Code of Sparks von -Hansen- ================================================================================ Kapitel 4: Code IV ------------------ Dinobot [written by Primus, wie sie ihn alle anstarrten. Als wäre er eben von den Toten wiederauferstanden. Schlief er? Hatte er geschlafen? Was war nur geschehen, nachdem er das wütende Scheusal, das einst sein Commander gewesen war, mit nichts weiter als einem Stock und einem Stein besiegt hatte? Oh, das war eine fabelhafte Erinnerung! Sie baute Dinobots noch lähmend langsamen Prozessor wieder auf und ließ ihn innerlich vor Schadenfreude grinsen. Diese Schmach würde Megatron so schnell nicht wieder vergessen. Welch zutiefst befriedigende Genugtuung! Nichts wusste er von der Zeit, die vergangen war. Von den sehnsüchtigen Blicken seines Commanders in Richtung der CR. Wie sollte er auch? War er doch nur um Glasfaserbreit an einer Terminierung vorbeigeschlittert. Nichts wusste er von der ungemütlichen Ruhe, die während seiner Stasis auf dem Schiff geherrscht hatte. Davon, dass beinahe so etwas wie Frieden bestanden hatte. Eine friedliche Stille, die nur davon getrübt wurde, dass sein Körper in der CR ums Überleben gekämpft hatte. Ihm kam es vor, als hätte er lediglich einige Megacycle geschlafen, höchstens einen Solarcycle. Und dabei hatte sein Körper in der CR-Chamber durchaus noch einige kritische Phasen durchgemacht, in der sie alle um ihn gebangt hatten. Laut Rhinox hatte er noch einmal verdammtes Glück gehabt, dort draußen. Nur sein unbeugsamer Spark hatte ihn vor dem Schlimmsten bewahrt. Denn war die Zeitkoordinate nur lang genug, sank die Überlebensquote für jeden auf Null. Und Dinobot hatte verflucht lange seinen Mech stehen müssen, im Kampf gegen die Predacons. Und das spürte er auch. Sein Körper fühlte sich wund an, als wäre ihr Medic mit einigen dickhäutigen Verwandten mehrere Mal drüber gerannt – vorwärts und rückwärts! Er hielt sich den Kopf, als hätte er ihn die letzten Tage mit einem billigen Fusel von Energon zugedröhnt. Am besten noch vom Schädling zusammen gepanscht! Ihgitt, allein die Vorstellung brachte ihn fast dazu, auszuspucken. Mit einer Hand griff er nach der Tür der CR-Chamber und hoffte, dass er sich nicht zu auffällig daran festhielt. Kameraden hin oder her, Dinobot wollte sich vor ihnen keine Blöße geben, indem er nach der Reparatur umfiel, wie ein Sack Altmetall. Wie es seinem Commander wohl gerade ging? Der letzte Blick, den er auf ihn hatte werfen können – und den sein Prozessor so schnell nicht wieder würde vergessen können – war kein besonders beschaulicher gewesen, mit der tiefen Sorge, der Panik und all den ängstlichen Untertönen. Diese Besorgnis, von der er hoffte, sie nie wieder in Optimus’ Gesicht sehen zu müssen… Inständig hoffte er, dass sein Commander sich von den Strapazen etwas erholt hatte. Aber eigentlich wusste er es besser. Optimus wäre nicht Optimus, würde er sich um seine Crew keine Sorgen machen. Er schätzte jedes Leben mehr, als sein eigenes, das hatte Dinobot schon einige Male am eigenen Leib zu spüren bekommen. Und lieber würde er sich selber in Stücke reißen lassen, als dass er auch nur einem aus seiner Crew ein Leid zustoßen ließ. Innerlich seufzte Dinobot leise. So wundervoll diese Eigenschaft an Optimus auch war, manchmal konnte sie ziemlich anstrengend sein. Aber da hatte gerade er leicht reden. Es war schon erstaunlich: so verschieden sie auch waren, sie hatten einige erschreckende Gemeinsamkeiten. Sie brabbelten alle darauf los, als wären sie nie auf einer Akademie gewesen. Bei dem Benehmen, das sie hier manchmal an den Tag legten, fragte er sich das auch ernsthaft. Bei Rattrap war er sich fast sicher, dass der sich nur hochgeschlafen hatte. Cheetor war noch grün hinter den felligen Ohren und Rhinox… nun