieder bei Kräften bist, hm?" Dann kam er abermals zu ihm herüber und fügte hinzu, "Und, wenn du nicht verrecken willst, dann solltest du jetzt wirklich etwas trinken, Stolz in allen Ehren, aber dir bricht er irgendwann noch das Genick. Du kannst es dir aussuchen: Entweder du bewahrst deine Würde, indem du selbst das Richtige tust, oder du lässt die Erniedrigung über dich ergehen, dass ich dich dazu zwinge und das wird nicht sonderlich angenehm." Warum sich Zuko selbst so in die Sache hineinsteigerte, wusste er auch nicht so genau. Vielleicht weil an dem ganzen Hass, den Jet in sich trug doch irgendwo etwas dran war, kurzum, er fühlte sich insgeheim ein wenig mitschuldig und folglich verantwortlich für den Anderen. Auch, wenn diesem das so gar nicht passte. Seine eigene Mission musste er wohl oder übel für ein paar Tage unterbrechen, aber er hatte zehn Jahre gewartet und deshalb kam es auf diese paar Tage wohl nun auch nicht mehr an. Jet fiel es schwer, den Brechreiz zu unterdrücken, doch es gelang ihm und anschließend ließ er sich sinken und blieb mit geschlossenen Augen liegen. Sein Atem raste, vorsichtig bettete er die Hand auf seinen Bauch und dann kapitulierte er und tastete neben sich nach dem Wasserbehältnis. Gut, nur einen Schluck und den nahm er auch nicht, weil Zuko ihm gedroht hatte! Als ob er Angst vor dem Burschen hätte! Lachhaft! Vorsichtig richtete er sich so auf, setzte die Flasche an die Lippen und trank in großen, durstigen Schlucken. Und es tat ihm gut. Er spürte, wie sich das kühle Wasser in seinem Bauch ausbreitete und ihm fielen keine Worte mehr ein, als er die Flasche wieder sinken ließ. Er war so müde. Kurz und verstohlen blickte er zu Zuko. Durfte er es sich leisten, in seiner Gegenwart zu schlafen oder war es zu gefährlich. Er runzelte die Stirn und grübelte kurz. Wobei ... Warum sollte Zuko ihn gerettet haben, um ihn anschließend im Schlaf zu erdrosseln? Das ergab selbst für ihn keinen Sinn. Er legte sich wieder hin und atmete tief durch. Vielleicht nur ein paar Minuten. Außerdem tat er sich nur ausruhen, weil er es nötig hatte und nicht, weil der Bursche es gesagt hatte! Innerlich schlug der junge Feuerlord drei Kreuze. ENDLICH, das hatte aber auch gedauert. Einen Kommentar dazu sparte er sich, da er ahnte, wieviel Überwindung den Anderen das gekostet haben musste. Nun saßen sie eben erst einmal hier fest; Bis Jet sich wieder auf ein Reittier begeben konnte würde es noch dauern. Zwar würde es morgen auch nicht auf einen Schlag besser werden, aber zumindest, so hoffte er, würde sich dessen Kreislauf wieder einigermaßen stabilisieren. Wenn ihn nicht alles täuschte, dann waren es ungefähr zwei Tagesritte bis zur nächsten Stadt und da konnte er seinen unfreiwilligen 'Schützling' dann in die Obhut von Heilern geben und selbst das fortführen, weswegen er eigentlich unterwegs war. Irgendwann beschloss er selbst, da er die Nacht nicht geschlafen hatte, die Augen ein wenig zuzumachen. Gut, beschließen war vornehm ausgedrückt, in Wirklichkeit fielen ihm immer wieder die Augen zu, bis er irgendwann keine Kraft mehr hatte, sie zu öffnen. Es war mitten in der Nacht, als Jet wieder zu sich kam. Sofort betastete er seine Brust, doch der alte Schmerz war noch immer anwesend und so blickte er nur zögerlich um sich. Aufstehen sollte er besser nicht. Er wusste selbst, wie unklug es war, doch dann fiel sein Blick auf das Stück Brot, das neben ihm lag. Keine Sekunde zögerte er, um es an sich zu nehmen und dann lag er da, kaute und blickte in den nächtlichen Sternenhimmel auf. Dieses Brot schmeckte fantastisch. Auch, wenn es nur Brot war, er genoss es und dann drehte er den Kopf und blickte zu Zuko. Dieser schien zu schlafen und sofort wurde Jet wieder von den unterschiedlichsten Gedanken heimgesucht. Gedanken, die von Flucht bis zu einem erneuten Mordanschlag reichten und die sich nur schwer verdrängen ließen. Doch Jet schaffte es. Er sah es selbst ein. Er musste verstehen, dass zumindest von dem hier keine Gefahr ausging. Anders herum war es jedoch anders. Jet konnte sich nicht versprechen, nicht auf Zuko loszugehen, sobald er wieder bei Kräften war. Zuko war in der Zwischenzeit kurz erwacht und hatte sich in der Nähe die Beine vertreten und nachgesehen, ob er das Reittier, mit dem Jet gekommen war, vielleicht wieder fand, aber nada. Das hatten die Räuber wohl als einzige Beute mitgehen lassen. Naja, wahrscheinlich hatte Jet es ohnehin gestohlen, also war es für diesen wohl kein allzu großer Verlust. Auch in der Nacht schlief er relativ lange, allerdings erwachte er kurz nachdem die Morgendämmerung eingesetzt hatte. Nachdem er sich im