Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 39: Elementarteilchen ----------------------------- Hallo, ihr Lieben, Habe ich schon erwähnt, dass ich eure Kommis wirklich toll finde? Freut mich, dass euch die Story so gefällt und dass ihr auch die Kapitel aus Bakura´s und vor allem Jack´s Sicht so mochtet! Davon wird es sicher noch das eine oder andere geben, mal sehen. Lucy wird allerdings auch noch mal zum Einsatz kommen, aber ich will ja nicht zuviel verraten. Vielleicht noch eine Anmerkung: Die Story ist noch lange nicht am Ende und was Bakura anbelangt... ich mag ihn wie gesagt, aber das heißt nicht, dass ich ihm unseren Seto einfach überlassen würde. Wartet einfach ab, wo die Liebe so hinfällt. :-) Viel Spaß weiterhin beim Lesen. Nachdenklich sehe ich meinem alten Herrn nach und muss unwillkürlich lächeln. Hat er mir gerade seinen Segen zu einer Beziehung mit Kaiba erteilt? Der Mann scheint mir immer zwei Schritte voraus zu sein. Erstaunlich. Aber komischerweise ist mir schlagartig wohler zumute, auch wenn ich bislang noch nicht einmal weiß, was das mit Kaiba wird, geschweige denn ob es überhaupt was wird. Bislang haben wir eigentlich nur gesagt, dass wir dort weitermachen wollen wo wir aufgehört haben... Von Beziehung war keinerlei Rede. Ich schlucke und nehme zwei der Gläser und gehe zu Kaiba ins Wohnzimmer. Er steht noch immer, blickt aus dem Fenster und hat mir den Rücken zugewandt. Wortlos gehe ich zu ihm und reiche ihm eins der Gläser und stelle fest, dass wir beide scheinbar noch etwas verlegen sind. Denn nur zu deutlich sehe ich seine zart geröteten Wangen und ich schätze, dass meine ein ähnliches Bild abliefern. Er nimmt das Glas entgegen und als mein Finger seine Hand kurz berührt, muss ich schlucken. Er sieht mich amüsiert an und ich grinse schlagartig. "Ähm... Roland wird also gleich da sein." sage ich überflüssigerweise. "Ich schätze, das freut dich. Nur wird er nicht unbeding glücklich sein, dass wir Mokuba wieder verloren haben." Kaiba nickt und seine Miene wird schlagartig wieder ernst. Vermutlich macht er sich Vorwürfe. Gedanken um Mokuba macht er sich allemal und ich verspüre den Wunsch, ihm etwas tröstendes zu sagen, aber mir fehlen wieder einmal die Worte. "Diese Erfindung..." fange ich stattdessen an und er seufzt noch bevor ich weiterspreche. "Was genau hat es damit aus sich?" wage ich dennoch zu fragen und rechne fast damit, dass er wieder ausweichen wird. Sein Blick schweift wieder in die Ferne und ich sehe, dass er überlegt. Seine Schläfen pochen. Ich warte geduldig, auch wenn ich innerlich ehrlich gesagt darauf brenne zu erfahren, was es damit auf sich hat. Der Gedanke, das mehr dahinter steckt als ein paar Hologramme, ist offensichtlich. Schließlich seufzt er erneut. "Im Grunde war das eine Idee, die mir schon länger im Kopf herumging. Jeder stellt sich seine Figuren anders vor und nicht nur Muto, du oder ich haben unsere bevorzugten Karten. Ich fing also an ein wenig zu experimentieren und fand schließlich einen Weg, wie man die Duell-Disk mit dem Gehirn zu verbinden. Den Prototypen habe ich an mir selbst getestet und er funktioniert. Es bedarf zwar noch diverser Verbesserungen, aber im Grunde ist das Gerät einsatzfähig." höre ich ihn erläutern und nicke anerkennend, auch wenn sich der Gedanke doch etwas gruselig anhört und stark nach Science Fiktion klingt. "Aber das ist doch noch nicht