Ehre und Stärke IV: Thors Hammer von Tatheya (Gundam Wing goes ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kapitel XVII Treize gelangte unbehelligt in die inneren Gemächer des kaiserlichen Palastes. An seiner Seite nur einer seiner Botenjungen. Gerne hätte er seinen getreuen Diener Trowa mitgenommen, oder auch Quatre. Doch Treize wollte sie nicht dieser unsicheren Lage aussetzen, denn sollte mit ihm etwas zustoßen, dann musste sich jemand um Mariemaia kümmern. Allein die Götter wussten, was Marcus mit ihr anstellen würde. Die Wachen zwangen ihn nicht einmal seine Waffen niederzulegen, eine Tatsache, die nicht unbedingt für die Prätorianer oder ihre Offiziere sprach. Wären es Treize eigene Leute, sie hätten etwas mehr Verstand bewiesen. Ebenso fiel ihm auf, dass die Sklaven allesamt versuchten so wenig als möglich Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie huschten durch die Korridore und sahen ihm kaum in die Augen. Schon weit vor dem Gemach des Kaisers roch Treize diesen typischen Odor von Krankheit, Angstschweiß, Verfall und Tod. Er hatte ihn auf den Schlachtfeldern schon zu oft wahrgenommen als dass er es verwechseln würde. War der Kaiser alleine gewesen als er starb? Niemand sollte diese letzte große Reise ohne Beistand antreten müssen. Selbst seinem größten Feind wünschte Treize nicht diese Erfahrung. Darum hielt er sich auch noch nach den Schlachten in den Zelten der Heiler auf, hielt seinen Männern die Hand und gab ihnen so die einzige Hilfe, die er als Feldherr in solchen Situationen geben konnte. Der Botenjunge trat nervös einen Schritt vor und wieder zurück. Er wäre jetzt sicher gerne an einem anderen Ort. Und wer wäre das nicht. „Vor den Toten brauchst du keine Angst zu haben“, raunte ihm Treize zu. Unwillkürlich hatte er seine Stimme gedämpft, als ob er die Ruhe des Verstorbenen nicht stören wollte. „Vor den Lebenden müssen wir uns in Acht nehmen.“ „Ja, Herr.“ „Du weißt noch, was ich dir aufgetragen habe?“ „Die Nachrichten so schnell und unauffällig als möglich zustellen.“ „Gut.“ Treize ließ ihn nochmal die Liste durchgehen: Einige treuen Senatoren, Une, Howard. Treize hatte zwei Nachrichten verfasst und mehrfach abgeschrieben, bevor er in den Palast aufgebrochen war. Er vermutete schon, dass der Kaiser nicht eines natürlichen Todes gestorben war. Dies war die eine Nachricht. Die andere berichtete von seiner Festnahme von Marcus‘ Truppen. Natürlich hoffte er nicht, dass es dazu kam, aber er war lieber vorbereitet. Dann trat Treize ein. Er hatte schon viele Tote gesehen und der Anblick war auch nicht sonderlich erschreckend. Man hatten den Kaiser gewaschen und in seine offiziellen Roben gekleidet. Zwar hatte Treize nun einige Stunden Zeit gehabt über die Situation nachzudenken und das hatte er auch getan. Und doch realisierte er erst jetzt, was es alles für ihn und das gesamte Reich bedeutete, dass der Kaiser nun bei den Göttern war. Neben ihm räusperte sich ein Diener und wollte ihn davon abhalten näher an das Bett heranzutreten. Der Sklave musste wohl in den Schatten der Vorhänge gewartet haben, die die die Kühle der Nacht aussperrten sollten. Jedoch genügte auch schon ein scharfer Blick von Treize und der Sklave trat wieder zurück. Aber wo waren die Priester? Die anderen Senatoren? Und die Vertrauten und Freunde des alten Mannes? Irgendetwas stimmte hier nicht, das fühlte er. Treize trat neben den Leichnam, küsste den Siegelring und hielt inne. Es mochte wie eine einfache Geste der Ehrerbietung aussehen, in Wirklichkeit sog er den Geruch des Toten tief ein. Aber er nahm keinerlei Spur eines Giftes oder sonst etwas Verdächtiges wahr. Und er würde es bemerken, er hatte von Sally in dieser Hinsicht viel gelernt. Jedoch bemerkte er aus dem Augenwinkel heraus etwas anderes. Am Hals des Kaisers gab es dunkelblaue, violette Male. Fast als ob er erwürgt worden wäre – und man hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht es zu verdecken oder sonst wie zu kaschieren. Für Treize war es klar, der Kaiser war ermordet worden. „Wo ist der Leibarzt?