Ehre und Stärke IV: Thors Hammer von Tatheya (Gundam Wing goes ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 23: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Nach einem kurzen Ausflug zu James Bond und Q, geht es jetzt hier wieder weiter. Viel Spaß. Kapitel XXIII Sie behandelten ihn allesamt wie ein rohes Ei, oder wie ein frisch geborenes Fohlen, das noch nicht auf den eigenen Beinen stehen konnte und immer wieder zärtlich von der Mutter angestoßen wurde es doch wieder und wieder zu probieren die ersten eigenen Schritte zu tun. Selbst die Pferde schienen seine Hilfslosigkeit zu spüren, aber ihnen konnte er es noch verzeihen. Er würde sie hier alle zurücklassen müssen, diese edlen Tiere, die er selbst aufgezogen und ausgebildet hatte, deren Väter schon von seinem Vater auf die Welt gebracht worden waren. Treize streichelte ein letztes Mal über den muskulösen Hals des Hengstes. Lysis hatte schon die Steppen Seres gesehen. Er hatte ihn Wufei geschenkt, als dieser in das Land seiner Familie zurückgekehrt war, doch jetzt musste er auch hier bei den Gauklern bleiben. Natürlich zweifelte Treize nicht daran, dass sich diese Menschen gut um die Tiere kümmern würden. Sie hatten ja auch ihnen Unterschlupf gewährt, ihre Vorräte und Kleidung geteilt. Catherine und die anderen waren auch gut dafür entlohnt worden. Die Edelsteine, die nun in den Wägen der Schaustellertruppe sicher verstaut waren, würde mehr als zwei Jahre für das Futter der Tiere ausreichen. Und es war ja nicht so, dass Treize in Germanien viel Verwendung für Edelsteine haben würde. Germanien, ja das war nun das nächste Ziel ihrer Flucht, denn als solche bezeichnete es Treize mittlerweile. Lysis schnupperte an Treizes rechter Hand und reflexartig zog er das Körperteil zurück. Jede noch so kleine Berührung war äußerst schmerzhaft. Die Wunde hatte sich noch immer nicht geschlossen. Sally verzweifelte so langsam daran und sie hätte ihn wohl auch noch länger unter Drogen gehalten. Doch die Überquerung der Alpen auf den Trampelpfaden, die nur die Einheimischen kannten, war nicht mit einem Mann zu bewältigen, der auf einer Bahre festgeschnallt sein musste. Natürlich befanden sich auch noch die unmittelbaren Gebiete hinter den Alpen in römischer Hand, doch der Einfluss dort war schwindend gering und es sollte leichter werde unterzutauchen. Treize wandte den Kopf. Oh, da standen sie alle und beobachteten ihn. Jede seiner Bewegungen wurde begutachtet. Jedes Schwanken, jedes Stolpern versetzte seine Getreuen in Alarmbereitschaft. Allen voran Zechs, der sich gerade ein Herz fasste und zu ihm hinübergestampft kam. Es wurde Zeit. Das Wetter verhieß nichts Gutes und ihr Führer drängte darauf, dass sie den Aufstieg heute begannen. Treize wusste nicht, ob er es schaffte, ob sein Körper diese Strapazen aushalten würde. Das Wetter würde nur noch schlechter werden. Die Überquerung damit noch anstrengender. Aber wenigstens wurde es so auch für ihre Verfolger schwieriger. Ein paar Mal war es knapp geworden auf ihrem Weg nach Norden und mehr als einmal war eine Patrouille der Römer neben ihnen hergeritten. Oder zumindest hatte man es Treize so erzählt, ihn hatten sie ja ruhiggestellt. Wenigstens seine Nase war gut zusammengewachsen und mit Freude wies er Sally von Zeit zu Zeit auf diesen Umstand hin. Wenn sie ihn schon tagtäglich damit quälte seine Hand zu versorgen. Nicht, dass er es sie machen ließe. Die Gaukler würden jetzt wieder nach Süden ziehen und sich in einer der größeren Städte für den Winter einquartieren. „Hast du dich verabschiedet?