Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 7: Nächtlicher Besuch ----------------------------- Das eisige Wasser, dass über meine Hände läuft, spüre ich nicht wirklich. Routiniert wasche ich mir meine Hände und das Gesicht und als ich in den Spiegel blicke stelle ich fest, dass mein Spiegelbild mir fremd erscheint. Ich sehe aus wie ein Schatten meiner Selbst. Dunkel Ringe sind unter meinen Augen, auf meiner blassen Haut zeichnen sie sich nur allzu deutlich ab und meine Frisur... Von Frisur kann man augenblicklich wohl nicht mehr reden. Selbst mein Blick ist anders. Meine Augen wirken glasig und bei genauer Betrachtung würde wohl jeder feststellen, dass ich geweint habe. Ich presse unwillkürlich meine Lippen aufeinander bis sie mir im Spiegel als schmale, fast farblose Linie erscheinen. Wirre braune Strähnen, von denen Wasser tropft, fallen mir ins Gesicht und beschämt denke ich daran, welches Bild ich gerade eben noch im Salon abgegeben habe. Dagegen ist meine jetztige Erscheinung fast schon wieder normal. Ein Glück, dass nur Roland mich so gesehen hat. Der Gedanke, dass ein Anderer mich in diesem Moment erblickt hätte, ist so gräßlich, dass ich es mir gar nicht erst vorstellen darf. "Ich hoffe es geht dir gut, Mokuba." flüstere ich mit fremder, tonloser Stimme und beiße mir im nächsten Moment auch schon fest auf die Unterlippe. So fest, dass ich Blut schmecke, aber der Schmerz bleibt aus. Ein leichtes Ziehen geht durch meine Lippen, nichts weiter und ich bemühe mich meine Sorgen zu verdrängen, mich nicht zu fragen, was mein kleiner Bruder im Moment macht oder mir auszumalen was diese Gestalten, die ihn weggebracht haben, mit ihm anstellen. Nein, daran darf ich nicht denken. Fange ich erst an, darüber nachzugrübeln, wird ein Horrorfilm vor meinem inneren Auge ablaufen. Szenen meiner Vergangenheit werden sich mit Bilder von Mokuba vermischen und aufgrund meiner eigenen Erfahrung werde ich nicht anders können als mir das Schlimmste auszumalen. Und genau das darf ich nicht zulassen. Diese Bilder dürfen meine Sinne nicht trüben, denn ich brauche jeden davon, wenn ich einen Weg finden will Mokuba zurückzuholen. Ich muss mich konzentrieren und mich auf das Wesentliche, mein Vorhaben, besinnen. Deshalb rufe ich mir erneut ins Gedächnis, dass Mokuba ein cleverer Junge ist. Er hat eine schnelle Auffassungsgabe und sein analytischer Verstand funktioniert so gut wie meiner. Er hat die Situation sicherlich begriffen und passt sich ihr an so gut er es vermag. Ja, darauf muss ich mich besinnen. Mokuba ist stark und klug und ich kann mich auf ihn verlassen. Das konnte ich immer. Für sein Alter ist er erwachsener als manch anderer und genau wie ich hat er zuviel gesehen, um sich naiven Gedanken hinzugeben. Auch wenn all das der Wahrheit entspricht und mein logischer Verstand mir sagt, dass die Leute, in deren Obhut er gegeben wurde, ihm sicherlich nichts antun werden, beruhigen mich diese Gedanken keineswegs und es braucht all meine Kraft, nicht länger darüber nachzudenken und den Stich, den ich wieder und wieder in meinem Herzen fühle, dass so viele als nicht vorhanden angesehen haben, zu ertragen. Diese Bastarde werden büßen. Jeder Einzelen von ihnen. Sie werden bezahlen für das was sie meinem Bruder angetan haben, für die Dreistigkeit, ihn in diese Angelegenheit miteinzubeziehen. Bakura hatte Recht. Es gibt eine Grenze. Eine Grenze, die man nicht überschreiten darf und ich selbst auch nie überschritten habe. Familie und Geschäft sind