Schwarz, wie die Hoffnung von MarySae (- Wenn es nichts mehr gibt, was dich auffängt - [leichtes NamiXRuffy]) ================================================================================ Kapitel 9: Die Schwebende Stadt aus Holz ---------------------------------------- Kapitel 9 – Die Schwebende Stadt aus Holz Lautes Gepolter hallte über das Schiff, welches die Rothaarige aus dem Schlaf aufschrecken ließ. Es dauerte einige Sekunden, ehe sie sich daran erinnern konnte, wo sie war und vor allem, warum sie hier war. Das dunkle Zimmer, welches von dünnen Lichtstrahlen erhellt wurde, machte einen gemütlichen Eindruck. Und doch wirkte es auf sie irgendwie kalt. So, als würde etwas fehlen. Vorsichtig richtete sie ihren Oberkörper auf und sah einmal verschlafen durch das Zimmer. Als sie am vorherigen Abend den Raum betreten hatte, hatte sie nicht mehr viel mitbekommen. Es hatte eine kleine Party gegeben, mit der die Strohhutbande sie auf dem Schiff willkommen geheißen hatte. Ihr war das alles etwas ZU feucht- fröhlich geworden und ihr brummte immer noch der Schädel. Doch das schienen alle sehr nette Menschen zu sein. Oder Skelette. Oder Cyborgs. Oder Rentiere. Misaki seufzte und widmete sich wieder ihrer Umgebung. Das Mädchenzimmer war ziemlich geräumig und schön eingerichtet. Zwei Betten und ihre eigene Schlafstelle füllten den kleinen Raum fast ganz aus. Sie hatte grob mitbekommen, dass es bis vor kurzem noch ein weiteres Mädchen auf dem Schiff gab, welcher auch das leere Bett gehörte, doch anhand des Schweigens und der betrübten Blicke der anderen konnte sie erahnen, dass der Abschied unter einem schlechten Stern stand. Vielleicht lag es genau daran, dass der Raum so eine traurige Atmosphäre ausstrahlte. Doch davon war in diesem Moment gar nichts mehr zu spüren. Vor der Tür herrschte reges Treiben, welches einen ziemlich hohen Geräuschpegel hatte. Lachen, schreien, poltern. Und immer wieder erbebte das Schiff für einige Sekunden, was nicht an dem sachten Wellengang liegen konnte. Kurz rieb sie sich verschlafen die Augen. Auch wenn die Nacht kurz war, so gut hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen. Ihr kleines Boot war zwar praktisch, aber nicht wirklich komfortabel gewesen. Doch es hatte seinen Dienst geleistet. Misaki schwang die Beine über die Bettkante ihres eigens gebauten Bettes, stand auf und streckte sich erst einmal ausgiebig. Ihr Blick fiel dabei auf den, wie sie fand, monströsen Berg Kleidung, den Robin ihr zur Verfügung gestellt hatte, bis ihre Kleidung gewaschen und getrocknet war. Neugierig untersuchte sie den Stapel und wunderte sich etwas über die Freizügigkeit der Teile. Aber wenn man eine gute Figur hat, zeigt man diese wohl auch gerne. Schnell suchte sie sich eine noch ziemlich neu aussehende blaue Hose, die ihr bis zu den Knien ging und ein gelbes T- Shirt raus und zog sich diese über. Ihre roten Haare band sie achtlos zu einem Zopf zusammen und verließ das Zimmer. Eine leichte Brise kam ihr entgegen, die weder zu warm, noch zu kalt war. Der wolkenlose Himmel zeigte sich in einem strahlenden Blau, welches einen tollen Kontrast mit dem dunklen Meer bildete. „Ah, da ist ja unser neues Crewmitglied!“, sein lauter Schrei erschreckte die Rothaarige so sehr, dass sie zusammenzuckte und im Reflex schon in Richtung ihrer Waffen griff, die sie jedoch gar nicht umgelegt hatte. Ruffy blickte von der Reling, einige Meter über ihr, mit einem breiten Grinsen auf sie herab. „Vergiss es. Ich bin nur auf der Durchreise“, gab sie dem Schwarzhaarigen als Antwort und wandte sich von ihm ab. Sie hörte ihn schnauben. „Och manno.