Promises von lil_Scarlet (when a Shinigami becomes a Kishin) ================================================================================ Kapitel 2: make me Fibonacci ---------------------------- Hallo! Da bin ich wieder mit nem neuen Chap! Wünsche viel Spaß beim Lesen und freue mich natürlich wie immer sehr über Kommentare und Kritik. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Am nächsten Morgen lag ein Umschlag unter der Tür. Scary, noch schlaftrunken hatte sich einen Kaffee in der kleinen Küche gemacht und beobachtete am Fenster lehnend die Sonne, wie sie sich früh morgens über den Horizont quälte. Hiro schlief noch tief und fest. Er lag mit dem Gesicht zur Wand in die Decke eingerollt und atmete leise und gleichmäßig. Zum Glück hatte sie gestern noch ihre Unterlagen aus der Bibliothek retten können, bevor sie jemand eingesteckt hatte. Nachdem sie Hiro einen Verband um den Oberarm verpasst hatte, war ihr brennend heiß eingefallen, dass sie den ganzen Krempel im Eifer des Gefechts hatte liegen lassen. Die Sonne hatte es mittlerweile soweit geschafft, dass sie Scary das Gesicht wärmte. Irgendwie hatte es doch etwas, wieder zu Hause zu sein. Seufzend stellte sie die Tasse auf den Schreibtisch. Drei Schritt weiter rutschte sie mit einem erschreckten Laut auf dem bis dahin nicht bemerkten Briefumschlag aus und setzte sich, untermalt von einem dumpfen Schlag, elegant auf ihr Hinterteil. „Der Tag geht ja gut los.“, murmelte sie mürrisch und hob den Umschlag auf. Das Knäuel unter der Decke begann sich grummelnd zu bewegen. Nacheinander streckten sich zwei Arme aus dem Kokon und er drehte sich seufzend auf die andere Seite um dort auf der Matratze ins Leere zu dappen. Eher widerstrebend zog er ein Augenlid hoch, allerdings nur soweit, wie es wirklich nötig war, um seine Umwelt halbwegs scharf zu erkennen. „Scary?“, fragte er verschlafen und entdeckte sie im selben Moment vor der Tür am Boden sitzend. „Warum sitzt du auf dem Boden?“ fragte er ohne sich einen Millimeter zu bewegen. „Bin ausgerutscht.“ Scary besah sich den Umschlag: Keine Adresse, kein Name, nichts drauf. Mittlerweile beide Augen offen rutschte Hiro ein kleines Stück weiter von der Wand weg und streckte den Arm aus, dass seine Hand gerade über die Bettkante reichte, um Scary grummelnd zu winken. „Hm?“ Scary stand auf und trat ans Bett um ihm den Umschlag zu geben. Stadtdessen aber griff Hiro nach ihrer Hand und zog sie zu sich, nur um sich im nächsten Moment an sie zu kuscheln. „So geht’s auch.“, meinte Scary belustigt und öffnete den Umschlag. „Morgen, Scary-san.“, sagte Hiro schließlich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Morgen.“, lächelte Scary und streichelte kurz über seinen Arm, der um Ihre Tallie lag. „Was ist das?“ „Gleich wissen wir‘s.“ Sie zog den Brief heraus und schmiss den Umschlag weg. Das Papier aufgefaltet räusperte sie sich und begann vorzulesen: „Guten Morgen, Scary-chan! – Ok, er ist von Dad. Der Gestrige Zwischenfall mit Stein-kun und deinem Begleiter hat mir sehr zu denken gegeben und ich hätte gerne mit euch beiden nochmals gesprochen, wegen dieser… Ausschreitung. –Was hat den denn gebissen, dass er so förmlich ist? Ich erwarte euch um zehn im Deathroom. Seid pünktlich. Shinigami“, endete sie und schmiss Stöhnend den Brief weg, um sich mit den Händen übers Gesicht zu reiben. „Hab ich nicht gesagt, dass dein Dad ein Freudenspender ist?