Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 72: Rausch ------------------ Einen Moment bleibe ich unsicher vor der Tür stehen. Meine Hand ist schon ausgestreckt, um anzuklopfen, doch ich lasse sie wieder sinken und starre stattdessen auf die geschlossene Tür. Bakura ist schon vor einer halben Stunde gegangen. Seto ist allein. Vermutlich rechnet er damit, dass ich jeden Moment komme. Er erwartet es vielleicht sogar. Nein, eigentlich bin ich mir dessen sogar sicher. Ich seufze und komme mir mit einem Mal unendlich dämlich vor. Warum zögere ich? Warum klopfe ich nicht an? Im Grunde weiß ich es. Der Umstand, dass er mit Bakura alleine reden wollte, hat mich irritiert, auch wenn ich es bis zu einem gewissen Grad sogar verstehe. Nur wüsste ich zu gerne, was er mit dem Dieb besprochen hat. Aber vielleicht sollte ich ihn einfach fragen. Was spricht schließlich dagegen? Ich bin sicher, dass er mir von dem Gespräch erzählen wird, wenn ich ihn danach frage. Unwillkürlich muss ich an Mokuba´s Frage denken. Der Kleine wollte wissen, ob ich Bakura tatsächlich für einen Verräter halte. Nun, ich weiß es nicht. Einerseits traue ich Bakura so ziemlich alles zu. Andererseits... welchen Grund sollte der Dieb haben, sich so gegen Seto zu stellen? Vermutlich hat Seto Recht. Welche Motivation sollte der Weißhaarige auch haben, Seto zu verraten? Immerhin scheint es ja fast so als würde der Dieb gewisse Sympathien für Seto hegen. "Fast?" fragte diese kleine Stimme in meinem Kopf. "Ich dachte, das wäre längst offensichtlich?" Unwillkürlich muss ich nicken. Es ist offensichtlich, auch wenn ich nicht genau weiß in welche Richtung diese Sympathie wirklich geht, doch so etwas lässt sich bei Bakura auch nur schwer einstufen. Fakt ist jedoch, dass ihm mehr an Seto liegt als er bereit ist zuzugeben und die Blicke, die er mir zuwirft sprechen für sich. Auch wenn mir die Vorstellung, dass jemand wie dieser verrückte Dieb zu tiefergehenden Gefühlen fähig sein könnte, schwer fällt, so ist es doch im Grunde das was ich schon die ganze Zeit vermute. Es sind tiefergehende Gefühle. Dessen bin ich mir eigentlich sicher. Ob Seto sich darüber im Klaren ist? Ich bezweifle es. Zumal er augenblicklich auch sicher weder den Nerv noch die Zeit hat, um sich über Bakura Gedanken zu machen. Oder wollte er deshalb alleine mit ihm reden? Glaubt er aus diesem Grund nicht daran, dass Bakura ein Verräter sein könnte? Mit einem Mal kommt mir mein Ausbruch von vorhin, die Anschuldigung an den Dieb vollkommen absurd und lächerlich vor. Wenn Bakura tatsächlich Gefühle für Seto hat, dann wird er ihn keinesfalls verraten, oder? So verrückt ist nicht einmal der Dieb. Ich gebe mir einen Ruck und klopfe an und verspüre etwas wie Erleichterung als ich seine Stimme vernehme. "Herein." Im nächsten Moment öffne ich auch schon die Tür und sein Blick trifft meinen. Seine Züge sind ernst, doch hellen sie sich sofort ein wenig auf als er mich sieht und ich entspanne mich wieder ein bisschen. "Hey." sage ich und schließe die Tür hinter mir. Er erwidert nichts, lässt mich langsam näher kommen und kommt in gewohnter Kaiba-Manier auch gleich zur Sache. "Ich nehme an, du willst wissen, was Bakura und ich besprochen haben." bemerkt er so nüchtern, dass ich kann nicht anders. Ich muss ihn schief angrinsen, wenn auch etwas verlegen. "Bin ich so leicht zu durchschauen?" kontere ich mit einer Gegenfrage und er verzieht den schönen Mund zu einem sarkastischen Lächeln. "Du warst schon immer neugieriger als dir gut getan hat." bemerkt er und ich lache. Für einen Augenblick leuchtet es amüsiert in seinen schönen Augen auf und ich bin etwas irritiert. Seine Miene ist nicht länger eine regungslose, kalte Maske. Seine Augen lächeln in gewisser Weise, doch ist es keines dieser kühlen, überlegenen Kaiba-Lächeln, das seine Augen zum leuchten bringt. Es ist ein echtes Lächeln und das ist noch immer neu für mich. Dieser Umstand scheint