ja, der war auch grün. Und alt. Bei der Matrix, er konnte sich ein Leben ohne diese Querköpfe nicht mehr vorstellen! Höflich überging er des Schädlings freche Anspielung und knurrte mehr aus Gewohnheit, als aus wirklicher Wut. Selbst diese kleinen Nettigkeiten, die sie austauschten, würde er vermissen. Bei der Matrix, das Silicon Valhalla musste noch eine ganze Weile auf ihn warten! Dort würde ihm nur allzu schnell langweilig werden! Dann stolperte er doch etwas und hielt sich leise grunzend am Schaltpult fest, um nicht vollends das Gleichgewicht zu verlieren. Wie sie alle sofort zur Stelle waren. Niemand wollte, dass er stürzte, dass er sich weiter beschädigte. Dinobot fühlte sich voll und ganz in ihrer Mitte aufgenommen und… wohl. Nur noch eine winzigkleine Kleinigkeit fehlte ihm zu seinem vollständigen Glück. Beinahe wäre ihm die Protoform aus der Panzerung gefahren, als genau jene Kleinigkeit ihm die Hand auf den Rücken legte. Oh, wie sein Spark augenblicklich zu rotieren begann. Er glühte regelrecht vor Freude und Aufregung, erfüllte ihn mit einem inneren Leuchten, das dem tausender Sonnen in nichts nachstand. Nun wurde er aber albern. Fast augenblicklich entspannte er sich erneut und fühlte, wie er sich wieder fallen lassen konnte. Sein Commander war da – und die Welt war wieder in Ordnung. Wann hatte man ihm einen Stuhl unter die Hinterplatten geschoben? Wann waren ihm überhaupt die Knie weggesackt? Und was spielte das alles für eine Rolle?! Fast hätte er widersprochen, als Optimus ihm solch beruhigende, wenn auch leicht mahnende Worte entgegenbrachte. Doch der Gedanke schaffte es nicht einmal bis zu seinen Vocalizer-Muskeln. Dinobot spürte augenblicklich die Müdigkeit wieder in sich hochkommen. Jetzt, ja jetzt konnte er schlafen. Optimus hatte recht, seine Schaltkreise mussten erst wieder warmlaufen und sein Prozessor vollständig hochfahren. Aber bei Primus, dieses Lächeln! Dinobot brachte nur ein müdes und schiefes Grinsen als Antwort heraus und nickte leise. Alles, was Primal ihm vorschlug, würde er gutheißen. Alles. Sein Spark tat einen weiteren Satz, als Optimus den Arm um ihn legte und ihm sanft hoch half. Ob der es spüren konnte? Wie sein Spark pulsierte? Und was wohl in ihm vorging? Er ließ seinen Blick über seine Kameraden streifen und nickte ihnen langsam zu. Sie würden sich keine Sorgen um ihn machen müssen, nun nicht mehr. Er hatte sie noch nie so erleichtert gesehen. Ein Glück, dass Optimus ihn dann aber auch gleich sanft wegzog und ihm zu seinem Zimmer half. Dinobot hatte weder Kraft noch Lust, sich mit einem von ihnen zu unterhalten, geschweige denn, mit allen auf einmal. Sie konnten ihn belagern, wenn er wieder vollkommen ausgeruht war und nach ihnen schnappen konnte, wenn nötig. Jetzt wollte er nur die Ruhe genießen. Und das Gefühl des starken, muskulösen Transmetal-Körpers, der ihn da festhielt. Zum AllSpark er hatte sich ja nie als Femme in einer Beziehung gesehen und vielleicht lag es auch nur an dem Nebel, der noch über seinem Prozessor hing… aber er hätte nichts dagegen gehabt, von diesen kräftigen Armen über die Türschwelle getragen zu werden. PRIMUS! Für diesen Gedanken gehörten ihm die Hinterplatten herausgerissen! Zum Glück fiel es nicht sonderlich auf, als er leicht strauchelte. Es war leicht auf seinen Zustand zurückzuführen und nicht auf etwaige, zutiefst unsinnige Gedanken. Bei der Matrix, er gehörte wirklich in den Ruhezustand und das mindestens bis zum Ende des Tages! Noch nie war ihm der Weg zu seinem Zimmer so wundervoll lang vorgekommen, wie jetzt. Ohne Widerworte ließ er sich auf sein Bett helfen und schickte die Optics offline, noch bevor sein Kopf die Liegestatt auch nur berührte. Ja, er vergaß sogar, in den Biestmodus zu wechseln, wie er es sonst so