Ein Herz für Tiger von Black_Melody (Rettet die größte Raubkatze der Welt! [Tora x Jin]) ================================================================================ Kapitel 13: XIII ---------------- Wieder in seiner Wohnung wusste Jin nicht, womit er sich beschäftigen sollte. Das Gespräch mit Byou hatte ihn ziemlich verwirrt. So ziemlich alle wussten also, dass er auf Tora stand, nur das Objekt der Begierde verstand es einfach nicht. Wahrscheinlich war es auch besser so. Oder? Jin wusste, dass er niemals von allein auf den Gitarristen zugehen würde, wenn es nicht unbedingt sein musste, und ihm seine Gefühle gestehen? Um Himmels Willen, niemals! Dafür war er viel zu schüchtern. Er biss sich auf die Lippe. Irgendwann musste er mit ihm sprechen. Oder die Gefühle würden nachlassen und das Problem verschwinden. Aber vielleicht würde er dann so werden, wie Tora jetzt war. Nicht, dass er den Schwarzhaarigen für einen schlechten Menschen hielt, aber auch so von Kummer in einen gefühlskalten Menschen verwandelt werden, der niemanden wirklich an sich heranließ, um nicht verletzt zu werden, war nicht gerade eine reizvolle Vorstellung. Akiya hatte gemeint, Jin könnte Tora wenigstens ein bisschen auftauen. Das war ihm doch am vergangenen Abend schon teilweise gelungen, oder nicht? Tora hatte einen kurzen Blick hinter die Fassade gewährt. Konnte er noch mehr von diesen Seiten entdecken? Ließ Tora überhaupt zu, dass er nocheinmal hinter die Schutzmauer sah? Wobei man zu der Frage kommen könnte, ob er am vorigen Abend diese Seite bewusst oder unbewusst gezeigt hatte. Wütend über sich selbst schüttelte der Blonden den Kopf. Allein sein war also definitiv nicht gut, dann hatte er zu viel Zeit zum Nachdenken. Und wenn er schon beim Nachdenken war, war seine ganze Situation genau genommen zum Heulen. Andere liebten, er auch. Aber andere bekamen auch Liebe zurück. Er nicht. Es war hoffnungslos, einfach aussichtslos, sinnlos und scheiße. Warum gab es Liebe überhaupt? Wenn der ganze Schrott nur zur Fortpflanzung der Menschheit diente, brauchte man doch keine Liebe! Ging auch ohne ganz gut. Warum fühlten Menschen überhaupt? Warum konnte man sich diesen Mist nicht einfach ersparen? Wenn es keine Gefühle gäbe, müsste man nie mehr um Geliebte trauern. Einmal, weil man ja gar keine Menschen mehr lieben könnte. Zum Anderen, weil man ja auch keine Trauer mehr spüren könnte. Natürlich könnte man auch keine Freude mehr fühlen, aber das war doch okay, solange es auch kein Leid mehr gab. Oder? Kami-sama, warum war leben nur so anstrengend und hochgradig kompliziert? Erschrocken fuhr Jin zusammen, als jemand ihm eine Hand auf die Schulter legte. "Jin, verdammt, ganz ruhig!" "Manabu", keuchte der Angesprochene. Er hatte eben fast einen Herzanfall bekommen. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken." Der Drummer atmete tief durch. Schreck. Ein Gefühl, auf das man auch gut verzichten könnte. "Schon gut. Was zum Teufel machst du hier?" "Ich habe hier angerufen, du bist aber nicht rangegangen. Bei Byou warst du auch nicht mehr, da habe ich zuerst nachgesehen. Und dann bin ich hierher gekommen, habe dreimal geklingelt und du hast immer noch nicht reagiert. Da habe ich dann einfach den Zweitschlüssel genommen und bin reingekommen. Kami-sama, als ich dich zuerst so regungslos da sitzen