Mission: Bonds von Yuukou (Dritter Teil der Partner-FFs von FrecheGurke und Nebelland) ================================================================================ Kapitel 18: Ein blindes Huhn gewinnt auch mal einen Kampf --------------------------------------------------------- Narutos POV „Och, nee, verdammt, ist denn heute Weihnachten oder was?!“, fluchte ich genervt, als mich im Eingang des Hotels jemand aus der Menschenmenge, die sich hier drängte wortwörtlich ins Innere schubste und ich dabei erstmal Teile meines Einkaufs über den Eingangsbereich verteilte. Knurrend hob ich sie wieder auf, als plötzlich jemand meine rein rhetorisch gemeinte Frage beantwortete: „Weihnachten nicht, aber das alljährliche Feuerwerksfest.“ Ich blickte ein wenig überrascht auf und sah den älteren Mann, der vorhin beim Einchecken schon neben der Rezeptionistin, die jetzt offenbar verschwunden war, gesessen hatte. Er war vermutlich in Oma Tsunades Alter, hatte allerdings nur vereinzelt graue Strähnen in den kurzen braunen Haare und mehrere Lachfalten im Gesicht. Er hatte zuvor nicht gesprochen, als die Frau am Schalter uns – unvermeidlicher Weise – für ein Pärchen gehalten hatte und uns – wiedermal – ein Zimmer mit Ehebett gegeben hatte. Wir hatten uns gar nicht erst die Mühe gemacht zu protestieren, irgendwann war man es einfach satt. Inzwischen war ich so weit, dass es mich eher überraschen würde, wenn uns endlich mal jemand getrennte Betten geben würde… Wie auch immer, der Alte lächelte mich nett an und so fragte ich ohne groß nachzudenken nach: „Feuerwerksfest?“ Er nickte nachdenklich und deutete nach draußen, wo sich immer mehr Menschen zusammenfanden. „Ja, dann ist immer alles gerammelt voll.“, erklärte er ruhig, während ich die Packung Milch aufhob, die noch auf dem Boden lag, sie auf meine ohnehin zu volle Tüte packte und ein Stück näher kam, „Ab zwei machen sämtliche Geschäfte nach und nach zu und dafür die Stände auf.“ Ein Blick auf die Uhr ließ mich schlucken. Wäre ich auch nur wenig später losgegangen wäre das nichts mehr geworden mit dem Einkaufen – und dann wäre es umständlich geworden. Wir hätten uns doch in dem kleinen Dorf noch die Zeit nehmen sollen, aber irgendwie war das untergegangen und ich wollte es Sasuke auch nicht unbedingt zumuten mit mir durch die vollen, engen Läden zu laufen… „Und genau acht Stunden später gibt es ein gigantisches Feuerwerk. Ein schönes Spektakel.“, fügte er leicht nachdenklich hinzu und warf mir dann seltsamerweise einen etwa traurigen Blick zu, den ich nicht recht verstand. Waren wir zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen? Ehe ich nachfragen konnte, bemerkte er offenbar, dass ich ihm nicht ganz folgen konnte, denn er seufzte leise und lehnte sich auf die Rezeption. „Es tut mir leid, dass du und dein Kamerad es nicht genießen könnt.“ Das stimmte. Ich hatte innerlich schon halb in Erwägung gezogen Sasuke zu fragen, ob wir hingehen wollten, aber mir war grade noch rechtzeitig eingefallen, dass das keine so gute Idee war. Nicht nur, dass es noch voller sein würde und er ohnehin kein zu großer Freund von Feiern war, nein, er hätte absolut gar nichts davon. Ich sah ein wenig belämmert zu Boden, bis mir einfiel: „Sekunde, Sie wissen…?!“ Weiter kam ich nicht, er lachte humorlos auf. „Dass dein Freund blind ist? Ich kann nicht gerade behaupten, dass es nicht offensichtlich wäre. Nur Menschen wie Midori“, er meinte vermutlich die Angestellte, die uns empfangen hatte, „sind einfach zu unaufmerksam, um es zu sehen.“ Er schnaubte sacht, ehe sein Blick auf einmal weicher wurde. Es erinnerte mich ein bisschen an Tsunade, wie er mich ansah… ich war mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht war. Ich konnte ihn nur leicht fassungslos ansehen. So viel zum Thema mich überraschen… Auf einmal lachte der alte Mann auf und der zunehmend ernst gewordene Ausdruck verschwand wieder aus seinem Gesicht. „Guck doch nicht so entsetzt. Ich war auch mal ein Ninja, weißt du? Ehe ich das Hotel hier eröffnet habe, habe ich auch für unser Land gekämpft.“ Grinsend zog er ein Stirnband aus seiner Jackentasche und zeigte es mir zwinkernd. „Hey, Teme, ich bin wieder da!