Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 44: Ein etwas anderes Wortgefecht ----------------------------------------- Ich bin nicht sicher ob es an Lucy´s Gegenwart liegt oder an dem was sich im Hotel ereignet hat, aber es ist ihm deutlich anzusehen, dass etwas nicht stimmt. Er wirkt noch verschlossener als früher und das irritiert mich. Ich weiß, dass es nichts bringen wird, ihn jetzt zu fragen. In Lucy´s Gegenwart wird er ganz sicher nicht mit der Sprache rausrücken. "Roland ist in seinem Zimmer nehme ich an." höre ich ihn sagen und nicke. "Gut, ich muss kurz mit ihm reden." erklärt er dann auch schon und ich sage ihm wo er seinen Assistenten finden kann. Ohne ein weiteres Wort setzt er sich auch schon in Bewegung und ich blicke ihm nachdenklich nach. "Ist er immer so?" fragt Lucy nachdem er aus unserem Blickfeld verschwunden ist. Ich schüttele den Kopf. "Nein, irgendwas muss passiert sein." entgegne ich und sie nickt. Ich würde darauf wetten, dass zwischen Bakura und ihm irgendetwas vorgefallen ist. "Vielleicht sollte ich mal langsam gehen." meint Lucy und stellt ihr Glas ab. "Ihr habt sicher einiges zu besprechen." Ich nicke nur. "Sorry, momentan ist einfach alles..." hebe ich an, doch sie schüttelt den Kopf. "Vergiss es, Joey, ich verstehe schon." unterbricht sie mich mit einem Lächeln. "Kümmer dich um deinen Kaiba." Sie zwinkert mir zu und greift nach ihrer Tasche. "Und wenn was sein sollte, weißt du ja wo du mich findest." Ich erwidere das Lächeln und nicke. "Danke, Süße." Ich bringe sie noch zur Tür und gebe ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Falls ich euch irgendwie helfen kann, du weißt, mein Vater hat auch einige Verbindungen..." Ich nicke. "Ich hoffe, ihr findet seinen Bruder schnell!" Damit verabschiedet sie sich auch schon und ich schließe die Tür. Einen Moment stehe ich da und überlege. Kaiba wird sicher noch bei Roland sein. Ob es gut ist, wenn ich dazustoße? Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Mein Vater müsste auch bald kommen, außer er hat noch einen Termin heute Abend. Ich gehe langsam zurück ins Wohnzimmer und leere mein Glas. Dann schenke ich mir nach und fülle auch ein weiteres und beschließe doch zu Kaiba zu gehen. Ich bezweifle zwar, dass er mir erzählen wird, was passiert ist, aber zumindest können wir die weitere Vorgehensweise besprechen. Zumal ich auch nicht weiß, was ich tun soll, wenn er nach Deutschland fliegt. Einfach abwarten und Däumchen drehen... Doch gerade als ich mich auf den Weg machen will, kommt er mir auch schon entgegen. Er wirkt erschöpft und seine Frisur ist unordentlich, etwas dass mehr als selten bei ihm vorkommt. Unwillkürlich muss ich an den Moment denken als Bakura mir den Sack vom Kopf zog und ich nach drei Jahren wieder meinen Erzfeind sah. Sein Anblick in dem Moment... Kaiba, in Jeans und Lederjacke... und mit diesem T-Shirt. Oh Mann. Wortlos reiche ich ihm das eine Glas und sehe ihn fragend an. Er nickt mir kurz dankend zu und lässt sich dann auch schon auf dem Sofa nieder. Eindeutig ein Zeichen, dass er ausgebrannt ist. Aber die letzten Tagen waren sicher auch mehr als nervenaufreibend für ihn. Ich lasse mich ihm gegenüber nieder und sehe einen Moment schweigend zu, wie er an seinem Glas nippt. Wobei... nippen ist der falsche Ausdruck. Er leert es in zwei Zügen. "Noch einen?" frage ich automatisch und er nickt. Schweigend schenke ich ihm nach und nehme