Schwarz, wie die Hoffnung von MarySae (- Wenn es nichts mehr gibt, was dich auffängt - [leichtes NamiXRuffy]) ================================================================================ Kapitel 14: Einfach nicht richtig --------------------------------- Kapitel 14 – Einfach nicht richtig Auf der Insel herrschte gespenstische Stille. Die Geräusche der Tiere waren vor einiger Zeit verstummt. So, als wäre dieses Stück Land gänzlich unbewohnt. Das einzige Geräusch, welches in regelmäßigen Abständen über die Strände fegte, war das sanfte Plätschern der Wellen, die sich auf den Strand schoben und die kleinen Sandpartikel mit jedem Angriff weiter in die Tiefe des dunklen Meeres zogen. Angespannt klopfte ihr Herz gegen ihren Brustkorb. So heftig, dass sich ihre Eingeweide zusammenzogen und sie sich dazu zwingen musste, sich ein wenig zu entspannen. Immer wieder dachte sie darüber nach und hoffte, dass ihr Plan aufgehen würde. Der Plan, den die ganze Strohhutpiratenbande so lange ausgetüftelt hatte. So viel hing davon ab! Wenn es misslang, würde sie sich gleich einer ganzen Horde von Gegnern gegenübersehen, die nicht weniger wollen, als ihr Leben. Und doch stand sie nicht alleine auf diesem verlassenen Sandstrand. Der junge Mann neben ihr, dessen kurze, schwarze Haare unter seinem Strohhut wehten, blickte ebenfalls gebannt in Richtung der Inselmitte, so, als würde er auf etwas warten. Etwas, was schon lange überfällig war. Das Schiff hatte schon vor einigen Minuten die Insel erreicht und trotzdem war noch nicht… „Sieh mal, Misaki!“ Die Angesprochene schreckte bei seinem Ruf heftig zusammen und es dauerte keinen Wimpernschlag, ehe sie sich mit gezogenen Waffen hektisch nach den Feinden umsah. „Hihihihi! Was für eine witzige Krabbe!“ Sein Ausruf ließ sie stutzen und innehalten. Ihr Blick richtete sich auf den Schwarzhaarigen, der einige Meter neben ihr im Sand hockte. Ein kleines, rotes Etwas huschte vor ihm über den weichen Untergrund, was der Pirat mit glänzenden Augen betrachtete. Mit einem kleinen Ast, den er in seiner Hand hielt, piekste Ruffy immer wieder auf das rote Ding ein. Fassungslos ließ die Rothaarige ihre Waffen sinken und blickte noch einige Zeit auf den jungen Mann, der in einer seltsamen Haltung über den Strand robbte. Es sah aus, als würde er versuchen die Krabbe zu imitieren. Wut brodelte in ihr hoch und sie versuchte vergeblich diese zurückzuhalten. Die Situation überforderte sie innerlich. „Eine Krabbe? Eine blöde widerliche Krabbe? Wir sitzen hier auf einer Insel fest auf der dutzende Meuchelmörder herumlaufen und du hast nichts Besseres zu tun, als mit einer Krabbe zu spielen?“ Ihre Stimme überschlug sich. Das hohe Kreischen schien gar nicht menschlich. „ Warum bist du überhaupt hier, wenn dich das Ganze so gar nicht interessiert?“ Sein ruhiger Blick wanderte zu der Rothaarigen hinüber. Völlig außer Atem und mit geballten Fäusten stand sie vor ihm. Doch anstatt sich ihren Vorwürfen zu stellen, schlich sich ein Grinsen in sein Gesicht. „Findest du es so schlimm, dass wir hier sind?“ Auch wenn die Wut noch immer in ihr schwellte, brachten seine Worte sie völlig außer Fassung. Das war nicht das erste Mal. Und genau das fuchste sie innerlich. „Verdammt, ihr riskiert hier euer Leben für mich und du tust so, als wäre das alles nichts weiter als ein harmloser Spaziergang!