Catch you if I can. von Jessa_ ([Itachi/Sasuke- Centric]) ================================================================================ Kapitel 15: seperated for seven days; part I -------------------------------------------- Hallöchen ;) Das Kapitel ist lang :D Länger als sonst, glaube ich :D Und wie ihr an dem Titel sehen könnt, wird es auch noch einen part II des Kapitels geben. Ich habe mich aber dennoch eindeutig mit der Zeit zum Schreiben in den Ferien verschätzt. Ich hab jetzt noch zweieinhalb Wochen und bin eindeutig davon entfernt, Catch fertig zu bekommen :D Gerade hier muss ich mal allen Review-Schreibern danken ;) Ihr motiviert mich immer sehr :) Vielen Dank! Und noch mal danke ich Sanbatai-Taicho, ohne die ich bei diesem Kapitel wieder einmal total versagt hätte. Vielen Dank an dich also! Du bist genial, Blödi! :D So, jetzt aber viel Spaß euch allen bei dem Kapitel :D Liebe Grüße Jessi ;) Kapitel 15: seperated for seven days; part I Too often we underestimate the power of a touch, a smile, a kind word, a listening ear, an honest compliment, or the smallest act of caring, all of which have the potential to turn a life around. - Leo Buscaglia Das war eine schöne Scheiße. Itachi und Sasuke lebten jetzt beinahe zwei Monate gemeinsam in der neuen Wohnung und es lief gut. Itachi gab sich die größte Mühe, mit allem was ihm möglich war, dafür zu sorgen, dass es Sasuke gut ging und er zufrieden und gesund war. Bis auf solche Momente, wie vergangene Woche, in denen Sasuke wegen einem Alptraum so aufgewühlt war, lief ja auch alles gut. Nur jetzt war da eben diese Sache und Itachi sah keinen Weg da drum herum zu kommen. Er konnte dieses Angebot einfach nicht ausschlagen. Nur einer von fünfzig Jurastudenten bekam die Chance auf dieses einwöchige Seminar. Er hatte schon vor Monaten, noch bevor er Sasuke kennengelernt hatte, eine Anmeldung geschickt, dass tat man nun mal mindestens ein halbes Jahr bevor das alljährliche Gipfeltreffen der Juristen anstand. Itachi hatte es versuchen wollen, auch auf Anraten seines Vaters hin. Er hatte sich nichts weiter dabei gedacht, als er Sasuke zu sich nahm. Das war schon okay so. Er war zwar angenommen wurden, aber das Seminar sollte ganz in der Nähe, nicht mal eine halbe Stunde Autofahrt stattfinden, und er hätte jeden Abend nach Hause gekonnt. Aber an dem war es nicht mehr. Kurzfristig, zu kurzfristig für seinen Geschmack war der Tagungsort außer Landes verlegt wurden. Und von Amsterdam ließ es sich nicht einfach mal so in einer halben Stunde heim fahren. Itachi hatte absagen wollen, natürlich hatte er das, doch sein Vater hatte ihn im Büro dabei erwicht, wie er den Brief aufsetzte und hatte ihn auf einen Kaffee ins Cafe um die Ecke eingeladen. Und da hatte er ihm eine Predigt gehalten. Er hatte verlang, dass Itachi sein Studium nicht auf die leichte Schulter nahm und dass er sich nicht solch eine einmalige Chance entgehen ließ. Doch Itachis einziger Widerspruch, sein einziges Argument war Sasuke gewesen. Er konnte, mochte, ihn nicht alleine lassen. Das ging einfach nicht. Was wenn Sasuke nachts einen erneuten Alptraum hatte? Niemand wäre da. Was wenn Kabuto, dieses Schwein, ihn auf dem Nachhauseweg der Schule auflauerte? Niemand würde es mitbekommen. Niemand würde ihm helfen. Es konnte so viel passieren. Genau das hatte er seinem Vater versucht zu erklären. Er war jetzt für Sasuke verantwortlich, da stand so was wie ein solches Seminar hinten an., egal wie einmalig die Chance war und egal wie gerne er hatte teilnehmen wollen. Eigentlich war er nicht mal wirklich mit ganzem Herzen bei seinem Jurastudium. Fugaku aber hatte Itachi überrascht. Er hatte ihm ein Angebot gemacht. Ein Angebot, dass Itachi nicht ausschlagen konnte. Aber als er nun hier mit Sasuke im Eiscafe saß - das erste Mal in diesem Jahr, das erste Mal überhaupt mit Sasuke - überkamen ihm die Zweifel. War es wirklich eine gute Idee? Die Sonnenstrahlen des Nachmittags schienen sanft auf Sasukes Gesicht hinab. Es war der erste Samstag im Mai, die Hitze war noch lange nicht unerträglich, aber die Strahlen wärmten seine Wangen und seine Unterarme, bis da, wo er das Shirt hochgekrempelt hatte. Wie lange war es her, dass er in einem Eiscafe gesessen hatte und sich um nichts, um beinahe nichts, sorgen musste. Ein bisschen sorgen tat er sich schon. Es war ja nicht so, dass Itachi nur den Sommer mit einem Eis begrüßen wollte, nein, er hatte gesagt: „Ich muss mit dir reden." Das sie dann nicht Zuhause miteinander sprachen verunsicherte Sasuke. Vor allem nach den letzten Tagen. Die Nacht nach seinem Alptraum war schrecklich gewesen. Er hatte beinahe die ganze Nacht wach in seinem Bett gelegen, hatte sich herumgewälzt und an die Decke gestarrt und hatte einfach nicht einschlafen können, bis ihn erst zu Sonnenaufgang die Fänge des Schlafes packten. Auch die zweite Nacht war unruhig gewesen. Weil wieder nicht an schnelles einschlafen zu denken war, obwohl er hundemüde war, hatte er sich mit einem Glas Wasser in die Küche gesetzt. Zweimal noch in dieser Nacht war er in die Küche gegangen und beim letzten Mal hatte Itachi ihn gehört, aber Sasuke hatte versucht sich rauszureden. Das Itachi ihm nicht glaubte, war ihm bewusst gewesen. In der dritten Nacht hatte er es nicht mehr ausgehalten. Er war so müde, sein Kopf tat weh vor seiner Schlaflosigkeit und er ging in Itachis Zimmer. Es war ihm peinlich, aber er hatte seine Nähe so sehr gebraucht und Itachi hatte sie ihm gewährt. Diese Nacht und noch zwei weitere Nächte. Selbst heute morgen noch, war er wieder in Itachis Bett aufgewacht. Nur deswegen war er ausgeschlafen. Aber er befürchtete, dass sich ihr Gespräch darum gehen könnte. Das er Itachi vielleicht zu anhänglich wurde, dass Itachi vielleicht mehr Raum für sich brauchte. Sasuke wusste, dass es nicht üblich war, dass