Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 22: Konfliktgeladene Dialektik -------------------------------------- Ich hoffe ihr seid alle gut ins neue Jahr gestartet. Dass ich euch dieses Kapitelchen vorlegen kann, verdanke ich meinem Herrn und Gebieter, der heute den Haushalt übernimmt. :-) Ich weiß ja nicht, wie ihr euch das Wiedersehen vorstellt, meine Vorstellung könnt ihr jetzt lesen. Bin gespannt was ihr dazu sagt. Viel Spaß! "Du bist hier, weil ich ein paar Fragen an dich habe. Und weil du etwas hast, dass mir gehört." Ich erkenne die Stimme sofort. Es besteht nicht der geringste Zweifel. Selbst in hundert Jahren hätte ich diese Stimme noch unter Tausenden erkannt. Ich spüre wie ein Ruck durch meinen Körper geht als ich den wohlbekannten, eisigkalten, ruhigen Tonfall vernehme. Kaiba. Ich weiß nicht mit wem oder was ich gerechnet hatte, nachdem ich wieder zu mir gekommen war und mir bewusst wurde, dass man mich gekidnappt hatte, aber ganz sicher nicht, dass Seto Kaiba dahinter stecken würde. Doch er ist es. Kein anderer Mensch redet auf diese Art und Weise mit genau diesem Tonfall. Ich versuche etwas zusagen, aber der Knebel in meinem Mund verhindert, dass auch nur ein verständliches Wort herauskommt. Er fährt allerdings auch schon fort. "Ich werde dir jetzt den Sack und den Knebel abnehmen. Dann werden wir uns unterhalten. Und ich rate dir, zu kooperieren. Andernfalls zwingst du mich Maßnahmen zu ergreifen, von denen ich gerne absehen würde." Meine Gedanken überschlagen sich und ich frage mich, worauf er eigentlich hinaus will, dann beschleicht mich der Gedanke, dass er von Mokuba´s Aufenthaltsort erfahren hat. Ja, so muss es sein. Kaiba hat heraus bekommen, dass der Kleine bei mir ist. Dennoch verstehe ich nicht so ganz diese Vorgehensweise. Sogar für Kaiba´s Verhältnisse ist sie etwas übertrieben. Immerhin hätte er mich auch so kontaktieren können. "Hast du mich verstanden?" fragt er und ich nicke schnell. "Gut." befindet er und ich höre wie jemand näher an mich heran tritt und sich an dem Sack zu schaffen macht. Ich halte die Luft an als man mir meine freie Sicht wieder schenkt und meine Augen treffen seine fast sofort. Er starrt mich fassungslos an und obgleich er sich kaum zu verändert haben scheint, seine Miene wirkt so ungerührt wie eh und je, erkenne ich die minimalistischen Zeichen des Erstaunens in seinen blauen Augen und mir wird schlagartig bewusst, dass Kaiba in diesem Augenblick keinesfalls mit einem vertrauten Gesicht gerechnet hat. Nein, er hat nicht gewusst, dass er Joey Wheeler bereits kennt. Anders kann ich mir die Fassungslosigkeit in seinem Gesicht nicht erkennen. "Was zum..." fängt er an, bricht den Satz jedoch ab und presst fest die Lippen aufeinander und ich funkele ihn an. Zum ersten Mal sehe ich wie Kaiba die Fassung verliert. Eigentlich merkt man kaum eine Veränderung. Seine Züge sind noch immer wie aus Stein gemeißelt und einem oberflächlichen Beobachter würde es sicher entgehen, dass sich an seiner Miene überhaupt was geändert hat. Aber ich kenne dieses Gesicht zu gut und jede Regung darin schien mir bis heute vertraut. Deshalb weiß ich, dass er seine Selbstbeherrschung gerade verloren hat. Die Kontrolle ist ihm entglitten und seine Augen verengen sich zu blitzenden Schlitzen. Ich schlucke unwillkürlich. Dann erst registriere ich das Gesamtbild. Vor mir steht bei weitem nicht der Kaiba, wie ich ihn kannte. Das Bild, dass er mir bietet ist so surreal, dass ich unwillkürlich blinzeln muss und fast daran zweifele, dass das hier wirklich passiert. Auch wenn er in seiner gewohnten starren Haltung