erneut ihm gegenüber Platz. "Ich schätze, du willst mir nicht sagen was passiert ist." stelle ich fest und er sieht mich einen Moment abschätzend an. "Es ist nichts passiert. Nichts relevantes zumindest." entgegnet er. Ich erwidere nichts, sehe ihn aber wohl etwas skeptisch an, denn er seufzt und fängt dann doch an zu erzählen: "Bakura ist für den Einbruch in der Kaiba Corp. verantwortlich." Einen Moment bin ich sprachlos. Nicht, weil mich die Offenbarung wirklich überraschen würde, dem Dieb traue ich schließlich alles zu, aber allem Anschein nach hat Bakura selbst es Kaiba erzählt. Das überrascht mich dann doch. "Und was heißt das nun?" will ich wissen. "Was ist jetzt mit Bakura?" Kaiba´s blauen Augen fixieren mich einen Moment. Etwas in seinem Blick ist verstörend. Ich weiß nicht was es ist, aber mit einem Mal ist mir seltsam zumute. "Was denkst du was mit Bakura ist?" fragt er dann auch schon und ich zucke mit den Schultern. "Naja, keine Ahnung, du wirst ihn sicher nicht umgebracht haben... aber ist er noch im Team?" erwidere ich mit einem leichten Grinsen und für den Bruchteil einer Sekunde scheint Kaiba zu erstarren. Dann hat er sich jedoch wieder ganz im Griff und die eisige Maske sitzt auch perfekt. Lediglich seine Augen verraten ihn und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass er gehetzt wirkt. Gehetzt, aber nicht wie ein in die Enge getriebenes Tier... Es ist schwer zu beschreiben. "Er ist noch im Team, aber ich habe ihm klar gemacht, was passiert, wenn er mich hintergehen sollte." erklärt er mir mit ungerührter Miene und ich kann mir in etwa vorstellen, welche Ansage er dem Dieb gemacht hat. Schlagartig fällt mir wieder ein, was er dem Entführer prophezeit hat. "Und du denkst, er hat das verstanden? Immerhin reden wir von Bakura." gebe ich zu bedenken und Kaiba´s Mund verzieht sich zu einem spöttischen Grinsen. "Keine Sorge, ich habe mich unmissverständlich ausgedrückt." erwidert er und ich schlucke leicht. Scheinbar hat er die Lage im Griff. Ich spüre die unerschütterliche Selbstsicherheit, die ich nur zu gut von ihm kenne. Doch es irritiert mich, dass er dennoch so... gehetzt wirkt. Bakura hat ihm den Einbruch also gestanden, gut. Er hat die Sache geklärt. Noch besser. Aber warum wirkt er dann so? Als könne er meine Gedanken lesen, hebt er plötzlich den Blick und sieht mir wieder in die Augen. "Weißt du was Ironie ist, Joey?" fragt er mich plötzlich und ich sehe ihn fragend an. Immer noch spielt dieses absonderliche kalte Lächeln um seine Mundwinkeln. Er wartet nicht ab ob ich etwas erwidere, sondern fährt gleich fort. "Ich wollte nie so werden wie mein Adoptivvater. Nachdem er endlich tot war, habe ich alles versucht, um ihn aus meinem Gedächnis zu verbannen. Ich wollte jede Erinnerung an ihn zerstören. Alles vernichten wofür er stand. Es einfach wegwischen... Aber im Grunde bin ich genauso geworden wie er. Genau wie er es wollte." Er lacht trocken auf und nimmt einen großen Schluck und ich bin unschlüssig ob ich etwas dazu sagen soll. Ich glaube kaum, dass er eine Erwiderung erwartet, zumal es auch ungewöhnlich ist, dass er überhaupt mit mir über Gozaburo Kaiba spricht. Neulich im Wagen, wollte er nicht darüber reden und meinte, das Ganze ginge mich auch nichts an. Erneut frage ich mich, was noch im Hotel vorgefallen ist, was ihn hier und jetzt auf diesen Gedanken bringt. Oder hegt er ihn schon länger? "Gleichgültig was Roland