Die neue Hüterin von abgemeldet
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Kapitel 3: Die Mount-Reikaku-Banditen
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Sofort wusste sie wen sie vor sich hatte. Dieses Gesicht hatte sie schon bei
Tai-Itsu gesehen. Das war Tasuki, einer von den besessenen Seishi, doch bevor
sie eine Entsprechende Bemerkung machen konnte fiel ihr Chichiris Warnung wieder
ein. Deshalb stellte sie sich unwissend. "Wer bist du?" "Wer ich bin? Ich bin
der Anführer der Mount-Reikaku-Banditen. Mein Name ist Shun'u Kou. Doch jeder
nennt mich Genrou." "Und was willst du von mir?" "Von dir will ich nichts. Aber
deine Familie wird bestimmt ein gutes Lösegeld zahlen." Tasuki begann fies zu
grinsen, wobei er seine spitzen Eckzähne zeigte. Entsetzt blickte Mai den
jungen Mann an. "HILF MIR HOUJUN!" Mehr konnte sie nicht rufen, denn Tasuki
hielt sie von hinten mit einem Arm fest, und mit der anderen verschloss er ihren
Mund, doch der Schrei hatte gereicht und Chichiri war ins Zimmer gestürmt. Als
er sah, was geschehen war sah er Tasuki ungläubig an. Er konnte es immer noch
nicht glauben, dass die Seishi nichts mehr von allem wussten. "Lass sie los."
"Auf gar keinen Fall. Wer bist du eigentlich?" "Ich bin,...ihr Bruder." Chichiri
hoffte, dass Tasuki das kurze Zögern nicht aufgefallen war. "Das trifft sich
gut, denn ich werde deine Schwester mitnehmen. Deine Familie wird viel Geld für
die Kleine zahlen müssen." "Das geht nicht. Unsere Eltern sind bei der Großen
Flut vor 10 Jahren ertrunken. Wir haben kaum Geld." "Das ist aber schade, dann
muss deine Schwester eben den Preis abarbeiten. Ich habe sogar schon eine Idee
wie sie das tun könnte." Ein hämisches Grinsen überzog Tasukis Gesicht und
Mai bekam panische Angst vor dem jungen Mann. Sie wartete auf einen Augenblick
der Unachtsamkeit ihres Entführers, der nun gekommen zu sein schien, und biss
ihn kräftig in die Hand. Tasuki zog aus einem Reflex seine Hand von ihrem Mund,
und ließ seinen Griff etwas lockerer. Das war Mais Chance. Mit aller Kraft warf
sie sich nach vorne. Der überrumpelte Bandit konnte sie nicht halten und Mai
stürzte von ihrem eigenen Schwung mitgerissen zu Boden. Mit einem Satz stand
Chichiri zwischen ihr und dem Rothaarigen. "Ist alles In Ordnung?" "Ja, es geht
mir gut." Schnell blickte Chichiri sich zu ihr um, weil sich ihre Stimme
gepresst angehört hatte und entdeckte die Tränen die ihr langsam über die
Wangen kullerten. "Nicht weinen, es wird alles gut." Er wandte Tasuki den
Rücken zu, kniete sich vor Mai, nahm sie in den Arm und strich ihr tröstend
über den Rücken. Er bemerkte nicht, wie Tasuki näher kam, erst als er Mai
seinen Namen flüstern hörte und ihre geweiteten braunen Augen sah wusste er,
das er einen fatalen Fehler gemacht hatte. Er wollte sich gerade umwenden als er
zuerst einen starken Schmerz und dann etwas Warmes am Hinterkopf fühlte. Bevor
er das Bewusstsein verlor hörte er noch Mais entsetzten Schrei.
"NEEEEEEIIIIIIIINNNNNN!!!!!!!!!!!!!"
