Lost Wisdom von Ironhide77 ================================================================================ Kapitel 10: Lost Wisdom ----------------------- Optimus spürte die Luft um seinen Körper wirbeln. Die Geschwindigkeit presste ihm die Luft aus seinen Lüftungssystemen; ein solches Tempo war er nicht gewohnt. Auf dem festen Erdboden war für ihn, das erreichen einer solchen Geschwindigkeit völlig unmöglich. Und für einen Prime, der mehrere zig Tonnen wiegt, ist das Gefühl des Fliegens natürlich etwas ganz Außergewöhnliches. Wie leicht es auf einmal war, sich zu bewegen. Optimus testete vorsichtshalber die Funktionen des Jetpacks. Er machte eine rasche Wendung nach rechts, dann nach links. Die Maschine reagierte auf jede noch so kleine Bewegung des Führers, und es dauerte nicht lange und der Prime hatte ein gutes Gespür dafür entwickelt, wie er das Jetpack zu steuern hatte. Natürlich hatte er schon damals in Ägypten ein solches Ding getragen und benützt, aber irgendwie hatte er es ganz anders in Erinnerung. Damals war es ihm viel unangenehmer gewesen zu fliegen. Vielleicht hatte das daran gelegen, dass er damals keinerlei Gespür für die Maschinerie gehabt hatte. In was für einer Hast sie damals an ihm befestigt worden war...manche Fugen hatten gedrückt und gerieben, und auch das Fliegen war nicht wirklich bequem gewesen. Aber Ratchet schien dieses Jetpack perfektioniert zu haben. Es gab sowieso keinen besseren Mediziner als diesen MCO, und diesmal hatte er sich eindeutig selbst übertroffen. Optimus vermutete fast, dass auch Jolt seine Finger ein wenig im Spiel gehabt hatte. Denn solche mechanische Perfektion war wirklich schwer zu erreichen. Der MCO hatte wohl die genauen Maße abgenommen und mit größter Perfektion mit Jolt zusammengearbeitet. Diese zwei Schlawiner! Immer steckten sie ihre Köpfe zusammen und heckten gemeinsam Genialitäten aus. Optimus stieg immer höher in die Lüfte. Er konnte bereits die beiden F-22 Raptoren vor sich im gleißenden Sonnenlicht aufblitzen sehen. Sofort ließ er seine lange, schlanke, elegante Kanone ausfahren und zielte. Das Jetpack flog so gleichmäßig und ruhig, dass auch das Zielen kein Problem war. Schon zischte ein rotes, feuriges Geschoss aus der Spitze der Waffe und brauste auf den Jet zu, auf dem keine typische Musterung wie auf dem anderen Raptor zu sehen war. Doch genauso schnell wie Optimus schoss wich der Jet aus. Mit einer geschickten, federleichten Bewegung schnellte das Flugzeug nach unten, um dem tödlichen Geschoss zu entkommen. Optimus knirschte mit den Dentalplatten. Das würde wohl doch nicht ganz so einfach werden wie erwartet! „Das war zu einfach!“, schnarrte Thundercracker, als er Optimus` Geschoss ausgewichen war. Starscream murrte am anderen Ende der Verbindung zu seinem Halbbruder mürrisch, und der Kanal knackste und knirschte leise. Verdammt, konnte Soundwave nicht einmal für ordentlichen Empfang sorgen? „Wart`s nur ab. Der Kerl ist mit allen Wassern gewaschen. Ich verabscheue diesen Prime!“, erwiderte Starscream mürrisch und scannte den Luftraum um sich genauer durch. Dieser verrückte Anführer hatte doch tatsächlich wieder ein Jetpack! Als ob der Fall damals in Ägypten nicht genug gewesen wäre. Und wer konnte schon wissen, ob noch andere Autobots ein solches Teufelsding herumschleppten. Aber anscheinend war der Luftraum bis auf den Prime von Feinden leer. Herrlich. Optimus mochte zwar Fallen getötet haben, aber der Urdecepticon war alt und verrückt gewesen. Starscream und Thundercracker waren zwei junge, energiegeladene Sucher mit viel Kampferfahrung. Diesmal würde es für Optimus nicht leicht werden. „Komm. Wir wollen Optimus das Leben austreiben.“, rief der Air-Commander seinem Halbbruder über die innere Kommunikation zu, ehe er senkrecht nach oben und direkt in die Luft raste, um den Prime loszuwerden. Thundercracker folgte ihm. „Das ist Megatron! Beeilt euch, wir müssen eine stärkere Verteidigungslinie aufbauen!“, brüllte Ironhide über den Lärm der Schüsse hinweg, die durch die Luft hallten. Tatsächlich; der High-Protector selbst führte seine Truppen in die Schlacht. Nun gut, Truppen...eigentlich kamen nur Barricade und ein den Autobots unbekannter, aber irre aussehender Decepticon hinter Megatron her. Doch obwohl die Bots den Neuankömmling nicht kannten, sah er alles andere als gemütlich aus. Offensichtlich erwartete der Führer der Decepticons, Optimus hier zu begegnen. Er war sowieso zu schwer gebaut, um ein wirklich geschickter Flieger zu sein. Und somit zog der Protector es vor, den Bodenkampf zu suchen, in dem sein gewaltiges Gewicht und sein mächtiger Körperbau ihm viele Vorteile verschufen. „Prime! Ich weiß, dass du hier bist, und ich weiß, dass du weißt was ich will! Gib es mir, oder ich werde jeden von euch einzeln zerfetzen!