Es begann mit Blut. von abgemeldet (Womit wird es enden?) ================================================================================ Kapitel 6: #o6 уσнαиѕ тяιυмρн. ------------------------------ Misa saß auf ihrem Bett und starrte die gegenüberliegende Wand an. Nach der Sache in der Umkleidekabine hatten sie sich wortlos angezogen und ehe Yohan das jetzt unangenehme Thema zur Sprache bringen konnte, war Misa mit einem flüchtigen 'Ciao' aus dem Gebäude gestürmt. Und jetzt saß sie da und bereute was sie getan hatte. Nicht nur dass sie sich ihr erstes Mal vollkommen anders vorgestellt hatte – sie konnte auch nicht einschätzen, inwiefern das ihre Beziehung veränderte. So weiterzumachen wie bisher schien ihr unmöglich. "Warum hab ich das nur getan?", murmelte sie leise und massierte sich die Schläfen, um besser nachdenken zu können. "Per tutti i diavoli, was hab ich mir dabei gedacht?!" Sie hätte sich selbst ohrfeigen können. Noch einige Stunden, wie es ihr vorkam, saß sie dort im immer dunkler werdenden Zimmer, ehe sie eine Entscheidung traf. Sie wollte nicht, dass es anders wurde. Sie wollte Kouki nicht verlieren. Und Yohan schon gar nicht. Sie griff zum Telefon, wählte seine Nummer zur Hälfte und legte auf. Ganz ruhig, sagte sie sich. Ihr seid beste Freunde. Ihr könnt über alles reden. Wieder wählte sie. Und wieder legte sie auf. "Cazzo", zischte sie leise. Schließlich, nach einigem Zögern, wählte sie ein drittes Mal, schaffte die Nummer ganz und wartete sogar das Freizeichen ab. Als es klickte, als jemand abhob, hätte sie beinahe wieder aufgelegt. "Anderson." "Ähm... Kyo?" "Oh. Hi, Misa!" Misa atmete tief durch. Kyo war am Apparat. Noch konnte sie der Konfrontation mit Yohan ausweichen. "Hi. Also, ich..." "Möchtest du mit Yohan sprechen?" Kyos Stimme klang amüsiert. Nein!, dachte Misa panisch, schluckte und sagte mit zittriger Stimme: "Du hast es erraten." "Er sagte schon, dass du dich wohl im Laufe des Abends melden würdest", merkte Kyo an. "Ist irgendetwas passiert?" Kurz überlegte Misa, ob sie Kyo alles erzählen sollte. Es wäre gut, mit jemandem zu reden... aber sie glaubte, je mehr Leute davon wussten, desto komplizierter würde es werden. "Nein... nichts Besonderes." "Ach, okay? Moment." Eine Art Rascheln war zu hören, als Kyo das Telefon von sich hielt, um ihren Bruder zu rufen. "YOHAAAN! TELEFON!" Entfernt war Yohans Stimme zu hören. "Stell sie zu meinem Apparat durch." "Woher willst du wissen, dass es Misa ist?", fragte Kyo, immer noch rufend. Yohans Antwort konnte Misa nicht ganz verstehen, aber es klang nach: 'Halt endlich deine Klappe und stell sie durch.' "Ich werd dich jetzt durchstellen", sagte Kyo zu Misa. Sie klang verärgert. "Bis morgen in der Schule dann." "Ja, bis dann", erwiderte Misa und schon ertönte wieder das Freizeichen. Misa fand es unerträglich. Es schien ungewöhnlich lange zu dauern, ehe Yohan ranging. "Ja?" "Hey, ich bin's", begrüßte ihn Misa mit belegter Stimme. "Hab ich mir gedacht", antwortete Yohan knapp. "Wie geht's dir?" Sie wunderte sich ein wenig über die Frage. Ihm musste doch klar sein, warum sie anrief. "Ganz okay...", sagte sie schließlich tonlos. "Dir?" "Ebenso. Ich nehme an, du rufst wegen heute Nachmittag an?" Yohans Ton klang fast schon geschäftlich. Misa zuckte zusammen, als hätte er ihr mit seinen Worten Schmerzen zugefügt. "Ja, natürlich. Ich meine..." Sie räusperte sich. "Ich kann die Sache nicht einfach so kommentarlos hinnehmen." Yohan seufzte. "Das hab ich mir gedacht." Wäre es ihm lieber gewesen, es einfach totzuschweigen?, fragte sie sich im Stillen und zog die Augenbrauen zusammen. Hat er sich denn nicht gefragt, wie es weitergehen soll? Sie beschloss, ihn einfach danach zu fragen. "Du wirst dir doch auch... Gedanken gemacht haben, oder?", fragte sie zaghaft. "Ich meine über uns." "Na ja, schon." Sein Ton klang gelassen. "Aber so wie ich dich kenne, willst du keine feste Beziehung mit mir." Schweigen. Diesen Frontalangriff musste Misa erst einmal verdauen. "Es ist nicht so, dass ich-" "Ist schon okay, Misa. Ich weiß, Kouki-" "Nein, Yohan, hör mir zu", sagte sie energisch. "Ich liebe dich, okay? Ich liebe dich wie einen Bruder. Das heute war ein... Ausrutscher. Ich möchte ihn nicht vergessen, aber auch nicht wiederholen. Capisce?" Sie hatte es ihm eigentlich schonender beibringen wollen, aber er hatte sie mit der Erwähnung Koukis in die Enge getrieben. Die Befürchtung, man könne sie zwingen, sich zwischen den beiden zu entscheiden, war stets präsent. "Ja... Darauf war ich vorbereitet." Yohan klang gefasst. Er schien das nicht weiter schlimm zu finden. "Dann ist alles beim Alten?", fragte Misa ein wenig verunsichert. "Wir sind immer noch beste Freunde? Ich will nicht, dass du mir böse bist..." "Bin ich nicht", erwiderte er und es klang ehrlich. "Aber bereuen tu ich die Sache auch nicht." Das Grinsen auf seinem Gesicht war förmlich herauszuhören und Misa wurde ein wenig rot. Ihr fiel etwas ein. "Ach und Yohan? Es wäre nett, wenn das unter uns bleibt. Okay?" Misa brauchte keine Namen zu nennen. Yohan wusste auch so, dass sie vor allem anderen nicht wollte, dass Kouki es erfuhr. "In Ordnung", sagte Yohan und damit schien das Thema für ihn abgeschlossen. Als sie einige Minuten später auflegten, umspielte ein triumphierendes Lächeln Yohans Lippen. Es war nicht schlimm, dass sie sich jetzt noch nicht für ihn entscheiden wollte. Zurzeit beflügelte ihn nur ein Gedanke: Ich war der Erste. In diesem Moment realisierte er amüsiert, dass er doch manchmal genau so ein Arschloch sein konnte wie ein gewisser Kouki. Aber immerhin wurde er nicht verdächtigt, ein Mädchen umgebracht zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)