Bound to you von Lluvia ================================================================================ Kapitel 3: Freizeitgestaltung für Anfänger ------------------------------------------ Ethan Zwar hatte unser Besuch im Antiquitätenladen nicht den gewünschten Erfolg erzielt und das Problem war nicht gelöst wurden, aber immerhin hatten wir einen weiteren Dschinn mitsamt Meisterin gefunden, die das gleiche Problem hatten wie wir. Damit waren wir der Lösung dieser Sache zumindest ein kleines Stückchen näher gekommen, das spürte ich einfach! Jeder noch so kleine Schritt in die richtige Richtung würde uns den Antworten näher bringen, die wir wirklich brauchten. „Okay dann essen wir einfach irgendetwas einfaches bei uns zuhause und machen uns anschließend auf den Weg, das schaffen wir schon.“, wandte ich mich an Ven, schenkte dem Jungen sogar ein leichtes Lächeln. Irgendwie war die Situation nicht einmal halb so schlimm wie ich sie mir vorgestellt hatte, zumindest bisher, und wer wusste, vielleicht würde es auch nicht mehr schlimmer werden? Immer schön positiv denken, so sagte man doch immer! Es dauerte nicht lange, dann hatten wir mein Zuhause erreicht und kaum, dass wir die Tür geöffnet hatten, konnte ich meine Mutter durch die Küche gehen sehen, das Telefon in der Hand. Sie redete mal wieder sehr schnell und aufgeregt, wie immer wenn etwas passierte, und hatte gerade verdammt gute Laune, wie mir schien. Was war wohl passiert? „Ethaaaaaaaaaaaaaaan!“, kreischte Ashley, als sie um die Ecke kam, umarmte mich einmal und anschließend auch Ven, ohne dass einer von uns wusste was hier gerade los war. Zumindest ich nicht...dem zufriedenen Gesichtsausdruck des Dschinns zu urteilen nach, hatte er sehr wohl eine Ahnung was hier los sein konnte. „Du glaubst es nicht, du glaubst es nicht! Komm...komm ins Wohnzimmer, es gibt tolle Neuigkeiten, riesige Neuigkeiten! Du auch Ven...kommt!“, meinte sie, hakte sich bei uns Beiden ein und zog uns in Richtung Wohnzimmer. „Okay, okay wir kommen, was ist denn los?“, wollte ich wissen, begegnete im Wohnzimmer dem strahlenden Lächeln meines Vaters. Wie lange war es her, dass ich das gesehen hatte? Mit einem Mal begriff ich, was los war, der Fernseher lief noch immer, die Nachrichten waren wohl gerade vor einigen Minuten erst um gewesen. Eigentlich hätte ich auch gleich darauf kommen können. Ich lächelte wissend, auch wenn es wohl besser gewesen wäre wenn ich weiter den Ahnungslosen gespielt hätte. Ven hatte anscheinend ganze Arbeit geleistet! „Ethan du glaubst es nicht! Der Kerl, der uns damals abgezockt hat, ist endlich gefasst worden! Anscheinend hat er aus Reue das Geld zurückgezahlt, das er gestohlen hatte und sich anschließend bei der Polizei gestellt...jetzt kommt er in den Knast, muss für alles büßen was er getan hat und wir haben unser Geld zurück! Ich konnte es kaum glauben aber ich habe mit unserer Hausbank telefoniert und es stimmt, es ist alles wieder da, ist das nicht großartig?“, fragte er, kam auf mich, Ven und Ashley zu und umarmte uns alle drei auf einmal, ungeachtet der Tatsache, dass Ven ja eigentlich nicht zur Familie gehörte. Das schien dem Dschinn auch klar zu sein, denn er hielt sich zurück, ließ nicht mehr als ein zufriedenes Lächeln von sich sehen. „Das sind ja großartige Neuigkeiten!“, gab ich zurück, erwiderte kurz die Umarmung, die gleich schon wieder gelöst wurde. „Ja, nicht wahr? Deine Mutter kann es immer noch nicht glauben! Sie telefoniert gerade alle Verwandten, Freunde und Bekannten durch, um die guten Nachrichten zu erzählen! Du kannst sie ja...sie wird immer euphorisch bei so etwas und du weißt, wie viel Schuld sie sich gegeben hat, weil sie den Typen damals ausgesucht hatte...“, erklärte mein Vater mit einem leichten Kopfschütteln. Oh ja, das wusste ich noch zu gut...meine Mutter hatte sich die Schuld gegeben und mein Vater hatte versucht ihr das auszureden...das Ende der Geschichte war gewesen, dass sie sich beide gegenseitig die Schuld gegeben hatten und ihre Ehe beinahe daran kaputt gegangen wäre, doch zum Glück hatten sie diese Krise meistern können. „Umso besser...ich schätze dann wird es demnächst ein Familientreffen im großen Stil geben, um diese Angelegenheit angemessen zu feiern?“, fragte ich meinen Vater. „Natürlich wird es das geben, aber jetzt organisier ich unser Vermögen erst einmal neu, wir reden später wieder darüber, ich glaube unser lieber Austauschschüler kommt sie sonst wie das fünfte Rad am Wagen vor, also macht euch noch einen schönen Tag, Ethan...Ven.“, meinte er, wandte sich wieder einigen Unterlagen zu, die sich auf dem Couchtisch türmten. „Viel Vergnügen!“, wünschte ich ihm, verließ mit Ven den Raum und war nur froh, dass Ashley sich auf die Modezeitschriften gestürzt hatte um ihren Schrank mit dem Geld neu zu füllen nach all der Zeit...sie lief uns also nicht hinterher und meine Mutter war zu beschäftigt mit den Telefonaten, um uns zu bemerken, während ich nach oben in mein Zimmer ging, gemeinsam mit einem gewissen Dschinn. Kaum, dass die Türe hinter uns geschlossen war, strahlte ich in Vens Richtung. „Ich würde sagen, du hast ganze Arbeit geleistet mein Lieber...danke!“, bedankte ich mich für das, was er geleistet hatte. Es war sicherlich nicht das einfachste gewesen! Im ersten Moment wirkte Ven überrascht, doch dann lächelte er. „Keine Ursache.“, erwiderte er fröhlich. Anscheinend freute er sich mit uns mit. Gar kein so schlechter Kerl, wenn ich so darüber nachdachte...und eigentlich sah er auch ganz in Ordnung aus mit diesen silbergrauen Haaren und diesen hellen, blauen Augen...Moment! Was zur Hölle dachte ich denn da gerade?! Also wirklich...hatten da etwa die Yaoi-Manga, die ich für meine Schwester besorgt hatte, einen schlechten Einfluss auf mich gehabt? Ich hatte eigentlich nur kurz reingeschaut, um zu wissen, was ich ihr besorgt hatte, doch anscheinend hatte selbst das schlimme Schäden hinterlassen... „Nun...essen wir mal, hm? Ich hätte nichts gegen Pizza einzuwenden.“, schlug ich vor und staunte nicht schlecht als wir kurze Zeit später Pizza-Kartons auf meinem Bett finden konnten. „Bitte sehr.“, erklärte Ven, mit einem leichten Grinsen auf den Lippen und ich nickte ihm anerkennend zu. „Lass es dir schmecken!“, forderte ich ihn auf, fiel mehr oder minder über meine eigene Pizza her – es war nicht so, dass ich meine Manieren vergessen hätte aber ich hatte jetzt einfach wirklich Hunger bekommen nach dem heutigen Tag bisher – und es dauerte nicht lange bis ich zu ende gegessen hatte, ebenso wie Ven. „So...dann wollen wir mal, oder? Gibt es irgendwelche Filme, die du besonders magst und sehen willst? Ich meine ich weiß nicht aus welcher Zeit du kommst, aber so ungefähr wirst du ja wissen, was du magst und was nicht, oder?“, wollte ich wissen. „Bestimmte Filme...? Eigentlich nicht, solange es kein Romanzen-Zeug, Kitsch oder Horror ist schau ich mir alles gerne an! Und wenn du wüsstest aus welcher Zeit ich komme hättest du nicht gefragt, denn damals gab es noch keine Filme. Aber egal, wir können ja schauen was läuft wenn wir da sind und uns dann entscheiden.