Wütend funkelte Mai den besessenen Seishi mit ihren kaffeebraunen
Augen an. "Wie konntest du nur? Wir haben dir doch überhaupt nichts getan!" "Er
hat sich einfach mit dem falschen Banditen angelegt. Kouji! Komm her!" Die Tür
wurde geöffnet und ein Mann, ein paar Jahre älter als Tasuki, mit dunklem
Haar, dass er sich mit Hilfe eines Stirnbandes aus dem Gesicht hielt, und einer
langen Narbe auf der linken Wange, trat ein. "Was gibt es denn Genrou?" "Wir
haben Gäste. Bring die Kleine ins Quartier. Ich werde mich um ihren Bruder
kümmern." "Was hast du mit ihm vor?" "Keine Angst, ich werde ihm nichts antun."
Mit einer Handbewegung bedeutete er Kouji sie weg zu bringen. "Lass mich los du
Idiot! Ich werde Houjun nicht mit diesem Irren alleine lassen! Nimm deine
schmierigen Finger von mir weg! Du tust mir weh! Lass los, ich kann alleine
gehen!" Amüsiert sah Tasuki den beiden nach. Sein Freund hatte beträchtliche
Probleme sich diese aufbrausende Hexe vom Hals zu halten. Er konnte der jungen
Frau regelrecht vom Gesicht lesen, dass sie ihrem Aufpasser am liebsten die
Augen ausgekratzt und jedes Haar einzeln ausgerissen hätte. Schwungvoll
schulterte er Chichiri und trug ihn hinunter zu den Stallungen, wo Kouji und Mai
schon auf ihn warteten. Ängstlich blickte Mai ihm entgegen, doch die
verflüchtigte sich und Erleichterung spiegelte sich in ihren Augen wider, als
sie bemerkte, dass er den Verletzten dabei hatte. Unsanft packte Tasuki den
Besinnungslosen auf eines der freien Pferde und stieg auf sein eigenes. Die
kleine Gruppe war nach wenigen Minuten an einem großen Gebäude angekommen, aus
dem einige Männer kamen. Nachdem Tasuki abgestiegen war begann er Befehle zu
erteilen. "Ihr beiden kümmert euch um die Pferde, du nimmst den Verletzten und
bringst ihn in das Zimmer das Kouji für unsere Gäste aussucht, und du Kouji,
kümmerst dich um sie. Später erwarte ich dich in meinen Räumen." Mit diesen
Worten verschwand der Bandit in seinen privaten Gemächern. Kouji blickte Genrou
nach, nahm Mai am Arm und führte sie in ein ziemlich großes Zimmer. "Hier ist
euer Quartier. Brauchst du noch irgendetwas?" Der andere Bandit hatte
währenddessen den bewusstlosen Chichiri auf eine der beiden Tami-Matten gelegt
und das Zimmer wieder verlassen. Schnell lief Mai zu dem Seishi und untersuchte
die Verletzung an seinem Hinterkopf, konnte aber die Größe und Tiefe nicht
genau bestimmen, da sie von, mit getrocknetem Blut verklebten Haaren verdeckt
war. "Ich bräuchte eine Schüssel mit warmen Wasser und saubere Tücher. Etwas
Verbandsmaterial währe auch nicht verkehrt. Könnte ich das bekommen?"
