Es riecht nach Liebe von ShinPurple (Schmeckst du's?) ================================================================================ Kapitel 6: Bonus-Chapter: 60 Sekunden ------------------------------------- Watt?! Schon wieder ein Bonus-Chapter?! Jaaaa, aber das war irgendwie nötig! Dieses Mal eine kleine Flashback-Szene, die vielleicht für besseres Verständnis der gegenwärtigen Situation führt. Und ich hab nur eine Woche gebraucht! Hah! Und ich habe unbewusst das historische Präsens benutzt! Hah! @Jeschi: Jaaa.... ich und Denken.... Guter Witz! Nein Nein, ich habe mir natürlich was dabei gedacht! *lach* Wird sich noch aufklären! So wie... vieles... was ich euch noch erklären muss v.v Und das Ende war mies, aber meine Charas haben mich gezwungen! Das kam... auch für mich unerwartet, das sollte eigentlich noch nicht geschehen. *kopf schüttel* Danke für deinen lieben Kommentar! ^-^ Und nuuuu viel Spaßßßß! ________________________________ 60 Sekunden 60 Sekunden. Was bedeutet das schon? 60 Sekunden sind eine Minute. 60 Sekunden können quälend lang sein oder auch wahnsinnig schnell vergehen. 60 Sekunden, bevor der Zeiger der Uhr dir endlich das Ende des schier ewigen Schultages verkündet. 60 Sekunden, bevor die Prüfung beginnt, vor der du dich schon seit Wochen fürchtest. 60 Sekunden Herzstillstand während einer Operation. 60 Sekunden auf einer unglaublich schnellen Achterbahn. 60 Sekunden. Erwünscht oder gefürchtet. Positiv wie negativ. 60 Sekunden dauert es mit dem Bus von einer Haltestelle zur nächsten. 60 Sekunden von Deiner zu Meiner. 60 Sekunden von Meiner zu Deiner. Du steigst nach der Schule immer eine Station vor meiner Endhaltestelle ein. 60 Sekunden, die mal so quälend lang erscheinen und an anderen Tagen verfliegen. Ich gehe in die vierte Klasse. Du siehst etwa gleich alt aus. Immer wenn ich nach Hause fahre, komme ich an deiner Schule vorbei. Du steigst ein. Meistens bist du alleine, nur selten sind andere Schüler da, mit denen du dich unterhältst. Ob du nur wenige Freunde hast? Oder fahren die ganz einfach nur nicht mit dir im selben Bus mit? Ich würde es gerne wissen. Auch heute wieder 60 Sekunden. Wie immer stehe ich an der ersten Tür auf dem Platz für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer, bin an das Polster gelehnt. Du setzt dich oft nach hinten. Das ärgert mich. Dann kann ich dich gar nicht richtig ansehen. Gar nicht richtig mustern. Das wäre zu auffällig. Doch heute habe ich Glück! Vor dir sind schon viele andere von deiner Schule eingestiegen und haben sich die hinteren Plätze gesichert. Dir bleibt gar nichts anderes übrig, als im Mittelgang zu bleiben. Und jetzt! Du stehst genau vor mir! Meine Hände fangen an zu Zittern. Du bist deutlich größer als ich. Vielleicht bist du ja doch schon ein oder zwei Klassen höher als ich? Halt darüber kann ich später noch nachdenken! Was jetzt erst einmal zählst, bist du allein! Deine blonden Haare sind im Nacken kurz geschnitten, werden nach oben hin dann länger. Ich gehe etwas auf die Zehenspitzen und beuge mich in dem Gedränge unauffällig nach vorne. Nur einmal... nur einmal möchte ich kurz an dir riechen. Zu spät. Der Bus öffnet die Türen und ich muss aussteigen. Enttäuscht gehe ich an dir vorbei, passe penibel auf, dass ich dich dabei nicht aus Versehen berühre und gehe aus dem Bus. Wie oft habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, einfach weiter zu fahren, dir einfach zu folgen, doch das geht nicht. Meine Mutter ist zu Hause und würde es merken. Würde mich fragen, wo