alles, oder?" hake ich nach und wider Erwarten nickt er. Seine Züge scheinen einmal mehr wie aus Stein gemeißelt und etwas an seinem Blick beunruhigt mich. "Ein Punkt, der verbessert werde muss ist, dass der Prototyp es erlaubt auch andereweitig Zugriff auf das Gehirn zu nehmen. Vereinfacht ausgedrückt heißt das, dass ich nicht nur in der Lage bin, diverse DuellMonster-Karten gemäß der individuellen Vorstellungskraft als Hologramme vorzustellen, sondern auch die Vorstellungskraft zu beeinflussen." erläutert er weiter und ich ahne was er mir zu sagen versucht. Er nickt als er meinen entsetzten Blick bemerkt. "Genau das." sagt er und nippt an seinem Drink. "In der jetztigen Phase wäre es demnach möglich, einen Menschen mittels des Gerätes in seiner Wahrnehmung massiv zu beeinflussen. Man könnte einem Menschen somit auf einen Psychotrip schicken, der unabsehbare Schäden mit sich bringen würde. Zudem wäre es möglich eine Person so indirekt zu steuern." Ich nicke leicht. "Verstehe..." sage ich und denke über diese Möglichkeit nach. Was er sagen will ist, dass man einen Menschen nach eigenen Ermessen durch eine Beeinflussung seiner Wahrnehmung steuern könnte. Ich werfe ihm einen ernsten Blick zu. "Deshalb hattest du auch Angst, dass deine Erfindung in die falschen Hände gerät." mutmaße ich und er nickt wobei er mich etwas überrascht an sieht. "Ich habe allein daran gearbeitet, ich bin der Einzige, der die Pläne kennt, geschweige denn überhaupt etwas davon wusste." erzählt er weiter und ich stelle die logische Frage: "Wie konnte dann jemand davon erfahren?" Er zuckt mit den Schulern. "Eines Abends fiel für kurze Zeit das Sicherheitssystem der Kaiba Corp. aus. Zu kurz, um einen Alarm auszulösen, aber lange genug, um aufzufallen. Natürlich habe ich Roland unverzüglich veranlasst sich darum zu kümmern und er checkte alle Systeme, was ich auch überprüft habe. Uns fiel nichts weiter auf und ich dachte, es hätte vielleicht einen kurzen Ausfall in der Stromversorgung gebeben. Jedenfalls schenkte ich dem Vorfall keine weitere Aufmerksamkeit. Doch ein paar Tage später viel mir auf, dass man versucht hatte, sich an meinem Hauptrechner zu schaffen zu machen. Man hatte ihn nicht hacken können, aber jemand hatte sich gewisse Datein angesehen und auch versucht diese herunterzuladen. Unter anderm dieses Projekt. An genauere Daten war man zwar nicht gekommen, nur an ein grobes Dozier über den Prototypen." Er hält kurz inne und nippt erneut an seinem Glas. "Ein paar Tage später fingen diese Aktienkäufe an, die schleichend getätigt wurden, so dass man erst keinen wirklichen Sinn dahinter entdecken konnte." Er zuckt mit den Schultern. "Als mir klar wurde, was da läuft, war es bereits zuspät. Dann erschien Pegasus und erzählte mir, dass er mehr oder weniger dahinter stecke, aber im Auftrag eines anderen handeln würde. Ich hielt es bis zu dem Zeitpunkt nur für den Versuch einer feindlichen Übernahme. Tja... ich habe mich verkalkuliert. Von Anfang an ging es ihnen nur um diese Erfindung und folglich hängt dieser versuchte Datendiebstahl damit zusammen, auch wenn ich mir nach wie vor nicht wirklich rätseln kann, wie diese Kerle das geschafft haben." Ich nicke und denke über seine Worte nach. Außerdem fällt mir wieder Mokuba´s Erzählung ein. Ja, jetzt ergibt es einen Sinn. Er wollte die Daten vernichten, damit keiner an seine Erfindung kommt, denn wer weiß, was diese Leute