“, antwortete der Dschinn mir, genauso fröhlich wie er die ganze Zeit schon war. Ehrlich gesagt gefiel er mir fröhlich ohnehin besser als anders, aber das musste man ihm ja nicht auf die Nase binden! „Gut...dann schauen wir einfach mal, was so läuft, ich glaube es läuft ein ziemlich guter Psychothriller zur Zeit, wenn ich mich nicht täusche, das könnte doch schon eher etwas sein, mal schauen ob wir dich mit dem neumodischen Zeugs schocken können!“, lachte ich leicht. „Komm schon, SO lange war ich jetzt auch nicht in der Vase, meinst du da hat sich so viel verändert?“, gab Ven zurück. Ich konnte ihn nur angrinsen und leicht mit den Schultern zucken. „Wer weiß, wer weiß? Ich war ja vor so und so vielen Jahren nicht im Kino, also kann ich das leider nicht beurteilen!“, scherzte ich, steckte ein wenig Geld und dergleichen ein, ehe ich mit Ven das Haus verließ und das Kino ansteuerte. Das Kino zu dem ich Ven mitnahm war nur wenige Straßen von unserem Haus entfernt und nicht so sehr besucht, dass man Angst haben musste keinen Platz mehr in Vorstellungen zu bekommen. Es war nicht das größte Kino in der Kleinstadt aber dafür umso gemütlicher mit den schönen, schwarzen Sesseln und den Kissen, die dieses Kino – als einziges mir bekanntes Kino dieser Art – für seine Besucher zusätzlich bereit legte. Die Preise waren auch mehr als anständig, sowohl was Karten, als auch was Popcorn und Getränke anging, denn nicht selten kam es vor, dass man die Besucher mit billigen Kartenpreisen lockte, nur um ihnen bei Snacks und Getränken noch einmal extra tief in die Taschen zu greifen. Das war hier nicht der Fall, eher im Gegenteil! Ich erinnerte mich da an einen Kinobesuch vor zwei Jahren, als meine Schwester noch jünger gewesen war und nicht mehr genug Geld hatte um sich ein zweites Getränk zu kaufen: Die alte Dame, der das Kino mit ihrem Mann gehörte, hatte ihr sogar die Hälfte gratis nachgefüllt. Vielleicht lag es auch daran, dass ich dieses Kino lieber mochte als die Anderen? Auch wenn die Leinwände etwas kleiner waren und die Auswahl nicht so groß? Die Atmosphäre hatte einfach etwas anderes, entspannte so viel mehr als jedes andere Kino, das ich besucht hatte in meinem Leben. Aus meiner Sicht und der der anderen Stammgäste, konnte das Cinemar von keinem anderen Kino geschlagen werden, wenn es auch einen Haufen Leute gab, die das anders sahen! „So...da wären wir.“, erklärte ich Ven als die großen, blauen Leuchtbuchstaben des Kinos in Sicht kam. Ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken als ich bemerkte, dass das 'e' in dem Wort noch immer nicht leuchtete...wie lange war die Leuchte schon kaputt? Irgendwie gehörte das zu diesem Ort einfach dazu, alles Andere würde sich wohl komisch anfühlen! Ven Interessiert besah ich mir das Kino als Ethan und ich dort angekommen waren. Es sah ja gar nicht so schlecht aus, zwar fehlte bei einem der Buchstaben oben drüber das Licht, aber als wir hinein gingen konnte ich eine gewisse heimische Atmosphäre vorfinden. Nicht schlecht, diese Großstadtkinos waren da so ganz anders... „Nettes Kino habt ihr hier.“, kommentierte ich leicht lächelnd als wir uns anstellten um die Karten zu kaufen. Allerdings musste ich zugeben, eine Sache störte mich, auch wenn das Kino dafür reichlich wenig konnte. Nämlich der Film. Musste es denn ausgerechnet ein Psychothriller sein? Ich meine sicher, ich hatte gesagt das ich keine Romanzen, keinen Kitsch und kein Horror mochte, und Thriller waren ja etwas anderes als Horrorfilme, aber... es lief doch auf das Gleiche hinaus...! Trotzdem wollte ich jetzt keinen Rückzieher machen, wie sähe das denn aus? Ich musste es eben ertragen wie ein Mann! ...oder so. Also hoffte ich auf das beste als wir schließlich mit Popcorn und Getränken - was wäre ein Kinobesuch immerhin ohne den Knabberkram? - auf unseren Sitzen saßen und die Lichter ausgingen. Es waren nicht unbedingt viele Leute in diesem Film, wir hatten den Saal fast für uns allein, mit Ausnahme von einem Pärchen schräg vor uns und einem Kerl mittleren Alters in einer der vorderen Reihen. Aufbauend... Aber gut, der Anfang des Films war ja noch harmlos. Mehr oder weniger. Es ging um eine 0815 Krankenschwester auf deren Station mehr Leute starben als gewöhnlich. Erst, als sie irgendwie herausgefunden hatte, dass eine ihrer Kolleginnen für Geld einige Patienten tötete und ihr das dann auch noch auf die Nase binden musste geschahen seltsame Dinge. Die natürlich mit einer ordentlichen Portion Spannung herüber gebracht wurden. Und natürlich blieb es nicht nur dabei, als diese Frau schließlich zu ihrer heimlichen Liebe geflohen war, begann sich irgendetwas an seinem Verhalten zu verändern. Und als er schließlich versuchte, sie ebenfalls zum Schweigen zu bringen waren die darauf folgenden Szenen so spannend, aber gleichzeitig auch so verdammt gruselig, dass ich nicht einmal bemerkte, wie ich mich an das nächstbeste klammerte, was gerade zur Verfügung stand. Und das war dummerweise Ethans Arm, welchen er neben mir auf die Armlehne gelegt hatte. Das bemerkte ich allerdings erst, als er sich räusperte und ich, als ich verwirrt zu ihm sah dann auch bemerkte, was ich gerade tat. Und natürlich musste er es kommentieren. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er daher leicht amüsiert. „Du brauchst keine Angst zu haben, die Leute kommen nicht aus der Leinwand heraus und tun dir schon nicht weh!“ „Das weiß ich auch...!“, murmelte ich beinahe schmollend - aber nur beinahe, Männer schmollen nicht! - und ließ ihn los um stattdessen meine Arme zu verschränken. Wie peinlich...! Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss und konnte nur hoffen, dass es dunkel genug war damit niemand es sehen konnte. Dieser blöde Film... wenn das Mädchen vor uns sich an seinen Freund klammerte war das eine Sache, aber ich war ein Kerl! Und Ethan ebenfalls. Aber das schien auch mit die schlimmste Stelle gewesen zu sein, zumindest behielt ich meine Arme für den Rest des Films bei mir. Was nicht hieß, dass ich nicht froh war als die Lichter endlich wieder angingen. Ich meine, ich liebte ja Filme und man konnte mit mir sehr viel ansehen, aber das... ich war einfach zu anfällig gegen diese blöden Gruselmomente in Horrorfilmen. Oder eben Thrillern. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass er das nicht noch einmal erwähnen würde... am besten wäre es wohl wenn ich es vergessen würde. Oh ja. Und das bitte möglichst schnell. „Und was machen wir jetzt...?“, fragte ich daher schließlich als wir wieder vor dem Kino standen. Immerhin ging so ein Film selten länger als zwei Stunden, wir hatten immer noch genug Zeit, irgendetwas zu machen wenn wir uns nicht irgendwo langweilen würden. Und von Langeweile hatte ich für die nächsten Jahre wirklich genug gehabt... Aber vorerst musste natürlich ein Kommentar von Ethan kommen, dass ich mich ‚tapfer geschlagen hätte‘... na danke. Das klang irgendwie nicht gerade aufmunternd, trotz des Lächelns was vermutlich genau dazu gedacht war. Da half das Eis, was er mir kurz darauf spendierte schon eher. Sicher, ich konnte mir so etwas jederzeit herbei zaubern, aber wenn jemand anders dafür Geld ausgab freute man sich doch gleich viel mehr darüber, nicht wahr? Deshalb war ich auch bereits wieder besser drauf, als der Andere schließlich einen Vorschlag hatte, was wir als nächstes unternehmen konnten. „Tja ich weiß nicht, ob dir so etwas ein Begriff ist, aber was hältst du davon, ein wenig in einer Disco tanzen zu gehen, hm? Das muntert dich bestimmt wieder auf!