“ War das wirklich DER Monkey D. Ruffy? DER berühmte Pirat, der die Marine schon seit Jahren aufmischte und ihr auf der Nase herum tanzte? So wirklich glauben, konnte sie das nicht. Doch kämpfen konnte er. Das hatte sie ja selber schon gesehen. Mit einem kleinen Sprung überwand der Schwarzhaarige die wenigen Meter bis zum Grasdeck und landete dort mit einem dumpfen Geräusch, direkt neben Misaki. Er streckte sich genüsslich und verkreuzte die Hände hinter seinem Kopf. „Die anderen sind vorne am Ruder. Ich wollte grade mal hingehen und gucken, was die da so treiben. Kommst du mit?“, fragte der Schwarzhaarige dann in ruhigem Ton. Ein wenig gekränkte Eitelkeit schwang in seiner Stimme mit, doch bald hatte sein fröhliches Gemüt wieder die Oberhand gewonnen. Er schielte zu der Rothaarigen, die mit den Schultern zuckte. „Warum nicht?“, kam es von ihr, und folgte dem Piraten über das Grasdeck. Dieser hüpfte die wenigen Stufen hinauf und entdeckte seine Freunde sogleich um das Steuerrad versammelt. „Und, wie sieht’s aus?“ Die anderen drehten sich in seine Richtung um, als sie die Stimme vernahmen. Franky zuckte mit den Schultern und deutete auf den Horizont. Ruffy reckte seinen Hals und erkannte die schwarze Wolkenfront, die sich auf die Sunny zuschob. Fragend legte er den Kopf schief. „Müssen wir etwa DA durch?“ „Fufufu. Sieht so aus Kapitän. Auf diesem Weg würden wir nur wenige Tage bis zu unserem Ziel brauchen. Aber ich denke, dass wird ohne Navigator ziemlich schwierig.“, war es Robin, die die Situation erklärte. Sofort legte sich eine unangenehme Stille über die Crew. „Wir können also nicht auf dem direkten Weg dorthin segeln, sehe ich das richtig?“, warf Zorro ein und alle Blicke legten sich abwartend auf Robin. „Tut mir leid, aber so würde ich das auch sehen.“ Ein ärgerliches Gemurmel flammte in der Crew auf, bis ihnen plötzlich etwas wieder einfiel und sie ihre Blicke auf die Neue an Bord richteten. Misaki, die sich sichtlich etwas unwohl fühlte, zuckte lediglich mit den Schultern. „Wenn es anders nicht geht, was soll ich machen? Dann müsst ihr mich eben noch etwas länger ertragen“, versuchte sie es mit Humor zu nehmen, was die anderen mit einem leichten Lächeln bedachten. „Aber liebend gerne, Misaki-chwaaan! Jetzt können wir uns endlich besser kennen lernen!“, säuselte der blonde Koch und erntete dafür genervte Blicke seiner Freunde. „Ich werde dir und Robin-swan gleich mal etwas Leckeres zu essen zaubern!“, meinte Sanji und tänzelte von der Steuerterrasse in Richtung Küche. Robin lächelte still. „Herr Schiffszimmermann, bitte einmal den Kurs auf 30° West korrigieren. So sollten wir den Sturm weiträumig umfahren und werden weder uns noch die Sunny in Gefahr bringen.“ „Super, Robin! Dann machen wir das eben so.“, kicherte Ruffy und stemmte die Hände in die Hüften. „Jetzt muss Misaki noch länger bleiben!“, flötete er fröhlich und verschwand mit den Worten „Sanjiii! Ich will auch was zum Futtern!“ ebenfalls in Richtung Kombüse. Seine Crew starrte ihm verdutzt hinterher. „Was war das denn jetzt?“, wunderte sich die Rothaarige und erntete ein trauriges Lächeln seitens der schwarzhaarigen Piratin. „Ich glaube unser Käpt’n ist einfach froh, dass die große Lücke erstmal gefüllt ist…“ ***** Das Schaukeln wurde immer stärker. Harter Regen prasselte auf die Diebin hinunter und hinterließ ein Brennen auf ihrer Haut. Grelle Blitze zuckten über den wolkenverhangenen Himmel, worauf ein lauter Donner von der Meeresoberfläche widerhallte. Durch den starken Wind, den das Unwetter mit sich gebracht hatte, schwankte das Schiff gefährlich auf den Wassermassen und nicht wenige Wellen überspülten das hölzerne Konstrukt. Das Wetter schien genau so eine schlechte Laune zu haben, wie sie. Sie, die einsam am