mit solch einem Gerät anstellen würden. "Und du denkst nun ernsthaft darüber nach, diesen Kerlen solch ein Gerät zu überlassen?" will ich weiter wissen. "Habe ich eine Wahl?" fragt er und seufzt. "Die einzige Chance, die bleibt ist, dass wir Mokuba finden und befreien können." Ich nicke, dann werde ich auch schon wieder rot und er sieht mich fragend an. "Ähm.. nichts, nur dieses Wir... es ist noch etwas gewöhnungsbedürftig." gebe ich offen zu und er sieht mich amüsiert an. "Mit wir meinte ich..." hebt er an, bricht aber ab und auch seine Wangen röten sich leicht. Wobei wir schlagartig wieder beim Thema wären. Gut, sogesehen hat diese Sache vielleicht nicht oberste Priorität, aber naja... Als könne er meine Gedanken lesen, meint er auch schon: "Mokuba ist augenblicklich das Wichtigste." Ich nicke. "Weiß ich doch. Versteht sich auch von selbst." entgegne ich und merke, dass er sich wieder ein klein wenig entspannt. "Was diese Sache zwischen dir und mir anbelangt..." hebt er ein paar Sekunden später an und wieder schwingt dieser leicht unsicherer Unterton in seiner Stimme mit. Wüsste ich, dass er es nicht in den falschen Hals bekommen würde, ich könnte nicht umhin zu grinsen. Kaiba und unsicher... das ist etwas ganz neues und irgendwie ist es direkt....süß. "Für mich ist das auch Neuland. Ist ja nicht so, dass ich jetzt unbedingt damit gerechnet hätte, dass so was passiert. Ich meine, dass ich dich... nicht mehr hassen würde." unterbreche ich seinen Ansatz und er mustert mich einen Moment. "Wir werden das einfach ruhig angehen, ok? Momentan haben wir ja ohnehin andere Prioritäten." In seinen schönen blauen Augen funkelt es plötzlich auf. "Aus deinem Mund das Wort Prioritäten zu hören... befremdlich, Wheeler, wirklich befremdlich." entgegnet er leicht amüsiert und ich lache kurz auf. "Hey, ich habe einiges dazu gelernt seit wir uns das letzte Mal gesehen haben." sage ich dann und zu meiner Überraschung nickt er. "Dessen bin ich mir sicher." erwidert er und für den Bruchteil einer Sekunden, naja, genau genommen etwas länger bin ich sprachlos. Er hat es tatsächlich eingeräumt. Wow... Ich glaube, dieser Tag wird immer besser. "Ich würde es begrüßen, wenn du mich nicht ansehen würdest wie ein debiles Mondkalb, Wheeler." höre ich ihn im nächsten Moment auch schon sagen und werfe ihm einen scharfen Blick zu. "Hey!" protestiere ich. "Wir wollen doch nicht in alte Muster verfallen, jetzt wo wir festgestellt haben, dass wir uns... nicht hassen!" Er mustert mich einen Moment, dann verdreht er die Augen. "Willst du mir damit implizieren, dass ich aufgrund der veränderten Grundsituation zukünftig von Kosenamen für dich absehen soll?" fragt er mich einen Augenblick später und ich glaube, jetzt sehe ich ihn tatsächlich wie ein Mondkalb an. Wäre er jemand anderes, ich würde diese Frage für einen Witz halten, aber bei Kaiba... nein. Er scherzt nicht und sein Blick ist auch dermaßen ernst, dass ich keinen Zweifel daran habe, dass er die Frage ernst meint. Ich brauche ein paar Sekunden ehe ich reagieren kann. "Ich schätze, das kommt auf die Kosenamen an, Kaiba." entgegne ich dann mit einem schiefen Grinsen und male mir insgeheim für einen Moment aus, wie es wohl wäre, wenn er mich mit "Darling", "Honey" oder "Sweetheart" anreden würde. Lucy sagt manchmal "Honey" zu mir, was ich jetzt nicht so schlimm finde, aber bei Kaiba??? Gott, das wäre echt mal