A Mental Mess von fukuyama ================================================================================ Kapitel 1: Rebellion = Tannenbaum? ---------------------------------- „Temari, es gibt da etwas, mit dem du dich beschäftigen müsstest.“ Ich hasse es, wenn mein Bruder das sagt. Verbunden mit seinem typischen emotionslosen Gesichtsausdruck (ehrlich gesagt glaube ich, dass er einfach zu faul ist, seine Gesichtsmuskeln zu bewegen) und dem untypischen Funkeln seiner grünen Augen bedeutet dieser Satz meistens jede Menge Arbeit, einen nahen Nervenzusammenbruch meinerseits und das äußerste Ausmaß an Spaß auf Gaaras Seiten. Mir ist zwar klar, dass mit meiner Position als Verwalterin der oberen Hälfte des Dritten Rings eine gewaltige Verantwortung einher geht – schließlich hausen dort nur die Snobs der höllischen Gesellschaft, mit denen der gewöhnliche Höllenbewohner nicht gerade gerne umgeht, weil sie einfach furchtbar anstrengend sind. Allerdings könnte Gaara den einen oder anderen Fall auch gut selbst in die Hand nehmen. Zum Beispiel vor einem halben Jahr, als dieser eine Irre meinte, er müsste unbedingt mit einer Pflanze auf dem Kopf rumrennen und andere Leute fressen… was natürlich selbst hier verboten ist. Und wer muss ihm die Sache ausreden und wie Rumpelstilzchen zwischen den zuschnappenden Pflanzenteilen rumhüpfen, die sich auf einen saftigen Hintern freuen? Kein Wunder, dass Gaara immer dann gerade zufällig frei hat, wenn er kurz zuvor mich mit einer höchst „verantwortungsvollen“ Aufgabe betraut hat. Kleine Brüder sind echt schlimm. Leider half mir auch diese Erkenntnis wenig weiter, als ich missmutig durch den feinen Sand stapfte, den der Bekloppte meiner Träume im Atrium seiner römisch wirkenden Villa zentimeterdick auf dem Boden verteilt hatte, um das „sonnige Flair“ in seine Mauern zu holen. Dieser Idiot sollte sich besser ein Zelt im Neunten Ring aufbauen und die Einsamkeit der Wüste genießen, davon hätten wir beide mehr. „HIDAN!“, grollte ich und schlug – zugegebenermaßen ein wenig gewalttätig – gegen die Tür am Ende der Säulenhalle, die daraufhin in den Angeln erzitterte. „Beweg deinen verdammten Hintern schleunigst mal hierher, du Idiot!“ Vollkommene Stille folgte meinen Worten, nur eine leichte Brise wehte über den in der Hitze des späten Nachmittags brutzelnden Hof und bewegte mich dazu, die Augen mit meiner rechten Hand abzuschirmen, damit kein Sand hinein geriet. Was dachte sich dieser Blödmann eigentlich? Konnte der seine seltsamen Ideen nicht irgendwann kriegen, wenn Kankuro statt meiner Wenigkeit Schicht hatte? Oder sich wenigstens geschickt genug anstellen, dass Gaara davon nichts zu Ohren kam? Manche Leute waren schon ziemlich blöd… Grummelnd wandte ich meinen Blick wieder der bronzefarbenen Tür vor mir zu und registrierte, dass sie sich immer noch nicht bewegt hatte. „HIDAN, mach endlich auf oder ich trete deine Tür ein!