“, rief ich, während ich meine Einkaufstasche auf dem Tisch ablegte und den Schattendoppelgänger auflöste, den ich für alle Fälle bei ihm gelassen hatte und der, wie mir Sekundenbruchteile später klar wurde, alles andere als begeistert vom angebotenen Fernsehprogramm war. Ich zuckte die Schultern und räumte aus. Immerhin hatte er getan, worum ich ihn gebeten hatte und war mit Sasuke den Grundriss des Zimmers durchgegangen inklusive Entfernungen zwischen den Gegenständen. Dieses Zimmer war deutlich klarer strukturiert, als das letzte. Es war quadratisch und nicht allzu groß. Die Tür lag dicht an einer der Ecken des Raumes, links daneben führte eine weitere Tür zu einem kleinen Bad mit Waschbecken, Toilette und Badewanne inklusive Duschvorrichtung, das etwa ein Viertel der Gesamtfläche einnahm. Ansonsten standen in dem Bereich eine kleine Garderobe und ein großer Schrank. Ging man geradeaus, kam man zu einem Tisch mit zwei Stühlen und einer Kommode, auf der ein Fernseher stand, der nach links in Richtung der von der Tür aus am weitesten entfernten Ecke ausgerichtet war, in der ein großes Ehebett stand. Das Zimmer selbst war sehr sauber und funktional gehalten, das einzige, was ich bemängeln würde, war die Dekoration. Woher auch immer Sasuke das gewusst hatte, alles hier war sehr… Pilzlastig. Egal, ob Lampen, Ziergegenstände oder Bettpfosten, einfach alles hatte Pilzform. Die Möbel selbst waren dunkel und schlicht, der Raum in erster Linie in hellen Brauntönen gehalten. Ich schätze mal, es sollte wäldlich wirken… mein Geschmack war es nicht, aber es hätte schlimmer sein können. Abgesehen davon hielt ich es nicht für sonderlich ratsam mich über etwas zu beschweren, das Sasuke nicht einmal wahrnehmen konnte. Der lag gerade übrigens rücklings auf der linken Seite des Bettes und schien an die Decke zu starren, doch inzwischen merkte ich, dass er leicht den Kopf in meine Richtung drehte – sein Zeichen dafür, dass er meine Anwesenheit durchaus bemerkt hatte, er richtete sein Ohr in meine Richtung aus – leicht verstörend, wenn man es nicht gewohnt war, wenn ich ehrlich bin. Gut, dass er das nicht die ganze Zeit über machte. „Ich hab’ dir was mitgebracht.“, meinte ich lächelnd. Ich wusste dank meines Doppelgängers, dass er die meiste Zeit damit zugebracht hatte die Entfernungen im Raum in Schritten abzuzählen und ein wenig zu dösen. „Was?“ Er hob wenig interessiert eine Augenbraue. Ich schmunzelte. „Sag du es mir.“, kommentierte ich in einem Versuch die noch immer unangenehme Gesamtsituation aufzulockern, fasste sacht seinen Arm und legte ihm eine der Tomaten hinein. Er sah einen Moment lang skeptisch in meine Richtung, ehe er sich weiter aufsetzte, seine zweite Hand hinter dem Kopf hervornahm und sacht über die Frucht strich. Erst runzelte er die Stirn, doch dann plötzlich kroch langsam ein Lächeln auf seine Lippen und er biss ohne weiter zu zögern hinein. „Du hast lange gebraucht.“, merkte er an, als er den ersten Bissen herunterschluckte, woraufhin ich trotz allem erst mal nickte. „Ich weiß, es ist verdammt voll da draußen.“ Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Sasukes ruhige Fassade für einen Herzschlag brach und er bei dem Gedanken offenbar zusammenzuckte, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. Ich überging das lieber und erklärte: „Ich hab mit dem Besitzer dieses Hotels gesprochen – übrigens ein sehr netter, ehemaliger Ninja namens Youta – und er hat mir erklärt, dass heute das Feuerwerksfest stattfindet. Ein Glück, dass ich sofort los bin, sämtliche Geschäfte haben inzwischen geschlossen.“ Ich verstaute die letzte Packung auf dem Tisch und packte die Tasche zur Seite, ehe ich mich neben Sasuke aufs Bett fallen ließ, was ihn erneut kurz zucken und mich kurz entschuldigend das Gesicht verziehen ließ, was ihm natürlich wenig half. „Sorry.“, meinte ich und fuhr schnell fort, ehe er genauer darauf eingehen konnte, „Also, auf jeden Fall brauchen wir heute gar nicht erst zur Bibliothek zu gehen, die hat eh zu – genauso, wie alles andere auch.“ Sasuke zuckte scheinbar unberührt die Schultern. „Das wird ein langweiliger Tag. Aber immerhin kannst du mich nicht wieder im Kartenspiel schlagen…“, fügte er grummelnd hinzu und mir wurde zu spät klar, dass er gerade daran gescheitert war einen Scherz zu machen. Ihm offenbar auch, denn er verzog unwillig das Gesicht und wechselte das Thema. „Ich weiß, dass du mehr als eine Tomate gekauft hast. Wo hast du sie hingepackt?“ „Dein Nachttisch.“, merkte ich kurz an, woraufhin seine Hand relativ zielsicher zu dem kleinen Beistelltischchen huschte und nach der nächsten Frucht suchte. „Was ich sagen wollte, Youta hat mir angeboten, dass wir sein Schwimmbad im Keller des Hotels benutzen dürfen, obwohl es eigentlich geschlossen ist. Er meint, falls du in Ruhe mal ein wenig Bewegung brauchst.“ Sasuke hob mitten im Biss fragend eine Augenbraue und in dem Moment wünschte ich mir, ich hätte einen Fotoapparat dabei, das sah einfach zu herrlich aus! „Größe des Beckens?“ „Standardmaße.“ „Wassertiefe?“ „Von zwei bis drei Meter.“ „Und es sieht uns niemand?“ „Nein, der Raum hat keine Fenster.“ „Wie hoch ist der Wasserstand im Vergleich zum Becken?“ „Die Differenz ist so etwa zwei Handbreit würde ich sagen.“ Ein ungewöhnlich breites Grinsen erschien auf Sasukes Gesicht, als er kommentierte: „Perfekt.