abgefahren! Aber so was kommt definitiv nicht in Frage. Zudem würde das irgendwie... schwul klingen. Ich schlucke unwillkürlich. Naja, bei genauerer Betrachtung bin ich ja jetzt irgendwie schwul. Theoretisch zumindest. Natürlich müssen mir jetzt auch wieder Lucy´s Worte einfallen. "Aber ich wage zu behaupten, dass du in der Beziehung den weiblichen Part übernehmen müsstest, Joey." Ein Punkt, über den ich gar nicht intensiver nachdenken will. Zumindest nicht im Moment. Denn so sehr es mir auch widerstrebt, ich befürchte, Lucy hat mit ihrer Einschätzung mehr als Recht. Nicht, dass ich mir dergleichen schon wirklich vorgestellt habe. Mitnichten! Immerhin war das Küssen schon eine Herausforderung. "Wheeler?" höre ich ihn fragen und werde unsanft aus einen Gedanken gerissen. "Ähm, ja, Kaiba?" frage ich und er mustert mich argwöhnlich. "Du hast binnen vier Sekunden dreimal die Gesichtsfarbe gewechselt." stellt er mit kühlem Tonfall fest. Ich kratze mir verlegen am Kopf und grinse ihn in gewohnter Joey-Wheeler-Manier schief an. "Ähm ja? Tatsächlich?" Na, bei meinen Gedankengängen glaube ich ihm das sofort. Er sieht mich immer noch durchdringend an. "Gehe ich recht in der Annahme, dass ich nicht wissen will, was du gerade gedacht hast?" fragt er mich und ich starre ihn einen Moment an. Wieder so eine typische Kaiba-Frage. Na, wenigstens habe ich es nicht verlernt seine minimalistischen Regungen und die einzelnen Facetten seiner Stimme richtig zu deuten. Ich nicke. "Gehst du." antworte ich wahrheitsgetreu und seine rechte Braue zuckt gefährlich. Ich grinse einfach weiter. "Stur grinsen und nicken, Tristan!" Diesen Ratschlag habe ich meinem besten Freund vor Ewigkeiten einmal gegeben. Gut, die Situation damals bezog sich ausnahmsweise nicht auf Kaiba, sondern auf unsere Mathe-Lehrerin, aber die war auch ein Drache, also schätze ich, dass man die Methode auch bei Kaiba anwenden kann. Die Alternative wäre wohl, die devote Grundstellung einzunehmen und zu hoffen. Ehe er noch etwas erwidern kann, klingelt es an der Tür. "Das wird Roland sein." sage ich zu Kaiba und er nickt. Ich setze mich in Bewegung und drücke den Knopf der Sprechanlage. Der Portier verkündet mir kurz darauf, dass ein japanischer Herr nach mir gefragt habe und darum bittet eingelassen zu werden. "Lassen sie ihn nach oben, Alfred." bestätige ich die Anfrage und nicke Kaiba, der mir gefolgt ist, zu. Es dauert ein paar Minuten, dann klopft es an der Tür und ich öffne. Roland hat sich nicht im Mindesten verändert. Er sieht immer noch so was, wie damals als ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sogar glauben, dass er noch den gleichen Anzug und die gleiche Sonnenbrille trägt. "Hey, Roland!" begrüsse ich Kaiba´s Assistenten vergnügt. "Schön sie wiederzusehen." Ich grinse ihn an und seine Mundwinkel zucken minimal. "Freut mich auch, sie wiederzusehen, Master Katsuya ähm... Master Joey." erwidert er ohne die Sonnenbrille abzulegen und ich muss unwillkürlich schmunzeln. Der Typ wirkt so steif wie eh und je, als hätte man ihn zusammen mit seinem Anzug aufgebügelt. Ich klopfe ihm leicht auf die Schulter worauf er leicht hüstelt und deute ihm dann an einzutreten. Sein Blick trifft Kaiba und für einen Moment habe ich das Gefühl, dass seine stoischen Züge sich etwas aufhellen. "Master Kaiba!" entfährt es ihm auch ungewohnt emotional. "Ich freue mich, dass es ihnen gut geht, Sir." Kaiba