“, meldete sich Hiro hinter ihr zu Wort. „Ha. Ha.“ Scary stand entgegen Hiros stummer Proteste auf und streckte sich. „Hey, warum gehst du weg?“ „Es ist halb zehn, Hiro-chan. Du solltest dir was Ordentliches anziehen und dir die Haare kämmen bevor wir dem Einberufungsbefehl folgen... Ausschreitungen… Oh, dear!“ „Das wäre eventuell wirklich nicht schlecht.“ Er rollte sich nun gänzlich aus seinem Kokon und streckte die demolierten Glieder, während Scary schon eine Bürste aus dem Bad geholt hatte. „Keinen Zopf!“, protestierte Hiro, als sie sich hinter ihm aufs Bett setzte und ihm die Bänder aus den Haaren dröselte. „Keine Panik.“, lachte sie und setzte die Bürste an. Die beiden wurden im Deathroom bereits erwartet. „Guten Morgen, allerseits.“, wünschte Scary während Hiro sich neugierig umsah. „Morgen, Scary-san und Hiro-kun.“, Stein nickte den beiden beherrscht zu und war bemüht, sich nicht von Hiros Anwesenheit ablenken zu lassen. Marie, die neben ihm stand winkle lächelnd. „Schön, dass ihr kommen konntet.“, meinte Shinigami. Scary bemerkte Spirit, der nervös auf seiner Unterlippe herum kaute und mit feuchten Augen extrem verkrampft dastand. „Was steht an, Dad?“ „Nun ja. Wie ich in dem Brief bereits erwähnt hatte…“ Er hielt es einfach nicht mehr aus. Er musste einfach… „Scaaaaaaaarryyyyy!“ Spirit stürmte mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. „Oh dear.“ Genau das hatte sie befürchtet. Noch bevor sie in seine Reichweite kam trat sie einen Schritt zur Seite und lies ihn ins Leere laufen. Spirit, völlig verwirrt, stolperte und landete direkt vor Hiros Füßen. „Au, verdammt.“ Dieser trat einen Schritt zurück, als hätte man ihm einen glitschigen zappelnden Fisch hingeworfen. „Lass mich raten“, begann er und sah zu Scary auf. „Den da kannst du auch von früher.“ Die Angesprochene verdrehte die Augen. „Leider.“ „Zurück zum Thema.“, mahnte der Shinigami, die schmollende Death Scythe ignorierend. „Anscheinend vertragen sich Hiros und Steins Wellenlängen nicht allzu gut. Deshalb möchte ich, dass ihr beide, Scary-chan und Marie-chan immer ein Auge auf die beiden habt. Ich möchte keine weiteren Zwischenfälle.“ „Jawohl.“ „Geht klar, Dad.“ „Sehr gut.“, Qietschte der Schinigami plötzlich fröhlich. „Jetzt zu etwas anderem. Ich möchte, dass du hier als Sensei tätig wirst, Scary-chan.“ Der jungen Shinigami viel die Kinnlade in den nicht vorhandenen U-Bahn-Schacht. „What?“ „Du hast in den Jahren deiner Reise sicher viele brauchbare Erfahrungen gesammelt. Gerade jetzt, wo die Anzahl der Aufträge drastisch zunimmt, kann uns das von großem Nutzen sein.“ Langeweile… tödliche Langeweile. Scary hier, Scary da… Hiro setzte sich seufzend im Schneidersitz an den Rand des Podests und beobachtete mit kleinerem Abstand die Gesprächsrunde. Stein trat an Scary heran und legte ihr aufmunternd die Hand auf die Schulter. „Es ist gut dass du wieder da bist. Es wäre genial, wenn du unterrichten könntest. Das könnte uns ein gutes Stück weiterbringen. Mit deinem Auftauchen hat niemand gerechnet.“ „Ich bin ja auch schlecht in ein System zu quetschen, dass man mit mir rechnen könnte.“, erwiderte sie frech und streckte dem Doktor die Zunge heraus. Dieser Grinste und überlegte kurz. „Eine Scary- Gleichung… das könnte kompliziert werden.