“ In ihrem Kopf drehte sich alles. Die drohende Gefahr ließ ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen und sie hatte langsam das Gefühl, als könnte sie dem Ganzen nicht mehr standhalten. „Also, ich habe nichts gegen Spaziergänge!“ Ruffy grinste. „Solange meine Freunde da sind, brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Ohne sie wäre ich schon längst Fischfutter.“ Das Lachen in seinem Gesicht schienen die Worte auf seltsame Weise zu unterstreichen. Es verblüffte die junge Frau, wie tief das Vertrauen in seine Freunde war. Und selbst nachdem, was ihm gerade widerfahren ist. Seine alte Freundin… Auch sie war gerade hier. Irgendwo auf der Insel. Und doch… Alles, was ihn gerade interessierte, war Misaki vor dem sicheren Tod zu bewahren. Seine ganze Crew hatte sich für sie eingesetzt, hatte diesem riskanten Plan zugestimmt und kämpfte jetzt irgendwo für sie. Ein Mädchen, welches sie erst seit kurzem kannten. Ein lauter Knall ließ die Rothaarige aufschrecken und eine gewaltige Druckwelle schoss durch die angrenzenden Baumkronen auf sie zu. Sie versetze den Piraten einen heftigen Stoß, der sie beide etwas zurücktaumeln ließ. Sand peitschte in ihr Gesicht und Misaki versuchte ihre Augen mit ihren Armen vor dem Sand zu schützen. Das Blätterrascheln verebbte so schnell, wie es gekommen war und der Schwarzhaarige setzte seinen Strohhut zurück auf seinen Kopf. Mit einem leichten Lächeln quittierte er die lodernden Flammen, die über dem Winterteil der Insel aufloderten. „Sieht ganz so aus, als hätte es funktioniert.“, grinste er, doch Misaki konnte seine Hochstimmung nicht ganz teilen. „Noch ist es nicht vorbei. Es hat gerade erst begonnen.“ Weitere Explosionen ertönten und bald darauf hörten sie die Schreie einiger Männer, die sich durch den Herbstwald näher an sie heran schoben. „Endlich geht es los. Ich habe echt keine Lust mehr zu warten. Hihihi.“, kicherte er, steckte seine Hände ineinander, sodass sie ein knackendes Geräusch von sich gaben. „Wenn es sein muss.“, gab die Rothaarige dazu und zog ihre beiden Schwerter erneut aus ihrem Gürtel, welche sie in Kampfstellung positionierte. Eine Gruppe dunkler Gestalten schob sich durch die letzte Reihe an Bäumen, ehe sie auf den hellen Sandstrand traten. Lautes Lachen ertönte ihrerseits, doch als sie die beiden Piraten entdeckten hielten sie auf der Stelle inne. Misaki schätze die Gruppe auf ca. 30 oder 40 Mann und sie fragte sich erneut, wie diese Bande hatte so groß werden können. Waren sie alle hinter diesem ominösen Schatz her? Was konnte dieser Schatz ihnen allen bieten? Die Männer tauschten einige Blicke aus, ehe sie sich zusammen rotteten und mit gezogenen Schwertern und Pistolen auf ihre Gegner zugingen. Das Mädchen atmete tief durch und wandte sich mit leiser Stimme an ihren Kampfgefährten. „Ruffy. Es tut mir leid, dass ihr da mit eingezogen wurdet… Ich will nur, dass du das weißt.“ Wie sie erwartet hatte, kam ein leises Kichern zurück. „Na klar! Das weiß ich doch! Und trotzdem…“ Misaki blickte zu ihm hinüber und sah das breite Lächeln in seinem Gesicht. „… will ich dich in meiner Crew.