Funeral of the sentient being von Ceydrael (Seelenjäger) ================================================================================ Kapitel 11: Versagen -------------------- Hallo ihrs. Da ist es, das neue Kappi. Lang hat es gedauert, nochmal Sorry dafür. Aber die Grippe war eben stärker ~.~ Naja, nun ist es überstanden und das Kappi endlich fertig. Ganz zufrieden bin ich nicht damit, aber vielleicht seht ihr es ja anders :) Danke an ~Dayce~, meine fleißige Kommischreiberin ^.^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Serpent war es nicht gewohnt, Entscheidungen treffen zu müssen. Zumindest keine, die weiter reichten, als die Wahl zwischen unterschiedlichen Methoden, jemanden möglichst ungesehen und still zu töten. Entscheidungen hatte man in den letzten Jahren seines Lebens immer für ihn getroffen, sodass der hellhaarige Assassine in jenem Moment, in dem sein eigener Wille gefordert wurde, genau damit überfordert war. Er war kein Idiot. Und mit untrüglicher Sicherheit wusste er, dass nun ein Scheideweg anstand. Nur was sollte er tun? Sollte er einem völlig fremdem, offensichtlichem Dämon vertrauen, der allein mit seinen Worten an Serpent´s Gewissen appellierte und ihm versprach, zu helfen? Oder würde er die Befehle des Clans befolgen wie bisher, um sich weiterhin in der sanften Lüge der Richtigkeit ihrer Sache fallen zu lassen? Moment, woher kam eigentlich die Annahme, dass es eine Lüge war? Wahrscheinlich viel zu lange stand der Assassine wie festgewurzelt auf dem Balkon, während der Wind merklich auffrischte und die Vorhänge der geöffneten Tür wie Geistergewänder flattern ließ. Der Junge, der nun das Ziel des Hellhaarigen war, saß noch immer allein und mit seinen Spielsachen beschäftigt im Raum. Serpent sah zu dem rotäugigen Fremden zurück und nur langsam dämmerte dem Kämpfer, dass der Dunkelhaarige etwas gesagt hatte und auf eine Reaktion wartete. Starr sah der Dämon dem Hellhaarigen entgegen, noch immer in völliger Ruhe, wobei seine Worte doch eigentlich etwas völlig anderes verheißen müssten. Serpent kniff die Augen zusammen und sah nun ebenfalls in die Ferne, doch selbst seine guten Augen vermochten nichts zu erkennen. Die Nacht war allumfassend, schwarz und samtig wie immer, unterlegt vom kalten Winterhauch, der unbarmherzig wohl Schnee heran trieb. Der Blick des Kämpfers glitt wieder zum Fremden, der die Mundwinkel in der Andeutung eines wissenden, fast überheblichen Lächelns gehoben hatte. Die Züge des Dämons verschwanden fast gänzlich im Schatten der Kapuze, den das sanfte Licht aus dem Raum des Hauses kaum erhellen konnte. Seltsamerweise fiel dem Assassinen auf, dass der andere die Maske gar nicht trug, die sein Gesicht beim letzten Zusammentreffen verhüllt hatte. »Wer kommt da?« fragte Serpent rau, wobei seine Stimme kratzig und kalt wie immer war, wenngleich die stoische Ruhe des Rotäugigen an seinen Nerven zehrte. Wie konnte dieser so still und teilnahmslos hier stehen, während er von Serpent verlangte, direkte Befehle zu missachten? Nun, dem Hellhaarigen dämmerte, dass den Dämon das Leben eines menschlichen Kämpfers wohl wenig wert war. Um nicht zu sagen, dass es ihm wohl völlig egal war, ob Serpent ein blutiges Ende finden würde oder nicht. Diese Annahme beunruhigte den Assassinen mehr als er vielleicht zugeben wollte. Obwohl er nicht wusste, warum. Der dunkelhaarige Fremde zog die Lippen noch ein Stück weiter nach oben, bevor er sich in aller Seelenruhe von der Balkonbrüstung abstieß und ein paar Schritte zu geöffneten Tür trat, die ihm fast abwehrend die Vorhänge entgegen bauschte. »Jäger.« Einen Moment sah der Rotäugige prüfend auf den Jungen, der noch immer allein im Zimmer saß, völlig versunken in sein Spiel. »Diese Wesen dürsten nach dem gleichen wie jedes Wesen, das die Anderswelt bewohnt. Sie wollen Leben. Sie begehren Seelen.