“ „Mach da dann mal eine Fibonacci daraus.“ „Hm. Das ließe sich gut in einer Pyramide darstellen.“ Meinte Stein gedankenlos. Die übrigen anwesenden standen leicht bedröppelt herum. Akademiker… „Ich hab die Sequenz lieber.“, merkte Scary an. „Ich kenns nur mit der Pyramide.“ „Bin ich Kido, oder was?“ Plötzlich brach Hiro in haltloses schrilles Kichern aus und viel vor lauter Lachen rückwärts vom Podest. Als er sich halbwegs von seinem Lachkrampf erholt hatte und sich schnaufend wieder an seinen vorherigen Platz begab grinste er Scary frech entgegen. „Und ich dachte, meine Witze wären schlecht.“ Er wusste, dass sie sich derbe zurückhalten musste um nicht mit ihm lachen zu müssen. Sie hielt sich die Hand diskret vor den Mund und sah ihren Vater und den rest der Runde entschuldigend an doch sie lachte innerlich umso mehr, als sie Steins belustigte Mine bemerkte. „Entschuldigung, ich wollte nicht stören.“ Hiro winkte ab. „Redet ruhig weiter, ich bin gar nicht da.“ Unschuldig sah er in die Luft als wäre nichts gewesen, trat aber trotzdem in die Runde zu Scary. „Ich könnte etwas zum Unterricht beitragen.“, durchbrach sie schließlich die peinliche Stille. „Ach ich bin so froh, dass du wider da bist, mein Kleines.“ „Kleines…Dad, dafür bin ich mittlerweile zu alt.“ Jetzt wurde es langsam interessant. „Wie alt bist du denn eigentlich?“, fragte Hiro neugierig. „Zu alt.“ Gab sie mit hochgezogener Braue zurück. Ohne nachzudenken fing Stein an zu grinsen und begann Hiro fachmännisch zu erklären, dass Scary noch vor der Gefangennahme des Kishin geboren wurde. „Das hat’s jetzt gebraucht.“, funkelte die Shinigami den Doktor an. Hiro musste sich das eben erfahrene erst einmal gedanklich auf der zunge zergehen lassen, bevor er sich wieder fing. „Mach dir nichts draus, Scary.“, er schlug ihr aufmunternd auf die Schulter. „Dafür siehst du aber noch ganz schön knackig aus.“ Scary zuckte zusammen. Wie war das? Knackig? Na warte… „*Scary…..CHOP*“ „Auaaaaaaaaaa!“ Hiro saß plötzlich am Boden und hielt sich jammernd den Kopf. „Scary, das tut weh!“ Auch, wenn er ihn nicht mochte, aber Spirit fühlte mit ihm. Wie der Vater, so die Tochter und nahezu jeder Shinigami-chop ließ einen Sterne sehen. Shinigami Senior schien zu grinsen. „Können wir dann weitermachen?“ Dem Himmel sei Dank, war über Mittag Ruhe gewesen, sodass Scary sich mit Hiro in die Bibliothek hatte zurückziehen können. Nicht allerdings, ohne von hyperaktiven Schülern gestört zu werden, die man zum Nachsitzen verdonnert hatte. –Folglich war alles andere, als das obligatorische Silentium angesagt. Allerdings eine Schülerin war ihr aufgefallen. Sehr in sich gekehrt und etwas verschüchtert schien sie Scary zu sein. Still und leise war sie in die Bibliothek gekommen und hatte sich mit klassischer Poesie in eine Ecke verkrümelt. Wohl bedacht darauf, Scarys Blicken auszuweichen. Irgendwann war dann Spirit hereingewalzt und hatte verkündet, dass Shinigami- Senior noch ein paar Vorschläge für den Unterricht hätte, etc., bla bla. Beinehe verächtlich hatte er noch hinzugefügt, dass Hiro auch mitkommen sollte. Mit Betonung darauf, dass er sich ja ohne Scary nicht frei auf dem Campus bewegen dürfe. Darauf knallte Hiro demonstrativ empört Goethes Faust zu und begleitete Scary erneut zum Deathroom ohne ihr einen Millimeter von der Seite zu weichen. Spirits verkrampfter Gesichtsausdruck war einfach zu herrlich. „Warum hast du mich gehauen, nur, weil ich gesagt hab, dass du noch knackig aussiehst?