kalten Wasser des Flusses die Lebensgeister hatte wecken lassen, begann er langsam, die Sachen zusammenzupacken und seinen Aalhund aufzusatteln. Heute mussten sie zusehen, dass sie weiter kamen, immerhin war es nicht allzu gut, zu lange an so einem Ort zu verweilen. Wer wusste, ob die Räuber auf die Idee kamen, sie erneut heimzusuchen. Jet war wieder eingeschlafen. Mit vollem Magen war es ihm ganz leicht gelungen und kaum war die Sonne aufgegangen, da schlug auch er die Augen auf. Die Sonnenstrahlen blendeten ihn und so beschattete er seine Augen mit der Hand, als er sich ein wenig aufrichtete. Der Schmerz hatte durch den Schlaf ein wenig nachgelassen, doch er wusste, dass er sich nicht zu sehr bewegen durfte. So blieb er erst einmal sitzen, wandte sich zur Seite und sah, wie Zuko seinen Aalhund sattelte. Es sah ganz so aus, als wolle er weiterziehen. Dann hatte er also endlich wieder seine Ruhe. Er kämpfte mit sich, um auf die Beine zu kommen. Es fiel ihm schwer und im ersten Moment schwankte er sehr. Doch bald darauf ging es. Auch, wenn er leicht geduckt ging, er kam voran und näherte sich Zuko. "Du ziehst weiter?" Na, endlich wurde er ihn los. Als er hörte, dass Jet sich rührte hielt er kurz inne und drehte sich um. "Nein", sagte er bestimmend, "Wir ziehen weiter. Schau nicht so, nur bis zur nächsten großen Stadt, da setz ich dich ab, aber die Chancen, dass du hier in der Wildnis sonderlich weiterkommst, stehen ziemlich gering." Jet glaubte, nicht richtig zu hören. Er schnitt eine Grimasse. "Und was soll ich dann in der blöden Stadt?", wollte er barsch wissen und betastete sein durchlöchertes Hemd. "Da kann ich genauso gut auch hierbleiben!" "Du benimmst dich gerade, wie meine Schwester, als sie sechs war und anstatt einem Kampfschiff eine Puppe zum Geburtstag bekommen hat", rutschte es Zuko grantig heraus und stemmte die Hände leicht in die Hüften, was ungewollt ein wenig ulkig aussah, "Aber vielleicht sollte ich mal versuchen, dir immer das Gegenteil von dem vorzuschlagen, was ich für richtig halte, dann tust du vielleicht das, was gut für dich ist." Kurz wandte er sich wieder um, um den Sattelriemen festzuziehen, dann meinte er, "Da du leider so dämlich warst, dir deinen gestohlenen Aalhund stehlen zu lassen, werden wir wohl beide auf meinem Platz finden müssen." Dann begann er, die Satteltaschen festzumachen. Und das am frühen Morgen. Genervt wandte sich Jet ab, trat wütend einen Stein zur Seite und zischte sofort auf, als sich mahnend der alte Schmerz meldete. Das war dann wohl ein Fehler gewesen. Er bettete die Hand auf der Wunde und schleppte sich zum Lager zurück. Dort setzte er sich auf einen Stein und streckte die Beine von sich. Das tat gut. Er atmete tief ein, tief aus und lehnte sich zurück. Sieh an, dachte er sich gleichzeitig. Dieser Kerl hatte also auch eine Schwester. Er senkte die Lider und wurde mit einem Mal bedrückt und nachdenklich. Das geschah immer, wenn er an Liefa dachte. Er seufzte kaum hörbar und schüttelte den Kopf. Er hatte sich schon so oft dazu überwinden wollen, sie aufzusuchen, doch stets kam ihm etwas dazwischen. Genau wie jetzt. Wenn dieser Kerl ihn in die nächste Stadt brachte, dann war er wieder um ein ganzes Stück von ihr entfernt. Zuko hielt kurz inne. "Was ist?", fragte er nach. Sollte er etwa beunruhigt sein, dass so überhaupt keine Gegenwehr kam? Als er schließlich auch den Zaum befestigt hatte, sah er abwartend zu dem Sitzenden. "Können wir? Ich würde heute gerne noch ein ziemliches Stück weiter kommen." Auch, wenn sie wohl öfter Pausen würden machen müssen, da die Bewegung des Reittieres den Anderen wohl schmerzen würde. Zukos Worte rissen Jet aus seinen Gedanken. Er blickte auf, starrte ihn kurz irritiert an und verstand dann doch, was Zuko von ihm wollte. Wenn es auch schwer war, er kam auf die Beine und humpelte auf den Aalhund zu. Die beiden Hakenschwerter verstaute er auf seinem Rücken und tat sich dann schwer damit, hinter Zuko in den Sattel zu kommen. Alles schmerzte, einfach alles tat weh und unmerklich biss er die Zähne zusammen, als er saß. Diese Haltung war unangenehm, doch er schwieg. Zuko wusste wie er dachte. Er hatte ihm nichts mehr zu sagen. Zuko gab dem Impuls, Jet eine Hand hinzustrecken, nicht nach; Dessen Stolz hatte immerhin schon einen immensen Knacks abbekommen, das wollte er nicht noch schüren. Wenn der Andere sich nur ein wenig entspannen würde, seinetwegen sollte er sich auch etwas gegen ihn lehnen, dann würde es gleich weniger wehtun, aber er war so umsichtig, ihm das nicht vorzuschlagen, stattdessen meinte er nur, "Halt dich ja gut fest, ich hab keine Lust, noch eine