ein fünfzehnjähriger bei seinem Vormund schlief, aber er hatte begonnen in solchen Situationen darauf zu hören, was sein Körper, seine Seele verlangte. Ob es für Itachi richtig oder falsch war, dass konnte er nicht wissen. Ein gesundes Verhältnis dazu hatte er nie aufbauen können. Ihm wurde soviel Nähe, negative Nähe, aufgezwungen, dass er sich zu keiner positiven Form der Nähe hatte durchringen können. Deswegen wusste er nicht, welche Bedeutung diese Nähe für Itachi hatte. Aber er fürchtete sich davor, dass sie Itachi so unangenehm war, wie er es sich ausmalte. Das wäre schrecklich. Es würde... die Dinge in Sasuke kaputt machen, die begannen zu heilen. Itachi zögerte seine Neuigkeiten heraus. Er hatte gemerkt, dass die letzten Nächte alles andere als einfach für Sasuke gewesen waren. Er hatte zwar ruhig neben ihm geschlummert, aber es musste einen Grund geben, warum er überhaupt bei ihm schlief. Deswegen hatte Itachi nicht direkt nach dem Gespräch mit seinem Vater mit Sasuke sprechen können. In Wirklichkeit ging sein Flug schon morgen Abend und er musste heute mit der Sprache rausrücken. Ansonsten könnte er das Seminar doch abblasen und ohne eine schriftliche Mitteilung würde es alles andere als förderlich für seine Kariere sein. Doch auch jetzt, hier, konnte er nicht so einfach sagen, was Sache war. Er ließ Sasuke einen Eisbecher aussuchen, suchte sich selber einen aus und erst als beide kamen, räusperte er sich und als er Sasukes unsicheren Blick bemerkte, war sich bewusst, das er jetzt endlich zu sprechen anfangen musste. „Du musst nicht nervös sein. Es ist wirklich nichts Schlimmes, worüber ich mit dir reden möchte." Itachi drehte den langen Stiel des Eislöffels in seiner Hand. „Für mich hat sich die Möglichkeit ergeben an einem ziemlich gutes Seminar für mein Jurastudium teilzunehmen. Es dauert sechs Tage. Ich muss morgen gegen neunzehn Uhr den Flug nehmen und bin nächsten Sonntag gegen Mittag wieder da." Sasuke sah Itachi nur mit großen Augen an, bevor er seinen Blick senkte. Sechs Tage. Was für eine lange Zeit... Er schloss einen Moment die Augen, nicht länger als ein Blinzeln. Er war fast erwachsen, würde in weniger als zwei Monaten sechzehn werden und er hatte verdammt noch mal so selbstständig zu sein, sechs Tage alleine zu leben. Er war doch auf der Straße viel länger auf sich allein gestellt gewesen. „Dein Wohnung wird noch stehen, wenn du wieder kommst", murmelte Sasuke nur und wusste nicht, wie sehr er Itachi mit diesen Worten traf. Itachi presste die Lippen aufeinander und versuchte den Schmerz zu verdrängen. Manchmal wurde er aus Sasuke nicht schlau. Schon seit drei Nächten kam er zu ihm und bat stumm, bei ihm schlafen zu dürfen. Itachi bedrängte ihn zu keiner Antwort, er versuchte jederzeit sein allerbestes, doch... deine Wohnung... Es tat so weh, dass Sasuke dieses Haus noch immer nicht als sein Zuhause ansah. Es war ihre Wohnung, die Itachi gekauft hatte, damit sie beide einen Ort hatten, an dem sie leben konnten. Doch der einzige, der sich vom ersten Moment an heimisch gefühlt hatte, war er gewesen und er hatte so sehr gehofft, dass auch Sasuke dieses Gefühl entwickeln konnte, doch anscheinend gab es für Sasuke nur eine Möglichkeit Zuhause zu sein. In den Armen seines Vaters. Itachi wollte nicht eifersüchtig auf diesen Mann sein. Nicht auf einen toten Mann, den Sasuke mehr als alles andere auf der Welt liebte. Aber vielleicht war es gerade das. Die Gewissheit, dass nie etwas genügen konnte, was er tat. Das war traurig. Unweigerlich musste Sasuke an die Unterhaltung zurückdenken, die Itachi mit seinem Vater geführt hatte. Damals, als sie noch nicht allzu lange in der neuen Wohnung wohnten, oder wenigstens noch nicht so viele Tage wie jetzt. Lange war es ja immer noch nicht. Aber es kam Sasuke so vor, denn er fühlte sich sehr wie Zuhause an. Deswegen hoffte er auch, es die Tage allein überstehen zu können. Er fürchtete sich davor allein zu sein, obwohl er es doch eine so lange Zeit gewesen war. Oder gerade deswegen... Damals hatte Itachi mit Belustigung und Witz geantwortet, als sein Vater nach der Wohnung fragte. Sasuke hatte mehr unbewusst als alles andere auch solche Worte gewählt. Vielleicht, das glaubte er nun, als es ihm wirklich bewusst wurde, hatte er die leicht bedrückte Stimmung zwischen Itachi und ihm fortwischen wollen. So war er ja auch bei Itachis Vater gewesen. Doch als Sasuke nun die traurige Miene Itachis sah, wusste er, dass er falsch geantwortet hatte, auch wenn es, für ihn, so richtig geklungen hat. Aber was wollte Itachi dann hören? Was sollte er sagen? Welche Lösungen konnte er anbieten? Itachi würde ihn doch nicht für die Tage der Wohnung verweisen. Es war schließlich sein Zuhause und Itachi hatte ihm seinerzeit versprochen, dass Sasuke dies bei ihm immer hatte. Einen Platz, an den er hingehörte, solange er dort hin gehören wollte. „Unsere Wohnung", sagte Itachi, noch ehe er es verhindern konnte. Er wollte, dass Sasuke das wusste. Auch wenn er es vielleicht nicht annehmen konnte. Wissen sollte er es. Seinen eigenen, traurigen Unterton in der Stimme bemerkte er nicht. Aber Sasuke tat es. Und die Frage nach dem, was los war, erübrigte sich nun auch. Es tat ihm Leid. „So war das nicht gemeint." Sasukes Stimme war leise, aber er war nicht mehr so schüchtern. Mit Itachi zu sprechen war in Ordnung. „Ich hab' einfach nicht drüber nachgedacht." „Schon okay. Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen könnte, aber ich würde mit einem besseren Gefühl fahren können, wenn ich dich die Tage bei meinen Eltern wüsste. Wäre das für dich in Ordnung? Die Tage bei meinen Eltern zu sein." „Störe ich da nicht?", wollte Sasuke unsicher wissen. Er konnte doch nicht einfach knapp eine Woche bei Itachi Eltern leben. Fugaku Uchiha arbeitete. Er konnte sicherlich keinen Jungen gebrauchen, der ihm morgens das Bad versperrte. Und er musste sicherlich auch daheim Arbeit erledigen, dass musste Itachi ja auch manchmal. Sasuke wusste nicht, ob er sich so leise verhalten konnte, als wäre er gar nicht da. Zuhause musste er das ja nicht tun. Itachi störte es nicht. Mikoto hätte mehr zu reinigen, wenn er da wäre. Seine Wäsche, ein Geschirr mehr und obwohl er ihr dann im Haushalt helfen konnte, war es falsch. Er würde bei Itachis Eltern duschen müssen, er würde ihr Essen essen, ihren Strom nutzen... das alles kostete Geld. Es erschien ihm nicht richtig. Außerdem schränkte es das Ehepaar sicherlich in ihrer Privatsphäre ein, ihn da zu haben. „Sicherlich nicht. Mein Vater hat es selbst angeboten und meine Mutter, ganz ehrlich, die vergöttert dich", sagte Itachi und zum Schluss hin war seine Stimme feixend, obwohl es irgendwie auch die Wahrheit war. Sasuke verstand es. Den Witz und die Ernsthaftigkeit in einem und lächelte auch. Er wollte noch immer nicht stören, aber er wusste, dass es das beste für ihn war die Woche dort zu wohnen. Er musste nicht alleine sein. Und auch für Itachi war es, augenscheinlich, das beste. Er hatte es ja sogar gesagt. Wenn dann auch noch Itachis Eltern damit einverstanden waren - und das waren sie wohl - dann war die Sache schon okay so. Deswegen nickte er. ~~ Das erste was Sasuke an diesem Morgen wahrnahm war ein ständiges, mit der Zeit nerviges Piepsen. Er schlug die Augen auf, um zu sehen, woher es kam. Nur einen Moment lang, als er das unbekannte Nachtkästchen und die darauf stehen Lampe sah, fragte er sich, wo er war. Doch dann wusste er es wieder. Er war in Itachis altem Zimmer, im Haus der Uchihas. Hier durfte er die nächsten Tage, die er hier wohnen würde, schlafen. Gestern Abend hatte Itachi ihn hergefahren. Danach hatte er sich, mit seinem Rollkoffer, ein Taxi gerufen, sein Auto in der Garage der Eltern stehen gelassen und war zum Flughafen gefahren. Sasuke hatte sich gestern Abend, bevor er ins Bett gegangen war, ein Handy gestellt, um Itachis Mutter keine Umstände zu machen. Er kannte den Wecklaut seines Handys gar nicht, weil sonst Itachi ihn immer weckte. Das passte mit seinen Arbeitszeiten recht gut. Jetzt war Itachi aber eine Woche fort und drei Tage davon musste Sasuke in die Schule. Ausnahmsweise nur bis Mittwochs, da Donnerstag ein Feiertag war und Freitag ein Brückentag der Schule. Sasuke griff schnell nach seinem Handy, um den Wecker auszustellen. Er wollte niemanden damit stören oder gar wecken. Es war nur für ihn selbst gedacht gewesen. Damit er nicht verschlief. Schließlich musste er heute früher losfahren. Vom Haus der Uchihas brauchte er fast eine halbe Stunde länger zur Schule, als von ihrer Wohnung aus. Sasuke schälte sich müde aus der Bettdecke. Es war schwer gewesen einzuschlafen. Er hatte sich zwar früh hingelegt, noch vor zehn, aber erst nach vielen Stunden hatte die Müdigkeit gegen die Einsamkeit gesiegt und er hatte schlafen können, ohne dass Itachi neben ihm lag. Doch sein Schlaf war unruhig gewesen und er vermisste Itachi auch noch am Morgen. Sasuke zog die Jalousien am Fenster hoch. Das machte zwar mehr Lärm, als der Lichtschalter, aber er verbrauchte keinen unnötigen Strom. Er bückte sich zu seiner Reisetasche und zog eine Jeans, frische Unterwäsche, ein T-Shirt, eine dünne Stoffjacke und sein Waschzeug raus und ging damit über den Flur zum Badezimmer. Mikoto hatte ihm noch gestern Abend gesagt, er dürfe sich am Kühlschrank und Getränkeschrank und am Obstkorb bedienen, wie er mochte. Er dürfte auch das Bad benutzten, wann er wollte. Sasuke duschte sich eilig, rubbelte die Haare mit einem Handtuch trocken, putzte Zähne und zog seine Klamotten über. Die Schlafklamotten packte er in den Wäschekorb, weil Mikoto gestern noch ausdrücklich gesagt hatte, er solle keine Scheu zeigen, das zu tun. Nachdem das Waschzeug wieder in seiner Reisetasche verstaut war und er seine Schultasche genommen hatte, ging er hinunter und dann in die Küche. Er wollte schauern, ob er was trinken konnte, bevor er losmusste. Der Bus kam in zehn Minuten. In der Küche stand Mikoto an der Küchentheke. Die Kaffeemaschine lief und der Wasserkocher auch. Auf der Theke lag ein Brot und ein Schneidemesser. „Ah, guten morgen, Sasuke. Ich wollte dich gleich wecken kommen." Sie lächelte, während sie den Wasserkocher, der leise piepste, ausstellte. Sie goss Wasser in eine Tasse, die auf der Anrichte stand, nahm Milch aus dem Kühlschrank, goss sie dazu und rührte Kakaopulver ein. „Du trinkst doch Kakao, oder?", fragte sie und er nickte, weil der Kakao schon fertig war und er sich darüber freute, dass Mikoto ihm etwas zu trinken gemacht hatte, obwohl dieses Gefühl wahrscheinlich falsch war. Er hätte sich einfach ein Glas Wasser eingießen sollen, anstatt dieser Frau Umstände zu machen. „Möchtest du ein Brot essen oder Müsli?", fragte Mikoto, als Sasuke mit der Tasse am Frühstückstisch saß, und zeigte auf das Brot und das Schneidemesser. „Und was kann ich dir auf dein Schulbrot tun? Magst du vielleicht auch etwas Obst mitnehmen?" Obwohl Itachi sich wirklich großartig um ihn kümmerte und ihn ziemlich umsorgte, kannte Sasuke es nicht, dass ihm ein Schulbrot gemachte wurde. Itachi musste sich morgens auch fertig machen und hatte daher keine Zeit dafür. Sasuke machte sich entweder selbst etwas oder er kaufte sich etwas in der Schulcafeteria. Sasuke bekam Taschengeld von Itachi, obwohl er das gar nicht so richtig wollte. Er gab das Geld, das er die letzten beiden Monate bekommen hatte, auch kaum aus. Er hatte sich ein Buch davon gekauft, im Taschenbuchformat, weil die billiger waren und ein paar Mal hatte er sich etwas bei der Cafeteria in der Schule gekauft, aber das meiste des Geldes war in seiner Geldbörse geblieben. „Ich hab keinen Hunger", sagte Sasuke, nicht