Hades II von Franlilith (The Rise) ================================================================================ Kapitel 2: Don't Wake Me ------------------------ Müde lag Ciel mit dem Kopf auf seinem Schreibtisch, während er versuchte, irgendwie wieder Herr seiner eigenen Fantasie zu werden. Am Morgen so geweckt zu werden war gewiss bittersüß, doch es zehrte stark an seinen Nerven. Ihm schwanden noch immer die Sinne von dieser kleinen anregenden Erfahrung mit seinem höllischguten Butler. Und „gut“ war der Inbegriff von Sebastians Künsten. Er hatte Sebastian befohlen, ihn die nächsten zwei Stunden nicht mehr zu stören, ganz gleich worum es sich auch handeln mochte. Er hatte behauptet, dass dennoch Arbeit auf ihn wartete, doch selbstverständlich war das eine dreiste Lüge. In Wirklichkeit brauchte Ciel eine Auszeit vor der Verführungskunst seines hauseigenen Dämons, der er einfach ständig ausgeliefert war. Selbst wenn es sich nur um eine gedankliche Vernebelung handelte, so wirkte es sich auf seinen gesamten Leib aus. Peinlich berührt vergrub der Junge sein Gesicht in einer seiner Handflächen. Seit einer Weile stellte er sich vermehrt die Frage, wohin das alles führen sollte. Längst war kein Gedanke mehr daran zu verschwenden, ob Sebastian Interesse an dem Earl hegte, eher galt die Sorge einer anderen, viel prekäreren Sache. Warum interessierte sich der Dämon so für Ciel? Dass ihre nächtlichen und manchmal zeitunabhängigen Begegnungen dem Zweck des Genusses dienten, war kein Geheimnis und wahrscheinlich war Ciel daran auch selbst mehr als genug beteiligt. Dennoch verbreitete sich eine unangenehme Annahme im Kopf des jungen Adligen, die ihn Stück für Stück mürbe machte. War er ein Spielzeug? Ein „Opfer“, mit dem sich dieser Dämon seine Zeit vertreiben konnte, wenn ihm gerade danach war? Es war nicht so, dass Ciel wirklich etwas anderes von Sebastian erwarten würde. Doch ihn schauderte der Gedanke, wie er womöglich angesehen wurde. Er wusste nicht, wie Dämonen wahrlich lebten und was sie für Angewohnheiten hatten. Waren sie wie Tiere? Spielten sie mit ihrem Fressen, bis sie es langsam und qualvoll hinrichteten? Ciels Kopf ruckte etwas nach oben. Wie konnte er eigentlich so masochistisch sein und darüber nachdenken? Er war weder das Fressen, noch der Zeitvertreib. Langsam ließ der Junge seinen Kopf zurück auf seine Arme sinken und zischte leise. Doch, genau das war er. Sebastian hatte ihm selbst gesagt, er war anders als die meisten anderen Dämonen. Ihm machte es Spaß, eine Weile mit seinem Opfer zu verbringen und sich dessen Seele erst dann einzuverleiben. Seufzend schloss der Earl die Augen und umging jeden weiteren Gedanken in diese Richtung, sie machten ihn nur ängstlich und genau das wollte der junge Phantomhive auf keinen Fall zulassen. Denn wie man es auch verdrehte, über eines waren sich beide im Klaren: Der Dämon gehörte Ciel. Er war sein, ganz gleich wie er sich dagegen auch wehren mochte. Und wenn der Junge eines war, dann besitzergreifend. Stunden, nachdem sich Sebastian wie erwartet nicht sehen lassen hatte, war der Earl längst im Land seiner eigenen merkwürdigen Träume verschwunden. Er war einfach genau so eingeschlafen, wie er bereits vorher eine halbe Ewigkeit gelegen hatte. Und er bemerkte somit auch nicht, wie sein Butler den Raum langsam betrat und ihn belustigt anblickte. „Herrje“, lachte er leise und ging auf den Schreibtisch seines Masters zu, um den Jungen zu mustern. Leises Ein- und Ausatmen erfüllte den Raum, während Ciels schmaler Körper selbst immer kurz zuckte. „Junger Herr?