Verletzung zu verarzten." Dann schnalzte er kurz mit der Zunge und das Tier setzte sich, vorerst in einem langsameren Tempo in Bewegung. Festhalten? Woran? Jet runzelte die Stirn. Zuko hatte Recht. Wenn er es nicht tat, würde er in absehbarer Zeit am Boden liegen und das täte seiner Verletzung ganz bestimmt nicht sehr gut. Zögernd rutschte er also näher an Zuko heran und auch, wenn es ihn anwiderte, er schlang die Arme um seinen Körper. Wenn auch zurückhaltend, er hielt sich fest und schon setzte sich der Aalhund in Bewegung. So verließen sie die Stelle, an der das Unglück geschehen war und machten sich auf den Weg zur nächsten Stadt. Jet blieb während der gesamten Zeit schweigsam und nachdenklich. Er saß hinter Zuko, betrachtete sich die Umgebung und unweigerlich kehrten seine Gedanken zu seiner Schwester zurück. Sie war die einzige, die das Massaker überlebt hatte und, man konnte es schrecklich nennen oder nicht, war von einer Familie der Feuernation adoptiert worden. Das machte die Sache umso schwerer, da sie ihm nicht erlaubten, sie zu sehen. Sie wussten, was Jet getan hatte und was er noch immer tat, kannten seinen Hass und konnten noch nie damit leben. Jet schluckte. Trotzdem wollte er sie eines Tages gerne wiedersehen. Als er die Arme des Anderen um seine Leibesmitte spürte, trieb er das Reittier an, sodass es in einen schnellen Laufschritt verfiel. Gut, dass diese Tiere nicht nur sehr schnell, sondern auch sehr ausdauernd waren, so kamen sie doch recht schnell voran. Nach einigen Stunden des Schweigens meinte Zuko irgendwann: "Wenn du eine Rast einlegen willst, sag es..." Auch, wenn er sich schon denken konnte, dass das vergebene Liebesmüh war, Jet würde vermutlich niemals freiwillig mit der Sprache herausrücken. Gut, er hätte sich das auch sparen können, aber vielleicht war es auch vielmehr der Grund, dass ihn dieses eisige Schweigen langsam nervte. Jet schwieg verbittert. Das war ja alles so erniedrigend. Wenigstens konnte er in Zukos Rücken soviele Grimassen schneiden, wie er wollte, ohne, dass dieser es bemerkte. Wenn der Aalhund sein Tempo verschnellerte oder steinige Klippen hinter sich ließ, wackelte es so furchtbar, dass ihm fast schlecht wurde vor Schmerz und doch blieb sein Mund versiegelt und seine Lippen fest aufeinandergepresst. Es würde ihm furchtbar wehtun, um eine Pause zu bitten. Er bestand ja nicht aus Zucker, sondern aus stählerner Härte! Ganz bestimmt. Anders hätte er nicht überleben können. Nach Stunden und Stunden der Reise kehrte die Müdigkeit zurück. Auch die Pein der Wunde ließ ihn schwach werden. Eine Stunde hielt er noch durch, bevor er erschöpft gegen Zuko sank und die Augen fast nicht wieder aufbekam. Er deutete Jets Schweigen einfach mal als Nein, auch, wenn er sich gut vorstellen konnte, dass dessen ganzer Körper nach Erholung schrie. Irgendwann wollte er sich erbarmen und einfach so tun, als sei er selbst immens erschöpft, damit sie eine Weile rasten konnten, als er spürte, wie Jet gegen ihn sank und seine verkrampfte Haltung ein wenig aufgab. Fabelhaftes Timing. Zuko schnitt eine Grimasse. Wenn Jet ein wenig döste, war es vielleicht etwas erträglicher und so wartete er noch zwei Stunden, ehe er einen geeigneten Platz gefunden hatte und schlussendlich die Zügel anzog, sodass das Tier sich verlangsamte und schließlich gänzlich stehen blieb. "Hey, aufwachen", sagte er leise und klopfte Jet leicht auf den Oberschenkel, "Wir machen Pause." Jet war wirklich eingeschlafen, war so tief in der Absenz versunken, dass er nur langsam wieder zu sich kam, als jemand seinen Oberschenkel tätschelte. Nur langsam kam er zu sich und richtete sich verschlafen auf. Der Aalhund war stehengeblieben. Es war wohl in den frühen Nachmittagsstunden. Die Sonne stand nicht mehr am Zenit, der Wald um sie herum war still und friedlich. Der Aalhund war auf einer kleinen Lichtung stehengeblieben. Als Jet bemerkte, wie er immer noch an Zuko lehnte, richtete er sich ruckartig auf und wäre fast aus dem Sattel gerutscht. Wie abgrundtief erniedrigend! Er zog eine finstere Grimasse, bevor er das Bein über den Rücken des Aalhundes zog und sich vorsichtig zu Boden rutschen ließ. Die Pause kam ihm gelegen. Seine Knie waren wir Gummi, als er den Erdboden erreichte und wackelig ging er ein paar Schritte, bevor er stehenblieb und sich umblickte. Zuko legte den Kopf leicht schief, als der Jet wie von der Hornisse gestochen in die Aufrechte fuhr. So schlimm war er doch auch wieder nicht. Aber er schwieg sich aus, eigentlich war es ihm egal, auch, wenn er das Verhalten langsam wirklich nur noch lächerlich fand. Nachdem sich Jet von dem Aalhund herunter