“ Seit wann es ihn kümmerte, ob ihm jemand beim Schwimmen zusehen konnte, war mir ein wenig unbegreiflich, aber er war ohnehin seit dem Angebot, ob wir schwimmen gehen wollten, seltsam gut gelaunt. Wie Youta versprochen hatte, waren wir alleine. Er hatte mir den Schlüssel gegeben und ich hatte hinter uns wieder abgeschlossen, sodass wir wirklich ungestört blieben. Der Raum selbst war nicht sehr viel größer als das Becken, am Rand war gerademal Platz für ein paar Bänke, und tatsächlich fensterlos. Youtas Erklärung war gewesen, dass Baugrund teuer war und man lieber Platz sparend nach unten baute… seltsam, aber was soll’s, uns kam es gerade recht. Ich stand vor einer der Bänke, auf die ich gerade unsere Handtücher legte, während Sasuke neben mir saß und kurz die Augen geschlossen hatte, als wollte er nachdenken. Wir waren schon in unseren Badeshorts bekleidet, die einen herrlichen Kontrast boten, hätte sie irgendjemand sehen können. Ich hatte damals im Geschäft einfach nicht widerstehen können und letzten Endes doch eine knallig orange mit einem kleinen roten Wirbel links am Bein gekauft. Sasukes war, wenig überraschend, tiefes ultramarin mit einem aufgestickten Fächer links dicht unter dem Bund. „Hast du den Verbandskasten?“, fragte Sasuke plötzlich und wand den Kopf zu mir um. Aus irgendeinem Grund hatte er darauf bestanden, dass ich ihn mit hier herunter nahm. „Ja.“, meinte ich langsam doch ein wenig argwöhnisch, „Aber ich weiß echt nicht, was du damit willst. Glaubst du wirklich, ich lass zu, dass sich einer von uns verletzt?“ Sasuke schmunzelte noch immer. „Trottel. Gib schon her das Ding.“ Zögerlich drückte ich es ihm in die ausgestreckte Hand und er fummelte einen Moment am Öffner herum, bis der kleine, graue Kasten aufsprang und Sasukes Hand ins Innere wanderte. Es war seltsam ihm zuzusehen, er machte sich nicht die Mühe auf das zu sehen, was er tat. Okay, es hätte ihm nicht viel gebracht, aber trotz allem hielt er den Blick nach oben und auch noch etwa auf Höhe von mir gerichtet. Es sah… falsch aus. Eine knappe Minute suchte er offenbar etwas und ich war kurz davor etwas zu sagen - während ich parallel schon seinen Körper scannte, ob er verletzt war - als Sasukes Miene sich leicht aufhellte und er den Kasten zur Seite auf die Bank legte. In seiner Hand hatte er einen Verband und zwei Mullpads. Ich runzelte die Stirn. „Sasuke? Was wird das?“ Er grinste schief und auf einmal sehr hinterhältig. Ich schluckte. „Komm, setz dich zu mir Naruto.“, meinte er dann. Ich wollte mich erst weigern, doch die Neugier siegte und ich tat es doch, allerdings mit Sicherheitsabstand von fast einem Meter. Sasuke schien das zu merken, er streckte die freie Hand in meine Richtung und rutschte näher, bis er gegen meine Brust stieß. Ich konnte nicht weiter zurück ausweichen – die Bank war da zu Ende -, also wartete ich stumm ab, als seine Hand meiner Brust hinauf zum Hals und von dort zum meinem Kopf folgte. An meiner linken Schläfe hielt er schließlich inne. „Schließ die Augen.“ „Warum?“ Wieder eine Spur fieser. Langsam machte mir sein Grinsen Angst. „Weil wir ein bisschen trainieren wollen und es unfair wäre nicht vorher gleiche Bedingungen zu schaffen.“ Ich verstand nicht, was er meinte, bis er fragte: „Du hast die Augen nicht zu, oder?“ „Was?“, platzte es aus mir aus, „Du willst ernsthaft, dass…?!“ Er nickte zufrieden. „Auch endlich verstanden, ja? Los, mach dir Augen zu, ich hab keine Lust hier ewig zu warten.“ Ich schüttelte den Kopf, was er natürlich merkte, da seine Hand noch immer an meiner Schläfe lag. „Ich halte das für keine gute Idee, wenn wir beide…“ „Naruto.“, unterbrach er mich ungeduldig, „Wir sind hier alleine, niemand kommt hier rein, ich habe gehört, wie du abgeschlossen hast. Der Raum ist abgeschottet und zum Großteil mit Wasser gefüllt, auf dem wir laufen können. Wenn was schief geht, landen wir weich. Was soll da passieren?“ Klar hatte er da recht, aber… ich wollte trotzdem nicht! „Einer von uns könnte unter Wasser die Orientierung verlieren!“ „Dann ist der andere auch noch da.“ „Wir könnten ertrinken!“ „Das bezweifle ich. So dumm bist nicht mal du.“ „Wir könnten uns den Kopf am Becken stoßen.“ „Normalerweise schwimmt man mit den Händen vorm Körper…“ „Wir könnten…!“ Mir fiel nichts mehr ein und sein siegessicheres Grinsen sagte mir, dass es aussichtslos war. „Mach die Augen zu, ich warte nicht länger.“, meinte er, während er die zweite Hand hob und mir eines der Pads ohne zu warten vors linke Auge hielt, „Du hast doch auch bestimmt Lust auf einen schönen, fairen Kampf, wie immer, oder? Ich sorge nur dafür, dass er fair ist.