« Der Blick des Fremden wand sich gemächlich zu Serpent. »Auch andere wollen diesen Jungen. Und sie werden nicht zögern.« Sollte das eine unterschwellige Aufforderung sein, sich schnell zu entscheiden? Wieder glitt der grüne Blick des Assassinen in die Ferne und ganz am Rande, neben dem Flattern der Vorhänge und dem Rauschen des Windes, hörte er es. Schritte. Rasende Schritte, die stetig und unaufhaltsam näher rückten. Serpent holte tief Luft, bevor er eine Hand hob und jene an die Schläfe seines plötzlich schmerzenden Kopfes drückte. Zu wenig Zeit… Zu viele Fragen. Wie sollte er richtig oder falsch unterscheiden, wenn der Druck der Zeit so auf ihm lastete? Warum hatte er überhaupt plötzlich mit der Frage nach richtig oder falsch zu kämpfen, wo ihm doch bisher alles egal gewesen war…? Vielleicht hatte ihn einfach noch nie jemand auf sein Tun aufmerksam gemacht und dieses hinterfragt. Wahrscheinlich sollte er den Dämon einfach außer Gefecht setzen, dessen Reden ignorieren und den Jungen töten. Das wäre das Beste… Der Assassine fluchte verhalten und presste die angestrengt mahlenden Kiefer fest aufeinander, sodass sein Gesicht scharf und kantig im Schein der Lichter des Hauses wirkte. Verflucht, er war nur ein Mörder. Ein Diener. Wie sollte er schon die richtige Entscheidung treffen können?! »Ich sollte dich einfach töten und dein Geschwafel ignorieren.« zischte Serpent dem Fremden entgegen, der ein kurzes, amüsiertes Schnauben von sich gab. »Vielleicht, Krieger. Leider fehlen dir die Möglichkeiten dazu...« Bevor die letzten Worte komplett über seine schmalen Lippen gerollt waren, ruckte der Kopf des Rotäugigen herum, während seine Hand vorschnellte und Serpent von sich, gegen die Brüstung des Balkons, stieß. Der Assassine taumelte einen Moment völlig verblüfft, bevor ein raues Knurren aus seiner Kehle stieg, welches jedoch im nächsten Augenblick durch das Zischen eines Pfeiles erstickt wurde. Haarscharf flog ein schmales Geschoß an den beiden ungleichen Männern vorbei und bohrte sich mit einem Knirschen in die Steinwand des Hauses. Der Dunkelhaarige stieß ein derbes Wort in einer unbekannten Sprache aus, was der Assassine als Fluch deutete, bevor eine raue Stimme den Dämon sowie Serpent herumfahren ließ. »Blutschatten...« raunte ein Fremder aus der Finsternis, bevor sich einige Gestalten aus den Schatten der Bäume zu schälen begannen, die das Grundstück umgaben. »Ich hätte nicht gedacht, einen aus dem Haus von Mortha hier zu finden. Will diese Schlange also doch mehr, als gut für sie ist…?!« Der Sprecher dieser Worte entpuppte sich im Zwielicht der Nacht als schlanker Mann mit bläulichem, kurzen Haar, der sich fast elegant aus der Dunkelheit materialisierte, ein glänzendes Schwert locker auf der Schulter liegend. Das Gesicht des Blauhaarigen drückte milde Überraschung aus, bevor es in den Hauch der Überheblichkeit um schwang, als weitere Männer sich hinter dem Schwertträger versammelten. Alle sahen stumm und abwartend zu Serpent und dem rotäugigen Dämon auf, wobei einige der schattenhaften Krieger Bögen trugen, die verdächtig pflichtbewusst auf den Balkon gerichtet waren. Der Sprecher musste wohl der Anführer dieser Truppe von Fremden sein, die wie Nebel aus dem Nichts gekrochen waren. Serpent spannte sich sofort an und seine Finger krochen zu den Dolchen unter seiner Kleidung, wobei er einen Schritt von der Brüstung zurücktrat. Der Rotäugige neben ihm sah mit eindrucksloser Ruhe auf die Unbekannten hinunter. Nun, vielleicht waren sie für ihn ja weniger unbekannt als für den Assassinen, der flüchtig zurücksah und den Jungen noch immer durch den zarten Wall der Vorhänge sehen konnte. Waren diese Krieger wirklich auch gekommen, um den Jungen zu töten? Serpent wand den Kopf wieder und sah auf die Handvoll gut gerüsteter Krieger im Vorgarten der Villa. Nun, nur zum Reden waren die sicher nicht da… »Latermos-bai…« raunte der Dämon neben dem hellhaarigem Assassinen fast gelangweilt, wobei seine schlanken, behandschuhten Finger unbemerkt von der Brüstung glitten, um zu der Klinge an der Hüfte zu wandern. »Deine Informanten sind noch immer so schlecht wie dein Gespür für die richtigen Herren.