“ Zechs hatte ihn erreicht und nun klopfte auch er Lysis auf den Hals. Der Hengst schnaubte und schüttelte den Kopf. „Sie werden sich gut um die Pferde kümmern und wenn wir wiederkommen, gehören sie wieder uns.“ „Ich weiß.“ ‚Wenn wir wiederkommen.‘ Schön, dass Zechs daran glaubte, Treize war sich da nicht mehr so sicher. Überhaupt wusste er nicht mehr, was er zu erreichen glaubte. Er hätte auf Marcus‘ Angebot eingehen sollen. Er hätte seine Villa behalten können, hätte sein Leben auf dem Land verbracht. Er und Zechs hätten zusammenleben können, ohne die Augen der Gesellschaft auf sich wissen zu müssen. Er hätte Mariemaia aufwachsen sehen können. Sie war jetzt in den Fängen von Marcus, sie wäre es auch gewesen, wenn er keinen Widerstand geleistet hätte. Und er hätte jetzt keine rechte Hand, die ihm nur Schmerzen bereitete und mit der er nicht einmal Zügel halten konnte. „Was ist los, Treize?“ ‚Ich bin müde.‘ Er wusste nicht, wann er sich je so erschöpft und ausgelaugt gefühlt hatte. Es hatte immer etwas gegeben, dass ihn angetrieben hatte, aber jetzt... Ja, er hatte gegenüber Zechs vollmundig verkündet, er würde nach Rom zurückkehren und dies mit Hilfe der Germanen bewerkstelligen. Aber dieses Vorhaben war doch zu groß für einen gewöhnlichen Mann. Der Wind frischte auf und ließ den Umhang aufbauschen, den er um seine Schultern trug. Fröstelnd zog er den Stoff enger um seinen Körper. „Gehen wir.“ Treize schenkte den Pferden einen letzten Blick und drehte sich mit einer Entschlossenheit um, die er so gar nicht fühlte. „Treize.“ Zechs griff nach seinem linken Handgelenk. „Lass Sally deine Hand untersuchen.“ Treize kam es so vor, als ob dies seit den drei Tagen, die er nun wieder wach war, das einzige Gesprächsthema zwischen ihnen war. „Wir haben jetzt keine Zeit dafür.“ „Dann heute Abend?“ „Wir werden sehen.“ „Treize...“ Treize zog ihn zu sich heran und küsste ihn kurz. Hoffentlich beruhigte dies Zechs. Seine Hand machte ihm selbst die größten Sorgen und Ängste. Natürlich hatte er sich die Wunde in den letzten Tage selbst angesehen und er war schon oft genug in den Zelten der Heiler gewesen, dass er genau wusste, wann ein Körperteil noch zu retten war und wann nicht. Sally würde die Hand amputieren müssen und dies war seine größte Angst. Er war nicht nur Befehlshaber, er hatte immer selbst ein Schwert in den Händen gehalten oder einen Bogen. Wenn sie ihm die Hand nahm, würde er kein vollwertiger Mann mehr sein. Zechs beteuerte zwar, er würde sich um ihn kümmern, aber wollte der Germane das? Einen Krüppel. Wenigstens für eines war der lange und beschwerliche Aufstieg gut, niemand zwang ihn zum reden. Sie mussten alle aufpassen, wo sie ihre Füße hinsetzten. Die Wege waren teilweise rutschig und ein Sturz in den Bergen konnte wirklich den Tod bedeuten. Ohne die Führung des einheimischen Hirten hätten sie es wohl nicht überstanden, vor allem als der Schneesturm einsetzte. Sogar ihr Führer war überrascht davon gewesen. Es wäre wohl sehr gewöhnlich, dass der Schnee so früh im Jahr einsetzte. Ein schlechtes