"Natürlich. Du magst deinen Bruder wohl sehr gerne?" "Ja, er war immer für
mich da." Da Kouji nicht wusste, dass Mai die letzten Tage gemeint hatte
interpretierte er ihre Worte falsch und dachte, dass sie ihr ganzes Leben
meinte. "Ich bringe dir jetzt die Sachen. Pass auf dich auf und schiebe den
Riegel vor." Mai nickte und nachdem Kouji das Zimmer verlassen hatte legte sie
den Holzriegel vor. Sie setzte sich neben Chichiri auf die Matte, nahm zögernd
seine Hand in ihrige und sah im unverwandt in sein blasses Gesicht. Ihre Augen
begannen zu brennen und als die Welt vor ihnen zu verschwimmen begann wischte
sie die aufsteigenden Tränen wütend weg. Chichiri kam
wieder zu sich. er hatte Kopfschmerzen und als er die Augen öffnete wurde der
Schmerz intensiver. Sein Magen begann zu rebellieren und er musste tief
durchatmen, damit sich die Übelkeit wieder verzog. "Houjun, endlich bist du
wieder wach. Ich habe mir solche Sorgen gemacht." Seine Gedanken gingen träge und ihre Bedeutung drangen wie durch
Watte zu ihm durch. Mit verschleiertem Blick sah er zu der jungen Frau die ihn
besorgt musterte. "Kouran?" Chichiri flüsterte den Namen nur, dennoch hatte Mai
ihn verstanden. Leise schlich sie erst zur Tür, dann zum Fenster und spähte
vorsichtig hinaus. Als sie sicher war, dass sie niemand in der Nähe war und sie
belauschen konnte ging sie zu dem Seishi zurück. "Erinnerst du dich nicht? Ich
bin es Mai." "Mai?" "Ja, und du bist der Suzaku-Seishi Chichiri." Der Seishi war
jetzt verwirrt. "Wieso nanntest du mich dann Houjun?" "Wir sind im Lager der
Mount-Reikaku-Banditen. Du hast vorgeschlagen uns als Geschwister zu tarnen."
Mit einem Schlag war sein Kopf wieder klar und er wusste wieder was geschehen
war. "Entschuldige Mai, ich war noch nicht ganz wach. Was ist eigentlich genau
passiert?" "Genrou hat dich niedergeschlagen. Ich glaube er wollte dich in
deinem Blut liegend sterben lassen. Warum er dich nun doch hierher gebracht hat
kann ich dir auch nicht sagen. Alles Weitere erzähle ich dir später. Kouji
müsste jeden Augenblick wieder zurück sein." Einige Minuten später klopfte es
an der Tür. "Wer ist da?" "Ich bin es Kouji. Ich bringe das Wasser." Mai
öffnete die Tür, damit der Bandit eintreten konnte. "Danke. Könntest du mir
einwenig zur Hand gehen? Houjun kann sich aus eigener Kraft noch nicht
aufsetzen." "Natürlich helfe ich." Kouji lächelte Mai an, dann half er
Chichiri dabei sich aufzusetzen und stützte ihn, während Mai mit warmen Wasser
die Wunde säuberte, die sich als harmlose Platzwunde herausstellte.
Mai nahm einen kleinen
Tontiegel in die Hand, in dem sich eine giftgrüne Paste befand und roch
vorsichtig daran. Ein scharfer Geruch stieg ihr in die Nase. "Kouji, was ist
das?" Angewidert hielt sie ihm den Topf hin. "Das ist eine Heilsalbe." "Und die
soll helfen?" "Natürlich." "Und wie soll ich die Salbe hernehmen?" "Ganz
einfach. Du musst eine dünne Schicht davon genau auf die Wunde geben." Mai
schmierte ein wenig von der Paste auf die Wunde. Chichiri verzog das Gesicht und
zog scharf die Luft ein. "Entschuldige, ich wollte dir nicht wehtun." "Du warst
das nicht, aber die Salbe brennt wie Feuer." Vorsichtig strich Mai noch etwas
Creme auf die Wunde, dann legte sie einen Verband an. "Vielen Dank Kouji, das
war wirklich ganz lieb von dir." Verlegen kratzte Kouji sich am Kopf. "War doch
kein Problem. Ich muss jetzt los, Genrou erwartet mich und er mag es überhaupt
nicht, wenn er zulange warten muss. Vergiss nicht den Riegel vorzuschieben.
Normalerweise kommt zwar niemand in mein Zimmer, aber man kann ja nie wissen."