“ Woraufhin ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. „Sag mal, für wie lange glaubst du war ich in dieser Vase gefangen? Zugegeben, es waren ein paar Jahre, aber Discos gibt es ja schon etwas länger.“, fragte ich etwas verwirrt, lächelte allerdings dennoch leicht. Eis wirkte manchmal eben Wunder. „Trotzdem können wir gerne eine besuchen, da war ich ja auch schon ewig nicht mehr. Zeigst du den Weg?“, fügte ich dann noch schnell hinzu, immerhin wollte ich auch nicht, dass er wieder beleidigt sein würde oder so wegen meinem Kommentar. Bei manchen Menschen ging das schließlich verdammt schnell. Aber bei Ethan schien das glücklicherweise nicht der Fall zu sein und so sagte er nur „Sicher, hier entlang!“ und ging in eine Richtung vor, in die ich ihm dann einfach mal folgte. Und so dauerte es nicht lange, bis wir schließlich die besagte Disco erreicht hatten. Was auch nicht sonderlich schwer zu erkennen war, da der Name in bunten Lettern oben drüber stand und man die Musik noch bis auf die Straße hörte. Aber glücklicherweise nicht allzu laut, denn ich hatte nicht vor bei einem Discobesuch demnächst mein Gehör zu verlieren. So traten wir ein und ich sah mich etwas um. Es waren für diese Tageszeit schon überraschend viele Leute hier, musste wohl daran liegen, das Samstag war. Es waren jedenfalls definitiv genug um den Laden als gut besucht beschreiben zu können, vielleicht sogar noch ein paar mehr, aber auch wiederum nicht so viele, als dass man keinen Platz mehr gefunden hätte um zu stehen. Die Tanzfläche sah auch schön groß aus und lud mich förmlich dazu ein, dort zu tanzen, da auch die Musik nicht übel war. Logisch, andernfalls wäre hier wohl kaum so viel los. Also ließ ich Ethan vorerst stehen in der Hoffnung, dass er da schon nichts dagegen haben würde mich mal etwas los zu sein, um mich auf eben diese Tanzfläche zu schwingen. Ich hatte zwar jahrelang nicht mehr tanzen können, daher waren meine Fähigkeiten dahingehend vermutlich etwas eingerostet, aber das war ja beinahe wie mit dem Fahrradfahren, man verlernte es nicht. Ich brauchte nur mal wieder etwas Übung! Und genau die hatte ich nun auch eine ganze Weile, während ich ausgelassen vor mich hin tanze und die Welt um mich herum dabei einfach mal komplett ausblendete. Erst als ich so langsam Durst bekam, da tanzen durchaus ziemlich anstrengend sein konnte, besann ich mich wieder etwas und ging daher schließlich zur Bar, die etwas abseits der Tanzfläche stand und diverse Fruchtcocktails anzubieten hatte, die mir aber alle komplett unbekannt waren. Aber egal, ich bestellte mir einfach irgendeinen gegen den Durst. Genug Geld hatte ich schließlich immer. Und während dieser gemixt wurde sah ich mich kurz in der Disco um, da ich mich fragte, ob Ethan wohl irgendwo in der Nähe war, nicht, dass ich nachher noch eine unschöne Überraschung erlebte weil er sich mehr als einhundert Meter von mir entfernt und mich damit wohl automatisch mitgezogen hätte. Aber ich sah beruhigt, wie er nicht allzu weit entfernt stand und konnte mich damit wieder dem Drink zuwenden, der nun vor mir stand und bezahlt werden wollte. Also drückte ich dem Barmann das Geld in die fordernde Hand und nippte an dem Cocktail, welcher ziemlich gut schmeckte. Auch wenn er einen merkwürdigen Beigeschmack hatte den ich nicht so ganz zuordnen konnte. Aber egal, solange es im großen und ganzen schmeckte war es doch gut, nicht wahr? Und so trank ich das ganze Glas relativ schnell leer, gefolgt von einem zweiten. Erst als ich das dritte bereits in der Hand hielt bemerkte ich die Veränderung. Denn irgendwie erschien mir alles plötzlich soviel fröhlicher als ohnehin schon. Und... bildete ich mir das ein, oder war es wärmer geworden hier drin? Ich versuchte, den Grund dafür zu erfassen, aber gleichzeitig bemerkte ich, wie sich meine Gedanken lieber zu zerstreuen schienen, was das Konzentrieren irgendwie erschwerte. Erst, als ich noch einen Schluck von diesem Drink nahm ging mir endlich ein Licht auf. Dieser seltsame Geschmack, das war Alkohol! Ich hatte es nur deshalb vergessen, weil ich wegen meiner ziemlich niedrigen Toleranzgrenze kaum was vertrug. Und in der Vase hatte ich sowieso keinen Grund dazu mich zu betrinken. Ich Idiot. Nun arbeitete mein Verstand aber immerhin noch genug, als dass mir klar wurde, dass ich Ethan finden musste. Das beste würde wohl sein, wenn ich schleunigst nach Hause käme, nicht, dass ich in meinem angetrunkenen Zustand noch Blödsinn anstellte. Was für Dschinn leider wesentlich einfacher - und auffälliger! - sein konnte als für Menschen. Irgendwie schien ich es dann am Ende doch geschafft zu haben, den Anderen ausfindig zu machen und zu ihm zu gehen. Nur gut, dass ich noch halbwegs anständig laufen konnte, mein Körper war noch minderjährig, ich sollte eigentlich gar keinen Alkohol intus haben... was auch immer sich dieser Barmann dabei gedacht hatte. Und Ethan sah mich auch stirnrunzelnd an, als ich vor mich hin nuschelte was passiert war. Also, sofern man bei der Lautstärke der Musik noch von nuscheln reden konnte. Aber gut, irgendwie schafften wir es dann doch noch, mich unbeschadet zurück zu sich nach Hause und irgendwie an seinen Eltern vorbei in sein Zimmer zu bekommen. Es machte jedenfalls keinen guten Eindruck, den Austauschschüler bereits 'wenige Tage' nach seiner Ankunft angetrunken aufzufinden. Auch wenn ich ja nicht direkt etwas dafür konnte, ich hätte vermutlich besser aufgepasst wenn ich geahnt hätte, dass dort Alkohol enthalten gewesen war. Aber was geschehen war, war geschehen und das letzte woran ich mich erinnerte, bevor ich das Bewusstsein verlor - oder vielleicht war ich auch einfach eingeschlafen? - war, dass ich in Ethans Zimmer in Richtung Bett gefallen war. Hoffentlich hatte ich es auch erreicht, andernfalls würde das Erwachen... nun ja, schmerzhafter werden als ohnehin schon... Ethan Kaum, dass wir die Disco betreten hatten, war ich natürlich mehr als dankbar gewesen, ein wenig Ruhe zu bekommen, doch im Nachhinein hatte ich das Gefühl, es wäre wohl klüger gewesen, Ven nicht alleine zu lassen. Dann hätte ich wenigstens keinen betrunkenen Dschinn nach hause bringen müssen! Wenigstens konnte er noch halbwegs anständig von selbst laufen, wenn er auch hier und da so sehr schwankte, dass ich mich darauf einstellte, ihn notfalls aufzufangen, was glücklicherweise jedoch nicht der Fall wurde die ganze Zeit über. Irgendwie schafften wir es sogar an meinen Eltern und Ashley vorbei zu kommen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, das wäre sonst noch ein wenig lustig geworden und ich hätte mir von meinen Eltern einen Vortrag zum Thema Verantwortung anhören dürfen, mit dem sie auch recht gehabt hätten. Es ging tatsächlich auf meine Kappe, ich hätte mir schließlich denken können, dass ich Ven nach all diesen Jahren nicht alleine auf die Bar loslassen konnte! Er hatte doch keine Ahnung von den neumodischen Cocktails, bei denen man nicht wirklich begriff, wie viel Alkohol sich darin befand, bis es zu spät war! Gut, er musste auch schon viele getrunken haben oder eine extrem geringe Alkoholtoleranz haben, aber dennoch hätte ich es verhindern können, wenn ich besser auf ihn aufgepasst hätte! Das war wohl auch einer der Gründe, warum ich nur ein Seufzen von mir hören ließ, als er mehr oder minder auf mein Bett stürzte und gleich einschlief. „Na wunderbar....