“ Hiro rieb sich die getroffene Stelle und saß schmollend auf dem Bett während Scary nervös durch die Räume tigerte und ein paar Unterlagen zusammen suchte. Die Sitzung im Deathroom hatte eine Ewigkeit gedauert und mittlerweile war es Abend geworden. Ständig grummelte Scary vor sich hin, mit den Gedanken irgendwo im nirgendwo, warum sie Hiros Beschwerden nur unterbewusst wahrnahm. „Ich wusste es, das war so klar. So klar. Ich bin so dämlich.“ Ihr ständiges Gewusel machte Hiro nahezu wahnsinnig. Hin, her, hin, her, rauf, runter, raus, rein… „Scary…Scary?“ Keine Reaktion „SCARY!“ Als hätte er auf einen Knopf gedrückt blieb sie stehen und drehte sich verwirrt zu ihm um. „Hm?“ „Alles ok?“ Scary stöhnte und ließ sich neben ihn aufs Bett fallen. „Nein, nichts ist ok.“, murmelte sie und rieb sich die Augen, bevor sie sich neben ihn setzte. „Mii?“ Mit einem fragenden Laut drückte er seine Nase kurz gegen ihre Wange und sah sie aufmunternd an. Scary lächelte resigniert und griff sich seine langen Haare nur um die Enden zu flechten und zu zwirbeln, wie sie es immer tat, wenn sie in Gedanken war. „Das war so alles nicht geplant… Shibusen sollte nur ein kurzer Zwischenstopp werden.“ Geistesabwesend warf sie die Haarspitzen hin und her. „Und jetzt sitzen wir hier fest. Verdammt!“ Hiro legte die Arme um sie und das Kinn an ihre Schulter. „Das ist meine Schuld, oder? Wegen Stein.“ Scary drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Das ist nicht wichtig. Wir sollten lieber zusehen, dass wir aus der Misere schleunigst wieder herauskommen, bevor wir noch tiefer drinsitzen.“ Sie lächelte ihn aufmunternd an. „Ich hab dich lieb, Hiro-chan.“, sagte sie schließlich und nahm ihn in den Arm. „Ich hab dich auch lieb, Scary.“ Er kuschelte sich an sie. „Sensei…“ Ihm entfuhr ein Kichern. „Was ist daran so lustig?“ „Ich stelle es mir nur gerade vor, wie du vor den Schülern stehst und unterrichtest.“ Scary schluckte schwer bei der Vorstellung. „Hiro, ich glaub, ich kann das nicht.“ Er stutzte und sah zu ihr auf. „Natürlich kannst du. Warum solltest du es nicht können?“ „Was weiß ich denn? Ich als Sensei. Na Prost Mahlzeit, Shibusen.“ Den letzteren Teil sagte sie mehr zu sich selbst, als zu Hiro. Dann stand sie auf und wühlte wieder in ihren Unterlagen. „Was machst du denn nun?“ „Ich“, sie setzte sich mit dem Papierkram an den Schreibtisch, klappte ihr Notebook auf und zückte einen Kuli, „versuche, einen halbwegs brauchbaren Plan aufzustellen, nachdem ich unterrichten kann.“, meinte sie und begann, sich ein paar Stichpunkte zu notieren. Hiro stand vom Bett auf und sah ihr neugierig über die Schulter, als es plötzlich klopfte. „Wer ist denn das? Erwartest du noch jemanden.“ Er sah verwundert zur Tür. Scary stand auf. „Eigentlich nicht. Ja, bitte?“, sagte sie schließlich etwas lauter. Die Tür öffnete sich quietschend. Scary und und Hiro standen noch beim Schreibtisch, sodass sie nur die Tür sahen, wie sie nach innen aufging. Stille. Langsam schob sich schließlich ein schwarzer Schopf mit drei weißen Streifen dahinter hervor. Kaum hatte Kido die beiden lokalisiert, trat er hastig in den Raum, ohne die Tür hinter sich zu schließen und versteifte sich. „Scary! Ähm! Ich …wollte.