Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 85: Unbehagen (Duke) ---------------------------- „Duke??“ Tristan´s Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Ich schiebe das Head-set beiseite und wende mich meinem alten Freund zu, der sich fragend zu mir rüber beugt. „Was denkst du sollen wir jetzt tun?“ will der Brünette wissen und mein Blick wandert kurz zu Rebecca, die neben mir sitzt. Die Miene des Mädchens verrät nichts, doch ich weiß, dass sie gerade das Gleiche gehört hat wie ich und sie sich ebenso der Bedeutung der gehörten Worte bewusst ist. Und auch dessen, was danach geschehen ist. Ich höre wie Tristan etwas ungehalten erneut meinen Namen sagt und reiße mich von Rebecca´s Anblick los. Tristan sieht mich erwartungsvoll an und auch Valon scheint auf Instruktionen zu warten. Ich bin nicht sicher was ich sagen soll, ob es eine gute Idee ist, Tristan, Valon und auch Fukada in das eben gehörte einzuweihen. Unschlüssig sehe ich von einem zum anderen als ich Rebecca´s ruhige Stimme vernehme. „Ryou ist nicht im Haus.“ erklärt sie schlicht. „Folglich können wir hier auch nicht viel tun.“ Ich sehe sie einen Moment abschätzend an, dann nicke ich zustimmend. „Es gibt nichts, dass wir tun könnten.“ sage ich an Tristan gewandt, der missbilligend den Mund verzieht. „Also ist diese ganze Aktion hier vollkommen umsonst? Was für eine Pleite. Und jetzt?“ Er seufzt und ich kann ihm den Frust, der in seiner Stimme mitschwingt nicht verdenken. Genau wie ich, wie wir alle, macht auch er sich Sorgen um unseren Freund und ich vermute, dass ihm die Hilflosigkeit unserer Lage ebenso zu schaffen macht wie mir. Tristan war schon immer ein Mann der Tat, keiner der lange die Hände in den Schoß legen konnte. Doch genau dazu sind wir augenblicklich verdammt wie es scheint. „Was will der Typ denn nun von Bakura?“ meldet sich nun Valon zu Wort und ich schlucke hart. Sofort sind Kura´s Worte wieder in meinem Kopf. Ich nehme an, ich soll Wheeler ausschalten. Und im Gegenzug lassen sie Ryou wieder frei, korrekt?" Der Tonfall des Diebes war lässig, dennoch weiß ich, dass dieser Umstand nicht viel zu bedeuten hat. Ich kenne Bakura zu gut, um mich von dem äußeren Schein täuschen zu lassen. Was mich allerdings beunruhigt, ist die Tatsache, dass ich mit meiner Vermutung Recht hatte. Joey ist Greys nächstes Ziel und Bakura soll die Drecksarbeit für ihn erledigen. Es ist genauso wie ich es geahnt habe, auch wenn ich nicht wirklich weiß, was mich zu diesem Gedanken veranlasste. Undwillkürlich muss ich daran denken, dass wir beide, Kura und ich, Grey unterschätzt haben. Törrichterweise sind wir davon ausgegangen, dass Grey uns zu Ryou führen würde und insgeheim hatte ich die Hoffnung, dass dem auch der Fall sein würde. Denn nun, vor diese Wahl gestellt, mit keinerlei Aussicht darauf, den Kleinen alleine befreien zu können... Ich schüttele leicht den Kopf. Verflucht, diese Entwicklung ist alles andere als gut. Und ich vermute, dass es auch kein gutes Zeichen ist, dass wir nach Greys Ausspruch, „Quid pro quo“, nichts mehr von den Beiden gehört haben, wofür es nur einen einzigen Grund geben kann. Bakura hat die Verbindung unterbrochen. Schließlich gab es keinerlei Anzeichen, dass dieser Umstand mit Grey zusammenhängt. Nur ein leises Klicken in der Leitung und die Verbindung war unterbrochen. Doch das wissen bislang nur Rebecca und ich. Insgeheim frage ich mich, warum sie es den anderen gegenüber nicht erwähnt und auch, warum sie ihnen die letzten Worte verschweigt, die wir vernommen haben. „Was will dieser Typ denn nun?