“, murmelte ich vor mich hin. Eigentlich hatte ich nicht vor gehabt, mein Bett an ihn abzutreten, aber unter diesen Umständen beschloss ich eine Ausnahme zu machen, es wäre nun auch mehr als gemein gewesen, ihn auf den Boden zu legen und dort lag er ganz gut. Also nahm ich meine Decke und deckte ihn anständig zu, damit er nicht noch die Nacht fror, man wusste ja nie, wie kalt es wurde. Ich stellte fest, dass sein Gesicht eigentlich ziemlich hübsch aussah, wenn er schlief. Unschuldig und wehrlos, wenn man so darüber nachdachte, konnte er gerade nicht viel tun, um sich in irgendeiner Art und Weise zu verteidigen. Er wäre das perfekte Opfer für eine künstlichere Attacke auf sein Gesicht gewesen, aber das wäre nun mehr als gemein gewesen nach dem, was heute passiert war und so groß die Verlockung auf wahr, die Lippen und Augenlider mit der Schminke meiner Schwester ein wenig zu 'verschönern' so fies wollte ich nun auch wieder nicht sein, also ließ ich es bleiben und ihn in Ruhe schlafen. Ich selbst zog mir notgedrungen die Bettcouch einmal aus, um es mir darauf bequem zu machen. Sie war nun wirklich nicht der beste Ort um zu schlafen und ich würde am nächsten Tag sicherlich einen steifen Nacken haben, doch für eine Nacht sollte es irgendwie zu ertragen sein. Es dauerte nach den heutigen Ereignissen auch gar nicht lange, dann war ich bereits eingeschlafen. Am nächsten Morgen weckte mich die Sonne recht früh, noch bevor Ven aufgewacht war, wie es schien, also nutzte ich diese Gelegenheit einmal, um etwas nett zu sein und unseren Alkohol gequälten Dschinn ein wenig aufzumuntern, stellte ein Frühstückstablett in der Küche zusammen und stellte es neben ihn ans Bett. Hoffentlich gefiel ihm das überhaupt, wo er sich doch eigentlich alles ohnehin herbei zaubern konnte... Naja es war ja nicht so, als würde ich das noch hunderte Male machen von daher wäre es auch nicht so schlimm, wenn die Sache ihn nicht so aufmunterte, wie geplant. Ich selbst gönnte mir einen Kaffee in der Küche, um ansprechbar zu sein, versuchte meinen steifen Nacken irgendwie zu lockern, doch so recht gelingen wollte mir das nicht. Ich kam nach oben zurück, nahm mir meine Kleider und zog mich im Badezimmer an, ehe ich zurück in mein Zimmer ging und überlegte, ob ich Ven ebenfalls etwas zum anziehen heraus suchen sollte oder er sich einfach etwas herbei zaubern würde. Letzten Endes war wohl letzteres wahrscheinlicher, aber wer wusste, wie ein Dschinn auf so viel Alkohol reagierte? Vielleicht ging es ihm ja zu schlecht, um zu zaubern? Also kramte ich vorsorglich etwas einfaches zum Anziehen hervor, legte es bereit. Entweder er zog es an oder nicht und wenn nicht, hatte ich schon etwas für morgen früh heraus gesucht, von daher. Ich hörte ein leichtes Brummen aus der Richtung meines Bettes, wandte mich dahin um. Anscheinend kam der gute Ven gerade zu sich. Der Dschinn hielt sich beim Aufrichten den Kopf, sah sich ein wenig desorientiert um und grummelte Flüche in einer Sprache, die ich nicht verstand, vor sich hin. Er brauchte wohl einen Moment um sich zu erinnern, was geschehen war und zu begreifen, wo er war, doch als er mich im Raum erblickte, schien er soweit zu sich gekommen zu sein. „Sag mal was zum Teufel tut ihr Menschen in eure Drinks? Mein Schädel bringt mich noch um...“, brummte er vor sich hin und ich musste mich wirklich zusammenreißen, ihn nicht noch gemeinerweise auszulachen, bei dem Bild, das sich mir gerade bot. Irgendwie war das einfach süß...halt! Hatte ich gerade ernsthaft süß in Zusammenhang mit einem Jungen gedacht?! Meine Schwester hatte wohl wirklich keinen guten Einfluss auf mich! Ich blinzelte einmal überrascht, zuckte mit den Schultern. „Das nennt sich Alkohol und scheint dir nicht so besonders zu bekommen, hm? Das wird schon wieder, ich gebe dir erst einmal eine Kopfschmerztablette, okay?“, erwiderte ich. „Hey, ich weiß was Alkohol ist...! Mir ging es eher darum, dass ich nicht nachvollziehen kann warum ihr ihn mit Säften mixt... und das nicht einmal erwähnen könnt... Andernfalls hätte ich das Zeug ja nicht getrunken, ich weiß, dass ich nicht viel aushalte...“, gab der Dschinn ein wenig empört zurück. Ich wollte gerade grinsend nachhaken, da murmelte er bereits ein „Frag nicht.“ in meine Richtung und ich ließ es gnädigerweise bleiben, kramte stattdessen eine Tablette aus meinem Nachttischschrank hervor und reichte sie Ven mit einem Glas Orangensaft vom Frühstückstablett, das dem Dschinn auch dadurch ins Auge fiel. Einen Moment lang sah er es an, als versuchte er sich selbst begreiflich zu machen, was dort vor ihm stand, ehe sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen zeigte. „Danke.“, bedankte er sich noch immer lächelnd, nahm die Kopfschmerztablette mitsamt dem Glas aus meiner Hand und nahm sie erst einmal, ehe er frühstückte. „Willst du nichts essen?“, wollte er dabei wissen. „Ich habe schon gefrühstückt. Ich bin schon etwas länger wach als du, aber das macht nichts.“, erklärte ich, ließ mich auf das Sofa fallen und sah ihm beim essen zu. „Da drüben habe ich dir was anderes zum anziehen heraus gesucht, falls du willst.“, fügte ich hinzu, lehnte mich leicht gegen die Rückenlehne das Sofas und überlegte, was ich mit Ven heute so tun konnte. Hier herum zu hocken war nicht so mein Plan für einen Sonntag, aber etwas mit meinen Freunden und diesem Dschinn zu unternehmen, gefiel mir auch nicht unbedingt...also würde ich ihn einfach aussuchen lassen, was wir heute tun könnten. Ich hatte auch schon ungefähr eine Idee, was ihm gefallen könnte, nach all der Zeit, die er in der Vase gesteckt hatte: Etwas, dass Spaß machte. Eine Weile lang betrachtete er die Kleidungsstücke etwas nachdenklich, ehe er mir eine Antwort darauf gab. „Danke, das ist nett. Aber ich will dir nicht zu sehr zur Last fallen wenn du mich schon eine Weile am Hals haben wirst... außerdem fürchte ich, dass mir deine Sachen etwas zu groß sein werden. Und meinst du nicht, deiner Familie fiele auf, wenn ich in deinen Sachen herumlaufe? Vielleicht wäre es besser etwas anderes anzuziehen.“, überlegte er. So hatte ich die Sache noch gar nicht gesehen, aber Ven hatte wohl recht, es würde auffallen, wenn er andauernd in meinen Sachen herumlief – einmal würden meine Eltern es wohl für einen Zufall halten, aber sie würden früher oder später misstrauisch werden – und die Größe könnte auch nicht ganz passen. „Hm...auch wieder wahr, da hast du recht! Also dann musst du dir wohl etwas eigenes herbei zaubern, Kleiner...oder ein paar Zentimeter wachsen!