ich denn so lange war. Und anlügen konnte ich sie noch nie, mein Flunkern hatte sie bisher immer bemerkt. Der Nachmittag vergeht schnell mit Mittagessen, Hausaufgaben, Fernsehen, Lesen, Abendessen und schon liege ich wieder abends in meinem Bett. Wie so oft vor dem Einschlafen in letzter Zeit gehören meine Gedanken dir. Dir unbekannter Person. Ich kenne noch nicht einmal deinen Namen und sehne mich doch nach nichts sehnlicher, als dich endlich kennen zu lernen. Ich will wissen, wer du bist. In welche Klasse du gehst. Wo du wohnst. Ob du Geschwister hast. Ein Haustier vielleicht? Magst du Bücher auch so wie ich? Und... vor allem... wie heißt du? Hast du mich auch schon im Bus bemerkt? Oder achtest du da nicht drauf? Ich sehe dich 9 Mal in der Woche. Jeden Morgen einmal und außer Mittwochs auch jedes Mal nachdem die Schule vorbei ist. Wie lange geht das schon? Seit wann bist du mir aufgefallen? Es sind bestimmt schon über 3 Monate, seitdem du mir auffällst. Warum eigentlich? Es gab keinen bestimmten Auslöser. Eines Tages bist du mir einfach ins Blickfeld gerutscht. Deine Augen blitzten unternehmungslustig und vorwitzig in die Welt, als schienen sie jeden herausfordern zu wollen und es mit jedem aufnehmen zu können. An dem Tag musste ich Lächeln. Seit langem mal wieder richtig Lächeln. In der Schule habe ich keine Freunde. Sie mögen mich nicht. Ich weiß nicht mal, wieso. Vor allem die Älteren ärgern mich. Meine Schwester geht auch auf meine Schule, sie ist in der Dritten. Sie wird von allen gemocht. Ich weiß auch nicht, wieso. Manchmal ärgern mich dann auch die Drittklässler. Das ist erniedrigend! Es kommt mir so vor, als wäre ich die einzig kleine Person auf der Schule. Wann wachse ich endlich? Wann? Am Morgen mache ich mich schnell für die Schule fertig und packe meine Sachen ein. Ich nehme immer einen Bus später als meine Schwester. Dann muss ich mich bei meiner Schule zwar meistens beeilen und rennen, schaffe es aber trotzdem noch zum Unterricht. Meine Mutter hat mir schon oft gesagt, ich solle früher los, aber das geht nicht. Wenn ich einen Bus früher nehme, muss ich mit meiner Schwester und ihren Freundinnen zusammen fahren. Manchmal schauen sie zu mir herüber und lachen über mich oder rümpfen pikiert die Nasen und stecken wieder tuschelnd ihre Köpfe zusammen. Bis auf eine sind sie alle größer als ich... Außerdem, wenn ich nicht den späten Bus nehmen würde, würde ich ihn doch gar nicht sehen! Und ich muss ihn doch sehen! Das sind schließlich die Highlights meines Tages. Er ist immer schon im Bus, wenn ich einsteige. Ich stehe also auch heute wieder ungeduldig an der Haltestelle und warte auf den Bus. Komm schon! Ich habe doch immer nur diese 60 Sekunden, um ihn zu sehen! Endlich ist der Bus da! Ich steige schnell ein, um auch ja keine Augenblicke zu verschwenden. Meine Blicke schweifen sofort nach hinten, doch da sitzt er nicht. Leicht verwirrt gehe ich weiter und will mich auf meinen Platz stellen, doch... das geht nicht. Er ist besetzt. Er. Der Blonde. Er steht auf meinem Platz! Ich starre ihn völlig verwirrt an, wohl etwas zu lange, denn er sieht mich fragend an. Schnell unterbreche ich mein Starren und stelle mich mit klopfendem Herzen neben ihn. Meine Finger zittern und ich habe schon wieder das Gefühl, das sämtliche Personen im Bus meinen Herzschlag hören könne. Die 60 Sekunden verlaufen quälend langsam. Es ist ungewohnt, so neben ihm zu stehen. Sonst stehe ich hinter ihm oder beobachtete ihn nur aus der Ferne. Aber jetzt ist er ganz nah! Mein Körper bebt und ich würde am liebsten Schreien, als sich bei einer Bewegung des Busses unsere Arme kurz berühren. Er scheint es nicht zu bemerken, doch ich bekomme eine totale Gänsehaut und werde rot im Gesicht. Endlich hält der Bus an und er löst dich von diesem meinem Platz und steigst aus. Nun hebe ich doch wieder ruckartig den Kopf und sehe ihm hinterher. Er läuft auf einen Jungen zu. „Hey, Lukas!