unfreundlich, aber wahrheitsgemäß. Er aß vor der Schule nicht gerne etwas. Dafür war es noch viel zu früh, fand er. Und auf die zweite Frage wusste er keine Antwort. Er konnte doch nicht von Mikoto verlangen, dass sie ihm ein Pausenbrot machte und außerdem musste er bald los, wenn er den Bus nicht verpassen wollte. Deswegen trank er noch einen Schluck Kakao, sodass es nicht aussah, als würde er die halbe Tasse stehen lassen und erhob sich. Er schaute zu Mikoto und sagte dann leise: „Ich... ähm... muss jetzt los. Vielen Dank für den Kakao." Er wollte schon aus der Küche gehen, als ihn Mikotos Stimme innehalten ließ. „Ich wollte dich zur Schule fahren, deswegen bin ich dich nicht so früh wecken gekommen." Sie verstummte kurz und Sasuke sah, dass ihr Blick ein wenig niedergeschlagen wirkte, als sie weiter sprach: „Wenn du nicht geweckt werden willst und all das - das Pausenbrot und das Fahren - das versteh ich und dann... tut es mir Leid, Sasuke. Ich habe das nicht böse gemeint." „Ich bin nicht böse", meinte Sasuke. Es war das Wichtigste, das klar zu stellen. Ihm tat es leid, falls es so rüber kam. Das hatte Mikoto nicht verdient. „Ich... kenn es nur so... nicht." „Aber Itachi...", warf Mikoto ein und war besorgt. Kümmerte ihr Sohn sich doch nicht so gut, wie es den Anschein hatte? War er überfordert? Brauchte er ihre Hilfe? Sie würde ihm immer helfen. Ihn liebte sie schließlich mehr als alles andere auf der Welt. „Bei Itachi ist das... es ist anders", murmelte Sasuke und schielte zur Uhr. Wenn er nicht bald los ging, verpasste er den Bus und er musste sich fahren lassen oder kam zu spät. Beides wollte er nicht. Er wollte Mikoto keine Unannehmlichkeiten bereiten und er wollte in der Schule nicht negativ auffallen, vor allem hatte er in der ersten Stunde mit Iruka Unterricht. Das verstand Mikoto. Sie verstand, was Sasuke ihr damit sagen wollte. Itachi war keine Mutter und Sasuke verglich ihn wohl so nicht mit seiner. Bei ihr tat er es wohlmöglich und nachdem, was sie über Sasuke Mutter erfahren hatte, glaubte sie, es tat Sasuke weh, zu sehen, wie Mütter sein konnten. Wie sie vielleicht sogar sein sollten. „Ich habe mich lange nicht mehr um ein Kind kümmern dürfen", erzählte Mikoto und schaute auf die Arbeitsplatte. „Itachi ist schon fast zwei Jahre von Zuhause weg und da war er auch schon zwanzig. Ich würde gerne wieder jemanden Schulbrot machen und zur Schule fahren." Das hatte sie bei Itachi auch lange Zeit nicht gekonnt. Er war schließlich eine Zeit lang auf dem Internat gewesen und nachher, in Sasukes Alter, hatte er sich zwar immer noch hin und wieder zur Schule kutschieren lassen, aber auf Pausenbrot hatte er gerne verzichtet. Er ging in der Pause lieber mit Freunden irgendwo was essen oder holte sich was in der Cafeteria. „Auch wenn du es vielleicht denken magst, bist du mir keine Last." Sie wusste es ja nicht mit Sicherheit, aber sie konnte sich gut vorstellen, dass Sasuke so dachte. Es würde zu seinem Charakter passen. „Ich freue mich darüber, dass du die Tage bei uns verbringst." Sasuke nickte bloß und setzte sich wieder auf seinen Platz, um seinen Kakao doch noch auszutrinken. Er hoffte, er konnte Mikoto damit zeigen, dass er sich auch freute, hier sein zu dürfen, weil sie so nett zu ihm war. Anscheinend verstand sie das, denn sie lächelte und fragte ihn, was er denn gerne auf seinem Schulbrot hätte. Sasuke zuckte mit den Achsel und noch bevor er sagen konnte, dass er nicht wusste, was er denn zur Auswahl hatte, winkte Mikoto ihn schon zu sich und zeigte auf den Kühlschrank. „Such dir was aus", sagte sie und zögerlich tat er das. Er öffnete den Kühlschrank und griff, nach ein paar Sekunden Überlegen, nach dem Packet Schinkenwurst und gab es Mikoto, bevor er sich wieder an den Tisch setzte. Sie bereitete sein Pausenbrot vor, packte es in Alufolie ein und stellte es mitsamt einer kleinen Mineralwasserflasche und mit einem Apfel, den sie gewaschen und getrocknet hatte auf den Esstisch. „Ist das in Ordnung so?", fragte sie und er nickte. „Danke." Sasuke trank den letzten Schluck des Kakaos, ehe er die Sachen in seine Schultasche packte und unschlüssig sitzen blieb. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte. Sein Bus musste vor ein paar Minuten weggefahren sein und wann Mikoto los wollte, das wusste er nicht. Aber es dauerte nicht mehr lange bis sie dann losfuhren. Mikoto hatte seine Tasse noch in die Spüle gestellt, etwas Kaffee getrunken und schon bald waren sie losgefahren. Mit dem Auto brauchten sie nicht ganz so lange wie mit dem Bus, aber sie warteten fast zehn Minuten an einem Bahnübergang, sodass Mikoto fünf Minuten vor dem ersten Klingeln an der Schule hielt. „Möchtest du, dass ich dich auch abhole?", fragte Mikoto. Sie konnte verstehen, wenn Sasuke da lieber den Bus nehmen wollte. Und so war es auch. Wenn auch recht schüchtern verneinte Sasuke. Das musste nun wirklich nicht sein. Mikoto sollte nicht auch noch zwei Mal den Weg hin und zurück machen müssen. „In Ordnung. Ich bin Zuhause, deswegen brauchst du keinen Schlüssel. Bis heute Nachmittag, Sasuke. Viel Spaß in der Schule." Sasuke bedankte sich, lächelte Mikoto leicht zu, weil auch sie lächelte und weil sie so lieb zu ihm war und stieg dann aus. Er sah sie noch winken, bevor er sich umdrehte und auf das Schulgebäude zu ging. ~~ Itachi war froh, dass die Seminare nicht gleich in aller früh begonnen. So konnte er, nachdem er gestern erst spät abends im Hotel angekommen war, doch ein wenig ausschlafen. Er hatte Zeit sich in aller Ruhe fertig zu machen, sich zu duschen und er hatte immer noch massig Zeit zum Frühstücken. Gestern Abend noch, als er an der Rezeption eincheckte, hatte er in der Lobby Alessio ausmachen können. Sie hatten eine Weile gesprochen, Itachi war nicht allzu verwundert gewesen, ihn hier anzutreffen. Er war ein guter