"Das hier ist dein Zimmer? Wo schläfst du denn dann?" "Ich finde schon einen
Platz. Mach dir keine Sorgen. Versucht jetzt noch etwas Schlaf zu bekommen. In
wenigen Stunden gibt es etwas zu essen. Bis dann." Kouji verließ das Zimmer und
Mai legte den Riegel vor. Dann setzte sie sich neben Chichiri, dessen
Gesichtsfarbe schon etwas rosiger geworden war. "Wie geht es dir?" "Schon
besser, Danke. Mai, ist dir aufgefallen, dass du zwischendurch einen Freund
gefunden hast." "Wen meinst du?" "Kouji. Er mag dich." "Meinst du?" "Ich meine
es nicht nur, ich weiß es." "Chichiri, darf ich dich etwas fragen?"
"Natürlich." "Es ist mir unangenehm, besser gesagt peinlich, aber es
interessiert mich einfach. Was siehst du in mir?" "Ich sehe eine ernste, junge
Frau, die grundlos kein Selbstvertrauen besitzt." "Aha." Mai versuchte ein
gähnen zu unterdrücken, schaffte es aber nicht. Verlegen lächelte sie
Chichiri an. "Ich denke Kouji hat Recht, wir sollten noch etwas schlafen." Mai
legte sich auf die zweite Tami-Matte und schlief fast Augenblicklich ein,
während Chichiri sie noch einige Zeit beobachtete, bevor ihn die Müdigkeit
übermannte. Sie erwachten erst, als es an der Tür klopfte. Verschlafen rieb
sich Mai über die Augen und murmelte ein schlechtgelauntes °Herein°. Koujis
Stimme drang durch die verschlossene Tür. "Du musst erst den Riegel öffnen."
"Den Riegel? Welchen Riegel?" Chichiri der den Dialog amüsiert verfolgt hatte
begann zu lachen. "Wach erst einmal richtig auf." Dann ging er, nachdem das
leichte Schwindelgefühl verebbt war zur Tür, schob den Riegel zurück und
ließ Kouji eintreten. "Ist sie morgens immer so?" "Letzte Nacht hat sie kaum
schlaf bekommen, da ist es kein Wunder dass sie noch müde ist." Kouji nickte
und stellte das mitgebrachte Essen auf den niedrigen Tisch der unter dem Fenster
stand. "Ich hoffe, dass es euch schmeckt." "Auf ihr Urteil wirst du noch etwas
warten müssen." Verständnislos blickte der Bandit den Seishi an. Als dieser
lächelnd auf die schlafende Mai deutete huschte ein grinsen über sein Gesicht
und seine Augen blitzten amüsiert auf. "Ich gehe dann mal wieder und hole euer
Gepäck." Chichiri nickte nur und setzte sich, nachdem er die Türe wieder
verschlossen hatte an den Tisch. Er hatte zwar kaum Appetit, doch er wollte
Kouji nicht beleidigen, schließlich hatte er an den Soßenspritzern auf Koujis
Hemd sehen können, dass der Räuber selber gekocht hatte. Deshalb fing er
alleine an, doch nach wenigen Bissen konnte er einfach nicht mehr, obwohl es
vorzüglich schmeckte. Er hoffte insgeheim. dass Mai nach dem Erwachen einen
Appetit an den Tag legen würde wie Miaka, doch im selben Moment verwarf er den
Gedanken wieder, denn solche Mengen wie die vorherige Miko mit Leichtigkeit
verspeist hatte konnte kein Mensch essen. Chichiri drehte dem Tisch den Rücken
zu, blieb aber sitzen und während er die schlafende betrachtete verglich er sie
in Gedanken mit ihrer Vorgängerin. Chichiri wurde aus seinen Gedanken
gerissen als es leise an die Türe klopfte. "Houjun, ich bin es Kouji. Ich
bringe das Gepäck und eine Überraschung für deine Schwester." Chichiri
öffnete die Tür vor der Kouji und zwei weitere Banditen mit einem großen
Holzzuber warteten. "Ich habe mir gedacht, dass deine Schwester vielleicht gerne
baden würde. "Sie wird sich bestimmt freuen." Vor der Tür stehen einige Eimer
mit Wasser, das könnt ihr in diesen Kessel dort erhitzen." "Vielen Dank. Kouji,
dürfte ich dich etwas fragen?" "Natürlich, frag ruhig." "Wieso tust du das
alles für uns?" "Genrou möchte es, außerdem mag ich deine Schwester. Sie ist
ein nettes Mädchen. Übrigens, wie heißt sie überhaupt?" "Ihr Name ist Mai."