vor mir steht, die Arme vor der Brust verschränkt hat, etwas an diesem Bild stimmt nicht. Ich brauche einen Moment, um den Fehler zu erkennen. Dann erst registriere ich, dass er nicht seinen obligatorischen Mantel trägt, sondern eine abgetragene Lederjacke. Und Jeans. Und ein T-Shirt mit irgendeiner Aufschrift, die ich aufgrund seiner Haltung nicht lesen kann. Ich glaube, hätte ich diesen Knebel nicht im Mund und wäre meine Anspannung nicht so groß, ich würde laut los lachen. Kaiba fasst sich derweil auch schon wieder. Seine Miene nimmt wieder die wohl bekannten stoischen Züge an und sein Blick wird so eisig, dass ich vermute, dass ich es dieses Mal geschafft habe, ihm einen Todesblick der Stufe 10 zu entlocken. Ungerührt sieht er mich an und ich tue es ihm gleich, zumal ich nichts zu sagen vermag, aber ich glaube, auch ohne Knebel, wüsste ich nicht was ich sagen sollte. Dann wird mir auch schon dieses Tuch aus dem Mund genommen und ich bemerke Bakura neben mir, der mich spöttisch angrinst. "Sieh an, wen haben wir denn da?" höre ich den Weißhaarigen sagen und will gerade auch schon zu einer Erwiderung ansetzen als Kaiba´s harsche Stimme den ganzen Raum erfüllt. "Lasst uns allein." sagt er und starrt mich immer noch an. Bakura scheint zu zögern und jetzt erst registriere ich, dass noch jemand da ist. Eine dritte Person. Mein Blick wandert in die Ecke wo sich jemand aus dem Schatten der Wand löst und ich glaube, die Gestalt zu erkennen, bin aber nicht in der Lage sie einzuordnen. "Geht raus." zischt Kaiba als ihm die Bewegungen der beiden anderen nicht schnell genug zu gehen scheinen und der Rothaarige, ich glaube, es ist Alister, kommt dem Befehl umgehend nach. Bakura dagegen setzt sich gemächlicher in Bewegung. Er geht ein paar Schritte, steht dann direkt neben Kaiba und wirft ihm einen knappen Blick zu. "Wie du willst, Seto." höre ich ihn sagen, dann verlässt auch er den Raum und wir sind allein. Seto? Ich weiß nicht was ich beunruhigender finde, die Tatsache, dass Seto Kaiba in einem für ihn geradezu parodistischen Aufzug vor mir steht oder dass ausgerechnet Bakura ihn gerade mit dem Vornamen angeredet hat, etwas das, wie ich mich erinnere, er eigentlich nur von Mokuba duldet. Selbst unsere Lehrer durften ihn nicht damit anreden. Umso befremdlicher befinde ich die vermeidliche Vertrautheit, die diese kleine Geste demonstriert, doch der Gedanke verschwindet auch schlagartig wieder als die Tür fest ins Schloss fällt. "Krasser Aufzug." Ich weiß nicht warum ich das sage, auch nicht warum ich grinsen muss. Die Situation ist ernst. Seine Miene verrät es und es gäbe wichtigere Dinge, die ich ihm sagen sollte. Zum Beispiel, dass es Mokuba gut geht, falls er das noch nicht weiß. Ja, es wäre sogar angebrachter ihn anzuschreien, aber mein Mund öffnet sich einfach und ehe ich es verhindern kann, kommen auch schon diese Worte über meine Lippen. Er rührt sich nicht, sieht mich einfach nur an. Mann, Mann, das ich das einmal erleben würde. Kaiba in Jeans und Lederjacke. Wie ist er nur auf diese Idee gekommen? Nicht, dass ihm der Aufzug nicht stehen würde. "Du." sagte er mit einem Tonfall, der jedem das Blut in den Adern gefrieren lassen würde. "Ich." bestätige ich mit einem schiefen Grinsen. "Ähm, wenn du so freundlich wärst, mich loszubinden... Meine Handgelenke tun langsam weh." Doch Kaiba macht keinerlei Anstalten, meiner Aufforderung nachzukommen. Er zieht lediglich in alter, gewohnter Manier eine Braue nach oben, die Rechte, und beäugt mich nachdenklich. Da die Überraschung ihm sicher noch in den Gliedern steckt, lasse ich ihm das durchgehen