Omes vielleicht? Ein Wink der Götter, dass ihr Vorhaben ohnehin zum Scheitern verurteilt war? Also kauerten sie am fünften Tag in einer kleinen, stickigen Höhle und knabberten an den verschrumpelten Äpfeln, die sie als Proviant mitgenommen hatten. Noch zwei Tage, dann wäre das Schlimmste überstanden. Leise Gespräch wurden um das Lagerfeuer herum geführt. Wufei erzählte eine Geschichte und Treize ließ sich von der Stimme des alten Freunden nur zu gerne in einen unruhigen Schlummer versetzen. Er schlief nicht mehr gut, eine Folge des Fiebers. Noch hatte es Sally nicht bemerkt und Zechs hielt er auf Abstand. Wenn es auch wehtat den Germanen abzuweisen. Es wäre in den vergangenen Nächten schön gewesen einen warmen Körper hinter sich zu wissen, aber er hatte die Einsamkeit zu gerne ertragen mit dem Wissen, dass er Zechs so weitere Sorgen ersparte. Das Zittern begann wieder. Den ganzen Tag bereits kämpfte er dagegen an, wenn er in Bewegung war, war es leichter es zu verbergen, aber hier... Deshalb hatte er sich auch unter drei Decken vergraben. Wenn die anderen es herausfanden, würde ihn Sally untersuchen, sie würde seine Hand sehen und dann... Nein, er wollte seine Hand nicht verlieren, eher wollte er sterben. Treize war eingeschlafen. Sein Körper ein unförmiges Etwas unter den Decken, die er um sich gewickelt hatte. Zechs gähnte und debattierte mit sich, ob er wider besseren Wissens mit unter die Decken schlüpfen sollte. Dabei hatte ihn Treize die letzten Tage immer abgewiesen. Natürlich erwartete Zechs nicht, dass sie diese exquisiten, aufregenden Dinge tun würden, die sie damals während den wenigen glücklichen Tagen in der Landvilla getan hatten, aber allein Treize in den Armen halten zu können, wäre ihm Befriedigung genug. Er beneidete Quatre und Trowa schon ein wenig darum, dass sie einander hatten. Ihm war, als ob sich Treize immer weiter von ihm entfernte. Natürlich hatte der Konsul viel durchmachen müssen und er war nicht erfreut gewesen, dass sie ihn unter Drogen gesetzt hatten. Vielleicht war es dies, Treize war nachtragend und ließ sie so seinen Zorn spüren. Manchmal hatte er ja diese naive Ader. Eigentlich war Zechs so stolz auf den Römer. Er ertrug das stürmische Wetter, den Schnee und die Entbehrung des Fußmarsches wie ein echter Germane, nicht wie ein verzogener, verweichlichter Römer für den ihn Zechs vor nicht allzu langer Zeit gehalten hatte. Sally, die heute Abend neben ihm saß, war eingenickt und ihr Kopf lehnte gegen seine Schulter. Jetzt schreckte sie aus ihrem Schlummer auf und rieb sich den Nacken. Zechs lehnte sich gegen den nächsten Felsen und zog sie näher an sich. Sie war zwar eine zähe Persönlichkeit und er würde sich hüten es ihr gegenüber zu erwähnen, doch für sie als Frau mussten diese Strapazen noch viel schlimmer sein. Zumal sie ihre monatlichen Blutungen hatte. Sie gab sich zwar alle Mühe es zu verbergen, doch es gab nicht viel Möglichkeiten dazu. Nicht bei einem Schneesturm, nicht, wenn man sich in einer Höhle befand und nicht nach draußen gehen konnte. Sie hatte sich einen größeren Stein, der in der Nähe der Glut ihres Feuers gelegen hatte, in eine wollene Tunica gewickelt und presste dieses Bündel jetzt gegen ihren Bauch. „Hast du keine Scharfgarbe mitgenommen?