Desiderosa von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Schmerz ------------------ Jets Suche wurde immer fieberhafter. Kein Gesicht erkannte er wieder. Nichts ließ seine Suche enden und wie ziellos und aufgebracht schritt er in der Höhle auf und ab. Frustriert stieß er die Männer zurück, die ihn lachend und betrunken anrempelten. Es war ihm schon früh aufgefallen, wie viele kleine Gänge von dieser Haupthalle abführten, doch er wusste nicht, welchen er zu nutzen hatte, um zu den Gefangenen zu gelangen. Natürlich konnte er jeden betreten, jeden durchsuchen, doch irgendwie hatte er das Gefühl, als liefe ihm die Zeit weg. Er wollte sie sich nicht nehmen. Er wollte Resultate, Erfolge... und zwar sofort. So viele Jahre lagen zwischen ihm und Liefa. So lange hatte er sie nicht mehr gesehen und nun, da er kurz vor seinem Ziel stand, wollte und konnte er einfach nicht länger warten. Im Grunde wusste er, dass er vorsichtig sein musste, doch in seinem wütenden und verzweifelten Bewusstsein verblasste die Tatsache. Seltsam war es, was ihm kurz darauf für ein Glück zuteil wurde. "Holt noch ein paar Frauen!", hörte er einen der Räuber rufen und wenn auch schlingernd und unsicher, ein anderer Mann erhob sich und torkelte in die Richtung einer Abzweigung und Jet folgte ihm unauffällig. Er zog die Kapuze tiefer in das Gesicht und wie verfluchte er diesen Typen dafür, dass er taumelte und sich alle Zeit der Welt ließ. Er war kurz davor, ihn zu packen und ihm ein Geständnis herauszuwürgen. Er biss die Zähne zusammen, versuchte sich unauffällig zu bewegen und erst, als der Mann eine weitere kleine Höhle erreichte in der alle Frauen und Kinder saßen, reagierte er. Er packte den Mann im Nacken, stieß ihn gegen die Wand und den schweren Körper anschließend eine kleine Anhöhe hinab. Erschrockenes Keuchen und Ächzen ging durch die Reihen der Gefangenen und fieberhaft trat er näher und blickte um sich. Geängstigt wurde er gemustert. Auch, als er sich die Kapuze vom Kopf zog, wich man noch zu ihm zurück und schmerzhaft verkrampfte sich sein Gesicht, als er Liefa nicht erspähen konnte. "Liefa?!" Aufgebracht rief er ihren Namen und wandte sich an die Frauen und Kinder. "Wo ist Liefa!" Verzweiflung sprach aus seiner Stimme und wenn auch zögerlich, die Frauen und Kinder wechselten unsichere Blicke. Keuchend und aufgebracht stand Jet dort und starrte um sich. Noch immer wurden vor ihm stille Blicke gewechselt. Die meisten starrten zu Boden und Jets Hals schnürte sich zu, als eine schreckliche Vorahnung nach ihm griff. Er presste die Lippen aufeinander, tat einen ziellosen Schritt und wurde auf eine alte Frau aufmerksam, die, wenn auch unsicher, Blickkontakt suchte. Hilfesuchend erwiderte er ihren Blick und sah sie kurz darauf leise seufzen. Mit einer langsamen Kopfbewegung wies sie auf eine kleine Ecke der Höhle, die recht abgeschottet war und im Dunklen lag. Dort...? Sofort setzte sich Jet in Bewegung. Eilig zog er zwischen den Menschen hindurch, zog an ihnen vorbei und blieb stehen, als er sein Ziel erreichte. Dumpf schlug ihm das Herz bis zum Hals, als er auf eine alte Bastmatte starrte, die einen Körper unter sich verbarg. Jemand lag dort ... nicht größer als ein beinahe jugendliches Kind. Jets Augen machten ihn darauf aufmerksam, dass er lange nicht mehr geblinzelt hatte und stockend holte er es nach. Sein gesamtes Gesicht begann zu brennen, als er unsicher einen Schritt tat und genau vor dem reglosen Körper stehenblieb. Sein