Kain und Abel von harakiri ================================================================================ Zwischenspiel. -------------- Kakashi hasste Krankenhäuser. Ironischerweise hatte er öfter wegen langer Nutzung seines Sharingans eines der Betten im Hospital Konohas belegt als wegen simpler Verletzungen, was seine Euphorie für diese Einrichtung nicht gerade steigerte – zur wochenlangen Bewegungsunfähigkeit verdammt zu sein war nicht gerade seine Definition von Erholung. Ein anderer Grund, aus dem er Krankenhäuser hasste, war, dass er zu oft zu Besuch in ihnen verweilte. Er würde sich nie daran gewöhnen können, die gebrochenen Körper seiner Kameraden zu sehen, und nicht selten hatte er in einem der sterilen Zimmer Lebewohl sagen müssen. An diesem Tag jedoch hatte Kakashi einen positiven Anlass, Konohas Krankenhaus aufzusuchen: Heute war er hier, um jemanden abzuholen – wenn auch früher, als vorgesehen. Der Jōnin kündigte seinen Besuch nicht erst bei der Rezeption an sondern hielt direkt auf das Zimmer zu, in dem Yamato untergebracht war. Mit Elan schob er die Schiebetür zur Seite, woraufhin der Anbu zusammenfuhr und sich mit dem Messer in den Finger schnitt, das er soeben benutzte, um einen Apfel zu schälen. Irritiert und mit dem blutenden Finger im Mund schaute er dem Eindringling entgegen. "Abholservice" rief Kakashi gedehnt und warf seinem Kōhai eine Tasche in den Schoß, in der er Yamatos Anzug, Weste und persönliche Abwandlung eines Stirnbands sowie einige Waffen und etwas Proviant verstaut hatte. "Was ist passiert?" fragte Yamato alarmiert, Apfel und Messer auf dem Nachttisch ablegend. "Naruto ist weg." Yamato hielt kurz inne, um Kakashi einen fassungslosen Blick zuzuwerfen. Zur Sicherheit hatten die Ärzte Yamato noch ein paar Tage dabehalten wollen, doch er wusste, wann er sein eigenes Wohlbefinden hinten anstellen sollte. Ob seiner Vergangenheit hielt ihn ohnehin absolut nichts in einer sterilen Umgebung wie dieser. Der Anbu war gerade dabei, in seine Schuhe zu schlüpfen, als die Tür erneut zur Seite geschoben wurde und Tsunade hereinstürmte, dicht gefolgt von Shizune und einem Mob aufgeregter Krankenschwestern. Auf einen Wink Godaimes hin versperrte Shizune den Pflegerinnen den Weg. Tsunade warf Kakashi ein kleines Bündel schwarzen Stoffes mit den Worten "Sasuke ist in Taki no Kuni" zu, das dieser mit einer bösen Vorahnung auffing. Als er es auseinanderfaltete fiel sein Blick auf eine dünne silberne Platte, in die das Symbol Konohas eingraviert war. Yamato schaute ihm über die Schulter, während er sich seine Weste überstreifte. Seinen ersten Gedanken behielt er für sich; den zweiten ebenso. Schließlich sagte er: "Naruto hat offensichtlich ein Handeln dem sorgfältigen Überdenken der Situation vorgezogen." Tsunades Gesicht zierte ein besorgter Ausdruck. Kakashi verstaute das Stirnband in einer der vielen Taschen seiner Weste und nickte der Hokage zu. "Lass uns gehen" sagte er an Yamato gewandt und steuerte das Fenster an, das direkt auf ein schmales Vordach führte, auf dem er sich postierte und mit seinem Kuchiyose no Jutsu Pakkun herbeirief. Der Ninken brauchte keine Geruchsprobe des Jungen, besaß er doch ein ausgezeichnetes Gedächtnis, das niemals einen Geruch vergaß, den er einmal aufgenommen hatte. Tsunade gab ihnen nur ein "Beeilt euch" mit auf den Weg, und in diesem Moment schien ein Hauch ihres wahren Alters auf ihrem Gesicht zu liegen. Naruto erinnerte sich noch gut an die Abschlussprüfung in der Ninjaakademie. Er würde nie die Enttäuschung vergessen, die er verspürte, als sein Bunshin no Jutsu wie erwartet komplett daneben ging und sich beim Anblick des schlaffen, fast geisterhaften Ebenbildes seiner Selbst sein letzter Funken Hoffnung, die Prüfung noch zu bestehen, mit dem Doppelgänger in Luft auflöste. Damals schwor er, seine Schwächen zu überkommen, niemals aufzugeben, und mit Stolz konnte er nun auf die Früchte seines jahrelangen Trainings blicken. Er hatte gelernt, sein Kagebunshin no