auch sagen mag, in gewisser Hinsicht habe ich Mokuba vernachlässigt. Ich habe mein Versprechen, immer für ihn da zu sein nicht gehalten. Stattdessen gab es nur die Firma.... Sicher, ich habe sie auch geführt, um Mokuba ein besseres Leben zu sichern, aber ich hätte die Dinge auch ganz anders angehen können..." Er seufzt. "Vorhin habe ich Bakura gedroht. Das ist sicher verständlich in Anbetracht der Tatsache, dass er mich mehr oder weniger hintergangen hat. Aber die Art, wie ich es getan habe... Es war als würde Gozaburo durch mich sprechen." Also daher weht der Wind. Langsam glaube ich zu verstehen. "Die letzten Tage über hat Bakura immer wieder angedeutet, dass ich genau wie er eine dunkle Seite hätte... dass ich ebenso wie er Vergnügen daran finden würde..." Er hält inne und schüttelt den Kopf. "Und weißt du was, er hat Recht, Joey. Nicht wahr?" Ich bin nicht sicher ob er wirklich eine Bestätigung von mir erwartet oder ob die Frage rhetorischer Natur ist. "Wer wüsste das auch besser als du. Ich meine, Jahre lang habe ich dich meine Verachtung wieder und wieder spüren lassen. Und nicht nur dich. Muto, Gardner... den Rest des Kindergartens. Jeden Menschen in meinem Leben. Außer Mokuba." fährt er auch schon fort. "Und nun? Muto hilft mir dennoch. Du hilfst mir. Sogar Devlin und Gardner." Erneut schüttelt er den Kopf und ich beginne zu begreifen. Seine nächste Frage erschüttert mich dennoch. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass dergleichen je aus seinem Mund kommen würde. Ich habe ihn zwar in den letzten Tagen von einer anderen Seite kennengelernt, aber sein Stolz war bisher immer ungebrochen. Stets war er Herr seiner Selbst, mal mehr, mal weniger. Aber Selbstzweifel habe ich nie bei ihm gesehen. Im Gegenteil. Er schien sich immer absolut sicher zu sein in dem was er tat. Gleichgültig welche Konsequenzen es hatte. "Glaubst du, es ist einzig meine Schuld, dass die Dinge sind wie sie sind? Denkst du, es wäre nie soweit gekommen, wenn ich nicht solch ein..." Er spricht es nicht aus, aber ich weiß was er meint und die Art wie er mich dieses Mal ansieht zeigt deutlich, dass er eine Antwort erwartet. Dieses Mal will er seine Frage nicht selbst beantworten, ich soll es tut. Ich seufze. "Hättest du mir vor drei Jahren diese Frage gestellt, nun, ich hätte sie mit Ja beantwortet." erwidere ich ernst. "Von unserer ersten Begegnung an warst du ein Arsch in meinen Augen. Ein arroganter Scheißkerl, der über Leichen ging. Ich konnte ehrlich gesagt auch nie verstehen, warum Yugi so beharrlich daran festhielt, dass du einen guten Kern hast. Sicher, deine Zuneigung für Mokuba ließ sich nie von der Hand weisen und du hast uns auch hin und wieder geholfen, wenn auch widerwillig oder unfreiwillig, aber im Grunde warst du kalt und berechenbar." Er nickt nachdenklich, sagt jedoch nichts. Ich überlege, wie ich ihm das was in mir vorgeht am Besten erkläre. Wieder scheine ich nicht die richtigen Worte zu finden und fühle mich ein klein wenig wie früher bei unseren Debatten als ich nicht wusste, was ich auf seine Bemerkungen erwidern sollte. Er war ein Arsch, meine persönliche Nemesis. Ich hatte unzählige Gründe ihn zu verachten und die Tatsache, dass er seinen Bruder aufrichtig liebte, machte ihn nicht zwangsläufig zu einem besseren Menschen, aber irgendwann habe ich es verstanden. Ja, ich habe begriffe, was Yugi meinte, wenn er vehement darauf pochte, dass Kaiba