“ Sie wusste, dass ihre Antwort in dem Gebrüll der auf sie zu rennenden Männer untergehen würde, also lächelte sie nur zurück, bevor in der nächsten Sekunde das Klirren von Metall auf Metall erklang. ***** Hustend robbte der Schwarzhaarige unter einem Busch hervor. Seine Haut und seine Kleidung waren von Erde und Laub bedeckt, die er beim Aufstehen versuchte abzuklopfen. „Na toll, Franky. Du hast es übertrieben.“, grummelte der Schütze vor sich hin, als er um die großen Felsbrocken vor ihm herumtrat und einen Blick auf ihr Werk warf. Die Explosion hatte den Berghang gespalten und dadurch einige der Wege blockiert. Von seiner erhöhten Position aus, konnte Lysopp erkennen, wie sich die große Gruppe von Männer in mehrere kleinere aufgeteilt hatte. Scheinbar hatten sie auch gleich welche von ihnen niedergestreckt, was dem Schwarzhaarigen sehr gefiel. Sie lagen kreuz und quer verteilt auf dem Boden herum. Mitten in dem Gemisch aus Herbstlaub und Schnee. Lysopp setze seine Brille auf und blickte auf die andere Seite der Schlucht. Sein Blick fiel auf die vielen Gesteinsbrocken, die dort überall herum lagen, bis er endlich das entdeckte, was er gesucht hatte. Unwillkürlich musste er schmunzeln. Franky, der von oben bis unten mit Staub bedeckt war, posierte in seiner Lieblingspose regungslos als Zeichen, dass es ihm gut ginge und alles so gelaufen war, wie der Plan es wollte. Der Schwarzhaarige atmete erleichtert auf. Ihr Plan hatte soweit funktioniert und doch blieb ein klein wenig Skepsis in ihm zurück. Er machte sich sorgen um seine Freunde. Es war eine heikle Situation, in der sie sich befanden. Aber so schnell würde sich sie Strohhutbande nicht unterkriegen lassen! „Nami…“ ***** „Na das war doch mal lustig!“ Sein lachen schallte über den Strand. Misaki konnte es zwar immer noch nicht verstehen, wie dieser Pirat das alles so locker sehen konnte, doch sie konnte nicht verleugnen, dass der Großteil der Diebesbande bewusstlos auf dem Boden lag und sie beide fast unverletzt noch standen. „Na ja, lustig…“, kommentierte Misaki seinen Ausruf, konnte sich aber ein kurzes Lächeln nicht verkneifen, ehe sie wieder ernst wurde. „Ich befürchte jetzt geht es erst richtig los.“ Die zwei Gestalten, die sich langsam immer näher an sie heran schoben, ließen die letzten Männer aufhorchen, die noch bei Bewusstsein waren. In freudiges Raunen ging durch die wenigen Verbliebenen, was in einem leisen Lachen endete. „Boss! Da ist unser Boss!“, freuten sie sich und das hämische Grinsen wurde breiter. „Das ist euer Ende!“, meinten sie an die beiden Piraten gewandt, die jedoch nur Augen für die Neuankömmlinge hatten. Das Mädchen mit den orangefarbenen Haaren blickte ihnen gefühlskalt entgegen. Es war sofort ersichtlich, dass sie absichtlich eine undurchdringliche Mauer um sich herum aufgebaut hat. Misaki hatte diese Nami bereits kurz kennen gelernt und wusste aus den Erzählungen der anderen, dass die junge Frau sehr impulsiv sein konnte. War das ihre Art diese Situation zu meistern? War sie wirklich der Meinung, dass das funktionieren konnte? „Na sieh mal einer an. Da ist ja genau die junge Dame, die ich suche. Und der kleine Gummimensch noch dazu.“ Die kalte Stimme des Mannes ging ihr durch Mark und Bein. Kaum zu glauben, wie Angst einflößend ein Mensch sein konnte. Bevor Misaki reagieren konnte, schob sich der schwarzhaarige Junge direkt vor sie, sodass sie ihre Gegenüber kaum noch sehen konnte. Nur der gekränkte Blick der Navigatorin war ihr nicht entgangen. „Du bist also der Mistkerl, der hier so einen Wirbel verursacht hat?