vordersten Teil des Schiffes stand und mit leeren Augen in die sie umgebende Schwärze starrte. Die Feier, die nur wenige Meter hinter ihr im Inneren des Schiffes stattfand, interessierte sie überhaupt nicht. Ihr letzter Raubzug war sehr erfolgreich gewesen und auch dieses Gefährt, auf welchem sie sich befanden, war ein Teil ihrer Beute. Und doch empfand sie nicht das Gefühl eines Sieges. Das schöne Kribbeln in ihrer Magengegend, wenn sie Geld in der Hand hatte, war verschwunden. Das, was sie jetzt tat, hatte nichts mehr mit ihren Raubzügen von früher zu tun. Damals, als noch das Leben einer ganzen Insel von ihrem Erfolg abhing. Das Gefühl der Befriedigung wollte einfach nicht in ihr aufkeimen. Ihre Gedanken schweiften ab und sie ertappte sich dabei, wie sie sich fragte, was ihre Freunde wohl gerade taten. Waren sie auch in einem Sturm gefangen? Konnten sie das Schiff sicher segeln? Doch daran wollte sie nicht denken. Es tat einfach zu sehr weh. Sie war keine Piratin mehr. Das Blut an ihren Händen würde sie nie wieder abwaschen können. Die Schreie von Menschen in ihrem Kopf fingen an das Rauschen des Meeres zu übertönen, als sie sich von dem Meer abwandte und sich in die Schwärze der Nacht zurückzog. ***** Ein langgezogener Streifen erschien am Horizont. Das ruhige Wetter schob die Sunny sanft über das hellblaue Meer. Doch als die Insel in Sichtweite kam, staunten die Piraten nicht schlecht. „Wow! Was ist das denn?“, war es Ruffys begeisterter Schrei. „Das ist ja klasse!“, stimmte Chopper ihm zu. Und auch der Rest der Crew blickte beeindruckt auf die Stadt, die wenige Meter vor ihnen aus dem Meer ragte. „Yohohohoho! Die sind ja mutig! Einfach ihre Stadt auf dem Wasser zu bauen!“ Tatsächlich zeigte sich die ganze Raffinesse dieser Baukunst erst beim genauen Hinsehen: Die Häuser und Straßen thronten auf einer hölzernen Konstruktion, die auf hunderten Stelzen im Wasser ruhte. Diese Holzsäulen hoben die Stadt gute zehn Meter in den Himmel, um sie so vor den Wellen zu schützen, die sekündlich unter ihr hindurch rollten. Dazu sollte wohl auch die c.a. drei Meter hohe Mauer beitragen, die die Häuser auf der äußeren Bahn der riesigen Holzplatte umschloss. Nur ein auf einer Art Luftkissen befestigter u-förmiger Steg lag direkt auf der Wasseroberfläche und diente als Hafen, der sich je nach Wasserstand heben und senken konnte. Verbunden war er durch eine Treppe, deren Länge variabel war. Nur wenige Schiffe lagen gerade friedlich im Hafen, obwohl er über weit mehr Kapazitäten verfügte. „Dann müssen wir wohl den Vordereingang nehmen“, bemerkte Franky bei dem Blick auf die Holzkonstruktion. „Fufufu. Jetzt weiß ich auch, warum die Stadt die „Schwebende Stadt aus Holz“ heißt“, lachte Robin während die Sunny sich der Insel unaufhaltsam näherte. „Ist ja fast wie Zuhause“, kommentierte Franky die Verbundenheit der Stadt mit dem Meer, in Gedanken an Water 7. „Nur dass das Wasser diesmal unter der Stadt lang fließ. Na hoffentlich gibt es hier keine Aqua Laguna!“ Ein Lächeln stahl sich bei den Worten des Cyborgs auf die Gesichter der Piraten. Nur Misaki hob fragend eine Augenbraue. „Dann würde diese Stadt wohl schon lange nicht mehr existieren“, meinte Sanji, der sich gerade eine Zigarette anzündete. „Ist doch jetzt total egaaaal! Lasst uns endlich in die Stadt gehen! Ich will was essen. Ganz viel essen!