Jurastudent, hatte Bestnoten und kam aus einer der besten Anwaltsfamilien Großbritanniens. Sie hatten sich zum Frühstück diesen morgen verabredet, da sie gestern kaum mehr Zeit gehabt hatten, miteinander zu sprechen. Sie hatten einfach nur ins Bett gewollt. Itachi hielt seine Augen im Frühstückssaal offen und sah schon bald Alessio der an einem Tischen am Fenster saß und mit einem Kaffee vor sich, auf ihn zu warten schien. Der Uchiha entschied sich auch erst eine Tasse zu besorgen, mit der er dann zum Tisch seines Freundes ging und sich dort hinsetzte. „Na, Morgen", machte Alessio lachend. Itachi grinste nur schief und nahm einen Schluck Kaffee. Sie tauschten ein paar Worte, ehe sie sich gemeinsam zum Frühstücksbuffet aufmachten und mit beladenen Tellern zurück zu ihren Plätzen gingen. Dort nahm Alessio das Schmiermesser zur Hand und bestrich seine Weißbrotstulle mit niederländischer Marmelade. Immer noch war er völlig geplättet von der Käseauswahl am Büffet. Überall auf den Tischen standen Vasen mit Tulpen und von hier aus konnte man, wenn man aus den Fenster blickte, vorbei an Feldern, eine Windmühle ausmachen. Er hatte all das immer für Klischees gehalten. „Ich hätte nicht gedacht, dass du teilnimmst, nachdem... - du weißt schon", sagte Alessio und meine die ganze Sache mit Sasuke. Itachi grinste. Na, dass hatte er zunächst auch nicht gedacht, aber er konnte froh sein, solche Eltern zu haben und auch darüber, dass Sasuke so umgänglich war und ihm bei dieser Sache nicht im Weg gestanden hatte, obwohl Itachi es ohne zu Zögern für Sasuke sein gelassen hätte. Alessio bemerkte Itachis Grinsen. Itachi schien sowieso viel fröhlicher noch, als er ihn in Erinnerung hatte. Sasuke tat ihm anscheinend gut. „Wo hast du denn deinen kleinen Liebling gelassen?", fragte er feixend. Itachi überging die Bezeichnung gewissentlich. „Bei meinen Eltern." „Dann ist er in guten Händen." „Klar, ist er das." Itachi schnaubte halblachend aus. „Meine Mutter wird ihn wie einen kleinen König behandeln. Ich seh's es schon kommen. Wenn ich Sasuke wieder abhole, wird er total verwöhnt sein." Das war natürlich quatsch, das wusste Itachi, aber er mochte den Gedanken auf irgendeine Art und Weise. Vielleicht weil er dann mit Sicherheit wusste, dass seine Mutter Sasuke wirklich wie einen kleinen König behandelt hatte und so... sollte Sasuke auch behandelt werden, schoss es Itachi durch den Kopf. ~~ Der Bus, mit dem er normalerweise fuhr, war immer ziemlich leer. Dieser hier war es nicht. Sasuke mochte es nicht, wenn es so überfüllt war. Dann berührte er unweigerlich fremde Menschen und sie berührten ihn. Und dieser Bus war definitiv überfüllt. Deswegen suchte Sasuke sich einen Sitzplatz ziemlich weit hinten. So hoffte er der masse zu entgehen. Da der Bus jedoch so voll war und jeder Sitzplatz ausgenutzt werden musste, spürte Sasuke schon bald nach dem Einsteigen, bevor der Bus sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, wie der Platz neben ihm besetzt wurde. Sasuke schaute aus dem Fenster, während er seinen Ipod aus dem Rucksack holte. Er packte die Ohrenstöpsel in die Ohren und schaltete das Gerät an. Er hörte auf dem Nachhauseweg immer Musik, weil auch niemand seiner neuen Freunde mit dem selben Bus nach Hause fuhr wie er. In solch einer Menschenmasse lies die Musik ihn abdriften und gab ihm fast das Gefühl, als wäre er für sich und nicht mit dutzenden Menschen in einem Bus. Sasuke drehte mit dem Daumen an der Bedienung des Ipods und wählte ein Lied einer Band aus, die Itachi ihm erst vor kurzem draufgespielt hatte. Sasuke mochte eigentlich so ziemlich alles was Itachi auf seinen Ipod lud. Itachi hatte einen guten Geschmack und auch wenn Suigetsu da anderer Meinung war, war Sasuke davon überzeugt. Sasuke lauschte bereits dem zweiten Lied der Band, als er spürte, wie ihn jemand an der Schulter berührte. Sein Blick fuhr zu seinem Nebenan. Er erkannte ihn sofort. Rotbraunes Haar, die mit Kajalstift umrandeten, grünlichen Augen. Und die unverkennbare Narbe auf der Stirn, die groß war und aussah wie mehrere Schnitte quer durcheinander. Als er Gaara Sabakuno, der in seine Klasse ging, das erste Mal gesehen hatte, war ihm die Narbe sofort aufgefallen. Er hatte sich gefragt, wie man sich eine solche zuziehen konnte. Dafür musste man doch schon in eine Glasplatte fallen oder so was in die Richtung. Auf jeden Fall, schloss Sasuke, musste es schmerzhaft sein. Mit Schmerzen kannte Sasuke sich schließlich aus, auch wenn er sie hasste, wie kaum etwas sonst. Gaara, das merkte Sasuke, blickte ihn seinerseits auch an. Was ihm wohl auffiel? Im Gesicht hatte Sasuke glücklicherweise keine Narben und schon lange, lange Zeit auch keine blauen Augen und andere Anatome mehr. Gaara und er hatten kaum ein Wort miteinander gewechselt, obwohl sie seit knapp zwei Monaten in dieselbe Klasse gingen. Sasuke hatte ihn eh recht wenig sprechen gesehen. Freunde schien er nicht der Klasse nicht großartig zu haben. Irgendwie kapselte er sich ab. Oder, dachte Sasuke dann, er wurde abgekapselt. Von Leuten wie Naruto und Sakura, die er zwar beide mochte, von denen er aber auch wusste, dass sie nicht wirklich dazu bereit waren, hinter die Maske zu sehen. Itachi hatten sie schließlich auch als einen Mistkerl abgestempelt, ohne ihn recht zu kennen. Weil Sasuke nicht unhöflich sein wollte, zog er einen Stöpsel aus dem Ohr und hielt ihn in der Hand, während er darauf wartete, das Gaara etwas sagte. Schließlich hatte der ihn ja angestoßen. „Red Hot Chili Peppers? Hätte ich jetzt nicht gedacht. Hört ihr nicht nur so was wie Lady Gaga, David Guetta und so'n Kram?!" Gaaras Worte waren mehr eine Aussage, als eine Frage, deswegen sah Sasuke sich gezwungen mit mehr als einem Ja oder einem Nein zu antworten. „Ich kenn David Guetta nicht mal", sagte er, weil es die Wahrheit