“ Das war durchaus keine leere Drohung, denn einige Leute in diesem Distrikt konnten ein Lied davon singen, wie sich eingetretene Türen und Fenster auf ihre Privatsphäre und ihren Geldbeutel auswirkten – nicht, dass letzteres für die Anwohner hier ein Problem dargestellt hätte. Noch immer rührte sich nichts. Okay, gut so. Meistens war ich nach einer kleinen Gewalttätigkeit gleich viel ausgeglichener und freundlicher zu meinen, hm, Schutzbefohlenen. Voller Vorfreude drehte ich mich leicht seitwärts und zog das linke Bein an den Körper, bereit, die tatsächlich geschmackvoll verzierte Tür mit größter Freude dem Erdboden gleichzumachen… – da öffnete sie sich und im Türrahmen erschien der Grund meiner derzeitigen Verärgerung, eingehüllt in eine der merkwürdigsten Garderoben, die ich je an ihm gesehen hatte und mit einem geradezu liebenswürdigen Lächeln im Gesicht: „Oh, einen wunderschönen guten Tag, Großwesir Temari! Das ist ja verfuckt reizend, dass Ihr mir heute einen Besuch abstattet! Und so verdammt unerwartet!“ Hätte ich nur eine Prise weniger Selbstbeherrschung besessen, wäre ich vermutlich auf der Stelle umgekippt… Stattdessen beschränkte ich mich darauf, mich zu verschlucken und in der Folge einen gigantischen Hustenanfall zu erleiden, sodass mir die Augen tränten und ich mich am Türrahmen abstützen musste, wenn ich nicht zu Boden gehen wollte. Nun, immerhin lenkte es mich von meinem wahrgewordenen Alptraum ab: Hidan auf Drogen. Nachdem ich mich einigermaßen wieder unter Kontrolle und meinen Anfall überwunden hatte, beschloss ich jedoch, mich auch dieser Gefahr zu stellen, stütze beide Hände in die Hüften, streifte den inzwischen entspannt im Türrahmen herumlungernden Hidan mit meinem patentierten Bösen Blick und fragte ein winziges bisschen sauer: „Was sollte das denn gerade? Willst du mich früh ins Grab bringen oder was geht sonst in deinem verwinkelten und absolut undurchschaubaren Gehirn vor sich? Und überhaupt: Wie siehst du eigentlich aus?!“ Vollkommen unbeeindruckt inspizierte mein Gegenüber total un-klischeehaft seine Fingernägel und entgegnete gelangweilt: „Ach was, ich wollte nur dein dummes Gesicht sehen. Es ist ja immer so furchtbar witzig, wenn du zu Besuch kommst.“ Sein Gesichtsausdruck und meine Erinnerung sprachen Bände. „Und was meine wunderbare Garderobe angeht“ – an dieser Stelle drehte er sich einmal selbstverherrlichend um sich selbst – „so ist dies die verdammt krasse Nachahmung eines judäischen Hirtengewands!“ Na klar. „Ein Baströckchen und ein nahezu durchsichtiges braunes Kapuzenmäntelchen?“ Hidan winkte übertrieben seufzend ab. „Na gut, dann ist es eben ein bisschen krass ägyptisch geworden. Das tut dem ganzen auch keinen verdammten Abbruch, immerhin waren die Juden da auch mal.“ Daraufhin konnte ich nicht anders, als mir theatralisch an den Kopf zu fassen: „Und was haben die Juden dir getan, dass du schändlicher Weise versuchst, ihre Landestracht nachzumachen und sie durch deine Person besudelst?“ Nun verschränkte auch mein Gegenüber die Arme und schaute leicht misstrauisch auf mich herab – zu meiner großen Schande muss ich nämlich eingestehen, dass der gute Hidan (dass ich nicht lache!) fast einen Kopf größer ist als ich – und fragte mich hochgezogener Augenbraue: „Großwesir, du bist doch nicht etwa hier, weil im Dritten nun doch eine Kleiderordnung eingeführt wurde? Ihr Bürokratenheinis werdet wirklich immer himmlischer!“ „Pff, als ob du das beurteilen könntest! Dich haben sie sicher nicht mal auf Sichtweite an das große Tor rangelassen! Und überhaupt – natürlich wird hier keine Kleiderordnung eingeführt, das wäre ja noch schöner!“ „Also das bezweifele ich.