the Demon and the Fairies von Schmetterwyrm ================================================================================ Kapitel 2: Die Ankunft ---------------------- Das Schiff schwankte auf bedrohliche Art und Weise hin und her. Nicht zum ersten Mal an diesem unglückseligen Tag wurde Ciel übel und auch nicht zum ersten Mal musste er sich übergeben. Sebastian hielt ihm pflichtbewusst einen leeren Nachttopf hin, in welchem sich der Junge übergeben konnte. Er fragte sich immer noch wie er dieser seltsamen Einladung hatte nachgehen können! „Zeitverschwendung, reine Zeitverschwendung!“, röchelte Ciel unvermittelt, als er nur noch Galle spuckte. „ Es wäre mehr als unhöflich am Hafen das nächste Schiff in Richtung England wieder zu nehmen, ohne dieser Gräfin auch nur unter die Augen gekommen zu sein. Es ist eure Pflicht ihrer Bitte nachzugehen.“, meinte Sebastian in ruhigem, sanften Ton. Ciel grummelte, er konnte sich noch sehr gut an den vorgestrigen Morgen erinnern, als sein Butler ihm einen ominösen Brief reichte, der mit einem ihm unbekannten Siegel verschlossen war. Es hatte sich um eine Einladung einer irischen Gräfin gehandelt, die scheinbar eine ferne Verwandte von ihm war, denn sie schrieb in ihrem Brief von seinem Vater, seinem Großvater und davon, dass er, Ciel Phantomhive, der Wachhund der Königin war. Diese Lady Evangeline Hatte sich hilfesuchend an ihn gewandt, da in ihrer Grafschaft merkwürdige Dinge vor sich zu gehen schienen. Mit einem Seufzer der Erleichterung betrat Ciel den Hafen und sah sich mit forschem Blick um. Es nieselte und der Wind wehte schneidend über den Kei. Bald verstärkte sich der Regen, bis es Bindfäden zu regnen schien. Sichtlich schlecht gelaunt meinte der dreizehnjährige Junge zu seinem Butler: „ Pünktlichkeit war noch nie die Stärke der Iren. Wenn nicht bald jemand kommt, nehmen wie die nächste Fähre nach England.“ „Wie ihr wünscht, my Lord.“ Doch just in diesem Moment erreichte eine Kutsche den Hafen. Sie war aus dunklem Holz, die Räder wiesen massive Beschläge auf und die Vorhänge vor den kleinen Fenstern waren aus edlem Stoff gefertigt. Die Kutsche hielt direkt vor dem jungen Earl. Die Tür öffnete sich und ein junges, rothaariges Mädchen von gerade einmal fünfzehn Jahren stieg aus. Sie lächelte die beiden Fremden freundlich an. „Gegrüßt seien Sie, Graf Phantomhive und Mister Michaelis! Verzeihen Sie die Unannehmlichkeiten und die schrecklich lange Wartezeit, aber eines unserer Kutschenräder ist im Schlamm stecken geblieben. Bitte steigen Sie doch ein, die Pagen werden das Gepäck verstauen.“, mit den letzten Worten klatschte sie dreimal in die Hände und drei kleine Männer sprangen von der Kutsche und machten sich daran die Gepäckstücke auf dem Kutschdach zu verstauen. Alle drei hatten etwas Eigenartiges an sich, denn sie gaben keinen Laut von sich, kein Ächzen, ob des enormen Gewichtes, kein Schnaufen, kein Fluchen. Obendrein sahen sie alle gleich aus, bis auf die letzte Sommersprosse. Jedoch hatte Ciel nicht viel Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn Sebastian schob ihn mit sanftem Nachdruck ins Kutscheninnere. Drinnen war es erstaunlich warm. Das Mädchen saß ihnen gegenüber, immer noch lächelnd. „Sie können sich nicht ausmalen wie froh meine Herrin über ihr erscheinen sein wird!“, ihre Stimme klang zart und hell, wie ein Glöckchen. Sebastian lächelte sein freundlichstes Lächeln, als er für Ciel antwortete. „Es ist uns immer eine Freude, wenn wir helfen können.“ „Ganz recht.“, knurrte Ciel, „Doch würde ich gerne wissen mit wem wir es zu haben.“ Unwirsch wie immer, dachte der Butler und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Oh, wie unhöflich von mir! Verzeihen Sie mir meine Zerstreutheit.“, damit nahm das Mädchen eine sehr aufrechte Haltung an, legte sich die linke Hand aufs Herz und sagte: „Mein Name ist Félia. Ich bin die Bedienstete von Lady Evangeline.