“, verlangte Treize von dem letzten anwesenden Sklaven zu wissen. „Wer hat den Tod des Kaisers festgestellt?“ „Ein junger Arzt. Der Leibarzt von Marcus.“ Treize lachte beinahe los bei diesen Worten. Wie dumm von Marcus, wie durchschaubar. Allein das war schon Beweis genug, dass Marcus wohl ganz offensichtlich die Hand im Spiel hatte. „Julius, der Arzt, er befindet sich nicht hier.“ „Das sehe ich. Dann hol ihn her!“ Treize folgte dem Sklaven, der davoneilte und hielt an der Tür Wache. Er wollte gewarnt sein, denn ganz sicher würde nicht nur der Arzt, sondern auch Marcus auftauchen. „Hinter diesem Schrank befindet sich ein Geheimgang. Er führt direkt in die Gärten. Wende dich nach rechts und folge dem Pfad. Dann wirst du bereits meine Villa sehen“, wies er seinen Boten an, der mit weit aufgerissenen Augen den Schrank musterte. Als ob er es nicht glauben konnte, dass es so etwas gab. Treize ließ ihn den Schrank zur Seite rücken. „Sobald ich es dir sage, gehst du los. Sieh zu, dass dich niemand sieht, auch in den Gärten nicht.“ „Welche Botschaften soll ich nun liefern?“ Wie aufs Stichwort vernahm Treize Schritte, zahlreiche Schritte auf dem Flur. Es war nicht nur Marcus, der hierher kam, sondern auch Soldaten. Marcus würde ihn tatsächlich verhaften lassen. Sein Herzschlag beschleunigte sich und er musste seine gesamte Beherrschung aufbieten jetzt nicht in Panik zu geraten. Vielleicht sollte er selbst den Geheimgang bemühen? Treize schämt sich zuzugeben, dass er für einen winzigen Augenblick genau diesen Gedanken gehegt hatte. „Beide Botschaften. Geh, schnell!“ Es waren in der Tat zehn Prätorianer, Marcus, sein Onkel Dermail und noch ein verschüchterter junger Mann. Das war dann wohl der Leibarzt. Marcus trug die durch und durch purpur gefärbte und mit Gold bestickte Toga. Die Kleidung eines Kaisers. Treize tat so als ob er die anderen Männer gar nicht gesehen hätte, vor allem nicht Marcus, sondern richtete gleich das Wort an den Arzt: „Wie ist der Kaiser gestorben?“ Julius sah sich nervös um, als ob zuerst von Marcus die Erlaubnis zum Sprechen einholen müssten. „Er starb im Schlaf, seine Atmung hat ihm in den letzten Tagen ohnehin große Probleme gemacht.“ „Ist das so?“ „Konsul, ich...“ Doch dann hatte Marcus genug und schnitt dem Arzt das Wort ab. „Konsul, warum seid ihr hier?“ „Ich erweise dem Kaiser die letzte Ehre.“ Treize hielt inne und entschuldigte sich in Gedanken bei dem Geist des Verstorbenen. Die folgenden Worte sollte man nicht vor einem Toten aussprechen. „Sagt mir, Arzt, seit wann äußern sich Atemprobleme mit Würgemalen am Hals?“ Sagte es und behielt dabei Marcus unablässig im Blick. Marcus erbleichte sichtlich und seine Augen zuckten vom Hals des Toten zu Treize und wieder zurück. „Ich dachte es mir bereits.“ „Was, was dachtet Ihr euch? Überlegt gut, was Ihr sagt, wenn ihr Eurem neuen Kaiser treu dienen wollt.“ Wenn er es jetzt laut aussprach und sollte Marcus der nächste Kaiser werden, sprach er damit sein eigenes Todesurteil aus. Treize beließ es bei einem wissenden Lächeln und drehte sich dem Toten zu. ‚Ob er jetzt wohl mit meinem Vater im Elysium um die Wette reitet, ob sie zusammen jagen gehen?