Draco im Wandel der Gefühle von Shileyn_Nea (Harry x Draco) ================================================================================ Kapitel 9: Unerwartetes ----------------------- Montag. Mittagspause. Ich hatte keinen Hunger. Pansy und Blaise hatte ich gesagt sie sollten mich alleine lassen und so saß ich nun hier auf dem Innenhof der Schule und versuchte mich zu entspannen, doch ich hatte nicht einmal in Ansätzen Erfolg. Immer und immer wieder musste ich an Samstagabend, oder besser gesagt Samstagnacht, denken. Potter. Ich hatte ihn dort liegen lassen. War er gestern Morgen an derselben Stelle aufgewacht? Und wenn ja, konnte er sich dann an unser Zusammensein erinnern? Derartige Fragen ließen mir keine Ruhe, so sehr ich vermeiden wollte auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden. Eigentlich sollte mich das überhaupt nicht interessieren. Warum also konnte ich diese Fragen in meinem Kopf nicht abstellen? Es war lästig und machte mich krank. Gestern war ich alles und jedem erfolgreich aus dem Weg gegangen, indem ich nur in den aller nötigsten Situationen den Gemeinschaftsraum verlassen hatte. Und das hatte bei mir gar nicht bedeutet. Ich hatte nichts gegessen und hatte auch nicht den Drang verspürt nach Draußen zu gehen. Dieses Verhalten hatte vor allem bei Blaise leichtes Misstrauen geweckt, weswegen er mich darauf angesprochen hatte, als wir alleine gewesen waren. Er hatte sogar Potter erwähnt, aber ich war stur geblieben und hatte versucht keine Emotionen oder sonstiges zu zeigen. Blaise hatte ich nicht davon überzeugen können, dass nichts mit mir los war, aber fürs Erste hatte er locker gelassen. Er sollte mich damit bloß in Ruhe lassen. Ich hatte so schon genug, was mich beschäftigte, da brauchte ich keinen, der mir ein zusätzlicher Klotz am Bein war. „... Harry?“ Was? Wer redete über ihn? Aus meinen Gedanken gerissen schaute ich mich sofort um und erblickte Finnigan, der mit einem anderen Gryffindor wahrscheinlich auf dem Weg zur großen Halle war. Ich lauschte unauffällig ihrem Gespräch. „Ja. Er soll vorgestern Nacht bewusstlos zwischen Hogsmeade und dem Schloss, etwas abseits des Sees von Hagrid gefunden worden sein. Und wenn du dir mal vorstellst wie kalt es nachts noch ist!“ „Im Ernst? Bei Merlin, wer macht denn so etwas? Das ist doch nicht normal! Wo ist er denn jetzt? Geht es ihm gut?“ „So wie ich es gehört habe, liegt er im Krankenflügel. Sie haben ihn schon durch gecheckt und lassen ihn heute auch wieder raus. Ich habe ihn noch nicht gesehen, aber ich glaube kaum, dass er sich schon wieder komplett erholt hat. Vielleicht muss er ja noch nicht zum Unterricht? Anscheinend erinnert er sich nicht einmal mehr daran, was mit ihm passiert … “ Nach diesem Satz verschwanden die beiden im Inneren des Schlosses. Hieß das etwa ihm hatte die kurze Zeit, die er draußen bewusstlos verbracht hatte, so sehr zugesetzt, dass er hatte in den Krankenflügel gebracht werden müssen? Das... War das etwa meine Schuld? Ich hatte überhaupt nicht daran gedacht, dass er dadurch zu Schaden kommen würde. Aber wenn ich es gewusst hätte, was hätte ich dann getan? Hätte ich ihn mitgenommen? Hätte ich Hilfe geholt? Aaah! Es fing schon wieder an. Ich stellte mir Fragen über Fragen. Wann sollte das ein Ende haben? Ich war genervt, verwirrt, fühlte mich schuldig. Meine Füße führten mich beinahe selbstständig aus dem Schlossgelände auf die Ländereien Richtung See. Jetzt, da so gut wie alle beim Mittagessen waren, war es hier ruhig und der See bot einen schönen Anblick, so wie die Sonnenstrahlen seine himmelblaue Oberfläche zum glitzern brachten. Ich ging am Ufer entlang und versuchte mich auf die Umgebung zu konzentrieren. Nur noch eine Schulwoche, dann wäre ich vorerst von Potter und vor allem meinen nervenden Gedanken erlöst. Die Osterferien waren genau das, was ich gerade brauchte. * * * Donnerstag. Die Tage vergingen schnell. Ich besuchte Unterrichtsstunde für Unterrichtsstunde, aber rein gar nichts blieb bei mir hängen. Pansy und Baise waren in letzter Zeit echt