bequemt hatte, tat er es ihm gleich und sprang leichtfüßig von dem Tier hinunter. Dann streckte er sich erst einmal und sah sich dann nach einem Ort um, wo er das Tier am besten anbinden konnte. Den fand er schließlich, woraufhin er das Tier von seinem Sattel befreite und den Zaum lockerte und sich dieses genüsslich zu Boden sinken ließ. Wenig später kam er zurück zu seinem Reisegefährten und hielt diesem wortlos die Feldflasche hin. "Bis der Fluss wieder in Sicht kommt, brauchen wir noch zwei Stunden", sagte er, als müsste er erklären, warum sie gerade kein frisches Wasser, sondern nur das alte aus der Flasche hatten. "Ich würde sagen, wir machen eine Stunde Pause, dann reisen wir weiter..." "Mm." Mürrisch nahm Jet die Feldflasche entgegen und kehrte Zuko den Rücken zu. Wenn er das Geschehene auseinandernahm und überdachte, fiel ihm auf, welche schrecklichen Dimensionen all das annahm. Er hatte einen Feind verfolgt, war unvorsichtig gewesen und nun auf diesen angewiesen. Dieser Schmerz war nicht mit dem zu vergleichen, den seine Wunde verursachte. Er nahm ein paar Schlucke und sah sich auf der Lichtung um. "Wie lange brauchen wir noch?", wollte er dann kapitulierend wissen. Er wollte unbedingt erfahren, wie lange er das noch durchzuhalten hatte. Zuko zuckte mit den Schultern, "Wenn wir das Tempo beibehalten, dürften wir etwa morgen am späten Nachmittag da sein..." Damit nahm er Jet die Feldflasche aus der Hand, als dieser fertig war und trank selbst ein paar Schlucke. Jet suchte sich einen bequemen Platz und ließ sich auf einen kleinen Felsen sinken und atmete erleichtert durch. Obwohl er die ganze Zeit gesessen hatte, war es wirklich angenehm und so lehnte er sich zurück und schloss kurz die Augen. Um ihn herum war es angenehm still, doch es dauerte nicht lange, bis er die Augen öffnete und in die Höhe fuhr. Aufgeschreckt blickte er sich um. Da kam jemand! Auch Zuko hatte das Ankommen der Leute bemerkt und hatte sich flink die Kapuze seines Mantels ins Gesicht gezogen und ging kurz darauf in Hab-Acht Stellung; Dass es sich hierbei um die Räuber handelte, die sie vielleicht verfolgt hatten, konnte er sich nicht so recht vorstellen; Die hatten genug Respekt bekommen und mussten sich erstmal ihre Wunden lecken, aber möglich war alles. Wenig später jedoch kamen die vertrauten Uniformen der Feuersoldaten in Sicht - natürlich, wie hatte er das außer Acht lassen können; Immerhin war er selbst es gewesen, der seine Leute zum Wiederaufbau auch in die entlegeneren Regionen geschickt hatte, auch, um dort nach dem Rechten zu sehen. Es wäre äußerst unklug, wenn er erkannt würde, offiziell saß er ja im Palast und kümmerte sich um Regierungsangelegenheiten. Es waren ungefähr fünf Männer in leichteren Uniformen und zwei von ihnen hatten aus Bequemlichkeit die Helme abgenommen. Es dauerte auch nicht lange, als man den angebundenen Aalhund erspähte und somit auf sie aufmerksam wurde. Die angeeignete Vorsicht trieb Jet auf die Beine. Er sprang auf, automatisch tastete seine Hand nach einem seiner Hakenschwerter, doch unauffällig ließ er die Hand wieder sinken. Welcher Teufel ritt ihn denn, sich verwundet mehreren Soldaten zu stellen! Er trat zurück, fixierte die fünf finster und feindselig, als sie die Lichtung betraten und auf sie aufmerksam wurden. Wäre Jet in einer anderen Verfassung, wäre es wohl sofort zu einem Kampf gekommen, doch er war alleine hier. Der Kerl, mit dem er unterwegs war, sah bestimmt keinen Grund dafür und so hatte er sich zurückzuhalten. Nur seine Mimik hatte er nicht unter Kontrolle. Während sie näherkamen, fixierte er sie, als wünsche er ihnen den Tod an den Hals. Er trat einen weiteren Schritt zurück und betrachtete sie lauernd und verstohlen. Es fiel ihm schwer, sich zurückhalten, doch was er noch an gesundem Menschenverstand hatte, hielt ihn von dummen Taten ab. Zuko warf einen nervösen Blick in Richtung Jet, der würde mit aller Wahrscheinlichkeit das kalte Kotzen kriegen, bei dem Anblick seiner Leute. Schließlich meinte einer der Soldaten, "Zum Gruße, wohin des Weges?", und ehe Jet irgendetwas antworten konnte, sagte Zuko schnell, "Verwandte besuchen. Unten im Süden." Der Mann, der gesprochen hatte nickte und wünschte eine gute Weiterreise und wollte sich wieder in Bewegung setzen, als einer von den anderen plötzlich mit einem neugierigen Blick auf Jet meinte, "Sagt einmal, sind wir uns schon mal über den Weg gelaufen?" Zuko zuckte kurz zusammen, da er im ersten Moment gedacht hatte, er wäre gemeint gewesen, blickte dann aber überrascht zu Jet um in dessen Gesicht eine Regung zu lesen. Finster und lauernd hatte Jet all das verfolgt. Der