Geld ist aller Laster Anfang von Hotepneith (Lord Sesshoumarus 17. Fall) ================================================================================ Kapitel 4: Die Aussagen der Angestellten ---------------------------------------- Sakura berichtete dem Inu no Taishou, wie sie es gewohnt war, möglichst wörtlich über das Gespräch mit Akina. Nur bei dem Ausdruck „das Hündchen“, den die Dame für Kobayashi verwendet hatte, zögerte sie etwas, erkannte dann jedoch erleichtert, dass der Herr aller Hunde das wohl für zu unwichtig hielt, um sich auch nur zu ärgern. Alsa sie geendet hatte, meinte er: „Setze dich dort zur Tür hin. - Die nächsten Gespräche wirst du mitanhören, um Lord Sesshoumaru Bericht erstatten zu können. Soweit ich weiß, ist er bereits auf dem Rückweg.“ Oh je. Das kam dabei heraus, wenn man im Ruf stand ein gutes Gedächnis zu haben. Ohne Zweifel würde Seine Lordschaft von ihr die gesamten Gespräche wörtlich verlangen. Aber ihr war klar, dass sie gehorchen musste und kniete sich neben der Tür nieder. Zu ihrer Überraschung kam ihr Lehrer, verneigte sich höflich vor dem Schloßherrn, ehe er sich neben ihr niederließ. Der Inu no Taishou erkundigte sich unverzüglich: „Neigi, war Takana bei dir in Behandlung?“ „Nein, Herr.“ Der Heiler klang etwas überrascht. „Sowohl seine Frau als auch sein bester Freund sagen aus, dass er nicht in der Lage gewesen sei, seinen ehelichen Pflichten nachzukommen und darum sie beide ermuntert hätte, für Nachwuchs zu sorgen.“ „Das mag durchaus der Fall sein, wenn es sich nicht um eine Schutzbehauptung der beiden handelt, mein Herr. Aber auch wenn es nicht an einer vorübergehenden Krankheit lag, würde er es wohl vorziehen, darüber zu schweigen, selbst einem Heiler gegenüber.“ „Eine Kriegsverletzung, vielleicht?“ „Möglich, es war jedoch bei der Untersuchung des Toten nichts zu erkennen. Überdies: er hat ja geheiratet.“ Neigi dachte kurz nach: „Sakura?“ „Was...was meint Ihr, sensei?“ fragte sie etwas verwirrt. „Du kennst Menschen und ihre Gefühle. Wenn ein Mann heiratet, sollte er doch davon ausgehen, selbst Kinder zeugen zu können. Oder?“ „Ich vermute.“ Oh je, nutzten jetzt auch ihr Lehrer und der Herr sie als Maßstab für das Dämonen oft rätselhafte menschliche Verhalten? „Dann geschah etwas, und es ging nicht. Könnte es eine seelische Ursache haben? Ist Frau Tanaka sehr hässlich?“ „Nein, das nicht. Und sie war viel jünger als er.“ „Aber es wäre grundsätzlich möglich, dass er seinen Freund und seine Frau zusammen ließ, um so einen Erben zu bekommen.“ „Ich hörte Gerüchte, dass so etwas vorkomme, aber ich weiß es nicht.“ Sie konnte ja schlecht Behauptungen aufstellen. Sie war doch noch recht jung und wusste viel nicht. Der Herr der Hunde hob etwas die Hand: „Danke, Neigi. Sakura bleibt einstweilen hier, später, wenn Lord Sesshoumaru eingetroffen ist, soll sie zu ihm.“ Der alte Heiler nickte nur. Das hatte er bereits erwartet. Mit einer weiteren Verneigung verließ er schweigend den Raum. Als nächster kam Rafu Matsumura, der Schreiber Tokuwas. Sakura betrachtete den schlanken Mann Mitte der Dreißig etwas neugierig, hatte ihn Akina doch als unheimlich beschrieben. Nun, so schlimm sah er ihres Erachtens nicht aus. Lange, schwarze Haare, dunkle Augen, erkannte sie, ehe er sich geschmeidig vor dem Hundefürsten niederkniete und sich verneigte. „Du kannst dir vorstellen, was ich von dir will?“ „Ja, Herr.“ „Du darfst dich etwas aufrichten. - Was geschah gestern in der Vermögensverwaltung und dann später.“ „Zunächst war alles wie immer, Herr. Ich arbeitete bei Herrn Tokuwa, nun, wir beide arbeiteten. Es ist meine Aufgabe, Kreditanträge zu prüfen, gegebenenfalls noch Bürgen oder derartiges zu verlangen und die fertigen Akten ihm dann vorzulegen.“ Zunächst war alles wie immer. Das war eine sachliche Aussage, aus der sich nur ein Schluss ziehen ließ: „Wann geschah etwas Ungewöhnliches?