“ Ich erstarre schlagartig. Seine Antwort kann ich nicht mehr verstehen, denn die Türen schließen sich und der Bus fährt weiter. Lukas! Lukas! Er heißt Lukas! Ich kann es gar nicht fassen. Endlich weiß ich seinen Namen! Endlich hat das Objekt, das mich abends nicht einschlafen lässt und mich manchmal im Traum besucht einen Namen. Lukas! Den Rest der Fahrt stehe ich mit offenem Mund da und hänge meinen Tagträumen nach. Lukas. Ein schöner Name. Klingt sofort vertraut. Fast habe ich meine Bushaltestelle verpasst! Ich steige aus und renne bis zum Schulgebäude, renne die Treppen hoch. Eigentlich war diese Eile nicht nötig, aber ich habe den Drang mich zu Bewegen. Am liebsten würde ich schreiend durch die Gegend rennen. Lukas! Er heißt Lukas! Ich bekomme den Unterricht heute gar nicht richtig mit. Auch nicht die Mobbereien meiner Mitschüler. Die Reißzwecke auf meinem Stuhl werfe ich zielsicher in den Mülleimer. Als ich an der Tafel stehe und mit einer Papierkugel beschmissen werde, ziehe ich meinen Kopf im richtigen Moment zur Seite. Meine Jacke, die jemand auf den für mich unglaublich hohen Schrank geworfen hat, hole ich runter, indem ich beherzt hochspringe und es zum ersten Mal auch wirklich schaffe, ohne die Hilfe eines Stuhls heranzukommen. Den ganzen Tag über habe ich ein unglaubliches Grinsen auf meinem Gesicht. Den Anderen aus meiner Klasse scheint dies gar nicht zu gefallen. Schließlich bin ich doch sonst so ein leichtes Opfer. Aber heute doch nicht! Heute doch nicht! Ich habe seinen Namen herausgefunden! Er heißt Lukas! Auf dem Nachhauseweg bin ich so in freudigen Gedanken versunken, dass ich fast seine Haltestelle verpasse! Nun aber schaue ich aufgeregt nach draußen, als der Bus zum Stehen kommt. Die Türen öffnen sich und nach einer Reihe von Schülern steigt auch Lukas ein! Er geht durch den Mittelgang und stellt sich schließlich neben mich. Wieder klopft mein Herz unglaublich stark, während er lässig auf einem Kaugummi kaut. Was würde ich für diesen Kaugummi tun! Der Bus fährt heute betont gemächlich los und ich freue mich, diese 60 Sekunden neben ihm stehen zu können. Der Bus muss an einer Ampel halten, was mich umso mehr freut. Ich wage gerade einen vorsichtigen Blick auf seine Füße und Beine und will langsam Richtung Oberkörper schauen, als der Bus ruckartig wieder anfährt und ich mit einem leisen Quietschen gegen Lukas falle. Er hält mich fest und schaut mich fragend an, während mir nur das Herz in die Hose rutscht und ich ihn wie ein aufgeschrecktes Reh anschaue. Wie der Hase vor der Schlange. Mein Mund steht offen und ich kann mich nicht bewegen, kann nicht mal mehr von ihm Abstand nehmen. Denn: Er berührt mich! Seine Hand hat meinen Rücken gehalten. Er berührt mich! Die Türen des Busses gehen auf und ich erwache Gott sei Dank aus der Starre und renne nach draußen. Oh mein Gott, was für ein Tag! Ich habe heute seinen Namen herausgefunden! Und er hat mich berührt! So richtig berührt! Irgendwann sterbe ich noch vor Scham und Freude! Diesen Abend kann ich gar nicht richtig schlafen. Denn... heute ist Freitag! Ich werde ihn jetzt ganze zwei Tage nicht mehr sehen! Das