kurze Plausch zwischen seinem Retter und diesen Mistkerlen. Er hoffte darauf, dass sie so schnell wie möglich weiterzogen, doch dann wurde einer der Soldaten auf ihn aufmerksam und stellte ihm diese Frage. Es war kein Wunder, dass man ihn erkannte. Zu Kriegszeiten hatte er auf der Fahndungsliste der Feuernation ganz oben gestanden. Wie viele Striche hatte er ihnen durch die Rechnung gemacht. Er hatte Verstärkung abgefangen, Lebensmitteltranporte überfallen, ihnen das Leben schwer gemacht und seine Befriedigung darin gefunden. Doch nun war alles anders und er biss die Zähne zusammen. Wie gerne würde er diesen Soldaten dumm kommen, doch der Rest seines Verstandes hielt ihn davon ab. "Wüsste nicht, wo und wann", murmelte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und ließ sich stockend auf den Stein zurücksinken. Der Mann musterte Jet noch eine Weile eindringend, aber scheinbar konnte er sich selbst nicht so ganz daran erinnern, dann zuckte er mit den Schultern und kurz darauf machte sich die kleine Brigade wieder auf den Weg und ließ sie alleine. Zuko atmete innerlich auf, das war nochmal gut gegangen. Was ihm allerdings total entfallen war, war die Tatsache, dass Jet wohl kein unbeschriebenes Blatt war und früher mit Sicherheit gesucht worden war. Vielleicht war die Wahrscheinlichkeit, dass man Jet erkannte sogar genauso hoch, wie bei ihm selbst. "Glück gehabt", murmelte er leise. Die sollten bloß verschwinden! Allein ihr Anblick ließ Jets Herz schneller schlagen. Seine Hände kribbelten regelrecht, sehnten sich danach, nach den Schwertern zu greifen und sich einfach blind in den Kampf zu stürzen. Doch er konnte es nicht, durfte es einfach nicht. Er befand sich in einer nicht sehr klugen Lage und so riss er sich zusammen und ballte beide Hände zu Fäusten. Ruppig trat er einen Stein zur Seite, lehnte sich zurück und rieb sich das Gesicht. Das war doch alles nicht auszuhalten. Er wurde noch verrückt! Zuko betrachtete die Mimik seines Weggefährten, er ahnte was in diesem vorging, allerdings war er unschlüssig, ob er nun etwas sagen sollte, oder nicht. "Alles klar?", fragte er schließlich behutsam und kam ein paar Schritte näher zu Jet, dann ließ er sich, ganz gleich, ob dem Anderen das nun passte, oder nicht, einfach neben diesen plumpsen. Es tat gut, die Glieder wieder strecken zu können. Jet atmete tief durch, als die Soldaten von der Lichtung verschwunden waren. Er begann sich auch wieder zu entspannen und betastete vorsichtig sein Hemd. Er ertastete das kleine Loch und blickte auf, als Zuko zu ihm trat. Sofort wandte er sich den Blick ab und starrte zu Boden. "Natürlich", murrte er dann. "Was sollte denn schon nicht in Ordnung sein? Es ist alles beim Besten!" Er zerrte an seinem Shirt, als sich Zuko neben ihn sinken ließ. "Was haben diese Mistkerle eigentlich hier zu suchen!" Zuko verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. "Sicher ist es das", murmelte er und fügte hinzu. "Na, ich denke, sie wurden herbeordert um beim Wiederaufbau in den entlegeneren Gebieten zu helfen und den Leuten, die alles verloren haben Lebensmittel und so weiter zu bringen", fügte er dann hinzu und versuchte dabei so zu klingen, als würde er selbst nur Mutmaßungen anstellen und nicht etwa genau darüber bescheid wissen. "Siehst du?", zischte Jet zurück. "Das wäre alles nicht nötig, wenn sie die Städte zuvor nicht selbst in Grund und Boden bombardiert hätten!" "Naja, aber du vergisst, dass vorher jemand anders an der Macht war", gab Zuko zu bedenken, "Ein größenwahnsinniger Mann, der die Mentalität seines Vorfahren übernommen hat. Feuerlord Zosin hat den ersten Grundstein dazu gelegt", fügte er mit düsterem Blick hinzu. Immer noch kam bei ihm leichter Groll hoch wenn er an die Taten seiner Vorfahren dachte und daran, dass er sie nicht rückgängig machen konnte. Das Einzige, was er versuchen konnte war, den Menschen Hoffnung und Vertrauen zurückzubringen und auch nach eineinhalb Jahren waren bei weitem noch nicht alles getan. Zukos Worte drangen kaum zu Jet. Er war festgefahren in seiner Meinung. Er hörte ihm zwar zu, schüttelte am Ende aber nur den Kopf. "Ich weiß nicht ... Ich denke, der neue Feuerlord ist nicht viel besser." Er sah Zuko abwägend und finster an. "Hab gehört, das soll noch ein Knabe sein. Was für Ahnung will der schon haben. Wenn du mich fragst, steht uns der nächste Krieg ganz sicher bevor." Zukos Blick verdüsterte sich einen Augenblick und er wollte Jet schon eine gepfefferte Antwort erwidern, als er sich darauf besann, dass dieser besser nicht davon erfuhr, wer er war. "Ich denke, du solltest ihm eine Chance geben", sagte er