klar zu trennen. Ich spüre wie sich meine Hände schmerzhaft um das Waschbecken verkrampfen und sich meine Unterlippe langsam blutrot färbt. Ja, sie werden es büßen, dass sie Mokuba das angetan haben und ich hoffe für sie, dass es ihm wirklich gut geht, denn sollten sie ihm auch nur ein Haar krümmen, dann... Dann kann ich für nichts mehr garantieren. Dann habe ich nichts, absolut nichts mehr zu verlieren und ich würde mich an ihrer Stelle davor fürchten, zu was ich dann fähig sein werde. Er hatte Recht als er sagte, dass es einen verändert, wenn man einen geliebten Menschen verliert, dass man nie mehr der Gleiche sein kann. Doch er hat seinen Gedanken nicht zu Ende geführt, denn dann hätte er sicher erkannt wie gefährlich es sein kann, einen Menschen bis zum Äußersten zu treiben. "Sie brauchen Schlaf, Sir. Heute können sie ohnehin nichts mehr tun. Ich werde mich um alles notwendige kümmern, was die Finanzen anbelangt. Ruhen sie sich aus. Ich weiß, dass Roland es gut gemeint hat und vermutlich brauche ich tatsächlich Schlaf. Vier Nächte in Folge habe ich nun kein Auge zu getan. Gut, das ist früher auch das eine oder andere mal vorgekommen, aber es ist etwas anderes über einem Berg von Akten zu sitzen als in die Dunkelheit zu starren und sich zu fragen, wie es dem Menschen, den man mehr liebt als das eigene Leben gerade geht. Warum habe ich ihnen auch nicht die Firma überlassen können? Die Frage ist müßig und die Antwort stets die Gleiche. Wäre es nur um die Kaiba Corp. gegangen, Herrje, sie hätten sie haben können, wenn das alles andere verhindert hätten, aber... Ich schüttele den Kopf und reiße mich endlich vom Waschbecken und meinem desillusionierten Spiegelbild los. Das Schlafzimmer ist dunkel und ich habe auch nicht den Wunsch, Licht anzumachen. Ich bezweifle, dass ich heute Nacht ein Auge zu tun werde, aber Roland zuliebe werde ich es versuchen. Meine Schritte sind schwer als ich zu dem großen Bett gehe und auch die Bettdecke erscheint mir auf einmal zentnerschwer als ich sie zurückschlage. "Hübscher Pyjama." vernehme ich eine Stimme und wirbele herum. Sofort sind meine Schultern gestrafft und ich finde die Gestalt selbst im Dunkeln sofort. Ihre Umrisse zeichnen sich im Mondlicht deutlich ab und innerhalb von zwei Sekunden verarbeitet mein Hirn die Informationen. Die Umrisse kommen mir vertraut vor und auch die Stimme... Meine Hände, die ich eben noch kampfbereit erhoben hatte, sinken wieder und ich entspanne mich auch ein wenig. Im Dunkeln leuchtet kurz etwas auf und ich registriere, dass mein Besucher sich eine Zigarette anzündet. Lässig hockt die Gestalt auf der Fensterbank und ich würde wetten, dass er mich gerade grinsend mustert. "Du scheinst ein Faible für dramatische Auftritte zu haben." bemerke ich kühl und knipse das Licht auf meinem Nachttisch an. Er grinst tatsächlich. Dann zieht er ungerührt an seiner Zigarette und das Leuchten der Glut legt einen rötlichen Schein auf seine funkelnden Augen. "Was willst du?" frage ich und verschränke automatisch die Arme vor der Brust. Er lässt sich mit der Antwort Zeit. Inhaliert tief und bläst den Rauch ringförmig wieder aus. "Willst du nicht wissen, wie ich hier reingekommen bin?" fragt er vergnügt und ich verdrehe genervt die Augen. "Du bist ein Dieb. Ich setze voraus, dass du in der Lage bist ein Haus ohne Probleme zu betreten. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich dir selbst einen Auftrag dieser Art erteilt." entgegne ich ungerührt und er lacht. "Touché, mein Lieber." meint er lässig und stößt sich im nächsten Augenblick von der Fensterbank ab. "Eine überflüssige Frage." gibt er zu und sieht sich gemächlich im Raum um, dann wandert mein Blick wieder zu mir und sein Grinsen wird breiter. Ich sehe deutlich, dass sein Blick über meinen Körper wandert und er es sichtlich zu genießen scheint mich so zu sehen. Wenn er allerdings denkt, dass er mich damit auch nur im Mindesten einzuschüchtern vermag, dann unterschätzt er mich. Pyjama hin oder her, ein Seto Kaiba vermag es selbst in dieser Kleidung seine Contenance zu bewahren. Zudem kümmert es mich nicht, dass er mich so sieht. Hätte er mich eben mit Roland gesehen, das wäre etwas ganz anderes. "Ich muss allerdings zugeben, dass Alister doch etwas Probleme mit deinem Sicherheitssystem hatte. Es ist also wirklich gut." meint er dann lässig und ich ziehe missbilligend eine Braue nach oben. Also wartet Alister draußen. Bei unserem letzten Treffen hatte er mir schon zu verstehen gegeben, dass er hin und wieder mit dem Kleinen zusammen arbeitet. Seine Fähigkeiten als Dieb und Alister´s technische Kenntnisse ergänzen sich seiner Meinung nach hervorragend, was ich sogar einleuchtend fand. Immerhin hatte er es früher nicht mit technischen Sicherheitssystemen zu tun, wenn man seiner abenteuerlichen Geschichte Glauben schenkt. Auf seine näheren Erläuterungen zu diesem doch recht ungewöhnlichen Team bin ich allerdings nicht näher eingegangen. Es reichte, dass Bakura mir versicherte, dass er Alister trauen würde, zumindest bis zu einem gewissen Grade und dessen Fähigkeiten sich auch für meinen Fall als nützlich erweisen könnten. Ich sehe ihn erwartungsvoll an und ich weiß, dass er mir sein Erscheinen auch ohne weitere Fragen erklären wird. Insgeheim hege ich die Hoffnung, dass er bereits einen Teil meines Auftrages erledigt hat. Welchen Grund sollte er auch sonst haben, mitten in der Nacht bei mir aufzutauchen? "Nebenbei bemerkt... du wirst überwacht." sagt er nach einer Weile und lässt sich mit einem lässigen Grinsen auf meinem Bett nieder. Ich taktiere ihn für einen Moment, frage jedoch nicht weiter nach. "Davon bin ich ausgegangen." entgegen ich lediglich und er nickt. "Und dabei handelt es sich nicht nur um amtliche Ausseher." fährt er fort. "Deine Gegner scheinen dich auch im Auge behalten zu wollen." Ich nicke leicht. Auch das hatte ich bereits vermutet. Es war abzusehen, dass sie mich keineswegs aus den Augen lassen würden. "Sie haben mir einen kleinen Besuch abgestattet." meint er nach einer weiteren Pause. Für einen Moment bin ich überrascht. Ich war der Ansicht gewesen, dass ich alle Verfolger abgehängt hatte als ich zu ihm gefahren bin. "Und?" frage ich. Er zuckt mit den Schultern. "Jemand hat gestern meine Wohnung durchsucht. Was sie zu finden hofften, hm, verrat du es mir?" antwortet er und sieht mich abschätzend an. Ich denke kurz nach, doch der Sinn dieser Aktion verschließt sich mir. Also schüttele ich den Kopf. "Ich wüsste nicht was." gebe ich zu und zu meinem Erstaunen nickt er. "Jedenfalls haben sie ihre Arbeit gründlich gemacht. Ich werde dir das in Rechnung stellen." meint er und lässt sich gelassen in die Kissen fallen. Dann verschränkt er die Arme hinter dem Kopf und lächelt mich kaltblütig an. "Ich musste mir ein neues Domizil suchen. Ich mag es nicht, wenn jemand unangemeldet bei mir auftaucht und sich dann auch noch an meinen Sachen vergreift." erklärt er weiter. "Wie dem auch sei... Es scheint als hätten diese Vögel ein übersteigertes