ist die Qual... Ich weiß an den Wochenenden immer nie etwas anzustellen. Meistens sitze ich nur zu Hause rum oder gehe alleine auf den Spielplatz. Aber da sind dann oft Mitschüler von mir. Und die ärgern mich nur wieder und schubsen mich von der Schaukel oder versperren mir die Rutsche. Ich weiß nicht mal, warum sie mich nicht mögen. Ich sag doch fast nie was! Ich tu ihnen doch gar nichts! Irgendwie glaube ich, dass das auch etwas mit meiner Schwester zu tun hat. Manchmal sehe ich sie in den Hofpausen bei Leuten aus meiner Klasse stehen. Das gefällt mir gar nicht. Ich bin vielleicht paranoid, aber ich habe immer das Gefühl, dass sie irgendwie und irgendwas über mich lästern. Einmal konnte ich nach der Hofpause nicht mehr in die Klasse und habe mich heulend unter einer der Tischtennisplatten versteckt, weil ich ihre Blicke einfach nicht mehr ertragen habe. Schlimm so etwas... Das war wirklich einer der schlimmsten Tage... Nächstes Jahr will ich wechseln! Ich will nicht mehr auf meiner Schule bleiben! Ich will zu Lukas auf die Schule! Die ist auch näher dran! Ich hätte eigentlich sowieso auf die Schule gehen sollen, aber da ich schon nach der vierten Klasse aufs Gymnasium gehen soll und meine Mutter der festen Überzeugung ist, uns seit der dritten Klasse Latein reindrücken zu müssen, bin ich nun auf der Schule, auf der ich nun mal gerade bin. Und meine Schwester auch! Ich kann immer noch nicht schlafen. Die Vorstellung ist einfach zu schön! Mit Lukas auf einer Schule! Vielleicht sogar in der gleichen Klasse? Der Gedanke scheint mir unsinnig, da er schließlich wirklich schon so größer ist als ich, aber vielleicht täuscht das auch nur? Immerhin bin ich auch kleiner als meine jüngere Schwester. Vielleicht ist er wirklich so alt wie ich? Ob wir uns anfreunden könnten? Das wäre toll! Wirklich toll.... Heute ist Samstag. Ich habe beschlossen, heute mal wieder rauszugehen. Doch auf den Spielplatz in unsere Nähe möchte ich nicht gehen, da sitzen meine Schwester und ihre Freundinnen immer auf der Bank und beobachten die Jungen aus meiner Klasse. Wie alle Mädchen immer die älteren Jungen wollen! Ich finde das einfach nur bescheuert. Sie soll sich nicht so mit diesen Idioten aus meiner Klasse verbrüdern! Und dann ist sie auch noch größer als ich.... Deshalb fahre ich heute etwas mit dem Bus, ehe ich aussteige. Ich habe hier irgendwo im Vorbeifahren mal einen Park gesehen. Und tatsächlich, nach wenigen Minuten Laufen bin ich da! Ich gehe den Gehweg entlang und folge den Gabelungen, bis ich an einen Spielplatz komme. Ich höre schon das Lachen von anderen Kindern und Jugendlichen und folge den Geräuschen, betrete den Spielplatz dann vorsichtig. Er ist ziemlich voll und deshalb setze ich mich erst einmal auf die nächste Bank und beobachte das Geschehen zunächst. Alles gibt es hier. Klettergerüste, Drehscheiben, Rutschen, Schaukeln, sogar eine dieser Bahnen, die etwa 10 Meter lang sind und bei der man am einen Ende auf einer Platte wie bei einem Tellerlift sitzt, sich dann abstößt und die Bahn entlangrast. Ich ziehe die Beine hoch auf meine Bank. Ich sehe mich um und erstarre, als ich ihn sehe. Er steht auf dem Klettergerüst und schwingt sich gerade auf die Rutsche und landet schließlich unten im Sand. Mein Herz klopft schneller und ich beobachte ihn aufgeregt, versuche, nur auf seine Stimme zu achten. „Mann Sandy, jetzt komm doch, das macht echt Spaß!