lächelt seinen Assistenten leicht an. "Gut, dass sie hier sind, Roland." erwidert er ebenso steif den eigentlich freundlichen und für seine Verhältnisse auch warmen Gruß. "Wie war der Flug?" will ich wissen. Roland nickt mir leicht zu. "Danke, der Nachfrage, Sir, besser als erwartet, auch wenn ich umsteigen musste. Ich gehe allerdings davon aus, dass mir niemand folgen konnte." erwidert der Assistent und Kaiba nickt. "Wollen sie was trinken?" will ich wissen und deute ihm an, sich ins Wohnzimmer zu begeben. Er nickt. "Kaffee, schwarz. Danke, Sir." kommt es steif zurück und ich überlasse ihn Kaiba, während ich in die Küche gehe und Kaffee aufsetze. Als ich zurück ins Wohnzimmer komme, scheint Kaiba Roland bereits über die jüngsten Entwicklungen informiert zu haben. Über Mokuba´s Entführung, nicht über unsere Sache. Ich stelle die Tasse auf dem kleinen Couchtisch ab und Roland bedankt sich. Seine Züge sind ernst und könnte man seine Augen sehen, wäre sein Blick es wohl auch. "Da man, wie ich ihnen bereits mitgeteilt habe, Sir, vermutlich in die Villa eingebrochen ist und scheinbar nicht fand, was man suchte, haben ihre Gegner wohl nur noch diese Möglichkeit gesehen." rekapituliert Roland präzise die Situation. Kaiba nickt. "Ich stimme zu, Roland." erwidert der Eisklotz und ich sehe ihn erstaunt an. Von einem Einbruch in der Villa wusste ich noch nichts. Er hatte lediglich von einem Verdacht erzählt. Aber im Grunde spielt es auch keine Rolle. "Haben sich die Entführer schon gemeldet, Sir?" will der Assistent wissen. Kaiba schüttelt den Kopf. "Bislang nicht. Ich rechne allerdings jeden Moment mit einem Anruf." antwortet der Brünette ungewohnt geduldig. Dann erzählt er Roland von der Spur, die zu Siegfried von Schröder führt und von seinem Vorhaben, nach Deutschland zu fliegen. "Eigentlich wollte ich, dass sie mich begleiten, Roland, aber wie die Dinge augenblicklich stehen..." Kaiba wirft mir einen kurzen Blick zu. "Der Prototyp befindet sich in der Villa. Die Pläne habe ich größtenteils bei mir." unterrichtet Kaiba seinen Assistenten weiter. "Falls ich keinen Weg finden sollte, Mokuba zu befreien, werde ich den Entführern beides übergeben müssen. Sie haben Fukuda alle notwendigen Instruktionen erteilt?" Roland nickt. "Fukada ist über alles informiert. Er steht auf Abruf auch bereit, sofern sie weiter Instruktionen haben." bestätigt der Assistent und Kaiba nickt. "Es wäre möglich, dass ich ihn einweisen muss, den Prototypen herzuschaffen, aber das werde ich entscheiden nachdem ich mit den Entführern geredet habe." Roland räuspert sich. "Gehen sie denn davon aus, dass dieser Herr von Schröder weiß, wo Mokuba sich befindet?" will er wissen. Kaiba zögert. "Ich hoffe es, aber ich vermute eher das Gegenteil. Nun, wir werden sehen. Augenblicklich wäre mir wohler, wenn diese Gauner sich endlich melden würden." erwidert er und ich nicke verständnisvoll. Bislang habe ich es vermocht die Sorge um Mokuba zu verdrängen, aber jetzt wo Roland hier ist, wird sie mit einem Mal wieder so präsent, dass sich mir der Magen zusammen zieht. Ich weiß, dass der Kleine hart im nehmen ist, immerhin ist er ein Kaiba, aber das macht es nicht unbedingt besser. So gesehen kommt der arme Mokuba vom Regen in die Traufe. Erst wird er seinem Bruder entrissen und ist wochenlang abgeschottet untergebracht und gerade als er sich wieder ein wenig einzuleben versucht, passiert