Forever is not enough von Mirika-chan (Wenn Liebe unsterblich macht..) ================================================================================ Kapitel 5: Dunkle Wolken und ein heftiger Sturm ----------------------------------------------- „Bitte, mach das es aufhört!“, schrie sie mich an. „Ich kann nicht.. Ich werde niemals dein Richter sein, Sophia.“ Ihre Augen starrten mich an. Der beißende Geruch ihres Blutes stieg mir in die Nase und betörte meine Sinne. Mein Körper wurde taub, die Gedanken wurden leiser und leiser, fast als würden sie flüstern. ~ Sophia~ Ich fiel, immer tiefer und tiefer und fand nirgendwo Halt. Es war seltsam, dass ich keinen Luftzug spürte, kein Geräusch wahrnahm, nicht einmal eine Farbe mit meinen Augen sah. Fiel ich denn überhaupt nach unten? Wo war unten, oben, rechts und links in dieser weißen Welt? Und konnte man überhaupt nach oben fallen?? In der Ferne vernahm ich eine Stimme, ganz leise, doch ich konnte ihren Besitzer nicht ausmachen. Da war keine Menschenseele, nicht einmal etwas Lebendiges in der Welt, in der ich mich gerade befand. Befand ich mich überhaupt in einer Welt?? War ich nicht vielleicht einfach nur in einem weißen, leeren Raum?? Alle meine Sinne hatten mich verlassen, ich wünschte mir sehnlichst, etwas, dass mich vermuten ließ, dass ich noch am Leben war. Irgendetwas. Doch nichts geschah. Ich schloss meine Augen, hoffte nur noch auf ein baldiges Ende meiner Situation. Etwas packte mich fest am Arm, erschrocken riss ich die Augen auf und schrie. „Sophia! Bitte beruhige dich doch!“ Ich schlug wie wild um mich. Der Griff um meine beiden Arme wurde noch fester und jemand schüttelte mich. „SOPHIA!!“ Erst jetzt vernahm ich die mir vertraute Stimme und sah sein Gesicht vor mir. Die wundervollen, großen Augen, die markanten, männlichen Gesichtzüge und seine Lippen, die mich auf eine so wundervolle Weise berührt hatten.. und nun voll Blut waren. Ich erschrak. Langsam legte ich einen meiner tauben Finger an seine Lippen und warf ihm einen fragenden Blick zu. „Es tut mir so Leid, Sophia! Ich habe die Kontrolle über mich verloren.“ Ich verstand kein Wort von dem, was er sagte. „Bitte?“, flüsterte ich leise. „Das Gift ist aus deinem Organismus. Ich bringe dich nun nach Hause, dein Vater wird sich sicher schon Sorgen machen.“ „Nein, nein, ich will hierbleiben. Bitte!“ Er nahm mich auf seine starken Arme, ich war zu schwach mich zu wehren. Erschöpft schloss ich die Augen und sog tief seinen Duft ein. Nun benutze ich oft die Blume Engelstrompete, um einen brauchbaren Vergleich für die Leser zu haben. Wunderschön, anmutig und doch so giftig.. Das war er für mich. ~Enricco~ Ich sah, wie sie tief einatmete und die Augen schloss. Ich trug sie nach Hause, ihr Vater wusste nicht recht, wie er sich angemessen bei mir bedanken könne und ich redete ihm ins Gewissen, nichts mache mich so glücklich, als einen besorgten Vater beruhigen und Sophia heil nach Hause bringen zu können. Die Hausmädchen kümmerten sich rührend um Sophia und doch wollte ich sie nicht alleine mit ihr lassen, hatten sie doch keine Ahnung, was wirklich mit ihr geschehen war. Isabell gesellte sich zu mir und fragte, wo ich sie denn gefunden hätte. „Im Feld hinter meinem Anwesen.