Ehre und Stärke IV: Thors Hammer von Tatheya (Gundam Wing goes ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Wieder einmal ein herzliches Dankeschön an all die treuen LeserInnen, die sich auch immer mal wieder zu Wort melden. :) Kapitel X „Mhm, also der große Treize Khushrenada, Konsul des römischen Reiches, Vertrauter des Kaisers und der Germane!“ Une hob ihren Becher und schüttelte ungläubig den Kopf. „Darauf müssen wir wahrlich trinken!“ Sally erwiderte den Trinkspruch in dem sie ebenfalls ihren Becher hob. „Keiner, ich meine wirklich niemand, hat mit Zechs gerechnet“, lamentierte sie. Ausgerechnet ihm schenkte Treize sein vollstes Vertrauen und seine Liebe. Jetzt wo sie zurückdachte, konnte sie zwar schon ein paar Situationen benennen, die darauf hingedeutet hatten, dass Treize und Zechs mehr als nur Freunde oder Kameraden waren. Doch selbst eine Freundschaft zwischen dem adligen Römer und Zechs wäre schon verwunderlich gewesen. Jetzt allerdings kam noch eine Liebschaft obendrauf. Es war auf jeden Fall besser, dass es niemand, abgesehen von dem inneren Kreis um Treize, davon wusste. Das Gerede wäre ungeheuerlich und würde Treizes Position im Senat und unter den Adligen nur schwächen. Und gerade jetzt wäre dies verhängnisvoll, zwar hatte man Treize die Jagdverletzung abgekauft, die ihn angeblich daran gehindert hatte, der Rückkehr seiner Legion nach Rom gebührend zu feiern, doch nun durfte er sich nichts mehr zu Schulden kommen lassen. „Aber allzu lange ging es ja ohnehin nicht“, bemerkte Une. „Du meintest erst vor dem letzten Feldzug nach Dalmatia hätten sie das Lager geteilt?“ „Ja, so muss es gewesen sein. Ihr Götter!“ Sally lehnte sich auf dem Diwan zurück. „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Zechs‘ Einfluss auf Treize war unleugbar, er war um einiges umgänglicher und humorvoller als er es je war. Und jetzt nachdem Zechs verschwunden ist“, sie zögerte, „nach dem Tod seiner Eltern war Treize ähnlich verletzt. Emotional, meine ich.“ „Kein Wunder“, warf Une ein, „wenn es in der Tat Zechs gewesen sein sollte, der Treize niedergestochen hat. Ich wäre auch nicht mehr die Alte, wenn du plötzlich mit dem Messer auf mich losgehen würdest.“ „Er muss es gewesen sein. Immerhin hat es Treize selbst gesagt.“ Zumindest gegenüber Wufei, jener hatten dann ihr, Trowa und Duo darüber berichtet. Es war auch nur der Tatsache zu verdanken, dass sie sich in Unes Stadtvilla in deren Schlafgemach aufhielten, dass sie beide so offen und ungezwungen reden konnte. Ohne Angst vor fremden, allzu neugierigen Ohren. „Beängstigend.“ Sally dachte noch über das nach, was Une gesagt hatte. Ja, sie konnte einen kleinen Teil des Schmerzen und der Enttäuschung durchaus nachvollziehen, die jetzt in Treizes Innerstes vorherrschen musste. Würde Une sie jemals so hintergehen und belügen, dann konnte sich Sally beim besten Willen nicht vorstellen, was mit ihr geschehen sollte. „Fortuna sein Dank, geht es Treize körperlich besser und dass Wufei wieder hier ist, das ist eine große Erleichterung“, ließ Une von sich hören. „Vielleicht lässt sich Treize von ihm trösten. Es wurde auch Zeit, dass Treize wieder hierher nach Rom kam. Dieses Nest von Nattern!