“ Ruffys Stimme war fast ebenso kalt wie die, des Bosses. Und doch gab es einige Unterschiede darin zu erkennen. „Na na, ich möchte nur das, was mir zusteht. Und wenn deine kleine Freundin mir den letzten Stein gibt, werde ich so gnädig sein, euch schnell und ohne große Schmerzen umzubringen.“ Ein mordlustiges Lächeln blitze ihnen entgegen. „Was für ein bescheuertes Angebot.“ Auch wenn sie es nicht sehen konnte, war sich Misaki sicher, dass Ruffys Augen funkelten. Er hatte vor dem Kampf sehr deutlich gemacht, was er an diesem Tag erreichen wollte. Und obwohl die Rothaarige es für eine schlechte Idee gehalten hatte, konnte sie ihm einfach nicht wieder sprechen. Sie hatte ihn so gut verstehen können. „Oh, du bist aber hart zu mir. Aber die gute Nami hat mir bereits erzählt, dass so ein kindischer Vollidiot wie du gerne mal einen möchte Piraten raus rängen lässt.“ Ein leises Kichern ertönte aus den Reihen der übrig gebliebenen Mitglieder der Diebesbande. „Haltet die Klappe!“ Der Schrei des Mannes ließ jeden an diesem Strand verstummen. „Ihr verdammten Waschlappen habt nicht das Recht euch so aufzuspielen!“ Die Diebesbande zuckte zurück. Ihr Gesichtsausdruck zeigte richtige Angst. „Mit euch werde ich als nächstes den Boden wischen!“ Obwohl Misaki alles mit ansah, dauerte es einige quälenden Sekunden ehe sie begriff. Ein lauter Knall jagte über den Strand und verlor sich zwischen den tropischen Bäumen der Insel. Zuerst dachte sie, es wäre gar nichts passiert und der Schuss käme von einer anderen Ecke dieses Landes, doch als der Mann, der am nächsten zu dem Boss stand, plötzlich zusammenbrach, blieb ihr beinahe das Herz stehen. Selbst aus der Entfernung von drei oder vier Metern sah sie, wie seine Augen nur noch ins Leere starrten. Panik brach unter den vorwiegend jungen Männern aus. „Es tut uns Leid, Boss! Wir werden dich nie wieder enttäuschen, dass schwören wir!“ Ängstliches Gemurmel schwoll an und viele von ihnen kniffen die Augen zusammen. Wahrscheinlich, um nicht zu sehen, wie es sie als nächstes erwischte. Die Übelkeit in Misakis Magen nahm ihr fast den Verstand. „Du elender Mistkerl…“ Zuerst nahm sie Ruffys Zischen gar nicht wahr, doch dann schienen sich seine lauten Worte regelrecht in ihren Kopf zu brennen. „Was fällt dir ein einfach deine eigenen Leute zu erschießen, du Scheusal!“ Auch wenn sich der Blick des Bosses etwas verdunkelte, schien ihn Ruffys Ausbruch lediglich zu erheitern. „Wer nichts taugt, hat es nicht verdient, am Leben zu bleiben.“ Das Zischen, welches der schwarzhaarige Pirat von sich gab, klang wie das eines gefährlichen Raubtieres, welches kurz vor dem Angriff stand. Die Rothaarige sah, wie die Fäuste ihres Freundes gefährlich zuckten und sie ahnte, dass er jeden Moment auf den Kerl losgehen würde. Und ihre Angst wuchs. „Na, na, na, Kleiner. Wir beide haben noch nicht das Vergnügen.“ Als ob er Ruffys Versuch bemerkt hätte, mischte der Dieb sich ein. Im gleichen Moment trat Nami hervor. Ihr Kampfstock mit beiden Händen umklammert. Dieser Anblick versetze dem Piraten einen Dämpfer. Misaki bemerkte den Ruck, der durch seinen Körper ging und ahnte, was in ihm vorgehen musste. „Wir haben keine andere Wahl, wenn wir sie zurückholen wollen.