“, hauchte Sebastian leise und lehnte sich etwas zu Ciel nach vorn, der jedoch nicht einmal Anstalten machte aufzuwachen. Der Dämon war wahrlich amüsiert. Er lehnte sich weiter zu seinem Herrn vor und hauchte diesem genüsslich in sein rechtes Ohr. Verspielt säuselte er leise Worte, verband sie geschickt mit seiner eigenen - für den Jungen fremdartigen – Sprache und schaffte es so, dass Ciel gesamter Körper von starkem Zittern heimgesucht wurde. Es trug Früchte, als Ciel zusammenzuckte und geschockt die Augen aufriss, um sich unbewusst weit von seinem Butler zu entfernen. Dieser lächelte gespielt höflich und genoss den geschockten Blick, der ihm geschenkt wurde. Ciels Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig, als wäre er soeben einige Kilometer weit gerannt, während seine Wangen tiefrot angelaufen waren. „Du!“, zischte der Junge erbost und schlang die Arme um seinen Körper, als wäre ihm kalt. Sebastian hingegen wusste es besser. „Verzeiht, aber Ihr habt wahrlich ausgesprochen tief geschlafen, junger Herr“, erklärte der Butler belustigt und ließ keinen Zweifel daran, dass er sich über den jungen Adligen lustig machte. Dieser sah seinen Gegenüber warnend an und versuchte mit aller Kraft wieder Herr seiner Sinne zu werden. Es gelang ihm nur ansatzweise. „Was hast du mit mir gemacht?“, fauchte er ungehalten und brachte Sebastian zum Lachen. „Ich würde niemals etwas tun, das euch schaden könnte“, war alles, was er dazu von sich gab und wusste, dass er die Wut seines Herrn nur weiter steigerte. Dieser knurrte. „Das war nicht meine Frage!“ Doch anstatt weiter darauf einzugehen, stand der Junge auf und drehte Sebastian den Rücken zu. „Was willst du?“, fragte er stattdessen kühl und wusste dabei ganz genau, dass auf den Lippen des Dämons ein verschwörerisches Lächeln erschien. Doch darauf würde er gewiss nicht eingehen. „Für Euch ist ein Brief eingetroffen“, sprach der Butler wieder völlig neutral, was Ciel veranlasste sich umzudrehen und auf die Hand seines Gegenübers zu blicken, die ihm den erwähnten Brief hinhielt. Schweigend nahm der Earl das unbekannte Schreiben entgegen, um es zu öffnen. Er zog ein fein säuberlich gefaltetes Blatt Papier heraus, schenkte ihm kurz einen misstrauischen Blick, ehe er es entfaltete, um schweigend die sauber geschriebenen Worte zu lesen. Kein Auftrag der Königin, keine wichtige Aufgabe. Dennoch tauschte Ciel mit Sebastian einen kurzen Blick aus. „Eine Einladung“, sprach er und reichte sie seinem Butler, der ebenfalls einen schnellen Blick über die Zeilen wandern ließ und sich räusperte. „Es scheint ganz so“, sprach er und sah den Adligen durchdringend an, der seinen Blick erwiderte. Langsam wanderte Ciels Blick über den Absender. „Die Oswald Family tritt mit einer persönlichen Einladung an den Spielzeughersteller Funtom?“, murmelte er und hob langsam eine seiner schmalen Augenbrauen. Lange hatte er keine direkte Einladung von dieser Familie erhalten. Ja, eigentlich bisher nur ein einziges Mal und dieser Moment war bereits eine halbe Ewigkeit her. Dieser Brief klang wie eine Art Hilferuf, wenngleich er doch so wirkte, als wäre es eine ganz normale formelle Einladung. Erneut sah er Sebastian in die Augen. „Pack meine Koffer, Sebastian. In zwei Tagen werde ich nach London fahren und die Einladung der Oswalds annehmen“, bestimmte er seufzend. Wahrlich, seine Reisestimmung war nicht einmal im Ansatz vorhanden, doch er konnte schlecht ablehnen. Solche Dinge waren nicht gut für das Geschäft. Sebastian verneigte sich vor ihm. „Yes, my Lord.“ „Du kommst spät.