100 Storys - es lebe die 'Un'übersicht von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 18: 41. Sicherheit -------------------------- Mit den Gedanken noch immer bei der Puppe hängend, die er gerade in diesem Waldstück gefunden hatte, öffnete er die hintere Tür seines Wagens, um seinen Hund einsteigen zu lassen. Genau genommen war es eigentlich dieser gewesen, der diese Puppe gefunden hatte. Marik beschlich ein seltsames Gefühl bei diesem Spielzeug. Wie lange sie wohl schon dort lag? Und vor allem wer sie wohl dort verloren hatte? Und wieso sie keiner geholt hatte? Fragen über Fragen. Er stieß die Tür zu und machte sich daran, selbst vorn einzusteigen, doch kaum hatte er die Fahrertür geöffnet, blickte er in den Lauf einer Waffe. „Einsteigen! Sofort!“ Die derben Worte einer jungen Frau, die plötzlich auf dem Beifahrersitz saß, ließen ihn zusammenfahren. Wie war sie hier hereingekommen? Hatte sie seinen Wagen aufgebrochen? Unwillig ließ er sich auf den Sitz rutschen und betrachtete die Lady dabei lediglich aus dem Augenwinkel. Sie sah aus, als hätte sie einiges durchgemacht. „Was wollen Sie...?“ Betonungslos verließen diese Worten seinen Mund, denn er versuchte Ruhe zu bewahren. Xerxes auf der Rückbank spürte ebenfalls genau, dass nichts Gutes vor sich ging. „Tür zu! Wir fahren!“ „Was?“ Nun wand er ihr doch den Blick zu. Die Waffe war noch immer auf ihn gerichtet, doch jetzt konnte er auch mit Sicherheit sagen, dass es nicht seine eigene war. Sie hatte wohl selbst so ein Spielzeug. „Starte endlich deinen beschissenen Wagen!“ Ungehalten begann sie mit der Waffe herumzufuchteln und Xerxes wurde jetzt auch hörbar nervös. „Und sag deinem Köter, dass er die Klappe halten soll!“ Das war zu viel für Marik. „Keinen Meter wird dieses Auto fahren!“ Er sprang wieder heraus, ohne zu zögern. Sie würde nicht schießen. Sie brauchte offensichtlich einen Fahrer und das wohl dringend. Wenn nicht, hätte sie den Wagen sicher längt kurzgeschlossen und wäre damit bereits abgehauen – oder sie hätte es zumindest versucht. Sie würde sich nicht getrauen zu schießen. Und immerhin hatte sie hier noch einen Rotweiler im Wagen sitzen und Xerxes würde sie angreifen, wenn sein Herrchen Schaden nahm. Dem war sie sich wohl bewusst, wie es schien. „Steig sofort wieder ein!“, murrte sie, während sie mit der Waffe noch immer auf ihn zielte selbst dann noch, als er mit großen Schritten um sein Auto herumlief und mit einer schnellen Bewegung die Beifahrertür aufriss, welche auf den Ersten Anschein hin, nicht aufgebrochen worden war. „Raus aus meinem Wagen!“ Seine Stimme klang unheilvoll und er fügte ein Knurren an, welches alles andere als menschlicher Natur war. „Jetzt gleich!...“ Die Unbekannte zuckte leicht zusammen. Marik ließ nicht gerne seine unmenschliche Art heraus, aber wenn ihm nichts anderes übrig blieb, dann musste es eben sein. „Wird’s bald!“ Erneut knurrte er und brachte sie damit abermals zum zusammenzucken. Die Sicherheit, die sie in diesem Wagen erwartet hatte, war längst passé. Wenn sie hier nicht sogar in noch größerer Gefahr war... In einem von ihr unachtsamen Augenblick nahm er ihr die Waffe ab und brachte sie außer Reichweite. Die Fremde schnappe erschrocken nach Luft. Souverän sicherte Marik die Waffe und ließ das Magazin in seiner Hosentasche verschwinden. Die leere Waffe reichte er ihr jedoch nicht. Wer wusste schon, ob sie nicht zufällig noch irgendwo Munition hatte. „Hast du keine Manieren, Mädchen? Marik drehte den Kopf schief und starrte sie durch seine Sonnenbrille an. „Das war nicht sehr nett. Ich lasse mich nicht in meinem eigenen Wagen von einem Mädchen bedrohen, klar?! Und jetzt verschwinde!“ Marik packte sie grob am Arm und zog sie einfach aus der Tür, welche er hinter ihr einfach wieder zustieß. „Sie dürfen mich nicht hierlassen“, sagte sie und war mit einem Male ganz kleinlaut und zur Förmlichkeit zurückgekehrt. Marik ignorierte sie und das Zittern in ihrer Stimme dennoch einfach. Er war zu wütend. Während er um seinen Wagen wieder herumlief, wagte sie es nicht, einfach wieder einzusteigen. „Die sind noch hinter mir her. Die werden mich umbringen...“ Bei diesen Worten wurde er nun doch hellhörig. Während er seine Tür schloss, ließ der das Fenster auf der Beifahrerseite herunter. „Wer?