Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 76: Der Nebel lichtet sich ---------------------------------- Merci mal wieder für eure lieben Kommi´s und Sorry, dass ich euch augenblicklich so warten lasse. Ich hoffe wirklich, dass ich bald wieder mehr Zeit für´s Schreiben haben werde. Wünsche euch weiterhin viel Spass und ein schönes Wochenende! Ich starre Seto entgeistert an und brauche einen Moment, um das was er gerade gesagt hat zu begreifen. Sein Teint ist noch blasser geworden als er es üblicherweise ohnehin schon ist und auch aus seinen Lippen ist sämtliche Farbe gewichen. Er erinnert sich also an John Armstrong. Mein Herzschlag hat sich beschleunigt wie mir plötzlich auffällt und ich halte gebannt die Luft an. Obgleich ich ihn fragen will, was das zu bedeuten hat, an was genau oder besser gesagt an wen genau, er sich erinnert, bin ich unfähig mich zu rühren und kann ihn nur ansehen. Ich ahne, dass diese Erinnerung etwas zu bedeuten hat. Vielleicht ist sie sogar der Schlüssel zu all dem was mit ihm geschieht und seiner Miene nach zu urteilen, denkt er genauso. "Seto." vernehme ich Mokuba´s Stimme und aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass auch der Kleine blass geworden ist. Sein Bruder rührt sich nicht als er ihn anspricht. Er sieht weiterhin mich an und irgendwie habe ich das Gefühl, dass er durch mich hindurch sieht. "Wer war bei ihm?" will Mokuba mit bebender Stimme wissen, doch Seto rührt sich nicht und gerade als ich es dem Kleinen gleich tun will und mich ebenfalls anschicke diese, vielleicht alles entscheidende Frage zu stellen, höre ich ein leises Stöhnen. "Master...Kaiba." Seto´s Blick löst sich von mir und wandert blitzschnell zu seinem Assistenten, der langsam die Augen öffnet. Jetzt erst fällt mir auf, dass der ehemalige Firmenchef noch immer Roland´s Hand hält. "Roland." Seine Stimme spiegelt all die Sorge wieder, die ich schon die ganze Zeit unter der emotionslosen Maske sehen konnte und sie versetzt mir einen Stich. Würde Mokuba da liegen oder ich, Seto würde sich nicht besorgter anhören. Dessen bin ich mir sicher. Der sonst so stoische Assistent dreht seinem Herrn leicht den Kopf zu und sein Blick trifft den von Seto. "Es...tut...mir...leid..." Roland´s Stimme ist nur ein Flüstern und ich muss genau hinhören, um zu verstehen was er sagt. "Geht..es... Ist... Master...Mokuba..." "Mokuba geht es gut. Er ist in Sicherheit." vernehme ich Seto´s ruhige Stimme und habe fast den Eindruck, dass der Assistent erleichtert aufatmet. "Und sie werden auch bald wieder auf den Beinen sein." höre ich meinen Freund sagen. "Sie waren wie immer..." Seto schluckt und ich vermute, dass er nach den richtigen Worten sucht oder vielmehr nach Worten, die nicht verraten, dass er aufgewühlt ist. Wie immer scheint er darum bemüht, die Fassung zu bewahren, dabei weiß jeder hier im Raum, dass er sich Sorgen macht, dass er vorhin noch Angst um Roland hatte. Ich habe es ihm deutlich angesehen als Odion und Mokuba uns von dem Angriff berichteten und auch als er seinen Blut überströmten Assistenten sah. Für einen Moment bekam seine Maske Risse, so tiefe Risse, dass er nicht zu verbergen vermochte, was in ihm vorging. Roland´s Lider flattern leicht und für einen Moment schließt er auch wieder die Augen. Dunkel nehme ich wahr, dass Seto seine Hand drückt und ich glaube, wenn keiner von uns anderen anwesend wäre, würde er jetzt auch etwas zu ihm sagen. Etwas, von persönlicherer Natur. Selbst jetzt habe ich den Eindruck, dass er mit sich ringt. Und als würde sein Bruder die Situation genauso begreifen wie ich, löst er sich von mir und macht einen Schritt auf die Beiden zu. "Sie haben mir eine Heidenangst eingejagt, Roland." höre ich Mokuba sagen. Er schnieft kurz. "Sie können uns doch nicht alleine lassen." Unwillkürlich muss ich lächeln und ein seltsames Gefühl beschleicht mich. Für einen Moment betrachte ich fasziniert und irgendwie gerührt, das Bild der beiden Brüder, die sich mehr oder weniger über ihren Angestellten beugen, der