Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 61: Neue Perspektiven (Grey) ------------------------------------ Sorry, ihr Lieben, dass ihr so lange warten musstet, aber jetzt bin ich wieder fit und es kann munter weiter gehen. Dieses Kapitel war etwas schwierig, ich hoffe es gefällt euch trotzdem. "Nun, was hast du herausgefunden?" Mein Gegenüber zögert einen Moment und ich fixiere ihn mit einem kalten Blick. "Er ist noch in Ägypten. Der Amerikaner und dieser Verrückte sind bei ihm. Sie kamen heute vormittag an." berichtet der Mann und ich nicke. "Gut. Genau wie erwartet." entgegne ich und lächele. "Ich vermute, dass der gute Seto sich erst einmal auskurieren muss. Sein Zusammentreffen mit dem Hünen ist schließlich nicht so gimpflich abgelaufen wie erwartet." Mein Gegenüber entgegnet nichts, der Mann sieht mich mit ausdrucksloser Miene an und wartet auf einen weiteren Befehl. Ich seufze leicht. Es war vorhersehbar gewesen, dass Kaiba selbst die Befreiung seines Bruders in die Hände nehmen würde. Allerdings war ich davon ausgegangen, dass es ihm nicht ganz so leicht fallen würde. Natürlich habe ich mich keine Moment dem Irrglauben hingegeben, dass der Hüne ihn wirklich besiegen könnte. Er hatte aber auch keinen solchen Befehl. Nein, noch ist es nicht Zeit für den guten Seto abzutreten. Noch hat er den Nullpunkt nicht erreicht. "Sir?" Der Mann wird langsam unruhig. Ich mache eine wegwerfende Geste. "Sag Omar, dass er die Bande im Auge behalten soll. Ich will über jeden seiner Schritte unterrichtet werden." erkläre ich dann mit kalter Stimme. "Und -." Ich halte kurz inne und denke nach. "Ich will Informationen über den Amerikaner. Jede Einzelheit. Und wenn du gerade dabei bist... Dieser Bakura ist ein schwer einzuschätzendes Faktum und ich weiß bislang so gut wie nichts über ihn." Mein Gegenüber nickt, macht die Andeutung einer Verbeugung, was ich mit einem spöttischen Blick quittiere und wendet mir dann den Rücken zu. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, lehne ich mich in meinem Sessel zurück und falte nachdenklich die Hände. Bislang läuft im Grunde alles genau wie ich es geplant habe. Einige Abstriche musste ich allerdings machen, aber mit unvorhersehbaren Variabeln muss man bei einer Gleichung immer rechnen. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass man dem guten Kaiba von so vielen Seiten Hilfe gewähren würde. Das ist einer der wenigen Punkte, die mich bislang ein klein wenig irritieren. Ich war davon ausgegangen, dass er nach wie vor der sture, alte Einzelgänger ist, dem einzig sein kleiner Bruder wichtig ist, aber scheinbar gibt es einige Menschen, denen aus unbegreiflichen Gründen etwas an diesem Egomanen liegt. Dieser Wheeler zum Beispiel. Der Kleine hat mir einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht, in dem er Mokuba Kaiba zu sich genommen hat. Das war nicht vorgesehen. Doch es war auch nicht absehbar gewese. Genau wie die Tatsache, dass dieser Dieb sich auf Kaiba´s Seite stellen würde. Ich hätte es lieber gesehen, wenn er für mich gearbeitet hätte und so wie ich Pegasus anfangs verstanden habe, schien dieser auch davon auszugehen, dass es durchaus möglich wäre Bakura auf unsere - meine - Seite zu ziehen. Wäre dieser Dieb nicht gewesen, hätte Kaiba keineswegs so früh vom Tod des Erfinders erfahren. Dann wäre er erst einmal in Untersuchungshaft gelandet und somit in Erklärungsnot. Nicht, dass ich davon ausgegangen bin, dass die Polizei ihn hätte lange festhalten können. Darum ging es mir aber auch keineswegs. Nein, mein Ziel ist ein anderes. Ich will Seto Kaiba am Nullpunkt sehen. Doch wie sich inzwischen herausgestellt hat, gestaltet sich das doch schwieriger als erwartet. Zumal er von mehreren Seiten Hilfe bekommt und mein schöner Plan, ihn zu isolieren, nicht wirklich funktioniert hat. Aber ich bin flexibel. Und vor allem bin ich noch lange nicht fertig mit meinem Vorhaben. Oh nein, wir stehen erst am Anfang. Und wider erwarten bieten sich durch diese neuen Erkenntnisse auch neue Möglichkeiten. Wenn die Berichte meiner Spione der Wahrheit entsprechen, dann gibt es noch einen Menschen, an dem Kaiba etwas liegt. Das eröffnet natürlich eine ganz neue Perspektive. Ja, so gesehen habe sich auch noch die kleinen Löcher in meinem Plan zu etwas positivem entwickelt. Ich habe auch schon eine hübsche, kleine Idee bezüglich dieser neusten Entwicklung. Ich spüre geradezu wie meine Mundwinkel sich zu einem zufriedenen Grinsen verziehen. Und das Beste an all dem ist bislang, dass der gute Seto nicht einmal weiß, warum ihm das alles passiert. Er