Ehre und Stärke IV: Thors Hammer von Tatheya (Gundam Wing goes ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Viel Vergnügen mit dem neuen Kapitel. Kapitel XI „Du weißt es“, stellte Treize fest und nickte bedächtig. Merkwürdig, es auszusprechen. Es tat gut. Dann setzte er sich auf einen der Stühle, die in der Ecke von Zechs‘ Krankenzimmer um einen Tisch gruppiert waren. Sally war gegangen und hatte die Tür hinter sich geschlossen, er und Mariemaia waren endlich einmal alleine. Er klopfte auf den freien Stuhl neben sich. Treize wusste zunächst nicht, ob er schockiert oder stolz sein sollte, dass sie es herausgefunden hatte. Aber vielleicht waren es auch nur die Klatschgeschichten ihrer Sklavinnen gewesen, die sie auf diesen Schluss gebracht hatten? Oder vielleicht sogar Marcus‘ Geschwätz? Immerhin wusste Marcus um die Vaterschaft, schließlich hatte er es selbst zugegeben den Brief von Leia, in welchem sie den Vater ihrer Tochter genannt hatte, geöffnet zu haben. Ein breites Lächeln bildete sich auf dem Gesicht Mariemaia aus und mit einem Mal wirkte sie wirklich wie das kleine Mädchen, das sie eigentlich noch war. „Dann stimmt es in der Tat!“ Sie gab sich Mühe ihre Stimme zu dämpfen, doch so ganz gelang es ihr nicht. Die Katze, die noch immer auf Zechs‘ Brust lag, hob missbilligend den Kopf und miaute. Einem ersten Impuls folgend wollte sie sich Treize in die Arme werfen, doch dann hielt sie inne. Immerhin war er immer nur ein Adliger gewesen, der ihr Geschenke gemacht und der ihr Ratschläge gegeben hatte. Jetzt auf einmal war er auch ihr Vater. Sie stand nur einen Schritt vor seinem Stuhl und er kniete sich vor sie. So konnten sie einander in die Augen blicken und er strich ihr über das Haar. „Das hast du von deiner Mutter“, bemerkte er und sowohl ihm als auch Mariemaia stiegen die Tränen in die Augen. Jede weitere Zurückhaltung war hinweggefegt und sie klammerte sich an ihn. „Wer hat es dir gesagt?“, fragte er wenig später als sie wieder Platz genommen hatten. Doch dieses Mal saß sie dicht an ihn gekauert auf dem Diwan. Mariemaia schüttelte den Kopf. „Niemand... Ich habe es mir immer erhofft, dass du mein Vater wärst.“ Sie strahlte für einen kurzen Moment, dann wurde sie wieder ernst. „Natürlich gab es Gerede im Haushalt meines Großvaters, doch er hat jedes Geschwätz verboten vor allem in meiner Gegenwart. Jedoch ist dies hier in Rom nicht so einfach, ich habe schon einige Damen bemerken gehört, dass es doch eine Ähnlichkeit zwischen dir und mir gebe. Noch dazu wie du dich verhalten hast, du hattest ein viel zu starkes Interesse an meinem Wohlbefinden. Es war... logisch.“ „Ach.“ Es amüsierte ihn ungemein und mit väterlichem Stolz betrachtete er seine Tochter. Es war das erste Mal, dass er dies ungehindert und ohne Furcht jemand würde seine Zuneigung bemerken, tun konnte. „Zechs hat es gleich bemerkt, an jenem Tag als der Kaiser, dein Großvater und die anderen Senatoren ihn befragt haben.“ „Ich erinnere mich. Er und Marcus haben sich beinahe in deinem Park geprügelt.“ Treizes Blick ruhte auf dem Körper des Germanen. „Liebst du ihn so wie du meine Mutter geliebt hast?