“ Im nächsten Moment lief er knallrot an. „Entschuldigt mich!“ Er stürmte hinaus und zog die Tür so schwungvoll hinter sich zu, dass zu befürchten war, sie könne nach dem Ohrenbetäubenden Knall aus den Angeln fallen. –Dem glücklicherweise nicht so war. Es klopfte erneut. „Ja bitte.“ Scary lächelte, als ihr Bruder diesmal deutlich gefasster in den Raum trat. Er räusperte sich. „Nee-san, ich bin… Ich freue mich, dass du wieder da bist und…“ Er stockte, kratzte sich am Hinterkopf und riskierte einen Blick auf seine Schwester und ihren Begleiter, die ihn fragend musterten. Hilfesuchend und mit einem peinlichen Rotschimmer auf den Wangen sah er auf seine Schuhe. „Hast du, ich meine, wenn du möchtest, dann…“ Endlich schaffte er es, den Kloß in seinem Hals zu schlucken und verbeugte sich manierlich um seine Einladung auszusprechen. „Ich würde mich freuen, wenn du vielleicht morgen zum Essen nach Hause kommst.“ Kido verharrte in der Position, nicht wissend, was er nun tun sollte, bis er sah, dass Scary direkt vor ihm stand, da ehr ihre nackten Füße sehen konnte. Nervös sah er zu seiner großen Schwester auf. Sie war viel zu lange weg gewesen. Er bemerkte, wie ihm Tränen in die Augen schossen und als Scary ihn schließlich in den Arm nahm vergrüb er sein Gesicht an ihrer Schulter. „Ich hab dich so vermisst, Nee-san!“ „Ich hab dich auch vermisst, mein Kido-chan.“, sagte sie sanft und strich ihm über das Haar. Das letzte Mal, als sie ihn in den Arm genommen hatte, reichte sein Schopf gerade bis zu ihrem Gürtel und sie musste sie ihn hochheben. Hiro stand neben dem Schreibtischstuhl und stützte sich auf dessen Lehne, während er sich die Szene besah. Scary hatte ihm viel von Kido erzählt. Unter anderem von seinem Symmetrie-Tick. „Kido-chan, “ Scary löste sich behutsam aus seiner Umarmung. „Ich möchte dir jemanden Vorstellen.“ Sie wand sich an Hiro, der darauf näher trat. „Das ist Mad Hiro. Mein…“ Sie stockte. Beinahe hätte sie geplappert. „bester Freund.“, sagte sie schließlich. „Freut mich, Kido! Kya.“ Er streckte Dem Shinigami-Junior grinsend die Hand hin. Kido, reiß dich zusammen!, schalt dieser sich selbst. Asymmetrie… bei seiner Schwester konnte er es verkraften, aber… aber… ok, beruhige dich. Er erwiderte Hiros Händedruck so ungezwungen, wie irgend möglich. Dieses Mal! Es machte ihn schier wahnsinnig. Er trat einen Schritt zurück und wandte sich schließlich zum gehen. „Ihr entschuldigt mich.“ *Wumms*, die Tür war zu und Kido weg. Hiro blinzelte zunächst verwirrt ins Leere und zuckte dann nur mit den Schultern, bevor er sich auf den Schreibtischstuhl setzte und sich über die Aufzeichnungen beugte. Scary kicherte, sie wusste genau, was ihr Brüderchen so aus der Fassung gebracht hatte. „Was?“, fragte Hiro herausfordernd und drehte sich halb um. „Dein Mal.“ Sie tippte sich unter ihr linkes Auge und lächelte, doch Hiro sah nur zu Boden und führ sich über die Linien, die das Mal in seinem Gesicht zog. Etwas verstört lies Scary plötzlich die Arme hängen und Trat hinter ihren Freund, der sich nun vollkommen abgewandt hatte. Sanft, fragend legte sie die Hände auf seine schultern. Als er die Berührung zuließ, legte sie sanft ihre Arme um ihn und lehnte ihre Wange an seinen Kopf. Hiro atmete leise auf und legte die Hände auf ihre Arme, bevor er sich zurücklehnte und zu ihr aufsah. Scary lächelte. Es beruhigte ihn. „Mii.