“ Ein paar Minuten später stand ich wenig begeistert auf dem Wasser des Schwimmbeckens, dort, wo nach meiner besten Schätzung etwa die Mitte der hinteren Hälfte war. In Wahrheit hatte ich allerdings nicht die geringste Ahnung, wo genau ich mich befand. Sasuke hatte mir nicht einfach eine Augenbinde übergestreift, er hatte mir die Augen dick verbunden und darunter die Pads gelegt, damit ich nicht mal die Lider heben und eventuell schummeln konnte. Meine Welt war im Moment damit genauso dunkel geworden, wie seine. Sekunde, war seine Welt im Moment dunkel? Ich hatte ihn nie gefragt. Vielleicht konnte er hell und dunkel noch unterscheiden, vielleicht sah er auch nur weiß, ich wusste nur, dass er weder mich noch den Weg vor sich sehen konnte, aber was genau er sah, wusste ich nicht. Sollte ich ihn bei Gelegenheit vielleicht mal fragen. Oder würde er das falsch verstehen? Moment mal, schummelte er am Ende und konnte doch…? Nein, selbst wenn er Licht und Schatten unterscheiden konnte – und das glaubte ich eigentlich selbst nicht - hier, im Kunstlicht, gab es keinen Schatten, es würde ihm also nicht das Geringste bringen. Wie kam ich eigentlich dazu ihm so was überhaupt unterstellen zu wollen? Die Wahrheit war wohl, mich machte die ganze Situation unheimlich nervös. Nicht mal unbedingt die Augenbinde selbst, sondern einfach die Tatsache, dass wir beide blind in diesen Kampf gehen würden. Während Sasuke und ich abends trainiert hatten, hatte auch ich hin und wieder mal mehr aus Spaß eine Augenbinde getragen, aber niemals wir beide gleichzeitig. Das veränderte die komplette Ausgangsposition und machte das ganze deutlich schwieriger. Mal ganz abgesehen davon, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach kein richtiger Kampf im eigentlichen Sinn werden würde, wenn wir beide nicht sauber zielen oder blocken konnten… Ich unterdrückte ein Seufzen. Es war eh zu spät, um jetzt feige umzukehren, also sollte ich lieber das Beste draus machen und es wenigstens mal versuchen. Immerhin war es auch ein wenig verstehen, was Sasuke grade erlebte, denn für den Augenblick nahmen wir die Welt ähnlich war, mit dem Unterschied, dass ich hinterher die Augenbinde wieder abnehmen konnte, während er noch drei Tage warten musste… Ich atmete tief durch. Die Luft roch ganz leicht nach Chlor, ein letzter Hauch des typischen Schwimmbadgeruchs, der aber stark genug war, um Sasukes Geruch vor mir zu verbergen. Ich war nicht ausgebildet jemandem am Geruch zu finden oder zu erkennen, Kiba hätte ihn an meiner Stelle sicher trotzdem orten können, aber ich konnte lediglich feststellen, dass Sasuke sich im selben Raum befand, nicht einmal ansatzweise, wo er war. Zu hören war ein leichtes Plätschern des Wassers, das nie ganz still zu sein schien. Ich lauschte auf Sasukes Atemzüge, aber da er das natürlich erwartet hatte, würde er versuchen sie möglichst gering zu halten, ebenso, wie ich mir alle Mühe geben würde, mein Chakra irgendwie vor ihm abzuschotten – weil wir wussten, dass der andere versuchen würde uns damit zu finden. Hören und riechen war vielleicht hilfreich, brachte aber im Moment wenig, den Geschmackssinn konnte man in einer solchen Situation eh vergessen – blieb also nur eins. Ich ging in eine leichte Auslage und hob die Hände. Nicht direkt vor mich, sondern in einem Mittelding aus Tastbewegung nach vorn und Blockhaltung, um den Körper zu schützen. Es sah wohl mehr als albern aus, aber es sah ja im wahrsten Sinne des Wortes niemand. Ich konzentrierte mich außerdem so weit es ging auf meine Füße. Ich fand es schwer genug den Chakrafluss konstant zu halten, um nicht ins Wasser zu klatschen – vor allem darauf auch noch zu laufen ohne es sehen zu können – aber vielleicht, nur vielleicht würden mich die Wellen warnen, ehe Sasuke zu nahe kam. Ich atmete ein letztes Mal tief durch, dann lief ich ganz langsam einfach vorwärts. Auf das das Spiel beginnen möge… Sasukes POV So etwas ist selten, doch ich konnte mir mein Grinsen schon eine ganze Zeit lang nicht verkneifen. Genau genommen ab dem Zeitpunkt, ab dem Narutos Augenbinde fest und sicher an ihrem Platz saß. Ich stand nach meinen Messungen (zwölf Meter) ungefähr mittig auf dem Schwimmbecken, das erste Mal seit zwei Tagen fast völlig locker und entspannt. Naruto dürfte mir gegenüber stehen. Mein Grinsen ist noch ein Stück breiter geworden, als ich gemerkt hatte, wie nervös Naruto gewesen war, als ich ihm die Augenbinde umgebunden hatte. Es ging mir auch gar nicht so sehr um den eigentlich Kampf, der gleich kommt. Selbst Naruto müsste wissen, dass es eher eine Rauferei werden würde, als ein disziplinierter und koordinierter Schlagabtausch. Ich fühlte mich bloß endlich… ebenbürtig. Die letzten Tage musste er immer auf mich aufpassen. Ich wäre ausgeliefert ohne ihn, doch nun waren die Fronten ausgeglichen. Wir beide konnten nichts sehen und hatten nur die restlichen Sinne zur Verfügung. Zwar musste ich einräumen, dass Narutos Sinne um einiges stärker waren als meine, doch hier im Schwimmbad