Bewusstsein wollte nicht realisieren, sein Verstand ihm nicht die Wahrheit vor Augen führen und still presste er die Lippen aufeinander. Er fühlte sich wie gelähmt. Als hätte sich Eis durch jede Faser seines Körpers gefressen, als würde er knirschen und knacken unter jeder Bewegung. Langsam ließ er sich auf die Knie sinken, hob die Hände und wagte es doch nicht, diese alte Bastmatte zu berühren. Der schwere Druck in seinem Hals stieg ihm die Augen und durch einen dumpfen Tränenschleier starrte er noch immer. Was würde er sehen? Wollte er es überhaupt? Kaum drang das leise Knirschen in seine Wahrnehmung. Die alte Frau war zu ihm getreten und noch immer blieb er reglos sitzen, als sie neben ihm stehenblieb und die Hand auf seiner Schulter bettete. "Sie", hob sie leise und traurig an, "sie haben sich an ihr vergangen. Sie hat sich nicht davon erholt." Wut und Schmerz vermischten sich in Jet zu einem tödlichen Cocktail. Still perlte eine Träne über seine Wange, als er die Hände auf der dünnen Matte bettete und diese ein wenig zu bewegen begann. Er wollte sich diesen Schmerz zufügen, wollte sie sehen und wie stockte sein Atem, als er es tat. Bleich und leblos lag sie dort vor ihm. Ihr junges, zartes Gesicht war in einem schmerzefüllten Ausdruck erstarrt, ihre Hände auf dem Bauch ineinander gefaltet. Jet schluckte gegen den schweren Druck in seinem Hals an. Sein Körper begann zu zucken unter stillen Schluchzern und mit verzerrter Miene, beugt er sich dann hinab und bettete den Kopf auf der Brust des jungen Mädchens. Sie war gewachsen ... war so groß geworden und doch hatte ihre Existenz hier geendet. Noch immer wurde Jets Schulter bearbeitet, doch diese Berührungen drangen nicht mehr zu ihm. Er biss die Zähne zusammen, klammerte sich in das dreckige Kleidchen des Kindes und wand sich leidend. Etwaige Beherrschung bröckelte von ihm und auch, wenn dies vielleicht nicht der richtige Moment für Trauer war, sie kam so furchtbar schwer und dumpf über ihn, ließ ihn würgen, ächzen und schluchzen. In seinen schlimmsten Träumen war dieses Szenario nicht vorgekommen. Alles hatte er anders erwartet, sich nicht auf dergleichen eingestellt und umso mehr tat es weh. Vorsichtig richtete er sich ein wenig auf, strich Liefa eine schwarze Strähne aus dem bleichen Gesicht und bemerkte nicht das leise Knirschen des Gesteines, als vier Räuber die Höhle betraten und ihn sofort erspähten. "Hey!", erhob sich eine barsche Stimme, schneidig verließen die Messer und Schwerter ihre Scheiden und nur langsam blickte Jet auf. Durchtränkt von Wut und Hass trafen Jets dunkle Augen auf die Männer und er zögerte keine Sekunde. Entschlossen zog er seine Hakenschwerter und stürzte sich auf diese Männer. Sie trafen auf einen Zorn, dem sie nicht gewachsen waren und so sehr sie kurz darauf auch um Gnade flehten, Jet tötete sie gnadenlos. Er metzelte sie nieder, nahm ihnen das Leben und ächzend und erschrocken verfolgten die Gefangenen all das. Sie verbargen die Augen hinter den Händen, zuckten zusammen und kaum lagen die vier leblos auf dem Boden, da trat Jet über sie hinweg und machte sich auf den Weg in die große Höhle. Er wollte, würde jeden umbringen! Zuko zögerte einen Augenblick - sollte er warten, oder wieder hineingehen? Irgendwie sagte ihm sein Instinkt, dass es vielleicht besser war hineinzugehen und sich die Kapuze wieder über den Kopf ziehend eilte er ins Innereder Höhle. Gerade noch rechtzeitig, wie es schien, denn aus einem der Gänge sah er