seltsam drauf. Ständig tuschelten sie und gingen ohne mich in den Pausen und nach dem Unterricht weg, sodass ich sie nicht wiederfand. Was auch immer die beiden mir verheimlichten, ich hatte absolut keinen Kopf dazu mir Gedanken darüber zu machen. Es war mir sogar lieber, dass ich nicht wusste worum es ging und ich war ebenso froh darüber, dass ich mir nicht die Mühe machen musste sie wegzuschicken, um alleine sein zu können. Alles, was mich momentan beschäftigte, war Potter. Ich hatte es auch nach den vergangenen Tagen nicht schaffen können an etwas anderes zu denken, außer ihn. Ständig plagten mich Schuldgefühle, die sich um ein hundertfaches zu verschlimmern schienen, wenn ich ihm über den Weg lief. Er sah fertig aus, wich meinen Blicken aus und ich konnte mich nicht mehr daran erinnern wann ich ihn das letzte mal hatte lächeln sehen. Nicht einmal wenn er mit seinen Freunden unterwegs war. Und ich fragte mich jedes Mal, ob er wirklich nicht mehr wusste, was vorgefallen war, oder ob er mich einfach nur in Schutz nahm. Doch wieso sollte er so etwas tun? Ich kannte die Antwort nicht. Auf keine meiner Fragen. Ich war mir inzwischen auch nicht mehr wirklich sicher, ob das, was ich durch 'Legilimens' gesehen hatte, auch wirklich geschehen war. Es war einfach so absurd, dass ich es mir nicht vorstellen konnte. Und es könnte auch möglich sein, dass es nur Hirngespinste Potters waren, die ich gesehen hatte. Er hatte ja unter etwas stärkerem Alkoholeinfluss gestanden und dabei war es doch gar nicht mal so abwegig, dass das der Fall war. Ich musste das alles irgendwie wieder ordnen. Was wirklich geschehen war und was nicht. Und der einzige, der mir die Antworten liefern konnte, die ich brauchte, war wohl Potter. Es blieb mir letzten Endes wohl nichts mehr übrig, als ihm entgegen zu treten und all das zu klären. Bald. * * * Samstag. Die versammelte Schülerschaft wartete am Bahnhof von Hogsmeade, um in den bereits stehenden Hogwarts Express einsteigen und in die Ferien fahren zu können, und ich war mittendrin. Heute war es soweit. Ich schaute suchend durch die Menge, um ihn zu finden. Rot. Rot. Rot. Wo waren bloß diese dämlichen Gryffindors? Ah, gefunden! Und dort stand er. Nichtsahnend. Es war nicht mehr viel Zeit und es war dringend nötig das noch zu Ende zu bringen, bevor die Ferien beginnen würden. Ansonsten hätte ich ein Problem. Wahrscheinlich würde mich mein Kopf dann gar nicht mehr in Frieden lassen. Also ging ich ohne Pansy und Blaise vorzuwarnen, die sowieso in ein Gespräch vertieft waren, dem ich nicht folgen konnte, auf den Gryffindor zu. Ich quetschte und drängelte mich zwischen den Leuten her und bekam dafür auch mal Beschimpfungen hinterher gerufen, die mich nicht im geringsten interessierten. Bei dem Gesuchten angekommen trat ich vor ihn und bekam auf der Stelle einen blöden Kommentar von dessen rothaarigen Klette: „Was willst du denn hier, Malfoy? Bist wohl auf Streit aus, was? Den kannst du haben!“ Dieser Idiot musste sich natürlich wieder aufspielen. Wie ich ihn hasste. „Du...“, setzte ich an, wurde jedoch gleich von Potter unterbrochen. „Lass gut sein, Ron.“, hielt er leise mit schwach erscheinender Stimme das Wiesel zurück. „Hast du hier irgendetwas verloren, Malfoy?“ Potter schaute mich an und ich erschrak bei dem Ausdruck, der in seinem Gesicht lag. Er sah so müde aus. Und war da etwa Traurigkeit, die ich erkannte? Ich fing mich schnell wieder, um auf seine Frage zu antworten. „Ich habe etwas mit dir zu besprechen, Potter. Aber das geht niemanden etwas an. Komm mit.“ Der Angesprochene murmelte kurz etwas zu seinen Freunden und folgte mir dann wort- und widerstandslos. Wir entfernten und so weit von den anderen, dass wir außer deren Sichtweite waren. Nun standen wir voreinander und seltsamerweise wusste ich nicht, wie ich anfangen sollte. „Es geht um Freitagnacht.“ Augenblicklich fuhr Potter zusammen. „Und Samstagabend.“ Plötzlich schnellte sein Kopf hoch und er sah mich direkt an, wo er den Augenkontakt zu mir vorher doch weitgehend gemieden hatte. „Du weißt etwas über Samstagabend?