“, machte er resigniert. „Was denn?“ Scary drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ach, nichts.“ Plötzlich stand Hiro auf und umarmte sie. Dann drückte er sie bei den Schultern auf den Stuhl zurück. Scary sah sich verwirrt zu ihm um. „Was soll das denn jetzt?“ „Du wolltest doch noch was erledigen.“ „Stimmt, da war ja was.“, erinnerte sie sich und griff wieder nach dem Kuli. „So, dann wollen wir mal.“ „Kann ich so gehen?“ Scary betrachtete sich skeptisch im Spiegel. „Klar kannst du. Heute bist du nicht mal sonderlich asymmetrisch.“, meinte Hiro und verdrehte die Augen, als er ihren unsicheren Gesichtsausdruck bemerkte. „Scary. Du isst nur mit deinem Bruder zu Abend. Es ist kein Date!“ Sie zupfte an ihrem Top herum und ließ dann auf einen Schlag Arme und Kopf wie tot hängen. „Du hast recht. Ich benehme mich wie ein Idiot.“ „Jap!“ „Na besten Dank auch, Hiro-chan!“ Empört stemmte sie mit einem Grinsen die Hände in die Hüften und versuchte ihn strafend anzusehen. „Wir sind doof.“, stellte Hiro fest und trat zu ihr. „Jetzt mach dir keinen Kopf. So schlimm wird’s nicht werden.“ Sie sah zu ihm auf. „Und du willst wirklich nicht mit?“ Er schüttelte entschieden den Kopf. „Ich denke, ihr beide seid alleine schon genug beschäftigt. Da muss ich nicht auch noch stören.“ Er grinste sie aufmunternd an. „Kya!“ Scary biss sich auf die Unterlippe. „Sicher? Ich lass dich nur ungern allein. Und Kido hat gesagt- “ „Das war reine Höflichkeit.“, fuhr er ihr ins Wort. „Und keine Sorge. Ich werd Shibusen in den paar Stunden, die du weg bist, schon nicht zerlegen.“ Er nahm ihre Hände in seine und drückte sie. „Du musst los.“, stellte er mit einem Blick auf die Uhr fest. „Verdammt!“ Scary griff eilig nach ihrer Tasche und ihrem Mantel. „Ich bin dann mal weg!“ Sie schlüpfte in ihre Stiefel und drückte Hiro einen Abschiedskuss auf die Wange. „Hab dich lieb.“ Noch bevor Hiro etwas erwidern konnte, war sie verschwunden. „Ich dich auch…“ Er ließ sich rücklinks aufs Bett fallen, verschränkte die Arme hinterm Kopf und starrte an die Decke. Es dauerte nicht lange, da musste er gähnen. Langweilig… Er sah sich nach einer Beschäftigung suchend im Raum um und bemerkte ein kleines blinkendes Lämpchen an Scarys Laptop. Sie hatte vergessen, ihn ganz auszuschalten. Perfekt! Sie hätte sicher nichts dagegen, wenn er in der Zwischenzeit ein bisschen zockte. Scary war gerade noch pünktlich vor dem Haus ihres Vaters in Death-City angekommen. Da ist man keine zwanzig Jahre weg, da krempeln die die ganze Stadt um. Sie straffte sich und drückte auf die Türglocke. Es dauerte eine Weile, bis jemand das Schloss öffnete und die Tür sich einen Spalt breit öffnete. Doch es war nicht Kido, der ihr aus blauen Augen prüfend entgegen lugte. „Eh?“ plötzlich riss Patty überschwänglich die Tür auf und begrüßte Scary mit offenen Armen. „Du musst Nee-san sein!“ „Nee-san?“ ehe sie sich versah, wurde sie ins Haus gezogen. „Komm rein, komm rein!“ Patty nahm ihr trällernd den Mantel ab und schob sie in die Haupthalle. Alles Symmetrisch. Was hatte sie auch erwartet? Der Teppich, der die Treppe hinaufführte, Bilder, Möbel, Vorhänge, einfach alles! „Kido ist schon ganz nervös wegen dir!“, posaunte die kleine Thompson, als sie Scarys Mantel weggebracht hatte. „Patty, jetzt lass sie doch erst mal durchatmen.