Code of Sparks von -Hansen- ================================================================================ Kapitel 5: Code V ----------------- Optimus Primal Die Stimmung rund um die Axalon hatte sich schlagartig um stolze 540 Grad gedreht. Voller Eifer beteiligten sich alle an Sentinels Upgrade. Nur weil die Predacons momentan damit beschäftigt zu sein schienen ihre Wunden zu lecken sollte das ja auch nicht bedeuten, dass die Maximals ihre Verteidigung vernachlässigen würden. So tatkräftig und enthusiastisch wie heute war keiner von ihnen mehr in den letzten fünfzehn Solarcyclen bei der Arbeit gewesen. Optimus selber war positiver gestimmt denn je. Jetzt musste Dinobot sich nur noch einmal ordentlich ausschlafen und alles würde wieder mehr oder weniger beim Alten sein. Zum ersten Mal seit langem hallten wieder einzelne Lacher und Witze und lockere Unterhaltungen durch ihr Zuhause. Zunächst hatte Optimus noch überlegt Wachposten in Schichten vor Dinobots Tür zu positionieren. Doch dann hielt er es eigentlich doch für übertrieben. Und er war sich sowieso sicher, dass Dinobot, hätte dieser nun gerade die Gelegenheit sich dazu zu äußern, ihm sicherlich den Kopf für diese Idee abbeißen würde. Und um nicht in unehrenhafte Ungnade zu fallen begnügte sich Optimus eben damit einmal pro Cycle nach ihm sehen zu lassen. Wenn möglich erledigte er das am liebsten selbst. Immer in der Annahme, Dinobot im wachen Zustand anzutreffen. Den anderen und sich selbst gaukelte er vergnügt vor, dass es sich hierbei nur um seine Pflichten als Commander handelte, dass Dinobot sicherlich nicht damit einverstanden wäre irgendjemanden in seinem Zimmer begrüßen zu müssen, wenn er erwachte, dass er seinem Commander allerdings diesbezüglich keine Vorschriften zu machen hatte. Diese lahme Ausrede tarnte nur sein heimliches Begehren danach, diesmal der allererste zu sein, den Dinobot sehen würde. Der erste zu sein, der bei ihm war. Beinahe ungeduldig kam er sich vor. Nein, er WAR ungeduldig. Dabei war das absolut nicht seine Art. Und er wusste doch ganz genau, dass eine vollständige Regeneration einfach Zeit und Ruhe brauchte, dass es einfach rein gar nichts helfen KONNTE, wenn man ständig nach ihm sah. Es sollte doch nach fünfzehn Solarcyclen vielleicht möglich sein, sich noch ein Weilchen zu gedulden. Doch sein Spark geduldete sich keineswegs. Jedes Mal wenn Optimus vor der Tür stand, flackerte es vor Aufregung tief in ihm auf. Jedes Mal hoffte er, ihn wach vorzufinden. Jedes Mal konnte er immer noch den zaghaften und schwachen Druck auf seinen Servos spüren, die Wärme, die ihn zu umschließen geschienen hatte als er heute Morgen noch Dinobots Hand gehalten hatte. Es zauberte ihm für den Rest des Solarcycles ein leicht verträumtes und motiviertes Lächeln zwischen die Gesichtsplatten. Zwei Solarcycles und mehrere Dornröschensprüche Rattraps lang hatte sich Dinobot nun ausgeschlafen. Nachdem Sentinel nun endlich neu installiert war und ein weiteres Upgrade und eine ordentliche Waffenwartung hinter sich hatte, fand Optimus endlich einmal wieder Zeit, um sich in aller Ruhe seiner eigentlichen Tätigkeit und Berufung als Forscher zu widmen. Es tat gut. Und es war ein wunderschönes Gefühl voll Entdeckungseifer durch die atemberaubende Landschaft der prähistorischen Erde zu wandern. Und trotzdem. Optimus begann gerade zu erkennen, dass das, was ihn sein Leben lang beflügelt und begeistert hatte nicht mehr ausreichte, um seinen Spark zum Schwingen zu bringen. Es schien etwas zu fehlen – zu seinem vollkommenen Seelenheil. Es schien, als bedürfte es seinem Spark nach mehr. Oder nach etwas ganz anderem. Bis jetzt hatte er diese Veränderung kaum bemerkt. Doch es wurde ihm plötzlich so klar, dass sein Leben, Erfüllung und Gleichgewicht nicht mehr länger nur von seiner Arbeit, seiner