“, erwiderte ich kühl. Sie fing ein Gespräch mit mir an, meine Gedanken allerdings kreisten nur um Sophia. Nachdem ich mich versichert hatte, dass sie gut versorgt war, verließ ich ihr Haus mit schnellen Schritten. Als ich die schwere Eingangstür des Hauses hinter mir zuzog, prasselte leise der Regen auf mich nieder. Ich atmete tief ein und setzte meinen Weg fort. Es gab nur einen Schuldigen für diesen Vorfall. Und diesen Schuldigen gab es zu stellen.. Ich überraschte ihn von hinten, doch ohne große Mühe schleuderte er mich gegen die entgegengesetzte Zimmerwand. „Was ist nur in dich gefahren, liebster Bruder?“ „ES IST ALLES DEINE SCHULD, LUCA! WAS HAST DU NUR GETAN?“ „Bitte Enricco, schrei mich nicht an. Ich denke wir sind alt genug, uns wie vernünftige Menschen zu unterhalten.“, setzte er mir mit einem Lächeln entgegen. „Ich.. ich.. wegen dir habe ich die Kontrolle über mich verloren. Ich habe sie verletzt.. und das ist deine Schuld! Du hättest sie töten können! Ist dir das bewusst?“, wand ich ihm entsetzt entgegen. Er grinste mich verschmitzt an, Gott, wie ich dieses Grinsen hasste. „Sie ist nur ein Spielzeug, Ricco.. Sie ist nichts wert.“ Ich war blind vor Wut und ging auf ihn los. Er sprang behände zur Seite und rammte mir einen Pflog, den er plötzlich hervorzog, in den Bauch. Unvorstellbare Schmerzen machten sich in Sekundenschnelle in meinem Körper breit und ich brach zusammen. „Du bist eine Schande für unsere Rasse!“, spottete er von oben zu mir herunter und versetzte mir einen Tritt in den Magen. ~ Luca~ Der teure Whisky war eigentlich zu gut für diesen Abschaum unserer Rasse, doch ich musste schnell handeln. Alle Flaschen warf ich auf den Boden, sah ein letztes Mal in sein schmerzverzehrtes, flehendes Gesicht, bevor ich Richtung Tür schritt und das brennende Streichholz in mein Zimmer warf. Schlaf schön, mein Bruder.. Verliebt hatte er sich, dieser Teufelskerl, und wäre Rache nicht viel süßer, wenn man auch andere daran teilhaben lassen würde, wäre mir diese Idee vermutlich niemals in den Kopf gekommen.. Enricco hatte sie vor mir gerettet, hatte ihre Verwandlung oder gar ihren Tod verhindert.. einmal. Dieses Mal würde er mir nicht in die Quere kommen. Es war stockfinster und wieder einmal schlich ich mich durch das Haus ihrer Familie, nichtsahnend lagen sie in ihren Betten und ruhten friedlich. Als ich die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, wehte mir ein Blutgeruch entgegen. Ich habe dich gefunden, geliebtes Spielzeug. Leichten Fußes ging ich durch ihr Zimmer, ließ mich neben ihr auf ihrem Bett nieder. Sie lag auf der rechten Seite und hatte die Beine angezogen, zusammengerollt wie ein kleines Kätzchen, ihr Gesicht war so schön, es hätte aus Marmor sein können. Ich streichelte sanft über ihre Wange, fühlte ihre wohltuende Wärme und vergaß für einen Moment, weshalb ich gekommen war. Sie gluckste leise und griff mit ihrer Hand in meine Richtung. Tief vergrub sie diese in meinem T-Shirt und legte ihren Kopf an meine Brust. Ich fuhr ihr nun mit meiner Hand durch ihre wunderschönen, langen Haare und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor ich mein Gesicht ihrem Hals näherte und meine Zähne in ihrer Hauptschlagader niederließ. Ich wartete auf eine Reaktion, doch alles blieb still. Deshalb widmete ich mich nun einzig dem Grund, weshalb ich gekommen war: Um ihr dasselbe Schicksal wie auch mir aufzubürgen. Ein Leben in Verdammnis, ein Leben, getrieben von natürlichen Trieben, gejagt von der Menschheit. Einen letzten Blick auf ihre Schönheit, ihre Anmut, gönnte ich mir, bevor ich das Dorf, meine Heimat, endgültig verließ. ~Sophia~ Qualvolle Schmerzen ließen mich erwachen, mein Körper wand sich und ich konnte