das hier. Ich könnte mich immer noch ohrfeigen dafür, dass ich es nicht verhindern konnte. Kaiba mag es als seine Schuld ansehen, aber ich hätte diesen Angriff auch vorhersehen können. "Haben sie mir die gewünschten Disks mitgebracht?" höre ich Kaiba fragen. Roland nickt. "Natürlich, Sir." erwidert der Assistent und ich sehe Kaiba fragend an, doch er erklärt mir die Hintergründe dazu nicht. Stattdessen wendet er sich weiterhin an Roland. "Wheeler wird sie hier unterbringen. Ich logiere derzeit in einem Hotel in der Nähe." erklärt er seiner rechten Hand und einen Moment lang habe ich den Eindruck, dass Roland überrascht ist, sofern man solch eine Regung überhaupt von seinem Gesicht ablesen kann. Aber natürlich ist er viel zu professionell, um eine Frage zu dem Punkt zu stellen, selbst wenn sie ihm auf der Zunge liegen würde. Die nächsten Worte, die aus meinem Mund kommen, überraschen uns alle drei. "Ähm... du könntest eigentlich auch hier... Platz ist genug." höre ich mich sagen und meine Wangen brennen so dermaßen, dass es sogar Roland nicht übersehen kann. Ich grinse verlegen und Kaiba... er sieht mich regungslos an. Aber er scheint zu überlegen. Ich zucke mit den Schultern. "Ich meine ja nur." füge ich hinzu und er nickt. "Ich werde über das Angebot nachdenken." erwidert er und kurz erscheint auch auf seinen Wangen diese zarte Röte wieder. Ich schlucke leicht, verdränge aber alle aufsteigenden Gedanken und zu meinem Glück klingelt in diesem Moment auch ein Handy. Ich sehe wie Kaiba erstarrt, dann kramt er auch schon das Mobiltelefon aus seiner Jacke, dass Bandit Keith ihm gegeben hat und meldet sich mit einem schneidenden, ehrfurchteinflössenden: "Kaiba!" Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Leider höre ich nicht was der oder die andere am anderen Ende der Leitung sagt und Kaiba´s Miene verrät natürlich nichts. Eine Ewigkeit scheint er nur schweigend zu zu hören und ich halte gebannt die Luft an. Auch Roland wirkt sichtlich angespannt, verzieht aber genau wie sein Herr keine Miene. "Ich möchte mit meinem Bruder sprechen!" höre ich Kaiba sagen. Genau genommen erteilt er einen Befehl und ich rechne schon fast damit, dass der andere auflegt und das Gespräch beendet, doch dann weiten sich Kaiba´s Augen und mein Herzschlag setzt für einen Moment aus. Erst als Kaiba wieder etwas sagt, atme ich erleichtert auf. "Geht es dir gut, Mokuba?" will er wissen und ich höre die Sorge in seiner Stimme deutlich. Seine Hand, die das Handy festhält, verkrampft sich leicht. Dann sehe ich wie er leicht die Augenbrauen zusammen zieht. "Keine Sorge, Mokuba, alles wird gut. Ich verspreche es dir. Genau wie ich es dir früher gesagt habe: Wir werden glücklich leben bis an unser Lebensende, kleiner Bruder." Ich blinzele. Ich bin nicht sicher, aber etwas an der Art wie Kaiba mit Mokuba spricht, irritiert mich. Sicher, Mokuba gegenüber ist sein Tonfall immer sanfter, aber diese Ausdrucksweise? Irgendwie passt das nicht zu Kaiba. Doch er redet inzwischen auch schon wieder mit dem Entführer. "Ich brauche Zeit. Ich habe Keith bereits gesagt, dass ich den Prototypen nicht bei mir habe und da er sich in Japan befindet, ist es für mich augenblicklich nicht leicht an ihn heranzukommen. Aber das müsste ihnen eigentlich klar sein." erklärt er gerade mit kühlem Tonfall. Ich schlucke. "Drei Tage? Nun gut. Aber ich warne sie: Wenn sie Mokuba auch nur ein Haar