Jet hervorstürzen, und er konnte schon aus der Ferne erkennen, dass diesen eine kalte Wut gepackt hatte. Entweder er hatte nicht das gefunden, was er gesucht hatte, oder schlimmer ... Er hatte es gefunden und das was er gefunden hatte, hatte ihm nicht gefallen. Zuko schluckte, dann eilte er mit fliegender Hast und pochendem Herzen in Richtung seines Weggefährten - wenn Jet hier jetzt durchdrehte, dann würde er schneller von ein paar Schwertern und Dolchen durchbohrt werden, als er schauen konnte und das wollte Zuko im Grunde seines Herzens nicht. Als er ihn erreichte, griff er instinktiv nach Jets Handgelenken, damit er nicht im Eifer des Gefechtes eines der Schwerter abbekam, die dieser gefährlich schwang und nahm ihm somit etwas von seinem Schwung. "Was zum Teufel tust du da?", zischte er, wobei er Mühe hatte, den Anderen festzuhalten, es schien, als könne er kaum noch klar denken. Jets Denken schaltete sich aus, als er hinaus in die riesige Haupthalle sprang. Mit gezückten Schwertern und er war wirklich kurz davor, sich auf den ersten Mann zu stürzen, als Zuko ihm zuvorkam. Jet spürte einen energischen Griff, wurde zurückgehalten und stemmte sich in den ersten Momenten verbittert gegen das Gewicht Zukos. Er wollte an ihm vorbei, wollte beenden, was er begonnen hatte und biss die Zähne zusammen, als er Zukos angespannte Stimme vernahm. "Hast du deine Mutter gefunden?", zischte er und unterdrückte weiteren Zorn und Tränen gleichzeitig. "Schön für dich...! Aber Liefa ist..." Er verschluckte das Wort. Es fiel ihm schwer, es auszusprechen. Es war zu furchtbar. Wenn er das Wort in den Mund nahm, würde er Liefas Tod eingestehen und vor der gesamten Welt vorgeben und dafür war es einfach zu früh. Noch immer wand er sich unter Zukos bestimmtem Griff und es war wohl dem Alkohol zu verdanken, dass bisher noch keiner der Männer auf das kleine Gerangel aufmerksam geworden war. Die Männer tranken weiter, lachten und amüsierten sich auf ihre Weise, während Jet mit sich rang. Zuko ächzte unter der Kraft, die er aufbringen musste, um Jet wegzuzerren. Nach draußen, fort von dem Ort, wo es in diesem Zustand vielleicht böse enden könnte. Er ahnte, auch durch diese wenigen Worte, was Jet vorgefunden hatte und es tat ihm leid. Wirklich, so unendlich leid. Er hatte gefunden, was er gesucht hatte, aber Jet, der mindestens ebenso, wenn nicht sogar ein wenig mehr vom Schicksal gebeutelt war, wie er, hatte schon wieder einen Rückschlag erlitten. Einen herben. Nachdem er ihn nach draußen gezogen hatte, packte Zuko ihn grob bei den Schultern und zwang ihn so, ihm in die Augen zu sehen. "Jet", sagte er mit fester Stimme. Er wollte sich vergewissern. "Was ist sie?" Er hofften auf ein 'Nicht hier', aber er ahnte gleichzeitig, dass das eine relativ geringe Hoffnung war. Jet hatte nicht damit gerechnet, nach draußen gezogen zu werden und so setzte er sich kaum zur Wehr. Nur etwas drängte er sich gegen Zuko, versuchte zurück in die Höhle zu gelangen, doch bevor er sich versah, hatten sie diese schon verlassen und standen draußen im Wald. Sofort wollte er sich umdrehen, wollte zurückkehren. Keuchend und aufgebracht erwiderte Jet den Blick und klammerte sich um seine Schwerter. Unruhig wandte er das Gesicht ab. Aufgeregt blickte er zurück zum Eingang der Höhle und suchte nach Worten. Er konnte es nicht aussprechen. Immer noch nicht. "Wir...", wisperte er irgendwann, "... wir können sie nicht da drin lassen. Die anderen auch nicht..." Hilfesuchend