“ „Es war schon relativ spät am Nachmittag, als Herr Tanaka herüberkam. Das geschah manchmal, wenn er eine neue Reise ankündigte oder auch aus anderen Gründen Herrn Tokuwa sagte, dass er nun weggehe. Diesmal jedoch klang er...eigen? Er meinte jedenfalls, er wolle rasch ausnutzen, dass Kobayashi nicht da sei und ihm, also Herrn Tokuwa, sagen, dass er noch eine wichtige Verabredung hätte und nun gehen würde. Kobayashi ist mein Freund...gewesen und so stutzte ich etwas. Aber mich ging natürlich nichts an, wohin Herr Tanaka ging, und so arbeitete ich wie gewöhnlich weiter. Aber ich wollte nach der Arbeit mit Umeko reden. Als ich zu ihm kam, hatte er bereits den Toten gefunden und war vollkommen außer sich. Ich fing ihn auf, bis Neigi-sama kam. Später sah ich dann noch einmal nach ihm, aber er schlief sehr tief. Ich vermute, Neigi-sama gab ihm ein Beruhigungsmittel. - Eigentlich wollte ich bei ihm bleiben, aber dann beschloss ich doch in meinem eigenen Zimmer zu schlafen und erst am Morgen nach ihm zu sehen. Leider. Denn sonst wäre er wohl noch am Leben.“ „Oder ihr beide tot.“ Der Inu no Taishou war erfreut, eine sachliche Auskunft zu erhalten: „Besteht die Möglichkeit, dass etwas, an dem die beiden gearbeitet haben, der Grund für die Morde ist?“ „Das...das kann ich Euch nicht sagen, Herr. Das müsste Herr Tokuwa eher wissen, oder auch in den Akten stehen, die Euer Buchprüfer sich ansieht.“ „Wie war das Verhältnis zwischen Tanaka und Kobayashi?“ Matsumura zögerte, ehe er meinte: „Umeko war mein Freund und ich möchte nichts schlechtes über ihn sagen, aber er ist auch ermordet worden.....Nun ja. Er hatte zu Herrn Tanaka das Verhältnis eines Priesters zu seinem Gott. Er verehrte ihn bedingungslos, schwärmte ihn förmlich an. Ich vermute, dass er hoffte, auf solche Art Herrn Tanaka dazu zu bewegen, ihn zu seinem Nachfolger zu machen, nachdem dieser ja keine eigenen Kinder hatte. Aber es war wirklich schon übertrieben auffällig.“ „Wer wird jetzt wohl der Nachfolger?“ „Ich...ich vermute, dass dies Eure Sache ist, mein Herr.“ Zum einen schon, zum anderen – die Vermögensverwaltung war wohlweislich ein eigenständiges Unternehmen, auch so gedacht, um gegenüber anderen Menschen in entfernteren Gegenden nichts von einem dämonischen Besitzer erwähnen zu müssen. Wer erbte Tanakas Anteil an der Firma? Seine Witwe oder sein Freund und Partner? Das Testament müsste eigentlich in der Kanzlei liegen. Immerhin schien in der Bank alles regulär zu verlaufen – aber er wollte Myougas Bericht abwarten. Nicht, dass es doch einer oder gar mehrere Menschen gewagt hatten, ihn zu betrügen. „Was weißt du über Kato?“ „Er ist der Reisevorbereiter und -begleiter, hauptsächlich von Herrn Tanaka gewesen. Ich weiß nicht, wie das nun wird....Bislang ist Herr Tokuwa ja selten verreist.“ „Wie kam Kato mit Herrn Tanaka zurecht?“ „Das weiß ich nicht, Herr, ich arbeite ja in einem anderen Raum und sehe ihn kaum. Aber er wird sich gegenüber Herrn Tanaka sicher ordnungsgemäß benommen haben, sonst hätte ihn dieser nicht immer auf die Reisen mitgenommen.“ „Herr Tanaka gab einige Feiern für alle Mitarbeiter der Vermögensverwaltung. Du warst dabei.“ „Ja, Herr.“ „Fiel dir da etwas auf?“ Matsumaru zögerte erneut. „Nun?“ wiederholte der Inu no Taishou etwas ungeduldig. „Ich bitte um Vergebung, Herr. Es ist nur mein persönlicher Eindruck....“ „Und genau darum will ich ihn wissen.“ Hatte Sesshoumaru auch mit solchen Problemen zu kämpfen, wenn er Leute befragte? „Nun ja, Herr Tanaka unterhielt sich fast ausschließlich mit Umeko, der darüber sehr erfreut war, und überließ es seiner Frau mit Herrn Tokuwa zu reden. Ich kam mir ziemlich überflüssig vor. Nun, Kato erging es wohl nicht anders. Er saß da, betrachtete Frau Tanaka, ehe er sich dann doch zu mir setzte und wir einige Worte wechselten. Natürlich über seine Samuraivergangenheit. Es waren, mit Verlaub gesagt, recht langweilige Essen.