gesehen habe, dachte ich, du wärst ermordet worden!" "Und ich denke, du guckst zu viele Krimis..." "Hast du geweint?", fragte Manabu besorgt, ohne auf Jins Bemerkung einzugehen. Dieser wischte sich über die Augen. Oh. Oooooh. Ups. Nie wieder heulen, ohne es zu merken. Und nebenbei bemerkt auch nie wieder so in Gedanken versinken. "Sieht so aus, oder?", fragte Jin gelassen. "Warum? Was hast du gemacht?" Manabu wirkte ehrlich besorgt. "Ich habe nachgedacht. Aber dass ich geheult habe, habe ich gar nicht bemerkt." Eine ehrliche Antwort. "Du hast also über Tora nachgedacht." Keine Frage, lediglich eine Feststellung. Der Blonde nickte. "Das solltest du lieber lassen. Was wäre, wenn ein Einbrecher gekommen wäre?" Ja, nee, ist klar, ein Einbrecher im fünften Stock. Im Idealfall kommt er dann auch noch wie Spiderman durchs Fenster. Und trägt dabei ein rotes Ballkleid. "Manabu, wenn du Mist labern willst, geh zu Rui. Wenn du jemandem auf die Nerven gehen möchtest, geh zu Kazuki und mache ihm Vorwürfe wegen Byous Zustand. Und wenn du Seelentröster spielen möchtest, geh zu Byou. Aber lass mich doch einfach in Ruhe!" "Himmel, wie charmant du heute bist." "Ja, nicht wahr?" So sehr Jin den Gitarristen auch mochte, teilweise konnte er einfach nur lästig sein. Besonders, wenn man depressiv sein wollte. "Hey, war nicht so gemeint. Ich wollte sehen, wie es dir geht und ob ich dir helfen kann." "Naja, mir geht's deutlich besser als Byou, falls die Aussage genügt. Und wobei willst du mir helfen? Ich bin unglücklich, nicht todkrank!" Sah er etwa schon aus wie ein Pflegefall? Also echt jetzt, so schlecht ging es ihm nun auch wieder nicht. "Ich will dich aufheitern. Was denn sonst?" "Warum durfte ich dir eigentlich gestern sagen, wer Schuld an meinem Zustand hat, wenn doch laut Byou die gesamte Company, außer Tora, weiß, dass ich auf ihn stehe?" "Ich frage lieber nochmal nach, als einfach drauflos zu quatschen. Und Rui hat es erst gestern kapiert." Schön. Also wussten es jetzt wohl außer Tora wirklich alle. Sollte einer von diesen brillianten Einfallspinseln auf die Idee kommen, mit Tora zu sprechen, würde derjenige sterben. Und wenn es zu viele waren, um sie alle zu töten, würde er sich eben selbst umbringen. Ja, guter Plan! "Aha." "Du klingst sehr interessiert." "Ach, wirklich?" "Jin, bitte rede mit mir! Verdammt, ich..." Manabu sah zu Boden. Oh nein. Bitte nicht noch mehr Gefühlschaos als ohnehin schon. Nein... "Manabu, was ist los?" Als ob Jin es nicht ohnehin schon ahnen würde. "Ich bin in dich verliebt", gestand der Gitarrist, den Blick immer noch auf den Boden geheftet. Oh verdammt. Jin wusste nicht, was er sagen sollte. Warum immer alles aufeinmal? "Du liebst Tora, das ist okay für mich. Aber ich möchte nach wie vor mit dir befreundet sein. Und verletzt er dich einmal, beabsichtigt oder nicht, stirbt er. Ich ertrage es nicht, dich unglücklich zu sehen." Innerhalb von Sekunden hob Jin den Kopf und küsste Manabu. Ihm war nicht klar, warum er das tat, aber es musste einfach sein. Manabu saß völlig überrascht da, in seinem Bauch kribbelte es. Überrascht von sich selbst drückte er den Drummer einfach von sich weg. "Jin, stop! Keine Verzweiflungstaten!" Manabu bemühte sich, ruhig zu klingen. Das Verhalten des Drummers war zwar merkwürdig, aber so eine Aktion war wirklich nicht zu erwarten gewesen. "Gomen ne... Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist." Der Gitarrist lächelte. "Ist schon okay. Ist ja nichts weiter passiert." Jin seufzte und legte den Kopf in den Nacken. "In meinem Kopf herrscht ein totales Durcheinander. Akiya meinte auch schon, dass er es schade findet, dass ich Tora will und nicht ihn." Der Schwarzhaarige lachte. "Tja, du bist halt sehr begehrt." "Ich frage mich nur, warum. Ich meine, warum bin ich so begehrt? Und warum will Tora mich dann anscheinend nicht?" Manabu wuschelte dem Drummer durch die Haare. "Hast du denn schon mit ihm gesprochen?" Das folgende Schweigen interpretierte er dann einfach mal als 'Nein'. "Vielleicht solltest du das dann mal tun." "Und was soll mir das bringen?" "Gewissheit vielleicht, Erklärungen und weiß der Teufel, was noch." Warum mussten Gitarristen nur immer so logisch denken? Okay, jetzt zwei oder drei gute Gegenargumente. Wo waren nur die realistischen - von einigen auch als pessimistisch bezeichneten - Gedanken, wenn man sie mal brauchte? "Manabu, ich werde sicherlich nicht mit ihm sprechen. Und solltest du es tun, bist du tot." "Arigatou, sehr nett von dir." "Ich möchte nicht, dass Tora irgendwas erfährt." Der Schwarzhaarige strich dem anderen zart über die Wange. "Es ist schwierig, über so ein empfindliches Thema zu sprechen. Aber es ist gar nicht so schlimm. Ich habe dir auch erzählt, wie ich für dich fühle." "Ja, weil du dich verplappert hast und ich dich dazu aufgefordert habe." "Und sowas wird dir nicht passieren? "Nein, ich denke nicht", seufzte Jin. "Dafür denke ich viel zu viel nach." "Dann lass das Nachdenken einfach." Wieder seufzte der Drummer. "Als wenn das so einfach wäre!" "Kami-sama, hilf ihm bei seinem Problem!" Freundschaftlich klopfte Manabu dem anderen auf die Schulter. "Jin, du schaffst das schon irgendwie, ich glaube an dich!" Der Drummer ließ sich sanft gegen den Gitarristen fallen und schloß die Augen. Manabus Herz schlug ruhig und gleichmäßig, wodurch er selbst auch ruhiger wurde. "Ist es schwer?", fragte der Blonde plötzlich. "Hm?" "Jemanden zu lieben, aber zu wissen, dass dieser dich nicht liebt. Und diesen Menschen dann so zu halten?" "Nein. Es ist ein schönes Gefühl, dem Menschen, den du liebst, zu helfen. Weil du weißt, dass du so zu seinem Glück beiträgst. Und wen du liebst, möchtest du um jeden Preis glücklich sehen." Jin nickte. Das war logisch. Aber trotzdem wollte er gern wissen, wie Manabu sich dabei fühlte. Benutzt? Sicherlich irgendwo. Gebraucht? Vielleicht. Wenn er spürte, wie sehr Jin ihn jetzt brauchte. Warum konnte Manabu nicht anfangen, darüber zu sprechen? Waren ihm seine eigenen Gefühle unwichtiger als Jins? Liebe war schon eine seltsame Sache. So war es schon immer gewesen. "Jin?" "Hm?" "Ich muss los. Ich habe noch was vor." Seufzend setzte der Drummer sich auf und sah auf die Uhr. "Und ich kann guten Gewissens ins Bett gehen." "Denk nicht zu viel nach. Davon kriegt man Falten", riet Manabu scherzhaft und machte sich auf den Weg. _________________________________________________________________________________ Ja ja, riesiges Gefühlschaos bei ScReW. Ist es denn jetzt überhaupt möglich, dass alle glücklich werden? Warten wir mal ab. Kommentare sind immer noch gern gesehen.^^" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)