“ Dieser Typ trieb mich wirklich an den Rand der Selbstbeherrschung. Eines schönen, gar nicht so weit entfernten Tages würde ich ihm noch mal einen hübschen Kinnhaken verpassen. Von wegen Schutzbefohlene und so. Bla bla. „Idiot, das war ironisch gemeint!“ Hidan grinste mich nur an. Und dann standen wir rum. Die Sonne funkelte fröhlich am Himmel, der Sand unter meinen Füßen knirschte leise, Hidan und ich starrten uns an und Stille breitete sich aus. Wunderbar. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sich keiner von uns bewegt hatte, fragte mein silberhaariges Gegenüber dann schließlich etwas irritiert: „Sag mal, Kleine, du hast doch nicht wirklich irgendein Anliegen, oder?“ „Ne, Idiot, ich steh einfach drauf, mir die Füße vor deiner – leider noch intakten – Tür platt zu stehen und dich mit meinen Blicken auszuziehen, weißte?“ „Ach verdammt!“, sagte Hidan und schlug sich die flache Hand vor die Stirn, „Ich wusste es! Schließlich sehen wir uns – Jashin sei Dank! – so selten, dass du diese Gelegenheit natürlich nutzen musst, meinen göttlichen Körper zu bewundern.“ Meine Fingerknöchel knackten bedenklich und fast so, als würden sie sich für einen ultimativen Kinnhaken bereit machen. „Was ich doch für ein Schauspiel bin: diese Muskeln, diese glänzende Haut, dieses feingeschnittene Gesicht, diese Männlichkeit…!“ Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich keinerlei Verantwortung für das Folgende übernehme und dass mein Körper auf wundersame Weise ganz von allein sich anspannte, ausholte und Hidan leider, leider von meiner geballten Faust in den Magen getroffen wurde. Ich bin schrecklich betroffen über diesen Vorfall. „Ruhe jetzt, Idiot! Von deinem Getratsche bekommt man ja Kopfschmerzen! Ich habe zwei gesunde Brüder und brauche sicher nicht dich, um zu wissen, was männlich ist!“ An dieser Stelle hoffte ich einfach mal, dass der Idiot meine Brüder bisher nur aus der Ferne gesehen hatte, denn damit stand und fiel meine Argumentation. „Noch dazu vergeudest du meine Zeit mit deiner Streitlustigkeit, denn ich wurde von Gaara geschickt – nur, dass du’s weißt!“ Damit stieg ich mit gerümpfter Nase über den Idioten, der es sich auf dem Boden sichtlich bequem gemacht hatte, schritt durch das kleine Vorzimmer und riss schwungvoll die nächste Tür auf. Mich traf der Schlag. I’m dreaming of a white, white Christmas day! I hear the bells from far away, Now I am waiting here for you, Baby, it’s Christmas! Ich stolperte zwei Schritte zurück und stolperte über dem immer noch am Boden rumlümmelnden Hidan, was auch mich in seine Ebene verbannte. Mit geweiteten Augen starrte ich ihn an: „Was beim allerhöchsten Teufel Yami ist denn hier los?!“ Hidan grinste so breit, dass ich zu einem anderen Zeitpunkt sicher darum besorgt gewesen wäre, dass sein Kopf sich spalten würde: „Na, das sieht man doch wohl: Ich feiere Weihnachten!“ Allerdings, das sah man! Obwohl ich nicht viel von diesem irdischen – naja, wohl auch himmlischen – Brauch verstand, war es wirklich offensichtlich. Nicht nur die in gewaltiger Lautstärke aus dem Raum dröhnende, mit harmonischen Glockenschlägen hinterlegte fröhlich-festliche Musik mit eindeutigem Text ließ darauf schließen, auch die überall im Raum verteilten Mistelzweige, mit Schleifen verkleideten Strümpfe und der Tannenbaum ließen keinen Zweifel aufkommen: Hidan feierte Weihnachten. Und ich hatte wirklich gedacht, Gaara hätte sich diesmal einen Scherz erlaubt. Ich war eindeutig