“ „Schlaues Bürschchen. Kennst ein paar Kräuter mit Namen und hältst dich für einen Heiler.“ Sie stieß ihn mit dem Ellbogen an, aber nichtsdestotrotz machte sie es sich an seiner Schulter bequem. „Darf ich? Lucrezia hat es immer gut getan.“ Er hatte die Hand auf ihren Rücken gelegt und als Sally nickte, tastete er sich durch die vielen Lagen Stoff und rieb mit etwas Druck über die Haut. Erst später fiel ihm auf, dass es das erste Mal gewesen war, dass er Lucrezias Namen gesagt hatte und nicht mit den Tränen zu kämpfen hatte. „Was macht seine Hand?“ Er blickte wieder zu Treize hinüber, während er ihr den Rücken massierte. „Was? Woher soll ich das wissen, du hast sie doch versorgt.“ „Nein, er sagte, du hättest die Wunde gesäubert.“ „Und Treize sagte zu mir, dass du...“ Das war wieder so dermaßen typisch für Treize, dass er die Behandlung verweigerte. Sally und Zechs sahen sich an. Sie seufzten beide laut auf und Sally stemmte sich in die Höhe. „Wenn du ihn festhältst, wird er sich wohl kaum noch wehren können.“ Duo blickte bei diesen Worten irritiert auf: „Was habt ihr vor? Es klingt irgendwie pervers.“ „Du und deine schmutzigen Gedanken“, bescheinigte Sally dem Sklaven. „Versuch zu schlafen.“ „Treize, lass mich nach der Hand sehen“, Zechs kauerte sich neben dem Schlafenden nieder und rüttelte ihn an der Schulter. Sie war heiß, die ganze Schulter war heiß. Er ließ die Finger in den Nacken des Konsuls wandern. Auch dort. Zechs sah auf, pure Hilfslosigkeit zeigte sich auf seinem Gesicht und Sally befürchtete wohl bereits das Schlimmste. Sie stürzte zu Zechs und nun war Duo endgültig auf den Beinen. Die anderen regten sich ebenfalls unter ihren Decken. „Du verdammter Hund, das tust du mir nicht an. Du stirbst mir nicht auf diesem Stück Felsen unter den Fingern weg, dafür habe ich dich schon viel zu oft wieder zusammengenäht!“ „Er lebt noch“, beruhigte Zechs die anderen, die nun direkt hinter ihnen standen. Aber seine Stimme zitterte, klang nicht sehr zuversichtlich. „Ich gehe nach draußen und hole Schnee“, meldete sich Trowa. Er wusste wohl ziemlich gut Bescheid, was zu tun war. „Wir werden seinen Körper kühlen müssen.“ Sally nickte. „Aber zuerst müssen wir wissen, was es hervorruft.“ „Vermutlich seine Hand.“ „Vermutlich“, bestätigte Sally und zog Treizes Arm unter den Decken hervor. Warum war es ihnen nicht früher aufgefallen? Vielleicht, weil sie sich sonst im Freien aufgehalten hatte, doch hier im begrenzten Raum der Höhle war der Geruch sofort wahrnehmbar, nachdem die Decke weggezogen war: Der Geruch von Verwesung und Eiter. Sally fluchte und bemühte sich so vorsichtig wie möglich den Verband abzulösen. Es war die feinste, ägyptische Baumwolle, die sie dafür verwendet hatte. Doch nun war sie gelblich verfärbt. Die Schmerzen mussten stark genug gewesen sein, dass er Treize aus seinem Schlummer weckte. Er entzog Sally die Hand. „Treize, bitte!“, flehte Zechs und umrahmte das Gesicht des Konsuls mit seinen Händen. Sogar die Wangen brannten. Treizes Körper war fest im Griff des Fiebers. „Wir wollen dir nur helfen. Also, dann lass dir auch helfen. Wir machen das hier alles nur für dich!“ Treize lachte kurz auf. „Die Hand ist nicht mehr zu retten und das weißt du.