Jutsu zu perfektionieren – und das waren die Schattendoppelgänger auch: perfekte, eigenständige Wesen und so authentisch, dass selbst der Sannin Jiraiya nicht mehr sofort das künstliche Wesen hinter dem vertrauten Antlitz erkannte. Er hatte mehrere von ihnen zurück nach Konoha geschickt, nachdem er so kopflos aufgebrochen war. Wäre etwas schief gelaufen hätte man ihn zumindest nicht gefangen nehmen können, und auf diese Weise konnte er sogar noch Sakura Lebewohl sagen. Niemandem war aufgefallen, dass es nicht mehr sein Rucksack war, den der Kagebunshin zum Tor des Dorfes brachte, nachdem dieser in dem kurzen Moment des Unbeobachtet seins nach dem Gespräch mit Tsunade den Platz mit dem anderen getauscht hatte. Die Einigkeit und gleichzeitige Eigenständigkeit der Kagebunshin ermöglichte es ihnen, als völlig funktionstüchtige Einheit zu fungieren, weshalb es keiner großen Worte bedurfte, als der echte Bote, nun schon mit einigem Vorsprung dank des falschen, der Shikamaru und Sai in die Irre geführt hatte, auf seine sechs Ebenbilder traf, die sofort in alle Himmelsrichtungen ausschwärmten, um mögliche Verfolger zu verwirren und Naruto einen weiteren Vorsprung zu geben. Er würde später noch genug Ärger mit den Anbu bekommen, die sicherlich wie er schon auf dem Weg nach Taki no Kuni waren. Einige weitere Kagebunshin hatte Naruto vorausgeschickt, um im Reich des Wasserfalls nach weiteren Hinweisen auf den genauen Verbleib der Nukenin zu suchen, sobald er von der Spur hörte. Naruto erfuhr, dass ihm Kakashi, Pakkun und Yamato auf den Fersen waren, als sich wieder einer seiner Kagebunshin auflöste, nachdem er fast von dem Trio eingeholt worden war. Jiraiya hatte wohl die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens verstanden und davon abgesehen, ihn aufhalten zu wollen. Vielleicht konnte er seine Beweggründe aber auch einfach zu gut nachvollziehen. Ein weiterer Doppelgänger informierte ihn darüber, dass auch die anderen Sieben der Hachi Ninken unter Kakashis Befehl seiner Spur folgten; doch vollständig abschütteln würde er seine beiden Taichōs wohl nicht mehr können, würden sie ihn doch spätestens in Taki no Kuni wieder aufspüren. Für den Moment musste er Geduld haben. Bald würde auch er seinen Weg antreten können. Waffen, Schriftrollen… Das alles brauchst du nicht. Du hast mich. Naruto spürte einen Schauer seinen Rücken hinablaufen. Du hast mich… Er schloss die Augen und atmete tief durch. Noch nicht. Was sollen deine Waffen gegen diesen Dämon ausrichten? Er würde es schaffen. Nur Monster können Monster bekämpfen. Er war stark genug. Du kannst ihn zerreißen… Mit seinen eigenen Händen. Er wird leiden. Qualen erleiden. Büßen. Für seine unverzeihliche Tat. Wir werden uns rächen. Gemeinsam. Nichts würde ihn aufhalten. Obwohl der Kagebunshin ein eigenes Wesen war spürte er trotzdem den Wandel in seinem Meister. Das Chakra, das er ihm sendete, schien auf einmal seine "Farbe" zu verändern, brachte ein fremdes Gefühl mit sich, eine bedrohliche Präsenz. Und sie wurde stärker; eine Kraft ermächtigte sich seines Körpers, die er nicht zu beschreiben vermochte. Sie verdunkelte seine Gedanken und fing an, auch ihn zu verändern. Sie war vertraut. Sie trieb ihn an. Schneller, er durfte keine Zeit verlieren: sein Meister wurde ungeduldig. Wartete. Wollte aufbrechen. Um Sasuke endlich… – gemeinsam – …zu richten. Als der Kagebunshin das Shūmatsu no Tani erreichte – der Ort, an dem Sasuke sein altes Leben wegwarf – fand er seinen Meister auf dem Kopf des Shōdai Hokage stehen, den Blick auf das Haupt seines Gegenübers gerichtet: Uchiha Madara. Regungslos betrachtete er die Sharingan des Uchiha, durchströmt von einem Gefühl des Zorns, das ihn begleitete, seit er die von der Spiegelung rot gefärbte Klinge Kusanagis in Sakuras Brustkorb stecken sah. Rot wie die Augen der Uchiha. Rot wie das Blut, das schon bald fließen würde. Gib mir deinen Körper und ich leihe dir meine Kraft… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)