gerne tat! Wieder war das letzte, was er sah, Optimus’ Gesicht. Doch es sah diesmal so ganz anders aus, als im brennenden Tal. Müde wirkte er und mitgenommen. Aber unendlich glücklich. Oder zumindest wollte Dinobot es sich einbilden, ob das nun der Wahrheit entsprach oder ein Trugbild seines Prozessors war, der den Ruhezustand nur zu gerne willkommen hieß. Was er sich jedoch ganz und gar nicht einbildete, waren die Servos auf seiner Hand. Dessen war er sich sicher! Dementsprechend friedlich fiel der Ruhezustand aus. Ohne störende Träume, Sorgen oder Ängste. Die Wärme seines Sparks strahlte nach außen und umfing ihn wie ein schützender, warmer Kokon. Primus, wenn es doch nur für immer so bleiben könnte! Hatte er geträumt? Er erinnerte sich schwach daran, dass sein Spark vor lauter Emotionen schier übergequollen war, eine ganz neue Empfindung für den grimmigen Krieger. War ihm der Spark bisher nur im Kampf aufgegangen, so hatte das nun einen eher merkwürdigen, regelrecht befremdlichen Nachgeschmack hinterlassen. Selten hatte er sich so daran erfreut, zugleich aber auch so viel Angst vor den aufkommenden Gefühlen gehabt. Dinobot hatte ja schon seit einiger Zeit den leisen Verdacht gehabt, dass sein Spark ihn in eine ganz andere Richtung schickte, als sein Prozessor. Er hatte immer nur für den Kampf gelebt, für ehrenhafte Taten und nun hatte ihm sein eigenes Ich einen Streich gespielt. Dabei war er doch so unbewandert auf den zarten Pfaden der Liebe. Natürlich hatte er darüber gelesen. Und er war sich sicher, dass er sie auch schon empfunden hatte, wenn auch nicht ganz so intensiv und lang anhaltend, wie in den vielen Sonetten und Gedichten und wundervollen Geschichten, die er darüber gespeichert hatte. Dinobot war kein Fantast oder Traumtänzer – er hatte sich nie nach einer romantischen Begebenheit à la „Romeo und Julia“ gesehnt oder das Fehlen einer solchen sentimentalen Verwicklung beklagt. Doch er hätte sich ebenso wenig dagegen gewehrt, wenn ihn solche Gefühle übermannt hätten. Ob er sich nun allerdings diesem Emotionscocktail hingeben mochte, war ihm nicht ganz klar. Es hatte sich alles etwas komplizierter einwickelt, als es ihm lieb gewesen war. So schnell hatte er nicht wieder eine Liaison zu seinem Commander eingehen wollen – was daraus werden konnte, hatte ihm die letzte schon deutlich genug vor Augen geführt. Nie wieder wollte er solch eine Enttäuschung, so eine Schmach über sich ergehen lassen. Gut, Megatron hatte es gar nicht erst sehr weit kommen lassen und ihm oft genug scharf zu verstehen gegeben, dass zwischen ihnen nicht mehr war, als der Liegeplatz, den sie sich ab und an teilten. Dass der größenwahnsinnige Mech regelrecht besessen von ihm war, wusste er nicht, konnte er nicht einmal ahnen. So herablassend und verachtend, wie Megatron ihn behandelt hatte, hätte es Dinobot überrascht zu erfahren, dass der Klon mehr als nur ein taktischer Geniestreich sein sollte. Der Raptor war allerdings auch nie ein Anhänger von halben Sachen gewesen – entweder er ließ sich ganz auf seinen Partner ein oder ließ es gleich bleiben! Das war schon immer seine Devise gewesen. Erstaunlich dann, dass er in der Zeit, in der sich dieses zarte Etwas zwischen Optimus und ihm entwickelt hatte, nicht schon energischer geworden war oder es ganz unterbunden hatte. Zu zwiegespalten waren diese neuerlichen Gefühle in ihm, die er kaum in seinem Prozessor, geschweige denn in seinem Vocalizer ausformulieren konnte. Es auszuformulieren bedeutete nämlich, diesen unbekannten, aber wohltuenden Emotionen einen Namen zu geben. Den Zauber ihrer mysteriösen Natur zu zerstören. Sie in eine Schublade zu stecken und abzuhaken, als wären sie nie gewesen. Oder noch schlimmer: als wären sie reine Daten, etwas Greifbares, das man einfach so