“ Zuerst vernahm er die Frage gar nicht, er musste sich zusammenreißen und wandte sich wieder seiner Tochter zu. Hatte er Leia überhaupt geliebt? ‚Liebe‘ war so ein starkes Wort. Er hatte Leia ja kaum gekannt. Treize war fasziniert und hingerissen gewesen von ihrer Art, ihrer Schönheit und Sanftheit. Ihrer aufopferungsvollen Pflege als sie sich um sein gebrochenes Bein gekümmert hatte. Es hatte einfach eines zum anderen geführt. Auch die Tatsache, dass Leia von ihrem Vater, dem verstorbenen Barton, wie ein kostbarer Schatz gehütet worden war und ihre Tage abgeschieden in der Idylle der Villa in den Albaner Bergen verbracht hatte. Treize war ihr erster Mann gewesen und mittlerweile vermutete er auch, dass es für Leia ein Akt des Widerstands und Ungehorsam gegenüber ihrem Vater gewesen war, dass sie sich mit ihm eingelassen und mit ihm das Lager geteilt hatten. Treize erinnerte sich noch zu gut an seine Überraschung als er entdeckt hatte, dass sie noch unberührt gewesen war. Er hatte wie versteinert auf sie herabgeblickt und sich nicht mehr gewagt zu bewegen. Es war Leia gewesen, die ihn mit einigen zotigen Bemerkungen dazu angetrieben hatte jetzt doch seine Pflicht zu tun. Doch das konnte er Mariemaia alles unmöglich sagen. Wie konnte man überhaupt einem jungen Mädchen von elf Jahren erklären, dass es unterschiedliche Arten von ‚Liebe‘ gab? Er entschied sich bei der Wahrheit zu bleiben, so weit sie das verstand: „Mit Zechs ist es anders.“ „Denke ich mir, er ist ja auch ein Mann“, bemerkte Mariemaia ganz weltmännisch. Treize lachte. Als ob es so einfach wäre. „Hättest du es mir überhaupt gesagt, dass ich deine Tochter bin?“ „Nein“, es musste bitter klingen, aber es war die reine Wahrheit. „Es ist noch zu gefährlich. Marcus weiß es übrigens, deshalb sehe ich es auch mit Argwohn, dass er so deine Nähe sucht.“ „Ich verstehe, wenn der Kaiser an seiner Auffassung festhält, dass du den Thron erben sollst und ich bin wiederum dein einziges Kind, dann macht mich das zu einem nicht unerheblichen Machtfaktor.“ Beinahe machte es ihm Angst, wie sie die Situation so scharfsinnig analysierte. Das sagte er auch. Doch Mariemaia tat es mit einem Schulterzucken ab: „Ich habe früher unter dem Schreibtisch meines Großvater gesessen und mit Puppen gespielt während er seine Intrigen geplant und mit seinen Verbündeten besprochen hat.“ „Dann verstehst du den Ernst der Lage?“ „Ja, ich darf mit niemandem darüber reden.“ Sie blickte ihn traurig an. „Nicht einmal mit Sally oder Une oder Quatre?“ Treize schüttelte den Kopf: „Sie wissen es zwar, aber nein, nicht einmal mit ihnen. Du darfst kein Risiko eingehen, den größten Schutz genießt du, wenn weiterhin niemand weiß, dass du meine Tochter bist. Dem Geschwätz von Sklaven und adligen, fetten Damen, die gelangweilt auf ihren Diwan liegen, schenkt niemand großartige Beachtung. So sollte es bleiben.“ „Wirst du mich je offiziell anerkennen?“ „Sobald ich den Thron bestiegen habe.“ Sie nickte langsam und grinste wieder. „Dann solltest du dich damit beeilen, Vater!“ Mariemaia hatte nicht gelogen als sie gegenüber dem Konsul - nein, gegenüber ihrem Vater, wie sie sich in Gedanken berichtigte – behauptet hatte, sie würde ihn verstehen, dass er sie als seine Tochter noch nicht anerkannt hatte. Außerdem hatte er ihr ja versichert, dass sie nach der Thronbesteigung ganz offiziell als seine Tochter bestätigt werden würde. Nicht, dass sie damit irgendwelche Ansprüche auf den Thron der Cesaren geltend machen konnte, sie war ja nur eine Frau. Und in Rom hielten nun einmal die Männer die Macht in ihren Händen. Zumindest glaubten sie das, Frauen wie Une, bei der Mariemaia nun lebte, konnten über mindestens genau so viel Geld und Sklaven und Spione verfügen wie jeder noch so hoch angesehene Senator. Niemand, der es in Rom zu etwas bringen