“, quengelte der Schwarzhaarige Kapitän und sprang auf und ab. Seine leuchtenden Augen waren auf die nun herangerückte Stadt gerichtet. Der Hafen ragte einige Meter umgeben von einem U-förmigen Holzsteg in die Stadt hinein. Während die Sunny langsam zum Ankern ansetzte, betrachteten die Piraten das ungewohnte Bild, welches sich ihnen bot. Hunderte Menschen liefen entlang des Hafens vorbei. Materialien, wie Holz, Steine oder auch Waffen wurden über die verschiedensten Arten von Seilzügen in die obere Etage gebracht und geschäftige Frauen mit vollen Einkaufskörben gingen fröhlich miteinander redend die Straßen entlang. Die einzige Holztreppe, die am hinteren Ende des Hafens lag und dessen frei bewegliche Stufen stark schwankten, wurde von dutzenden Leuten belagert, die die Etagen wechselten. Anhand ihrer Gesichter zu urteilen, lag eine positive Stimmung über der Stadt. Vorsichtig ankerte die Sunny am äußersten Rand, dort, wo sie im Notfall wieder schnellstens verschwinden konnten. Aber es schien niemand groß Notiz von ihnen zu nehmen. Keiner beachtete das Schiff auf dessen Segel ein riesiges Jolly- Roger prangte, was die Piraten doch etwas verwunderte. Aber böse waren sie über diesen Umstand nicht. Nachdem Franky, Brook und Zorro das Gefährt am sanft schwankenden Steg vertraut hatten, machte sich die Strohhutbande auf in die Stadt. Sie schlängelten sich an den herumstehenden Menschen entlang zu der Treppe, um in die Stadt aufzusteigen. „Diese Konstruktion ist aber nicht besonders vertrauenerweckend…“, bemerkte Lysopp, der echte Mühe hatte, die einzelnen Stufen zu treffen und nicht ins Meer zu fallen. Auf ein Geländer war hier gänzlich verzichtet wurden. „Pass halt auf, wo du hintrittst“, war Zorros trockene Antwort darauf. „Diese Stadt steht schon sehr mehr als 300 Jahren, mein Junge. Und diese Treppe hat schon hunderte Menschen sicher zu ihrem Ziel gebracht.“ Der Kanonier stieß einen erschreckten Schrei aus, als eine ältere Person an ihm vorbeizog. „Wa-was?“, stotterte der Schwarzhaarige und sah die kleine Dame neben sich an. „Ein Pirat lässt sich von einer alten Frau erschrecken! Und da denkt man, man hat alles schon gesehen“, lachte sie und verschwand in der Menschenmenge. „Interessante Leute gibt es hier“, kommentierte Franky das kurze Gespräch, während die anderen nur die Schultern zuckten. „Zumindest hat niemand ein Problem mit uns. Ist auch mal ganz angenehm“, kicherte Robin, die sich an dem scheinbar erstarrten Lysopp vorbei schob und neben Ruffy die Führung der Gruppe übernahm. „Käpt’n. Auch wenn Piraten hier nicht unerwünscht sind, sollten wir nicht allzu lange bleiben“, gab sie dem Schwarzhaarigen zu bedenken, der aber nicht wirklich zuzuhören schien. Sein Blick lag auf der langen Einkaufsmeile, die direkt an die Hafentreppe angrenzte und sich bis auf die andere Seite der Stadt erstreckte. Ein köstlicher Duft von den verschiedensten Gerichten und Zutaten lag in der Luft. „Esseeeen!“, kreischte der Strohhut und begann sämtliche Essensstände abzuklappern. Der blonde Koch schüttelte nur den Kopf und zog an seiner Zigarette. „Dieser Kunstbanause! Als ob der das gute Essen wirklich zu schätzen wüsste.“ Er fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare ehe auch er mit den Worten „Hallo Mädels!“ in der Menge verschwand. „Fufufu. Vielleicht sollten wir uns auch etwas umsehen“, kicherte Robin, woraufhin sich die Gruppe murmelnd auflöste. „Hey, Frau Misaki. Wollen wir nicht…?“, wandte sich die Archäologin an die neue Passagierin in der Crew, ehe sie stutzte. „Frau Misaki?“ ****** Die schmale dunkle Gasse stand im totalen Gegensatz zu der sonst so belebten und hellen Stadt. Es roch unangenehm nach Abfall, den die Menschen hier einfach irgendwo sammelten und ihn dann nicht weiter beachteten. Das war wohl der Nachteil einer selbstgebauten und bis auf den letzten Platz voll gestellten Insel. „Du bist also auch hier? Was treibt dich denn in diese Gegend?