I will bite you like a brother von Ceydrael (Warum gerade du?) ================================================================================ Kapitel 4: Meist ist es anders, als man denkt --------------------------------------------- Danke an Dayce und Kuroi-Garden für eure Kommis :) Hab auch brav ganz schnell weiter geschrieben XD ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Die Uni war ein Ort, der gleichzeitig Anonymität sowie die Vertrautheit einer großen Familie beinhaltete. Faszinierend war die Tatsache, dass jeder jeden irgendwie kannte und sei es nur durch ein flüchtiges Gespräch an der Kaffeebar in der Mensa. Zugleich war die Anzahl der Menschen auf einem Haufen hier so groß, dass man bequem untertauchen konnte, um unangenehmen Gesprächen und Anblicken zu entgehen. Normalerweise sollte das zumindest so sein. »Reita!« Davids Stimme erscholl irgendwo hinter mir. An diesem Montag nun, an dem meine Laune eh schon fast unmögliche Tiefen erreicht hatte, wollte mich das Leben natürlich auch nicht vor diesem nervtötenden Rede-und-Antwort-Spiel verschonen, das gute Freunde besonders gern veranstalteten, weil sie immer einen untrüglichen Instinkt dafür entwickelten, wann es einem gerade besonders schlecht ging. Kurzum: entweder musste ich an jenem Morgen ein Schild mit der Aufschrift Gereizt! Bitte nicht ansprechen! mit mir herumgetragen haben oder Davids Bester-Freunde-Spürsinn war wieder einmal angesprungen. Ich tippte auf letzteres, da ich nach außen wie immer den perfekten, recht langweiligen, Studenten verkörperte, der ich eben war. Nichts Besonderes, nichts Auffälliges, keine narzisstischen Zwänge, stets im Mittelpunkt stehen zu müssen. Womit ich natürlich nicht andeuten wollte, dass andere Leute so waren… Ich lief eben an einer Gruppe barbieähnlicher junger Frauen vorbei, die sich nicht durch das Ausstrahlen fast greifbarer Intelligenz auszeichneten, sondern durch den dichten Schwall Parfüms, was sie umgab und die knappen Klamotten, die natürlich jedem Typen in 500 Meter Umkreis einen guten Blick auf die Auslagen präsentieren würden. Die Gesprächsfetzen, die ich im Vorbeigehen auffing, reichten mir schon aus, um mir ein ungefähres psychologisches Profil dieser Frauen erstellen zu können. Dabei war das noch nicht einmal meine Studienrichtung. Irgendwie war es immer wieder faszinierend, wie leicht man doch Menschen bestimmten Schubladen zuordnen konnte, ohne dabei wirklich falsch zu liegen. War das nun ein Vorteil der menschlichen Rasse? Oder ein Armutszeugnis für die Sterblichen? Mit schnellen Schritten steuerte ich zielsicher Richtung Mensa, wobei ich mir Mühe gab, ganz besonders beschäftigt zu wirken und die fröhliche Stimme, die immer wieder meinen Namen rief, geflissentlich zu ignorieren. Ich hatte in diesem Moment einfach noch keinen Nerv für Davids nett gemeintes Gequassel. Ich drängelte mich rasch noch durch viele kleine Grüppchen am Eingang der Kantine, da ich es für eine gute Idee hielt, mir vor meiner Vorlesung noch einen Kaffee zu gönnen. Überraschenderweise waren wir doch noch relativ pünktlich angekommen, trotz Dantes morgendlichen Charmeattacken. Sobald wir jedoch das Unigelände betreten hatten, war mein Bruder mit einer Zigarette zwischen den Lippen schon wieder in undurchdringlichen Reihen von weiblichen Verehrerinnen verschwunden, die nur auf ihn gewartet zu haben schienen… Ja, ein Kaffee war bestimmt keine schlechte Idee. Der würde mich zwar nicht wie ein paar Tequila Sunrise in die süße Schwerelosigkeit der Gleichgültigkeit ziehen, jedoch konnte dieses schwarze Getränk mit ganz viel Zucker vielleicht meine Stimmung ein wenig heben. Versuchen konnte man es zumindest. Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt. Ich stellte mich brav in die Reihe der Wartenden vor der Ausgabe, zog nun auch endlich die Kapuze vom Kopf, da mich hier drinnen wohl kaum die fiesen Sonnenstrahlen erwischen würden. Fix schüttelte ich mein Haar in eine annehmbare Form und konnte nicht umhin, mich suchend umzusehen. Die Mensa war eigentlich zu jeder Uhrzeit gut besucht, überall saßen oder standen kleine Grüppchen, die sich angeregt unterhielten oder die Aufgaben der letzten Woche noch einmal durchgingen. Vielleicht war Dante ja hier irgendwo…. Ah, ganz schlechter Gedanke. »Mensch, Reita. Hab ich dich doch noch erwischt.« Ein Tippen auf der Schulter ließ mich kurz zusammenzucken, die angenehm tiefe Stimme verriet mir, dass ich meinen Verfolger wohl doch nicht losgeworden war. Innerlich wappnete ich mich für eine Vielzahl von Fragen und Erzählungen des Wochenendes, legte das einstudierte Lächeln auf die Lippen und drehte mich in der perfekten Rolle eines sehr überraschten Freundes um. »Hey David. Dich hab ich ja gar nicht gesehen.« Mein Freund verzog die Lippen zu einem Schmollmund, der bei Frauen vielleicht niedlich gewirkt hätte, bei ihm jedoch eher einschüchtern aussah, als wolle er sich gleich mit einer Vielzahl von Küssen auf mich stürzen. »Ich hab dich die ganze Zeit gerufen. Du hast überhaupt nicht reagiert.« Ich zog den Kopfhörer meines MP3-Players aus dem Ohr und schwang diesen entschuldigend in den Fingern, bevor ich ihn in der Tasche meiner Jeans verstaute. Dass der Player schon seit geraumer Weile ausgeschaltet war musste ja keiner wissen. »Hab Musik gehört.« David nickte verstehen und wirkte sogleich wieder versöhnlich. »Ach so. Ich dachte schon, du fliehst vor mir.« meinte er kichernd und stieß mir leicht mit dem Ellenbogen zwischen die Rippen. Ach, wie kam er denn nur auf so etwas…? Ich rückte in der Reihe der Wartenden wieder weiter nach vorn und schielte flüchtig auf meine Uhr. Hm, ein wenig Zeit war ja noch, also würde die Ausrede kaum ziehen, dass ich gleich los müsste. »Wo warst du denn am Samstag? Wolltest du nicht eigentlich mitkommen?« David lehnte sich mit seinen Büchern unter dem Arm an einen Stehtisch neben mir und beäugte mich neugierig. Wenn einer das makellose Bild eines typischen Studenten verkörpern konnte, dann war er es. Er war der berühmte Schwiegermuttertraum, vorbildlich, stets fröhlich und gebildet. Zudem sah er noch ganz annehmbar aus. Zum Pech für jede Mutter war er leider schwul. Und ging sehr offen und unkompliziert mit dieser Tatsache um, wofür ich ihn oftmals beneidete. Moment Mal, ich hatte mich ja eigentlich noch gar nicht dazu entschlossen, schwul zu sein. Also musste ich ihn auch nicht um seine Selbstsicherheit beneiden! »Hm, wollte ich eigentlich. Hatte sich dann aber nicht so ergeben.« murmelte ich schlicht. David nickte und trommelte mit den Fingern auf dem Einband eines dicken Lehrbuches. »Dante meinte, du hättest Kopfschmerzen vom vielen büffeln. Du musst dir auch mal was gönnen, mein Freund. Du lernst zu viel.« »Ach, tatsächlich?! Bist du jetzt meine Mutter oder was?« schnaubte ich und wand den Kopf ab, um lieber auf den Rücken meines Vordermanns zu starren, der eben seinen Cappuccino von der Bedienung entgegennahm. Davids Worte waren haargenau dieselben gewesen wie die von Dante. Hatten die beiden sich eigentlich gegen mich verschworen? Mein Freund kniff die grauen Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und stieß sich vom Tisch ab, um wieder neben mich zu treten. »Was ist denn mit dir los? Du bist ja giftiger als Kugelfischsushi.« »Hab schlecht geschlafen.« war meine knappe Antwort. Natürlich ging ich nicht davon aus, dass David mir das abkaufen würde. Wobei wir wieder bei dem untrüglichen Gespür eines Freundes für Probleme wären. »Also irgendwie glaub ich dir das nicht. Was ist los?