nichts tun um ihn zu stoppen. Es brannte fürchterlich in mir und ich biss in meine Bettlaken, um niemanden mit meinen Schreien, die ich nicht unterdrücken konnte, zu wecken. Als selbst diese meine Schreie Leid zu sein schienen, nahm ich all meine Kraft zusammen und verschwand mit ein paar zusammengepackten Sachen in der Nacht. Im Wald hörte niemand meine Schmerzenschreie, die mir die ganze Nacht keine Ruhe ließen. Nasse Tropfen weckten mich und ich schlug die Augen auf. Es regnete und ich war immer noch im Wald, vermutlich war ich aus Erschöpfung einfach eingeschlafen. Langsam tastete ich nach dem Baum hinter mir und zog mich langsam an ihm hoch. Mein Kleid war voll von Matsch und Dreck, auch meine Haare und mein Gesicht klebten. Ich begab mich zum nahegelegenen Bach, um mich zu waschen und meine Bekleidung zu wechseln. Ich hatte in der Eile gestern meinen Jagdanzug geschnappt, kann mich allerdings an nichts mehr genau erinnern. Alles schien wie ein böser Traum, die Schmerzen allerdings waren dafür zu echt gewesen. Ich wusch mich am besagten Bach und zog mich um, danach trat ich den Weg nach Hause an, man machte sich sicherlich bereits Sorgen um mein Verschwinden. Ich war erstaunlich schnell zuhause, dabei war ich wie immer gelaufen, hatte mich nicht gehetzt. Mit viel Schwung stieß ich die Einganstür auf und lief direkt in die Arme meiner Mutter. „Sophia!! Du treibst mich noch in den Wahnsinn! Wo bist du gewesen?“ „Zu Diensten, Mutter!“, erwiderte ich gelassen. Sie blickte mich erstaunt an. Auch meine Schwester sah mich verwundert an, sagte allerdings nichts. „Ich ahne nicht im geringsten, was in deinem klugen, kleinen Köpfchen zurzeit vorgeht, aber ich warne dich, Sophia.“, zischte sie. Ich trat ganz nah an sie heran und flüsterte ihr ins Ohr: „Mutter, es kümmert mich nicht.“ Mit einem Lächeln lief ich zur Treppe und stieg langsam die Stufen hinauf. „Außerdem werde ich dieses Haus verlassen!“ Mit einem lauten Knall ließ ich die Tür meines Zimmers hinter mir zufallen. Ein Lächeln breitete sich in über mein Gesicht aus, ich fühlte mich, als ob mir eine Last von den Schultern gefallen wäre. Trotzdem musste ich schnell von hier verschwinden, die Gefahr einen geliebten Menschen zu verletzten war einfach zu groß. Also packte ich mir das Wichtigste zusammen, verabschiedete mich von meinen Liebsten, meiner Mutter, die immer noch erschüttert über mein Auftreten ihr gegenüber war, meinem Vater, der mir mit stolzen Augen einen alten Drachendolch überreichte und mich bat, gut auf mich Acht zu geben und meiner Schwester, meiner geliebten Schwester, die mich mit Tränen in den Augen umarmte und mir Lebewohl wünschte, als würden wir uns niemals wiedersehen. Dann stieg ich auf meine gesattelte Stute und ritt davon. Ich wollte nach Enricco schauen, ihm von all dem berichten, was geschehen war und ihn um Rat fragen, war er doch schließlich schon jahrelang auf der Flucht vor sich selbst, als ich das vollkommen abgebrannte Haus der Carabench´s vor mir sah. Schnell band ich meine Stute fest und rannte zu dem Haufen Schutt, der übrig geblieben war. „ENRICCO??“ Ich kämpfte mich durch den Schutt auf der Suche nach etwas brauchbarem.. einem Grund, weshalb ihr Haus so plötzlich abgebrannt zu sein schien. Doch ich fand nichts. Gerade als ich wieder zurück zu meinem Pferd durch die Hausruine stieg, stolperte ich über etwas großes und fiel beinahe zu Boden. Ich drehte mich um und erblickte ein Gesicht.. Sein Gesicht! Sofort zog ich ihn aus dem Schutt und versuchte alles in meiner Macht stehende, um ihn wieder zurückzubringen. Nach einer Weile prustete er los und kam langsam wieder zu sich. Benommen schaute er mich an. „Ruhe dich aus, Enricco, ich bringe dich an einen sicheren Ort.