“, kam es von oben. Auf der Treppe stand Liz und sah ihre kleine Schwester mahnend an, während sie herunterkam. „Bitte entschuldigen sie, sie ist immer so, wenn wir mal Besuch bekommen.“ Patty schmollte. Scary winkte ab. „Ach, Käsesoße! Ist doch nichts dabei.“ „Nee-san! Da bist du ja endlich!“ Kido kam mit Hemd und Krawatte die Treppe hinunter gestürmt und kam kurz vor seiner Schwester zum stehen, nur um festzustellen, dass er keine Ahnung hatte, was er ihr nun sagen sollte. Völlig unerwartet wuschelte sie ihm plötzlich durch die Haare und grinste ihn frech an. Lächelnd sah er zu ihr auf. Fast wie früher. „Also“, begann er. „es gibt Japanisch. Huhn Teryaki mit gebratenem Gemüse und Onigiri.“ Scary lief das Wasser im Mund zusammen. Sie liebte die japanische Küche. „Worauf warten wir dann noch? Hab Hunger!“ lachend schob sie ihren etwas verwirrten kleinen Bruder die Treppe zum Esszimmer hinauf. Bis auf die Symmetrie hatte sich im Haus nichts verändert. Sie sah sich noch mit ihrer Mutter in den Fluren Verstecken spielen. Plötzlich wurde Scary kalt und es erinnerte sie wieder daran, warum sie eigentlich hier war. Das Esszimmer war genauso symmetrisch, wie Scary vermutet hatte. Gedeckt war an der langen Tafel nur für zwei. „Aber was ist mit…?“, setzte sie an, als Patty abwinkte. „Nee-san und ich haben uns ne Pizza bestellt. Tschüss dann!“ Die Kleine grinste und zog ihre große Schwester winkend aus dem Raum. „Haben die Herrschaften schon hunger?“ Eine pummelige Frau mit rosigen Wangen mittleren Alters kam mit einem Servierwagen herein. „Das ist Margret, unsere Köchin.“, erklärte Kido mit einer weiten Handbewegung. Scary nickte ihr zu und musste bei der Vorstellung leise lachen, wie Kido mit dem Anblick des Ceranfeldes mit vier unterschiedlich großen Herdplatten kämpfte. „Sie können auftragen, Margret. Scary?“ Kido wies auf einen der gedeckten Plätze und setzte sich zum gegenüberliegenden in Bewegung, während Margret summend ans Werk ging und die Speisen auf zwei Teller verteilte. Kaum war sie aus dem Esszimmer verschwunden, schlug Kido manierlich die gebügelte Serviette auf dem Schoß auf, wünschte guten Appetit und begann, sein Essen symmetrisch auf dem Teller zu sortieren. Schließlich unterbrach Scary die entstandene peinliche Stille ohne etwas angerührt zu haben. „Wie geht es dir, Kido-chan?“, fragte sie sanft. „Nenn mich nicht so!“, brauste er plötzlich auf und sah darauf ertappt auf den Tisch. „Kido…“ Er krallte sich am Tischtuch fest und versuchte den Kloß in seinem Hals loszuwerden. „So hast du mich früher genannt. Als ich noch klein war. Da waren wir noch eine Familie. Aber plötzlich warst du… du warst…“ Er brach ab, griff nach den Essstäbchen und schob die Reisbällchen auf seinem Teller sortierend hin und her. „Weg.“, beendete Scary betrübt seinen Satz. „Ich hätte dich gebraucht, Scary.“ Fast schon verzweifelt sortierte er nun das Gemüse nur um dann mit einem verhaltenen Zucken zu bemerken, dass ein Stück Broccoli übrig war. Triumphierend lag es in der Mitte des Tellers und behauptete sich erfolgreich gegen Kidos Hypnoseversuche. Mit einem gequälten Lächeln griff Scary nach ihren Stäbchen und klaute das unverschämte Gemüse von seinem Teller, womit die Symmetrie wieder hergestellt war. „Siehst du?“, seufzte der Shinigami- Junior und begann langsam zu essen. „Ita dakemasu!“ „Kido?