100 Storys - es lebe die 'Un'übersicht von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 19: 47. Single ---------------------- Alles hatte mit dieser komischen Single-Party begonnen. Zunächst wollte er nicht dort hin, aber dann hatte er diese Wette verloren und seine Kumpels waren da ungemein streng. Jedenfalls konnte sie es sein. Wenn es gegen einen ging, der in ihren Augen Mist gebaut hatte, aber es nicht zugeben konnte. Er hätte eben sein Maul nicht so aufreißen dürfen. Bradley hatte keine Ausrede mehr gehabt und das wars. Ein Grinsen legte sich kurz auf seine Lippen, während er den alten Ford um die nächste Kreuzung lenkte und er daran denken musste. Wieder. Und wieder. Er war mit den Gedanken gar nicht bei der Sache. Denn nur kurz hatte er sich geärgert, dort, auf dieser Party zu sein. Es hatte nämlich nicht lange gedauert, da war ihm bereits diese Frau ins Auge gefallen. Ungemein hübsch, schwarzhaarig, wilde Frisur... Ihr kecker Blick ließ es um ihn geschehen. Auch wenn sie sonst nicht im Geringsten sein Typ war. Er – der Sonnyboy und sie – ein Grufti... Oder so etwas in die Richtung. Oder warum sie auch immer so herumlief. Konnte das überhaupt sein? Es war ihm egal. Sie sah so blass aus und doch hatte sie vom ersten Augenblick an eine Ausstrahlung, die ihm die Knie hatte weich werden lassen. Sie sah umwerfend aus in diesem Kleid und der engen Korsage. Und ihr Name ging runter wie Öl: Charlene... Unruhig warf er einen Blick auf die Navi an der Frontscheibe. Er hatte das Geplapper abgeschaltet und verließ sich jetzt einzig auf die Richtungspfeile. Die Stimme seines Navigationsgerätes war ihm bereits beim ersten Test auf die Nerven gefallen. Wenn er dabei jedoch an die Frau von der Singleparty dachte... Eine so weiche und tiefe Stimme hatte er noch nie gehört und eigentlich passte sie auch nicht so recht zu diesem zierlichen Wesen. Aber jedes ihrer Worte ließen bei ihm eine Gänsehaut entstehen. Verstohlen sah er auf den Beifahrersitz. Dort saß sein Arbeitskollege und guter Freund. Keiner von den Kumpels, denen er diese Frau verdankte. Nein, Scott war anders. Er war nicht gerne unter Leuten. Schon gar nicht so vielen und gleich recht nicht fremden. Scott war viel zu schüchtern und wurde zudem viel zu schnell nervös. Ein netter Kerl eben. Einer, mit dem man über alles reden konnte. Naja fast. Die Sache mit dieser Frau hatte er ihm nicht erzählt. Ihr erstes Treffen außerhalb dieser Single Veranstaltung war einfach zu unheimlich gewesen. Wenn er nur daran dachte, wurde ihm bereits wieder heiß. Was für eine Frau. Er hatte sie bei sich zu Hause besucht. Sie hatte ihm sofort ihre Adresse gegeben. Zunächst hatte ihn das noch verwundert, dass eine so zierliche Frau keine Scheu hatte, sich bereits einen Kerl ins Haus zu holen, den sie doch eigentlich noch gar nicht kannte, aber als er dort ankam, waren seine Bedenken deswegen zunächst verschwunden. Unheimlich war vielleicht das richtige Wort für ihre Wohnsituation und irgendwie passte diese auch zu ihrer Erscheinung. Er hatte zwar zunächst gehofft, diese Aufmachung auf der Party wäre nur eine Art „Kostüm“ gewesen, aber ihr ganzer Lebensstil schien genauso zu sein. Einerseits wäre er lieber wieder verschwunden aber andererseits kam er nicht von ihr weg. Als hätte sie ihn verhext. Wie von einem Magnet angezogen. Wo er doch sonst nicht mit sich spielen ließ, weil er selbst der Typ dazu war, aber gegen diese Lady hatte er keine Chance. Nicht die geringste. Sie war wie ein Vulkan und Bradley war wie benommen, als sie mit ihm fertig war. Und jetzt hatte er diese komischen Einstichlöcher am Hals. Ob sie ihm etwas gespritzt