‘ „Die einflussreichsten Senatoren warten bereits auf mich. Wirst du meinen Anspruch auf den Thron unterstützen, oder dich mir entgegenstellen?“ Marcus stand nun neben ihm und sie starrten auf den Leichnam des Mannes, der für sie beide so etwas wie ein Vater gewesen war. Hat er es selbst getan? „Es wundert mich, dass du den Mut dazu aufgebracht hast“, raunte Treize. Niemand außer Marcus selbst hörte ihn. „Du wirst dich noch über vieles wundern“, gab Marcus ebenso leise zurück. „Welche Senatoren? Etwa jene Männer, die von die bestochen und deren Loyalität erkauft wurde?“, fragte Treize, die Stimme nun wieder erhoben. Er durfte sich jetzt keine Schwäche leisten. Sie nicht dem schockierten Gefühl in seinem Innersten hingeben. Marcus hatte seinen eigenen Vater erwürgt. Wie abscheulich. Marcus lachte höhnisch: „Als ob du nicht deine Getreuen mit Aufmerksamkeiten gefügig gemacht hättest. Du hast so gar deine Weinberge vermacht, wie ich gehört habe.“ Treize hoffte jedoch, dass er etwas subtiler vorgegangen war. „Gehen wir“, knurrte er und ging brüsk an Marcus und Dermail vorbei in Richtung des Thronsaals. Bereits jetzt wusste er, dass er auf verlorenem Posten kämpfte. Marcus war ihm hier eindeutig überlegen, das musste ihm Treize lassen. Sein Onkel und Marcus hatten ihre Spielfiguren gut in Stellung gebracht. Sie hatten schneller und aggressiver agiert als Treize und dies würde er jetzt bezahlen. Vielleicht sogar mit seinem Leben. Aber lieber starb er hier im Palast unter den Augen von Zeugen als in der täglichen Angst zu leben, dass Marcus ihm irgendwann einen Meuchelmörder auf den Hals hetzen würde. Er trug zwar sein Schwert, aber gegen zehn Prätorianer war selbst er machtlos. Der Thronsaal war bereits von Prätorianern umstellt und an deren Spitze sah er niemand anderen als Heero Yuy stehen. Yuy, sein Tribun, in der Rüstung der kaiserlichen Garde. ‚Also bist du doch deinen Weg gegangen‘, dachte Treize bei sich und ging erhobenen Kopfes an dem Offizier vorbei. Yuy blickte ihm direkt in die Augen, aber seine Mine verzog sich nicht einmal ein kleines Bisschen. Marcus lachte als er diesen Austausch beobachtete. „Ja, Heero ist klug, er weiß auf welche Seite er sich stellen muss.“ Treize warf Marcus nur einen kalten Blick zu und stieß die Tür zum Saal auf. Es mochten vielleicht nur zwanzig Senatoren sein, die dort warteten. Sie verstummten kurz als Treize und Marcus den Raum betraten, aber dann wurde ihr Gerede nur umso lauter. Anscheinend wussten sie nicht, welchen der Männer sie nun huldigen sollten. Demjenigen mit den offensichtlichen Insignien des Amtes, oder Treize, der selbst in einer einfachen Lederrüstung die Autorität eines Herrschers zeigte. Jeder wusste, dass der Kaiser Treize von Vorzug gegeben hatte, wenn auch Treize die Adoption abgelehnt hatte. Marcus war hingegen der leibliche Sohn des Kaisers und würde die Dynastie in direkter Linie fortsetzen können. Für die Traditionalisten unter den Senatoren war er der Nachfolger. Marcus setzte zu einer zuvor einstudierten Rede an, die ganz eindeutig die Handschrift von Dermail trug. Treize konnte nicht umhin seinen Onkel zu bewundern. Dieser verschlagene Hund hatte also letzten Endes doch sein Ziel erreicht. Die Türen am anderen Ende des Thronsaals wurden mit einem lauten Knall aufgeworfen, selbst die Prätorianer wichen erschrocken zurück und Marcus verstummte mit einem wenig mannhaften Quieken. Treizes Herz setzte einen Schlag aus als er dort Zechs stehen sah. Zechs zusammen mit Duo, Trowa, Quatre und Wufei. ‚Meine stolzen Krieger.