“ Ich schaue zu dem Jungen, den er angesprochen hat. Er ist noch größer als Lukas und sitzt lustlos auf einer Schaukel, verdreht bei dem Ausruf nur uninteressiert seine Augen. Da schwindet meine Hoffnung wieder. Wie Brüder sehen die Beiden nicht gerade aus. Beide sind so groß, also sind sie bestimmt schon ein oder zwei Klassen höher. So ein Mist aber auch! Selbst wenn ich auf seine Schule wechseln würde, würde er dann mittlerweile schon abgehen! Mist! Ich habe mich so über das Unerreichbare geärgert, dass ich gar nicht mehr richtig auf das Geschehen auf dem Spielplatz geachtet habe. Doch auf einmal höre ich nicht mehr die laute Stimme von Lukas. Ist er etwa gerade schon gegangen? Erschrocken sehe ich mich um. Er steht bei diesem Sandy an der Schaukel und redet leise auf ihn ein, während er mich anstarrt. Uah! Ich weiß selbst nicht direkt, wieso, doch ich habe auf einmal totale Angst. Und als ich dann auch noch sehe, wie Lukas los geht und scheinbar auf mich zu will, kann ich nicht anders, als von der Bank aufzuspringen und von dem Spielplatz weg zu rennen. Ich renne quer durch den Park, bis ich am Ausgang ankomme und erst dann bemerke ich... dass ich in die falsche Richtung gerannt bin. Und nun bei einem völlig falschen Ausgang gelandet bin. Und nun? Ich kenne mich hier doch absolut nicht aus! Ich wusste doch nur diesen einen Weg bis zu meiner Haltestelle. Na super... Ich will da nicht mehr zurück! Was ist, wenn ich ihnen wieder über den Weg laufe? Was Lukas wohl von mir wollte? Irgendwie ärgere ich mich nun doch über meine Reaktion. Aber was anderes hätte ich in diesem Moment nicht tun können. Ich hatte mich dann wieder auf eine Bank gesetzt und einfach gewartet. Keine Ahnung, wie lange ich dort saß, aber ich hatte unglaublichen Schiss, Lukas zu treffen. Was, wenn er wütend auf mich wäre? Ich wüsste zwar nicht wieso, aber die Kinder in der Schule ärgern mich ja auch, obwohl ich nichts getan habe. Als ich nach Hause ging, war es schon ziemlich spät und dementsprechend Ärger habe ich auch bekommen. Wohl nicht der optimale Zeitpunkt, um über einen Schulwechsel zu sprechen. Es ist Montag Morgen. Mittlerweile ist eine Woche vergangen. Eine Woche, seitdem ich die Beiden im Park gesehen habe. In der letzten Woche habe ich Lukas morgens und mittags nicht im Bus getroffen. Morgens habe ich einen früher genommen, mittags einen Bus später. Ich konnte ihn nach diesem komischen Treffen auf dem Spielplatz einfach nicht mehr unter die Augen treten. Was er mir wohl sagen wollte? Was.... wenn er wirklich wütend auf mich ist...? Jetzt aber bin ich wieder auf dem Weg zur Haltestelle. Ich hätte fast einen Bus früher genommen – um Lukas nicht zu begegnen! Doch die schlechte Laune meiner Schwester hat mich dann doch umgestimmt. Sie lässt ihre Macken sowieso schon viel zu oft an mir aus! Ich komme an der Haltestelle an und sehe mich nervös um. Die gleichen Menschen wie immer. Als der Bus kommt, steige ich wie immer ein. Auch hier das gleiche Szenario. Die Stationen rasen nur so vorbei, viel zu schnell heute. Und dann... dann auf einmal ist es wieder so weit. Lukas' Haltestelle! Ich stehe nervös da und starre zur Abwechslung mal auf meine Füße. Sonst versuche ich, jede Sekunde auszukosten und Lukas ausreichend zu beobachten, doch als der Bus dieses Mal hält, schaue ich regungslos nach unten. Nur nicht schwach werden! Nur nicht nach oben schauen! Ich höre Schritte und schon bald stellte sich jemand neben mich. Es ist Lukas. Ich weiß es einfach. Diese Schuhe kenne ich mittlerweile schon und auch der schwache Geruch, der zu mir dringt – oder bilde ich mir das nur ein? - gehört eindeutig diesem wunderbaren Jungen! Und dieses Mal... dieses Mal fühle ich mich beobachtet. 