“ wiederholt Valon seine Frage und ich überlege fieberhaft was ich erwidern soll. Aus irgendeinem Grund, der mir nicht einmal selbst bewusst ist, vermag ich es nicht, die Wahrheit zu sagen. Valon und Tristan mögen keine wirklichen Freunde von Kaiba sein, aber sie sind immerhin hier um zu helfen, auch wenn sie es sicherlich mehr für Ryou tun. Wenn ich ihnen sage, was Grey von Bakura will... Ich bin nicht sicher wie sie reagieren würden. Tristan traut Kura ohnehin nicht weit, wie es sich bei Valon verhält weiß ich nicht und was Fukada anbelangt... Fuck, ich habe keinerlei Ahnung was ich tun soll. Und die Tatsache, dass ich nichts mehr von Bakura höre, beunruhigt mich zusätzlich. Warum hat er die Verbindung unterbrochen? Ich bin nicht sicher was ich davon halten soll, was es zu bedeuten hat. Natürlich bin ich mir des Offensichtlichen bewusst und wenn ich den anderen davon erzählen würde... Ich wette, ich weiß wie das Ganze in ihren Augen aussehen würde. Beiläufig nehme ich wahr, dass ich damit angefangen habe auf meiner Unterlippe zu kauen und auch, dass meine Freunde immer noch auf eine Antwort warten. „Um ehrlich zu sein...“ beginne ich ohne genau zu wissen was ich sagen soll, doch da fällt Rebecca mir ins Wort. „Bakura hat die Aktion abgebrochen. Er meint, wir sollen uns zurückziehen.“ erklärt sie in einem solch nüchternen, ruhigen Ton, den ich ihr nie zugetraut hätte und zum ersten Mal muss ich das Mädchen genauer mustern. Sie ist bei Leibe nicht mehr die kleine Göre als die ich sie kennengelernt habe. Genau genommen ist sie inzwischen eine junge Frau. Eine sehr effiziente, junge Frau, wie ich heute feststellen konnte. Ähnlich wie Alister scheint sie mit ihrem Laptop verwachsen zu sein. Bakura zu orten schien eine Kleinigkeit für sie zu sein. Tea hat wirklich nicht untertrieben. Ich würde sogar behaupten, dass die Kleine doch ein Computercrack ist. Ihr Blick streift kurz meinen und ich spüre wie ich leicht fragend die Stirn runzele, sage jedoch nichts. Im nächsten Augenblick höre ich Valon auch aufstöhnen und Tristan meint: „Toll, also alles umsonst. Wirklich klasse.“ Er lässt sich zurück in seinen Sitz fallen und ich nicke stumm. „Scheint so.“ stimme ich zu und bin insgeheim erleichtert, dass die Beiden Rebecca´s Worte so einfach schlucken. „Na, dann fahren wir zurück zu Tea.“ höre ich Tristan sagen und ich nicke. „Wird wohl das Beste sein.“ Ohne dass noch einer von uns etwas sagen muss, startet Fukada auch schon den Motor und wir entfernen uns von dem Haus, in dem sich der Feind nach wie vor befindet. Er und auch Bakura. Etwas unsicher blicke ich zurück zu dem Haus als wir bereits die Straße verlassen und frage mich was nun tatsächlich als nächstes passieren wird. Greys Ansage war deutlich. Ryou befindet sich an einem anderen Ort und ihn zu bedrohen würde zu nichts führen. Der Kerl scheint sich sehr gut abgesichert zu haben und in Hinblick auf Ryou glaube ich kaum, dass Bakura es riskieren würde, diesen Verrückten anzugreifen. Somit sind Kura die Hände gebunden und ich bin sicher, dass ihn das ganz und gar nicht behagt. Doch die eigentliche Frage ist eine andere... Was wird der Dieb nun tun? Ich weiß, dass er alles tun würde, um Ryou zu befreien. Gleichgültig was. „Gleichgültig was.