“ Ein dunkles Lachen hallte aus dem Dunkeln. „Ich bin nur auf der Durchreise. Interessant, dass wir uns immer wieder über den Weg laufen, meine Liebe“, gab die Stimme leise zurück. Ein Schnauben ertönte. „’Interessant’ ist da wohl das falsche Wort.“ Das Lachen wurde lauter. Eine dunkle Figur bewegte sich im Schatten einer großen Mülltonne. „Immer noch sauer auf mich, was? Und das wegen so einer kleinen Lappalie! Wie nachtragend du doch bist.“ „Lappalie? Das kann ja wohl nicht…!“ Ihre laute Stimme beruhigte sich wieder, als sie sich zusammen riss. „Ach vergiss es“, kam es von ihr, ehe sie sich umdrehte und erneut in die Richtung der belebten Hauptstraße aufmachte. „Da hast du dir ja ein paar nette neue Gefährten gesucht.“ Sein Satz ließ sie innehalten. „Die berühmte Strohhutbande mit dem Kapitän Monkey D. Ruffy. Wirklich eine gute Wahl.“ „Ja, dieses Mal habe ich einen besseren Geschmack bewiesen.“ Die Stimmen wurden lauter, als sie in der Masse der Marktbesucher verschwand und einen grinsenden Mann im Schatten zurück ließ. ****** „Boah, was ist das denn?“ Sein Blick haftete auf einem großen Stück Fleisch, welches sich kontinuierlich über dem Feuer drehte. „Das ist unser bestes Räucherfleisch, mein Herr!“, lächelte die Verkäuferin und hielt dem Schwarzhaarigen den Spieß hin. „Sie kommen gerade richtig. Das ist das letzte Stück! Hier bitte!“, sagte sie, als Ruffy das Essen mit leuchtenden Augen annahm. „Lecker!“, sabberte er und schob sich das komplette Stück Fleisch mit einem Mal in seinen Mund. Etwas verwundert betrachtete die Verkäuferin die gedehnten Wangen ihres Kunden, der genüsslich sein Lieblingsgericht hinunterschlang. Ein langgezogener Seufzer zeigte an, dass er bereits fertig war. „Woah, war das lecker!“, lachte er und rieb sich den vollen Bauch. „Das… freut mich!“, lächelte die Frau und fand so ihre professionelle Arbeitsweise wieder. „Wie bitte? Was heißt hier ‚das Letzte’?’“ Ein gewaltiger Mann baute sich von dem Stand auf. Ein langer Schatten bedeckte nun das kleine Holzgestell. Die Verkäuferin hielt den Atem an, als sie den Typen erkannte. Seine kurzen, braunen Haare und das extrem kantige und von Narben überzogene Gesicht machten keinen freundlichen Eindruck. Auch die Berge an Muskeln, die er sich antrainiert hatte, gaben ihm ein gefährliches Aussehen. Ruffy musste richtig seinen Kopf nach oben drehen, um ihm überhaupt ins Gesicht sehen zu können. „Was… meint der Herr?“, stotterte die Frau und zitterte dabei vor Angst. „Ich will auch einen solchen Spieß. Ihr wollt mir doch jetzt nicht erzählen, dass dieser Wicht das letzte Stück bekommen hat?“ Seine dunkle, tiefe Stimme ließ den Umstehenden Leuten die Haare zu Berge stehen. „Ähm, ja, aber… Ich… Es wird sofort Nachschub geben, mein Herr! Sehen Sie? Es befindet sich bereits neue Ware auf dem Grill! Bitte nur etwas Geduld!“, sagte sie kleinlaut und zeigte auf das rohe Fleisch hinter ihr. „Ich bin aber nicht geduldig! Ich werde nicht akzeptieren, dass dieser Zwerg mir mein Essen weggefressen hat!“ Seine laute Stimme hallte von den Häuserwänden wieder und ließ die Menschen erschrocken zusammenzucken. Ängstliches Gemurmel schwoll an und die Personen, die sich in der Nähe der Szene befanden, versuchten vorsichtig Abstand zwischen sich und den wütenden Piraten zu bringen. Ruffy hingegen sah den Typen weiterhin ungerührt an. „Du bist halt etwas zu spät gekommen. Aber du darfst auch das nächste Stück haben“, meinte er ruhig und wandte sich wieder der Frau zu. „Ich hätte gerne auch noch einen Spieß, bitte!