“ Lysopps Worte standen noch einige Zeit durch den beinahe unheimlich stillen Raum. Schon seit Stunden saß die Strohhutbande zusammen und zerbrach sich den Kopf. Jeder überlegte angestrengt, wie sie diese ziemlich ausweglose Situation am besten meistern konnten. Und zwar ohne, dass wieder jemand verletzt wurde. Immer wieder glitt ihr Blick zu ihrem Kapitän, der stumm auf seinem Stuhl saß. Seine Augen waren von dem gelben Strohhut verdeckt, sodass niemand seine Gedanken in seinen Augen ablesen konnte. „Aber das hat beim letzten Mal auch nicht funktioniert.“, warf Chopper kleinlaut ein. „Dennoch müssen wir es versuchen. Nur dadurch können wir Nami vielleicht erreichen!“ Sanji, der unruhig an seiner Zigarette zog, schien selber nicht ganz von dem Plan, mit Nami ausführlich zu reden, überzeugt zu sein. Auch er erinnerte sich noch zu gut an die letzten Versuche, bei denen immer jemand zu Schaden gekommen war. So schwer wie es ihm auch fiel, er musste zugeben, dass Nami sich sehr verändert hatte. Und das nicht zu ihrem Vorteil. „Ich werde es versuchen und es wird funktionieren.“ Der Blick der Piraten wanderte zu ihrem Käpt’n zurück, der das erste Mal seit Beginn des Gesprächs aufblickte. Seine Augen zeigten eine Entschlossenheit, die jedem in diesem Raum einen kalten Schauer über den Rücken jagte. „Wenn Blicke töten könnten… Yohohoho!“, kommentierte Brook die Situation, doch bevor er zu seinem berühmten Knochen-Witz ansetzten konnte, nahm Ruffy das Wort wieder an sich. „Sie wird auf mich hören, dass weiß ich! Ich werde sie nicht wieder gehen lassen, selbst wenn es mich mein Leben kostet.“ … „Auch wenn das heißt, dass ich gegen sie kämpfen muss…“ „Los, Nami. Zeig deinem alten Freund mal, warum du seine lächerliche Kinderpiratenbande verlassen hast!“ Wie eine Puppe, ohne die kleinste Gefühlsregung, ging Nami auf ihren ehemaligen Käpt’n zu. Ihre Hände umklammerten verkrampft ihren Kampfstock, so als wüsste sie, dass sie keine Chance gegen ihren Gegner hatte. Immerhin kannten sich die beiden schon seit langer Zeit und sie wusste, was Ruffy schon alles geleistet hatte. Und auch Ruffy nahm eine Kampfhaltung ein. Bereit zuzuschlagen. Seine eigene beste Freundin. Diejenige, für die er so gut wie alles tun würde… Diejenige, für die er weit mehr, als nur Freundschaft empfand… Nein, das war nicht richtig! Bei dem Gedanken daran zerbrach Misaki fast das Herz. Nicht wegen ihr… Das konnte sie doch nicht einfach zulassen! Plan hin oder her, das hier war einfach nicht richtig! „Du bist wirklich lächerlich.“ Ihre harte Stimme ließ das Gespräch verstummen. Verdutzt blickte Nami der Rothaarigen in die Augen. Bisher hatte sie das Mädchen nur am Rande wahrgenommen. Ihre Aufmerksamkeit galt bis eben voll und ganz dem Schwarzhaarigen. „Was willst du?“, zischte die Diebin wütend über die Aussage ihrer Gegenüber. „Du benimmst dich wie ein kleines, zickiges Kind. Ich kann echt nicht verstehen, was die anderen an dir finden.