wollte, verscherzte sich sein Ansehen bei Une. In diesem Sinne war sie Mariemaia so etwas wie ein Vorbild. Ihr Großvater hatte in keinem der Fächer unterrichten lassen, die für junge Männer aus dem Adel obligatorisch waren. Allen voran Griechisch und Rhetorik. Sie konnte immerhin lesen und schreiben, aber diese Fähigkeiten verlangte man auch von einer römischen Ehefrau, die den Haushalt zu führen und die Sklaven zu beaufsichtigen hatte. Daher war Mariemaia auch erstaunt gewesen als ihr Treize eröffnet hatte, sie würde von nun an einen griechischen Lehrer bekommen. Noch erstaunter war sie gewesen als sie erfahren hatte, dass Treizes kleine Schwester, die leider sehr früh verstorben war, ein äußerst gebildetes und begabtes Mädchen gewesen war. Sie hatte schon mit zehn fließend Griechisch und Babylonisch gesprochen. Selbstverständlich hatten Mariemaias neue Studien geheim zu bleiben. Es würde nur für hochgezogene Augenbrauen und schräge Blicke sorgen, wenn es bekannt werden würde, dass sie sich mit ihrem Tutor gerade durch Cesars großes Werk ‚de bello gallico‘ durcharbeitete. In den letzten Wochen förderte sie Treize so gut er nur konnte. Ständig kamen neue Papyrusrollen und Schriftstücke in Unes Villa an, die für Mariemaia gedacht waren. Auch Quatre erschien noch regelmäßig dort und unterwies Mariemaia im Schwertkampf. Eine willkommene Abwechslung zu ihren Studien am Schreibtisch und in der Bibliothek. Natürlich beobachtete Mariemaia sehr genau die aktuelle politische Lage. Une war ihr eine verlässliche und gute Informationsquelle. Die Sorge um die Gesundheit des Kaisers war immer noch das Gesprächsthema schlechthin, jeden Tag entstanden neue Gerüchte. Da half es auch nicht, dass der Kaiser nach Rom zurückgekehrt war. Bei den Sitzungen im Senat vertrat ihn Treize. Mariemaia hatte einmal dabei zugesehen. Die Türen der curia iulia waren offengestanden und sie hatte sich durch die Menschenmenge nach vorne gedrängelt um einen Blick in das Innere werfen zu können. Ganz vorne auf einem erhöhten Podest hatte ihr Vater gesessen, so würdevoll und kerzengerade, dass man ihn ohne große Vorstellungskraft als den nächsten Ceasar vor sich sah. Einzig der leere Stuhl neben dem Konsul erinnerte daran, dass der Kaiser im Palast geblieben war. Mariemaia war stolz auf ihren Vater. Einzig, sie hatte sich seit ihrem Gespräch in Unes Villa nicht mehr mit ihm unter vier Augen unterhalten können. Das fehlte ihr. Gerne hätte sie mehr über ihn erfahren, hinter die Fassade des Staatsmannes geblickt. Sie fragte sich auch, wie es dem Germanen ergangen war. Er war nicht lange bei Une geblieben, man hatte ihn auf Treizes Landsitz gebracht und seitdem hatte Mariemaia nichts mehr von ihm gehört. Selbst sie hatte erkannt, wie wichtig Treize dieser Mann war. Deshalb spitzte sie auch besonders die Ohren als sie in jenen Tagen genau in dem Park spazieren ging, in welchem der Künstler Howard die Statuen von Achilles und Patroklos hatte aufstellen lassen. Die Helden aus der griechischen Ilias, deren Gesichtszüge überraschende Ähnlichkeit mit Treize und dem Germanen aufwiesen, was selbstverständlich niemandem entgangen war und für heftige Spekulationen geführt hatte. Dabei war es unter den jungen Adligen so etwas wie ein Statussymbol, wenn man einem geachteten Bildhauer Modell stehen durfte. Oder so hatte ihr das Une zumindest erklärt. Natürlich war Mariemaia nicht alleine in Rom unterwegs, stets an ihrer Seite war ihre Sklavin Lucilla und zwei Männer von Unes