zu naiv für dieses Kaliber von Bekloppt. Aus meinem kurzzeitigen Delirium wurde ich erst durch ein unterdrücktes, leicht boshaft klingendes Glucksen geweckt, dass meine Laune von Nicht Vorhanden ganz schnell wieder zu Säuerlich schnellen ließ. Ich rutschte wieder von Hidan herunter, auf dem ich quer zum Liegen gekommen war, setzte mich auf und erklärte mit einem gefährlichen Flackern in den Augen: „Du hast jetzt fünf Minuten Zeit, mir zu erklären, was genau hier vor sich geht und wie du auf die absurde und nicht wirklich den höllischen Benimm-Regeln entsprechende Idee gekommen bist, Weihnachten zu feiern. Ich warte!“ Mein Gegenüber setzte sich grinsend auf und erhob sich dann – ohne mir seine Hilfe anzubieten, was mich über die Maßen ärgerte, weil ich dieses Angebot gerne ausgeschlagen hätte. So aber blieb mir nichts anderes übrig, als ebenfalls wieder aufzustehen und dem ägyptisch-jüdischer-Hirte-Cosplayer in den anschließenden, offensichtlich zum Weihnachtszimmer erkorenen Raum zu folgen, wo dieser hinter dem mittig platzierten Weihnachtsbaum (nun, im Moment noch ein Tannenbaum mit wenig fortgeschrittener Dekoration – die selbige fand sich zu meinen Füßen) in seiner Küchenzeile verschwand. Hello friend, it’s me again, I just called to tell you: Even though I miss you so, I’ve been thinking of you. Die helle und sanfte Frauenstimme verursachte mir Kopfschmerzen und die Wutader auf meiner Stirn, die auch bei akuter Verwirrtheit und offensichtlich aus der Realität der Dinge geratenen Situationen gerne auftrat, pochte heftig vor meinem inneren Auge. „What the hell, Hidan?! Ich dachte, Gaara hätte den ersten Witz des Jahres gemacht, als er sagte, du würdest ernsthaft versuchen zu weihnachten! Was ist mit dir passiert? Seit wann bist du gläubiger Christ?!“ Hidan erschien wieder vor der Theke, die seine Küche von dem weitläufigen, auf einer Seite mit Fenstern begrenzten und mit hellem Laminat („Da geht das Blut besser raus.“) ausgelegten Raum trennte. In den Händen trug er zwei Becher, von denen er mir einen in die Hand drückte: „Trink erst mal ein bisschen Kinderpunsch, Kleine, dann schmücken wir den Weihnachtsbaum fertig und wenn du erst mal richtig in Stimmung gekommen bist, können wir auch Weihnachten diskutieren.“ „Richtig in Stimmung gekommen? Ich glaub, du spinnst! Ich bin sowas von in Stimmung, wir diskutieren die Sache sofort! – Und hör auf, mich „Kleine“ zu nennen!“ Sauer funkelte ich Hidan an. Selbst, wenn es die Wahrheit war, hieß das noch lange nicht, dass man mich so nennen durfte! Der Punsch roch aber wirklich gut… Nur dass Hidan ihn in Händen gehabt hatte. Das erledigte das Problem dann wohl. Selbiger verdrehte gerade die Augen und antwortete auf meine, eh, freundliche Bitte: „Wie du wünschst, o Winzige!“ „Idiot.“ Ich beschloss, das Thema nicht weiter zu vertiefen. Schließlich wusste ich – zumindest meistens und wenn meine Brüder nicht involviert waren – was gut für meine geistige Gesundheit war. „Also, wie ist das jetzt mit dem Christentum? Du weißt schon, dass es ein bisschen bescheuert ist, den Sohn eines Gottes anzubeten, der offiziell unser Feind ist? Und Christen hier unten allgemein für ein bisschen zurückgeblieben und blöd gehalten werden? Und Moment mal – hattest du nicht irgendeinen anderen Gott, den du anbetest?