Berufung, seiner Leidenschaft als Forscher und Entdecker abhängig zu machen war. Und so kam er nicht umhin in diesen wenigen Momenten für einen kurzen Nanoklik aufzuseufzen und ungeahnt sehnsüchtig nach ihm an seiner Seite zu verlangen. Genau Jetzt. Hier. Vielleicht war Dinobots permanente Anwesenheit bei ihnen der Grund dafür gewesen, warum er die Veränderung nicht bemerkt hatte. Nein. Anders. Er war ganz Gewiss der einzige Grund FÜR diese Veränderung. Ihm blieb jedoch momentan nichts anderes übrig als sich - obgleich wie erfüllend es momentan sein sollte oder auch nicht – mit seiner Arbeit zumindest von seiner grenzenlosen Ungeduld, die seinen Spark wild gegen die Platten hämmern ließ, abzulenken. Bis in die Nacht hinein lenkte er sich ab. Seit er das letzte Mal nach Dinobot gesehen hatte waren bereits 3 Cycles verstrichen. Er saß gerade an seinem Tisch und digitalisierte Tabellen, Kurven, Forschungsergebnisse, als es an der Tür klopfte. Mit kurzem Blick auf die Uhr bat er herein. Er machte sich keine großen Gedanken darum, WER schon wieder irgendetwas von ihm wollte. Es musste etwas recht belangloses sein, immerhin klang es ganz und gar nicht nach schlechten Nachrichten oder Alarmzustand. Umso erstaunter war er darüber plötzlich Dinobot in seiner Tür stehen zu sehen. Ausgeruht, wohlauf und mit einem bemüht würdigen Gang betrat er seinen Raum. In all seiner Überraschung ließ er seinen massiven, transmetallischen Körper in die Höhe schnellen und mit ihm beinahe sein gesamtes, auf dem Schreibtisch peinlich genau und symmetrisch angeordnetes, Hab und Gut. Umso besser, dass im Falle des – im wahrsten Sinne – Falles seiner Pflanze nichts hätte passieren können, denn er hatte sie heute Morgen erst frisch umgetopft, als er mit höchster Zufriedenheit hatte feststellen müssen, dass sie noch ein weiteres Stück gewachsen war und ungeduldig Polle für Polle ausspuckte. Und nun hatte sie genügend Platz, um ihre Setzlinge fleißig keimen lassen zu können. Sie erschien nun schöner und pink leuchtender denn je. Es freute ihn sehr, ein Lächeln in Dinobots Gesicht zu sehen. Auch wenn es ihm recht zurückhaltend erschien, erachtete er es als durchweg positives Zeichen. Optimus lächelte sanft zurück. Doch als Dinobots Mundwinkel eiligst wieder nach unten schnellten verkniff er sich sein Lächeln ebenso schnell wieder. Er war verwirrt. Sein Spark vollzog derweil tollkühne Loopings und wummerte mit aller Härte gegen seinen gesamten Torsopanzer. Er wirbelte umher zwischen Ratlosigkeit und Freude und Sorge, denn Dinobot wirkte ziemlich… ernst. Bei den ersten etwas schwächelnden Klängen seiner knurrenden Stimme wollte Optimus‘ Spark fast auseinander springen. Dinobot hatte etwas zu bereden. Nun ja, so lange in Stasis – da war das zu erwarten gewesen. Freundlich und gefasst nickend, aber wortlos bot Optimus ihm einen Platz an, der ignorierend abgelehnt wurde. In aller militärischer Strenge stand Dinobot stramm vor ihm und schien sich keine Blöße geben zu wollen oder er wollte einfach nur kein… privates Gespräch führen. Auch wenn es nicht anders zu erwarten gewesen wäre, wurde Optimus über diese Aussicht ein wenig enttäuscht. Wie er so da stand vor seinem Tisch… in dieser predaconschen Art, als hätte er etwas verbrochen, etwas zu beichten, sich zu verantworten – irgendwie missfiel Optimus das ein wenig. Trotzdem mühte er sich, seinen aufflammenden Spark und seine maximalsche Auffassung eines guten Gespräches zwischen Commander und Crewmitglied unter Kontrolle zu halten, setzte sich wieder und sah erwartungsvoll in all seinem ihm zur Verfügung stehenden Wohlwollen, all seiner Güte an und schenkte ihm ein warmes, ermutigendes Lächeln. Er blinzelte sanft und wartete. Ohne sich eine Vorstellung davon zu machen, auf was er wartete. Dinobot straffte sich jedoch nur noch mehr, statt