“, brüllte der riesige, silberne Decepticon zornig und packte eine der Palmen, die neben ihm wuchsen, nur um den Baum mit einer Hand zu packen und zu entwurzeln, ohne dabei auch nur die kleinste Kraft aufwenden zu müssen. „So ein Angeber!“, zischte Jolt seinen Gefährten zu, die einstimmig nickten. „Wie sollen wir die bloß loswerden?“, fragte Ratchet leise und sah nachdenklich und auch mit einem Hauch von Beunruhigung zu den heranstürmenden Decepticons hinüber. Die NEST-Soldaten standen in Reihe und Glied neben den Autobots, voll gewappnet, gepanzert und gerüstet, stets in Schussbereitschaft, wenn der Befehl dazu kam. „Seht mal!“, flüsterte Elita One plötzlich und deutete zum Himmel. Alle Augen und Optics richteten sich auf die rasch umherrasenden Gestalten in der Luft, welche sich nun gegenseitig taxierten und umwirbelten. Optimus ließ sich nicht so schnell aus der Bahn werfen wie erwartet. Egal wie schnell Thundercracker und Starscream abwechselnd um ihn herumschwirrten und ihn mit Scheinangriffen umspielten, der Prime ließ sich von ihren Finten nicht täuschen. Obwohl er eigentlich nicht zum Fliegen gebaut war, machte ihm dieser Zustand, in der Luft kämpfen zu können, langsam doch Freude. Er konnte zum ersten Mal begreifen, wie wundervoll es sein musste, fliegen zu können. Eigentlich schade, dass er prinzipiell zu schwer für die Freiheit war, die der unendliche, weite Himmel bot. Aber es erfüllte ihn mit einer gewissen Genugtuung zu wissen, dass auch sein Erzfeind Megatron oftmals nicht so schnell fliegen konnte wie mancher seiner Soldaten. Genau wie der Prime war er einfach zu schwer gebaut. Und trotzdem machte es Spaß, sich eng in die Kurven zu legen, den Motor aufröhren zu lassen und gleichzeitig mit seiner Kanone zu zielen. Ein Gefühl, als wäre er plötzlich nicht mehr mehrere Tonnen, sondern nur noch Bruchteile seines eigentlichen Gewichts. Und für einen außerirdischen Riesenroboter ist das natürlich ein wundervolles Erlebnis. Im Kokon-Mode, den auch alle Autobots beherrschen, bekam man kein so intensives Gespür für diese Leichtigkeit. Für wahre Freiheit schien man Flügel zu brauchen. Optimus stieg noch höher in den Himmel, die Sucher waren ihm dicht auf den Fersen. Er konnte ihre Motoren hinter sich brummen hören. F-22 Raptoren waren eigentlich sehr leise, unauffällige Jets, aber die übermäßig empfindlichen akustischen Sensoren des Primes fingen dieses Geräusch übermäßig intensiv ein. Es war nun seine Aufgabe, die zwei Sucher von seinen auf dem Boden Gefährten wegzulocken. Unter ihm breitete sich der indische Ozean aus. Bis zum Horizont war nichts außer Wasser zu sehen; blaue, unendlich weite Fluten. Das Meer wurde von sanften Wellen gekräuselt, und eine steife Brise strich über das Wasser. Es war fast ein friedlicher Anblick. Von hier oben hatte das Meer jede Bedrohlichkeit verloren. Der Prime warf einen fast verträumten Blick unter sich auf den blauen Ozean. Ein wirklich schöner Anblick. Doch plötzlich erstarrte er, als er sich wieder nach den Suchern umsah. Da flog nur noch einer der Beiden hinter ihm her! Starscream war verschwunden! Sofort scannte Optimus seine Umgebung. Rechts, links, unten... Wo war dieser verfluchte Air-Commander? Der tödlichste Lakai des High-Protectors Megatron war verschwunden. Gerade als Optimus den Bereich über sich scannen wollte, prallte plötzlich jemand von oben auf ihn hinunter. Eiserne Klauen schlugen sich zwischen die Schulterplatten des Primes und rissen Metallstücke aus seinem Leib. Mit einem erschrockenen Schrei versuchte Optimus, seine Kanone zu ziehen, doch der Sucher war unerbittlich. Starscream hatte sich in den wenigen Augenblicken, in denen der Prime das Meer bewundert hatte, einen Vorteil verschafft und ihn überholt. Dann hatte er angegriffen. Wie aus dem nichts war er aufgetaucht, und nun gehörte Optimus nur ihm. Der Prime war zu seinem Spielball geworden. Zu einem Spielball, den er nicht teilen würde. Die Ehre, Optimus Prime zu töten, gehörte nur ihm. Dies war sein Kampf. Und nur