“ Une spuckte beinahe auf den Boden, hielt sich gerade noch zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hoffen wir und beten wir, dass der alte Kaiser noch etwas länger durchhält. Bis Treize seine Ansprüche geltend gemacht hat und es auch wirklich jeder dieser speichelleckenden Adligen versteht, dass Treize der nächste Caesar sein wird!“ Sie rieb sich die Stirn. „Ich würde gerne Mariemaia hier bei mir aufnehmen. Es ist nicht gut, wenn sie alleine lebt, aber wäre das zu offensichtlich?“, wechselte Une das Thema. „Ich denke, Treize wäre dir darüber sehr dankbar. Die arme Kleine. Er sollte es ihr sagen, wenn sie es nicht schon ohnehin vermutet...“ Beide sahen sie in Richtung Flur. Dort am Ende des Ganges war in einem Gästezimmer die kleine Barton untergebracht. Sally und Une hatten mit ihr nach der Einäscherung von Senator Barton gespeist und sie unterhalten. Alles getan, um das Mädchen abzulenken. Aus dieser ersten Nacht waren nun Wochen geworden und so langsam galt die Ausrede, sie wollten der letzten Nachfahrin der Bartons die Trauer um ihren Großvater erleichtern, nicht mehr. Sally fragte sich, wer eigentlich vermutete, dass Mariemaia Treizes Tochter war? Vielleicht war die Vorstellung auch zu absurd für die meisten Leute. Dem Gerede von Sklaven schenkte man im Allgemeinen keine Beachtung, doch wer wusste schon, was Bartons Sklaven geahnt hatten. „Müssen wir uns darüber heute Nacht Gedanken machen?“ Sally erhob sich und nahm auch Une den Weinkelch aus der Hand. Sie befand ohnehin, dass sie sich viel zu viele Gedanken um die Probleme von anderen Leuten machten. Une lachte, leise und kehlig. Eine Art von Lachen, das sie nur hier in diesem Räumen zeigte. Sally begann die komplizierte hochgesteckte Frisur ihrer Geliebten zu lösen, bis die braunen Strähnen lose herabhingen. Sie angelte sich einen Kamm aus dem Sammelsurium von Tiegeln, Spiegeln und Schmuck von dem nahestehenden Schminktischchen und entwirrte einige Knoten. Dann nahm sie Une den ganzen Tand ab, den die adlige Witwe zu tragen pflegte: Ohrringe mit grünen Steinen, die einen sonderbaren Kontrast zu ihren Haaren bildeten. Den Haarreif mit ebensolchen grünen Steinen geschmückt. Ein kleines, dünnes Ketten, das Une um den Knöchel trug. Natürlich ging dies nicht ohne ausgiebige Küsse auf die entsprechenden Stellen von statten. Bei der Halskette zögerte Sally, dann knotete sie stattdessen die Bänder von Unes Kleid auf, die auf geschickte Weise am Rücken der Römerin angebracht waren. Der leichte Stoff klaffte nun vorne weit auseinander und gab einen skandalösen Blick auf Unes Dekolleté und Bauch frei. Die nackte Haut und die schwere Halskette wirkten unglaublich erotisch. Une ließ den Stoff über ihre Schultern gleiten und drehte sich zu Sally um. Ihre Brüste, sie waren perfekt wie selten bei römischen Frauen in ihrem Alter, denn Une hatte noch nie ein Kind gestillt, war auch noch nie schwanger gewesen, was ihren immer noch flachen, straffen Bauch erklärte. Sally legte ihre beiden Hände um diese sinnlichen Kurven und genoss das Gefühl der warmen Schwere. Gerade als sich ihre Lippen zu einem ersten kurzen Kuss berührt hatten, klopfte es an der Tür des Gemaches. Sally wollte es zunächst ignorieren, doch Une blickte besorgt drein. Natürlich würde sie sofort das Klopfen ihrer Leibsklavin erkennen. „Wer soll es dann sein?