“ „Gut. Du kannst gehen. Vielleicht hat Lord Sesshoumaru noch weitere Fragen an dich.“ „Euer Krieger bleibt bei mir?“ Das klang nach einer reinen Frage, ohne jede Emotion. „In der Tat. Ich möchte keinen weiteren Mitarbeiter der Vermögensverwaltung verlieren.“ „Danke, Herr.“ Sobald Matsumura das Zimmer verlassen hatte, wies der Inu no Taishou Sakura an, aus dem Vorzimmer Feder, Tinte und Papier zu holen, um sich Notizen zu machen. Ein wenig erleichtert, dass er einsah, auch ihrem Gedächnis könnten Grenzen gesetzt sein, befolgte sie rasch den Befehl. Der letzte Betroffene war Masa Kato, der ehemalige Samurai. Sakura fiel auf, dass er ein steifes linkes Bein hatte, sicher die Verletzung, die seine Kriegerkare beendet hatte. Er verneigte sich, ehe er sich mit unüblichem, aber sichtlich gewohnten Schwung vor dem Hundefürsten niederkniete, das verletzte Bein seitlich ausgestreckt. „Was kannst du zum Ablauf des gestrigen Tages sagen?“ „Eigentlich nichts besonderes, Herr. Ich saß in meinem Zimmer und plante die neue Reise, die Herr Tanaka antreten wollte. Er kam morgens und gab mir die entsprechenden Notizen. Wir sprachen etwas, wobei er erwähnte, dass er hoffe, dass das nicht so ein Fiasko wie mit der Goldmine werden würde.“ „Ein Fiasko?“ Der Inu no Taishou wurde hellhörig. „Oh, er wäre um ein Haar einem Betrüger auf den Leim gegangen. Zum Glück war er erfahren genug.“ „Erzähle.“ „Es war vor einem halben Jahr, da erhielt Herr Tanaka ein Angebot, sich an einer Goldmine zu beteiligen. Der Eigentümer nannte sich Akio Kawakita. Herr Tanaka ließ die mitgesandten Proben untersuchen. Es wurde bestätigt, dass es sich um goldhaltiges Gestein handeln würde, das abbauwürdig wäre. So reiste er mit mir als Schutz und Kobayashi dorthin, um sich die Mine anzusehen. Allerdings war er so vorsichtig, auch einen Gesteinskundigen mitzunehmen. Es schien alles hervorragend zu sein und Kawakita beteuerte, er wolle nur verkaufen, da er nicht genügend Geld für den Abbau habe. Es waren auch andere Kaufinteressenten anwesend. Da entdeckte der Gesteinskundige, dass es sich bei dem Gold, das man in der Mine sehen konnte, um wertloses Mineral handelte, er nannte es Katzengold. Zum Glück hatte Herr Tanaka noch keinen Vertrag unterschrieben, aber er teilte dies den anderen Kaufinteressenten natürlich mit. Kawakita kam wohl dadurch in erhebliche Schwierigkeiten. - Herr Tanaka war etwas froh, dass er die Falle noch rechtzeitig bemerkt hatte, andererseits waren wir zu viert doch mehrere Tage gereist und so waren gewisse Unkosten entstanden, die erst wieder hereingeholt werden mussten.“ Hm. „Herr Tanaka lud in letzter Zeit alle zu sich ein. Was kannst du über diese Essen erzählen?“ „Sie waren natürlich ehrenvoll...aber etwas langweilig. Herr Tanaka unterhielt sich fast ausschließlich mit Kobayashi, als ob sie nicht sowieso den gesamten Tag beisammensitzen würden. Kobayashi, der sagte ja kaum etwas anderes als: ja, Tanaka-sama....Frau Tanaka sah sich dann gezwungen, sich um Herrn Tokuwa zu kümmern, der als Partner ihres Mannes ja eigentlich der Ehrengast war. Und der hätte es sicher übel vermerkt, wenn sie ihn missachtet hätte. Er ist ja recht aufbrausend...oh, das hätte ich wohl nicht sagen dürfen.“ Davon hatte der Herr der Hunde nichts bemerkt, aber Menschen verhielten sich ihm gegenüber doch anders als untereinander: „So hast du dich mit Matsumura unterhalten.“ „Ein wenig, ja. Er...er ist nicht sehr an Waffenhandwerk oder Kämpfen interessiert.“ Leichte Verständnislosigkeit lag in seiner Stimme. „Gut. Dann kannst du einstweilen gehen. Der Dämonenkrieger bleibt bei dir, nicht zuletzt zu deinem Schutz. Wenn mein Sohn noch Fragen hat, wird er dich rufen lassen.“ ** Seine Lordschaft hat garantiert Fragen, wenn er im nächsten Kapitel nach Hause kommt... bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)