Leibwächtern. Sie waren es auch, die Mariemaia drängten doch endlich weiterzugehen doch sie hatte es sich unter einer Zypresse gemütlich gemacht und studierte im Schatten die perfekten Proportionen der Statuen. Vielleicht konnte sie einmal den Bildhauer in seiner Werkstatt besuchen? Es würde sich wahnsinnig interessieren wie dieser aus einem leblosen Stück Felsen solche ein Meisterwerk schaffen konnte. Vielleicht konnte sie sogar Une zu solch einem Ausflug überreden? Die Glücksgöttin Fortuna trieb heute einmal wieder ein merkwürdiges Spiel, denn als Mariemaia so dasaß und Pläne schmiedete, wie sie Une den Besuch bei Howard schmackhaft machen sollte, trafen auch Treize und Marcus ein. Natürlich nicht zusammen, eher war es so, dass sie sich zufällig direkt vor den Statuen über den Weg liefen. Treize war in Begleitung von Quatre und noch zwei weiteren Senatoren. Marcus folgten einige Adlige, sie sahen so aus als ob sie gerade von einigen vergnüglichen Stunden in einem der Thermen kommen würde. Die beiden Gruppen blieben stehen, man grüßte sich. Doch selbst von ihrem Platz aus konnte Mariemaia förmlich die Spannung zwischen ihrem Vater und Marcus beobachten. Fiel nur ihr das auf, oder sahen es die übrigen Passanten auch? Natürlich blieb so ein Zusammentreffen nicht unbeachtet. Aber Treize schien sich nicht lange aufhalten lassen zu wollen und wandte sich schon wieder ab, in Richtung Ausgang. Da meinte Marcus: „Wie geht es deiner germanischen Geisel?“ Er sprach es so laut. Wahrscheinlich wollte er, dass es möglichst viele Leute hörten. Treize stutzte und runzelte die Stirn als ob er mit dieser Frage zunächst nichts anzufangen wusste. „Gut, so weit ich weiß. Das warme Klima ist nicht ganz nach seinem Geschmack.“ „Da hörte ich aber ganz andere Sachen.“ „Oh... Dann bitte, Marcus. Klär mich auch.“ „Dass er in Xenophons Bordell die Beine breit macht wie eine billige Hure.“ Mariemaia verstand bereits die Bedeutung dieser Worte und sah sich zu Lucilla um, die oftmals vergebens versuchte ihren Zögling vor solchen Obszönitäten zu schützen. Nun, saß Lucilla mit versteinerter Mine neben im Gras. Etliche Bürger Roms waren nun stehengeblieben und lauschten dem Wortwechsel. „Aber doch nicht Zechs“, Treize lachte. Wie schwer ihm das fallen musste. Mariemaia hatte seinen schmerzerfüllten Blick gesehen als er Zechs besucht hatte. „Er ist auf meinem Landsitz außerhalb Roms und studiert. Du musst dich täuschen.“ „Ich habe ihn dort gesehen“, brauste Marcus auf und Treizes leichtfertige Art schien ihn zur Weißglut zu treiben. „Aber bitte, mein Lieber. Du musst dich täuschen. Bei Xenophon gibt es mit Sicherheit ein paar germanische Knaben, erst kürzlich...“ „Ich habe ihn selbst dorthin gebracht!“, schrie Marcus mit schriller Stimme. „Diesen Bastard von einem Germanen!“ Stille. Treize ging auf Marcus zu und dieser blickte auf einmal triumphierend drein. Anscheinend hatte er Treize genau zu so einer Reaktion provozieren wollen und Treizes Gesichtsausdruck in diesem kurzen Augenblick. Für einen Moment sah man die schwärzesten Rachegedanken, die sich wohl gerade in seinem Kopf bildeten und auf sich geradewegs auf seinem Gesicht abzeichneten. Doch dann lächelte Treize, umarmte Marcus und küsste ihn sogar kurz auf die Wange. „Du hast einen absonderlichen Humor“, lachte er. „Wir sehen uns, ich muss leider weiter. Ich werde Zechs deine Grüße ausrichten, wenn er einmal wieder nach Rom kommt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)