würde es ihm kaum helfen. Es roch hier nach Chlor, das sollte andere Gerüche überdecken. Der Geschmackssinn half ihm eh nicht bei einem Kampf (außerdem hat er sich den Sinn durch seine jahrelange Fertigramenfresserei eh schon verdorben). Es blieben noch das Gehör und der Tastsinn. Beides hilfreich, besonders das Hören. Um dem vorzubeugen versuchte ich so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Ich konnte im Gegenzug besser sein Chakra wahrnehmen, aber das half mir in dem kleinen Raum auch wenig, da wir lange genug drin waren um ihn mit einem leichten Schleier von Chakra zu bedecken und Naruto wäre nicht so dumm sein Chakra extra ausströmen zu lassen. Plötzlich hörte ich ein leichtes Platschen… und noch eines. Naruto hatte sich in Bewegung gesetzt. Ich blinzelte leicht irritiert. Er war langsam… extrem langsam. Ich ging allerdings leicht in eine Abwehrstellung und horchte weiter hin. Er war ziemlich direkt vor mir, etwas links versetzt, würde ich sagen. So leise wie möglich versuchte ich mich nun auch vorwärts zu bewegen. Jetzt kannte ich ja seine ungefähre Position. Doch nachdem ich mich ein paar Schritte voran gewagt hatte, stellte ich fest, dass es schwieriger war, als ich dachte. Der geschlossene Raum hallte und das Plätschern war wesentlich schlechter festzulegen, als ich anfangs dachte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich merkte, dass es ein lustiges Gerate werden würde. Ich dachte noch, dass man wenigstens versuchen konnte seinen „Gegner“ auszumachen, doch das hatte sich scheinbar als Fehler herausgestellt. Vorsichtig bewegte ich mich weiter nach links, bis ich den Beckenrand spürte. Ich verzog leicht das Gesicht und machte mich auf, dass Schwimmbecken diagonal zu durchqueren. „Mist.“ Mein Kopf schnellte herum, als ich den leisen Fluch vernahm. Jetzt hatte Naruto sich verraten. Was wohl passiert ist? Hat er sich seinen Fuß am Beckenrand angehauen, oder doch eher die Kontrolle über sein Chakrafluss verloren und ist leicht ins Wasser gesunken? Ich drehte mich um und wollte gerade in die Richtung des Lautes gehen, als ich gegen etwas stieß. Fast sofort vernahm ich einen Aufschrei, während mich gleichzeitig etwas Hartes am Schlüsselbein traf. Ich keuchte auf. Naruto war doch schneller als ich dachte… oder ich hatte mich einfach in der Entfernung getäuscht, was in dem Raum leicht sein konnte. Noch während meinen Gedanken setzte ich zum Schlag an und traf ihn an einem Knochen. Ich nahm an, dass es die Schulter war. Er taumelte, fing sich aber und ich spürte, den Lufthauch eines weiteren Schlages. Natürlich versuchte ich auszuweichen, doch wir waren so nah bei einander, dass es äußerst schwer fiel. Ich bewegte mich so, dass der Schlag mich nur noch streifte. Während der Bewegung versuchte ich ihn mit der Handkante leicht am Kopf zu treffen, natürlich weder mit vollem Schwung noch mit Kraft. Es reichte allerdings und Naruto verlor die Chakrakontrolle und sank mit einem Bein ein. So fühlte es sich auf jeden Fall an, dass er mit der einen Körperhälfte stark zur Seite kippte. Er hatte sich automatisch an mir festgehalten und ich half ihm wieder aufs Wasser zu kommen. Angenehm stellte ich es mir nicht vor in einen schwarzen, in dem Moment endlos scheinenden Raum zu stürzten ohne den geringsten Anhaltspunkt, wo man war. Naruto allerdings nutze die Situation aus und stieß mich weg. Arsch… Durch die kleine Rangelei und dem Adrenalin in unseren Adern atmeten wir heftiger und Naruto dürfte kein Problem haben dadurch festzustellen, wo ich war. Selbst ich hörte ihn vor mir. Einen Lidschlag später spürte ich, wie Naruto mich seitlich am Saum der Badehose packte und mir die flache Hand gegen den Brustkorb schlug. Ich taumelte zurück hielt mich aber gerade rechtszeitig noch an Narutos Schulter fest. Er zischte auf. Da ich nun genau wusste wo er war, trat ich ihn ohne zu zögern und ohne zu viel Kraft in die Magengrube. Keuchend sank er kurz zusammen, bevor er im Knien meine Kniekehle griff. Er zog sie mit Schwung zu sich her und ich fiel nun endgültig auf den Rücken. Gut, dass ich eine sichere Chakrakontrolle besaß, so konnte ich mich auf dem Wasser halten und schnell wieder aufstehen. Ich hatte die Orientierung verloren und wusste im ersten Augenblick nicht, wo Naruto war. Doch ich hörte seine Schritte und spürte, wie er plötzlich meine linke Seite rammte. Ich versuchte mich nach rechts fallen zu lassen und den Schwung von seinem Angriff zu nutzen, um mich zu drehen. Noch während der Drehung streckte ich meinen Arm aus und traf Naruto am Rücken. Ohne zu zögern setzte ich noch einen Schlag nach, der jedoch mitten ins Nichts lief. Ich ging ein paar Schritte rückwärts. Mein Gehör sagte mir, dass Naruto relativ direkt vor mit stand, als er zischend die Luft ausstieß. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, seine zweite, wie sie sich fälschlicherweise in meine Brust krallte! Ich hatte keine Ahnung, was Naruto damit bezwecken wollte und auch keine Chance das noch rauszufinden, denn in dem Moment schrie er leicht auf, anscheinend hatte er die ganze Kontrolle über sein Chakra verloren. Er fiel in das warme Nass und zog mich unerbittlich mit sich. Ich hatte keine Zeit nach Luft zu schnappen, als das Wasser mich verschlang. Fast sofort hatte ich Druck auf den Ohren. Naruto und ich überschlugen uns, er hatte meine Schulter immer noch nicht losgelassen und im ersten Moment wand ich mich panisch in Narutos Griff. Dann machte ich meinen Kopf klar und wurde schnell ruhiger. Sobald wir nicht weiter nach unten trieben, spürte ich einen leichten Sog, der mir sagte, wo die Oberfläche war. Bevor ich ihm allerdings folgen konnte, zog mich Naruto mit sich. Prustend und keuchend kamen wir wieder an die Wasseroberfläche. „Ich wusste, dass es eine blöde Idee war!“, herrschte mich Naruto sofort an. Ich hatte den dumpfen Verdacht, dass er sich der Augenbinde entledigt hatte. „Reg dich nicht auf. Ich hätte es auch ohne dich wieder an die Luft geschafft.“, knurrte ich. Er schnaubte abfällig. Ich kletterte auf die Oberfläche und setzte mich neben Naruto, der immer noch im Wasser schwamm. Dadurch, dass ich auf dem Wasser saß spürte ich die Schwingungen von Narutos Beinschlägen. Naruto stützte sich sogleich auf meine Oberschenkel, um über Wasser zu bleiben. „Hast du deine Augenbinde noch auf?“, fragte ich argwöhnisch. Ich hörte kurz ein kaltes, ironisches Lachen: „Natürlich nicht! Ich habe sie gleich abgerissen, als wir unter Wasser waren.“ War ja klar… „Du bist doch bloß beleidigt, weil du dich nicht auf dem Wasser halten konntest.“, stichelte ich auf Naruto ein, der still geblieben ist. Ich hörte ihn übertrieben empört nach Luft schnappen: „Na, warte, Teme. Mir einfach so etwas zu unterstellen.“ Er packte mich am Fuß und zog mich wieder zu sich ins Wasser. „Hey!“, rief ich und fing an ihn mit Wasser zu bespritzen. Er lachte und spritze zurück. Es war eine ziemlich unfaire Spritzerei, da er ohne Probleme abtauchen konnte - im Gegensatz zu mir. „Dobe, warte, ich möchte gleich noch ein paar Bahnen schwimmen… Naruto?“ Ein Aufschrei blieb in meiner Kehle stecken, als mich plötzlich etwas am Fuß packte und nach unten zog. Naruto ließ mich schnell wieder los, so dass ich noch nicht einmal weit genug unter Wasser war, dass meine Hände, die durch den Schwung hochgerissen wurden, damit bedeckt waren. Ich spürte Narutos Körperwärme, als er an mir vorbeitauchte. Anstatt wieder zur Wasseroberfläche zu schwimmen, versuchte ich mir Naruto zu schnappen und ihn unten zu halten. Er stieg sofort mit in das Spiel ein und tauchte zu mir herunter. Wir umspielten uns unter Wasser, hielten den anderen davon ab weg zu schwimmen und drückten uns gegenseitig immer ein bisschen tiefer. Dadurch dass wir uns fast ununterbrochen berührten, hatte ich kein Problem ihn immer zu finden. Normalerweise wäre es mir vielleicht auch unangenehm geworden, doch in unserer Rauferei war es nebensächlich. Wir hatten den Grund gerade erreicht, als mein „Aufpasser“ wohl beschlossen hat, dass ich lange genug unter Wasser war. Er schlang seinen Arm locker um meine Taille und stieß sich vom Boden ab. Wir holten tief Luft, ich war kurz davor etwas zu seinem Benehmen zu sagen, als er laut auflachte: „Ok, das war lustig.“ Ich schloss den Mund wieder und schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Ich will noch ein paar Bahnen schwimmen.“, informierte ich ihn, „In welche Richtung muss ich?“ „Was? ...Achso, äh.“, er berührte mich leicht an der Wange und drehte meinen Kopf in die Richtung, die er meinte. „Du hättest auch einfach `links` sagen können, danke.“, knurrte ich leise. „Schwimm einfach…“, blubberte Naruto. Sein große Klappe war wohl halb unter Wasser. Schon nach kurzer Zeit merkte ich, wie sich meine Verspannung zwischen den Schulterblättern löste. Das Schwimmen tat mir unglaublich gut. Mit kräftigen Bewegungen zog ich mich Bahn für Bahn durchs Wasser. Am Anfang bin ich noch etwas schief geschwommen, Naruto hatte mich dezent wieder auf die Bahn gedrängt, doch nach der dritten Runde konnte ich ziemlich gerade schwimmen. Außerdem bekam ich ein Gefühl dafür, wann das Becken zu Ende ist. Die ersten Bahnen bin ich zaghafter geworden, je länger wir geschwommen sind und je eher ich das Gefühl hatte bald mal eine Wand treffen zu müssen. Nach gefühlten zwanzig Minuten hatte Naruto keine Lust mehr und sich zum Beckenrand hin verabschiedet. „Das ist blöd!“, rief er zu mir rüber. Irritiert hielt ich an. „Was?“ „Wir machen gar nichts mehr! Wir schwimmen nur noch!