im Grunde nur gefangen in sich selbst sei. "Inzwischen weiß ich, dass man die Dinge nicht einfach in schwarz oder weiß einteilen kann." fahre ich fort. "Früher dachte ich wirklich, es wäre so leicht." Ich lache kurz auf, wenn ich an meine eigene Naivität denke. In der Hinsicht war ich nicht viel besser als Yugi. Sogar der Pharao wusste, dass es Abstufungen gibt. "Oberflächlich betrachtet, mag es das geben: schwarz und weiß. Aber in Wahrheit gibt es viele Facetten..." Ich überlege kurz, wie ich ihm erklären soll, was ich meine. "Nehmen wir zum Beispiel meinen Stiefvater. Er war mir gegenüber alles andere als liebevoll. Ich denke, du kennst die Geschichte. Sie kusierte ja damals zur Genüge." Er nickt leicht und ich fahre fort: "Ich habe es nie verstanden. Ich wusste nicht, warum er sich mir gegenüber so verhält. Ich dachte, es läge an mir. Ja, das glaubte ich zeitweise wirklich und irgendwann gab ich ihm einfach die Schuld. Ich redete mir ein, dass er einfach ein schlechter Mensch sei. Dass ich eben Pech hätte, ausgerechnet einen solchen Vater bekommen zu haben." Ich halte kurz inne und nehme einen Schluck von meinem Drink. "Als ich dann erfuhr, dass er gar nicht mein Vater war, dass meine Mutter mich ihm sozusagen untergeschoben hatte... nun, es entschuldigte sein Verhalten keineswegs. Aber auf einmal konnte ich es verstehen. Weißt du was ich meine?" Er nickt leicht und sieht dabei weiterhin interessiert an. Für einen Moment bin ich etwas verlegen und auch unsicher. Es ist neu, dass er mir seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. "Er hatte seine Gründe für sein Verhalten mir gegenüber. Sie entschuldigen nichts, aber zumindest konnte ich es verstehen." beginne ich von neuem. "Bei dir verhält es sich ähnlich. Gewisse Umstände haben dich zu dem gemacht, der du bist und ich schätze, dass du das auch nie ganz wirst ablegen können. In gewisser Hinsicht verstehe ich dich deshalb besser als früher. Schon als Mokuba uns von eurer Zeit bei Gozaburo erzählte, konnte ich dich irgendwie verstehen und nun, da ich selbst weiß wie gnadenlos die Geschäftswelt ist, verstehe ich dich auch was das anbelangt." Ich lächele ihn kurz an, doch seine Miene bleibt regungslos. Er hört mir allerdings aufmerksam zu und so seltsam es auch sein mag, auf diese Art, über dieses Thema, mit ihm zu reden, verspüre ich eine gewisse Erleichterung in mir aufsteigen. "Du magst Gozaburo in gewisser Hinsicht ähnlich sein, aber du bist nicht er." erkläre ich schließlich mit entschiedenen Nachdruck. "Im Gegensatz zu deinem Adoptivvater hattest du deine Gründe gewisse Dinge so zu tun, wie du sie getan hast. Deine Motive waren so gesehen sogar ehrenwert. Man könnte sagen, du hast nur die falsche Methode angewandt, sie umzusetzen. Der falsche Zug zum richtigen Zeitpunkt." Ich zucke mit den Schultern. "So in der Art zumindest. Verstehst du was ich meine?" Kaiba nickt. "Ja, ich denke, ich weiß worauf du hinaus willst." erwidert er ernst und beäugt mich einen Moment nachdenklich. "Du hast wirklich einiges dazu gelernt, Whe- Joey." Er lächelt mich flüchtig an, aber der anerkennende Blick bleibt mir nicht verborgen. "Scheinbar hast du in den letzten drei Jahren mehr dazu gelernt als ich." Er seufzt und ich spüre wie schwer es ihm fällt, das einzuräumen. Immerhin ist es nicht nur ein Kompliment für mich. "Es ist nie zu spät etwas dazu zu lernen." erwidere ich mit einem schiefen Grinsen und die