wegpacken und wieder hervorkramen konnte, wie eine frisch-verzipte Datei. Immer aufrufbar. Und gleichermaßen wieder verschließbar, ohne dass sie auch nur einen bleibenden Eindruck hinterließen. Doch diese Gefühle waren so viel mehr. Sie zu benennen würde die ganze Magie zerstören, die von ihnen ausging und die so wundervoll an ihnen war. Zudem… konnte er denn wissen, wie Primal empfand? Wie es um seine Emotionen stand? Vielleicht baute er sich selbst gerade ein Luftschloss aus rosaroter Energon-Watte, nur um damit gleichermaßen schnell unterzugehen, wie ihr Schiff, als sie auf diesen primusverdammten Dreckball abgestürzt waren, wenn er erfahren sollte, dass Optimus nicht einmal auch nur annähernd die Intensität an Empfindungen verspürte, wie er. Primus, er dachte vielleicht in engen Bahnen! Solch ängstliche, unzuversichtliche Gedankengänge war er sonst nicht von sich gewohnt. Sie verwirrten Dinobot nur zusätzlich und verschlimmerten die Prozessorschmerzen, die er hatte, nur um ein Vielfaches. Heraus kam dabei sowieso immer nur dasselbe: dass er sich wie ein verdammter Feigling vorkam, weil er die Dinge einfach geschehen ließ, so schön sie auch waren. Und doch erinnerte er sich schmerzlich daran, was ihn seine ganze Stasis über begleitet hatte. Nämlich das Gefühl, dass, würde er jetzt endgültig offline gehen, sie die Chance ein für allemal verpasst hatten, die Dinge, die unausgesprochen zwischen ihnen lagen, zu klären. Sein Spark hatte dafür gekämpft, dass es zu einer Aussprache zwischen ihnen kam, in der sie alles klärten. Davor würde er wahrscheinlich gar nicht erst ausgelöscht werden können, so sehr sich Dinobot auch verausgaben würde. Beinahe tröstend, wenn auch leicht beängstigend. Dieses ganze Gefühlschaos verdrängte zudem alle anderen Fragen und Gedanken, die aufgekommen waren. Dinobot dachte nur grob über seine zutiefst edelmütige Tat nach, die er selbst gar nicht als solche verstand. Er wollte lediglich wissen, ob sein Handeln den gewünschten Effekt gebracht hatte. Mehr interessierte ihn nicht. Auch nicht, ob seine maximalschen Kameraden ihm nun verziehen hatten und ihn uneingeschränkt wieder als einen der ihren ansahen. Zwar hatte er zu sich selber gesagt, dass er es primär getan hatte, um sich von seiner Schuld reinzuwaschen. Aber das war nur zur Hälfte wahr. Niemand sollte über die Zukunft anderer bestimmen können – egal wie mächtig er war. Jedes Lebewesen sollte autonom sein, eigenständig, aber auch eigenverantwortlich, so wie er es für sich selber wünschte. Ganz besonders, wenn es um das Leben Unschuldiger ging. Dieser Antrieb war stärker gewesen, als alles andere, stärker noch, als sein Wille, sich zu beweisen. Ohne es zu merken, hatte er sich die Denkweise der Maximals verinnerlicht und war uneigennützig in den Kampf gegangen. Primus, nie hatte er sich mit ihren Idealen, die er anfangs so verspottet hatte, so verbunden gefühlt. Es war so ganz anders, als bei den Predacons, wo Verrat und Hinterhältigkeiten an der Tagesordnung waren. Man konnte meistens nur aufsteigen, wenn man einen Bot, der ranghöher war, terminierte. Natürlich wurde man auch befördert. Aber dazu musste man einen gewissen Leistungs- und auch Loyalitätsnachweis bringen. Und gab es ein größeres Zeichen der Treue, als seinem Vorgesetzten den Kopf seines Rivalen zu bringen? So sicherte man sich eben, zumindest temporär, einen Platz. Bis der nächste kam, der einem an die Lackierung wollte. Oder umgekehrt. Durch diese Politik war wirkliches Vertrauen jedoch auf der Strecke geblieben und nur noch rar gesät. Für kleine, charakterliche Eigenheiten wie Ehre blieb sowieso kaum Platz und Dinobot wäre wohl schon längst Altmetall, hätte er sich nicht auch auf seine körperliche und geistige Stärke und Überlegenheit verlassen können. Schnell