in einem bemüht gleichgültigen Tonfall, während er ein paar einzelne Wolken betrachtete, die am Himmel vorbeizogen. "Immerhin das ist immer noch besser, als ein alter festgefahrener Mann, der noch an genauso alten Gepflogenheiten festhält..." Jet bemerkte es schon. Es machte wenig Sinn, mit diesem Kerl darüber zu debattieren. Sie hatten beide ihre festgefahrenen Meinungen. Er erwartete gar nicht von ihm, dass er ihn verstand. Murrend verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich an. Der Himmel, fiel es ihm dabei auf. Wie friedlich er sich über ihnen erstreckte ... er atmete tief durch und begann zu grübeln. Hier in der Umgebung kannte er sich nicht aus. Er musste nach Kathargo, musste dort irgendwie an seine Schwester herankommen. Koste es, was es wolle. Sie hatten sich seit mehr als zwei Jahren nicht mehr gesehen. "Wie weit ist es von hier aus nach Kathargo?", erkundigte er sich bei Zuko. So ganz nebenbei, als wäre es nicht so wichtig. "Kathargo?" Das lag in westlicher Richtung und die die Zuko einschlug führte davon eher weg davon. "Ich weiß nicht, vielleicht so um die zehn Tagesritte?", schätzte er ins Blaue hinein. "Wieso, was willst du denn da?" Kathargo war eine Stadt, in welcher viele Bändiger vor allem lebten und der Anteil der Menschen, die nicht aus der Feuernation stammten, relativ gering war. Eine berechtigte Frage also, warum Jet ausgerechnet dorthin wollte. Jet grübelte. Warum sollte er ausgerechnet seinem Erzfeind davon erzählen? Das ergab einfach keinen Sinn für ihn aber irgendwie war seine Zunge recht locker. Er winkelte das Bein ab und bettete den Ellbogen darauf. "Ich suche jemanden", verriet er dann, fügte aber noch bitter hinzu. "Nicht, dass du das verstehen könntest. Du siehst mir wie einer aus, der eine rosige Kindheit hatte." Er musterte Zuko näher. Sein Blick fiel auf die große Narbe, die dessen Gesicht zierte. "Obwohl es da wohl eine winzige Meinungsverschiedenheit gegeben hat..." Zuko schnaubte und sagte dann scharf: "Rosige Kindheit, was? Deine Vorurteile in allen Ehren, aber das war sie bei weitem nicht. Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen." Dann schwieg er eine Weile und starrte düster vor sich hin. "Sagen wir es so, mein Vater war kein guter Mensch", antwortete er knapp. Winzige Meinungsverschiedenheit. Wenn der wüsste. Ihm gefiel es nicht so ganz, in welche Richtung sich das Gespräch entwickelte (auch, wenn er froh war, dass der Andere bereit war, überhaupt mal ein paar Sätze mit ihm zu wechseln) und er musste aufpassen, dass er nicht versehentlich etwas sagte, das ihn verriet. Dann eben nicht. Jet interessierte sich nicht wirklich dafür. Schulterzuckend wandte er sich ab. Er hatte Glück gehabt. Seinen Befürchtungen nach, hätte der andere jetzt erst richtig losgelegt und ihn müde gequatscht. Aber es schien sich um ein Thema zu handeln, das er nicht sonderlich mochte. Zum Glück. Er streckte den Arm, zupfte einen Grashalm aus der Wiese und klemmte ihn sich zwischen die Lippen. Währenddessen betastete er wieder seine Brust. Jetzt wusste er nicht mehr, was er sagen sollte. Im Grunde hatte er aber auch keine Lust, sich groß mit dem Kerl zu unterhalten. Was er wissen wollte, das wusste er jetzt und doch drifteten seine Augen versteckt zu Zuko zurück. Unauffällig musterte er ihn, während er auf dem Grashalm kaute. "Wie alt ist deine Schwester?", wollte er dann wissen. Zuko warf Jet einen überraschten Seitenblick zu - woher wusste der, dass ... Achja richtig, besann er sich. Er hatte ja zuvor in einem Satz darauf angedeutet. "Sie ist 16", meinte er schließlich, "Allerdings sind wir grundverschieden, wir haben uns nie sonderlich gut verstanden..." Das war mal milde ausgedrückt. Zuko musste Jet ja nicht auf die Nase binden, dass sie sich in der Vergangenheit regelmäßig an die Gurgel gegangen waren und Azula jetzt, wirr im Kopf, ihr Dasein in einem bewachten Teil des Palastes fristete. "Was ist mit dir?" fragte er schließlich, "Hast ... du auch Geschwister?... Oder hattest?", fügte er dann noch etwas leiser hinzu, da ihm brühend warm die Geschichte Jets wieder einfiel. "Mm." Nachdenklich wendete Jet des Grashalm zwischen den Lippen. Immer noch kaute er darauf herum und grübelte eine ganze Weile, bevor er antwortete. "Mein älterer und jüngerer Bruder sind in den Flammen umgekommen." Er schluckte. "Bei dem Angriff auf unser Dorf. Genau wie unsere Eltern." Seine Miene zuckte verbittert. Jedes Mal, wenn er nur daran dachte, schürte sich sein Hass auf die Feuernation. Jetzt, wo er darüber sprach, wurde es sogar noch schlimmer. "Meine kleine Schwester hat damals überlebt. Allerdings lebt sie jetzt