“, fragte Sally. „Sally, hier ist Trowa“, meldete sich die Stimme hinter der Tür. Weder Une noch Sally konnten sich erklären, was Treizes Pferdeknecht hier zu suchen hatte. Une schnürte schnell ihr Kleid wieder zusammen und Sally öffnete die Tür. „Ist etwas geschehen?“ Diese Frage hätte sie sich sparen können, denn Trowa war eine gewisse Bleiche um die Nase nicht abzusprechen. „Solltest du nicht mit Treize im Bordell sein?“ „Er hat Zechs gefunden.“ Zu Trowas Ehre muss gesagt werden, dass er nur einen kurzen Blick auf ihre sich deutlich unter der dünnen Tunica abzeichneten Nippel warf. Andere Männer hätten wohl nur noch gestarrt. „Was?“ Nun eilte auch Une an die Tür. „In Xenophons Bordell?“ „Ja, seht selbst.“ Trowa hatte Zechs bereits in eines der Gästeschlafzimmer gebracht. Die engsten Vertrauten unter Unes Sklaven brachten bereits zahllose Öllampen, um das Zimmer zu erhellen. Ebenso Wasser und Tücher. Hatte Sally noch Augenblicke zuvor nur daran gedacht, wie gerne sie Unes zarte Haut zwischen den Brüsten liebkosen sollte, so waren all jene Gedanken nun aus ihrem Kopf verschwunden. „Meine Arzneien?“ „Ich habe bereits nach einem Boten geschickt, der deinen Korb aus Treizes Villa bringen soll.“ „Wo ist Treize? Ist er nicht hier?“ Une sah Sally mit besorgtem Blick an, selbst ein Mann wie Treize, der immer Herr über seine Gefühle und Taten war, konnte in so einem Moment, in so einem schrecklichen Moment, alle Vorsicht vergessen und etwas außerordentliches Dummes tun. „Er wollte Xenophon zur Rede stellen“, antwortete Trowa, doch es war offensichtlich, dass da noch mehr war. „Er hat sich mein Messer genommen“, rückte er dann noch mit der ganzen Wahrheit heraus. „Sein Blick war wie der eines Soldaten auf dem Schlachtfeld, blutrünstig und...“ Trowa wischte sich über das Gesicht. „Aber was hätte ich tun sollen, er hat es mir befohlen und Zechs braucht dringend Sallys Hilfe.“ Une legte dem Pferdeknecht eine Hand auf die Schulter. „Du hast richtig gehandelt.“ Dann ging sie nach draußen und rief nach einem Sklaven, der sofort zum Bordell eilen und Treize auffinden sollte. Sally indes versuchte sich einen ersten Eindruck von Zechs‘ Verletzungen zu verschaffen. Oberflächlich gesehen waren es keine ernsten Wunden: Zahlreiche Blutergüsse und Quetschungen, in den verschiedensten Stadien von rot, blau, grün und gelb. Sie tastete den Oberkörper des Germanen ab, womöglich zwei gebrochene Rippen. Die Schulter schien ihr vor geraumer Zeit ausgerenkt gewesen zu sein, jemand hatte sie versucht wieder zu richten, doch das Gelenk saß noch nicht richtig in seiner Pfanne. Es würde ein Kraftakt sein, die Schulter wieder zu richten. Die Muskeln von Zechs‘ Nacken und Schulter waren völlig verhärtet, das würde das Einrenken erschweren, aber hier war es ein Glück, dass Zechs‘ bewusstlos war, so würde er den Schmerz nicht einmal spüren. Das Blut, das an Zechs‘ Beinen herabgeronnen war, machte ihr zunächst Sorgen, doch dann sah sie, dass auch diese Verletzung, die von den letzten Vergewaltigungen zeugte, nicht sonderlich schwer war – zumindest rein körperlich gesehen. Mit etwas Zeit würden auch diese Spuren verheilen, so hoffte sie. Doch viele Kleinigkeiten ergaben bekanntlich auch ein großes Ganzes und Zechs‘ Körper war schwach, sehr schwach. Er hatte