"Ich muss jetzt zum Boss." Chichiri verschloss gerade die Tür hinter dem
Banditen, als er ein Gähnen hörte. "Guten Morgen Mai." "Morgen." "Hast du gut
geschlafen?" "Es ging so." "Kouji war eben wieder da. Auf dem Tisch steht etwas
zum essen und wenn du willst, dann können wir etwas Wasser erhitzen, damit du
baden kannst." Schlagartig war jede Müdigkeit verflogen. "Baden, das ist eine
super Idee." "Während ich Feuer mache und das Wasser erhitze, kannst du etwas
essen." "Ich kann mein Badewasser selber warm machen." "Iss du zuerst, Ich
mache...," "Aber du bist verletzt." "Das ist nicht so schlimm wie es aussieht."
Mit einem Sarkastischen +Ach ja+ gab sie ihm einen leichten Schlag auf den
Hinterkopf. "Aua!" " Ich dachte, es ist nicht so schlimm." Schelmisch grinste
Mai ihn an, während er fies zurück grinste. "Das hast du nicht umsonst getan."
"Chichiri, was hast du vor?" "Ich werde mich revangieren, und selbst der
Umstand, dass du die Miko bist, kann dich nicht retten." Mai wirbelte herum und
wollte durch die Tür entfliehen, doch Chichiri war schneller und packte sie von
hinten mit dem rechten Arm um die Tailie und zog sie an sich heran, während er
begann sie mit der linken Hand zu kitzeln. Da Mai sehr kitzlig war begann sie
schallend zu lachen. Nach Luft schnappend und lachend versuchte sie sich bei dem
Seishi zu entschuldigen. "Hör auf. Bitte, es tut mir auch leid. Bitte hör auf,
ich bekomme keine Luft mehr. Da Mai sich so gut es ging gegen ihn wehrte kam es
wie es kommen musste. Als Mai es geschafft hatte sich in seinem Griff umzudrehen
verloren die beiden die Balance und stürzten zu Boden, wobei Chichiri sich noch
geschickt drehte und Mai fester hielt, damit sie beim Aufprall auf ihm landete
und sich nicht verletzen konnte. Mai geschah nichts, doch als sie ihre Augen
öffnete, die sie vor schreck geschlossen hatte und Chichiri anblickte, dessen
Gesicht nur wenige Millimeter von ihrem eigenen entfernt war begann ihr Herz
schneller zu schlagen, doch als sie ihren Blick von ihm losriss musste sie
erkennen, dass Chichiri weniger Glück gehabt hatte, denn er war mit dem Kopf
auf dem Boden aufgeschlagen, wobei sich die Platzwunde wieder geöffnet und zu
bluten begonnen hatte und den Verband rot färbte, und es fühlte sich an, als
würde ihr Herz für einen Schlag lang stehen bleiben. "Du..., du blutest
wieder. Ich..., es tut mir leid. Ich ..., ich werde gleich darum kümmern. Gott
sei Dank, dass Kouji noch nichts geholt hat. Komm setz dich auf die Tami-Matte.