Interesse an dir und deinen weiteren Schritten. Aber keine Sorge, was deinen Auftrag anbelangt. Darüber haben sie nichts in Erfahrung bringen können. Im Übrigen wirst du dich sicher freuen, wenn ich dir sage, dass ich einen Teil der vergnüglichen Aufgabe bereits erfüllen konnte." Sein Lächeln wird zu einem gerissenen Grinsen und ich nicke anerkennend. "Ich nehme an du meinst die Akten." vermute ich und eine leichte Kopfbemerkung seinerseits bestätigt es. "Für eine Behörde war das Gebäude sträflich nachlässig gesichert. Man konnte problemloser reinspazieren als in Ra´s heiligen Tempel." erzählt er und schüttelt leicht missbilligend den Kopf. "Keine Herausforderung für einen Profi." Ich verkneife mir einen Kommentar bezüglich seinen Honoras angesichts dieser Leichtigkeit. Er fährt allerdings mit seiner Erzählung auch schon fort. "Ich habe sämtliche Daten über deinen Prozess kopiert und ich müsste auch alle Akten gesichtet haben. Ich befürchte allerdings, dass dir das nicht groß weiterhelfen wird." Seine Züge verändern sich mit einem Schlag und er sieht mich ernst an. "Wem auch immer du auf die Füße getreten bist, Kaiba, derjenige ist kein Amateur. Er hat sämtliche Spuren, die zu ihm führen, verdammt gut verwischt. Selbst in den Akten der Staatsanwaltschaft sind die Namen der Drahtzieher nicht zu finden. Lediglich ein Vermerk, dass der Staatsanwalt aufgrund eine anonymen Hinweises auf die Sachlage im Fall Mokuba Kaiba aufmerksam gemacht wurde." Ich nicke unwillkürlich. Im Grunde hatte ich mit dergleichen bereits gerechnet. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn man es mir so leicht gemacht hätte. "Was ist mit den Photos? Den angeblichen Beweisen?" will ich wissen. Bakura seufzt. "In den Akten heißt es, dass sie ebenfalls anonym an einen Journalisten geschickt worden sind. Dreimal soll der Typ, seinen Namen habe ich irgendwo notiert, aber ich glaube kaum, dass er hilfreich sein wird, Umschläge mit Schnappschüssen von Mokuba erhalten haben. Jedes Mal mit der Bitte, sich der Angelegenheit anzunehmen." "Saubere Arbeit." befinde ich gefasst und Bakura nickt. "Was ist mit Mokuba? Irgendeinen Hinweis, wohin man ihn gebracht hat?" Der Weißhaarige nickt und seine Miene ist nach wie vor ernst. "Es stimmt, dass man ihn in die Staaten geschafft hat. Gestern um genau zu sein. Dafür gab es einen extra Vermerk. Die Sache hatte allem Anschein nach oberste Priorität, zumal es noch ein interssantes psychologisches Guthaben gibt. Der gleiche Psychiater, der Mokuba als nicht vernehmungsfähig eingestuft hat, hat noch eine Menge anderer hübscher Theorien verfasst." Bakura wirft mir einen vielsagenden Blick zu. "Wenn man dem Herrn Glauben schenkt, haben der Kleine und du ein hochgradig gestörtes Verhältnis." Seine Stimme klingt spöttisch wie immer, doch sein Blick ist mehr als ernst. Ich spüre wie erneut Wut in mir aufsteigt und meine Schläfen zu pochen beginnen. Ich bemühe mich zwar, meine Mimik unter Kontrolle zu halten, doch meine Reaktion auf seine Worte kann er mir deutlich ansehen. "Man unterstellt Mokuba eine Art... Stockholm-Syndrom. Er wird weiterhin als prädisponiertes Opfer eingestuft, dass deiner psychischen und physischen Dominanz nicht gewachsen ist. Alles in allem ein recht... sagen wir... skurilles Bild, dass da von euch gezeichnet wird. Ein Wunder, dass du je das Sorgerecht bekommen hast, wenn man diesen Bericht liest." Ekel steigt in mir auf. Ein widerlicher Geschmack und ich muss dem Impuls widerstehen heftig zu würden. Ich