hatte? Irgendeine Droge, die ihn so wirr und abwesend gemacht hatte? Er hatte keine Ahnung. Als er am nächsten Morgen aufgewacht war, was sie nicht auffindbar gewesen und eine Nachricht hatte er auch nicht gefunden. Also war er irgendwann einfach gegangen. Die Sache mit einer möglichen Droge bereitete ihm Kopfzerbrechen. Die Haut um diese Stelle an seinem Hals herum war richtig blau geworden und auch jetzt hatte er aus reiner Vorsicht ein Halstuch um. Wenn sein Kollege das sehen würde, würde er bestimmt Fragen stellen, auch wenn dieser sonst für gewöhnlich recht Wortkarg war. Bei einem Arzt war er deswegen jedoch nicht gewesen. Irgendwie hatte er bei diesem Gedanken kein gutes Gefühl. Bradley sah erneut auf das Navi und anschließend wieder zu Scott. „Was glaubst du, ist das für eine Familie?“ Sein Freund zuckte zusammen, als er unvermittelt angesprochen wurde und wusste im ersten Augenblick nicht so recht, was Brad meinte. „Na unser Kunde heute. Schäfer. Diesen Nachnamen habe ich noch nie gehört. Wo die wohl herkommen?“ Mit seinem Geplapper versuchte er sich selbst nur zu beruhigen. „W..weiß nicht“, brachte Scott stotternd zusammen. Er griff sich die Mappe mit dem Auftrag und dem Plan des Grundstückes. „Frau Grete Schäfer...“, las er laut vor, runzelte die Stirn und zuckte schließlich mit den Schultern. Aber genaugenommen konnte es ihm auch egal sein, wo diese Leute herkamen. Die Navi deutete schließlich an, dass es nur noch 100 Meter wären. Brads Blick fiel auf eine Mauer, die sicherlich drei Meter hoch war. „Eine Festung“, scherzte er, doch mit einem Male fuhr ihm eine Stimme in den Kopf. Sie rief ihn. Es war Charlene. Bradleys Gesicht schlief ihm augenblicklich ein. Dass er das Gefühl hatte, sie in seinem Kopf zu haben, war ihm nicht neu. Das hatte er bereits erlebt. Wiederholt. Seine Hände begannen zu zittern und er hatte schwer mit sich zu kämpfen, das Lenkrad gerade zu halten. Doch dann hielt er mit einem Ruck an und verschnaufte kurz. Scotts Blick hing sofort sorgenvoll an seinem Kollegen. „Geht es d...dir nicht gut?“ Warum rief sie ihn nur gerade jetzt? Es war ihm egal. Er wollte augenblicklich zu ihr und nahm Scotts Frage nur noch wage war. „Doch, doch, alles bestens“, log Brad ihn sofort an. „Hör mal. ich muss noch ein paar Sachen besorgen. Ich befürchte wir haben gar nicht alles dabei und bei der Größe dieses Grundstückes kommen wir mit der Schnur vielleicht auch nicht hin, die wir dabei haben.“ Für gewöhnlich war das Scotts Aufgabe, alles Nötige zusammenzusuchen und es einzuladen, weil er einfach der ordentlichere war, doch im Augenblick kam er nicht auf den Gedanken, dass ihn sein Kollege hier anlog. Er wollte einen Blick zurück auf die Ladefläche des himmelblauen Pick Ups werfen, doch da fuhr Brad bereits wieder an. „Ich setz dich einfach ab und beeil mich. Fang doch einfach schon mal an.“ Brad fuhr in die nächste Straße ein und sah beeindruckt am hohen Tor hinauf. „Meinst du, du kommst zurecht?“ Sein Blick fiel wieder auf Scott und dieser nickte zaghaft. Ihm war klar, dass er ihm da einiges zumutete, aber er hatte im Augenblick etwas anderes im Kopf und das im wahrsten Sinne des Wortes. „In ein bis zwei Stunden bin ich zurück. Fang doch schon mal an.“ „Na schön“, gab ihm sein Kollege zurück und ließ die Tür aufspringen. Dann nahm er sich den Grundstücksplan aus der Mappe, faltete diesen zusammen, ließ ihn in der Latzhosentasche verschwinden und stieg aus, um sich noch den Spaten von der Ladefläche zu holen. Sicher war sicher. „Ich beeil mich“, bekam Scott noch zu hören, bevor sein Kollege bereits abbrauste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)