krümmen, nur ein einziges Haar, dann ist ihr Leben verwirkt. Seien sie sich dessen sicher. Ich werde sie suchen, ich werde sie finden und ich werde sie töten. Sie wissen wozu ich in der Lage bin." erklärt Kaiba mit eisiger Stimme und einem Blick, der die Todesstufe 10 weit übersteigt. Ich zucke unwillkürlich zusammen. Ich zumindest hege keinerlei Zweifel an seinen Worten. Oh nein. Sollten diese Typen wirklich soweit gehen, Mokuba etwas anzutun, dann will ich nicht in ihrer Haut stecken. Damit ist das Gespräch auch schon beendet und sowohl Roland als auch ich sehen Kaiba erwartungsvoll an. "Wie geht es ihm?" will ich wissen. "Was haben diese Typen gesagt?" Zu meiner Überraschung dauert es eine Weile bis er antwortet. Er starrt gebannt auf den Boden und scheint in Gedanken versunken und ich würde ihn am liebsten packen und schütteln. Diesen Impuls zu unterdrücken ist fast unmöglich. Nach einer Ewigkeit wie es mir vorkommt, murmelt er etwas unverständliches und nickt dann leicht. Seine blauen Augen sind dunkler als je zuvor. "Es geht ihm gut." sagt er schließlich sachlich. "Sie geben mir drei Tage Zeit die Übergabe vorzubereiten." Ich nicke und blicke zu Roland. "Soll ich mich mit Fukada in Verbindung setzen, Sir?" will der Assistent wissen, doch Kaiba schüttelt den Kopf. "Noch nicht." befindet Kaiba ruhig und mein Geduldsfaden ist zum zerreißen gespannt. "Es könnte sein, dass ich weiß wo Mokuba ist." höre ich ihn im nächsten Moment auch schon sagen und starre ihn an. "WO?" fahre ich ihn an. "Es ist etwas, dass Mokuba gesagt hat. Er hat versucht mir einen Hinweis zu geben und wenn ich diesen richtig gedeutet habe... Nun, es gibt zwei Möglichkeiten." erwidert er und sieht mir direkt in die Augen. "Entweder er ist tatsächlich bei Siegfried in Deutschland oder in einem anderen Haus der Schröders. Soweit ich weiß, haben sie auch eine Residenz irgendwo in Arabien... Ich bin mir in dem Punkt nicht sicher, aber Alister müsste es sehr schnell in Erfahrung bringen können." fährt Kaiba fort und ich sehe ihn verständnislos an. "Wie kommst du darauf?" will ich wissen. Er schenkt mir ein feines Lächeln. "Eine Andeutung, die Mokuba gemacht hat. Er meinte, er hoffe, dass ich ihm bald wieder vorlesen könne." erwidert Kaiba in einer Seelenruhe für die ich ihn gerade umbringen könnte. "Und was heißt das?" Ich verstehe nur Bahnhof. Kaiba seufzt. "Ich habe Mokuba schon ewig nichts mehr vorgelesen. Aber früher habe ich das jeden Abend getan. Ein Buch. Geschichten aus 1001 Nacht. Mokuba liebte diese Märchen, er konnte gar nicht genug davon bekommen." erklärt er mir schließlich und der Groschen fällt. "Leon!" entfährt es mir und er nickt. "Ja, Mokuba hat diese Anspielung bewusst gemacht. Er wollte mir einen Hinweis auf Leon geben." Ich nicke erneut. Natürlich, das leuchtet ein. Leon von Schröder und sein Märchendeck. Geniale Schachzug von Mokuba. Der Kleine hat echt Krips. Ich grinse Kaiba an. "Das heißt, er wollte entweder direkt auf die von Schröders anspielen oder auf die Verbindung von ihnen zu dieser Residenz." kombiniere ich und Kaiba nickt. "So oder so, wir haben jetzt einen Anhaltspunkt." meint der ehemalige Firmenchef. "Und drei Tage Zeit." füge ich hinzu. "Mokuba ist echt genial!" Ich strahle Roland an und er räuspert sich. "Ja, Master Mokuba war schon immer sehr... gerissen." stimmt der Assistent zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)