“ Mit diesen Worten und einem mehr als eindeutigen Blick wurde Sebastian gegen Abend in Ciels Schlafzimmer begrüßt, was den Butler zum Seufzen brachte. In Wirklichkeit fand er es allenfalls interessant, wie sich sein Master aufführte. Er schien wahrlich verstimmt und Sebastian wusste wahrscheinlich jeden einzelnen Grund für die Wut des Jungen. „Verzeiht, ich habe das bescheidene Chaos in der Küche beseitigt“, sprach er reuevoll und grummelte innerlich. Von einem „Chaos“ konnte man durchaus sprechen. Bard gehörte nicht zu den Menschen, die mit Logik und ein wenig gesundem Verstand gesegnet waren. Während Sebastian das Feuer gelöscht und die letzten überlebenden Lebensmittel in Sicherheit gebracht hatte, waren auch die letzten Möbel diesem Wahnsinnigen zum Opfer gefallen. Nicht dass Sebastian sich beschweren würde, allerdings kannte er wichtige und vor allem interessantere Dinge sich die Zeit zu „vertreiben“. Und eines dieser so genannten „Dinge“ saß ungeduldig vor ihm und verschränkte nun die Arme vor der Brust. Der Dämon schmunzelte, selbst mit seinen beinahe neunzehn Jahren war Ciel noch immer ein halbes Kind. Und Sebastian müsste lügen, würde er diesen Umstand nicht irgendwie anziehend finden. „Hör auf dich einzuschleimen“, zischte der Junge ungehalten und brachte Sebastian lediglich belustigt zum Grinsen. „Aber aber, solche Worte aus Eurem Munde“, belehrte der Butler und wedelte mit seinem Zeigefinger tadelnd vor den Augen des Earls. Der biss sich kurz auf die Unterlippe und murrte dann wieder leise. „Ich kann noch ganz andere Worte in den Mund nehmen“, lächelte er gekünstelt und zuckte leicht zusammen, als er Sebastians wahrlich verwegenes Grinsen sah. „Wahrlich, nicht nur Worte, wie es mir am heutigen Morgen erschien.“ Sogleich wurden Ciels Wangen von einer gesunden Röte heimgesucht, die ihn im Augenblick noch unwiderstehlicher für den Dämon aussehen ließ. „Halt den Mund!“ Damit lehnte sich Ciel etwas auf seinem Bett zurück, um seinen Fuß zu heben, damit Sebastian ihm die Schuhe auszog. Dieser verbeugte sich leicht und begann wie jeden Abend mit seiner Arbeit, jedoch in Gedanken längst bei einer ganz anderen Angewohnheit. Seit Monaten taten sie nichts anderes, beinahe jeden Abend fiel der Dämon wie ein ausgehungertes Tier über den verführerischen Jungen her, der sich noch nie ernsthaft gegen diese Behandlung gewehrt hatte. Ciel schien heute jedoch eher gestresst als erfreut über ihre Zweisamkeit und Sebastian wusste sehr gut woran das lag. Langsam öffnete er die Schleife am Hals des jungen Adligen, der – wie bereits von Sebastian erwartet – nach seinem Arm griff. Trotzige Augen und ein erwartungsvoller Blick trafen ihn und brachten ihn innerlich zum Lächeln. Unter allen Menschen, die dem Dämon jemals begegnet waren, war Ciel Phantomhive wahrscheinlich noch immer einer der eindrucksvollsten. „Du hast mir meine Frage nicht beantwortet“, sprach er leise und griff nach Sebastians Krawatte, um den Butler zu sich zu ziehen. Dieser ließ sich die Behandlung nur zu gern gefallen, war er den Lippen seines Schützlings nun noch näher als vorher. Doch er wusste, dass er ohne eine zufriedenstellende Antwort von dem Earl kaum etwas erwarten konnte. Verspielt hauchte Sebastian gegen die hellen Lippen Ciels, der ein leises Knurren von sich gab und den schwarzhaarigen Mann für einen Moment ganz verrückt machte. Manchmal fühlte er sich wirklich von seinen eigenen, manchmal sehr animalischen Trieben übergangen. Doch er würde sich zusammenreißen. „Meine Worte, die euch noch jetzt in den Ohren verharren?“, fragte er unsinnigerweise und brachte Ciel zum leisen Auflachen. „Sei nicht so arrogant“, schmunzelte er, doch Sebastian zuckte nur mit den Schultern. Selbstverständlich waren seine Worte arrogant, er hatte auch allen Grund es zu sein. Ciel wusste es nicht, aber in diesem halben Jahr hatte sein Butler Dinge mit ihm getan, die mehr darauf hindeuteten, wem der Junge gehörte als umgekehrt. Doch dieser wollte davon nichts wissen. „Ich habe dich nur geweckt und dir einen kleinen „Zauber“ zugeflüstert“, erklärte der Dämon arglistig. Ciel sah ihn misstrauisch an. „Zauber?