“ Zechs warf einen Blick darauf. Es war viel weniger die Hand, als der Finger, der von Marcus‘ Misshandlungen am meisten geschädigt worden war. Zwar hatte sich die Wunde auf dem Handrücken noch nicht völlig geschlossen, aber sie sah eigentlich ganz gut aus. Der Finger jedoch war stark geschwollen und das Fleisch verfärbt. Mit Sicherheit schon abgestorben und dieses Gift war es wohl, das Treizes Körper nun lähmte und ihm das Leben kosten würde, wenn sie sich nicht beeilten. „Du wirst nicht mehr zu retten sein, wenn wir dir nicht helfen“, knurrte Sally und bellte Quatre Befehle zu. Er solle ihre Messer, die sauberen Tücher, verschiedenste Kräuter holen. Wie gut, dass die Ärztin darauf bestanden hatte ihr gesamte Ausrüstung mitzunehmen. „Lass es sein! Ich will nicht als Krüppel leben.“ „Was willst du damit sagen? Dass du lieber sterben willst, hier? Nachdem was wir alles für dich getan und geopfert haben?“ Der Zorn in Zechs‘ Stimme war nicht gespielt, zu aufgebracht war er. „Wir haben für dich alles aufs Spiel gesetzt, so leicht kommst du mir nicht davon, hörst du?“ „Und du...“ Treize war dabei sich aufzurichten und Sally stemmte sich ihm mit aller Macht entgegen. „Wenn ihr beide euch jetzt die Köpfe einschlagt, hilft uns das erst recht nicht weiter.“ Sie blickte Treize mit ernstem Blick an. „Treize lass mir dir helfen, ich kann die Hand retten.“ „Das sagst du jetzt nur...“ „Nein! Ich... Jetzt bleib sitzen!“ Zechs nickte Trowa zu, der gerade eine Decke, in deren Mitte er Schnee getürmt hatte, in eine Ecke weit weg vom Feuer deponiert hatte. Wenigstens verstand der Knecht sofort und kauerte neben Treize, hielt dessen Arme fest und schränkte seine Bewegungsfreiheit damit ein. „Trowa, hör sofort auf damit.“ „Trowa, bleib da wo du bist“, hielt Zechs dagegen. „Sally, was musst du tun?“ Sie untersuchte noch einmal Treizes Hand. „Wenn ich deine Hand retten soll, dann muss der Finger jetzt abgenommen werden. Dann hast du noch eine Chance, verstehst du das Treize?“ Treize schwieg nur, sofern es möglich war, sein Gesicht wurde noch bleicher, abgesehen von den vom Fieber rotfleckigen Wangen. „Treize, bitte.“ Das war nun Zechs und als er sah, dass seine Bitte kein Gehör fanden, entschied er sich die Taktik zu ändern, auch wenn es ihn schmerzte dies zu sagen: „Bist du so feige? Das ist nicht der große Konsul, der Rom in eine bessere Zeit führen wollte.“ Für einen Moment war nur noch das Knistern des Feuers zu vernehmen, dann sackte Treize in sich zusammen und nickte nur. „Dann tu es“, murmelte er. „Gut“, nicht nur Sally atmete auf. Sie kramte nach ihren Arzneien und hielt Treize eine Phiole hin. „Schluck das und dann...“ „Nein.“ ‚Oh nein‘, Zechs wusste bereits, worauf Treize hinauswollte. ‚Oh ihr Götter, nicht auch noch das.‘ Ihm wurde bereits jetzt flau im Magen. „Wenn du mich jetzt unter Drogen setzt, werde ich die nächsten zwei Tage nicht zu gebrauchen sein. Erstens könnt ihr mich in diesem Gelände nicht tragen. Zweitens haben wir nicht genügend Vorräte, wir müssen es schnellstens über die Berge schaffen. Du musste es so machen, wenn Fortuna es erlaubt, werde ich schnell ohnmächtig.“ „Treize, bitte.“ Doch er schüttelte vehement den Kopf. „Ihr wisst alle, dass es die einzige Möglichkeit ist. Gib mir deinen Gürtel Trowa. Ich möchte wenigstens noch alle Zähne haben, wenn das hier vorbei ist.