“ Tatsächlich deutete mein Lieblingsbekloppter (natürlich weil man sich am meisten freut, wenn man mit ihm fertig ist) grinsend auf seine Brust, wo ein silberner Anhänger mit irgendeinem Symbol baumelte, dessen Name mir gelegentlich entfiel, zum Beispiel jetzt. „Jashin. Aber der ist nicht irgendein Gott, Kleine, er ist verdammt noch mal der Gott. – Hältst du bitte mal die roten Kugeln?“ Noch bevor ich Nein sagen konnte, hatte ich auch schon in der Linken einen Pappkarton mit roten Christbaumkugeln und gleich darauf wurde mir der Punschbecher aus der Hand genommen und durch eine Schachtel mit weißen, gehäkelten Engelchen ersetzt. Schon der Blick darauf löste bei mir ein unwillkürliches Grinsen aus: als ich einmal auf diplomatischer Mission im Himmel gewesen war, da… aber das ist ja eine andere Geschichte. There are people in loneliness, girl Waiting for a helping hand There’s no mountain that’s high enough Heaven will send me. Hidan klaubte sich einen Engel aus der Schachtel, benutzte ihn als Mikrofon und gab eine äußerst überzeugende emotionale Show, indem er mit vollem Körpereinsatz jede Zeile des Liedes in eine Aktion übertrug und dabei herzzerreißend (von meinen Trommelfellen ganz zu schweigen) den Text zum Besten gab. Dummerweise brachte mich das beinahe zum Lachen. Die Absurdität des Ganzen schien mich langsam einzuholen. Wenn ich nicht gut aufpasste, würde ich auch gleich das Singen anfangen. Der sonst so sarkastische und absolut hochmütige Teufel (mit dem ich schon die ein oder andere Erfahrung gemacht hatte) ließ sich grinsend von mir eine Kugel nach der anderen, einen Engel nach dem nächsten reichen und hängte sie allesamt in die grüne Tanne, die langsam die Farben eines Weihnachtsbaums annahm und mir recht exotisch vorkam… „Hidan, wo hast du eigentlich im Dritten Ring eine Tanne aufgetrieben?“ „Oh, das war tatsächlich recht umständlich – in Sibirien?“ „Idiot.“ Mehr gab es dazu wirklich nicht zu sagen! Welcher anständige Teufel reiste schon zur Erde? Um einen Tannenbaum illegal abzuholzen?! „Also, wozu sagtest du, war das ganze Trauerspiel noch mal gedacht?“ „Ich sagte gar nichts, danke der Nachfrage. Aber eigentlich müsste das ja auch so klar sein, Kleine. Denk doch mal nach! Was ist an uns Teufeln besonders im Gegensatz zu den langweiligen Himmelsbewohnern?“ „Eh, unser Kleiderschrank ist bunter?“ Hidan verdrehte die Augen und holte sich einen Stuhl von dem abseits an der Wand stehenden Tisch. War ja klar, dass der mein Argument nicht ganz einleuchtend fand: schließlich hatte der Kerl ja gar keinen Kleiderschrank. Seine Klamotten passten wahrscheinlich in einen Schuhkarton! Okay, dann eben anders: „Schon klar, du meinst unser Modebewusstsein im philosophischen Sinne und die hochgepriesene Innovation, nicht wahr, Idiot? Okay, das schließt den Kleiderschrank natürlich ein.“ „Genau! – Gib mir doch mal eben den Stern da drüben, der muss auf die Spitze. – Und in was äußern sich Innovationsbewusstsein und Wille zum Wandel meistens zuerst?“ Skeptisch hob ich den riesigen und gnadenlos kitschigen goldenen Stern vom Boden auf und hielt ihn Hidan mit zweifelnd hochgezogener Braue entgegen. Vollkommen unüberraschend nahm der den Stern beherzt entgegen und steckte ihn schwungvoll auf die Spitze des Tannenbaums, die sich daraufhin gefährlich nach links neigte. Klar, ich würde auch nicht zwei Kilo Metall auf dem Hals haben wollen, wenn der den Durchmesser von zwei Zentimetern hätte. „In was sich der Wandlungswille äußert? Keine Ahnung, in der Literatur, würde ich sagen. Wenn die Gedanken den Menschen bewusst werden und sie diese zu Papier bringen. Willst du jetzt etwa das Dichten anfangen? Bitte nicht!