“ Seufzend schwamm ich zu ihm und lehnte mich auf den Beckenrand. Ich hörte, wie Naruto zu mir rutschte. „Dobe, was hast du in einem Schwimmbad erwartet? Eine Laserlightshow?“ „Vorher haben wir auch was Lustigeres gemacht…“, quengelt er, wie ein kleines Kind. Ich zuckte mit den Schultern und wendete, um wieder in die Bahnmitte zu kommen. „Du kannst dir ja das Feuerwerk anschauen und mich in drei Stunden hier abholen.“ „Warte, Sasuke!“, er fasste mich an der Schulter, ließ aber sofort los, als ich erschrocken zusammenzuckte, „Gomen…“ Ich schüttelte abwehrend den Kopf und drehte mich wieder zu ihm. „Also… äh… ich hätte da mal eine Frage…“, fing er an zu stottern. Okay, was sollte das jetzt? „Wenn du sie nicht beantworten möchtest ist es in Ordnung… ich meine, ja nur, dass…“ „Dobe!“, unterbrach ich ihn. Er räusperte sich: „Ja, stimmt. Ich wollte eigentlich nur fragen, was du siehst.“ Ich runzelte leicht die Stirn, worauf er schnell erklärte: „Ich meine, kannst du Lichtunterschiede wahrnehmen… oder sogar Schemen erkennen?“ Wir hielten es anscheinend echt nicht aus vier Tage den anderen in Ruhe zu lassen und mussten echt alles über ihn wissen… obwohl es nur vorübergehend war! Da kam mir eine Idee. „Naja, wenn man es ganz genau nimmt, kann ich dich jetzt ziemlich gut erkennen.“ „Was?“, Naruto hat sich so schnell nach vorne gelehnt, dass er fast wieder ins Wasser gefallen wäre, „Das meinst du doch nicht ernst, oder?“ „Hn, dein Gesichtsausdruck ist ziemlich geschockt. Du hast die Augenbrauen gehoben und sie dabei leicht zusammen gezogen… jetzt ändert sich gerade deine Miene, dein Mund öffnet sich langsam und deine Augen werden größer, während sie deine Hände leicht auf dem Beckenrand verkrampfen. Um sicherzugehen, dass ich Recht habe, huscht dein Blick nun zu deinen Händen.“ „Sasuke!“, schrie er plötzlich und ließ sich ins Wasser gleiten, „Du kannst so gut schauen? Wieso dann das ganze Theater? Außerdem war dann der Kampf eben total unfair!“ Ich schmunzelte leicht… also hatte ich Recht. „Dobe“, meinte ich beschwichtigend, „das habe ich doch nicht ernst gemeint. In Wahrheit…“, ich stockte, dann schaute ich bemüht betroffen zur Seite, „Ich werde Sakura wohl nie wieder ansehen können.“ „Wieso?“, kam es unsicher, ziemlich fertig und leicht verzweifelt von Naruto. „Ich werde immer wieder vor ihr zurückweichen… nur weil es mich an diese Situation erinnert. Eigentlich wollte ich es dir nicht sagen.“ „Sasuke???“, nun hörte sich der Blondschopf wirklich verzweifelt an, er packte mich leicht an den Schultern. „Ich sehe nämlich nur noch pink. Eine einzige pinke Fläche erstreckt sich vor mir. Es ist richtig grell!“ Auf meine Worte folgte eine bedrückende Stille. In meinen Gedanken wechselte Narutos Miene gerade von überrascht zu betroffen, zu argwöhnisch, leicht schuldbewusst und mitleidig. Meine Vermutung bestätigte sich halbwegs als er ein schwaches „Oh, Mann.“ zwischen den Zähnen hervor stieß. Da hielt ich es nicht mehr aus. Ich schlug lachend die Hand vor meinen Mund, versucht das Geräusch zu unterbinden. „Dass du mir das echt abkaufst!“, presste ich kichernd zwischen meinen Fingern hervor. „Äh… Teme! Du bist so ein Arsch. So einen riesen Mistkerl, wie dich habe ich noch nie gesehen! Du blöder Bast…“, er verkniff sich die letzte Beleidigung tauchte mich aber mit Kraft unter Wasser, nur um mich sofort wieder zur Wasseroberfläche zu holen. Ein leises Lachen klang zwischen meinem Husten hervor, da ich aus Versehen Wasser geschluckt hatte. „Mann, das ist doch nicht wahr.“, grummelte er fassungslos. Ich hörte wie er sich auf den Beckenrand setzte und die Beine aus dem Wasser nahm. „Warte, Naruto.“, meinte ich noch leicht lächelnd und versuchte nach seiner Hand zu greifen. Das ging natürlich daneben, meine Mundwinkel glitten automatisch wieder nach unten, als ich mein Pokerface aufsetzte. Diese Hilflosigkeit… diese Unkoordiniertheit… wie ich es hasste. Meine Hand schwebte noch in der Luft, als Naruto sie nahm. Er ließ sich wieder zu mir ins Wasser gleiten und übergab meine Hand dem kühlen Nass. Ich atmete tief durch und schaute schräg nach oben: „Ich sehe rein gar nichts. Nur Schwärze. Es ist, als wärst du beim Spiel „blinde Kuh“ derjenige, der die Augenbinde aufsetzten muss. Doch du kannst sie nicht mehr abnehmen und deine Freunde sind schon längst vor dir weggelaufen und haben dich vergessen.“ Betretenes Schweigen machte sich breit. „Okay… danke, dass du so offen warst.“, murmelte Naruto und berührte mich ganz leicht an der Wange. Naja, dass „meine Freunde“ mich vergessen haben, stimmt nicht. Der Vergleich hinkt… Ich lächelte leicht. „Noch Fragen, oder darf ich weiter schwimmen?“ „Klar, aber dir macht es doch nichts aus, wenn ich am Rand bleibe, oder?“, meinte Naruto mit einem verlegendem Lachen. „Hn, fauler Sack.“, meinte ich schmunzelnd, als ich wieder auf meine Bahn schwamm. „Hey, das habe ich gehört!