rechte Braue wird sofort nach oben gezogen. "Jetzt klingt du wie Muto... nein, eigentlich wie Gardner." Er lacht und ich tue es ihm gleich. Seine Züge scheinen etwas gelöster. "Ich denke, wenn diese ganze Sache vorüber ist, werde ich einiges in meinem Leben überdenken müssen." meint er schließlich. Ich nicke zustimmend. "Was diese Sache nun anbelangt... mag sein, dass derjenige, der dahinter steckt, dich tatsächlich fertig machen will aus irgendeinem Grund, den er selbst als richtig erachtet, aber soweit zu gehen und Mokuba mit reinzuziehen ist etwas, dass einfach nicht passieren darf. Gleichgültig welchen Grund dieser Mensch zu haben scheint." gebe ich zu bedenken. "Selbst wenn es demjenigen nur um deine Erfindung gehen mag... das geht eindeutig zu weit. Geschäft ist Geschäft, Famillie steht auf einem anderen Papier. Und nein, ich glaube nicht, dass du Schuld daran bist, dass die Dinge sind wie sie sind. Zumindest nicht alleine. Und was diese dunkle Seite anbelangt... Jeder von uns hat so eine. Gut, Yugi vielleicht nicht, aber vielleicht wäre es manchmal besser er hätte eine... Jedenfalls denke ich, dass man stets die Wahl hat. Man kann das Richtige oder das Falsche tun, die Entscheidung liegt bei einem selbst." Kaiba betrachtet mich einen Moment, dann lacht er und es ist ein ehrliches, warmes Lachen, dass sein ganzes Gesicht mit einem Schlag verändert. "Und ich habe immer behauptet, dass du dumm wärst..." meint er lachend. "Du hast dich sehr verändert, Hündchen." Ich lächele ihn an. "Ich bin kein Hund, wie oft soll ich dir das noch sagen?" erwidere ich mit einem Lächeln und in seinen Augen blitzt es kurz auf. "Manchmal siehst du aber aus wie ein Hündchen." erwidert er und ich seufze. "Was habe ich nur verbrochen? Erst sagt Lucy mir ständig, dass ich süß wäre und jetzt kommst du mir auch noch so..." Ich verdrehe die Augen und seine Züge werden schlagartig wieder ernst. "Deine Freundin hat allerdings Recht. Ebenso wie ich." meint er ernst und ich funkele ihn gespielt giftig an. "Hey, ich warne dich! Noch ein Wort in die Richtung und..." Er lacht. "Und was?" will er herausfordernd wissen. "War sie deine Freundin?" Die Frage trifft mich vollkommen unvorbereitet und ich spüre, dass ich rot werde. Er nickt. "Also war sie es." Er mustert mich süffisant und ich frage mich insgeheim ob er über die Ähnlichkeit zwischen den Beiden nachdenkt. Er sagt jedoch nichts weiter dazu. Stattdessen meint er: "Ich dachte eigentlich immer, dass du irgendwann diese Valentine heiraten würdest und eine Menge kleine Katsuyas produzierst." Ich starre ihn entgeistert an und bin verdammt froh, dass ich noch rechtzeitig schlucken konnte. "Wie kommst du bitte darauf?" will ich wissen. Er zuckt mit den Schultern. "Damals warst du doch offensichtlich sehr interessiert an ihr." bemerkt er und ich bin mehr als überrascht. Das ist ihm aufgefallen? Ich hätte nicht gedacht, dass er davon Notiz genommen hatte. Ich zucke leicht mit den Schultern. "Naja, ich stand damals schon auf sie, aber wirklich beachtet hat sie mich nie. Ich hab´s auch nie wirklich bei ihr versucht." erzähle ich und mir wird doch während ich spreche bewusst wie verrückt es eigentlich ist, mit Kaiba über dergleichen zu reden. Aber hey, er hat angefangen. Unwillkürlich drängen sich mich auch ein paar Fragen auf, aber irgendwie scheue ich mich sie ihm zu stellen. Etwas verlegen senke ich den Blick und er sieht mich fragend