“ Der Himmel war Wolkenverhangen und ließ nur hier und da den ein oder anderen Stern hervorblicken. Die Landschaft wirkte wie mit schwarzer Tinte gemalt. Es waren kaum Konturen aus zu machen, so als habe der Zeichner dieser Landschaft ein Glas Wasser darüber vergossen. Diese Undurchsichtigkeit verlieh dem Ganzen etwas Subtiles, Unwirkliches. Als sei dies alles nur Teil eines Traumes. Quietschend kam die Kutsche zum stehen. Ciel hatte das Gefühl, sie seien die ganze Nacht quer durch Irland gefahren. Jeder einzelne Knochen im Leib tat ihm weh. Seine Glieder waren steif vom langen sitzen. Mürrisch ächzend stiegen er und sein Butler aus der Kutsche. Sebastian ließ sich wieder einmal nichts von den Strapazen anmerken, doch selbst er wirkte ein klein wenig zerknirscht, als er seinen Rücken wieder voll und ganz durchdrücken konnte. Félia schlug erneut drei Mal in die Hände und aufs Neue machten sich die drei kleinen Pagen an Ciel´s Gepäck zu schaffen. Abermals fiel Ciel die merkwürdige Stummheit dieser Diener auf. Dann wurde seine Aufmerksamkeit auf jemand anderes Gelenkt. Ein Bediensteter kam mit einer Petroleumlampe in der Hand auf sie zu geschritten. Jetzt erst wurde Ciel der mächtigen Umrisse des Gebäudes gewahr, vor dem sie standen, doch in der nächtlichen Schwärze konnte er nichts Genaues ausmachen. In keinem der vielen Fenster brannte Licht. Man hätte fast meinen können, dass diese imposante Villa verlassen war. Ein Hochgewachsener, schlanker Mann mit sehr hellen, zu einen Zopf gebunden, Haaren blieb mit der Lampe in der Hand vor ihm und Sebastian stehen und verneigte sich tief vor ihnen. „Einen recht guten Abend Master Phantomhive und Mister Michaelis. Gestatten mein Name ist Nathanael, Ich bin der Butler der Familie Cordington. Wenn Sie so freundlich wären mir zu folgen, dann werde ich ihnen Ihre Zimmer zeigen. Machen Sie sich keine Sorgen um das Gepäck, Félia wird sich um alles kümmern.“, mit diesen Worten machte der Butler wieder kehrt und ging in Richtung Eingangshalle. Ciel seufzte, ihm wäre ein warmes Bad recht gewesen, doch auch die baldige Aussicht auf ein weiches, warmes Bett war verlockend. „Komm Sebastian.“ Doch sein Butler machte sich nicht die geringste Mühe sich in Bewegung zu setzten. „Sebastian!“, ungeduldig wandte der Junge zu dem Schwarzgewandeten Mann um. Die Augen Sebastians glühten in tiefsten Purpur. „Sebastian?“, es war das erste Mal das der Junge Earl solch einen Blick an ihm sah. „Möchten Sie die Nacht hier draußen verbringen? Gehen Sie mit Nathanael, er wird Ihnen ihre Zimmer zeigen.“, Félia kam zu ihnen. „Mein Butler hat auf der Fahrt scheinbar verlernt, wie man läuft.“, sagte Ciel bissig. Das Mädchen lachte auf und dieses feine Geräusch schien Sebastian aus seiner Trance herzuholen. „Komm jetzt endlich!“, befahl Ciel und ging ohne auf den Mann zu warten zur Eingangshalle, wo Nathanael die ganze Zeit auf sie gewartet hatte. „Sehr wohl, my Lord.“, flüsterte Sebastian und folgte Ciel mit bedächtigen Schritten. Als Nathanael sie durch das Anwesend führte konnte Ciel nichts von der Inneneinrichtung wirklich erkennen. Nach einigen Treppen und drei Korridoren hatten sie ihr Ziel erreicht. Der Butler entzündete einige Kerzen und legte noch ein paar Holzscheite in den Kamin. „Dies ist ihr Schlafgemach Master Phantomhive. Ich hoffe es ist alles zu Ihrer Zufriedenheit.“, meinte er an Ciel gewandt und zu Sebastian sagte er nur: „Ihr Zimmer ist gleich nebenan.“ Dann verneigte er sich und ging zu Tür. Im Türrahmen wandte er sich ein letztes Mal um. „Falls Sie irgendetwas brauchen sollten, so scheuen Sie nicht an den goldenen Kordeln am Bett zu ziehen, es wird dann in Kürze jemand von Personal für Sie da sein.“, sagte der hellhaarige Butler und verschwand. Wortlos ließ Ciel sich Bettfertig machen. Die Decken waren klamm und rochen muffig. Er froh und konnte das Zittern nichts verhindern, Ciel kam es so vor, als würden die Stofflagen ihm jegliche Wärme aus dem Körper ziehen. Eigentlich war er todmüde und wünschte sich nichts sehnlicher, als einzuschlafen, doch der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Doch dann nach einer gefühlten Ewigkeit übermannte ihn endlich der Schlaf und legte sich wie ein bleierner Mantel um ihn. Es klopfte an der Tür. Schon den ganzen Abend und die halbe Nacht hatte sie auf dieses Klopfen gewartet. „Herein.“ Es war Nathanael der zu ihr ins Zimmer kam. „Ah Nathanael! Was gibt es zu so später Stunde?“, sie tat absichtlich so, als wäre sie überrascht und wüsste von nichts. „Lady Evangeline, die Gäste sind nun eingetroffen und auf ihren Zimmern.“ Sie lächelte. „Ich danke dir mein lieber. Nun kannst auch du dich zur Ruhe begeben.“ „Wie ihr wünscht.“ Endlich war er hier. Sie hatte so lange auf ihn gewartet, viel zu lange und nun war er endlich da! Nach all den Jahren! Aber sie würde sich noch bis morgen früh gedulden müssen, bis sie ihre Gäste persönlich begrüßen konnte. Die paar Stunden konnte sie nun auch noch warten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)