“, scherzte ich mit einem leichten Kichern. Ven schien meine Begeisterung jedoch nicht wirklich zu teilen. Ich war mir nicht sicher, ob er einfach ein wenig schmollte oder sich bloß ärgerte, aber ich wusste schon, wie ich ihn wieder auf andere Gedanken bringen würde. „Jetzt aber mal Spaß beiseite...was magst du heute unternehmen, hm? Wenn du willst, könnte ich dich in den Zoo und in den Zirkus mitnehmen. Letzterer ist gerade in der Stadt und gibt heute Abend eine Vorstellung und vorher könnten wir in den Zoo, wenn du willst.“, schlug ich vor. Dieser Vorschlag schien dem Dschinn schon eher zu zu sagen, man konnte die Vorfreude förmlich in seinen Augen aufblitzen stehen. Ein hübsches Paar Augen, wenn ich so darüber nachdachte... Ich schüttelte leicht den Kopf, als könnte ich diese komischen Gedanken damit vertreiben und konzentrierte mich lieber auf die Antwort, die Ven mir gab. "Wirklich? Das wäre toll, ich war schon ewig nicht mehr im Zoo und in einem Zirkus schon gar nicht...!", erwiderte er, sprühte förmlich von Begeisterung. „Gut, freut mich, dass dir die Idee gefällt! Wir können meinetwegen auch gleich los, gefrühstückt haben wir Beide schon, du müsstest dich nur noch anziehen.“, stellte ich mit einem leichten Schmunzeln fest. Wie sich ein Dschinn wohl umzog, wenn er Magie benutzte? „Okay!“, rief Ven ein wenig euphorisch und ehe ich mich versah, verwandelten sich seine Kleider vor meinen Augen. So funktionierte das also? Interessant... „Da staunst du, was?“, wollte der Dschinn mit einem leichten Grinsen wissen. „Ja, irgendwie schon...aber egal, lass uns gehen, je eher wir in den Zoo kommen, desto besser, nachher wird es sonst so voll und die Schlange am Eingang...“, erklärte ich, rollte leicht mit den Augen, wenn ich an den letzten Zoobesuch dachte. Eine dreiviertel Stunde hatten wir in diese verdammten Schlange warten dürfen, weil nur eine Kasse besetzt gewesen war! Furchtbar... So verließ ich mit Ven schließlich einmal mehr unser Haus und gab mir die größte Mühe, Ashley daran zu hindern, mit zu kommen. Ein Glück nur, dass unsere Eltern beschlossen hatten, mit ihr shoppen zu gehen und sich das somit leider nicht mit unserem Ausflug vereinen ließ. Also hatten wir diese Angelegenheit relativ schnell geklärt und verließen das Haus, um mit dem Bus zum Zoo zu fahren. Es dauerte auch nicht allzu lange, bis wir den Zoo erreichten und ich erleichtert feststellte, dass sich der Besucherandrang in Grenzen hielt und wir nicht ewig lang warten mussten. Ich kaufte uns die Eintrittskarten – auch die, für das Aquarium, damit wir uns die Delfin-Show ansehen konnten, die Ven bestimmt gefallen würde – und betrat mit dem Dschinn den Zoo. „So, da ich alles kenne würde ich sagen, du bestimmst wo es hin geht, also: Was willst du zuerst sehen?“, wollte ich wissen, überließ die Gestaltung unseres Tages hier damit vollkommen Ven. Nicht ganz uneigennützig: Ich war froh, wenn ich gerade mal nicht nachdenken oder planen musste und der Dschinn würde sicherlich nichts dagegen haben. Ven Woah... was ein Gelände. Das war ungefähr der erste Gedanke den ich hatte als ich das Gelände des Zoos sah. Nach Jahren in einer engen Vase kam einem diese Fläche hier wirklich verdammt groß vor. Und das Beste daran: Überall waren Tiere, ich hatte mich ja schon ewig mit keine Tier mehr unterhalten! Naja, abgesehen von Katzen-Jason, aber der war ja auch kein richtiges Tier. Aber egal, laut Ethan durfte ich mir sogar aussuchen wo es hingehen sollte...! Da waren doch die düsteren Gedanken von heute früh schon fast vergessen. Ich sah mir also eine Übersichtskarte des Zoos an, die direkt am Eingang stand. Hmm... es gab so viele Tiere die ich sehen wollte, am liebsten natürlich ohnehin alle, aber irgendwo musste man ja anfangen. Also lief ich einfach mal in eine Richtung drauf los, die als Rundgang gekennzeichnet war, da würden sicherlich die meisten Tiere dabei sein, so ein extrem großer Zoo war es wohl im Vergleich mit anderen seiner Art sicher nicht. Für mich reichte er allerdings dennoch. Die erste ‚Station‘ unseres Rundgangs waren die Affen. Oh ich liebte Affen, sie konnten die tollsten Geschichten erzählen...! Also trat ich so nah es erlaubt war an einen der Affenkäfige heran um die Aufmerksamkeit von einem zu erregen, ohne gleichzeitig irgendwie merkwürdig zu wirken. Nur gut, dass die Menschen nicht allzu sehr auf mich achteten. Solange ich nicht anfing hier zu randalieren oder so sollte es gehen. „Hey...!“, meinte ich daher probehalber in der Sprache der Affen. Natürlich leise genug um von den Umstehenden nicht für geistig gestört erklärt zu werden aber gerade laut genug, als dass der Affe mich verstehen musste. Und das tat er scheinbar auch, da er mich überrascht - soweit das für einen Affen möglich war - ansah. „Du... sprichst unsere Sprache?“ Ich nickte lächelnd, woraufhin der Affe das erst einmal dem halben Käfig erzählen musste. Typisch, immer diese geschwätzigen Tiere. Affen waren da manchmal schlimmer als tratschende Weiber, die meisten Menschen wussten es nur nicht. Dadurch hatte ich allerdings bald die Aufmerksamkeit von beinahe der Hälfte der Affen im Käfig. Was irgendwie merkwürdig aussehen musste. Aber was interessierte es mich, solange niemand nachsehen kam was mit dem Affen los war. Und allzu lange wollte ich hier ohnehin nicht herumstehen, weshalb ich mich auch bald von den Affen verabschiedete und gerade noch rechtzeitig wieder zu Ethan sah, als dieser mit den Augen rollte. „Was? Affen sind toll. Naja, eigentlich sind alle Tiere toll, manchen sieht man es nur nicht ganz so sehr an. Aber nun komm, ja? Der Rundgang ist noch weit und da vorne stand ein Schild das die Löwen Junge bekommen haben...! Die sind bestimmt noch ganz klein und unschuldig!“ Mit diesen Worten packte ich ihn am Arm und zog ihn weiter durch den Zoo, allerdings an jedem Gehege anhaltend um mir die Tiere ansehen zu können, wenn gerade weniger los war wechselte ich auch mal ein, zwei Worte mit ihnen. Ich wusste, dass ich mich gerade vermutlich ziemlich kindisch verhielt, aber das war mir egal. Jeder durfte doch mal kindisch sein, nicht wahr? Und ich liebte Zoos nun einmal. So dauerte es doch noch eine Weile bis wir dann endlich bei den Löwen angekommen waren. Die Löweneltern lagen ruhig auf einer Wiese während das Junge fröhlich und mit erstaunlich viel Energie durch das Gehege hüpfte. Es war einfach süß...! Ethan schien der gleichen Meinung zu sein, da er kurz darauf einen Kommentar in dieser Richtung abgab. Allerdings schien ihn das Löwenbaby gehört zu haben und kam nun zu uns hinüber. „Süß? Ich? Mal schauen ob du mich immer noch so süß findest wenn ich dir die Augen auskratze...!“, grummelte es verstimmt, allerdings klang es eher nach einem kindlichen Versuch wie sein Vater zu brüllen. Was es nur noch niedlicher machte und mich leise lachen ließ. „Ich fürchte es mag dich nicht...