“, grinste der Schwarzhaarige vergnügt. „Se-hr gern“, stotterte die Verkäuferin, wagte es aber nicht, sich zu bewegen. Das Gesicht des Piraten zierte ein perplexer Ausdruck, als Ruffy ihn nicht weiter beachtete. Erst nach und nach erschien eine knallend rote Farbe auf seinen Wangen, die sich immer mehr verdunkelte. „Wie kannst du es wagen mich so zu ignorieren…“, knurrte er, griff mit seiner rechten Hand an das auf seinem Rücken befestigte Schwert und zog es mit einem hellen Quietschen aus seiner Scheide. Die ca. ein Meter lange Klinge schimmerte Schwarz im Licht der Sonne und warf einen ebenso großen Schatten, wie sein Besitzer es tat. „Das wirst du mit deinem Leben bezahlen!“, schrie er und ließ die breite Waffe auf den Schwarzhaarigen hinuntersausen. Die Menschen hielten die Luft an, als sich der Junge Pirat auf die große Klinge konzentrierte. Doch bevor er diese abwehren konnte, schrie der Angreifer erschrocken auf. Das Schwert knallte lautstark auf den Boden und klirrte solange, bis es still liegen geblieben war. Blut tropfte auf die Erde, als sich alle Beteiligten nach der Ursache für das Geschehene umsahen. Zwei kleine Messer steckten in der Hand des Piraten und hinterließen dort blutende Löcher, als der Mann diese hinauszog. „Wer zum Teufel war das?“, schrie er erneut und sah sich suchend in der Menschenmenge um. „Es ist unfair Menschen umzubringen, nur weil sie schneller mit dem Essen waren, als man selber.“ Die weibliche Stimme kam aus einer kleinen Gruppe von Stadtbewohnern, die erschrocken zur Seite traten und den Blick auf die Sprecherin freigaben. Ihre langen, roten Haare glänzten in der Sonne wie Feuer, als sie langsam auf die kleine Gruppe an dem Essensstand zuging. „Misaki? Was machst du denn hier?“, war Ruffys einzige Frage, die ehrlich verwundert klang. „Ich war grade in der Nähe und bei dem Radau, den du hier veranstaltest, ist es nicht verwunderlich, dass ich dich hier gefunden habe“, grinste sie neckisch und stellte sich neben den Strohhut. „Ich habe gar nichts gemacht!“, verteidigte er sich, grinste aber ebenfalls. „Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid?“, zischte der große Pirat, der damit kämpfte den Blutfluss an seinen Händen mit einem Teil seines Hemdes zu stillen. „Nur ein paar Reisende, würde ich sagen“, konterte Misaki ebenso zickig worauf Ruffy lachte. „Ja, Reisende unter einer großen Piratenflagge!“ „Ihr Bälger wollt Piraten sein? Das ich nicht lache! Ich werde euch in Scheiben schneiden und…!“, rief der Mann aus und bückte sich in Richtung seiner noch immer am Boden liegende Waffe, die er jedoch nicht erreichte. Ein lauter Knall ließ die Menschen aufschreien und einige von ihnen sprangen schnell an die Seite, als ein Stand am anderen Ende der Straße in sich zusammenfiel. Staub wurde aufgewirbelt und hing schwer in der Luft. Ruffy setzte langsam seinen Fuß ab, mit dem er seinen Gegenüber gerade durch die halbe Stadt befördert hatte und setzte sich seinen Strohhut auf, den der Wind ihm vom Kopf geweht hatte. Misaki bückte sich und hob die zwei kleinen Schwerter wieder auf, die der Pirat achtlos zu Boden geworfen hatte. „Die Sonne geht bald unter. Wir sollten zurück zum Schiff“, bemerkte sie dann und sah in Richtung Horizont, wo der helle Himmelskörper sich minütlich dem Meer näherte. „Oah, ich wollte aber noch was essen!“, kam es daraufhin von dem Schwarzhaarigen, was Misaki mit einem Augenbrauenhochziehen bedachte. „Meinst du nicht, dass du der armen Frau heute schon genug ärger gemacht hast? Und außerdem wird Sanji bestimmt gleich wieder etwas vorbereiten“, erinnerte sie ihn und wunderte sich innerlich, dass sie als Gast auf einen Piratenkapitän aufpassen musste. „Du hast Recht! Bei Sanji gibt’s heute bestimmt etwas super Leckeres!“, grinste er, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und wandte sich noch einmal an die Verkäuferin. „Tut mir wirklich Leid wegen dem Chaos! Aber das Fleisch war wirklich köstlich!