bereits Fieber bekommen, so dass sie als erstes einen Umschlag anordnete um seine Körpertemperatur zu senken. Trowa half ihr bei den notwendigen Arbeiten und Sally konnte nicht umhin sich in dieser Nacht immer einmal wieder daran zu erinnern als sie Zechs das erste Mal behandelt hatte. Damals in Treizes Zelt in Germanien. Auch damals hatten sie gegen das Fieber angekämpft. Als alle Wunden ausgewaschen, die Schulter versorgt und das Fieber etwas abgeklungen war, schickte sie Trowa weg. Sie selbst würde hier direkt neben dem Krankenlager versuchen etwas Schlaf zu finden. Die Strahlen der aufgehenden Sonne weckten sie nach nur zwei Stunden, länger hatte Sally nicht geschlafen. Sofort eilte sie an das Bett, wobei ihre nackten Füße über den Steinboden huschten. Treize war im Laufe der Nacht nicht zu ihnen gekommen, wobei Sally und auch Une sogar fest damit gerechnet hatte. Duo, der Sallys Arzneien gebracht hatte, hatte ihnen berichtet, dass Treize sich in seiner eigenen Villa aufhielt. Wufei kümmerte sich um den Konsul. Wollte Treize seinen Geliebten etwa nicht sehen? Oder fühlte sich der Konsul jetzt etwa abgestoßen von Zechs? Nein, das glaubte Sally nicht. Aber wahrscheinlich war das Vertrauen, das Treize einst in den Germanen gesetzt hatte, durch dessen Tat unwiederbringlich zerstört. Zechs schlief noch immer, sein Körper war zwar noch recht warm, doch ihr schien es, dass das Fieber nun dauerhaft abgenommen hatte. Jetzt schien es ihm den Umständen entsprechend gut zu gehen, doch nur die Götter wussten, was für innere Schäden das Fieber angerichtet hatte. Vielleicht würde Zechs auch gar nicht mehr erwachen. Sally machte sich daran im Zimmer etwas aufzuräumen, legte blutige Tücher zusammen, räumte ihre Krüge wieder in den Arzneikorb. Sie war zu müde gewesen, um dies noch in der Nacht zu tun. Außerdem beschäftigte es ihre Gedanken. Ihre Vorräte an Schachtelhalm waren nun fast aufgebraucht. Ebenso die Salbe, die ihr alter Lehrer Thutmosis entwickelt hatte. Aber sie hatte in ihrer Hütte außerhalb Roms noch einen ganzen Tiegel davon. Selbstverständlich war durch diesen ganzen Tumult auch Mariemaia aufgeschreckt und hatte nicht mehr einschlafen können. Man hatte sie natürlich nicht zu Zechs gelassen, aber neugieriges Wesen, das sie nun einmal war, hatte sie auch kaum mehr Schlaf gefunden und Une mit Fragen bedrängt. Dadurch war ihre Geliebte fast genau so lange aufgeblieben wie Sally. „Wie geht es ihm?“ Sally fuhr erschrocken zusammen, wirbelte herum und fasste sich ans Herz. „Gut... so weit ich das sagen kann.“ Treize sah auch nicht aus als ob er diese Nacht viel Schlaf gefunden hätte. „Was ist mit deiner Hand geschehen?“ Natürlich fiel ihr als Ärztin sofort der Verband an der Hand des Konsuls auf. Da half es auch nichts, dass er sie schnell in seinem Ärmel verbergen wollte. Treize zog nur die Schulter nach oben und ließ es widerstrebend zu, dass sie die Leinenbinden abwickelte und mit einem missbilligenden Schnalzen der Zunge den Schnitt am Finger und auf der Handfläche betastete. Sie trug eine ihrer Salben auf und verband die Hand erneut. Erst dann ließ sie Treize näher an das Bett herantreten. Der Konsul mochte zwar tiefe Augenringe haben, noch dazu machte er diesen erschöpften Eindruck, den Sally schon oft bei Menschen beobachtet hatte, die die ganze Nacht in Trauer um einen lieben Menschen verbracht haben: Weinend und klagend, voller Zweifel und auch Vorwürfe. Und doch wirkte Treize irgendwie ‚klarer‘, fokussierter. „Es war Marcus“, begann Treize mit ruhiger Stimme zu berichten als er sich über das Bett beugte und eine Hand an Zechs‘ Wange legte. „Er hat Zechs an das Bordell verkauft, wahrscheinlich ist ihm Zechs auf der Straße in der Nähe meiner Villa in die Arme gelaufen nachdem er...