60 Sekunden. So endlos lang. So quälend unendlich! Diese verdammte Busfahrt soll endlich vorbei sein! Ich möchte endlich ankommen und schnell zur Schule gehen! Doch das Fahrzeug nimmt nur sehr gemächlich seinen Weg auf. Ich schließe meine Augen, kneife sie regelrecht zusammen und warte, bis der Bus wieder hält. Doch auf einmal höre ich nur noch einige laute Hupen, spüre einen heftigen Ruck und ich falle. Noch bevor meine Knie auf den Boden aufschlagen, greifen zwei Hände an meine Seiten und ich werde gehalten. Während sich einige Fahrgäste über diese Unruhe und den plötzlichen Halt beschweren, starre ich nur meinen Retter an. Schon wieder. Ich sollte mir eindeutig einen anderen Platz suchen. Ich richte mich langsam auf und beiße mir auf die Lippen. Es ist mir, als könne ich meinen Blick nicht mehr von ihm abwenden. Doch die Bustüren öffnen sich und ich erwache wieder aus meiner Starre. „V-Verzeihung, L-Luke...“ stammle ich noch, ehe ich aus dem Bus stürme. Ich habe kurz noch sein verdutztes Gesicht gesehen und verfluche mich dafür. Der denkt doch jetzt, ich bin bescheuert! 'Warum kennt der Irre meinen Namen und warum ist er so dumm und sagt ihn falsch?' Der Schultag verfliegt heute wie in Trance. Ich kann nicht einmal sagen, was für Fächer ich hatte, dazu war ich vom Morgen noch zu geschockt. Ich... mochte diesen Jungen wirklich. Wirklich! Ich konnte es mir selbst nicht erklären, doch in meiner Vorstellung gab es nichts Schlimmeres, als von Lukas gemieden oder geärgert zu werden. Was war denn nur los? Ich kenne ihn doch gar nicht. Aber ich hatte den sehnlichen Wunsch, mich mit ihm anzufreunden. Nur er als Freund und alles wäre leichter. Ich verlasse die Schule nach der letzten Stunde und gehe automatisch zum Bus, steige ein. Und ehe ich begreife, was ich gerade tue, hält der Bus schon an Lukas' Schule und er steigt ein. Er geht ohne Umwege direkt auf mich zu und bleibt vor mir stehen. Ich zucke total erschrocken zusammen und ziehe den Kopf ein wenig ein, meine Unterlippe zittert ein wenig. „Hallo. Sag mal... woher kennst du meinen Namen?“ fragt er nun nach. Ich schaue ihn total dumm und noch zu überrascht von seinem Auftauchen an, als der Bus hält. „Ich muss jetzt aussteigen...“ murmle ich leise und verlasse den Bus, doch – er kommt mir nach! „Jetzt warte doch mal, renn doch nicht immer weg! Also. Woher kennst du meinen Namen?“ Er ist eigentlich recht nett, auch wenn er nun scheinbar langsam etwas ungeduldig wird. Ich stutze und schüttle verwirrt den Kopf, zucke dann mit den Schultern. „Als du ausgestiegen bist... hat dich jemand so genannt.“ erkläre ich endlich und will einfach nur noch weg. Lukas nickt bei meiner Antwort nur bedächtig. „Ich habe dich schon oft im Bus gesehen. Also eigentlich fast immer. Vor der Schule und nach der Schule. Nur Mitt-“ - „Nur Mittwochs nicht, ich weiß!“ ergänze ich nun aufgeregt und mein Herz fängt wieder an, unglaublich zu Klopfen. Kurz ist es still zwischen uns, ehe Lukas mich schüchtern anlächelt und wieder das Wort ergreift. „Und wie heißt du? Das konnte ich leider noch nicht hören.“ Ich werde sofort etwas Rot, ehe ich hastig mit „Brian!“ antworte. „Okay, Brian. Ich muss jetzt erst einmal nach Hause. Treffen wir uns um 16 Uhr beim Spielplatz?“ Wie jetzt? Er will sich mit mir treffen? Zusammen spielen? Wirklich? Das bilde ich mir gerade nicht nur ein? Wow... wie kam es denn jetzt dazu? „Also... du musst nicht, wenn du nicht willst...