hatte er gelernt, diejenigen zu steuern, die weniger mit ihrem Prozessor arbeiteten. Und doch war es so ein unangenehmes Gefühl gewesen. Umgeben von einfachen Drohnen, die einem entweder geistig um EINIGES unterlegen waren oder aber in dauernder Furcht leben müssen, dass einem der nächste Bot mit dem Blaster niederschoss, sobald man ihm nur den Rücken zudrehte. Nein, wohl hatte er sich bei den Predacons nie gefühlt, auch wenn er ihre Ansichten teilweise teilte und die rohe Gewalt manches Mal ansprechender fand, als stundenlange Diskussionen. Es hatte lange gedauert, bis er diesen Gedanken auch nur halbwegs abschütteln konnte und sich an das ihm entgegengebrachte Vertrauen seiner neuen Kameraden gewöhnt hatte. Dass Optimus ihn dabei nicht bedrängt hatte, hatte die ganze Sache noch etwas einfacher gemacht. Obwohl Dinobot ihm natürlich lange Zeit kein Vertrauen geschenkt hatte. Eigentlich hatte er sich bei seinem Beinahe-Tod im brennenden Tal doch tatsächlich das erste Mal komplett fallen lassen, fiel ihm auf. Kein Wunder, dass es nicht so wirklich geklappt hatte, zwischen ihnen. Benahe wäre er auch glücklich gewesen, dass ihre Beziehung nach seinem Verrat eingefroren war. Zumindest hatte er sich das so eingeredet. Aber dem war natürlich nicht so gewesen. Dinobot hatte es richtig vermisst, Zeit mit ihm zu verbringen. Natürlich waren ihm gegenüber alle etwas reserviert gewesen – damit hatte er gerechnet und er hatte es ertragen, wie ein Mech, der einsah, dass er einen Fehler gemacht hatte. Doch er hatte feststellen müssen, dass es nicht so leicht war, wie zuerst gedacht. Wäre diese gewisse Verbindung zwischen ihm und seinem Commander nicht gewesen, hätte er wahrscheinlich nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet, geschweige denn sich so schwach und zerbrechlich gefühlt. So einsam. Sein geliebter Commander, der immer versucht hatte, Verständnis zu zeigen. Verständnis für ihrer beider Welten und Ansichten, die nur zu oft zusammenstießen. Verständnis dafür, dass Dinobot eher ein Einzelgänger war, der die Dinge mit sich selber bereinigen musste, anstatt sie mit anderen zu teilen. Auf den man sich aber verlassen konnte, wenn es hart auf hart kam. In all dem hatte er ihn enttäuscht. Wohl ganz besonders in diesem letzten Punkt. Gerade in diesen einsamen Tagen nach dem Verrat hatte er sich jemanden an seine Seite gewünscht, hatte er sich OPTIMUS an seine Seite gewünscht, mehr als je zuvor. Wie erbärmlich, dass er ihn auch in solch einer Situation nicht hatte ansprechen können. Dass er zu stolz und verbissen gewesen war, um ihm den Spark auszuschütten. Andererseits war er doch immer jenseits von solchen ‚Schwulitäten’ gewesen, wie Megatron es in seiner unnachahmlichen und unglaublich eloquent Art auszudrücken pflegte. Noch nie hatte er Optimus so ein enttäuschtes Gesicht machen sehen. Und er schämte sich. Zutiefst. Wer weiß… vielleicht wäre der ganze Verrat nie geschehen, hätte Dinobot davor den Mut aufgebracht, ihm alles zu sagen, was ihn beschäftigte. Alles, was er ihm immer schon sagen wollte. Doch was gewesen sein könnte, wenn er nur hätte, war unwichtig. Dinobot lebte nicht in der Vergangenheit und was einmal gelaufen und abgeschlossen war, legte er in der Regel ad acta, so unschön es auch gewesen sein mochte. Zudem deprimierte ihn der Gedanke, wie enttäuscht Optimus von ihm gewesen sein könnte, nur viel zu sehr. Dass er vielleicht sogar angenommen hatte, Dinobot hätte ihn und ihre besondere Beziehung nur ausgenutzt, versetzte seinem Spark einen solch höllischen Stich, dass es ihm fast den Brustkorb zerriss. Diese zusätzliche Last musste er sich nicht auch noch aufbürden. Nun nicht mehr, hoffte er. Nicht, nachdem er endlich über seinen Schatten gesprungen war und es geschafft hatte, sich