bei verfluchten Bewohnern der Feuernation! Mir wurde verboten, sie zu sehen. Nur weil ich so denke und so handle, wie ich es eben tue! Sie begreifen mich einfach nicht!" Er ballte die Hände zu Fäusten. "Wie könnten sie auch! Die Feuernation erlitt ja kaum Schäden!" "Das tut mir sehr leid", sagte Zuko und schlang die Arme um die Knie um das Kinn darauf zu betten. Er sagte es nicht nur, weil es eine Floskel war, und man das sagen musste, wenn man so etwas hörte. Aufrichtiges Bedauern lag in seiner Stimme. Der junge Feuerlord war so umsichtig, Jet nicht darauf hinzuweisen, dass in den Reihen der Feuernation durchaus Verluste zu verzeichnen waren. Dabei dachte er an den Sohn seines Onkels, Lu Ten oder an die Familie des kleinen Jungen, die ihm damals Obdach gegeben hatte, als er auf der Flucht war. "Denkst du, das Leben eines Bewohners der Feuernation sei weniger wert, als das eines anderen?", murmelte er schließlich und lehnte sich dann mit der Wange seitlich auf die angewinkelten Knie, um Jet besser ansehen zu können. Was für eine seltsame Frage. So etwas hatte Jet von seinem Weggefährten nicht erwartet. Nachdenklich kaute er auf dem Grashalm und starrte zum Himmel auf. "So denke ich", antwortete er dann. "Es geht um Frauen, die ihre Männer zur Armee lassen, um Kinder, die zu Soldaten erzogen werden und um alte Leute, die früher als Soldat gearbeitet haben. Keiner der Feuernation ist unschuldig!" Zukos Blick verhärtete sich leicht und er straffte ein wenig die Haltung. "Du hast noch eine Menge über das Leben zu lernen", sagte er kühl und stand auf. "Vielleicht begreifst du irgendwann, dass Feuer nicht nur Leid und Zerstörung, sondern auch Wärme und neues Leben schaffen kann." Dann wandte er sich um, um zu dem Aalhund zu gehen und diesen wieder aufzuzäumen. Zwar war gerademal ungefähr eine halbe Stunde vergangen, aber das war Zuko nun egal. Bei allem Verständnis, irgendwo machte es ihn wütend, dass es Leute, wie Jet gab, die so fanatisch sein gesamtes Volk verteufelten. Weil ein paar Menschen Fehler gemacht hatten, waren gleich alle anderen Mitschuld. Ruppig zog er den Sattelgurt fest, was dem Tier ein empörtes Schnauben entlockte und meinte dann, "Wir sollten weiter, je schneller wir da sind, desto besser." 'Ja klar', dachte sich Jet, als er Zuko so reden hörte. 'Als ob du mehr Ahnung vom Leben hast, als ich, du Pimpf!' Finster blickte er ihm nach, als er zu seinem Aalhund zurückkehrte und an dem Gurt zerrte. Er hatte ihn wütend gemacht aber lange hatte es nichts mehr gegeben, was ihm so gleichgültig gewesen war. "Du redest genauso eine Pampe, wie der Avatar und seine Freunde!", rief er ihm zu, bevor er auf die Beine kam. Die hatten ihm damals einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht! Zuko knurrte und wandte sich blitzschnell um, um mit wenigen Schritten bei dem anderen zu sein um diesem am Kragen zu packen und mit einer harschen Bewegung, sodass es ihm in der verletzten Schulter schmerzen musste, gegen einen der mannshohen Felsen zu drücken. "Der Avatar", knurrte er, "Hat den alten Feuerlord besiegt und der Welt den Frieden zurückgebracht! Sag mir, was DU für den Frieden geleistet hast - Ah, richtig, ich vergaß, du hast deine eigenen egoistischen Ziele über alles andere gestellt, du bist ja sowas von edelmütig und gut!" Dann gab er ihm einen Schubs und stapfte wütend zu dem Reittier zurück. Es überraschte Jet herzlich wenig, wie Zuko plötzlich auf ihn losging. Er ließ sich packen, ließ an sich rütteln und schluckte den Schmerz einfach runter. Es zeigte ihm im Grunde nur, dass Zuko in seiner Meinung genauso festgefahren war, wie er. Also waren sie sich im Grunde recht ähnlich, was das anging. Das brachte ihn aber nicht dazu, an seiner Meinung rütteln zu lassen. Er hatte jahrelang damit gelebt. Das, was er getan hatte, würde er sowieso nicht wieder gut machen können, wenn sich herausstellte, dass es doch falsch gewesen war, also konnte er auch ruhig so weitermachen. Er ließ sich angiften, stolperte zurück, als Zuko ihn losließ und sah ihm schweigend nach. Egoistische Ziele? "Ts." Er grinste humorlos, steckte sich wieder den Grashalm zwischen die Lippen. "Er verfolgt schon keine Ziele? Egoismus betitelt in dem Fall nur die Wichtigkeit, die man seinem Ziel selbst zuschreibt!" "Wenn du das sagst", frotzelte der junge Mann nur kühl und kletterte flink in den Sattel. "Wirds bald, oder willst du unbedingt hierbleiben?" Mittlerweile wäre es ihm auch ganz recht, Jet einfach hier in der Wildnis zu lassen, bis ihn irgendwelche Geier fraßen, aber die Genugtuung, Recht zu behalten mit seiner Meinung über die Feuernation und deren