“ murmelt er nun ein wenig eingeschüchtert und ich bemerke, dass ich wohl etwas zu lang nachgedacht habe. „Nein, Nein, ich komme gerne! Also... ich meine... bis nachher!“ Und damit drehe ich mich um und renne mit roten Wangen nach Hause. Ich treffe mich mit Lukas!! Etwa 15 Minuten vor 16 Uhr finde ich mich am Eingang des Spielplatzes wieder. Ich sehe mich interessiert um, doch kann Lukas noch nicht entdecken. Nunja, aber ich bin ja auch recht früh dran. Ich setze mich wieder auf die Bank. Es sind wieder einige Kinder hier, ich kenne zwei davon vom Sehen her. Ich habe sie öfters an der Bushaltestelle von Lukas' Schule gesehen. 25 Minuten später sitze ich immer noch hier und sehe betrübt herab. Lukas ist immer noch nicht da. Vielleicht hat er das ja vorhin auch nicht ernst gemeint? Ich erinnere mich wieder an die Gemeinheiten und Streiche meiner Schwester. Sie hatte mir mal gesagt, dass mich ein Mädchen aus der Parellelklasse nett findet und mit mir ein Eis essen gehen will. Doch niemand kam. Als ich dann völlig aufgelöst und den Tränen nahe wieder zu Hause ankam, war meine Schwester da... mit ihren Freundinnen. Sie haben mich dumm genannt und total ausgelacht. Ich atme schwer, als ich wieder an diese Situation denke. Das war wirklich nicht schön gewesen! Und wenn heute wieder das Gleiche passiert? Wenn... Lukas einfach nicht kommt? „Sorry! Tut mir Leid! Wahh!“ Ich schaue erschreckt auf. Lukas kommt angerannt und wäre fast gestolpert, kommt dann breit grinsend und hechelnd vor mir zum stehen. „Hey! Tut mir Leid, ich musste meiner Mutter noch beim Abspülen helfen.“ Er grinst und setzt sich neben mich. Ich spüre, wie ich schon wieder rot im Gesicht werde und nicke nur zaghaft. Und jetzt? Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll! Es hatte mir doch gereicht, ihn einfach nur im Bus beobachten zu können. Und nun... nun sitzt er neben mir! Und spricht mit mir! Er kennt meinen Namen! „Sag mal, wie lang beobachtest du mich schon?“ Diese plötzliche Frage trifft mich so unerwartet, dass ich hochschrecke und ihn ängstlich ansehe. Ist er jetzt doch sauer? Er hat es also schon lange bemerkt? „Öhmm... so... seit einem Monat...“ „Ein Monat?“ fragt er grinsend nach. „Z-Zwei Monate...“ „Zwei Monate?“ Sein Grinsen wird noch breiter. „Drei Monate! Okay? Drei Monate!“ Ich schnaube leise und verschränke die Arme vor meiner Brust. Das Ganze hier ist mir einfach nur peinlich! Tut er nur so dumm, oder weiß er wirklich, seit wann ich ihn beobachte? Wie gemein! „Und warum... siehst du mich an?“ Ich werde gleich noch röter und beiße mir auf die Lippe. „Darum! Und jetzt lass uns Spielen!“ »Es sind jetzt Sommerferien und danach werde ich die Schule wechseln! Zu Luke und Sandy! Ist das nicht toll? Sandy wird in die Sechste gehen, Luke und ich in die Fünfte. Er muss das Jahr wiederholen. Also werden wir wohl in die gleiche Klasse kommen! Ich freue mich schon unglaublich! Und meine Schwester muss ich dann auch nicht mehr in der Schule sehen. Mein Herz klopft noch immer bei dem Gedanken an Luke. Warum wohl? Das verstehe ich immer noch nicht.« Diese ganze Scheiße ist jetzt 7 Jahre her. Hätte ich damals gewusst, dass mir dieser Typ das Herz bricht, wäre ich nie mit ihm in einem Bus gefahren. _________________________________ Ahjeee.... Ich mag den kleinen Großen ja! *seufz* Das wird in der 'Zukunft' noch lustig. Naja, meine Definiton von lustig ist ja auch böse. Sag mal, beantworte ich auch mal Fragen, oder werfe ich nur immer neue auf? |D Bis zum nächsten Mal! lg Shin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)