Optimus ganz und gar hinzugeben, voll und ganz auf das zu vertrauen, was sein Commander zu ihm gesagt hatte. Primus, es hatte so gut getan. Nie zuvor hatte Dinobot jemanden so nahe an sich heran gelassen, sich ganz in dessen Obhut gegeben. Und er hätte auch nie gedacht, dass allein der Gedanke, dass jemand da ist, sich um einen kümmert und man sich keine Sorgen zu machen braucht, so unglaublich wohltuend und entspannend sein konnte. Hätte sein Motherboard ihn so gesehen, sie hätte sicher herzhaft gelacht. Nachdem sie ihm einen Satz heiße Wangenplatten verpasst hätte, dafür, dass er das Maul nicht aufbekommen hatte. Und bei der Matrix, die hätte er sich verdient! Dinobot erwachte in der Nacht. Allein. Seine innere Uhr hatte wieder aufgeholt und zeigte ihm, dass er ganze vierzehn Solarcycle in Stasis gewesen war. Kein Wunder, dass sich sein Körper regelrecht wundgescheuert angefühlt hatte, nach der ganzen Zeit! Selbst die inneren Reparaturen waren abgeschlossen, stellte er nach einem kurzen Scann fest. Gut so. Langsam erhob er sich und ließ die Schwerkraft auf sich wirken. Augenblicklich schaltete sich das System zur Gleichgewichtskontrolle ein und balancierte ihn aus. Diesmal würde er nicht straucheln und noch weniger umfallen. Trotzdem ließ er es behutsam angehen. Nach solch einer langen Zeit in CR war es nicht ratsam, wie ein frisch geschlüpfter Sparkling durch die Gegend zu hüpfen. Kurz überlegte er, ob er in die Raptorenform wechseln sollte, entschied sich aber dagegen. Ein wahrer Krieger ging stets aufrecht! Dinobot atmete tief durch. Nun war er bereit. er würde es jetzt endlich tun. Würde mit Optimus sprechen! Langsam schlich er sich aus seinem Quartier. Inständig hoffte er, dass sein Commander sich in seine privaten Gemächer zurückgezogen hatte und nicht auf der Brücke war. Dinobot hatte wenig Lust, sich jetzt mit jemand anderem abzugeben. Nachdem er mit Optimus gesprochen hatte, würde er es sogar riskieren, dass Cheetor ihm mit seinem Gesabbel die eisernen Spitzen seines Helmes abkaute. Nur nicht jetzt. Sanft klopfte er an der Tür zu Optimus’ Quartier und war heilfroh, als er von ihm hereingebeten wurde. Sein Commander hatte wohl gerade an seinem Tisch gesessen, war nun aber in einer überraschten Bewegung aufgestanden, als er ihn gesehen hatte. Dinobot lächelte kurz und zaghaft. Das war nicht gerade seine Stärke, also schoben sich seine Mundwinkel schnell in ihre ursprüngliche Form zurück. „Optimus“, begann er etwas verhalten und gab sich selber einen mentalen Peitschenhieb dafür, dass seine Stimme so schwach klang. Schnell lud er ein Programm herunter, um seinen Vocalizer zu unterstützen. „Ich muss mit dir reden.“ Der Stabilisator wirkte wahre Wunder. Schon klang seine Stimme besser. Fester. Stärker. Optimus schenkte ihm einen verstehenden Blick und bot ihm einen Platz an. Doch Dinobot wollte lieber stehen. So gehörte sich das für ihn. Er positionierte sich genau vor den Tisch und senkte kurz den Blick. Sein Commander sah ihn erwartungsvoll und voll warmer Güte an. Nun musste er die Contenance bewahren, um auch genau die Worte zu finden, die er ihm sagen wollte. Er durfte sich durch diese sanften roten Optics nicht ablenken lassen. Dinobot straffte seine Gestalt und hob das Kinn. Er konnte ja selber kaum glauben, dass er wenige Solarcycle zuvor noch mehr tot als lebendig gewesen war. „Du wirst sicherlich viele Fragen haben, Optimus Primal“, sagte er in seiner normalen, leicht knurrigen Art „Und ich bin bereit, sie dir alle zu beantworten. Das und noch mehr. Ich schulde dir einiges an Auskunft und Erklärungen. Doch zuerst…“ Dinobot senkte die Stimme und sein Gesicht verfinsterte sich voll düsterer Befürchtungen. „Was ist mit dem Tal geschehen? 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