ihm nicht zu entgehen, denn seine Mundwinkel zucken leicht und aus irgendeinem Grunde sage ich: "Sorry, aber ich schätze, ich muss mich erst noch daran gewöhnen, dass du solche Regungen zeigst." Sofort zieht er die rechte Braue nach oben und ich zucke mit den Schultern. "Ich meine, dass du überhaupt Regungen zeigst." füge ich hinzu und für ein paar Sekunden sieht er mich nur an. Dann nickt er leicht und ich lasse mich etwas zaghaft neben ihm nieder. "Also?" frage ich und sehe ihn erwartungsvoll an. "Wir hatten nichts tiefergehendes zu besprechen." höre ich ihn dann sagen. "Im Grunde hättest du anwesend sein können, aber ich habe den Eindruck, dass ihr zwei nicht unbedingt gut aufeinander zu sprechen seid, was allerdings mehr von Bakura ausgeht, auch wenn deine Anschuldigung an ihn vorhin euer Verhältnis nicht unbedingt verbessert haben dürfte." Ich nicke obgleich ich zugeben muss, dass es mich doch etwas erstaunt, dass ihm dieser Umstand nicht entgangen ist, doch scheinbar ist ihm durchaus aufgefallen, dass der Dieb und ich ein angespanntes Verhältnis haben - unabhängig von meinem Vorwurf an ihn. Ich hätte allerdings auch nicht erwartet, dass er auf so etwas Rücksicht nehmen würde. "Ich schätze, meine Anschuldigung kam etwas unüberlegt." gebe ich dann etwas verlegen zu und spüre sofort wieder diesen typischen, kritischen Kaiba-Blick auf mir. Ich zucke leicht mit den Schultern und spüre auch schon wie ich rot werde. "Der Dieb scheint eine Schwäche für dich zu haben." bemerke ich erklärend. "Folglich ist es eher unlogisch, dass er dich verraten würde." Seto´s blaue Augen weiten sich für einen Moment. Ich seufze. "Allerdings traue ich Bakura alles zu. Ich habe ihn schließlich in Aktion erleben dürfen." fahre ich fort und bemühe mich einen ernsten, sachlichen Tonfall anzuschlagen. "Wie dem auch sei, ich schätze du hast Recht. Er ist kein Verräter." Einen Augenblick betrachtet Seto mich mit undurchdringlicher Miene. "Eifersüchtig?" fragt er dann und dieses Mal sieht man ihm seine Belustigung deutlich an. "Sollte ich?" entgegne ich mit gleichermaßen amüsierten und verlegenem Grinsen. Seto macht eine wegwerfende Geste und ist schlagartig wieder ernst. "Joey, es dürfte dir bekannt sein, dass die Sache zwischen uns mir schon nicht unbedingt leicht fällt, ..." fährt er auf die mir nur zu allzu vertraute, sachlich-nüchterne Kaiba-Art fort, doch ich lasse ihn den Satz nicht beenden. Ich weiß selbst nicht warum, aber ich beuge mich vor und ohne weiter darüber nachzudenken, küsse ich ihn auch schon. Nun, genau genommen weiß ich schon warum ich es tue. Ich will es tun. Ihn küssen. Im ersten Moment spüre ich, dass ich ihn wieder einmal überrumpelt habe, doch er fasst sich schnell wieder und erwidert den Kuss und als ich spüre, dass er mich näher an sich zieht, breitet sich schlagartig wieder dieses warme, prickelnde Gefühl in mir aus. Ich tue es ihm gleich, schlinge meine Arme um seinen Nacken und ziehe weiter an mich. So seltsam es auch sein mag angesichts unserer aktuellen Lage und der Tatsache, dass es eigentlich augenblicklich wichtigeres zu tun gäbe als rumzumachen, ich genieße seine Berührungen dermaßen, dass ich kurzfristig alles andere vergesse. Bakura, Grey, alles verschwimmt und es gibt nur noch ihn, seine Lippen und Hände und ich nehme gerade noch wahr, dass seine Finger sich unter mein Shirt schieben. Kühle Fingerspitzen streifen über meine erhitzte Haut und ein Schauder durchzuckt mich. Ich keuche in den Kuss und schicke mich dann gleichfalls an meine Hände auf Wanderschaft zu schicken. "Deine Schulter..." hebe ich plötzlich innehaltend an. Jetzt erst fällt mir seine Verletzung wieder ein und Seto bedenkt mich mit einem amüsierten Blick. "Ich denke, ich werde es überleben, Hündchen." erwidert er mit rauer Stimme und ich schlucke. Erneut durchzuckt mich ein Schauder und ich komme nicht umhin festzustellen, dass er eigentlich unglaublich sexy klingt, wenn