« bohrte David hartnäckig, jedoch deutlich besorgt nach. Bisher hatte ich mit ihm immer über jedes Problem reden können, doch in letzter Zeit gab es eben Dinge, die ich nicht mal mit meinem besten Freund bereden wollte. Ich begrüßte die Ablenkung, dass mich das rothaarige Mädchen hinter der Theke gerade nach meinen Wünschen fragte, da ich endlich an der Reihe war und entkam somit einer Antwort auf Davids Frage. Zumindest vorläufig. Dass er schlimmer als ein Bluthund sein konnte wusste ich ja. Ich bestellte mir einen Milchkaffee mit doppelter Portion Zucker und blickte über die Schulter zurück. »Willst du auch einen?« Die Schwäche meines Freundes für Kaffee war allgemein bekannt und vielleicht hoffte ich ihn damit auf andere Gedanken zu bringen. David seufzte schwer. »Lenk nicht ab!…. Aber den Kaffee nehme ich gern!« fügte er mit breitem Grinsen an. Naja gut, Fehlanzeige. Ein Versuch war es wert gewesen. Die Bedienung reichte mir die gewünschten Sachen in den beliebten Pappbechern zum Mitnehmen, drückte mir meinen sogar mit einem sehr strahlenden Lächeln in die Hand, bevor sie scheinbar verlegen die Augen niederschlug. Ähhhh… hatte sie etwa gerade versucht mit mir zu flirten?! Unmöglich. Eher entdeckte Dante noch seine schwule Seite. Ich legte das Kleingeld klimpernd auf den Tresen und wand mich wieder David zu, der mir seinen Becher förmlich aus der Hand riss und sogleich einen genüsslichen Schluck nahm. »Es gibt nichts Besseres als Kaffee.« stöhnte er in der Imitation eines Orgasmus; ein paar Leute drehten sich schon zu uns um. »Wobei… Sex kann locker mithalten.« Ich versteckte mein Gesicht lieber hinter dem braunen Becher, während wir wieder Richtung Ausgang schlenderten. »Was ist nun mit dir los? Irgendwas stimmt doch nicht, Reita.« bohrte David auch sofort wieder nach und behielt mich aufmerksam im Blick. »Kann man nicht einfach mal schlechte Laune haben? Das ist doch kein Weltuntergang…« brummte ich angesäuert und nippte kurz an meinem Kaffee, der sehr heiß und sehr süß war. Leider verbesserte der ganze Zucker meine Laune auch nicht schlagartig. »Bei dir schon. Du bist sonst nie so unausstehlich. Nur in letzter Zeit kommt das immer öfter vor. Da macht man sich als Freund schon Gedanken. Hast du ein Problem mit einem Mädchen?« Haha, schön wäre es… Ich mochte David wirklich, aber heute begann er bedrohlich an der Grenze von Beherrschung zu Hysterie zu kratzen. »Nein, hab ich nicht. Ich… bin einfach ein wenig überfordert mit dem Lehrstoff und schlafe schlecht. Das ist alles.« Wir traten hinaus auf den Mensavorplatz und wanden uns Richtung Unigebäude. Die Sonne hatte sich glücklicherweise hinter ein paar Wolken versteckt, sodass ich nicht schon wieder den Gangsterrapper mit Kapuze mimen musste. David blieb noch immer unbeirrbar an meiner Seite, wobei ich mir ziemlich sicher war, dass seine Vorlesungen in einem ganz anderen Teil des Gebäudes stattfanden. »Also, wenn du mich fragst, solltest du mal wieder ordentlich vögeln. Das macht den Kopf frei.« »Schön. Ich frag dich aber nicht.« gab ich tonlos zurück. »Genau das ist dein Fehler, Reita.« Mein Freund ließ sich von meinen Worten gar nicht aus der Fassung bringen, sondern grinste mich weiter gewinnend an, wie es eben nur David konnte. Ich schrie innerlich verzweifelt auf. Okay, ich war ein Sünder, weil ich meinen Bruder begehrte, aber strafte mich das Leben dafür nicht schon genug mit meinen eigenen Qualen?! Ich war kurz davor, David mit sehr deutlichen Worten klar zu machen, dass ich keinen Bock auf dieses Gespräch hatte, was ich dann sicher 5 Minuten später wieder bereut hätte, als mir etwas auf meinem Kaffeebecher auffiel. Standen da tatsächlich Zahlen drauf? »Ähm, David… was ist das?« Ich hielt ihm den braunen Pappbecher hin. Mein Freund runzelte für einen Moment die Stirn, dann starrte er auf meinen Kaffeebecher und grunzte plötzlich amüsiert. »Das ist eine Telefonnummer, Reita.« Scheinbar war ich an diesem Morgen wirklich völlig neben der Spur, doch mir fiel ehrlich kein Grund ein, warum diese Nummer da draufstehen sollte. »Was soll ich damit?