“, lachte er die verdutzte und geschockte Frau an und schlenderte die Straße in Richtung Hafen entlang. Misaki gesellte sich an seine Seite. „Ich wusste gar nicht, dass du auch kämpfen kannst“, durchbrach Ruffy nach einigen Metern die Stille zwischen den beiden. Misaki zuckte mit den Schultern. „Nur ein wenig.“ „Was sind das eigentlich für kleine Schwerter, die du da in diesem Beutel hast?“, fragte er neugierig und deutete auf den braunen, tropfenförmigen Behälter an ihrer Taille. „Das nennt man Kunai“, erklärte sie und zog einen aus ihrer Tasche. „Das ist eine alte Waffe, wie sie vor langer Zeit schon einmal benutzt wurden. Passend dazu gibt es auch noch sogenannte Shuriken.“ Sie griff erneut in ihren Beutel und zog einen kleinen viereckigen Wurfstern heraus. „Wow!“, meinte der Schwarzhaarige begeistert und nahm ihr die beiden Waffen ab. „Das sind ein paar der Fernkampfwaffen, die ich immer dabei habe, aber hauptsächlich kämpfe ich damit“, erzählte sie und griff in Höhe ihrer Taille auf ihren Rücken, wo sie zwei Kurzschwerter hervorzog. „Man muss sich ja verteidigen können“, lächelte sie und zuckte dem den Schultern. „Woah, das ist voll cool!“, lachte Ruffy mit glitzernden Augen. „Ach, nicht wirklich“, kam es leise von der Rothaarigen bei der sich ein leichter Rosaschimmer auf ihre Wangen setze, als sie die Kurzschwerter zurück an ihren Platz schob. Auch die anderen Waffen steckte sie zurück in den Beutel. Die Welt war schon in ein zartes Orange getaucht, als die beiden das Schiff erreichten. Von dem hektischen Treiben am Nachmittag war jetzt nicht mehr viel zu sehen. Nur noch vereinzelte Leute trieben sich auf den Holzplanken herum, sahen aber ständig sehnsüchtig auf die darüber liegende Stadt. So, als warteten sie nur noch darauf, endlich nach Hause zu ihren Familien gehen zu können. „Ah, Ruffy! Misaki! Da seid ihr ja!“, drang ihnen eine Stimme entgegen. Die Sunny trieb auf der schwarzen See und die bereits untergegangene Sonne lugte nur zu einem kleinen Teil über den Horizont. Schnell umrundeten sie die Anlage und bestiegen das sanft schwankende Schiff. „Fräulein Misaki! Da bist du ja wieder. Ich habe dich überall gesucht.“ Robin trat auf das Grasdeck und gesellte sich zu den anderen. „Entschuldigung“, meinte die Angesprochene verlegen. „Ich hatte etwas… gesehen und wollte es unbedingt aus der Nähe betrachten. Ich hätte etwas sagen sollen, tut mir leid…“ Robin kicherte. „Das ist doch nicht schlimm. Ich hatte mir bloß Sorgen gemacht.“ „Vielen Dank“, kam es ehrlich berührt von der Rothaarigen. „Ach, um Misaki braucht ihr euch keine Sorgen zu machen! Sie hat den Piraten- Typen so was von vermöbelt!“, kicherte der Kapitän und ein fragender Gesichtsausdruck trat auf die Gesichter der anderen. „Nein, habe ich nicht“, meinte sie verlegen und wandte ihren Blick ab. „Sie hat ganz coole Waffen! So Wurfsterne und so!“, erzählte er weiter und fuchtelte wild mit seinen Armen, um seine Worte zu unterstreichen. „Ganz coole Waffen?“, fragte Franky neugierig. „Das ist überhaupt nicht wahr. Und jetzt lasst uns bitte nicht weiter darüber reden“ Die Piraten verstummten und eine unangenehme Stille legte sich über das nächtliche Boot. „Lasst uns erstmal in die Küche gehen. Ich habe bereits das Abendessen vorbereitet“, versuchte Sanji die Situation zu entschärfen. „Futtern!“, nahm Ruffy seine Vorlage auf und stürmte voran in den zweiten Stock. „Ruffy, nimm deine Finger weg!“, kreischte der Blonde und eilte hinterher. Die anderen folgten ihm mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Wenn man selber mal Piratin war, muss man sich ja verteidigen können…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)