“ „Hm?“, machte er und schluckte ein Stück Huhn hinunter. „Auch, wenn das vielleicht unglaubwürdig klingt. Ich war die ganze Zeit bei dir, und wusste immer, wie es dir geht.“ „Was?“ Kido fielen die Stäbchen aus der Hand und er starrte seine Schwester mit offenem Mund an. „Wie?“ „Ich war oft in der Nähe und hab mich umgehört. Manchmal habe ich auch selbst nachgesehen, wie es dir geht und was aus dir geworden ist.“ „Aber,… aber warum bist du nie hergekommen, warum hast du nie geschrieben? Ich dachte, du bist tot! Wir dachten, du bist…“ Scarys Kopfschütteln unterbrach ihn. „Vater wusste die ganze zeit, dass ich noch lebe. Bitte verzeih mir. Ich habe in den letzten zwanzig Jahren wohl über tausend Briefe angefangen.“ Kido lächelte dünn. Aber keinen einzigen abgeschickt, dachte er. „Warum bist du gegangen, Scary? Ich verstehe es immer noch nicht. Und plötzlich tauchst du wieder auf und bringst diesen Irren mit.“ „Hiro ist nicht irre.“, bemerkte Scary trocken und aß weiter. „Wer ist dieser Kerl überhaupt?“ „Mein bester Freund.“ „So. Und wo bist du die ganze Zeit über gewesen?!“ Ohne es zu merken war Kido immer lauter geworden. „Überall und nirgends in der Weltgeschichte.“ „Tolle Antwort!“ „Kido.“ Scary legte bestimmt die Stäbchen bei Seite und sah ihrem Bruder direkt in die Augen. „Warum hast du mich eingeladen?“ „Ähm…“ Kido stockte. „War es, weil du mir all das an den Kopf werfen wolltest, was mich die letzten zwanzig Jahre schon gequält hat? Warum ich gegangen bin, spielt jetzt keine Rolle.“ „Und ob es das tut!“ „Wie du meinst. Es war wegen Mama.“ „Mama?“ seine Stimme war plötzlich nur noch ein leises Zittern. „Ja.“ Scary griff über den Tisch und nahm die Hände ihres kleinen Bruders in ihre. „Und wegen Dad. Ich konnte seine Heuchelei nicht länger ertragen.“ „Warum hast du mich nicht mitgenommen?“ Scary war bei der Erinnerung den Tränen nahe. Der kleine Kido hing damals flennend und schreiend an ihrem Bein. „Nimm mich mit!“, hatte er geschrien. „Lass mich nicht allein!“ Da hatte sie ihn hochgenommen, ihm die Tränen abgewischt und in sein Ohr geflüstert: „Ich werde immer bei dir sein. Versprochen.“ Sie hatte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gehaucht und ihn ihrem Vater in die Arme gedrückt. Er hatte sich gewehrt, wie verrückt und gezappelt, aber der Shinigami hatte ihn nicht losgelassen. Scary hatte sich ihre Tasche über die Schulter geschmissen und war die Treppe nach Death-City hinabgestiegen. „Nee- chan! Nee-chan! Komm zurück! Scary! Scary!“ Sie hatte sich nicht umgedreht. Aus Angst, nicht mehr weitergehen zu können. Die Stadttore passiert, beschwörte sie ihren Solarsurfer und raste davon. Dorthin, wo der Wind sie Führte, und irgendwann war die Stadt hinterm Horizont verschwunden. Eine Träne kullerte über Scarys Wange. „Ich hab dich so vermisst, Nee-san!“ „Ich dich auch, Kido-chan.“ Sie stand auf, ging um den Tisch herum und nahm ihren Bruder in die Arme. „Kido?“, fragte sie nach einer Weile, worauf er sich von ihr löste und sie fragend ansah. „Das Essen wird kalt.“, bemerkte sie und grinste Kido an, der mit einem Strahlenden Lächeln erwiderte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, das wärs dann auch wieder gewesen^^ Würde mich über Feedback von euch freuen und bis zum nächsten Chap! LG Scarlet Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)