war. Er sah, wie Gaara seine Augenbraue in die Höhe zog. Aber sagen tat er nichts mehr. Irgendwann, Sasuke hatte wieder beide Stöpsel im Ohr, fuhr der Bus in die Straße ein, in der das Haus Itachis Eltern stand. Sasuke wollte gerade seinen Nachbarn fragen, ob dieser ihn wohl vorbei ließe, als der auch aufstand und Richtung Tür ging. Sasuke folgte ihm, hielt sich dort an der Stange fest und wartete bis der Bus hielt. Dort stieg er hinter Gaara aus. Er sah, dass der Junge stehen blieb und ihn musterte. Erneut löste Sasuke einen Kopfhörer, der nun an seinem Oberkörper hinunter baumelte, weil er ihn nicht festhielt. „Dann hab ich wohl das falsche Bild von dir", sagte Gaara. Sein Blick lag noch immer auf Sasuke. Sie standen vor dem Gründstück der Uchihas. Wenn Sasuke seinen Kopf nach rechts wandte, konnte er in die Küche blickten. Er sah Mikoto, die hinaus schaute und wandte sich wieder Gaara zu. „Wie meinst du das?", traute er sich zu fragen. Erneut hob der Rothaarige eine Braue. Der Ansatz eines Grinsens schlich sich auf seine Lippen. „Ich hab dich für 'nen verwöhnten, reichen Bengel gehalten. Wie Naruto, du weißt schon." Fast wäre Sasuke die Frage, ob Gaara es auch jetzt noch tat, rausgerutscht, aber er beherrschte sich. Er wollte keinen Streit anfangen und vielleicht fühlte Gaara sich angegriffen, wenn er so was wissen wollte. „Warum bist du hier ausgestiegen?" Es war Gaara, der sprach. Sasuke nahm auch den anderen Kopfhörer aus dem Ohr und wickelte das Kabel um den Ipod, den er in die Hosentasche gleiten ließ. „Ich besuche jemanden", sagte er währenddessen „Aha", machte Gaara. Es wirkte nicht uninteressiert. Schlicht wie eine Feststellung. Dann drehte er sich um, ging ein paar Schritte den Bürgersteig entlang und, bevor er bei den Nachbarn der Uchihas das Tor öffnete. Sasuke sah ihn bis zur Tür gehen, dort einen Schlüssel rauskramen, aufschließen und hinein gehen. Wieso hatte Gaara was gegen reiche Jungs? Er schien doch selber einer zu sein, dachte Sasuke, als er das Tor der Uchihas öffnete und bis zur Tür ging. Er klingelte, wartete bis Mikoto öffnete. Sie lächelte, begrüßte ihn und sagte, er könnte seine Tasche ruhig solange im Flur stehen lassen. Das Essen sei schon fertig. Schon bald saßen sie einander gegenüber am Küchentisch. Sasuke war recht froh, dass sie hier aßen und nicht an dem großen Tisch im Esszimmer. „Geht Gaara in deine Klasse?" Sasuke schaute Mikoto an und nickte. Was sollte er auch groß sagen? Er kannte ihn ja kaum. Sasuke trank einen Schluck, während die Frau erzählt: „Das ist schön. Ihr seid befreundet, mh? Gaara ist ein ziemlich ruhiger Junge. Er antwortet kaum, wenn man mit ihm spricht, aber er ist nicht unfreundlich. Er hat mir sogar einmal geholfen den Einkauf reinzubringen." „Wir sind keine Freunde", antwortete Sasuke ehrlich. „Wir haben bisher kaum gesprochen." „Oh. Ich dachte wirklich... weil ich hab schon ne Weile dort gestanden und geredet." Sasuke nickte, sagte aber nicht, weil er nicht wusste, was er sagen sollte. Er trank noch einen Schluck, aß einen Bissen und wartete ob Mikoto das Thema wechselte oder stumm blieb. Er selber konnte das nicht gut. Das Thema wechseln, über Alltägliches reden. Aber Mikoto wechselte nicht das Thema. Schweigen tat sie aber auch nicht. „Wie ist es denn in der Schule? Ist er da auch so ruhig?" Mikotos Stimme war richtiggehend besorgt. Sasuke fragte sich, warum das so war. Schließlich war Gaara ein fremder Junge. Nur ein Nachbar. Aber dann sagte er sich, dass er ja noch viel fremder für sie war und um ihn bemühte sie sich schließlich auch. Deswegen nickte Sasuke wahrheitsgemäß. Mikoto schwieg eine Weile, aß ein paar Bissen und trank einen Schluck Saft. „Ich spreche manchmal mit seinem Onkel. Er ist ein recht erfolgreicher Maler. Ein paar der Bilder hier sind auch von ihm", sagte sie. „Er hat die drei - Gaara und seine Geschwister - erst vor kurzem zu sich geholt. Yashamaru ist ziemlich besorgt um Gaara. Auch mit ihm spricht er wenig. Er lässt keinen an sich ran, außer seine älteren Geschwistern." Sasuke nickte schlicht. Was sollte er dazu auch groß sagen? Er selbst sprach ja auch wenig. Tat sich schwer damit, Leute eng an sich heran zu lassen. Er hatte seine Gründe. Eine schreckliche Vergangenheit. Vielleicht war Gaaras auch nicht schön gewesen. Er wusste es nicht, kannte ihn kaum. Aber umsonst lebten drei junge Leute nicht bei ihrem Onkel, anstatt bei den Eltern. Mikoto musste wohl seinen grübelnden Blick bemerkt haben, denn sie erzählte weiter: „Fugaku hat Yashamaru einige Tipps bezüglich des Sorgerechtsverfahrens gegeben. Lange Zeit hatte er keine Kontakt zu seinen Neffe und der Nichte, deswegen traf es ihn ziemlich hart, wie der Mann seiner Schwester die drei behandelte.“ Sie verstummte. Ihre Augen weiteten sich erschrocken. „Oh, Sasuke. Es tut mir so Leid. Ich hätte dir das nicht erzählen dürfen. Ich hab nicht daran gedacht.“ Sie schlug eine Hand vor den Mund und hielt sie da, während sie den Jungen anschaute. Sie hatte alles richtig machen wollen. Ihm die Tage so angenehm wie möglich. Sie hatte es schaffen wollen, dass er sich hier wohl fühlte, sie und ihren Mann gerne mit Itachi besuchen kam. Und nun erzählte sie ihm solche Dinge. Das war schrecklich und es tat ihr Leid. Sasuke hingegen, hatte gar keine Verbindung zwischen dem was Itachis Mutter erzählte und dem was ihm geschehen war, aufgebaut. Sie hätte ruhig weitersprechen können, ohne sich nun schuldig zu fühlen. Weil er nicht wollte, dass sie sich Vorwürfe machte, lächelte er ihr zu und sagte, dass das schon okay so sei. ~~ Das war doch dumm. Er war dumm. Warum zeigte er die Klassenarbeit Itachis Vater? Ein Vater, der Bestnoten gewöhnt war, schließlich war Itachi heute Jurastudent. Er musste einfach unheimlich gut in der Schule gewesen sein. Aber Mikoto war so begeistert gewesen, dabei