“ echot es in meinem Kopf und ich spüre wie sich mein Magen zusammen zieht. Grey hat gesagt, was er tun müsse, um den Kleinen zu befreien. Joey für Ryou – ein perfider Gedanke über den ich gar nicht erst nachdenken will. Und noch weniger will ich daran denken, was nun in Bakura vorgehen mag. Ich weiß nur zu gut, dass er keinerlei Probleme damit hat jemanden zu beseitigen. Ein Menschenleben bedeutet dem Dieb nicht sehr viel. Zumindest keines, dass ihm wichtig ist und was Joey anbelangt... Aber nein. Kura mag seine eigenen moralischen Grundsätze haben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er ernsthaft in Erwägung ziehen würde, Joey... Trotzdem behagt mir das Ganze nicht. Wenn ich nur mit Kura reden könnte... Die Fahrt zu Tea legen wir schweigend zurück. Ich wüsste allerdings auch nicht was ich sagen sollte und vermute, dass es den anderen ähnlich geht. Ich bin erleichtert als wir endlich ankommen und ich aus dem Wagen aussteigen kann. Ich schätze, Tea und Yugi warten bereits auf Nachricht. Während Tristan und Valon bereits auf das Haus zu steuern, packt Rebecca mich am Arm. Ich sehe sie fragend an und verstehe ihre stumme Bitte sofort. Ich trete ein Stück zur Seite und sie folgt mir langsam. Tea hat die Tür bereits geöffnet, wie ich aus dem Augenwinkel wahrnehme. Ich winke ihr kurz zu und hoffe, dass sie mein Zeichen richtig deutet. Für einen Moment sieht sie sowohl mich als auch Rebecca etwas irritiert an, verschwindet dann jedoch hinter Valon, Tristan und Fukada wieder im Haus. Ich wende mich nun Rebecca zu, deren wachsame Augen mich hinter ihrer Brille aufmerksam mustern. „Warum hast du nichts gesagt?“ will ich wissen. Sie scheint einen Moment nachzudenken und ich sehe sie erwartungsvoll an. Mit einer fast schon grazilen Geste rückt sie dann ihre Brille zurecht und erklärt mir mit einem merkwürdig nüchternen Tonfall, der mich instinktiv an Kaiba erinnert: „Ich wollte die anderen nicht beunruhigen.“ Ich nicke obgleich ich nicht wirklich verstehe. Sicher, ich hatte einen ähnlichen Beweggrund, aber dennoch erklärt das ihr Verhalten nicht ganz. Als könne sie meine Gedanken lesen, seufzt sie leicht ungehalten und fährt ruhig fort: „Augenblicklich gibt es nichts, dass wir tun können, abgesehen davon, Joey und Kaiba vorzuwarnen, sofern du es als notwendig erachten solltest.“ Sie macht eine kurze Pause und fixiert mich für einen Moment eingehend. „ Ansonsten bleibt uns nichts anderes übrig als auf Bakura zu warten.“ Einen Augenblick sehe ich sie überrascht an. Natürlich hat sie Recht. Mit jedem Wort. Dennoch überrascht es mich solch eine Aussage aus ihrem Mund zu hören und erneut muss ich mir ins Gedächtnis rufen, dass sie nicht mehr die kleine Göre ist, die mir einmal so auf die Nerven ging. Ich nicke. „Ich glaube nicht, dass wir die Beiden warnen müssen.“ sage ich schließlich. Sie nickt. „Wie du meinst.“ befindet sie und ich bin nicht sicher was ich davon halten soll, frage jedoch nicht weiter nach. Ihre Miene verrät nicht was in ihr vorgehen mag oder warum sie ausgerechnet mir diese Entscheidung überlässt. Vermutlich, weil ich Kura´s Freund bin und den Dieb am Besten kenne. Eine andere Erklärung finde ich nicht. „Was willst du nun zu unternehmen?“ will sie wissen und erneut kann ich nicht anders als sie überrascht anzusehen. Ich zucke unwillkürlich mit den Schultern. „Ehrlich gesagt, ich habe keinen Plan.“ gebe ich unumwunden zu. „Ich hoffe, dass Bakura sich meldet...“ Sie nickt leicht, dann legt sich wieder ihre Stirn in Falten und ich frage mich, was sie wohl denken mag. Einen Moment herrscht Schweigen, dann höre ich sie sagen: „Gut, hoffen wir, dass er sich meldet. Für den Fall, dass er es nicht tut, können wir ihn immer noch versuchen, ihn zu orten.“ Ich nicke zustimmend und muss zugeben, dass der Plan gut ist. Nun, einen anderen haben wir auch nicht. Ohne ein weiteres Wort wendet sie mir den Rücken zu und bewegt sich in Richtung Haus. Ich folge ihr langsam und versuche dabei das ungute Gefühl zu verdrängen, dass beharrlich versucht an die Oberfläche zu gelangen. „Herrje, Duke, Kura würde Joey nie etwas tun.