schaute er Zuko an. "Wir müssen etwas tun ... oder nicht?" Noch immer raste sein Atem und er wusste nicht, wie er ihn beruhigen konnte. "Jet, ich ... werde Soldaten schicken. Diese Männer sollen ihre gerechte Strafe erhalten", sagte er sanft. Auch wenn er nachvollziehen konnte, dass Jet am liebsten selbst Rache genommen hätte, aber wenn er mordete, war er nicht besser, als sie. "Komm", sagte er dann, fasste ihn sanft, aber mit Nachdruck um den Oberarm, "Lass uns erstmal fortgehen von hier, jetzt kannst du in diesem Zustand ohnehin nichts ausrichten..." Autorität lag in seiner Stimme. "Aber..." Irritiert ließ sich Jet fortziehen. Jedoch nur wenige Schritte, bevor er sich in die andere Richtung stemmte und Zuko sofort zum Stehen brachte. "Wir können sie nicht einfach da drinnen liegen lassen!" Er riss sich los, befreite sich aus Zukos Griff und trat drohend an ihn heran. Er taxierte ihn mit finsterer Miene. "Scheiß auf deine Soldaten! Wirklich... scheiß drauf! Dir ist doch völlig egal, was in mir vorgeht! Du denkst doch nur daran, dein ach so schönes, zurückerlangtes Glück zu schützen! Es käme dir wohl in die Quere, wenn ich ein wenig Unruhe stifte, was?!" Ehe Zuko nachgedacht hatte, holte er aus und platzierte eine beherzte Ohrfeige auf Jets Wange. "Hör endlich auf, immer so verdammt DUMM zu sein!!!", schrie er, "Du willst immer mit dem Kopf durch die Wand, wider jeder Logik und Vernunft!" Er keuchte ein wenig, sah seinen Gegenüber an, der ein klein wenig perplex wirkte. "Wir werden sie holen, versprochen", sagte er nachdrücklich und bemüht ruhig. "Und jetzt - KOMM." Jet hatte nicht damit gerechnet, geohrfeigt zu werden und so warf ihn der Schlag kurz aus der Rolle des wütenden Irren, der auf nichts und niemanden hörte. Durchaus perplex starrte er Zuko an, wurde kurz darauf wieder gepackt und weggezogen. Diesmal setzte er sich nicht zur Wehr, vielmehr stolperte er hinter Zuko einher und blickte immer wieder zur Höhle zurück. "Wann?", wollte er wissen, als er sie nicht mehr sah. "Wann denn!" Er wollte Liefa keine Sekunde länger in den Händen dieser Menschen wissen. Wenn es sich dabei auch nur um ihren leblosen Körper handelte. "Bald", sagte Zuko nachdrücklich, "Sobald wie möglich, wir werden sie holen, versprochen. Bitte vertrau mir." Einen kurzen Moment sah er ihm dabei in die Augen. Es war viel verlangt, aber es blieb ihnen keine Wahl. Zuko konnte sich nicht um die Dinge kümmern, wenn er wusste, dass seine Mutter nicht in Sicherheit war und Jet eine tickende Zeitbombe. Er konnte seinen Schmerz nachempfinden, sehr gut sogar, und im Stillen war er dankbar, dass Jet nicht noch mehr ausrastete, sondern sich das erste Mal gefügig zeigte. Jet atmete tief durch. Noch immer pulsierte der pure Zorn in ihm, der schiere Schmerz, doch ebenso sagte ihm sein Verstand, dass Zuko jedes Recht auf seiner Seite hatte. Er wusste ja nicht einmal, ob er überlebte, wenn er jetzt zurück in die Höhle trat und sich in die Massen der Verbrecher stürzte. Er senkte den Kopf, biss die Zähne so sehr zusammen, dass sie knirschten und klammerte sich noch immer um seine Schwerter, doch dann ließ er sie sinken und deutete ein knappes Nicken an. Jetzt fügte er sich, doch er schwor sich selbst, dennoch seine Rache zu finden. Ganz egal, wie. Und Zuko würde ihn ein nächstes Mal nicht aufhalten können! Zuko atmete innerlich erleichtert auf. Er hatte einen Moment wirklich daran gezweifelt, dass Jet auf ihn hörte und damit gerechnet, dass er irgendeine