Hühnerknochen von abgemeldet (Vom humanen Umgang mit Tieren) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Er war der Mutter entrissen worden, bevor er das Licht der Welt erblickte. Zusammen mit seinen Geschwistern und den Anderen lag er in einem großen, geräumigen Schrank. Dort war es warm und trocken. Der Schrank summte leise ein Schlaflied für ihn und die tausend anderen. Er bekam von alldem nichts mit. Er war ein Ei. So verbrachte er 21 Tage. Dann, als es ihm zu eng wurde, der Platz nicht mehr ausreichte, rief er nach seiner Mutter. Niemand antwortete. Nur der Schrank summte weiter. Er nahm alle seine Kraft zusammen und stieß gegen das Gefängnis. Ein Loch öffnete sich, und er roch zum ersten Mal den Duft der Freiheit. Seine Erregung wuchs. Er wollte nach draußen. Erneut rief er nach seiner Mutter. Niemand antwortete. Nur der Schrank summte munter sein Liedchen. Er ackerte und schuftete, verschnaufte kurz und kämpfte dann weiter gegen die weiße Macht an, die ihn gefangen hielt. Schließlich schaffte er es, strampelte sich frei und blieb dann erschöpft liegen. Er war nass und müde, doch bald schon sollte die Wärme sein Gefieder trocknen. Seine Geschwister und ein paar der Anderen hatten es ebenfalls geschafft. Wie er lagen viele auf dem harten Boden, einige standen, manche waren schon weich und trocken und taten ihre ersten Schritte. Manche schrien nach der Mutter, die nicht kam. Andere hockten still neben den Überresten ihres Gefängnis. So verging die Zeit. Er wurde warm, sein Gefieder zart und schützend, richtete sich auf. Er stand und lauschte. Lauschte dem Gefiepe der Anderen und dem Summen. Irgendwann kam eine Kreatur. Sie war unwahrscheinlich groß und seltsam verhüllt. Sie öffnete den Schrank und griff mit zwei Klauen hinein, schnappte eines seiner Geschwister und einen der Anderen und trug beide fort. Erschrocken schaute er zu. Einige brachen in Panik aus, wollten fliehen. Dies war nicht die Freiheit, dies war Gefahr! Doch keiner von ihnen fand einen Ausgang, denn der Schrank war groß und verschlossen und summte ein schreckliches Lied. Die Kreatur erschien wieder, packte diesmal drei von ihnen und hob sie fort. Einer, der am Fuß gepackt worden war, erschrak sich. Seine Schreie verebbten rasch. Schließlich kam er an die Reihe. Er wehrte sich nicht, wusste er doch nicht einmal, wohin die Reise führte. Neben ihm hielt die andere greifende Klaue seine Schwester. Sie sahen sich kurz an, dann wurden sie getrennt. Er landete mit vielen der Anderen auf einem schwarzen, bewegten Untergrund. Der Boden fuhr, fuhr sie weg von ihren Schwestern und von dem schrecklichen Schrank und der Kreatur. Als der Boden endete, fielen sie alle kopfüber in eine Kiste. Er landete auf seinem Bruder und strampelte kurz hektisch mit den Beinen. Dann, als er merkte, dass es nichts nutzte, verharrte er und wartete. Die Kreatur kam wieder und verschloss die Kiste. Alle warteten. Keiner von ihnen konnte sehen, dass es noch eine schmale, winzige Öffnung gab. Aus dieser trat etwas heraus, was sie müde machte und einschläferte. Den neben ihm erwischte es zuerst. Diejenigen, die noch versucht hatten, sich freizukämpfen, hörten auf zu zappeln und wurden ganz ruhig. Viele schlossen die Augen. Alles wurde still. Er, der nicht schlafen wollte, widersetzte sich dagegen. Vergebens. Er zuckte mit dem Schnabel, dann gar nicht mehr. Der unsichtbare Tod machte sich jeden von ihnen zu eigen. Zusammen mit hundert Anderen wurde er aus der Kiste entfernt, tiefgefroren und von den Kreaturen in große Lieferwagen gesteckt. Dann fuhren sie ihn fort, in einen Zoo, der die hundert bestellt hatte. Er endete als Futter für eine Wildkatze. Sein Leben betrug nicht einmal zwei Stunden. --------------------------------------------------------------------------------------------- 1999 wurden über sechzig Millionen männliche Küken getötet. Dabei gab es noch sehr viel schlimmere Todesarten als Vergasung. Nach dem Ausbrüten durch Brutmaschinen werden die Männchen von den Weibchen getrennt. Da sie keine Eier legen können, sind sie nutzlos. Die toten Küken werden an zoologische Gärten verkauft, zu Tiermehl weiterverarbeitet oder weggeworfen. Die Züchter stehen zu ihren Methoden, nennen Vergasen „relativ human.“ Die Massentötung wird so gut wie nie fotografiert oder gefilmt. Schließlich dürfen solche Aufnahmen nicht an die Öffentlichkeit gelangen, da sie „abschreckend und unschön.“ sind. Ohne Worte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)