ihm etwas entspannter gegenüberzustehen, wie es Optimus eindeutig lieber gewesen wäre, doch offensichtlich strebte Dinobot wirklich nichts weiter als ein Gespräch mit seinem befehlshabenden Commander an. Kaum zu glauben, dass Dinobot ihm, nachdem er quasi von den Toten wieder auferstanden war, so gegenübertreten wollte. Optimus‘ Spark rutschte wieder artig seinen ihm angestammten Platz zurück und pulsierte etwas niedergeschlagen weiter. Geduldig und weiterhin sanft blinzelnd hört er sich Dinobots Anliegen an. „Oh ganz im Gegenteil, Dinobot“, erwiderte er ruhig „Fragen habe ich keine. Ich denke außerdem keineswegs, dass du mir eine Erklärung schuldig bist.“ Ihm kam dann erst, in dem Moment in dem er es ausgesprochen hatte, in den Sinn, dass Dinobot vielleicht auch gar nicht die jüngsten Ereignisse damit hatte ansprechen wollen, sondern vielmehr seinen Verrat, den Optimus eben aufgrund dieser Ereignisse bereits ad acta gelegt hatte – irgendwie zumindest. „Wenn du allerdings“, fuhr er sanft fort „das Bedürfnis hast, mir etwas zu sagen oder über etwas Bestimmtes zu reden, dann sprich dich ruhig aus.“ Er verlangte nicht, dass man ihm Rede und Antwort stand. Doch er empfand es vielleicht doch als nötig über diese Geschichte zu reden – nur sah er nicht ein, warum er dafür ein Strafgericht inszenieren sollte. So brachte man niemanden zur Einsicht. Und er wollte erst hören, was Dinobot dazu zu sagen hatte. Er lächelte ihn zufrieden an. „Sei beruhigt, nichts war vergeblich.“ Darüber zu urteilen, ob es ohne sein Handeln möglich gewesen wäre wollte und konnte Optimus nicht. Es war aber auf alle Fälle nicht vergeblich gewesen. „Das Tal befindet sich in stabilem Zustand und von den Predacons haben wir seitdem nichts gehört. Auch auf Kontrollgängen kam es vorerst zu keinen weiteren Zwischenfällen. Du hast… mit allem, was dir zur Verfügung stand und unter höchstem Einsatz das Wohl des Tals, seiner Bewohner und somit auch unseres und die Zukunft gerettet.“ Er machte eine kurze Pause, holte tief Luft und nickte ihm anerkennend und mit professionell distanziert zu. Er musste sich ehrlicherweise eingestehen, dass er nicht ganz genau wusste, was noch sagen sollte. Er konnte nicht wirklich erahnen wie viele und wie intensive Gedanken sich Dinobot über diese Sache machte. „Unsere größte Sorge war allerdings dein Zustand…“, er pausierte kurz und seufzte ein wenig. Er wollte wirklich nicht zu sehr ins Detail gehen, doch er wollte ihn wissen lassen, dass sie sich Sorgen gemacht hatten, dass sie ihn so sehr als Teil von ihnen sahen, dass er so viel Sorge wert war. „Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“ Mit „wir“ meinte er vor allem sich selbst. Aber so steif und finster wie Dinobot vor ihm stand konnte er einfach nicht aussprechen, was ihm ohnehin schon schwer gefallen wäre. Er fühlte sich zunehmend verunsichert. Seine Rolle als Commander fiel ihm schwer. Hin und hergerissen wurde er von dem Drang seinen Gefühlen, seiner Erleichterung freien Lauf zu lassen und dem Zwang, seine Gefühle hier ausbremsen und aushalten zu müssen. Sie erschienen ihm plötzlich so unglaublich deplatziert. Und doch würde er gleich platzen, obgleich er nicht einmal wusste, ob er ihnen überhaupt irgendwie irgendeinen angemessenen Ausdruck verleihen können würde. Er war noch nie besonders gut in sowas gewesen. Das machte alles so viel schwieriger. Doch vielleicht… Vielleicht war doch ganz gut so… das Gespräch rein professionell abzuhalten. Vielleicht war die Zeit der großen Gefühle vorbei oder sollte gar nicht erst kommen. Vielleicht sollte die Eiszeit ihrer privaten Beziehung weiter anhalten. Vielleicht hatte er sich in der Zeit ohne ihn einfach in irgendetwas hineingesteigert. Er konnte es nicht sagen. Und das machte ihn traurig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)