Forever is not enough von Mirika-chan (Wenn Liebe unsterblich macht..) ================================================================================ Kapitel 9: Geben und Nehmen --------------------------- Die Versuche, mich zu wehren blockte das Monster ohne jegliche Anstrengung ab. Ich spürte zwei spitze Zähne in meinen Hals gleiten, spürte etwas Warmes an meinem Hals herunter laufen und stieß einen Schrei aus. Cloud war nun meine letzte Hoffnung… ~ Cloud ~ Ich hörte einen Schrei und konnte ihn sofort zuordnen. SOPHIA! In Windeseile war ich auf den Beinen und flog beinahe in die Richtung, aus der der Schrei kam. Als ich ankam, bot sich mir ein Bild des Schreckens. Der Kerl, der mich vorhin noch angesprochen hatte, hatte meine Sophia in seinen Armen, bewusstlos und blutend. „Du elendiger…!“ Ich wollte auf ihn zustürmen doch er war schneller. Mit einem Mal war er verschwunden und tauchte hinter mir wieder auf, nur um mir über die Schulter hinweg eine „Gute Nacht“ zu wünschen und mir einen dumpfen Gegenstand in den Nacken zu schlagen. Mein Blick verschwamm und ich sank zu Boden. ~ Sophia ~ Ich kam zu mir und versuchte mich aufzusetzen. Allerdings war mir so schwindlig, dass ich mich übergeben musste. Mit meiner Hand fasste ich vorsichtig an die Stelle an meinem Hals, die unerträglich pochte. Etwas Nasses legte sich auf meine Hand und als ich meine Hand wegnahm, war sie voller Blut. Ich wagte einen Blick um mich und war beruhigt, dass ich scheinbar alleine in dem Waldstück war, in dem ich angegriffen worden war. Ein schmerzverzerrtes Stöhnen ließ mich zusammenzucken. Leise flüsterte ich ein „Cloud?“ in Richtung des Stöhnens, doch ich erhielt keine Antwort. Die Angst, Cloud könnte verletzt sein war größer als die vor der Bestie und ich robbte langsam über den feuchten, mit Moos bedeckten Waldboden. Mein Herz machte einen Sprung, als ich feststellte, dass es sich bei der Person wirklich um Cloud handelte. „Cloud? Hörst du mich, Cloud?“ Er öffnete leicht die Augen und lächelte, als er mein Gesicht sah. „Bin ich schon in deinem Himmel, Sophia?“, flüsterte er leise. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und schüttelte den Kopf. „So schnell nehmen wir dich nicht auf, mein Lieber!“ Er versuchte zu lachen, es misslang ihm jedoch. Ich legte meine Hände auf seine Brust und flüsterte leise die Worte: „ …………“ Danach lief ich mit aller Not zurück ins Dorf und bat die Männer, sie sollen meinen Freund aus dem Unterholz holen, ein wildes Tier habe ihn angegriffen. Ich konnte mich noch an damals erinnern, in der Zeit, in der ich ein Vampir war, hatten alle immer nur von Tierangriffen gesprochen und niemals von einem Fabelwesen wie einem Vampir. Ob die Menschen sich weigerten, an all diese Wesen zu glauben, die es doch eigentlich nur in ihrer Fantasie gab? Oder glaubten sie wirklich, diejenigen, die von unserer Existenz wussten, wären nicht ganz bei Sinnen? Man wollte sich die Wunde an meinem Hals ansehen, doch ich weigerte mich. Cloud wurde regelrecht auseinandergenommen von den Ärzten, während mir ein anderer, ein großer, schlanker, gutaussehender Arzt mitteilte, sie müssten ihn ein wenig bei sich behalten. Ich nickte nur und wartete stumm ab, bis alle Ärzte sich aus dem kleinen Zimmer geschlichen hatten. „ich war zu schwach, dich zu schützen.“, flüsterte Cloud. Er konnte mich dabei nicht einmal anschauen, so sehr schien er sich dafür zu schämen. Ich nahm mein Gesicht in meine Hände und schüttelte den Kopf. „Du bist ein Mensch, Cloud. Bitte vergiss das nicht. Ich muss ihn suchen. Ich bin aber bald zurück, versprochen.“ Er schüttelte heftig den Kopf. „Du kannst nicht alleine gehen. Lass uns zusammen gehen.“ Ich lachte. „Nein, Cloud. Sie behalten dich eine Weile hier.“ Er machte ein beleidigtes Gesicht und ich musste abermals lachen, so verletzlich und unvollkommen wie er in diesem Moment war. Er erzählte mir noch einige Einzelheiten über die Bestie, die mich angegriffen hatte. Und die Beschreibung passte haargenau auf dich… ~ Enricco~ Zu sehen, an wem ich mich da vergangen hatte, hatte mich zutiefst verletzt. Ich wollte dich nie verletzen und nun warst du einfach so in meine Fänge hineingeraten. Die Frage, weshalb du mich so angezogen hattest, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Und aus welchem Grund nur war ich so unbeherrscht, selbst als ich wusste, dass du mein Opfer warst? ~ Sophia ~ „Enricco!