ohne ihn anzumurren. Immerhin scheint er erst einmal verarbeiten müssen, wer seine Geisel ist. "Was zur Hölle hast du mit dieser Sache zu schaffen?" werde ich dann aber fast schon angeherrscht und seine Schlagader pulsiert so heftig, dass ich schlucken muss. "Wie kommt es, dass ausgerechnet dein Vater das Sorgerecht für meinen Bruder erwirkt hat?" fragt er auch schon weiter ehe ich etwas erwidern kann. "Ich warne dich, Köter... Augenblicklich verstehe ich keinerlei Spaß." Ich blinzele erneut. "Spaß?" herrsche ich ihn nun meinerseits wütend an. "Dito. Ich verstehe auch keinen oder denkst du es ist angenehm eins über den Kopf gezogen zu bekommen. Ich habe Todesangst ausgestanden. TODESANGST." Ok, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber egal. "Würdest du mich jetzt bitte losbinden? Dann können wir in Ruhe über die Sache reden." Zu meiner Überraschung lacht er trocken auf und gibt nun endlich den Blick auf sein Shirt frei, so dass ich die Aufschrift lesen kann. Ich fasse es nicht. Ich muss in einem falschen Film sein. Trägt Seto Kaiba tatsächlich ein Shirt mit der Aufschrift "My girlfriend sucks"? "Ich denke nicht daran, dich loszubinden. Erst wirst du mir sagen was ich wissen will. Wo ist mein Bruder und was hast du mit dieser Angelegenheit zu schaffen, Köter?" zischt er mich eisig an und das Lachen erstickt mir im Halse. "Spinnst du?" will ich wissen. "Bind mich los, Mann. Deinem Bruder geht es gut. Er ist bei mir zuhause und schläft in diesem Moment. Was ich auch tun würde, hätten deine Mafiafreunde mich nicht überfallen." Die Worte sprudeln aus mir heraus und ich verspüre wieder diesen altbekannten Zorn in mir aufsteigen. Ach was, er ist schon längst da. Er pulsiert durch meine Adern. "Im Übrigen müsstest du mir dankbar sein... Immerhin habe ich dafür gesorgt, dass Mokuba nicht in die Hände irgendwelcher Fremden gerät..." fahre ich fort und zerre an meinen Fesseln. Kaiba sieht mich regungslos an. "Ich hasse es mich zu wiederholen, Köter, falls du das vergessen haben solltest." entgegnet er so gelassen und nüchtern, dass ich die Welt nicht mehr verstehe. Ist der Kerl komplett übergeschnappt? Versteht er nicht was ich ihm zu sagen versuche? "Ich bin kein Köter." entfährt es mir auch schon automatisch und für einen perfiden Moment schüttele ich fassungslos den Kopf. Typisch Seto Kaiba. Der Mann ist auf der Flucht, hat seine Firma verloren, seine Welt liegt in Scherben da nieder und er ist angezogen wie ein abgefuckter Rockstar und hat trotzdem den Nerv mich mit einer Arroganz und Überheblichkeit anzusehen als wäre er der Kaiser von China. Was zur Hölle stimmt nicht mit dem Kerl? "Ich warte." sagt er sichtlich unbeeindruckt von meinem Einwurf und ich ateme tief durch. Er scheint nicht im Traum daran zu denken, mich loszubinden und augenblicklich tut er auch gut daran, denn ich würde mich sicher nicht beherrschen können, wenn meine Hände frei wären. Ich schließe für einen Moment die Augen und versuche mich zu konzentrieren, die Situation logisch zu erfassen, wie ich es inzwischen gelernt habe. Kaiba hat nicht gewusst, dass ich Joey Wheeler bin. Er hat mit jemand anderem gerechnet. Folglich hat er auch meine Nachricht, die ich über Tea an Roland übermittelt habe, nicht bekommen. Demnach weiß er nichts von all dem was inzwischen geschehen ist. Er war der Ansicht, dass Mokuba bei einem Fremden ist. Wenn sich die Sache tatsächlich so verhält, was seine Reaktion gerade erklären würde, nun, dann verstehe ich ihn sogar irgendwie. Auch wenn er in Anbetracht unserer Bekanntschaft eigentlich wissen müsste, dass ich auf seiner Seite