hatte er ihr das Heft nur gezeigt, weil er bis morgen eine Unterschrift brauchte. Sie aber hatte gesagt, er müsse das unbedingt Fugaku zeigen. Weil Sasuke folgsam sein wollte und weil sie ihrem Mann und ihn regelrecht überrumpelt hatte, als dieser heim kam, saßen sie nun im Wintergarten. Nur Fugaku und er, weil Mikoto ein Abendessen zubereitete. Fugakus Miene verriet nichts, während er sich die mehrseitige Englischarbeit durchlas. Sasuke unterdes spielte nervös mit dem Saum seines Pullovers. Er war nervös. Nicht weil er Angst vor Itachis Vater hatte. Das war es nicht. Das hatte er nicht mal. Aber er hatte eine Menge Respekt vor ihm und glaubte, ihn mit solch einer Nichtigkeit zu belästigen war dumm. Fugaku Uchiha arbeitete hart, er hatte sich bereit erklärt ihn für die Tage bei sich wohnen zu lassen und Sasuke wollte so wenig stören wie möglich. Das gelang ihm ja gut. Gleich am ersten Abend nervte er ihn so. „Wirklich gut, deine Analysen sind beeindruckend.“ Fugaku klappte das Heft zu, legte es neben sich auf dem Glastisch ab und nahm seine Kaffeetasse aus der er einen Schluck trank. Sasuke, der den Blick letztlich zu Boden gesenkt hatte, blickte nun verwundert auf. Itachis Vater fand es gut? „Hast du schon überlegt, was du nach der Schule machen möchtest? Du hast zwar noch Zeit - drei Jahre, hab ich recht? - aber du solltest dennoch früh genug eine Richtung haben. Möchtest du studieren oder dann gleich eine Ausbildung machen?“ Sasuke zuckte zusammen. Er hatte noch nicht mit Itachi darüber gesprochen, aber er hatte vor nach den neun Pflichtschuljahren, die er dieses Jahr hinter sich hatte, wollte er abgehen. Er wollte sich einen Job suchen. Ohne Abschluss würde er keine Ausbildungsstelle bekommen, aber er wollte Itachi nicht länger auf der Tasche sitzen. Noch vor den Sommerferien dieses Jahr würde er sechzehn werden. Er könnte irgendwo Regale einräumen, irgendwas auf dem Bau machen oder hinter der Theke im Fast-Food-Laden. Aber das konnte er doch so nicht Fugaku Uchiha sagen. „Ich rate dir zu studieren“, meinte der Ältere da aber schon, „Wenn du dich anstrengst, kannst du ein tolles Abitur hinlegen.“ Sasuke fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Er wusste das doch. Er wusste, dass wenn er sich Mühe gab, konnte er einen guten Abschluss schaffen, aber es nagte an ihm, dass es bis dahin noch drei Jahre waren. In anderen Ländern konnte man schon nach der zehnten Klasse mit einem Abschluss abgehen. Aber es ging nicht. So sehr Sasuke sich auch wünschte, er könne wirklich Abitur machen und danach irgendwas, was er gerne tat... es ging nicht. Itachi zahlte alles, ohne dass Sasuke einen Cent dazu gab. Das erschien ihm falsch. Er war schon fast erwachsen, er sollte Verantwortung übernehmen. Und vor allem sollte er nicht über seine Möglichkeiten hinaus wollen. Wäre er bei seiner Mutter geblieben würde er auch dieses Jahr arbeiten gehen, um Geld ranzuschaffen. Er würde es müssen. Hier war es wenigstens seine freie Entscheidung. Deswegen sagte er leise, aber unsicher: „Tut mir Leid. Ich... würde gerne... na ja, ich schätze ich suche mir eine Arbeit diesen Sommer.“ „Das wäre eine Verschwendung, Sasuke.“ Fugakus Stimme war hart, aber sie hatte einen bedauernden Ton in sich. Itachi hatte damals hin und wieder davon geredet, dass er keinen Bock mehr auf Schule hatte, aber das tat jedes Kind. bei Sasuke, das wusste Fugaku sofort, steckte etwas anderes dahinter. Sasuke hatte nicht einfach nur keine Lust auf Schule. Ob es wegen Geld war? Oder vertraute er nicht auf seine Fähigkeiten? Fugaku seufzte. Warum kümmerte Itachi sich nicht um solche Dinge? Bekam er von solchen Gedanken nichts mit? Fugaku hatte immer, egal wie beschäftigt er war, das Beste für seinen Sohn gewollt. Dazu hatte auch gezählt, dass man ihn forderte und förderte, was er und seine Frau getan hatten. Itachi wäre niemals wirklich auf die Idee gekommen, die Schule ohne einen Abschluss abzubrechen um irgendwo zu jobben. Und er hätte das auch zu verhindern gewusst. „Weiß Itachi von deinen Plänen?", wollte Fugaku wissen und Sasuke schüttelte zögerlich den Kopf. Er hatte sich noch nicht getraut, Itachi davon zu erzählen. Er wusste nicht, wie er es tun sollte. Und jetzt war er noch entmutigter. Für Fugaku Uchiha war es so selbstverständlich, dass er bis zum Ende zur Schule ging und wahrscheinlich war es das für Itachi auch. Aber aus der Welt, aus der er kam, gingen viele Jungen und Mädchen ohne einen richtigen Abschluss ab und versuchten mit Jobs über die Runden zu kommen. Seine Mutter hatte auch nichts gelernt. Ihr Vater war Autohändler und da hatte sie gearbeitet, bis sie den Mann kennengelernt hatte, der Sasukes Vater werden sollte. „Das wird Itachi nicht gefallen." Fugakus Aussage bestätigte Sasukes Sorgen. Er biss sich auf die Lippe, spürte seine Hände beben. Er wollte Itachi nicht enttäuschen. Aber was sollte er denn tun? Er wollte nicht nutzlos sein, kein Geld verdienen und Itachi noch drei Jahre auf der Tasche liegen. Mit unsicherer Miene blickte Sasuke Itachis Vater an. „Sie werden ihm das doch nicht sagen, oder?" In seiner Stimme schwang ein Ton Ängstlichkeit mit, aber vor allem war er bittend. Dennoch blieb Fugakus Miene hart. Er sah einfach nicht ein, solch eine Sache durchgehen zu lassen. Sasuke konnte doch nicht nach der neunten Klasse abgehen. Das war doch absoluter Humbug. Es war egal, ob es das Geld war oder Sasukes Unsicherheit, die ihn daran hinderte, die Schule beenden zu wollen - beides war quatsch! Fugaku merkte, dass Sasuke ein kluger Junge war und wenn er sich anstrengte konnte er es wirklich schaffen. Zudem hatte Itachi sich bereit erklärt für Sasuke zu sorgen. Selbst wenn es mit dem Geld knapp werden sollte, wonach es eindeutig nicht aussah, würde er, Fugaku, zur Seite sein um seinem Sohn und diesem Jungen auszuhelfen. Es