Ich hole nur schnell frisches Wasser." Vorsichtig half sie Chichiri die wenigen
Schritte bis zur Matte, nahm die Schüssel und füllte etwas Wasser aus den
Eimern die vor der Tür standen hinein, dann nahm sie eines der sauberen Tücher
und begann nachdem sie den Verband entfernt hatte das blut weg zu wischen. "Tut
es sehr weh?" "Nein, es ist nicht sehr...," Chichiri zog die Luft scharf ein,
als ein schneidender Schmerz durch seinen Kopf zog, dann fügte er noch ein
leises +schlimm+ an. "Es tut mir leid." "Was tut dir leid?" "Dass du wieder
verletzt bist. Es ist alles meine Schuld." "ist es nicht. Es war ein Unfall.
Mach dir darüber keine Gedanken." "Aber...," "Jetzt reicht es. Gib dir nicht
immer die Schuld an allem!" Verdutzt blickte Mai den Seishi an, sie war
verwirrt, denn noch nie hatte sie jemand so angebrüllt wie Chichiri eben, und
als sie spürte, wie ihr die Tränen kamen wandte sie sich ab, wischte sie
verstohlen weg und schluckte, damit der Klos, der sich in ihrem Hals gebildet
hatte wieder verschwand. "Ich mache jetzt Wasser warm. "Mai, es tut mir leid.
Ich wollte dich nicht anschreien. "Ist schon Gut." Mai begann die Eimer ins
Zimmer zu tragen und als Chichiri ihr half sah sie ihn nur kurz an, sagte jedoch
nichts und die beiden machten schweigend weiter. Als der letzte Eimer im Zimmer
stand begann Mai ein Feuer zu entfachen, während Chichiri wieder die Tür
verschloss. Mai kramte in ihren Sachen herum und holte ein Päckchen
Zündhölzer hervor, riss eines der Hölzchen an und hielt es an das Kleinholz.
Als nach dem fünften Streichholz noch immer kein Feuer brannte war es mit ihrer
Geduld vorbei. Sie schmiss die offene Schachtel quer durch das Zimmer, welche
ihren Inhalt auf dem Boden verstreute und von der gegenüberliegenden Wand
gestoppt wurde. "Verflixt und zugenäht! Warum brennst du nicht!" "Ich zeige dir
wie es geht." Mai blickte Chichiri, der sie beschwichtigend anlächelte und mit
wenigen Handgriffen ein Feuer entzündete mit funkelnden Augen an. "Wie hast du
das gemacht?" Ihre Stimme klang gereizt und der Seishi wusste, dass er jetzt
sehr behutsam vorgehen musste, damit sie nicht noch wütender wurde. Er
erläuterte mit kurzen Worten wie er das Feuer entfacht hatte. "Das darf doch
nicht wahr sein. Ich bin sogar zu dämlich um ein Feuer zu machen, wie soll ich
mir da Freunde machen. Vielleicht hat mein Vater ja doch Recht und ich bin zu
nichts zu gebrauchen." "So etwas darfst du nicht sagen." "Chichiri, wie soll ich
mit Tasuki Freundschaft schließen wenn ich immer nur in diesem Zimmer sitze?"
"Wenn du gebadet hast, dann wagen wir uns in die Höhle des Löwen und suchen
Kouji, vielleicht kann er uns ja unbewusst dabei helfen." Mai nickte nur und
blickte Gedankenverloren in die tänzelnden Flammen, erst als Chichiri ihr eine
Hand auf die Schulter legte zuckte sie zusammen und wandte ihren Blick von den
Flammen ab. "Möchtest du mir nicht sagen, was dich bedrückt?" "Es ist nichts."
Chichiri zuckte mit den Schultern. "Das Wasser ist heiß. Ich helfe dir mit dem
Kessel. Pass aber auf, dass du dich nicht verbrennst." "Kein Prob..., Autsch!