“ Treize sprach nicht weiter. Sally konnte sich denken, was er sagen wollte. „Warum?“ Treize sah auf. „Warum sollte Marcus das tun?“, präzisierte Sally ihre Frage. „Marcus wollte schon immer gefallen, vor allem seinem Vater. Jedoch ist er nicht geboren dazu ein Offizier zu sein, oder ein Senator.“ Treize setzte sich auf das Bett und ergriff Zechs Hand, küsste die Knöchel. Sally fühlte sich auf einmal wie ein Eindringling als sie diese kleine, aber nicht weniger intime, Geste beobachtete. Noch vor wenigen Wochen hätte sie gerade von ihrem Konsul keine solche Geste erwartet. Treizes Liebhaber, das waren immerzu namenlose Männer gewesen, mal Schauspieler, mal Philosophen oder stürmische Adlige, sie kamen und gingen für eine Nacht. Selten länger und wenn doch, dann waren sie keine Mitglieder des Haushalts gewesen. Niemand den man näher kennengelernt hätte. „Er ist mittlerweile zerfressen von Eifersucht und falschem Ehrgeiz. Noch dazu, dass er sich in den falschen Kreisen aufhält. Ich möchte nicht wissen, was mein Onkel ihm alles ins Ohr flüstert.“ Treize legte Zechs‘ Hand auf dessen Brust. „Ich hätte Marcus schon viel früher Einhalt gebieten sollen. Gestern stand ich kurz davor in den Palast zu gehen und ihn zu töten. Aber...“ Sally hielt inne, sie ließ das Tuch sinken, das sie zusammenfalten wollte. Dann waren ihre und Unes Befürchtungen Treize würde womöglich etwas sehr, sehr Dummes anstellen nach der Entdeckung von Zechs, gar nicht einmal unberechtigt gewesen. „Jetzt ist es dafür zu spät und wieder einmal musste jemand dafür zahlen, weil ich nicht stark genug war, das Richtige zu tun.“ Es mochte ungewöhnlich erscheinen, dass Treize so offen sprach. Doch bei Sally hatte er dies schon immer getan. Genau so wie sie in seiner Gegenwart kein Blatt vor den Mund nahm. Jetzt konnte sie allerdings nur vermuten, was Treize mit seiner letzten Bemerkung gemeint hatte. „Du bist nicht für Marcus verantwortlich“, stellte sie mit Bestimmtheit in der Stimme fest. Treize sah auf und lächelte sie dankbar ein, es war zwar nur ein kleines Lächeln, aber immerhin. „Ebenso wie du nicht verhindern konntest, dass Zechs so reagiert hat, wie... wie er eben reagiert hat“, schloss sie lahm. „Ich würde es gerne aus seinem Mund hören, warum er es getan hat.“ Geistesabwesend rieb sich Treize über die eigene Brust, dort wo die gerade erst vernarbte Wunde seine Haut für immer zeichnen würde. „Wufei hat mir erzählt, dass Zechs den Offizier gesucht hat, der seine Gefährtin getötet hat und sie rächen wollte.“ Treize schnaubte. „Nach dem gestrigen Abend kann ich es besser nachvollziehen, glaube ich. Rache ist ein mächtiges Gefühl.“ „Wird er es überleben?“ Dies war wohl die alles entscheidende Frage und Treize zögerte bis er sie stellte. „Normalerweise, ja.“ „Gut.