« David schnaubte nun so laut, unterbrochen von fast hysterischem Kichern, dass ich einen Moment Angst hatte, er hätte sich vielleicht an seinem Kaffee verschluckt und starb nun einen grausamen Tod. So hörte es sich nämlich an. Einige Leute um uns mussten dasselbe denken, denn ihre Blicke schwankten zwischen Besorgnis und Belustigung. »Verdammt, Junge. Entweder fehlt dir wirklich nur Schlaf oder du bist der dämlichste Idiot, den ich kenne.« David hatte sich langsam von seinem seltsamen Lachanfall erholt und drückte mir meinen Becher wieder in die Hand. »Ich würde vermuten, die Bedienung in der Mensa fand dich ganz süß und interessiert sich für dich. Du sollst sie a-n-r-u-f-e-n.« erklärte er mir betont langsam, als ob ich wirklich ein wenig minderbemittelt wäre. Okay, das war wirklich völlig ausgeschlossen. Warum sollte sich eine Frau für mich interessieren? Sonst war doch immer Dante derjenige, dem hinterhergesabbert wurde. Vielleicht hielt ich mich selbst schon für so schwul, dass es mir völlig widersinnig erschien, dass ein Mädchen mich haben wollen würde. »Blödsinn.« Ich kippte meinen Kaffee in einem Ruck herunter, dann drückte ich den Becher wieder David an die Brust. »Ruf du sie an.« Ich schob mich durch die Menge der Studenten in Richtung des Gebäudeteiles, in dem meine Vorlesung stattfinden würde. Davids Stimme verfolgte mich noch für einen Moment, während er völlig perplex mit seinen Büchern im Arm zurückblieb. »Ich bin schwul, du Trottel!« rief er mir nach. Ja. Schön. Ich wahrscheinlich auch! Kurz bevor ich in das Gebäude verschwinden konnte, drang ein bekanntes raues Lachen an mein Ohr und ließ mich sofort innehalten. Mein Kopf ruckte wie von selbst zur Seite. Ein wenig entfernt stand Dante in einer Traube junger Frauen, die allesamt aussahen, als wären sie eben dem Pirelli-Kalender entstiegen. Eine zierliche Blondine hielt er im Arm, bedachte sie mit einem eher gelangweilten Lächeln, da sie ihm scheinbar gerade ein Ohr abkaute. Wahrscheinlich erzählte sie Dante in allen Details, wie man ihre Brüste aufgeblasen hatte… Die bekannte Übelkeit stieg wieder in meiner Kehle empor und ich musste sie mit Anstrengung hinunterschlucken, damit nicht überaus hässliche Worte über meine Lippen rollen würden. Manchmal verstand ich es echt nicht. Mein Bruder war wirklich intelligent, keiner dieser Typen, die mehr Gehirnmasse in ihren Arschbacken als im Kopf hatten. Warum gab er sich immer wieder mit solchen Frauen ab, die ihm nicht mal im Schlaf das Wasser reichen konnten? Die Einzige, die aus den Frauen herausstach, da sie fast schon wieder normal wirkte, war Isa. Sie stand neben Dante und deutete gerade auf irgendetwas in ihrem Lehrbuch, woraufhin mein Bruder die gespielte Aufmerksamkeit von der Blonden abwand und sich mit ehrlichem Interesse Isa´s Ausführungen zuwandte. Sie fragte Dante oft um Rat, wenn sie etwas nicht verstanden hatte. Eigentlich hätte mein Bruder viel besser mit Isa zusammengepasst. Zumindest war sie auf seiner geistigen Höhe und auch sonst ein wirklich nettes und hübsches Mädchen, was weder knapper Klamotten noch künstlicher Hilfsmittel bedurfte. Vielleicht war Isa ja auch in Dante verschossen. Gerade lachte sie herzlich und sah mit diesem glänzenden Blick zu meinem Bruder auf, der doch viel mehr als bloße Freundlichkeit bedeuten konnte. Mir schnürte es die Kehle zu und bevor ich ernsthafte Atemnot bekommen konnte, wollte ich mich wieder abwenden, doch da hatte mich Isa schon entdeckt. »Reita. Warte!« Sie klappte ihr Buch zu und kam rasch zu mir, glücklich lächeln, als würde sie sich wirklich freuen, dass sie mich sah. »Schön, dass ich dich heute treffe. Am Samstag warst du ja leider nicht da…« Hörte ich da ehrliches Bedauern aus ihrer Stimme? »Mir ging es nicht so gut…« murmelte ich, wand mich von dem Anblick meines Bruders ab, da ich mir nicht sicher war, wie viel meine Augen verraten würden. Langsam trabte ich wieder Richtung Gebäude. Isa folgte mir. »Hm, ich weiß. Dante hatte es erwähnt.