Ist das heiß:" Schnell steckte die verbrannte Stelle von ihrem Zeigefinger in
den Mund. "Ist es sehr schlimm?" Mai schüttelte den Kopf. "Lass mal sehen." Mai
nahm den Finger aus dem Mund und sah ihn selber an. "Es ist nicht schlimm.
Hilfst du mir jetzt mit dem Kessel?" "Natürlich." Zusammen trugen sie den
schweren Guseisernen Kessel zu dem Zuber und füllten das heiße Wasser hinein.
"Hier sind ein paar Blütenblätter, die geben dem Wasser einen angenehmen
Duft." "Soll ich die einfach so hineinschmeißen?" "Natürlich, wie macht ihr es
in eurer Welt denn?" "Bei uns gibt es dafür Badeschaum." Mai suchte ihre
Waschutensilien aus ihrem Gepäck heraus. Dann blickte sie sich im Zimmer um,
bis ihr auf der Entgegengesetzten Seite der Paravent auffiel. "Chichiri, hilfst
du mir mit dem Teil da?" Der Seishi nickte und gemeinsam trugen sie den
Raumteiler auf die andere Seite. Während Mai sich von dem heißen Wasser
verwöhnen ließ machte Chichiri es sich am Fenster bequem und blickte in den
von der Sonne verwöhnten Garten. Der musste früher einmal Bildschön gewesen
sein, doch nun wucherte alles Kreuz und Quer, was aber auch eine gewisse
Schönheit beinhaltete. "Chichiri, was tust du gerade?" "Ich sitze am Fenster
und betrachte die Schönheit der Natur." "Sag bloß diese Chaoten haben einen
Garten." "Wenn man das einen Garten nennen kann." "Wie meinst du das?" "Dieser
Garten ist irgendwann der Natur entrissen, und von Menschenhand angelegt worden,
aber jetzt hat die Natur sich dieses Stück Erde wieder zurückerobert." "Weißt
du was? Du sprichst wie ein Dichter." "Wie ein Dichter?" "Vergiss es. War nicht
so wichtig." Mai stieg aus dem Wasser, trocknete sich ab, wickelte sich selber
in ein großes Badetuch und ihr nasses Haar in ein Handtuch. Dann trat sie an
den Paravent vorbei zu dem noch immer flackernden Feuer um sich etwas
aufzuwärmen. Ihre Gedanken trieben ab, als sie wieder in ihrem Gepäck herum
kruschte. Sie zog ihren Föhn aus dem Gepäck und stellte sich vor den kleinen
Spiegel, der an der Wand hing. Langsam ließ sie ihren Blick durch das gesamte
Zimmer schweifen, konnte aber das Gesuchte nicht finden, als ihr in den Kopf
schoss, wo sie sich gerade befand. Mit einem Seufzer blickte sie noch mal auf
das Kabel in ihrer Hand. Nachdem sie den Föhn zurück gesteckt
hatte blieb ihr Blick am Feuer hängen und über ihr Gesicht huschte ein
grinsen. Schnell zog sie einige Kleidungsstücke aus einer der Taschen und
verschwand nochmals hinter dem Raumteiler. Dort zog sie sich frische
Unterwäsche, Socken, ein rosanes Shirt mir langen Ärmeln und eine schwarze
Hose mit einer Stickerei am linken Hosenbein an, dann nahm sie ihre Haarbürste
und setzte sich während sie ihre Haare durchkämmte vor das wärmende Feuer.
Wenige Minuten später waren ihre Haare schon ziemlich trocken und sie begann
sich zu frisieren. Dann überlegte sie ob sie etwas Schmuck anlegen sollte, und
entschied sich dafür nur andere Ohrringe einzustecken. Sie nahm ihre
Schmuckschatulle und setzte sich wieder.
Mai saß vor dem Feuer und blickte in die Flammen, während sie eine kleine,
runde, hölzerne, mit Schnitzereien verzierte Schachtel in der Hand hielt.