“, kam es hinter mir empört. So fing ich wieder gleichmäßig an meine Bahnen zu schwimmen. Zug um Zug nahm ich wieder an Geschwindigkeit auf, bis ich mein vorheriges Tempo erreicht hatte. Mit der Zeit steigerte ich es weiter. Ich hatte gehört, wie Naruto sich aus dem Wasser gehievt hat und nahm an, dass er seitdem auf einer der Bänke bequem gemacht hatte. Ich konnte mir gut vorstellen, wie er mit aufgestellten Beinen auf ihr lag, die Hände unter dem Kopf und mit dem Kopf zu mir gewandt. Ein Auge, in meinen Gedanken, zu und das andere dösig halb geschlossen, so dass er mich zwar immer noch beobachten konnte, aber er auch ohne Probleme in seine Traumwelt schweben könnte. Ob er im Moment echt merkte, wenn ich mir einen Krampf holen und absaufen würde? Ich überlegte einen Augenblick, ob ich es mal so tun sollte, um mal zu sehen, was dann passiert, bevor ich den Kopf schüttelte. Erstmal hatte ich keinen Zweifel, dass er sofort ins Wasser springen würde und dann wollte ich mir lieber doch nicht diese Blöße geben. Dass ich ernsthaft einen Moment drüber nachgedacht hatte, zeigte, dass ich für meine Verhältnisse schon fast in einer euphorischen Stimmung war. Die Bewegung tat mir echt gut. Ich nahm an, dass ich zwei Stunden geschwommen bin, als ich zum Rand tauchte. „Dobe?“, fragte ich in den Raum hinein. Ich wusste nicht genau, wo er war. „Hallo, Usuratonkachi, antworte!“ Anstatt einer Antwort hörte ich nur leise Schnarchgeräusche. Das gibt es doch nicht! Er ist eingepennt? Ich schwamm ein Stück in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Dann kletterte ich aus dem Becken und tastete nach der Bank. Als ich sie gefunden hatte, fühlte ich bei ihr entlang, bis ich Narutos Füße berührte. Langsam fuhren meine Finger über seinen Körper, bis ich an seinem Kopf ankam. Dort bemerkte ich eindeutig die ruhigen Atemzüge. Ja, der war definitiv im Land der Träume… Zuerst macht er so einen Aufstand und lässt mich noch nicht einmal so lange unter Wasser, wie ich will und dann pennt der Typ ein? Bestimmt zum hundertsten Mal schüttelte ich den Kopf über soviel Dumm… nein eher, Narutoheit. Ich hatte gefühlt, dass Naruto sein Handtuch umhatte, das hieß meines musste auch hier irgendwo liegen. Kurze Zeit später hatte ich es ertastet und trocknete damit meine Haare, als das Chlor unangenehm auf der Haut zu jucken anfing. Hier müsste es doch auch eine Dusche geben, nicht? Klar, auf dem Zimmer hatten wir auf jeden Fall eine, doch ich hatte noch kein Schwimmbad ohne Dusche gesehen. Naja, „gesehen“ war in dem Moment wohl eh die falsche Wortwahl. Ich war kurz davor Naruto aufzuwecken, als ich mir dachte, dass ich es wohl alleine schaffen sollte die Dusche zu finden. Ich müsste nur die Wand nach einer Tür oder einem Durchgang abtasten. Links von uns müsste der Ausgang sein, da wir rechts vom Ausgang unsere Handtücher auf die Bank gelegt haben. Ich ging also langsam an der Tür vorbei und ließ meine Hand über der darauf folgenden Wand entlang gleiten. Ich machte nur vorsichtige, langsame Schritte und bemühte mich auf dem feuchten Boden nicht auszurutschen. Ich stieß zwar ein, zwei Mal mit dem Schienbein schmerzhaft gegen eine Bank, doch ich war bei meiner Suche tatsächlich erfolgreich. Wenn man rein kam, ungefähr fünf Meter rechts war eine Tür in die Wand gelassen. Glücklicherweise war sie nicht abgeschlossen und ich stieß sie auf. Kalte Luft strömte aus dem Inneren und ließ mich schaudern. Kurz zögerte ich, ob ich wirklich reingehen sollte. Möglicherweise war es doch ein Wischmoppschrank, der nur von außen aufging und in den ich mich gleich einschließend würde… Doch ich wäre kein Uchiha, wenn ich mich davon abschrecken ließ. Im Notfall war ja auch noch die Schnarchnase da. Ich hatte Glück, es war wirklich die Dusche. Ich stand erst seit zwei Minuten unter dem angenehmen warmen Strahl, als ich plötzlich einen lauten Schrei hörte: „OH, MEIN GOTT!!!“ und wie kurz darauf ein lautes Scheppern folgte. Naruto? ********************************************************************************* Kurze Bemerkung am Schluss: Nachdem zum letzten Kapitel die Frage ja öfter aufkam: Nein, eigentlich hatten wir tatsächlich nicht vorgesehen das Gespräch zwischen Naruto und Gaara auch zu beschreiben. Wir wollten aber auf jeden Fall eine Umfrage zu einem kleinen Extra-Kapitel oder One Shot starten, wenn wir die 100 Kommentare Marke knacken. Vorgesehen waren in erster Linie "Was wäre wenn"-Fragen, die sich auf bestimmte Punkte der FF beziehen, die erheblich Einfluss auf ihren Verlauf hatten. Es wird aber auch auf jeden Fall eine Auswahlmöglichkeit "sonstige/eigene Vorschläge" geben, also könnt ihr euch durchaus schonmal überlegen, ob ihr das wirklich sehen wollt. ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)