« »Ihr hattet sicher auch Spaß ohne mich. Dante war ja immerhin da.« brummte ich verstimmt und bereute meine Worte im nächsten Moment schon wieder. Isa hatte meine schlechte Laune nun wirklich nicht verdient. Und sie konnte ja auch nichts dafür, dass Dante der wiedergeborene Casanova war. Sie blinzelte ein wenig verwirrt. »Wie meinst du das?« Ich winkte halbherzig ab. »Ah, ich dachte nur, dass es bestimmt nicht so schlimm ist, wenn ich nicht dabei bin. Bin ja eh nicht so die Stimmungskanone.« Isa nestelte nachdenklich an den Aufnähern ihrer Tasche, als bräuchten ihre Hände Beschäftigung. »Naja, ich hab dich schon vermisst.« murmelte sie halblaut. Da ihr die langen Haare ins Gesicht fielen, war ich mir nicht ganz sicher, doch ich meinte zu sehen, dass sie rot wurde. »Es ist doch immer lustig mit dir.« Ich wusste nicht so recht, was ich darauf sagen sollte, doch Isa nahm mir dieses Problem ab, indem sie ihre Tasche öffnete und mir eine schwarze Karte mit silberner Aufschrift in die Hand drückte. »Das wollte ich dir noch geben.« Ich betrachtete das Kärtchen. Es war eine Eintrittskarte für die Ausstellung eines bekannten Fotografen an diesem Abend. Ich sah mit ehrlicher Begeisterung zu meiner Freundin hinüber. »Das…das ist…wow…ich steh total auf die Bilder von dem!« Isa grinste glücklich und sah wirklich so aus, als könnte ich ihr mit meiner Begeisterung eine richtige Freude machen. »Ich weiß. Darum wollte ich dich fragen, ob du mit mir dahingehst. Als ich die Plakate davon gesehen hab, musste ich gleich an dich denken.« Ich war völlig perplex. Für mich war es schon eine große Überraschung, dass sich überhaupt jemand an meine Leidenschaft für Fotografie erinnerte. »Du…du lädst mich dahin ein? Ähm…ich meine, du willst mit mir dahingehen?« fragte ich Isa ungläubig. Sie zupfte an einer roten Strähne ihres Haares und nickte hastig. »Naja, ich dachte, allein wäre ja blöd. Und ich finde die Bilder von dem eigentlich auch toll. Also… Dante meinte, dann sollte ich mit dir gehen, weil er wohl eh keine Zeit hat…« »Moment.« Ich hob die Eintrittskarte hoch. »Die ist von Dante?« Isa schien kurz unsicher, da meine Stimme fast vorwurfsvoll klang, dann nickte sie abermals zögerlich. »Naja, er hatte wohl 2 davon besorgt, weil er ja weiß, dass du da total drauf stehst. Als er aber gemerkt hat, dass ich…also…naja….« Sie lief wieder rot an, was ihr schon fast etwas Niedliches gab. »Er meinte, er hätte wohl eh keine Zeit und hat mir seine Karte geschenkt, damit wir…also…zusammen dahingehen können.« Mein Hirn sackte kurz in meinen Magen, sodass sich die bekannte Leere in meinem Kopf ausbreitete. Wie versteinert starrte ich auf die Karte in meiner Hand. Dante hatte… Dante hatte die für mich besorgt?! Er hatte sich wirklich daran erinnert, dass ich völlig versessen auf diese Bilder war? Ich spürte verräterische Wärme in meinen Wangen und sah über die Schulter zurück zu meinem Bruder, der noch immer von Frauen umkreist war. Durfte ich hoffen, dass….? »Reita? Alles okay?« Isa wedelte besorgt mit der Hand vor meinem Gesicht. »Ja…ja, alles gut.« Ich schüttelte mich und holte tief Luft, dann schob ich die Karte in meine Tasche. Isa sah weiter hoffnungsvoll, aber auch ein wenig unsicher, fast schüchtern zu mir. »Also…magst du mit mir dahin gehen?« In meinem Kopf begann sich langsam ein geisterhaftes Puzzle zusammenzufügen. Dante hatte seine Karte Isa abgegeben, weil er wohl gemerkt hatte, dass sie…sie…. Moment mal… Ich legte den Kopf schief und betrachtete meine Freundin prüfend. Ihr Blick war glänzend und strahlend, fast noch intensiver als vorhin bei meinem Bruder. Sie sah mich an wie… »Ähhh, ja…. Können wir. Also, ja, gern. Machen wir.« Ganz ehrlich, an diesem Morgen war ich mir nicht sicher, ob das Leben mich hasste oder mir aus meiner Verzweiflung helfen wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)