Schwarz, wie die Hoffnung von MarySae (- Wenn es nichts mehr gibt, was dich auffängt - [leichtes NamiXRuffy]) ================================================================================ Kapitel 12: Ersetzt? -------------------- Kapitel 12 – Ersetzt? Die Nacht war bereits hereingebrochen, als das Piratenschiff leise vor Anker ging. Mit wenigen Handgriffen war die Sunny vertäut und für die nächsten Stunden gesichert. Die Piraten hatten beschlossen, bis zum Morgengrauen zu warten und sich bis dahin noch etwas Ruhe zu gönnen. Die nächst größere Stadt dieser Insel lag einige Kilometer entfernt, sodass sie in dieser Bucht ungestört ankern konnten. Ruffy, Lysopp und Chopper hatten sich sofort in den Schnee gestützt, der die Insel wie ein weißer Teppich überzog. Kleine Flocken rieselten leise von oben herab und begruben die von Tannen übersäte Landschaft. Die restlichen Piraten hatten nur kopfschüttelnd zugesehen, wie sie ein Schnee- Monster bauten und hatten sich wegen der Kälte in ihre Betten zurückgezogen. Nur Zorro, der zur Wache eingeteilt war, hatte seinen Ausguck erklommen und nutzte die Gelegenheit, um ein wenig zu trainieren. Sein stetes Grummeln durchbrach die Stille der Nacht. „Immer ich. Warum muss immer ich mich hier oben langweilen?“, maulte er gähnend und begann seine Hanteln sich schneller heben und senken zu lassen. „Weil du den ganzen Tag schläfst.“ Die Stimme ließ ihn aufblicken. Die schwarzhaarige Archäologin betrat den Raum und ging zu dem Schwertkämpfer hinüber. In ihren Händen dampften zwei heiße Tassen Kaffee. „Kaffee?“, fragte sie ihren Gegenüber der eine seiner Hanteln ablegte und das Getränk annahm. Robin setzte sich mit einem leichten Lächeln vor dem Grünhaarigen auf die den ganzen Raum umschließende Bank. Zorro nahm einen Schluck der braunen Flüssigkeit und wandte sich dann an seinen Besuch. „Was machst du denn hier?“ Misstrauisch beäugte er die Frau, die ihren Blick aus einem der Fenster schweifen ließ. Fast unsichtbar rieselten weiße Schneeflocken vor der Dunkelheit der Wolken vorbei. „Ich habe noch ein Buch gelesen, habe mir einen Kaffee gekocht und wollte mal sehen, was der Herr Schwertkämpfer hier so treibt.“, erzählte sie in nüchternem Ton und nippte an ihrer Tasse. „Pah, was soll ich hier schon treiben?“ Zorro stellte die bereits leere Tasse auf der Bank neben Robin ab und wandte sich wieder seinen Hanteln zu. „Sag mal, Herr Schwertkämpfer, was hältst du von dem Fräulein Gast?“ Die Frage überraschte ihn und er dachte eine Weile über die Frage nach. „Misaki? Na ja, die Kleine ist echt gut. Erstaunlich, wie schnell sie eine Situation erkennen und lesen kann. Ruffy hätte sicherlich eine kleine Beule bekommen, wenn sie nicht eingegriffen hätte.“ Die Schwarzhaarige nickte. „Das ist wohl wahr.“ „Aber es wundert mich nicht, dass sie Ruffys Einladung abgelehnt hat. Dieser Idiot hat echt kein Taktgefühl.“ Zorro schüttelte den Kopf. „Der Käpt’n kommt einfach nicht mit dem Verlust der Fräulein Navigatorin klar. Es ist keine Überraschung, dass er die Lücke so schnell wie möglich füllen möchte. Und ihr Kampfstil ist wirklich beeindruckend.“ Robin legte den Kopf schief. „Ich bin mir sicher, dass er sie auch gefragt hätte, wenn das Fräulein Navigatorin noch da wäre.“ Der Schwertkämpfer seufzte. „Oh nein, nicht noch mehr Weiber hier an Bord.