an. "Was?" fragt er nur und ich grinse unsicht. "Ähm... komisch mit dir über so was zu reden." gebe ich zu und er scheint über meine Worte nachzudenken. "Wie sieht´s in der Hinsicht eigentlich bei dir aus?" frage ich dann doch und zarte Röte erscheint auf seinen Wangen. "Ich hatte nie vor zu heiraten, wenn du das meinst." erwidert er nach kurzem Zögern und ich lache. "Das meinte ich jetzt nicht." entgegne ich und seine Wangen verfärben sich noch ein wenig mehr. "Ich meine, du hattest damals ja schon deinen eigenen Fanclub... die Hühner waren verrückt nach dir." Er sieht mich missbilligend an und ich spüre förmlich wie unangenehm ihm dieses Thema ist. "Weißt du eigentlich, dass ich vor dem Abschlussball fünf Mädchen gefragt habe ob sie mich begleiten wollen?" rutscht es mir im nächsten Moment auch schon raus. Er sieht mich verständnislos an. "Und?" kommt es leicht ungeduldigt zurück. Ich lache. "Vier davon hielten sich für die Option frei, dass du sie noch fragen würdest. Die Fünfte war mit Duke verabredet." erzähle ich munter weiter und er verdreht die Augen. "Ich hatte nie viel für solche Verabredungen übrig." meint er mit kühlem Tonfall und ich nicke. "Ich weiß... Zeitverschwendung." entgegne ich vergnügt. Einen Moment herrscht Schweigen und ich glaube, wir werden uns beide der Absurdität dieser Situation gerade erst bewusst. Und auch, dass wir... nun, dass sich die Dinge zwischen uns geändert haben. Kaiba wirkt zumindest etwas pikiert und fühle mich auch etwas unsicher. Obgleich ich im Grunde nie um ein Wort verlegen bin, weiß ich augenblicklich nicht was ich sagen soll. Es ist eine Sache mit ihm über Mokuba, Unternehmungen, Pläne und was auch immer zu reden, aber naja... im Moment gibt es nichts groß zu besprechen und Smalltalk ist nicht unbedingt unsere Stärke. Ich überlege gerade noch, was ich sagen könnte, um die Situation etwas zu entspannen, als ich seine klare, nüchterne Stimme vernehme. "Diese Sache... das mit... uns was genau hat das nun zu bedeuten?" fragt er mich ernsthaft und ich laufe sicher puterrot an. Wie er es in dem Augenblick schafft, mich ernst anzusehen, weiß ich beim besten Willen nicht. "Was genau sind wir jetzt?" präzisiert er seine Frage und ich schlucke schwer. "Gute Frage... " entgegne ich unsicher. "Zumindest sind wir keine Feinde mehr, wenn wir das überhaupt je wirklich waren." Er nickt nachdenklich. "Ich muss zugeben, es irritiert mich einerseits, dass ich dich... nicht hasse." erwidert er dann. "Andererseits muss ich zugeben, dass es ein... nun, ich fühle mich keineswegs unwohl in deiner Nähe." Einen Moment sehe ich ihn etwas verdattert an. Dann grinse ich. "Dito, Kai-Seto." entgegne ich. "Und ich würde sagen, ich fühle mich mehr als nicht unwohl. Eigentlich fühle ich mich sogar gut in deiner Nähe, auch wenn ich mir das nie hätte träumen lassen." Er nickt langsam. "Ja, dem würde ich zustimmen." räumt er ein und nun verfärben sich auch seine Wangen recht eindeutig. "Na, das ist doch ein guter Anfang..." befinde ich fröhlich und spüre wie sich Wärme in mir ausbreitet. Von dem Prickeln ganz zu schweigen. "Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt um... naja, dort weiterzumachen wo wir aufgehört haben?" höre ich mich dann selbst sagen und bin über meine eigenen Worte mehr als erstaunt. Wow. Wenn das keine Ansage ist. Joey Wheeler geht in die Offensive... Oh Mann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)