“ Sally traf ihre Vorbereitungen erstaunlich schnell, vielleicht weil sie fürchtete, Treize würde es sich doch anders überlegen. Sie brachte ihn näher an das Feuer heran, um besser sehen zu können. Sie wusch sich mehrmals die Hände und wies Quatre an das gleiche zu tun. Trowa sollte Treizes Arme und Oberkörper festhalten. Duo die Beine. „Zechs, geh nach draußen.“ Sie schaut zu ihm auf und Zechs wusste nicht, ob er für diesen Befehl dankbar sein sollte oder nicht. Treize öffnete die Augen und nickte ihm zu. Ja, Treize wollte nicht, dass er ihn so sah. Beobachten musste, wie er sich gegen die Schmerzen wehrte, die Sally ihm gleich würde zufügen müssen. Und Zechs wollte es auch nicht sehen, er würde es nicht ertragen. Wufei leistete ihm Gesellschaft, auch er war merklich blass im Gesicht. Gemeinsam kauerten sie im Eingang der Höhle, so weit sie sich herauswagen konnten. Ein jeder starrte auf seine Fußspitzen und versuchte verzweifelt die vielsagenden Geräusche auszublenden. Das feine Klirren der Messer, Treizes harsches Atmen, die unterdrückten Schreie, gedämpft durch den Lederriemen auf den er biss. Zechs hatte nicht bemerkt, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. Er wischte sie mit dem Handrücken ab. Wufei kam zu ihm und drückte ihn an sich. Dankbar klammerte sich Zechs an den Freund. Dann verstummten die Schreie. „Er ist nur ohnmächtig geworden“, meldete sich Quatre, auch seine Stimme war voller Anspannung. Wer konnte es ihm verdenken. Leider erwachte Treize wieder aus seiner Ohnmacht als Sally gerade mit dem Knochen beschäftigt war. Sie musste ihre Arbeit unterbrechen, damit er sich übergeben konnte und so ging es noch zweimal. Danach waren sie alle in Schweiß gebadet und nicht minder ausgelaugt als Treize, der schwach blinzelnd auf dem Boden zwischen Felswand und Feuer lag. Die rechte Hand nun wieder in einen unförmigen Verband gewickelt. Wenigstens sah man so nicht, dass er einen Finger verloren hatte. Duo kam mit einem kleinen, blutigen Päckchen vor die Höhe und verscharrte es im Schnee. Es war wohl Treizes Finger. Nun war es an Zechs sich zu übergeben. Er wusch sich danach den Mund mit einer Handvoll Schnee aus und ging dann in die Höhe. Er musste sich zusammenreißen, das war er Treize schuldig. Er hätte diesen Eingriff nie durchgestanden, zu groß wäre seine Angst gewesen und er hätte liebend gerne die Droge geschluckt. Doch noch war Treize nicht außer Lebensgefahr. Der nächste Tag würde zeigen, ob Sally sauber und gut genug gearbeitet hatte. Ob sie genügend von dem kranken, vergifteten Fleisch entfernt hatte. Oder ob... Oh nein, Zechs würde nicht einmal daran denken. Er betete zu den Göttern, dass es Treize bald besser ging. Die Höhle roch unangenehm nach Erbochenem, Schweiß und viel zu viel Blut. Sally warf irgendwelche Kräuter in das Feuer, was es dann etwas erträglicher machte. Treize war noch immer wach. War das ein gutes Zeichen? Zechs kniete neben ihm nieder und befühlte die Stirn. Nein, er hatte nicht erwartet, dass das Fieber bereits sank und doch... Treize schlug die Augen auf und für einen kurzen Moment lächelte er ihn an. Doch dann schien selbst diese Anstrengung zu groß sein. „Leg dich zu mir“, raunte der Konsul leise. Keiner außer Zechs hatte es gehört und der kam der Bitte gerne nach, schlüpfte unter die Decke und hielt Treize dicht an sich gepresst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)