seiner. Auf der Militärbasis Diego Garcia war inzwischen die Hölle los. Megatron, Barricade und Blitzwing hatten sich auf die Autobots gestürzt, und seit einigen Minuten tobte eine heftige Schlacht, in der auch die Menschen gründlich mitmischten. Maschinengewehre knatterten, Granaten flogen durch die Luft und explodierten, einige Militärjets boten aus der Luft Parole gegen die Decepticons. Ironhide kämpfte gerade verbissen mit Blitzwing, der alles andere als jugendfreies Zeug plapperte; offensichtlich schien er nicht gerade zufrieden mit seiner Situation zu sein. Kein Wunder, immerhin hatte Ironhide ganz eindeutig die Überhand: so geschickt Blitzwing auch sein mochte, der Waffenexperte der Autobots war ihm überlegen. Elita, Sideswipe und Ratchet widmeten sich Megatron. Ihre Körper waren fast nur noch als verschwommene Silhouetten sichtbar, so schnell und geschickt wichen sie dem Anführer der Decepticons aus. Ihre Angriffe erfolgten pfeilschnell, immer und immer wieder, knapp hinter einander. Zwar hatten sie gegen die dicke, kräftige Außenpanzerung des Protectors nicht viel ausrichten, aber wenigstens konnten sie ihn in Schach halten. Nur Optimus konnte dem Führer des Feindes die Stirn in einem ebenbürtigen Kampf bieten. Plötzlich jedoch riss ein Schrei alle Beteiligten aus ihrer Konzentration. Sogar Megatron hielt inne. Diese Stimme...die kannte er doch? Alle Optics und Augen richteten sich abermals auf den Horizont. „Nein. Das kann nicht sein!“, flüsterte Jolt, der soeben noch mit Barricade beschäftigt gewesen war. Optimus fiel wie ein Stein. Sein Jetpack war nicht mehr als solches zu erkennen; Starscream hatte es zerfetzt. Und das mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Mit seinen rasiermesserscharfen Krallen hatte er das Metall in seine Einzelteile zerlegt und den Prime somit völlig flugunfähig gemacht. Und nun krallte er sich immer noch an dem Prime fest, während dieser immer tiefer fiel. Das Meer kam mit erschreckender Geschwindigkeit immer näher. Optimus, der kaum noch bei Bewusstsein war, sah das nur wie durch einen dunstigen Schleier. Immer tiefer, immer weiter, immer näher... Dann der Schlag. Starscreams eiserne Klauen schlugen sich in seinen Prozessor. Die Leitungen rissen mit einem ekelhaften, leisen Knirschen. Sofort brach das Bewusstsein des Primes ab. Vielleicht war das auch gut so. Somit war er erlöst, noch bevor Starscream ihn losließ, und sein mächtiger, einst so prächtiger Körper hart auf der Wasseroberfläche aufschlug. Es war nur eine Frage von Sekunden, und das Wasser schloss sich über dem gefallenen Prime. Keine Erinnerung durchzuckte den Prozessor des Primes. Kein Gedanke, egal ob gut oder schlecht, erfüllte ihn. Jede Erinnerung war verloren. Zeit und Raum verwischten, stiegen wie kleine Luftblasen aus dem Prozessor des Primes, stiegen in die Stratosphäre der Ewigkeit, um dort für immer zu bleiben. Der Führer hörte auf zu atmen. Alles Wissen, alle Hoffnung war verloren. Und nur der Tod blieb, um den Prime mit seinem eiskalten Atem anzuhauchen, der ihn in die Finsternis hinunterziehen sollte. Wenn Megatron jemals Gefühle hatte, dann jetzt. Einerseits war er unendlich erfreut, dass der lästige, letzte Prime nun Geschichte war. Andererseits war das ärgerlich; der Ruhm, Optimus zu töten, hätte nur ihm gelten dürfen. Starscream hatte sich ein Recht herausgenommen, das ihm nicht zustand. Aber nun war es zu spät. Außerdem hatte er für heute sowieso genug. Es war langweilig und außerdem anstrengend; er hatte keine Lust mehr weiterzukämpfen, und außerdem wurde er langsam müde. Diese kleinen, dummen Autobots waren ihm lästig. Ständig um hoppelten sie ihn wie kleine Häschen, und ihm wurde langsam schwindelig von diesem Anblick. Außerdem musste man Primes Fall gebührend feiern. „Decepticons, Rückzug!“, brüllte der High-Protector. Die völlig verdatterten Autobots rührten nicht einen Finger, als Barricade in den Kokon-Modus wechselte, und die Decepticons abhoben. In der Luft gesellten Starscream und Thundercracker sich noch zu ihnen. Zurück blieben nur die völlig verwirrten und in einer Art Starre gefangenen Autobots. Wissen und Zeit waren verloren. ----------------------------------------------------------- Bald geht es mit der Folge FF "Changes Minds" weiter. Danke an alle Leser und die, die mir ein Rev dagalessen haben! ihr seid einfach toll!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)