Bewohner, wollte er ihm dann auch wieder nicht geben, also wartete er ungeduldig, dass dieser sich wieder hinter ihn bequemte. Er hatte es wohl endlich zu lernen. Mit diesen Typen zu sprechen, hatte wirklich keinen Sinn. Sie waren einfach zu unterschiedlich, sie ähnelten sich in keinster Weise, doch wenn Jet daran dachte, dass sich ihr Weg am nächsten Morgen trennte, dann war das Trost genug. Wenn auch umständlich, es gelang ihm, hinter Zuko in den Sattel zu steigen. Mürrisch schloss er wieder die Arme um dessen Körper und starrte finster zur Seite. Die Ansichten dieses Typen machten ihn wirklich wütend. Auch der Fanatismus schien beiderseitig. Zuko gab dem Aalhund grob die Sporen, woraufhin dieser sich in Bewegung setzte und trieb ihn kurz darauf auch schon zum Höchsttempo an, diesmal nahm er keine Rücksicht mehr. Stundenlang herrschte eisiges Schweigen, während die Umgebung um sie herum langsam immer baumloser wurde, die Wälder ließen sie langsam hinter sich. Im Süden war die Gegend eher Steppenartig, nur mit vereinzelten Bäumen und Grünflächen. Zuko blickte zum Himmel. Wenn sie Glück hatten und der Mond nicht wolkenverhangen war, konnten sie noch ein ganzes Stück in die Nacht hineinreiten, auf einmal konnte es ihm gar nicht schnell genug gehen, Jet loszuwerden. Seltsam. Warum spürte er plötzlich dessen Hände so intensiv an seinem Körper, obwohl sie ihn so locker, wie möglich umfassten? Zuko bekam eine kurze Gänsehaut, weitere Gedanken darüber machte er sich nicht, er musste sich, besonders in der hereinbrechenden Dunkelheit auf den Weg konzentrieren. Es hatte nicht lange gedauert, bis die alte Müdigkeit über Jet hereinbrach. Er hatte nicht wirklich viel geschlafen und außerdem waren sie so furchtbar lange unterwegs, dass er im Sattel immer tiefer rutschte. Er versuchte eine zeitlang gegen die Erschöpfung anzukämpfen, doch spätestens, als es um sie herum finster wurde, wurden seine Lider so schwer, dass er die Augen nicht mehr offen behalten konnte. So versank er in einem angenehmen Halbschlaf und lehnte kurz darauf wieder an Zuko. Unweigerlich zog ihm die Wärme des anderen Körpers entgegen und da ihm ohnehin kein klarer Gedanke gelang, genoss er die fremde Wärme und schlief tief ein. Sie gab ihm irgendwie ein Gefühl von ... Geborgenheit. Zuko plagte auch irgendwann die Müdigkeit und er spürte, dass das Tier auch etwas nachließ, also ließ er es in ein gemütliches Schrittempo fallen. Jet schien auch bereits weggedöst, so war das langsame Tempo ohnehin besser, sonst verlor er noch den Halt und stürzte. Zukos Augen hingen irgendwann auf Halbmast, er hielt sich jedoch tapfer wach, bis hin zum nächsten Morgen. Seiner Einschätzung nach könnten sie, da sie die Nacht durchgeritten waren, noch vor dem Mittag in der Stadt sein und insgeheim sehnte er sich nach einem Bett und einer heißen Tasse Tee und vor allem nach - Ruhe. Kurz verzog er die Augen. Hatte ihn das Leben im Palast etwa schon wieder so verwöhnt, dass ihm das im Freien übernachten auf Dauer strapazierte? Nein, so ein Unsinn... Jet wurde kein ruhiger Schlaf zuteil. Alpträume suchten ihn heim, ließen ihn sich winden und stöhnen. Es geschah oft, dass er von der Vergangenheit träumte. Von dem Angriff auf sein Dorf und dem Tod, den vier seiner Familienmitglieder erlitten. Die damalige Hilflosigkeit wurde ihm vor Augen geführt. Er hatte nichts tun ... und niemanden außer seiner kleinen Schwester retten können. Er hatte sich mit ihr versteckt, während die Soldaten der Feuernation die Häuser nieder brannten und mordeten, als hätten sie niemals etwas anderes getan. Brutal und gnadenlos. Er hatte es mit eigenen Augen gesehen. Stöhnend wendete er den Kopf und presste die Augen fester zu. Auch von der kurzen Zeit mit seiner kleinen Schwester träumte er und oft flüsterte er ihren Namen, während er ihr Gesicht deutlich vor Augen sah. Zuko hielt inne, als er den unruhigen Schlaf seines Weggefährten spürte. Sollte er ihn wecken? Oder warten, bis er von selbst aufwachte? Kurzerhand entschied er sich für ersteres und patschte kurz hinter sich, wobei er die Hüfte des Anderen erwischte, "Hey, wach auf, Idiot", sagte er dabei etwas lauter und hoffte, das würde reichen. Unsanft wurde Jet aus seinen Träumen gerissen. Jemand hatte nach ihm geschlagen und sofort öffnete er die Augen und richtete sich auf. Dass er an Zuko gelehnt hatte, realisierte er nicht, denn er hatte sich darauf zu konzentrieren, wieder Halt im Sattel zu finden. Nur kurz löste er so die Arme von Zukos Leib, bevor er sie wieder um ihn legte und sich festhielt. "Sind wir schon da?", fragte er verschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)