Dummheit beging. Da hatte er ihn wohl falsch eingeschätzt. Wenig später stießen die beiden auf Zukos Mutter, welche sich verborgen gehalten hatte und gemeinsam machten sie sich zügig auf den Weg zurück in die Raststätte. Ursa stellte keine Fragen, das war wohl auch besser so. Sie bedachte Jet nur mit einem kurzen Blick. Etwas seltsam Wissendes und doch Mütterliches lag daran. Aber das war wohl ihre Art. Jet blieb schweigsam und verbissen. Den gesamten Rückweg in die Stadt über. Er saß auf seinem Aalhund, gab ihm grob die Sporen und versuchte nicht darauf zu achten, dass neben ihm und hinter Zuko derjenige saß, nach dem Zuko gesucht hatte. Es tat weh, wenn er herüberblickte, denn all das führte ihm vor Augen, dass Zuko der einzige war, der hier einen Erfolg feierte und dem es dadurch sicher auch um Einiges besser ging. Er knirschte mit den Zähnen, senkte seinen finsteren Blick und starrte zu Boden. Er schluckte alles herunter, verschloss seine Schmerz und seine Pein in seinem Inneren und kämpfte immer wieder dagegen an, dass all das hervorbrach. Sie brauchten nicht lange, um die Stadt wieder zu erreichen und machten sich erst einmal auf die Suche nach einer geeigneten Herberge und es dauerte nicht lange, bis sie eine Gaststätte gefunden hatten, die ihren Ansprüchen genügte. Zuko wollte bis zum nächsten Morgen warten, ehe er sich offenbarte, nicht, dass irgendwelche Informationen weitergetragen würden und die Verbrecherbande dann rechtzeitig das Weite suchte. Gleich in der Früh wollte er sich darum kümmern. Man gab ihnen zwei Zimmer. Eines, in welchem er mit Jet und das andere, in welchem Ursa nächtigen sollte. Verbittert haftete Jets Blick am Boden. Die gesamte Zeit über und schweigsam war er auch geblieben, während Zuko mit dem Wirt der Gaststätte gesprochen hatte. Er hielt sich raus, schottete sich ab und blickte erst auf, als er das Zimmer betrat, in welchem er mit Zuko nächtigen würde. Er betrat es, müde richtete er sich auf und annähernd abwesend und benommen musterte er die Einrichtung. Sie war simpel, doch das Wichtigste war vorhanden, was ihn in diesen Momenten nicht wirklich interessierte . Der alte Schmerz rumorte in ihm und mit einem Mal brach er über ihn herein. Ein Zucken durchfuhr sein Gesicht, verbittert pressten sich seine Lippen aufeinander und wie heiß traten auch die Tränen in seine Augen. Stockend tastete er nach seinem Waffengurt, öffnete ihn und ließ ihn samt Schwertern zu Boden sinken. Er wollte es nicht realisieren, wollte sich nicht an das erinnern, was geschehen war, doch die Gefühle waren zu stark und erschöpft sank er in die Knie, wo er stand. Kein Schritt wollte ihm gelingen, kein weiterer tiefer entspannter Atemzug und so ließ er sich fallen. Er sank hinab, sank auf die Knie und unter einem stummen Schluchzen vornüber. Er stemmte sich auf die Ellbogen, zitternd sank seine Stirn gen Boden und kurz darauf kauerte er dort und rang mit sich. Nur selten hatte er so geweint ... Nein, eigentlich noch nie auf diese Art und Weise. Es fühlte sich an, als würde sein Leben enden. Hier und jetzt. Zurückbleiben tat nichts... nur Schmerz, nur Pein und wie rangen sie ihn nieder. Er ballte die Hände zu Fäusten, spürte, wie die heißen Tränen über seine Nase rangen und verbittert holte er aus und ließ die Faust auf den Boden niedergehen. Er schlug so, versorgte sich selbst mit Schmerz und biss die Zähne zusammen. Sein gesamter Leib zitterte, er bebte, erschauderte und das nächste Schluchzen, das