“ Schon die Vorstellung in meinem Kopf war schrecklich, wie würde erst das Original aussehen! „Aber klar doch, wenn ich mir dich damit vom Hals halten kann?“ Auf meinen total entsetzten Blick fügte er hinzu: „Das wäre vielleicht wirklich einen Gedanken wert. Obwohl ich mich damit ja bei Pegasus beliebt machen würde… also keine Panik!“ In Gedanken an den ebenfalls silberhaarigen Mann erschauderten wir in seltenem Einklang. „Aber jetzt zurück zum Thema: Worin sich der Wandel äußert, ist die Rebellion gegen das Kollektiv, Kleine, die Rebellion!“ Dabei grinste er mich verschwörerisch an. Und mir wurde einiges klar: „Ach das ist es, was du hier treibst! Rebellion gegen das Kollektiv?“ „Klar“, Hidan kam wieder von seinem hohen Stuhl herunter, was ich nur begrüßen konnte, schließlich macht es überhaupt keinen Spaß, ständig zu jemandem hochzugucken, den man am liebsten in den Boden stampfen möchte. „Es ist mal wieder ein erstklassiger Beweis für meine Genialität, dass ich als erster darauf gekommen bin. Und wenn du dich daran störst, ist es wohl der eindeutige Hinweis, dass du zu dem starren Kollektiv gehörst, das die Langeweile und Ordnung fördert. Außerdem macht dieses Weihnachtsfest irre Spaß! Alles glitzert und funkelt und bei den ganzen sentimentalen Liedern wird man ganz rührselig im Kopf – wie du daran erkennen kannst, dass ich dich nicht rausschmeiße, sondern dir Kinderpunsch und Weihnachtsbaumschmücken anbiete. Viva la Navidad!“ Angesichts seines höchst zufriedenen Gesichtsausdrucks und der funkelnden Augen konnte ich nicht anders als mir an die Stirn zu fassen. „Es lebe Weihnachten! Das ist wohl das Dümmste, was ich jemals gehört habe – kein Wunder, dass es von dir kommt! Aber weißt du was? Damit kannst du mich nicht ködern!“ Entschieden nickend stützte ich die Hände in die Hüften und fügte mich grinsend und mit einem Augenzwinkern in mein Schicksal, „Gib mir einfach das Lametta und lass uns dieses Ding zum Leuchten bringen.“ Hidan grinste zurück und warf mir (sicherlich nicht aus Versehen) die Packung an den Kopf. „Gut, dass du das sagst! Ich glaube, ich habe hier auch irgendwo Kerzen…“ Damit verschwanden er und sein ägyptisch-judäisches Baströckchen im Nebenzimmer und ich begann schon mal damit, die glitzernden Fäden aus der Verpackung zu ziehen. Wenn Gaara wüsste, was ich hier trieb, würde ihn eindeutig der Schlag treffen! Weihnachten feiern, also wirklich… We can spread a smile of joy Throw your arms around the world At Christmas time! Gaara, dessen geheimste aller Freuden das Beobachten seiner Schwester auf „verantwortungsvollen“ Missionen war und dessen Lieblingsmissionen Hidan beinhalteten, wäre vor Schreck fast von dem Baum gefallen, auf dem er es sich bequem gemacht hatte. Falls seine Schwester ihm durch diese Aktion hatte sagen wollen, wo ihr Privatleben anfing, hatte sie das eindeutig geschafft. Er würde Tage brauchen, um diese Bilder des Schreckens aus seinen Erinnerungen auszuradieren! Na danke auch. Große Schwestern waren echt schlimm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)