“ Seine Augen fielen wieder zu, er war zu schwach um bei Bewusstsein zu bleiben. Behutsam schleifte ich ihn zu meinem Pferd und setzte ihn vorsichtig hinauf. Wäre mein Pferd nicht so gut trainiert gewesen, hätte ich ihn niemals hinaufgebracht, doch sie ließ sich nieder und nahm mir so eine große Last ab. Ich selbst setzte mich hinter ihn und spannte die Zügel, damit er mir nicht seitwärts vom Pferd fallen konnte. Eine Weile ritten wir über Feldwege, bis wir zu einem kleinen Dorf kamen. Ich nahm in der Gaststätte ein Zimmer und versorgte seine Wunden, so gut es ging. Als er zu sich kam, gab ich ihm zu essen und zu trinken, er musste schließlich schnell wieder zu Kräften kommen. Ich habe nicht mitgezählt, wie oft er sich an diesem Abend bei mir bedankte. Seine Augen leuchteten, als er mich mit seinem Lächeln ansah. „Bitte setz dich zu mir, Sophia.“, bat er mich nach einer Weile. Mit großen Augen schaute ich ihn an. „Was ist passiert??“, flüsterte er mir leise zu. „Ich bin nicht mehr das kleine, dumme Mädchen, Enricco..“ Er schüttelte den Kopf. „Das warst du niemals.“ „ Er war da, in der Nacht. Ich hab mich fallen lassen, habe es nicht verhindert. Ich dachte wirklich, er würde mich erlösen. Aber stattdessen er legt er mir diesen Fluch auf, ein Leben ohne Sinn, getrieben von Instinkten. Ich sehe immer noch ihre Gesichter vor mir, als ich mich von ihnen verabschiedete..“ Meine Stimme versagte und eine Träne schlich sich leise über meine Wange. Enricco schaute mich entgeistert an. „Ich muss Menschenblut trinken, hab ich Recht? Ich werde sterben, falls ich es nicht tun sollte..“ Er nickte leicht und senkte den Kopf. „Was wirst du tun, Sophia?“ Weitere Tränen rollten mir über die Wange. „Ein Leben in Abgeschiedenheit, auf der Flucht.. ich will das nicht. Ich kann mich dafür entscheiden, jetzt zu sterben oder vor dem Tod zu flüchten, bis ich es leid bin. Es ist vollkommen gleichgültig, wie ich mich entscheide..“ Enricco ballte die Hände zu Fäusten und schlug mit ihnen auf die Bettdecke auf. Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich und er schaute mich ernst an. „Es ist dir egal? Du willst mich einfach hier alleine lassen, weil du keine Verantwortung für nichts und niemanden übernehmen willst? Weil du zu feige bist, weiter für dich zu kämpfen? Dann geh, verdammt, ich lebe auch ohne dich weiter. Denn ich habe den Mut, für mich zu kämpfen!“ Er stand auf und ging ans Fenster. Ich lief mit vorsichtigen Schritten auf ihn zu. „Enricco..ich..“ „VERSCHWINDE SCHON!“ Es stach fürchterlich in mein Herz und ich versuchte krampfhaft, meine Lunge mit Luft zu füllen. Ohne Erfolg. Ein wenig zu hastig drehte ich mich um und ging schnellen Schrittes durch die Tür, verließ das Wirtshaus und die Stadt, um die Enttäuschung und den Schmerz in meinem Herzen zurückzulassen. Für immer.. ~ Enricco ~ Mit Tränen in den Augen sah ich sie auf ihr Pferd steigen und fortreiten. Ich hielt sie nicht auf, zu groß war meine Wut über ihre Worte. Erst als sie für eine Weile verschwunden war und ich beharrlich auf die Stelle starrte, an der ich sie zuletzt gesehen hatte und sie trotz allem nicht wiederkehrte, wurde mir bewusst, was ich getan hatte.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)