‘ Jeder angetan mit seiner prächtigsten Rüstung und ihren Waffen. Es war zweifelsohne ein beeindruckender Anblick und Zechs passte Treizes Panzer ausnehmend gut. Doch es war nicht der Panzer mit den Löwenköpfen wie Treize feststelle, als ob dieses Details jetzt noch eine Rolle spielte. Er war gerührt über ihre Loyalität, er war nicht alleine. Auch wenn er hier sein eigenes Todesurteil sprach, er war nicht alleine. Das gab ihm Trost. Zechs sah ihn über den Kopf der Senatoren hinweg an und in diesem Blick lag so vieles. Man mochte ihn für verrückt erklären, für übertrieben sentimental oder hoffnungslos verliebt, aber dieser Blick gab Treize Kraft. Die Kraft, die er benötigte offen zu widersprechen als Marcus sich vor den Senatoren als nächsten Ceasar bezeichnete. „Ich bin der legitime und gewünschte Nachfolger des Kaisers. Und vor den Augen dieser versammelten Zeugen klage ich dich“, Treize deutete auf Marcus, „als Mörder an deinem eigenen Vater an!“ Treizes Stimme war geschult in großen Räumen zu sprechen und er wusste wie er sie für einen besonders dramatischen Effekt einzusetzen hatte. Sie verfehlte auch jetzt nicht ihre Wirkung. Doch Marcus beachtete seinen Widerspruch nicht einmal: „Ich gestehe sogar, dass du es bist. Ja, ihr Senatoren es stimmt. Treize Khushrenada ist der legitime Nachfolger.“ An dieser Stelle zuckte Dermail nervös zusammen, anscheinend war dies so nicht geplant gewesen. „Jedoch“, sprach Marcus weiter und winkte einen der Prätorianer zu sich, „wirst du von diesem Anspruch zurücktreten.“ „Warum sollte ich...?“ Doch jedes weitere Wort blieb ihm im Halse stecken als Heero aus den Schatten hervortrat und eine sich heftig wehrende Mariemaia hinter sich herzerrte. „Marie!“, entfuhr es Treize leise. „Heero!“, brüllte es durch den Saal. Es war Duo, der nahe daran war die Senatoren vor ihm um- und die Stufen emporzurennen, an deren Ende nun Heero und das Mädchen standen. Quatre und Trowa hielten ihn zurück und selbst Treize konnte die Tränen auf dem Gesicht seines Leibsklaven erkennen. Zechs‘ Gesichtsausdruck zeugte von unbändiger Wut und einem nach innen gerichteten Zorn. Er verfluchte sich wohl, dass er nicht an das Mädchen gedacht hatte. Doch was hätte Zechs tun sollen, wenn die Prätorianer direkt in Treizes Stadtvilla marschiert waren und sie dort gefangengenommen hatten. Wie gerne hätte er Zechs dies gesagt. ‚Nein, es ist nicht deine Schuld.‘ Marcus grinste: „Wie rührend“ Er zog ein Pergament aus seiner Toga. „Dies hier ist das eigenhändig verfasste und von einem Magistraten bezeugte Zeugnis von Leia Barton, die Tochter des kürzlich verstorbenen großen Senators Barton. Mariemaia ist die leibliche Tochter von Konsul Treize Khushrenada.“ Ein Raunen ging durch die Senatoren und Mariemaia warf Marcus einen zornigen Blick zu. Sie weinte nicht, sie wurde nicht hysterisch. Nein, stattdessen spuckte sie dem zukünftigen Kaiser direkt vor die Füße. „Schämt euch!“, zischte sie. „Ihr seid nicht einmal halb der Mann, der mein Vater ist!“ Marcus fiel es sichtlich schwer diese Worte zu überhören und nicht darauf zu reagieren. Er wandte sich an Treize: „Also, Konsul? Wie wichtig ist euch das Wohlergehen eurer Tochter?“ „Nein!“, das war Zechs‘ Stimme und man hörte die Angst, die darin mitschwang. Es war Balsam für Marcus‘ Seele. Man sah es regelrecht, wie er diese Minuten genoss. „Vater!“, schrie Mariemaia. Heero hatte wahrhaftig alle Hände voll zu tun sich gegen die zappelnde und um sich tretende Mariemaia zu wehren. Quatre war ihr ein guter Lehrmeister gewesen. Treize schüttelte langsam den Kopf. „Ich verzichte.“ „Führt ihn ab.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)