stehe. Aber naja, Kaiba ist eben Kaiba und Kaiba ist eine lebende One-man-Show. "Was allerdings nicht seine Kooperation mit Bakura erklärt, die doch sehr innig zu sein scheint." meldet sich die böse kleine Stimme genau im richtigen Moment. Ich schüttele erneut den Kopf, um diesen Einwurf zu verdrängen und bemühe mich Kaiba vollkommen ruhig und gelassen anzusehen. "Kaiba, dein Bruder ist in Sicherheit. Ich habe von euer Lage erfahren und ich konnte einfach nicht glauben, was dir unterstellt wird. Also habe ich mich mit Tea in Verbindung gesetzt, die der gleichen Ansicht ist. Genau wie Yugi. Durch einen Freund meines Vaters habe ich dann erfahren, dass Mokuba in die Staaten gebracht werden soll." Ich versuche ruhig und sachlich zu reden, ihm die Situation plausibel zu erläutern. Er hört mir schweigend zu und ich fahre fort: "Dann habe ich alles dran gesetzt, dass wir ihn aufnehmen können. Ich dachte, es wäre auch in deinem Sinne. Auch wenn wir nicht unbedingt Freunde sind, es muss dir doch lieber sein, dass er bei mir ist als bei irgendwelchen Fremden. Jedenfalls hat mein Vater dann die Vormundschaft übernommen und seither habe ich alles versucht, um mit dir in Kontakt zu treten. Mokuba hat bereits einen Brief an dich geschrieben und wir haben Tea zu Roland geschickt, weil keiner sonst wusste wo du steckst." Er scheint über meine Worte nachzudenken, doch ob sie ihn zufrieden stellen, weiß ich nicht. Er rührt sich noch immer nicht. "Könntest du mich jetzt losbinden?" frage ich erneut. Endlich scheint ein Ruck durch seinen Körper zu gehen. "Du willst mir sagen, dass du aus reiner Nächstenliebe, meinen Bruder aufgenommen hast?" will er wissen und mustert mich argwöhnisch. "So sieht´s aus, Kaiba." bestätige ich. "Ich weiß, mit Nächstenliebe kennst du dich nicht unbedingt aus..." Wieder komme ich nicht umhin ihn anzugrinsen. "Und was ist mit meinem Deck? Hast du das auch aus reiner Nächstenliebe erstanden?" Ich spüre wie sich meine Wangen verfärben und ich senke kurz den Blick. "Ich... ähm..." Ich weiß nicht so recht was ich sagen soll. Zumal ich immer noch nicht sicher weiß, warum ich das überhaupt getan habe. Aber ich wage zu bezweifeln, dass er mir ohnehin glauben würde, gleichgültig was ich sage. Kaiba sieht in seiner Verbohrtheit wieder einmal nur die reinen Fakten, wie mir scheint. Sein Erzfeind hat seinen Bruder und auch sein Deck und naja, irgendwie verstehe ich ihn sogar. Mir würde das auch spanisch vorkommen. Zudem ist Kaiba paranoid. "Kaiba, ich bin auf deiner Seite." versuche ich ihm zu erklären. "Geht das denn nicht in deinen sturen Schädel? Diese Nummer hier ist volllkommen überflüssig." Er schnaubt verächtlich, doch er scheint erneut nachzudenken. "Wenn deine Geschichte stimmt, dann wird Mokuba sie mir sicher bestätigen können, oder?" will er wissen und ich nicke. "Klar. Der Kleine und ich haben offen über das Ganze geredet. Du kannst auch Roland fragen. Tea war gerade erst bei ihm und..." Er macht eine kurze Handbewegung, die mir bedeutet zu schweigen und ich werfe ihm einen wütenden Blick zu. Für wen hält dieser Penner sich? Aber ich verkneife mir einen Kommentar. Immerhin will ich, dass er mich endlich losbindet. "Gut." meint er schließlich. "Ich will mit Mokuba reden." Ich nicke. "Kein Thema. Dein Bruder wird sich wahnsinnig freuen." erwidere ich und hoffe, dass er endlich zur Vernunft kommt. Er wirft einen kurzen Blick auf die Uhr. "Es ist jetzt kurz nach vier." verkündet er. "Wann wird er zur Schule gebracht?" Ich überlege kurz, weiß nicht so recht was ich von der Frage halten soll. "Der Unterricht beginnt um halb