Langsam öffnete sie den Deckel und leise Musik erklang. Chichiri erhob sich von
Fenster, setzte sich neben sie und lauschte schweigsam der Melodie. Er blickte
Mai ins Gesicht und musste mit ansehen, dass die Tränen wie kleine Sturzbäche
über ihre Wangen liefen. Als die Tränen versiegt waren und auch die Melodie
verstummt war brach er die Stille. "Was ist das für eine seltsame Dose?" "Das
ist eine Spieldose. Hier, wenn du dieses Teil drehst, dann ziehst du das
Musikwerk auf, und sobald der Deckel geöffnet wird beginnt es diese Melodie zu
spielen." Mai zog die Spieluhr auf und öffnete den Deckel, dann nahm sie ein
Fach aus der Schachtel heraus und legte damit das Musikwerk frei. "Hier, auf
dieser kleinen Walze sind kleine Erhebungen, die lassen zu einer bestimmten Zeit
eines dieser Metallplättchen erklingen." Mai nahm ein paar Ohrringe mit einer
Perle heraus, schloss den Deckel wieder und strich sanft über das Holz. "Dir
bedeutet diese Dose wohl sehr viel." "Ja, sie hat meinem großen Bruder
gehört." Chichiri wartete schweigend darauf, dass sie weiter sprach. "Er ist
jetzt schon seit 14 Jahren Tod. Und ich bin schuld. Er starb, als er mich
gerettet hatte. Es war Anfang September, der Tag war einfach herrlich und noch
sehr warm. Taro und ich sind mit dem Boot auf einen See hinausgefahren, ich
beugte mich wegen einer Ente zu weit hinaus und fiel in das tiefe Wasser, ich
konnte nicht richtig schwimmen und ging unter. Er ist mir sofort nach gesprungen
und hat mich wieder ins Boot geschoben, dann bekam er einen Herzanfall. Er hatte
einen leichten Herzfehler, bei normaler Belastung nicht tödlich, aber das war
einfach zu viel. Ich hielt ihn noch an der Hand und versuchte ihn ins Boot zu
ziehen, doch ich war zu schwach. Ich..., ich konnte ihn nicht retten." Mai
begann bitterlich zu weinen und Chichiri nahm sie tröstend in den Arm. Als ihr
Schluchzen etwas nachgelassen hatte sprach sie weiter. "Meine Eltern versuchten
mir, und vor allem sich selber einzureden, dass es ein schrecklicher Unfall war,
und dass ich keine Schuld hätte, aber ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie
mir die Schuld an seinem Tod gaben. Und sie hatten Recht. Ich bin Schuld. Hätte
ich besser Aufgepasst, dann..., dann währe er jetzt noch da, und ich hätte
noch eine richtige Familie." Wieder liefen einige Tränen ihre Wangen hinunter,
welche der Schweigende Seishi ihr vorsichtig von der Wange wischte. "Mai, du
hattest keine Chance. Der Tod deines Bruders war vorausbestimmt. Du konntest
nichts dagegen tun. Wir alle müssen zusehen wie das Leben von geliebten
Menschen verlischt, und jeder hat seine schwere Last zu tragen." "Du auch?" "Ja,
auch ich habe schon Menschen sterben sehen, die mir sehr viel Bedeutet haben."
Mai blickte ihn schweigend an. Eigentlich wollte sie mehr von ihrem Begleiter
wissen, doch bedrängen würde sie ihn nicht. Mai lächelte Chichiri leicht an. "Danke, du hast mir sehr
geholfen. Mir geht es jetzt viel besser." Sie beute sich zu ihm hinüber, gab
ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, stand auf und verstaute die Spieldose
in ihrem Gepäck. "Lass uns jetzt Kouji suchen. Ich möchte mich nützlich
machen. Außerdem wird es Zeit, dass der erste Seishi wieder normal wird." Mit
diesen Worten verließ Mai von Chichiri gefolgt das Zimmer um Kouji zu suchen.
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