durch seine Zähne drang, war weitaus lauter als das Erste. Zuko war einen Moment wie angewurzelt stehen geblieben, als er die Türe geschlossen hatte. Im Grunde war es für ihn nur eine Frage der Zeit gewesen, ehe dieser betäubende Kummer aus Jet herausbrach. Einen Moment stand er unschlüssig da. Es tat ihm plötzlich weh, den anderen so zu sehen. Einem inneren Impuls folgend überwand er schließlich die kurze Distanz zwischen ihnen beiden, ließ sich ebenso auf die Knie sinken und schlang die Arme von hinten fest um Jets Oberkörper, zog ihn an sich, sprach nicht. Er hätte auch gar nicht gewusst, was er sagen sollte, dafür gab es keine Worte. Das einzige, was er wollte, war den jungen Mann zu halten, damit er nicht in die Tiefe stürzte und er fühlte sich so schrecklich hilflos gerade. Nicht alle Titel der Welt vermochten es, einen solchen Schmerz zu nehmen. Jet war wie betäubt. Die Umwelt driftete aus seiner Wahrnehmung, einfach alles, was je existiert hatte, driftete aus seinem Bewusstsein und zurück blieb das Leid, unter dem er sich wand. Er behielt die Hände fest zu Fäusten geballt, bewegte die Stirn auf dem Boden und spürbar zuckte er zusammen, als er plötzlich die Nähe Zukos spürte. Wie er umarmt ... wie er festgehalten wurde. Er hatte nicht damit gerechnet, doch ließ sich fallen und sich an die Brust des anderen ziehen. Kitzelnd rannen die Tränen über seine Wangen, während er die Hände verkrampft um Zukos Arme schloss, die sich um seinen Oberkörper gewunden hatten. Es gierte nach Halt ... nach irgendeinem Schutz, einer Sicherheit, die das Erlebte ihm entrissen hatte und Zuko spürte das Beben des anderen Körpers, das Leid, das sich tief in diesen gesetzt hatte und ihn malträtierte. Und er konnte absolut nichts tun, außer ihn festzuhalten. Enger zog er ihn zu sich. Plötzlich tat es ihm selbst weh, Jet so zu sehen. Er konnte es sich nicht erklären. Bald löste er sich leicht und umfasste das Gesicht des ehemaligen Freiheitskämpfers mit beiden Händen, sagte nichts, küsste ihn stumm auf eine Wange und schmeckte das Salz. Jet fühlte sich in diesen Momenten wie ein Kind. Jeder hätte ihm jetzt etwas antun können. Nichts war zurückgeblieben. Keine Stärke, kein Mut oder gar Entschlossenheit zur Tat. Jeder hätte ihn belangen können, denn vom widerspenstigen Freiheitskämpfer war nichts zurückgeblieben als die schwache Haut und ein erschöpfter Leib. Er wollte schreien ... so laut er konnte, so oft er konnte, doch selbst die Stimme blieb in seiner Kehle hängen. Sie brach nur als leises Schluchzen hervor. Kaum nahm Jet die Bewegungen wahr, in die Zuko sich setzte. Er spürte nur, wie sein Kopf gehalten wurde ... auch die Lippen des anderen, die sich auf seiner glühenden, nassen Wange betteten. Zitternd klammerte er sich in Zukos Arme. Er umfasste sie, riss sie jedoch nicht von sich. Er zog Zuko zu sich, doch es dauerte nicht lange, bis er sich weiterhin zu regen begann. Er löste eine Hand von Zukos Armen, tastete neben sich und zog eines seiner Hakenschwerter zu sich. Vorsichtig, langsam und drängte die Klinge zwischen sich und Zuko. Er hatte Liefa verloren, auch seinen Kampf gegen die Feuernation. Es gab nichts mehr zu verteidigen, nichts mehr durchzusetzen und die Einsicht traf Jet mit einem Mal. Es gab keinen Grund mehr für seine Existenz, so zog er die Nase hoch, schluckte die Tränen hinab und presste den Griff seines Schwertes gegen Zukos Brust, darauf hoffend, dass dieser es verstand. Und Zuko verstand. Er verstand so gut