er so redet. Wenn seine Stimme nicht eisig ist. Und auch sein Blick ist alles andere als kalt. Genau genommen geht er mir gerade durch Mark und Bein, allerdings anders als früher, doch es ist ja schließlich auch keiner seiner Todesblicke. "Joey, ich..." hebt er an während seine Fingerspitzen unerwartet sanft über meine Brust streichen und ich sehe ihn fragend an. Aber er beendet seinen Satz nicht, sondern presst stattdessen seine Lippen auf meine und ich schließe schlagartig wieder die Augen. Eine Hitzewelle durchströmt mich und ich bezweifle, dass es an dem Klima in Ägypten liegt. Unwillkürlich muss ich an Lucy denken. Die Frau, mit der ich zuletzt Sex hatte und die mir mehr oder weniger klar gemacht hat, dass ich eigentlich...schwul bin? Nun, ob dem tatsächlich so ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass dieses Gefühl, dass ich für Seto empfinde, jede Skala sprengt. Bislang habe ich noch nie so etwas empfunden. Wieder pocht mein Herz so unsagbar schnell, dass es mir fast Angst macht und gleichzeitig spüre ich wie meine Hose immer enger zu werden scheint. Mein Blut sammelt sich gerade ganz eindeutig in einer bestimmten Region und im nächsten Augenblick kralle ich mich auch schon fast an ihn. Herrje, wer hätte gedacht, dass dieser Eisklotz so küssen kann? Dass er in der Lage ist einen anderen Menschen so zu berühren, regelrecht ein Feuer zu entfachen? Ich keuche wieder auf und er löst seine Lippen von mir und ich glaube, ich sehe ihn etwas belämmert an. Nein, ich vermute viel eher, dass ich diesen verfluchten Hundeblick an den Tag lege. Lucy meinte, das würde ich hin und wieder tun, wenn ich erregt wäre. Unwillkürlich fangen meine Wangen auch schon an zu brennen und Seto mustert mich. "Ich... ähm..." hebe ich an, breche dann jedoch ab und starre auf seinen Mund. "Ich... hasse dich wirklich nicht, Seto." sage ich einen Augenblick später und schlucke dann auch schon schwer. Jetzt erst fällt mir auf, dass ich eigentlich schon fast mehr liege als sitze und er sich über mich beugt. Wie es dazu gekommen ist, weiß ich allerdings nicht so recht. Er betrachtet mich noch einen Augenblick und ich werfe ihm einen verlegenen Blick zu. In gewisser Weise hat es schon eine gewisse Ironie. Früher war ich in seiner Anwesenheit alles andere als verlegen. Genau genommen habe ich nie ein Blatt vor den Mund genommen. Im Gegenteil. Mir fiel es leicht, ihm die unsäglichsten Dinge an den Kopf zu werfen und jetzt verhalte ich mich wie ein junges Mädchen vor seinem ersten Mal. "Ich dich auch nicht, Joey." raunt er mir heiser zu und mein kleiner Wheeler ist nun alles andere als klein. Und scheinbar scheint er auch das Denken für mich zu übernehmen, denn meine Hand fängt an sich vorzutasten und liegt im nächsten Augenblick auch schon in seinem Schritt, wo sich ziemlich deutlich abzeichnet, dass er ebenso erregt ist wie ich. Während seine Zunge meine weiterhin umkreist und sich ein letztes Fünkchen meines rationalen Verstandes eingestehen muss, dass er bei diesem Duell sichtlich die Oberhand hat, beginne ich wie ferngesteuert damit seine Erregung durch den Stoff zu massieren, auch wenn ich nicht wirklich weiß was ich da eigentlich tue. Aber scheinbar gefällt es ihm, denn er stöhnt kaum merklich auf und drängt sich noch ein Stück enger an mich. Ich bin nicht sicher was dann genau als Nächstes passiert, ich fühle mich wie in einem Rauschzustand. Seto´s Hemd wandert auf den Boden und er stöhnt kurz auf als ich seinen Verband streife, hört aber nicht damit auf mich zu küssen. Der störende Stoff wird scheinbar wie von selbst weniger und ich stocke einen Augenblick als ich Seto Kaiba zum ersten Mal wirklich nackt sehe. Auf seinen Wangen zeichnet sich verlegene Röte ab als sein Blick meine nicht zu übersehende Erregung streift und ich hoffe inständig, dass Ishizu nicht jeden Moment anrückt, um seinen Verband zu wechseln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)