“ Seine Bemerkung brachte die Archäologin zum Kichern. Sie stand auf und ging die wenigen Schritte auf den Piraten zu, die sie noch voneinander trennten. Kurz bevor sich ihre Gesichter berührten, hielt sie inne. Zorro schien wie zu Stein erstarrt und er wagte es nicht, sich auch nur einen Millimeter zu rühren. „Du solltest wirklich etwas freundlicher zu Frauen sein, Herr Schwertkämpfer.“, hauchte sie ihm leise entgegen und musste unwillkürlich über seine Schockstarre schmunzeln. Sie wartete noch einen Moment und wandte sich dann von Zorro ab. Mit leisen Schritten ging sie um ihn herum, öffnete die Luke und ließ den verdutzten Piraten mit hochrotem Kopf alleine zurück. ***** Der nächste Morgen wurde durch eine freundliche Orangefärbung am Himmel angekündigt. Der Schneefall hatte in der Nacht ausgesetzt und die Sonne war durch die Wolken gedrungen. Die Landschaft erstrahlte in einem hellen Weiß, welches die Augen der Piraten blendete und schon beinahe unangenehm war. Eingehüllt in mehreren Schichten Kleidung warteten die Strohhutpiraten und ihr Gast auf das letzte fehlende Mitglied. „Spinatschädel, es wird langsam mal Zeit! Beweg deinen Arsch endlich her!“ Sanjis Stimme hallte über das Deck und kurz darauf öffnete sich die Tür zum Jungenschlafsaal, aus der ein äußerst müde wirkender Zorro herauskam. „Halt bloß die Klappe, du Karottenschäler! Immerhin bin ich die ganze Nacht wach gewesen, während du faul im Bett gelegen hast!“, grummelte dieser und zog seine Jacke enger um seinen Oberkörper. „Du solltest keine so große Klappe riskieren, Schwertschwinger, sonst klebt mein Fuß gleich in deinem hässlichen Gesicht.“, schimpfte er zurück, ehe sich plötzlich ein Lächeln in seinen Zügen ausbreitete. „Obwohl, vielleicht kann ich dir damit ja helfen. Genau wie bei unserem Freund Duval. Dann siehst du wenigstens nach etwas mehr aus.“ „Na warte, du…!“ Ein heftiger Kampf brach los, was die restlichen Strohhutpiraten mit einem Lächeln quittierten. Misaki, die sich etwas im Hintergrund gehalten hatte, warf einen fragenden Blick auf die beiden Streithähne, beschloss aber, sich über nichts mehr zu wundern. Diese Piraten waren einfach zu verrückt. Ohne auf Sanji und Zorro zu achten, verließen sie das Schiff und stampften durch den zentimerterhohen Schnee. Es dauerte nicht lange, ehe sich der Koch und der Schwertkämpfer wieder der Gruppe anschlossen. Ein wenig lädiert wirkten die beiden schon, doch ernsthafte Verletzungen hatte keiner von ihnen. Und auch, wenn die beiden sich nun ignorierten, schien die Stimmung sich deutlich gehoben zu haben. Besonders Ruffy und Chopper schien das glitzernde Nass zu gefallen. Fröhlich hüpften sie im hohen Schnee herum, bewarfen sich mit Schneebällen oder bauten in Windeseile irgendwelche Figuren, deren Form man nur erahnen konnte. Doch bald lugten die ersten Häuser über die zahlreichen Tannen und lautes Stimmengewirr erhob sich, was das Rauschen des Meeres mehr und mehr in den Hintergrund verdrängte. Bereits vor den Toren der Stadt herrschte reges Treiben. Dampfschwaden stiegen aus mehreren Kreisrunden Kratern im Boden auf. Zäune dienten als Sichtschutz und unterteilten die Lichtung in dutzende Quadrate. „Diese Insel ist für ihre heißen Quellen berühmt. Ganz in der Nähe gibt es eine Reihe von Unterwasservulkanen, die das Grundwasser hier erhitzen.