und gerade deshalb sah er Jet fassungslos an. War das sein Ernst? Das war doch nicht sein Ernst! Plötzliche Wut flackerte in ihm auf, dann ergriff er das Schwert und schleuderte es mit größerer Wucht, als es eigentlich nötig gewesen wäre, gegen die nächste Wand, wo es mit einem klirrend anschließend auf den Boden segelte. Kaum, dass er das gemacht hatte, ging er nahtlos in der Bewegung weiter und schlug Jet mit der flachen Hand ins Gesicht. "Spinnst du?", schrie er, "Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst???" Er keuchte erregt, seine Hand zuckte, er nahm sich zurück, nicht ein zweites Mal zuzuschlagen. "Glaubst du allen Ernstes, dass sie das wollen würde?? Herrje, ich weiß, wie schwer das ist und dass es dich innerlich wahrscheinlich gerade zerreißt, aber verdammtnochmal! Das bist nicht du! Du kannst jetzt nicht so einfach aufgeben, nicht, wo du mir die ganze Zeit so schrecklich auf die Nerven gegangen bist! Ich-" Er stockte. Wandte selbst das Gesicht ab. Er musste es sich eingestehen, er konnte den Gedanken daran, dass Jet sein Leben verlor, nicht ertragen. Er schluckte schwer. "Bitte tu mir das nicht an", sagte er dann, ohne nachzudenken. Was redete er eigentlich? Er hatte immer geglaubt, alle retten zu können, denen ein Leid zugefügt worden war durch sein Volk. Aber als er Jet so vor sich sah, merkte er, dass er jämmerlich versagt hatte. "Es ... tut mir so leid", nur ein leises Flüstern und Zuko fühlte sich in diesem Moment einfach nur hilflos. "Es gibt keinen Krieg mehr gegen die Feuernation", flüsterte Jet, der das alles widerstandslos über sich hatte ergehen lassen, dann leise. "Ich werde aufgeknüpft, wenn ich weiterhin Chaos anrichte. Und meine Schwester ist tot." Er schluckte schwer, sein Hals war so trocken und die Tränen wollten einfach nicht enden. Seine Stimme senkte sich, bis er flüsterte. "Sie wurde vergewaltigt und misshandelt und ich war nicht da." Mit einem Mal fuhr er in die Höhe und schrie Zuko an. "Du hast dich um eine ganze Nation zu kümmern! Und bei Gott, du hast deine Mutter gefunden, weshalb du über das verfügst, was ich nicht mehr habe - eine Familie!! Du hast Grund weiterzuleben und du hast Pflichten und was hab ich?! Einen Scheiß hab ich, also nimmt das verfluchte Schwert und stoß es mir in die Brust, bevor ich es selbst tue!" Zuko zuckte zusammen, als er mit Jets Worten die Schuld fühlte, die über ihn hereinbrach. Er hatte alles Leid verhindern wollen und der Gedanke, dass er es einfach nicht konnte, dass er eben auch nur ein Mensch war, schmerzte. "Du konntest nicht da sein", sagte er leise, "Du hast es nicht gewusst. Ich hingegen ... Ich habe nicht genug getan. Ich war nicht schnell genug, um es zu verhindern. Wenn du einen Schuldigen suchen willst, dann nimm mich. Und schade nicht dir selbst. Ich..." Er sank auf die Knie, eine traditionelle Verbeugung, wie sie formvollendeter nicht sein konnte. "Richte deine Wut gegen mich, einen König, der sein Volk nicht retten konnte..." Und damit sprach er das aus, was ihn die ganze Zeit innerlich gequält hatte. "Tu alles, was du willst mit mir, wenn es dir hilft, nur verlange nicht, dass ich dich sterben lasse." Jet zog die Nase hoch, blieb kauern und verfolgte, wie sich Zuko vor ihm verneigte. Es war Demut und es war Schuldbewusstsein, doch helfen tat es ihm nicht, im Gegenteil, es fühlte sich irgendwie falsch an, wie er da so kniete. Unwürdig und doch groß. Matt wandte Jet das Gesicht ab, ließ die nächste Träne von seinem