mache einen Schritt auf das Bett zu und es kostet mich ein enormes Maß an Selbstbeherrschung nicht hilfesuchend nach dem Bettpfosten zu greifen. Bakura beobachtet mich schließlich und ich will ihm kein Zeichen der Schwäche liefern. Langsam setze ich mich ans Fußende und versuche meine Gedanken zusammeln. "Kurz und gut, nichts weißt auf die eigentlichen Täter hin. Und was deinen Bruder anbelangt... Eine Eilmitteilung der amerikanischen Botschaft besagt, dass man bereits einen Vormund für ihn gefunden hat." fährt Bakura in ruhigem, fast sachlichem Ton fort und ich starre ihn entgeistert an. "Wen?" frage ich scharf und mein Herz hämmert mit einem Mal so hart gegen meinen Brustkorb, dass es in meinen Ohren dröhnt. "Einen gewissen Jack C. Wheeler. Ein Industriemagnat aus New York. Er hat die Vormundschaft beantragt und aufgrund verschiedener Gutachteraussagen und Fürsprecher war man wohl der Ansicht, dass der Kerl der Richtige ist." Bakura zuckt ungerührt mit den Schultern. "Der Richtige." wiederhole ich zähneknirschend und merke dabei gar nicht, dass sich meine Fingernägel schmerzhaft in meine Handflächen bohren. "Jack C. Wheeler." In Gedanken gehe ich meine amerikanischen Kontakte durch, doch der Name sagt mir nicht das Geringste. Vielleicht ist es mir anzusehen, dass mir der Name unbekannt ist, denn Bakura meint: "Alister ist bereits dabei, Informationen über den Typen zu beschaffen, was allerdings nicht so leicht ist. Die Amerikaner und ihre Paranoia, du verstehst." Ich nicke. Vermutlich hat man deshalb auch Amerika gewählt. Gott, dass der Gedanke, dass mein kleiner Bruder jetzt bei irgendeinem amerikanischen Industriellen in New York ist... Nein, ich darf mir das nicht vorstellen. Ich muss darauf vertrauen, dass es ihm gut geht und Mokuba weiß was er tut, wie er sich zu verhalten hat. Ja, ich bin sicher, dass er das weiß. Mokuba ist ein schlaues Kerlchen. Er wird... Unwillkürlich schließe ich die Augen, trotz Bakura´s Anwesenheit und schlucke hart. "Man wird ihm nichts tun." höre ich den Weißhaarigen im nächsten Augenblick sagen und seine Stimme klingt seltsam sanft. Ich öffne schlagartig wieder die Augen und werfe ihm einen eisigen Blick zu. "Woher willst du das wissen?" zische ich ihn gereizt an, doch er übergeht meine harsche Art und sieht mich ungerührt und irgendwie sogar nachsichtig an. "Weil sie ihn vielleicht noch brauchen." entgegnet er ernst. "Diese Typen sind noch nicht fertig mit dir, Kaiba." Ich richte meinen Blick von ihm und blicke aus dem Fenster. "Korrigier mich, wenn ich mich irre, aber das weißt du auch." fährt Bakura fort. Ich erwidere nichts, doch das scheint der Dieb auch keineswegs zu erwarten. "Diese Kerle... sie wollten mehr als nur deine Firma, oder? Da steckt noch etwas anderes dahinter und das weißt du auch. Ich habe recherchiert. Du hast nicht nur die Kaiba Corp. verkauft, du hast alle Projekte deiner Firma aufgelöst und sämtliche Spuren verwischt, was du sonst noch in deinen heiligen Hallen getrieben hast. So ist es doch, Kaiba?" Bakura´s Stimme hat einen scharfen Zug angenommen. "Diese Typen, sie waren doch hinter etwas bestimmtem her. Etwas, dass du ihnen unter keinen Umständen überlassen konntest, nicht wahr? Also raus mit der Sprache. Was wollten diese Kerle von dir?" Für einen Moment herrscht Schweigen und ich denke nach. Seine Schlussfolgerungen sind gut, wenn auch kein wirklich großes Kunststück. Immerhin hatte ich weder die Zeit noch die Gelegenheit meine Spuren gründlich zu verwischen und ich