“, erklärte Robin denen, die neugierig die Menschen beobachteten. Viele trugen, trotz eisiger Temperaturen, nur Handtücher und Yukatas. „Interessant.“, kommentierte Franky und schon sich seine Brille zurecht. „Nur warum ist diese Insel dann eine Winterinsel? Sollten die Vulkane den Schnee nicht vertreiben?“ Robin lächelte ihn an. „Tut mir leid, Herr Schiffszimmermann, aber das ist selbst für die Bewohner hier ein Rätsel.“ „Irgendwie scheint es ja zu funktionieren.“, warf Zorro ein und hoffte, dieses Gespräch damit zu beenden. Nach einem Seitenblick auf den Schwertkämpfer, zuckten einige der Piraten mit den Schultern und beließen es dabei. In der Stadt wimmelte es nur so von Menschen. Viele davon trugen exquisite Kleidung, anhand derer sofort klar war, wer als Tourist die Insel besuchte und wer dort wohnte. Zwar waren die Dorfbewohner ebenfalls ordentlich gekleidet, aber scheinbar blieb ihnen nicht allzu viel von dem Geld der Besucher, um ebenfalls im Luxus zu schwelgen. Die Stadt war ordentlich aus einem dunklen Stein errichtet. Schnee bedeckte die äußeren Teile der Pflasterstraßen, während die Mitte bereits freigeräumt war, um den Menschen eine breite Gasse zu verschaffen, auf der das Laufen wesentlich einfacher war, als auf der frischen Schneedecke. Die Sonne warf ihr helles Licht auf die zahlreichen Menschen, Häuser und Geschäfte. Ein wunderbarer Duft von Brot, Kuchen und Kaffee zog durch die Straßen und erregte sofort Ruffys Aufmerksamkeit. „Whooooa! Lecker!“, sabberte er, während er sein Gesicht an einem Bäckereischaufenster plattdrückte. Neben ihm erfreuten sich Lysopp und Chopper mit ähnlichem Enthusiasmus an dem wohlverziertem Gebäck. „Hört auf die Scheibe anzusabbern. Das ist ja peinlich.“, bemerkte Sanji, der sich unter den verwunderten Blicken der anderen sichtlich unwohl fühlte. „So finde ich nie eine schöne, junge Frau!“, klagte er weiter und musterte die Meute um ihn herum. „Als ob du jemals eine…“, begann Zorro, bevor er jäh von Sanjis Geschrei unterbrochen wurde. „Ahhh, junge Ladies! Was für ein Traum!“, lachte er und stürmte auf zwei gerade auf sie zukommende Mädchen zu. Sofort wurde Misaki aufmerksam. „Leute, ich glaube hier stimmt was nicht.“, sagte sie leise und beobachtete, wie die beiden Mädchen panisch reiß aus nahmen. Auch einige andere Dorfbewohner eilten seltsam verschreckt die Straße hinunter. Sofort waren die Piraten in Alarmbereitschaft. Selbst Ruffy schienen die zahllosen Köstlichkeiten vor seiner Nase nicht mehr zu interessieren. Niedergeschlagen kam Sanji zu der Gruppe zurück. „Ich glaube, die beiden mögen mich nicht.“, seufzte er, bis er bei den wachsamen Gesichtern seiner Freunde plötzlich aufmerksam wurde. „Das scheint nicht an dir zu liegen.“, meinte Misaki, deren Hände bereits unter ihrer Winterjacke an ihren im Gürtel steckenden Kurzschwertern ruhten. „Obwohl es mich nicht wundern würde.“, fügte Zorro noch als Kommentar zu Sanjis Satz hinzu, woraufhin er seitens dem Koch einen ziemlich wütenden Blick erntete. Ein lauter Schrei ertönte, der nun auch die letzten Dorfbewohner und Touristen aufschreckte. Eine ganze Gruppe von Menschen flüchtete die Straße hinunter, was jeden in der Umgebung beunruhigte. Ängstlich wichen die Frauen und Männer immer weiter zurück, in dem Zweifel, was sie nun tun sollten. Doch als eine weitere Gruppe aus einer Nebenstraße trat, brach Panik aus. Metall glänzte bedrohlich in der Sonne und ein schräges Lachen mischte sich unter die Schreie. „Das sind doch…?