L'enlévément von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Oscar legte gerade ihre Dokumente beiseite, um ihre Arbeit für heute zu beenden, als jemand an die Tür klopfte und eintrat. „Bist du fertig, Oscar? Ich habe schon unsere Pferde geholt. Wir sollten uns auf den Weg nach Hause machen, es ist bereits dunkel“, sagte André. „Ja, ich wollte gerade meinen Mantel holen und kommen.“ Sie schaute durchs Fenster. Es war tatsächlich schon dunkel, ohne dass sie es bemerkt hatte. André nahm ihren Mantel vom Kleiderständer, der neben der Tür stand, und reichte ihn ihr. Sie bedankte sich kurz und zog ihn über. André öffnete wieder die Tür und sie betraten den langen, düsteren, Flur. Gerade wollten sie diesen wieder verlassen, als Graf de Girodelle herbeigeeilt kam. „Kommandant! Wir haben soeben noch einen Auftrag erhalten“, teilte er Oscar außer Atem mit. „Für heute?“, fragte sie ungläubig, „Schaut doch nach draußen, es ist schon dunkel und schneit ohne Unterlass. Die Straßen sind jetzt schon zugeschneit, sodass man kaum noch nach Hause kommt.“ „Die königliche Leibgarde soll einen hohen Gast der Königsfamilie aus Paris nach Versailles begleiten. Es sollen so wenige Leute wie möglich davon erfahren, deshalb wird er in der Nacht abgeholt“, erklärte Graf de Girodelle und er sah seinem Kommandanten an, dass ihm der Auftrag gar nicht passte. „Nun gut, und wann müssen wir dort sein?“, wollte Oscar wissen. „Man erwartet uns um ein Uhr an seiner Unterkunft in der Nähe der Notre Dame“ „Also müssen wir schon bald aufbrechen… Ruft die anderen Männer zusammen, ich komme gleich nach.“ Graf de Girodelle verbeugte sich und folgte ihrem Befehl. „Manchmal finde ich, dass die Königin die Gehorsamkeit ihrer Garde zu sehr ausnutzt. Sie weiß genau, dass du niemals ihren Befehl verweigern würdest“, meinte André. Sofort handelte er sich einen wütenden Blick von Oscar ein. „So darfst du nicht über sie sprechen“, ermahnte sie ihn. André wusste, dass es sinnlos gewesen wäre, weiter mit Oscar über dieses Thema zu diskutieren. Denn obwohl dieser durchaus bewusst war, dass die Königin manchmal zu viel verlangte, nahm sie sie trotzdem jedes Mal in Schutz und versuchte, sich ihren Ärger nicht ansehen zu lassen. Kurz zuckte André mit den Schultern und machte sich mit Oscar auf den Weg nach draußen, um dort die königliche Leibgarde über den Auftrag zu informieren. „… allerdings ist nicht die ganze Garde nötig, um den Gast abzuholen. Wir brauchen 20 Männer. Gibt es Freiwillige?“ Die komplette Garde schwieg, alle sahen Oscar an, als wollten sie sie fragen, ob sie zu viel getrunken hätte. „In Ordnung, falsche Frage… Ihr wart das letzte Mal nicht dabei, also kommt ihr mit“, befahl Oscar und deutete auf eine Gruppe Männer, die sich hinter den anderen zu verbergen versuchte. „Ich wäre noch ein Freiwilliger“, meldete sich Graf de Girodelle. Oscar nahm dies mit einem Nicken zur Kenntnis und wandte sich erneut an die Männer. „Also werden wir uns jetzt auf den Weg nach Paris machen. Zieht euch genug warme Sachen an, wir werden erst spät wieder zurück sein.“ Die Garde war bereits gegen 22.00 Uhr losgeritten, da der Schnee fast einen Meter hoch auf den Straßen lag. Bis zur Notre Dame war es ein langer Weg. Müde saßen die Männer auf ihren Pferden und sehnten sich nach ihren Betten, in denen sie um diese Zeit eigentlich schon liegen könnten. Niemand von ihnen wagte, etwas gegen die Königin und den König zu sagen, dennoch waren sie innerlich wütend über sie. Wie wichtig konnte einer ihrer Gäste sein, um die Leibgarde mitten in der Nacht loszuschicken? Die Straßen waren dunkel, das einzige Licht drang aus den Gaststätten, die in diesem Stadtviertel aber eher selten waren. „Was denkst du, Oscar?“, wollte André wissen, nachdem er sie einige Zeit lang aus den Augenwinkeln beobachtet hatte. „Nichts, was soll ich denken? Ich konzentriere mich auf unseren Auftrag und darauf, dass wir so schnell wie möglich bei dem Gast der Königsfamilie ankommen. Wir sind schon einige Zeit unterwegs und noch nicht weit gekommen. Wenn es nur mal aufhören würde, zu schneien…“ In ihrer Stimme schwang kein Unterton mit. André konnte nur erraten, dass sie sich insgeheim doch über die Königin ärgerte. Er wandte seinen Blick von ihr ab und betrachtete die Gassen, durch die sie ritten. Sie waren wie ausgestorben, nur die königliche Leibgarde schien hier zu sein. Jeder einzelne der Männer schwieg. Es war unheimlich still. Bis ein Schuss fiel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)