hat nicht die geringste Ahnung, noch nicht einmal eine vage Vermutung. Ich habe meine Spuren aber auch sehr gut verwischt. Immerhin will ich mir das Beste bis zum Schluss aufheben. Wo wäre sonst der Reiz? Nein, erst wenn er am Boden ist und sein Kampfgeist endgültig gebrochen wurde, werde ich ihn wissen lassen warum alles so gekommen ist. Ja, dann werde ich ihm mitteilen, warum er es verdient hat. Und es steht außer Frage, dass er diese Strafe verdient hat, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass er anderer Ansicht sein wird. Aber das tut nichts zur Sache. Es ist irrelevant ob er seine Schuld einsieht oder nicht. Natürlich würde ich es begrüßen, wenn er sie sich eingestehen würde, aber darauf wage ich nicht zu hoffen. Das wäre lediglich das Sahnehäubchen, doch ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist. Vermutlich wird Kaiba die Schuld auf seinen Adoptivvater schieben. Schade eigentlich, dass ich mir den alten Kaiba nicht auch noch vornehmen kann. Eine Teilschuld trägt der Alte schließlich auch. Doch ich muss mich mit dem zufrieden geben, was ich augenblicklich erreichen kann. Was schon eine Menge ist. Betrüblich ist im Grunde nur, dass John diesen Moment nicht erleben wird. Diesen glorreichen Moment, in dem Seto Kaiba´s Welt nicht nur in Trümmern liegt, sondern sein Ruf vollkommen vernichtet wurde und der arrogante Stolz endlich aus seinen Augen verschwindet. Ich schlucke unwillkürlich, wie jedes Mal, wenn ich an John denke. Und wie jedes Mal verspüre ich einen leichten Stich. Für einen Moment schließe ich die Augen und gebe mich dem dumpfen Schmerz hin, der jeden Gedanken an ihn begleitet. Natürlich weiß ich, dass es die Dinge nicht ändert, wenn ich mein Ziel erreicht habe. Die Rache wird mir kein Trost sein. Ich bin bei weitem nicht so törricht das zu glauben. Aber sie gibt mir Halt. Sie ist zu meinem Lebensinhalt geworden. Wie immer brauche ich einen Moment, um mich von den Gedanken an John loszureißen und in die Wirklichkeit zurückzukehren, auch wenn ein Teil von mir sich stets wünscht, in der bittersüßen Erinnerung verweilen zu können. Ich gebe mir einen Ruck, richte mich auf und bemühe mich meine Gedanken wieder auf die nächsten Züge zu konzentrieren. Siegfried ist tot. Mokuba Kaiba wieder bei seinem Bruder. Soweit der Stand der Dinge. Leon von Schröder befindet sich ebenfalls in Kaiba´s Obhut. Auch ein Ansatzpunkt. Ein kleiner Hinweis an die Polizei und der gute Seto müsste sich nicht nur mit einem Fahndungsbefehl aus Japan auseinandersetzen. Zudem würde diese Vorgehensweise seine Möglichkeiten enorm verringern und ich weiß nur zu gut, wie sehr Seto Kaiba es hasst, wenn ihm die Hände gebunden sind. Aber das sind natürlich nur Fingerübungen, kleine Streiche. Dieser Wheeler bietet eine weitaus vergnüglicher Möglichkeit. Ja, im Grunde fast schon eine schicksalshafte Fügung, wenn man so will. Quid pro quo. Wenn ich an Glück glauben würde, wäre ich geneigt, diese Entwicklung als glückliches Omen zu betrachten. Aber Glück hat damit nichts zu tun. Alles ist vorherbestimmt, manifestiertes Schicksal. Man kann genauso wenig die Zeit anhalten, wie man durch Willensanstrengung erreichen kann, dass die Ozeane die Erde überschwemmen, der Mond aus dem All herunter fällt. Oder ein Mensch von den Toten aufersteht. Ich schüttele leicht den Kopf, denn es ist müßig darüber nachzudenken und es gibt wichtigeres zu tun. Ich lehne mich vor und betätige die Sprechanlange. "Quentin!" Mehr muss ich nicht sagen. Es dauert fünf Sekunden, dann steht mein Sekretär in der Tür. "Sir?" "Ich möchte, dass sie mir sämtliche Informationen über die Firma von Jack Wheeler besorgen und dann einen Termin bei besagtem Herrn für mich vornehmen." Quentin nickt, sieht mich noch einen Moment abwartend an und ich deute ihm mit einer knappen Handbewegung an, dass er gehen kann. Wenn ich eins in den letzten Jahren gelernt habe, dann dass es besser ist, mehrere Eisen im Feuer zu haben. Und gerade kommt mir eine vorzügliche Idee. Es ist eine Sache, jemandem alles zu nehmen, was ihm wichtig ist, aber es ist noch weitaus befriedigender, ihn selbst alles zerstören zu lassen, was ihm etwas bedeutet. Ja, ich glaube, das ist die ultimativste Form der Rache, die man an einem Menschen nehmen kann. Dafür zu sorgen, dass er sich selbst in den Abgrund stürzt. Ich nicke leicht und meine Gedanken nehmen bereits Struktur an. "Nun, mein lieber Seto... dann gehen wir mal auf eine kleine Entdeckungsreise nach der wahren Natur des Schmerzes." sage ich laut und lächele. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)