“, quiekte Chopper, der die Männer sofort wiedererkannte. „Verdammter Mist!“, zischte Franky und machte seine Waffen kampfbereit. „Dann wollen wir mal.“, kam es von Zorro, der vergnügt seine Schwerter zog. „Und wieder ein bisschen Action.“, zischte Sanji wütend. Doch bevor sie angreifen konnten, trat eine weitere Person auf die Straße, was die Piraten sofort innehalten ließ. Keiner wagte es, sich zu bewegen. Stumm starrten sie auf die Frau mit orangefarbenem Haar, die ebenfalls bei dem Anblick der Strohhutpiraten erstarrte. Nami war kaum wiederzuerkennen. Ihre Haut war blass und sie schien abgenommen zu haben. Der schwarze Mantel verdeckte zwar ihren Körper, doch die zahlreichen Blutergüsse zeichneten sich stark auf Gesicht und Armen ab. Ihre Augen waren seltsam leer und sie sah unheimlich müde aus. Das war nicht mehr die Frau, die sie alle kannten. Aber es blieb ihnen keine Zeit, um sich weiter darüber Gedanken zu machen. Es dauerte nur noch einige Augenblicke, ehe die Diebe die Piraten entdeckt hatten und nach kurzem Tuscheln ihre Schwerter auf sie richteten und mit lautem Gebrüll angriffen. „Strohhut, was machen wir jetzt?“, sprach Franky die Frage aus, die allen ins Gesicht geschrieben stand. „Nami…“, quiekte Chopper und Tränen standen ihm in seinen Augen. „Wir müssen sie zurückholen!“, meinte Sanji und stürmte auf die junge Frau zu. Doch etwas hielt ihn am Arm zurück. Sein Blick fiel auf den Schwarzhaarigen, dessen Miene versteinert schien. „Nein, das werden wir nicht.“, meinte Ruffy bestimmt, worauf Sanji sich losriss. Die Diebe hatten die Gruppe beinahe erreicht. „Warum nicht? Das ist unsere Chance! Wir müssen etwas tun!“ In den Worten des Kochs schwang Unsicherheit mit. Er schien sich selbst nicht sicher zu sein, dass er das Richtige tat. „Nami hat sich entschieden. Das hat sie mir persönlich gesagt.“ „Aber…!“ „Wir müssen jetzt Misaki beschützen.“ Sanji hielt inne. Sein Blick fiel auf die Rothaarige, die ebenfalls etwas verwirrt aussah. „Sie hat mit alledem nichts zu tun. Es wäre nicht fair, wenn sie wegen uns verletzt werden würde.“ Der Koch stockte. Er erinnerte sich genau an den Moment, als sie den verletzten Ruffy gefunden hatten. Als seine Nami ihm das Messer in den Leib gerammt hatte. Der Blonde beruhigte sich sichtlich. „Du bist der Käpt’n.“, meinte Sanji, hob sein Bein und trat auf einen der Diebe ein, der sich hinter seinem Rücken grade an ihn heranschleichen wollte. Nun mischten sich auch die anderen in den Kampf ein. Ein schwerer Ballast schien von ihren Schultern gefallen zu sein. Und dennoch blieb ein ungutes Gefühl zurück. „Ich kann gut auf mich selbst aufpassen!“ Misakis Protest brachte den Strohhut zum Lächeln. „Ich weiß.“, grinste dieser und rückte seinen Strohhut auf seinem Kopf zurecht. „Aber ich passe immer auf meine Freunde auf.