weiß, dass Bakura kein Idiot ist. Er mag verrückt sein, aber er hat einen überaus logisch funktionierenden Verstand. Ich seufze unwillkürlich und bemerke, dass er mich erwartungsvoll ansieht. "Nicht schlecht." befinde ich schließlich und schenke ihm ein kaltes Lächeln. Er grinst. "Tja, ich bin eben gut. Aber deshalb hast du dich schließlich auch an mich gewandt, nehme ich an." Genüßlich leckt er sich über die vollen Lippen und ich verdrehe instinktiv die Augen. Dieser Kerl ist unverbesserlich, aber er hat Recht. "Also..." drängt er mich als ich nicht weiter rede. "Die Sache ist kompliziert." entgegne ich und er verzieht spöttisch den Mund. "Ach?" meint er. "Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen..." Ich quittiere seine Bemerkung mit einem eisigen Blick, was zwar sein Grinsen verschwinden lässt, jedoch nichts an seiner Haltung ändert. "Jetzt spuk schon aus, was hast du in deiner Hexenküche getrieben? Irgendeine bahnbrechende Erfindung?" will er wissen. Ich nicke leicht. "So etwas in der Art." gebe ich vage zu und er mustert mich eingehend. Schließlich richtet er sich auf und packt mich unerwartet am Arm. "Jetzt hör mir mal gut zu, Kaiba." fährt er mich an und sein Tonfall könnte man in diesem Augenblick wirklich als gefährlich bezeichnen. Ich halte seinem Blick dennoch gelassen stand. "Ich habe dir bereits gesagt, dass du diese Nummer nicht alleine durchziehen kannst und wie es aussieht, reißt man sich nicht gerade darum dir zu helfen. Kein Wunder, so ein Herzchen wie du schließlich bist. Also bin ich wohl der Einzige, auf den du dich aktuell verlassen kannst. Daher wäre es gut, wenn du mir sagen würdest was Sache ist. Das gehört übrigens auch zur Teamarbeit. Man teilt die Informationen." Einen Moment sehe ich ihn wütend an. Mir liegt sogar schon die passende Erwiderung auf der Zunge und es juckt mich, sie ihm angesichts des harschen Tonfalls, den er an den Tag legt, an den Kopf zu werfen. Doch dann denke ich wieder an Mokuba und verdammt, der Weißhaarige hat Recht. Die Zahl meiner Verbündeten ist schwindend gering und er ist zumindest jemand, den ich bei meinem Vorhaben wirklich gebrauchen kann, wie er heute bewiesen hat. Dennoch widerstrebt es mir, mich ihm anzuvertrauen. "Eine Erfindung." sage ich schließlich. "Diese ganze geplante Übernahme zielte nur darauf ab, an das technische Labor der Kaiba Corp. zu kommen und somit an all meine Daten." Ich weiß, dass ich mich noch immer vage ausdrücke, aber ich bin nicht bereit an dieser Stelle mehr Preis zu geben und meine Haltung drückt diese Entschlossen auch wohl auch aus. Bakura mustert mich einen Augenblick lang, dann nickt er leicht. Zu meiner Überraschung lässt er es dabei bewenden und hakt nicht weiter nach. Vielleicht weil er ahnt, dass es ohnehin keinen Sinn hat. "Deshalb hast du also die Firma platt gemacht." stellt er fest. Ich nicke. "Und diese Typen waren davon so angepisst, dass sie sich durch Mokuba an dir gerächt haben." spinnt er den Faden weiter. Wieder nicke ich. "Davon gehe ich aus. Ich habe ihnen jede Möglichkeit genommen, zu bekommen was sie wollen." entgegne ich zustimmend und der Weißhaarige seufzt. "Tja, dann hast du es echt geschafft, jemanden tierisch gegen dich aufzubringen. Jemanden, der bereit ist, sich alle Mühe zu geben, dir einen Denkzettel zu verpassen." sinniert Bakura und pfeift. "Oder steckt da noch etwas dahinter?" fragt er weiter. "Und was gedenkst du nun in puncto Mokuba zu unternehmen?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)