neun." entgegne ich schließlich verständnislos und Kaiba nickt. "Dein Appartment wird überwacht." erklärt er mir ruhig. "Daher werde ich mich dort nicht sehen lassen können. Deshalb wirst du mich in mein Hotel begleiten. Später wirst du dann deinen Bodyguard anrufen, der Mokuba zur Schule bringt, und ihn anweisen, ihn zu dir ins Hotel zu bringen." Ich nicke, obwohl ich das Manöver noch nicht so recht verstehe. "Bis Mokuba mir deine Geschichte bestätigt hat, werde ich dich unter Beobachtung halten. Verstanden?" Ich nicke seufzend. "Verdammt Kaiba, ich bin´s mit dem du redest. Meine Geschichte stimmt, was denkst du denn? Du kannst mir doch nicht ernsthaft unterstellen, dass ich irgendwas mit dieser ganzen Sache zu tun habe? Echt jetzt, das ist doch verrückt!" entgegne ich genervt und amüsiert zugleich. "Du bist echt paranoid. Aber gut... Ich habe ja scheinbar keine andere Wahl." "Korrekt." entgegnet er knapp und mustert mich noch einen Augenblick. "Ich hoffe für dich, dass deine Geschichte stimmt, Köter." Dann dreht er sich um und geht aus dem Raum. Ich starre ihm entgeistert nach. "KAIBA?" schreie ich dann. Er wird mich doch nicht solange hier sitzen lassen? Doch kaum ist mein Schrei verklungen, wird die Tür auch schon wieder geöffnet und Bakura tritt grinsend an. "Keine Panik, Katsuya, wir lassen dich nicht hier sitzen." meint er und baut sich dann vor mir auf, um mich abschätzend zu mustern. "Schön dich wiederzusehen." meint er lässig und ich funkele ihn giftig an. "Leider kann ich das nicht von dir behaupten, Spinner." zische ich ihn an, aber er lacht nur. "Ich werde dich jetzt losbinden, aber ich warne dich. Keine Tricks. Du wirst uns brav begleiten, Hündchen." Ich presse meine Lippen aufeinander und verkneife mir einen bissigen Kommentar. An Bakura wäre er ohnehin zu verschwendet. Der Weißhaarige tritt hinter mich und kurz darauf werden die Bänder an meinen Füßen auch schon gelöst. Erleichtert atme ich auf. Doch mit den Handfesseln lässt er sich Zeit. Statt mich loszubinden, streichtelt er mit seinen Fingern erschreckend sanft über meinen Hals ehe er ruckartig meinen Kopf nach hinten zieht. "Damit wir uns richtig verstehen, du wirst mir keinen Ärger machen, hast du verstanden?" raunt er mir ins Ohr und ich keuche verächtlich auf als seine Zunge über mein Ohrläppchen leckt. Dann schleudert er meinen Kopf auch schon wieder nach vorne und löst meine Fesseln. Ich reibe mir meine schmerzenden Handgelenke, dann stehe ich auf und wende mich zu ihm um. Er grinst noch immer und sein Blick gefällt mir ganz und gar nicht. Irgendetwas seltsames liegt in seinen Augen und erneut kommt mir die Frage, was er eigentlich mit dem Ganzen zu schaffen hat und warum er Kaiba beim Vornamen anspricht. "Los, wir gehen." Er versetzt mir einen Stoß. "Fass mich nicht noch einmal an, du Psycho." warne ich ihn, aber er lacht nur. Da erscheint Kaiba in der Tür. "Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit." herrscht er uns an und ich reiße meinen Blick von Bakura los, der mir allerdings wie ein Schatten an den Fersen heftet. "Bist du jetzt Kaiba´s neuer Wachhund?" frage ich spöttisch als wir die Lagerhalle verlassen. Der Weißhaarige erwidert nichts, drängt mich nur in Richtung Wagen. Kaiba sitzt bereits hinter dem Steuer. Ich werde neben Alister auf den Rücksitz verfrachtet, Bakura nimmt auf dem Beifahrersitz Platz. Schweigend fährt Kaiba los und ich weiß nicht so recht, was ich von all dem halten soll. Ich kann mir sein Verhalten zwar mit einigen Zugeständnissen erklären, trotzdem erscheint mir seine Reaktion mehr als strange, aber Kaiba ist eben strange. Das