“ Nami löste sich langsam wieder aus ihrer Starre. Innerlich verfluchte sie die Welt. Warum war sie ihren alten Freunden schon wieder über den Weg gelaufen? Wieso immer sie? Die Erinnerungen an den blöden Traum kamen wieder in ihr hoch. Würde sie ihn wieder verletzen? Oder würde sie ihre eigene Drohung wahr machen? Sie hatte nur kurz einen Blick auf die Strohhutpiraten werfen können. Ihre Männer hatten sich zu schnell zwischen sie und die Gruppe gestellt, weshalb sie den Blickkontakt verloren hatte. Sie waren immer noch die Alten. Und dennoch… Etwas war anders. Irgendwas stimmte nicht. Die Diebin wandte ihren Blick von dem Kampf ab. Sie musste dafür sorgen, dass jetzt nichts mehr schief ging, sonst… Weitere ihrer Männer kamen die Straße entlang. Einer von ihnen trug eine schwere Holzkassette, auf der Namis Blick ruhte. Es war wichtig für sie, diese Kiste so schnell wie möglich aufs Schiff zu bringen. Sie musste dafür sorgen, dass… „Hey! Seit wann haben die Strohhüte ein neues Mitglied?“ Nami schreckte hoch. Was hatte der Kerl da gerade gesagt? Innerhalb einer Sekunde drehte sie sich um. Ihre volle Aufmerksamkeit galt nun wieder den Piraten, die einige Meter von ihr entfernt gegen die Diebe kämpften. Und tatsächlich dauerte es nicht lange, ehe sie das ‚neue Mitglied’ entdeckt hatte, was sie vorher völlig übersehen hatte. Ein Mädchen, dessen rote Haare wie Feuer in der Sonne glänzten. Sie hatte zwei Kurzschwerter in der Hand, mit denen sie sich in den Kampf einmischte. Doch etwas ganz anderes versetzte der Navigatorin einen heftigen Stich ins Herz. Ruffys gelber Strohhut stach aus der Menge heraus, doch er schien nicht so zu kämpfen, wie er es normalerweise tat. Anstatt vorzupreschen und einfach auf die Feinde einzuschlagen, blieb er defensiv und ließ seine Crew an vorderster Front kämpfen. Er hingegen blieb in der hinteren Reihe und… wich der Rothaarigen nicht von der Seite. Schützend stellte er sich vor sie und sorgte dafür, dass niemand ihr zu nahe kam. Ein breites, glückliches Lächeln zierte sein Gesicht, als sie sich beim Kampf zu unterhalten schienen. Ohne es zu merken, ließ Nami ihren Kampfstock sinken. Plötzlich hatte sie kein Gefühl mehr in den Armen. Sie wollten ihr einfach nicht mehr gehorchen. Ihre Gedanken liefen Amok und ein heftiger Schmerz breitete sich in ihrem Inneren aus. Hatten die Strohhüte sie etwa schon ersetzt? War dieses Mädchen ihre neue Navigatorin? Warum reiste sie mit ihnen? Und wer war sie überhaupt? Lautes Getuschel keimte zwischen ihren Leuten auf, doch so sehr sie es auch versuchte, sie konnte keine Gesprächsfetzen auffangen. Lediglich die Blicke und erschrockenen Gesichter blieben für Nami sichtbar, mit denen die Männer die Rothaarige musterten. „Verdammt.“, zischte die Diebin und schob sich mit wackeligen Beinen durch die Menge. Alle, die ihr im Weg standen, schob sie unsanft beiseite. Ihr war im Moment alles egal. Ein sengender Hass nahm ihren ganzen Kopf ein. Ihr Magen brannte und das Atmen viel ihr schwer. Sie wusste selber nicht, wieso, aber sie hasste dieses ihr unbekannte Mädchen abgrundtief. Nur der Wunsch, sie aus dem Weg zu räumen, war in Nami noch glühend heiß vorhanden. Unbemerkt gelangte sie durch die Reihen der Strohhutpiraten, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen. Sie fixierte nur das Mädchen, welches gerade mit einem der Diebe beschäftigt war, sodass sie die Orangehaarige nicht kommen sah. Mit einer fließenden Bewegung fasste sie an ihren Oberschenkel und griff nach einem langen Messer. Ihren Stock hatte sie auf