“ Misaki setzte sich langsam in Bewegung, um zu verbergen, wie sehr ihre Beine doch zitterten, bis sie zwischen Ruffy und der Orangehaarigen stand. Der Schwarzhaarige, dem sie in diesem Moment den Rücken zugewendet hatte, rührte sich nicht. Sie hoffte sehr, dass er ihre Nachricht verstand. Langsam und so, dass außer Ruffy es niemand sah, ließ sie ihre Hand wieder sinken und konzentrierte sich auf die junge Frau, deren Gesicht plötzlich die unterschiedlichsten Gefühle wieder spiegelte. „Wie ein keines Mädchen. Und so was wollte mal Piratin sein.“ „Hör gefälligst auf! Was bildest du dir ein?“ Namis Schrei hallte über den Sandstrand, ehe das Getöse der Wellen ihn verschluckte. Doch Misaki ließ sich von dem Funkeln in ihren Augen nicht beeindrucken. „Was ich mir einbilde? Nichts. Immerhin kenne ich dich ja überhaupt nicht. Und deine ehemaligen Freunde täten auch besser daran, dich für immer aus ihrem Gedächtnis zu streichen.“ Die Rothaarige beobachtete den merkwürdigen Ausdruck in den Augen der Diebin, der eine Mischung aus Wut, Hass und tiefster Kränkung widerspiegelte. Es gab nur diese eine, letzte Chance… „Was…?“, begann die Orangehaarige, doch Misaki ließ sie nicht zu Wort kommen. „Dich braucht jetzt sowieso niemand mehr. Immerhin bin ich die neue Navigatorin.“ Eine eisige Stille trat zwischen die beiden Frauen. Fast schon unwirklich klang das Rauschen der Wellen und des Windes, welches sanft über diese grausige Szene pfiff. Immer wieder zog ein Luftzug an ihren Haaren und der Kleidung, welches wie eine Aufforderung wirkte, auseinander zu gehen. Als ob der Wind sie von einander wegziehen wollte. Doch keiner der Anwesenden machte auch nur die kleinste Anstalt dem Druck nachzugeben. Alle Augen waren auf die beiden Mädchen gerichtet. „Du kleines…“, zischte die Diebin, die sich endlich wieder unter Kontrolle zu haben schien. „Was fällt dir eigentlich ein so über mich zu reden!“ Ihre Hände zuckten gefährlich und mit jeder Sekunde schien sie ihren Kampfstock mehr zu umschlingen. Ein statisches Knistern erklang über ihrem Kopf und Misaki ahnte, was die Ursache dafür war. Robin hatte sie ausdrücklich vor den Fähigkeiten ihrer Freundin gewarnt. „Du hast überhaupt keine Ahnung, warum ich das alles tue!“ Die Rothaarige bemerkte den leichten Unterton, der sich in die sonst so gewollt gefühlskalte Stimme geschlichen hatte und wusste, dass sie auf dem richtigen Weg war. „Als ob mich deine langweilige Geschichte interessieren würde. Du hast es ja nicht mal für nötig befunden deinen so genannten besten Freunden deinen Verrat zu erklären. Nein, das kleine Mädchen war so dreist ihren eigenen Kapitän anzugreifen und schwer zu verletzen! So was ist wirklich widerlich. So jemand wie du hat es nicht verdient, dass man auch nur einen Gedanken an sein Wohlergehen verschwendet!“ Ein unmenschlicher Schrei schallte der Rothaarigen entgegen und sie fühlte, wie sich die Luft unangenehm auflud. Das war der Moment, auf den sie gewartet hatte und so fehl am Platz es in diesem Moment auch war, so sehr hieß sie das Lächeln auch willkommen. „Na los, komm doch!“ ***** „Fufufu!“ Sie konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als einer der Räuber erneut auf sie zuhielt. Ruhig verschränkte sie ihre Arme vor der Brust, um ihre Teufelskräfte heraufzubeschwören und sah dem Mann direkt in die Augen. Sein dreckverschmiertes Gesicht, welches von dem vielen Alkohol gezeichnet war, welchen er die letzten Jahre wahrscheinlich getrunken hatte, erweckte einen Funken Mitleid in ihr. Und doch würde sie ihn unschädlich machen; ihrer Freunde zuliebe. „Dos Mano, Clutch!