“, murmelte ich grinsend zu Ethan und winkte dem kleinen Löwenbaby zu, welches sich scheinbar verwirrt ein Stück vor das Gitter setzte und uns hinterher sah, als ich Ethan zum nächsten Tiergehege zog. Hach ja, kleine Tierbabys waren einfach zu süß...! In den restlichen Tiergehegen passierte dann allerdings leider nichts allzu spannendes mehr, auch wenn ein paar Tiere durchaus interessante Geschichten auf Lager hatten. Ich konnte ja nun nicht ewig an jedem Gehege stehen und mich mit den Tieren unterhalten, denn auch wenn ich irgendwann begonnen hatte, Ethan eine Zusammenfassung davon zu geben was gesprochen wurde, es war natürlich anderes, als es wirklich zu verstehen. Immerhin wusste er ja nicht einmal, ob ich die Wahrheit sagte. Daher besah ich mir die letzten Tiere schließlich ohne große Konversation und als wir dann mit dem Rundgang durch waren, war es auch schon fast Zeit für diese Delfin-Show im Aquarium. Fische und andere Meeresbewohner interessierten mich im Allgemeinen eher weniger, da sie oft sehr schweigsame Genossen waren, aber bei Delfinen sah das anders aus. Außerdem fragte ich mich, wie die Menschen diese Shows wohl aufbauten wenn sie doch die Delfine gar nicht verstehen konnten. Also wartete ich dementsprechend gespannt als Ethan und ich schlussendlich auf unseren Plätzen saßen und bereits kurz danach die Vorstellung begann. Und es wurden wirklich atemberaubende Kunststücke gezeigt mit den Delfinen. Ich konnte nur hoffen, dass es diesen nichts ausmachte solche Dinge zu tun, aber es schien, als wüssten die Leute da ausnahmsweise was sie taten. Gut so. Denn bei Tierquälerei sah ich ganz gerne mal rot und das wäre wohl keinem der hier Anwesenden gut bekommen. So aber konnte ich mich wie alle anderen an den Tricks und Spielereien erfreuen, die diese Show ausmachten. Nur schade, dass es so bald schon wieder vorbei war, aber man konnte den armen Tieren so etwas ja auch nicht ewig zumuten, von daher war es wohl ganz gut. Dennoch hatte es sich wirklich gelohnt. „Euer Zoo ist fantastisch, weißt du das?“, meinte ich daher zu Ethan während wir uns so langsam auf den Weg zum Ausgang machten. Und auch er lächelte gut gelaunt, bevor er antwortete. „Ja ich weiß, er ist toll... auch wenn es hin und wieder etwas überfüllt ist!“ „Naja, ist aber auch kein Wunder. Die Atmosphäre hier ist toll, die Tiere sind nett und diese Delfinshow war klasse, fandest du nicht auch?“ „Klar! Ich sehe sie zum dritten oder vierten Mal, aber sie ist immer wieder fantastisch...“ Er nickte dabei und machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. „Willst du noch irgendetwas hier tun oder gehst weiter in Richtung Zirkus?“ „Hm...“ Ich sah mich noch einmal um, eigentlich musste ich alle Tiere hier gesehen haben. Und wenn nicht, wie konnten den Zoo sicher noch ein weiteres Mal besuchen wenn nötig. Daher zuckte ich nur mit den Schultern. „Also meinetwegen können wir zum Zirkus. Was ist das eigentlich für einer? Ein großer? Also der letzte Zirkus in dem ich war hatte ziemlich tolle Sachen und war auch dementsprechend groß, aber sind die heutzutage immer noch so?“ Da wir vermutlich noch ein kleines Stückchen Weg vor uns hatten wenn der Zirkus nicht direkt neben dem Zoo lag würde sicher noch genug Zeit sein, diese paar Fragen zu beantworten. Ich war halt neugierig, das war ja nicht verkehrt. Für gewöhnlich jedenfalls nicht. Und im Moment auch nicht, da mir Ethan immerhin meine Fragen beantwortete. Oder es zumindest versuchte, wenn ich seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck richtig deutete. Und tatsächlich kam kurz darauf eine Antwort. „Ich weiß ja nicht, wie du einen Zirkus kennst? Aber für meinen Geschmack ist er schon groß genug, etwas, das man nicht gleich alle Tage sieht? Was willst du denn genauer wissen?“ Was ich genauer wissen wollte...? „Naja, eigentlich frag ich mich nur, ob sich großartig etwas an der Art der Präsentation getan hat... aber egal, ich denke ich werde es dann ja sehen, nicht wahr?“, meinte ich schließlich optimistisch. Der Andere konnte ja nun auch nicht alles wissen, da musste ich mich eben etwas gedulden, sobald wir in der Vorstellung saßen würde ich es ja mitbekommen. Und wenn ich mich nicht sehr irrte sah ich in einiger Entfernung sogar schon das Zirkuszelt. Jedenfalls sah es sehr danach aus. Und war auch nicht unbedingt klein. Sehr schön, vielleicht hatte diese Vorstellung ja doch noch etwas von früher? Wir würden es bald sehen. Ethan Würde Ven sich im Zirkus genauso freuen wie im Zoo? Irgendwie hatte er mich an ein kleines Kind erinnerte mit diesem Leuchten in den Augen, wann immer er etwas entdeckt hatte, dass er noch nicht gesehen hatte und diese sprühende Begeisterung, mit der er die Gespräche mit den Tieren führte...ob ich es zugeben wollte oder nicht, er war irgendwie süß auf seine Art und Weise, so kindlich sie gerade auch wirkte. „Ja, du wirst es vermutlich sehen, schätze ich? Ich würde es dir ja auch schon sagen, aber ich habe keine Ahnung wie der Zirkus früher war, tut mir leid...ich bin nicht so alt wie du!“, meinte ich mit einem leicht schelmischen Grinsen, während wir den Zirkus erreichten. „Sag mal, da fällt mir ein...wie alt bist du eigentlich, Ven? Ich meine du siehst genauso alt aus wie ich, aber als Dschinn...wie viele Jahre hast du auf dem Buckel?“, wollte ich wissen. Die Frage schien den Dschinn überrascht zu haben, so verdutzt wie er mich ansah, doch fasste er sich recht schnell wieder und zuckte mit den Schultern. „Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Nach einhundert Jahren hatte ich keine Lust mehr zu zählen. Warum auch, es interessiert doch eh niemanden wie alt man ist und normalerweise würde mir auch kein Mensch glauben, wenn ich irgendein Alter nenne was jenseits der Hundert liegt wenn ich aussehe wie siebzehn. Aber mein hundertster Geburtstag ist schon weit länger als nur ein paar Jahre her, soviel kann ich dir sagen. Vielleicht wissen es meine Eltern oder so, die legen da mehr Wert drauf als ich.“, antwortete er mir. Damit war nun ich es, der überrascht und verdutzt aus der Wäsche schaute. „Echt? Ich hätte gedacht man will wissen wie alt man ist, aber wenn dir das nicht so wichtig ist...ich schätze, für einen Dschinn ist das einfach etwas anderes, weil man es nicht 'braucht', hm?“, überlegte ich. „Kann sein? Mich interessiert es jedenfalls nicht wirklich.