im Grunde doch so viel mehr für sie ist. Roland ist ein Teil ihrer Familie. Ein Freund. Vielleicht sogar mehr. Sowohl für Seto als auch für Mokuba und das was der ältere Kaiba nicht auszusprechen vermag, fasst der Jüngere in naiv-süße Worte. Und natürlich versteht Roland beides nur zu gut. Selbst in seinem jetztigen Zustand. Dessen bin ich mir sicher. Er öffnet langsam wieder die Augen und bedenkt Mokuba mit einem liebevollen Blick. "Natürlich, Sir." haucht der Verwundete und ich kann nicht umhin, den Mann zu bewundern. Einmal abgesehen davon, dass er nicht nur schon seit Jahren, Kaiba´s Launen über sich ergehen lässt, was - wie ich selbst nur zu gut weiß - alles andere als leicht ist, er versteht seine Schützlinge auch, vielleicht besser als jeder andere, einschließlich meiner Wenigkeit. Und er ist bereit jederzeit alles für die Beiden zu tun. Das hat er bislang mehr als einmal unter Beweis gestellt. Wirklich zu schade, dass ich ihn nicht in Aktion erleben konnte. Das hätte ich zu gerne gesehen. Mokuba´s Schilderung sprach zwar für sich, aber einen Roland, der in Wolverine-Manier mit einem Riesen kämpft... Noch während ich darüber nachdenke, fallen mir Seto´s Worte wieder ein. "Seto?" hebe ich vorsichtig an und er wendet mir den Kopf zu. Scheinbar vermag er es in meinem Gesicht zu lesen, denn er nickt leicht und wendet sich dann noch einmal Roland zu. "Kommen sie schnell wieder auf die Beine, Roland." höre ich ihn sagen und erneut drückt er kurz die Hand seines Assistenten. Dann löst er sich von ihm und deutet Mokuba an, seinen Platz einzunehmen, was der Kleine auch umgehend tut. Der Arzt scheint inzwischen seine Arbeit getan zu haben und unterhält sich auf arabisch mit Ishizu. Seto tritt zu ihnen und wechselt ebenfalls ein paar Worte auf arabisch mit den Beiden, dann deutet er mir an, ihm zu folgen. "Wo sind Bakura und die anderen?" will er wissen, was mich nicht wirklich überrascht. Ich zucke mit den Schultern. "Bakura wollte zu Alister und Duke... ich glaube, er ist bei Marik." erwidere ich und er scheint einen Moment zu überlegen. Einen Moment steht er unschlüssig da, doch innerhalb von ein paar Sekunden trifft er wohl eine Entscheidung und schreitet in Richtung seines Zimmers. Ich folge ihm wortlos und erst als die Tür hinter mir ins Schloss fällt, frage ich das was mir eigentlich schon die ganze Zeit auf der Zunge liegt: "Was hast du damit gemeint, er war nicht allein?" Seto antwortet nicht gleich. Er geht zu dem kleinen Beistelltisch und greift sich eine seiner Zigaretten und ich warte bis er sie sich angezündet hat. Dann blickt er sich um und ich bin nicht sicher, aber ich habe den Eindruck, dass er was sucht, jedoch nicht findet. Schließlich wendet er sich mir zu und mir fällt auf, dass seine Miene noch immer mehr als ernst ist. Erwartungsvoll sehe ich ihn an. "Ich weiß nicht, wer der Typ war, der bei ihm war. Er war mir nicht bekannt und er hat ihn mir auch nicht vorgestellt." beantwortet er endlich meine Frage und zieht dann an seiner Zigarette. "Aber du denkst, dass diese Begegnung etwas mit dieser ganzen Geschichte zu tun hat?" äußere ich meine Vermutung und er nickt. "Ja, das denke ich." bestätigt er meine Schlussfolgerung. "Und auch wenn es kleinerlei Indiz dafür gibt, ich vermute, dass sein Begleiter von damals Grey war." Obgleich ich bereits bei seiner Äußerung vorhin zu einem ähnlichen Schluss gekommen bin, überrascht mich seine Aussage dennoch. "Diese Begegnung war reiner Zufall." fährt Seto mit seiner Erzählung fort und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit vermag ich seinen Gesichtsausdruck nicht wirklich zu deuten. "Natürlich wäre es möglich, dass er mich dort abgepasst hat, aber das glaube ich nicht. Wenn ich mich recht erinnere, dann war er überrascht mich zu sehen, sogar ein wenig... pikiert." Er hält kurz inne, inhaltiert und scheint sichtlich bemüht, sich an jede Einzelheit zu erinnern. "Ja, er wirkte überrascht. Ich denke daher nicht, dass er mit meinem Erscheinen gerechnet hat und es wäre auch eher