stand also nicht in Sasukes Verantwortung sich darum zu sorgen. „Bitte, Herr Uchiha", hörte er dann Sasuke Stimme. „Bitte erzählen Sie es ihm nicht." Doch Fugaku schüttelte den Kopf. Sein Sohn musste von diesen perfiden Plänen des Jungen wissen. Es war wichtig, dass er ihm den Kopf wusch und ihm erklärte, dass es notwendig war, etwas zu lernen und einen Abschluss zu haben. „Itachi hat vor Gericht dafür gekämpft, dein Vormund zu werden. Er hat die Verantwortung für dich", sagte Fugaku eindringlich und fixierte Sasukes unsichere Miene. „Wenn du nicht mit ihm darüber redest, werde ich ihn davon in Kenntnis setzten müssen, Sasuke." Gleich als er es ausgesprochen hatte, bereute er es ein wenig. Er vergaß manchmal, dass er mit Sasuke nicht so reden durfte. So hart, so eindringlich. Dieser Jugendliche war einfach viel zu unsicher. Und im Moment sah er so verzweifelt aus. Aber sein eigener Sohn hatte doch das Recht zu erfahren, wie Sasuke sich die Zukunft verbauen wollte. Eine Zukunft für die Itachi kämpfte. Dennoch... hatte Fugaku das Recht sich einzumischen? Wohl eher weniger. Trotzdem war er der Überzeugung, dass Sasuke mit Itachi darüber sprechen musste. „Rede mit ihm. Du weißt doch, dass mein Sohn kein Monster ist." Es war doch die Wahrheit, dachte Fugaku. Itachi tat so viel für Sasuke und es konnte nicht sein, dass der Junge immer noch Furcht vor ihm empfand. Das hatte Itachi nicht verdient. Und Sasuke doch auch nicht. Er quälte sich doch selber, indem er die Dinge versuchte mit sich selber auszumachen. ~~ „Temari hat er nicht oft geschlagen", sagte Gaara. Es war Mittwochmorgen, die Sonne schien, ein lauer Wind zog vorbei und ließ die Blätter und Knospen an den Zweigen der Bäume tanzen. Vögel zwitscherten und ein Eichhörnchen kletterte den Baum hoch. Sasuke saß auf einer etwa hüfthohen Mauer des Schulhofes. Sie hatten Pause und wie gestern hatte sich Gaara einfach so zu ihm gesetzt. Sasuke hatte heute eigentlich wieder mit Naruto und den anderen seine Pause verbringen wollen, aber er hatte sich hergesetzt, weil es fies wäre, das nicht zu tun. Gaara und er hatten sich gestern gut unterhalten. Über Musik und über Gaaras Geschwister, die auch auf die Schule gingen. Heute hatte er sich einfach zu ihm gesetzt und hatte angefangen von seiner Vergangenheit zu erzählen. Nun gut, bisher sagte er nur einen Satz, aber Sasuke war trotzdem verwundert. Er würde so schnell nicht jemandem erzählen, was ihm geschehen war. „Mein Vater", fügte Gaara an und schwieg. Er blickte sich um, schaute zu Naruto und den anderen. Sasuke folgte seinem Blick und sah, das einige - vor allem Sakura, Ino und Naruto - verstohlen rüberschauten. „Wenn du weiter mit mir rumhängst, werden die dich für bekloppt halten." „Warum?", fragte Sasuke. Er verstand nicht, was die gegen Gaara hatten. Er wirkte vielleicht die ersten paar Minuten merkwürdig, aber er war... nun ja, er schien einfach nett zu sein. „Sieh mich an, Sasuke." Gaara zeigte in einer lockeren Geste auf sich selber und Sasuke musterte ihn einige Sekunden lang. Gaara trug eine dunkle Jeans mit Löchern und ausgelatschte Chucks, sein Haar war verwuschelt und er sein MP3-Player, der neben ihm auf der Mauer lag war wohl ein älteres Model. Aber Gaaras Kleidung war sauber, seine Haare frisch gewaschen und Sasuke wusste schließlich, dass der Schein trog. Ob Naruto und die anderen wohl wussten, wo Gaara lebte? Und ob es etwas an ihrer Meinung ändern würde? Sasuke zuckte mit den Achseln. „Ist doch egal", murmelte er und wusste nicht woher er den Mut nahm. Gaara jedenfalls grinste schief und stützte die Ellbogen auf die Knie. „Was hast du eigentlich mit den Uchihas zu schaffen?", fragte Gaara, der gestern nach der Schule gesehen hatte, wie Sasuke bei denen klingelte und rein ging. Sasuke fuhr sich durch die Haare. Er hatte noch keinem auf der Schule erzählt, wo er lebte. Bei wem er lebte. Aber was war denn falsch dran? Er verdankte Itachi so viel, er sollte ihn nicht leugnen. Nicht die Tatsache leugnen, dass Itachi ihm ein solches Leben ermöglichte. Dass er ihn gerettet hatte. „Ich wohne bei dem Sohn der Uchihas", sagte Sasuke ehrlich und Gaara nickte. Sasuke war ihm dankbar, dass er nicht weiter fragte. Stattdessen blieben sie beide eine Weile stumm. Die Pause musste bald vorbei sein. Doch dann sagte Gaara: „Mein Onkel ist ein guter Typ. Es ist echt stark, dass er uns drei zu sich geholt hat. Aber..." Gaaras Blick wanderte in weite Ferne. Er schaute an Narutos Clique vorbei, an den Bäumen vorbei. Irgendwohin, wo Sasukes Blick nicht hinreichte. „Aber", sprach Gaara dann weiter, „es ist einfach nicht leicht mit ihm über all den Scheiß zu reden." „Warum mit mir?", fragte Sasuke dann und wollte wissen, warum Gaara mit ihm sprach. Warum es ihm alles andere als schwer zu fallen schien. Das lag doch niemals nur daran, dass sie die gleiche Musik mochten. „Deine Augen", meinte der Rothaarige. Ohne das er weiter sprach, glaubte Sasuke ihn zu verstehen. Er schaute Gaara an und sah seine Augen. Obwohl sie grün waren und nicht schwarz wie seine, waren sie einander ähnlich. Sie beide waren auf eine Art durch die Hölle gegangen. Für Gaaras Hölle stand seine Narbe an der Stirn. Er hatte nichts gesagt, aber Sasuke glaubte nicht, dass sie woanders her stammte, als vom Vater verantwortlicht. Ohne das eine von ihnen beiden viel dafür getan hatte, hatten sie einen Freund gefunden. Sasuke entschied, dass er auch Naruto weiterhin als einen Freund haben mochte, aber er würde es nicht auf Kosten Gaaras tun. Falls Naruto und seine Clique ihn für bekloppt halten sollten, weil er mit Gaara rum hing, dann war es halt so. Aber die Mauer hier stand ihm und Gaara frei, und sie bot genug Platz, damit auch Naruto und die anderen hier sitzen konnten. to be continued by Jess- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)