der anderen Seite befestigt. Nur noch wenige Meter trennten die beiden Frauen und ein eigenartiges Gefühl von Freude keimte in der Diebin auf. Gleich würde sie ihr das Messer in den Rücken jagen. Und niemand würde es sehen. Wenige Schritte blieben und sie hob ihre verkrampfte Hand. Gleich war sie in Reichweite… Ein heftiger Schlag traf ihre Hand und das Messer flog im hohen Bogen in die Menschenmenge. Erschrocken wich sie einige Schritte zurück und bemerkte erst jetzt den Schwarzhaarigen, der sich vor ihr aufbaute. „Nami, hör gefälligst auf damit.“, gab er ruhig zurück, als er sich vor der Rothaarigen aufbaute. Vor lauter Wut fletschte sie ihre Zähne. Doch woher kamen die Tränen, die sich in ihren Augen sammeln wollten? Woher kam dieses Gefühl des… Verrates? Was war bloß mit ihr los? „Halt die Klappe…“, presste sie zwischen ihren Zähnen hervor. „Halt die Klappe!“ Ihre Stimme hallte von den nahen Häuserwänden wider, als sie ihren Klimataktstock zusammenbaute und auf den Schwarzhaarigen losging. „Nami, lass das! Hör auf mit dem Blödsinn!“, begann der Strohhut erneut, doch seine Worte machten die Diebin nur noch wütender. „Du hast mir gar nichts zu befehlen!“, keifte sie ihn an und schlug wie von Sinnen auf ihren ehemaligen Freund ein. Immer und immer wieder. Mit dem Ziel, ihn möglichst schwer zu treffen. Und doch spürte sie, dass ihre Schläge überhaupt keine Kraft hatten. Ruffy konnte sie locker abwehren. Und doch griff er sie nicht an. Da war keine Aktion, die sie hätte treffen können geschweige denn verletzen. Und genau das machte sie noch wütender. „Kämpfe gefälligst richtig mit mir!“, schrie sie ihm entgegen und schwang ihren Stock in Richtung seines Oberarmes, wo sie tatsächlich eine tiefe Platzwunde hinterließ. Ein seltsames Gefühl breitete sich bei dem Anblick seines Blutes in ihrer Magengegend aus, was sie etwas nervös machte. Doch bevor sie erneut angreifen konnte, hörte sie nur noch die Worte „Jetzt hör endlich auf!“ und spürte, wie etwas Schweres auf ihre Brust drückte, ihr den Klimataktstock aus der Hand schlug und sie unsanft auf dem Boden aufkam. Die Kälte des Schnees kroch in ihren Mantel und ließ die Diebin frösteln. Nachdem sie wieder etwas klarer im Kopf war, bemerkte sie den noch immer starken Druck auf ihrem Magen. Ernst langsam registrierte sie, dass die rothaarige Frau auf ihr saß und das kalte Metall ihrer beiden Kurzschwerter unangenehm gegen ihren Hals drückte. Das Gesicht der Frau, die sie so sehr hasste, war nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. Atemlos starrte Nami in die braunen Augen ihrer Gegenspielerin ohne sich bewegen zu können. Ihre Arme waren schmerzhaft unter der Rothaarigen verschränkt. „Geh runter von mir!“, zischte Nami und versuchte sich zu befreien. Doch als sie ein leichtes Ziehen an ihrem Hals spürte, hielt sie wieder inne. Sie wusste, dass die Schwerter sich gerade etwas in ihr Fleisch geschnitten hatten. „Ich habe keine Ahnung, wer du bist“, fing die rothaarige Piratin an „aber hör gefälligst auf damit, deine Freunde anzugreifen!“ Der wütende Unterton in ihrer Stimme, machte Nami nur noch rasender. „Halt die Klappe! Als ob du eine Ahnung hast!“ „Ja, das stimmt, ich weiß gar nichts über euch und das, was passiert ist, aber ich weiß, wie sehr deine Freunde wegen dir leiden!