unwahrscheinlich, dass er wissen konnte, dass ich an diesem Seminar teilnehmen würde." Ich nicke leicht und lasse mich in einem der Sessel nieder, während er im Zimmer auf und ab geht. Ich weiß nicht warum, aber genau wie er, glaube ich, dass diese Begegnung wirklich etwas mit der ganzen Sache zu tun hat. Ich könnte nicht sagen, warum ich das denke, aber ich bin mir dessen fast sicher. "Was wollte er von dir?" frage ich nach als er nicht weiterredet und sehe, dass seine Schultern sich unwillkürlich straffen. Mit einem Mal wirkt er steif und verkrampft und ich vermute, dass diese Reaktion mit dem zusammenhängt, was John Armstrong an diesem Tag von ihm wollte. Und mit Gozaburo Kaiba. Seinem Adoptivvater. Unwillkürlich muss ich an etwas denken, dass mein Vater mir gleich zu Beginn der ganzen Sache gesagt hat. Damals als ich den ersten Bericht über Mokuba und Seto in der Zeitung gelesen habe. "Die Vergangenheit, Joey, holt einen immer wieder ein. Man kann ihr nicht entfliehen und sie nicht hinter sich lassen. Besonders nicht, wenn es noch Dinge gibt, die nicht abgeschlossen wurden. Früher oder später kommt alles zurück." Jack´s Worte waren auf Seto bezogen. Auf Seto und mich und er hatte Recht behalten. Doch man kann sie auch auf Kaiba beziehen. Seine Vergangenheit hat ihn eingeholt, auch wenn ich augenblicklich nicht wirklich weiß, was das zu bedeuten hat. Aber ich habe eine Ahnung und ich denke, er ebenfalls und auch wenn es für ihn sicherlich schmerzlich werden dürfte, sich mit all dem wieder auseinandersetzen zu müssen, vielleicht hilft es uns weiter und wir können diese Sache endlich beenden. Ich hoffe es. Obgleich ich darauf brenne, zu erfahren, was es mit dieser Begegnung nun auf sich hat, widerstehe ich dem Wunsch, nachzuhaken oder ihn zu drängen. Er scheint ohnehin in Gedanken versunken und seine Züge sind wieder zu dieser ausdruckslosen Maske geworden, dass ich fast sicher bin, dass er an Gozaburo Kaiba denkt. Der Mann, der im Grunde den Schlüssel zu all dem hier darstellt und erneut fällt mir ein, was Mokuba mir irgendwann gesagt hat, dass er sich wünschte, sie wären nie zu dem Industriemagnaten gekommen. "Ich habe ihn nicht auf Anhieb erkannt." nimmt Seto schließlich seine Erzählung wieder auf und seine Stimme klingt vollkommen emotionslos und nüchtern als würde er beiläufig ein Referat halten. Sein Tonfall steht in totalem Kontrast zu der Art wie er eben noch mit Roland geredet hat und unwillkürlich muss ich schaudern. "Als er mit seinen Eltern in der Villa war, waren wir nur kurz miteinander bekannt gemacht worden. Danach wurde ich wieder zum lernen auf mein Zimmer geschickt." Ich beobachte ihn, wie er mit einer grazilen Geste, die Zigarette ausdrückt ehe er fortfährt: "Er begrüßte mich freundlich. Typisch Amerikaner. Sein Begleiter hielt sich abseits." Ich nicke und spüre, dass mein Herz wieder schneller zu schlagen beginnt. Meine Kehle ist trocken und ich wünschte, ich hätte einen Drink, doch ich will ihn keinesfalls unterbrechen, also rühre ich mich nicht und warte geduldig. "Wir tauschten ein paar Höflichkeitsfloskeln aus und eigentlich war für mich die Unterhaltung damit auch beendet, doch dann fragte er mich, ob er kurz unter vier Augen mit mir reden könne, was mich natürlich überraschte, da ich mir keinerlei Reim darauf machen konnte, welchen Grund er für solch eine Anfrage habe könne." Seto greift erneut nach seinen Zigaretten und obgleich seine Hände mehr als ruhig sind, spüre ich seine Anspannung. "Ich willigte ein und er gab seinem Begleiter ein Zeichen, dann gingen wir ein paar Schritte und..." Er hält kurz inne, zieht an seiner Zigarette und ich habe nicht die geringste Ahnung worauf das hier hinauslaufen wird, geschweige denn warum er so angespannt sein könnte. Liegt es daran, dass er hinter John´s Begleiter Grey vermutet? Seine nächsten Worte überraschen mich und ich sehe ihn verständnislos an. "Er wollte meine Hilfe." Ich blinzele. "Deine Hilfe?" frage ich irritiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)