Kinn perlen und starrte auf sein Schwert, das dort lag. Immernoch war ihm danach, danach zu greifen, doch mit einem Mal gab es da diese Frage in ihm, deren Antwort er aus Zukos Mund hören wollte. "Warum ist es dir so wichtig, dass ich lebe?", murmelte er also und rieb die Hände aneinander, sich wieder zu Boden sinken lassen, da die Wut, die ihn gerade getragen hatte, wieder weich. "Hat es dir etwa irgendwas bedeutet?" Er sprach aus, als zwischen ihnen bisher totgeschwiegen wurde. Er war zu müde, um dieses Spiel weiterzuspielen. Er musste es nicht benennen, Zuko wusste es auch so. Dieser zuckte zusammen, er presste die Lippen aufeinander. Er sagte eine Weile lang nichts, dann setzte er sich auf die Knie und legte die Hände in den Schoß. Und dann beschloss er, einfach die Wahrheit zu sagen. „Ja.“ Mit dieser Antwort hatte Jet nicht gerechnet. Er wandte den Blick ab, starrte zu Boden und fuhr sich mit dem Arm über die Augen. Eine seltsame Stille brach zwischen ihnen herein. Jet wusste, dass es an ihm lag, nun etwas zu sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er hatte sie sich schon bereitgelegt. Worte der Abweisung, Worte des Hohnes, doch hier und jetzt konnte er sie einfach nicht aussprechen. Er wollte sagen, dass es ihm nichts bedeutet hatte, dass es einfach so über ihn gekommen war. Sex ohne Sinn und Verstand, doch die Worte wirkten auf ihn mit einem Mal so falsch, so verlogen, als entsprächen sie nicht der Wirklichkeit. Wieder zog er die Nase hoch. Seine Tränen endeten endlich und verstohlen blickte er zu Zuko zurück. Aus den Augenwinkeln, heimlich und unauffällig. Zuko blickte noch immer zu Boden. 'Ja'... Er hatte es gesagt und somit eröffnete sich für Jet die ganze Wahrheit. Er erhob er sich auf die Knie, beugte sich langsam nach vorn und packte Zuko kommentarlos am Handgelenk. Ihm war danach, seinen Schmerz zu ertränken, sich abzulenken ... ebenso sehnte er sich danach, etwas zu spüren, zu fühlen, dass er noch am Leben war und er wusste, dass diese Gefühle entstanden, wenn er sich Zuko nahm. Er erinnerte sich an diese Nacht, an die starken Emotionen, die er gefühlt hatte und kein weiterer Gedanke kreiste in seinem Kopf, als er Zuko zu sich zog und mit einer Hand zu Boden drängte. Er ging barsch vor, bestimmt und blickte auf Zuko herab, als er unter ihm lag und er spürte es, sah es... dass Zuko willig war, sich nach ihm zu richten und er wollte diese Bereitschaft in diesen Momenten einfach nicht hinterfragen. Alles in ihm schrie nach Ablenkung, nach Emotionen, die in ihm erstorben zu sein schienen. Er wollte, dass Zuko ihm Neue einflößte, dass er durch ihn das Leben mehr spüren würde ... vielleicht fand er auch einen neuen Lebenssinn, wenn er das tat, was er bereit zu tun war. Er hatte Zuko auf das Bett gezogen, kniete über ihm und ohne ein Wort packte er den jungen Mann an seinem Revers und tastete nach dem Gürtel, der all den Stoff zusammenhielt. Er ging grob vor, entschlossen... weitaus bedachter und bewusster als beim letzten Mal. Er würde keine Gegenwehr erlauben. Nur kurz sah er Zuko in die Augen, während er den Gürtel unter ihm hervorzerrte und sich weiterhin an ihm zu schaffen machte, und es wirkte, wie reines Bernstein, golden und warm und als sie diesmal miteinander schliefen, war es viel leidenschaftlicher, viel bewusster, viel intensiver und für den Moment ließ es Jet den Schmerz vergessen, den er empfand und er ließ sich fallen … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)