« Der Blauhaarige unten verzog das Gesicht eindeutig erzürnt, die zur Schau gestellte Ruhe fiel recht schnell von ihm ab. »Dein Mund wird dich eines Tages töten, Ryen. Dann rettet dich auch Mortha´s Wohlwollen nicht mehr...« »Oh, ich erwarte diesen Tag mit Freuden, Bai. Denn dann muss ich auch dein arrogantes Gehabe nicht mehr ertragen.« tönte der Rotäugige fast amüsiert, bevor er sich mit einem Sprung auf die Brüstung des Balkons beförderte. Der Wind zerrte am Stoff der roten Rüstung des Dämons, während jener völlig unberührt davon wie ein Geist federleicht auf dem Geländer thronte. Den glühenden Blick wand der Dunkelhaarige für einen Augenblick noch zu Serpent. »Beschütz den Jungen.« raunte er jenem entgegen, bevor er sein rötlich schimmerndes Schwert zog und sich mit einem Schritt in den Vorgarten hinunter fallen ließ. Der Hellhaarige blinzelte noch einen Moment völlig erstaunt, trat einen Schritt zur Brüstung und sah darüber hinunter. Der rotäugige Dämon stürzte sich wie ein blutiger Wirbelwind in die Reihen der Fremden, während die wie Meeresgischt auseinanderstoben. Der Blauhaarige packte nun sein Schwert ebenfalls und deutete gleichzeitig ziemlich eindeutig auf Serpent, bevor er sich dem Dunkelhaarigem mit schiefem Grinsen und blitzender Klinge näherte. Ein paar der schattenhaften Männer folgten dem Befehl ihres Herrn auch sehr schnell; sofort waren sie unter dem Balkon und begannen wie zuvor Serpent das Holzgeländer geschickt zu erklimmen. Der hellhaarige Assassine ruckte herum, zog die Vorhänge zum Raum nun ohne langes Zögern auseinander und betrat das Zimmer, indem der Junge bis eben immer noch nichts von den Dingen draußen mitbekommen zu haben schien. Doch nun ließ er sein Spielzeug fallen und starrte den fremden Mann völlig entsetzt an, der dort durch die wehenden Vorhänge trat. Nun, den beruhigtesten Anblick konnte Serpent sicher nicht bieten. Das Gesicht fast komplett verhüllt, allein die giftgrünen Augen leuchteten markant aus den Schatten, die Finger steckten in Metallklauen und die Hüfte des Kämpfers war geziert mit vielen Klingen, die alle leise klirrend aneinanderschlugen. Der Junge tat wahrscheinlich das einzig Verständliche, als dieser grimmig wirkende Fremde da so zielgerichtet auf ihn losging… Er begann zu schreien. Der Assassine fluchte ungehalten, beschleunigte seine Schritte noch und packte das völlig entsetzte Kind, um dem Jungen recht unsanft eine seiner Metallhände auf die Lippen zu drücken. »Still, sonst muss ich dir die Zunge herausschneiden.« zischte der Hellhaarige hinunter zu dem blassen Kindergesicht, dass ihn aus schreckensgeweiteten Augen ansah. Mit Sicherheit nicht die verbindlichste Möglichkeit, jemanden zum Schweigen zu bringen, doch der Junge schien die Worte ziemlich ernst zu nehmen und verstummte augenblicklich. Für feinfühlende Worte hatte Serpent wenig Zeit, ganz abgesehen davon, dass er kaum Ahnung von Feingefühl hatte. Leider war sein Schreien wohl schon weiter gedrungen als Serpent lieb war. Die großen Flügeltüren des Raumes schwangen auf und die Eltern des Jungen eilten herein, jedoch nicht erschrocken und verängstigt, wie man es vielleicht erwarten würde, sondern bewaffnet und äußerst entschlossen. Der Vater richtete sofort eine silberne, fast weißlich schimmernde Waffe auf den Assassinen, der sich plötzlich ein paar zu vielen Problemen gegenüber sah. »Lass meinen Sohn sofort los, Dämon.