“, wollte er nüchtern wissen. Sebastian lachte leise und leckte leicht über Ciels Lippen. „Ja, einen Zauber. Er bewirkt nicht viel und gleichermaßen erklärt er, wem du gehörst“, wisperte die raue, kalte Stimme des Butlers, die Ciel oftmals zum Schaudern brachte. Dieser verzog jedoch nur sein Gesicht und ließ die Krawatte Sebastians los, welchen er mit erstaunlicher Kraft zu sich aufs Bett zog und sich mit ihm so herumrollte, dass er auf dem schlanken Mann saß. Innerlich war Sebastian ein wenig überrascht. Soviel Geschick und Kraft hätte er seinem Herrn niemals auf einmal zugetraut. Nicht dass er an dem Jungen zweifelte, aber er war immer noch ein Mensch. „Ich gehöre dir also?“, fragte der Junge und starrte vielsagend in die roten Augen des Dämons. Eine Hand wanderte tief unter sein eigenes Hemd, schob es etwas nach oben, ehe er es sich einfach über den Kopf zog. Einzig seine Hose kleidete den Earl jetzt noch, während er mit überraschendem Geschick die Krawatte des Butlers löste. „Lass dir eines gesagt sein, Dämon!“, zischte die leise, beinahe schneidende Stimme des jungen Adligen, während er Weste und Hemd des Anderen soweit aufknöpfte, dass seine Finger fest über die Brustwarzen streichen konnten. „Ich gehöre dir nicht! Meine Seele mag irgendwann dein sein, aber mein Körper gehört mir allein. Nur weil ich dir erlaube mich kurzzeitig zu verführen, heißt das nicht, dass ich mich dir völlig hingebe.“ Ciels Stimme war drohend, während seine Finger fest an den kleinen Erhebungen zogen. Sebastian für seinen Teil beobachtete die Emotionsspiele im Gesicht seines Masters, zuckte leicht bei den Berührungen an seinem Leib und war gebannt von soviel Missgunst. Dennoch war er eher belustigt als erstaunt. Ciel versuchte noch immer klarzustellen, dass er voll und ganz Herr über sich selbst war. Doch schon seit langem war dem nicht mehr so. Bereits als der Junge sich das erste Mal dem Dämon hingegeben hatte, war ein weiterer Teil dessen Seele in seine Hände gefallen. Und er genoss dieses Machtspielchen in vollen Zügen. Ciel lehnte sich erneut hinab und wisperte gegen die Lippen des Dämons: „Du wirst mich die nächsten Tage nicht anrühren, bis ich dir wieder erlaube es zu tun.“ Innerlich knurrte der Dämon in Sebastian ungehalten. Ihm einfach zu verbieten, seinen Besitz anzurühren. Doch der Butler selbst gab keinen Laut von sich, seufzte nur leise genüsslich, als sich Ciels Lippen auf die seinen legten. Dieser Bengel, er würde ihn irgendwann noch völlig verrückt machen! Und doch fand er den Gedanken interessant. Er selbst konnte sich – wenn auch schwer – gewiss einige Zeit zurückhalten. Doch wie sah es mit Ciel selbst aus? Dieser löste sich nun langsam von Sebastian und sah ihn kühl an. „Das ist ein Befehl“, fauchte er, worauf der Butler sich ein wenig aufsetzte und den Kopf neigte. „Ich habe verstanden“, meinte er leise und sah dem Earl dann direkt in die Augen. „Du wirst es zutiefst bereuen.“ Verwirrt fand sich der junge Adlige auf seinem Bett wieder, während Sebastian gemächlich aufstand und seine Kleidung richtete. „Drohst du mir?“, zischte Ciels ungehaltene Stimme, worauf Sebastian nur leise lachte und sich umdrehte. „Keineswegs“, meinte er mit einem mehr als scheinheiligen Lächeln. Langsam kam er auf den Earl zu und ging vor ihm in die Knie. „Schließt Euer Verbot meine natürlichen Pflichten als Euer Butler ein?“, fragte er, wenngleich der doch längst wusste, welche Antwort darauf folgen würde. „Tzz“, machte der Junge und überschlug die Beine. „Selbstverständlich nicht.“ Damit war das Thema vorerst unrelevant geworden. Doch Sebastian wusste bereits jetzt, dass dieser Befehl seinem Master schon sehr bald unheimlich an seinen sonst so starken Nerven zehren würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)