“ Robin beobachtete, wie zwei Abbilder ihrer Arme auf dem Rücken des Mannes wuchsen und ihn am Hals packten. Ein unschönes Knacken ertönte, was den Dieb völlig außer Gefecht setze und zu Boden stürzen ließ. Die Schwarzhaarige ließ ihren Blick schweifen und konnte niemanden mehr entdecken, der nicht bewusstlos auf dem von bunten Blättern übersäten Waldboden lag. Ihr Plan war also soweit aufgegangen und sie konnte nur hoffen, dass es bei dem Rest der Crew nicht anders aussah. Doch eine Bewegung etwas weiter rechts von ihr erweckte die Aufmerksamkeit der Archäologin. Ein junger Mann trat mit breitem Grinsen aus dem dichten Herbstwald. Ein langes Schwert blitze ihr entgegen. Eisblaue Augen sahen ihr aus einem markanten und von schwarzen Haaren umsäumten Gesicht entgegen. Auch wenn Robin einem Feind eher ruhig entgegen stand, gab es etwas an diesem Mann, was sie innerlich beunruhigte. Etwas in seinem Blick verursachte bei ihr eine Gänsehaut. „Na, meine Liebe. Ich sehe es gar nicht gerne, wenn man meine Männer ausschaltet.“ Seine Stimme war ebenso kalt, wie seine Augen. Sie wusste, dass er nicht spaßte, sondern die reine Mordlust aus ihm sprach. Dennoch versuchte sie ihm standzuhalten. „Und mein Käpt’n mag es nicht, wenn man seinen Freunden wehtun will.“ Er lachte dunkel. „Du bist mutig, dass muss ich dir lassen, aber du solltest deinen süßen Mund nicht zu weit aufreißen. Gegen Katana, den stärksten Schwertkämpfer der Welt, hast du keine Chance.“ Robin stockte bei seinen Worten. Sie kamen ihr sehr bekannt vor. „Der beste Schwertkämpfer der Welt?“ „Das wirst du gleich sehen, wenn mein kleines Schwert deine hübsche Haut aufschlitzt.“ Die Piratin konnte nicht anders, als vor sich hin zu kichern, was ihr einen verdutzen Blick bescherte. „Das denke ich nicht, Herr Möchtegernschwertkämpfer. Es kann immer nur einen Stärksten geben und dieser ist ein guter Freund von mir.“ Sie setze ihr bezauberndes Lächeln auf und bemerkte, wie auch der letzte Funken Menschlichkeit aus seinem Blick verschwand. „Das wirst du mir büßen… Niemand beleidigt mich derart! Niemand ist stärker als ich!“ Seine laute Stimme schlug ihr regelrecht entgegen. „Gleich wirst du dir wünschen, du wärst nie geboren worden!“ Mit großen Schritten näherte er sich der jungen Frau. Die glänzende Spitze des Schwertes war auf sie gerichtet, bereit ihrem Leben ein Ende zu setzen. Es gab nicht viel, was Robin tun konnte und doch würde sie alles tun, um durchzuhalten. Ihr würde schon etwas einfallen, ganz sicher. „Einen Moment. Ich glaube, das ist mein Kampf.“ Eine weitere Person trat aus dem bunten Wald und bewegte sich langsam auf die beiden Kämpfenden zu. Mit jedem Schritt atmete er schwer. So, als wäre derjenige schon eine ganze Weile gerannt. Robin hatte ihn sofort erkannt und sie konnte nicht leugnen, dass sie sich sehr freute ihn zu sehen. „Wer bist du?“, zischte der Dieb dem grünhaarigen Mann entgegen. Dieser hatte bereits seine drei Schwerter gezückt und sich seinem Gegner gegenüber gestellt. „Mein Name ist Lorenor Zorro, der stärkste Schwertkämpfer der Welt und ich werde es nicht zulassen, dass du dich an unserer Freundin vergreifst!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)