« raunte der Vater und zielte verdächtig genau auf die Stirn des Hellhaarigen. Serpent knurrte unwirsch und sein Blick flog wieder zu den wehenden Vorhängen, die vor der noch immer geöffneten Tür aufgeregt flatterten. Wo blieben seine Verfolger? Und warum, verdammte Scheiße, hielt man ihn für einen Dämon? Der Junge begann sich in seinen Armen wieder heftiger zu winden und wimmerte unterdrückt unter den kühlen Metallfingern, die noch immer jeden Laut im Keim erstickten. Doch das machte Serpent weniger Angst als der nervös zitternde Finger des Vaters, der sich warnend um den Abzug der Waffe krümmte. Im nächsten Moment flogen die schattenhaften Krieger, auf die Serpent die ganze Zeit schon unbewusst gewartet hatte, rasend schnell in den Raum und stürzten sich sofort mit wirbelnden Klingen und hämischem Lachen auf die Eltern des Jungen, die gar nicht wussten, was da so schnell über sie kam. Die Dämonen waren wenig mitleidig und schon gar nicht zimperlich. Unbewusst drehte sich der Assassine mit dem Kind im Arm zur Seite, damit dieses das Ende seiner Eltern nicht direkt mit ansehen musste. Woher die plötzliche Anwandlung von Gewissen und Beschützerinstinkt kam, wusste Serpent selbst nicht. Noch während er nach dem besten Weg suchte, um mit dem Jungen zu verschwinden, löste sich ein Schuss aus der Waffe des sterbenden Vaters. Ein flammender Schmerz explodierte in der Schulter des hellhaarigen Kämpfers; sofort lockerte sich dessen Griff um den Jungen, der dies sogleich nutzte, um sich hysterisch schreiend aus den Armen des Assassinen zu befreien und zu seinen Eltern zu stürzen. Serpent sackte stöhnend für einen Moment in die Knie und hielt sich die blutende Schulter. Zum Glück war es nicht sein eigentlich anvisierter Kopf gewesen, der getroffen worden war. Die grünen Augen folgten dem Jungen, der da in seinen sicheren Tod rannte. Noch bevor der Assassine sich wieder erheben konnte, hatte einer der fremden Kämpfer das Kind schon gepackt, das völlig verweint und verzweifelt im Griff des Dämons strampelte. Doch diese Wesen zeigten weniger Erbarmen als Serpent. Einer der Dämonen zog eine schimmernde Klinge und trieb sie dem Jungen ohne Umschweife ins Herz. Der hellhaarige Assassine formte ein stummes »Nein« mit den verhüllten Lippen und fühlte die Zeit in jenem Augenblick fast stillstehen. Er konnte es nicht glauben, dass dieses Kind einfach so starb. Das konnte doch nicht sein. Das durfte nicht sein. Er sah das Aufbäumen des jungen Körpers, das Entsetzen und die grenzenlose Fassungslosigkeit in den hellen Augen, die einen einzigen stummen Vorwurf in die Welt sanden. Ein zu junges Leben, viel zu früh genommen. Zu viel würde nie erlebt werden, zu viel würde verloren sein. Serpent fühlte vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben Bedauern und Mitleid. Wenngleich es nur ein zartes, vorsichtiges Gefühl in dem erkalteten Wesen seiner selbst war, so war es doch da. Zornig stemmte sich der Assassine wieder auf die Füße, während die fremden Krieger über den Jungen gebeugt standen und begannen, in einem leisem Singsang vor und zurück zu wippen. Der Hellhaarige erkannte die Klinge jetzt, die dem Jungen das Leben geraubt hatte. Es war dieselbe, die auch er versteckt unter seiner Rüstung trug. Das Werkzeug, um Seelen zu ernten. Aus dem leblosen Kinderkörper stieg zarter, schimmernder Nebel, der sich wirbelnd um die Dolchklinge sammelte und von dieser förmlich aufgezogen zu werden schien. Serpent zog zwei seiner Waffen aus dem Dolchgurt an der Hüfte und stürzte auf die fremden Wesen zu, die ihn völlig vergessen zu haben schienen. Den ersten beförderte er mit einem Tritt von dem Jungen weg und zog im gleichen Schwung eine der Dolchklingen über das verhüllte Gesicht des Kämpfers, der dem toten Jungen gerade die Seele stahl. Die fremden Kämpfer wirbelten nun sofort alarmiert zu Serpent herum, Schwerter und Dolche gezogen, sodass sich der hellhaarige Assassine einer offensichtlichen Übermacht gegenübersah. Verbissen wehrte er die ersten Dolchstöße und Schwerthiebe ab, die sofort hart auf