“ Nami stockte. Ein heftiger Schmerz flammte in ihrer Brust auf, der sie ganz zu verzehren schien. „Verdammt noch mal, sie machen sich riesige Sorgen um dich! Und dir fällt nichts Besseres ein, als sie anzugreifen und zu verletzen? Ich habe nicht den blassesten Schimmer, warum jemand wie du ihnen so wichtig bist!“ Die Welt schien still zu stehen. Obwohl der Kampf um sie herum weiter gehen musste, war es absolut still. Sie sahen sich lange in die Augen und Nami war erstaunt, was sie in dem Blick ihrer Gegnerin entdeckte. Mitleid. Sorge. Auch ein wenig Wut. Aber sie wirkte plötzlich so… freundlich. Warum hatte sie die Rothaarige nochmal gehasst? Woher kam dieser Hass? Sie kannte sie doch überhaupt nicht! Doch sie durfte das, was ihr verwehrt blieb. Plötzlich fiel ihr Blick auf etwas Glänzendes, was einige Zentimeter aus der blauen Jacke der Rothaarigen heraushing. Ihr Körper verkrampfte augenblicklich. Das konnte einfach nicht wahr sein! Die Piraten bemerkte Namis Blick und zuckte augenblicklich zurück. Mit einem gekonnten Sprung landete sie auf ihren Beinen und steckte mit schneller Bewegung das rote Etwas zurück. Nami richtete sich auf und bemerkte, dass die meisten ihrer Männer bereits verletzt und kampfunfähig am Boden lagen. Sie war eine der wenigen, die noch aufrecht stand. „Fräulein Misaki, ist alles ok?“ Robin hatte sich neben die Rothaarige gestellt und faste der ziemlich verkrampft wirkenden Frau beruhigend an die Schulter. Diese gab keine Antwort. Sie sah noch immer fassungslos auf die ebenfalls geschockte Diebin, die ihren Blick erwiderte. Das konnte einfach nicht wahr sein! „Zurück zum Schiff! Sofort!“, wies Nami die Diebesbande mit kratziger Stimme an, welche sofort reagierten. Auch einige der zu Boden gegangenen Männer rappelten sich auf und verschwanden zwischen den Steinhäusern. Ein letzter Blick, der auf ihre Freunde fiel, zeigte ihr, dass sie nicht versuchen würden, sie aufzuhalten oder gar zu verfolgen. Sie wandte sich ab und ihr Herz brach ein weiteres Mal. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie sich ein letztes Mal wiedersehen würden. Die Piraten sahen der Orangehaarigen hinterher, bis sie ebenfalls in einer Seitengasse verschwand. „Weg ist sie.“, bemerkte Lysopp trocken, der seine geballten Fäuste entspannte und seine Schleuder sinken ließ. Die Straße war ruhig. Beinahe totenstill. Sie hatten ein ganz schönes Chaos hinterlassen, doch das störte die Piraten eher weniger. Robin betrachtete die Rothaarige besorgt. Sie hatte sich noch immer keinen Millimeter gerührt, was die Schwarzhaarige beunruhigte. „Fräulein Misaki?“ Beim erneuten Klang ihres Namens schreckte die junge Frau auf und wandte das Gesicht von der Schwarzhaarigen ab. „Ich muss gehen. Lebt wohl.“ Ihr leises Flüstern erschien unwirklich laut und ehe Robin darauf reagieren konnte, war die Rothaarige bereits aus ihrer Reichweite. Doch sehr weit kam sie nicht. So schnell, dass es kaum einer überhaupt wahrgenommen hatte, war Ruffy neben die Piratin getreten und seine Hand ruhte bestimmt an ihrem Handgelenk. Das leichte Zittern der Rothaarigen war ihm dabei nicht entgangen. Sie wagte es nicht, ihn anzusehen. Ihr Blick ging starr auf die Pflastersteine. „Misaki. Sag uns endlich, was hier los ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)