“ Ich musste es ihm sagen. Nur wie? "Es ist so, dass... " „Wem gehört das Gepäck hier!?“, hörte ich jemanden über den Bahnsteig rufen und da fiel mir wieder ein, dass der Hogwarts Express wahrscheinlich jeden Augenblick abfahren würde. Ich packte Potter nur noch an seinem Ärmel und rannte ihn hinter mir her schleifend auf den Zug zu. Er schien noch nicht ganz zu verstehen, was los war. „Mr Malfoy, Mr Potter! Was bummeln Sie denn so? Beeilen Sie sich, oder wir fahren ohne Sie beide los!", ermahnte uns nun ein Professor, dessen Namen mir gerade nicht einfallen wollte und der in einer Tür des Zugs stand. „Mach schnell!“, sagte ich hastig zu Potter und schubste ihn in Richtung seines Gepäckstücks. Ich eilte zu meinen eigenen Koffer und Taschen, schnappte mir diese, machte kehrt und steuerte geradewegs die hoffentlich noch nicht schließende Tür an, da sie die einzige war, die noch offen stand. Da hörte ich auf einmal ein Trillern. Der Zug würde jetzt abfahren! Potter war gerade am Einsteigen, jedoch war er nicht schnell genug, also sah ich mich dazu gezwungen ihn zur Eile zu verhelfen. Ich stieß ihn rein, sodass er hinfiel und den Professor beinahe mitriss, und zog meinen Besitz hinter mir her. Der Zug war bereits losgefahren und wurde von Sekunde zu Sekunde schneller. „Schließen Sie sofort die Tür!“, wies mich der Professor an. Ich tat was mir gesagt wurde und hielt dann vor der Tür inne. „Wo wollen Sie denn hin, Mr Potter?“ Ich drehte mich um und sah, wie Potter sich schon auf den Weg gemacht hatte durch den Zug zu gehen. „Ich wollte nur nachsehen in welcher Kabine meine Freunde sitzen.“ „Jetzt laufen Sie nicht mehr durch den Zug. Sie beide nicht.“, schaute der Professor nun zu mir herüber und fuhr fort. "Hier ist noch ein Abteil frei. Setzen Sie sich dort hinein." „Aber...“, wollte Potter protestieren, wurde jedoch sofort vom Professor unterbrochen. „Nichts aber. Sie begeben sich jetzt sofort in diesen Abteil.“ Wir beide gingen also wider Willen hinein. Ich versuchte erst gar nicht mit dem Professor zu diskutieren, denn darauf hatte ich im Moment gar keine Lust. Später, wenn er weg war, würde ich immer noch genügend Zeit haben Pansy und Blaise suchen zu gehen. „Ich wünsche Ihnen noch eine angenehme Fahrt.“ Mit diesen Worten schloss der Professor die Tür und Potter und ich waren alleine. „So, Potter. Ich wollte noch etwas von dir wissen.“, sagte ich, während ich mein Gepäck verstaute. Er blieb still und nun ging ich auf ihn zu. Als ich gerade weiter reden wollte, fing der Zug an zu rattern und zu wackeln. Ich schwankte auf meinen Beinen weiter nach vorne, um irgendwo Halt zu finden, stolperte aber über etwas und landete. Warum hatte ich mir nirgendwo weh getan? Vor Schreck hatte ich meine Augen zusammengekniffen, die ich jetzt wieder öffnete. Wo war Potter denn jetzt hin? Darauf hörte ich ein kurzes Stöhnen unter mir und bemerkte erst jetzt, dass ich auf ihn gefallen war! Ich schaute ihn an und war ihm so nah, dass mir warm wurde. Augenblicklich entfernte ich mich von ihm und wich auf die andere Seite des Abteils. Hatte das ausgerechnet jetzt passieren müssen? Ich hatte auf ihm gelegen! Ich hatte seine Wärme richtig unter mir spüren können! Er fühlte sich muskulöser an, als er aussah. Aber es hatte sich irgendwie gut angefühlt... „Malfoy.“ „Was?“ „Wegen Samstagabend... Weißt du da etwas?“, fragte er ziemlich leise und war das etwa Unsicherheit? „Das tue ich, aber zuerst will ich, dass du mir erzählst, was du Freitagabend gemacht hast.“, forderte ich mit fester Stimme. Und schon wieder zuckte er zusammen, als ich diesen Zeitpunkt erwähnte. Vielleicht stimmte ja doch, was ich gesehen hatte? „Warum?“, sprach er das Wort langsam aus. „Hm?“ „Warum willst du, dass ich es wiederhole? Du weißt doch ganz genau, was passiert ist. Wieso zwingst du mich dazu es noch einmal aussprechen zu müssen?“, fragte er mit einem Unterton, der darauf schließen ließ, dass er es ernst meinte. „Du hast mich also wirklich geküsst?“ „Was bringt es dir so zu tun als wüsstest du nichts von all dem?