ihn niederprasselten, doch seine verwundete Schulter behinderte ihn in seinen Bewegungen und schränkte die Härte seiner Hiebe deutlich ein. Die fremden Kämpfer trieben den Assassinen unaufhaltsam in eine Ecke und somit in die Enge, während Serpent selbst nicht nachließ und einigen der Angreifer hässliche Wunden versetzte. Gerade als einer der dunklen Kämpfer sein Schwert gefährlich nah am Gesicht des Assassinen vorbeischwang, sodass Serpent den Hauch der Klinge schon auf der Haut spürte, meldete sich ein anderer Mitspieler wieder zurück. Der rotäugige Dämon trat durch die Balkontür, die Rüstung und das Schwert glänzend vom Blut seiner Gegner, während er mit einem Blick die Situation erfasst hatte. Nur für einen kurzen Moment blieb der Blick des Dunkelhaarigen an dem toten Jungen hängen, dann hob er sein Schwert und fuhr wie ein Teufel durch die Reihen der Angreifer, die Serpent in die Enge gedrängt hatten. »Hol die Seele von dem Kind. Die dürfen sie nicht bekommen.« befahl der Rotäugige dem Assassinen fauchend, während er die Klinge gerade mit einem Angreifer kreuzte, der daraufhin das Schwert des Dunkelhaarigen im Leib wiederfand. Serpent stellte keine Fragen mehr, wobei ihm der Befehlston des Dämons mehr als missfiel. Er bahnte sich seinen Weg durch die fremden Angreifer, zog einem noch die Metallklauen über die Kehle, als dieser gerade versuchen wollte, mit dem toten Jungen in die Nacht zu fliehen. Der Kämpfer sackte röchelnd in die Knie, zumindest bei diesen Kerlen schien Serpent´s Gift noch Wirkung zu zeigen. Halb auf den Knien rutschend kam der Assassine neben dem leblosem Kinderkörper zu halten, zog den Jungen in seine Arme und vermied es tunlichst, den Blick der toten Augen zu begegnen. Auch wenn es lächerlich war, Serpent fühlte sich verantwortlich für den Tod des Kindes. Hatte er zu lang gezögert? Mit zusammengebissenen Zähnen zog er den schimmernden Dolch aus der versteckten Halterung unter dem Umhang hervor und zögerte nur einen Moment, bevor er die Klinge in die Wunde trieb, die zuvor das Kinderleben beendet hatte. Sofort begann der Dolch zu reagieren und zu schimmern, während die Seele des Kindes hell und nebelhaft aus dem Körper stieg und von dem Dolch aufgesogen zu werden schien. Serpent sah diesem Schauspiel völlig teilnahmslos zu, während der rotäugige Dämon im Hintergrund die verbliebenen Kämpfer zurück in die Anderswelt beförderte. Der hellhaarige Assassine fühlte sich leer und erfroren in jenem Moment, während er das tat, was er doch schon so oft vorher getan hatte. Er raubte eine Seele. Und doch war es dieses Mal anders. Ganz anders. Dieses Kind hätte nicht sterben müssen. Es hätte nicht einmal sterben dürfen. Er hatte versagt. Noch während die letzten Lichtschwaden im Metall des Dolches verschwanden, spürte der Assassine einen seltsamen Schmerz in seiner Schulter. Zu dem stetigen Brennen von bisher gesellte sich ein nun ständig heftig werdender, pochender Schmerz, der mit dem Herzschlag des Hellhaarigen um die Wette zu hämmern schien. Serpent hielt sich die Schulter, spürte das Pulsieren der Wunde und hatte plötzlich das Gefühl, dass die Kugel, die noch in seinem Fleisch steckte, begann zu glühen und sich tiefer in seine Muskeln und Sehnen zu fressen. Der Assassine versuchte den Schmerz zu ignorieren, doch dieser wurde bald so gleißend und heftig, dass selbst seine antrainierte Selbstbeherrschung ihn nicht davon abhielt, einen rauen Schrei auszustoßen und auf den harten Boden des Raumes zu kippen, während der Seelendolch aus seinen Fingern rutschte. Keuchend rollte sich Serpent auf dem Boden zusammen, der blutig vom Kampf war, während der grelle Schmerz unerbittlich durch seinen Körper vibrierte und sich in sein Hirn fraß. Im hellen Licht der Pein verlor er das Bewusstsein mit dem Gedanken, dass er nun verloren war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)