“, gab Ven schulterzuckend zurück. Danach ließ ich das Thema einfach fallen, kaufte lieber die Eintrittskarten für den Zirkus und betrat das große Zelt mit Ven. An sich sah es hier ganz in Ordnung aus, wenn ich mich so umsah...es hatte etwas! Die hohe Zeltdecke, behangen mit einer Menge an Scheinwerfern, die die Manage erhellten. Wohl damit die Zuschauer auch später noch sehen konnten was sich hier abspielte, so langsam setzte die Dämmerung ein. Gemeinsam mit Ven suchte ich nach geeigneten Plätzen, welche nicht zu nah an der Manege waren um Aufsehen zu erregen – nicht das Ven noch der Versuchung erlag, hier mit den Tieren zu reden oder dergleichen – aber auch nicht zu weit weg um ordentlich mit zu bekommen, was vor sich ging. Das war nicht ganz so leicht, wie ich es mir erhofft hatte, aber irgendwie gelang es uns schließlich doch. Lange warten mussten wir auf den Beginn der Vorstellung auch nicht mehr, nur eine Viertelstunde nachdem wir saßen und uns mehr oder minder schweigend umgesehen hatten, begann die Vorstellung. Oh und was für eine Vorstellung das war! Die Seiltänzer, die sich hoch durch die Lüfte schwangen, in akrobatischen Meisterleistungen verstand sich – und das ohne Netz! – die Raubtierbändigerin mit ihren Tigern und Löwen, die durch flammende Reifen sprangen und eine Menge anderer Kunststücke vorführten – einer von ihnen balancierte über einen hölzernen Balken hoch in der Manage und gab in der Hälfte des Weges ein beeindruckendes Brüllen von sich – aber die Feuerspucker erst! Mir wurde vom zusehen schon heiß, wenn sie die hohen Flammen in die Luft spuckten, als seien sie in Wahrheit Mensch gewordene Drachen, die das schon seit vielen, vielen Jahrhunderten taten! Es war einfach nur fantastisch...so fantastisch, dass ich mir selbst wie ein kleines Kind vor kam, weil ich mich von der Atmosphäre in diesem Zelt so mitreißen ließ, aber sei's drum, ich durfte auch einmal kindisch sein! Der Clown war für meinen Geschmack nicht ganz so lustigwie ich es mir erhofft hatte – vielleicht lag es auch daran, dass ich keine Clowns mochte und ich ihn deshalb nicht lustig fand – aber ganz in Ordnung. Als letztes kam der Magier dran, führte ein paar kleinere Zaubertricks vor, die eine Menge Applaus ernteten. Ven war von der Vorstellung bisher ebenso begeistert gewesen, wie ich, doch das schien mit einem Mal ein Ende zu haben, wie ich feststellen durfte. „Und sowas nennt sich Magier“, murmelte er neben mir, sah den Typen in der Manage nicht gerade freundlich an. „Was hast du denn für ein Problem mit dem Magier?“, flüsterte ich ihm kopfschüttelnd zu. „Also bitte, das, was der da vorne tut sind billige Tricks, da kann er sich auch gleich 'Lügner' oder wenigstens 'Zaubertrickmeister' nennen. Ich bestreite ja gar nicht, dass er viel geübt haben muss für das da, aber echte Magie hat ein ganz anderes Niveau.“, erwiderte Ven. War da ein beleidigter Unterton in seiner Stimme oder bildete ich mir das nur ein? Vielleicht ärgerte es ihn einfach, dass er als Dschinn, als richtiger 'Magier' wenn man so wollte, einen Amateur sehen musste, der sich so bezeichnete? Oder so ähnlich? Vielleicht hätte ich mir als Gabe lieber das Gedanken lesen wünschen sollen? Oder den Mund halten sollen, denn das, was ihn verließ, um Ven eigentlich nur zu necken, war nicht gerade besonders einfühlsam, wenn ich im Nachhinein darüber nachdachte. „Ach und du meinst du kannst es besser?“, fragte ich, in herausfordernden Ton. Ven sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Natürlich kann ich es besser. Das, was der Kerl da macht kriege ich mit dem kleinen Finger hin und zwar ohne die Tricks, die er verwendet. Naja, außer das mit dem Zerteilen von Menschen, aber ich kenne den Trick dahinter. Und ich glaube, es wäre auch keine gute Idee wirklich jemanden zu zerteilen.“, meinte er, in einem Ton, der erklärte, das es so und nicht anders sein konnte. „So? Na das will ich erst mal sehen, wie du das besser hinbekommst, aber das Zerteilen von Frauen darfst du gerne weglassen, wir wollen ja nicht, dass noch etwas passiert, nicht wahr?“, gab ich zurück, wohl bewusst der Tatsache, dass Ven das sicher konnte, doch sich nun in seinem Stolz herausgefordert fühlen würde, mir das unter Beweis zu stellen. Eine gratis Vorstellung mit einem richtigen Magier! Was wollte man mehr? Da hatte ich nicht einmal ein schlechtes Gewissen, den Stolz des Dschinns auszunutzen. Es war nicht unbedingt nett, keine Frage, aber ich war auch kein Heiliger und es tat immerhin niemandem wirklich weh, Vens Fähigkeiten etwas heraus zu fordern, oder? Es war ja nicht so, als hätte ich behauptet, das er überhaupt nichts könne oder dergleichen! So fies konnte ich auch gar nicht sein, dieses Necken – mit hin und wieder etwas Eigennutz – war das schlimmste, was ich mir leistete, wenn überhaupt. Ven verschränkte die Arme – ob er nun beleidigt war? – ehe er zu einer Antwort ansetzte. „Bitte, wie du meinst. Wenn wir wieder bei dir sind beweise ich es dir. Auch wenn du es wissen solltest, oder hast du deine Fähigkeit noch immer nicht ausprobiert?“, erklärte er, wirkte dabei fast schon wie ein trotziges Kind. „Oh...darauf freue ich mich jetzt schon und nein, ich habe sie noch nicht ausprobiert, das war bisher noch nicht von Nöten, weißt du? Außerdem muss ich erst einmal herausfinden, wie genau das funktioniert, eine Bedienungsanleitung für ganz Dumme gab es nämlich leider nicht dazu.“, scherzte ich, konnte mit ein leichtes Kichern nicht verkneifen. „Du wirst schon noch sehen!“, erwiderte Ven, wirkte dabei ziemlich sicher, mir beweisen zu können, was er auf dem Kasten hatte. Die Vorstellung hatte sich mittlerweile dem Ende zugeneigt, der Zirkusdirektor bedankte sich bei allen Zuschauern und die Besucher verließen das Zelt. Das galt auch für Ven und mich. Wir schwiegen Beide in der Menschenmenge – unter so vielen Leuten konnte man eben nicht ungezwungen über Dschinn reden und deren anstehende Vorstellungen reden – und auch als wir zuhause waren, wurde das Thema erst einmal nicht angesprochen. Heute war meine Mutter einmal zuhause und erwartete uns mit einem Abendessen, bei dem einmal seit langem die ganze Familie – inklusive eines gewissen Dschinns – an einem Tisch saßen. Danach verschwand ich mit Ven auf mein Zimmer – es war ungeheuer schwer Ashley davon zu überzeugen, nicht mit auf unser Zimmer zu kommen, aber irgendwie hatte ich sie einmal mehr abwimmeln können – und schloss die Tür hinter uns ab, damit nicht zufällig jemand in den Raum platzte, ehe ich mich auf das Bett fallen ließ und gespannt zu dem Dschinn sah. „Na dann zeig doch einmal was ein Dschinn so alles kann!“, forderte ich ihn auf, bemühte mich herausfordernd zu schauen, obwohl es viel mehr die Neugierde und Faszination war, die mich gerade erfüllten. Ven Zugegeben, ein bisschen beleidigt war ich immer noch als wir endlich allein auf Ethans Zimmer waren und dieser meinte, ich könne jetzt anfangen, aber glücklicherweise hatte es sich über die Zeit und das wirklich sehr leckere Essen von seiner Mutter wieder halbwegs gelegt. Stattdessen war ich fest entschlossen, dem Jungen zu zeigen was richtige Magie war. Denn das bisschen Hokuspokus von diesem... selbsternannten ‚Magier‘ konnte ja selbst der jüngste Dschinn bereits, also bitte. „Gerne.“, meinte ich daher auf Ethans Aufforderung hin. „Hättest du gerne etwas bestimmtes? Ich meine, Sachen wie das obligatorische Kaninchen aus dem Hut Zaubern oder Leute schweben lassen sind nicht sonderlich schwer, wenn du etwas derartiges sehen willst bitte.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Oder du lässt mich mal richtige Magie zeigen, nicht nur Zaubertricks ohne die Tricks.