“ rufe ich mir ins Gedächtnis und versuche mich damit selbst zu beruhigen. Es mag ja sein, dass der Dieb nicht sonderlich gut auf Joey zu sprechen ist, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er soweit gehen würde, sich auf Greys Erpressung einzulassen. Nein, ich traue Kura zwar eine Menge zu, aber das sicherlich nicht. Zudem würde er dem Feind damit in die Hände spielen und das alleine kommt für ihn schon nicht in Frage. Und dann ist da auch noch Kaiba... Trotzdem hoffe ich, dass der Weißhaarige sich bald bei mir meldet. „Hey!“ grüße ich Yugi und Tea als ich mich hinter Rebecca im Wohnzimmer einfinde und ihren Gesichtern entnehme ich, dass Tristan es schon unternommen hat, sie über unsere Pleite in Kenntnis zu setzen. Tea sieht mich einen Moment abschätzend an und ich glaube, dass ihr Blick auch für einen Augenblick Rebecca streift. Unwillkürlich muss ich grinsen. Oh, ich kann mir gut vorstellen, was in ihrem Kopf vorgeht. Typisch Tea. Ich vermute, ich darf mich auf einige Fragen gefasst machen, wenn die anderen gegangen sind. „Dann heißt es jetzt wohl warten bis Bakura sich meldet.“ höre ich Yugi sagen und nicke automatisch. Der Kleine seufzt leise, doch in seinen Augen sehe ich wieder diese unerschütterliche Zuversicht, die nur Yugi Muto an den Tag legen kann. „Wer will etwas trinken?“ ruft Tea in die Runde, doch meine Gedanken trifften bereits wieder ab. Wie zum Teufel ist es möglich, dass Grey von Bakura´s Gefühlen für Kaiba weiß? Ich würde die Hand dafür ins Feuer legen, dass Kura mit niemandem außer mir darüber gesprochen hat. Und selbst bei mir gegenüber war der Dieb mehr als kurz angebunden was dieses Thema anbelangt. Wie also kommt dieser Typ auf die Idee, dass er Interesse an Kaiba hat? Ich weiß zwar, dass ich selbst Kura gegenüber diese Möglichkeit angesprochen habe, aber das war nur eine spontane Eingebung, nichts weiter und der Dieb hielt es für unmöglich. Entweder ist dieser Grey ein psychologisches Genie oder unglaublich gut informiert. „Gin Tonic.“ höre ich eine Stimme neben mir und werde jäh ins Hier und Jetzt zurück gerissen. Jemand hält mir ein Glas hin. Ich greife automatisch danach und Tea meint: „Du siehst aus als könntest du einen gebrauchen.“ Dankbar nicke ich ihr zu. „Immer noch die fürsorgliche Oberglucke, was?“ Ich zwinkere ihr grinsend zu und ernte sogleich einen leichten Schlag gegen meinen Oberarm. „Hüte deine Zunge, Duke Devlin!“ ermahnt sie mich, aber ich lache nur und nippe an meinem Glas. „Meint ihr, wir sollten Kaiba Bescheid geben?“ fragt Tristan in die Runde und sein Blick wandert unwillkürlich zu mir. Ich zögere. Dann schüttele ich den Kopf. „Wozu? Wir haben ihm nicht wirklich etwas zu sagen.“ entgegne ich und bemühe mich gelassener zu klingen als ich mich augenblicklich fühle. Er nickt nachdenklich, verzieht dann jedoch leicht den Mund. „Das heißt also, wir müssen uns auf Bakura verlassen.“ stellt er fest. „Toll.“ Zu meiner Überraschung ist es Yugi, der etwas erwidert. „Kaiba verlässt sich auch auf ihn.“ gibt der Kleine zu bedenken und Tea nickt. „Er mag sein wie er will, aber er würde Ryou nie im Stich lassen.“ stimmt sie ihm zu und ich nippe erneut an meinem Glas. „Dieser Grey scheint auf jeden Fall noch verrückter zu sein als Bakura.“ meint Tristan nach kurzem Schweigen und beiläufig nehme ich wahr, dass von seiner Aussage ausgehend eine leichte Diskussion entbrennt, doch ich höre nicht wirklich zu als mein Handy in meiner Tasche anfängt zu vibrieren. Mein Herzschlag beschleunigt sich schlagartig und ich muss das Glas abstellen, um nichts auf Tea´s guten Teppich zu verschütten. Meine Finger zittern leicht als ich das Telefon aus meiner Tasche fische. Eine Kurzmitteilung. Von Bakura. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)