“, regte er sich über mich auf. „Hör auf so laut zu werden und beantworte einfach meine Frage! Was ist daran, verdammt noch mal, so schwer?“ „Ja ich habe dich geküsst! Bist du jetzt zufrieden oder soll ich es nochmal wiederholen?!“ Man war dieser Typ anstrengend. Nicht mal eine Antwort in einem vernünftigen Ton konnte man erwarten! Aber er hatte mich also wirklich geküsst? Ich konnte mich nicht einmal an den kleinsten Teil erinnern. Und wieder stellte ich mir die Frage: Wie es wohl gewesen war? Es war weniger Verlangen als bloße Neugier, die mich diese Frage stellen ließ, da ich eine Erfahrung, so schlimm diese auch gewesen war, gemacht hatte, von der ich nichts in Erinnerung hatte. „Zeig mir, wie es war.“ Potter brauchte einen Moment, um zu reagieren. „Was soll ich?“ „Du sollst mir zeigen, wie du mich geküsst hast.“ Ich glaubte immer noch nicht so recht, dass das geschehen war. Ich meine es war doch wirklich seltsam, dass nur Potter sich daran zu erinnern schien. Vielleicht hatte er gerade seinen Spaß daran, dass ich ihm seine Geschichte abkaufte, die er mir eintrichtern wollte. Also wenn das der Fall sein sollte, müsste er jetzt nicht dazu in der Lage sein mich zu küssen, da er mich auch an dem Abend nicht geküsst hatte. Und genau das wollte ich nun testen. „Du willst, dass ich dich küsse?“, fragte er ungläubig und vorsichtig. „Na wenn du nicht willst.“ Ich zuckte mit meinen Schultern. Da hatte ich meine Antwort. Der Kuss war nie geschehen. Also hatte er mir doch eine Lüge aufbinden wollen. Jedoch fragte ich mich nun, was stattdessen … Plötzlich stand Potter auf. Was sollte das denn werden? Er wollte es nicht wirklich so aussehen lassen, als würde er mich küssen wollen, nur um seine Show weiter zu führen und mich seine Lüge glauben zu lassen oder? Wie weit er wohl dafür gehen würde? Wollen wir doch mal sehen. Nun kam er auf mich zu und bleib direkt vor mir stehen. Sekundenlang passierte nichts und ich dachte das wäre es schon gewesen, aber dann setzte er sich wieder in Gang, stützte sich mit einem Arm an der Wand hinter mit ab, duckte sich zu mir herunter und …! Was, wie …? Es wurde so warm und ehe ich es realisieren konnte lag Potters Mund auf meinem. Er strich mit seiner Zunge über meine Lippen und ohne richtig kontrollieren zu können, was ich da tat, öffnete ich meinen Mund und fing ebenfalls an mit meiner Zunge in den Mund meines Gegenüber zu dringen. Hormone machten sich schlagartig in meinem Körper breit und mir wurde immer heißer. Ich umklammerte mit dem einen Arm nun seinen Nacken und mit dem anderen seine Taille und zog ihn zu mir herunter. Ich presste ihn auf den Sitz, wendete mich ihm weiter zu, schlang meine Beine um ihn, sodass ich breitbeinig auf ihm saß, und ließ nicht einmal von seinen Lippen ab. Mein Verlangen nach mehr wurde immer größer und so wuchs auch die Gier in mir. Unser Zungenkuss wurde immer heftiger und meine Hände waren vollkommen in seinen Haaren vergraben. Seine Hände hingegen strichen über meine Arme, meinen Rücken, meinen Nacken. Und, bei Merlin, es fühlte sich verdammt gut an. Auf einmal unterbrach er den Kuss und wisperte mir in mein Ohr: „Draco. Draco, du bist unglaublich.“ Dann widmete er sich meinem Hals, liebkoste ihn. Ein tiefes Stöhnen entwich mir aus meiner Kehle. „Potter ...“, keuchte ich. Er hörte auf und schaute mich mit lustverschleierten und wunderschön grün funkelnden Augen an. „Nein, nenn mich bei meinem Vornamen. Bitte.“ „Harry. Harry. Harry.“, wiederholte ich seinen Namen immer wieder. Dieses Gefühl seinen Vornamen auszusprechen war so neu und jedes mal durchfuhr mich etwas, das sich wie ein leichter Stromschlag anfühlte. Überall kribbelte es und an den Stellen, an denen Harry meine Haut berührte, brannte diese, jedoch nicht im negativen Sinne. Keiner von uns sehnte sich ein Ende herbei, also fuhren wir unbeirrt fort. Ich dachte nicht an später, an morgen oder an mögliche Flogen. In diesem Augenblick lebte ich einzig und allein für den Moment. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)