“ Wie angewurzelt blieb er stehen. Fast wie in Zeitlupe drehte er sich um. „Du hast es nicht richtig gemacht, Ricco.“ „Wenn ich das gewollt hätte…“, entgegnete er kalt. Seine Augen funkelten mich bedrohlich an. „Wie es scheint, hat sich in meiner Abwesenheit viel verändert.“ Ich nickte. „Ich bin nun ein Engel, Enricco. So viele Jahre habe ich dafür geschuftet, dich endlich wiedersehen zu dürfen…“ Er fing an, lauthals zu lachen. „Ein Engel? Also bist du auch eine derjenigen, die versuchen wollen, mich zu bekehren.“ „Wer spricht denn von bekehren? Ich habe das alles nur für dich getan, verdient das nicht ein bisschen Respekt?“ Er trat ganz nah an mich heran und schlug mir ins Gesicht. „Respekt? Einem Wesen wie dir gehört nur der Tod. Mehr bist du auch nicht wert.“ Ich hielt mir die Wange, auf die er mich geschlagen hatte und musste mich beherrschen, meine Tränen zurückzuhalten. Mit einem Mal stand er hinter mir und zückte eine Klinge. Waren meine Flügel auch unsichtbar in dieser Welt, so konnte ich trotzdem spüren, wie er versuchte, sie mir abzuschneiden. Ich spürte eine neue Kraft in mir, ein Feuer, das tief in mir loderte und nun auszubrechen drohte. Ein weißes Licht breitete sich um uns aus. Enricco stand nur reglos da. Nun waren wir in meinem Element. „Was soll denn der lächerliche Aufzug, Sophia?“ Ich schaute an mir herunter und sah, dass ich plötzlich ein weißes, kurzes Gewand trug. Ein Schwert lag in meiner Hand und eine Stimme flüsterte zu mir: „ Nun kämpfe.“ Enricco zog ein Langschwert aus seinem Mantel und stürmte auf mich zu. Ich wich geschickt aus und konterte. Es war schwer, einen Treffer zu landen, da Enricco ein ausgezeichneter Schwertkämpfer war, doch in einem Moment der Unachtsamkeit erwischte ich ihn am Bein. Er brach ein und fiel auf die Knie. Sein Schrei war herzzerreißend und doch gebot ich mir nicht, aufzuhören. „Du kannst mich nicht töten, Sophia. Dafür liebst du mich viel zu sehr.“ Wieder hatte er nichts, als das hämische Lachen für mich übrig. Ich atmete tief ein und stieß ihm mit voller Kraft mein Schwert in die Brust. „Im Namen meines Gottes, vollstrecke ich das Urteil.“ Seine leeren Augen blickten mich entsetzt an. Ich drehte das Schwert noch einmal in dem Brustkorb meines Gegners herum. Dann drehte ich mich um und lief weg. Mit einem Fingerschnippen rief ich mein Schwert zurück und wieder zerteilte ein Schrei die Luft. Ich war eben nicht mehr nur sein kleines Mädchen. ~ Enricco ~ Nachdem das Schwert aus mir gewichen war und ich am Boden lag, begann es sanft zu regnen. Ich starrte in den Himmel hinauf und sagte mit letzter Kraft: „Niemals werde ich euch hörig sein.“ Ein Stimme, ganz nah an meinem Kopf ertönte plötzlich: „ Es ist Zeit, nach Hause zu kommen, Enricco.“ Ich war eiskalt gewesen und ich wusste, dass ich sie getötet hätte, wäre die Möglichkeit dazu gewesen. So endete also eine Liebe, die so wunderschön begonnen hatte und von der wir dachten, sie würde niemals enden. Über so viele Jahre hatten wir allem getrotzt und selbst als wir getrennt wurden, hörten die Gedanken nicht auf. Auch jetzt konnte ich wieder an sie denken, meine Sichtweise klärte sich. Wie Recht sie gehabt hatte, mich niederzustrecken. Ich hatte sie töten wollen… meinen geliebten Engel… was war ich nur für ein Monster? Und ich lächelte dem Himmel entgegen, denn ich wollte nur noch nach Hause. Heim, zu all meinen Freunden und meiner Familie. Und frei sein von allen Einflüssen, für immer. So leicht lässt man sich im Leben beeinflussen von seinem Umfeld, dass nur der Tod uns wirklich von all den Einflüssen befreien kann… was ein Trauerspiel. ~ Cloud ~ Ich vernahm, wie die Tür sanft herunter gedrückt wurde und öffnete die Augen. Ein Engel trat an mein Bett, ja wahrlich, so wunderschön wie sie war und nahm meine Hand in die Ihre. „Es wird alles gut.“, flüsterte sie mir zu. „Ich weiß.“ Ich erschrak, als ich plötzlich sah, wie sie sich langsam auflöste. „Sophia?!“ „Es wird alles gut, Cloud.“ Tränen traten mir in die Augen. „Bitte verlass mich nicht.“ „Wir sehen uns wieder, versprochen.“ „Du bist Mein und ich bin Dein.“ Sie nickte und lächelte dabei. Dann verschwand sie von mir und mein Herz machte einen solchen Sprung, dass ich mich zurücklehnen musste. Alles wurde schwarz und ich konnte in allerletzter Sekunde den Notfallknopf drücken, bevor ich mich endgültig von meinem Kreislauf verabschieden konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)