wusste ich doch. "Ich hab das mit Pegasus gehört." sage ich nach einer Weile. Kaiba reagiert nicht, blickt nur stur auf die Straße. "Weißt du wer es getan hat?" will ich wissen. "Denkst du ich wäre auf der Flucht, wenn ich das wüsste?" zischt er mich an. Ich nicke. Der Punkt geht an ihn. Den Rest des Weges sagt keiner ein Wort und die Atmosphäre im Wagen ist mehr als angespannt. Schweigend betreten wir das kleine Hotel und begeben uns in ein Zimmer. "Setz dich." fordert Bakura mich auf und deutet auf einen der Sessel. Ich zögere, doch ein Blick auf Kaiba verrät mir, dass ich es besser tun sollte. Widerwillig nehme ich Platz. "Herrje, können wir diese Gangsternummer jetzt beenden? Ich bin´s Katsuya. Hab ich schon gesagt, dass ich auf deiner Seite stehe, Kaiba?" Ich lache laut auf, aber es ist ein künstliches Lachen und er weiß es. Er hat mir den Rücken zugewandt und ich wünschte, ich wäre wieder mit ihm allein. Bakura´s Anwesenheit behagt mir nicht so recht. Kaiba ist dabei sich einen Drink einzuschenken und ich mustere ihn erneut. Die Lederjacke hat er auf´s Bett geworfen. "Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ich vermisse deinen Mantel irgendwie... auch wenn ich zugeben muss, dass dir Leder auch steht. Hat was..." Ich grinse ihn breit an als sein Blick mich trifft und er quittiert mein Gerede mit einem eisigen Blick. "Halt die Klappe, Köter." zischt er mich an und ich seufze. "Fast wie in alten Zeiten, was?" So verrückt es auch klingen mag, obwohl diese Situation hier mehr als suspekt ist, irgendwie bin ich wirklich froh ihn zu sehen. Nicht nur weil ich jetzt weiß, dass es ihm gut geht, sondern weil es irgendwie gut ist... ihn wiederzusehen. Es ist als würde sich etwas ins Bild einfügen, dass die ganze Zeit gefehlt hat, auch wenn ich das nicht wirklich verstehe. Vielleicht war der Schlag auf den Kopf auch einen Nummer zu heftig. Dann erinnere ich mich wieder an die Worte meines Vaters. "Dieser Junge bedeutet dir viel." Ich schlucke unwillkürlich und senke den Blick. Herrje, dieser "Junge" hat mich gerade entführen lassen. Dieser "Junge" hält mich immer noch gefangen, wenn man so will. Und dieser "Junge" ist nach wie vor genau der gleiche Seto Kaiba, wie ich ihn in Erinnerung habe. Stolz wie eh und je und verbohrt noch dazu. "Warum ausgerechnet du..." Er schüttelt leicht den Kopf und seine Augen funkeln wie Saphire. Ich grinse leicht. "Freut mich auch dich wiederzusehen, Kaiba." sage ich keck und auch wenn das Ganze hier echt mal verrückt ist, es entbehrt doch nicht eines gewissen Charmes. Er mustert mich einen Moment und presst die Lippen so fest aufeinander, dass sie zu einer fast weißen Linie werden. Ich seufze. "Können wir uns jetzt vielleicht wie zwei Erwachsene unterhalten?" frage ich ernst. Ich rechne fast mit einem seiner berühmt-berüchtigten bissigen Kommentare, aber zu meiner Überraschung erwidert er nichts auf meine Äußerung. Er sieht mich nur abermals abschätzend an und ich schätze, ihm geht es ähnlich wie mir bei seinem Anblick. Ich gebe sicherlich ein ungewohntes Bild für ihn ab. In gewisser Weise könnte man meinen wir hätten einen seltsamen Rollentausch vollzogen, denn dieses Mal bin ich derjenige, der stilvoller gekleidet ist. "Scheint als hätte das Hündchen ein paar neue Tricks gelernt." meint er schließlich spöttisch lächelnd. Ich stöhne unwillkürlich auf. "Und du, arroganter Eisklotz, hast wohl noch immer nicht gecheckt, dass ich KEIN HUND bin." kontere ich sofort. Und mein Vater dachte tatsächlich er würde mir dankbar sein. Haha. Guter Witz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)