“, fragte er jedoch nur. „Ich weiß nicht, wer diese Kerle sind“, sagte sie wahrheitsgemäß und schaute ihn mit ihren großen, grünen Augen unschuldig an, in der Hoffnung, Marik würde sie wieder in den Wagen bitten, aber das tat er nicht. Er wollte sie schmoren lassen. Strafe muss sein. Auch wenn er sonst nicht der Unnahbare war. Marik hatte immer versucht zu helfen, wo er konnte und nett zu sein, zu jedem, der ihm über den Weg lief, aber genau das hatte es wohl schließlich zu diesem „Unfall“ kommen lassen, an dem er noch heute zu leiden hatte und woran er wohl bis an sein Lebensende litt. „Du redest nicht zufällig von einem breitschultrigen, ziemlich fetten, Kerl mit zerschlissener Jeans, einem ruinierten Hemd und einem scheußlichen Schnurrbart?“ Bei diesen Worten wurden ihre Augen groß. „Oh Gott...“, flüsterte sie. „War der etwa hier?“ Sie blickte sich unruhig um. „So einer war vorhin im Bistro und hat am Telefon verkündet, jemanden verloren zu haben...“ Aschfahl wurde die junge Frau und sah abermals flehend in Mariks Richtung und so wie sie ihn anschaute, was das für sie kein Spiel. „Na schön, steig ein“, ließ er sich schließlich erweichen. Er wollte nicht am Tod einer jungen Frau schuld sein. „Dankeschön.“ Doch noch bevor sie ihren Hintern erneut auf dem schwarzen Ledersitz platziert hatte, hielt er sie mit ausgestrecktem Arm erneut an. Im letzten Augenblick nur konnte sie noch abbremsen. „Aber nur unter einer Bedingung:“ Erwartungsvoll schaute sie ihn an. „Ich will wissen, was los ist.“ Ihr zaghaftes Nicken darauf war für ihn Antwort genug. „Gut.“ Als sie endlich wieder eingestiegen war, atmete sie tief durch, doch ihr Blick wirkte alles andere als beruhigt. Denn erst jetzt begann sie sich den Kerl, den sie eben noch bedroht hatte und in dessen Wagen sie wieder saß, genauer anzusehen. Schon seine Aufmachung war eher Geschmackssache. Schwarzes Leder. Er machte auf sie irgendwie den Eindruck, als käme er geradewegs aus den 80ern. Und welcher Mensch trug schon bei finsterster Nacht eine Sonnenbrille? Und dann war da noch dieser Rottweiler auf der Rückbank, auch wenn er sie Hechelnd anschaute und dabei nur bedingt gefährlich wirkte. Sie mochte Hunde, ganz klar, aber dieser hier war schon ein ganz schöner Brummer. „Also?“ Marik verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück, doch sich dazu durchzuringen, ihm zu antworten, fiel ihr plötzlich schrecklich schwer. Stattdessen begann sie unruhig ihre Hände zu falten. Marik bekam das natürlich mit. Die junge Frau roch derartig nach Angst, dass es kaum auszuhalten war. Mit einer zügigen Bewegung schloss er wieder das Seitenfenster und verriegelte die Türen. „Besser so?“ Sie verzog abermals den Mund, denn immerhin war sie hier nun bei diesem Kerl gefangen, der ihr ebenfalls alles andere als geheuer war, aber sie hatte es doch so gewollt, also begann sie zu erzählen, um ihn nicht noch länger warten zu lassen. „Die haben mich entführt wegen meinem Bruder. Er hat wohl wieder Mist angestellt und das einzige was ich weiß ist, das er einen Auftrag für sie erledigen soll und wenn er das nicht macht, bin ich dran.“ Sie zog tief die Luft ein. „Er hat diese Sache wohl nicht gemacht.“ „Was für eine Sache?“ Marik blickte sie jetzt wieder direkt an und die Kleine presse die Lippen kurz fest zusammen. „Ich glaube, er sollte jemanden erschießen...“ Kopfschüttelnd wand er den Blick wieder ab. Wie konnte die Welt nur so werden? „Schusswaffen gehören verboten...“ „Ich weiß es doch nicht genau.“ Unruhig rutschte sie auf dem Sitz herum. „Und dieser Kerl sollte dich aus dem Weg schaffen?“ Sie nickte und wieder hing ihr Blick an Xerxes. „Ich habe ihn verarscht und bin abgehauen...“ „Kopf runter“, unterbrach Marik sie mit einem Male in ihrer Erzählung und versuchte diese Worte so leise wie möglich zu äußern. „Da hinten kommt er...“ Die junge Frau rutschte sofort in den Fußraum und kauerte sich zusammen. Eine Sache die Xerxes sehr interessant fand, denn am liebsten wäre er hinterher. Marik konnte ihn nur im letzen Moment packen, um ihn davon abzuhalten. „Schaut er her?“, flüsterte sie kleinlaut und lugte zu Marik hinauf. Dieser vergewisserte sich kurz. „Ich denke nicht, aber ich werde jetzt besser fahren. Er kommt in unsere Richtung.“ Mit diesen Worten startete er den Wagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)