“ Denn es gab auch noch ein paar Sachen, die kein menschlicher Magier, der nicht vielleicht selbst drei Wünsche frei gehabt hatte, konnte. Dinge, die man selbst als Dschinn eigentlich fast nie verwendete, einfach weil es keinen Sinn machte und man sie nicht benötigte, weder zum Wunscherfüllen noch zum normalen Reisen. Aber sie waren machbar. Und natürlich lautete die Antwort „Richtige Magie, bitte!“. Naja gut, es war eigentlich auch kein Wunder, vermutlich wollten die meisten Menschen erst einmal richtige Magie sehen, wenn sie schon die Chance dazu hatten. So auch Ethan, der mich nun grinsend ansah. „Okay, wie du willst. Ich hoffe nur, dass du danach nicht noch einmal auf die Idee kommst in Frage zu stellen, ob ich mich mit so einem Zirkusmagier messen könnte.“, meinte ich nur und konzentrierte mich, während ich plante, was genau ich ihm zeigen wollte. Nur schade, dass wir hier recht beengt waren, im Freien hätte ich etwas weit imposanteres zustande bringen können. So beschränkte ich mich auf ‚Miniaturmagie‘, die allerdings eigentlich sogar komplizierter war, da man zusätzlich aufpassen musste, die Grenzen die man hatte, hier in Form der Zimmerwände, nicht zu überschreiten. Aber schließlich begann ich mit meiner zweitliebsten und wohl imposantesten Magie: Der Feuermagie. Wie gesagt, gewöhnlich benötigten wir Dschinn so etwas nicht und spezialisierten uns eher auf das, was beim Wunscherfüllen hilfreich sein konnte, aber gelegentlich wünschten sich manche Menschen auch, ein Element kontrollieren zu können. Und auch, wenn sie natürlich niemals die volle Kontrolle darüber bekommen durften war es wie mit Ethans Fähigkeit, ein bisschen war erlaubt. Daher gehörte auch das zu unseren Fähigkeiten. Und so erschien also kurz darauf eine kleine Feuerkugel zwischen uns, welche sich so detailgetreu wie möglich schließlich in einen Minidrachen verwandelte, der leise brüllte, bevor er einmal um Ethans Kopf flog um daraufhin in der Mitte des Zimmers aufzuleuchten und in einem kleinen, aber bunten Feuerwerk zu explodieren. Ich hätte ihn ja am liebsten noch Feuer spucken lassen, aber das war dann doch etwas gefährlich, bereits das Feuerwerk musste ich sehr klein halten, denn ich wollte nun wirklich nicht dafür verantwortlich sein, wenn am Ende versehentlich ein Teil der Einrichtung abfackelte. Auch wenn ich es wohl problemlos wieder hätte erneuern können, ich musste es nicht übertreiben und unbegrenzte Magiereserven hatte ich ja nun auch nicht. Aber es war ja nichts geschehen, also sah ich zu dem Anderen, zufrieden mit meiner kleinen Vorstellung und gespannt auf dessen Reaktion. Und was für eine Reaktion ich bekam. „Das ist ja fantastisch!“ Ich schien irgendwie eine seiner Vorlieben getroffen zu haben, jedenfalls grinste er mich begeistert an und begann, mich mit Komplimenten zu überhäufen. Ich kam nicht einmal dazu, ihn irgendwie zu unterbrechen um mich zu bedanken, was damit endete das ich bei dem ganzen Lob ziemlich verlegen wurde - SO toll war der Drache doch jetzt auch nicht gewesen... oder? - und überhaupt nichts mehr zu sagen wusste. Irgendwann schien Ethan dann allerdings auch aufgefallen zu sein, dass er ziemlich viel geredet hatte, jedenfalls schloss er schließlich den Mund und... war er etwa gerade rot geworden? Naja, zumindest leicht rosa, aber das reichte mir schon. Hey, er hatte mich geärgert, da wollte ich ihm den ‚Gefallen‘ eben gerne zurückgeben. „Stehst du etwa auf Drachen?“, meinte ich grinsend und piekte ihm leicht mit dem Zeigefinger in die Wange, woraufhin er mich erst einmal überrascht ansah. „Kann schon sein?“ war dann die ausweichende Antwort, bevor ich wieder auf den eigentlichen Grund für diese kleine Vorführung zurück kam. „Aber ich hoffe das auch dir jetzt klar geworden ist, dass so ein angeblicher Zauberer gar nicht versuchen brauch, sich mit einer echten magiebegabten Person zu vergleichen. Obwohl ich zugegeben auch etwas beeindruckt bin, mit welchen Tricks sie versuchen, euch weiß zu machen, dass sie echte Magier wären.“ „Oh ja, mehr als überzeugt: Begeistert! Damit kann ein Trickser nicht mithalten...leider!“, war dann die Antwort, die mich ja eigentlich hätte zufrieden stellen müssen, wenn da nicht dieses freche Lächeln in Ethans Gesicht gewesen wäre, was mir ziemlich eindeutig sagte, dass er es ohnehin schon gewusst hatte, nur scheinbar eine Extravorstellung haben wollte. „Du bist unmöglich, weißt du das?“, grummelte ich, allerdings nicht wirklich beleidigt nachdem er mich schon so mit Komplimenten überschüttet hatte, die ganz und gar nicht gespielt geklungen hatten. Trotzdem war ich nicht allzu begeistert davon, wie gern er mich zu ärgern schien - insbesondere als er als Antwort nur grinsend ein „Ich weiß!“ äußerte - und setzte mich schließlich mit verschränkten Armen auf sein Bett, wo ich mich kurz im Zimmer umsah, bevor mein Blick zu ihm zurückkehrte. „Und jetzt?“, fragte ich mit schief gelegtem Kopf, woraufhin er etwas nachdachte. „Keine Ahnung? Wir könnten uns eigentlich mal überlegen wo du schläfst heute.“, begann er schließlich. „Ich weiß ja nicht, ob du das Sofa haben magst oder nicht, aber ich weiß, dass ich heute mein Bett wieder bekomme! Und ansonsten sollten wir vielleicht auch langsam ins Bett, morgen ist...Schule und wir haben eine Menge vor uns, schon vergessen?“ Als ich das mit der Schule hörte ließ ich kurz den Kopf hängen, nickte aber. „Stimmt. Aber keine Angst ich nehm dir dein Bett schon nicht wieder weg.“ Es war mir ohnehin schon peinlich genug, dass ich es in der vorigen Nacht getan hatte, aber das konnte ich jetzt wohl kaum noch ändern, also versuchte ich es stattdessen lieber zu verdrängen. „Das Sofa reicht völlig.“ Das stimmte zwar nicht ganz, das Himmelbett in dem ich die letzten Jahre geschlafen hatte war sicherlich besser gewesen, aber wenn ich zwischen Himmelbett in Gefangenschaft und Sofa in, wenn auch nur halber, Freiheit wählen konnte war die Antwort doch wohl klar. So machten wir uns also soweit Bettfertig und es dauerte nicht sonderlich lange, da waren wir, komplett im Schlafanzug, dabei, seine Couch auszuziehen. Bettzeug besorgte ich mir auf die Schnelle selbst, bevor wir es uns schließlich an unserem jeweiligen Schlafplatz gemütlich machten. Was bei mir hieß, dass ich mir das Sofa unbemerkt etwas weicher machte, denn ich wollte am nächsten Tag nicht mit einem steifen Nacken aufwachen. Das würde meine Laune jedenfalls nicht sonderlich steigern und sie würde ohnehin nicht gerade weit oben sein. Schule... schon wenn ich daran dachte bekam ich Gänsehaut. Na das konnte ja was werden... Aber ich würde es überleben und so sah ich noch kurz zu, wie Ethan für uns den Wecker stellte, bevor wir uns eine Gute Nacht wünschten und ich schließlich einzuschlafen versuchte. Mit den Gedanken an Schule war das zwar nicht gerade einfach, aber in solchen Momenten war ich immer ganz froh, dass wir Dschinn nicht so viel Schlaf benötigten. Naja, es sei denn wir hatten getrunken, wie ich eindrucksvoll feststellen durfte... oder unsere Kräfte waren wirklich erschöpft. Aber so ging es einigermaßen, weshalb ich dann auch trotz der eher üblen Aussichten für den nächsten Tag auch irgendwann eingeschlafen war... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)