“ Treize erhob sich, doch sein Blick ruhte noch sehnsuchtsvoll auf Zechs‘ Gesicht. Er tat sich äußerst schwer damit den Germanen nicht mehr zu berühren, ganz zu schweigen davon ihn zu verlassen. „Sobald er stark genug ist, bringst du ihn auf den Landsitz und raus aus Rom. Wenn er zurück nach Germanien gehen möchte, so lass ihn ziehen.“ Dies war ein äußerst großzügiges Angebot. „Und du?“ „Ich bleibe hier, es gibt genügend Arbeit für mich.“ „Das habe ich nicht gemeint.“ „Ich weiß...“ Treize wollte sich abwenden doch dann hielt er noch einmal inne. „Ich bete zu den Göttern, dass er nicht im Groll an mich denkt. Doch viel Hoffnung habe ich nicht. Wahrscheinlich hätte ich genau so gehandelt wie er, hätte ich herausgefunden, was er erfahren musste.“ Bevor Sally etwas sagen konnte, sprang eine Katze direkt an ihren Füßen vorbei und schmiegte sich um Treizes Knöchel. Überrascht sah der Konsul auf und auch Sally blickte zu der noch offen stehenden Tür, wo eine völlig versteinerte Mariemaia stand. Anscheinend hatte sie die ganze Zeit die Katze gehalten und sie daran hindern wollen in das Zimmer zu springen. Ein paar Kratzer auf ihren Armen zeugten von diesem Bemühungen. Treize hob die Katze hoch. Die edlen Tiere waren ursprünglich ein Geschenk von Merenptah gewesen, einem guten, alten ägyptischen Freund von Treize. Doch jener hatte sie nach seiner Rückkehr aus Ägypten seiner Tochter vermacht. Vorsichtig setzte Treize die Katze auf das Bett, dort tapste die Samtpfote einige Mal umher, schließlich ließ sie sich auf Zechs‘ Brustkorb nieder und rollte sich dort ein. Sally betrachtete dieses Arrangement. Nichts konnte die Wärme und Zuneigung eines Lebewesens, und mochte es noch so klein sein, ersetzen. Gerade solche Dinge waren es, die den Menschen verhalfen sich schneller und besser zu erholen. „Nicht nur, dass es als äußerst unhöflich gilt zu lauschen, kleine Mariemaia. Manchmal ist es gefährlich Dinge zu wissen, die man eigentlich nicht wissen sollte“, tadelte Treize das Mädchen, doch seine Stimme war äußerst sanft und warmherzig. Jetzt wo Sally die Beiden direkt vor sich sah, konnte sie nicht umhin die enorme Ähnlichkeit zu bemerken. Unwillkürlich fragte sie sich, wie sich Mariemaias Gesicht wohl noch entwickeln würde, wenn sie älter würde. Würden sich die Gesichtszüge noch markanter herausschälen? Es war wirklich besser man sah Mariemaia und Treize nicht zusammen in der Öffentlichkeit. „Verzeiht mir... Konsul.“ Sally runzelte die Stirn, wie Mariemaia dieses letzte Wort, den Titel, ausgesprochen hatte. Fast schon spöttisch? Abwägend? Wusste sie es? Treize und das Mädchen musterten einander und schließlich kräuselte ein sanftes Lächeln Treizes Lippen, Mariemaia erwiderte es. Es war wie in einem Spiegel, wie sie zuerst den linken Mundwinkel anhob, dann den rechten. Ganz wie ihr Vater. Da hatte Sally den Eindruck, dass Mariemaia ziemlich genau wusste, wer ihr Vater war. Mariemaia war klug, sie würde nicht sagen, was auf die Vaterschaft hinweisen würde. Sie verstand, wie gefährlich dies für sie wäre. Sally entschuldige sich und verließ den Raum. Vielleicht war dies die einzige Möglichkeit, dass Treize und Mariemaia sich in Ruhe unterhalten konnte. Besser sie gab ihnen diesen Freiraum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)